s'Magazin usm Ländle, 14. Mai 2017

BURLESQUE
Fotos: Mathis Fotografie, Raketenmieze
Striptease –oder eben nur fast:
Raketenmiezeim
Trainingsoutfitfür ihren
Burlesque-Workshop
Zeiten, als sie sich kaum traute, im Badeanzug durchs
Freibadzugehen.Durch Burlesque gewannsie Selbstvertrauen.
Nach zahlreichen Workshop-Teilnahmen in ganz
Deutschlandwurde das Verlangen immer größer,ihre
„innere RampensauGassi zu führen“. „Bei meinerersten
Soloshow war ich eine moderne Version der Jane
und holte mir meinen Tarzan aus dem Publikum. Das
hat riesigen Spaß gemacht, und ich kann es bis heute
nicht lassen!“ Raketenmieze istderzeit die einzige Burlesque-Künstlerin
im Bodenseeraum und hat es sich zur
Aufgabe gemacht,die Szene voranzutreiben.Auch mit
eigenen Workshops. Kürzlich fandder erste nicht weit
über der Grenze zu Deutschland statt. Neugierig wie
ich bin, war auch ich eineder Teilnehmerinnen.
Jedem gefällt Raketenmiezes Hobby freilich nicht,
und die Vorurteile sind groß. Das treibtdie Performerin
nur noch mehr an–sie lädt die Kritiker zu ihrer
Show ein. „Meistens kommen sie im Anschluss mit
strahlenden Augen zumir und revidieren ihre Meinung.
Sie merken, dass es um Ausstrahlungund Weiblichkeit
geht. Ich bin nichtbesser als jemandimPublikum,
aber auch nicht anstößig.“
Wie ziehe ich mir lasziv mit den Zähnen den Handschuh
aus, und wie spiele ich verrucht mit einem Seidentuch?Puh,soverführerisch,
wie sich die Burlesque-
Ikone Dita von Teese im überdimensionalen Champagnerglas
rekelt, schaut das bei mir noch nicht aus.
Doch mit der richtigen Haltung und ein bisschen
Übung gefällt mir mein Spiegelbild immer besser. Und
darum geht es Kerstin auch, wie Raketenmieze im echten
Leben heißt. DassFrauenwiederihre Weiblichkeit
entdecken –und das unabhängigvon Kleidergröße und
vorgegebenenSchönheitsidealen.„BeiBurlesqueist jeder
Frauentyp willkommen –das macht es so spannend.Man
ist stolz darauf, was man präsentiert.“
Sandra Nemetschke
s’Magazin 13