klangspuren zeitung sept05 - Klangspuren Schwaz Tirol
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SCHÖNWETTER spuren September 05<br />
LIEBE LESERIN, LIEBER LESER!<br />
„Hunger auf Kunst und Kultur?“, erscheint<br />
als Frage in satten Zeiten wie diesen deplatziert.<br />
Das Schauspielhaus Wien hat in<br />
Zusammenarbeit mit der österreichischen<br />
Armutskonferenz die Frage in eine gleichnamige<br />
Aktion verwandelt und dafür angesehene<br />
Partner wie das Klangforum Wien,<br />
das Tanzquartier Wien und das Museum<br />
Moderner Kunst Stiftung Ludwig gewonnen:<br />
Menschen, die sich Kultur zurzeit nicht<br />
leisten können, wie Arbeitslose, Sozialhilfeempfänger<br />
und Flüchtlinge erhalten freien<br />
Zutritt zu Theater- und Konzertveranstaltungen<br />
sowie zu Museen. Ein Bravo dieser Initiative:<br />
die <strong>Klangspuren</strong> werden sich Ähnliches<br />
überlegen. Kunst und Kultur sind ein<br />
soziales Grundbedürfnis – das sollte öfters<br />
klar gesagt werden – und ist als Botschaft<br />
eigentlich interessanter als die zurzeit vielerorts<br />
zu lesenden Bestandsaufnahmen<br />
der zeitgenössischen klassischen Musik:<br />
die deutsche Kulturzeitschrift Der Merkur<br />
glaubt die Bedeutungslosigkeit der zeitgenössischen<br />
Musik feststellen zu müssen,<br />
die Tagespresse sieht im Verdi-Spektakel<br />
der Salzburger Festspiele den letzten Rettungsanker<br />
einer dahinsiechenden Schallplattenindustrie,<br />
die ihre Umsatzmaßstäbe<br />
oft aus der Popbranche nimmt. Jenseits<br />
dieses Geplänkels sieht die Realität zum<br />
Glück viel versprechender aus: das Lucerne<br />
Festival erweitert sein Engagement für<br />
Neue Musik, das Ensemble Modern baut<br />
weiter am Akademiemodell als Vermittler<br />
neuer Spieltechniken samt Musikverständnis,<br />
kleine Labels halten sich mit einem<br />
intelligenten Nischenprogramm immer<br />
noch wacker am Markt, selbstverwaltete<br />
Ensembles wie die Neuen Vocalsolisten<br />
Stuttgart eilen von Erfolg zu Erfolg – um nur<br />
einige Beispiele zu nennen. Die Szene Neuer<br />
Musik ist reich an Inhalten, innovativen<br />
Strategien und intelligenten Initiativen.<br />
Aus der Sicht der <strong>Klangspuren</strong> ist der neue<br />
europäische Osten besonders interessant:<br />
der Lettische Radio-Chor, das Ensemble<br />
Rigas Kamermuziki, der polnische Cellist<br />
Andrzej Bauer, der künstlerische Leiter des<br />
Warschauer Herbstes und Komponist Tadeusz<br />
Wielecki, die junge polnische Komponistin<br />
Joanna Wozny sowie ihr Landsleute<br />
Michael Talma-Sutt, Ewa Trebacz, Cezary<br />
Duchnowski und die lettischen Komponisten<br />
Gundega Smite, Eriks Esenvalds,<br />
Andris Dzenitis, Maija Einfelde – alle sind<br />
sie bei den diesjährigen <strong>Klangspuren</strong> im<br />
Rahmen eines polnisch-lettischen Länderschwerpunktes<br />
zu hören. Das sind europäische<br />
Realitäten, die jahrzehntelang eigene<br />
Wege gehen mussten und jetzt aus dieser<br />
Epochenüberschreitung durch den Beitritt<br />
zur EU ein ganz eigenes Kapitel eröffnen<br />
werden.<br />
Vom Abenteuer der Neuen Musik ist gerne<br />
die Rede – bei den <strong>Klangspuren</strong> ereignet<br />
sich dieses Abenteuer.<br />
Das Team der <strong>Klangspuren</strong><br />
Alpensinfonie<br />
Über eine Woche lang probte das Ensemble<br />
Modern Orchestra mit 135 Musikern in<br />
<strong>Schwaz</strong> für ein Konzert im Rahmen des<br />
Lucerne Festivals. Als Dankeschön an die<br />
<strong>Klangspuren</strong> gab das EMO ein Abschlussprobenkonzert<br />
in der Binder Lagerhalle Jenbach<br />
- siehe auch Artikel Seite 13.<br />
Backbeat Boys<br />
Bei der Eröffnung der Langen Nacht der Musik<br />
am 18. Juni im Wiener Museumsquartier<br />
lockten die Backbeat Boys an die 500 kleine<br />
& große Menschen an, die sich von ihren<br />
