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Die „alte“ und die „neue“ Messe - Deutsches Liturgisches Institut

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ISSN 0343-8732 8374<br />

Information u. Handreichung<br />

der Liturgischen <strong>Institut</strong>e<br />

Deutschlands, Österreichs<br />

<strong>und</strong> der Schweiz<br />

8<br />

Herder<br />

Freiburg · Basel · Wien<br />

41. Jahr<br />

26. April 2007<br />

Gottes<strong>die</strong>nst<br />

<strong>Die</strong> <strong>„alte“</strong> <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>„neue“</strong> <strong>Messe</strong><br />

Versuch einer Son<strong>die</strong>rung der Positionen<br />

Albert Gerhards<br />

1. Reformen hat es schon immer gegeben, stets waren sie ambivalent.<br />

Dem Heiligen Stuhl kommt das Recht zur Neuordnung der Liturgie <strong>und</strong> der<br />

Regelung der jeweiligen Durchführung zu. <strong>Die</strong>s gilt für 1570 genau so wie für<br />

1970 oder 2007. <strong>Die</strong> nach dem Beschluss des Tridentinum erfolgte Messreform<br />

war nicht weniger rigoristisch als <strong>die</strong> nach dem des Zweiten Vatikanum:<br />

Zwar durften <strong>die</strong> Diözesen, deren Liturgie älter war als 200 Jahre, ihre<br />

Eigenliturgie behalten, alle anderen mussten aber das Missale Romanum von<br />

1570 einführen. <strong>Die</strong>s galt auch für <strong>die</strong> damals neuen Orden wie <strong>die</strong> Jesuiten,<br />

durch deren Mission sich <strong>die</strong> Tridentinische Liturgie bald weltweit verbreitete.<br />

<strong>Die</strong> Diözesen mit alter Eigenliturgie führten <strong>die</strong> römischen Bücher (Ausnahme:<br />

Mailand) spätestens im Lauf des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts ein, der Dominikanerorden<br />

erst nach dem Zweiten Vatikanum. Der Auftrag der Konzilien an<br />

den Papst, eine gr<strong>und</strong>legende Reform der Bücher vorzunehmen, war in beiden<br />

Fällen identisch. Auch war der Eingriff in <strong>die</strong> Gestaltung der Kirchenräume<br />

nach dem Tridentinum kaum weniger gravierend als nach dem Zweiten<br />

Vatikanum: Abbruch der Lettner, Beseitigung der Ambonen, Verlegung des<br />

Ortes der Aufbewahrung der Eucharistie auf den Hochaltar, Einführung von<br />

Kommunionbänken, Kirchenbänken <strong>und</strong> Beichtstühlen usw.<br />

2. <strong>Die</strong> Tridentinische Reform war notgedrungen zeitbedingt <strong>und</strong> damit defizitär.<br />

Zwar bemühten sich <strong>die</strong> Väter der Tridentinischen Reform, das Missale entsprechend<br />

der „altehrwürdigen Norm der Väter“ wiederherzustellen, jedoch<br />

war <strong>die</strong> Quellenlage nach dem Kenntnisstand heutiger Forschung nicht optimal.<br />

So hielt man sich bei den feststehenden Teilen der <strong>Messe</strong> im Wesentlichen<br />

an den Ordo des Burchard von Straßburg (um 1500), der <strong>die</strong> Gr<strong>und</strong>form<br />

der „stillen <strong>Messe</strong>“ (missa solitaria) unter Ergänzungen für <strong>die</strong> feierliche<br />

Form (missa solemnis), aber ohne Berücksichtigung der Gemeinde, zur Norm<br />

machte. Aus dem reichen Schatz der Präfationen blieben nur elf, von den zahlreichen<br />

Sequenzendichtungen nur vier übrig. Für den Geltungsbereich <strong>die</strong>ses<br />

Messbuchs war dessen Einführung kaum weniger einschneidend als <strong>die</strong> des<br />

Missale von 1970.<br />

3. Auch nach Trient wurde reformiert, das Zweite Vatikanum setzte <strong>die</strong> Reformbemühungen<br />

fort.<br />

Lange vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil war <strong>die</strong> Reformbedürftigkeit des<br />

Messritus erkannt. Trotz der Verfügung Papst Pius’ V., dass „an <strong>die</strong>sem unserem<br />

kürzlich e<strong>die</strong>rten Missale niemals irgendetwas hinzugefügt, weggenommen<br />

oder geändert werden darf“, gab es ständig Veränderungen (z. B. durch<br />

<strong>die</strong> Einführung neuer Feste), insbesondere auch durch <strong>die</strong> Reformen Papst<br />

Werkbuch für<br />

Ökumenische Gottes<strong>die</strong>nste<br />

Modelle für ganz unterschiedliche Formen<br />

ökumenischer Gottes<strong>die</strong>nste zu<br />

vielfältigen Anlässen bietet das Buch:<br />

Ökumenische Gottes<strong>die</strong>nste. Anlässe,<br />

Modelle <strong>und</strong> Hinweise für <strong>die</strong> Praxis.<br />

Hrsg. vom Dt. Liturgischen <strong>Institut</strong> <strong>und</strong><br />

vom Gottes<strong>die</strong>nst-<strong>Institut</strong> der Ev.-Luth.<br />

Landeskirche in Bayern, Nürnberg.<br />

184 S., € 7,95 (Sonderpreis).<br />

Das Spektrum der Formen reicht<br />

von Wort-Gottes-Feiern / Predigtgottes<strong>die</strong>nsten<br />

bis zu Meditationsgottes<strong>die</strong>nsten<br />

<strong>und</strong> Andachten; inhaltlich<br />

vom Taufgedächtnis über Segnungsgottes<strong>die</strong>nste,<br />

Bußgottes<strong>die</strong>nste <strong>und</strong><br />

Hinweise für einen Katastrophengottes<strong>die</strong>nst<br />

bis zu Kreuzweg, Klageandacht<br />

<strong>und</strong> Friedensgebet. Das Buch<br />

ist nicht nur für ökumenische Gottes<strong>die</strong>nste<br />

eine wahre F<strong>und</strong>grube.<br />

Bestellnummer: 5274,<br />

Bestelladresse: VzF <strong>Deutsches</strong> <strong>Liturgisches</strong><br />

<strong>Institut</strong>, Postfach 2628, D-<br />

54216 Trier, Tel 0(049)651 / 94808–<br />

50, Fax -33, www.liturgie.de<br />

In <strong>die</strong>ser Nummer<br />

– „Klöster <strong>und</strong> Kirchen als Stätten<br />

kultureller <strong>und</strong> geistlicher Vergewisserung“<br />

– Überdiözesane Fachtagung Neue<br />

Geistliche Lieder 2007<br />

– Zurück zum Hochaltar? Zwischenruf<br />

eines Kunsthistorikers<br />

– Ambo – Ort auch des Vorbeters<br />

– „Schönen Sonntag!“ – „Danke,<br />

gleichfalls!“<br />

– Christi Himmelfahrt (C) bis Pfingstmontag<br />

(C)<br />

– Wo bleibt das „enim“?<br />

57


„Klöster <strong>und</strong> Kirchen als<br />

Stätten kultureller <strong>und</strong> geistlicher<br />

Vergewisserung“<br />

Während Pfarrer <strong>und</strong> sonstige „Berufschristen“<br />

klagen, unsere Kirchen<br />

würden „immer leerer“, zeigt sich<br />

andererseits ein neues Interesse an<br />

Kirchen <strong>und</strong> Klöstern als Zeugen einer<br />

bedeutenden – vergangenen? –<br />

Kultur. Gleichzeitig schwindet das religiöse<br />

<strong>und</strong> theologische Wissen bei<br />

denen, <strong>die</strong> aus vornehmlich touristischen<br />

Gründen unsere Kirchen besuchen.<br />

Lässt man <strong>die</strong>se ohne Sehhilfen<br />

bzw. ohne eine gute Führung allein,<br />

stehen sie ratlos vor den Altären,<br />

Skulpturen, Wandmalereien <strong>und</strong> Fenstern.<br />

Das stellt an <strong>die</strong>jenigen, welche<br />

durch <strong>die</strong> Denkmäler führen, hohe<br />

Ansprüche. Das Christliche Bildungswerk<br />

DIE HEGGE – getragen von einer<br />

benediktinisch geprägten katholischen<br />

Frauenkommunität – lud<br />

darum kürzlich in Kooperation mit<br />

der „Gemeinschaft Evangelischer<br />

Zisterzienser-Erben in Deutschland“<br />

zu einem ökumenischen Fortbildungsseminar<br />

ein. In Vorträgen <strong>und</strong><br />

Arbeitsr<strong>und</strong>en wurden Fragen der<br />

Bilderschließung, der Exegese biblischer<br />

Stoffe sowie der Gottes<strong>die</strong>nstgestaltung<br />

behandelt. Darüber hinaus<br />

fand man sich morgens <strong>und</strong> abends<br />

zum Gotteslob in der Kapelle des<br />

Hauses zusammen. So wurde das Gehörte<br />

<strong>und</strong> Erlernte nicht nur praktisch<br />

erprobt <strong>und</strong> gefeiert; vielmehr wurde<br />

dabei (Kloster-)Ökumene real praktiziert,<br />

was von allen Teilnehmern als<br />

spirituelle Vertiefung ihrer Arbeit <strong>und</strong><br />

beglückende Erfahrung empf<strong>und</strong>en<br />

wurde. <strong>Die</strong> Teilnehmerinnen <strong>und</strong> Teilnehmer<br />

kamen insbesondere aus<br />

ehemaligen Zisterzienserinnen- <strong>und</strong><br />

Zisterzienserklöstern, dazu aus katholischen<br />

<strong>und</strong> evangelischen Gemeinden<br />

verschiedener westfälischer<br />

Städte. Ökumenisch war nicht nur <strong>die</strong><br />

Zusammensetzung des Teilnehmerkreises,<br />

sondern auch das Team der<br />

Dozenten. Als besonders hilfreich<br />

empfanden <strong>die</strong> Teilnehmerinnen <strong>und</strong><br />

Teilnehmer <strong>die</strong> Verknüpfung von<br />

Bibelerschließung <strong>und</strong> Deutung von<br />

Bildern anhand ausgewählter biblischer<br />

Themen: Durchzug durchs<br />

Schilfmeer, Kindheitsevangelium nach<br />

Matthäus; dann aber auch <strong>die</strong> gotische<br />

Kirche als „ein Credo in Stein“.<br />

An den Abenden stellten <strong>die</strong> Teilnehmenden<br />

Kunstwerke aus ihren<br />

eigenen Kirchen vor. Am Ende<br />

wünschten alle Teilnehmenden eine<br />

Fortführung des ökumenischen Fortbildungsseminars;<br />

<strong>die</strong>se ist für Februar<br />

2008 geplant.<br />

Arnd Friedrich / Dorothee Mann<br />

58<br />

Pius‘ XII., etwa <strong>die</strong> Erneuerung der Karliturgie. In <strong>die</strong>sem Sinne ist auch <strong>die</strong><br />

