12.12.2012 Aufrufe

Untitled - Cascade Art Space

Untitled - Cascade Art Space

Untitled - Cascade Art Space

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

AFRICA<br />

Tilmann Krieg hat die Begegnungen auf seinen Reisen fotografisch festgehalten.<br />

Krieg ist aber kein gewöhnlicher Tourist, sondern Fotograf – ein Künstler, für den<br />

ästhetische Maßstäbe zählen. Das Reisen spielt bei Tilman Krieg eine große Rolle.<br />

Nach seinem Kunststudium in Strasbourg arbeitete er als freischaffender Fotograf<br />

und realisierte Projekte in Brasilien, Frankreich, den USA, Südkorea – und Äthiopien.<br />

Mit dem geübten Blick des Fotografen und den wachen Augen eines Forschungsreisenden<br />

tauchte er abseits der touristischen Wege in die äthiopische Lebenswelt ein.<br />

....<br />

Krieg geht verantwortungsvoll mit den Menschen um, die er fotografiert - und er<br />

setzt sich mit der Problematik auseinander, die das Abbilden von Menschen aus anderen<br />

Kulturen mit sich bringt. Denn was löst ein Fotograf aus, wenn er reist, seine<br />

Begegnungen in Bildern festhält? Was bewirkt er, wenn er diese Bilder in seinem<br />

Heimatland einem Publikum präsentiert, das die Erfahrung der direkten Begegnung<br />

nicht gemacht hat? Wie werden die Bilder wahrgenommen? Welche Botschaft<br />

kommt an? Und was zeigen die Bilder jenen Menschen, die ihr eigenes Land und die<br />

eigenen Landsleute dargestellt sehen?<br />

Roland Barthes beschreibt in seinem Buch „Die helle Kammer – Bemerkungen zur<br />

Photographie“ (1989 Frankfurt am Main) die Wirkung, die ein kleines Detail auf einer<br />

Abbildung haben kann. Fast beiläufig, unbeabsichtigt tauche es auf und nehme<br />

das ganze Bild für sich ein. Barthes beschreibt das Detail als das, was in einem Bild<br />

den Betrachter überzeuge. In ihm stecke das Moment intimen Wiedererkennens<br />

und tiefer Rührung, das den entscheidenden Eindruck hinterließe und das Abgebildete<br />

über die Fotografie hinausführen könne.<br />

Die Dimensionen des Dargestellten gehen oft über das hinaus, was der Fotograf<br />

wahrnehmen kann, wenn er den Auslöser betätigt. Bilder können Details, Blicke<br />

oder kleine Gesten beinhalten, die auch dem Fotografen erst auffallen, wenn er<br />

das entwickelte Foto in den Händen hält. Es sind diese zufälligen, nicht planbaren,<br />

nicht komponierbaren Zeichen, die interessant, fesselnd, erschütternd sind und die,<br />

so Barthes, ein gutes Bild ausmachen. Die Wahrnehmung und Deutung dieser Zeichen<br />

ist zwar subjektiv und hängt mit den Erfahrungen des Betrachters zusammen.<br />

Doch gerade in dieser Subjektivität liegt die große Möglichkeit der Fotografie: sie<br />

ermöglicht auf sehr persönlicher und emotionaler Ebene eine Auseinandersetzung<br />

mit dem Dargestellten.<br />

Melanie Gärtner, Johann-Wolfgang von Goethe-Universität, Frankfurt / Main<br />

86 87<br />

DANS LES SOUKS (Ausschnitt), Marrakech 2005

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!