Tipps für die Fagottpflege Heutige Fagotte werden meist aus bosnischem Ahorn hergestellt. Bis Anfang der 20. Jahrhunderts war es böhmischer Ahorn, der z. B. für die Firma Heckel auf dem Main bis Wiesbaden (Stadtteil Biebrich) geflößt wurde. Während des Flößens wurde das Holz ausgewaschen. Deshalb sind alte Instrumente besonders leicht. Französische Fagotte werden heute noch aus Palisander und anderen exotischen Hölzern gebaut. Vor 1889, der Einführung der Kautschukfütterung von Flügel und Stiefel durch Wilhelm Heckel, war dies auch in Deutschland zum Teil der Fall. Diese Fagotte sind sehr schwer und teurer, waren aber nicht so gegen Feuchtigkeit anfällig, wie die Instrumente aus Buchsbaum und Ahorn. Ahorn lässt sich gut bearbeiten hat aber den Nachteil, großporig zu sein. Das Holz ist also nicht luftdicht und die Kapillaren bremsen den Luftstrom. Durch Ölen und andere Manipulationen (Lackieren) bei der Herstellung der Instrumente wird es porendicht gemacht. Untersuchungen haben gezeigt, dass das Öl nur 2 mm eindringt. Da Holz im Gegensatz zum Musiker immer arbeitet (auch noch nach 500 Jahren) und die feuchte, aggressive, sich niederschlagende Atemluft das Öl aufzehrt, ist es notwendig, bei einem täglich geblasenen Instrument die Ölung alle 2 Jahre zu wiederholen. Danach ist die Ansprache der Töne deutlich besser. Wie beim Salat ist es auch beim Fagott wichtig, das passende Öl zu nehmen. Das verwendete Öl muss aushärten, damit eine glatte Oberfläche entsteht. Also Blockflöten- oder Nähmaschinenöl sind auf keinen Fall geeignet. Jeder Fagottbauer hat seine eigene Rezeptur entwickelt. Mein vielfach erprobtes Rezept: 2/3 gereinigtes Leinöl + 1/3 Hanföl (in Apotheken) mit etwa gleicher Menge Zitrusterpen (pflanzliches Verdünnungsmittel mit angenehmen Zitrusgeruch – erhältlich in Baumärkten – verdünnen. Geölt werden, nachdem die Mechanik entfernt wurde, Schallstück, Bassröhre und weite Röhre des Stiefels, aber auch die Tonlochkanäle. Das gilt auch für moderne Fagotte, bei denen Tonlöcher und das Innere des Instrumentes lackiert sind. Sie sollten mit dünnflüssigem Öl behandelt werden. Aber auch sehr wichtig sind die Durchbohrungen am Stiefel für die B-, As-, Fis und G-Klappen. Überflüssiges Öl abwischen. Bei dieser Gelegenheit sollte gleich der Stiefel auf Dichte überprüft werden. Wegen der unterschiedlichen Dehnungskoeffizienten von Holz und Metall durch die ständigen Temperaturschwankungen wird jeder Stiefel nach einigen Jahren undicht. Man stellt den Stiefel in eine Schale und gießt Wasser hinein, bis das Wasser das Holz erreicht hat (Vorsicht, nicht das Polster der As-Klappe nass werden lassen!). Mit der rechten Hand werden alle Klappen wie gewohnt geschlossen. Das Kinn verschließt die weite Röhre des Stiefels und Mund und Lippen die dünne Röhre. Dann Luft in den Stiefel blasen und einen leichten Über<strong>druck</strong> erzeugen. Steigen Luftperlen aus dem Wasser, besteht dringender Handlungsbedarf. Mit einigem Geschick kann man selbst die entstandene dünne Spalte zwischen Metall und Holz entweder mit Sekundenkleber oder mit heißem Kerzenwachs, das in die Kapillaren eindringt, abdichten. Viel Erfolg rund um das Fagott! Dieter Hähnchen Zwischen dem Messingring und dem Holz entstehen undichte Stellen, die z. B. mit Sekundenkleber abgedichtet werden können. Literatur: Der Fagott – Wilhelm Heckel Verlag Carl Merseburger, Leipzig 1931; HOW IS YOUR BASSON – L. Hugh Cooper, Ann Arbor, Michigan, U.S.A. 1974 24 <strong>Oboe</strong>-Fagott Nr. 126 <strong>Oboe</strong>_<strong>01</strong>_2<strong>01</strong>7.indd 24 20.03.2<strong>01</strong>7 16:49:02
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