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Jetzt mal ernsthaft! - Rondo

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Das<br />

<strong>Rondo</strong><br />

Klassik<br />

& Jazz<br />

Magazin<br />

Langt Lang?<br />

Neuerscheinungen zum<br />

Liszt-Jubiläum im Überblick<br />

Zukunft des Rundfunks<br />

Klassik im Radio oder<br />

Klassik Radio?<br />

Frischer Wind<br />

Sturmszenen in der Oper<br />

Blut und Samt<br />

Die Renaissance in<br />

Ausstellung,<br />

Sachbuch und CD<br />

Maurizio Pollini<br />

<strong>Jetzt</strong> <strong>mal</strong> <strong>ernsthaft</strong>!<br />

www.rondomagazin.de<br />

5 |11 · 20. Jahrgang<br />

Aleksandra Kurzak • Wanda Landowska im Bachhaus Eisenach • Daniel-Ben Pienaar • Ingolf Wunder •<br />

Jonathan Nott • Musikstadt Lyon • Nils Petter Molvaer • Oslo Philharmonic • Pesaro Festival • René Jacobs


DIE BESTEN<br />

GUTEN KLASSIK-CDs<br />

30 herausragende Klassik-CDs<br />

in Schmuck-Verpackungen,<br />

ausgewählt vom KulturSPIEGEL<br />

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Edition<br />

zum<br />

Sonderpreis<br />

DIE 30 EINZEL-CDs SIND AUCH IN ZWEI 15-CD-BOXEN (+ BONUS-CD) ERHÄLTLICH!


titel: bothor<br />

Inhalt 5/11 · Leserbriefe<br />

Inter net<br />

Jeden Sams tag neu:<br />

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tIteL<br />

Maurizio Pollini 6<br />

KLASSIK<br />

Pasticcio 4<br />

Daniel-ben Pienaar 8<br />

Porträt franz Liszt 9<br />

Lang Lang 11<br />

Wanda Landowska 12<br />

Ingolf Wunder 13<br />

Klassik im rundfunk 14<br />

Magazin 16<br />

rené Jacobs 17<br />

Sturm in der Oper 18<br />

Musik der renaissance 20<br />

Aleksandra Kurzak 21<br />

neue Gesichter 22<br />

CD-rezensionen 24<br />

bach Klavierkonzerte 25<br />

Vivaldi Cellokonzerte 26<br />

Liszt-neuerscheinungen 28<br />

Premierenabo 30<br />

Vokal total 31<br />

JAZZ<br />

nils Petter Molvaer 23<br />

CD-rezensionen 31<br />

Louis Armstrong 33<br />

OPer, feStIVAL, KOnZert<br />

Musikstadt Lyon 34<br />

Jonathan nott 38<br />

PDSK-nachtigall 39<br />

Oslo Philharmonic Orchestra 40<br />

Pesaro 41<br />

fanfare 42<br />

termine 43<br />

Impressum 49<br />

Zugabe 50<br />

rOnDO-PLUS fÜr<br />

AbOnnenten<br />

Hörtest Liszt »Les Préludes« RONDOplus 2<br />

CD-rezensionen Klassik RONDOplus 5<br />

Klassik-Olymp RONDOplus 5<br />

Haste töne¿ RONDOplus 7<br />

retro-Diskothek RONDOplus 9<br />

Kornemanns Klavierklassiker RONDOplus 10<br />

Klassik-DVDs RONDOplus 11<br />

CD-rezensionen Jazz RONDOplus 12<br />

Meilensteine des Jazz RONDOplus 12<br />

50 Jahre Impulse RONDOplus 13<br />

Musik der Welt RONDOplus 14<br />

neue bücher RONDOplus 16<br />

WOHer Der MUt? (titelbild in rOnDO 4/11)<br />

Das ist ja wirklich ein herausragendes titelbild, das da heute morgen im briefkasten lag. So<br />

etwas Mutiges ist man von rOnDO garnicht gewöhnt. Schade nur, dass man nicht auch erfährt,<br />

um wen es sich bei der fröhlich jauchzenden Dame handelt, die ihren »Sklaven« so lustvoll<br />

an der telefonschnur »Gassi führt«. Die »reifeprüfung« der Alice Sara Ott, die unter dem<br />

titel »riding beethoven« angekündigt wird, wird es ja wohl kaum sein!<br />

Bernd Rundlauf, Frankfurt<br />

Anm. d. red.: es handelt sich um Olivia Vermeulen als Phénice und Michel Podwojski als Kreuzritter<br />

in Calixto bieitos »Armida« an der Komischen Oper berlin (foto David baltzer).<br />

LeUte In rOnDO (Impressum in rOnDO 4/11)<br />

Schade, dass Sie neue Mitarbeiter den Lesern nicht auch ein wenig vorstellen. Ich würde mich<br />

sehr dafür interessieren, die Autoren und redakteure des rOnDO etwas näher kennenzulernen.<br />

Nikolaus Führmann, via eMail<br />

COMIC fÜrS Leben (Comic in rOnDO 4/11)<br />

Der Comic ist bunter geworden und wirkt nicht mehr so intellektuell. Das tut ihm gut. Meine<br />

frau benutzt ihn schon seit einiger Zeit im Unterricht – ihre Schüler haben immer viel Diskussionsstoff<br />

und nehmen (hoffentlich) auch einiges Wissenswertes mit nach Hause bzw. ins<br />

Leben. Ernst Waldmann, Stuttgart<br />

KULISSenZAUber (nils Landgren in rOnDO 4/11)<br />

Danke für den Artikel über den Jazzer nils Landgren. Ich war selbst auch bei seinem Konzert<br />

beim Valamar Jazzfestival in Poreč (nicht Poreč, wie Sie schreiben). es war ein rundum toller<br />

Abend, und ich kann nur jedem empfehlen, dort <strong>mal</strong> selbst hinzufahren. eine solche Kulisse<br />

findet man bei keinem anderen Jazzfestival. Anne Tollba, Oldenburg<br />

brIefe<br />

rOnDO · Lucile-Grahn-Str. 37 · 81675 Mün chen<br />

fax: (089) 45 72 61 50 · eMail: le ser@ron do ma ga zin.de<br />

5/2011 RONDO 3<br />

NEUHEITEN BEI<br />

BERLIN CLASSICS<br />

SHARON KAM<br />

W. A. MOZART<br />

Klarinettenkonzert, KV 622<br />

Klarinettenquintett, KV 581<br />

Haydn Philharmonie<br />

van Keulen · Mathé · Jacobsen · Rivinius<br />

Sharon Kam präsentiert das berühmte Mozart-Konzert<br />

und das -Quintett mit dem Instrument, für das sie eigentlich<br />

komponiert wurden – der Bassettklarinette – <strong>mal</strong><br />

virtuos, <strong>mal</strong> gesanglich, immer aber überraschend neu.<br />

RAGNA SCHIRMER<br />

FRANZ LISZT: Années de Pèlerinage<br />

(Gesamtaufnahme auf 3 CDs)<br />

Gesualdo · Marenzio: Madrigale<br />

amarcord, Gesang<br />

Ragna Schirmer hat sich vor dieser Aufnahme selbst<br />

auf Liszts Spuren begeben. In ihrem Reisetagebuch<br />

teilt sie ihre Gedanken mit. Ihre Interpretationen<br />

werden mit Madrigalen ergänzt, um Liszts Bezüge zur<br />

Renaissance aufzuzeigen.<br />

DRESDNER KREUZCHOR<br />

KREUZCHORVESPERN<br />

Geistliche Musik in der Zeit<br />

der Trauer und Zuversicht<br />

»Herr, wenn ich nur dich habe«<br />

Die Reihe mit Gesängen der Dresdner Vespergottesdienste<br />

kommt mit dieser Folge zu ihrem Abschluss. Es erklingen<br />

ausdrucksvolle Chorwerke, die an die Vergänglichkeit des<br />

irdischen Lebens gemahnen und Trost im Glauben spenden.<br />

1 CD · 0016672BC<br />

3 CD · 0300121BC<br />

1 CD · 0300062BC<br />

<strong>Jetzt</strong> im Handel sowie als Download erhältlich.<br />

Weitere Informationen und den Katalog<br />

erhalten Sie bei: Edel Germany GmbH,<br />

Hamburg · Telefon (040) 89 08 53 13<br />

www.edelclassics.de


1212–2012:<br />

800 Jahre<br />

Thomanerchor<br />

Leipzig<br />

CD ROP4031 Kantaten zu Reformation/Michaelistag<br />

CD ROP4043 Kantaten zu Weihnachten<br />

Das Kirchenjahr<br />

mit Johann<br />

Sebastian Bach<br />

START EINER ZEHNTEILIGEN CD-REIHE<br />

mit ausgewählten Bach-Kantaten<br />

zum Kirchenjahr – live aus der Thomaskirche<br />

Solisten des Thomanerchores,<br />

Christoph Genz, Martin Petzold,<br />

Gotthold Schwarz, Matthias Weichert<br />

Thomanerchor Leipzig · Gewandhausorchester<br />

Thomaskantor Georg Christoph Biller<br />

Im Vertrieb der NAXOS DEUTSCHLAND GmbH<br />

www.naxos.de · www.rondeau.de<br />

Pasticcio<br />

eS GeHt berGAUf – HOffentLICH<br />

Deutschland hat aktuell knapp 82 Millionen einwohner. Und wie<br />

viele davon mögen wohl Klassik-Muffel sein? eine repräsentative<br />

Umfrage, die das Zentrum für Kulturforschung in Zusammenarbeit<br />

mit der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) veröffentlicht<br />

hat, bringt es an den tag: Immerhin über 34 Millionen<br />

Im Aufwind: Das Publikum bundesbürger leisten sich zumindest ein<strong>mal</strong> im Jahr ein schönes<br />

Klassik-Konzert oder eine gelungene Opernaufführung. Im Vergleich<br />

zur letzten erhebung 2010/11 ist da ein Zuwachs von 2 % zu verzeichnen! beim genaueren<br />

Hinsehen aber muss man an der musikalischen erziehung des Publikums von übermorgen noch<br />

einiges machen. Denn es sind überwiegend die Älteren, die in Konzerte gehen, während die Zahl<br />

der jüngeren Konzertbesucher zwischen 18 und 24 Jahren weiter zurückgeht. egal, sagt sich DOV-<br />

Geschäftsführer Gerald Mertens: »Wenn das Publikum insgesamt wächst, dann habe ich kein Problem,<br />

wenn es auch ein graues Haar trägt.« rl<br />

eIn GrOSSeS erbe<br />

»Andere machten Geschichte, ich machte Musik«. So lauteten Kurt Sanderlings<br />

Memoiren, die er 2002 veröffentlichte. bereits 90 Jahre alt war<br />

da der Dirigent. Und obwohl Sanderling sein langes Leben tatsächlich<br />

der Musik gewidmet hatte, machte er auch immer wieder Geschichte. In<br />

der Sowjetunion, in die Sanderling vor den nazis geflüchtet war, prägte<br />

er 24 Jahre u.a. als Chef der Leningrader Philharmoniker das Konzertleben.<br />

Und nachdem Sanderling Anfang der 1960er Jahre wieder nach<br />

Deutschland zurückgekehrt war, wurde bis zu seinem Abschied 1977<br />

das (Ost-)berliner Sinfonie-Orchester durch ihn zu einem europäischen Kurt Sanderling †<br />

Spitzenklangkörper. Am 18. September, einen tag vor seinem 99. Geburtstag,<br />

ist dieser Jahrhundertmusiker gestorben. Was bleibt, sind fulminante Aufnahmen, zum<br />

beispiel mit Svjatoslav richter, oder seine Schostakowitsch-Sinfonien. rl<br />

MUSIK UnD POLItIK I<br />

Wann auf politischer ebene die eiszeit zwischen nord- und Südkorea<br />

beendet sein wird, steht noch weit in den Sternen. Auf musikalischem<br />

Parkett könnte sich hingegen bald tauwetter einstellen. Denn der südkoreanische<br />

Dirigent Myung-Whun Chung – seines Zeichens ex-Chef<br />

der Pariser Oper – will einen langgehegten traum in die tat umsetzen:<br />

Orchestermusiker aus beiden Ländern sollen sich bald zu einem einzigen<br />

Orchester verbünden und gemeinsame Konzerte abwechselnd<br />

in Seoul und in Pjöngjang geben. »Ich glaube«, so der Visionär Myung-<br />

Myung-Whun Chung Whun Chung, »die Musik kann die Herzen der Menschen ein bisschen<br />

bewegen, auch wenn sich nicht ein ganzes regime ändern kann.« Zwar<br />

müssen beide regierungen diesem Projekt noch zustimmen. Doch tatsächlich könnte es noch in<br />

diesem Dezember realität werden – und zwar mit beethovens 9. Sinfonie. gf<br />

MUSIK UnD POLItIK II<br />

es sollte ein harmonischer Konzertabend auf höchstem<br />

musikalischem niveau werden. Doch das Gastspiel des<br />

Israel Philharmonic Orchestra unter Zubin Mehta in der<br />

Londoner royal Albert Hall wurde zum Politikum. Schon<br />

im Vorfeld hatten Mitglieder des London Philharmonic<br />

Orchestra in einem anti-israelischen Aufruf die Absetzung<br />

des Konzerts gefordert. für die Demonstranten verkörperte<br />

das IPO den »Apartheid-Staat« Israel, der das pa- Proteste gegen Auftritt des IPO<br />

lästinensische Volk unterdrückt. Die englischen Musiker<br />

wurden daraufhin vom London Philharmonic Orchestra suspendiert. Aber das Konzert wurde dennoch<br />

von über 30 pro-palästinensischen Aktivisten mit heftigen Schmährufen und beleidigenden<br />

Parolen derart gestört, dass die bbC zwischenzeitlich ihre radio-Übertragung unterbrechen musste.<br />

»Wir tragen den namen des Landes, kein Problem, und wir sind de facto botschafter des Landes,<br />

das positive Gesicht Israels«, so Zubin Mehta später. Genau. gf<br />

4 RONDO 5/2011<br />

Müller-Girod


KLASSIK HIGHLIGHTS 20 1 1 | 20 1 2<br />

01.05.12 Frankfurt/Main | 02.05.12 Berlin<br />

03.05.12 Hamburg | 05.05.12 Düsseldorf<br />

07.05.12 Stuttgart | 08.05.12 Leipzig<br />

09.05.12 München |15.05.12 Köln<br />

06.01.2012 HANNOVER | KUPPELSAAL<br />

09.01.2012 MANNHEIM | ROSENGARTEN<br />

23.01.2012 LUZERN | KKL<br />

26.01.2012 STUTTGART | LIEDERHALLE<br />

02.06.2012 MÜNSTER | SCHLOSSPLATZ<br />

09.06.2012 WIESBADEN | BOWLING GREEN<br />

12.06.2012 KOPENHAGEN | KONCERTHUSET<br />

16.06.2012 HAMBURG | DERBY PARK<br />

Tickets unter www. .<br />

Weitere Informationen unter www.deag.de<br />

�i�o�� Ker���<br />

Tournee 2012<br />

La Magnifi ca Comunità | Enrico Casazza<br />

Werke u.a von Hasse, Pergolesi, Porpora<br />

06.10.2012 Hamburg | 11.10.2012 Dortmund<br />

14.10.2012 München | 23.10.2012 Berlin<br />

Sängerin des Jahres 2011<br />

CANDIDE<br />

Leonard Bernstein<br />

15./18.03.2012 Deutsche Oper Berlin<br />

unter anderem mit: Simone Kermes, Toby Spence, Grace Bumbry, Ben Becker<br />

mit Texten von Loriot<br />

de, 01805 - 969 000 555 * , sowie an allen bekannten VVK-Stellen<br />

*(0,14€/Min. aus dem dt. Festnetz / max. 0,42€/Min. aus dem dt. Mobilfunknetz)


Maurizio Pollini<br />

Ernst muss man sein<br />

Mit Karl böhm und Claudio Abbado hat er’s<br />

schon gehabt – jetzt legt Maurizio Pollini seine<br />

dritte einspielung des ersten Klavierkonzerts<br />

von Johannes brahms vor, live aufgenommen<br />

in der Semperoper in Dresden. Dies<strong>mal</strong> am<br />

Pult: Christian thielemann. Der (erzkonservative)<br />

berliner Dirigent und der (linke) Mailänder<br />

Pianist finden in ihrem Anspruch auf musikalische<br />

tiefe bestens zusammen. Im Vorfeld<br />

des siebzigsten Geburtstags im Januar sprach<br />

Kai Luehrs-Kaiser mit Maurizio Pollini über das<br />

richtige Maß an rubato, mangelnde fantasie<br />

in der europäischen Union und das abgeklärte<br />

Italienbild des Künstlers auf Durchreise.<br />

RONDO: Herr Pollini, Sie haben bereits zwei Aufnahmen des 1. Klavierkonzerts<br />

von Johannes brahms eingespielt – unter Karl böhm und unter<br />

Claudio Abbado. Liegt Christian thielemann musikalisch zwischen<br />

den beiden?<br />

Maurizio Pollini: nein, thielemann ist noch ein<strong>mal</strong> ganz anders. Dagegen<br />

hat sich meine Konzeption des Werkes eher wenig verändert. Meine Auffassung<br />

des Charakters, der tempi und des Klangs ist immer noch dieselbe.<br />

RONDO: Sie werden im Januar 70 Jahre alt. Man hat den eindruck, Sie hätten<br />

früher strikter, unnachgiebiger und apodiktischer gespielt?<br />

Pollini: Ich schätze, Sie haben recht. Das ist freilich ganz unbewusst passiert.<br />

RONDO: Hatten Sie eigentlich keine politischen Differenzen mit dem als<br />

konservativ geltenden thielemann?<br />

Pollini: Über Politik habe ich mit ihm nicht gesprochen. nur über Musik.<br />

Ich hatte den eindruck eines Mannes, der immer auf der Suche ist und tief<br />

in die Sache eindringen will. Außerdem besitzt er eine fantastische Kenntnis<br />

des repertoires. Wie Daniel barenboim mir erzählt hat, war thielemann<br />

in seiner Zeit als Korrepetitor sogar in der Lage, die Sänger beim »tristan«<br />

ohne Klavierauszug zu begleiten.<br />

RONDO: Ihr Vater war ein bekannter italienischer Architekt. Hat die Architektur<br />

einen einfluss auf Ihr Spiel ausgeübt? tatsächlich haben Sie ein sehr<br />

6 RONDO 5/2011<br />

strukturbetontes, modern-rationales<br />

Chopin-bild vertreten, oder?<br />

Pollini: Das könnte stimmen, ist<br />

aber intuitiv geschehen. Mein Vater<br />

hätte mir nie<strong>mal</strong>s einen entsprechenden<br />

ratschlag erteilt. tatsächlich<br />

finde ich, dass Chopin für<br />

einen romantischen Komponisten<br />

beinahe ein for<strong>mal</strong>ist gewesen ist.<br />

es gibt nichts Überflüssiges bei ihm.<br />

er war sehr streng mit sich und hat<br />

viele Werke hinterlassen, die nur<br />

gegen seinen Willen veröffentlicht<br />

worden sind. entsprechend habe ich<br />

versucht, die ausgeprägte Lyrik, die<br />

Melodien dieses Komponisten ein<br />

bisschen zu sublimieren.<br />

RONDO: eines Ihrer musikalischen<br />

Architekt war Vater Gino (Kirche<br />

SS Giovanni e Paolo in Mailand) …<br />

Geheimnisse bestand darin, dass Sie zurückhaltend im Gebrauch des rubato,<br />

also von tempo-rückungen waren. richtig?<br />

Pollini: Ja, aber das war nicht ganz neu. Arthur rubinstein zum beispiel<br />

war in seinen frühen Jahren sehr zurückhaltend mit dem rubato. er versuchte<br />

die Übertreibungen seiner Vorgänger rückgängig zu machen. bei einigen<br />

alten Aufnahmen von Paderewski wird fast jeder Akkord mit einem<br />

Arpeggio gespielt. Die Art, wie rubinstein einen neuen ernst bei Chopin<br />

wiederentdeckte, hat mich durchaus inspiriert. <strong>ernsthaft</strong>igkeit und Aufrichtigkeit<br />

sind es, die einem sagen, was ein richtiges rubato ist. Historisch<br />

ist eindeutig, und zwar nach dem Zeugnis von franz Liszt, dass Chopin<br />

selber durchaus mit rubato gespielt hat. Ich glaube einfach, es kommt auf<br />

die Qualität des rubato an, nicht auf die Menge.<br />

RONDO: Ihnen wurden stets Sympathien für die politische Linke unterstellt.<br />

Zu recht?<br />

Pollini: Ich habe mich immer als links verstanden. Aber ich habe mir keine<br />

Illusionen über die diktatorischen Seiten des Kommunismus gemacht. Als<br />

er zusammenbrach, empfand ich das nicht als tragödie. Das Problem heute<br />

besteht darin, dass der Kapitalismus allein übrig geblieben ist.<br />

RONDO: Inwiefern?<br />

Pollini: Man betrachtet den Kapitalismus als die einzig mögliche Wirtschaftsform,<br />

die funktioniert. Die fatalen Auswirkungen davon sehen wir<br />

jeden tag an den finanzmärkten und an den bestehenden Ungerechtigkeiten.<br />

Ich fände es wichtig, dass in europa mehr Kritik und auch mehr


3<br />

Früher war er strikter: Pollini, der seinen 70. Geburtstag im Januar feiert, ist<br />

nach der Unbedingtheit seiner ersten Jahrzehnte milder geworden.<br />

fantasie in bezug auf unsere Verhältnisse möglich wären. Davon, finde<br />

ich, sind wir weit entfernt.<br />

RONDO: In Deutschland sind etliche Künstler der ehe<strong>mal</strong>s politischen Linken<br />

auf die rechte Seite übergewechselt. Warum ist das in Italien nicht<br />

so?<br />

Pollini: Das liegt daran, dass die politische rechte in Italien so abschreckend<br />

stark ist. Korruption, Misswirtschaft, Ignoranz und fehlendes Umweltbewusstsein:<br />

