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Wir fahren alle auf der Titanic

Was wir vom Schicksal der Passagiere lernen können

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und kam doch nicht zu Hilfe – <strong>der</strong> Grund ist bis heute ungeklärt.<br />

Allein die 80 Seemeilen entfernte Carpathia reagierte <strong>auf</strong> den<br />

Notruf und eilte mit Volldampf herbei. Sie brachte es aber nur<br />

<strong>auf</strong> 15 Knoten und kam erst Stunden nach dem Untergang <strong>der</strong><br />

<strong>Titanic</strong> an <strong>der</strong> Unglücksstelle an, um die etwa 700 Geretteten<br />

aus den Booten an Bord zu nehmen.<br />

Ab 0.45 Uhr, gut eine Stunde nach <strong>der</strong> Kollision, wurden die<br />

ersten <strong>der</strong> Rettungsboote zu Wasser gelassen. »Frauen und Kin<strong>der</strong>«<br />

zuerst, hieß die Anweisung für die knappen Kapazitäten.<br />

Von den 65 Plätzen pro Boot blieben aber viele frei, bei einigen<br />

mehr als die Hälfte. Das lag zum einen daran, dass die durchführenden<br />

Offiziere kein Zutrauen in die Davits (Kranvorrichtungen<br />

zum Abseilen), Taue und wackeligen Boote hatten. Die<br />

<strong>Titanic</strong> wurde für unsinkbar gehalten, die Rettungsboote für<br />

waghalsig. Zum an<strong>der</strong>en hatte sich <strong>der</strong> Bug <strong>der</strong> <strong>Titanic</strong> bisher<br />

nur minimal um etwa fünf Grad gesenkt und das bevorstehende<br />

Unheil war noch eher eine Sache des Glaubens als <strong>der</strong> eigenen<br />

Wahrnehmung. Die Passagiere vertrauten weiterhin dar<strong>auf</strong>, dass<br />

die <strong>Titanic</strong> ein sichererer Ort sei als die kleinen Rettungsboote.<br />

Die besten Zugangsmöglichkeiten zu den Rettungsbooten<br />

hatten die Passagiere <strong>der</strong> Ersten Klasse, aber die hatten auch<br />

die größten Vorbehalte gegenüber den ihnen zugemuteten<br />

Unbequemlichkeiten, bevor sie realisierten, dass es sich nicht<br />

um eine Übertreibung handelte. (»Die 50 populärsten <strong>Titanic</strong>-Irrtümer«,<br />

S. 88-89).<br />

Harro Hess und Manfred Hessel dokumentieren in »<strong>Titanic</strong> –<br />

Das Handbuch«:<br />

Aber die Boote … müssen halbleer zu Wasser gelassen werden,<br />

weil die meisten Frauen nicht einsehen wollen, aus<br />

welchem Grunde sie einem harmlosen Bootsmanöver ihre<br />

Gesundheit opfern und dafür eine Erkältung riskieren sollen,<br />

für die sie die [Ree<strong>der</strong>ei-] Gesellschaft mit keinem Cent<br />

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