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Das Pfarrhaus und seine Geschichte - Diessbach

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Einwohnergemeinde<br />

<strong>Diessbach</strong> bei Büren<br />

Spezialausgabe:<br />

<strong>Das</strong> <strong>Pfarrhaus</strong> <strong>und</strong> <strong>seine</strong> <strong>Geschichte</strong><br />

Text von Peter Schneider, <strong>Diessbach</strong><br />

Kirche <strong>und</strong> <strong>Pfarrhaus</strong> von <strong>Diessbach</strong> im Jahre 1823<br />

Stich von Samuel Jakob Weibel<br />

Impressum:<br />

Herausgeber: Gemeinderat <strong>Diessbach</strong> Redaktion: Gemeindeverwaltung <strong>Diessbach</strong><br />

Erscheinung: periodisch Verteilung: an alle Haushaltungen


<strong>Das</strong> <strong>Pfarrhaus</strong> von <strong>Diessbach</strong> bei Büren <strong>und</strong> <strong>seine</strong> <strong>Geschichte</strong><br />

Da nun das <strong>Pfarrhaus</strong> in <strong>Diessbach</strong> <strong>seine</strong>n Besitzesstand geändert hat, mag es<br />

von allgemeinem Interesse sein, einen Blick in dessen Vergangenheit zu werfen.<br />

Seit dem Jahre 1244 sind die Pfarrherren - damals noch Leutpriester genannt - von<br />

<strong>Diessbach</strong> bekannt. Als erster reformierter Pfarrer amtete ab 1528 Benedikt<br />

Tschamperlin hier als Ortspfarrer. 1548 wurde er abgelöst von Gerold Aregger,<br />

dem früheren Pfarrer in der Kirche zu Dotzigen. Er konnte damals in das 1542/43<br />

neu erstellte <strong>Pfarrhaus</strong> einziehen. In der Amtsrechnung Frienisberg ist dieser<br />

<strong>Pfarrhaus</strong>bau in <strong>Diessbach</strong> erwähnt. 1579 fiel das Haus einem Brand zufolge Blitzschlag<br />

zum Opfer <strong>und</strong> sofort, also 1580, erfolgte der Wiederaufbau <strong>und</strong> 1640/41 ist<br />

eine Renovation vermerkt.<br />

Im Jahre 1710 schliesslich wurde das heute noch stehende architektonisch stilschöne<br />

<strong>Pfarrhaus</strong> mit echt bernischen Ausmassen <strong>und</strong> Behäbigkeit gebaut. Im<br />

gleichen Jahr nahm der neu für <strong>Diessbach</strong> von der bernischen Obrigkeit bestimmte<br />

Pfarrherr Emanuel von <strong>Diessbach</strong> mit <strong>seine</strong>r Ehefrau, einer ebenfalls aus dem<br />

Adelsgeschlecht von <strong>Diessbach</strong> stammenden Berner-Patrizierin, hier Einzug. Seinem<br />

Vorgänger, dem Latein-Schulmeister Samuel Witschi, musste das alte Haus<br />

noch genügen. Für Pfarrer Emanuel von <strong>Diessbach</strong> genügte es nicht mehr. Sein<br />

Bruder, Georg von <strong>Diessbach</strong>, war Schultheiss in Büren an der Aare. Vater <strong>und</strong><br />

Schwiegervater konnten damals in der Bernischen Regierung sicher ein gewichtiges<br />

Wort in die Waagschale werfen.<br />

Der Maler <strong>und</strong> Kupferstecher Samuel Jakob Weibel aus Meikirch (1771 – 1846) hat<br />

1823 im Auftrag der Bernischen Regierung sämtlich Kirchen, Pfarrhäuser mit ihrer<br />

Umgebung naturgetreu gemalt. Diese, sogenannten „Weibel-Stiche“, sind heute<br />

begehrte Kunstobjekte. (siehe hierzu das Bild auf der Titelseite der Broschüre)<br />