Percussion-Klängen begeistern ließen.<br />
Lehrlinge<br />
Viel Applaus ernteten die Lehrlinge der Firma<br />
MPREIS für ihren Auftritt bei der Galanacht<br />
der Lehrlinge am 2. Juni in den Raiffeisensälen<br />
Innsbruck. Gemeinsam mit Stefan Schwarzenberger<br />
und Andreas Schiffer von The Next<br />
Step gaben sie ein Stück für Bananenschachteln<br />
und Fliegenklatschen sowie einen feurigen<br />
Samba, gespielt mit Lebensmitteln und<br />
traditionellen brasilianischen Instrumenten,<br />
zum Besten.<br />
Architekturfahrt<br />
„Der Weg ist das Ziel“ lautete das Motto der<br />
Architekturfahrt, die am 3. Juli von Innsbruck<br />
nach Galtür führte, und auf der gemeinsam mit<br />
Arno Ritter (von aut. architektur und tirol) architektonische<br />
Juwelen im <strong>Tirol</strong>er Oberland – wie<br />
die Pitzenklammbrücke oder die Trisanna- und<br />
Rosanna-Brücken – entdeckt, erklettert und<br />
besichtigt wurden.<br />
Unendlich Schade<br />
20 Generalpassbesitzer haben die Gelegenheit<br />
genutzt zum Menuhin Festival<br />
nach Gstaad in die Schweiz zu fahren. Der<br />
Ausflug war so schön, dass wir vergessen<br />
haben zu fotografieren.<br />
KLANGSPUREN ON AIR<br />
An jedem dritten Dienstag im Monat berichten die <strong>Klangspuren</strong> aus der Welt der neuen Musik:<br />
auf Freirad, 105.9MH. Die nächsten Termine sind 20.9., 18.10., 15.11. und 20.12, jeweils von<br />
11.00-12.00. Das Freie Radio Innsbruck – FREIRAD 105.9MHz fördert die freie Meinungsäußerung,<br />
ist werbefrei, nichtkommerziell und auf Gemeinnützigkeit ausgerichtet. FREIRAD steht<br />
allen Einzelpersonen und Gruppen offen, die das Medium Radio nutzen möchten, vor allem jenen<br />
die sonst schwer oder gar nicht die Öffentlichkeit erreichen. Programmschwerpunkte sind Kultur,<br />
Integration (Fremdsprachenradio) und Demokratiepolitik.<br />
Infos & Programm: www.freirad.at<br />
LÖSUNG DES spuren01 RÄTSELS<br />
In der letzten Ausgabe der „spuren“ fragten wir, welche versteckte <strong>Schwaz</strong>er Sehenswürdigkeit<br />
auf den Fotos auf Seite 16 zu sehen ist. Antwort: Der Dachstuhl der 1502 geweihten<br />
<strong>Schwaz</strong>er Pfarrkirche Maria Himmelfahrt. Es ist der größte und einzige begehbare und sich<br />
im Originalzustand befindliche Dachstuhl dieser Art in ganz Österreich. Der Gewinner der<br />
Hörfloßfahrt am Inn von Innsbruck nach <strong>Schwaz</strong>, inklusive Abendessen und Konzertbesuch, ist<br />
Mario Maier aus <strong>Schwaz</strong><br />
DIALOGE<br />
Neue, gereinigte Hörerlebnisse, Dialoge zwischen Mozart, der zeitgenössischen Musik, Tanz<br />
und Literatur, zueinander in Beziehung gesetzt durch vier starke Lebensmotive, die Hörer,<br />
Künstler und Kunst unserer Zeit aufs Engste mit Mozart verbinden: das sind die „dialoge“, eine<br />
Veranstaltungsreihe der Internationalen Stiftung Mozarteum Salzburg im Mozart-Jahr 2006.<br />
Termine: „religion“ (1. bis 4.12.05), „spiel“ (29.3. bis 2.4.06), „liebe“ (17. bis 21.5.06), „tod“<br />
(1. bisd 5.12.06). Nähere Infos unter www.mozarteum.at, Tel. 0043-662-87 31 54.<br />
CD-TIPPS<br />
Helmut Lachenmann<br />
Mouvement (– vor der Erstarrung); Consolation<br />
II. Klangforum Wien, Hans Zender; SCHO-<br />
LA HEIDELBERG; Walter Nußbaum.<br />
(KAIROS 0012202KAI)<br />
Eine der faszinierendsten Lachenmann-CDs!<br />
„Mouvement“ mit dem exorbitanten Klangforum<br />
Wien erklingt genau in dem Spannungsfeld<br />
zwischen manischer Rhythmik und Leerlauf, in<br />
dem es kompositorisch konzipiert wurde.<br />
Luigi Nono<br />
Streichquartett „Fragmente – Stille, An Diotima“.<br />
Pellegrini Quartett. (BVHAAST CD 9507)<br />
Die Referenzaufnahme dieses Stücks ist<br />
immer noch die Einspielung mit dem LaSalle-Quartett,<br />
mit dem Nono die Uraufführung<br />
wochenlang einstudierte. Inzwischen haben<br />
