Redaktionsmitglied gesucht! - St. Margrethen
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Pfr. Emil Teindel: Alles Gute zur Pensionierung<br />
Nach 29 Jahren und einem Monat<br />
ist Pfr. Emil Teindel am 31. August<br />
dieses Jahres nach einer langen Zeit<br />
im Dienste der Evang. Kirchgemeinde<br />
in den Ruhestand übergetreten,<br />
einen Ruhestand, den man in diesem<br />
Fall wirklich als wohlverdient<br />
bezeichnen darf.<br />
Emil Teindel war am 30. August 1947<br />
in Kronstadt, dem damals kommunistischen<br />
Rumänien zur Welt gekommen. Was<br />
vielleicht nicht allgemein bekannt ist, in<br />
Rumänien lebt eine damals ansehnliche<br />
Zahl deutschsprachiger Menschen. Die<br />
Muttersprache von Emil Teindel ist daher<br />
deutsch. Nach der Schulzeit in Kronstadt<br />
studierte er anschliessend in Hermannstadt<br />
Evang. Theologie. Der rumänische<br />
<strong>St</strong>aat erlaubte nur sechs <strong>St</strong>udienplätze pro<br />
Jahr, für welche es aber dreimal so viele<br />
Bewerber gab. Nach Abschluss des <strong>St</strong>udiums<br />
übernahm er eine Pfarrstelle in einer<br />
kleinen Gemeinde mit einer grossen Tradition.<br />
Für ihn als <strong>St</strong>adtmensch sei dies eine<br />
enorme, aber ganz wichtige Schule gewesen.<br />
Da habe er gelernt mit einfachen und<br />
sehr herzlichen Menschen zu leben und<br />
umzugehen.<br />
Deutschstämmige Rumänen einerseits,<br />
Nichtkommunisten andererseits standen<br />
im kommunistischen Ceausescu-<strong>St</strong>aat<br />
unter ganz erheblichem Druck. Die Familie<br />
Teindel versuchte daher eine Ausreisegenehmigung<br />
nach Deutschland zu erhalten.<br />
Es dauerte allerdings gut 16 Jahre, bis<br />
diese Genehmigung vorlag und die Ausreise<br />
vollzogen werden konnte. 1977 war<br />
es soweit und die Familie Teindel konnte<br />
nach Heilbronn ausreisen.<br />
Emil Teindel durfte in Deutschland<br />
allerdings als Pfarrer nicht arbeiten. Aufgrund<br />
eines Tipps bewarb er sich daraufhin<br />
im Kanton Graubünden, wo sehr viele<br />
Pfarrstellen vakant waren. Er habe aus<br />
neun <strong>St</strong>ellen auslesen können, so Emil<br />
Teindel. Er nahm damals die Pfarrstelle in<br />
Samaden an, ohne dass er die Gemeinde<br />
gekannt hätte. Von 1978 bis 1983 arbeitete<br />
er in der Folge im Oberengadin, wo er<br />
1978 seine nachmalige Frau Karin kennen<br />
lernte. Geheiratet wurde dann 1979.<br />
Auf den 1. August 1983 trat er in den<br />
Dienst der Evang. Kirchgemeinde <strong>St</strong>. <strong>Margrethen</strong><br />
und übernahm die hiesige Pfarrstelle.<br />
Die Pfarrwahlkommission war auf<br />
ihn aufmerksam geworden und hatte ihn<br />
angefragt, ob er nicht hierher kommen<br />
wolle. Eigentlich habe er anfänglich gar<br />
nicht wechseln wollen und er habe sich<br />
ein halbes Jahr Bedenkzeit ausbedungen.<br />
Das junge Ehepaar Pfr. Emil und Karin Teindel am Tag des Einzuges ins Pfarrhaus, zusammen mit<br />
Kurt Weber, dem damaligenn Präsidenten der Kirchenvorsteherschaft.<br />
Die Pfarrwahlkommission liess damals<br />
aber nicht locker und so entschloss sich<br />
das Ehepaar Teindel schliesslich, sich der<br />
Herausforderung zu stellen und neuen<br />
Wohnsitz im Rheintal zu nehmen.<br />
Pfr. Teindel war sein Amt nicht nur Beruf,<br />
sondern Berufung wie hier bei einer Taufe.<br />
Wie man Pfr. Teindel auch kennt, ein Pfarrer zum<br />
Anfassen, der Geselligkeit nicht abgeneigt.<br />
Seither sind nun beinahe dreissig<br />
Jahre vergangen. Wie Emil Teindel im Gespräch<br />
sagt, sei die Zeit sehr schnell verflogen.<br />
Die beiden Söhne Samuel und Jonas<br />
kamen in <strong>St</strong>. <strong>Margrethen</strong> zur Welt. Über<br />
den Umgang mit den Menschen habe er<br />
allmählich Wurzeln schlagen können und<br />
hier eine Heimat gefunden. Gerade dies<br />
sei für ihn nach den vielen Jahren der<br />
Unterdrückung sehr wichtig gewesen, als<br />
bisher Heimatloser endlich in Freiheit zu<br />
leben und zu wissen, wo man hingehört.<br />
Gefragt nach den Höhepunkten in<br />
seiner langen Amtszeit nennt Emil Teindel<br />
als erstes die Renovation der Kirche. Dies<br />
sei etwas vom Schönsten gewesen, was<br />
er hier miterleben durfte, teilweise aber<br />
auch etwas sehr Belastendes. Er habe sich<br />
damals viele Gedanken darüber gemacht,<br />
wie eine Kirche gestaltet werde sollte,<br />
damit sie die Benutzer anspricht und verschiedenen<br />
Zwecken dienen könne. In der<br />
Person von Architekt Werner Wicki habe er<br />
einen wundervollen Partner gehabt, mit<br />
dem er seine Gestaltungsideen intensiv<br />
erörtern konnte. Ganz besonders gefreut<br />
habe ihn, dass die Evang. Bevölkerung die<br />
Umgestaltung der Kirche voll unterstützt<br />
und mitgetragen habe.<br />
Ein weiterer Höhepunkt sei seine<br />
Einbürgerung gewesen, in deren Folge er<br />
in den Schulrat gewählt wurde. Es habe<br />
ihn ganz besonders befriedigt, dass er aufgrund<br />
seiner Menschenkenntnis zur Beilegung<br />
vieler heikler und schwieriger Situationen<br />
habe beitragen können. Daneben<br />
sei es ihm als Bürger nach wie vor wichtig,<br />
möglichst am politischen Leben aktiv<br />
teilzunehmen. Nach den vielen Jahren<br />
in Unfreiheit, in einem <strong>St</strong>aat, in welchem<br />
man ausspioniert und bestraft wurde,<br />
wenn man nicht diejenigen wählen wollte,<br />
welche einem vorgeschrieben wurden,<br />
schätze er die Freiheit, nach dem eigenen<br />
Ermessen entscheiden zu können.<br />
Emil Teindel und seine Frau Karin<br />
haben sich im Hinblick auf die Pensionierung<br />
in Rebstein ein Einfamilienhaus gebaut.<br />
Sie haben also einige Dörfer weiter<br />
neuen Wohnsitz genommen. Er tue dies<br />
mit Rücksicht auf seine Amtsnachfolger.<br />
Es sei richtig, mit der Pensionierung einen<br />
Schlussstrich zu ziehen und zum bisherigen<br />
Einsatzort eine gewisse Distanz zu<br />
wahren. Er sei der Ansicht, dass ein Pfarrer,<br />
der wie er sehr lange in einer Gemeinde<br />
tätig war, seinen Lebensabend nicht am