Reform nach dem Zweiten Vatikanum erfolgt, wobei sie sicherlich weiter ging<br />

als <strong>die</strong> Veränderungen zuvor. Dabei korrigierte man vor allem da, wo <strong>die</strong><br />

Trienter Reform defizitär blieb: beim Communio-Charakter der Feier.<br />

4. Zwischen der Intention der Reform <strong>und</strong> ihrer konkreten Verwirklichung ist<br />

zu unterscheiden.<br />

Kritiker der Liturgiereform setzen stets ein Idealbild der „alten“ gegen ein<br />

Zerrbild der „neuen“ Liturgie. Offensichtlich hat sich <strong>die</strong>se Sicht bis in kuriale<br />

Kreise hinein verfestigt. Dabei werden <strong>die</strong> Intention der Reform <strong>und</strong> ihre<br />

Verwirklichung in den liturgischen Büchern <strong>und</strong> Bestimmungen oft verwechselt<br />

mit den Eigenmächtigkeiten im konkreten Vollzug. Völlig abwegig ist <strong>die</strong><br />

Behauptung, mit der Einführung des Missale von 1970 sei der liturgische Bezugsrahmen<br />

der Kirchenmusiktradition zerstört worden (hier sei der Besuch<br />

eines Pontifikalamtes z. B. im Kölner Dom sehr empfohlen!). Eine bewusste Irreführung<br />

ist auch <strong>die</strong> Behauptung, dass lateinische Liturgie nur nach dem<br />

„alten“ Missale möglich sei. Neben dem lateinischen Missale Romanum von<br />

1970 (jetzt: Editio Tertia von 2002) steht das zweibändige deutsche Altarmessbuch<br />

in jeder Sakristei zur Verfügung, das <strong>die</strong> lateinischen Texte für alle Feste<br />

<strong>und</strong> Sonntage enthält.<br />

5. <strong>Die</strong> heutige Liturgie ermöglicht das ganze Spektrum traditioneller <strong>und</strong> neuer<br />

Kirchenmusik.<br />

Insgesamt hat <strong>die</strong> Pflege der lateinischen Kirchenmusik (Gregorianik, Klassische<br />

Polyphonie, Orchestermessen, Vespern) im deutschen Sprachgebiet ein<br />

hohes Niveau, das allerdings durch <strong>die</strong> rigiden Sparmaßnahmen in vielen Diözesen<br />

gefährdet ist. Wenn man etwas für <strong>die</strong> Pflege der lateinischen Liturgie<br />

tun will, muss man <strong>die</strong> Kirchenmusikstellen fördern <strong>und</strong> profilieren sowie in<br />

<strong>die</strong> Liturgische Bildung aller Gruppen investieren.<br />

6. Eine weitergehende Regelung in Bezug auf <strong>die</strong> Missa Tridentina schafft<br />

eher Probleme, als dass sie welche löst.<br />

Einer geregelten Erlaubnis der Messfeier nach dem „alten“ Missale (in der letzten<br />

Ausgabe von 1962) steht nichts entgegen, wenn <strong>die</strong>s aus Liebe zur liturgischen<br />

Tradition der Kirche <strong>und</strong> nicht aus ideologischen Gründen geschieht. (Allerdings<br />

stellt sich dann <strong>die</strong> Frage, warum nicht auch <strong>die</strong> Feier nach anderen Traditionssträngen,<br />

z. B. der alten deutschen Diözesanliturgien, unter bestimmten Umständen<br />

ermöglicht werden sollte.) <strong>Die</strong> bisherige Regelung des Indults von 1984 ist<br />

prinzipiell ausreichend. Eine generelle Freigabe des „Tridentinischen Ritus“ <strong>und</strong><br />

Gleichstellung mit dem „Vatikanischen“ könnte für beide Seiten fatale Folgen<br />

haben <strong>und</strong> schlimmstenfalls zu einer Spaltung der Gemeinden führen, wenn<br />

dadurch zwei unterschiedliche Kalendersysteme nebeneinander existieren <strong>und</strong><br />

<strong>die</strong> Einheit der Kommunion des Wortes (Leseordnung) aufgegeben wird.<br />

7. An der Gestalt des Kirchenraums zeigt sich <strong>die</strong> Ambivalenz einer Gleichstellung<br />

beider Messbücher<br />

<strong>Die</strong> Gestalt des Kirchenraums ist durch <strong>die</strong> bipolare Struktur der Messfeier<br />

von Wort <strong>und</strong> Sakrament bestimmt, <strong>die</strong> in der tridentinischen Raumordnung<br />

auf den Altar als Vollzugsort des Opfers hin monopolisiert wurde (<strong>die</strong> Kanzel<br />

war kein liturgischer Ort). <strong>Die</strong> Vatikanische Reform hat <strong>die</strong> Bipolarität wiederhergestellt:<br />

Vornehmlich am wieder eingeführten Ambo vollzieht sich <strong>die</strong><br />

Feier des Wortes, am Altar <strong>die</strong> der Eucharistie: Dort wird das Eucharistische<br />

Hochgebet gesprochen, <strong>und</strong> von ihm werden <strong>die</strong> eucharistischen Gaben ausgespendet.<br />

Zwar waren <strong>die</strong> Zelebration „versus populum“ <strong>und</strong> <strong>die</strong> Errichtung<br />

von sog. Volksaltären niemals vorgeschrieben (<strong>und</strong> hier gibt es in neuerer Zeit<br />

eine ernst zu nehmende Diskussion), jedoch kann <strong>die</strong> an der Tradition der Kirche<br />

orientierte Korrektur eines rein kultischen Gottes<strong>die</strong>nstverständnisses in<br />

Richtung eines dialogischen (das in der Wort-Antwort-Struktur der <strong>Messe</strong><br />

zum Ausdruck kommt) nicht ernsthaft in Frage gestellt werden.<br />

8. Auch in der Liturgie gibt es notwendigen Fortschritt gemäß dem Anspruch<br />

der Kirche auf authentische Fortschreibung ihrer Tradition.<br />

An einem Punkt wird <strong>die</strong> Fragwürdigkeit einer völligen Freigabe des Missale<br />

Tridentinum von 1962 besonders deutlich: <strong>Die</strong> Karfreitagsfürbitte für <strong>die</strong> Juden<br />

vertritt auch in der „Zwischenfassung“ von 1962 den Gedanken der Judenmission,<br />

der mit dem Konzilsdokument „Nostra Aetate“ unvereinbar ist.<br />

Hier müsste in jedem Fall <strong>die</strong> Formulierung des Missale von 1970 eingesetzt<br />

werden. Auch <strong>die</strong> anderen Karfreitagsfürbitten wären unbedingt einer Revision<br />

entsprechend den Aussagen des Zweiten Vatikanums zu unterziehen. An<br />

<strong>die</strong>sem Beispiel wird <strong>die</strong> Fragwürdigkeit des Unterfangens deutlich, ein älte-


es Stadium des Traditionsstranges der römischen Liturgie gleichsam als<br />

Stützkorsett gleichberechtigt neben das neuere zu stellen. <strong>Die</strong>s ist nicht nur<br />

ein Misstrauensvotum gegenüber dem Papst, dessen Unterschrift <strong>die</strong> authentische<br />

Ausgabe des Missale Romanum von 1970 trägt, sondern der Anspruch<br />

der Kirche, ihre Tradition authentisch fortzuschreiben, gerät dadurch ins Wanken.<br />

Eine lebendige Kirche zeichnet sich aus durch eine liturgia semper reformanda.<br />

Wenn man Defizite der gegenwärtigen Form der Liturgie konstatiert,<br />

sind <strong>die</strong>se nur in einem erneuten Reformschritt zu beheben.<br />

9. <strong>Die</strong> vermeintlichen theologischen Defizite des Missale von 1970 sind im<br />

Wesentlichen eine Korrektur mittelalterlicher westkirchlicher Sonderentwicklungen<br />

auf der Basis der gemeinsamen altkirchlichen Tradition.<br />

Stichhaltige Argumente für <strong>die</strong> angeblichen theologischen Defizite des jetzigen<br />

Messbuchs wurden bisher nicht vorgebracht. In der Regel macht sich <strong>die</strong> Kritik<br />

an dem vermeintlich unzulänglichen Opfercharakter fest (Abschaffung der alten<br />

Gebete beim Offertorium, glättende Übersetzung des Canon Romanus <strong>und</strong> seine<br />

Relativierung durch <strong>die</strong> Einführung weiterer Hochgebete, freie Übersetzung<br />

der Opferterminologie in den Orationen). Dabei wird oft mit einem Opferbegriff<br />

argumentiert, der weder biblisch noch aus der Tradition der römischen Liturgie<br />

entsprechend der norma patrum haltbar ist. Er entstammt einer liturgiegeschichtlichen<br />