Zählen Sie alle möglichen politischen negativeigenschaften zusammen,<br />

und schon haben Sie ein bild der italienischen rechten.<br />

RONDO: Leben Sie trotzdem gerne in Italien?<br />

Pollini: Ich lebe im Zentrum von Mailand, aber aus praktischen Gründen.<br />

Wenn ich nicht ständig auf reisen wäre, könnte ich es mir dort nicht vorstellen.<br />

reisen ist sehr erfrischend.<br />

RONDO: Ihnen wird großer einfluss auf Claudio Abbado nachgesagt. Worin<br />

besteht er?<br />

Pollini: Wir sind alte freunde. Abbado ist einige Jahre älter als ich. Wir reden<br />

viel über Musik. beim letzten Konzert in berlin etwa haben wir eingehend<br />

über das Adagio aus Mahlers Zehnter gesprochen. Abbado meint,<br />

es sei ein extrem modernes Stück.<br />

Das stimmt auch, obwohl Mahler<br />

ein tonaler Komponist war. Mahlers<br />

Modernität erklärt aber den<br />

sehr verzögerten Siegeszug seiner<br />

Musik. Über solche Dinge reden wir<br />

in einem fort.<br />

RONDO: War Ihr Vorbild Arturo benedetti<br />

Michelangeli der Größte aller<br />

Pianisten?<br />

Pollini: Von einem technischen<br />

Standpunkt aus war er einer der<br />

wenigen absoluten Meister seines<br />

Instruments. Ich nehme an, dass<br />

auch ferruccio busoni von dieser<br />

Art war. Jedenfalls hat ihn rubin-<br />

… und Klangarchitekt und For<strong>mal</strong>ist<br />

sein Sohn Maurizio Pollini.<br />

stein mir gegenüber so beschrieben.<br />

für rachmaninoff und Horowitz<br />

gilt Ähnliches. nur finde ich<br />

nicht, dass technische Perfektion allein selig macht.<br />

RONDO: Gibt es Gegenbeispiele?<br />

Pollini: nehmen Sie etwa Arthur Schnabel. Gewiss nicht der beste techniker<br />

unter den Pianisten, aber doch einer der größten beethoven-Spieler. Sicher<br />

bin ich mir nur über eines: es gab im 20. Jahrhundert einen unfassbaren<br />

reichtum großer Pianisten. Ich habe sie auch in Mailand alle noch gehört.<br />

nicht nur rubinstein, sondern auch Wilhelm backhaus, edwin fischer, Alfred<br />

Cortot und Walter Gieseking. Dann richter und Gilels. Unglaublich!<br />

RONDO: Der Perfektionismus großer italienischer Musiker widerspricht eigentlich<br />

dem Klischee vom lässigen Italiener. Woher kommt das?<br />

Pollini: bei toscanini war es so, dass er aus einem kleinen Ort in Italien<br />

stammte. er hat sich bewusst gegen die Verhältnisse entwickelt, aus denen<br />

er kam. Durch Strenge und Unnachgiebigkeit. Sagen wir so: Der Perfektionismus<br />

italienischer Musiker kommt daher, dass es in Italien eben nicht<br />

nur Schlechtes, sondern auch einige positive Aspekte gibt.<br />

Neu erschienen:<br />

Johannes Brahms<br />

Klavierkonzert nr. 1 d-Moll, op. 15<br />

Maurizio Pollini, Klavier<br />

Staatskapelle Dresden, Ltg. Christian thielemann<br />

DG/Universal 4779882<br />

5/2011 RONDO 7<br />

martin<br />

stadtfeld<br />

bach<br />

die neue cd<br />

Die neue Bach CD von Martin Stadtfeld<br />

mit den Klavierkonzerten BWV 1054,<br />

1058 und 1055, eingespielt mit dem<br />

Philharmonischen Kammerorchester München,<br />

sowie der Weltersteinspielung acht kleiner<br />

Orgelwerke, von Martin Stadtfeld<br />

selbst für Klavier arrangiert.<br />

„DIESE AUFNAHME IST<br />

WIRKLICH RUNDHERUM<br />

ÜBERZEUGEND,<br />

LEBENDIG, SPRITZIG...“<br />

PIANO NEWS, Carsten Dürer<br />

Alle Konzerte unter<br />

www.martinstadtfeld.de<br />

www.sonymusicclassical.de<br />

88697964732


Daniel-ben Pienaar<br />

»Menschen,<br />

die Mozart nicht<br />

mögen, haben<br />

ein Problem«<br />

begeisterungsstürme flauen ja gewöhnlich etwas<br />

ab, und über eine exaltierte Lobeshymne mag<br />

man sich, hat man etwas Abstand gewonnen, gar<br />

schämen, weil an der so überschwänglich gelobten<br />

Kunst etwas war, das altert und vergilbt. Aber<br />

Daniel-ben Pienaars Gesamtschau der Mozartschen<br />

Sonaten fordert das Hören, immer wieder.<br />

Hier arbeitet ein geradezu dämonisches, ruhelos<br />

fragendes Musikernaturell, das uns auf seine<br />

unerhört frei ausholende bahn zwingt. Matthias<br />

Kornemann, dessen rezension zur CD des Monats<br />

September hymnische Züge annahm, hat sich<br />

umgehend auf den Weg nach London gemacht,<br />

um Pienaar kennenzulernen und den jungen Musiker<br />

in rOnDO vorzustellen.<br />

Und immer wieder das eine große rätsel – wie ist es möglich, dass ein nahezu<br />

unbekannter Londoner Hochschuldozent südafrikanischer Abstammung<br />

ein niveau musikalischer bewusstheit und Detaildurchdringung<br />

erreicht, das nahezu alles in den Schatten stellt, was zum thema Mozartscher<br />

Klaviersonaten je<strong>mal</strong>s gesagt wurde?<br />

Schon die frage wäre Daniel-ben Pienaar etwas zu pathetisch. »Als ich<br />

Student war, vor vierzehn Jahren, habe ich als Pianist in einem Hotel gearbeitet.<br />

einen tag habe ich mir den band mit den Mozartsonaten hinge-<br />

8 RONDO 5/2011<br />

Ein Porträt des Künstlers als junger Mann: Daniel-Ben Pienaar, Dozent an der<br />

Londoner Royal Academy of Music, hat mit Mozartsonaten Aufsehen erregt.<br />

stellt und sie alle nacheinander gespielt.« So war der erste Kontakt kaum<br />

mehr als spielerische erkundung ohne tiefere Absichten. Die Werke aber,<br />

von denen er glaubt, selbst die meisten Mozartverehrer würden sie nicht<br />

recht mögen, ließen ihn nicht mehr los. Da spürte er raum für eine Korrektur<br />

eines allzu behaglichen, glatten bildes: »Vergleichen sie ein<strong>mal</strong> Mendelssohn<br />

und Mozart im Alter von 16. Mendelssohn ist der Gewinner,<br />

stimmt’s? Da ist etwas Vollendetes. bei Mozart aber ist das Ausmaß der<br />

Dinge, die sich in seinem Geist entwickelten, so unermesslich, dass nicht<br />

alles aufpoliert ist.« er spielte seinen so provozierend »anders« klingenden<br />

Zyklus im Jahr 2000 an der royal Academy und an der Universität Oxford<br />

und er kommentierte ihn auch.<br />

Das Wort, gesprochen und geschrieben mit einer geradezu literarischen<br />

beredsamkeit, begleitet Pienaars Musizieren von Anbeginn. Doch was sich<br />

musikalisch in diesem Klavierspiel ereignet, entzieht sich der Sprache in<br />

seiner gelegentlich fast unerträglichen Intensität – und die erwartet man<br />

kaum in Mozarts Sonaten, die vielen bloße nebenwerke sind. »es ist paradox<br />

– auf der eines Seite diese große Ökonomie der Klangsprache und ihre<br />

unbeschreibliche Schönheit, und auf der andere Seite diese ungeheure, fast<br />

unerträgliche Anspannung, nahezu existentiell. es gibt Momente, wo die<br />

Dinge zu kollabieren scheinen.« Pienaar macht aus der oft als »fast schon<br />

beethoven« abklassifizierten c-Moll-Sonate so ein soghaft kollabierendes<br />

Szenario. Und wie er von sich selbst sagt, er könne diese Musik nicht zurückgelehnt<br />

hören, so geht es uns bei ihm auch.<br />

Pienaar fasst die expressiven extreme nicht nur bei Mozart in den blick.<br />

Jene unerhörte Spannung charakterisiert auch die ersten beiden Chopinballaden,<br />

zerrissen zwischen fahlem Lyrismus und hysterischem Überschwang.<br />

Man kann diese Grenzgänge, die Lichtjahre entfernt sind von<br />

gesuchter Originalität, auf seiner Homepage anhören. Pienaar scheint diese<br />

Kräfte aus der reibung am Überkommenen, allzu Gewohnten zu generieren.<br />

»Mir gefällt die Idee, dass das Stück zu einer Art bühne wird, auf<br />

der man sich durch seine kompositorischen Probleme arbeitet.«<br />

Wer diese bühne betritt, entzieht sich dem Massengeschmack, dem<br />

»generalisierten Stil«, wie Pienaar ihn nennt. Kein Wettbewerbsbetrieb,<br />

keine dominierende Lehrerpersönlichkeit, kein »Markt« hat diesen Pianisten<br />

produziert. Mit einer kaum zu fassenden freiheit geht er seinen<br />

höchst originellen Weg durch das repertoire, als folge er einer Partitur<br />

durch ungezählte Schichten ihres Aufführungslebens und nähre sich an<br />

den Spannungen und brüchen historischen Wandels: »Ich brauche die direkte<br />

Konfrontation mit der pianistischen Vergangenheit und das kanonische<br />

repertoire, in dem man gleichsam seine Kollegen interpretieren<br />

kann. Und wenn sich ein völliger Widerspruch auftut zu dem, was andere<br />

Spieler machen, habe ich raum und merke, hier gibt es etwas zu tun. So<br />

war das bei Mozart, so ist das bei Schubert.« Dessen zehn vollendete Sonaten,<br />

das ist das nächste große Projekt.<br />

erst ein<strong>mal</strong> aber erscheinen die »Goldberg-Variationen«. »Ich erwarte<br />

nicht, dass die Leute sie so lieben werden wie den Mozart. Sie sind besessen<br />

von diesem Werk und haben sehr viel engere Vorstellungen, wie<br />

es zu klingen habe.« Sicher ist, es wird wieder ein »Gesamtkunstwerk«.<br />

Pienaar benutzt das deutsche Wort. Der Produzent ist ein freund,<br />

Pienaar selbst schneidet – »sündhaft teure Software habe ich mir da geleistet«.<br />

Seine booklettexte, brillante essays allesamt, schreibt er selbst, die künstlerische<br />

Gestaltung schließlich besorgt eine gute freundin. »bei welchem<br />

großen Label hätte ich diese freiheiten?« Ist das der Künstler der Zukunft?<br />

Erscheint am 24.10.:<br />

Bach: Goldberg-Variationen<br />

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Mozart: Die Klaviersonaten (5CD)<br />

Daniel-ben Pienaar<br />

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franz Liszt zum 200. Geburtstag<br />

Der Wille zur<br />

Selbstvervollkommnung<br />

Als Künstlerpersönlich keit ist Liszt unserer<br />

Zeit fremd geworden. Warum hat man seine<br />

Musik so hysterisch bejubelt, während sie heute<br />

die meisten Hörer bis auf ein paar Ausnahmen<br />

einigermaßen unbeteiligt lässt? Überhaupt befremdet<br />

dieses überladene Leben, so unfasslich<br />

bewegt, nach außen gewandt und angefüllt.<br />

Zum 200. Geburtstag erklärt Matthias Kornemann,<br />

warum wir in Liszt den »Popstar« ver-<br />

geblich suchen, und wie wir stattdessen einen<br />

der bildungshungrigsten Komponisten des<br />

19. Jahrhunderts neu für uns entdecken könnten.<br />

Liszt, dieser Heros des 19. Jahrhunderts, will sich nicht zwischen zwei<br />

buchdeckel pressen lassen. Da sie an der fülle scheitert, rettet sich die Geschichtsschreibung<br />

ins romantisch-episodische Genre; die Autoren greifen<br />

sich heraus, was ihnen gefällt oder der Zeitgeist verlangt. Das kann gutgehen,<br />

häufiger aber geht es schief. Die erbärmlichste aller Verengungen<br />

des blicks jedoch ist allgegenwärtig: die erhebung Liszts zum »Popstar«<br />

avant la lettre. Hier formt sich eine verzwergt-bildungsvergessene Gegen-<br />

Da waren seine Reisejahre vorbei: Franz Liszt als niedergelassener Kapellmeister<br />

der Weimarer Hofkapelle, wie stets sorgfältig in Pose gesetzt.<br />

Wer wollte es leugnen: Kein Musiker vor ihm machte seine Zeit so sehr<br />

zum staunenden Zeugen seiner Verschränkung von Kunst und Leben.<br />

In einem Jahrhundert, in dem man Passbilder noch nicht kannte, fand<br />

sich in den reisedokumenten gewöhnlich eine Personenbeschreibung.<br />

bei franz Liszt aber stand lediglich »Celebritate sua sat notus« – durch<br />

seine berühmtheit hinreichend bekannt. es war eine heikle, eine superlativische<br />

berühmtheit. Als Klaviervirtuose löste er Publikumshysterien<br />

aus, sprengte die Holzrahmen herkömmlicher flügel, auf die gesellschaftlichen<br />

Konventionen nahm er als Liebhaber kaum mehr rücksicht. Umhergetrieben<br />

durch ganz europa führte er ein rastloses Wanderleben als<br />

Zelebrität unter Zelebritäten, und jede episode wirkt, als sei sie für die feder<br />

eines romanciers gestellt. Später dann, in Weimar, wurde er das Zentralgestirn<br />

europäischer Musikkultur und der wirkungsmächtigste Klavierpädagoge<br />

aller Zeiten. Das ganze 19. Jahrhundert scheint durch dieses<br />

Leben und Schaffen paradiert zu sein und darin aufgehoben.<br />

eine unheimliche Kraft zur Verwandlung und neuerfindung liegt in<br />

dieser existenz, von der man schon immer sagte, die Welt müsse ihr eine<br />

bühne gewesen sein. Vielleicht war sie ihr aber auch ein buch oder ein<br />

Hörsaal? Das unerhört theatralische, begnadet Selbstinszenatorische<br />

bot dem Meißel der biografischen Zerkleinerer den ersten Angriffspunkt,<br />

und wir lesen über seine öffentlichkeitsverliebte Schauspielernatur bis<br />

zur ermüdung. All das ist auch nicht falsch. Aber es beschreibt nur die<br />

Außenseite einer ästhetischen Haltung, deren gar nicht so romantische<br />

Ganzheit sich unseren blicken entzieht, weil uns geradezu schwindelig<br />

wird von den Lisztschen Metamorphosen. Der Komponist scheint uns<br />

die Wahl zu lassen, in welcher rolle wir ihn haben wollen, auf welcher<br />

bühne, vor welchem Hintergrund. er gab mit erfolg den Pseudo-Ungarn,<br />

Lord byrons Wiedergänger, den vor einem raffael verzückten kunstreligiösen<br />

Pilger oder einen mehr als gut aussehenden Don Juan. ein elementares<br />

verknüpft diese bunte, schier endlose Maskerade: In die äußere<br />

Welt krallt sich seine Kunst immer fest. Man findet kaum einen takt, der<br />

nicht Zeugnis davon ablegte, was sein Schöpfer sah oder las. Die Musik<br />

aber ahmt nicht nach, sie protokolliert einen erkenntnisprozess, und als<br />

staune sie selbst über einen fortschritt, wächst erlebtes oft sehr originell<br />

Mit unstillbarem Hunger nach Erfahrung münzte Liszt die Stationen kultureller<br />

Bildung in musikalische Reflexionen um, zu einem Museum seines<br />

Lebens. So wird z.B. aus der Statue Lorenzo II. de’ Medicis »Il Penseroso«.<br />

in neue formen und Gestalten zusammen. Wer das begreifen möchte,<br />

kann sich nicht zurücklehnen.<br />

treten wir mit Liszt in die neue Sakristei, sehen wir durch seine Augen<br />

die figur Lorenzo II. de Medicis, des unprächtigen Herzogs von Urbino,<br />

gemeißelt von Michelangelo, ein schweigendes rätsel an die nachwelt,<br />

ob dieser Grübler vielleicht Genie verkörpere oder über die Zerstörung<br />

einer Stadt nachsinne, wie Hippolyte taine vermutete. Wie vielschichtig<br />

wart den Helden nach ihrem bilde. 4<br />

5/2011 RONDO 9


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4fängt<br />

Liszts Satz aus den »Années de pèlerinage« diese brütende Gestalt<br />

ein – wenn wir sie denn vor unserem Auge haben. Sonst ist Liszts Genie<br />

vergeudet und der »Penseroso« nicht mehr als ein verschattetes Klavierstück.<br />

So müssen wir uns auf Liszts Spuren machen, wollen wir wirklich<br />

teilhaben an seinem empfinden. Wenn er uns dann oberflächlich vorkommt,<br />

haben wir uns dieses Urteil immerhin redlich erarbeitet. Aber<br />

mit unserem bemühen sinkt diese Gefahr.<br />

Dann aber erkennt man, warum es so erbärmlich ist, in Liszt einen<br />

»Popstar« haben zu wollen. Die Populärkultur will uns die fragen nach den<br />

verborgenen Dingen ersparen. Wer Liszt populär nennt, höhlt ihn aus und<br />

leugnet das unermessliche Geflecht der bezüge in seiner Kunst. ebenso<br />

beleidigt man die Gesellschaftsdamen, die er zur raserei brachte. es waren<br />

elitäre rasereien, eingewoben in die kulturellen Codes einer Oberschicht.<br />

Diese tatsache wird bei den notorischen berichten über Mänaden<br />

auf Devotionalienjagd gerne übergangen. nur wer den »faust« kannte<br />

– und zwar den von Lenau! – wusste um die Szene in der »Dorfschänke«.<br />

nur wer die subtilen Handlungsverästelungen<br />

des »Don Giovanni«<br />

in seinem bewusstsein parat hatte,<br />

konnte die geniale themenmontage<br />

Liszts goutieren, mit der er<br />

sich zum Herrn der Mozartschen<br />

figurenwelt und zum leibhaftigen<br />

Verführer seines Publikums aufschwang.<br />

Und so kann man in Liszts<br />

themenkatalog weiterblättern.<br />

Wer ist »Oberman«, in dessen tal<br />

er sich verliert? Welche Gesänge<br />

inspirierten die »Dante-Sonate«?<br />

»Les préludes« – Vorspiele wozu?,<br />

Fotografie von Franz Liszt im März könnte man auch hier mit Gide<br />

1886, dem Jahr seines Todes<br />

fragen, aber während seine frage<br />

bei Chopin absichtsvoll-rhetorisch<br />

ins Leere zielte, träfe sie hier auf einen literarischen Paten. Lesen Sie Lamartine,<br />

würde Liszt uns raten. Die da<strong>mal</strong>igen kannten ihn vermutlich,<br />

wir nicht. Das ist die unbehagliche Wahrheit, die wir gerne wegwischen<br />

würden.<br />

Das stehende »Programm« dieser Programmmusik ist das Protokoll<br />

einer intellektuellen Selbstvervollkommnung, feurig und eruptiv auf die<br />

bühne gestellt und nach dauernder bestätigung heischend: »Hört, was<br />

ich erworben, lesend und reisend verschlungen habe und für euch ins<br />

riesenmosaik der empfindungskultur des 19. Jahrhunderts einpasse!«<br />

Liszt komponierte einen langen bildungsweg im neuhumanistischen<br />

Geist, auf dem er sich selbst zum Kunstwerk formte und zugleich beflissen<br />

den bildungsbürgerlichen Kanon von Dante bis Goethe abarbeitete.<br />

Man kann das eitel, anmaßend oder naiv finden. Vielleicht zeugte<br />

es auch von der inneren Unsicherheit des Jungen aus raiding. Aber wir<br />

haben nicht das geringste recht, an der <strong>ernsthaft</strong>igkeit dieses Strebens<br />

zu zweifeln.<br />

Allerdings, und da liegt das tiefe Problem, erzählt Liszt seinen bildungsroman<br />

gelegentlich mit schillernd-fragwürdigen Mitteln, mit jenen<br />

triumphal ausladenden Gesten des bühnensiegers, die uns Spätlinge<br />

immer etwas misstrauisch machen. Ist es nicht doch hohles Spiel?<br />

blendet da einer bloß, spielt den byronschen Weltschmerz nur vor, ist<br />

nur religiös der ästhetischen Attitüde, ungarisch nur der Verkleidung<br />

wegen? Dieser Verdacht ist unsere Sünde wider diesen sympathischsten<br />

aller Großen. Dass es aber jenen magischen Prozess geben könnte, der<br />

ein reiches, lauteres inneres Kunstempfinden in eine flammende, weitausholend<br />

großspurige Äußerlichkeit verwandelt, die ebenso wahrhaftig<br />

ist – das glauben wir Liszt nicht mehr. Wäre es nicht eine schöne geburtstägliche<br />

