HAGEL AKTUELL INFO - Vereinigte Hagelversicherung VVaG
HAGEL AKTUELL INFO - Vereinigte Hagelversicherung VVaG
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<strong>HAGEL</strong> <strong>AKTUELL</strong> <strong>INFO</strong> 7/10<br />
<strong>HAGEL</strong> <strong>AKTUELL</strong> <strong>INFO</strong><br />
MITGLIEDER<strong>INFO</strong>RMATION<br />
26. MAI 2009 – EIN JAHR DANACH<br />
2 – 3 Deutsche Obstbauern nicht im Hagel stehen lassen<br />
4 – 5 Krisenmanagement der anerkannten Erzeugerorganisationen<br />
5 Versicherungssteuer – Wettbewerbsverzerrung wird ausgebaut<br />
6 – 7 Trotz Hagelschlag, Ziel muss sein, den Betrieb sicher weiter zu führen<br />
INHALT<br />
7 Wetterrisikoabsicherung löst Katastrophenfonds in den Niederlanden ab<br />
8 – 9 Aktuelle Meinungen<br />
10 – 11 Der Hagelschlag – Auswirkungen bis in die Politik<br />
11 26.05.2009 – Was ist geblieben?<br />
12 Hartwig Roth – ein Jahr danach<br />
13 Aktives und passives Risikomanagement<br />
14 Versuchsarbeit bei der <strong>Vereinigte</strong>n Hagel – Basis für eine gerechte<br />
Schadenregulierung<br />
15 „Bei uns hat es noch nie gehagelt“<br />
16 Resolution der Fachgruppe Obstbau im Bundesausschuss Obst<br />
und Gemüse
2<br />
Interview mit Dr. Rainer Langner, Vorstandsvorsitzender der <strong>Vereinigte</strong>n Hagel<br />
Deutsche Obstbauern nicht im Hagel stehen lassen<br />
Durch den Klimawandel werden die land-<br />
wirtschaftlichen und insbesondere die Sonderkulturbetriebe,<br />
aber auch die Politik mit<br />
Risiken neuer Art konfrontiert. So nehmen<br />
Witterungsextreme an Intensität und Häufigkeit<br />
zu. Sind Sie schutzlos den Wetterrisiken<br />
ausgeliefert? Was machen andere EU-<br />
Länder? Fragen, die Dr. Rainer Langner, Vorstandsvorsitzender<br />
der <strong>Vereinigte</strong>n Hagel,<br />
beantwortet.<br />
Kurz zu Ihrem Unternehmen – Was unterscheidet<br />
die <strong>Vereinigte</strong> Hagel von anderen<br />
Versicherungen?<br />
Die <strong>Vereinigte</strong> Hagel als Spezialversicherer<br />
kennt das Fachgebiet ganz genau und<br />
arbeitet nicht gewinnorientiert. Überschüsse<br />
werden in Rücklagen angelegt und müssen<br />
nicht an fachfremde Aktionäre abgeführt<br />
werden, sondern dienen ausschließlich der<br />
Schadenabdeckung. Damit werden Rücklagen<br />
für zukünftige Schadenfälle aufgebaut.<br />
Natürlich gibt es weitere Anbieter auf dem<br />
Markt. Als Spezialversicherer und Versicherung<br />
auf Gegenseitigkeit ist die <strong>Vereinigte</strong><br />
Hagel als Versicherung im Pflanzenbau einzigartig.<br />
Dieser zentrale Punkt der Gegenseitigkeit<br />
und die geringen Verwaltungskosten<br />
unterscheiden die <strong>Vereinigte</strong> Hagel deutlich<br />
von anderen Anbietern!<br />
Wie und was verstehen Sie unter Gegenseitigkeit?<br />
Es bedeutet, dass das Versicherungsgeschäft<br />
von Mitgliedern für Mitglieder betrieben<br />
wird. Mit dem Abschluss eines Vertrages<br />
erwirbt der Obst- und Gemüsebetrieb<br />
gleichzeitig die Mitgliedschaft an seinem<br />
Versicherer und tritt damit sowohl in eine<br />
gesellschafts- als auch in eine schuldrechtliche<br />
Beziehung zu seinem Versicherungsverein.<br />
Der Landwirt hat ein Mitspracherecht an<br />
seiner Versicherung. Er kann Einfluss in den<br />
Bezirksversammlungen und über Delegierte<br />
auch in der Mitgliederversammlung ausüben.<br />
Damit bleiben wesentliche Entscheidungen,<br />
die die Zukunft der Mitglieder, also<br />
der Landwirte, betreffen, über Delegierte in<br />
der Hand der Landwirte. Fragen Sie doch einmal,<br />
ob das bei anderen Versicherern auch<br />
so geht!<br />
„Es zeigt sich, dass existenzbedrohende<br />
Risiken in Deutschland nicht oder nur<br />
unzureichend abgesichert sind. Die ungleiche<br />
Behandlung in den einzelnen<br />
EU-Ländern stellt eine massive Wettbewerbsverzerrung<br />
im Vergleich zu unseren<br />
europäischen Nachbarn dar. Ich sehe<br />
die Gefahr, dass das derzeitige System zu<br />
einer Zweiklassen-Landwirtschaft führen<br />
wird. Deshalb noch einmal ganz klar: Wir<br />
brauchen in Deutschland eine finanziell<br />
gestützte Wetterrisikoabsicherung, analog<br />
vieler anderer EU-Länder. Es gibt also<br />
Möglichkeiten, mit denen sich die Obstund<br />
Gemüsebauern den sich ändernden<br />
Bedingungen stellen können. Mit finanziell<br />
geförderten Wetterrisikoabsicherungen<br />
können zunehmende Witterungsrisiken<br />
abgesichert werden. Dies ist ein wichtiges<br />
Handlungsfeld für den Staat und die<br />
deutschen Trägerverbände“, betonte Dr.<br />
Rainer Langner<br />
Das heißt, die Praxis entscheidet?<br />
Die <strong>Vereinigte</strong> Hagel hat durch ihre Fachbeiräte<br />
eine direkte Verankerung in die Praxis<br />
hinein. Somit behalten wir die Bodenhaftung<br />
und bieten, in Zusammenarbeit mit<br />
dem Berufsstand, praxisorientierte Lösungen<br />
an. Auf Grund dieser Zusammenarbeit<br />
konnten wir Tarife entwickeln, die dem langjährigen<br />
Gefährdungskataster entsprechen.<br />
Dazu kommen noch die Sachverständigen<br />
sowie die Ansprechpartner aus den Bezirksdirektionen,<br />
die meistens Kollegen aus dem<br />
Berufsstand, und somit nicht praxisfremd<br />
sind. Die Außendienstmitarbeiter der <strong>Vereinigte</strong>n<br />
Hagel sind Kollegen, die die Probleme<br />
vor Ort kennen, und die nicht provisionsabhängig<br />
arbeiten.<br />
Der 26.05.2009 – Ein Tag, der in Erinnerung<br />
bleiben wird?<br />
Der 26. Mai war ein Tag mit einer riesigen<br />
Dimension, mit einem Schadenausmaß in der<br />
Landwirtschaft von über 100 Mio. €. Alleine<br />
bei der <strong>Vereinigte</strong>n Hagel entstand eine Entschädigungssumme<br />
von 35 Mio. €.<br />
Hagelschlag – Ein Teufelskreis?<br />
„Wir wollen die unternehmerische Landwirtschaft“,<br />
wird immer gesagt – doch was heißt<br />
das konkret? Kreditinstitute achten durch das<br />
Rating bei Basel II immer mehr darauf, dass<br />
die laufenden Kredite gedeckt werden – auch<br />
im Schadenfall. Aber auf sichere Ernten kann<br />
sich der Obst- und Gemüsebauer nicht immer<br />
verlassen. Die Eigenkapitaldecke ist in vielen<br />
Betrieben drastisch eingeschmolzen. So kann<br />
ein Hagelschlag häufig nicht mehr aus den<br />
eigenen betrieblichen Reserven gedeckt werden.<br />
Hier ist ein Spezialversicherer – wie wir<br />
es sind – gefordert. Ich sehe zurzeit jedoch<br />
die Tendenz, dass Flächen oft unterversichert<br />
sind mit der Folge, dass im Schadenfall zu<br />
wenig ausbezahlt wird. Somit fehlt dann die<br />
Finanzkraft, es beginnt ein Teufelskreis. Eine<br />
ausreichende Existenzsicherung schließt also<br />
eine Absicherung des Wetterrisikos für den<br />
Obst- und Gemüsebau mit ein. Nach überwiegender<br />
Expertenmeinung sind derartige<br />
unternehmerische Risiken jedoch nicht<br />
mehr mit den klassischen versicherungstechnischen<br />
Instrumenten zu beherrschen. Hier<br />
müssen Maßnahmen zur Wetterrisikoabsicherung<br />
aufgebaut werden.<br />
Beispiel Sonderkulturen – Was bringt eine<br />
Wetterrisikoabsicherung?<br />
Die deutschen Obst- und Gemüsebauern<br />
müssen immer höhere Vorleistungen bringen.<br />
Die Kulturführung wird immer intensiver<br />
und kostspieliger. Der Handel und die Verbraucher<br />
tolerieren keine Abwertung in der<br />
äußeren Qualität. Früher haben die Obst- und<br />
Gemüsebauern ihre Kulturflächen weit verteilt,<br />
um Schäden durch Hagel zu vermeiden.<br />
Diese Form des Krisenmanagements kann in<br />
der heutigen Zeit nicht mehr greifen. Durch
die besonderen Kulturtechniken erhöhen sich<br />
die Versicherungswerte immer mehr. Somit<br />
müssen sich die Landwirte ihrer Kulturführung<br />
immer bewusster sein, und ein Krisenmanagement<br />
noch aktiver gestalten. Und<br />
dazu gehört eine Wetterrisikoabsicherung!<br />
Das gilt doch für alle Produzenten – Wie<br />
geht das Ausland mit der Absicherung seiner<br />
Landwirte um?<br />
Es ist eindrucksvoll, wie andere EU-Länder<br />
auf die Zunahme der Wetterextreme reagieren<br />
oder bereits reagiert haben. Die staatlich<br />
unterstützen Wetterrisikoabsicherungen<br />
stellen in diesen Ländern einen wirksamen<br />
Schutz gegen witterungsbedingte Extremereignisse<br />
dar, und dienen der Existenzabsicherung<br />
der bäuerlichen Landwirtschaft<br />
und auch der Sonderkulturen. Viele EU-Länder<br />
haben geeignete finanzielle Anreizsysteme<br />
zur Absicherung von Wetterrisiken<br />
entwickelt. Staaten wie Frankreich, Portugal,<br />
Ungarn, Spanien, Italien und seit 2010<br />
auch die Niederlande, sehen diese Form der<br />
Absicherung als Bestandteil ihres Versorgungsauftrages.<br />
Diese Regierungen sagen<br />
sich, dass die Versorgung mit einheimischem<br />
Obst für deren Bürger sichergestellt sein<br />
muss. Dafür unterstützen diese Staaten die<br />
Landwirtschaft mit finanziellen Anreizsystemen,<br />
wie z.B. der Förderung einer <strong>Hagelversicherung</strong>.<br />
Eine Einstellung, die ich mir von der<br />
deutschen Bundesregierung auch in dieser<br />
Form wünschen würde. Hier in Deutschland<br />
muss der Obst- oder Gemüsebauer eher den<br />
Eindruck gewinnen, dass die deutschen Obstund<br />
Gemüsebaubetriebe mit ihrem Wetterrisiko<br />
alleine gelassen werden. Wie gesagt,<br />
in anderen EU-Ländern sieht die Unterstützung<br />
viel besser und zukunftssicherer aus.<br />
Geförderte Wetterrisikoabsicherung<br />
im europäischen<br />
Vergleich<br />
Länder mit<br />
Förderung<br />
Länder ohne<br />
Förderung<br />
Ich sehe deren Förderung als einen Wettbewerbsnachteil<br />
für die deutschen Sonderkulturbetriebe.<br />
Auf einem globalen Markt, wo<br />
fast alles nur noch über den Preis geregelt<br />
wird, ist das eine massive Benachteiligung<br />
für die deutschen Produzenten.<br />
Eine finanziell geförderte Wetterrisikoabsicherung<br />
führt zu einem größeren Durchversicherungsgrad,<br />
und damit zur besseren Risikoverteilung<br />
und schlussendlich zu einer Tarifsenkung.<br />
