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Jahresbericht 2013

Dies ist der Jahresbericht des Jahres 2013

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Deutscher<br />

FrauenRat


Vorwort<br />

Themen<br />

1 Geschlechterpolitik in Zeiten des Wahlkampfs<br />

Gender policy in election times<br />

2 Minijobs – endlich raus aus der Armutsfalle?<br />

Mini-jobs – Finally escaping the poverty trap?<br />

4 Haushaltsnahe Dienstleistungen – Komplexe Anforderungen an die Politik<br />

Household-related services – Complex demands on policy<br />

5 Menschenwürdige Arbeit auch für Hausangestellte<br />

Decent work for domestic workers<br />

6 Wanderausstellung »who cares?«<br />

Traveling exhibition<br />

7 Entgeltgleichheit – »Frauen sind 100 Prozent wert«<br />

Equal Pay – “Women are worth 100%”<br />

8 Quotenpolitik – Boni für mehr Frauen<br />

Quota policy – Incentives for more women<br />

9 Menschenhandel bekämpfen, Prostitutionsgesetz weiterentwickeln –<br />

Differenzierte Lösungen für komplexe Probleme<br />

Combating human trafficking, changing the Prostitution Act –<br />

Nuanced solutions for complex problems<br />

11 Hilfseinrichtungen: »Gewalt – ein gesellschaftliches Übel, das politisch gelöst<br />

werden muss«<br />

Crisis support: “Violence – A social evil in need of a political solution”<br />

12 Frauen mit Behinderungen – Schutz vor Gewalt ist ein Menschenrecht<br />

Women with disabilities– Protection against violence is a human right<br />

13 Sexismus in der Werbung – Wer entscheidet, was Diskriminierung ist?<br />

Sexist advertisements – Who decides what discrimination is?<br />

14 Gleichstellung: Frauenverbände fragen – Kandidatinnen antworten<br />

Equality measures – Putting female political candidates on the spot<br />

15 Koalitionsvertrag – Was bringt der 18. Bundestag den Frauen?<br />

Coalition agreement – What does the <strong>2013</strong> German election bring women?<br />

17 Frauen in Technik und Naturwissenschaft – Innovation? Nur mit uns!<br />

Women in science and technology – Innovation? Only with us!<br />

19 Das European Institute for Gender Equality – Verlässliche Daten<br />

für Geschlechtergleichheit<br />

Das European Institute for Gender Equality – Reliable data on gender equality<br />

20 UN-Frauenrechte: Armut bekämpfen – Geschlechtergerechtigkeit herstellen<br />

Women’s rights at the UN: Fighting poverty – Achieving gender equality<br />

22 Internationale Zusammenarbeit – Besuch aus aller Welt<br />

International relations – Visitors from around the world<br />

24 Weitere Beschlüsse der Mitgliederversammlung <strong>2013</strong>


Rückblick auf das Jahr <strong>2013</strong> 1<br />

Geschlechterpolitik in Zeiten des<br />

Wahlkampfs<br />

Bundespolitisch wird <strong>2013</strong> vielen wegen des Bundestagswahlkampfs und der<br />

wochenlangen Verhandlungen in Erinnerung bleiben, die schließlich zur Großen<br />

Koalition führten. Die frauenpolitischen Aktivistinnen des DF haben ihre<br />

Anliegen mit allen verfügbaren Mitteln in die Debatte transportiert. Noch im<br />

November rief die Mitgliederversammlung die Parteien auf: »Vergesst die<br />

Frauen nicht!« und forderte eine vorsorgende Arbeitsmarkt- und Rentenpolitik<br />

für den Koalitionsvertrag (S. 16).<br />

Unsere Themen waren vielfältig. Ganz vorn standen arbeitsmarktpolitische<br />

Fragen (S. 2–8), und da besonders die geringfügig entlohnte Beschäftigung. Der<br />

sogenannte »Minijob« hält insbesondere verheiratete Frauen von einer<br />

eigenständiger Existenz- und sozialen Sicherung fern und führt immer wieder<br />

zu Altersarmut. Der DF forderte die Parteien zur Gesetzesänderung auf und<br />

beteiligte sich an bundesweiten Bündnissen, die eine grundlegende Reform<br />

verlangen. Ebenfalls im Fokus: die haushaltsnahen Dienstleistungen. Hier tritt<br />

der DF für gleiche Rechte und Entgeltgleichheit für Beschäftigte im Haushalt ein<br />

sowie für bezahlbare Leistungsangebote für die Haushalte – eine komplexe<br />

Lage für alle Beteiligten, eine noch komplexere Anforderung an die Politik, die<br />

diesen Wachstumssektor künftig regeln muss. Die DF-Wanderausstellung »who<br />

cares?« zum Thema Sorgeberufe (S. 6) zeigt eindrucksvoll, dass die Qualifikation<br />

der weiblichen Beschäftigten und ihr Engagement mit Bezahlung und<br />

Arbeitsbedingungen in diesen »weiblichen« Berufsfeldern immer noch nicht<br />

übereinstimmen. Darauf wies der DF nicht nur zum Equal Pay Day hin, der<br />

diesmal mit viel Politprominenz am Brandenburger Tor begangen wurde (S. 7).<br />

Zum Jahresende eröffnete die Zeitschrift Emma eine Debatte um Menschenhandel<br />

und Prostitution, die in den Medien große Resonanz fand. Die<br />

DF-Mitgliederversammlung war darauf vorbereitet und plädierte gemeinsam<br />

mit vielen ExpertInnen für eine klare Trennung beider Bereiche. »Menschen–<br />

handel bekämpfen, Prostitutions gesetz weiterentwickeln«, diese Position und<br />

konkrete Lösungsvorschläge brachten wir in die Öffentlichkeit (S. 9–10).<br />

Gewalt gegen Frauen ist ein Thema, das den DF schon lange beschäftigt, sie<br />

kennt viele unterschiedliche Ausprägungen (S. 11–13). In verschiedenen<br />

Bündnissen und Allianzen positionierten wir uns gegen Sexismus, für eine<br />

verlässliche Finanzierung von Frauenhäusern, Notrufen und Beratungsstellen<br />

und für den Schutz besonders gefährdeter Gruppen. Dazu zählen Frauen mit<br />

Behinderungen – hier sind Werkstätten und Wohnheime der Behindertenhilfe,<br />

aber auch die Politik gefragt.<br />

Auch zum Thema MINT (S. 17–18) und international war der Deutsche<br />

Frauenrat im vergangenen Jahr wieder an vielen Stellen aktiv, so beim European<br />

Institute for Gender Equality (S. 19), in der Vorbereitung der UN-Frauenrechtskommission<br />

in New York (S. 20–21) sowie bei zahlreichen Veranstaltungen<br />

und Gesprächen mit Gästen in unserer Geschäftsstelle (S. 22–23).<br />

Der vorliegende Bericht soll Ihnen einen kleinen Einblick in unsere Aktivitäten<br />

geben. Und versprochen: Wir bleiben dran!<br />

Hannelore Buls<br />

Vorsitzende<br />

Gender policy in election<br />

times<br />

The year <strong>2013</strong> will be remembered by many in<br />

Germany for the federal election and the<br />

negotiations that finally led to a grand coalition<br />

government. Women’s rights advocates at the<br />

Deutscher Frauenrat used every means at their<br />

disposal to draw attention to women’s issues. As<br />

negotiations went on for weeks, the DF General<br />

Assembly in November called upon the political<br />

parties “not to forget women!” and demanded<br />

that labor market and pension policies in the<br />

coalition agreement include appropriate<br />

provisions.<br />

Our work over the year was wide and varied.<br />

Labor market issues headed the agenda,<br />

especially low-paid jobs. The DF called upon the<br />

political parties to change the legislation on<br />

“mini-jobs”, and joined country-wide alliances<br />

demanding comprehensive reform. We also<br />

focused on household-related services. Here the<br />

DF seeks equal rights and pay for the workers<br />

yet affordable services as well. The DF’s traveling<br />

exhibition on care-giving occupations entitled<br />

“who cares?” shows in no uncertain terms how<br />

the pay and working conditions for women in<br />

this field are still far from reflecting their<br />

qualifications and commitment. Among other<br />

places, the DF focused on this issue at the Equal<br />

Pay Day event at Berlin’s Brandenburg Gate<br />

attended by many high-ranking politicians.<br />

Toward the end of the year Emma magazine<br />

unleashed a debate on human trafficking and<br />

prostitution which was widely covered in the<br />

media. The DF General Assembly was prepared<br />

and joined many experts in calling for a clear<br />

distinction between these issues. “Combating<br />

human trafficking, changing the Prostitution<br />

Act” – this was the position we publicized in<br />

addition to concrete proposals.<br />

Violence against women, which takes many<br />

forms, is an issue that has long concerned the<br />

DF. In many alliances and joint projects, we<br />

condemn sexism and lobby for reliable funding<br />

for women’s shelters, emergency hotlines and<br />

counseling centers, and for measures to protect<br />

especially high-risk groups. The latter include<br />

women with disabilities. Action is needed here at<br />

residences and workplaces for the disabled, as<br />

well as by lawmakers.<br />

The DF was also active on many fronts both at<br />

home and abroad regarding MINT, with the<br />

European Institute for Gender Equality, in<br />

preparing for the upcoming UN Commission<br />

Session on the Status of Women in New York<br />

and in the course of many events and meetings<br />

with guests at our Administrative Office in Berlin.<br />

This report gives you an overview of our activities.<br />

And as promised – we’re not letting up!<br />

Hannelore Buls, President


2<br />

Das Jahr <strong>2013</strong> A Arbeitsmarkt<br />

Minijobs<br />

Endlich raus aus der Armutsfalle?<br />

Seit seiner Gründung tritt der Deutsche Frauenrat für eine verbesserte<br />

Stellung von Frauen in Familie, Arbeitswelt, Politik und Gesellschaft ein –<br />

die Forderung nach ökonomischer Eigenständigkeit und existenzsichernden<br />

Einkommen spielt dabei eine zentrale Rolle. <strong>2013</strong> stand die Reform der<br />