Entwicklung im Zuge der bonifatianisch-karolingischen Reform,<br />

nach der <strong>die</strong> Opferdarbringung, der canon actionis, als Handeln der Kirche verstanden<br />

wird <strong>und</strong> nicht mehr als kultische Vergegenwärtigung des einzigen Opfers<br />

Christi. Dementsprechend mutiert der Priester vom presbyter zum eigentlichen<br />

sacerdos. Das Missale von 1970 orientiert sich wieder an der schon vom<br />

Tridentinum eingeforderten norma patrum <strong>und</strong> bietet mit seinem reichen Bestand<br />

aus dem Gebetsschatz der Kirche einen großen geistlichen F<strong>und</strong>us, der<br />

durch eine angemessene Übersetzung in <strong>die</strong> Landessprachen zu erschließen ist.<br />

10. Defizite in der gegenwärtigen Praxis sind unbestreitbar – sie bedarf einer<br />

ständigen Revision.<br />

Hinter dem Wunsch nach der „alten“ Liturgie stehen nicht selten Erfahrungen,<br />

<strong>die</strong> ernster zu nehmen sind, als <strong>die</strong>s in den vergangenen Jahrzehnten geschehen<br />

ist. So bemängelt man, dass in der jetzigen Liturgie zu wenig das<br />

Mysterium gefeiert wird. Allerdings befindet sich in der Mitte der erneuerten<br />

Messfeier der Ruf „Mysterium fidei“, auf den <strong>die</strong> Gemeinde mit der Verkündigung<br />

<strong>und</strong> dem Lobpreis von Tod <strong>und</strong> Auferstehung Jesu, des mysterium paschale,<br />

antwortet. Darin kommt der hohe Anspruch der erneuerten Liturgie,<br />

dem Mysterium Raum zu geben, zum Vorschein, ein Anspruch, der <strong>die</strong> ganze<br />

Gemeinde zusammen mit dem Priester <strong>und</strong> den anderen liturgischen <strong>Die</strong>nsten<br />

bindet. <strong>Die</strong>s erfordert eine ständige Revision der eigenen Praxis (z. B. in<br />

Bezug auf <strong>die</strong> äußere <strong>und</strong> innere Vorbereitung, <strong>die</strong> Ausrichtung beim Gebet,<br />

<strong>die</strong> Weise des Kommunionempfangs usw.), <strong>die</strong> Beseitigung des Monopols<br />

der Messfeier auf Kosten anderer Gottes<strong>die</strong>nstformen sowie größere Anstrengungen<br />

im Bereich der liturgischen Bildung.<br />

11. Dennoch entspricht <strong>die</strong> erneuerte <strong>Messe</strong> dem Bild der Kirche in ihrer hierarchischen<br />

<strong>und</strong> gemeinschaftlichen Verfasstheit weitaus mehr als <strong>die</strong> tridentinische.<br />

Sicherlich wurde <strong>und</strong> wird man dem Anspruch der Liturgie oft nicht gerecht. Fehlformen<br />

fallen aufgr<strong>und</strong> der geänderten Strukturen (Volkssprachlichkeit, Auswahlmöglichkeiten,<br />

definierte Freiräume . . .) stärker ins Auge als früher. Doch darf <strong>die</strong>s<br />

nicht darüber hinwegtäuschen, dass es heute in einem bisher nie da gewesenen<br />

Maß eine kompetente Mitwirkung durch motivierte <strong>und</strong> gut ausgebildete Laien<br />

gibt, <strong>die</strong> vielerorts mit ihren Charismen den Gottes<strong>die</strong>nst bereichern. Erst dadurch<br />

wird <strong>die</strong> Messfeier dem Anspruch gerecht, Darstellung der Kirche in ihrer<br />

hierarchischen <strong>und</strong> gemeinschaftlichen Verfassung zu sein, was gegenüber der<br />

Missa Tridentina ein integrierendes, umfassenderes Kirchenbild darstellt.<br />

12. Eine neue Liturgische Bewegung des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts ist anzustreben –<br />

sie hat in der erneuerten Liturgie ein solides F<strong>und</strong>ament.<br />

Dem Papst ist in seiner häufig geäußerten Forderung nach einer neuen Liturgischen<br />

Bewegung zuzustimmen. <strong>Die</strong>se kann aber nur aus dem Geist der Liturgie<br />

heraus erfolgen, <strong>die</strong> im Zuge der Liturgischen Bewegung des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

(von Papst Pius XII. im Jahr 1956 als „Hindurchgang des Hl. Geistes<br />

in seiner Kirche“ bezeichnet!) erneuert wurde <strong>und</strong> <strong>die</strong> <strong>die</strong> Kirche über <strong>die</strong><br />

Schwelle des neuen Jahrtausends begleitet hat. Sie bewahrt einerseits den<br />

Kern kirchlicher Tradition <strong>und</strong> gibt andererseits Raum für „Freude <strong>und</strong> Hoffnung,<br />

Trauer <strong>und</strong> Angst der Menschen <strong>die</strong>ser Zeit“ (Gaudium et spes 1).<br />

