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Standort<br />
LEIPZIG<br />
Auf den Spuren von Carl Zeiss<br />
Fragen und interessante Antworten<br />
Was haben Ernst Abbe, Otto Schott und<br />
Carl Zeiss mit Berufsorientierung zu tun?<br />
Genau dieser Frage gingen Schüler der<br />
8. Klasse an der Freien Oberschule Leipzig<br />
nach. Denn genau, wie manch ein<br />
Leser, stellten sich auch die Jugendlichen<br />
diese berechtigte Frage.<br />
Anfang März fuhren die Praxisberaterin<br />
Franziska Seppelt mit der 8c und ihrer<br />
Klassenlehrerin Christine Kossack nach<br />
Jena, dem Geburtsort der Carl ZEISS<br />
Jena GmbH, um diese Frage zu ergründen.<br />
Und wie sich herausstellte, wurde<br />
weit mehr Licht ins Dunkel gebracht, als<br />
ursprünglich angedacht. Denn neben<br />
den Zusammenhängen zwischen Berufsorientierung<br />
und der Carl ZEISS Jena<br />
GmbH galt es zunächst einmal zu klären,<br />
wer oder was ZEISS oder SCHOTT<br />
eigentlich ist. Für viele der Schüler waren<br />
diese Begriffe nämlich „Böhmische<br />
Dörfer“ und Variablen, wie im Mathematikunterricht.<br />
Die knapp 30 Personen starke Gruppe<br />
erhielten somit in einer halbstündigen<br />
Präsentation das Rüstzeug und die Hintergründe,<br />
mit denen man den Werdegang<br />
des Unternehmens grob nachvollziehen<br />
konnte. Auch die Wirkungsfelder<br />
wurden nahe gebracht, obgleich diese<br />
zeitweise auf Grund der häufig gebrauchten,<br />
englischsprachigen Benennungen<br />
nicht einfach zu durchschauen waren.<br />
Hier halfen aber praktische Beispiele im<br />
Ausstellungsraum, die erklärt und von den<br />
Schülern teilweise auch praktisch erprobt<br />
werden konnten.<br />
Weiter ging es als Besucher durch<br />
den Betriebsteil, in dem die Berufe praktisch<br />
erlebt werden konnten. Auf Grund<br />
der Sensibilität der Werkstoffe konnten<br />
die Jugendlichen die Entstehung der<br />
sehr hochpreisigen Produkte nur hinter<br />
Glas betrachten. Jedoch wurden die<br />
Arbeitsschritte, die die Angestellten ausführten,<br />
kommentiert, womit ein erster<br />
Eindruck von den Aufgaben entstand,<br />
welche ein Feinoptiker, ein Industriemechaniker<br />
oder ein Mechatroniker<br />
übernehmen muss.<br />
Der teilweise doch bei den Schülern<br />
und Betreuern aufgetretenen Reizüberflutung<br />
wurde Rechnung getragen, so<br />
dass alle nach dieser anspruchsvollen<br />
Besichtigung mit vielen informativen und<br />
auch überraschenden Eindrücken ihre<br />
wohlverdiente Mittagspause in der Mensa<br />
der Ernst-Abbe-Hochschule verbringen<br />
durften. Gestärkt ging es dann<br />
zurück in den Besucherraum, in dem<br />
die Berufsbilder noch einmal beleuchtet<br />
wurden. Auch Fachbegriffe wie „duale<br />
Ausbildung“ oder „Ausbildungsvergütung“<br />
wurden besprochen. In einer offenen<br />
Runde ging die Personalverantwortliche<br />
auf die Schwierigkeit bei der<br />
Auswahl der Bewerber ein und betonte<br />
mehrfach die Wichtigkeit von (freiwilligen)<br />
Praktika, die den Bewerbern, aber<br />
auch den Unternehmen die entscheidende<br />
Hilfestellung bei der Auswahl der<br />
künftigen Auszubildenden bieten.<br />
Nicht nur bei der Durchführung solcher<br />
Betriebsbesichtigungen wirkt die<br />
Praxisberaterin aktiv mit, sondern sie<br />
unterstützt auch bei der Organisation,<br />
Vorbereitung und Durchführung von freiwilligen<br />
Praktika. Durch das Projekt<br />
„Praxisberater an Schulen“ wird es ermöglicht,<br />
interessierten Schülern der<br />
Klasse 8 tiefere Einblicke in favorisierte<br />
oder auch für die Schüler unbekannte<br />
Berufe zu geben. Dies geschieht im Rahmen<br />
verschiedener Module, wie es beispielsweise<br />
oben beschrieben ist. Aber<br />
auch Berufe-Exkursionen mit prakti -<br />
schen „Trainings-Anteilen“, Erkundungen<br />
im Berufsschulzentrum oder Workshops<br />
gehören dazu. Die Freie Oberschule<br />
war eine von zwei Modellschulen, die in<br />
Leipzig das Projekt seit 2014 erprobte<br />
und es somit mit auf den Weg brachte.<br />
Derzeit sind neben der Freien Oberschule<br />
insgesamt 123 sächsische Schulen<br />
am Projekt beteiligt. Die Praxisberater<br />
sind dabei immer Mitarbeiter eines<br />
Projektträgers, welcher im hiesigen Fall<br />
die Fortbildungsakademie der Wirtschaft<br />
gGmbH ist. Als Bildungs- und Personaldienstleister<br />
ist sie mit 35 Akademien<br />
und über 170 Außenstellen in zwölf<br />
Bundesländern aktiv. Seit über 30 Jahren<br />
ist die FAW gGmbH in Leipzig mit ihren<br />
Außen- und Nebenstellen vertreten. Sie<br />
knüpft dabei ein engmaschiges Netz zu<br />
allen Akteuren rund um den Arbeitsmarkt<br />
der Region. Weitere Informationen<br />
erhalten Sie unter: www.faw.de.<br />
Um die Frage vom Anfang zu beantworten:<br />
Zeiss war der Ideengeber für<br />
die Herstellung der Mikroskope, Abbe<br />
berechnete die zugehörigen Objektive<br />
und Schott lieferte letztendlich das<br />
Material. Aus dieser Verbindung mit den<br />
Anfängen in einer kleinen Werkstatt<br />
entstand also das heutige, weltweit<br />
agierende Unternehmen Carl ZEISS mit<br />
speziell ausgebildeten Fachkräften. Ein<br />
Paradebeispiel also für die Symbiose<br />
verschiedener Kompetenzen. Ein ande -<br />
res Beispiel wäre das Projekt selbst,<br />
in dem sich das Know-How von Eltern,<br />
Schule, Durchführenden und Wirtschaft<br />
vereinigt.<br />
Franziska Seppelt<br />
Praxisberaterin<br />
2/<strong>2017</strong> r-<strong>aktuell</strong> | 15