Minijobs im Fokus vieler DF-Aktivitäten.<br />

Mini-jobs<br />

Finally escaping the<br />

poverty trap?<br />

The Deutscher Frauenrat strives to improve<br />

the position of women in the family, at<br />

work, in politics and society – key to all of<br />

these areas is a livable income. One focus<br />

in <strong>2013</strong> was therefore to reform the “minijobs”<br />

held by seven million people in<br />

Germany the vast majority of whom are<br />

women. These jobs pay up to 450 euros a<br />

month without taxes but also without<br />

social benefits. The government views<br />

mini-jobs as stepping stones to full-time<br />

positions, but in fact they prove to be dead<br />

ends. A recent study by sociologist Carsten<br />

Wippermann shows that married women<br />

hold mini-jobs for an average of more than<br />

seven years, and that most who quit do not<br />

find jobs with benefits but rather become<br />

unemployed.<br />

For many women, mini-jobs are not only a<br />

roadblock to economic independence but<br />

also carry a huge risk of poverty. They<br />

generate considerable social and financial<br />

costs down the road, while business<br />

interests benefit in unlimited form. The DF<br />

therefore intensified its efforts to have<br />

mini-jobs reformed in the <strong>2013</strong> election<br />

year. It called for new regulations enabling<br />

men and women to balance work and<br />

family responsibilities, social security<br />

requirements for all jobs as of the very first<br />

euro, replacing tax class 5 with the factor<br />

process for married couples, commitment<br />

to the principle of “equal pay for equal<br />

work”, and eliminating the legal requirement<br />

for unemployed persons to accept<br />

mini-jobs (“work of any type”) in the<br />

Sozialgesetzbuch II (social law code).<br />

So traten der Deutsche Frauenrat und einige<br />

seiner Mitgliedsverbände dem neu<br />

gegründeten »Bündnis zur Gleichstellung<br />

aller Arbeitsverhältnisse« bei, das am 25.<br />

Juni eine viel beachtete Pressekonferenz<br />

veranstaltete. Mit dabei sind der DGB,<br />

mehrere Frauen- und Sozialverbände sowie<br />

23 renommierte WissenschaftlerInnen.<br />

»Der Minijob steht nicht nur symbolisch<br />

für den Kampf zwischen den Zuverdiener-Traditionalisten<br />

und einer zukunftsorientierten<br />

Frauen-Beschäftigungspolitik«,<br />

erklärte die DF-Vorsitzende Hannelore<br />

Buls zu diesem Anlass und betonte:<br />

»Wir wollen die Gleichstellung aller Arbeitsverhältnisse,<br />

um aus dieser Niedriglohn-<br />

und Armutsfalle herauskommen zu<br />

können.«<br />

Einmal Minijob, lange Minijob<br />

Tatsächlich erweist sich der Minijob auch für<br />

qualifizierte Frauen als berufliche Sackgasse,<br />

insbesondere wenn sie verheiratet sind.<br />

Das belegt ein aktuelles Gutachten, das der<br />

Soziologe Carsten Wippermann im Auftrag<br />

des Bundesfrauenministeriums angefertigt<br />

hat. Die repräsentative Studie zeigt, dass<br />

verheiratete Frauen durchschnittlich mehr<br />

als sieben Jahre im Minijob arbeiten; pflegen<br />

sie Angehörige, sind es sogar über acht<br />

Jahre. Und: Geben sie ihren Minijob schließlich<br />

auf, wechseln sie mehrheitlich nicht auf<br />

eine sozialversicherungspflichtige Stelle,<br />

sondern werden erwerbslos. »Minijobs sind<br />

keine Brücke in den Arbeitsmarkt. Für Frauen,<br />

vor allem für verheiratete, die sich einmal<br />

darauf eingelassen haben, sind sie der<br />

Arbeitsmarkt«, so Buls.<br />

Für die betroffenen Frauen hat das vielfältige<br />

Konsequenzen. Zum einen steigt ihre<br />

ökonomische Abhängigkeit – entweder<br />

vom gut verdienenden Ehemann oder von<br />

Transferleistungen, weil mit einem Minijob<br />

kein existenzsicherndes Einkommen zu erwirtschaften<br />

ist. Da MinijobberInnen zudem<br />

keine oder nur geringe Beiträge in die<br />

Rentenversicherung einzahlen, ist ihre Altersarmut<br />

spätestens im Falle einer Trennung<br />

meist vorprogrammiert. Dass sich<br />

dennoch so viele Frauen für diese Art der<br />

geringfügigen Beschäftigung entscheiden,<br />

erklärt der Soziologe mit einer fatalen Mischung:<br />

Die betroffenen Frauen schätzen<br />

ihr ökonomisches Risiko in vielen Fällen<br />

falsch ein, die Politik setzt falsche steuerund<br />

sozialrechtliche Anreize. So spielten bei<br />

der Entscheidung für die Aufnahme eines<br />

Minijobs zunächst die geringe Stundenzahl<br />

und die vermeintlich gute Vereinbarkeit mit<br />

Familienpflichten eine entscheidende Rolle.<br />

Für den Verbleib sorgten dagegen »institutionalisierte<br />

Anreizstrukturen« wie die beitragsfreie<br />

Mitversicherung in der Krankenkasse<br />

des Ehepartners und die Befreiung<br />

von Steuern und Sozialabgaben. Gleichzeitig<br />

zementiert der »Minijob pur« aber auch<br />

die klassische Rollenteilung zwischen den<br />

Geschlechtern. »Drei Viertel aller verheirateten<br />

Frauen mit Minijob pur sind neben<br />

ihrer Erwerbstätigkeit für alles, was mit<br />

Haushalt und Kindern zusammenhängt, allein<br />

zuständig«, schreibt Wippermann in<br />

seiner Studie. Das stigmatisierende Label<br />

»Minijobberin« mache es den Frauen selbst<br />

bei guter Qualifikation nach einiger Zeit fast<br />

unmöglich, noch eine reguläre sozialversicherungspflichtige<br />

Stelle zu bekommen.<br />

Kann sich unsere Gesellschaft<br />

Minijobs leisten?<br />

Für den Deutschen Frauenrat ergeben sich<br />

daraus klare Forderungen an die Politik. So<br />

bedarf es neuer arbeitszeitlicher Regelungen,<br />

die es Männern und Frauen erlauben,<br />

Erwerbstätigkeit und Familienaufgaben so<br />

zu verbinden, dass beide existenzsichern-


Das Jahr <strong>2013</strong> A Arbeitsmarkt 3<br />

de Einkommen erwirtschaften können.<br />

Zum anderen fordert die Frauenlobby, die<br />

gesetzlichen Voraussetzungen dafür zu<br />

schaffen, dass alle Arbeitsverhältnisse<br />

künftig gleich behandelt, also gleich entlohnt<br />

und gleich versichert werden. Dazu,<br />

so Buls, seien vor allem vier Faktoren ausschlaggebend:<br />

die Sozialversicherungspflicht<br />

ab dem ersten Euro, der Ersatz der<br />

Lohnsteuerklasse 5 durch das Faktorverfahren<br />

für Eheleute, das Prinzip »gleicher<br />

Lohn für gleiche Arbeit« (um die Praxis der<br />

»Aushilfe«-Löhne zu beenden) und die<br />

Streichung der Pflicht zur Annahme von<br />

Minijobs (»jede Arbeit«) im Sozialgesetzbuch<br />

II. »Es geht nicht um eine Abschaffung<br />

dieser Arbeitsplätze«, so die DF-Vorsitzende,<br />

»sondern um die Einhaltung des<br />

Diskriminierungsverbots aus dem bereits<br />

vorhandenen Teilzeit- und Befristungsgesetz<br />

auch bei kleiner Teilzeit.«<br />

Von einer solchen Reform der 450-Euro-<br />

Jobs würden nicht nur die Betroffenen profitieren,<br />

sondern die Gesellschaft als Ganzes.<br />

Ein entsprechendes Positionspapier<br />

des Deutschen Frauenrates von 2010 listet<br />

die massiven gesellschaftlichen Folgen der<br />

über sieben Millionen Minijobs auf. Dazu<br />

zählen die Erosion der sozialen Sicherungssysteme,<br />

hohe gesamtgesellschaftliche Folgekosten,<br />

sinkende Steuereinnahmen und<br />

die Auswirkungen der Minijobregelungen<br />

auf bestehende reguläre Arbeitsplätze. So<br />

werden Vollzeitarbeitsplätze, etwa im Einzelhandel<br />

oder in der Gastronomie, zunehmend<br />

in mehrere Minijobs aufgeteilt; damit<br />

einher gehen die fachliche Dequalifikation<br />

ganzer Berufsgruppen, beispielsweise<br />

durch Aufsplittung in kleinste Arbeitsschritte,<br />

und die Mehrbelastung der in Vollzeit<br />

arbeitenden Fachkräfte, deren Tariflöhne<br />

durch die billigeren Minijobs zusätzlich unter<br />

Druck geraten.<br />

Schwache Resonanz bei den Parteien<br />

Der Deutsche Frauenrat hat daher im Wahljahr<br />

seine Aktivitäten zugunsten einer Reform<br />

der Minijobs verstärkt. So startete er<br />

im Juni zusammen mit der Bundesarbeitsgemeinschaft<br />

kommunaler Frauenbüros<br />

eine Briefaktion, bei der BundestagskandidatInnen<br />

auf die Problematik hingewiesen<br />

und um eine Stellungnahme gebeten wurden.<br />

Die Resonanz war schwach, obwohl<br />

(oder weil?) die Brisanz in allen Parteien<br />

bekannt ist. Auch auf der DF-Veranstaltung<br />

zur Bundestagswahl am 7. Juni wurde das<br />

Thema angesprochen. Im Koalitionsvertrag<br />

sucht man eine Neuregelung der Minijobs<br />

vergebens. Vorgesehen ist lediglich eine<br />

Infomaßnahme für Beschäftigte; der Übergang<br />

in sozialversicherte Beschäftigung soll<br />

so erleichtert werden. Der Deutsche Frauenrat<br />

wird sich weiter für eine Reform der<br />

Minijobs starkmachen.<br />

Das Gutachten von Prof. Carsten Wippermann finden<br />

Sie online unter bit.ly/1jkgFtJ.<br />

Beschluss zum<br />

Thema<br />

Arbeitszeiten<br />

Der Deutsche Frauenrat<br />

fordert die Bundesregierung<br />

auf,<br />

<br />

den rechtlichen Rahmen für Erwerbsarbeit<br />

so zu gestalten, dass<br />

die gleiche Teilhabe von Frauen<br />

und Männern gewährleistet ist<br />

und die Notwendigkeit generativer<br />

Haus- und Sorgearbeit auch im<br />

männlichen Lebensverlauf berücksichtigt<br />

wird.<br />

Dazu gehören<br />

<br />

kürzere, familiengerechte und lebensphasenorientierte<br />

Arbeitszeiten,<br />

die den gesellschaftlichen Veränderungen<br />

Rechnung tragen,<br />

<br />

eine Neudefinition des »Normalarbeitsverhältnisses«<br />

mit Arbeitszeiten,<br />

die sich dem Lebensverlauf<br />

anpassen und auch unterhalb des<br />

derzeitigen Vollzeitniveaus ein<br />

existenzsicherndes Einkommen für<br />

Männer und Frauen gewährleisten.<br />

Eine Verkürzung der Regelarbeitszeiten<br />

darf langfristig kein Tabu sein.<br />

Arbeitsverdichtung und erhöhter<br />

Leistungsdruck müssen dabei durch<br />

eine ausreichende Personalbemessung<br />

verhindert werden.<br />

Aufruf für eine Reform der Minijobs,<br />

Pressekonferenz des DGB am<br />

25. Juni <strong>2013</strong>: (v.l.n.r.) DGB-<br />

Vorstandsmitglied Annelie<br />

Buntenbach, die Vorsitzende des<br />

Deutschen Frauenrates, Hannelore<br />

Buls, und der Arbeitswissenschaftler<br />

Prof. Dr. Gerhard Bosch vom<br />

Institut Arbeit und Qualifikation<br />

der Universität Duisburg-Essen<br />

Call to reform “mini-jobs”: German<br />

Trade Union Confederation (DGB)<br />

press conference on 25 June <strong>2013</strong><br />

with (from left to right) DGB board<br />

member Annelie Buntenbach,<br />

DF President Hannelore Buls, and<br />

labor expert Professor Gerhard Bosch<br />

from the Institute for Work, Skills<br />

and Training (IAQ) at the University<br />

of Duisburg-Essen


4<br />

Das Jahr <strong>2013</strong> A Arbeitsmarkt<br />

Household-related services<br />

Complex demands<br />

on policy<br />

They clean floors, wash and iron clothes, do<br />

the shopping, prepare meals, take care of<br />

children and the elderly. According to the<br />

Confederation of German Trade Unions<br />

(DGB) some 2.6 million German<br />

households regularly employ domestic<br />

workers, another 2 million occasionally –<br />

almost always without a contract, social<br />

benefits or taxes. The Deutscher Frauenrat<br />

sees an urgent need for regulation here.<br />

The needs in this area are manifold, and<br />

place correspondingly complex demands<br />

on new regulations. Should private<br />

households be viewed as companies in the<br />

future and therefore write off all expenses<br />

for household-related services from their<br />

taxes? How can employee rights such as<br />

paid sick leave and holidays also be made<br />

to apply to home help and caregivers? And<br />

what would livable wages mean for those<br />

who have to pay them, such as single<br />

mothers or elderly or disabled people who<br />

need support in their households but have<br />

low incomes themselves?<br />

To find answers to these questions, the DF<br />

held a conference in Hannover on October<br />

8, for which the Board had already formed<br />

a working group back in the spring. In her<br />

opening address, DF President Hannelore<br />

Buls talked about the potential for growth<br />

in care-giving and household services which<br />

policy makers have thus far overlooked. Buls<br />

criticized the fact that this sector has<br />

instead been given over to unrestricted<br />

market forces, which means a loss of<br />

additional income and economic growth.<br />

Elke Wieczorek from the Homemaker’s<br />

Professional Association (DHB) talked<br />

about current options for regular<br />

employment in the household service<br />

sector, such as via specialized agencies, in<br />

mini-jobs or in positions requiring taxes<br />

and benefits. Much of this however is<br />

associated with considerable paperwork<br />

and bureaucracy which is too difficult for<br />

“amateur” employers in households. “The<br />

result is a high level of black-market work<br />

in private homes in Germany”, noted<br />

Wieczorek. Birgit Pitsch from the Food,<br />

Beverage and Catering Union (NGG) called<br />

for the collective wage agreement that the<br />

NGG negotiated with the DHB to be<br />

binding for all households that employ<br />

help. It stipulates an hourly wage of 10.75<br />

euros. “That would not automatically lower<br />

the amount of black-market work,” said<br />

Pitsch, “but it would strengthen workers’<br />

rights and thus their chances of winning<br />

settlements from labor courts.”<br />

Haushaltsnahe Dienstleistungen<br />

Komplexe Anforderungen an die Politik<br />

Sie machen sauber, waschen, bügeln, kaufen ein, sie bereiten Mahlzeiten zu,<br />

betreuen Kinder und alte Menschen: In 2,6 Millionen deutschen Haushalten,<br />

so eine Schätzung des DGB, arbeiten regelmäßig Hausangestellte und in<br />

weiteren zwei Millionen gelegentlich – fast immer ohne Arbeitsvertrag,<br />

Sozialversicherung und Steuerabgaben. Der Deutsche Frauenrat sieht<br />

dringenden Regelungsbedarf.<br />

Die Bedarfslagen sind vielfältig, entsprechend<br />

komplex sind die Anforderungen<br />

an eine neue Regelung. Sollen private<br />

Haushalte in Zukunft als Betriebe angesehen<br />

werden – auch wenn sie nicht dem<br />

Prinzip der Gewinnmaximierung folgen<br />

– und damit alle Ausgaben für haushaltsnahe<br />

Dienstleistungen steuerlich absetzen<br />

können? Wie lässt sich sicherstellen,<br />

dass grundlegende ArbeitnehmerInnenrechte,<br />

wie die Lohnfortzahlung im<br />

Krankheitsfall oder bezahlter Urlaub,<br />

auch für Beschäftigte und Pflegekräfte in<br />

privaten Haushalten gelten? Und was bedeuten<br />

existenzsichernde Einkommen<br />

der Hausangestellten für diejenigen, die<br />

diese Löhne zahlen müssen: alleinerziehende<br />

Mütter etwa, alte oder behinderte<br />

Menschen mit geringem Einkommen, die<br />

gleichwohl dringend Unterstützung zu<br />

Hause benötigen?<br />

Existenzsichernde Arbeit schaffen –<br />

illegale Jobs eindämmen<br />

Um Antworten auf diese Fragen zu finden,<br />

veranstaltete der Deutsche Frauenrat<br />

am 8. Oktober in Hannover eine Fachtagung.<br />

Bereits im Frühjahr hatte der<br />

Vorstand eine Arbeitsgruppe dazu gebildet.<br />

In ihrem Einführungsvortrag wies die<br />

DF-Vorsitzende Hannelore Buls auf das<br />

Wachstumspotenzial hin, das in bezahlter<br />

Care-Arbeit und bezahlten hauswirtschaftlichen<br />

Dienstleistungen liege, von<br />

der Politik aber bisher vernachlässigt werde.<br />

Stattdessen überlasse man das Thema<br />

dem freien Spiel der Märkte und verzichte<br />

damit auf zusätzliche Einnahmen<br />

und Wirtschaftswachstum, kritisierte<br />

Buls. So hat das Wirtschaftsforschungsunternehmen<br />

Prognos kürzlich errechnet,<br />

dass 2011 mit gezielter Haushaltsunterstützung<br />

461.000 Mütter zusätzlich<br />

hätten erwerbstätig sein können. »Deren<br />

Beschäftigung und die zusätzlichen Einnahmen<br />

durch legal beschäftigte Hausangestellte<br />

hätten dem Staat rund eine<br />

Milliarde Euro mehr an Steuereinnahmen<br />

gebracht sowie etwa zwei Milliarden an<br />

zusätzlichen Sozialkassenbeiträgen«, so<br />

die DF-Vorsitzende. Die Umsetzung<br />

scheitere jedoch an der fehlenden Bereitschaft<br />

der privaten Haushalte, einen<br />

marktgerechten Preis für diese Dienstleistungen<br />

zu zahlen, sowie an nicht praxistauglichen<br />

Regelungen für die Haushaltsbeschäftigten.<br />

Warum das so ist und was dagegen zu<br />

unternehmen wäre, dazu gaben Elke Wieczorek<br />

vom Berufsverband der Haushaltsführenden<br />

(DHB) und Birgit Pitsch von der<br />

Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten<br />

(NGG) Einschätzungen ab. Wieczorek<br />

verwies in ihrem Statement auf die<br />

vorhandenen Möglichkeiten der regulären<br />

Beschäftigung von Haushaltshilfen, beispielsweise<br />

über spezielle Dienstleistungsagenturen,<br />

in Minijobs oder als sozialversicherungspflichtige<br />

Stellen. Vieles sei jedoch<br />

mit einem hohen bürokratischen<br />

Aufwand verbunden und überfordere die<br />

»Amateur«-ArbeitgeberInnen in den<br />

Haushalten. »Die Folge ist der hohe Anteil<br />

von Schwarzarbeit in deutschen Privathaushalten«,<br />

so Wieczorek.<br />

Auch Birgit Pitsch forderte eine Eindämmung<br />

illegaler zugunsten regulärer Beschäftigungsverhältnisse.<br />

Sie verlangte,<br />

den Tarifvertrag, den die Gewerkschaft<br />

NGG mit dem DHB ausgehandelt hat und<br />

der einen Stundenlohn von 10,75 Euro<br />

brutto vorsieht, als verbindlich für alle<br />

Haushalte anzuerkennen, die Menschen<br />

beschäftigen. »Das würde zwar nicht automatisch<br />

zu weniger Schwarzarbeit füh-


Das Jahr <strong>2013</strong> A Arbeitsmarkt 5<br />

Alzira Nhatave, Eigentümerin der<br />

Reinigungsfirma Boa Vista in Berlin, Motiv<br />

der Ausstellung »who cares?“<br />

Alzira Nhatave, owner of the Boa Vista<br />

cleaning company in Berlin (from the “who<br />

cares?” exhibition)<br />

ren«, so Pitsch, »aber es würde die Rechte<br />

der Beschäftigten stärken und damit auch<br />

ihre Chancen, tarifliche Leistungen vor<br />

dem Arbeitsgericht einzuklagen.« Ferner<br />

sprach sie sich dafür aus, die Ausgrenzung<br />

der Hausarbeit aus der Pflegeversicherung<br />

aufzuheben. »Wer Pflege benötigt, ist in<br />

der Regel oder gerade dann auf Unterstützung<br />

im Haushalt angewiesen«, so Pitsch.<br />

»Diese haushaltsnahen Dienstleistungen<br />

werden aber von der Pflegeversicherung<br />

nicht vergütet und als Folge dann häufig<br />

schwarz bezahlt.«<br />

Vielfältige Lösungsvorschläge<br />

Bewusst breit wurde das Thema dann<br />

beim nachmittäglichen World-Café diskutiert.<br />

Im Zentrum standen dabei folgende<br />

Fragen: Wie können bezahlbare haushaltsnahe<br />

Dienstleistungen bedarfsnah,<br />

unbürokratisch und legal in Anspruch<br />

genommen werden? Wie kann gleichzeitig<br />

der Anspruch der Beschäftigten auf<br />

gute und existenzsichernde Arbeit, auf<br />

Tariflöhne und Arbeitsschutz erfüllt werden?<br />

Wie sehen praxistaugliche Regulierungen<br />

aus? Was sind haushaltsnahe<br />

Dienstleistungen wert? Und welche politischen<br />

Forderungen ergeben sich daraus?<br />

Kritik am deutschen Subsidiaritätsprinzip,<br />

nach dem die Leistung durch die<br />

Familie stets Vorrang vor staatlichen Hil-<br />

The topic was deliberately opened to wideranging<br />

discussion at the “world café” in<br />

the afternoon. There was strong criticism of<br />

the subsidiarity principle in Germany by<br />

which family members are liable for each<br />

other before the state steps in. And the<br />

assessment was that drawing attention to<br />

household-related services would lead to<br />

greater valuation of family work which has<br />

thus far gone unpaid. Conference<br />

attendees called for home services to be<br />

recognized as qualified work more than<br />

has previously been the case. Numerous<br />

proposals were made for how this might be<br />

financed in the future, including various<br />

voucher models which have already been<br />

tested successfully in other European<br />

countries.<br />

The conference could not cover all aspects<br />

of this complex issue. Thus only peripheral<br />

attention was paid to the wage gap<br />

between different countries, and the<br />

resulting “care chains” whereby women<br />

take household or care-giving jobs abroad<br />

while their own children are cared for by<br />

relatives or paid help. One thing is clear,<br />

however: An ageing society in which ever<br />

more women want and will have to take on<br />

paid work cannot function without<br />

regulations and state support for lowincome<br />

households in this area.<br />

Menschenwürdige Arbeit auch für Hausangestellte<br />

Die ILO-Konvention 189 trat im September <strong>2013</strong> in Kraft. Sie soll sicherstellen, dass Hausangestellte<br />

künftig dieselben Rechte wie andere ArbeitnehmerInnen genießen – etwa bei Arbeitszeiten,<br />

Urlaubsregelungen, Sozialversicherung und dem Recht auf gewerkschaftliche<br />

Vertretung. In Deutschland gibt es bereits Rechtsvorschriften, die dem ILO-Abkommen entsprechen,<br />

in der Praxis werden sie allerdings oft nicht eingehalten.<br />

Deutschland hat das Abkommen ratifiziert, allerdings die 24-Stunden-Pflegekräfte ausgenommen.<br />

Dabei zählen gerade diese Frauen, die derzeit meist aus Osteuropa kommen und<br />

mit den PatientInnen, die sie betreuen, unter einem Dach leben, zur verletzlichsten Gruppe.<br />

Ihr Gehalt entspricht meist nicht den ausgeweiteten Arbeits- und Bereitschaftszeiten, Freioder<br />

Entlastungszeiten müssen sich die Betroffenen in der Regel selbst organisieren, indem<br />

sie sich die Pflege und die Bezahlung mit Kolleginnen teilen.<br />

Der Deutsche Frauenrat hat die Bundesregierung deshalb aufgefordert, die Ausnahme zurückzunehmen<br />

beziehungsweise keinen Gebrauch von ihr zu machen: „Die Regelungen der<br />

Konvention müssen auch und gerade (…) für die sogenannte 24-Stunden-Pflege Gültigkeit<br />

erlangen, vor allem in Bezug auf die in Artikel 10 Absatz 1 der Konvention 189 geforderte<br />

Gleichbehandlung hinsichtlich normaler Arbeitszeit, Überstundenvergütung, täglicher und<br />

wöchentlicher Ruhezeiten sowie bezahlten Jahresurlaubs“, heißt es im Beschluss »Die ILO-<br />

Konvention muss für alle Beschäftigten gelten« der Mitgliederversammlung <strong>2013</strong>.<br />

Decent work<br />

for domestic workers<br />

The ILO’s Convention No. 189<br />

entered into force in September<br />

<strong>2013</strong>. It seeks to ensure that<br />

domestic workers enjoy the same<br />

rights as others. Germany has ratified<br />

the convention, with an exception<br />

made for 24-hour care workers.<br />

Precisely these women, who live<br />

under the same roof as the people<br />

they care for, are in need of<br />

protection. Their wages usually do not<br />

reflect their extended working and<br />

on-call times, and they generally have<br />

to arrange for their own leisure and<br />

rest by sharing the work and pay with<br />

colleagues. The DF has therefore<br />

called upon the German government<br />

to rescind or disregard this exception.