gd Auf zwei Minuten<br />

Liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser,<br />

nachdem an <strong>die</strong>ser Stelle in gd 1/07<br />

für eine saubere Einhaltung der liturgischen<br />

Orte plä<strong>die</strong>rt worden war,<br />

gingen mehr Leserzuschriften pro<br />

<strong>und</strong> kontra ein, als – aus Platzgründen<br />

– abgedruckt werden können. Das<br />

lässt den Schluss zu, dass mit <strong>die</strong>ser<br />

scheinbaren Kleinigkeit eine gr<strong>und</strong>sätzliche<br />

Frage angesprochen ist, <strong>die</strong><br />

tief an das Verständnis des Priesters<br />

von seiner Rolle <strong>und</strong> vom Gottes<strong>die</strong>nst<br />

rührt. Stark vereinfacht: Es<br />

geht um das Verständnis von vor<br />

oder nach dem Vatikanum II. Wobei<br />

durchaus ein 80-Jähriger das Verständnis<br />

nach dem Konzil repräsentieren<br />

kann <strong>und</strong> ein 35-Jähriger das<br />

von vorher. Was soll <strong>die</strong> Feier sein:<br />

Priesterliturgie oder Gottes<strong>die</strong>nst des<br />

hierarchisch gegliederten Volkes Gottes?<br />

Konsekration zur eucharistischen<br />

Anbetung <strong>und</strong> zur Spendung eines<br />

sakramentalen Segens oder Feier der<br />

Eucharistie im Ausrufen <strong>und</strong> Hören<br />

von Gottes Wort, in der lobpreisenden<br />

Verkündigung der Heilstat des<br />

Herrn, bis er wiederkommt, in der<br />

Teilnahme an dem Opfermahl, das er<br />

den Seinen im gebrochenen Brot <strong>und</strong><br />

im Kelch des Neuen <strong>und</strong> Ewigen B<strong>und</strong>es<br />

hinterlassen hat? Ein Handeln mit<br />

einem Zug zur Magie oder <strong>die</strong> Entfaltung<br />

der von Jesus eingesetzten<br />

Zeichen? Es gibt viele „Kleinigkeiten“,<br />

<strong>die</strong> darauf hindeuten, dass es<br />

heute tatsächlich um <strong>die</strong>se Alternativen<br />

geht: Wenn ein Priester sich mit<br />

dem Evangeliar in den Händen zum<br />

Gebet „Heiliger Gott, reinige mein<br />

Herz . . .“ vor den Tabernakel begibt,<br />

wenn ein anderer sich beim Halten<br />

des Kelchs zu den Einsetzungsworten<br />

mit den Unterarmen auf dem Altar<br />

abstützt <strong>und</strong> überdeutlich akzentuierend<br />

Wort für Wort einzeln spricht,<br />

wenn wiederum ein anderer <strong>die</strong> Kommunion<br />

an <strong>die</strong> Gläubigen häufig nur<br />

aus dem Tabernakel austeilt, dann<br />

ist das eine Patchwork-Liturgie, <strong>die</strong><br />

wahllos Neues <strong>und</strong> Altes aneinander<br />

fügt. Sie ergibt ein Bild wie aus Stoffflecken,<br />

<strong>die</strong> aus ihrem Zusammenhang<br />

geschnitten <strong>und</strong> – anders als bei<br />

einem Mosaik – ohne Verständnis für<br />

das Ganze aneinandergenäht werden<br />

zu einem bunten Allerlei. Beliebigkeit<br />

<strong>und</strong> Willkür stehen, nicht zuletzt bei<br />

Priestern, <strong>die</strong> ihre liturgische Ausbildung<br />

nach 1975 gemacht haben,<br />

längst nicht mehr unter dem Motto<br />

„Siehe, ich mache alles neu“, sondern<br />

eher heißt es da: „Ich mache es<br />

wie früher“, meint Ihr Eduard Nagel<br />

59


Überdiözesane Fachtagung<br />

Neue Geistliche Lieder 2007<br />

Vom 23.–25. Februar 2007 trafen sich<br />

r<strong>und</strong> 60 Teilnehmer zur 19. Überdiözesanen<br />

Fachtagung Neue Geistliche<br />

Lieder (NGL). Unter der bewährten<br />

Tagungsmoderation von Dr. Peter<br />

Hahnen von der Arbeitsstelle für Jugendseelsorge<br />

der Deutschen Bischofskonferenz,<br />

Düsseldorf, ging es<br />

im Liudger-Haus zu Münster/Westfalen<br />

um das Thema „... sei ein Fest<br />

– das NGL als Medium menschenfre<strong>und</strong>licher<br />

Liturgie“.<br />

Was eine menschenfre<strong>und</strong>liche Liturgie<br />

ist, behandelte der Stu<strong>die</strong>nteil<br />

der Tagung, zu dem Weihbischof<br />

Timmerevers, Münster/Vechta, <strong>die</strong><br />

Pfarrer Dr. Kleymann <strong>und</strong> Dr. Rau,<br />

beide Münster, <strong>und</strong> Gerlinde Kersting,<br />

ein engagiertes Mitglied in der<br />

Gemeinde Münster-Angelmodde,<br />

über kurze Statements ebenso gr<strong>und</strong>legende<br />

wie auch pragmatische Aspekte<br />

beisteuerten. Es zeigte sich,<br />

dass nicht nur „NGL“ zu menschenfre<strong>und</strong>licher<br />

Liturgie beitragen, sondern<br />

dafür sämtliche <strong>die</strong> Liturgie beeinflussenden<br />

Aspekte kooperativ<br />

zusammenwirken müssen. Und von<br />

da her ergeben sich, wie der Liturgiewissenschaftler<br />

Stefan Rau zusammenfasste,<br />

für ältere wie für<br />

Neue Geistliche Lieder <strong>die</strong> entsprechenden,<br />

z. T. auch unbequemen<br />

Fragen: An wen – wer wird angesprochen<br />

(Gott, Maria, Politiker...)? Was –<br />

ist <strong>die</strong> Textgestalt? Wo – wird <strong>die</strong>ses<br />

Lied verwendet? Durch wen – wird<br />

das Lied gesungen (Band, Gemeinde...)?<br />

Von wem – wird ein Lied getextet/komponiert<br />

(Motivation, Spiritualität...)?<br />

Wozu – soll das Lied<br />

<strong>die</strong>nen (fragen, bekennen...)? Für<br />

wen – ist das Lied gedacht (Alter,<br />

Milieu...)? Wann – ist der Anlass<br />

(Wiederholbarkeit, Abnutzung...)?<br />

Das Tagungsplenum setzte <strong>die</strong>se<br />

Fragen tatkräftig um <strong>und</strong> beleuchtete<br />

wie bereits in den zurückliegenden<br />

Jahren <strong>die</strong> in Münster zu einem neuerlichen<br />

„Reader“ zusammengetragenen<br />

ca. 60 neuen Lieder selbstkritisch,<br />

aber auch motivierend. Neues<br />

aus allen Regionen der deutschen<br />

Diözesen (dazu auch aus den Niederlanden)<br />

reflektierte man textlich wie<br />

musikalisch <strong>und</strong>, vor allem, hinsichtlich<br />

der gegenseitigen Beziehungen<br />

Text/Musik. Ein kleiner Ausstellungsbereich<br />

informierte über neue Editionen<br />

(Liedbücher, CDs usw.).<br />

Im Bemühen um eine menschenfre<strong>und</strong>liche<br />

Liturgie nicht nachzulassen<br />

– dazu ermutigte auch Weihbischof<br />

Timmerevers mit Nachdruck!<br />

Matthias Kreuels<br />

60<br />

Zurück zum Hochaltar?<br />

Zwischenruf eines Kunsthistorikers<br />

Ein Kunsthistoriker, der über süddeutschen Altarbau im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert promoviert<br />

hat <strong>und</strong> sich als Leiter eines kirchlichen Museums über 30 Jahre für zeitgenössische<br />

<strong>und</strong> historische Kunst <strong>und</strong> für Aus- <strong>und</strong> Fortbildung katholischer<br />

Theologen in Kunstfragen engagiert hat, wird eingeladen, über eine Meldung<br />

zu schreiben. Der Kunsthistoriker ist ein Mann der Oberfläche; er sieht <strong>und</strong> bewertet<br />

nur das Sichtbare, nicht das Gemeinte, das Aussehen, nicht <strong>die</strong> Absicht.<br />

Mit seinem professionell geschärften Blick ärgert er sich lebenslang über seine<br />

Kirche, weil sie das Schauen nicht ernst genug nimmt, auf dem Feld des Visuellen<br />

nicht professionell agiert. Er ärgert sich über eine Liturgie als ars celebrantis,<br />

<strong>die</strong> von Texten <strong>und</strong> der Aktion des Altar<strong>die</strong>nstes aus konzipiert ist, aber nicht<br />

Maß nimmt am Bild, das der Raum <strong>und</strong> <strong>die</strong> liturgische Feier im Raum dem Gottes<strong>die</strong>nstbesucher<br />

bieten. Er müsste sich eigentlich freuen, wenn der Erzbischof<br />

von Wien fordert, dass in der Rochuskirche in Wien seit Beginn des Kirchenjahres<br />

am Hochaltar vom Volk abgewandt zelebriert werden muss. Denn dann<br />

erfüllt sich wieder das alte seit Gotik <strong>und</strong> Barock inten<strong>die</strong>rte Raumbild.<br />

Was sehen <strong>die</strong> Mitfeiernden?<br />

Aber was sieht er? Der Priester erhebt seine Hände, erhebt Kelch <strong>und</strong> Hostie zu<br />

den Bildern der heiligen Rochus <strong>und</strong> Sebastian. Der Weihrauch steigt auf zu den<br />

Bildern der Heiligen. Werden <strong>die</strong>se dann nicht wieder zu Abgöttern, wie Martin<br />

Luther sie 1524 genannt hat? Wird <strong>die</strong> Wandlung dann wieder zum Hin- <strong>und</strong> Herwandern<br />

auf der dritten Stufe einer bis zum Gewölbe reichenden Bilderwand, in<br />

<strong>die</strong>sem Fall gestiftet von Kaiser Leopold nach einer Pestepidemie 1689?<br />

Wenn der Zelebrant von den Mitfeiernden abgewandt das über Mikrofon, Verstärker<br />

<strong>und</strong> Lautsprecher hörbare Hochgebet an Gott richtet, wird zwar das<br />

Richtige gehört, aber das Falsche, nämlich Bilder<strong>die</strong>nst, gesehen. Dass Worte,<br />

<strong>die</strong> hörbar sein sollen, von den Hörern abgewandt gesprochen <strong>und</strong> dann<br />

über Mikrophon <strong>und</strong> Lautsprecher technisch hörbar gemacht werden, ist<br />

widersinnig. Es widerspricht unserer Sinnesausstattung, bei der Ohren <strong>und</strong><br />

Augen nach vorne gleichgerichtet sind. Schon wenige Wochen nach seiner<br />

Geburt wendet das Kind seine Augen, seinen Kopf in <strong>die</strong> Richtung, aus der ein<br />

Laut kommt. Dass wir den Sprecher sehen wollen <strong>und</strong> zwar nicht von hinten,<br />

liegt in unserer Natur. Wenn man aber das Mikrofon ausschaltet <strong>und</strong> <strong>die</strong> Worte<br />

wieder unhörbar macht, dann werden aus den Einsetzungsworten wieder<br />

geheimnisvolle Zaubersprüche: zurück zum Hokus Pokus.<br />

Der Erzbischof von Wien, Kardinal Schönborn, hat <strong>die</strong> verschiedenen Soll-Vorschriften<br />

in der Allgemeinen Einführung zum Messbuch durch eine Altarsatzung<br />

für sein Erzbistum geklärt <strong>und</strong> verschärft. Er fordert feststehende Steinaltäre für<br />

<strong>die</strong> Feier der Gemeindemesse <strong>und</strong> duldet keine provisorischen Volksaltäre mehr.<br />

Im engen Chorraum der Wiener Rochuskirche konnte vor dem mächtigen Hochaltar<br />

kein glaubwürdiger Steinaltar erbaut werden. Der Kunsthistoriker möchte<br />

für solche Fälle raten, zum frühchristlich römischen Brauch zurückzukehren <strong>und</strong><br />

den Tisch der Eucharistiefeier nach Ende des Wortgottes<strong>die</strong>nstes feierlich hereinzutragen<br />

<strong>und</strong> zu bereiten. Er ärgert sich schon lange, dass <strong>die</strong> Mesner meinen,<br />

der Altar müsste fertig geschmückt mit brennenden Kerzen dastehen, bevor<br />

<strong>die</strong> Gemeinde kommt. Nein, das Bereiten des Altares sollte Teil des Gottes<strong>die</strong>nstes<br />

sein <strong>und</strong> abgeschlossen werden durch <strong>die</strong> Inzens nach dem Altarkuss<br />

des Priesters. Aber <strong>die</strong>se Idee liegt weit ab von Praxis <strong>und</strong> römischer Vorschrift.<br />

Aber aus seiner Kenntnis der Kirchengeschichte möchte der Kunsthistoriker daran<br />

erinnern, dass Steinaltäre in unseren Kirchen erst üblich wurden, als man den<br />

Tisch des Mahles über Märtyrergräbern errichtete. Wegen der Reliquien haben<br />

wir Steinaltäre, <strong>die</strong> auf Christus bezogene Steinsymbolik ist eine nachträgliche<br />

Allegorisierung. Darum hat das Material des Altars eine geringere Bedeutung als<br />

seine Form <strong>und</strong> seine Wirkung im Raum. In der Hierarchie der Wahrheiten steht<br />

das glaubwürdig einladende Gedächtnis des Abendmahls an erster Stelle. Dafür<br />

eignen sich unsere Kirchen nur bedingt, weil sie mehr für das Chorgebet (z. B. <strong>die</strong><br />

Zisterzienserkirchen), mehr für <strong>die</strong> Predigt (z. B. <strong>die</strong> Bettelordenskirchen) oder für<br />

eine möglichst große Zahl von Privatmessen (unsere Kathedralen <strong>und</strong> Stadtpfarrkirchen)<br />

erbaut wurden. <strong>Die</strong> Rückkehr zur Gemeindemesse (mit der Erlaubnis<br />

der Konzelebration) ist demgegenüber ein Paradigmenwechsel, der in seiner<br />

Radikalität noch lange nicht allen klar ist.<br />

Aber wir dürfen <strong>die</strong>sem Paradigmenwechsel nicht unsere alten Kirchen opfern,<br />

nicht nur weil sie Teil unseres nationalen oder internationalen kulturellen Erbes<br />

sind, weil <strong>die</strong> Staatliche Denkmalpflege Einwände erhebt, sondern weil unsere


alten Kirchen Gottesbilder implizieren, <strong>die</strong> vielleicht richtiger <strong>und</strong> für kommende<br />

