Download Homes 3/2012 (PDF) - BILANZ Homes
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kolumne // hans vontobel<br />
Mein Garten bedeutet<br />
mir sehr viel, er verbindet<br />
mich mit der<br />
Natur, und das gibt<br />
mir Energie und<br />
Lebensfreude. Ich liebe die Natur seit<br />
eh und je – und auch das Gärtnern. Als<br />
Gymnasiast hatte ich einen kleinen<br />
Schrebergarten, 200 Quadratmeter<br />
gross. Ich stand im Sommer jeden<br />
Morgen um fünf Uhr auf und ging dort-<br />
32 <strong>BILANZ</strong>homes // 3 // <strong>2012</strong><br />
BANKIER.<br />
Hans Vontobel<br />
(95) prägte<br />
über Jahrzehnte<br />
die<br />
Bank Vontobel<br />
in Zürich.<br />
Heute ist er<br />
Präsident<br />
der Vontobel-<br />
Stiftung.<br />
«MeineWelt<br />
für mich»<br />
Sein Garten spende ihm Energie und<br />
Lebensfreude, sagt Hans Vontobel,<br />
Doyen der gleichnamigen Privatbank.<br />
hin, um zu arbeiten. In der Schule<br />
schlief ich dann ab und zu ein, und weil<br />
zudem meine Noten nicht die besten<br />
waren, bekam ich Schwierigkeiten:<br />
Mein Vater schaltete sich eines Tages<br />
ein, sprach ein Machtwort, und ich<br />
musste meinen Garten aufgeben.<br />
Viele Jahre später fing ich wieder<br />
damit an. Damals lebte und arbeitete<br />
ich in der Stadt, wollte aber aufs Land<br />
und begann zu suchen. Schliesslich<br />
fand ich eine Parzelle, etwas erhöht, am<br />
Zürichsee. Ich liess mir von meinem<br />
Freund Hasi Hubacher Baupläne für<br />
einen neuen Familienwohnsitz machen.<br />
Als sie fertig waren, zogen unsere Kinder<br />
aber gerade von zu Hause aus. Und<br />
weil meine Frau mit dem Ländlichen<br />
nie so verbunden war wie ich, sondern<br />
sich vielmehr für Kunst und Literatur<br />
interessierte und daher in der Stadt am<br />
richtigen Ort war, entstand auf dieser<br />
Parzelle schliesslich ein kleines Wochenendhäuschen<br />
mit einem grossen<br />
Garten. Es ist mein Refugium und dasjenige<br />
vieler Tiere: Es leben Füchse da,<br />
und in den Reisighaufen, die ich angelegt<br />
habe, nisten Igel. Auf den grossen<br />
alten Bäumen entdecke ich auch immer<br />
mal wieder einen Raubvogel.<br />
Meine Inspirationsquelle. Das ist mein<br />
Stück Natur, meine Welt für mich. Hier<br />
finde ich meine Zufriedenheit und kann<br />
über die Dinge nachdenken. Hier verbringe<br />
ich viel Zeit, wenn ich nicht<br />
arbeite. Mein Garten inspiriert mich.<br />
Ich lese viel Gartenliteratur, und wenn<br />
ich darin etwas Spannendes entdecke,<br />
probiere ich es aus. Ich setze zum<br />
Beispiel Kapuzinerkressesamen rund<br />
um die Stangenbohnen, das verscheucht<br />
die Blattläuse.<br />
Anderes, was ich ausprobiere, klappt<br />
nicht. Ich habe viel über Schmetterlingsgärten<br />
gelesen und versuche seit<br />
drei Jahren, aus meinem Garten ebenfalls<br />
einen Schmetterlingsgarten zu<br />
machen. Bislang mit wenig Erfolg. Aber<br />
ich gebe noch nicht auf, probiere weiter.<br />
Das entspricht meinem Naturell, ich<br />
bin ein neugieriger Mensch, einer, der<br />
sehr gern und immer wieder Dinge zum<br />
ersten Mal tut.<br />
Mit der Natur zu arbeiten, ist das<br />
eine. Mit ihr zu wachsen, etwas anderes.<br />
Vielen Menschen fehlt heute der<br />
Bezug zur Natur. Dabei ist er so wichtig.<br />
Zum Beispiel, weil man von der Natur<br />
auf seine Grenzen aufmerksam gemacht<br />
wird. Ich habe kürzlich ein Buch gesehen<br />
mit Bildern der Alpen, wie sie vor<br />
fünf Millionen Jahren ausgesehen<br />
haben könnten. Und ich frage mich: Wo<br />
ist da der Hans Vontobel? Solche Gedanken<br />
helfen in einer Welt, in der man dazu<br />
tendiert, sich hier und da allzu sehr in<br />
den Mittelpunkt zu stellen.»<br />
•<br />
AUFGEZEICHNET VON<br />
IRIS KUHN-SPOGAT<br />
Foto: Vera Hartmann / 13 Photo