6<br />

Das Jahr <strong>2013</strong> A Arbeitsmarkt<br />

Wanderausstellung »who cares?«<br />

Die Frage hat eine interessante doppelte Bedeutung. Zum einen<br />

heißt »who cares?« so viel wie: Wer kümmert sich, wer trägt Sorge?<br />

Zum andern aber auch: Wen kümmert‘s?<br />

Traveling exhibition<br />

“who cares?” is the title of an exhibition on<br />

the care economy launched by the DF. It<br />

shows the job history of eight women who<br />

enjoy and are committed to working in the<br />

care sector – but whose work is not<br />

adequately valued or paid. An accompanying<br />

booklet provides background information on<br />

the feminization of the care economy and the<br />

implications thereof. This traveling exhibition<br />

with texts and photos by Sharon Adler and<br />

Britta Meyer is available free of charge and<br />

has already been successfully received in<br />

many places. For more infor mation (in<br />

German): www.frauenrat.de/who-cares<br />

Der Deutsche Frauenrat hat unter diesem Titel eine Wanderausstellung zum<br />

Thema Care-Ökonomie mit Bildern und Texten von Sharon Adler und Britta<br />

Meyer konzipiert. Auf neun einfach auf- und abzubauenden Roll-up-Displays<br />

werden Frauen vorgestellt, die in unterschiedlichen Sorgeberufen arbeiten:<br />

Sie helfen, Kinder auf die Welt zu bringen, pflegen alte und kranke Menschen,<br />

arbeiten mit traumatisierten Jugendlichen, putzen Büros, kochen und<br />

waschen oder renken blockierte Rückenwirbel wieder ein. Gemeinsam ist<br />

allen: Sie machen ihre Arbeit gern und mit Engagement. Doch für alle gilt<br />

auch »Viel Dienst – wenig Verdienst«. Für ihre qualifizierten und lebenswichtigen<br />

Leistungen werden sie nicht angemessen wertgeschätzt und entlohnt.<br />

Die Wanderausstellung wurde bereits mit Erfolg an vielen Orten gezeigt<br />

und kann rund um die Themen geschlechtsspezifische Arbeitsteilung, Entgeltgleichheit<br />

und Sorgeberufe eingesetzt werden. Die Nutzung ist kostenlos,<br />

lediglich Versand- und Versicherungskosten müssen übernommen<br />

werden. Dazu gibt es eine Begleitbroschüre, Lesezeichen und ein Ankündigungsposter<br />

zum Selbstausdruck.<br />

Weitere Informationen unter www.frauenrat.de/who-cares.<br />

Haushaltsnahe<br />

Dienstleistungen<br />

Der Deutsche Frauenrat<br />

fordert von der Bundesregierung:<br />

<br />

die Einrichtung öffentlich<br />

geförderter Strukturen, die<br />

Privatpersonen als Arbeitgebende<br />

wie -nehmende im Bereich der<br />

Haushaltsnahen Dienstleistungen<br />

unterstützen,<br />

<br />

die Förderung der Inanspruchnahme<br />

dieser Leistungen, etwa<br />

durch Gutscheinmodelle, die<br />

die Selbstbestimmung in keiner<br />

Weise einschränken,<br />

<br />

die Sensibilisierung von Arbeitgebenden<br />

wie -nehmenden für die<br />

Bedeutung sozialversicherungspflichtiger<br />

Beschäftigungsverhältnisse<br />

in Privathaushalten.<br />

fen hat, wurde dabei ebenso laut wie die<br />

Einschätzung, dass die Diskussion um bezahlte<br />

haushaltsnahe Dienstleistungen<br />

auch die Chance auf eine steigende Wertschätzung<br />

bisher unbezahlter Familienarbeit<br />

berge. Haushaltsarbeit müsse stärker<br />

als bisher als qualifizierte Tätigkeit anerkannt<br />

werden, forderten die Teilnehmerinnen,<br />

dazu müsse unter anderem die<br />

Möglichkeit eines formalen Abschlusses<br />

nach dem Berufsbildungsgesetz stärker<br />

publik gemacht werden.<br />

Zu künftigen Finanzierungsmodellen<br />

gab es vielfältige Vorschläge, darunter<br />

verschiedene Gutscheinmodelle, wie sie<br />

in anderen europäischen Ländern bereits<br />

erfolgreich erprobt werden. So kostet in<br />

Belgien eine Stunde haushaltsnaher<br />

Dienstleistungen 21,40 Euro, die AbnehmerInnen<br />

zahlen jedoch nur 7,50 Euro<br />

(und können ein knappes Drittel davon<br />

steuerlich geltend machen); die Differenz<br />

wird aus Steuermitteln finanziert. Insbesondere<br />

für Haushalte mit Kindern, für<br />

ältere und behinderte Menschen mit Unterstützungsbedarf<br />

und einem geringen<br />

Einkommen scheint eine solche Förderung<br />

haushaltsnaher Dienstleistungen<br />

aus öffentlichen Mitteln auch hierzulande<br />

alternativlos.<br />

Nicht alle Aspekte konnten bei der Fachtagung<br />

erörtert werden. So spielten das<br />

herrschende Lohngefälle zwischen den<br />

Staaten und die daraus resultierenden sogenannten<br />

Care-Chains (Pflegeketten),<br />

bei denen Frauen aus dem Ausland bei<br />

uns Haushalts- oder Pflegeaufgaben übernehmen,<br />

während ihre eigenen Kinder zu<br />

Hause von Familienangehörigen oder Angestellten<br />

aus noch ärmeren Ländern betreut<br />

werden, nur am Rande eine Rolle.<br />

Deutlich wurde: In einer alternden Gesellschaft,<br />

in der immer mehr Frauen erwerbstätig<br />

sein wollen und müssen, wird es<br />

ohne gesetzliche Regelungen und ohne<br />

eine Unterstützung einkommensschwacher<br />

Haushalte in diesem Bereich nicht<br />

gehen.<br />

Eine ausführliche Dokumentation zur Fachtagung<br />

finden Sie unter bit.ly/MxEXC7.


Das Jahr <strong>2013</strong> A Arbeitsmarkt 7<br />

Entgeltgleichheit<br />

»Frauen sind 100 Prozent wert«<br />

Auch <strong>2013</strong> beging der Deutsche Frauenrat den Equal Pay Day gemeinsam mit<br />

dem DGB und dem Sozialverband Deutschland (SoVD) am Brandenburger Tor.<br />

Im Wahljahr wurde es eine Veranstaltung mit viel Politprominenz.<br />

Der Protest wendet sich gegen die geschlechtsspezifische<br />

Entgeltlücke, die in<br />

Deutschland derzeit bei 22 Prozent liegt.<br />

Der SPD-Spitzenkandidat Peer Steinbrück<br />

unterstützte in Berlin die DF-Forderung<br />

nach einem Entgeltgleichheitsgesetz. Mit<br />

Blick auf einen entsprechenden Gesetzesentwurf<br />

seiner Partei wünschte er sich eine<br />

»große Koalition des guten Willens« im<br />

Bundestag für mehr Gleichberechtigung.<br />

Leider umsonst: Einen Tag nach dem Equal<br />

Pay Day am 21. März scheiterte der SPD-<br />

Entwurf für ein Entgeltgleichheitsgesetz<br />

wie erwartet an der Regierungsmehrheit.<br />

Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Renate<br />

Künast und die frauenpolitische Sprecherin<br />

der Linksfraktion, Yvonne Ploetz, warben<br />

am Brandenburger Tor zudem für ein Verbandsklagerecht,<br />

das Frauen im Kampf für<br />

mehr Lohngerechtigkeit unterstützen soll.<br />

Ingrid Fischbach von der CDU sah Regelungsbedarf<br />

dagegen lediglich beim<br />

Rechtsanspruch auf Rückkehr in einen Vollzeitjob<br />

nach Teilzeit.<br />

Die DF-Vorsitzende<br />

Hannelore Buls, nahm<br />

in ihrer Rede die geringfügig<br />

entlohnte<br />

Beschäftigung in den<br />

Blick. Der Minijob sei<br />

für viele Frauen eine<br />

berufliche Falle und ein<br />

sicherer Weg in die Altersarmut.<br />

Sie kritisierte<br />

die jüngste Ausweitung<br />

der Minijob-<br />

Grenze von 400 auf<br />

450 Euro und forderte<br />

die Einführung einer<br />

vollen Sozialversicherungspflicht<br />

für alle Arbeitsverhältnisse<br />

ab<br />

dem ersten Euro.<br />

Edda Schliepack<br />

vom SoVD rechnete<br />

vor, dass ein Jahr geringfügig<br />

entlohnte<br />

Beschäftigung einer monatlichen Rente<br />

von 3,11 Euro entspricht. »Hungerlöhne<br />

führen zu Hungerrenten«, sagte sie und<br />

plädierte für einen flächendeckenden<br />

Mindestlohn von mindestens 8,50 Euro<br />

pro Stunde. »Frauen sind 100 Prozent<br />

wert«, so Schliepack.<br />

Der gerne verbreiteten Mär, Frauen trügen<br />

durch die Wahl »falscher« Berufe und<br />

fehlendes Verhandlungsgeschick selbst zu<br />

ihrer schlechten Bezahlung bei, trat die<br />

stellvertretende DGB-Vorsitzende Ingrid<br />

Sehrbrock am Beispiel der Gesundheitsberufe<br />

entgegen. Diese seien schließlich<br />

gesellschaftlich notwendig; es sei daher<br />

falsch, Frauen zu raten, sich einen besser<br />

bezahlten Beruf zu suchen. Stattdessen<br />

müssten ArbeitgeberInnen durch ein Entgeltgleichheitsgesetz<br />

dazu gebracht werden,<br />

ihre Eingruppierungspraxis geschlechtergerecht<br />

zu gestalten. 2014 findet der<br />

Equal Pay Day am 21. März statt. Schwerpunktthema<br />

dann: Minijobs und Teilzeit.<br />

Gemeinsam stark für Entgelt gleichheit: (v.l.n.r.) Edda Schliepack,<br />

SPD-Kanzlerkandidat Peer Stein brück, Ingrid Sehrbrock, Hannelore<br />

Buls, Ingrid Fischbach sowie DGB-AktivistInnen beim Equal Pay Day<br />

Equal Pay<br />

“Women are worth 100%”<br />

The Deutscher Frauenrat observed Equal<br />

Pay Day on 21 March <strong>2013</strong> together with<br />

the Confederation of German Trade Unions<br />

(DGB) and the Sozialverband Deutschland<br />

(SoVD – an umbrella organization for social<br />

welfare matters), by protesting Germany’s<br />

gender-specific income gap of 22 percent.<br />

The DF called for a Pay Equity Act – a<br />

demand also supported by top Social<br />

Democratic party candidate Peer Steinbrück.<br />

MP Renate Künast from The Green<br />

Party and MP Yvonne Ploetz of The Left<br />

Party, called for the right to class action<br />

suits to help women achieve greater wage<br />

equity. By contrast, MP Ingrid Fischbach,<br />

the representative of the Christian<br />

Democratic party, saw a need for legal<br />

reform only to facilitate the return from<br />

part to full-time status.<br />

DF President Hannelore Buls focused on<br />

marginal employment in her speech.<br />

So-called “mini-jobs” (exempting jobs up<br />

to 450 euros/month from taxes and social<br />

security) are a career trap for many women,<br />

and a sure path to old-age poverty. She<br />

criticized the recent expansion of mini-jobs<br />

and called for mandatory social security for<br />

all employment relations as of the first<br />

euro. Edda Schliepack from the SoVD did<br />

the calculations to show that a year of<br />

working in a mini-job yields a monthly<br />

pension of 3.11 euros. “Women are worth<br />

100 percent”, she said in calling for a<br />

comprehensive minimum wage of 8.50<br />

euros an hour. DGB Vice President Ingrid<br />

Sehrbrock used the example of healthcare<br />

jobs to counter the widespread myth that<br />

women are complicit in lower pay via<br />

“poor” career choices and an inability to<br />

negotiate pay raises. Society quite simply<br />

needs these jobs. Workplaces and<br />

administrations have to be more gender<br />

equitable in their job classifications. The<br />

precondition for this is a Pay Equity Act.<br />

The next Equal Pay Day will take place on<br />

21 March 2014, with a focus on mini-jobs<br />

and part-time work.<br />

Joining forces for equal pay: (from<br />

left to right) Edda Schliepack, SPD<br />

top candidate Peer Steinbrück, Ingrid<br />

Sehrbrock, Hannelore Buls and Ingrid<br />

Fischbach with DGB activists at Equal<br />

Pay Day on 21 March <strong>2013</strong> in Berlin


8<br />

Das Jahr <strong>2013</strong> A Arbeitsmarkt<br />

Quotenpolitik<br />

Boni für mehr Frauen<br />

DF-Vorstand wie Präsidentinnen und Vorsitzende der Mitgliedsverbände<br />

freuten sich, bei ihrem Treffen am 8. Juni Dr. Sigrid Evelyn Nikutta und Ines<br />

Schmidt als Gastrednerinnen begrüßen zu dürfen. Die Chefin und die<br />

Gesamtfrauenvertreterin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) sind engagierte<br />

Förderinnen von Frauen und klare Quoten-Befürworterinnen.<br />

Quota policy<br />

Incentives for more<br />

women<br />

The meeting of the DF Board with the<br />

presidents of its member associations on<br />

June 8 featured Dr. Sigrid Evelyn Nikutta<br />

and Ines Schmidt as guest speakers. The<br />

President of the Board of the Berliner<br />

Verkehrsbetriebe (Berlin public transport<br />

company – BVG), Nikutta talked about<br />

opportunities and traps for women in<br />

technology-oriented work cultures, where<br />

men’s power is often defined by technical<br />

responsibilities. A mother of four children,<br />

she criticized the frequent use of job-family<br />

balance programs to knock women off<br />

career ladders. She also noted that in<br />

addition to solidarity among female<br />

colleagues, it’s important to make use of<br />

opportunities when they arise.<br />

Working together with Ines Schmidt who is<br />

the head of the BVG women’s caucus,<br />

Nikutta is using an “intelligent quota” to<br />

raise the percentage of women in the BVG<br />

workforce from its current level of 17<br />

percent. A personnel development plan<br />

extending through the year 2022 stipulates<br />

which positions have to be restaffed by<br />

which dates. Each manager has a<br />

personnel target agreement that links<br />

meeting the women’s quota with a bonus.<br />

As Nikutta put it, this has suddenly led to<br />

“constructive consideration” as to how<br />

women can be recruited for commercial/<br />

technical positions. This excellent example<br />

of intelligent equality policy earned much<br />

applause from the DF members.<br />

Anschaulich, humorvoll und unprätentiös<br />

schilderte Nikutta ihren Berufsweg von einem<br />

mittelständischen Unternehmen in<br />

Ostwestfalen bis in den Vorstand eines<br />

Großbetriebs. Dabei sprach sie offen über<br />

Fallen und Chancen für Frauen in technisch<br />

geprägten Arbeitskulturen, wo oft<br />

über technische Zuständigkeiten die zentrale<br />

Macht der Männer definiert werde.<br />

Vermeintlich fürsorgliche Angebote zur<br />

Vereinbarkeit von Beruf und Familie würden<br />

dagegen häufig genutzt, um Frauen<br />

karrieremäßig auszubremsen, kritisierte<br />

die Mutter von vier Kindern. Ebenso wichtig<br />

wie die Solidarität unter Kolleginnen<br />

sei es, Chancen dann zu ergreifen, wenn<br />

sie sich böten. Sie selbst verließ die Deutsche<br />

Bahn, als sich bei der BVG die spannendere<br />

Herausforderung bot. Inzwischen<br />

ist sie dort als Vorstandschefin und als Vorstand<br />

im Bereich »Betrieb« gleichermaßen<br />

anerkannt.<br />

Dabei macht es Nikutta »ihren« Männern<br />

nicht leicht. Unter den rund 13.000<br />

BVG-Beschäftigten sind etwas mehr als 17<br />

Prozent Frauen; diesen Anteil will die Chefin<br />

deutlich steigern – durch eine intelligente<br />

Quote in allen Bereichen. Ein Personalentwicklungsplan,<br />

der bis ins Jahr 2022<br />

reicht, erfasst, wann welche Position nachbesetzt<br />

werden muss. Jede Führungsperson<br />

hat eine persönliche Zielvereinbarung,<br />

die die Erfüllung der Frauenquote mit einem<br />

Bonus verknüpft. Das habe zu einem<br />

deutlichen Stimmungsumschwung im Betrieb<br />

geführt. Plötzlich werde »konstruktiv<br />

darüber nachgedacht«, wie Frauen für die<br />

gewerblich-technischen Bereiche gewonnen<br />

werden können, so Nikutta.<br />

Tatsächlich präsentiert sich die BVG heute,<br />

auch dank ihrer aktiven Frauenvertreterinnen,<br />

als gleichstellungspolitischer Vorzeigebetrieb.<br />

Ines Schmidt sprach den<br />

schwierigen Prozess an, der am Ende aber<br />

Ein starkes Team bei der BVG: Vorstandsvorsitzende<br />

Dr. Sigrid Evelyn Nikutta (re.) und<br />

Gesamtfrauenvertreterin Ines Schmidt<br />

Strong team at the BVG: CEO Dr. Sigrid<br />

Evelyn Nikutta (right) and Women’s caucus<br />

head Ines Schmidt<br />

erfolgreich dazu führte, dass die ArbeitnehmerInnenseite<br />

im Aufsichtsrat mittlerweile<br />

mit vier Männern und vier Frauen<br />

besetzt ist. Eine Betriebsvereinbarung garantiert<br />

Frauen und Männern nach der Elternzeit<br />

eine Rückkehr auf ihren alten Arbeitsplatz;<br />

bei den technischen Ausbildungsberufen<br />

werden junge Frauen bevorzugt<br />

eingestellt. Arbeitslose Frauen<br />

können sich in einem speziellen Programm<br />

zur Busfahrerin ausbilden lassen; viele<br />

BVG-Frauen ernähren inzwischen mit ihrer<br />

sicheren, gut bezahlten Stelle die Familie.<br />

Insgesamt ein tolles Beispiel für kluge betriebliche<br />

Gleichstellungspolitik, für das es<br />

von den DF-Frauen viel Applaus gab.


