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NPHM_Frühjahr 2015

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WERKEINFÜHRUNG<br />

Edward Elgar (1857–1934):<br />

Serenade für Streichorchester e-Moll op. 20<br />

Allegro piacevole<br />

Larghetto<br />

Allegretto<br />

Edward Elgar zählt zu den Spätentwicklern unter den Komponisten. Er stammte<br />

aus einer künstlerisch interessierten und aktiven Familie: sein Vater war Musikalienhändler<br />

und auch als Geiger, Organist und Klavierstimmer tätig; seine<br />

Mutter vermittelte den Zugang zu Malerei und Literatur. Der junge Edward<br />

lernte Klavier, Violine und Fagott und wirkte in verschiedenen Orchestern<br />

mit, begann auch bald zu dirigieren. Als Komponist aber war er Autodidakt:<br />

er hat niemals ein Konservatorium besucht, sondern sich seine Kenntnisse<br />

durch intensive Lektüre selbst angeeignet. Sein Leben lang fühlte er sich<br />

deshalb den akademisch geschulten Komponisten unterlegen, und auch<br />

seine bescheidene Herkunft machte ihm zu schaffen. Aber letztlich hinderte<br />

ihn das alles nicht, einer der bedeutendsten englischen Komponisten seiner<br />

Zeit zu werden.<br />

Elgars hatte als Kind erste Kompositionsversuche unternommen; einige<br />

Skizzen aus dieser Zeit arbeitete er Jahrzehnte später mit gereifter Kompositionstechnik<br />

aus. Die ersten vollständigen Werke waren für den Eigengebrauch<br />

bestimmt: Stücke für die Orchester und Kammerensembles, in denen er mitspielte.<br />

Dadurch erlangte er allmählich eine gewisse Reputation in Mittelengland,<br />

und auch andere Orchester und Chöre baten ihn um Kompositionen.<br />

Elgar beschloss, als freischaffender Komponist zu arbeiten, aber noch lange<br />

Zeit musste er nebenher Musikunterricht erteilen, um den Lebensunterhalt<br />

für sich und seine Familie zu bestreiten. Viele der frühen Werke zeigen noch<br />

deutliche Einflüsse von Schumann, Dvořák, Brahms und Wagner und nur wenige<br />

Anzeichen von Elgars eigenem Stil. Die erste vollgültige Komposition, mit<br />

der er selbst zufrieden war und die sich bis heute im Repertoire gehalten hat,<br />

ist die Serenade für Streichorchester, entstanden 1892. Da war der Komponist 35<br />

Jahre alt – ein Alter, welches Franz Schubert nicht zu erreichen vergönnt war.<br />

Die Serenade für Streichorchester wurde in Worcestershire geschrieben, der Heimat<br />

des Komponisten, wohin er nach einer kurzen Zwischenstation in London<br />

zurückgekehrt war. Es wird vermutet, dass das Werk auf eine wenige Jahre zuvor<br />

entstandene Suite zurückgeht, die Elgar jetzt umarbeitete und entscheidend<br />

verbesserte. Der Titel ist an Tschaikowski und Dvořák angelehnt, die jeder eine<br />

Serenade für Streichorchester komponiert haben. Im gleichen Jahr wie Elgar,<br />

also 1892, schrieb auch Dvořáks Schüler Josef Suk eine derartige Serenade;<br />

im Vorjahr hatte der russische Komponist Wassili Kalinnikow ebenfalls eine<br />

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