reverenz, wir folgten einem wirklich großen Interpreten<br />

und versuchten es wenigstens?<br />

10 RONDO 5/2011


udolph<br />

Lang Lang<br />

Superstar der<br />

Selbstvermarktung<br />

Da treffen zwei aufeinander: Lang Lang spielt Liszt. technisch stellen<br />

die einst sagenumwobenen fingerbrecher des Ungarn für den Chinesen<br />

keine Herausforderung dar. Und was die Selbstvermarktung<br />

angeht, da scheint Liszt in Lang Lang seinen einzig wahren Adep ten<br />

gefunden zu haben. Doch versteht es der heutige Superstar Lang,<br />

den Kompositionen des seinerzeit als Virtuosen gefeierten Liszt auch<br />

eine Seele zu geben? Dagmar Leischow hat bei einem Interview mit<br />

dem chinesischen Pianisten in Salzburg Maß genommen.<br />

Wenn von seinem Idol franz Liszt die rede ist,<br />

gerät der chinesische Pianist Lang Lang richtig ins<br />

Schwärmen. Vergessen sind die distanziert-professionellen<br />

Phrasen, die er sonst in Interviews<br />

abzuspulen pflegt. es scheint, als kämen Sätze<br />

wie »Liszt hat das Klavierspielen neu definiert.«<br />

wirklich von Herzen. Dieser Komponist, doziert<br />

er, sei wie ein charismatischer rockstar gewesen:<br />

»Seine Zeitgenossen haben ihn als gigan tische<br />

One-Man-Show empfunden, denke ich.«<br />

Ähnliches ließe sich auch über Lang Lang selbst<br />

sagen, der längst nicht mehr allein als Künstler<br />

vermarktet wird, sondern als Musiker mit entertainerqualitäten.<br />

er kriegt lukrative Werbeverträge<br />

angeboten, tritt bei »Wetten, dass…?« auf,<br />

im Weißen Haus oder bei den Olympischen Spielen.<br />

Womöglich wird es eines tages sogar einen<br />

film über ihn geben, angelehnt an Ken russels<br />

Streifen »Lisztomanie« aus den 70er Jahren. eine<br />

Idee, die der 29-Jährige eher irritierend findet:<br />

»Liszt war ein Jahrhundertgenie. Ohne Zweifel<br />

werde ich mich nie mit ihm messen können.«<br />

Man hört ihn viel von der Lisztschen Geniali tät<br />

sprechen. Als Pianist, Komponist und Dirigent sei<br />

dieser gleichermaßen begnadet gewesen: »So talentiert<br />

bin ich leider nicht.« Gut, komponiert hat er<br />

auch schon, in bescheidenerem Maße natürlich:<br />

»Meine fähigkeiten auf diesem Gebiet lassen sich<br />

mit meinem talent beim tischtennis messen: Sie<br />

sind okay, mehr nicht.« Und wie sieht es mit dem<br />

Dirigieren aus? ein Studium in dieser rich tung<br />

hätte Lang Lang durchaus gereizt. einziges Problem:<br />

er hatte so gar keine Zeit dafür – »Das Klavierspielen<br />

hat mich schon genug gefordert.«<br />

tatsächlich war er ein typisches Wunderkind.<br />

Wie Liszt. beide wurden von ihren tyran-<br />

nisch-überehrgeizigen Vätern zu permanenten<br />

Höchstleistungen angetrieben. Ständig standen<br />

sie unter Leistungsdruck, ihr Leben war geprägt<br />

von harter Arbeit. Lang Langs Vater wollte seinen<br />

Sohn sogar umbringen, als dieser seine erwartungen<br />

nicht erfüllen konnte. So schildert<br />

es der Pianist jedenfalls in seiner Autobiografie.<br />

<strong>Jetzt</strong> tut er so, als würde ihm das nichts mehr<br />

ausmachen, und sagt ganz trocken: »Die bösen<br />

Ob als vielfliegender Markenbotschafter für den<br />

Learjet des Flugzeugherstellers Bombardier …<br />

Geschichten aus meiner Vergangenheit habe ich<br />

längst verdrängt. Ich lasse nur die schönen erinnerungen<br />

zu.«<br />

trotzdem fragt man sich: Wieso hat Lang nie<br />

rebelliert? »Weil ich Musik abgöttisch liebe«, antwortet<br />

er und klingt so, als dulde er da keinen Widerspruch.<br />

Womöglich hätte Liszt diese Aussage<br />

auch für sich gelten lassen. Jedoch fand er eine<br />

Möglichkeit, seinen beruf und Privates aufs Angenehmste<br />

zu verbinden. Zahlreiche Affären soll<br />

der Abbé gehabt haben, heißt es. Lang Lang indes<br />

ist kein frauenheld, er reist meist mit seiner Mutter.<br />

Sie hat ihn nach Salzburg begleitet, wo er Liszts<br />

erstes Klavierkonzert spielen wird. er nahm es<br />

für seine CD »Liszt: My Piano Hero« auf, mit anderen<br />

Werken seines Lieblingskomponisten. bei<br />

temporeichen Stücken wie »La campella« nutzt<br />

er die Gelegenheit, seine ungeheure Schnelligkeit<br />

vorzuführen. Wenn es aber ruhiger wird, bleibt<br />

die emotionalität im ungewissen Halbdunkel.<br />

Dabei versichert Lang Lang, er würde jedes Liszt-Werk<br />

extrem langsam einstudieren, quasi im<br />

Zeitlupentempo. Während er das erzählt, wirft<br />

er Kieselsteinchen in den Garten hinter der Villa<br />

emslieb. Auch mit 29 wirkt er fast noch ein bisschen<br />

kindlich. Ab und zu nippt er an seiner Cola,<br />

sonst redet er mit ausladenden Gesten. Wie ein<br />

auf effekt getrimmter Alleinunterhalter. Je länger<br />

man ihn beobachtet, desto undenkbarer erscheint<br />

es, dass der brave Lang Lang mit dem wilden<br />

Liszt auf einer Wellenlänge gelegen hätte.<br />

Doch Zweifel diesbezüglich wischt er beiseite<br />

und <strong>mal</strong>t sich ein treffen in den schönsten farben<br />

aus: »Ich hätte Lust, bei Liszt eine Klavierstunde<br />

zu nehmen. Alles Weitere würde sich dann von<br />

selbst ergeben.«<br />

… beim Geburtstagskonzert in Essen 2010, oder einfach bei jedem Podiumsauftritt: Lang Lang ist ein<br />

Selbstvermarkter, der die Grenzen zwischen seiner Kunst und seiner Person unscharf lässt.<br />

Neu erschienen:<br />

Lang Lang, Wiener Philharmoniker,<br />

Valery Gergiev<br />

Liszt – My Piano Hero<br />

Sony 88697 891412<br />

Abonnenten finden einen Ausschnitt auf<br />

der beiliegenden RONDO CD #47 Titel 10<br />

5/2011 RONDO 11


Eine faszinierende Vorkämpferin für historisch inspirierte Klangwelten: Die Pianistin und Cembalistin Wanda Landowska auf dem Gut von Leo Tolstoj (r.),<br />

1904 an einem Klavier (l), im Eingang zu ihrem Temple de la Musique Ancienne (2.v.l.) und ganz selbstreflexiv beim Anhören eigener Aufnahmen 1955 (2.v.r).<br />

Wanda Landowska<br />

Kampfgeist auf Samtsohlen<br />

Am 24. September 1911 lud die Leipziger neue bachgesellschaft medienwirksam zu einem »Duell«<br />

in den Konzertsaal des Hotels fürstenhof in eisenach: Zu hören waren Werke von bach, im Wechsel<br />

gespielt auf einem modernen Klavier und einem Cembalo. Die Herausforderin an dem für überholt<br />

geltenden Kielflügel war Wanda Landowska. Das bachhaus eisenach hat der Polin, die hartnäckig<br />

für die renaissance des Cembaloklangs kämpfte, eine sehenswerte Ausstellung gewidmet. Carsten<br />

niemann hat sie für rondo besucht.<br />

Die 32-jährige Polin galt als eine der musikalisch interessantesten Verfechterinnen<br />

der Wiederbelebung des Cembalos, eines fast vergessenen Instruments,<br />

von dem es hieß, dass es wegen seines »zwirnsmäßigen« tons »für<br />

das einigermaßen ästhetisch gebildete Ohr auf die Dauer unerträglich« sei.<br />

Doch Landowska, die bereits vor tolstoi, rodin und Albert Schweitzer gespielt<br />

und erste Aufnahmen des Instruments auf Walzen gemacht hatte,<br />

gewann das Duell haushoch und sollte kurz darauf zum ersten Star des<br />

Cembalos der neuzeit werden.<br />

Hundert Jahre später ist die Landowska nun wieder in eisenach: als Gegenstand<br />

einer jener kleinen aber feinen Kabinettaustellungen, mit denen<br />

Eine sehens- und hörenswerte Ausstellung hat das Bachhaus Eise nach der<br />

polnischen Musikerin 100 Jahre nach ihrem Besuch vor Ort gewidmet.<br />

sich das bachhaus in den letzten Jahren profiliert hat. Die Schau, die von<br />

Martin elste akribisch recherchiert und liebevoll mit Objekten aus Landowskas<br />

nachlass eingerichtet wurde, reduziert die Künstlerin nicht auf<br />

ihre rolle als »Pionierin des Cembalos«. Objekte und Dokumente zeichnen<br />

vielmehr das bild einer vielseitigen Ausnahmekünstlerin, die der historischen<br />

Aufführungspraxis zwar die türen öffnete, aber letztlich eine<br />

höchst individuelle Auseinandersetzung mit bach und der Alten Musik<br />

verfolgte. Dies sieht man nicht zuletzt an Landowskas Cembalo: Das türkisfarbene<br />

Instrument mit den sieben Pedalen, das die firma Pleyel 1912<br />

12 RONDO 5/2011<br />

nach ihren Wünschen angefertigt hatte, unterscheidet sich deutlich von<br />

den Instrumenten der bachzeit.<br />

Geheimnisse über Landowskas bühnenausstrahlung und Spieltechnik<br />

verraten die neben dem Instrument ausgestellten Samtschläppchen: Auf<br />

ihnen konnte die kurzsichtige Interpretin nicht nur effektvoll in den Saal<br />

gleiten; sie dienten ihr auch dazu, unmerklich von Pedal zu Pedal zu wechseln<br />

und fließende Übergänge zwischen einer Vielzahl von registern herzustellen.<br />

effekte, die auf bachs Instrumenten so nicht möglich gewesen<br />

wären. Auch der nach Plänen von Landowska erbaute »temple de la Musique<br />

Ancienne« in Saint-Leu-la-forêt bei Paris war alles andere als eine<br />

rekonstruktion des Vergangenen, sondern ein bau der klassischen Moderne<br />

mit lichtem Glasdach, in dem die Künstlerin von 1927 bis zu ihrer<br />

emigration in die USA Meisterklassen, Konzerte und Vorlesungen veranstaltete<br />

sowie Aufnahmen produzierte. Dass Wanda Landowska von ihren<br />

Gegnern nichtsdestotrotz »Musealität« vorgeworfen wurde, gehört zu den<br />

vielen Paradoxien ihres öffentlichen Wirkens, das in seinen widersprüchlichen<br />

facetten erst noch zu entdecken ist.<br />

»Erinnerungen an Wanda Landowska«.<br />

Sonderausstellung, bis zum 13. november 2011, 10 – 18 Uhr,<br />

bachhaus eisenach – www.bachhaus.de<br />

Martin Elste: »Die Dame mit dem Cembalo.<br />

Wanda Landowska und die Alte Musik. Bilder und Texte«,<br />

Schott Verlag, Mainz 2010, 240 Seiten, 39,95 eUr<br />

Neu erschienen:<br />

Wanda Landowska – Le Temple de la<br />

Musique Ancienne.<br />

Aufnahmen und Dokumente.<br />

Paradizo/harmonia mundi PA0009<br />

DG/Universal 4779634<br />

Abonnenten finden<br />

einen Ausschnitt auf<br />

der beiliegenden<br />

RONDO CD #47 Titel 12<br />

Institur für Musikforschung, Library of Congress


Ingolf Wunder<br />

Der Saitenwechsler<br />

Als Ingolf Wunder von der Violine auf das Klavier wechselte, war er<br />

vierzehn. Und aus der bürgerlichen Musikausbildung wurde eine<br />

Profikarriere im Schnelldurchlauf. Vorläufiger Höhepunkt: der zweite<br />

Preis beim Warschauer Chopin-Wettbewerb im Jubiläumsjahr 2010.<br />

RONDO: Sie waren ein pianistischer Spätstarter?<br />

Ingolf Wunder: Ganz spät, mit 14. Ich hatte davor<br />

nie richtig Klavier gespielt, nur Geige. es war<br />

nie geplant, dass ich ein Profi-Musiker würde. Die<br />

richtige Arbeit an einem thema, nämlich Chopin,<br />

hat erst ende 2008 begonnen.<br />

RONDO: Wie kam das?<br />

Wunder: Ich war 2005 schon ein<strong>mal</strong> beim Chopin-Wettbewerb<br />

in Warschau, in jugendlichem<br />

Sturm und Drang; der Hauptgrund, warum ich<br />

das finale nicht erreicht habe, war, dass ich das<br />

Andante spianato und Grand Polonaise viel zu<br />

schnell gespielt habe. Ich habe da<strong>mal</strong>s Chopin<br />

noch nicht so richtig verstanden. ende 2008<br />

wollte ich dann an Chopin arbeiten, und ich habe<br />

da<strong>mal</strong>s Adam Harasiewicz gefragt, ob er mir helfen<br />

würde. Wir verstehen uns menschlich sehr<br />

gut, er ist ein richtiger freund; ich bin jemand,<br />

der eine persönliche beziehung braucht. Wenn<br />

ich einen Menschen nicht leiden kann, kann ich<br />

auch nicht von ihm lernen.<br />

RONDO: Wie würden Sie sich denn generell einordnen.<br />

eher als einen »notenfresser« wie richter<br />

oder als einen der Spezialisten wie Harasiewicz?<br />

Wunder: Also ich bin schon eher in der Spezialistengruppe.<br />

Allerdings sind meine Interessen<br />

zu breit, um bei Chopin zu bleiben. Spezialistentum<br />

eher im Sinne von Michelangeli, der mich<br />

fasziniert, auch wenn ich nicht alles von ihm<br />

mag. Sein repertoire war limitiert, aber was er<br />

gespielt hat, war exzellent und in diese richtung<br />

will ich gehen, weil es für mich sehr wichtig ist,<br />

mich mit einem Werk lange und intensiv zu beschäftigen,<br />

bevor ich auf die bühne gehe; aber ich<br />

kann dann versichern, dass das resultat gut sein<br />

wird – nicht nur gut, sondern exzellent.<br />

RONDO: Heutzutage nicht gerade ein Alleinstellungsmerk<strong>mal</strong>.<br />

Wunder: es ist natürlich schwierig in der klassischen<br />

Musik heute. es gibt sehr viele Leute, die<br />

perfekt Klavier spielen können und manch<strong>mal</strong><br />

ist es eben schade, dass es auf die künstlerischen<br />

Werte nicht mehr so ankommt, weil auch die<br />

nachfrage danach nicht mehr so stark ist, wie es<br />

früher ein<strong>mal</strong> war. Der Geschmack der Leute hat<br />

sich verändert. es gibt so Wenige, die wirklich hören<br />

können. Wie bei gutem Wein braucht man<br />

viel erfahrung, um das selbst zu spüren.<br />

RONDO: Wie kann man den rest erreichen?<br />

Wunder: Jedes Konzert sollte ein ereignis sein,<br />

aus meiner Sicht. Deswegen hab ich Horowitzkonzerte<br />

auch so geliebt. Ich mag einfach die alte<br />

tradition Klavier zu spielen und hoffe, dass wir<br />

irgendwie dahin zurückkommen.<br />

RONDO: Und wie könnte das gelingen?<br />

Wunder: Ich kann nichts anderes machen als<br />

meinen Musikgeschmack aufs Klavier zu bringen.<br />

Musikalisch hatte ich als Student sehr viele<br />

Gegner, weil ich mir eine eigene Meinung geleistet<br />

habe, und das kommt meistens nicht so gut<br />

an. Deswegen sind der Chopin-Wettbewerb und<br />

alles, was jetzt passiert, irgendwie auch eine bestätigung,<br />

dass ich auf dem richtigen Weg bin.<br />

Interview: Mathias Kornemann<br />

Neu erschienen:<br />

Ingolf Wunder – Chopin-Recital<br />

Klaviersonate nr. 3 h-moll, Polonaise nr. 7,<br />

ballade nr. 4, u. a.<br />

DG/Universal 4779634<br />

Abonnenten finden einen Ausschnitt auf<br />

der beiliegenden RONDO CD #47 Titel 4<br />

5/2011 RONDO 13<br />

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23$+4$5&5#&)*+(6-<br />

Mit triumphalen Erfolgen feiert die Sopranistin<br />

Chen Reiss ihre internationalen Auftritte. Ein<br />

weiteres Highlight ihrer Gesangskunst gibt sie<br />

mit ihrer Debüt-CD bei Onyx. Sie singt Arien von<br />

Mozart, Haydn, Salieri und Cimarosa. Geheime<br />

Lebens- und Liebesbeziehungen auf der Bühne<br />

und versteckte und hochinteressante Beziehungen<br />

zwischen Komponisten werden hier aufgedeckt:<br />

Liaisons.<br />

!"#$%&#'((%')%*+$,#&-<br />

20.10.2011 HAMBURG, Laeiszhalle: Liederabend,<br />

Klavier: Alexander Sch<strong>mal</strong>cz<br />

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Klassik im Radio oder<br />

Klassik Radio?<br />

Der öffentlich-rechtliche rundfunk zerreißt sich zwischen dem hehren Anspruch auf Kulturvermittlung<br />

und den Hörgewohnheiten seiner nutzer. Kommerzielle Kuschelklassikwellen pflegen für ihre<br />

Werbekunden eine große Hörerschicht, die Lust auf Lifestyle statt Lehrstunde hat. für den Versuch einiger<br />

Programmchefs, sich diesem trend anzupassen, gab es kräftig Schelte von der bildungsbürgerfront,<br />

allen voran dem Verein »Das ganze Werk«. Die sahen darin den Auftrag der öffentlich finanzierten<br />

und daher werbeunabhängigen Sender verfehlt. Doch ganz ohne rücksicht auf die Quote geht<br />

es auch hier nicht. Udo badelt hat für rOnDO mit Journalisten, Programmverantwortlichen und Verfechtern<br />