Das Jahr <strong>2013</strong> A Debatte 9<br />

Gleichstellungspolitik –<br />

Erfolge brauchen<br />

Ressourcen<br />

Hoch die Karten: Dr. Gabriele Zinkl (KDFB – li.) und Jenny Huschke (DGB) / Vote in progress:<br />

Dr. Gabriele Zinkl (German Catholic Women’s Federation, left) and Jenny Huschke (DGB)<br />

Der Deutsche Frauenrat fordert die<br />

Bunderegierung auf, die für Frauenund<br />

Gleichstellungspolitik zuständige<br />

Abteilung des Bundesministeriums<br />

für Familie, Senioren Frauen<br />

und Jugend finanziell deutlich<br />

besser auszustatten. Dazu gehört<br />

auch eine Erhöhung der Mittel, die<br />

von diesem Ressort gleichstellungspolitisch<br />

orientierten zivilgesellschaftl<br />

ichen Organisationen und<br />

Verbänden zur Verfügung gestellt<br />

werden. Darüber hinaus fordert<br />

der DF die Bundesregierung auf<br />

sicherzustellen, dass alle Ressorts<br />

durchgängig das Prinzip des Gender<br />

Mainstreaming berücksichtigen.<br />

Menschenhandel bekämpfen, Prostitutionsgesetz weiterentwickeln<br />

Differenzierte Lösungen für komplexe Probleme<br />

Freier ächten, Prostitution abschaffen, mit diesen ebenso einprägsamen wie<br />

schlichten Forderungen entfachte die Zeitschrift Emma im Oktober <strong>2013</strong> eine<br />

breite gesellschaftliche Diskussion zum Thema Prostitution und Frauenhandel.<br />

Der Deutsche Frauenrat schaltete sich mit einem eigenen Positionspapier<br />

ein – und plädiert darin für eine klare Trennung beider Bereiche. Das<br />

Ziel: Ausbeutung durch Menschenhandel bekämpfen und betroffene Frauen<br />

und Männer schützen.<br />

In dem Positionspapier, das von der Mitgliederversammlung<br />

mit großer Mehrheit<br />

angenommen wurde, forderte der Deutsche<br />

Frauenrat die künftige Bundesregierung<br />

dazu auf, Prostitution und Menschenhandel<br />

nicht in eins zu setzen. Menschenhandel<br />

müsse künftig wirksam bekämpft<br />

werden, und das unabhängig<br />

davon, ob er zum Zweck der sexuellen<br />

Ausbeutung oder – wie es faktisch sehr<br />

viel häufiger der Fall ist – mit dem Ziel der<br />

Arbeitsausbeutung betrieben wird. Dazu<br />

sollen Opfern von Menschenhandel künftig<br />

eine Bedenkfrist und ein sicherer Aufenthalt<br />

von mindestens drei Monaten<br />

eingeräumt werden, damit sie in Ruhe<br />

entscheiden können, ob sie in einem Prozess<br />

aussagen wollen oder nicht. Treten<br />

sie als ZeugInnen auf, soll ihnen unabhängig<br />

vom Prozessausgang ein sicherer, unbefristeter<br />

Aufenthaltsstatus zuerkannt<br />

werden. Wenn notwendig, sollen Betroffene<br />

zudem in ein ZeugInnenschutzprogramm<br />

aufgenommen werden. Menschen,<br />

die die Zwangslage der Opfer von<br />

Menschenhandel ausnutzen, sollen dafür<br />

in Zukunft strafrechtlich belangt werden<br />

können.<br />

Das Prostitutionsgesetz müsse im Sinne<br />

einer Verbesserung der Lebenssituation<br />

von Prostituierten weiterentwickelt werden<br />

– durch die Einführung einer Erlaubnispflicht<br />

für Arbeitsstätten, die an klare<br />

Vorgaben und Mindeststandards gekoppelt<br />

sei. Nur so könne künftig geprüft<br />

werden, ob in den Betrieben geregelte<br />

Arbeitsbedingungen für SexarbeiterInnen,<br />

etwa im Hinblick auf Hygiene, bezahlbare<br />

Combating human trafficking,<br />

changing the Prostitution Act<br />

Nuanced solutions for<br />

complex problems<br />

“Outlaw johns and eliminate prostitution”<br />

– with these simple and striking demands<br />

in October <strong>2013</strong>, Emma magazine touched<br />

off widespread debate on prostitution and<br />

trafficking in women. The Deutscher<br />

Frauenrat joined in with its own position,<br />

calling for a clear distinction to be drawn<br />

between the two issues. The aim is to<br />

combat exploitation from human<br />

trafficking, and to protect the women and<br />

men affected.<br />

The DF’s position paper, which was<br />

approved by a large majority at its General<br />

Assembly, called upon the future German<br />

governing coalition not to equate<br />

prostitution with human trafficking. Human


10<br />

Das Jahr <strong>2013</strong> A Debatte<br />

trafficking, whether for the purpose of<br />

sexual or – more commonly – economic<br />

exploitation, needs to be effectively<br />

combated. To do so, victims should be<br />

given a three-month period of<br />

consideration and a safe place to live so<br />

they can decide without pressure whether<br />

to provide evidence for legal proceedings. If<br />

they do appear as witnesses, they should<br />

be given safe, permanent residence status<br />

regardless of the outcome, and if necessary<br />

also inclusion in witness protection<br />

programs. Those who exploit the<br />

predicament of trafficking victims should<br />

be subject to criminal prosecution.<br />

The Prostitution Act (ProstG) needs to be<br />

further developed to improve the situation<br />

of prostitutes – by introducing mandatory<br />

permits for places of work coupled with<br />

clear guidelines and minimum standards.<br />

This is the only way to ensure viable<br />

working conditions for prostitutes, with<br />

respect to e.g. hygiene, affordable rents<br />

and safety. It can also be used to prosecute<br />

brothel operators if they violate their<br />

limited authority to mandate specific johns<br />

or sexual practices. The aim is to improve<br />

the protection and living situation of sex<br />

workers both female and male.<br />

Mieten und Sicherheit, gewährleistet seien.<br />

Überschreitungen des sogenannten<br />

eingeschränkten Weisungsrechtes könnten<br />

so geahndet und BordellbetreiberInnen<br />

bestraft werden, die den Prostituierten<br />

Verhinderung von<br />

Menschenhandel<br />

Der Deutsche Frauenrat setzt<br />

sich dafür ein, dass folgende<br />

Maßnahmen zur Verhinderung<br />

von Menschenhandel,<br />

für besseren Opferschutz und zur Bestrafung<br />

der TäterInnen ergriffen werden:<br />

<br />

Der Deutsche Frauenrat bittet die Bundesregierung<br />

zu prüfen, inwieweit in<br />

Verfahren zum Menschenhandel Sachbeweismitteln<br />

mehr Gewicht als bisher<br />

zugemessen und der Rechtsanspruch<br />

von Opfern von Menschenhandel auf<br />

entgangenen Lohn umfassend umgesetzt<br />

werden kann.<br />

<br />

Die für die Kontrollen zuständigen Behörden<br />

müssen angemessen personell<br />

ausgestattet werden. Der Vorstand des<br />

Deutschen Frauenrates wird beauftragt,<br />

die Landesfrauenräte zu bitten, mit diesem<br />

Anliegen an die Landesregierungen<br />

heranzutreten.<br />

<br />

Menschen, die wissentlich und willentlich<br />

die Zwangslage der Opfer von Menschenhandel<br />

ausnutzen, sollen strafrechtlich<br />

verfolgt werden.<br />

Freier und Sexualpraktiken vorschreiben<br />

wollen. Ziel der geforderten Maßnahmen<br />

ist es, den Schutz und die Lebenssituation<br />

der Frauen und Männer im Sex gewerbe zu<br />

verbessern.<br />

Weiterentwicklung des<br />

Prostitutionsgesetzes<br />

Der Deutsche Frauenrat bittet die Landesfrauenräte,<br />

in den Ländern auf die Einführung<br />

einer Erlaubnispflicht für BordellbetreiberInnen<br />

und den Erlass entsprechender<br />

gewerberechtlicher Bestimmungen<br />

hinzuwirken. Er fordert die Bundesregierung<br />

auf, das Prostitutionsgesetz von 2002<br />

so zu ändern, dass<br />

<br />

Frauen, die in der Prostitution arbeiten,<br />

sozialversichert sein müssen,<br />

<br />

regelmäßige Angebote für Gesundheitsuntersuchungen<br />

und Beratung außerhalb<br />

der Arbeitsstätten eingeführt werden,<br />

<br />

für 18- bis 21-Jährige flächendeckend<br />

ein besonderes Beratungsangebot vorgehalten<br />

werden muss, das der besonderen<br />

Verletzlichkeit dieser Gruppe entspricht.<br />

Die Mitgliederversammlung im Abstimmungsverfahren / Vote at the DF General Assembly


Das Jahr <strong>2013</strong> A Gewalt gegen Frauen 11<br />

Hilfseinrichtungen<br />

»Gewalt – ein gesellschaftliches Übel, das<br />

politisch gelöst werden muss«<br />

Der 25. November ist mittlerweile ein fester Bestandteil im Kalender des<br />

Deutschen Frauenrates. Doch nicht nur am »Internationalen Tag der Gewalt<br />

gegen Frauen« macht die Frauenlobby für eine bessere Unterstützung von<br />

Betroffenen und eine verlässliche Finanzierung der Hilfsangebote mobil.<br />

Engagiert gegen Gewalt: Mona Küppers, stell vertretende<br />

DF-Vorsitzende (2. von re.), neben ihr Irmingard Schewe-<br />

Gerigk, Vorsitzende von Terre des Femmes, und deren<br />

Mitstrei terinnen auf einer gemeinsamen Veranstaltung am<br />

25. November <strong>2013</strong> in Berlin<br />

Committed to ending violence against women: DF Vice<br />

President Mona Küppers (2nd from right) next to Terre des<br />

Femmes President Irmingard Schewe-Gerigk and TdF<br />

activists at a joint event on 25 November <strong>2013</strong> in Berlin<br />

So begrüßte der DF im März die lang erwartete<br />

Einrichtung eines bundesweiten Hilfetelefons.<br />

Unter der Nummer 08000 116 016<br />

finden von Gewalt betroffene Frauen sowie<br />

Personen aus deren Umfeld seitdem Unterstützung<br />

in Krisensituationen. Das Angebot<br />

ist mehrsprachig und barrierefrei, die Gespräche<br />

erfolgen anonym. Die Mitarbeiterinnen<br />

beraten individuell, insbesondere in<br />

rechtlichen Fragen, und helfen – falls nötig<br />

– über eine entsprechende Datenbank bei<br />

der Suche nach einer geeigneten Hilfseinrichtung<br />

vor Ort.<br />

Wie wichtig solche Angebote sind, betonte<br />

die stellvertretende DF-Vorsitzende<br />

Mona Küppers anlässlich des Internationalen<br />

Frauentages: »Gewalt, auch wenn sie<br />

im privaten Raum begangen wird, ist nicht<br />

privat; sie ist ein gesellschaftliches Übel, das<br />

politisch gelöst werden muss.« Die Frauenlobby<br />

setzt sich seit Langem<br />

für eine angemessene und<br />

verlässliche Finanzierung von<br />

Frauenhäusern, Zufluchtswohnungen,<br />

Notrufen und<br />

Beratungsstellen ein.<br />

Bereits im vergangenen<br />

Jahr hatte ein Bericht der<br />

Bundesregierung deutlich<br />

gemacht, dass die zurzeit<br />

vorhandenen Hilfseinrichtungen<br />

den Bedarf nicht decken.<br />

Einer der Gründe dafür:<br />

Die Finanzierung entsprechender<br />

Angebote wird<br />

in den 16 Bundesländern<br />

und den Kommunen höchst<br />

unterschiedlich gehandhabt.<br />

Zusammen mit den Wohlfahrtsverbänden<br />

plädieren<br />

der Deutsche Frauenrat und<br />

seine Mitgliedsverbände deshalb<br />

für einen Rechtsanspruch<br />

auf Hilfe, Schutz und<br />

Unterstützung für gewaltbetroffene Frauen.<br />

»Eine bundesweite Regelung würde<br />

sicherstellen, dass wirklich alle von Gewalt<br />

bedrohten Frauen und ihre Kinder schnell<br />

und unbürokratisch in einer Hilfseinrichtung<br />

aufgenommen werden«, begründete<br />

die Bundesvorsitzende der Katholischen<br />

Frauengemeinschaft Deutschlands, Maria<br />

Theresia Opladen, diese Forderung anlässlich<br />

des 25. November.<br />

Welches Ausmaß die Gewalt gegen<br />

Frauen hierzulande annehmen kann, belegen<br />

Zahlen, die ein Bündnis aus den Bundesverbänden<br />

der Frauenberatungsstellen,<br />

Frauennotrufen und Frauenhäusern zum<br />

»Internationalen Tag der Gewalt gegen<br />

Frauen« bekannt gab: Danach starben allein<br />

im Vorjahr in Deutschland 106 Frauen<br />

durch Gewalttaten ihrer Partner oder Ex-<br />

Partner.<br />

Dem Thema »Gewalt gegen Frauen« ist<br />

die Januarausgabe <strong>2013</strong> des Magazins<br />

FrauenRat gewidmet, sie ist zum Preis von<br />

3,00 Euro zu beziehen über die Internetseite<br />

des Deutschen Frauenrates unter<br />

bit.ly/1e9SUMI.<br />

Crisis support<br />

“Violence – A social evil in<br />

need of a political solution”<br />

Combating violence and supporting<br />

women who have experienced it are key<br />

issues of concern for the Deutscher<br />

Frauenrat. The DF therefore welcomed the<br />

long-sought opening of a Germany-wide<br />

hotline in <strong>2013</strong>. Under the number 08000<br />

116 016, callers receive free counseling in<br />

a variety of languages with a focus on legal<br />

matters and on finding suitable nearby<br />

facilities to help them. In a speech marking<br />

International Women’s Day, DF Vice<br />

President Mona Küppers emphasized the<br />

importance of this service. “Whether or not<br />

it takes place in private space, violence is<br />

not private; it is a social evil in need of a<br />

political solution.” The DF has long been<br />

lobbying for appropriate and reliable<br />

funding for women’s shelters, hotlines,<br />

crisis and counseling centers. The<br />

importance of these facilities is shown by<br />

figures published by a Germany-wide<br />

alliance of women’s counseling centers,<br />

hotlines and shelters on “International Day<br />

for the Elimination of Violence Against<br />

Women” in <strong>2013</strong>. Some 106 women died<br />

in 2012 alone at the hands of their<br />

partners or ex-partners.


12<br />

Das Jahr <strong>2013</strong> A Gewalt gegen Frauen<br />

Frauen mit Behinderungen<br />

Schutz vor Gewalt ist ein Menschenrecht<br />

Wenn es um körperliche oder sexuelle Übergriffe geht, sind Frauen mit<br />

Behinderung besonders gefährdet: Mehr als die Hälfte von ihnen erleidet im<br />

Laufe ihres Lebens körperliche, jede Dritte erfährt sexualisierte Gewalt.<br />

Gemeinsam mit dem Weibernetz e.V. setzt sich der Deutsche Frauenrat für<br />

einen besseren Schutz der Betroffenen und für mehr Frauenbeauftragte in<br />

den Einrichtungen der Behindertenhilfe ein.<br />

Women with disabilities<br />

Protection against<br />

violence is a human right<br />

A study by scientists at Bielefeld University<br />

has shown that more than half of women<br />

with disabilities suffer physical violence in<br />

their lifetimes, and one in three experience<br />

sexualized violence. This means that<br />

women with disabilities are about twice as<br />

likely to face violence as women in general.<br />

Together with Weibernetz e.V., a lobbying<br />

group for women with disabilities, the<br />

Deutscher Frauenrat is working to achieve<br />

better protection for those affected. Thus<br />

far female employees with learning<br />

difficulties at 16 facilities have been trained<br />

to serve as spokespersons for women’s<br />

concerns, with plans underway to qualify<br />

more. The Bielefeld study also points to<br />

structural violence in residences and<br />

workplaces for people with disabilities.<br />

Some 40 percent of women with so-called<br />

mental disabilities live in facilities without<br />

lockable bathrooms or toilets. Single rooms<br />

are still not standard, and often the women<br />

may not even participate in room-sharing<br />

decisions. Weibernetz is therefore calling<br />

for binding measures to prevent violence at<br />

all facilities for people with disabilities. It<br />

has drawn up a comprehensive checklist to<br />

provide residences and workplaces with a<br />

guide on how to approach (sexualized)<br />

violence. This includes preventive measures<br />

such as developing a code of conduct for<br />

all employees and volunteers, as well as<br />

recommendations on what to consider if<br />

violence is suspected. With a view to<br />

women with disabilities who have<br />

experienced violence, the DF is calling for<br />

suitable strategies to be developed in the<br />

healthcare sector – after all, protection<br />

against violence is a human right.<br />

Als politische Interessenvertretung behinderter<br />

Frauen macht sich Weibernetz bereits<br />

seit einiger Zeit dafür stark, Frauen<br />

mit Lernschwierigkeiten so zu schulen,<br />

dass sie in Werkstätten und Wohnheimen<br />

die Aufgabe von Frauenbeauftragten<br />

wahrnehmen können. Mit Erfolg: Bisher<br />

konnten Mitarbeiterinnen aus 16 Einrichtungen<br />

ausgebildet werden; nun sollen in<br />

zehn Bundesländern weitere Multiplikatorinnen<br />

qualifiziert werden. »Frauenbeauftragte<br />

in Einrichtungen sind nicht nur<br />

ein Beitrag zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention,<br />

sondern sie können<br />

auch ein neues und wirksames Instrument<br />

zur Gleichstellung und zur Prävention<br />

und Intervention von Gewalt gegen<br />

Frauen mit Behinderung sein«, so das<br />

Weibernetz.<br />

Tatsächlich sind behinderte Frauen etwa<br />

doppelt so häufig körperlichen und sexuellen<br />

Übergriffen ausgesetzt wie Frauen<br />

im Bevölkerungsdurchschnitt. Das belegen<br />

Ergebnisse einer repräsentativen Studie,<br />

die WissenschaftlerInnen der Universität<br />

Bielefeld 2011 im Auftrag des Bundesfrauenministeriums<br />

durchgeführt haben.<br />

Die Studie zeigt zudem strukturelle<br />

Gewalt in Wohnheimen und Werkstätten<br />

für Menschen mit Behinderung auf: So<br />

können vierzig Prozent der Frauen, die<br />

wegen einer sogenannten geistigen Behinderung<br />

in einer Einrichtung leben, ihre<br />

Wasch- und Toilettenräume nicht abschließen.<br />

Einzelzimmer sind noch immer<br />

kein Standard, häufig können die Frauen<br />

nicht einmal mitbestimmen, mit wem sie<br />

zusammenwohnen.<br />

Weibernetz mahnt deshalb verbindliche<br />

Maßnahmen zum Schutz vor Gewalt<br />

in allen Einrichtungen der Behindertenhilfe<br />

an. »Angesichts der hohen Gewaltbetroffenheit<br />

von Frauen mit Behinderung<br />

müssen sämtliche Einrichtungen<br />

verpflichtet werden, Präventions- und<br />

Interventionsmaßnahmen vorzuhalten«,<br />

fordert Martina Puschke, Projektleiterin<br />

im Weibernetz. »Das fängt beim Beschwerdemanagement<br />

an bis hin zum<br />

Reflektieren von Machtstrukturen, dem<br />

Vorhalten von Frauen als Pflegekräften,<br />

wenn der Wunsch besteht, und einer<br />

festgelegten Vorgehensweise bei Verdachtsfällen<br />

von Gewalt.« Als Arbeitshilfe<br />

legt die Interessenvertretung eine umfangreiche<br />

Checkliste vor, mit deren Hilfe<br />

die Einrichtungen einen Leitfaden zum<br />

Umgang mit (sexualisierter) Gewalt erarbeiten<br />

können. Sie umfasst präventive<br />

Maßnahmen wie die Erarbeitung eines<br />

Verhaltenskodexes für alle MitarbeiterInnen<br />

ebenso wie Hilfestellungen, was bei<br />

der Klärung entsprechender Verdachtsfälle<br />

zu beachten ist.<br />

Der Deutsche Frauenrat fordert mit Blick<br />

auf von Gewalt betroffene Frauen mit Behinderung<br />

die Entwicklung von angemessenen<br />

Konzepten im Bereich Gesundheitsversorgung<br />

– der Schutz vor Gewalt ist<br />

schließlich ein Menschenrecht. »Vonseiten<br />

der Kostenträger war es nie ein Problem,<br />

Mindeststandards beim Bau von Einrichtungen<br />

einzuführen. Aber Einrichtungen<br />

zu verpflichten, alles zu tun, um das Menschenrecht<br />

zum Schutz vor Gewalt zu garantieren,<br />

ist noch kein Standard«, kritisiert<br />

Puschke. »Dabei kann inzwischen<br />

niemand mehr sagen, nichts von Gewalt<br />

gegen Menschen mit Behinderung zu wissen.«<br />

Die Checkliste zur Erstellung eines Leitfadens zum<br />

Umgang mit (sexualisierter) Gewalt finden Sie unter<br />

bit.ly/1g2O1JE.