Daran müssten doch alle interessiert<br />
sein. Die Gesellschaft akzeptiert eher<br />
ein solches Instrument zur Risikovorsorge als<br />
die kurzfristigen Ad-hoc-Hilfen. Wir müssen<br />
die Landwirte auch aus der Form der Bittsteller<br />
herausführen. Und da bietet sich die<br />
finanziell geförderte Wetterrisikoabsicherung<br />
als ein wichtiger Baustein für ein wirksames<br />
Risikomanagement an, denn sie dient<br />
zur Existenzsicherung der landwirtschaftlichen<br />
Betriebe, zumal diese Hilfe EU-konform<br />
ist. Mit Blick auf die anstehende Reform der<br />
EU-Agrarpolitik für die Zeit nach 2013 bin ich<br />
überzeugt, dass das Thema Wetterrisikoabsicherung<br />
eine zusätzliche Dynamik bekommen<br />
wird. Das Thema Wetterrisikoabsicherung<br />
muss jedoch vielmehr in den Trägerverbänden<br />
thematisiert werden. Die deutschen<br />
Sonderkulturen brauchen diese Unterstützung,<br />
und zwar nicht als Bittsteller, sondern<br />
zum Aufbau einer existenzsichernden<br />
Betriebsführung.<br />
Was fordern Sie?<br />
Wenn die Gesellschaft makelloses einheimisches<br />
Obst, eine stabile Obst- und Gemüsewirtschaft<br />
haben will, und sich an einer<br />
unverbauten Natur erfreuen will, muss die<br />
Gesellschaft, und damit der Staat, finanzielle<br />
Anreizsysteme für eine Wetterrisikoabsicherung<br />
schaffen. Hier ist der deutsche Staat<br />
gefordert, eine finanziell gestützte Wetterrisikoabsicherung<br />
einzuführen. Das Schadenjahr<br />
2009 zeigte doch wieder einmal besonders<br />
deutlich, dass die einzelnen Bundesländer<br />
mit der Bereitstellung von Unterstützungen<br />
und deren Abwicklung überfordert sind.<br />
Die Landesregierung in Baden-Württemberg<br />
hat sich viel vorgenommen und die Obst- und<br />
Gemüsebauern sinnvoll unterstützt. Doch<br />
werden einmalige Entschädigungsleistungen<br />
dem Potential der Risiken nicht gerecht.<br />
Abhilfe schaffen kann hier nur eine starke<br />
Gefahrengemeinschaft, die mit einer soliden<br />
finanziellen Basis ausgestattet ist, und<br />
so gemeinsam die vielen Witterungsrisiken<br />
schultern kann. Ich sehe eine finanziell geförderte<br />
Wetterrisikoabsicherung als Hilfe zur<br />
Selbsthilfe. Zumal die EU diesen Instrumenten<br />
sehr positiv gegenübersteht.<br />
Förderung in EU-Ländern (Auszug)<br />
Land<br />
Förderung in % der<br />
Versicherungsprämie<br />
Versicherungssteuer<br />
Österreich 50 0,2 ‰<br />
Tschechien 35 Befreit<br />
Spanien 35 – 65 Befreit<br />
Frankreich 35 Befreit<br />
Italien 50 – 80 2,5 % (bezuschusste Policen steuerfrei)<br />
Litauen 50 0,47 % (inländische Anbieter)<br />
Luxemburg 50 4 %<br />
Niederlande ca. 65 % (ab 2010) 7 % (Allgemeiner Steuersatz)<br />
Polen 35 – 40 Befreit<br />
Portugal 40 – 80 5 % + 6 % + 0,25 %<br />
Slowakei 35 0 (generell)<br />
0,2 ‰ von der Versicherungssumme;<br />
Deutschland<br />
Baden-Württemberg ab 2010: Förderung<br />
von Hagelprämien über 10 % Beitragssatz<br />
Mehrgefahren: 19 % vom Beitrag (auch<br />
wenn im Zweig <strong>Hagelversicherung</strong> realisiert)<br />
3
4<br />
Interview mit Karl Schmitz, Geschäftsführer der Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen Obst<br />
und Gemüse (BVEO)<br />
Krisenmanagement der anerkannten Erzeugerorganisationen –<br />
Neue Möglichkeiten intensiv genutzt!<br />
Die anerkannten Erzeugerorganisationen<br />
sollen Marktkrisen mit einem geeigneten<br />
Krisenmanagement verwalten können, hat<br />
der EU-Rat vor einem Jahr beschlossen. Das<br />
Krisenmanagement tritt ein, um auf den<br />
Obst- und Gemüsemärkten Krisen zu vermeiden<br />
bzw. zu verhindern.<br />
Über die ersten Erfahrungen, wie die deutschen<br />
Erzeugerorganisationen mit diesem<br />
Instrument umgegangen sind und weiterhin<br />
umgehen, sprachen wir mit Karl Schmitz,<br />
Geschäftsführer der Bundesvereinigung der<br />
Erzeugerorganisationen Obst und Gemüse<br />
(BVEO). Die Fragen stellte Michael Lösche,<br />
Prokurist der <strong>Vereinigte</strong>n Hagel.<br />
Welche Möglichkeiten bot die Ausgestaltung<br />
dieser Krisenmanagements?<br />
Der EU-Rat hat vor einem Jahr den anerkannten<br />
Erzeugerorganisationen die Möglichkeit<br />
eröffnet, Marktkrisen mit einem geeigneten<br />
Krisenmanagement zu verwalten. In diesem<br />
Zusammenhang werden Marktrücknahmen<br />
wie Grünernte, Ernteverzicht, Absatzförderung<br />
und Information, Aus- und Weiterbildung,<br />
Ernteversicherung und Verwaltungskosten<br />
für die Gründung eines Selbsthilfefonds<br />
genannt. Die EU-Beihilfenobergrenze<br />
des Wertes der vermarkteten Erzeugung<br />
erhöht sich bei Durchführung dieser Maßnahmen<br />
für die Erzeugerorganisationen auf 4,6 %.<br />
Wie sehen Sie dies im europäischen Kontext<br />
– Wie wird dieser Punkt in anderen Ländern<br />
genutzt?<br />
Es stellt sich heraus, dass die Mittelmeerländer<br />
unter Krisenmanagement etwas Anderes<br />
verstehen, als wir Nordländer. Es ist für<br />
uns klar, dass das Krisenmanagement keine<br />
Regulierung eines Überangebotes sein kann!<br />
Deswegen sind wir auch strikt gegen eine<br />
Grünernte. Die Bundesvereinigung sieht<br />
darin die Fortführung der Wegwerfpolitik,<br />
denn unter Krisenmanagement verstehen<br />
wir nicht die Beseitigung von nicht marktgerechten<br />
Qualitäten. Für uns ist das Instrument<br />
des Krisenmanagements dann sinnvoll,<br />
wenn es für plötzlich auftretende Ereignisse<br />
genutzt wird, nicht für strukturelle Fehl-<br />
Karl Schmitz, Geschäftsführer der Bundesvereinigung<br />
der Erzeugerorganisationen<br />
Obst und Gemüse (BVEO).<br />
entscheidungen. Diese Strukturfehler muss<br />
der Markt regeln. Durch Wetterrisiken auftretende<br />
Krisensituationen können jedoch nicht<br />
vom Markt geregelt werden. Hier ist ein sinnvolles<br />
Krisenmanagement gefragt. Ziel muss<br />
sein, die immer häufiger auftretenden Wetterrisiken<br />
entsprechend abzusichern.<br />
Was versteht die BVEO unter Krisenprävention<br />
und Krisenmanagement?<br />
Nachdem die Bundesvereinigung der Erzeugerorganisationen<br />
Obst und Gemüse durch<br />
intensive Zusammenarbeit mit dem Rat und<br />
anderen internationalen Organisationen<br />
diese Möglichkeit des Krisenmanagements<br />
erarbeitet hat, ging es in Deutschland um<br />
die Umsetzung. Hierzu haben wir mit unseren<br />
Mitgliedern und den Ländervertretern<br />
einen Arbeitskreis gegründet, der machbare<br />
und geeignete Instrumente für die deutschen<br />
Erzeugerorganisationen erarbeitet hat.<br />
Welche Möglichkeiten eröffnen sich durch<br />
dieses Programm für Betriebe und EOs?<br />
Für die Bundesvereinigung war klar, dass<br />
es Ziel sein müsse, mit diesen Instrumenten<br />
eine Art Sicherungsnetz aufzubauen,<br />
so dass die Obst- und Gemüsebauern und<br />
deren Erzeugerorganisationen gegen Auswirkungen<br />
außergewöhnlicher Marktkrisen<br />
geschützt sind, ohne dass dauerhaft in<br />
das Marktgeschehen eingegriffen wird. Des-<br />
halb stand bei uns auf der Prioritätenliste die<br />
Möglichkeit, eine Ernteversicherung sinnvoll<br />
zu nutzen.<br />
Vor allem auch deswegen, weil die Wetterextreme<br />
zunehmen und demzufolge die<br />
Prämien steigen werden. In dieser Situation<br />
müssen alle Möglichkeiten genutzt werden,<br />
die Obst- und Gemüsebauern und deren<br />
Erzeugerorganisationen zu unterstützen.<br />
Ein Schutz durch Hagelnetze ist nicht überall<br />
durchzusetzen (Mitgliederstruktur, Tourismus,<br />
Anbautechnik). Damit die Prämien<br />
bezahlbar bleiben, haben wir uns entschlossen,<br />
eine Unterstützung der <strong>Hagelversicherung</strong><br />
als das geeignetste Instrument anzusehen.<br />
Zusammen mit dem Bundeslandwirtschaftsministerium<br />
und der <strong>Vereinigte</strong>n<br />
Hagel haben wir unter unserer Leitung<br />
ein angepasstes und EU-konformes System<br />
aufgebaut, um die Umsetzungen aus Brüssel<br />
praktikabel zu gestalten.<br />
Sie haben zusammen mit der <strong>Vereinigte</strong>n<br />
Hagel dieses Programm initiiert. Wie ist die<br />
Zusammenarbeit mit der VH entstanden?<br />
Die Aufgabe war, Chancen, die uns die<br />
Gemeinsame Marktorganisation Obst und<br />
Gemüse bieten, zu nutzen, sowie Möglichkeiten<br />
und Lösungen für unsere Mitglieder<br />
zu erarbeiten. Die Bundesvereinigung Obst<br />
und Gemüse hatte mehrere Versicherungsanbieter<br />
angeschrieben und deren Angebote<br />
intensiv geprüft. Dabei stellte sich heraus,<br />
dass die <strong>Vereinigte</strong> Hagel das einzige<br />
europäische Versicherungsunternehmen in<br />
Deutschland ist, das ein bundesweites Versicherungsmodell<br />
anbietet. Auch sehr positiv<br />
für unsere Mitglieder ist, dass die <strong>Vereinigte</strong><br />
Hagel auf Grundlage einer gewinnneutralen<br />
Gegenseitigkeit operiert.<br />
Die Umsetzung in den einzelnen Bundesländern<br />
wird sehr unterschiedlich gehandhabt.<br />
Wo sehen Sie die Ursachen hierfür?<br />
In diesem ganzen Thema steckt eine Menge<br />
Dynamik, auch deshalb, weil es kein Schema<br />
gibt, an dem wir uns orientieren konnten<br />
und können. So musste dann jede Erzeugerorganisation<br />
eigene Programme schreiben,<br />
die wiederum den Ländervertretern vorge-
legt werden mussten. Und hier zeigt sich<br />
das ganze Dilemma. Trotz der fachkundigen<br />
Zusammenarbeit mit der <strong>Vereinigte</strong>n Hagel,<br />
meinten einige Ländervertreter eine besondere<br />
Auslegung der Brüsseler Verordnung<br />
machen zu müssen. Dies führte zu einer massiven<br />
Mehrarbeit und zu viel Verdruss. Diesen<br />
Ländervertretern muss klar gemacht werden,<br />
dass es sich um berechtigte Instrumente für<br />
die Obst- und Gemüsebauern handelt. Die<br />
Brüsseler Verordnung ist weit gefasst und<br />
lässt Spielraum, den wir für unsere Betriebe<br />
besser nutzen könnten. Wir haben jedoch zu<br />
viele unterschiedliche Entscheidungen für<br />
dieselben Maßnahmen. Dies ist nicht nachzuvollziehen.<br />
