Gesucht - Der Gallispitz

10 thema
Kolumne
Galli ade und
Klau in der
Blumenau
Darf ich jetzt stolz sein, dass
ich den Galladés an dieser
Stelle schon einmal eine
glänzende Karriere vorausgesagt habe
und jetzt die Chantal vielleicht
wirklich Galli ade sagt und nach
Bern in den Ständerat geht? Nein!
Stolz sein kann ganz Winterthur,
denn sie ist eine Winterthurerin,
und diese Tatsache ist so bedeutend,
dass ihre Partei damit wirbt.
Winterthur, en guete Bode, das war
halt doch kein so schlechter Slogan,
und merken wir uns: Winterthurerin
sein ist ein sehr bedeutendes
Qualitätsmerkmal für höhere
Berufungen! Nur vergibt diese
Partei einen noch stärkeren
Trumpf. Die Kandidatin ist nämlich
nicht eine x-beliebige Winterthurerin,
nein: Sie ist Veltheimerin.
Die Linke wirbt also mit dem
Herkunftsboden als Qualitätsmerkmal.
Erfunden hat
sie das Thema nicht, aber sie variert
es. Die Rechte reitet damit
schon länger in die politische
Schlacht, die Fahne hoch erhoben.
Darauf steht: Das schwarze Schaf
kommt aus dem Ausland und soll
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auch wieder dahin zurück. Der
Herkunftsboden kann also auch
ein negatives Qualitätsmerkmal
sein, ein Verdachtsmoment.
Kommt es zu Straftaten, so muss
man, glaubt man an diese Fahne,
zuallererst unter den Ausländern
suchen. Und unter Jungen. Die Jugend
steht langsam, aber sicher genau
so unter Generalverdacht – diese
Gewalt, diese Zügellosigkeit undsoweiternichtwahr.
Ist ein
Jugendlicher Ausländer und ein
Ausländer jung, ist er praktisch
schon schuldig. Ist er dann auch
noch schwarz, dann gute Nacht.
Meiner Frau wurde vor ein
paar Wochen das Portemonnaie
gestohlen. Eine
Straftat, und das in der Migros Blumenau.
Also in Veltheim. Also in
Winterthur. Blumenau, ist das nicht
ein wunderschöner Name? Und
Migros, ist das nicht urschweizerische
Kultur? Wie bitte, auf einem
Boden mit vier hervorragenden
Qualitätsmerkmalen aufs Mal wird
man bestohlen? Von wem? «Verhaften
Sie die üblichen Verdächtigen»,
sagt der Polizeihauptmann am Ende
des Films «Casablanca». Wer
sind die üblichen Verdächtigen? Genau.
Der Mann, der meine Frau
anrempelte, bevor sie dann das Portemonnaie
nicht mehr fand, war etwa
75-jährig und weiss. Jetzt kann
man als treuer Parteisoldat nur
noch hoffen, dass er wenigstens
Ausländer war. Sonst bricht der
Glaube an die Fahne ja schon zusammen,
bevor sie richtig im Wind
flattert.
Christoph Witzig
Das Gedicht zum Thema
Andreas Herbert Meier
Bluemenau
Em Name naa es Paradiis,
doch d Bluemenau staat nur uf Chiis,
vo Auen im Quartier kai Spuur,
dänn d Eulach flüüsst hüt nüm durduur.
Wäär süüdlich luegt vom Gallispitz,
erchännt s Quartier als flache Bitz.
Vill geomeetrischer gaats chuum,
kai Blüeteformle spillt im Ruum.
Zmitzt drin hätt d Osram produziert,
gaar Güeterwäge hiischoffiert.
Die Osram-Bire sind debii
di hellschte Bluemenauer gsii!
Wänn iich durs Buggelequartier
spazier, scho suech ich d Bluemezier
und strecke d Nase hööch id Düft.
En Bluemelade hettis süscht.
Di letschte Hippis, Lex mit Frau:
Wo wooneds ächt? – Im Bluemenau!
Si trait en Flower-Power-Schaal,
und äär sitzt vill im Bluemetaal.
Bim Poschte gseen si. Wunderbaar:
äär schwarz, sii rooti gfärbti Haar,
John-Lennon-Brüle, Jeans in Blau.
– Wie gfallts oi i de Bluemenau?
– In Wintertuur di erschti Waal
isch d Bluemenau im Eulachtaal,
nid öppe d Grüze, Härti, Tööss,
und d Altstadt macht ois vill z nervöös.
Bigoscht, es isch kais gsträälts Quartier,
schöön bluemig, i de Nacht zwar stier.
Wäg Unchruut sait da niemer nüüt.
Im ganze, toleranti Lüüt.
Botaanisch wool füülsch diich nu deet!
Ich haus! Bis mer sich widergseet!
Was mainsch, wo isch de Hippi hii?
I sini Bluemenau durii.
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