Das Jahr <strong>2013</strong> A Gewalt gegen Frauen 13<br />

»Vielfalt ist schön«: Vertreterinnen<br />

von DF-Mitgliedsverbänden<br />

auf einer Anti-Sexismus-Demo am<br />

1. September <strong>2013</strong> in Berlin<br />

“Diversity is beautiful”:<br />

Representatives of DF member<br />

organizations at an anti-sexism<br />

demonstration on 1 September <strong>2013</strong><br />

in Berlin<br />

Sexismus in der Werbung<br />

Wer entscheidet, was Diskriminierung ist?<br />

Was ist frauenfeindlich? Wenn es um kommerzielle Werbung geht, entscheidet<br />

darüber der Deutsche Werberat: Fast die Hälfte der Beschwerden<br />

betrifft dieses Thema. Bei einer Fachtagung am 16. Oktober mahnte der<br />

Deutsche Frauenrat erneut die Mitverantwortung der Werbe wirtschaft,<br />

mehr Sachkompetenz und eine paritätische Besetzung des Werberates an.<br />

Bereits am 1. September hatte der DF an<br />

einer großen Anti-Sexismus-Demonstration<br />

vor dem Brandenburger Tor teilgenommen,<br />

zu der die feministische Initiative Pinkstinks<br />

aufgerufen hatte. Deren Geschäftsführerin<br />

Stevie Schmiedel schlug in ihrer Ansprache<br />

einen Bogen von sexistischer Werbung zu<br />

sexualisierter Gewalt: »Wir werden zu Gegenständen<br />

gemacht. Das ist der Ursprung<br />

für Gewalt. Sie beginnt in den Köpfen.«<br />

Statt entsprechende Bilder abzumahnen,<br />

werden diese vom Werberat jedoch oft mit<br />

der Begründung verteidigt, sie wären ironisch<br />

gemeint oder arbeiteten »mit einem<br />

Augenzwinkern«. Dagegen unterzeichneten<br />

im Sommer 16.000 UnterstützerInnen,<br />

darunter der DF, eine Petition. Ihr Ziel: Nicht<br />

das Konstrukt eines »verständigen Durchschnittsverbrauchers«,<br />

sondern die Perspektive<br />

von Kindern soll künftig ausschlaggebend<br />

für eine Abmahnung werden.<br />

An der Fachtagung des Deutschen Werberates<br />

am 16. Oktober nahmen die stellvertretende<br />

DF-Vorsitzende Mona Küppers<br />

sowie Sylvia Dieckhoff vom Berufsverband<br />

der Haushaltsführenden, Irmingard Schewe-Gerigk,<br />

Vorsitzende von Terre des<br />

Femmes, und Stevie Schmiedel von Pinkstinks<br />

teil. Dabei ging es um eine Verständigung<br />

mit dem Selbstkontrollgremium darüber,<br />

was sexistische Werbung ist und wie<br />

man sie bekämpft. »Wer entscheidet eigentlich<br />

hier, was Diskriminierung ist?«,<br />

fragte Küppers, »worin besteht Ihre Expertise?«<br />

Derzeit treffen zehn Männer und drei<br />

Frauen die Entscheidung für oder gegen<br />

eine Abmahnung. Mit ihrer Forderung nach<br />

einer geschlechterparitätischen Besetzung<br />

des Gremiums stieß Küppers auf ein positives<br />

Echo. In der folgenden Diskussion ging<br />

es um die Frage, ob ein gesetzliches Verbot<br />

von Werbung gegen die Meinungsfreiheit<br />

verstieße. Einig waren sich alle Anwesenden<br />

darin, dass auch in der Werbung Wertschätzung<br />

für Frauen transportiert werden<br />

müsse. Irmingard Schewe-Gerigk betonte,<br />

dass dort, wo Frauen Wertschätzung erführen,<br />

Gewalt zurückgehe.<br />

Sexist advertisements<br />

Who decides what<br />

discrimination is?<br />

The German Advertising Standards Council<br />

(Deutscher Werberat) decides whether<br />

business ads in Germany are sexist. This selfregulating<br />

body in the advertising sector can<br />

admonish companies that use discriminatory<br />

ads. Nearly half of the complaints the<br />

Werberat receives refer to misogyny. Instead<br />

of admonishing companies, however, its<br />

board often defends sexist images and texts<br />

by claiming that they are meant ironically or<br />

“tongue in cheek”. A petition was launched<br />

against this, with 16,000 signatures of<br />

support including that of the DF. It aims to<br />

change the reference point for issuing<br />

admonishments from that of a supposed<br />

“average consumer” to that of a child.<br />

The DF and the Werberat held a joint<br />

conference on October 16, also attended by<br />

representatives of other NGOs that work for<br />

women’s rights. The point was to reach an<br />

understanding with the Werberat about what<br />

sexist ads are and how to combat them.<br />

Currently ten men and three women sit on<br />

the board that decides whether ads are sexist<br />

or discriminatory. DF Vice President Mona<br />

Küppers’ call for gender parity among the<br />

Werberat’s members was received positively.<br />

Subsequent discussion centered around<br />

whether legal prohibitions on ads would<br />

constitute censorship and thus violate<br />

freedom of expression. All those present<br />

were in agreement that advertising is not<br />

exempt from the need to convey respect for<br />

women.


14<br />

Das Jahr <strong>2013</strong> A Bundestagswahl<br />

Damenwahl: (v.l.n.r.) DF-Vorsitzende<br />

Hannelore Buls mit den Bundestagskandidatinnen<br />

Dr. Gesine Lötzsch (Die<br />

Linke), Mieke Senftleben (FDP), Beate<br />

Müller-Gemmeke (Bündnis 90/Die<br />

Grünen) und Mechthild Rawert (SPD)<br />

Ladies’ choice: (from left to right)<br />

DF President Hannelore Buls with<br />

German parliament candidates<br />

Dr. Gesine Lötzsch (The Left),<br />

Mieke Senftleben (FDP), Beate<br />

Müller-Gemmeke (The Greens) and<br />

Mechthild Rawert (SPD)<br />

Gleichstellung<br />

Frauenverbände fragen –<br />

Kandidatinnen antworten<br />

In Vorbereitung auf die Bundestagswahl <strong>2013</strong> hatte der Deutsche Frauenrat<br />

am 7. Juni je eine Kandidatin aller im letzten Bundestag vertretenen Parteien<br />

zu einer Diskussionsrunde eingeladen.<br />

Einen ausführlichen Veranstaltungsbericht<br />

mit den Antworten der Kandidatinnen finden<br />

Sie unter bit.ly/1eFq7nU.<br />

Equality measures<br />

Putting female political<br />

candidates on the spot<br />

Leading up to the federal election in<br />

September <strong>2013</strong>, the Deutscher Frauenrat<br />

invited female candidates from all the<br />

political parties in parliament to a<br />

question-and-answer session on June 7. All<br />

parties sent a representative except the<br />

Christian Democrats. Topics adressed by the<br />

politicians included health and long-term<br />

care, the labor market and equal pay,<br />

education, combating poverty, and quotas.<br />

Subsequent discussion addressed<br />

eliminating mini-jobs, lessons learned from<br />

Agenda 2010, educational subsidies for<br />

children from low-income families,<br />

childcare subsidies and evaluating all<br />

family benefit policies. The discussion forum<br />

was held in cooperation with Evas Arche,<br />

the Frauenpolitischer Rat Brandenburg and<br />

the LandesFrauenRat Berlin.<br />

Es kamen, bis auf die Vertreterin der CDU:<br />

Mechthild Rawert (SPD), Mieke Senftleben<br />

(FDP), Dr. Gesine Lötzsch (Die Linke) und<br />

Beate Müller-Gemmeke (Bündnis 90/Die<br />

Grünen). Themen der Fragestunde waren<br />

Gesundheit und Pflege, Arbeitsmarkt und<br />

Entgeltgleich heit, Bildung, Armutsbekämpfung<br />

und die Quote. Basis der Befragung<br />

waren die DF-Wahlprüfsteine <strong>2013</strong>.<br />

Mechthild Rawert, Mitglied im Bundestagsausschuss<br />

für Gesundheit, plädierte<br />

für die Einführung einer Bürgerversicherung,<br />

eine paritätische Finanzierung des<br />

Gesundheitssystems sowie die Aufwertung<br />

von Gesundheits- und Sozialberufen.<br />

Bei der Pflege sollten, um eine bessere<br />

Qualität und Bezahlung zu gewährleisten,<br />

die Beiträge um 0,5 Prozentpunkte erhöht<br />

werden. Mieke Senftleben, Mitglied des<br />

Abgeordnetenhauses Berlin, nahm zum<br />

Thema Bildung Stellung. Sie forderte eine<br />

Verlagerung von Bildungskompetenzen<br />

von den Ländern auf den Bund sowie eine<br />

bessere Qualifikation für ErzieherInnen<br />

und wandte sich gegen eine Quote, etwa<br />

an den Universitäten. Dr. Gesine Lötzsch,<br />

haushaltspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion<br />

von Die Linke und Mitglied<br />

im Haushaltsausschuss, plädierte für<br />

eine Umschichtung der Mittel aus dem<br />

Rüstungshaushalt zugunsten der Armutsbekämpfung.<br />

Dazu gehörten ein Mindestlohn<br />

in Höhe von zunächst zehn, dann<br />

zwölf Euro, vernünftige Arbeitsverhältnisse,<br />

eine Grundsicherung von 500 und<br />

Mindestrenten von 1.050 Euro pro Monat.<br />

Beate Müller-Gemmeke, Mitglied im<br />

Bundestagsausschuss für Arbeit und Soziales,<br />

forderte, die Antidiskriminierungsstelle<br />

des Bundes mit einer Prüfbefugnis<br />

auszustatten, die dieser erlaube, künftig<br />

alle Betriebe auf ihre Entgeltregelungen<br />

zu überprüfen und ggf. mit Sanktionen zu<br />

belegen. Sie setzte sich zudem für eine<br />

Abschmelzung des Ehegattensplittings,<br />

den Einstieg in eine Kindergrundsicherung,<br />

armutsfeste Garantierenten sowie<br />

Quoten für die Privatwirtschaft, die Politik<br />

und die Wissenschaft ein.<br />

In der anschließenden Diskussion ging<br />

es unter anderem um eine Abschaffung<br />

der Minijobs, die Lehren aus der Agenda<br />

2010, das Bürokratiemonster »Bildungsbeteiligungsgesetz«,<br />

das neu eingeführte<br />

Betreuungsgeld sowie eine Evaluierung<br />

aller familienpolitischen Leistungen. Die<br />

Veranstaltung fand in Kooperation mit<br />

Evas Arche, dem Frauenpolitischen Rat<br />

Brandenburg und dem LandesFrauenRat<br />

Berlin statt.


Das Jahr <strong>2013</strong> A Bundestagswahl 15<br />

Koalitionsvertrag<br />

Was bringt der 18. Bundestag den Frauen?<br />

Eine »konsistente Gleichstellungspolitik« forderte der Deutsche Frauenrat<br />

im März <strong>2013</strong> von der künftigen Bundesregierung und formulierte<br />

entsprechende Wahlprüfsteine an die Parteien. Darin ging es um eine<br />

geschlechtergerechte Arbeitsmarkt-, Steuer- und Sozialpolitik, um bessere<br />

Vereinbarkeit von Erwerbs- und Familienarbeit, Nachbesserungen bei der<br />

Pflege und beim Schutz vor Gewalt. Was davon findet sich im Koalitionsvertrag<br />

wieder?<br />

Weitgehend erfüllt wird die DF-Forderung<br />

nach einem gesetzlichen Mindestlohn,<br />

auch die Einbeziehung geltender Tarifverträge.<br />

»Weiße Flecken« sollen für das gesamte<br />

Bundesgebiet in Höhe von zunächst<br />

8,50 Euro pro Stunde gefüllt werden.<br />

Die Höhe wird ab Juni 2017 durch<br />

eine Kommission der Tarifpartner überprüft.<br />

Zum Minijob werden die wesentlichen<br />

Forderungen dagegen ignoriert. Dazu<br />

gehört für den DF die Sozialversicherungspflicht<br />

ab dem ersten Euro. Auch<br />

zur Bedeutung der Lohnsteuerklasse 5<br />

und des Ehegattensplittings für die<br />

Gleichstellung von verheirateten Frauen<br />

und Männern sagt der Koalitionsvertrag<br />

nichts. Der Deutsche Frauenrat fordert<br />

seit Langem die Abschaffung beider Regelungen,<br />

weil sie massive Fehlanreize<br />

für die Erwerbstätigkeit von Frauen setzen.<br />

Nach dem Willen<br />

der Koalitionspartner<br />

soll die aktive<br />

Arbeitsmarktpolitik<br />

reformiert werden,<br />

Geringqualifizierten<br />

und Langzeitarbeitslosen<br />

werden<br />

Weiterbildung, die<br />

Vermittlung in existenzsichernde<br />

Arbeit<br />

und eine nachgehende<br />

Betreuung<br />

versprochen.<br />

Die Vereinfachung<br />

des Leistungs- und<br />

Verfahrensrechtes<br />

lässt jedoch erwarten,<br />

dass Mittel<br />

pauschaliert, gekürzt<br />

oder gestrichen<br />

werden. Frauen werden vor allem<br />

über die Fortführung des Programms für<br />

Wiedereinsteigerinnen gefördert. Zudem<br />

wird geprüft, ob Nicht-Leistungsempfängerinnen,<br />

die wegen der Anrechnung des<br />

Partnereinkommens keinen Anspruch im<br />

Sozialgesetzbuch (SGB) II haben, künftig<br />

in die Förderung mitaufgenommen werden.<br />

Wenig Quote, viel Freiwilligkeit<br />

Positiv für Frauen ist, dass die Schnittstellen<br />

zwischen den Sozialgesetzbüchern<br />

sowie zum Bundesausbildungsförderungsgesetz<br />

künftig besser verzahnt werden<br />

sollen, um Sicherungs- und Förderlücken<br />

zu vermeiden. Die eingeschränkten<br />

Chancen von Frauen im ersten Arbeitsmarkt<br />

werden dagegen nicht in den Blick<br />

genommen, obwohl das neue Ziel des<br />

SGB II die Vermeidung<br />

von Langzeitarbeitslosigkeit<br />

und<br />

die Wirkungsorientierung<br />

beim Verteilen<br />

der Mittel<br />

positiv aufgreift.<br />

Dienstleistungen<br />

im sozialen, personen-<br />

und haushaltsbezogenen<br />

Bereich, wo Frauen<br />

mehrfach von Förderung<br />

profitieren<br />

können, spielen im<br />

Koalitionsvertrag<br />

keine Rolle, weil<br />

Wachstums- und<br />

Wirtschaftsförderung<br />

einseitig auf<br />

Produktion und Export<br />

ausgerichtet<br />

Coalition agreement<br />

What does the <strong>2013</strong><br />

German election bring<br />

women?<br />

Back in March of <strong>2013</strong> the Deutscher<br />

Frauenrat formulated a checklist for the<br />

political parties leading up to the federal<br />

election in September. Some of these points<br />

are now found in the coalition agreement<br />

between the governing parties (CDU and<br />

SPD), such as introducing a minimum wage,<br />

providing better protection against violence<br />

to children, youth and people with<br />

disabilities, and reforming long-term care<br />

insurance. However, the coalition agree ment<br />

does not address the DF’s calls for<br />

eliminating mini-jobs, tax class 5 or spousal<br />

tax splitting. The positive news for women is<br />

that the social law code and the Federal<br />

Training Assistance Act (BAföG) will be better<br />

integrated in the future which will close gaps<br />

in social security and subsidies. However, the<br />

agreement pays little attention to the limited<br />

opportunities for women on the job market<br />

although the social code (SGB II) aims at<br />

preventing long-term unemployment and<br />

making the related measures more<br />

sustainable. Social, individual and householdrelated<br />

services, where women could benefit<br />

in multiple ways from subsidies, play no role<br />

in the coalition agreement. The Pay Equity<br />

Act called for by the DF is not mentioned<br />

explicitly, but there are some prospects for<br />

more transparency and information.<br />

Supervisory and executive boards in the<br />

private sector are to reserve up to 30 percent<br />

of their membership for women as of 2016,<br />

but the only sanctions envisaged are “empty<br />

chairs”. With regard to the proposed subsidy<br />

for low pensions after 40+ years of work<br />

(“Lebensleistungsrente”), and to retirement<br />

after 45 years of social security contributions,<br />

the eligibility conditions are too high for most<br />

women. The “mothers’ pension” (“Mütterrente”)<br />

for women who had children before<br />

1992 will be increased by one calculation<br />

point. The DF had called for two points and<br />

for funding from tax revenues – not from the<br />

pension funds as presently planned.