Und dies wiederum führt zu…?<br />
Und dies wiederum führt zu teilweise starken<br />
Wettbewerbsverzerrungen innerhalb<br />
Deutschlands. Bei einem Blick ins Ausland<br />
wird es noch ärgerlicher. Denn in vielen EU-<br />
Ländern läuft die Umsetzung reibungsloser<br />
und viel unkomplizierter. Wenn ich mir dann<br />
auch noch deren staatliche Unterstützung,<br />
bspw. für <strong>Hagelversicherung</strong>en ansehe, sind<br />
inzwischen erhebliche Wettbewerbsverzerrungen<br />
zu Lasten der deutschen Erzeugerorganisationen<br />
entstanden. Und dann treffen<br />
wir uns mit diesen unterschiedlichen Wettbewerbsbedingungen<br />
alle auf dem gleichen<br />
Markt, wo letztendlich nur der Preis zählt.<br />
Welche Möglichkeiten/Wünsche haben<br />
Sie für die Umsetzung in der Zukunft?<br />
Wir wollen den Fortbestand der GMO in dieser<br />
Form. Die Instrumente des Krisenmanagements<br />
müssen erhalten bleiben, wenn<br />
nicht sogar ausgebaut werden – jedoch als<br />
Element der Wetterrisikoabsicherung, und<br />
nicht als Element der Marktbereinigung.<br />
Deswegen sollten wir auch nicht mehr den<br />
Begriff Ernteversicherung benutzen, denn der<br />
Begriff der Wetterrisikoabsicherung trifft den<br />
Sachverhalt besser.<br />
BVEO - Das Profil<br />
Seit 1970 ist die Bundesvereinigung<br />
(BVEO) der nationale Zusammenschluss<br />
von Erzeugerorganisationen für Obst<br />
und Gemüse oder deren Vereinigungen<br />
im Sinne der Gemeinsamen EU-Marktorganisation<br />
für Obst und Gemüse. Also ein<br />
Branchenverband für Obst und Gemüse.<br />
Der Bundesvereinigung gehören 8 regionale<br />
Marktvereinigungen an (Stand<br />
31.12.2009). In den regionalen Marktvereinigungen<br />
sind zahlreiche Erzeugerorganisationen<br />
vertreten. Davon haben 30 den<br />
Status der amtlich anerkannten EO gemäß<br />
VO 2200/96, die übrigen sind „Altmitglieder“,<br />
die nach der alten VO 1035/72 anerkannt<br />
waren.<br />
„Meine Erfahrung in den letzten Jahren hat mir gezeigt, dass die <strong>Vereinigte</strong> Hagel sehr<br />
nahe an unserer Branche ist. Sie ist für mich unser Versicherer. Es hat keinen Sinn, mit praxisfremden<br />
Versicherungsgesellschaften zu arbeiten. Die <strong>Vereinigte</strong> Hagel kennt durch<br />
ihre langjährigen Erfahrungen die Probleme der Praxis. Das erspart viele Diskussionen und<br />
baut praxisnahe Lösungsmöglichkeiten auf“, erklärte Karl Schmitz (re).<br />
Jan Schreuder, Niederlassungsleiter der VH<br />
in den Niederlanden berichtet über die<br />
Wetterrisikoabsicherung in den Niederlanden<br />
Wetterrisikoabsicherung<br />
löst Katastrophenfonds in den<br />
Niederlanden ab<br />
Die Diskussionen<br />
in den vergangenen<br />
Jahren über die<br />
steigenden Witterungsgefahren<br />
für<br />
die Agrarproduktion<br />
hat in den Niederlanden<br />
die Politik<br />
veranlasst, ein Projekt zwischen Staat, Versicherern<br />
und Landwirtschaft zu starten. Dabei<br />
sollen alle Wetterrisiken für den gesamten<br />
feldmäßigen Anbau abgedeckt werden. Im<br />
Rahmen dieses Projektes zahlt das Niederländische<br />
Landwirtschaftsministerium für<br />
die Jahre 2010 und 2011 max. 60 % der von<br />
dem Anbauer an den Versicherer zu zahlenden<br />
Versicherungsprämien.<br />
Die verwendeten Fördermittel stammen zum<br />
großen Teil aus dem Topf der EU und werden<br />
nur zu einem geringen Teil aus dem Niederländischen<br />
Staatshaushalt finanziert.<br />
Die in den Niederlanden angewendete Förderregelung<br />
ist WTO-konform und wird auch<br />
von anderen europäischen Staaten in gleicher<br />
oder ähnlicher Weise angewendet.<br />
Für Katastrophenfonds stehen ab sofort in<br />
den Niederlanden keine Haushaltsmittel<br />
mehr zur Verfügung.<br />
Die <strong>Vereinigte</strong> Hagel ist in den Niederlanden<br />
als Versicherer für die neue geförderte<br />
Deckung zugelassen worden. Als deutsches<br />
Unternehmen auf dem Niederländischen<br />
Markt kamen der <strong>Vereinigte</strong>n Hagel die langjährige<br />
Erfahrung mit der Absicherung von<br />
Wetterrisiken in anderen europäischen Ländern<br />
zugute. Das bereits im Markt bekannte<br />
Deckungskonzept Secufarm® wurde als Basis<br />
benutzt, und um die neuen Anforderungen<br />
des Niederländischen Marktes erweitert.<br />
Die spezielle Deckungsvariante Secufarm® 7<br />
beinhaltet die Gefahren Hagel, Sturm, Starkregen,<br />
Auswinterung, Frost, Schneedruck<br />
und Trockenheit. Zu berücksichtigen ist, dass<br />
die Förderung der Prämienzahlung erst ab<br />
einer Schadenquote von 30 % je betroffenes<br />
Feldstück einsetzt.<br />
5
6<br />
Interview mit Gerhard Zapf, Aufsichtratsmitglied Pfalzmarkt<br />
Trotz Hagelschlag, muss das Ziel sein, den Betrieb sicher weiter zu führen !<br />
Wer kennt ihn nicht, den Spargel- und Obst-<br />
hof Gerhard Zapf in Kandel. Und die richtige<br />
Umschreibung für Gerhard Zapf ist, „Obst<br />
und Gemüsebauer mit Leib und Seele“.<br />
Nach vielen gesundheitlichen Rückschlä-<br />
gen kann er wieder ein fast beschwerde-<br />
freies aktives Leben führen. Gerhard Zapf,<br />
der auch gleichzeitig Aufsichtsratsmitglied<br />
des Obstgroßmarktes Pfalzmarkt ist, tra-<br />
fen wir inmitten der Vorbereitungen sei-<br />
nes inzwischen traditionellen Spargelfes-<br />
tes. Die Fragen stellten Michael Lösche und<br />
Dr. Heinzbert Hurtmanns.<br />
Nach ihren Erfahrungen – auch durch das<br />
letzte Jahr geprägt – wie ist ihre Einstellung<br />
zur <strong>Hagelversicherung</strong>?<br />
In meiner jetzigen Position und auch durch<br />
meine persönliche Situation sehe ich eini-<br />
ges ruhiger und auch einiges etwas anders.<br />
Aber ein Glaubenssatz zog sich immer durch<br />
mein Arbeitsleben: Die <strong>Hagelversicherung</strong>!<br />
Sie war für mich immer eine Art Betriebsver-<br />
sicherung. Und ich habe mich immer gut ver-<br />
sichert. Natürlich kostet es Geld – was auch<br />
manchmal weh tun kann. Aber eine Versiche-<br />
rung hilft bei einem Liquiditätsengpass, der<br />
durch ein Hagelereignis eintritt. Das merkt<br />
man dann sofort, wenn die Banken anrufen.<br />
Ein beruhigendes Gefühl, sagen zu können,<br />
ich bin bei der <strong>Vereinigte</strong>n Hagel versichert.<br />
Seit wann sind Sie versichert?<br />
Immer schon. Das habe ich zwar damals in<br />
der Berufsschule nicht gelernt, aber rechnen<br />
kann ich allemal. Mein Betrieb wäre damals<br />
nach einem Hagelschlag kaputt gewesen.<br />
Früher galt doch immer der Ratschlag, Kulturflächen<br />
weit zu streuen. Dies ist in der<br />
heutigen Zeit mit den kurzen Wegen, mit<br />
einer erhöhten Schlagkraft überhaupt nicht<br />
mehr realistisch. Der Pfalzmarkt und damit<br />
die Kunden wollen Obst und Gemüse schnell<br />
und frisch. Das ist mit weit verstreuten Anlagen<br />
nicht mehr zu realisieren.<br />
Ich habe damals auch angefangen, alle Junganlagen<br />
direkt im ersten Jahr zu versichern,<br />
denn dann fällt es leichter, bei einem massiven<br />
Schaden komplett zu roden und anschließend<br />
neu aufzupflanzen. Ansonsten schleppt<br />
Für mich ist die prämiengestützte Versicherung eine Form der Wettbewerbsgerechtigkeit,<br />
erklärte Gerhard Zapf (mi)<br />
man diese Schäden ein Kulturleben lang mit.<br />
Und sie haben immer Probleme mit den Folgeschäden.<br />
Das sind zu dünne Äste oder<br />
Krebs, kurzum sie haben immer Ärger mit<br />
einer geschädigten Anlage.<br />
Es gibt auch den Einwand, dass es keine<br />
festen Prämien gibt! Wie stehen Sie dazu?<br />
Feste Prämien, wie sie einige Mitbewerber<br />
anbieten, halte ich für unseriös. Allerdings<br />
gibt es dann bei denen eine Art Ausstiegsklausel<br />
im Schadenfall. Dies ist eine sanfte<br />
Ausstiegsmöglichkeit für die Versicherung<br />
und eine brutale für den Obstbauern. Das hat<br />
die <strong>Vereinigte</strong> Hagel nicht im Vertrag.<br />
Sich nicht zu versichern, kann ich nicht verstehen.<br />
Die Obstbauern haben jedoch eine<br />
zu große Hemmschwelle – und ich verstehe<br />
nicht, warum. Ich sage dann immer, wir sind<br />
doch alle Fachleute und keine Pokerspieler.<br />
Die Hemmschwelle ist wahrscheinlich auch<br />
deshalb so groß, da manche Obstbauern zu<br />
wenig nachrechnen und zu wenig betriebswirtschaftlich<br />
kalkulieren.<br />
Für viele Berater ist das leider auch kein<br />
Thema. Hier wird zu viel in den Produktionsbereichen<br />
an Verbesserungen gearbeitet.<br />
Die grundlegenden Informationen für die<br />
Betriebe fehlen mir.<br />
Versicherung ein Muss?<br />
Hagel kommt immer früher. Wir hatten in<br />
diesem Jahr bereits am 01. Mai den ersten<br />
Hagel. Wann gab es sowas schon einmal in<br />
dieser Gegend? Und die „Hagelsaison“ dauert<br />
auch noch länger und wird zunehmend<br />
intensiver. So hatten wir noch am 15. Oktober<br />
2009 einen fürchterlichen Hagelschlag,<br />
der viele Schäden angerichtet hat. Wenn ich<br />
mich mit Kollegen unterhalte, machen wir<br />
immer mehr die Erfahrung, dass die Hagelschläge<br />
im Mai zunehmen.<br />
Für mich ist die Versicherung ein Muss, auch<br />
wegen der höheren Produktionswerte der<br />
Anlagen. Jeder Obstbauer, der einmal verhagelt<br />
war, ist von der Notwendigkeit einer<br />
<strong>Hagelversicherung</strong> überzeugt. Und wer sich<br />
einmal versichert hat und weiß, wie beruhigend<br />
das ist, der wird sich immer weiterversichern.<br />
Wie sehen Sie die Zukunft?<br />
Die Entwicklung wird sein, dass die Konzentration<br />
in der Landwirtschaft immer mehr<br />
zunehmen wird. Ich sehe die Gefahr, dass<br />
bei der jetzigen Preissituation die Eigensicherung,<br />
d.h. die Liquiditätssicherung der<br />
Betriebe, immer dünner wird. Ich denke, wir<br />
haben jetzt einige Möglichkeiten, die Wei-
chen zu stellen. So müssen wir Obstbauern<br />
die GAP-Reform 2013 nutzen, um eine Förderung<br />
der Wetterrisikoabsicherung zu erreichen.<br />
Wir arbeiten doch im Freien, da haben<br />
wir ein erhöhtes Arbeitsrisiko. Netz-Abdeckung<br />