der Sache gesprochen. brucknersinfonie oder Häppchenstrecke, wer gewinnt?<br />

W<br />

ie bringt man dem Hörer eine<br />

Zeit nahe, die 500 Jahre her ist?<br />

Als das berliner bode-Museum<br />

die Ausstellung »Gesichter der<br />

renaissance« eröffnete, widmete das Kulturradio<br />

vom rundfunk berlin-brandenburg (rbb) dieser<br />

fernen epoche einen ganzen tag – mit Musik von<br />

Palestrina, Orlando di Lasso, Josquin Desprez<br />

oder John Dowland, mit geistlicher polyphoner<br />

Vokalmusik, Madrigalen und den<br />

Klängen von Laute, Viola da gamba<br />

und Schalmei. Aber auch mit Gesprächen<br />

über Dante, das essen<br />

in der renaissance, die<br />

Schande, dass heute niemand<br />

mehr Latein spricht und die<br />

frage, was renaissance mit<br />

Lifestyle zu tun hat, sprich:<br />

ein bunter renaissance-teller,<br />

auf dem die Musik keineswegs<br />

die einzige Zutat ist.<br />

ein thementag, der ziemlich<br />

genau dem Profil heutiger öffentlich-rechtlicherKultursender<br />

entspricht: möglichst<br />

breit gefächert, locker, kurzweilig,<br />

auch ein bisschen ernst,<br />

aber nicht zu viel, ausgewogen,<br />

niemanden überfordernd.<br />

früher war das anders. Da saßen<br />

Musikliebhaber zu einer bestimmten<br />

Uhrzeit auf dem Sofa, weil sie genau<br />

wussten, wann ihre Lieblingssendung begann.<br />

Und hörten sich eine Mahler- oder bruckner-Sinfonie<br />

an, alle Sätze, von Anfang bis ende. Das macht<br />

heute niemand mehr, und es geht auch nicht, weil<br />

die Werke oft nicht mehr vollständig gesendet werden<br />

– zumindest nicht von diesen Komponisten,<br />

zumindest nicht tagsüber. Ganz kritiklos vollzog<br />

sich der Wandel nicht. 2004 entstand in Hamburg<br />

die Initiative »Das ganze Werk«, die da<strong>mal</strong>s viel resonanz<br />

fand. Denn auf dem Spiel stand, so schien<br />

es, das kulturelle erbe des Abendlandes: Die Sender,<br />

vor allem der norddeutsche rundfunk, wür-<br />

14 RONDO 5/2011<br />

Ein weiter Weg<br />

vom Röhren-Radio …<br />

den die thematische Verwobenheit von Sinfonien,<br />

Sonaten und Konzerten zerstören, indem<br />

sie nur noch isolierte einzelsätze spielten, durchsetzt<br />

von seichter und anbiedernder Moderation<br />

ohne Inhalt. Das Werk, wie der Komponist es geschaffen<br />

hat, verschwinde vom tagesprogramm.<br />

ein Kotau sei das, ohne not und in voraus-<br />

eilendem Gehorsam, vor den kommerziellen<br />

Sendern, die diese entwicklung in Gang<br />

gesetzt haben – allen voran Klassik radio, ein auf<br />

maxi<strong>mal</strong>e entspannung getrimmter privater Sender.<br />

»früher kam es nicht vor, dass man<br />

peinlich berührt feststellte: Der Moderator<br />

ist nicht kompetent.«<br />

Claus Köppel ist Arzt am berliner Wenckebach-<br />

Klinikum. er spielt selbst Cembalo und Orgel,<br />

organisiert regelmäßig Konzerte für seine Patienten<br />

und hat die berliner Sektion von »Das ganze<br />

Werk« mitbegründet. nicht nur mit der Struktur,<br />

sondern auch mit dem Inhalt des Programms vom<br />

rbb Kulturradio hat er ein Problem. »früher wurden<br />

selbst seltene Werke häufiger gesendet und<br />

qualifiziert besprochen«, sagt er. »es wäre nicht<br />

vorgekommen, dass namen falsch ausgesprochen<br />

werden und dass man peinlich berührt merkt: Der<br />

Moderator ist nicht kompetent«.<br />

Ihm sekundiert theodor<br />

friedrich. Der pensionierte Lehrer<br />

war die treibende Kraft der<br />

Initiative in Hamburg. »natürlich<br />

hat sich das Hörverhalten<br />

verändert, alles ist schneller geworden.<br />

Aber sollten die Sender<br />

mit öffentlichem Auftrag nicht<br />

gerade deshalb auf entschleunigung<br />

und Konzentration setzen?«,<br />

fragt er. es half nichts.<br />

nach zwei erfolglosen eingaben<br />

beim nDr-rundfunkrat hat<br />

die Initiative 2010 ihre tätigkeit<br />

eingestellt. Die Webseite ist noch<br />

online, als »Mahn<strong>mal</strong> für die Unwilligkeit<br />

des nDr zum konstruktiven<br />

Dialog« und als »Denk<strong>mal</strong><br />

für die kulturinteressierten<br />

radiohörer in norddeutschland«.<br />

theodor friedrich glaubt trotzdem,<br />

dass nicht alles vergebens war: »Wir haben<br />

damit Schlimmeres verhindert.« Und sogar etwas<br />

Konkretes bewirkt, nämlich die einführung<br />

von Sonntagskonzerten auf nDr Kultur, in denen<br />

zwei Stunden lang ganze Werke gespielt werden.<br />

Wer hat die Umwälzung in der Kulturradio-<br />

Landschaft in Gang gesetzt? befriedigt sie eine<br />

nachfrage, oder schafft sie diese nachfrage überhaupt<br />

erst? Passen sich die Sender den veränderten<br />

Gewohnheiten der Hörer an oder sind es die Sender<br />

selbst, die diese Gewohnheiten verändern? Die<br />

Wahrheit liegt wahrscheinlich, wie so häufig, in<br />

der Mitte. beide Phänomene beeinflussen sich gegenseitig.<br />

Im Online-Zeitalter werden alle Lebensabläufe<br />

schneller, die Geduld nimmt ab, die beloh-


nung muss immer rascher verfügbar sein, und da<br />

dieses bedürfnis auch befriedigt wird, nimmt es<br />

noch zu.<br />

»Selbst wenn man das ganze Werk<br />

spielte, es würde niemand mehr vollständig<br />

anhören.«<br />

Das kann man kulturpessimistisch kritisieren,<br />

muss es aber nicht. Christoph Stölzl tut es nicht.<br />

Der ehe<strong>mal</strong>ige berliner Kultursenator und derzeitige<br />

Präsident der Hochschule für Musik »franz Liszt«<br />

in Weimar findet die Möglichkeiten, die das<br />

Internet bietet, toll: »Schauen Sie sich die Schnipsel<br />

auf Youtube an. Die haben klassischer Musik zu einer<br />

neuen Popularität bei Jugendlichen verholfen.<br />

Das ist wunderbar.« Seine Position: es sei kein Verlust,<br />

wenn »das ganze Werk« nicht mehr gespielt<br />

wird. Das wurde es in der Vormoderne, etwa zu<br />

Mozarts Zeit, auch nicht, wie die forschung anhand<br />

historischer Konzertprogramme herausgefunden<br />

hat. Geniekult, Kunst als religionsersatz,<br />

komplette Werke als fetisch: Das sei alles eine erfindung<br />

des 19. und 20. Jahrhunderts. Heute höre<br />

man nach dem Zufallsprinzip radio. »Selbst wenn<br />

Sie das ganze Werk spielen, es würde sich niemand<br />

mehr vollständig anhören«, so Stölzl.<br />

Auch Sebastian baumgarten<br />

hört nicht regelmäßig radio,<br />

sondern nur dann, wenn er<br />

Auto fährt. nur dann findet<br />

der 42-jährige regisseur,<br />

der gerade in bayreuth den<br />

»tannhäuser« in biogasanlagen<br />

gesteckt hat, die Zeit<br />

»für eine andere Gründlichkeit,<br />

die eigentlich<br />

nicht mehr in unsere Zeit<br />

passt, für eine gedankliche<br />

fortsetzung von Motiven«.<br />

Auch er hat beobachtet,<br />

dass alles immer schneller<br />

passiert, auch im theater, wo<br />

Inszenierungen von nur noch<br />

80 oder 90 Minuten Länge immer<br />

populärer werden. Wirklich kritisieren<br />

mag er es nicht: »Ob es früher anders war, ob<br />

man da<strong>mal</strong>s mit einem Glas rotwein und einer<br />

Zigarre im Sessel saß und romane las, das weiß<br />

ich nicht. Ich glaube, das ist ein sehr romantisch<br />

gefärbtes bild.«<br />

»Wenn ein Hörer einschaltet, will er hören,<br />

was für seinen Sender typisch ist.«<br />

Wilhelm Matejka wirkt wie ein zufriedener Mann.<br />

Der Wiener, der 1987 beim da<strong>mal</strong>igen Sfb anfing,<br />

ist Programmchef beim rbb Kulturradio, gegen das<br />

sich die Kritik der Initiative »Das ganze Werk« gerichtet<br />

hat. Aber die jüngste Medienanalyse hat<br />

ihm ausgezeichnete Quoten bescheinigt. »Ich gehöre<br />

nicht zu denen«, sagt er, »die ihr Publikum<br />

beschimpfen.« Die Aufmerksamkeit beim radi-<br />

ohören sei nun <strong>mal</strong> episodisch. es habe lange gedauert,<br />

bis man das begriffen habe. »früher gab<br />

es Kästchensendungen für Schüler, für Chormusik,<br />

für theologie – in der erwartung, dass jeder<br />

Hörer genau dann einschaltet, wenn die Sendung<br />

kommt, die ihn interessiert.« Aber das habe sich<br />

irgendwann als Illusion erwiesen, und heute gelte:<br />

»Wann immer der Hörer einschaltet, will er etwas<br />

hören, was für seinen Lieblingssender typisch ist.«<br />

ein Wunsch, den die Programmmacher zu erfüllen<br />

versuchen.<br />

Zur Zeit gibt es acht Sender in Deutschland, die<br />

hauptsächlich klassische Musik spielen: br-Klassik<br />

(bis 2009 bayern 4 Klassik), rbb Kulturradio,<br />

WDr 3, nDr Kultur, MDr figaro, Sr 2, SWr 2<br />

und Hr 2, dazu kommen Deutschlandfunk und<br />

Deutschlandradio Kultur. Der bayerische rundfunk<br />

sticht heraus. Denn br-Klassik ist das einzige<br />

Klassik-Vollprogramm, während alle anderen<br />

Sender Mischprogramme haben, zwar mit einem<br />

erheblichen Klassikanteil, aber eben auch mit anderen<br />

themen.<br />

In München hat man dafür den reinen Wortsender<br />

bayern 2. Auch finanziell ist man dort<br />

vergleichsweise gut ausgestattet, was sich gleich<br />

in zwei Orchestern nieder-<br />

schlägt: dem Symphonieorchester<br />

des bayerischen rundfunks, das als bestes<br />

seiner Art in Deutschland gilt, und dem Münchner<br />

rundfunkorchester, dazu kommt noch der<br />

Chor des bayerischen rundfunks. Außerdem existiert<br />

ein relativ üppiger Produktionsetat für CD-<br />

Aufnahmen. Sie entstehen nicht im Konzertsaal,<br />

sondern im Studio und kommen im eigenen Label<br />

»br-Klassik« heraus.<br />

Das Sendeschema ist dennoch bei allen Sendern<br />

ähnlich: tagsüber muss das Programm schlank,<br />

kleinteilig und durchlässig sein. nach 20 Uhr haben<br />

dann auch ganze Werke eine Chance. »Am<br />

Abend hört vor allem der harte Kern der Klassik-fans«,<br />

sagt Oswald beaujean, leitender Programmredakteur<br />

bei br-Klassik. »Morgens um<br />

sieben können Sie hingegen niemanden mit der<br />

7. von bruckner bombardieren.« Die gleichwohl<br />

bei ihm auch laufen kann, nämlich in der »Symphonischen<br />

Matinee« sonntags um Zehn.<br />

»Das war weihevoll, würdevoll, zelebrierend,<br />

belehrend. Und es ist vorbei.«<br />

Uwe friedrich ist Kritiker und freier Journalist<br />

bei Deutschlandradio Kultur. für ihn besteht der<br />

größte Unterschied zur radiokultur der 60er<br />

und 70er Jahre in der geänderten Ansprechhaltung<br />

der Moderatoren: »Die ist viel entspannter<br />

geworden. Wer heute noch sagt ›Wir blicken für<br />

Sie jetzt auf die große goldene Studiouhr. beim<br />

nächsten Gongschlag ist es 19 Uhr, und Sie hören<br />

die Jupitersinfonie von Mozart‹, macht sich<br />

komplett lächerlich.« Ins gleiche Horn stößt Axel<br />

Linstädt, Programmbereichsleiter von br-Klassik:<br />

»Das war weihevoll, würdevoll, zelebrierend, belehrend.<br />

Und es ist vorbei. Heute spricht ein Moderator<br />

auf Augenhöhe mit dem Hörer, wobei er<br />

dabei natürlich immer kompetent sein muss.« Und<br />

Armin Köhler, Spezialist für neue Musik beim<br />

SWr, meint: »Man kann Qualität auch anders präsentieren<br />

als über eine akademische Vorlesung.<br />

Wir haben hervorragende Musikwissenschaftler,<br />

aber die können keine<br />

rundfunksendungen machen,<br />

weil sie nicht radiofon<br />

denken. Das<br />

haben sie nicht gelernt.«<br />

Wie geht es weiter?<br />

Werden die Kultursenderirgendwann<br />

von Klassik<br />

radio nicht mehr<br />

zu unterscheiden<br />

sein, nur noch Lounge-<br />

und filmmusik<br />

senden und in gebührenfinanzierterbedeutungslosigkeitverschwinden?<br />

Wohl kaum.<br />

… zum top-modernen<br />

Internet-Empfänger<br />

es wird auch künftig ein<br />

Publikum für anspruchsvolles<br />

Kulturradio geben.<br />

Die Grenzen zwischen den Medien könnten aber<br />

stärker als bisher fallen. Das Stichwort lautet »trimedialität«:<br />

die immer stärkere Verzahnung von<br />

radio, tV und Internet. Schon jetzt können viele<br />

Sendungen online nachgehört werden. Armin<br />

Köhler allerdings warnt: »Die Kulturprogramme<br />

müssen aufpassen, dass sie weiterhin Zugang zu<br />

den technischen neuerungen haben und nicht abgehängt<br />

werden, etwa bei der frage, wie schnell<br />

ein Video abgespielt werden kann«. Axel Linstädt<br />

von br-Klassik sieht das grundsätzlich aber ganz<br />

gelassen: Kein Medium sei je durch ein anderes<br />

vollständig verdrängt worden. »Wenn es uns gelingt,<br />

unverzichtbar zu bleiben, haben wir selbstverständlich<br />

eine Zukunft.«<br />

5/2011 RONDO 15


Magazin<br />

neuerscheinungen auf CD<br />

UnD eS WArD LICHt!<br />

es war nur eine frage der Zeit, wann man erkennen musste, dass Klerus<br />

und Hochadel nicht die Wahrheit und Weisheit gepachtet hatten. So wagte<br />

Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit: Das geistige Licht der<br />

Aufklärung erleuchtete das 18. Jahrhundert auch musikalisch.<br />

HerrLICH trOCKeneS VIrtUOSentUM<br />

Die »rotkäppchen«- und die »Seemöwen-etüde«, die »Improvisationen«<br />

über themen von Arenksy, Glazunov und taneyev, und natürlich die »Préludes«,<br />

die »fantasiestücke«, die »Corelli-Variationen«, die beiden Klaviersonaten<br />

– für rachmaninoffs Soloklavierwerk braucht der Hörer starke<br />

nerven, und der Interpret natürlich sowieso.<br />

Die hat der deutsch-amerikanische Pianist Michael<br />

Ponti, geboren 1937 in freiburg/breisgau,<br />

ohne Zweifel. er zog jahrzehntelang mit einem<br />

repertoire durch die Konzertsäle, das später<br />

Marc-André Hamelin von ihm geerbt zu haben<br />

scheint: Die halsbrecherische Virtuosenliteratur<br />

des 19. und 20. Jahrhunderts hatte<br />

es ihm angetan, und er spielte sie, weil er es<br />

eben konnte – und weil er etwas damit zu sa-<br />

Michael Ponti spielt einen<br />

Secco-Rachmaninoff<br />

16 RONDO 5/2011<br />

gen hatte. Giftende Kritiker störten ihn darum<br />

nicht, er liebte es sogar, zu polarisieren.<br />

Hören wir heute seine sechs rachmaninoff-<br />

CDs, die er in den siebziger Jahren eingespielt hat, dann erfreuen wir uns<br />

an der Kantigkeit seines Spiels: er benutzt das Pedal sparsam, lässt virtuose<br />

Kaskaden oft atemberaubend »secco« in die Klaviatur hinein explodieren.<br />

er gestaltet nicht oberflächlich gefällig, sondern eigenwillig. nie<strong>mal</strong>s<br />

soßt und sülzt er, immer ist er bedacht auf transparenz nicht zuletzt<br />

auch beim Vermitteln der strukturellen tiefe des Satzes. rachmaninoff<br />

hätte das sicher gefallen, denn er selbst spielte seine Musik ungeheuer<br />

nüchtern, manch<strong>mal</strong> fast beiläufig. beiläufigkeit war freilich ein Privileg<br />

des schüchternen und skrupulösen Komponisten<br />

selbst; sie kann und soll nicht nachgeahmt<br />

werden, sie wird es auch nicht von<br />

Michael Ponti: er gibt der Musik rachmaninoffs<br />

im erklingen exakt das Gewicht, das<br />

ihr ohne Zweifel zusteht. mw<br />

Rachmaninoff, Complete Piano Music;<br />

Michael Ponti – 6 CDs,<br />

Musical Concepts/Musikwelt MC 198<br />

man ende des 17. Jahrhunderts den aufrechten Gang, erprobte der bürger<br />

seine Selbstständigkeit in Denken und Handeln. ein Jahrhundert lang dauerte<br />

diese epoche der »Aufklärung« an. bis die Gräueltaten im nachrevolutionären<br />

frankreich und napoleons Staatsstreich von 1799 sie wieder<br />

beendeten. Dieses Zeitalter der Mündigkeit und befreiung aus alten Mustern<br />

spiegelte sich natürlich auch in der Musik wider. Und genau diesen<br />

Geist fängt die 30 CD-box »18. Jahrhundert: die Zeit der Aufklärung« ein.<br />

Die Geburt der Instrumentalformen Sonate, Sinfonie und Streichquartett<br />

stehen endgültig für eine emanzipation von der übermächtigen Kirchenmusik,<br />

aber auch für das Aufblühen jenes öffentlichen Konzertwesens, wie<br />

wir es heute kennen. für all diese spannenden und grenzübergreifenden<br />

Umbrüche hat man hier glücklicherweise nicht auf beispielhafte Häppchen<br />

gesetzt. Das französische Label harmonia mundi dokumentiert die einzelnen<br />

Stationen der Aufklärung vielmehr ausschließlich mit kompletten<br />

Werken in top-einspielungen. Das freiburger barockorchester, Cembalist<br />

Christophe rousset, Pianist Andreas Staier und das Jerusalem Quartett<br />

spannen da den Instrumentalbogen von Couperin über Haydn bis zu beethovens<br />

9. Sinfonie. Und unter den Opern-<br />

Gesamteinspielungen findet sich nicht nur<br />

»Castor & Pollux« von rameau (mit William<br />

Christie), sondern auch Mozarts Plädoyer<br />

gegen adlige Vorrechte: »figaros Hochzeit«<br />

(mit rené Jacobs). gf<br />

»18. Jahrhundert: die Zeit der Aufklärung«<br />

– 30 CDs, harmonia mundi HMX<br />

2908601.30<br />

LennIe UnD DIe SInfOnIen<br />

Im Oktober 2010 jährte sich Leonard bernsteins todestag zum 20. Mal.<br />

Sony hat da<strong>mal</strong>s zu diesem Anlass eine limitierte »Symphony edition«<br />

herausgebracht, die in rekordzeit ausverkauft war, weshalb es in diesem<br />

Herbst eine zweite,<br />

ebenfalls limitierte<br />

Auflage dieser Hommage<br />

an einen der<br />

Hausgötter des Labels<br />

gibt. Auf 60 CDs sind<br />

alle sinfonischen CbS-<br />

Aufnahmen zusammengefasst,<br />

die Lennie<br />

mit ›seinen‹ new<br />

Yorker Philharmonikern<br />

zwischen 1953<br />

und 1976 (als er zur DG<br />

Testament auf 60 CDs: Leonard Bernstein, das<br />

New York Philharmonic, die Sinfonie.<br />

wechselte) eingespielt<br />

hat. neben den kompletten<br />

Zyklen von be-<br />

ethoven, brahms, Mahler, Schumann, Sibelius, tschaikowsky und seiner<br />

eigenen Sinfonien finden sich in dieser repräsentativen box im LP-format<br />

auch Werke von hierzulande weniger bekannten amerikanischen<br />

Komponisten. Die beeindruckende Verpackung ist gleichzeitig auch der<br />

einzige Wermutstropfen: Zum einen lässt sich die box nicht ins regal<br />

einreihen, zum anderen sind die 60<br />

Papphüllen (jede mit einem anderen<br />

bernstein-Porträt darauf) auf<br />

vier Stapel verteilt in Vertiefungen<br />

eingelassen, was die entnahme einzelner<br />

CDs recht umständlich gestaltet.<br />

mb<br />

Leonard Bernstein – The<br />

Symphony Edition, 60<br />

CDs, Sony 88697 683652)<br />

Life


Agrippina<br />

Römische Perlen auf<br />

eiskalter Haut<br />

blinde Gier nach Macht, Geld und Sex: Man kennt es zu Genüge aus<br />

dem Vorabend-tV. Auch das 18. Jahrhundert ließ sich vom nervenkitzel<br />

unterhalten, den politische Vanbanque-Spiele höchster Kreise<br />

so mit sich bringen. Der Guckkasten war da<strong>mal</strong>s das Opernhaus,<br />

der Puppenspieler hieß Georg friedrich Händel.<br />

»Agrippina« ist unzweifelhaft das bissigste Libretto,<br />

das Händel vertonte. Das »Prequel« zu<br />

Monteverdis »Krönung der Poppea« mündet in<br />

der von Kaiser neros Mutter Agrippina zielstrebig<br />

betriebenen thronbesteigung ihres Sohnes<br />

und entmachtung von Kaiser Claudius. Musikalisch<br />

schöpft die Oper von 1708/09 aus Händels<br />

glücklichsten Jahren, seiner Zeit als von der Aristokratie<br />

umschwärmtem und gefeiertem Jungkomponist<br />

auf Grand<br />

tour in Italien. So gesehen<br />

ist Händel nicht<br />

nur am Ort des Geschehens,<br />

er verkehrt<br />

selbst im Dunstkreis<br />

politischer eliten und<br />

ihrer Intrigen, als er<br />

die ränkespiele am<br />

römischen Kaiserhof<br />

in Musik setzte.<br />

Schon der ers te<br />

blick in das Autograph,<br />

die handschriftliche<br />

Partitur<br />

des Komponisten, brachte für den Dirigenten<br />

rené Jacobs eine Überraschung: »Im dritten Akt<br />

sind ganze nummern gestrichen, wenn auch mit<br />

einem fast nicht zu lesenden bleistiftstrich, darunter<br />

auch die schönste der Oper, das Duett<br />

von Ottone und Poppea. für die Uraufführung<br />

in Venedig ersetzte man sie durch zwei aufeinander<br />

folgende Arien. Dramaturgisch ist das<br />

sehr schwach: Versöhnung nach einem Streit –<br />

ohne Duett?« Auch an anderer Stelle – Ottone<br />

und nerone haben sich beide in Poppeas Zimmer<br />

versteckt und ihrem Gespräch mit Claudius<br />

gelauscht – sind zwei Abgangsarien eingefügt.<br />

»Die noten wurden ins Autograph eingeklebt«,<br />

so Jacobs, und er ist sich sicher: »Alles weist darauf<br />

hin, dass die Sänger mit dem dritten Akt in<br />

Händels fassung nicht einverstanden waren. Da<br />

sie zu dieser Zeit größeren einfluss am Opernhaus<br />

hatten als ein Komponist, haben sie diese<br />

Arien wahrscheinlich für sich eingefordert, obwohl<br />

es keine echten Abgänge sind.«<br />

Jacobs versucht, das Werk für die Aufnahme<br />

von den Gattungskonventionen der Urauffüh-<br />

Tatort Partitur: Jacobs (l) auf Spurensuche, Opfer<br />

waren Arien der Urfassung/ A. Pendatchanska (r)<br />

rung in Venedig zu befreien und damit Händels<br />

genialen dramaturgischen Spürsinn wieder<br />

hörbar zu machen. Dazu gehört auch der<br />

Vergleich zwischen Vorlage und endfassung<br />

der Arien. Händel ging bei Aufträgen sehr ökonomisch<br />

vor und verwendete das beste aus seiner<br />

notenmappe mit neuem text unterlegt<br />

gerne mehr<strong>mal</strong>s. Auch in »Agrippina« finden<br />

sich solche so genannten »Parodien«. Jacobs<br />

zieht für seine Interpretation<br />

nun erst<strong>mal</strong>s<br />

die ursprünglich<br />

vertonten texte<br />

der Arien wie einen<br />

Kommentar heran.<br />

Und zum teil ist er<br />

selbst überrascht,<br />

welche Schärfung<br />

der Charakterzeichnungen<br />

sich durch<br />

diese einfache Über-<br />

blendung gewin-<br />

nen ließ.<br />

Geradezu pervertiert<br />

wird das Versöhnungsduett »no, no,<br />

ch’io non apprezzo« zwischen Poppea und Ottone<br />

im dritten Akt durch seinen Subtext, denn<br />

in erster fassung war es in der Kantate »Il duello<br />

amoroso« eine trennungsszene. Auch die tonartenfolge,<br />

die nicht mehr zur Grundtonart zurückkehrt,<br />

das ende somit offen lässt, und die<br />

nacheinander statt gemeinsam einsetzenden<br />

Stimmen verraten dem Hörer, dass diese Liebe<br />

keinen bestand haben wird. Mehr dazu bei Monteverdi.<br />

ch<br />

Neu erschienen:<br />

Georg Friedrich Händel – »Agrippina«<br />

Pendatchanska, rivera, Im, Mehta, fink,<br />

Davies, Visse, Schmutzhard<br />

Akademie für Alte Musik berlin,<br />

Ltg. rené Jacobs<br />

3CD (Deluxe: + DVD), harmonia mundi<br />

HMC 952088-0<br />

Abonnenten finden einen Ausschnitt auf<br />

der beiliegenden RONDO CD #47 Titel 5<br />

5/2011 RONDO 17


Sturmszenen in der Oper<br />

Achtung,<br />

frischer Wind<br />

Wenn sich mit Herbstbeginn der Wind zurückmeldet,<br />

bläst er den kulturbeflissenen Städter<br />

zusammen mit einem Wirbel goldgelber blätter<br />

durch die Straßen – und in die Opernhäuser.<br />

Das Schönste am ende des Sommers ist wahrscheinlich<br />

der Saisonbeginn im Musiktheater.<br />

Doch der Sturm, der den alten Sommerstaub ausfegt,<br />

macht auch vor der Opernbühne keineswegs<br />

Halt. Im Gegenteil – vom barock ausgehend,<br />

kommt musikalischen Unwettern in der französischen<br />

Oper eine dramaturgische Schlüsselfunktion<br />

zu. Sarah Kesting hat sich für rOnDO<br />

ein<strong>mal</strong> kräftig die Ohren durchpusten lassen<br />

und gibt einen kleinen einblick in ein stürmisches<br />

Kapitel der Operngeschichte.<br />

18 RONDO 5/2011<br />

Herbstzeit – Opernzeit: Die parallel zum Saisonbeginn wütenden Herbststürme<br />

sorgen auch auf der Bühne für frischen Wind in der Handlung.<br />

Interpretation oder »nachahmung«? Seit Anbeginn beschäftigt sich die<br />

Kunst mit ihrem Verhältnis zur Wirklichkeit, insbesondere zur natur. Im<br />

Unterschied zu anderen Künsten ist Musik auch in der Lage, Geräusche<br />

zu imitieren – etwa von Wind, Wellen oder Stürmen. Diese naturerscheinungen<br />

fanden seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert im Zuge der sogenannten<br />