Generationen wichtiger sind als das (oder <strong>die</strong>) unseren. Darum muss der Gedanke<br />

der Reversibilität, Gr<strong>und</strong>forderung jeder Restaurierung, unser Anliegen<br />

sein <strong>und</strong> nicht nur lästige Vorschrift von Seiten des Staates. <strong>Die</strong>s allein spricht<br />

schon gegen das unbewegliche Material Stein für unsere neuen Altäre. Aber<br />

selbstverständlich dürfen unsere Altäre auch keine Provisorien sein, keine Konzilskisten,<br />

wie sie immer noch in einigen Kirchen seit 1963 stehen.<br />

In historischen Bauten der heutigen Ordnung gemäß feiern<br />

Ohne nun Detailempfehlungen zu geben, <strong>die</strong> immer nur vor Ort, im Angesicht<br />

des Raumbildes möglich sind, möchte er an zwei Gr<strong>und</strong>tatsachen des abendländischen<br />

Kirchenbaus erinnern: Symmetrie <strong>und</strong> Mittelachse.<br />

Unsere Körper sind, wie <strong>die</strong> der meisten Lebewesen, symmetrisch gebaut, auch<br />

wenn <strong>die</strong> inneren Organe <strong>und</strong> <strong>die</strong> Fähigkeiten asymmetrisch verteilt sind. Darum<br />

empfinden wir <strong>die</strong> axiale Symmetrie (im Gegensatz zur radialen der Seeigel <strong>und</strong><br />

vieler Pflanzen) als uns angemessen <strong>und</strong> schön. Tempel <strong>und</strong> Paläste wurden<br />

deshalb seit alters axial symmetrisch angelegt, auch unsere Kirchen. Nur Annexbauten<br />

wie Kreuzgang oder Sakristei wurden asymmetrisch angefügt, aber im<br />

Barock, dem großen Zeitalter der Symmetrie, wurden sogar <strong>die</strong> Klöster <strong>und</strong> ihre<br />

Wirtschaftshöfe symmetrisch um <strong>die</strong> Kirchen angelegt. <strong>Die</strong> Liturgiereform hat<br />

<strong>die</strong>se Symmetrie aufgegeben durch <strong>die</strong> Abschaffung der beiden Leviten, <strong>die</strong><br />

durch einen Diakon, der seitlich neben dem Zelebranten steht, ersetzt wurden<br />

<strong>und</strong> durch <strong>die</strong> Einführung des Ambo, der in der Regel neben der Mittelachse<br />

steht. In den meisten alten Kirchen bemüht man sich mit Blumengebinden auf<br />

einem entsprechenden Platz gegenüber, <strong>die</strong> Symmetrie wieder herzustellen.<br />

<strong>Die</strong> Mittelachse in unseren Kirchen ist, wie unser Blick, nach vorn gerichtet.<br />

<strong>Die</strong>se Richtung nach vorn verstärkte sich in der karolingischen Architektur.<br />

Während in der byzantinischen Kuppelkirche der Blick nach oben <strong>und</strong> ins R<strong>und</strong>e,<br />

Weite, geführt wurde, sind in Westeuropa <strong>die</strong> Kirchen schmal <strong>und</strong> hoch<br />

geworden, den Blick nach vorne <strong>und</strong> oben reißend zum Gott in der Höhe, im<br />

Licht. <strong>Die</strong> Apsis verlor ihre Bedeutung des sammelnden Schlusses <strong>und</strong> wurde<br />

in der Gotik aufgegeben. Auf den einen, seit 800 im Westen auf <strong>die</strong> vielen<br />

Altäre, wurden Reliquiare gesetzt, seit 1300 Bilder, <strong>die</strong> sich im 15. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

zu großen Bilderwänden (Retabeln) aufbauten. Auf <strong>die</strong>se Bilderordnungen ist<br />

der Name Altar übergegangen: Wer heute Isenheimer Altar sagt, meint <strong>die</strong><br />

Bilder im Museum von Colmar, <strong>die</strong> früher einmal auf einem Altar in Isenheim<br />

gestanden haben. <strong>Die</strong> Bildmacht <strong>die</strong>ser Altäre erweckt Nostalgie. Wir wollen<br />

nicht eingestehen, dass nach christlichem Verständnis der Altar nur ein Tisch<br />

ist, nur der Tisch wurde geweiht, nie <strong>die</strong> Bilder dahinter.<br />

Nun sind aber unsere Kirchen seit dem 12. Jahrh<strong>und</strong>ert auf <strong>die</strong> Diaphanie der<br />

Glasgemälde <strong>und</strong> seit dem 15. Jahrh<strong>und</strong>ert auf <strong>die</strong> Choraltäre hin ausgerichtet.<br />

<strong>Die</strong>se Ausrichtung folgt theologisch durchdachten, künstlerisch ausgewogenen<br />

Vorstellungen von Schöpfung <strong>und</strong> Erlösung, von Mensch <strong>und</strong> Gott. In<br />

<strong>die</strong>se Raumbilder <strong>und</strong> ihre theologisch ausgerichteten Achsen kann man sich<br />

nicht einfach mitten hineinsetzen, den Priester- oder Bischofssitz zum Raumziel<br />

erheben. Wir haben <strong>die</strong>se Räume ererbt von unseren Vorfahren im Glauben,<br />

wir müssen sie weitergeben, unbeschädigt. Deshalb ist ein liturgisches<br />

Provisorium, das im ästhetischen Anspruch nicht hinter dem Raum zurückbleibt,<br />

einem irreversiblem baulichen Eingriff vorzuziehen.<br />

<strong>Die</strong> Liturgie von heute am alten Hochaltar ist widersinnig. In der barocken Liturgie<br />

geschah alles für das Volk, nichts durch das Volk. Ihm wurde vorne <strong>die</strong><br />

Liturgie vorgeführt, von hinten wurde es besungen, von oben bepredigt, aber<br />

es blieb untätig stumm, in seinen Bänken festgenagelt bis zum Ite missa est.<br />

<strong>Die</strong> Nähe der Liturgie Pius V. zum entstehenden Absolutismus ist augenfällig.<br />

<strong>Die</strong> tätige Teilnahme der Gläubigen an der Feier dagegen entspricht dem<br />

Mündigwerden der Christen <strong>und</strong> dem Gemeinschaftscharakter des von Jesus<br />

gestifteten Gedächtnisses. Unsere als Feier der Gemeinde wieder gewonnene<br />

Liturgie widerspricht den in historischen Bauten vorgegebenen Raumzielen.<br />

Darum muss sie sich kultiviert einfügen. Eine Rückkehr zum lateinischen<br />

Messbuch von 1570 wäre neubarock, kraftlose Flucht vor der eigenen Zeit in<br />

eine vermeintlich bessere Vergangenheit.<br />

Zum Hochaltar als Stätte der Zelebration führt kein Weg zurück, als ererbter<br />

<strong>und</strong> oft großartiger Raumschluss aber ist er zu erhalten. Er wird von den Gläubigen<br />

während der aktuellen Feier gesehen <strong>und</strong> gibt dem liturgischen Geschehen<br />

Tiefe <strong>und</strong> Würde.<br />

Das Geschehen vor ihm aber muss seinem ästhetischen Anspruch angemessen<br />

sein in Gerät, Gewand <strong>und</strong> Bewegung, sonst verraten wir <strong>die</strong> Kirche als<br />

