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Energiewende 2030 - The Big Picture

Agora Energiewende (2017): Energiewende 2030: The Big Picture. Megatrends, Ziele, Strategien und eine 10-Punkte-Agenda für die zweite Phase der Energiewende.

Agora Energiewende (2017):
Energiewende 2030: The Big Picture. Megatrends, Ziele, Strategien und eine 10-Punkte-Agenda für die zweite Phase der Energiewende.

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Agora <strong>Energiewende</strong> | <strong>Energiewende</strong> <strong>2030</strong>: <strong>The</strong> <strong>Big</strong> <strong>Picture</strong><br />

Energiekostenbelastung tragen sollten, als sie bisher<br />

zu tragen hatten. Der bisherige Maximalwert des<br />

Anteils der Energiekosten an den Konsumausgaben<br />

der privaten Verbraucher betrug 9 Prozent im Jahr<br />

2013, im Jahr 2015 ging er auf 7,6 Prozent zurück. 10<br />

Im Bereich der Industrie kann der Energiestückkostenindex,<br />

der von den Sachverständigen zum Monitoring<br />

der <strong>Energiewende</strong> ermittelt wird, als Indikator<br />

herangezogen werden. Er misst den Anteil der Energiekosten<br />

an der Bruttowertschöpfung der Industrie<br />

und lag in den letzten Jahren bei etwa 8 Prozent. 11 Als<br />

Ziel für <strong>2030</strong> könnte insofern sowohl für Industrie<br />

als auch für Privathaushalte formuliert werden, dass<br />

die Ausgaben für Energie immer unter 10 Prozent der<br />

Bruttowertschöpfung beziehungsweise der Konsumausgaben<br />

liegen sollen.<br />

Bei einer solchen Durchschnittsbetrachtung müssen<br />

spezifische Situationen unterschiedlicher Verbrauchergruppen<br />

berücksichtigt werden. Einerseits<br />

müssen etwaige Kostensteigerungen in Privathaushalten<br />

mit geringen Einkommen, die von jeher einen<br />

überdurchschnittlichen Energiekostenanteil an ihren<br />

Gesamtausgaben aufweisen, über gute Sozialpolitik<br />

begrenzt werden. Andererseits sind auch in Zukunft<br />

Ausnahmeregelungen für Teile der Industrie notwendig<br />

und sinnvoll, um die Wettbewerbsfähigkeit des<br />

Industriestandortes Deutschland abzusichern. Ausnahmeregelungen<br />

dürfen jedoch nicht dem Ziel eines<br />

effizienten und flexiblen Energieverbrauchs in den<br />

begünstigten Sektoren entgegenwirken.<br />

Eine versorgungssichere <strong>Energiewende</strong><br />

<strong>2030</strong><br />

Die zuverlässige Versorgung mit Energie hat für jede<br />

Volkswirtschaft höchste Priorität – insbesondere<br />

aber für einen im globalen Wettbewerb stehenden<br />

Industriestandort wie Deutschland. Seit Jahrzehnten<br />

nimmt Deutschland bei der Versorgungssicherheit<br />

im internationalen Vergleich einen Spitzenplatz ein.<br />

Dabei muss es bleiben. Die Aufgabe der Energiepolitik<br />

besteht darin, die Versorgungssicherheit im Wandel<br />

auf dem gewohnt hohen Standard zu halten und in<br />

Teilbereichen weiter zu verbessern, wie zum Beispiel<br />

bei der Abhängigkeit von Energieimporten aus<br />

Krisen gebieten.<br />

Im Jahr 2015 bezog Deutschland rund 70 Prozent<br />

seiner gesamten Primärenergie aus dem Ausland. 12<br />

Durch den schrittweisen Ersatz von Kernenergie,<br />

Kohle, Öl und Gas durch mehr Energieeffizienz und<br />

Erneuerbare Energien nimmt die Abhängigkeit von<br />

Energieimporten aus bestehenden oder potenziellen<br />

Krisenregionen ab. Das entlastet nicht nur die nationale<br />

Energierechnung, sondern verlagert auch Wertschöpfung<br />

aus dem Ausland ins Inland.<br />

Insbesondere das deutsche Stromsystem zeichnet<br />

sich aktuell durch hohe Zuverlässigkeit aus. Die<br />

Werte des Stromausfallindex SAIDI 13 , das heißt die<br />

durchschnittlichen ungeplanten Stromausfallzeiten<br />

in den Verteilnetzen, haben sich während der ersten<br />

Phase der <strong>Energiewende</strong> weiter verbessert. 2015<br />

erreichte er mit zwölf Minuten pro Jahr ein historisches<br />

Minimum. 14 Langfristiges Ziel muss es sein,<br />

die auch im Vergleich mit anderen Industrieländern<br />

herausragende Zuverlässigkeit der Stromversorgung<br />

dauerhaft zu wahren. 15<br />

Hierzu sind zwei Akteure in der Pflicht: die Übertragungsnetzbetreiber<br />

und die Politik. Die Übertragungsnetzbetreiber<br />

sind für die Systemsicherheit<br />

verantwortlich. Die Politik muss die Rahmenbedingungen<br />

im Energiewirtschaftsrecht mithilfe geeigneter<br />

Instrumente (zum Beispiel Kapazitätsreserven,<br />

Kapazitätsmärkte o. Ä,) so setzen, dass die Versorgungssicherheit<br />

jederzeit gewährleistet ist. 16<br />

Als Konkretisierung des Ziels Versorgungssicherheit<br />

für das Jahr <strong>2030</strong> kann somit formuliert werden,<br />

dass die Importabhängigkeit der Primärenergieträger<br />

(Kohle, Öl, Gas, Erneuerbare) auf unter 60 Prozent<br />

sinken soll und der Stromausfallindex SAIDI dauerhaft<br />

unter 20 Minuten Ausfallzeiten pro Kunde und<br />

Jahr verbleiben soll.<br />

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