ist interessant, kann aber keine flächendeckende<br />
Lösung sein. Es wird jetzt eine<br />
Netz-Versicherung von der <strong>Vereinigte</strong>n Hagel<br />
angeboten – eine vernünftige Lösung, die wir<br />
vom Berufsstand erreicht haben.<br />
Gleiche Wettbewerbsbedingungen<br />
Jeder will regionales Obst und Gemüse –<br />
frisch – sicher – nachhaltig. Also müssen<br />
auch die Wettbewerbsbedingungen stimmen<br />
– auch in Deutschland! Die jetzige Situation<br />
ist doch keinem mehr zu vermitteln.<br />
Warum wird der Weinbau in Rheinland-Pfalz<br />
gefördert und der Obstbau nicht? Das sind<br />
doch massive Ungerechtigkeiten. Hier muss<br />
eine gemeinsame Regelung für alle Sonderkulturen<br />
und alle Vermarktungsformen in<br />
Deutschland her. Dafür muss der Berufsstand<br />
gemeinsam kämpfen, um so in Deutschland<br />
die Wettbewerbsverzerrungen zu verringern.<br />
Wenn Unterstützung gewährt wird, wird sie<br />
auch genutzt – denn durch eine Unterstützung<br />
bleiben Prämien bezahlbar, und die Versicherung<br />
wird noch attraktiver. Eine solche,<br />
auf breiter Basis arbeitende Versicherung<br />
senkt das Risiko erheblich. Noch ein Grund<br />
mehr, eine finanziell geförderte Wetterrisikoabsicherung<br />
zu erarbeiten.<br />
Ihr Fazit?<br />
Wir brauchen jedoch unbedingt mehr Informationen<br />
und mehr Aufklärung für eine<br />
finanziell geförderte Wetterrisikoabsicherung.<br />
Hier sind alle gefordert, den deutschen<br />
Obstbau zu unterstützen. Für mich ist die<br />
prämiengestützte Versicherung eine Form<br />
der Wettbewerbsgerechtigkeit. Ich kann nur<br />
den Ratschlag geben, sich nicht unterzuversichern<br />
und die Bewertung ordentlich vorzunehmen.<br />
Dies erspart manche Überraschung.<br />
Die Angebote der <strong>Vereinigte</strong>n <strong>Hagelversicherung</strong><br />
sind für mich ein, in sich geschlossenes<br />
und nachvollziehbares Programm und auf die<br />
Bedürfnisse der Obstbauern angepasst. Was<br />
will ich als aktiver Obstbauer mehr?<br />
Interview mit Dr. Dietrich Heine, Vorstand der <strong>Vereinigte</strong>n Hagel<br />
Versicherungssteuer –<br />
Wettbewerbsverzerrung wird ausgebaut<br />
Dr. Dietrich Heine, Vorstand der <strong>Vereinigte</strong>n<br />
Hagel<br />
Die zunehmend auftretenden Wetterextreme<br />
haben die Bundesregierung veranlasst,<br />
Anpassungsstrategien an den Klimawandel<br />
zu formulieren. Einen Bestandteil in<br />
diesen Anpassungsstrategien bilden Versicherungslösungen,<br />
die bei unvermeidlichen<br />
Schadenereignissen die Existenz von Unternehmen<br />
sichern sollen. Die private Versicherungswirtschaft<br />
wird aufgefordert, angepasste<br />
Versicherungslösungen zu entwickeln<br />
und anzubieten.<br />
Spezialversicherer wie die Gartenbau-Versicherung<br />
<strong>VVaG</strong> und die <strong>Vereinigte</strong> <strong>Hagelversicherung</strong><br />
<strong>VVaG</strong> sind berufsständisch getragen<br />
und deshalb in der Lage, entsprechende<br />
Versicherungsprodukte anzubieten. Traditionell<br />
handelt es sich dabei um <strong>Hagelversicherung</strong>en,<br />
die auf die verschiedenen Berufsfelder<br />
Gartenbau, Landwirtschaft, Obstbau,<br />
Weinbau und Gemüsebau angepasst sind.<br />
Im Rahmen der <strong>Hagelversicherung</strong> existiert<br />
seit je her eine auf diese Versicherungssparte<br />
hin angepasste Versicherungssteuer, die alle<br />
Besonderheiten dieser Naturgefahr berücksichtigt.<br />
Mit dem Klimawandel sind weitere Naturgefahren<br />
in den Fokus gerückt, und so wur-<br />
den die Versicherungslösungen nach und<br />
nach um weitere Naturgefahren erweitert.<br />
Die zum Teil regional auftretenden, heftigen<br />
Unwetter lassen die Abgrenzung einer reinen<br />
<strong>Hagelversicherung</strong> nicht mehr zu. Sturm und<br />
Starkregen vermischen sich mit dem Schadbild<br />
und haben dementsprechend zu einer<br />
Absicherung von Gefahrenkombinationen<br />
geführt. Der Staat sollte diese privatwirtschaftliche<br />
Initiative begrüßen, weil dadurch<br />
mehr Existenzsicherung innerhalb des<br />
Berufsstandes geschaffen wurde. Diese Haftungserweiterung<br />
konnte von der privaten<br />
Versicherungswirtschaft angeboten werden,<br />
obwohl die deutschen Pflanzenproduzenten<br />
keine Prämienstützung durch den Staat<br />
erfahren, wie dies in vielen anderen europäischen<br />
Ländern der Fall ist. Der deutsche Staat<br />
hat stattdessen, die im Rahmen der <strong>Hagelversicherung</strong><br />
von der Höhe her akzeptable Versicherungssteuer<br />
auf eine für die neue Gefahrenkombination<br />
extrem neue Höhe justiert.<br />
So ist der Bundesfinanzminister der Meinung,<br />
dass die neuen abgesicherten Naturgefahren<br />
den Übergang auf die Prämienversicherungsbesteuerung<br />
in Höhe von 19 % erfordern.<br />
Das verteuert die Absicherung für den versicherten<br />
Pflanzenproduzenten extrem. Dabei<br />
stellt die Versicherungssteuer keine Vorsteuer<br />
im Sinne der Umsatzbesteuerung dar.<br />
Versicherungswirtschaft und Berufsstand<br />
haben diese absolut unverständliche Haltung<br />
immer wieder als unakzeptabel kritisiert.<br />
Berufsständisch geprägte Politiker<br />
haben diese Kritik auch aufgenommen und<br />
ebenfalls gegenüber dem Bundesfinanzminister<br />
formuliert. Dieser weigert sich aber<br />
mit dem Argument der Haushaltssanierung<br />
beharrlich, für Rechtsicherheit zu sorgen.<br />
Aus Sicht des Berufsstandes ist diese Haltung<br />
völlig unakzeptabel. Das Argument<br />
der Haushaltssanierung ist schon deshalb<br />
abwegig, weil Versicherung unterbleibt,<br />
und so ein höheres Versicherungssteueraufkommen<br />
gar nicht erst entsteht.<br />
Begreifen kann das alles niemand.<br />
7
8 <strong>AKTUELL</strong>E MEINUNGEN<br />
Helmut Jäger, Vorsitzender des<br />
bayrischen Erwerbsobstbauverbandes<br />
und Vorsitzender der<br />
Obstbauregion Bodensee<br />
Die Betriebsleiter werden sich<br />
immer mehr ihres eigenen<br />
betrieblichen Risikomanagements<br />
bewusst. Dazu gehört ein<br />
gesunder und betriebsspezifischer<br />
Mix von Hagelnetzen und<br />
<strong>Hagelversicherung</strong>. Nur beide<br />
Elemente, das haben auch die<br />
Hagelschäden unter dem Netz im letzten Jahr gezeigt, bieten eine<br />
ausgewogene Risikovorsorge.<br />
Der Obstbauer, der sich versichern möchte, braucht bezahlbare<br />
Prämien!<br />
Alle Verantwortlichen sind gefordert, den Weg für einen finanziellen<br />
Anreiz zu einer <strong>Hagelversicherung</strong> zu ebnen. Schauen Sie<br />
doch nach Italien, nach Österreich, der Schweiz, oder den Niederlanden.<br />
Dort gibt es eine staatliche Unterstützung und sie ist<br />
WTO-konform.<br />
Ich möchte gerne wissen, warum man sich in Deutschland gegen<br />
solche sachlichen Argumente wehrt. Mir, und vielen meiner<br />
deutschen Berufskollegen, ist das unverständlich!<br />
Walter Söllner, Vorstandsvorsit-<br />
zender der WOG Raiffeisen e.G.<br />
Was der Landesverband Erwerbs-<br />
obstbau (LVEO) hier in Baden-<br />
Württemberg im letzten Jahr<br />
nach dem Hagelschlag erreicht<br />
hat, ist doch eine tolle Leistung.<br />
Allerdings hat diese Förderung<br />
keinen Haushaltstitel. Wir<br />
sind somit auf das Ehrenwort<br />
der Politik angewiesen. Das ist<br />
zwar ehrenwert, aber für einen<br />
solide wirtschaftenden Berufsverband – wie wir es sind – ist das<br />
nicht hinzunehmen. Wir wollen weg von dem Image der Bittstellerei!<br />
Deswegen müssen alle Möglichkeiten, die uns Brüssel bietet,<br />
genutzt werden. Leider können wir nun für die niederprozentigen<br />
Betriebe keine GMO-Förderung mehr gewähren. Hier wäre<br />
die Versicherungslösung doch interessant.<br />
Eine finanziell geförderte Wetterrisikoabsicherung mit Schwerpunkt<br />
Hagel – das muss doch deutschlandweit zu machen sein.<br />
Dies ist auch eine der Aufgaben für den Berufsstand!<br />
Manfred Hofmeister, Geschäftsführer<br />
des Landesverbandes<br />
Erwerbsobstbau Baden-Württemberg<br />
Es war ein langes und langwieriges<br />
Gezerre um die Förderung –<br />
aber zum Schluss haben wir eine<br />
ordentliche Lösung für die Obstbauern<br />
erreicht.<br />
Dies ist ein guter Anfang!<br />
Da die Förderung in Baden-Württemberg<br />
aber nur auf zwei Jahre<br />
begrenzt ist, brauchen wir eine langfristige Lösung. Und diese<br />
Lösung muss deutschlandweit sein. Hier halte ich eine geförderte<br />
Wetterrisikoabsicherung für viel besser!<br />
Jens Stechmann, Aufsichtsrat der<br />
<strong>Vereinigte</strong>n Hagel<br />
Am 26.05.2009 wurde erneut deutlich,<br />
wie abhängig die Obstbauproduktion<br />
von Witterungseinflüssen<br />
ist. Und das ist nicht nur ein süddeutsches<br />
Problem. Diese Wetterextreme<br />
können die Obstbauern<br />
überall in Deutschland treffen. Die<br />
Obstbauern müssen sich besser<br />
gegen diese Wetterextreme versichern<br />
können. Damit die Prämien<br />
bezahlbar bleiben, ist die Politik gefordert, geeignete Instrumente<br />
zu installieren – dies sichert die Konkurrenzfähigkeit deutscher Obstbaubetriebe.<br />
Vor allem in Hinblick auf unsere EU-Nachbarn, die die<br />
Versicherungsprämien fördern. Der deutsche Obstbauer hingegen<br />
ist gravierenden Wettbewerbsbenachteiligungen ausgesetzt. Deswegen<br />
fordere ich, als stellvertretender Vorsitzender der Bundesfachgruppe<br />
Obstbau, eine finanzielle Unterstützung einer Wetterabsicherung.<br />
Dr. Klaus Griesbach, ehemaliger<br />
Vorsitzender des Landesverbandes<br />
Sächsisches Obst<br />
Ich sehe, dass die GAP-Reform 2013<br />
für die deutschen Obstbauern<br />
Chancen für eine Förderung einer<br />
Wetterrisikoabsicherung bietet.<br />
Die Chancen, die uns Brüssel bietet,<br />
müssen – auch von unseren Vertretern<br />
– für uns Bauern genutzt werden.<br />
Sinnvoll ist eine europaweite<br />
Regelung, die allen Obstbauern<br />
gleiche Chancen bietet. Die jetzige Regelung der Förderung, wie<br />
in anderen Ländern ist eine echte Wettbewerbsbenachteiligung.