eine kulturell heruntergekommene Restgemeinschaft. Peter B. Steiner<br />

Ambo – Ort auch des Vorbeters<br />

Nach liturgischer Tradition ist der Ambo<br />

ein herausgehobener „Ort“ (locus,<br />

nicht: pluteus, „Pult“), aber, im Unterschied<br />

zum Altartisch, ist er nicht<br />

geheiligt. Sein erster Zweck war seit<br />

jeher, dem gläubigen Volk ein Wort,<br />

sozusagen handgreiflich, nahe zu<br />

bringen, das der Lektoren, der Sänger,<br />

des Predigers, aber auch Hinweise des<br />

Diakons zum rechten Betragen oder<br />

zu erwünschter Fürbitte. Selbst Politisches<br />

wurde zeitweise vom kirchlichen<br />

Ambo aus den Betroffenen<br />

mitgeteilt. Insofern stellen <strong>die</strong> in gd<br />

5/07 angeführten Dokumente (PEML,<br />

Nr. 33, <strong>und</strong> AEM 2002, Nr. 309) eine<br />

traditionstreue <strong>und</strong> sachgerechte Regelung<br />

dar, <strong>die</strong> keiner Verschärfung<br />

bedarf: Auf dem Ambo dürfen ohne<br />

Bedenken auch „<strong>die</strong> Anliegen des Allgemeinen<br />

Gebets“ vorgetragen werden.<br />

Für den Fall, dass <strong>die</strong>se „Anliegen“<br />

selbst als Gebet formuliert sind,<br />

soll, so <strong>die</strong> Anregung der gd-Redaktion,<br />

der Vorbeter sich dem Altar oder<br />

einem (?) Kreuz zuwenden, gegebenenfalls<br />

also dem Volk Rücken oder<br />

Seite zukehren. In der vielleicht übersehenen<br />

Konsequenz würde <strong>die</strong>s bedeuten,<br />

dass erst recht das größte Gebet,<br />

das man auf dem Ambo vorträgt,<br />

nämlich das Osterlob Exsultet, in eben<br />

derselben Weise, nicht mit dem Gesicht<br />

zur Gemeinde, zu singen wäre.<br />

Und wenn <strong>die</strong>ser Text, warum dann<br />

nicht, wie vor der Liturgiereform,<br />

selbst <strong>die</strong> Schriftlesungen? Denn auch<br />

sie sind als Gotteslob gemeint <strong>und</strong><br />

nicht nur „Bibelinfos“ für Laienchristen.<br />

Ich meine: Bevor wir uns neue,<br />

sicher gut gemeinte Zusatzvorschriften<br />

oder Richtlinien gehörigen liturgischen<br />

Betragens ausdenken, sollten<br />

wir uns um das nicht Wenige kümmern,<br />

was an Wichtigem der Liturgiereform<br />

noch unzulänglich oder gar<br />

nicht in unseren Gemeinden angekommen<br />

ist. In unserem Zusammenhang:<br />

Wo vorgesehene Lesungen aus<br />

Gottes Wort bedenkenlos gestrichen,<br />

wo der Antwortpsalm, biblische Verkündigung<br />

<strong>und</strong> „geschenkte Antwort“<br />

zugleich, nicht oder nur selten erklingt,<br />

bilden der Abzug des Vorbeters vom<br />

Ambo <strong>und</strong> seine fallweise Abwendung<br />

von den Mitbetern schwerlich<br />

gleichwertigen Ersatz.<br />

Heinzgerd Brakmann<br />

Hinweis der Redaktion: Wünschenswert<br />

ist sicher Beides: Gottes Wort<br />

in seiner Fülle zu verkünden <strong>und</strong><br />

ihm einen eigenen Ort im Raum zu<br />

geben. Ein viertes Mikrofon erlaubt<br />

es, zwischen Gottes Wort <strong>und</strong> Menschenwort<br />

zu unterscheiden.<br />

61


„Schönen Sonntag!“ – „Danke,<br />

gleichfalls!“<br />

Wie sehr ein Abgleiten in <strong>die</strong> Umgangssprache<br />

zu liturgischer Sinnentleerung<br />

<strong>und</strong> spiritueller Verarmung<br />

führt, zeigt der Vergleich des in<br />

der Überschrift zitierten Dialogs mit<br />

dem vorgesehenen liturgischen Abschluss.<br />

Es ist aufschlussreich, einmal<br />

wahrzunehmen, an welchen<br />

Stellen der liturgische Wunsch „Der<br />

Herr sei mit euch“ in der erneuerten<br />

Liturgie beibehalten wurde, während<br />

er anderswo weggefallen ist. Der<br />

Priester wünscht zum Beginn der Gemeinde,<br />

<strong>die</strong> sich bewusst <strong>und</strong> unter<br />

seiner ausdrücklichen Anrufung („Im<br />

Namen des Vaters“) vor dem dreifaltigen<br />

Gott versammelt hat, für <strong>die</strong><br />

gesamte Feier <strong>die</strong> Gemeinschaft mit<br />

dem Herrn <strong>und</strong> dann wieder zur Verkündigung<br />

seines Wortes im Evangelium.<br />

Am Beginn des Hochgebetes<br />

meint sein Wunsch speziell <strong>die</strong> Opfergemeinschaft<br />

mit dem Herrn, <strong>die</strong> sakramental<br />

besiegelt wird in der Communio<br />

mit dem Herrn im Eucharistischen<br />

Brot. Da liegt <strong>die</strong> Wiederholung<br />

zum Abschluss in geradliniger Konsequenz:<br />

Jetzt geht es darum, dass <strong>die</strong><br />

anschließende scheinbare Areligiösität<br />

des Alltags aufgehoben werde<br />

durch <strong>die</strong> in Wort <strong>und</strong> Brot erneuerte<br />

<strong>und</strong> bleibende Lebensgemeinschaft<br />

mit dem Herrn. – Kann man Gleichwertiges<br />

mit trivialen Entlassungsworten<br />

für <strong>die</strong> Rückkehr in das profane<br />

Leben wünschen?<br />

Zum andern wurde das Entlassungswort<br />

Ite missa est nicht übersetzt im<br />

Sinne antiker Versammlungsauflösung:<br />

„Ihr könnt jetzt gehen, <strong>die</strong> Versammlung<br />

ist beendet“, sondern inhaltsreich<br />

ersetzt durch: „Gehet hin in<br />

Frieden!“ Das heißt doch: „Gehet hin<br />

in dem Frieden Christi, den ihr in<br />

<strong>die</strong>ser Feier erneut erfahren habt: den<br />

Frieden mit Gott, den Frieden mit den<br />

Mitmenschen, den Frieden im eigenen<br />

Herzen! Ja, nehmt <strong>die</strong>sen dreieinen<br />

Frieden Christi mit hinaus <strong>und</strong><br />

wahrt ihn in den friedensbedrohenden<br />

Realitäten des Lebens!“ Was<br />

gewinnen wir am Ende der Liturgie<br />

durch Angleichung an profane Wünsche,<br />

<strong>die</strong>, gut gemeint, doch niemals<br />

erreichen können, was <strong>die</strong> Liturgie<br />

mit ihren eigenen Worten ausspricht?<br />

Es geht letztlich nicht um den rigorosen<br />

Anspruch auf einzig richtige<br />

Worte <strong>und</strong> Gesten, sondern darum,<br />

dass für <strong>die</strong> Gemeinde das eigentlich<br />

Wesentliche immer wieder deutlich<br />

wird: <strong>die</strong> je neue Gabe <strong>und</strong> Aufgabe<br />

friedlicher Lebensgemeinschaft mit<br />

unserem Herrn in der Liturgie wie im<br />

Leben. Erwin Bücken<br />

62<br />

Christi Himmelfahrt (C) – (17. 5.): Himmelfahrtskommando<br />

Einführung: Was ein Himmelfahrtskommando ist, wissen wir alle. Vor allem<br />

im Krieg ist es ein Auftrag, der den Beauftragten in große Gefahr bringt, ihm<br />

wahrscheinlich das Leben kosten wird; es ist eine Bewegung zum Tode. Christi<br />

Himmelfahrt ist dagegen eine Bewegung zum Leben, vom irdischen Dasein<br />

hin zu himmlischer Lebensfülle. Durch <strong>die</strong> Himmelfahrt Jesu werden wir Menschen<br />

hineingenommen in <strong>die</strong>se Bewegung zum Leben, <strong>die</strong> nicht in Leid,<br />

Schuld <strong>und</strong> Tod stehen bleibt. Sie führt uns hin zum lebendigen Gott, wo<br />

Christus als erster der Entschlafenen für uns eintritt <strong>und</strong> uns den Beistand,<br />

den Heiligen Geist, sendet.<br />

Allgemeines Gebet: Vertrauensvoll wenden wir uns an Jesus<br />

Christus, der bei Gott Vater für uns eintritt, <strong>und</strong> bitten ihn:<br />

– Für alle Christen: um Stärkung ihrer Berufung durch den<br />

Heiligen Geist <strong>und</strong> der Hoffnung auf <strong>die</strong> Verheißungen Gottes.<br />

– Stille – Christus, höre uns.<br />

– Für <strong>die</strong> Frauen <strong>und</strong> Männer, <strong>die</strong> als Missionare ausgesandt<br />

sind, den Glauben zu bezeugen: um Glaubwürdigkeit in der<br />

Verkündigung der Frohen Botschaft durch <strong>die</strong> Kraft des Heiligen<br />

Geistes.<br />

– Für <strong>die</strong> Entscheidungsträger <strong>und</strong> Verantwortlichen in Staat<br />

<strong>und</strong> Gesellschaft: um <strong>die</strong> Erkenntnis dessen, was dem Frieden<br />

<strong>und</strong> der Gerechtigkeit für alle Menschen <strong>die</strong>nt.<br />

– Für <strong>die</strong> an Leib oder Seele Kranken, für alle Notleidenden: um<br />

den Beistand des Heiligen Geistes <strong>und</strong> <strong>die</strong> Hilfe guter Menschen.<br />

– Für unsere Verstorbenen: um <strong>die</strong> Erfüllung ihrer Hoffnung auf<br />

das ewige Leben.<br />

Ewiger Gott, du bist Ursprung <strong>und</strong> Ziel unseres Lebens. Durch<br />

<strong>die</strong> Himmelfahrt deines Sohnes, unseres Bruders Jesus Christus,<br />

wissen wir, dass wir umfangen sind von deinem Leben <strong>und</strong><br />

deiner Liebe. Mit großem Dank loben <strong>und</strong> preisen wir dich hierfür<br />

jetzt <strong>und</strong> in Ewigkeit. ag<br />

7. Sonntag der Osterzeit (C) – (20. 5.): „Alle sollen eins sein“<br />

Gesänge:<br />

GL 228 / KG 474 Christ fuhr gen Himmel<br />

GL 260 / KG 185,1.3–5 Singet Lob unserm Gott<br />

U 128 Unser Leben sei ein Fest<br />

Einführung: In den letzten Jahren ist das Streben der Kirchen nach Einheit in<br />

eine Krise geraten. <strong>Die</strong> Krise macht deutlich: <strong>Die</strong>se Einheit ist letztlich nicht<br />

von Menschen zu schaffen, sondern kann nur von Gott geschenkt werden.<br />

Das darf keine Ausrede sein, um nicht das Menschenmögliche zu tun. Aber es<br />

kann uns demütig machen, so dass wir unser Ungenügen <strong>und</strong> Versagen einsehen<br />

<strong>und</strong> beten: „Herr, schau auf unsere Unfähigkeit, Wege zueinander zu<br />

finden <strong>und</strong> zu gehen. Erbarme dich unser <strong>und</strong> sende uns deinen Geist.“ Gerade<br />

in <strong>die</strong>sen Tagen, in denen wir uns auf das Kommen des Heiligen Geistes<br />

vorbereiten, soll uns <strong>die</strong> Bitte Jesu um Einheit nicht aus den Ohren gehen.<br />

Allgemeines Gebet: Jesus hat am Abend vor seinem Sterben gebetet:<br />

„Alle sollen eins sein, wie wir eins sind.“ So bitten wir jetzt:<br />

– Für alle, denen in den Kirchen <strong>und</strong> kirchlichen Gemeinschaften<br />