»nachahmungsästhetik« eingang in die französische barockoper,<br />

meist als Attribut von Göttern, die das Handeln der Menschen lenken:<br />

Unter Donner und blitz steigen sie mit großem bühneneffekt vom Himmel<br />

herab oder lassen einen Sturm aufkommen, der zu einem Schiffbruch<br />

führt.<br />

Marin Marais, Gambist Ludwigs XIV. und Leiter der »Académie royale<br />

de Musique«, erfindet 1706 für seine Oper »Alcione« den Prototyp einer ausgereiften<br />

Sturmszene: ein wirkungsvolles Stück mit donnernden bässen,<br />

Orgelpunkten, trommelwirbeln und tremoli. rasant auf- und absteigende<br />

Zweiunddreißigstel-Ketten imitieren das rollen der Wellen. Instrumentale<br />

Parts wechseln mit solistischen Passagen der Schiffbrüchigen, nah- und<br />

fernchören. Damit hat Marais ein Vokabular der musikalischen Sturmdarstellung<br />

formuliert, das fortan fester bestandteil der französischen Oper ist,<br />

oft als Dreh- und Wendepunkt der Handlung. Die Komponisten können<br />

so mit Klangwirkungen experimentieren und erweitern das Instrumentarium.<br />

Wind- und Donnermaschinen treten effektvoll zur Musik hinzu,<br />

und dank spektakulärer bühnentechnik kann sogar ein Schiffsuntergang<br />

simuliert werden: Die Sturmszene wird ein Spektakel, fast im Sinne eines<br />

Gesamtkunstwerks.<br />

Die musikalische Sprache des Sturms bleibt für das ganze 18. Jahrhundert<br />

gültig und wirkt mehr oder weniger stark auch im 19. und 20. Jahrhundert<br />

weiter. Doch mit dem Wandel des naturverständnisses wächst das Interesse<br />

für die wilde und entfesselte natur, für das »erhabene«. Das gilt auch<br />

in der Sturmszene: Wo früher antike Götter blitz, Donner und Sturm regierten,<br />

treten die naturvorgänge selbst in den Vordergrund. rameau erweitert<br />

für »Les Indes galantes« 1735 das Katastrophenspektrum um erdbeben<br />

und Vulkanausbruch.<br />

Auch die Grenze zwischen naturalistischer und psychologischer naturnachahmung<br />

verwischt sich, die Darstellung von Stürmen verschränkt<br />

sich mit der beschreibung von Seelenzuständen. bestes beispiel: die große<br />

Sturmmusik am Anfang von Glucks »Iphigénie en tauride« von 1779.<br />

Gluck steigert nicht nur wirkungsvoll die klang<strong>mal</strong>erischen Ausdrucksmöglichkeiten<br />

(durch Piccoloflöten), er lässt auch die Sturmmusik der<br />

Ouvertüre direkt in die 1. Szene mit Chor und rezitativ überleiten. Der<br />

Schiffbruch Orests verbindet sich musikdramatisch mit dem Seelenzustand<br />

Iphigenies.<br />

In der italienischen Opera seria des 18. Jahrhunderts herrscht flaute.<br />

Die Winde zerren lediglich in den sogenannten Gleichnisarien (›aria di<br />

tempesta‹) am Seelenfrieden. Die französische tradition der Sturmszene,<br />

die über Gluck bis zu berlioz und Meyerbeer weiterwirkt, ist nicht teil<br />

der Gattungskonvention, findet aber mit den bestrebungen um eine französisch-italienische<br />

Mischform eingang. bekanntestes beispiel: Mozarts<br />

»Idomeneo« von 1781 – über ein ursprünglich französisches Sujet. Auch<br />

hier steht die Sturmszene in engem bezug zu den inneren Vorgängen der<br />

figuren, am eindringlichsten im Seelensturm von elettras Arie »tutto nel<br />

cor vi sento«, die unmittelbar in den Meeressturm mit Idomeneos Schiffbruch<br />

überleitet. Die vor<strong>mal</strong>s agierenden Götter bleiben schattenhaft, der<br />

Mensch selbst und die bedrohung durch die natur rücken ins Zentrum.<br />

eine noch<strong>mal</strong>ige Aufwertung erleben die musikalischen naturbilder im<br />

Zeichen eines schwärmerischen »naturgefühls« in der romantik. Die natur<br />

ist allzeit präsent und gewinnt eine eigene, über szenische effekte und<br />

menschliche Affekte hinausgehende tiefendimension. In rossinis letzter<br />

Oper »Guillaume tell« werden natur und Sturm in den revolutionären<br />

Stoff einbezogen und träger politischer bezüge – als Symbol sowohl der<br />

Unterdrückung durch die Habsburger als auch des freiheitskampfes der


Vom Götterwind bis zur Naturromantik:<br />

Dem Sturm kommt in der Oper<br />

stets eine Schlüsselrolle zu. Bühnenbild<br />

zum »Fliegenden Holländer«,<br />

Wolfsschlucht bei Zwingenberg, Vorbild<br />

für den »Freischütz«.<br />

Schweizer. Die Sturmszene des<br />

4. Aktes mit der flucht tells und<br />

dem tod Gesslers ist Höhe- und<br />

Wendepunkt des ganzen Stückes.<br />

In Carl Maria von Webers »freischütz« werden natur und Sturm naturdämonisch<br />

aufgeladen, sie gewinnen eine quasi religiöse Dimension im<br />

Kampf zwischen himmlischen und höllischen Kräften. Der Sturm in der<br />

berühmten Wolfsschluchtszene ist zu einem schauerromantischen Spuk<br />

gesteigert, musikalisch bereichert durch eine breite Palette neuer Klangfarben.<br />

Die letzten tiefausläufer musikalischer Sturmdarstellungen im 19. Jahrhundert<br />

finden sich bei Wagner und Verdi. In »rigoletto« bilden Gewitter<br />

und Sturm den Hintergrund eines Szenenkomplexes am Schluss, von Verdi<br />

effektvoll mit Summchor ausgestaltet. eine Sturmszene als dramatische<br />

exposition steht auch am Anfang von »Othello«. Verdis Antipode Wagner<br />

dehnt im »fliegenden Holländer« die traditionelle Sturmszene gleichsam<br />

auf das gesamte Werk aus – Sturm und Meer bilden den ständigen Hintergrund<br />

der Oper, bestimmen die Gefühle und Handlungen der Menschen.<br />

Diese Sturmszenen sind zugleich die letzten in Wagners Werk, die sich<br />

mit jenem »klassischen« typus in beziehung setzen lassen, der im barocken<br />

frankreich seinen Ausgang nahm.<br />

CD-Tipps<br />

Marais – »Alcione« / Musiciens du Louvre, Ltg: Minkowski<br />

erato/Warner 2292455222 (nur antiquarisch)<br />

Rameau – »Les Indes galantes« / Les Arts florissants, Ltg: Christie<br />

Harmonia mundi HMC 901367-9<br />

Gluck – »Iphigénie en Tauride« / Musiciens du Louvre, Ltg: Minkowski<br />

DG Archiv/Universal 4711332<br />

Mozart – »Idomeneo« / English Baroque Soloists, Ltg: Gardiner<br />

DG Archiv/Universal 4316742<br />

Neu erschienen:<br />

Gioacchino Rossini – »Guillaume Tell«<br />

finley, Osborn, byström, Lemieux/<br />

Accademia di Santa Cecilia, Ltg: Pappano<br />

eMI 0288262 (3CD)<br />

Abonnenten finden einen Ausschnitt auf<br />

der beiliegenden RONDO CD #47 Titel 2<br />

Richard Wagner – »Der Fliegende Holländer«<br />

Lloyd, naglestad, Jentzsch, Prudenskaja<br />

netherlands Philharmonic, Ltg: Haenchen/<br />

regie: Kušej<br />

Opus Arte/naxos OAbD7084D (DVD)<br />

5/2011 RONDO 19<br />

„Er hat alles, Stimme,<br />

Glanz und Charisma!“<br />

STERN<br />

ARRIVEDERCI Die MET, die Mailänder Scala, das<br />

Royal Opera House London, wo immer der italienische<br />

Star-Tenor auftritt, jubeln Presse und Publikum.<br />

Auf seiner neuen CD beweist Vittorio Grigolo erneut<br />

seine Sonderklasse – mit berühmten Arien von Verdi,<br />

Puccini und Donizetti und italienischen Evergreens<br />

wie Arrivederci Roma, Torna a Surriento u.a.<br />

www.vittoriogrigolo.com<br />

Ab 11.11.2011 erhältlich:<br />

FESTLICHES ADVENTSKONZERT<br />

AUS DER DRESDNER FRAUENKIRCHE<br />

Auch als DVD und<br />

BLU-RAY erhältlich<br />

ww.sonymusicclassical.de


Blut und Samt<br />

renaissance liegt in der Luft. Während die epoche aus Kriegen und Clanfehden feinste, farbigste Kunstwerke<br />

entstehen ließ, schufen flandrische Komponisten Meisterwerke der Vielstimmigkeit. bisher<br />

brachte die forschung die Zeit und ihre Musik nur schwer überein. nun zeigt sich: Der Schlüssel liegt<br />

auch hier in der neuen rolle des Menschen. Im Porträt wie in der Messkomposition werden der Mensch<br />

und seine Wahrnehmung ins Zentrum gestellt, als unverwechselbar.<br />

In lauer Luft stehen sie beisammen, als hätte der<br />

frühlingswind sie in den Hain gerufen. Saftig<br />

grün das Laub, feist glühen die Orangen daraus<br />

hervor, und während links Merkur mit nachlässiger<br />

Gebärde ein paar nebelstreifen verscheucht,<br />

beginnen die Grazien einen schüchternen tanz<br />

der Anmut. flora selbst streut blumen für die perlengeschmückte<br />

Venus im Zentrum.<br />

Wer den »frühling« von botticelli (bild oben)<br />

vor Augen hat, diese Landpartie der Heiterkeit,<br />

käme im traum nicht darauf, eine umstürzlerische<br />

politische botschaft zu suchen. Doch laut<br />

Kunsthistoriker Horst bredekamp verklausuliert<br />

botticelli nur den Herrschaftsanspruch seines<br />

Auftraggebers, Lorenzo di Pierfrancesco de‘ Medici.<br />

Der Spross der jüngeren Medici-Linie wollte<br />

die Vormacht in florenz und in seiner familie<br />

übernehmen, war aber chancenlos gegen seinen<br />

Cousin, Lorenzo den Prächtigen. Sein früher tod<br />

machte die letzten Hoffnungen zunichte auf einen<br />

neuen frühling für die Stadt.<br />

es waren Söldnerführer, die sich im 15. Jahrhundert<br />

auf die Samtsessel der italienischen<br />

Stadtstaaten wuchteten, und Künstler bezahlten,<br />

um ihren blutverschmierten Stammbaum<br />

nachträglich zu adeln. Heiter war die Zeit nur<br />

für wenige, die meisten Menschen trugen schwer<br />

unter der Last der Kriege, die diese »Geburt der<br />

neuzeit« ständig begleiteten. Die renaissance erscheint<br />

uns nah, und sie ist es vor allem in ihren<br />

Menschen, die uns noch immer so lebensecht anblicken<br />

wie nachbarn. Diesen »Gesichtern der<br />

renaissance«, den berühmten wie unbekannten,<br />

widmet das bode-Museum berlin eine vielbeachtete<br />

Ausstellung. Sie zeigt die entdeckung der Individualität<br />

in der Porträt<strong>mal</strong>erei des 15. Jahrhunderts<br />

in Italien. Porträts gehören gemeinhin nicht<br />

zu den Publikumsrennern, und doch werden die<br />

Ansichten junger Damen und alter Männern regelrecht<br />

gestürmt.<br />

20 RONDO 5/2011<br />

Und die Musik der Zeit? Die lässt sich mit dem<br />

Schlagwort vom rückgriff auf die Antike zunächst<br />

nicht fassen. Hier arbeiten ganze Generationen<br />

von Komponisten an der Vervollkommnung<br />

der Polyphonie, dem vielstimmigen Satz.<br />

Die Schärfe von Quint und Quarte weicht dem<br />

Wohlklang in terzen und Sexten, Stimmen weben<br />

hell und leicht an einem fortströmenden<br />

Klangband. Aus moderner Sicht hatte das mit<br />

den politischen ereignissen so wenig zu tun, dass<br />

man »renaissance« als Musikepoche zu streichen<br />

versuchte.<br />

Der Musikwissenschaftler Laurenz Lütteken<br />

bringt nun in seinem dicht, aber ganz bewusst<br />

allgemein verständlich konzipierten buch die<br />

Musik und ihre Zeit wieder in einklang. Dazu<br />

wählt er wenige, auf CD leicht verfügbare Kompositionen<br />

zur Anschauung. Auch hier spielt die<br />

entdeckung der Individualität eine Hauptrolle,<br />

in der Unverwechselbarkeit eines Kunstwerks<br />

und seines Komponisten. Außerdem wird Musik<br />

– eben doch in bezug auf antike theoretiker<br />

wie Aristoteles – neu auf den Hörer ausgerichtet,<br />

der Mensch in der Lust am Wohlklang der terzen<br />

und Sexten auch hier zum Maßstab.<br />

für alle, die sich von dieser Musik in ihrer<br />

Schönheit, aber auch ihrer Verschiedenheit zu<br />

vertrauten Hörgewohnheiten faszinieren lassen<br />

und einen einstieg suchen, hat bernhard Morbach<br />

2006 ein buch zur »Musikwelt der renaissance«<br />

geschrieben. Übersichtlich gegliedert, mit<br />

vielen Illustrationen versehen, dazu mit noten<br />

und Midi-files der wichtigsten Werke und den<br />

biografien der Komponisten auf CD ausgestattet,<br />

ist dieses buch gleichermaßen zum nachschlagen<br />

wie zum Arbeiten geeignet. Vom Weltbild<br />

der neuen Zeit geht es über die Ansichten der<br />

Musiktheoretiker zu den wichtigsten Musikgattungen:<br />

Messe und Motette werden ebenso behandelt<br />

wie das mehrstimmige Lied, die weltliche<br />

Instrumentalmusik und der tanz. für einsteiger<br />

der derzeit beste renaissancemusik-Verführer.<br />

bereits gegen ende der renaissance, als in<br />

Italien schon die Liebe zum Affekt gärte, feierte<br />

tomás Luis de Victoria einen letzten Höhepunkt<br />

der Vokalpolyphonie. Der Kathedralsänger<br />

schnupperte zeitweise römische Luft und<br />

machte sich die textverständlichkeit zum Gebot,<br />

die das trienter Konzil als beschneidung des<br />

vielstimmigen Wildwuchses in der Kirchenmusik<br />

gefordert hatte. Die Archiv Produktion präsentiert<br />

nun anlässlich seines 400. todestages<br />

eine 10-CD-box, musiziert vom ensemble Plus<br />

Ultra unter Michael noone – der bisher umfassendste<br />

rundgang durch das riesige Werk Victorias,<br />

darunter allein zehn Messen und zahllose<br />

Motetten. begleitet von Zinken, Pommern und<br />

Posaunen, den an spanischen Kathedralen unverzichtbaren<br />

»Ministriles«, entsteht ein Klangbild,<br />

das das stolze Selbstverständnis der spanischen<br />

Habsburger und die erhabene Strenge ihres Katholizismus<br />

in sich vereint – das aber als wohlklingender<br />

Kontrapunkt. ch<br />

Ausstellung »Gesichter der Renaissance«,<br />

bode-Museum berlin, Museumsinsel,<br />

eintritt: 14€/7€ erm. / Mo-Mi 10-18 Uhr,<br />

Do-So 10-22 Uhr<br />

Laurenz Lütteken, »Musik der Renaissance«,<br />

bärenreiter/Metzler 2011, 241 S., € 29,95<br />

Bernhard Morbach, »Die Musikwelt der<br />

Renaissance«, buch + Daten-CD,<br />

bärenreiter 2006, 257 S., € 26,95<br />

Tomás Luis de Victoria, Geistliche Werke,<br />

ensemble Plus Ultra, Ltg. Michael noone,<br />

(10CDs, 2008/2009) Archiv/Universal 4779747


Lynch<br />

Aleksandra Kurzak<br />

Auf die Töpfe,<br />

fertig, los …<br />

Die Polin Aleksandra Kurzak will hoch hinaus. robert fraunholzer<br />

traf die lyrische Sopranistin während der Proben für »Così fan tutte«<br />

in Los Angeles und blickte ihr erst <strong>mal</strong> ungeniert in die fleischtöpfe.<br />

»Kohlrouladen, hmmm!!«, schwärmt Aleksandra<br />

Kurzak. Auch Wienerschnitzel, teigtaschen,<br />

Weißkäse. Wenn sie »polnisch kocht«, sagt sie,<br />

gibt es »viel fleisch, viel Würste und Sauerkraut«.<br />

Die Jahre in Hamburg seien zwar auch<br />

nicht schlecht gewesen. Aber für »bigos«, den<br />

polnischen Krauttopf, sei sie nach Warschau zurückgekehrt.<br />

»Meine Heimat! Da bleibe ich.«<br />

Die Liste großer polnischer Sängerinnen (von<br />

Marcella Sembrich bis ewa Podles) ist lang. Dass<br />

sich jemand nach nur sechs Jahren an der Hamburgischen<br />

Staatsoper so rasant in die Welt verabschiedet,<br />

ist trotzdem ungewöhnlich. Die<br />

34-jährige Aleksandra Kurzak passte ursprünglich<br />

ins rollenfach einer typischen Soubrette.<br />

Auf Ännchen, blondchen und Sophie im »ro-<br />

senkavalier« war sie jahrelang abonniert. Dann<br />

wurde die Königin der nacht ihre signature role –<br />

und zeigte, dass die kleine, dralle Sopranistin<br />

nicht nur süße töne, sondern auch Zähne hat.<br />

Inzwischen ist sie ins fach der großen Lyrischen<br />

von fiordiligi bis Lucia di Lammermoor<br />

hineinexplodiert. »Das fühlt sich dermaßen richtig<br />

an, dass es nicht falsch sein kann«, unkt sie<br />

intelligent und witzig. nicht umsonst hat die<br />

tochter eines Waldhorn-Professors neben der<br />

Gesangsausbildung auch noch ihren Doktor gemacht.<br />

thema: Gilda in Verdis »rigoletto«. »Da<br />

hast du was, falls was schief geht mit der Karriere«,<br />

hatte ihr Vater empfohlen. Dafür indes<br />

scheint – mit regelmäßigen engagements zwischen<br />

Los Angeles, London und der new Yorker<br />

Met – derzeit keine Gefahr.<br />

Stupsnasig, klein, sehr selbstbewusst. »In meiner<br />

Stimme war immer schon etwas rundes,<br />

Warmes, das mich für rollen wie die traviata<br />

prädestinierte«, so Kurzak. Sie gehört in die reihe<br />

großer Sängerinnen, die von der eigenen Mutter<br />

ausgebildet wurden. Ansonsten verehrt sie Mirella<br />

freni (»mein Idol«), beverly Sills, Joan Sutherland<br />

und Mariella Devia. Über dem bett des<br />

teenagers hing aber ein großes Poster von Plácido<br />

Domingo. »er sah wahnsinnig gut aus, das<br />

war mir auch wichtig«, so Kurzak, die durch ehrlichkeit,<br />

Direktheit und formidables Deutsch unmittelbar<br />

für sich einnimmt.<br />

Ihr knackiger, fester Sopran klang eigenen Angaben<br />

zufolge von beginn an »je höher, des to<br />

besser«. In Hamburg brachte sie es so zum um-<br />

Die Kurzag privat zu Hause in Warschau und als Lucia di Lammermoor in der Oper von Seattle<br />

schwärmten Publikumsliebling. Ihr Debüt-<br />

Album »Gioia!« versammelt neben ihrer »Paraderolle«<br />

Lucia di Lammermoor ein Menü<br />

stimmleichter Mädchen von Lauretta, elvira,<br />

Musetta, Adina und Adele bis zu rosina und<br />

der Hanna in Moniuszkos »Geisterschloss«. ein<br />

großes Vergnügen – auch wegen des Opernorchesters<br />

von Valencia unter dem barenboim-<br />

Protégé Omer Meir Wellber.<br />

Erscheint am 11. November:<br />

Gioia! (Arien von Rossini, Mozart,<br />

Donizetti u.a.)<br />

Aleksandra Kurzak, Sopran;<br />

Orquestra de la Comunitat Valenciana, Ltg. Omer<br />

Meir Wellber; Decca/Universal 478 2730<br />

5/2011 RONDO 21


Neue Gesichter<br />

vorgestellt von Michael blümke<br />

Man muss nicht als Punk Karriere an den Saiten machen:<br />

David-Aaron Carpenter trägt nur Cavalli.<br />

eIne MILLIOn fÜr SeCHS CDS<br />

Wenn man mit 17 Jahren von einer Plattenfirma eine Million englische Pfund für sechs<br />