Dietmar Bahler, Spartenleiter Obst<br />
der BayWa AG<br />
Die Einführung der <strong>Hagelversicherung</strong>sbeihilfe<br />
durch das Land<br />
Baden-Württemberg war erfreulich,<br />
jedoch gibt es einen Wermutstropfen.<br />
Für Mitglieder von Erzeugerorganisationen,<br />
die im Rahmen<br />
des Krisenmanagements in<br />
ihrem Operationellen Programm<br />
<strong>Hagelversicherung</strong>sbeihilfen für<br />
spezielle Kulturen anbieten, sind<br />
diese Kulturen von der Landesförderung ausgeschlossen. Ideal für<br />
die Situation in Baden-Württemberg wäre doch, wenn die EO´s im<br />
Rahmen des Krisenmanagements der GMO eine Unterstützung für<br />
ihre Mitgliedsbetriebe bis zu einer bestimmten Prämienhöhe leisten<br />
könnten.<br />
Raphael Sackmann, Geschäftsführer<br />
des OGM Mittelbaden eG:<br />
Die anerkannten Erzeugerorganisationen,<br />
wie wir es mit dem OGM<br />
Mittelbaden sind, sollen Marktkrisen<br />
mit einem geeigneten Krisenmanagement<br />
verwalten können.<br />
Eine solche Wetterkatastrophe<br />
trifft sowohl die Betriebe als auch<br />
uns als Großmarkt. Daher ist es für<br />
mich wichtig, dass die andienenden<br />
Betriebe und der Obstgroßmarkt<br />
abgesichert sind. Eine finanziell geförderte Wetterrisikoabsicherung<br />
sehe ich deshalb auch als eine Stärkung der Erzeugerorganisationen.<br />
Peter Sander, Sachverständiger der<br />
<strong>Vereinigte</strong>n Hagel<br />
Die Betroffenheit im Obstbau<br />
ist deshalb besonders groß, da<br />
bereits ein leichter Hagelschlag<br />
zu großen Schäden führt. Denn<br />
wir haben unsere „Werkstatt im<br />
Freien“ und sind somit den Witterungsrisiken<br />
ungeschützt ausgesetzt.<br />
Um das Überleben der deutschen<br />
Obst- und Gemüsebetriebe<br />
zu sichern, brauchen wir dringend<br />
eine Absicherung des Wetterrisikos.<br />
Wir müssen ein finanziell abgesichertes Anreizsystem zur Wetterrisikoabsicherung<br />
aufbauen, mit dem Ziel, ein Ende der Bittstellerei<br />
herbeizuführen. Durch meine vielen Kontakte ins Ausland<br />
werden mir die Ungerechtigkeiten immer wieder deutlich<br />
vor Augen geführt. Die <strong>Hagelversicherung</strong>en werden dort massiv<br />
gefördert, in Deutschland findet aber fast keine Förderung statt.<br />
<strong>AKTUELL</strong>E MEINUNGEN<br />
Dr. Egon Treyer, Geschäftsführer<br />
der Marktgemeinschaft Boden-<br />
seeobst eG<br />
Die Schäden im letzten Jahr<br />
waren für einen großen Teil<br />
unserer Mitgliedsbetriebe sehr<br />
drastisch.<br />
Nehmen wir die Erdbeerbetriebe<br />
– wie soll da ein Betriebsleiter<br />
die Hagelware herauspflücken?<br />
Das ist doch schnell wirtschaftlich<br />
ein Totalschaden!<br />
Wir als Vermarktungsorganisation brauchen Ware, deswegen<br />
brauchen wir Hagelnetze. Aber es können eben nicht alle Anlagen<br />
überdacht werden – und ja bekanntermaßen schon gar nicht<br />
bei Erdbeeren. Diese Betriebe müssen versichern.<br />
Für uns als Erzeugergenossenschaft ist da die <strong>Vereinigte</strong> Hagel ein<br />
Ansprechpartner mit hoher Fachkompetenz.<br />
Außerdem ist sie im Bodenseegebiet sehr stark präsent. Da fiel es<br />
uns nicht schwer, mit dem Berufsstand am Bodensee und mit der<br />
<strong>Vereinigte</strong>n Hagel zusammen zu arbeiten!<br />
Dr. Manfred Büchele, Leiter Kompetenzzentrum<br />
Bodensee<br />
Wie schütze ich meinen Betrieb?<br />
– muss doch die Grundsatzfrage<br />
lauten.<br />
<strong>Hagelversicherung</strong> und Hagelnetze<br />
sehe ich beides als zweckmäßig<br />
an, um einen Betrieb<br />
erfolgreich zu führen. Beide Systeme<br />
sind mit Kosten verbunden,<br />
wobei bei dem Bau von Hagelnetzen<br />
viele indirekte Kosten<br />
deutlicher berücksichtigt werden müssen. Die Prämien der <strong>Hagelversicherung</strong><br />
sind offener zu kalkulieren, müssen aber bezahlbar<br />
bleiben.<br />
Bei der Zunahme der negativen Wettereignisse sehe ich es zunehmend<br />
erforderlich, geeignete Instrumente zu installieren, um<br />
durch eine große Solidargemeinschaft, das Risiko zu verteilen.<br />
Dabei sollte auch die öffentliche Hand ihren Anteil einbringen.<br />
9
10<br />
Interview mit Franz Josef Müller, Präsident des Landesverbandes Erwerbsobstbau Baden-Württemberg e. V.<br />
Der Hagelschlag – Auswirkungen bis in die Politik<br />
Franz-Josef Müller wertet die beschlossene<br />
Förderung als Erfolg<br />
Ein Jahr nach dem Hagelschlag – Was wurde<br />
in Baden-Württemberg politisch erreicht?<br />
Eine Übersicht über die aktuelle Situation<br />
gab Franz Josef Müller, Präsident des Landes-<br />
verbandes Erwerbsobstbau Baden-Württem-<br />
berg e. V. (LVEO). Nachdem ein Hagelschlag in<br />
diesem Jahr auch Erdbeerflächen in seinem<br />
Betrieb zerstörte, zeigt sich, wie aktuell das<br />
Thema Hagel weiterhin ist. Die Fragen stellte<br />
Michael Lösche.<br />
Was wurde erreicht?<br />
Wir haben es als einziger obstbaulicher<br />
Berufsstand geschafft, in Baden-Württem-<br />
berg wieder eine Förderung zu erreichen.<br />
Angesichts der massiven Betroffenheit und<br />
der Extremschadensfälle musste die Poli-<br />
tik reagieren. Und die von der Landesregie-<br />
rung gewährte Hagelbeihilfe werte ich als<br />
Erfolg. Mein Dank gilt dem damaligen Land-<br />
wirtschaftsminister, besonders aber seinem<br />
Abteilungsleiter und der CDU-Fraktion. Sie<br />
haben gemeinsam beschlossen, sowohl für<br />
2010 als auch für 2011 jeweils 1 Mio. € für das<br />
neue Risikomanagement-Programm und<br />
die darin enthaltene Hagelbeihilfe für die<br />
gesamte Landwirtschaft und alle Sonderkul-<br />
turen zur Verfügung zu stellen. Hinter die-<br />
sem Satz verbirgt sich viel Arbeit des Lan-<br />
desverbandes Erwerbsobstbau Baden-Würt-<br />
temberg e. V. Aber damals wie heute gilt: Wir<br />
haben die Türen aufgestoßen!<br />
Wie sieht die erreichte Regelung aus?<br />
Die neue Hagelbeihilfe ist Bestandteil eines<br />
Risikomanagement-Programms. Die Förde-<br />
rung beginnt ab einer Prämienhöhe von 10 %<br />
und ist gestaffelt. Für den Beitragssatz von<br />
10,01 % – 15 % gibt es eine Förderung von 65 %,<br />
allerdings nur für den Anteil, der den Sockel-<br />
betrag von 10,01 % übersteigt. Liegt der Bei-<br />
tragssatz über 15,01 %, gibt es in einer zweiten<br />
Stufe 80 % Förderung, aber nur für den<br />
Betrag, der den Beitragssatz von 15,01 % übersteigt.<br />
Der Höchstwert der geförderten Versicherungssumme<br />
liegt bei 18.000 €/ha. Die<br />
maximale Beihilfe beträgt 50 % der Beitragssumme/Hektar.<br />
Sind Sie mit dem Erreichten zufrieden?<br />
Natürlich kann nachher immer diskutiert<br />
werden, was besser gewesen wäre. Das ist<br />
jetzt allerdings auch leicht zu sagen. Wir<br />
standen damals unter einem massiven Druck,<br />
etwas für die Obstbauern zu erreichen – und<br />
das Erreichte zählt. Dieses vergangene Jahr<br />
zeigte jedoch auch, dass wir ein nachhaltiges<br />
System einer Förderung der Hagelbeihilfe<br />
brauchen. Die Ad-hoc-Hilfe für ein landesweites<br />
Hagelereignis war wichtig. Wir wünschen<br />
uns aber, dass wir einen Haushaltsbeschluss,<br />
also einen offiziellen Haushaltstitel erreichen.<br />
.<br />
Trotzdem sehe ich das Modell in Baden-Württemberg<br />
auch als eine Art Modell für die Bundesregierung.<br />
Um eine bundeseinheitliche<br />
Regelung müssen wir gemeinsam kämpfen.<br />
Wie geht es weiter?<br />
Der LVEO hat als Berufsstand die Tür aufgestoßen,<br />
doch ich habe das Gefühl, dass wir<br />
Obstbauern oft allein gelassen werden, im<br />
politischen Kampf.. Die Besonderheit unserer<br />
Produktionsbedingungen ist zu Wenigen<br />
bewusst. So wünsche ich mir vom Bauernverband,<br />
dass er mehr Druck macht – auch<br />
im Hinblick auf die anstehende GAP-Reform.<br />
Bei dieser Reform sehe ich eine einmalige<br />
Chance, die bestehenden Wettbewerbsverzerrungen<br />
innerhalb der EU-Länder zu minimieren.<br />
Die GAP-Reform ist eine Möglichkeit,<br />
Entwicklungen für den Obstbausektor<br />
nachhaltig und positiv zu beeinflussen.<br />
Wenn ich die Fördermöglichkeiten in Italien<br />
oder Litauen oder den politischen Willen in<br />
den Niederlanden sehe, Unterstützungen<br />
für ihre Sonderkulturen zu erreichen, dann<br />
werde ich schon neidisch. Hier in Deutschland<br />
fehlt scheinbar der politische Wille oder<br />
die Erkenntnis, wie aktive Obstbauern unterstützt<br />
werden sollen.<br />
Was fordern Sie konkret?<br />
Ich fordere eine finanziell unterstützte<br />
Wetterrisikoabsicherung, wie sie bereits in<br />
Raphael Sackmann, Michael Lösche, Manfred Hofmeister und Franz-Josef Müller begutachten<br />
die Erdbeerschäden vom 11. Mai 2010
anderen EU-Ländern als Baustein für eine<br />
zukunftssichere Produktion angesehen wird –<br />
als Baustein für ein betriebliches Krisenmanagement.<br />
Zurzeit werden wir mit dem Wetterrisiko<br />
alleine gelassen.<br />
Die Gesellschaft verlangt makelloses, einheimischen<br />
Obst und Gemüse, und in einem<br />
der wichtigsten und wesentlichsten unserer<br />
Produktionsfaktoren werden wir nicht<br />
unterstützt – das kann es doch nicht sein!<br />
Die Erfahrung aus dem letzten Jahr zeigt,<br />
dass die Politik und die umsetzende Verwaltung<br />
zwar willig, teilweise aber damit überfordert<br />
sind. Davon müssen wir wegkommen.<br />
Der Staat muss seine Verantwortung übernehmen.<br />
Zumal Brüssel diese Möglichkeit<br />
des Krisenmanagements erlaubt. Eine Förderung<br />
würde die Versicherung bezahlbarer<br />
machen, die Spitzen in den Beitragssummen<br />
kappen, die Betriebe würden schlussendlich<br />
ihre Versicherungssummen erhöhen.<br />
Davon hätten alle etwas. Die Versicherungen,<br />
die Obstbauern, der Staat und damit<br />
auch die Gesellschaft. Ohne die Sacharbeit<br />
der <strong>Vereinigte</strong>n Hagel wären wir auch nie<br />
so weit gekommen, denn nur die <strong>Vereinigte</strong><br />