Leitungsverantwortung anvertraut ist: um <strong>die</strong> Liebe zur<br />

Wahrheit <strong>und</strong> um den Geist der Versöhnung. – Stille – Komm,<br />

Heiliger Geist.<br />

– Für alle Familien, deren Mitglieder verschiedenen Konfessionen<br />

angehören: um Treue im Glauben an den einen Herrn <strong>und</strong><br />

um gegenseitiges Verständnis.<br />

– Für <strong>die</strong> Regierenden, deren Entscheidungen Bedeutung haben<br />

für das geistige Klima in ihrem Land: um den Geist der Achtung<br />

vor der Würde eines jeden Menschen.<br />

– Für <strong>die</strong> Christen, <strong>die</strong> um ihres Glaubens willen verfolgt werden:<br />

um Kraft <strong>und</strong> Mut <strong>und</strong> um Rettung aus aller Not.<br />

Allmächtiger Gott. Du vermagst <strong>die</strong> Einheit zu wirken, <strong>die</strong> wir<br />

nicht zustande bringen. Auf dich vertrauen wir, in <strong>die</strong>ser Zeit<br />

<strong>und</strong> in Ewigkeit. gd


Pfingstsonntag (C) – (27.5.): Alle können verstehen<br />

Einführung: Wer bei einer Papstau<strong>die</strong>nz auf dem Petersplatz in Rom steht,<br />

kann sich an das Pfingstereignis erinnert fühlen. Damals haben sich Menschen<br />

aus aller Herren Länder dort versammelt, wo <strong>die</strong> Apostel waren, <strong>und</strong><br />

sie alle verstanden <strong>die</strong> Botschaft, <strong>die</strong> <strong>die</strong>se Männer verkündeten. Sicher verstehen<br />

heute nicht alle Wort für Wort, was <strong>die</strong> Kirche sagt. Was aber heute wie<br />

damals verstanden wird, ist das persönliche Zeugnis. Wo Menschen wirklich<br />

als Christen leben, wo sie zu ihrem Glauben stehen <strong>und</strong> begeistert davon<br />

sprechen, was er ihnen bedeutet, wird ihre Botschaft verstanden. Das ist <strong>die</strong><br />

Sprache des Heiligen Geistes. Öffnen wir heute ihm unser Herz!<br />

Allgemeines Gebet: Menschen aus allen Völkern verstehen <strong>die</strong><br />

frohe Botschaft, wenn sie in der Kraft des Heiligen Geistes verkündet<br />

wird. Darum beten wir:<br />

– Für <strong>die</strong> Führer in den großen Religionen: um <strong>die</strong> Gabe der<br />

Unterscheidung der Geister, damit sie Gottes Willen <strong>und</strong> <strong>die</strong><br />

Wahrheit in der Überzeugung Andersgläubiger zu erkennen<br />

vermögen. – Stille – Sende aus deinen Geist, <strong>und</strong> das Antlitz<br />

der Erde wird neu (GL 253,1 / KG 489).<br />

– Für alle, <strong>die</strong> in der Politik <strong>und</strong> auf <strong>die</strong> öffentliche Meinung<br />

großen Einfluss haben: um Achtung vor der Würde eines jeden<br />

Menschen <strong>und</strong> um ein gutes Urteil darüber, was notwendig<br />

<strong>und</strong> gut ist.<br />

– Für <strong>die</strong> Menschen in leiblicher oder seelischer Not, hier unter<br />

uns, in unserer Gemeinde, in unserem Land <strong>und</strong> auf der ganzen<br />

Welt: um <strong>die</strong> Kraft <strong>und</strong> <strong>die</strong> Hilfe, <strong>die</strong> sie brauchen.<br />

– Für alle, <strong>die</strong> Orientierung suchen, besonders für <strong>die</strong> jungen<br />

Menschen, <strong>die</strong> danach fragen, wofür sie leben sollen: um<br />

Klarheit im Denken <strong>und</strong> um ein großmütiges Herz für <strong>die</strong> richtigen<br />

Entscheidungen.<br />

Allmächtiger Gott. Wie du am ersten Pfingstfest deinen Geist<br />

ausgegossen hast über <strong>die</strong> Apostel, so führst du durch deinen<br />

Geist <strong>die</strong> Kirche durch <strong>die</strong> Zeiten. Dafür danken wir dir <strong>und</strong> preisen<br />

dich, in <strong>die</strong>ser Zeit <strong>und</strong> in Ewigkeit. gd<br />

Pfingstmontag (C) – (28. 5): Dank<br />

Einführung: Mit Pfingsten endet <strong>die</strong> österliche Festzeit, <strong>die</strong> Zeit im Jahreskreis beginnt.<br />

Es ist <strong>die</strong> Zeit der Kirche, <strong>die</strong> – geleitet <strong>und</strong> gestärkt durch den Heiligen Geist<br />

– im Alltag ihren Weg zu gehen hat. Wenn wir jetzt miteinander Gottes<strong>die</strong>nst feiern,<br />

danken wir Gott, dass er uns seinen Sohn gesandt hat, damit jeder, der glaubt, das<br />

ewige Leben hat. Wir sagen Gott Dank dafür, dass wir ausgestattet mit den Gaben<br />

des Heiligen Geistes unseren Lebensweg im Alltag mit all seinen Anforderungen<br />

meistern können, dass wir etwas vom Geheimnis Gottes wissen dürfen, dass uns<br />

der Weg zu Gott geöffnet wurde durch Jesus Christus.<br />

Allgemeines Gebet: Wir haben den Geist empfangen, der uns zu<br />

Kindern Gottes macht. Wir wenden uns mit unseren Anliegen<br />

an Gott, unseren Vater, <strong>und</strong> beten:<br />

– Für alle, <strong>die</strong> getauft <strong>und</strong> gefirmt sind: um Kraft <strong>und</strong> Stärke<br />

durch den Heiligen Geist, damit sie den Alltag mit seinen Anforderungen<br />

meistern können. – Stille – Vater im Himmel.<br />

– Für <strong>die</strong> Regierenden in aller Welt: um verantwortungsbewusstes<br />

Handeln zur Förderung von Frieden <strong>und</strong> Gerechtigkeit <strong>und</strong><br />

Linderung von Not <strong>und</strong> Armut.<br />

– Für alle, <strong>die</strong> als Eheleute, als Familie oder in einer anderen Gemeinschaft<br />

miteinander leben: um den Geist der Liebe, der<br />

auf Streit Versöhnung <strong>und</strong> Vergebung folgen lässt.<br />

– Für <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> unter schweren Schicksalsschlägen zu leiden<br />

haben <strong>und</strong> nicht mehr weiterwissen: um einen guten Beistand,<br />

der sie aufrichtet <strong>und</strong> neuen Lebensmut weckt.<br />

– Für <strong>die</strong> Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen in unserem Land <strong>und</strong> in aller<br />

Welt: um eine gute Erziehung <strong>und</strong> Ausbildung, geprägt von<br />

der Würde eines jeden Menschen als Ebenbild Gottes.<br />

Ewiger Gott, du hast uns deinen Sohn <strong>und</strong> den Heiligen Geist<br />

gesandt, damit wir das Leben haben. Dir sei im Heiligen Geist<br />

Dank gesagt durch Jesus Christus, unseren Herrn. ag<br />

Zu: „pro multis“, gd 4 <strong>und</strong> 6/07<br />

a) <strong>Die</strong> wörtliche Übersetzung ist keine<br />

Garantie dafür, dass eine Übersetzung<br />

auch richtig ist. Wer englisch<br />

„How do you do?“ mit „Wie tun<br />

Sie tun?“ ins Deutsche überträgt,<br />

wird wohl mit konsternierten Blicken,<br />

wenn nicht gar mit höhnischem Gelächter<br />

bedacht. Übrigens: Obwohl<br />

uns <strong>die</strong> englischsprechenden Nationen<br />

so nahe sind, wird kaum jemandem<br />

bewusst, dass <strong>die</strong> englische<br />

Umgangssprache kein „du“ kennt<br />

sondern nur ein „ihr“. Das „du“<br />

(thou) wird nur noch im Gebet an<br />

Gott gerichtet. Wieviel schwerer dürfte<br />

es sein, <strong>die</strong> damals ,gemeinten’ Inhalte<br />

adäquat zu übersetzen.<br />

b) <strong>Die</strong> Gefahr eines Missverständnisses<br />

in Richtung einer Allerlösungslehre<br />

ist m. E. bei der Übersetzung<br />

„für alle“ nicht gegeben. Jesus<br />

spricht einfach von seiner Gabe<br />

(Hingabe, Gnade, Opfer), <strong>die</strong> er allen<br />

anbietet. Jede Gabe setzt voraus,<br />

dass sie in Freiheit angenommen<br />

oder abgelehnt wird. Alles andere<br />

wäre ein Überstülpen. Eine andere<br />

Gefahr scheint mir bedenklicher:<br />

dass so mancher Verfechter des<br />

,nur‘ „für viele“ sich selbst schon auf<br />

der Seite der Gerechten vermutet; eine<br />

Sicherheit, <strong>die</strong> der Herr mit dem<br />

Gleichnis vom Pharisäer <strong>und</strong> Zöllner<br />

thematisierte.<br />

P. Franz Solan Nüßlein OFM Cap<br />

Wo bleibt das „enim“?<br />

Das „pro multis“ muss also wieder<br />

her – in Treue zum lateinischen Text.<br />

Muss ich mich in einigen Jahren erneut<br />

auf eine dem Lateinischen loyale<br />

Änderung einlassen? Im lateinischen<br />

Text lese ich: „Hoc est enim corpus<br />

meum.“ Sollten <strong>die</strong> Kritiker des „für<br />

alle“ das übersehen haben? Oder<br />

sollten sie deshalb in kleinen Schritten<br />

ihre Kritik vorbringen, weil sie<br />

der Druckindustrie gönnen, in einigen<br />

Jahren erneut ein überarbeitetes Missale<br />

drucken zu können/müssen? Und<br />

wie ist es mit dem Gebet des Herrn?<br />

Darf „in caelis“ übersetzt werden mit<br />

„im Himmel“? Darf in Kauf genommen<br />

werden, dass das „qui es“ in der<br />

deutschen Übersetzung nicht mehr<br />

auftaucht? Im Schott lese ich, dass<br />

„praeceptis salutaribus moniti“ übersetzt<br />

ist mit „Durch heilbringende Anordnung<br />

gemahnt“. – Im Schott!!!<br />

Und auch das „erat“ im „Ehre sei dem<br />

Vater“ ist inzwischen einfach unterschlagen!<br />

Welch segensreiche theologische<br />

Nachhilfe bzw. Auseinandersetzung<br />

steht uns – angesichts wie<br />

vieler weiterer Übersetzungsfehler? –<br />

noch bevor! Franz J. Durkowiak<br />

63


Gottes<strong>die</strong>nst<br />

Verlag Herder, Hermann-Herder-Str. 4<br />

D-79104 Freiburg . M 8374<br />

Herausgegeben von den Liturgischen <strong>Institut</strong>en Trier (Eberhard Amon),<br />