Albert Jahn schreibt in <strong>seine</strong>r 1857 entstandenen „Chronik des Kantons Bern“ zum<br />

Adelsgeschlecht von <strong>Diessbach</strong> folgende Sätze: „<strong>Diessbach</strong> bei Büren hat einem<br />

adeligen Geschlechte den Namen gegeben, welches in Freiburg <strong>und</strong> Bern in hohem<br />

Ansehen blühte, beiden Freistaaten mehrere Schultheissen gegeben, die<br />

ausgedehntesten Besitzungen gehabt, in einheimischen <strong>und</strong> fremden Kriegs- <strong>und</strong><br />

Staatsdiensten sich ausgezeichnet hat, <strong>und</strong> zum Teil in den Fürsten- <strong>und</strong> Grafenstand<br />

erhoben worden ist. In der alten Republik Bern hatte das Geschlecht von<br />

<strong>Diessbach</strong> von Alters her Anteil an dem Vorsitze der sechs alten Geschlechter.“<br />

Nach einer im Staatsarchiv Bern aufbewahrten Amtsrechnung von Büren finden<br />

wir: „1712/13 – Dem Flachmaler Daniel Volon von Neüwenstatt das Pfr<strong>und</strong>haus<br />

(<strong>Pfarrhaus</strong>) zu <strong>Diessbach</strong> anzustreichen - . Seine Arbeit wurde anlässlich einer in<br />

den 1980er Jahren durchgeführten Renovation entdeckt. Sie ist dank Hermann von<br />

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Fischer, dem damaligen Denkmalpfleger des Kantons Bern, wiedererstanden <strong>und</strong><br />

steht dem Hause heute noch wohl an.<br />

Der Einzug der Pfarrfamilie Emanuel von <strong>Diessbach</strong> im Jahre 1710 muss sehr ehrenvoll<br />

stattgef<strong>und</strong>en haben. Jedenfalls wurde der Kirchgemeinde <strong>Diessbach</strong> die<br />

zwei sich heute noch im Archiv befindenden mächtigen Abendmahlskannen von<br />

Herrn Pfarrer von <strong>Diessbach</strong> geschenkt.<br />

Abendmahlskannen <strong>und</strong> Taufkännlein von 1710<br />

Zeichnung W. Hug, gew. Lehrer in Büren a/A<br />

Langezeit betrieben die Pfarrherren ihre Pfr<strong>und</strong>, ein kleiner Landwirtschaftsbetrieb.<br />

Dazu diente ihnen die Pfr<strong>und</strong>scheune, welche 1978 renoviert <strong>und</strong> zu einem Kirchgemeindehaus<br />

umfunktioniert wurde. Pfarrer Adolf Hartmann <strong>und</strong> der Dorfschullehrer<br />

Pflugshaupt waren um 1890 die letzten Benützer der Pfr<strong>und</strong>scheune. In der dazu<br />

gehörenden Pfr<strong>und</strong>matte hat das Pfarrerehepaar Walter <strong>und</strong> Dora Junger-von<br />

Lerber (1929 bis 1963 im Pfarramt in <strong>Diessbach</strong>) viele Jahre lang einen ergiebigen<br />

Obstbau betrieben. Frau Pfarrer Junger hat dem Schreibenden im Jahre 1981 die<br />

in der Pfr<strong>und</strong>matte geernteten Apfelsorten wie folgt bekannt gegeben: Baumann-<br />

Renette (rötlich/bräunlich), Breitacker (schmale, gelbe <strong>und</strong> herrlich!), Süssgrauech,<br />

Lebel, Winterzitronen, Osna-brückner, Lederäpfel <strong>und</strong> Bohnenäpfel. Im Herbst<br />

wurde jeweils eine grosse Menge Süssmost produziert <strong>und</strong> eingekocht, wovon die<br />