16<br />

Das Jahr <strong>2013</strong> A Bundestagswahl<br />

Vergesst<br />

die Frauen nicht!<br />

Einen Appell für mehr<br />

Geschlechtergerechtigkeit<br />

in der Arbeits- und<br />

Sozialpolitik leitete die<br />

Mitgliederversammlung des Deutschen<br />

Frauenrates im November an<br />

die VerhandlungsführerInnen der<br />

Großen Koalition. Darin heißt es:<br />

»Das Erwerbsleben von Frauen unterscheidet<br />

sich von dem der Männer<br />

immer noch wesentlich. Mehr Frauen<br />

als Männer arbeiten in Teilzeit, im<br />

Niedriglohnbereich, in prekären Jobs;<br />

sie unterbrechen ihr Erwerbsleben<br />

oftmals für unbezahlte Familien- und<br />

Sorgearbeit. Das hat Auswirkungen<br />

auf ihre Alterssicherung. Frauen leben<br />

im Alter von weniger Geld als<br />

Männer. Frauen brauchen deshalb<br />

mehr sozialen Ausgleich. Diesen sozialen<br />

Ausgleich zu gestalten und in<br />

konkrete soziale Politik umzusetzen<br />

scheint bei den Koalitionsverhandlungen<br />

zu kurz zu kommen. Deshalb<br />

fordern wir: Vergesst die Frauen<br />

nicht!«<br />

Gefordert werden ein gesetzlicher,<br />

flächendeckender und bundeseinheitlicher<br />

Mindestlohn; das Zurückdrängen<br />

prekärer Beschäftigungsformen,<br />

u.a. durch eine Reform der Minijobs;<br />

die Höherbewertung von Zeiten<br />

längerer Arbeitslosigkeit, der Beschäftigung<br />

im Niedriglohnsektor<br />

und von Familien- und Sorgearbeit<br />

bei der Rente; die Gleichbehandlung<br />

von Kindererziehungszeiten und eine<br />

»Mütterrente« aus Steuermitteln sowie<br />

ein Entgeltgleichheitsgesetz für<br />

alle Betriebe.<br />

Den Appell im Wortlaut finden Sie<br />

unter bit.ly/1e9ZEKr.<br />

bleiben. Das vom DF geforderte Entgeltgleichheitsgesetz<br />

wird nicht ausdrücklich<br />

erwähnt, jedoch werden mehr Transparenz<br />

und Auskunftsmöglichkeiten in Aussicht<br />

gestellt.<br />

Aufsichtsräte und Vorstände sollen<br />

künftig nach einer Geschlechterquote besetzt<br />

werden, beginnend mit dreißig Prozent<br />

ab 2016. Als Sanktion sind »frei bleibende<br />

Stühle« vorgesehen, deren Wirksamkeit<br />

sich in der Realität allerdings erst<br />

noch erweisen muss. Auch für Frauen in<br />

der Wissenschaft soll künftig ein Anteil<br />

von dreißig Prozent angestrebt werden.<br />

Im Übrigen setzen die Koalitionsparteien<br />

weiterhin auf Freiwilligkeit und bereits bestehende<br />

Mitbestimmung. Das reicht keinesfalls<br />

aus.<br />

Leichte Verbesserungen bei<br />

Vereinbarkeit und Pflege<br />

Die Vereinbarkeitsstrategie des Koalitionsvertrages<br />

greift die Lebensverlaufsperspektive<br />

des ersten Gleichstellungsberichtes<br />

auf. So soll Kinderbetreuung nun auch<br />

qualitativ vorangebracht werden. Positiv<br />

ist die Flexibilisierung des Elterngeldes,<br />

die künftig die Kombination mit sozialversicherter<br />

Teilzeit für bis zu 28 Monate und<br />

– durch einen Bonus von zehn Prozent –<br />

die partnerschaftliche Arbeitsteilung besserstellt.<br />

Die Mütterrente für vor 1992<br />

geborene Kinder wird aus Beitragsmitteln<br />

der Rentenversicherung um einen Entgeltpunkt<br />

aufgestockt, der DF hatte eine<br />

Erhöhung um zwei Punkte und eine Finanzierung<br />

aus Steuermitteln gefordert.<br />

Für Frauenrenten kontraproduktiv ist jedoch<br />

die »45er-Regelung«, wonach Erwerbstätige<br />

künftig mit 63 Jahren abschlagsfrei<br />

in Rente gehen können, wenn<br />

sie 45 Versicherungsjahre nachweisen:<br />

Frauen erreichen im Durchschnitt nur 29<br />

Versicherungsjahre. Auch die Lebensleistungsrente<br />

stellt zu hohe Zugangsvoraussetzungen.<br />

Die bereits vorhandene zehntägige<br />

Freistellung zur Pflege wird mit einer<br />

Lohnersatzleistung aufgewertet. Zudem<br />

soll bei Pflegezeiten geprüft werden, ob<br />

die Anrechnung in der Rentenversicherung<br />

verbessert werden kann. In Bezug<br />

auf betriebliche Vereinbarkeit setzt der<br />

Vertrag allerdings nach wie vor auf Freiwilligkeit<br />

der Unternehmen; das reicht<br />

nicht aus.<br />

Die Reform der Pflegeversicherung ist<br />

für Frauen positiv, so die Umsetzung des<br />

neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffes, die<br />

Anhebung der Personalschlüssel und die<br />

damit einhergehenden neuen Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

sowie die einheitliche<br />

Reform der Pflegeausbildungen und<br />

deren Finanzierung. Auch die geplante<br />

Beitragserhöhung ist im Sinne der DF-Politik;<br />

sie gewährleistet, dass Leistungsverbesserungen<br />

und Dynamisierung wieder<br />

möglich sind.<br />

Gewaltschutz<br />

Kinder, Jugendliche und Menschen mit<br />

Behinderung sollen besser vor Gewalt,<br />

insbesondere sexueller, geschützt werden.<br />

Straftaten sollen später verjähren. Bei Gewalt<br />

gegen Frauen setzt der Koalitionsvertrag<br />

auf das bereits vorhandene Hilfetelefon,<br />

ohne auf die erforderliche nachhaltige<br />

Hinterlegung mit Beratungs- und Hilfeeinrichtungen<br />

und deren Finanzierung<br />

einzugehen.<br />

Keine Änderung ist bei der Verzahnung<br />

von Umgangsrecht und Gewaltschutz<br />

geplant. Der DF hatte hier dafür<br />

plädiert, dass Entscheidungen nach dem<br />

Gewaltschutzgesetz künftig in Umgangs-<br />

und Sorgerechtsentscheidungen<br />

einfließen müssten, nach der Formel:<br />

»Wer schlägt, der geht! Und kann seine<br />

Kinder erst dann wiedersehen, wenn er<br />

nachweislich gefährdendes Verhalten<br />

geändert hat.«<br />

Zu begrüßen ist, dass die Opfer von<br />

Menschenhandel künftig besser geschützt<br />

werden sollen. Ihre persönliche<br />

Situation und ihre Beteiligung an Strafrechtsverfahren<br />

sollen mit besseren Aufenthaltsrechten<br />

verbessert werden. Dies<br />

bezieht sich jedoch nur auf sexuelle Ausbeutung,<br />

während die Ausbeutung der<br />

Arbeitskraft, die in Europa viel weiter verbreitet<br />

ist, lediglich »in den Fokus genommen«<br />

werden soll. Der DF fordert, beide<br />

Formen des Menschenhandels gleich zu<br />

ahnden.<br />

Die DF-Wahlprüfsteine zur Bundestagswahl <strong>2013</strong><br />

finden Sie im Internet unter bit.ly/LTBqhs.


Das Jahr <strong>2013</strong> A Frauen in Technik und Naturwissenschaft 17<br />

Frauen in Technik und Naturwissenschaft<br />

Innovation? Nur mit uns!<br />

Als 2008 der letzte <strong>Jahresbericht</strong> des Deutschen Frauenrates erschien,<br />

steckte MINT noch in den Kinderschuhen. Sechs Jahre später ist die<br />

Abkürzung, die für »Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und<br />

Technik« steht, in aller Munde. Der Einsatz für mehr Frauen in MINT-Berufen<br />