Salzburg (Winfried Bachler OSB) <strong>und</strong> Fribourg (Peter Spichtig OP). Schriftleitung:<br />

Eduard Nagel (verantwortlich). Redaktionsbeirat: Weihbischof Dr.<br />

R. Hauke, Hermannsplatz 13, D-99084 Erfurt; Univ.-Ass. Dr. Chr. Freilinger,<br />

Kath.-Theol. Privatuniversität Linz, Bethlehemstr. 20, A-4020 Linz; Dr. G.<br />

Brüske, Postfach 165, CH-1707 Fribourg. Erscheint 6-mal vierteljährlich.<br />

Preise (unverb. Preisempfehlung, D): Jahresabonnement 43,– €, für Stu<strong>die</strong>rende<br />

32,– €, jeweils zzgl. 10,81 € Versand. Einzelheft 2,30 €. Bestellung in<br />

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Zu: „Auf zwei Minuten“, gd 3/07<br />

<strong>Die</strong> Anregung zur Verlebendigung<br />

der Werktagsmessen durch das Singen<br />

des Halleluja <strong>und</strong> des Sanctus<br />

möchte ich ergänzen durch <strong>die</strong> Empfehlung,<br />

auch <strong>die</strong> Doxologie zu<br />

singen. Dafür gibt es ja Vorlagen.<br />

Wir singen in unserer Pfarr- <strong>und</strong><br />

Wallfahrtskirche an jedem Sonn<strong>und</strong><br />

Feiertag <strong>die</strong> Doxologie mit dem<br />

dreimaligen von der Orgel begleiteten<br />

„Amen“, wie sie in Lourdes als<br />

feierliche Zustimmung des Volkes<br />

zur Darbringung des Opfers gesungen<br />

wird. An Werktagen verwende<br />

ich <strong>die</strong> Choralmelo<strong>die</strong> des Messbuchs.<br />

August Hinteregger<br />

Über den Exorzismus<br />

„In dem vorliegenden Buch geht es<br />

um <strong>die</strong> Frage, ob man ,für wahr halten‘<br />

kann, dass Menschen vom Teufel<br />

besessen sein können, <strong>und</strong> um <strong>die</strong><br />

daraus folgende Frage, ob man es ,für<br />

wahr halten‘ kann, dass <strong>die</strong>se Menschen<br />

durch den Exorzismus von<br />

<strong>die</strong>ser Besessenheit befreit werden<br />

können.“ – So steht im Vorwort von:<br />

Alexandra von Teuffenbach, Der Exorzismus.<br />

Befreiung vom Bösen. Sankt<br />

Ulrich Verlag, Augsburg 2007. 120 S.,<br />

€ 9,90. ISBN 978-3-936484-98-4.<br />

Seit dem Fall Klingenberg, ist im deutschen<br />

Sprachraum der Exorzismus<br />

ein Unthema. Das Buch erklärt, dass<br />

<strong>und</strong> inwiefern es dabei um <strong>die</strong> Frage<br />

nach unserem Glauben geht, <strong>und</strong> welche<br />

Konsequenzen daraus in der Praxis<br />

gezogen werden könnten.<br />

Mitarbeiter <strong>die</strong>ses Heftes<br />

Dr. Heinzgerd Brakmann, Stiftsgasse 9, D-<br />

53111 Bonn – P. Erwin Bücken SJ, Peter-Faber-Haus,<br />

Am Schwemmhorn 3a, D-14089<br />

Berlin – Arnd Friedrich, DIE HEGGE, Niesen-<br />

Hegge 4, D-34439 Willebadessen-Niesen –<br />

Prof. Dr. Albert Gerhards, Am Hof 1, D-53113<br />

Bonn – Pfr. Andreas Gottschalk (ag), Pfarrer-<br />

Kraus-Str. 150, D-56077 Koblenz – Prof. Matthias<br />

Kreuels, Weberbach 72a, D-54290 Trier<br />

– Lic. theol. Dorothee Mann, DIE HEGGE,<br />

Niesen-Hegge 4, D-34439 Willebadessen-<br />

Niesen – Dr. Peter B. Steiner, Diözesanmuseum,<br />

Domberg 21, D-85354 Freising.<br />

64<br />

Nummer 8<br />

Raum für postalische Zwecke<br />

Aufgaben für den Sachausschuss<br />

Liturgie im Mai<br />

Vorbereitung<br />

● Maiandachten<br />

● Berücksichtigung des Welttags der geistlichen Berufe<br />

● Bittwoche, Bittprozessionen<br />

● Christi Himmelfahrt (Brauchtum)<br />

● Berücksichtigung der Renovabis-Kollekte<br />

● Pfingstnovene<br />

● Pfingsten<br />

● Pfarrfest / Pfarrwanderung<br />

Planungen<br />

● Fronleichnam<br />

● Herz-Jesu-Fest<br />

● Schulgottes<strong>die</strong>nste zum Ende des Schuljahres<br />

● Gottes<strong>die</strong>nste während der Ferien (evtl. Sonntagsgottes<strong>die</strong>nste ohne Priester)<br />

● Berücksichtigung von Gästen <strong>und</strong> Touristen im Gottes<strong>die</strong>nst<br />

Diskussionsthema für Mai / Juni / Juli: Eucharistische Frömmigkeit<br />

Viele Jahrh<strong>und</strong>erte lang konzentrierte sich <strong>die</strong> eucharistische Frömmigkeit auf <strong>die</strong><br />

Anbetung des in der konsekrierten Hostie gegenwärtigen Herrn. In der ersten<br />

Hälfte des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts entwickelte sich neben <strong>die</strong>ser Anbetungsfrömmigkeit<br />

eine Kommunionfrömmigkeit, deren Höhepunkt der Empfang der heiligen Kommunion<br />

<strong>und</strong> <strong>die</strong> anschließende persönliche Danksagung war. Das Zweite Vatikanische<br />

Konzil brachte ins Bewusstsein zurück, dass <strong>die</strong> Eucharistie zunächst ein<br />

Geschehen ist, in dem das gegenwärtig wird, was einst vom Letzten Abendmahl<br />

bis zur Verherrlichung des Auferstandenen geschah. <strong>Die</strong>ser neuen Einsicht entspricht<br />

eine Feierfrömmigkeit: Vom Hören des Wortes Gottes über das Bringen<br />

der Gaben <strong>und</strong> über das Hochgebet bis zur Kommunion unter beiden Gestalten<br />

sind <strong>die</strong> Gläubigen eingeladen, innerlich <strong>und</strong> äußerlich das Geschehen mitzuvollziehen.<br />

Das gemeinschaftliche Tun gibt naturgemäß dem privaten Gebet weniger<br />

Raum als <strong>die</strong> früheren Formen eucharistischer Frömmigkeit. So wächst heute das<br />

Bedürfnis nach Orten <strong>und</strong> Formen, <strong>die</strong> mehr Gelegenheit zum persönlichen Gebet<br />

in Stille geben, als <strong>die</strong>s in der Feier der Eucharistie möglich ist. Damit kommt<br />

<strong>die</strong> Anbetung des Herrn in der Brotsgestalt wieder neu in den Blick.<br />

<strong>Die</strong> eucharistische Anbetung ist etwas wie ein aus der Feier heraus verlängerter<br />

Kommuniondank, ein – oft wortloses – einfach vor Gott Da-Sein, Sich-vonihm-anschauen-Lassen<br />

<strong>und</strong> Auf-ihn-Schauen. <strong>Die</strong> gottes<strong>die</strong>nstliche Form der<br />

eucharistischen Anbetung hat in der Regel folgende Elemente: Aussetzung<br />

des Allerheiligsten, Wort der Heiligen Schrift als Impuls, längere Zeiten der<br />

Stille, gemeinschaftliches Beten <strong>und</strong> Singen, Segen.<br />

Pfarrgemeinden stellt sich <strong>die</strong> Frage, für welche Zielgruppen, zu welchen Anlässen<br />

<strong>und</strong> Zeiten solche Gottes<strong>die</strong>nste gefeiert werden sollen.<br />

Zu überdenken ist <strong>die</strong> vielerorts erhaltene Praxis des „Ewigen Gebets“ oder „40stündigen<br />

Gebets“ unter der Rücksicht, ob <strong>die</strong> Form dem Anliegen der Anbetung<br />

<strong>und</strong> den <strong>die</strong>sbezüglichen Bedürfnissen der Menschen in allem angemessen ist.<br />

Das entsprechende liturgische Buch ist der Ritualeteil „Kommunionspendung<br />

<strong>und</strong> Eucharistieverehrung außerhalb der Messfeier“ (im Internet unter: http://<br />

www.liturgie.de/liturgie/info/aktuelles/download/kommunionspendung.html)

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