Hagel konnte der Politik belastbare Zahlen<br />
und Daten liefern. Für den LVEO war diese<br />
Zusammenarbeit enorm wichtig.<br />
Ihr Fazit?<br />
Wir müssen weg von der spontanen Unwetterhilfe<br />
oder einer anderen Art der Katastrophenhilfe.<br />
Die Maßstäbe sind dafür so hoch,<br />
dass sie in unserem Fall auch nicht geholfen<br />
hätten. Diese Hilfen sind eigentlich ein<br />
stumpfes Schwert und sie in der Politik<br />
durchzusetzen, ist immer mit viel Aufwand<br />
verbunden, das haben die Erfahrungen der<br />
letzten Jahre gezeigt.<br />
Es muss doch möglich sein, dass wir deutschen<br />
Obstbauern unter den gleichen Bedingungen<br />
produzieren können, wie unsere ausländischen<br />
Nachbarn. Hier muss über die<br />
Trägerverbände Druck auf die Bundespolitik<br />
aufgebaut werden. Die Betriebe müssen<br />
überleben können - darum geht es. Es ist der<br />
gesamte Berufsstand gefordert, eine gemeinsame<br />
Strategie zu entwickeln, denn dies ist<br />
auch eine Frage der Solidarität des gesamten<br />
Berufsstandes. Für eine gerechte Forderung<br />
brauchen wir den bäuerlichen Berufsstand<br />
hinter uns – das ist der Schlüssel zum<br />
Erfolg!<br />
Interview mit Karl Knecht, Obstanbauer vom Bodensee<br />
26.05.2009 – Was ist geblieben ?<br />
Der 26-05-2010 – wie war das vor einem Jahr?<br />
Der 26.05.2009 – das hört sich schon so weit<br />
weg an, ist es aber eigentlich nicht. Bei jeder<br />
großen gelb-schwarzen Wolke schaue ich<br />
immer noch besorgt in den Himmel und die<br />
alten Bilder sind sofort wieder da. Die Bilder<br />
von kahlrasierten Anlagen, total entblätterten<br />
Bäumen, die Erdbeeren komplett weg.<br />
Das kann sich keiner vorstellen. Auch der<br />
damalige Minister Hauk nicht, der ja doch<br />
hier in meinem Betrieb war und mich fragte:<br />
Herr Knecht, wo sind denn ihre Erdbeeren?<br />
Ich konnte ihm nur sagen, „sie stehen mittendrin“.<br />
So einen Schaden noch zweimal und ich<br />
muss den Betrieb einstellen – das kann kein<br />
Obstbaubetrieb überleben.<br />
Was haben Sie dann getan?<br />
Eine 1 Hektar große Junganlage musste<br />
ich sofort roden, da blieb nach dem Hagel<br />
nichts mehr von übrig. Letztlich versucht<br />
man doch durch mehrmaliges Durchpflücken,<br />
Zurückschneiden oder Ähnliches<br />
noch etwas zu retten. Durch die Kombination<br />
mit heftigem Wind und kleinen<br />
Hagelkörnern hatte ich auch unter dem<br />
Hagelnetz immense Schäden. Teilweise<br />
wurde sogar das Netz zerstört.<br />
Und dann immer die Fragen: Tragen die dünnen<br />
Äste das Gewicht der Äpfel? Hält die Statik<br />
des Baumes? Es blieb ja bei den Bäumen<br />
teilweise nur noch der Holzkern übrig. Alternieren<br />
die Anlagen? Anfangs habe ich die<br />
Schäden an den Äpfeln gar nicht gesehen,<br />
da die Einschläge und teilweise die Durchschläge<br />
so klein waren. Bei allen anfallenden<br />
Arbeiten, wie z.B. bei der Handausdünnung<br />
blieb ein großer Mehraufwand, der sich<br />
wie ein roter Faden durch das weitere Kulturjahr<br />
zog. Dann im Herbst eine erneute<br />
Ernüchterung, da die verbliebenen Äpfel zu<br />
groß geworden und damit schwerer verkäuf-<br />
Besondere Probleme bereiten<br />
die Holzschäden<br />
vom Hagelschlag 2009.<br />
Und es bleiben die Fragen:<br />
Tragen die dünnen<br />
Äste das Gewicht<br />
der Äpfel? Hält die Statik<br />
des Baumes? Es blieb<br />
ja bei den Bäumen teilweise<br />
nur noch der Holzkern<br />
übrig.<br />
lich waren. Also auch da ein Abzug! Deswegen<br />
war die Auszahlung von der <strong>Vereinigte</strong>n<br />
Hagel schon der doppelte Segen. Ich muss und<br />
will versichern, ich kann nicht alle Anlagen<br />
überdachen.<br />
Was ist dann geschehen?<br />
Nach dem schweren Hagelschaden vom<br />
26.05. trafen sich die berufsständischen Vertreter<br />
von Wein-, Obst und Gemüsebau mit<br />
dem damaligen Minister Peter Hauk in Hagnau,<br />
um die katastrophalen Schäden der<br />
Betriebe vor Ort zu besichtigen. Damals hieß<br />
es noch: „Es gibt keine Hilfen für versicherbare<br />
Risiken! Dieser Schaden wird nicht entschädigt“.<br />
Das bedeutete, keine Hilfe von der<br />
Politik. Allerdings hat sich das aber durch die<br />
beharrliche Arbeit des LVEO geändert. Daher<br />
gebührt der uneingeschränkte Dank unserer<br />
obstbaulichen Berufsvertretung. Der Hagelschlag<br />
hatte Nachwirkung auch innerhalb<br />
der Politik. Das Thema war präsent, wir mussten<br />
aber intensiv arbeiten und fordern und<br />
kämpfen, um unsere berechtigten Forderungen<br />
durchgesetzt zu bekommen. Wir müssen<br />
jedoch weg von den Ad-hoc-Hilfen, denn<br />
diese zeichnen ein schlechtes Bild von der<br />
Landwirtschaft in der Öffentlichkeit.<br />
Was schlagen Sie vor?<br />
Ich bin dafür, alle Möglichkeiten – auch<br />
die aus Brüssel – zu nutzen. Ich habe das<br />
Gefühl, dass andere Staaten etwas aufgeweckter<br />
sind und mehr für ihre Obstbauern<br />
tun. Und je mehr Landwirte in eine Versicherung<br />
gehen, desto günstiger wird die Prämie,<br />
da das Risiko verteilt wird. Eine finanzielle<br />
Förderung, wie sie in anderen Ländern<br />
aktiv gewährt wird, würde viele Obstbauern<br />
motivieren, auch zu versichern. Mein Ziel ist<br />
es, meine Anlagen nachhaltig zu bewirtschaften.<br />
Das ist für mich existenziell und etwas<br />
Besonderes!<br />
11
12<br />
Interview mit Hartwig Roth, Vorstandsmitglied Landesverband Erwerbsobstbau Baden-Württemberg (LVEO)<br />
Hartwig Roth – Ein Jahr danach<br />
Ein Jahr nach der Hagelkatastrophe am<br />
Bodensee wollten wir wissen, wie es weiterging<br />
im Betrieb von Hartwig Roth. Die Fragen<br />
stellte Michael Lösche.<br />
Der 26.05.2009 - ein Jahr danach<br />
Früher hat es hier bei mir fast nie gehagelt.<br />
Ich kenne Kollegen, die wussten nicht, wie<br />
Hagel überhaupt aussieht – ernsthaft! Und<br />
dann dieser Schicksalstag! In meinem Kopf<br />
ist das noch nicht so lange her. In meinem<br />
Betrieb kamen fast alle Kern- und Steinobstflächen<br />
zu Schaden. Äpfel, Süßkirschen<br />
und Mirabellen wurden bis zu 70 % zerstört,<br />
Jung- und Ertragsanlagen erlitten extreme<br />
Holzverletzungen. Jeder Betrieb hat zwar<br />
sein eigenes Risikomanagement aufgebaut,<br />
aber gegen solch´ einen Hagelsturm sind<br />
wir Obstbauern macht- und auch schutzlos.<br />
Ohne eine <strong>Hagelversicherung</strong> geht im Obstbau<br />
gar nichts mehr, denn derartige Verluste<br />
kann kein Obstbaubetrieb aus eigener Kraft<br />
bewältigen. Es können nicht alle Verluste<br />
durch eine Versicherung abgedeckt werden –<br />
aber durch den Abschluss einer ordentlichen<br />
Versicherung ist die Existenz des Betriebes<br />
nicht in Gefahr, und das ist entscheidend!<br />
Nach den Erfahrungen des letzten Jahres<br />
kann ich nur sagen, dass mir bei einem<br />
Schaden, wie in 2009, andere Versicherungen<br />
schon längst die Verträge gekündigt hätten.<br />
Die <strong>Vereinigte</strong> Hagel hat ohne Diskussionen<br />
bezahlt und ich kann ruhiger schlafen. Mir<br />
ist einfach wohler bei dem Gedanken, dass<br />
ich versichert bin.<br />
Sie sind im Vorstand des Landesverbandes<br />
Erwerbsobstbau (LVEO). Was fordern Sie<br />
von der Politik?<br />
In den politischen Köpfen muss verankert<br />
werden, dass es immer wieder hageln kann.<br />
Zwar nicht jedes Jahr so schwer, aber schon<br />
leichte Schäden können zu einem Totalverlust<br />
führen. Und die Hagelschläge kommen früher,<br />
häufiger und mit zunehmender Intensität.<br />
Die Politik in Baden-Württemberg – angetrieben<br />
durch den LVEO – hat sinnvolle Maßnahmen<br />
auf den Weg gebracht. Dennoch<br />
mussten wir schon sehr am Ball bleiben, um<br />
unsere berechtigten Forderungen durchset-<br />
„Eine finanzielle Förderung wie in anderen<br />
EU-Ländern ist eine zentrale Forderung für<br />
den deutschen Obstbau“.<br />
zen zu können. So ein Posten für solche Schäden<br />
muss definitiv in den Haushalt eingestellt<br />
werden, um diese endlosen Diskussionen<br />
zu beenden. Die Arbeit des LVEO war<br />
mühsam, aber erfolgreich. Allerdings können<br />
wir eine derart intensive Aufklärungsarbeit<br />
nicht jedes Jahr leisten, und wir wollen<br />
es auch nicht. Wir sind Produzenten von<br />
sicheren heimischen Lebensmitteln – keine<br />
Bittsteller! Hier muss eine strukturelle<br />
Lösung her!<br />
Und die wäre?<br />
Ich kämpfe für eine Lösung, wie sie andere<br />
EU-Länder ihren Obstbauern anbieten und<br />
gewähren. Eine finanzielle Förderung zur<br />
Gleichbehandlung der Obstbauern halte<br />
ich für existenzsichernd. Die Nothilfe, wie in<br />
2009 war in Ordnung, aber es muss dennoch<br />
eine solide Lösung her. Ich denke da an eine<br />
Form der Mehrgefahrenversicherung. Dabei<br />
muss uns klar sein, dass nicht alle Gefahren<br />
zu versichern sind, wie bspw. die Trockenheit.<br />
Der jetzt eingebrachte Begriff der Wetterrisikoabsicherung<br />
ist mir viel sympathischer.<br />
Das ganze Thema wird für den deutschen<br />
Obstbau zunehmend wichtiger. Ich hoffe<br />
nur, dass sich die Trägerverbände noch mehr<br />
mit dieser Thematik befassen werden. Wie<br />
wichtig das Thema ist, hat der Hagelsturm<br />
vom 26.05 2009 gezeigt. Das war prägend!<br />
Welches Ziel haben Sie in ihrer politischen<br />
Arbeit?<br />
Ziel muss sein, dass die <strong>Hagelversicherung</strong><br />
bezahlbar bleibt. Besonders junge Betriebsleiter<br />
können nicht alles mit Netzen überdachen<br />
– sie müssen versichern. Alles andere<br />
ist russisches Roulette. Für mich zeigte sich,<br />
dass der Spruch: „Versicherung ist zu teuer“ –<br />
ein Beratungsfehler gewesen wäre. Wir sind<br />
alle Superproduzenten – aber manchmal<br />
fehlt die letzte Konsequenz des Durchdenkens<br />
– nämlich, wenn ich investiert habe, und<br />
die Produktion dann ausfällt. Leider machen<br />