und für eine »andere« Technik wird den Vorstand auch weiterhin intensiv<br />

beschäftigen. Der folgende Beitrag skizziert, wie sich die Befassung des<br />

DF mit diesen Themen seit 2007 entwickelt hat.<br />

In diesem Jahr hatte<br />

sich eine Arbeitsgruppe<br />

des<br />

Deutschen Frauenrates<br />

mit einem<br />

Brief an die damalige<br />

Bundesforschungsministerin<br />

Annette Schavan<br />

gewandt. Die Mitglieder<br />

hatten die<br />

neu ins Leben gerufene<br />

High-Tech-<br />

Strategie des Ministeriums<br />

untersucht<br />

und dabei<br />

festgestellt, dass Frauen in dem Programm<br />

weder mit Blick auf ihre Arbeitsmarktchancen<br />

noch in ihren Interessen als Nutzerinnen<br />

angemessen berücksichtigt wurden.<br />

Gleichzeitig, so warnten die Autorinnen,<br />

drohten in dem auf schnelle Umsetzung<br />

angelegten Programm die gesellschaftliche<br />

Relevanz und die Technikfolgenabschätzung<br />

vernachlässigt zu werden.<br />

Im November des folgenden Jahres<br />

verabschiedete die Mitgliederversammlung<br />

ein ausführliches Positionspapier<br />

zum Thema. »Der Deutsche Frauenrat will<br />

sich zukünftig stärker in die öffentlichen<br />

Diskussionen über Technikentwicklung,<br />

Technologiepolitik und Technikfolgenforschung<br />

einbringen«, heißt es dort. »Er will<br />

so dazu beizutragen, dass einerseits die<br />

Technikakzeptanz steigt, andererseits aber<br />

mögliche negative Auswirkungen von<br />

Entwicklungen ernsthaft und transparent<br />

für alle BürgerInnen dargestellt und diskutiert<br />

und daraus eventuell notwendige<br />

Konsequenzen gezogen werden können.«<br />

Als weitere Ziele formuliert das Papier,<br />

der Technikdistanz von Frauen und<br />

der Vorstellung, Technik sei objektiv, wertfrei<br />

und geschlechtsneutral, entgegenzuwirken.<br />

Lobbyarbeit in Bundestag<br />

und Ministerien<br />

Seitdem ist viel geschehen, um diesem<br />

ambitionierten Programm gerecht zu werden.<br />

So gehört der Deutsche Frauenrat im<br />

Nationalen MINT-Pakt zu den Kooperationspartnern<br />

der ersten Stunde. Ziel der<br />

Aktionsplattform, zu der sich über hundert<br />

Partner aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft,<br />

Medien und Verbänden zusammengeschlossen<br />

haben, ist es, den Anteil<br />

von Frauen in den Bereichen Mathematik,<br />

Informatik, Naturwissenschaften und<br />

Technik in den nächsten Jahren deutlich<br />

zu erhöhen. So soll dem Fachkräftemangel<br />

entgegengewirkt und der Industrieund<br />

Innovationsstandort Deutschland gesichert<br />

werden. Gleichzeitig eröffnet eine<br />

Ausbildung oder ein Studium im MINT-<br />

Bereich Frauen attraktive Chancen auf einen<br />

sicheren, gut bezahlten Job – und die<br />

Möglichkeit, wichtige Lebensbereiche<br />

mitzugestalten.<br />

Ohne Frauen fehlt der Technik<br />

was: Dr. Kira Stein (re.) mit<br />

Jutta Saatweber (dib) auf der<br />

WoMenPower <strong>2013</strong> in Hannover<br />

Technology isn’t the same without<br />

women: Dr. Kira Stein (right) with<br />

Jutta Saatweber (League of German<br />

Women Engineers) at the <strong>2013</strong><br />

WoMenPower meeting in Hannover


18<br />

Das Jahr <strong>2013</strong> A Frauen in Technik und Naturwissenschaft<br />

Women in science and technology<br />

Innovation? Only with us!<br />

MINT stands for “mathematics, informatics,<br />

natural sciences and engineering”, and the<br />

DF Board has made this area a set part of its<br />

agenda since 2008. That year the General<br />

Assembly approved an extensive position<br />

paper stating that “the Deutscher Frauenrat<br />

will take a greater part in public discussion<br />

of technology development, policy and<br />

research”. The paper formulates the DF’s<br />

aims of overcoming the reluctance on the<br />

part of women to enter technology fields,<br />

and of countering the notion that science is<br />

objective, unbiased and gender-neutral.<br />

The DF has been a partner in the national<br />

MINT pact since 2008. It seeks to raise the<br />

proportion of women in mathematics,<br />

informatics, natural sciences and<br />

engineering. The DF has also been active in<br />

parliament over recent years at numerous<br />

events on the topic of “Women and<br />

technology”, and is now invited by<br />

ministries when it comes to involving civil<br />

society in research and innovation. Board<br />

member Kira Stein represented the DF in<br />

<strong>2013</strong> as an expert at a workshop held by<br />

the Federal Ministry of Education and<br />

Research, and at the opening event in a<br />

series held by the Federal Ministry for<br />

Economic Affairs and Energy.<br />

The DF and its member organizations worked<br />

intensively on this topic in the lead-up to the<br />

UN Conference on Sustainable Development<br />

(Rio+20) in 2012. Like many women’s NGOs,<br />

the DF seeks a new and comprehensive<br />

strategy for sustainable economic policy<br />

which does away with the gender-specific<br />

division of labor and covers not only<br />

production and services but also unpaid care<br />

and voluntary work. “The assumption<br />

underlying economic policy that growth<br />

automatically brings prosperity, or for that<br />

matter greater justice, has proven to be<br />

false”, states a position paper by the DF from<br />

2011. “Prosperity must be measured by<br />

means of parameters other than material<br />

possessions. Social justice must be<br />

recognized to a far greater extent as an<br />

essential factor; the Deutscher Frauenrat sees<br />

gender equality here as a decisive criterion.”<br />

Board member Kira Stein holds regular<br />

talks at the meccanica feminale, a<br />

networking conference of women in<br />

innovative technologies, and takes part in<br />

the WoMenPower conference in Hannover<br />

and the “Komm Mach MINT” networking<br />

meetings at the “Conference Center<br />

Technology – Diversity – Equal Chances”.<br />

The DF is thereby seeking to raise its profile<br />

in the field of technology and busi ness and<br />

to reach out to new clientele.<br />

Auch im Bundestag macht der DF immer<br />

wieder für das Thema »Frauen und Technik«<br />

mobil. So lud die Frauenlobby im Juni<br />

2010 Bundestagabgeordnete zu einem<br />

parlamentarischen Frühstück ein und veranstaltete<br />

2012 gemeinsam mit dem Bundestagsausschuss<br />

Bildung, Forschung,<br />

Technikfolgenabschätzung einen Workshop<br />

zum Thema – eine Premiere im Bundestag!<br />

So viel Engagement zahlt sich aus:<br />

Von den Ministerien wird die Frauenlobby<br />

mittlerweile eingeladen, wenn es um die<br />

Beteiligung von VertreterInnen der Zivilgesellschaft<br />

an Forschung und Innovation<br />

geht. So vertrat Vorstandsfrau Kira Stein<br />

den DF im vergangenen Jahr unter anderem<br />

als eine von fünfzig ExpertInnen bei<br />

einem Workshop des Bundesministeriums<br />

für Bildung und Forschung und bei der<br />

Auftaktveranstaltung zur Veranstaltungsreihe<br />

»Technologieaufgeschlossenheit und<br />

Innovationsfreundlichkeit in Deutschland«<br />

des Bundeswirtschaftsministeriums. Für<br />

Stein, die als Pionierin seit Ende der Siebzigerjahre<br />

mit dem Thema »Frauen und<br />

Technik« befasst ist und 2009 für ihr jahrzehntelanges<br />

Engagement mit dem Bundesverdienstkreuz<br />

ausgezeichnet wurde,<br />

geht es dabei immer um beides: um Gleichstellung<br />

und die Beteiligung von Frauen<br />

genau so wie um eine gesellschaftliche Veränderung<br />

von Inhalten, Zielen und Zweck<br />

von Technik.<br />

Green Economy<br />

Ein Thema, bei dem dieser Zusammenhang<br />

besonders deutlich wird, ist die Grüne<br />

Ökonomie. Das Konzept hat den Deutschen<br />

Frauenrat und zahlreiche seiner Mitgliedsverbände<br />

im Vorfeld der UN-Konferenz<br />

über Umwelt und Entwicklung<br />

(Rio+20) im Juni 2012 intensiv beschäftigt,<br />

etwa im Projekt »Green Economy Gender_Gerecht«,<br />

das mit Unterstützung des<br />

Bundesumweltministeriums und des Umweltbundesamtes<br />

mit genanet, dem Frauenpolitischen<br />

Rat Brandenburg, der Katholischen<br />

Frauengemeinschaft Deutschlands<br />

und dem Verband Deutscher Unternehmerinnen<br />

durchgeführt wurde. Zur<br />

Green Economy existiert mittlerweile eine<br />

Vielzahl von Ansätzen. Meist wird darunter<br />

jedoch nur eine energie- und ressourceneffizientere<br />

Produktion verstanden –<br />

eine Art Begrünung der herrschenden<br />

Ökonomie also. Der Deutsche Frauenrat<br />

sowie viele internationale Frauen-NGOs<br />

zielen dagegen auf ein umfassendes Konzept<br />

nachhaltigen Wirtschaftens, in dem<br />

die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung<br />

aufgehoben wird und das neben Produktion<br />

und Dienstleistung auch unbezahlte<br />

Sorgearbeiten und ehrenamtliche Tätigkeiten<br />

einbezieht. »Die wirtschaftspolitische<br />

Grundannahme, dass Wachstum<br />

automatisch mehr Wohlstand oder sogar<br />

mehr Gerechtigkeit bringe, hat sich als<br />

falsch erwiesen«, heißt es dazu in einem<br />

Eckpunktepapier der Frauenlobby, das die<br />

Mitgliederversammlung 2011 verabschiedete.<br />

Und weiter: »Wohlstandsmessung<br />

muss künftig andere Dimensionen einbeziehen<br />

als den materiellen Besitz. Sie muss<br />

vielmehr Gerechtigkeit als entscheidenden<br />

Faktor erkennen; dabei ist für den<br />

Deutschen Frauenrat Geschlechtergerechtigkeit<br />

ein entscheidendes Kriterium.« Unter<br />

dem Titel »Green Economy ist mehr –<br />

warum eine zukunftsfähige Ökonomie<br />

geschlechtergerecht sein muss« brachte<br />

der Vorstand diese Position im Mai 2012<br />

auch rund vierzig Bundestagsabgeordneten<br />

aller Fraktionen bei einem parlamentarischen<br />

Frühstück nahe.<br />

Viele der Auftritte, die Vorstandsfrau<br />

Kira Stein im vergangenen Jahr absolvierte,<br />

gehören heute fast schon zur jährlichen<br />

Routine, so der Besuch auf dem<br />

Fachkongress WoMenPower in Hannover<br />

oder die Netzwerktagung »Komm Mach<br />

MINT« beim Kompetenzzentrum Technik<br />

– Diversity – Chancengleichheit. Ziel dieser<br />

Aktivitäten ist es, den DF und seine Arbeit,<br />

speziell im Bereich Technik und Business,<br />

bekannter zu machen und der Frauenlobby<br />

so Zugang zu einer neuen Klientel zu<br />

eröffnen. So auch auf der diesjährigen<br />

meccanica feminale, einem Netzwerktreffen<br />

für Frauen im Bereich Innovation und<br />

Technik, das jedes Jahr in Baden-Württemberg<br />

stattfindet: Am 18. Februar hielt<br />

Stein, die seit 2008 Mitglied im Vorstand<br />

des DF ist, dort den zentralen Eröffnungsvortrag.<br />

Das Thema: »Ohne Frauen fehlt<br />

der Technik was – Lobbyarbeit des Deutschen<br />

Frauenrates auf bundespolitischer<br />

Ebene«.


Das Jahr <strong>2013</strong> A International 19<br />

Das European Institute for Gender Equality<br />

Verlässliche Daten für Geschlechtergleichheit<br />

Die Idee zu einem Europäischen Institut für<br />

Geschlechtergleichheit entstand nach der<br />

vierten UN-Weltfrauenkonferenz in Peking.<br />

Dort hatten sich 189 Staaten zur Einrichtung<br />

einer gemeinsamen Aktionsplattform<br />

verpflichtet. Sie ist bis heute die wichtigste<br />

internationale Zielvereinbarung und<br />

wird von der UN kontinuierlich auf ihre<br />

Umsetzung hin überprüft. Der Europäische<br />

Rat bekannte sich noch im selben Jahr<br />

nachdrücklich als Grundlage seiner Frauenpolitik<br />

dazu. Für eine seriöse gemeinsame<br />

Politik braucht es aber verlässliche und<br />

vergleichbare Daten: Sie sollten, so die<br />

Idee, von einer unabhängigen Einrichtung<br />

systematisch gesammelt, ausgewertet und<br />

den europäischen Akteuren Parlament,<br />

Rat und Kommission sowie den Mitgliedstaaten<br />

zur Verfügung gestellt werden. Es<br />

folgten fünfzehn Jahre Hin und Her zwischen<br />

Versprechungen, Desinteresse, Resolutionen<br />

und Finanzierungsquerelen, bis<br />

das Europäische Institut für Geschlechtergleichheit<br />

2010 im litauischen Vilnius seine<br />

Arbeit beginnen konnte.<br />

Zunächst hat das EIGE drei Themen der<br />

Pekinger Plattform bearbeitet: Umwelt,<br />

Gewalt und Medien. Es wurden Daten der<br />

nationalen statistischen Ämter und von<br />

Eurostat zusammengetragen, ExpertInnen-Panels<br />

befragt und Online-Diskussionen<br />

durchgeführt. Ganz entscheidend war<br />

die Entwicklung von Indikatoren, nach denen<br />

die oft sehr unterschiedlichen Erhebungen<br />

zugeordnet werden können. Solche<br />

»Messlatten« gab es bis dahin für die<br />

Umsetzung der Pekinger Zielvorgaben in<br />

europäische Gleichstellungspolitik nicht.<br />

Im Juni <strong>2013</strong> konnte das EIGE dann seine<br />

bisher wichtigste Arbeit veröffentlichen:<br />

den Gender-Equality-Index. Er bietet<br />

breit gefächert alle Fakten zu den Bereichen<br />

Arbeit, Einkommen, Wissen, Zeitbudget<br />

und Gesundheit sowie zu den politischen<br />

und wirtschaftlichen Einflussmöglichkeiten<br />

von Frauen und Männern in den<br />

28 Mitgliedstaaten. Der Index ist ein bisher<br />

einmaliger Werkzeugkasten für Frauenund<br />

Geschlechterpolitik. Allerdings können<br />

Interessierte bislang nur auf die englische<br />

Fassung zugreifen. Die Bundesregierung<br />

hat bisher weder eine Übersetzung<br />

geleistet, noch gibt sie auf der BMFSFJ-<br />

Website einen Hinweis auf den Index.<br />

Der Deutsche Frauenrat hat daher Ende<br />

<strong>2013</strong> wichtige Informationen zum Gender-Equality-Index<br />

auf seiner Website zusammengefasst<br />

(bit.ly/1bDyAXt). Auch<br />

personell ist er bei EIGE beteiligt: DF-Vorstandsmitglied<br />

Brigitte Triems, frühere<br />

Präsidentin der European Women’s Lobby,<br />

vertritt im Sachverständigenbeirat des<br />

EIGE die Interessen zivilgesellschaftlicher<br />

Organisationen.<br />

The European Institute for Gender<br />

Equality<br />

Reliable data<br />

The idea of a European Institute for Gender<br />

Equality (EIGE) arose following the Fourth<br />

World Conference on Women convened by<br />

the UN in Beijing in 1995. After a long<br />

preparatory process it was opened in<br />

Vilnius in 2010, in order to provide the EU<br />

Parliament, Council and Commission as<br />

well as the EU member states with reliable<br />

data on gender policy. In June <strong>2013</strong> it<br />

published the Gender Equality Index: This is<br />

the first resource to offer comparative data<br />

for women and men in the 28 EU member<br />

states on the six core domains of work,<br />

money, knowledge, time, health and power.<br />

In late <strong>2013</strong> the Deutscher Frauenrat<br />

summarized the key facts and figures from<br />

the Index in its newsletter and on its<br />

Website and translated them into German.<br />

The DF also takes an active part in the<br />

actual work of the institute. Brigitte Triems,<br />

a DF board member and past President of<br />

the European Women’s Lobby, represents<br />

the interests of social NGOs in the EIGE’s<br />

Experts’ Forum.<br />

Brigitte Triems auf einem Treffen des<br />

EIGE-Sachverständigenbeirats<br />

Brigitte Triems at a meeting of the<br />

EIGE´s Experts’ Forum


20<br />

Das Jahr <strong>2013</strong> A International<br />

Andrang bei der UN: NGO-<br />

VertreterInnen in der Anmeldeschlange<br />

für die UN-Frauenrechtskonferenz<br />

in New York<br />

UN under siege: NGO represen tatives<br />

queue to register for the<br />

meeting of the UN Commission on<br />

the Status of Women in New York<br />

Women’s rights at the UN<br />

Fighting poverty –<br />

Achieving gender equality<br />

In assessing the priority theme of<br />

“Challenges and achievements in the<br />

implementation of the Millennium<br />

Development Goals for women and girls”<br />

for the 58th session of the UN Commission<br />

on the Status of Women, the Deutscher<br />

Frauenrat ascertains that progress has been<br />

made in implementing the Millennium<br />

Development Goals (MDGs). At the same<br />

time, the DF criticizes the lack of attention<br />

to the underlying causes of poverty, namely<br />

the unequal division of power and<br />

resources and the structural inequality<br />

between women and men.<br />

The DF calls for a key component of the<br />

Post-2015 Development Agenda to be the<br />

struggle against gender inequality as such,<br />

along with sustainable economic growth<br />

that integrates social justice and<br />

responsibility for the environment, a new<br />

“care ethic”, and a new social definition of<br />

labor. Additional important themes include<br />

the situation of women in armed conflicts,<br />

as well as sustainable funding for women’s<br />

rights in regional, national and local<br />

government budgets. For the new<br />

Development Agenda, the DF calls for an<br />

independent monitoring system as well as<br />

greater participation by women’s NGOs.<br />

The 58th session of the Commission on the<br />

Status of Women will take place in New<br />

York from 10-21 March 2014.<br />

UN-Frauenrechte<br />

Armut bekämpfen – Geschlechtergerechtigkeit<br />

herstellen<br />

Jedes Jahr im März tagt in New York die UN-Frauenrechtskommission (FRK).<br />

Zu den Aufgaben des Deutschen Frauenrates gehört im Vorfeld die Abgabe<br />

einer Stellungnahme, diesmal zum Hauptthema »Herausforderungen und<br />

Erfolge bei der Umsetzung der Millenniumentwicklungsziele für Frauen und<br />

Mädchen«.<br />

In ihrer Bewertung für die 58. FRK im März<br />

2014 stellt die Frauenlobby beträchtliche<br />

Fortschritte beim Erreichen der Millenniumentwicklungsziele<br />

(MDGs) fest. Zu den<br />

nach wie vor bestehenden Herausforderungen<br />

zählt sie den ungleichen Zugang<br />

von Frauen zu Gesundheit und Bildung,<br />

ihren hohen Anteil unter den prekär Beschäftigten,<br />

die schlechtere Bezahlung für<br />

gleichwertige Arbeit, das größere Armutsrisiko,<br />

die Fortdauer geschlechterbasierter<br />

Gewalt und die mangelnde Teilhabe von<br />

Frauen an politischen, ökonomischen und<br />

finanziellen Entscheidungen auf regionaler,<br />

nationaler und internationaler Ebene.<br />

Der Deutsche Frauenrat verweist auf<br />

das Versprechen der 189 Unterzeichnerstaaten,<br />

keine Mühen zu scheuen, um<br />

alle Mädchen und Frauen, Jungen und<br />

Männer von den demütigenden und entmenschlichenden<br />

Bedingungen der Armut<br />

zu befreien. Zugleich kritisiert er die<br />

fehlende Thematisierung der Grundursachen<br />

von Armut in den MDGs: die ungleiche<br />

Verteilung von Macht und Ressourcen<br />

und die strukturelle Ungleichheit zwischen<br />

Frauen und Männern. »Deshalb«,<br />

so der DF in seiner Stellungnahme weiter,<br />

»konnten die Ziele nicht wirklich transformativ<br />

sein und Frauenrechte und Geschlechtergleichheit<br />

nicht durchgesetzt<br />

werden.«<br />

Frauenrechte und Nachhaltigkeit<br />

Für den Prozess nach 2015 fordert der DF<br />

eine Entwicklungsagenda ein, die die<br />

Grundursachen von Armut, sozialer Ausgrenzung<br />

und Ungleichheit in Angriff<br />

nimmt: »Im Post-2015-Entwicklungspro-


Das Jahr <strong>2013</strong> A International 21<br />

zess muss (…) die ganze Bandbreite von<br />

Mädchen- und Frauenrechten und die<br />

Stärkung ihrer Rolle (Empowerment) garantiert<br />

werden«, verlangt er. Verknüpft<br />

werden müsse das eigenständige Ziel der<br />

Bekämpfung von Geschlechterungleichheit<br />

mit einem klaren Bekenntnis zur Umsetzung<br />

von Gender Mainstreaming und<br />

Budgeting. Das umfasse auch den Erlass<br />

und die Durchsetzung von Gesetzen, die<br />

die Geschlechtergleichstellung befördern,<br />

und die Beseitigung von Gesetzen, Politiken<br />

und Praktiken, die sich nachteilig für<br />

Frauen und Mädchen auswirken.<br />

Als Schlüsselelement einer herauszuarbeitenden<br />

Vision für die Post-2015-Entwicklungsagenda<br />

benennt der DF »eine<br />

nachhaltige Entwicklung – ermöglicht<br />

durch die Integration ökonomischen<br />

Wachstums, sozialer Gerechtigkeit und<br />

ökologischer Verantwortung«. Die wirtschaftspolitische<br />

Grundannahme, dass<br />

Wachstum automatisch Wohlstand oder<br />

Gerechtigkeit bringe, habe sich als falsch<br />

erwiesen. Nachhaltiges Wirtschaften<br />

brauche daher eine neue »Care-Ethik«<br />

und eine neue gesellschaftliche Definition<br />

von Arbeit. »Diese Arbeit muss gerecht<br />

zwischen den Geschlechtern und den Generationen<br />

verteilt werden«, so der Deutsche<br />

Frauenrat. Damit dies möglich sei,<br />

müssten neue Modelle für die Existenzsicherung<br />

entwickelt und eingeführt werden.<br />

Als weiteres wichtiges Themenfeld der<br />

Post-2015-Entwicklungsagenda nennt<br />

der Deutsche Frauenrat die Situation von<br />

Frauen in bewaffneten Konflikten. Als<br />

Zivilpersonen seien sie – gerade auch in<br />

innerstaatlichen Konflikten – der besonderen<br />

Gefahr ausgesetzt, verletzt oder<br />

getötet zu werden. Zudem könnten sie<br />

ihren Aufgaben zum Erhalt der Familie<br />

nur unter bedrohlichen Umständen nachkommen,<br />

oftmals würden sie Opfer sexualisierter<br />

Gewalt, die als Kriegstaktik eingesetzt<br />

werde. Der Deutsche Frauenrat<br />

verlangt daher, »die verstärkte Repräsentation<br />

von Frauen auf allen Entscheidungsebenen<br />

in nationalen, regionalen<br />

und internationalen Institutionen und<br />

Mechanismen der Prävention, der Bewältigung<br />

und der Beilegung von Konflikten«<br />

als ein wichtiges Ziel der Entwicklungsagenda<br />

zu formulieren.<br />

Für die Entwicklungsagenda nach 2015<br />

fordert der DF die nachhaltige Finanzierung<br />

von Maßnahmen zur Durchsetzung von<br />

Frauenrechten in regionalen, nationalen<br />

und lokalen Regierungsbudgets, ein unabhängiges<br />

Monitoringsystem sowie eine<br />

stärkere Beteiligung von Frauen-NGOs. Die<br />

58. UN-Frauenrechtskonferenz findet vom<br />

10. bis 21. März 2014 in New York statt.<br />

Frauenpolitik/<br />

International<br />

Der Deutsche Frauenrat<br />

fordert die Bundesregierung<br />

auf, Geschlechtergerechtigkeit<br />

und<br />

Women-Empowerment als vorrangige<br />

Ziele deutscher Entwicklungszusammenarbeit<br />

zu beschließen und<br />

dafür zu sorgen, dass sie in die europäische<br />

Entwicklungszusammenarbeit<br />

und als eigenständige Ziele in<br />

die »Post-2015 Development-Agenda«<br />

integriert werden.<br />

Dazu gehören in der deutschen<br />

Entwicklungspolitik:<br />

<br />

die Entwicklung eines neuen<br />

Gender-Aktionsplanes und eines<br />

neuen Genderkonzeptes unter<br />

Beteiligung der Frauen- und Entwicklungs-NGOs,<br />

<br />

die Festlegung der Schwerpunkte:<br />

Frauen und Gewalt, politische und<br />

ökonomische Partizipation, Sorgewirtschaft,<br />

Vereinbarkeit von Beruf<br />

und Familie, Frauengesundheit,<br />

<br />

ein festes Budget für die Umsetzung<br />

des Gender-Aktionsplans.<br />

Auf EU-Ebene:<br />

<br />

die Gleichstellung von Frauen<br />

und Männer in allen Programmen<br />

und Projekten,<br />

<br />

die Erhöhung der Mittel für<br />

Gleichberechtigung in der Zusammenarbeit<br />

mit Entwicklungs- und<br />

Schwellenländern.<br />

Beobachterinnen von NGOs auf der UN-FRK / NGO observers at the CSW<br />

In die Post-2015-Agenda der UN<br />

sind insbesondere folgende Punkte<br />

aufzunehmen:<br />

<br />

Eindämmung der häuslichen<br />

und sexualisierten Gewalt gegen<br />

Frauen,<br />

<br />

Stärkung der politischen und<br />

ökonomischen Partizipation von<br />

Frauen,<br />

<br />

Senkung der Müttersterblichkeit<br />

und Durchsetzung der sexuellen<br />

und reproduktiven Rechte der<br />

Frauen,<br />

<br />

intensive Förderung von beruflicher<br />

Bildung und Mütterbildung,<br />

<br />

Unterstützung von Frauen im<br />

ländlichen Raum, insbesondere<br />

durch Zugang zu Erb- und Eigentumsrechten,<br />

durch technisches<br />

Know-how und den Ausbau einer<br />

frauengerechten Infrastruktur.


