SC <strong>DHfK</strong> hoch 10 Kolumne <strong>2016</strong>/<strong>17</strong> - ein ganz spezieller <strong>DHfK</strong>-Jahrgang Mein Freund Frank Jacklin wollte nicht hinsehen, als Lukas Bin<strong>der</strong> allein auf Andreas Wolff zulief. Nur ein paar Sekunden waren noch zu spielen, <strong>der</strong> SC <strong>DHfK</strong> führte sensationell mit neun Toren Unterschied gegen Kiel. Der Nationaltorhüter parierte bekanntlich den Ball des <strong>DHfK</strong>-Kapitäns, und mein Sitznachbar nahm wie<strong>der</strong> die Hand von den Augen und atmete auf. „Ich freue mich über jeden <strong>DHfK</strong>-Sieg wie Bolle“, erklärte Jacklin. „Aber ich bin auch seit ewigen Zeiten Fan des THW, und eine zweistellige Nie<strong>der</strong>lage wäre für mich zu hart gewesen.“ So blieb es beim 34:25 für den Gastgeber, <strong>der</strong> in seinem zweiten Bundesligajahr weit davon entfernt war, sich Sorgen um den Klassenerhalt machen zu müssen und sogar die Startruppe aus dem Norden deklassierte. Er hatte in keinem Moment <strong>der</strong> <strong>Saison</strong> etwas mit dem Abstiegskampf zu tun und sorgte eher von Beginn an dafür, sein großes Ziel zu verwirklichen. Ein einstelliger Tabellenplatz sollte es am Ende sein, und <strong>der</strong> ist es nun auch. Wer die Spielzeit als Achter abschließt, nachdem er bei seinem Einstand schon beachtlicher Elfter geworden war, <strong>der</strong> darf mehr als zufrieden sein. Der SC <strong>DHfK</strong> ist <strong>–</strong> da tritt man den Spielern bestimmt nicht zu nahe <strong>–</strong> keine Übermannschaft. Aber er ist ohne jeden Zweifel mit einer überragenden Moral ausgestattet und lebt von seinen Emotionen. Jacklin hebt diese Eigenschaften immer wie<strong>der</strong> hervor, spendet stets dem aufopferungsvollen Abwehrkampf beson<strong>der</strong>en Applaus und freut sich, wenn <strong>das</strong> auch die Zuschauer mehr und mehr honorieren. Er hat vor vielen Jahren in <strong>der</strong> A-Jugend des SC <strong>DHfK</strong> gespielt, schaffte aber den Sprung in die erste Mannschaft um die Europapokalsieger Dieter Neiling, Lothar Fährmann und Dieter Wöhler nicht, wechselte zu LVB und blieb Zeit seines Handball-Lebens ein Befürworter <strong>der</strong> kompakten Deckung. Beim SC <strong>DHfK</strong> kam er erneut auf seine Kosten <strong>–</strong> auch dank des Torhütergespanns Jens Vortmann/Milos Putera, <strong>das</strong> zu den besten im deutschen Oberhaus gehört. Wie speziell dieser Jahrgang ist, zeigte sich in <strong>der</strong> Phase, als Christian Prokop die Offerte erreichte, Bundestrainer zu werden. Welche Aufregung im Verein es deshalb auch immer gegeben haben mag <strong>–</strong> <strong>der</strong> Mannschaft war sie zu keinem Zeitpunkt anzumerken. Das spricht für alle, die Spieler, die Trainer und <strong>das</strong> Team hinter dem Team. Gibt es also etwas auszusetzen an <strong>der</strong> <strong>Saison</strong>, die mit <strong>der</strong> Partie gegen die Füchse aus Berlin zu Ende geht? Dass es mit dem Einzug ins Finale des Final Four nicht geklappt hat, weil gegen den späteren Pokalsieger Kiel in <strong>der</strong> Vorschlussrunde knapp verloren wurde? Das wäre Jammern auf hohem Niveau. Dass es mit dem Erreichen des Europapokal-Platzes nichts geworden ist? Wer darüber ernsthaft enttäuscht ist, sollte seinen Kompass zur Orientierung in <strong>der</strong> Handball-Welt neu justieren und am besten bei einstigen EC-Stammgästen wie Gummersbach o<strong>der</strong> Lemgo nachfragen, was dort von solchen Ansprüchen im zweiten Bundesliga- Jahr zu halten ist. Gut, gegen den THW Kiel wurde im Bundesliga- Rückspiel ein Sieg mit zehn Toren Differenz verpasst. Wer <strong>das</strong> moniert, bekommt Ärger mit Frank Jacklin. Der hofft, <strong>das</strong>s <strong>der</strong> SC <strong>DHfK</strong> im nächsten Jahr seine Tugenden bewahrt, auch wenn Christian Prokop dann nicht mehr auf <strong>der</strong> Bank sitzt <strong>–</strong> o<strong>der</strong> richtiger neben ihr steht. Was er mit dem Verein geschafft hat, werden ihm die Fans heute in seinem letzten Spiel als <strong>DHfK</strong>-Trainer ganz bestimmt zu verstehen geben. Und sie werden natürlich auch Christoph Steinert, Marvin Sommer und Roman Becvar applaudieren, die Leipzig verlassen. Wer sich so wie dieses Trio eingebracht hat, wird in <strong>der</strong> Arena immer willkommen sein. Mein Freund Frank Jacklin ist mit <strong>der</strong> <strong>Saison</strong> selbstverständlich auch sehr zufrieden und denkt schon an die nächste. Er weiß bereits, was er von Anfang an tun wird. Er wird André Haber die Daumen drücken, <strong>der</strong> <strong>das</strong> Amt von Prokop zunächst antritt, bevor im Januar Michael Biegler übernimmt. Doch zunächst ist dem ganz speziellen <strong>DHfK</strong>-Jahrgang <strong>2016</strong>/<strong>17</strong> Dank und Anerkennung zu zollen, für den <strong>das</strong> letzte <strong>Saison</strong>spiel alles an<strong>der</strong>e als bedeutungslos ist. Eine solche Haltung passt einfach nicht zu dieser Mannschaft. Seite 16 <strong>GRÜNWEISS</strong> Das <strong>Magazin</strong>
<strong>GRÜNWEISS</strong> Das <strong>Magazin</strong> Seite <strong>17</strong>