sich viele Obstbauern, Politiker, oder auch die<br />
Gesellschaft viel zu wenig Gedanken, was<br />
Hagelschläge für Schäden anrichten können.<br />
Wir brauchen die finanzielle Förderung der<br />
<strong>Hagelversicherung</strong>. Und wir brauchen eine<br />
starke Versicherung. Das Thema muss jedoch<br />
raus aus dem Fokus, denn wir wollen nicht nur<br />
darauf fixiert werden. Das Thema „Unterstützung<br />
einer Wetterrisikoabsicherung“ muss<br />
in die Sacharbeit der Trägerverbände einbezogen<br />
werden. Wenn es berechtigte Forderungen<br />
der Obstbauern sind, und das sind es,<br />
müssen wir anders behandelt werden. So wie<br />
es andere EU-Länder und deren berufsständischen<br />
Organisationen bereits jetzt machen.<br />
Tag Anzahl<br />
Schwere Schadentage 2009<br />
Entschädigung<br />
[€]<br />
21. Mai 871 2.315.630 2.659<br />
26. Mai 6.359 33.758.884 5.309<br />
3. Juli 1.504 3.538.734 2.353<br />
10. – 12. Mai<br />
26. Mai<br />
2. – 3. Juli<br />
17. Juli<br />
21. – 24. Juli<br />
23. Juli 1.308 5.070.258 3.876<br />
24. Juli 769 4.043.461 5.258<br />
Summe 10.811 48.726.969 4.507<br />
Schwere<br />
Schadentage 2009<br />
Durchschnittsschaden<br />
[€]
Versuchsarbeit bei der <strong>Vereinigte</strong>n Hagel – Basis für eine<br />
gerechte Schadenregulierung<br />
Ein Hagelunwetter hat, je nach Entwicklungs-<br />
stadium der betroffenen Kultur, unterschied-<br />
liche Auswirkung auf Ertrag und Qualität des<br />
Ernteguts. Bei frühen Hagelschäden ist häu-<br />
fig das Erntegut nicht direkt betroffen, jedoch<br />
kann der entstandene Blattschaden ebenso<br />
erheblichen Einfluss auf den Ertrag haben.<br />
Im Gegensatz zu landwirtschaftlichen Kultu-<br />
ren, bei denen die Ertragsmenge im Vorder-<br />
grund steht, ist im Bereich Obst und Gemüse<br />
die Einhaltung bestimmter Qualitätsmerk-<br />
male für die Vermarktung notwendig. So sind<br />
beispielsweise Mindestgrößen, aber auch die<br />
Lagerfähigkeit nach einem Hagelschlag zen-<br />
trale Themen für den Anbauer.<br />
Um eine gerechte und einheitliche Schaden-<br />
regulierung zu gewährleisten, führt die Ver-<br />
einigte Hagel in Zusammenarbeit mit Betrie-<br />
ben, mit Lehr- und Versuchsanstalten und mit<br />
Universitäten, Praxisversuche durch. Ziel ist<br />
die Erstellung von Leitfäden für die Schaden-<br />
regulierung und die Überprüfung der ange-<br />
wandten Regulierungsrichtlinien. Diese die-<br />
nen den Sachverständigen als Grundlage für<br />
die Schadenermittlung.<br />
Kernfrage der Versuchsarbeit bei der Verei-<br />
nigten Hagel lautet, welchen Einfluss unter-<br />
schiedlich hohe Blattverluste zu verschiede-<br />
nen Zeitpunkten auf die Ertragsmenge und<br />
die Qualität des Ernteguts haben. Diese Ver-<br />
suche werden sowohl im Obst als auch bei<br />
Gemüse durchgeführt.<br />
Zahlreiche Erdbeerversuche, sowohl in Nor-<br />
malkulturen, als auch in remontierenden<br />
Erdbeeren und in der Jungpflanzenproduk-<br />
tion bilden die Grundlage der Schadenregu-<br />
lierung. Versuche im Bereich Kernobst und<br />
in den Gemüsehauptkulturen, wie z.B. Zwie-<br />
beln, Kopfkohl, Spargel und Möhren werden<br />
deutschland- und europaweit durchgeführt.<br />
Für die <strong>Vereinigte</strong> Hagel ist die umfangrei-<br />
che und intensive Versuchsarbeit ein Dienst<br />
an ihren Kunden. Die Praxis nimmt die Ver-<br />
suchsergebnisse gerne auf. Nur mit einer sol-<br />
chen aktiven Versuchsarbeit können aktuelle<br />
Praxisfragen beantwortet und eine gerechte<br />
Schadenregulierung gewährleistet werden.<br />
Rotkohlversuch 2010: Wie wirken sich<br />
Blattflächenverluste nach Hagelschäden<br />
auf den Ertrag aus?<br />
Zahlreiche Erdbeerversuche, sowohl in Normalkulturen, als auch in remontierenden Erdbeeren und in der Jungpflanzenproduktion bilden<br />
die Grundlage der Schadenregulierung.<br />
13
14<br />
Interview mit Dr. Heinzbert Hurtmanns, Bezirksdirektor der <strong>Vereinigte</strong>n Hagel in Alzey<br />
„Bei uns hat es noch nie gehagelt“<br />
Die Landesregierung Rheinland-Pfalz hat<br />
entschieden, die Hagelprämien für Weinreben<br />
ab der Saison 2010 zu fördern. Wie<br />
ist es dazu gekommen, und welche Bedeutung<br />
dieses Programm auch über die<br />
Grenzen des Bundeslandes hinaus hat,<br />
darüber sprachen wir mit Dr. Heinzbert<br />
Hurtmanns, Bezirksdirektor der <strong>Vereinigte</strong>n<br />
Hagel in Alzey. Die Fragen stellte Michael<br />
Lösche.<br />
„Bei uns hat es noch nie gehagelt“<br />
„Bei uns hat es noch nie gehagelt“ oder auch<br />
„In meiner Gegend hat es so gut wie keinen<br />
Hagel gegeben“, sagen mir die Landwirte.<br />
„Wozu brauche ich also eine Versicherung?“<br />
Diese Aussagen von Winzern, die doch eigentlich<br />
auch langjährige Wetterexperten sind –<br />
sind mir unverständlich. Allerdings geben<br />
die Landwirte auch zu, dass die Wetterereignisse<br />
in den letzten Jahren schon um einiges<br />
extremer geworden sind – aber, scheinbar<br />
immer woanders! Unabhängige Statistiken<br />
beweisen jedoch eindeutig, dass es nicht<br />
nur immer früher, sondern auch immer heftiger<br />
hagelt. Wetterexperten vermuten, dass<br />
Hagelstürme nicht zuletzt durch den Klimawandel<br />
weiter zunehmen werden. Besonders<br />
der Hagel macht den Winzern in Rheinland-<br />
Pfalz immer mehr zu schaffen. Dennoch sind<br />
in Rheinland-Pfalz lediglich knapp 40 % der<br />
Rebflächen gegen Hagel versichert.<br />
Und das hier!<br />
Rheinland-Pfalz ist mit einem Produktionsanteil<br />
von rund 70 % aller deutschen<br />
Weine sowie seinen sechs Anbaugebieten<br />
das bedeutendste Weinbau-Bundesland<br />
Deutschlands. Jedes Jahr werden in Rheinland-Pfalz<br />
zwischen 3 % und 9 % der Weinreben<br />
durch Hagel geschädigt. Die Landesregierung<br />
in Mainz hat deshalb entschieden,<br />
die Hagelprämien für Weinreben ab der Saison<br />
2010 mit einem Zuschuss von 50 €/ha zu<br />
fördern. Über die Förderung soll ein gerechter<br />
Risiko-Ausgleich und eine höhere Versicherungsdichte<br />
erreicht werden, so dass<br />
Weinbaubetriebe bei existenziellen Hagelschäden<br />
besser geschützt und gestärkt<br />
werden.<br />
„Die Zusammenarbeit zwischen den Versicherern,<br />
dem Landesbauernverband und<br />
der Landesregierung war konstruktiv und<br />
hat ein sinnvolles Ergebnis für die Winzer<br />
gebracht. Es bleibt zu hoffen, dass dieses<br />
Beispiel auch in anderen Bundesländern<br />
Schule macht“, erklärte Dr. Heinzbert<br />
Hurtmanns.<br />
Lange und konstruktive Vorarbeit<br />
Schon seit 2008 hat die <strong>Vereinigte</strong> Hagel<br />
von einer besseren Nutzung von Krisenmanagement-Instrumenten<br />
gesprochen. Durch<br />
unsere Überzeugungsarbeit fanden wir dann<br />
bei der Landesregierung offene Ohren. Der<br />
Hagelschlag 2009 an der Mittelmosel mit<br />
über 800 ha Totalausfällen hat recht schnell<br />
gezeigt, dass ein Bundesland mit seinen<br />
finanziellen Instrumenten nicht ausreichend<br />
helfen kann. Ab diesem Zeitpunkt wurde<br />
intensiv mit der <strong>Vereinigte</strong>n Hagel nach einer<br />
Lösung für die Winzer gesucht. Hilfe bekamen<br />
wir hier von unseren beiden Bauernund<br />
Winzerverbänden. In dieser breiten Verankerung<br />
zeigten sich dann auch gemeinsame<br />
Lösungsmöglichkeiten für den Weinbau.<br />
Auch die Marktordnung für Weinbau<br />
bot dem Krisenmanagement eine einmalige<br />
Chance. Besonders konstruktiv dabei<br />
ist, dass diese Lösung alle Winzer mit einbezieht,<br />
unabhängig von ihrer Vermarktungsform.<br />
Damit wird ein Stück Gleichheit und<br />
Solidarität unter den Winzern hergestellt.<br />
Wie funktioniert diese Förderung?<br />
Alle gegen Hagelschäden versicherten<br />
Betriebe erhalten auf Antrag einen Zuschuss<br />
zur Hagelprämie von 50 €/ha versicherter<br />
Rebfläche. Einzige Ausnahme: Liegt die Hagelprämie<br />
unter 100 €/ha, beträgt der Zuschuss<br />
anteilig 50 %. Mit der jährlichen Versicherung<br />
der Weinflächen – also der Erfassung der<br />
versicherten Weinberge – wird der Antrag von<br />
den Agenten der <strong>Vereinigte</strong>n Hagel direkt mit<br />
auf den Betrieb gebracht. Neben der Unternehmensnummer<br />
und der Betriebsnummer<br />
aus der Weinbaukartei wird die Höhe<br />
der bestockten Rebfläche laut Weinbaukartei<br />
erfasst und mittels Web-AV® die versicherte<br />
Rebfläche ermittelt. Die <strong>Vereinigte</strong> <strong>Hagelversicherung</strong><br />
übermittelt sodann die betreffende<br />
<strong>Hagelversicherung</strong>sprämie und den<br />
erforderlichen Zahlungsnachweis direkt an<br />
die zuständige Behörde, so dass den Winzern<br />
kein bürokratischer Mehraufwand entsteht.<br />
Mit welchen Auswirkungen rechnen Sie?<br />
Dass dieses Kriseninstrument von 50 €/ha<br />
Rebfläche für alle versicherten Weinbau-<br />
Betriebe in Rheinland-Pfalz zu einer Prämienentlastung<br />
führen wird, ist unstrittig.<br />
Dabei können Weingüter und Winzer rund<br />
15 % bis 50 % des Prämienvolumens einsparen.<br />
Dieses Kriseninstrument bietet aber<br />
auch Neueinsteigern oder bisher unversicherten<br />
Winzern eine existenzsichernde<br />
Chance, das Produktionsrisiko zu äußerst<br />
attraktiven Konditionen zu versichern. Somit<br />
können Winzer ihre Reben gegen Hagelschlag<br />
so günstig wie noch nie versichern.<br />
Ihr Ausblick?<br />
Für mich, als Bezirksdirektor der <strong>Vereinigte</strong>n<br />
Hagel, ist dieses Instrument des Krisenmanagements<br />
ein Modell mit Zukunft, denn<br />
über solch ein staatlich gestütztes Anreizsystem<br />
erhalten wir eine existenzsichernde<br />
Unterstützung für die aktiven Winzer. Als<br />
Erfolgsmodell kann es jedoch die gesamte<br />
Landwirtschaft unterstützen, denn es dient<br />
zum Abbau von Wettbewerbsnachteilen. Die<br />
Absicherung von Wetterrisiken muss doch<br />
die Leitlinie der landwirtschaftlichen Forderung<br />
sein!