viele Quartettbesetzungen dieses Stück im<br />
Repertoire. Es ist eine ausgesprochen filigrane,<br />
zerbrechliche und zugleich intensive Quartettkomposition<br />
an der Grenze zwischen Stille<br />
und leiser, tief blickender Regung.<br />
Luigi Nono<br />
Canti per 13. Ensemble UntitledBerlin, Peter<br />
Hirsch. (Wergo WER 6631-2)<br />
Luigi Nono hat sich musikalisch immer am Gesang<br />
orientiert. Die frühe Komposition „Canti<br />
per 13“ von 1955 ist ein streng serielles Stück<br />
mit punktuellen Strukturen (die Instrumente<br />
spielen einen Ton und geben dann die Linie an<br />
andere weiter). Dennoch wächst der Eindruck<br />
kontinuierlichen Singens empor.<br />
Georg Friedrich Haas<br />
Streichquartett Nr. 2. Kairos Quartett. (edition<br />
zeitklang ez-19017)<br />
Der österreichische Komponist Georg Friedrich<br />
Haas arbeitet intensiv mit mikrotonalen<br />
Strukturen in denen der Klang subtil aus<br />
Obertonstrukturen zusammengesetzt wird.<br />
Es gelingt ihm hierbei eine klangliche Sogkraft<br />
zu entwickeln, in die der Hörer unwillkürlich<br />
hineingezogen wird.<br />
Georg Friedrich Haas<br />
natures mortes. SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden<br />
und Freiburg, Sylvain Cambreling.<br />
(col legno WWE 2CD 20230)<br />
In diesem Orchesterwerk von 2003 kombiniert<br />
Haas über weite Strecken differenzierte<br />
spektrale Strukturen mit gleichförmigen rhythmischen<br />
Rastern, die an Maltechniken etwa<br />
eines Roy Lichtenstein denken lassen.<br />
Pierre Boulez<br />
Klaviersonaten 1-3. a. Idil Biret. (Naxos 8.553353)<br />
b. Paavali Jumppainen. (DG 00289 477 5328)<br />
Die drei Klaviersonaten von Pierre Boulez<br />
(1946, 1947-48, 1955-57) sind schon ins<br />
Repertoire einiger Pianisten eingegangen.<br />
Vergleiche sind möglich, etwa zwischen der<br />
nervig gespannten Aufnahme der weit unterschätzten<br />
türkischen Pianistin Idil Biret, die<br />
1995 entstand, mit der von Paavali Jumppainen<br />
von 2005, in der mehr Wert auf klangliche<br />
Delikatesse gelegt wird.<br />
Andreas Dohmen<br />
Portraits und Wiederholung. Neue Vocalsolisten<br />
Stuttgart, Manfred Schreier. (col legno<br />
WWE 1CD 20031)<br />
Spannende Arbeit mit neuen Vokaltechniken<br />
und elektronischen Verzerrungen, durch die<br />
die Stimmen unkenntlich oder teilweise unkenntlich<br />
werden.<br />
Terje Rypdal<br />
Lux aeterna (3. Satz: Escalator). Terje Rypdal<br />
und andere. (ECM 1818)<br />
Musikalischer Schönklang eines Musikers, der<br />
zwischen Jazz, Pop und Avantgarde wandelt<br />
und Crossover als die Ineinander sinnlich<br />
magischer Berührungspunkte aus den unterschiedlichsten<br />
Quellen versteht.<br />
Franui<br />
Ende vom Lied. 2 CDs, Circus Prod, 575 151<br />
(SunnyMoon) FAZ Bestenliste der Schallplattenkritik<br />
Hörproben: Am 8.9 findet um 19.00 Uhr im arcustik – Musik am<br />
Domplatz 3 6020 Innsbruck, T 0512/583586, info@arcustik.at<br />
eine Einführung in das Festivalprogramm der <strong>Klangspuren</strong> durch<br />
Reinhard Schulz statt – CDs dort erhältlich<br />
Herausgeber <strong>Klangspuren</strong> <strong>Schwaz</strong> · <strong>Klangspuren</strong>gasse 1/Ullreichstraße 8a · A 6130 <strong>Schwaz</strong> · Austria · T +43 5242 73582 · F +43 5242 73582-20 · info@<strong>klangspuren</strong>.at · www.<strong>klangspuren</strong>.at · DVR 0096016 · Redaktion Maria-Luise Mayr ·<br />
Anita Moser · Reinhard Schulz · Peter Paul Kainrath · Grafik Lilly Moser · Irene Daz · büro54 · office@buero54.at · www.buero54.at · Fotos ohne Bildunterschrift: <strong>Klangspuren</strong> oder privat · Druck Salzburger Druckerei<br />
Wir bitten im Sinne einer verbesserten Lesbarkeit um Verständnis, dass auf geschlechtsspezifische Formulierungen verzichtet wird. Selbstverständlich sind Frauen und Männer gleichermaßen angesprochen.