Aufnahmen angeboten bekommt, sollte man sich wohl gar nicht erst fragen, was die<br />

Herrschaften dazu veranlasst, sondern einfach den Vertrag unterschreiben und das Geld<br />

kassieren, bevor sie es sich womöglich anders überlegen. Genau das hat die Geigerin nicola<br />

benedetti auch getan. In ihrem Heimatland Großbritannien, wo sie längst ein Star<br />

ist, erscheint demnächst ihre fünfte einspielung, die Vorgänger-CDs haben alle die britischen<br />

Klassik-Charts gestürmt. bei uns dagegen ist die tochter eines italienischen Vaters<br />

und einer schottischen Mutter, die mit fünf Jahren zum ersten Mal zur Geige griff,<br />

noch ein unbeschriebenes blatt. Das soll sich jetzt mit ihrem ›Debütalbum‹ bei der Deutschen<br />

Grammophon ändern. Auf »Italia« spielt die inzwischen 24-Jährige auf ihrer Stradivari<br />

von 1712 Werke der barockkomponisten Vivaldi, tartini und Veracini – und hofft<br />

natürlich auch hierzulande auf den einzug in die Charts.<br />

Vivaldi, Tartini, Veracini – Italia – Benedetti/Scottish Chamber Orchestra –<br />

Universal 4764342<br />

Wunderkind spielt Wunderkind: In seinem Film ist der<br />

15-Jährige Violinist Elin Kolev ein jüdischer Wundergeiger.<br />

22 RONDO 5/2011<br />

AUf DeM PODIUM nUr CAVALLI<br />

nur weil die bratsche als Instrument nicht so im rampenlicht steht wie die Geige oder<br />

das Klavier, heißt das nicht, dass man auf den Glamourfaktor verzichten muss. Wenn Pianisten<br />

wie Jean-Yves thibaudet oder Leif Ove Andsnes sich von Vivienne Westwood respektive<br />

Issey Miyake einkleiden lassen, was spricht dann dagegen, als bratscher auf dem<br />

Konzertpodium roberto Cavalli zu tragen? David-Aaron Carpenter, 25 Jahre alter Spross<br />

einer new Yorker Musikerfamilie, hebt sich aber nicht nur in Modedingen von seinen Kollegen<br />

ab. Auch wenn bei ihm absolut keine Gefahr besteht, von seiner bratschen-Kunst<br />

nicht leben zu können, hat er doch vorgebaut: Vor drei Jahren hat er seinen bachelor in<br />

Politikwissenschaften an der Princeton University gemacht. Und das, obwohl bei ihm die<br />

Ausrichtung auf die Musik von klein auf klar war. Mit sechs Jahren hat er mit der Geige<br />

angefangen, mit elf ist dann die bratsche dazu gekommen, mit der er dann fünf Jahre später<br />

eine monogame beziehung eingegangen ist. Debütiert hat er 2005 unter Christoph<br />

eschenbach, der ihn auch auf seiner ersten CD-einspielung begleitet hat. <strong>Jetzt</strong> legt er zusammen<br />

mit Vladimir Ashkenazy bei Ondine bereits seine zweite Aufnahme vor, auf dem<br />

Programm berlioz‹ »Harold in Italien« und Paganinis Violasonate – und auf dem Cover<br />

natürlich in roberto Cavalli.<br />

Berlioz – Harold in Italien, u. a. – Carpenter, Ashkenazy/Helsinki PO –<br />

Ondine ODE11882<br />

Hat gut Lachen, mit ihrem millionenschweren Exklusivvertrag<br />

in der Tasche: Die Vorzeige-Violinistin Nicola Benedetti<br />

WUnDerKInD ALS WUnDerKInD<br />

er ist ein Wunderkind. Und er spielt eines. In dem neuen film »Wunderkinder«, der gerade<br />

in unseren Kinos angelaufen ist, sieht und hört man den 15-jährigen elin Kolev als<br />

jüdischen Wundergeiger Abrascha, dessen verheißungsvoller Karriere die nazis 1941 ein<br />

ende setzten. für den jungen Zwickauer läuft die eigene Karriere dagegen vielversprechend.<br />

nachdem er mit nur fünf Jahren am robert-Schumann-Konservatorium seiner<br />

Heimatstadt mit dem Geigenstudium begonnen hatte, stand er bereits mit acht zum ersten<br />

Mal als Solist auf dem Konzertpodium, ein Alter, in dem bekanntlich auch Yehudi<br />

Menuhin debütierte. Mit zehn Jahren durfte er an die Leipziger Musikhochschule wechseln,<br />

drei Jahre später debütierte er in der new Yorker Carnegie Hall. Mittlerweile hat er<br />

für Sony seine erste CD aufgenommen, die fast zeitgleich mit dem film auf den Markt<br />

gekommen ist und neben vielen Klassikern natürlich auch die »Wunderkinder«-titelmelodie<br />

enthält. Das Schauspielern könnte neben dem Geigenspiel übrigens ein zweites<br />

Standbein werden, noch in diesem Jahr steht elin Kolev erneut vor der Kamera: er verkörpert<br />

den ebenfalls als Wunderkind berühmt gewordenen polnischen Geiger bronislaw<br />

Huberman.<br />

Diverse – Works For Violin – Kolev, Branny, Dresdner Kapellsolisten –<br />

Sony 88697 953432<br />

Köhler


Geldermann<br />

Jazz: nils Petter Molvaer<br />

Unter dem<br />

Pavianmond<br />

neue band, neue Plattenfirma, neue<br />

Ideen: Der norwegische trompeter<br />

nils Petter Molvaer, der zur Jahrtausendwende<br />

als elektrojazz-Pionier<br />

firmierte, hat bei seiner CD »baboon<br />

Moon« die Computer ausgeschal-<br />

tet gelassen. Im Gespräch mit Josef<br />

engels erzählt er von zwei Arten<br />

von neuland – seiner musikalischen<br />

evolution und dem Wiedersehen<br />

mit seinem Heimatland nach dem<br />

Schock von Utøya.<br />

nils Petter Molvaer benutzt gerne das Wort »Landschaft«,<br />

wenn er über seine Musik spricht. Der Vergleich<br />

liegt auf der Hand. Die Aufnahmen des norwegers<br />

sind gewissermaßen bildproduktionsmaschinen;<br />

sie lassen filme im Kopf des Hörers entstehen, in denen<br />

Molvaers spröde, mit viel Luft geblasene trompete<br />

wie ein vernarbter Charakterdarsteller durch lichtblitzende<br />

Großstädte, die Wüste oder ein eisstarrendes<br />

Gebirge wandert.<br />

bei seiner aktuellen einspielung hatte Molvaer allerdings<br />

eine ganz bestimmte region vor Augen. »Diese<br />

Platte ist in einer außerordentlich schönen Gegend<br />

entstanden, an der äußersten nordwest-ecke norwegens«,<br />

erzählt der trompeter, »vom Studio aus konnte<br />

ich die Insel sehen, von der ich stamme.«<br />

Das erzählt unterbewusst auch viel über die neue CD.<br />

Denn mit »baboon Moon« hat sich der Skandinavier ein<br />

deutliches Stück von seiner musikalischen Heimat entfernt.<br />

Der Mann, der ende der 90er Jahre international<br />

erst<strong>mal</strong>s für Aufsehen sorgte, als er Jazz, DJ-Kultur und<br />

rave-Musik auf der Grundlage der nullen und einsen<br />

des Computers bestechend miteinander vermischte, erklärt<br />

jetzt mit einem Lächeln: »›baboon Moon‹ ist auf<br />

Noch<strong>mal</strong> ganz von vorn: Für seine neue CD hat Nils<br />

Petter Molvaer bewusst auf E-Technik verzichtet.<br />

die harte tour entstanden – es ist total analog. Da gibt<br />

es jetzt eine gewisse textur, die man nur sehr schwer<br />

hinbekommt, wenn man viele Computer benutzt.«<br />

Was aber nicht heißen soll, dass das Album in irgendeiner<br />

form traditionell oder altbacken klingen<br />

würde. Im Gegenteil: Mit seinen neuen Mitstreitern,<br />

dem Schlagzeuger erland Dahlen und dem Gitarristen<br />

Stian Westerhus, der »baboon Moon« auch produzierte,<br />

zeigt sich Molvaer wie erneuert. Da gibt es zwar immer<br />

noch den blick zurück auf die Vergangenheit, es überwiegt<br />

aber die freude über die entdeckung neuen terrains.<br />

»baboon Moon« lebt von einer grimmigen Verspieltheit,<br />

zuweilen ist auch ein starker rock-einschlag<br />

auszumachen. Und dann durchzieht auch noch ein<br />

gewisser Humor die Aufnahme, was für ein Album<br />

von Molvaer wirklich wie eine spektakuläre neuerung<br />

erscheint. Der schwermütig dreinblickende Pavian auf<br />

dem Albumcover ist wirklich kein Zufall. Man hört auf<br />

»baboon Moon« unter anderem eine singende Säge, eine<br />

fake-Zither und Ideen, die viel mehr mit dem Soundtrack<br />

von »from Dusk till Dawn« als mit ätherischem<br />

fjord-elektrojazz gemein haben.<br />

es liegt wohl darin begründet, dass Molvaers Mitstreiter<br />

Westerhus und Dahlen aus der eigenwilligen<br />

norwegischen Alternativ-rock-Szene rund um bands<br />

wie Motorpsycho oder Madrugada stammen. Was auch<br />

der Grund ist, weshalb Molvaer die Musik auf »baboon<br />

Moon« als »freien, schwarzen Progrock« klassifiziert.<br />

»Wenn ich meine Musik nicht als Jazz bezeichne, liegt<br />

es daran, dass Jazz für mich in einer anderen Schublade<br />

steckt. Man hat nette Anzüge an und spielt seine<br />

Licks. Lustigerweise improvisiert meine band in vielerlei<br />

Hinsicht viel, viel mehr als eine nor<strong>mal</strong>e Jazzband«,<br />

sagt der trompeter.<br />

Die CD erscheint nun zu einem Zeitpunkt, da norwegen<br />

noch immer unter dem Schock der ereignisse<br />

in Oslo und auf der Insel Utøya steht. »Als das passierte,<br />

hatte ich einen Auftritt in Italien. Ich spielte mit<br />

dem amerikanischen Drummer Pat Mastelotto. Als<br />

die nachricht kam, wurde er sehr still. er hatte tränen<br />

in den Augen und sagte mir: ›Wenn du nach Hause<br />

kommst, betrittst du ein Land, das für immer verändert<br />

ist‹«, erinnert sich Molvaer. Was ihn aber bei der Heimkehr<br />

am meisten beeindruckte, war die Stimmung. »es<br />

war eigentlich ein sehr schönes Gefühl. Überall lagen<br />

blumen, es gab eine starke Verbundenheit. Auch die<br />

Art, wie der Premierminister und das Königshaus reagiert<br />

haben, war bewegend. Das machte mich stolz.<br />

Ich hoffe, diese empathie bleibt.«<br />

Neu erschienen:<br />

Nils Petter Molvaer<br />

baboon Moon<br />

Columbia/Sony 88697 959962<br />

Tourdaten s. Termine, Seite 49<br />

Abonnenten finden einen Ausschnitt auf<br />

der beiliegenden RONDO CD #47 Titel 15<br />

5/2011 RONDO 23<br />

Das<br />

Musik magazin<br />

für erwachsene<br />

Hörer.<br />

6 x im Jahr<br />

in allen guten<br />

CD- und<br />

Ticket-Shops<br />

sowie in<br />

Konzerthäusern,<br />

auf Festivals<br />

und in aus-<br />

gesuchten Cafés<br />

und Bistros.<br />

Auch im Abo<br />

für Euro 12,- p.a.<br />

erhältlich auf<br />

www.sonomagazin.de


Klassik CDs<br />

24 RONDO 5/2011<br />

Meisterwerk<br />

sehr gut<br />

gut<br />

passabel<br />

dürftig<br />

Georg Friedrich Händel<br />

GERMAnICO<br />

Ottaviano Tenerani, Ensemble<br />

e Coro Il Rossignolo, Sara<br />

Mingardo (Germanico), Maria<br />

Grazia Schiavo (Agrippina),<br />

Franco Fagioli (Lucio) u. a.<br />

Deutsche Harmonia Mundi/Sony<br />

88697 860452<br />

(88 Min., 2 CDs, aufgenommen<br />

9/2010)<br />

Als Ottaviano Tenerani 2007 ins Archiv<br />

des Konservatoriums in Florenz hinab-<br />

stieg, kam er mit einem schillernden Fund<br />

zurück. Eine 61-seitige Partitur hielt er in<br />

den Händen. Und auf der ersten Manu-<br />

skriptseite stand ganz oben: »Del Sigr<br />

Hendl«. Sofort konsultierte Dirigent Te-<br />

nerani Alte Musik- und Händel-Exper-<br />

ten, die seine Vermutung teilten, dass es<br />

sich hierbei um eine vergessene Oper von<br />

Georg Friedrich Händel handeln könnte.<br />

Genauer soll »Germanico« Händels erste<br />

Italien-Oper sein, entstanden wahrscheinlich<br />

1706. Doch weder sind irgendwelche<br />

Hinweise auf eine Aufführung überliefert,<br />

noch gibt es von Händel einen Hinweis,<br />

dass die von einem Unbekannten<br />

kopierten noten tatsächlich aus seiner<br />

Feder stammen. Viele Konjunktive umranken<br />

diese Ausgrabung also. Dennoch<br />

hat man es sich jetzt bei der Weltersteinspielung<br />

nicht nehmen lassen, das Werk<br />

zumindest auf dem CD-Titel zweifelsfrei<br />

dem jungen Sachsen zuzuschlagen.<br />

Die als eine »Serenata a sei« ausgewiesene<br />

Händel(?)-Oper nr. 43 (?) ist vom Sujet<br />

her eines dieser Historiendramen, auf<br />

die selbst drittklassige Komponisten in jener<br />

Zeit zurückgegriffen haben. nach erfolgreicher<br />

Schlacht gegen Arminius kehrt<br />

der Heerführer Germanico nach Rom zu-<br />

rück, wo man ihn hochleben lässt. Die ent-<br />

sprechende, musikalische Inszenierung<br />

fällt zwar äußerst moderat aus. Dafür ha-<br />

ben Händel bzw. der Komponist in den<br />

Arien viel Phantasie bewiesen. So tun sich<br />

etwa in der Huldigungsarie »Con voci gio-<br />

conde« gleich alle sechs Solisten zusam-<br />

men, um einen effektvollen Wettstreit<br />

mit den Trompeten zu wagen. Die Solo-<br />

Arien sind abwechslungsreich gestaltet,<br />

besitzen serenadenhaften Charme, unbe-<br />

kümmerten Drive und anrührende Innig-<br />

keit. Und das von einer nervösen Violine<br />

begleitete Rezitativ gegen Ende der Oper<br />

ist ein besonders dramatisches Schmuckstück.<br />

Auch wenn das Werk unter dem<br />

Strich nicht das ganz große Ereignis ist<br />

– eine x-beliebige Barockoper von der<br />

Stange ist »Germanico« keinesfalls. Das<br />

macht auch Ottaviano Tenerani mit seinen<br />

schlank aufspielenden Musikern von<br />

Il Rossignolo deutlich. Und das großartig<br />

besetzte Solistenensemble um die Altistin<br />

Sara Mingardo (Germanico) präsentiert<br />

sich einträchtig ohne Fehl und Tadel.<br />

Guido Fischer<br />

Wolfgang Rihm,<br />

Krzysztof Penderecki,<br />

Sebastian Currier<br />

LICHTES SPIEL, DUO<br />

COnCERTAnTE, DyADE,<br />

TIME MACHInES<br />

Anne-Sophie Mutter, Roman Patkoló,<br />

Michael Francis, Alan Gilbert,<br />

New Yorker Philharmoniker<br />

DG/Universal 477 9359<br />

(64 Min., 11/2010-6/2011)<br />

Ein 35-jähriges Bühnenjubiläum feiert die<br />

Klassik-Branche kaum bis gar nicht. Im<br />

Fall von Anne-Sophie Mutter bietet sich<br />

das aber durchaus an. Denn vergegen-<br />

wärtigt man sich, dass die 48-Jährige sich<br />

seit ihrem Konzertdebüt 1976 non-stop in<br />

der oberen Spitzenregion aufhält, ist das<br />

schon mehr als nur eine Meldung wert.<br />

Und weil sie in dieser Zeit eben nicht nur<br />

das gängige Repertoire gespielt, sondern<br />

sich stets auch für die neue Musik eingesetzt<br />

hat, kann sie mit ihrer aktuellen<br />

Einspielung gar ein zweites, 25-jähriges<br />

Jubiläum begehen. 1986 hatte Mutter ein<br />

Die KlassiK-CD Des monats<br />

Felix Mendelssohn Bartholdy<br />

DOPPELKOnZERT FüR VIOLInE UnD KLAVIER D-MOLL,<br />

KLAVIERKOnZERT A-MOLL<br />

Kristian Bezuidenhout, Gottfried von der Goltz,<br />

Freiburger Barockorchester<br />

harmonia mundi HMC 902082 (71 Min., 4/2010)<br />

Hauptwerk dieser hochspannenden CD ist Felix Men-<br />

delssohns Doppelkonzert für Violine, Klavier und Or-<br />

chester, das der erst 17-jährige Komponist im Jahre 1826<br />

schuf. Schon im über 18 Minuten dauernden Kopfsatz<br />

erweist er sich als kreativer Experimentator auf Basis<br />

der überlieferten klassischen Konzertform: Er lässt die<br />

beiden Solisten das galant altertümelnde musikalische<br />

Material der Orchesterexposition weitgehend ignorieren; sie finden sich stattdessen<br />

zu einem hochvirtuosen »Improvisationswettstreit« mit ganz eigener Musik<br />

zusammen, der sich in der Durchführung des Satzes zu atemberaubender Waghalsigkeit<br />

steigert. Gottfried von der Goltz und Kristian Bezuidenhout machen<br />

diese Tour de force mit knackiger Präzision und angemessener, aber nie<strong>mal</strong>s übertriebener<br />

virtuoser Geste zum Erlebnis. Kurzum: Hier sind wahre Könner am<br />

Werk, die sich gründlich mit dieser anspruchsvollen Musik auseinandergesetzt<br />

haben. Im melodisch wie satztechnisch gleichermaßen reizvollen langsamen<br />

Mittelsatz entfaltet Bezuidenhout auf seiner Kopie eines Conrad-Graf-Flügels<br />

von 1824 eine großartige Vielfalt unterschiedlicher klanglicher Schattierungen,<br />

die von der Goltz auf seiner historischen Geige einfühlsam kommentiert. Eine<br />

wahre Freude für den Zuhörer, ebenso wie das nicht sehr häufig gespielte, erst<br />

am Ende des 20. Jahrhunderts durch eine kompetente notenausgabe zugänglich<br />

gemachte Werk überhaupt eine Entdeckung ist. Michael Wersin<br />

Al le bis he ri gen Klas sik-CDs des Monats<br />

kön nen Sie auf unse ren Inter netsei ten nach le sen.<br />

www.rondomagazin.de<br />

Werk des Polen Witold Lutosławski aus<br />

der Taufe gehoben und damit erst<strong>mal</strong>s ihr<br />

Engagement für Zeitgenössisches beglaubigt.<br />

Inzwischen hat sie sich immer wieder<br />

Stücke von namhaften Komponisten<br />

schreiben lassen, die weniger das noch radikal<br />

Unbehauene im inneren Ohr haben.<br />

Wie die jetzt vier ersteingespielten Stücke<br />

belegen, favorisiert Mutter eine gemäßigte<br />

Moderne, die sich trotz einer traditionsbewussten<br />

Haltung so schnell nicht<br />

zähmen und bändigen lassen will.<br />

Die von Mutter in Auftrag gegebenen<br />

Stücke sind somit allein spieltechnisch<br />

wahre Kraftakte, spannen sie doch einen<br />

weiten Bogen von beklemmender Rhapsodik<br />

bis zur urwüchsigen High-Speed-<br />

Raserei. Und allein in »Lichtes Spiel« von<br />

Wolfgang Rihm sorgt Mutter mit schlicht<br />

grandiosem Zartbitterschmelz für aufwühlende<br />

Fin de siècle-Gesänge. Fast 18<br />

Minuten dauert dieses Werk für Solo-Violine<br />

und kleines Orchester – und man<br />

möchte glauben, dass Rihm im Vorfeld<br />

von Mutters Kunst schlicht trunken war.<br />

Denn von seiner ansonsten hypernervösen,<br />

voller Schneisen und Schraffuren<br />

steckenden Klangsprache ist hier genauso<br />

wenig übrig geblieben wie in »Dyade« mit<br />

seinem fluoreszierenden Melos. Von der<br />

Besetzung her ist dieses Rihm-Stück für<br />

Violine und Kontrabass ein rechter Sonderling.<br />

Da Mutter jedoch ein Fan vom jungen<br />

Kontrabassisten Roman Patkoló ist,<br />

hat sie gleich noch beim polnischen Altmeister<br />

Krzysztof Penderecki ein weiteres<br />

Werk für diese Kombination bestellt. Dessen<br />

»Duo concertante« entpuppt sich als<br />

ein urwüchsiges, von Balkan-Rhythmen<br />

durchpeitschtes Showpiece erster Güte.<br />

Hier wie auch im Finale ist Mutter aber eine<br />

enthusiastisch wie mitreißend zu Werke<br />

gehende neue Musik-Hebamme. Wobei<br />

Sebastian Currier ihr dies<strong>mal</strong> mit »Time<br />

Machines« für Violine und Orchester ein<br />

siebensätziges, postmodern durchpulstes


Opernarien und Duette aus:<br />

Don Giovanni, Don Pasquale, lucia Di lammermoor, la Bohème u.a.<br />

mit calleja, Flórez, alaGna, Beczala, hvorostovsky.<br />

www.anna-netrebko.info<br />

Marc-André Hamelin:<br />

12 Études in all the<br />

minor keys<br />

Marc-André Hamelin,<br />

Klavier<br />

CD Hyperion CDA 67789<br />

(Codaex)<br />

Biber:<br />

Rosenkranzsonaten<br />

Daniel Sepec/ Hille Perl/<br />

Lee Santana/ Michael<br />

Behringer<br />

2 CD Coviello 21008<br />

(note 1)<br />

Annanetrebko<br />

Geboren für die met *<br />

Jeder Met-Auftritt von Anna Netrebko<br />

ist ein Ereignis der Spitzenklasse.<br />

live at the metroPolitan oPera<br />

ist das Dokument einer großen Karriere und einer<br />

unvergleichlichen künstlerischen Leistung.<br />

Jahrespreise<br />

Joseph Haydn:<br />

Sämtliche Streichquartette<br />

The Auryn Series XXXI,<br />

Auryn-Quartet<br />

Tacet 14 CDs bzw. Doppel-<br />

CDs<br />

Carlos Kleiber:<br />

Traces to Nowhere<br />

Regie: Eric Schulz;<br />

Produktion: Servus TV<br />

DVD Arthaus Musik 101553<br />

(naxos)<br />

Mahler – Origins and<br />

Legacy<br />

Created by Michael Tilson Thomas<br />

with the San Francisco<br />

Symphony<br />

SFS media (Avie/ Musikwelt)<br />

Lost Causes<br />

Daniel Kahn &<br />

The Painted Bird<br />

CD Oriente RIEnCD 77<br />

Das Kapital: Ballads &<br />

Barricades.<br />

Das Kapital plays Hanns Eisler.<br />

Wizmar Records WIZ 9025,<br />

(nRW Vertrieb)<br />

Edward Perraud, Daniel<br />

Erdmann, Hasse Poulsen<br />

Iiro Rantala:<br />

Lost Heroes<br />

Iiro Rantala (Piano)<br />

ACT Music & Vision<br />

9504-2<br />

*alex ross, the new yorker<br />

Netrebko_Anzeige_<strong>Rondo</strong>_NEU.indd 1 27.09.11 18:09


Klassik CDs<br />

im VergleiCh<br />

Antonio Vivaldi, Leonardo Leo, Giovanni Benedetto Platti<br />

IL PROGETTO VIVALDI II (CELLO-KOnZERTE, u. a.)<br />

Mit Vivaldi kann man nichts falsch machen – man sollte es aber auch nicht übertreiben. Denn<br />

nicht hinter jedem seiner zahllosen Konzerte, die meist nur in der dreisätzigen Standard-Form um die<br />

