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Band 18 - Queerer Aufbruch

Erfahrungen aus drei Jahren Vernetzung, Beratung und Qualifizierung der Fachstelle Queere Jugend NRW

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Stärkung lesbischer, bisexueller, trans*<br />

und queerer Mädchen<br />

Insgesamt zeichnet sich in der ehrenamtlich organisierten<br />

LSBTIQ* Jugendarbeit ein klares Bild ab: Es sind vor<br />

allem schwule Jungen, die sich als Gruppenleitungen<br />

engagieren und es sind auch vor allem schwule Jungen,<br />

die die Jugendgruppen besuchen.<br />

Das Fehlen von lesbischen, bisexuelle, queeren und<br />

trans* Mädchen lässt sich nach Überzeugung der Jugendfachstelle<br />

nicht so deuten, dass diese Zielgruppe<br />

kein Interesse an entsprechenden Jugendtreffs hat. Das<br />

zeigt auch die erfolgreiche Arbeit für lesbische, bisexuelle,<br />

queere und trans* Mädchen vieler hauptamtlicher<br />

Jugendtreffs.<br />

Mädchen fühlen sich nur wenig angesprochen<br />

Vielmehr scheinen Geschlechtergerechtigkeit und gelingende<br />

Geschlechterkooperation in der ehrenamtlichen<br />

LSBTIQ* Jugendarbeit Herausforderungen zu sein,<br />

die noch nicht zufriedenstellend gelöst sind.<br />

Die wenigstens Jugendgruppen sind explizit schwule Jugendgruppen<br />

und viele Gruppenleitungen beklagen sich<br />

darüber, dass keine oder nur sehr wenige Mädchen bzw.<br />

junge Frauen die Treffs besuchen. Dennoch scheint es,<br />

dass sich Mädchen* von dem Angebot bisher zu wenig<br />

angesprochen fühlen.<br />

Fehlende Repräsentation<br />

Dennoch zeigt sich in einigen Jugendgruppen eine Sensibilisierung<br />

hinsichtlich der Erkenntnis, dass ihre etablierte<br />

Kultur des Miteinanders eventuell Ausschlüsse<br />

für andere Identitäten bedeutet. Es wird zunehmend<br />

wahrgenommen und erkannt, dass es kein Naturgesetz<br />

ist, dass viele LSBTIQ* Jugendgruppen bisher kaum von<br />

queeren, lesbischen, bisexuellen und insbesondere<br />

trans* Mädchen bzw. jungen Frauen besucht werden.<br />

Veränderung bei Juleica-Schulung<br />

Bei der Juleica-Schulung der Fachstelle Queere Jugend<br />

haben sich 2016 nur etwas mehr Jungen als Mädchen<br />

angemeldet. Ein erster Fortschritt zur Stärkung der Partizipation<br />

der Mädchen in den queeren Jugendgruppen,<br />

denn dort, wo Frauen in der Gruppenleitung sind, wird<br />

wahrscheinlich auch die Jugendgruppe von mehr Mädchen<br />

besucht.<br />

Die Besetzung der Gruppenleitung ist der Dreh- und Angelpunkt<br />

der Partizipation von lesbischen, bisexuellen,<br />

queeren und trans* Mädchen und jungen Frauen. Wenn<br />

ein LSBTIQ* Jugendangebot Anlaufstelle und Mitbestimmungsort<br />

für Mädchen und Frauen sein möchte, muss<br />

sich dies auch in der Organisation der Gruppenleitung<br />

und in der Haltung aller Gruppenleitungen abbilden.<br />

Vorbilder finden<br />

Für lesbische, queere, trans* und bisexuelle Mädchen<br />

sind heteronormative Erwartungen an ihr Äußeres, an<br />

ihr Verhalten und ihr Begehren oft eine schmerzhafte<br />

Sozialisationserfahrung und eine große Herausforderung,<br />

die individuell bearbeitet wird. Für sie ist es<br />

wichtig, dass sie in den Jugendgruppen Rollenvorbilder<br />

vorfinden, an denen sie sich orientieren können.<br />

Gründe dafür könnten sein, dass sie auf Flyern der Jugendgruppe<br />

nicht erwähnt oder abgebildet sind und/<br />

oder sie sich von dem Freizeitangebot der Jugendgruppe<br />

zu wenig mitgedacht fühlen. Manchmal ist es<br />

auch ein unterschwelliger (schwuler) Sexismus in den<br />

Jugendgruppen, der es für die Mädchen unattraktiv<br />

macht, eine LSBTIQ* Jugendgruppe zu besuchen.<br />

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