Dorfjugend vor allem in der Adventszeit, beim sogenannten „Krippenspiel“, ausgiebig<br />

profitieren konnte.<br />

Aus einer Amtsrechnung von 1571/72 wissen wir, dass als Vorgänger der Pfr<strong>und</strong>scheune<br />

ein Speicher angekauft wurde, welcher später zu einer Scheune aus- <strong>und</strong><br />

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umgebaut wurde. Während des Ersten Weltkrieges, als Pfarrer Gottfried Ludwig in<br />

<strong>Diessbach</strong> amtete, diente die Tenne der Pfr<strong>und</strong>scheune als Pferdestallung, was<br />

nicht unbedingt im Sinne des Pfarrherrn war. Vor allem habe sich <strong>seine</strong> hübsche<br />

Köchin zu oft beim Militärpersonal aufgehalten. Es wurde nun dem Pfarrer geraten,<br />

Hühner anzuschaffen. Wegen den Hühnerläusen würden dann in den fraglichen<br />

Räumlichkeiten keine Militärpferde mehr einquartiert. Pfarrer Ludwig befolgte den<br />

Rat <strong>und</strong> schaffte sich Hühner an. Eines Morgens war das Federvieh mit Ausnahme<br />

eines Hahnes verschw<strong>und</strong>en. Folgende Notiz blieb zurück: „Bist du Gottesdiener,<br />

brauchst du keine Hühner. Den Hahn wegen zu wenig Brustumfang um ein Jahr<br />

zurückgestellt“. Eine Begebenheit, welche Fritz Kessler, gewesener Baumwärter,<br />

mehrmals erzählt hat.<br />

Die Pfr<strong>und</strong>scheune diente zur Einlagerung des Heu- Getreide- <strong>und</strong> Weinzehnten<br />

bis zum von B<strong>und</strong>esrat Jakob Stämpfli aus Janzenhaus erwirkten Loskauf um<br />

1850.<br />

Bei den erwähnten Gebäuden handelt es sich um sehr wertvolles historisches Erbgut,<br />

welches heute auch unter B<strong>und</strong>esdenkmalschutz steht. Wir sind die Empfänger<br />

von dem, was frühere Generationen erarbeitet haben. Es ist unserer <strong>und</strong> der<br />

kommenden Generation die Pflicht, dazu gebührend Sorge zu tragen.<br />

<strong>Diessbach</strong>, im Januar 2012. Peter Schneider, Dorfchroniker<br />

Quellen:<br />

- C.F. Ludwig Lohner, 1864, Die reformierten Kirchen <strong>und</strong> ihre Vorsteher im eidg. Freistaate Bern<br />

- Albert Jahn, 1857, Chronik des Kantons Bern, alten Teils<br />

- Martin Moser, 1949, Hornerblätter Büren, in Kirchliches aus <strong>Diessbach</strong><br />

- Peter Schneider, 1980, Kirchen im Seeland, in Kirche von <strong>Diessbach</strong> b.B.<br />

- Peter Schneider, 1981, Kirchliches Gemeindeblatt <strong>Diessbach</strong>, in Gedanken zum Totensonntag <strong>und</strong><br />

a.a.O. 1979, in Kirchengeschichte von <strong>Diessbach</strong> bei Büren<br />

- Staatsarchiv Bern <strong>und</strong> Archiv der Kirchgemeinde <strong>Diessbach</strong><br />

Kauf Pfr<strong>und</strong>liegenschaften <strong>Diessbach</strong><br />

Die Versammlungen der Einwohner- <strong>und</strong> Kirchgemeinde <strong>Diessbach</strong> haben am 13.<br />

bzw. am 4. Dezember 2011 einem gemeinsamen Kauf der Pfr<strong>und</strong>liegenschaften<br />

<strong>Diessbach</strong> zugestimmt.<br />

Der Kaufvertrag wurde am 15. März 2012 unterschrieben. Die Handänderung tritt<br />

per 1. Mai 2012 in Kraft.<br />

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