Ecke kommen, verbirgt sich ein kleines Wunderwerk, was auch für die insgesamt 27 Cello-Konzerte<br />

gilt. Um nicht auf Dauer sich und auch den Hörer zu langweilen, haben daher Sol Gabetta und Jean-<br />

Guihen Queyras auf ihren zeitgleich veröffentlichten Einspielungen für manch Abwechslung gesorgt.<br />

Streut der Franzose Queyras zwischen die vier Cello-Konzerte Vivaldis etwa auch Opern-Sinfonien<br />

von Antonio Caldara ein, kann Gabetta beim zweiten Teil ihres »Progetto Vivaldi« mit einer Weltersteinspielung<br />

aufwarten. nach drei Vivaldi-Concerti führt der Weg über ein fünfsätziges Cello-Konzert des neapolitaners Leonardo<br />

Leo zu der CD-novität von Giovanni Battista Platti. Beide Konzerte sind zwar nicht unter radikal neuen Vorzeichen<br />

entstanden, doch gerade bei Platti gibt es expressive Verdichtungen und geschickte, polyphone Fingerübungen, mit denen<br />

sich der an deutschen Fürstenhöfen umtriebige Komponist als konkurrenzfähig zu seinem großen Landsmann erweist.<br />

Doch nicht nur in den Repertoire-Entdeckungen unterscheiden sich die beiden CDs. Obwohl Sol Gabetta und Jean-Guihen<br />

Queyras jeweils Ensembles zur Seite stehen, die sich dem historischen Ausdrucksflair verschrieben<br />

haben, trennen sie Welten. Und die Probe aufs Exempel kann man gleich beim einzigen<br />

Konzert machen, das auf beiden Programmen steht. Obwohl in der von Gabettas Bruder Andres<br />

geleiteten Cappella immerhin Alte Musik-Spezialisten von Il Giardino Armonico sitzen, geht es<br />

nie hemdsärmlig forsch bis rekordverdächtig rasant zu. An ihrem Barock-Instrument achtet Gabetta<br />

streng auf den großen melodiösen Bogen und aufs verlockend Anmutige. Und selbst spieltechnischen<br />

Komplikationen wie im Finalsatz des g-Moll-Konzerts stellt Gabetta eine kostbare<br />

Empfindsamkeit gegenüber, um den Grad des ›Erzählerischen‹ spannungsvoll zu erhöhen. Mit der Akademie für Alte Musik<br />

Berlin schlägt Jean-Guihen Queyras eine ganz andere, nicht weniger faszinierende Gangart an. Wilde Blitze schlagen da<br />

immer wieder aus dem Orchester heraus. Während Queyras akzentuiert Stürme entfacht oder im langsamen Satz die Stimmung<br />

derart auf den Moment konzentriert, als handele es sich hierbei um eine Cello-Suite Bachs. Zwei Seiten einer Vivaldi-<br />

Medaille also – bei der man zugreifen sollte. Guido Fischer<br />

Gabetta Queyras<br />

Die<br />

Bamberger<br />

Symphoniker<br />

in der Welt der<br />

Romantik<br />

Sol Gabetta, Cappella Gabetta, Andres Gabetta<br />

Sony 88697834542 71 Min., 1/2011<br />

Antonio Vivaldi, Antonio Caldara<br />

CELLO-KOnZERTE, SInFOnIEn u. a.<br />

Jean-Guihen Queyras, Akademie für Alte Musik Berlin, Georg Kallweit<br />

harmonia mundi HMC 902095 69 Min., 10/2010<br />

TUDOR 7159 SACD HYBRID<br />

TUDOR CD 7167 SACD HYBRID<br />

4Bravourstück<br />

in die Finger geschrieben hat,<br />

das voller Gemeinheiten steckt. Doch zeigt<br />

Mutter auch nach 35 Jahren einfach keine<br />

Verschleißerscheinungen. Guido Fischer<br />

Johannes Brahms<br />

SInFOnIEn nR. 1-4<br />

Tonhalle-Orchester Zürich,<br />

David Zinman<br />

RCA/Sony 88697 93349 2<br />

(3 CD-Box, 4/2010)<br />

»Seine Musik vermittelt ein ganz eigen-<br />

artiges Gefühl der Zufriedenheit«. Was<br />

David Zinman, seit 16 Jahren gefeierter<br />

Chef des Zürcher Tonhalle-Orchesters,<br />

zu Brahms kundtut, muss jeden skeptisch<br />

stimmen, der die Leidenschaften und eruptiven<br />

Kräfte kennt, die die großen Brahms-<br />

Exegeten der letzten 60 Jahre von Furtwängler<br />

bis Gardiner den vier Sinfonien<br />

entlockt haben. Sicher: Mit Beckerats Portraits<br />

vom Zigarre rauchenden, schwelgerisch<br />

die Augen schließenden Pianisten<br />

vor Augen kann man bei Brahms leicht<br />

»Zufriedenheit« assoziieren. Aber weder<br />

der formstrenge Komponist, der Gefühlsaufwallungen<br />

immer in komplexe motivisch-thematische<br />

Bahnen lenkte, noch<br />

der gemütlich-gesellige Schweiz-Urlauber,<br />

der am Thuner See Clara oder an-<br />

„Unseren Ohren werden<br />

Töne vernehmlich,<br />

welche die Herzen<br />

erquicken!“ VeRTRIeB: NAXOS DeUTSCHLAND www.classicsonline.com www.tudor.ch<br />

Bamberger Romantik_210x72_<strong>Rondo</strong>.indd 1 08.09.11 09:34<br />

TUDOR 7183 SACD HYBRID


dere Schönheiten besang, sollte dazu die-<br />

nen, allzu viel bürgerliche Behaglichkeit in<br />

seine Musik hineinzuprojizieren.<br />

Gottlob tut das auch Zinman nicht<br />

bzw. nur bedingt. Seine außergewöhn-<br />

liche Partiturarbeit fällt schon in der düster<br />

dräuenden Eröffnung der Ersten auf,<br />

wenn die Bässe das manisch Bohrende –<br />

Symbol der jahrzehntelangen Abarbeitung<br />

an Beethoven? – wirklich ein<strong>mal</strong><br />

hörbar machen, was selten genug der<br />

Fall ist. Mustergültig auch die Zürcher<br />

Gesangskultur in den Andante-Sätzen<br />

(zum »Dahinschmelzen« vor allem in der<br />

Dritten): Man findet nicht viele Holzbläser-<br />

und Celli-Gruppen, die derart schlank<br />

und homogen Legatobögen zeichnen und<br />

so das Innenleben eines Komponisten auffächern,<br />

das in seiner intimen Fragilität<br />

offenbar doch weit schattierungsreicher<br />

war als es jene »Zufriedenheit« erwarten<br />

lässt. nicht satthören mag man sich<br />

auch an dem geerdeten, mittelstimmenvollen<br />

Sound des Schweizer Vorzeigeorchesters.<br />

Mit ihm wie auch mit seiner makellosen<br />

Spielkultur (in zwei »wirklichen«<br />

Live-Aufnahmen in der akustisch höchst<br />

empfindsamen Tonhalle) muss man mehr<br />

als zufrieden sein. Christoph Braun<br />

NEUHEITEN<br />

WOLFGANG AMADEUS MOZART<br />

Klavierkonzerte 6,8 & 9<br />

Angela Hewitt, Orchestra da Camera di<br />

Mantova<br />

CDA 67840<br />

C.P.E. BACH, BENJAMIN BRITTEN<br />

Liaisons, Vol.3<br />

Dejan Lazic<br />

CCS 28511<br />

C O D A E X D E U T S C H L A N D<br />

Landsberger Strasse 492, 81241 München<br />

+49 (0) 89 82 00 02 34<br />

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www.facebook.com/codaex.deutschland<br />

JOSEPH HAYDN<br />

Streichquartette op. 71<br />

Takács Quartet<br />

CDA 67793<br />

Ludwig van Beethoven<br />

»BEETHOVEn« (KLAVIER-<br />

SOnATEn nR. 3 UnD<br />

nR. 21, AnDAnTE FAVORI<br />

WOO 57, ROnDO<br />

A CAPRICCIO OP. 129)<br />

FREDERIC CHOPIN<br />

FELIX MENDELSSOHN<br />

Cellosonaten<br />

Pieter Wispelwey, Paolo Giacometti<br />

ONYX 4078<br />

Alice Sara Ott<br />

DG/Universal DG 4779291<br />

(65 Min., 8/2010)<br />

Schnelle Läufe klemmen, Triller kleben –<br />

so etwas passiert gelegentlich auch großen<br />

Pianisten, wenngleich man solche kleinen<br />

Missgeschicke bei einer Studioaufnahme<br />

nach Möglichkeit korrigieren würde. Aber<br />

bei den großen Beethoven-Pianisten werden<br />

kleine Makel, wenn sie denn auftreten,<br />

wettgemacht durch ein interpretatorisches<br />

Konzept, das bis ins Detail zu verfolgen ist.<br />

Etwa beim Kopfsatz der C-Dur-Sonate op.<br />

2 nr. 3, um gleich mit dem ersten Track<br />

anzufangen: Bei Emil Gilels sind die mar-<br />

JOSEPH HAYDN<br />

Streichquartette op. 74<br />

Takács Quartet<br />

CDA 67781<br />

D’INDY/SAINT-SAËNS/CHAUSSON<br />

Symphonie sur un chant montagnard<br />

Français<br />

Martin Helmchen, Marek Janowski,<br />

Orchestre de la Suisse Romande<br />

PTC 5186357<br />

kanten »Terzentriller« des ersten Themas<br />

von Anfang an ein nervös-virtuoser Mikro-Baustein,<br />

der direkt in den rasanten<br />

Forte-Ausbruch mit den Dreiklangsbrechungen<br />

drängt. Ganz anders bei Michelangeli:<br />

Er doziert dem Hörer Beethovens<br />

Musik, sein gemessenes Tempo geht einher<br />

mit streng gezügelter Leidenschaft, nüchternheit<br />

und besonnener Durchformung<br />

auch kleinster Motive.<br />

Wenn solche beschreibbaren Ideen sich<br />

dem aufmerksamen Hörer einer CD mit Beethoven-Sonaten<br />

nicht mitteilen, dann ist das<br />

erdrückende Gewicht der vielen, vielen Meisterinterpretationen<br />

der hier dargebotenen<br />

Stücke einfach zu groß, und es nützt nichts,<br />

wenn es so manche reizende Ecke, so manchen<br />

idyllischen Moment auf dieser CD gibt.<br />

Beethoven ist interpretatorisch massiv vorbelastet,<br />

und wenn man ihn technisch nur<br />

mit kleinen Macken über die Bühne bringt,<br />

dann müsste man ihn im Spielen wenigstens<br />

genial vermitteln. Aber das bleibt eben aus<br />

bei Alice Sara Ott, und deshalb prangt das<br />

berühmte gelbe Label nicht zu Recht auf dieser<br />

CD: Man glaubt fast, die Ahnenreihe der<br />

großen Pianisten, die diese Marke berühmt<br />

gemacht haben, unwillig murren und raunen<br />

zu hören. Michael Wersin<br />

IN THE SPOTLIGHT<br />

Gaetano Donizetti,<br />

Giuseppe Verdi, Giacomo<br />

Puccini, u. a.<br />

ARRIVEDERCI<br />

Vittorio Grigolo, Coro e Orchestra<br />

del Teatro Regio di Parma,<br />

Pier Giorgio Morandi<br />

Sony 88697 911342<br />

(66 Min, 2-4/2011)<br />

Der kleine ‚Kramladen des Glücks’, den<br />

Vittorio Grigolo bei seinem zweiten Re-<br />

zital vor einem erstaunten Publikum ent-<br />

rollt, gibt zunächst Rätsel auf. Als Pra-<br />

linenschachtel voll neapolitanischer<br />

Schmankerl kommt das Album etwas<br />

früh. Jedenfalls dann, wenn man bedenkt,<br />

dass Grigolos Karriere (nach Aufbaujahren<br />

in Zürich) erst letztes Jahr groß<br />

durchgestartet ist. nun waren die Volkslieder<br />

seiner italienischen Heimat dem<br />

ehrgeizigen Toskaner offenbar auch nicht 4<br />

WOLFGANG AMADEUS MOZART<br />

Violinkonzerte Nr. 3 & Nr. 5<br />

<strong>Rondo</strong> /Adagio<br />

Susanna Yoko Henkel, Litauisches<br />

Kammerorchester<br />

SPOT 288697<br />

Mit ihrer neuen Mozart-CD<br />

erfüllt sich die aktuelle ECHO<br />

Klassik - Preisträgerin Susanna<br />

Yoko Henkel einen lang gehegten<br />

Traum: Die deutsch-japanische<br />

Geigerin hat auf dieser<br />

Aufnahme ihre ganz eigene<br />

Interpretation dieser beliebten<br />

Klassiker verwirklicht.<br />

ANTONIO VIVALDI / JOHN CAGE<br />

8 Seasons<br />

Rodolfo Richter, B’Rock<br />

KTC 1429 • 2 CDs<br />

Das Streichquartett von John<br />

Cage wurde von Frank<br />

Agsteribbe für Barockorchester<br />

arrangiert und mit Vivaldis<br />

Vier Jahreszeiten kombiniert.<br />

Am Ende eines Vivaldi Konzertes<br />

steht ein Satz aus Cages<br />

Streichquartett. Die Musik<br />

der beiden unterschiedlichen<br />

Komponisten ergänzt sich<br />

fantastisch.


Klassik CDs<br />

Le concert c’est moi!<br />

Dämon und Tastenlöwe – 2011 ist Franz Liszt-Jahr. Doch kann man den Jubilar eigentlich<br />

noch neu entdecken? nach Probe einiger ausgewählter CD-neuerscheinungen ist Guido Fischer<br />

