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LIFESTYLE I 22 Samstagmorgen, gegen drei Uhr früh, dröhnen die Techno- Bässe durch die beiden Etagen des “Café d’Anvers”. Im Saal, dessen Vergangenheit als Kino an den Balkonen und Lustern ersichtlich ist, tummelt sich ein buntes Völkchen von Modebewussten und Trend Scouts. © Etienne Tordoir
© Etienne Tordoir The Antwerp six Vor der Tür mischen sich Trauben von Tanzwütigen, die nach einer Tour durch die Bars an der Schelde irgendwann im “Café d’Anvers” in der Verversrui landen. Sie stoßen damit auf ein Viertel, vor dem uns unsere Eltern immer gewarnt haben: rote Neons tauchen die leichtbekleideten Vertreterinnen des angeblich ältesten Gewerbes der Welt in ein Schummerlicht. Muskelbepackte Ledermänner aus der Schwulenszene lümmeln vor einer Eckkneipe. “Beauties” im Designerdress steigen aus dem Taxi. Kurzum, das “Café d’Anvers” liegt mitten im Leben. Mehr Leben als in Antwerpen gibt es in Flandern nirgends. Brüssel ist die Hauptstadt, Brügge die Idylle, aber als Trendsetterin hat Antwerpen die Nase vorn. Das “Streetlife” an der Schelde inspiriert seit 20 Jahren eine ganze Generation von Modemachern, deren Entwürfe die Laufstegprobe in Paris, London und Mailand mit Bravour bestanden haben. Sechs Jungdesigner Angefangen hat Antwerpens Aufstieg zur Modestadt Mitte der 80er Jahre. Eine bis dahin noch nicht dagewesene Mode machte Furore, aufgespürt in den Ateliers von Dirk Bikkemberg, Dries Van Noten, Walter Van Beirendonck und drei weiteren Jungdesignern. Wallende, und doch alles offenlegende Mäntel, die den Heiligen auf den Rubensgemälden vom Leib gezogen zu sein schienen. Anzüge, die mit Fetischobjekten aus dem tiefsten Kongo, sowie aus SM-Clubs spielten. Mode mit dem unverblümten Blick auf die Dinge des Lebens, “très Antwerpen”. Alle sechs Jungdesigner hatten in Antwerpen ihren Abschluss im Fachbereich Mode-Design der Königlichen Akademie für Schöne Künste gemacht. Ein britischer Modekritiker verpasste dem halben Dutzend Nachwuchstalenten das Schlagwort “The Antwerp Six” und von der französischen “Vogue” wurde es übernommen. Von da an ging’s bergauf. Ende der 80er Jahre schickte das amerikanische “Time Magazine” einen Redakteur in die belgische Hafenstadt. Der Auftrag lautete, eine Reportage über die jungen Wilden der belgischen Modeszene zu machen. “Look on the Wild Side” lautete das im Magazin abgedruckte Ergebnis. Was der “Time Magazine”-Reporter an der Schelde gesehen hatte, ließ Jean-Paul Gaultier in Paris, als auch die Street Gangs der Bronx vergleichsweise brav dastehen. Amerika erfuhr, dass Antwerpen nicht nur die Stadt ist, in der 55 Prozent aller Geschäfte mit geschliffenen und Industriediamanten abgewickelt werden und in der Rubens gemalt hat – sondern eine freche, lebenslustige Stadt, in der man sich bestens amüsieren kann. SIGHTSEEING-TIPP: Die Fashion-Tour führt Sie auf eine Entdeckungsreise zu “The Antwerp six“, Design und Architektur Antwerpens. Der Modeführer ist erhältlich beim Fremdenverkehrsamt Antwerpen INFORMATIONEN: FREMDENVERKEHRSAMT ANTWERPEN Grote Markt 15 I B – 2000 Antwerpen www.antwerpen.be 1 I MuHKA, Museum Zeitgenössischer Kunst 2 I Meisterwerk des Barocks – Carolus Boromeus Kirche 1 I 2 I © A. Kouprianoff © DVT Antwerpen LIFESTYLE I 23
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