Abgestimmte Risikovorsorge<br />
Der Juli galt noch vor wenigen Jahren als der<br />
„Hagelmonat“ mit den meisten Schadentagen<br />
und den heftigsten Gewittern. In den<br />
letzten Jahren sind Hagelunwetter immer<br />
früher eingetreten. So auch in diesem Jahr.<br />
Am 11. Mai, direkt zu Beginn der Erdbeersaison,<br />
ging ein schweres Hagelunwetter über<br />
das Anbaugebiet Oberkirch hinweg und traf<br />
viele Obstbetriebe empfindlich.<br />
Früher und extremer<br />
Die Hagelunwetter der letzten Jahre haben<br />
sich zudem in noch nie da gewesenen Ausmaßen<br />
gezeigt. Deutlich wird dies an den<br />
Schadbildern. Die Schäden beschränken<br />
sich im Baumobstbau nicht mehr nur auf<br />
den Verlust der Früchte und somit des diesjährigen<br />
Ertrags, vielmehr sind immer wieder<br />
schwerste Holzschäden zu verzeichnen.<br />
Besonders in Junganlagen stellt dies dann<br />
die Weiterführung des Bestandes in Frage.<br />
Aber nicht nur die Stärke der Hagelunwetter<br />
nimmt zu, auch die Großflächigkeit ihres<br />
Auftretens. In Erinnerung ist vielen Betriebsleitern<br />
der Hagelsturm vom 26. Mai 2009, der<br />
Totalschäden auf einem bis zu 20 km breiten<br />
Streifen über 400 km Länge in Baden-Württemberg<br />
und Bayern verursacht hat.<br />
Das Wetterrisiko und die veränderten<br />
Betriebsstrukturen machen eine betriebliche<br />
Risikovorsorge inzwischen unumgänglich.<br />
Die betriebliche Risikovorsorge ist deshalb<br />
ein wichtiges Aufgabenfeld für die Betriebs-<br />
Aktive<br />
Risikoabsicherung<br />
Risikovermeidung<br />
Risikoverminderung<br />
(geschützter Anbau)<br />
leiter, um eine erfolgreiche und nachhaltige<br />
Weiterführung ihres Betriebes zu sichern.<br />
Jeder Betriebsleiter ist daher aufgefordert,<br />
eine auf seinen Betrieb abgestimmte Risikovorsorge<br />
zu entwickeln.<br />
Abgestimmte Risikovorsorge<br />
Der erste Schritt ist die Risikoidentifikation.<br />
Hierbei gilt es, alle wichtigen Betriebsrisiken<br />
aufzuzeigen. Zu den wichtigsten einkommensrelevanten<br />
Faktoren im Obstbau<br />
zählt das Produktionsrisiko. Da die Produktion<br />
immer kostenintensiver wird, können<br />
Schäden durch Wetterextreme wie Hagel,<br />
Sturm, Starkregen und Frost in Betrieben zu<br />
hohen finanziellen Einbußen führen.<br />
Im Anschluss ist eine genaue Analyse der<br />
betriebsrelevanten Risiken notwendig. Dabei<br />
stehen die Eintrittswahrscheinlichkeit, sowie<br />
die Höhe des zu erwartenden Schadens im<br />
Vordergrund. Die Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
von Wetterrisiken ist kaum zu ermitteln. So<br />
ist das Eintreten eines Hagelschadens unvorhersehbar,<br />
Frostlagen sind einem Betriebsleiter<br />
hingegen bekannt.<br />
Der letzte Schritt ist die aktive und passive<br />
Risikosteuerung. Sie dient der Vermeidung<br />
und Verminderung von Risiken. Zur aktiven<br />
Risikosteuerung im Obstbau zählt der<br />
geschützte Anbau, d.h. der Einsatz von Hagelschutznetzen<br />
und Regenkappen, genauso<br />
wie der Einsatz einer Frostschutzberegnung.<br />
Diese Maßnahmen dienen dazu, die Eintritts-<br />
Zusammensetzung der Risikovorsorge<br />
Eigenvorsorge<br />
Eigenkapital<br />
Risiko<br />
Risikoidentifikation<br />
Erfassung aller betriebsrelevanten Risiken<br />
Risikoanalyse<br />
Ermittlung der Eintrittswahrscheinlichkeit jeden<br />
Risikos und der Höhe des zu erwartenden Schadens<br />
Risikosteuerung<br />
Vermeidung und Verminderung von Risiken<br />
wahrscheinlichkeit eines Schadens zu vermeiden<br />
bzw. zu verringern. Die passive Risikoabsicherung<br />
nimmt keinen direkten Einfluss<br />
auf die Eintrittswahrscheinlichkeit oder<br />
die mögliche Tragweite eines Risikos, sondern<br />
sie vermeidet oder begrenzt die entstehenden<br />
finanziellen Folgen für den Betrieb. Zu<br />
der passiven Risikoabsicherung zählen Versicherungslösungen.<br />
Sinnvolle Risikosteuerung<br />
Bezogen auf das Wetterrisiko Hagel – insbesondere<br />
in Regionen mit hoher Hagelhäufigkeit<br />
– ist eine Kombination aus aktiver<br />
und passiver Risikosteuerung sinnvoll. Kann<br />
der Betrieb im Schadensfall über Eigenkapital<br />
einen Teil des Schadens selbst tragen, so<br />
setzt sich die betriebliche Risikovorsorge aus<br />
aktiver und passiver Risikosteuerung, sowie<br />
einem Anteil Eigenvorsorge zusammen. Wie<br />
groß der jeweilige Anteil der einzelnen Elemente<br />
ist, hängt von der Betriebsstruktur<br />
ab und ist für jeden Betrieb individuell zu<br />
beurteilen.<br />
Passive<br />
Risikoabsicherung<br />
Versicherungslösungen<br />
15
16<br />
Resolution der Fachgruppe Obstbau im Bundesausschuss Obst und Gemüse<br />
Der europäische Obst- und Gemüsesek-<br />
tor nimmt eine zentrale Rolle ein und trägt<br />
sowohl zu einer gesunden Ernährung der<br />
500 Mio. Verbraucherinnen und Verbraucher<br />
der EU, als auch zum Erhalt von Beschäfti-<br />
gung in den ländlichen Gebieten bei.<br />
Der Anbau von Obst und Gemüse steht für<br />
fast 17 % des Gesamtwertes der landwirtschaftlichen<br />
Erzeugung in der EU. Für den<br />
europäischen Bürger kann es kaum wichtigere<br />
Prioritäten geben, als eine stabile Versorgung<br />
mit sicheren Lebensmitteln, die<br />
nachhaltig produziert worden sind.<br />
Wir stimmen der Einschätzung der Europäischen<br />
Kommission zu, dass die Auswirkungen<br />
des Klimawandels auf Landwirtschaft,<br />
Umwelt und Gesellschaft ein zentrales<br />
Thema der europäischen Agenda sind,<br />
besonders, da Naturkatastrophen in den vergangenen<br />
Jahren verstärkt aufgetreten sind.<br />
Dabei wurden landwirtschaftliche Kulturen<br />
stark geschädigt oder führten sogar zu Totalausfällen.<br />
Dies war ein finanzielles Desaster<br />
für viele Familienbetriebe in Deutschland.<br />
Nach überwiegender Expertenmeinung sind<br />
derartige unternehmerische Risiken jedoch<br />
nicht mit den klassischen versicherungstechnischen<br />
Instrumenten zu beherrschen.<br />
Im Gegensatz zu Deutschland haben viele<br />
EU-Länder bereits geeignete Anreizsysteme<br />
zur Absicherung von Wetterrisiken entwickelt<br />
und eingerichtet. EU-Staaten, wie die<br />
Niederlande, Frankreich, Portugal, Spanien<br />
und Italien sehen diese Form der Absicherung<br />
als Bestandteil ihres Versorgungsauftrags<br />
gegenüber ihren Bürgern. Die geförderten<br />
finanziellen Anreizsysteme stellen<br />
in diesen Ländern einen wirksamen Schutz<br />
gegen witterungsbedingte Extremereignisse<br />
dar, und dienen der Existenzsicherung der<br />
bäuerlichen Landwirtschaft und der Sonderkulturen.<br />
Um weitere massive Wettbewerbsnachteile<br />
zu verhindern, ist die Gesellschaft aufgefordert,<br />
auch in Deutschland ein System der<br />
Wetterrisikoabsicherung mit aufzubauen<br />
und somit einen grundlegenden Beitrag<br />
zur Existenzsicherung der deutschen Obstbauern<br />
und zu leisten.<br />
Wir fordern:<br />
• Im Interesse einer weiteren Stabilisierung<br />
der landwirtschaftlichen Existenzen<br />
eine möglichst schnelle Einführung<br />
einer finanziell geförderten Wetterrisikoabsicherung<br />
analog vieler anderer<br />
EU-Länder.<br />
Vertreter der <strong>Vereinigte</strong>n Hagel diskutieren mit dem Berufsstand über Versicherungslösungen<br />
für die Obstbauern. Ziel ist es, praxisnahe Lösungen für die Obstbauern zu finden. Im Bild<br />
von links: Dr. Rainer Langner, Gabriele Kneer, Jens Stechmann, Gerhard Kneib, Franz Josef Müller<br />
und Michael Lösche.<br />
• Für eine Wetterrisikoabsicherung die Beibehaltung<br />
der Besteuerung auf Basis<br />
der Versicherungssumme analog der<br />
<strong>Hagelversicherung</strong>.<br />
• Finanziell geförderte Anreizsysteme analog<br />
anderer EU-Länder, um auch nach 2013<br />
eine adäquate Versorgung der Verbraucherinnen<br />
und Verbraucher mit sicheren,<br />
heimischen und nachhaltig produzierten<br />
Lebensmittel zu erschwinglichen Preisen<br />
sicherzustellen.<br />
Die deutschen Obstbauern benötigen nicht<br />
vorübergehende Ad-hoc- Hilfen, um schwere<br />
Witterungsschäden im Agrarsektor absichern<br />
zu können, sondern eine langfristige<br />
Absicherung durch eine finanziell geförderte<br />
Wetterrisikoabsicherung.<br />
In Zukunft wird es darauf ankommen, die<br />
notwendigen Anpassungen in der Landwirtschaft<br />
an die Folgen des Klimawandels effektiv<br />
und zielorientiert vorzubereiten und zu<br />
begleiten. Die staatlich geförderte Wetterrisikoabsicherung<br />
ist ein wichtiger zusätzlicher<br />
Baustein für ein wirksames Risikomanagement<br />
und dient zur Existenzsicherung<br />
unserer Obstbaubetriebe.<br />
Herausgeber<br />
<strong>Vereinigte</strong> <strong>Hagelversicherung</strong> <strong>VVaG</strong><br />
Wilhelmstraße 25, 35392 Gießen<br />
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Konzept: <strong>Vereinigte</strong> <strong>Hagelversicherung</strong> <strong>VVaG</strong><br />
Redaktion: Michael Lösche, Gabriele Kneer, in<br />
Zusammenarbeit mit Herbert Knuppen<br />
Layout: Angelika Bös, VEREINIGTE <strong>HAGEL</strong><br />
Fotos: Archiv VEREINIGTE <strong>HAGEL</strong><br />
Druck: Benatzky Druck & Medien GmbH