22<br />

Das Jahr <strong>2013</strong> A Kontakte<br />

Besuch: Brigitte Triems (Mitte) mit Vertreterinnen von Frauenorganisationen aus verschiedenen afrikanischen Ländern am 22. Oktober <strong>2013</strong><br />

Visit: Brigitte Triems (center) with representatives of African women’s organizations on 22 October <strong>2013</strong><br />

Internationale Zusammenarbeit<br />

Besuch aus aller Welt<br />

Die Förderung von Toleranz und Völkerverständigung sowie die<br />

internationale Zusammenarbeit gehören satzungsgemäß zu den Zielen<br />

des Deutschen Frauenrates. Die Geschäftsstelle in Berlin ist dabei immer<br />

wieder Anlaufstelle für BesucherInnengruppen aus aller Welt.<br />

International relations<br />

Visitors from around the<br />

world<br />

The principles of the Deutscher Frauenrat<br />

include promoting tolerance and<br />

understanding among nations as well as<br />

joint international projects. The largest<br />

German women’s lobby therefore<br />

continued to be a sought-after host for<br />

national and international delegations and<br />

a welcome participant at international<br />

events in <strong>2013</strong>. Visitors came all over the<br />

world, including Egypt, Azerbaijan, Sweden,<br />

Vietnam and numerous African countries.<br />

The latter included activists for women’s<br />

rights from French-speaking countries<br />

south of the Sahara as well as politicians<br />

from Tanzania.<br />

Guests from abroad showed great interest<br />

in the content and structure of the DF’s<br />

work, including its history as the largest<br />

German women’s lobby, its funding, and its<br />

main national and international concerns.<br />

Auch <strong>2013</strong> war der Deutsche Frauenrat<br />

wieder ein gefragter Gesprächspartner für<br />

nationale und internationale Delegationen<br />

und gern gesehener Teilnehmer bei international<br />

ausgerichteten Veranstaltungen.<br />

Die GesprächspartnerInnen kamen unter<br />

anderem aus Ägypten, Aserbeidschan,<br />

Schweden, Vietnam und aus verschiedenen<br />

afrikanischen Ländern. Eine Gruppe<br />

bestand aus Frauenaktivistinnen aus den<br />

französischsprachigen Ländern südlich der<br />

Sahara, eine andere aus Politikerinnen aus<br />

Tansania. Auch den Teilnehmerinnen einer<br />

Berlin-Informationsfahrt, die das Wahlkreisbüro<br />

der Bundestagsabgeordneten<br />

Ingrid Remmers organisiert hatte, stand<br />

der DF zum Thema »Frauen, Arbeit und<br />

Armut« Rede und Antwort.<br />

Großes Interesse zeigten die ausländischen<br />

Gäste an Struktur und Inhalten der<br />

Arbeit des DF. Das betraf sowohl Fragen<br />

zu Geschichte und Finanzierung der größten<br />

deutschen Frauenlobby als auch ihrer<br />

nationalen und internationalen Schwerpunktthemen.<br />

Gleichzeitig boten die Zusammenkünfte<br />

die Gelegenheit zum Austausch<br />

über die oft schwierige Situation<br />

von Frauen in den jeweiligen Ländern.<br />

Häufig fragten die ausländischen Gäste<br />

nach der Zusammenarbeit mit Migrantinnen<br />

und äußerten den Wunsch nach bilateralen<br />

Kontakten mit dem Deutschen<br />

Frauenrat.<br />

Organisiert wurden die Reisen und Veranstaltungen<br />

von der Konrad-Adenauer-<br />

Stiftung, dem Auswärtigen Amt/Inpolis,<br />

der Europäischen Akademie für Frauen in<br />

Politik und Wirtschaft (EAF), der Gesellschaft<br />

für internationale Zusammenarbeit<br />

(GIZ), der Sparkassenstiftung für Internationale<br />

Kooperationen und den Botschaften<br />

der betreffenden Länder.


Das Jahr <strong>2013</strong> A Kontakte 23<br />

Besuch: DF-Referentin Catrin<br />

Becher (Mitte) mit Mitgliedern<br />

der CHADEMA-Partei aus<br />

Tansania. Deren Informationsreise<br />

durch Deutschland diente<br />

u.a. dem Ziel, sich über<br />

Strategien und Methoden beim<br />

Aufbau von Kandidatinnen für<br />

die lokalen und nationalen<br />

Wahlen 2014 und 2015 auszutauschen.<br />

Mit 51 Prozent<br />

Bevölkerungsmehrheit stellen<br />

Frauen in Tansania ein großes<br />

Wählerpotenzial.<br />

Visit: DF policy officer Catrin<br />

Becher (center) with two<br />

representatives of the<br />

CHADEMA Party from Tanzania<br />

who were traveling through<br />

Germany to discuss strategies<br />

and methods for supporting<br />

female candidates in local and<br />

national elections in 2014 and<br />

2015. At 51 percent of the<br />

population, women make up<br />

the majority of potential voters<br />

in Tanzania.<br />

At the same time, these meetings offered<br />

an opportunity to discuss the often difficult<br />

situation of women in the various<br />

countries. Visitors often asked about the<br />

DF’s projects involving immigrants to<br />

Germany and expressed their wish for<br />

bilateral contact with the DF.<br />

The visits were organized by the Konrad<br />

Adenauer Foundation, the German Foreign<br />

Office/Inpolis, the European Academy for<br />

Women in Politics and Business (EAF), the<br />

Deutsche Gesellschaft für internationale<br />

Zusammenarbeit (GIZ) and the<br />

Sparkassenstiftung für Internationale<br />

Kooperationen as well as the embassies of<br />

the respective countries.<br />

Eine außergewöhnliche Einladung<br />

Mit rund 250 Männern und Frauen gut besucht war die Veranstaltung »Erfolgreiche<br />

Frauen: Ein Dialog zwischen Indien, Frankreich und Deutschland«, an der der Deutsche<br />

Frauenrat Ende Oktober in der deutschen Botschaft in Neu-Delhi teilnahm. Ziel<br />

war es, sowohl Errungenschaften als auch Schwierigkeiten bei der Durchsetzung von<br />

Frauenrechten in den drei Ländern zu diskutieren. Die Veranstaltung wurde in Kooperation<br />

mit der Französischen Botschaft, dem Französischen Institut in Indien, der<br />

Buchhandlung Zubaan Books und dem Indischen Internationalen Zentrum durchgeführt.<br />

Für den DF saß Brigitte Triems (2. von rechts) auf dem Podium.<br />

Exceptional invitation<br />

Around 250 women and men attended<br />

the event “Winning Women: A dialogue<br />

between India, France and Germany”<br />

held in late October at the German<br />

embassy in New-Delhi, with the participation<br />

of the Deutscher Frauenrat. The<br />

agenda included both the achievements<br />

and the challenges in implementing<br />

women’s rights in the three countries.<br />

The event was held in cooperation with<br />

the French embassy, the Institut<br />

Français in India, Zubaan Books and the<br />

Indian International Centre. The DF was<br />

represented on the podium by board<br />

member Brigitte Triems (2nd from right).


24<br />

Das Jahr <strong>2013</strong> A Mitgliederversammlung<br />

Weitere Beschlüsse der Mitgliederversammlung <strong>2013</strong><br />

Gesundheitspolitik<br />

Veränderung von §1 (1) des Gesetzes<br />

über die Spende, Ent nahme und Übertragung<br />

von Organen und Geweben<br />

(Trans plantations gesetz – TPG)<br />

Der Vorstand des Deutschen Frauenrats fordert die Fraktionen<br />

des Deutschen Bundestages dazu auf, sich für eine Änderung<br />

von §1 (1) TPG dahingehend einzusetzen, dass der<br />

Satz »Ziel des Gesetzes ist es, die Bereitschaft zur Organspende<br />

in Deutschland zu fördern« gestrichen wird.<br />

Informationen über die Diskus sionen um das Hirntodkonzept<br />

allgemein verständlich zur Ver fügung stellen<br />

Der Vorstand des Deutschen Frauenrats fordert das Bundesministerium<br />

für Gesundheit, die Bundeszentrale für gesundheitliche<br />

Aufklärung, die Deutsche Stiftung Organtransplantation,<br />

die Krankenkassen und die privaten Krankenversicherungsunternehmen<br />

dazu auf, unverzüglich die breite<br />

interdisziplinäre wissenschaftliche Diskussion um das Hirntod<br />

konzept in allgemeinverständlicher Sprache in ihre<br />

Informations broschüren bzw. Online-Materialien zur Möglichkeit<br />

der Organspende nach diagnostiziertem Hirntod<br />

aufzunehmen.<br />

Der Vorstand des Deutschen Frauenrats informiert gleichzeitig<br />

die Landesfrauenräte über diese Initiative und bittet sie,<br />

ihrerseits mit den nach Landesrecht zuständigen Stellen (vgl.<br />

§2 (1) TPG) im Sinne des Antrags Kontakt aufzunehmen.<br />

Nachbesserung im Präventions gesetz. Gesundheitsspezifische<br />

Beratungs- und Bildungs angebote vor<br />

Ort (z. B. Kurberatung der Müttergenesung) müssen<br />

förder fähig werden<br />

Der Deutsche Frauenrat setzt sich dafür ein, dass ein künftiges<br />

Präventionsgesetz so gestaltet wird, dass nicht allein der<br />

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung die Mittelverteilung<br />

obliegt. Vielmehr müssen die Länder direkt beteiligt<br />

werden und auf dem Verordnungswege sicherstellen, dass<br />

alle relevanten AkteurInnen vor Ort von den Mitteln der Krankenkassen<br />

für Prävention profitieren können.<br />

Insbesondere betrifft das Frauengesundheitsberatung, Familienbildung<br />

sowie die Kurberatung der Müttergenesung<br />

und weitere von Verbänden und Vereinen durchgeführte Gesundheitsbildung<br />

und -beratung.<br />

Bildung<br />

Reformbedarf bei medizinisch-technischen<br />

MINT-Berufen<br />

Der Deutschen Frauenrat fordert die politisch Verantwortlichen<br />

auf, eine Reform der Ausbildung der MTA-Berufe und<br />

der PTA-Berufe durchzuführen. Die Reform muss unter anderem<br />

umfassen:<br />

<br />

Lerninhalte und -ziele sollen kompetenzorientiert ausgestaltet<br />

werden;<br />

<br />

die Erarbeitung eines Lernzielkataloges auf Kompetenzbasis;<br />

<br />

die Bewertung, Benotung und Gewichtung der Prüfungsbestandteile;<br />

<br />

die Festlegung einer grundständigen akademischen Lehrerqualifikation<br />

einschließlich Übergangsregelung;<br />

<br />

die Möglichkeit einer akademischen Ausbildung sowie<br />

<br />

die Möglichkeit der Durchlässigkeit, um auch Angehörigen<br />

anderer medizinischer Berufe die Möglichkeit zu geben, in<br />

diesen Berufen ausgebildet werden zu können;<br />

<br />

die Möglichkeit für eine Teilzeitausbildung zu öffnen.<br />

Nur so kann dem Nachwuchsmangel in diesen Frauen-MINT-<br />

Berufen abgeholfen werden und eine angemessene Vergütung<br />

erzielt werden.


Junge Frauen in der dualen und vollzeitschulischen<br />

Ausbildung<br />

Der Deutsche Frauenrat fordert, die Aus- und Weiterbildung<br />

so zu gestalten, dass der grundgesetzlich verankerte Auftrag<br />

zur Gleichstellung von Frauen und Männern auch im lebenslangen<br />

Lernen Wirklichkeit wird. Dazu gehört auch eine fundierte<br />

Auseinandersetzung mit den Entwicklungschancen<br />

und -hemmnissen, die sich aus der Unterschiedlichkeit der<br />

dualen und der schulischen Ausbildung ergeben. Sie beeinflussen<br />

den beruflichen Start und die weitere Erwerbsbiografie<br />

junger Frauen erheblich.<br />

Steuerpolitik<br />

Steuerlichen Entlastungsbetrag für Alleinerziehende<br />

deutlich erhöhen<br />

Der deutsche Frauenrat fordert die Bundesregierung auf, den<br />

Entlastungsbetrag für Alleinerziehende nach § 24b Einkommenssteuergesetz<br />

deutlich anzuheben und regelmäßig anzupassen.<br />

Angemessen ist eine Koppelung des Entlastungsbetrags<br />

an den Grundfreibetrag.<br />

Alle Beschlüsse der Mitgliederversammlung <strong>2013</strong> können Sie im Wortlaut<br />

unter bit.ly/1iAOfKf nachlesen.<br />

Was wollen die denn? Die Mitgliederversammlung im Gespräch<br />

mit jungen Feministinnen: (v.l.n.r.) Johanna Uekermann (Juso-<br />

Bundesvorsitzende), Yvonne Everhartz (BDKJ), Sonja Eismann<br />

(Missy Magazine) und Astrid Hollmann (stellvertretende DF-Vorsitzende)<br />

What do they want? Talks with young feminists at the DF General<br />

Assembly: (from left to right) Johanna Uekermann (President<br />

of Germany’s Young Socialists – Juso), Yvonne Everhartz (German<br />

Catholic Youth Federation – BDKJ), Sonja Eismann (Missy Magazine)<br />

and Astrid Hollmann (DF Vice President)<br />

Ich bestelle die Zeitschrift FrauenRat*<br />

■ Unbefristetes Abonnement (6 Ausgaben/Jahr) 23,52 Euro (Ausland: 25,56 Euro)<br />

■ Großes Geschenkabonnement (befristet, 6 Ausgaben) 24 Euro (Ausland: 26 Euro)<br />

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Telefon/Fax<br />

Lieferadresse (falls anders, als oben angegeben)<br />

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E-Mail<br />

Ich bin auf FrauenRat aufmerksam gemacht worden durch<br />

Datum, Unterschrift<br />

*Bezugsbedingungen siehe www.frauenrat.de<br />

Impressum<br />

Herausgeber<br />

Deutscher Frauenrat – Lobby der Frauen –<br />

Bundesvereinigung von Frauenverbänden<br />

und Frauengruppen gemischter Verbände<br />

in Deutschland e.V.<br />

Axel-Springer-Straße 54a, 10117 Berlin<br />

Tel. +49-(0)30 20 45 69-0<br />

Fax +49-(0)30 20 45 69-44<br />

kontakt@frauenrat.de, www.frauenrat.de<br />

Redaktion<br />

Karin Nungeßer<br />

Übersetzungen<br />

Marlene Schoofs<br />

Fotoredaktion und Lektorat<br />

Ulrike Helwerth<br />

Verantwortlich für den Inhalt<br />

Henny Engels, Geschäftsführerin<br />

Gestaltung<br />

Michael Pickardt<br />

Druck<br />

agit-Druck, Berlin<br />

Bildnachweis<br />

DGB/Daniel Behnke (3)<br />

Sharon Adler (5)<br />

Deutscher Frauenrat (U1, 7, 8, 9, 10, 11,<br />

13, 14, 17, 20, 21, 22, 23 oben, 24, U3)<br />

EIGE (19)<br />

Institut Français Neu-Delhi (23 unten)


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International<br />

Die Pflegerinnen der Aidskranken und -waisen in Südafrika<br />

Aus dem Vorstand<br />

Über Bande spielen –<br />

Die 56. Sitzung der UN-Frauenrechtskommission<br />

Wen kümmert’s, wer sich kümmert?<br />

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Männer-, Jungen- und Väterpolitik(en)<br />

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Kein Lohndumping durch Minijobs – Warum »Gleicher Lohn<br />

für gleiche Arbeit« oberster Grundsatz sein muss<br />

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Das Verschwinden der Frauen – Selektive Geburtenkontrolle<br />

und ihre Folgen<br />

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Kampf gegen Gewalt<br />

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Dienstleistungen<br />

ferenz<br />

FrauenRat 6/<strong>2013</strong> Thema Was ist eigentlich Feminismus? Positionen<br />

Aus dem Vorstand Mitgliederversammlung <strong>2013</strong><br />

lungsfragen<br />

FrauenRat 4/13 39<br />

FrauenRat 5/13 39<br />

Immer auf den Punkt informiert<br />

Sie möchten geschlechterpolitisch auf dem Laufenden bleiben? Dann empfehlen wir<br />

Ihnen unseren kostenlosen Newsletter und unsere Zeitschrift FrauenRat. Wöchentlich,<br />

immer mittwochs, verschicken wir einen Newsletter mit drei bis vier Meldungen zu frauen-<br />

und geschlechterrelevanten Themen und einem Link zu bundesweiten Terminen.<br />

Parlamentarische Initiativen und die Aktivitäten unserer Mitgliedsverbände sind dabei<br />

genauso Thema wie neue Studien zum Minijob oder eine Plakatausstellung über »Frauenwiderstand<br />

in der DDR«. Abonnieren Sie einfach über www.frauenrat.de unseren<br />

Newsletter, und Sie erhalten künftig automatisch einmal wöchentlich Post von uns. Das<br />

Magazin FrauenRat erscheint alle zwei Monate als fundierter, gut lesbarer Einstieg in ein<br />

bestimmtes Thema. »Verfügbarkeit«, »Frauen im Kunst- und Kulturbetrieb« oder »Positionierungen<br />

zum Feminismus« waren Schwerpunktthemen des vergangenen Jahres. Oft<br />

orientiert sich die Themenwahl auch an aktuellen Kampagnen der Europäischen Union<br />

oder der Vereinten Nationen, wie etwa das Green-Economy-Heft »Gerechtigkeit oder<br />

Begrünung des Kapitalismus?« zu Rio+20 oder die Jubiläumsausgabe zu »20 Jahre Frauenrechte<br />

sind Menschenrechte«. Allen Heften gemeinsam sind eine feministische Perspektive<br />

und ein spannender Mix an Beiträgen renommierter AutorInnen. Weitere Infos,<br />

ein Archiv und Bestellmöglichkeiten gibt es unter www.frauenrat.de.<br />

Right to the point<br />

The Deutscher Frauenrat provides<br />

a wide spectrum of information on<br />

women’s and gender rights.<br />

Once a week we publish a free<br />

news letter with items of both<br />

national and international concern.<br />

Every two months we release<br />

a new edition of FrauenRat<br />

magazine with a different women<br />

or gender-related focus. Past<br />

topics have included “Women in<br />

the Art and Culture Business”,<br />

“Green Economy“ and an issue<br />

high lighting “Twenty Years of<br />

Women’s Rights are Human<br />

Rights”.<br />

For more information (in German)<br />

see: www.frauenrat.de

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