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Das INFORS Kochbuch: Grundwissen, Rezepte und Strategien für mikrobielle Prozesse

Dieser Leitfaden liefert Ihnen eine Orientierung und begleitet Sie Schritt für Schritt an den Bioprozess heran

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Generell teilen sich die Zellen mit maximal möglicher Geschwindigkeit <strong>und</strong> damit wächst<br />

die Biomasse. Nun werden die Nährstoffe mit maximaler Rate aufgenommen <strong>und</strong> verstoffwechselt,<br />

was im Fall eines aeroben Bioprozesses zu einem erhöhten Sauerstoffbedarf<br />

<strong>und</strong> einem erhöhten Ausstoss an Kohlenstoffdioxid führt. Kurz gesagt, die Nährstoffe<br />

werden aufgebraucht. Während dieses <strong>Prozesse</strong>s produzieren die Bakterien auch<br />

Nebenprodukte wie z.B. organische Säuren oder überschüssige Wärme. Für diese muss<br />

mit dem breiten Instrumentarium des Bioreaktors Abhilfe geschafft werden, damit das<br />

Zellwachstum davon nicht beeinträchtigt wird. In der Log-Phase steigt durch die zunehmende<br />

Menge an Biomasse der Gehalt an freien Proteinen im Medium das Risiko der<br />

Schaumbildung.<br />

log (Lebendzellzahl)<br />

Lag-Phase<br />

Log-Phase<br />

Zeit<br />

Abbildung 2: Schematische Darstellung der Log-Phase<br />

Die nun gut angepassten Zellen teilen sich mit höchstmöglicher<br />

Geschwindigkeit, da sie alle nötigen Nährstoffe<br />

vorfinden. Aus diesem Gr<strong>und</strong> nimmt die Zahl lebender Zellen<br />

rapide zu <strong>und</strong> man nennt dieses Phase auch exponentielle<br />

oder Log-Phase.<br />

<strong>Das</strong> exponentielle Wachstum kann leider nicht ewig dauern. Nährstoffe erschöpfen sich,<br />

Bestandteile schon toter Zellen sammeln sich an, kurzum im Bioreaktor sieht es immer<br />

mehr aus wie bei Hempels unterm Sofa.<br />

Es wird immer ungemütlicher im Bioreaktor <strong>und</strong> so nimmt die Wachstumsrate in der sich<br />

anschliessenden stationären Phase weiter ab. Jedoch halten sich in dieser Phase die Vermehrung<br />

<strong>und</strong> das Absterben der Mikroorganismen gerade noch in Waage.<br />

Am Ende des Bioprozesses, in der sogenannten Absterbephase, fällt die Wachstumsrate<br />

soweit ab, dass mehr Mikroorganismen absterben als durch Teilungsprozesse hinzukommen,<br />

netto also ein Verlust an Mikroorganismen zu beklagen ist. Je nach Prozessführung<br />

kommt es also im Bioprozess zu einem «natürlichen Ende» oder dem gezielten Abbruch<br />

des Bioprozesses durch den Nutzer.<br />

log (Lebendzellzahl)<br />

Lag-Phase<br />

Log-Phase<br />

Absterbe-Phase<br />

Abbildung 4: Schematische Darstellung der<br />

Absterbe-Phase<br />

Wenn der Bioprozess bis in die Absterbe-Phase fortschreiten<br />

darf, so ist diese Phase von einer abnehmenden Zahl lebender<br />

Mikroorganismen durch zu wenig verfügbare Nährstoffe <strong>und</strong><br />

die Ansammlung schädlicher Nebenprodukte gekennzeichnet.<br />

Da mehr Mikroorganismen absterben als durch Teilung hinzukommen,<br />

nimmt die Zahl lebender Organismen ab.<br />

Dies hängt auch davon ab, wie lange ein solcher Prozess wirtschaftlich sinnvoll zu betreiben<br />

ist. Würde der Bioprozess nicht aktiv beendet, so setzt ein allmähliches Absterben<br />

der Zellen ein, weil schlichtweg die Nahrung aufgebraucht ist <strong>und</strong> die toxische Wirkung<br />

sich akkumulierender Stoffwechselprodukte ihr Übriges tut.<br />

Zeit<br />

2.3 Was geschieht nach dem Bioprozess?<br />

Nach der Beendigung des Bioprozesses erfolgt im Regelfall die Ernte <strong>und</strong> Aufarbeitung<br />

der gewünschten Produkte, was auch als Downstream-Processing bezeichnet wird. Je<br />

nach Prozess <strong>und</strong> dem angestrebten Endprodukt kann sich daher stark unterscheiden,<br />

welche Fraktion nach einem Bioprozess behalten <strong>und</strong> weiter verarbeitet wird.<br />

log (Lebendzellzahl)<br />

Lag-Phase<br />

Log-Phase<br />

Abbildung 3: Schematische Darstellung der<br />

stationären Phase<br />

Durch sich erschöpfende Nährstoffe <strong>und</strong> die Ansammlung<br />

schädlicher Abbauprodukte nimmt die Teilungsrate der<br />

Mikroorganismen soweit ab, dass die Zahl absterbender<br />

Organismen zur Anzahl durch Teilung hinzukommender<br />

Organismen etwa gleich ist. Daher nennt man diese Phase<br />

auch stationäre Phase.<br />

Zeit<br />

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