der Meinung: Ja, durchaus!<br />

als der australische Pianist Leslie Howard zu Beginn<br />

des liszt-Jahres 2011 seine gesammelten einspielungen<br />

in einer Box herausgab, wusste man<br />

endgültig, dass man nur einen Bruchteil des Vielspielers<br />

und Vielschreibers liszt kennt. auf immerhin<br />

knapp 100 CDs verteilt sich da das komplette<br />

Klavierwerk. Und<br />

nebenbei konnte howard<br />

gleich mit über 300<br />

Weltersteinspielungen<br />

auftrumpfen. Wie es aber<br />

bei solchen enzyklopädisch<br />

angelegten großprojekten<br />

so ist, darf man gerade bei den diskografischen<br />

ausgrabungen weder pianistische<br />

Wunder noch kompositorische gipfelbesteigungen<br />

erwarten. liszt soll laut seiner Zeit- und<br />

ohrenzeugen zwar mit seinen zehn Fingern auch<br />

orchestral raumgreifende Klänge inszeniert haben.<br />

Doch auf »albumblättern«, die schon nach<br />

elf sekunden vorbei sind, waren selbst liszts<br />

hände und Fantasie gebunden. mehr als zwei Dutzend<br />

solcher aufgespürten Piècen hat sich howard<br />

für das Finale seiner liszt-expedition aufgehoben.<br />

Unter dem titel<br />

»new Discoveries Vol. 3«<br />

tummeln sich da erste,<br />

pianistische gedankenfetzen<br />

von größeren Projekten.<br />

Zu hören ist aber<br />

auch eine halbminütige,<br />

wundersam dahinwiegende »adagio religioso«meditation<br />

des erst 14-Jährigen! aussagekräftiger<br />

sind dagegen einige unbekannte Fassungen von<br />

Bearbeitungen angelegt. improvisatorischen esprit<br />

besitzt nun die erneute annäherung an Wagners<br />

»tannhäuser«-marsch.<br />

mit der ersten Version vom marsch aus Berlioz’<br />

»harold en italie« blieb liszt eng am original<br />

– und unterstrich somit seine geistesverwandtschaft<br />

mit jenem Franzosen, dem er besonders in<br />

Weimar einen roten Festival-teppich nach dem<br />

anderen ausbreitete. Die<br />

Verbundenheit mit Berlioz<br />

äußerte sich bei liszt darüber<br />

hinaus nicht nur in<br />

seiner berühmten schrift<br />

»Berlioz und seine haroldsymphonie«<br />

(1855). Bereits<br />

1833 hatte liszt mit seiner Klavierfassung von Berlioz’<br />

»symphonie fantastique« begonnen. Und wie<br />

Detlef altenburg 2003 während eines Berlioz-<br />

28 RONDO 5/2011<br />

symposiums anmerkte, war diese Bearbeitung<br />

gleichermaßen das Fundament, auf dem der Klavier-Komponist<br />

liszt seine ersten großen Zyklen<br />

wie die »harmonies poétiques et religieuses« konzipieren<br />

sollte. Diesen inspirierenden energiegehalt<br />

lässt jedoch jetzt der französische Pianist Roger<br />

Muraro bei seiner einspielung der liszt’schen<br />

»symphonie fantastique” etwas vermissen. Denn<br />

für muraro zählt eher die Clarté des verzweigten<br />

stimmengeflechts und nicht das harmonisch explosive<br />

Potential, über das Berlioz und eben auch<br />

liszt das erzählerische der instrumentalmusik<br />

injizieren sollten.<br />

Wie anders schafft es dagegen muraros landsmann<br />

François-Frédéric Guy in den »harmonies<br />

poétiques et religieuses«,<br />

die klare klavieristische<br />

Façon mit einer Beredtheit<br />

im sublimen zusammenzubringen.<br />

nichts<br />

verklumpt hier zu einer<br />

gefühligen spiritualität.<br />

Vielmehr erlebt man in dem 1853 vollendeten<br />

Zyklus auch dieses impressionistische Flimmern,<br />

mit dem liszt – weit vor seinem spätwerk<br />

– das frühe 20. Jahrhundert vorausgeahnt hat.<br />

Weil im Jahr 1853 liszt aber auch seine h-mollsonate<br />

fertig stellte, ließ es sich guy nicht nehmen,<br />

diesen evergreen gleich noch nachzuschieben.<br />

Das hätte er jedoch vielleicht besser nicht<br />

getan. Denn mit seiner bisweilen ins hektische<br />

umschlagenden attacke und oft<strong>mal</strong>s allzu grüblerischen<br />

haltung bietet<br />

er unter dem strich leider<br />

nur pathosgetränkte Konfektionsware.<br />

Davon ist selbstverständlich<br />

der Kanadier<br />

Marc-André Hamelin meilenweit<br />

entfernt dank einer schon fast provokant<br />

wirkenden souveränität, mit der er sich auf die pianistischen<br />

Berg- und talfahrten begibt. Und dabei<br />

überlässt er es lieber anderen, die sonate als<br />

artistisches teufelszeug zu propagieren. hamelin<br />

schüttelt dagegen all die stimmungsumbrüche,<br />

Prestissimo-oktaven und orchestralen schübe<br />

mit einer lässigkeit aus dem Ärmel, dass es schon<br />

fast an magie grenzt. so verblüffend hamelin all<br />

das auch noch mit 1001 Klangfarben spickt, so<br />

fehlt einem hier und da doch dieses expressive<br />

ringen und gespannte Zittern, mit dem etwa<br />

die nicht weniger virtuose martha argerich ins<br />

eigentliche herz-rhythmus-system der sonate<br />

vordrang. Und was für ein Druck in dem sonaten-Kessel<br />

tatsächlich herrschen kann, hat nicht<br />

zuletzt Vladimir Horowitz immer wieder bewiesen.<br />

Zuerst in den 1930er<br />

Jahren, als er das da<strong>mal</strong>s<br />

im Konzertsaal noch verschmähte<br />

Werk regelrecht<br />

rehabilitierte. Und auch in<br />

den aufnahmen von 1949<br />

und 1977, die jetzt in der<br />

4CD-Box »horowitz Plays liszt« wiederveröffentlicht<br />

wurden, wird man ohrenzeuge eines<br />

desperaten Dramas in endzeitstimmung. Zum<br />

irrwitzigsten, was horowitz wohl je<strong>mal</strong>s auf<br />

der liszt’schen Kurzstrecke hingelegt hat, gehören<br />

andererseits die live-aufnahmen der Ungarischen<br />

rhapsodien nr. 2 & 6 aus den Jahren 1953<br />

bzw. 1951.<br />

Danach muss man erst <strong>mal</strong> wieder durchatmen.<br />

Und beim liszt-interpreten Nelson Freire<br />

konnte man das schon immer in Vollendung.<br />

sein mit »harmonies du soir« betiteltes recital<br />

spannt den Bogen vom<br />

belcantisch-pastoralen<br />

»Waldesrauschen« über<br />

den verspielt ’ausgesungenen’<br />

»Valse oubliée«<br />

bis zur gravitätisch kernigen<br />

2. Ballade. Das ist<br />

liszt ohne mätzchen, dafür mit viel leuchtkraft<br />

und sensibilität. einen ähnlichen Zugriff beweist<br />

auch Boris Bloch auf seiner neuesten liszt-aufnahme.<br />

Der russe, der seit einer halben ewigkeit<br />

an der Folkwang-hochschule lehrt, findet<br />

die perfekte Balance zwischen glamour und poetischer<br />

Durchdringung. Dabei sind die live mitgeschnittenen<br />

Werke, die Bloch u. a. in Duisburg,<br />

Düsseldorf und essen gespielt hat, manuell allesamt<br />

keine leichtgewichte. Da wechseln sich<br />

etwa gewaltige Paraphrasen über themen von<br />

händel (almira) und mozart<br />

(Figaros hochzeit)<br />

mit den atemberaubenden<br />

»grandes études de Paganini«<br />

ab. aber Bloch behält<br />

nicht nur überall souverän<br />

die nerven und die<br />

Übersicht. Bei ihm schlägt liszts lust am kolossalen<br />

effekt schon <strong>mal</strong> in spöttische Dämonie<br />

um. so richtig ins singen kommt liszt hingegen<br />

erst bei der Französin Lise de la Salle. im Wech-


sel mit ausgewählten<br />

schlagern wie den »Funérailles«<br />

und der markant<br />

durchpulsten »Dante-sonate«<br />

taucht de la salle <strong>mal</strong><br />

feinnervig in den schmerzenston<br />

des »lacrymosa«<br />

von mozart in der Bearbeitung liszts. Durch die<br />

lüfte schwebt sie dann in schumanns »liebeslied«<br />

– bevor sie in »isoldes liebestod« für verlockende<br />

Zartbitterstoffe sorgt.<br />

Von den hier eingespielten Werken gibt es<br />

grundsätzlich aufnahmen wie sand an meer. Und<br />

auch liszts »années de pèlerinage« sind nicht gerade<br />

stiefmütterlich behandelt worden. immerhin<br />

zwei neuheiten vermitteln einen so noch nie<br />

gehörten einblick in die »Wanderjahre«. Tomas<br />

Dratva hat das »schweiz«-<br />

Jahr auf richard Wagners<br />

steinway gespielt, der<br />

trotz seines Baujahrs 1876<br />

ungemein gut in schuss<br />

und bei lunge ist. Und<br />

Ragna Schirmer ist für die<br />

gesamteinspielung nicht nur liszt nachgereist,<br />

wie ein Fototagebuch im Booklet dokumentiert.<br />

eingestreut werden immer wieder vom ensemble<br />

amarcord gesungene madrigale der renaissancemaestri<br />

gesualdo und marenzio – als gelungene<br />

reminiszenz an den glühenden Dante- und<br />

Petrarca-Verehrer liszt.<br />

Neuerscheinungen im Überblick<br />

Boris Bloch – Klavierwerke (Ars Produktion/<br />

note 1 ARS38501)<br />

Tomas Dratva- Années de pèlerinage: Schweiz<br />

(Oehms/harmonia mundi OC786)<br />

Nelson Freire – Harmonies du soir (Decca/<br />

Universal 4782728)<br />

François-Frédéric Guy – Harmonies poétiques<br />

et religieuses, Sonate (2 CDs, Zig-Zag/note 1<br />

ZZ110301)<br />

Marc-André Hamelin – Klaviersonate h-Moll,<br />

u. a. (Hyperion/Codaex CDA67760)<br />

Vladimir Horowitz – …Plays Liszt (4CDs,<br />

Sony 88697 839852)<br />

Leslie Howard – New Liszt Discoveries Vol. 3<br />

(2CDs, Hyperion/Codaex CDA67810)<br />

Byron Janis – Klavierkonzerte u. a.;<br />

Moskau er Philharmoniker, Ltg. Kirill Kondraschin;<br />

Radio Symphonie Orchester Moskau,<br />

Ltg. Gennadi Roschdestwenski (newton/<br />

Codaex nC 8802058)<br />

Roger Muraro – Symphonie Fantastique u. a.<br />

(Decca/Unviversal 4764176)<br />

Tristan Pfaff – Klavierwerke (Aparté/harmonia<br />

mundi AP019)<br />

Lise de la Salle – Ballade Nr. 2, Liebeslied,<br />

u. a. (naïve/Indigo 958427)<br />

Ragna Schirmer – Années de pèlerinage;<br />

(mit amarcord, 3CDs, Berlin Classics/Edel<br />

0300121BC)<br />

4genug. neben Leichtgewichtigem in<br />

der Tradition eines Gigli, Lanza und<br />

Pavarotti finden sich daher unver-<br />

mittelt auch Arien aus »Tosca«, von<br />

Verdi und sogar Mozarts »Un aura<br />

amorosa« auf dieser CD. Das hinterlässt<br />

einen uneinheitlichen, freilich<br />

umso kalorienreicheren Gesamteindruck.<br />

Sei’s drum, Grigolos schlank und<br />

grazil geführter Tenor mag für »La<br />

donna è mobile« oder »Amor ti vieta«<br />

(aus »Fedora«) etwas mager und<br />

schwerelos klingen. Phrasierungskunst<br />

und Geschmack stehen ihm<br />

indes uneingeschränkt zu Gebote,<br />

so dass die krude Mischung immer<br />

noch einen Eindruck erstaunlicher<br />

Kunstfertigkeit hinterlässt. Ohnehin<br />

muss man zugeben, dass Grigolo jeden<br />

Anflug von Süßlichkeit vermeidet<br />

und gesanglich nichts von dem<br />

gelinden Macho-Gehabe zeigt, über<br />

das man im persönlichen Umgang<br />

mit ihm manch<strong>mal</strong> lachen muss.<br />

Den Arien aus »Il Duca d’Alba«,<br />

»Traviata« und »Martha« mag hier<br />

eher der Charakter von Appetitmachern<br />

zufallen. Zu mitreißend agiler<br />

Form läuft Grigolo erst bei Rossinis<br />

»La Danza« auf. Die »Mattinata«<br />

von Leoncavallo verströmt sodann<br />

mehr viriles Temperament als bei<br />

Gigli. »non ti scordar di me« besitzt<br />

mehr Feinschliff als bei Domingo. Bei<br />

»’O paese d’ ’o sole« kann er durchaus<br />

di Stefano das Wasser reichen. Insgesamt<br />

ein Album, das den Glücksgriff<br />

bestätigt, den Sony mit dem verrückten<br />

Italiener getan hat. nur dass<br />

die merkwürdige Programmzusammenstellung<br />

den Eindruck erweckt,<br />

man wisse dort selber nicht so genau,<br />

wohin mit ihm. Robert Fraunholzer<br />

Clara & Robert<br />

Schumann<br />

PORTRAITS<br />

Miah Persson, Joseph Breinl<br />

Bis/Klassik Center<br />

BISSACD-1834<br />

(SACD, 61 Min., 6/2010)<br />

Zwei Dinge müssen mindestens zusammenkommen,<br />

damit eine Gesangs-<br />

besonders eine Kunstlied-<br />

CD den Hörer wirklich anspricht:<br />

eine schöne, technisch ausgereifte<br />

Stimme und ein nicht minder ausgereiftes<br />

Gestaltungspotential.<br />

Das mag eine Binsenweisheit sein,<br />

aber die meisten Liedprogramme,<br />

die einem nur ein zögerliches »na<br />

ja« oder gar ein entschiedenes »So<br />

nicht« entlocken, scheitern irgendwo<br />

im Spannungsfeld dieser<br />

Parameter, die sich nicht selten auch<br />

gegenseitig im Wege stehen: Manch<br />

einer gestaltet ohne Ende und vernachlässigt<br />

dabei den Bel-Canto-<br />

Aspekt; manch einer singt wunderschön<br />

und bleibt gestalterisch<br />

gerade deshalb unprofiliert.<br />

nicht so die Schwedin Miah<br />

Persson: Schon das erste Lied die-<br />

ser CD, die »Widmung« aus Ro-<br />

bert Schumanns »Myrthen«, lässt<br />

das Herz höher schlagen. Das feine<br />

Timbre dieser herrlichen Sopran-<br />

stimme bezieht aus seiner per-<br />

fekten Verankerung im Körper<br />

eine bemerkenswerte Wärme und<br />

Intensität. Die gute Verbunden-<br />

heit mit dem Körper, die in diesem<br />

Maß bei einer so leichten Sopranstimme<br />

gar keine Selbstverständlichkeit<br />

ist, erweist sich gleichzeitig<br />

als der zentrale Punkt, an dem der<br />

Gestaltungswille konkret in interpretatorische<br />

Realität umgesetzt<br />

wird: Miah Perssons Darbietung<br />

ist nämlich nie<strong>mal</strong>s kopflastig,<br />

sondern die breite Farbenpalette ihrer<br />

Emotionen fließt immer direkt<br />

aus der »Mitte« ihrer Künstlerpersönlichkeit<br />

ins Geschehen; unverfälscht<br />

und ehrlich klingen daher<br />

diese Lieder Robert und Clara<br />

Schumanns, unter denen sich eine<br />

Menge »Schlager« befinden: »Frauenliebe<br />

und Leben«, »Der nussbaum«,<br />

»Die Lotosblume« und die<br />

vielleicht etwas weniger bekannten<br />

»Gedichte der Königin Maria Stuart«<br />

korrespondieren sinnvoll mit<br />

sechs im Tonfall deutlich anderen,<br />

eigenständigen Gesängen Claras<br />

aus ihren Opera 12 und 13. Am<br />

Klavier wird Miah Persson großartig<br />

begleitet von Joseph Breinl –<br />

ein hervorragendes Duo, das diese<br />

schöne Musik gemeinsam wieder<br />

und wieder zum Erblühen bringt.<br />

Michael Wersin<br />

Matthias Weckmann<br />

ABEnDMUSIKEn<br />

Eugénie Warnier, Damien<br />

Guillon, Robert Getchell,<br />

Benoît Arnould, Ensemble<br />

Les Cyclopes, Bibiane Lapointe,<br />

Thierry Maeder<br />

Zig-Zag Territoires/Note 1<br />

ZZT110502<br />

(67 Min., 1 & 4/2010)<br />

Als Protegé von Heinrich Schütz und<br />

Schüler von Jacob Praetorius begann<br />

der 1616 geborene Thüringer Matthias<br />

Weckmann seine musikalische Lauf-<br />

bahn, die 1655 übernommene Stelle<br />

des Hamburger Jakobi-Organisten<br />

krönte seine Karriere. Die Vokalund<br />

Instrumentalmusik, die auf dieser<br />

CD höchst kompetent präsentiert<br />

wird, zeugt von Weckmanns exzeptionellem<br />

kompositorischen Können,<br />

in dem sich viele Strömungen seiner<br />

Zeit auf kreative Weise verbinden.<br />

Wie großartig lotet er in den beiden<br />

Quartett-Sonaten die klanglichen<br />

Möglichkeiten der eigenwilligen Besetzung<br />

(Violine, Zink, Posaune, Fagott<br />

und Continuo) aus und jongliert<br />

auf vielfältigste Weise einerseits mit<br />

einer der Vokalmusik nahen, geradezu<br />

gestischen Motivik und andererseits<br />

mit italienisch inspirierter<br />

Diminutionskunst. Sie große Choralbearbeitung<br />

über das bekannte<br />

Pfingstlied »Komm, Heiliger Geist,<br />

Herre Gott« für Orgel demonstriert<br />

eindrucksvoll Weckmanns bedeutenden<br />

Rang innerhalb der norddeutschen<br />

Orgelkunst, die so auf Scheidemann<br />

und Reinken zurückzuführen<br />

ist und schließlich in Bachs Schaffen<br />

münden sollte. Eine durch und<br />

durch beglückende CD also, deren<br />

überzeugungskraft freilich nicht nur<br />

auf die Güte der Kompositionen, sondern<br />

vor allem auch auf der durchweg<br />

gelungenen Wiedergabe basiert:<br />

Thierry Maeders Sänger und<br />

Instrumentalisten sind ausnahmslos<br />

von hervorragender Qualität<br />

– ihnen zu lauschen erweist sich<br />

als völlig ungetrübtes Vergnügen.<br />

Michael Wersin<br />

5/2011 RONDO 29


DVDs<br />

Premierenabo<br />

Durch die Welt der Opern-DVDs mit Jörg Königsdorf<br />

Als regietheatergestählter Besucher deutscher Opernhäuser könnte man<br />

glatt vergessen, dass für den Rest der Opernwelt völlig andere Maßstäbe<br />

gelten: Während hierzulande nach wie vor das Befreien der Stücke von<br />

Aufführungsklischees und das Freilegen von Subtexten angesagt ist,<br />

scheint die Fortführung der Konvention anderswo überhaupt kein Problem<br />

darzustellen – insofern sind die Kino-<br />

Live-übertragungen von Aufführungen der<br />

new yorker Metropolitan Opera wichtige<br />

Ergänzungen. Wer also endlich <strong>mal</strong> eine<br />

»Aida« im monumentalen Ägypten-Setting<br />

und eine »Turandot« in vollem China-Pomp<br />

sehen möchte, liegt mit den beiden neuen<br />

DVDs aus dieser Serie richtig. Beide Produktionen<br />

liefern die Stücke genau so, wie sie<br />

im Opernführer beschrieben werden. Die<br />

auf einer Produktion aus den späten achtziger<br />

Jahren basierende »Aida« bietet freilich<br />

kaum mehr als einen bombastischen<br />

Rahmen für eine vokale Stehparty: Johan<br />

Botha, der bei der übertragung auch stimmlich<br />

nicht seinen besten Tag hatte, lässt von<br />

den Seelennöten Radames’ kaum etwas erahnen,<br />

und nur Violeta Urmanas leidenschaftliche<br />

Aida lässt hin und wieder eine<br />

Ahnung aufscheinen, dass auch unter diesen<br />

Bedingungen packendes Musiktheater<br />

möglich gewesen wäre.<br />

Franco Zeffirellis ebenfalls aus den Achtzigern<br />

stammende »Turandot«-Inszenierung<br />

schneidet da schon deutlich besser ab. Das<br />

liegt sicher auch daran, dass im Gegensatz<br />

zur arg statuarisch geratenen »Aida« hier<br />

deutlich mehr szenische Abwechslung geboten<br />

wird, vor allem aber war die übertragung<br />

ein musikalisch besserer Abend. Die<br />

Russin Maria Guleghina besitzt zwar keine<br />

hochdramatische Superröhre, macht aus der<br />

chinesischen Prinzessin jedoch eine interessante,<br />

zwischen Aggressivität und Verletzlichkeit<br />

ausbalancierte Figur. Auch Marcello<br />

Giordanis lebhafter Kalaf und Marina Poplavskayas<br />

fragile Liù sind glaubwürdige Figuren,<br />

dazu sorgt Andris nelsons, der mit<br />

dieser Serie sein Met-Debüt absolvierte, dafür,<br />

dass die musikalische Hochspannung nicht abreißt.<br />

Verdi: »Aida« – Urmana, Botha, Metropolitan Opera/Gatti (Universal<br />

074 3428)<br />

Puccini: »Turandot« – Guleghina, Giordani, Metropolitan Opera/Nelsons<br />

(Universal 074 3426)<br />

Aber auch die Met würde eine Produktion wie nicolas Joels 1981 entstandene<br />

Inszenierung von »Samson und Dalila« heute nicht mehr herausbrin-<br />

30 RONDO 5/2011<br />

gen. In ihrem bonbonfarbigen Kitsch, den Tempeltänzerinnen und den angeklebten<br />

Bärten der Juden eine echte Seventies-Trash-Orgie mit einem<br />

Plácido Domingo im Zentrum, der geradewegs aus einem billigen Sandalenschinken<br />

zu kommen scheint. Das kann man zwar nicht ernst nehmen,<br />

Spaß macht die Sache schon – die Dauergrinsstarre von Shirley Verretts<br />

Dalila passt auf ihre Art sogar ganz gut zu dieser Veranstaltung. Der<br />

»Samson« ist Teil einer Box mit drei einzeln schon länger erhältlichen Mitschnitten,<br />

die jetzt zu Ehren von Domingos 70. auf den Markt gekommen<br />

ist. Mit Meyerbeers »Africaine« (ebenfalls aus San Francisco) und Ponciellis<br />

»La Gioconda« (aus Wien) wird der Geburtstagstribut durch zwei Raritäten<br />

komplettiert, die Domingo im vollen Saft zeigen. Die Inszenierungen<br />

sind in beiden Fällen ziemlich plüschig, aber<br />

hier kann Domingo nicht nur vokal, sondern<br />

auch als Darsteller punkten.<br />

Plácido Domingo – »L’Africaine«, »Samson<br />

e Dalila«, »La Gioconda« (4DVD,<br />

Arthaus/Naxos 107511)<br />

Dieser Eindruck wird auch auf zwei weiteren<br />

Veröffentlichungen bestätigt. Eine weitere<br />

Arthaus-Box vereint mit »Lohengrin«, »Trovatore«<br />

und einer von Carlos Kleiber dirigierten<br />

»Carmen« drei Aufzeichnungen aus<br />

der Wiener Staatsoper, und selbst in der berüchtigten<br />

aquarienhaften »Trovatore«-Inszenierung<br />

von Herbert von Karajan findet<br />

Domingo Möglichkeiten, das romantische<br />

Feuer Manricos zu zeigen. Kultverdächtig ist<br />

die Aufführung ohnehin ihrer Starbesetzung<br />

wegen (Cappuccilli, Kabaivanska, Cossotto,<br />

Van Dam), die einem Tränen der Wehmut in<br />

die Augen treibt.<br />

Selbst dem Lohengrin verleiht Domingo<br />

ein anrührend menschliches Profil, dass die<br />

von Claudio Abbado dirigierte Produktion<br />

darüber ein paar vokale Schwachpunkte<br />

(wie Dunja Vejzovics Ortrud) besitzt, verschmerzt<br />

man.<br />

Bizet, Verdi, Wagner – Domingo live aus der Wiener Staatsoper (4<br />

DVDs, Arthaus/Naxos 107505)<br />

Der Künstleroper «Goya”, einem Spätwerk des Postveristen Gian Carlo<br />

Menotti, können freilich auch die sängerdarstellerischen Fähigkeiten eines<br />

Domingo nicht aufhelfen. Die 2004 aufgezeichnete Produktion des Theater<br />

an der Wien tut zwar mit ansprechendem Cast (Michelle Breedt als<br />

lookalike der Herzogin von Alba) und umsichtiger Inszenierung von Londons<br />

neuem Opernchef Kaspar Holten viel, um das Werk zur tiefsinnigen<br />

Künstleroper aufzuwerten, doch bleiben die Figuren musikalisch eben<br />

doch flach, und das Wogen der Emotionen nimmt allzu oft einen pauschalen<br />

musicalhaften Ton an.<br />

Menotti: »Goya« – Domingo, Breedt, RSO Wien/Vuillaume (Arthaus/<br />

Naxos 101576)


Vokal total<br />

Der Bayerische Rundfunk hat vor einigen Monaten begonnen, die Vokalschätze der<br />

Münchner Sonntagskonzerte auf seinem hauseigenen Label zu bergen. nach Mirella<br />

Freni, Margaret Price und nicolai Ghiaurov ist jetzt die Reihe an Lucia Popp<br />

gekommen. Die Slowakin ist mit Ausschnitten aus den Jahren 1968–1982 vertre-<br />

ten, die ihre enorme Vielfältigkeit demonstrieren. Ob Mozart (einer ihrer Haus-<br />

götter) oder Donizetti, Händel oder Weber – sie war überall zu Hause. Operetten<br />

hat sie mit hinreißender Eleganz und einer Portion<br />

Schmäh serviert. Auch über einige Trouvaillen darf<br />

man sich freuen: Die Ausschnitte aus dem »Barbier<br />

von Sevilla«, dem »Freischütz« und Lortzings »Undine«<br />

dürften selbst viele Sammler noch nicht kennen.<br />

Doch im Grunde spielt das Repertoire bei Lucia<br />

Popp kaum eine Rolle: Ihr silbern schimmernder<br />

Sopran mit der – eigentlich Tenören vorbehaltenen<br />

– Träne in der Stimme berührt einen stets (und immer wieder von neuem), zu einer<br />

solch seelenvollen Innigkeit war und ist kaum eine andere Sängerin in der Lage.<br />

(BR Klassik/naxos 900306)<br />

Die singende Seele sucht man bei Chen Reiss vergeblich, Ausdrucksintensität<br />

zählt nicht zu ihren Stärken. Ihre technische Meisterschaft in Arien von Mozart,<br />

Haydn, Salieri und Cimarosa ist allerdings bewundernswert.<br />

Klar wie ein Gebirgsbach begeistert<br />

ihr Sopran mit gestochenen Koloraturen und einer<br />

mühelosen hohen und höchsten Lage. Hochvirtuoses<br />

pfeffert die Amerikanerin mit Aplomb hin, wirkt<br />

dabei überhaupt nicht mechanisch, sondern scheint<br />

vielmehr ihren Spaß daran zu haben. In lyrischen Stücken<br />

wie Susannas Rosenarie hingegen überzeugt sie<br />

weniger, das ist so makellos, dass es einfach nur fad ist. (Onyx/Codaex 4068)<br />

Barocke Raritäten präsentiert Daniela Barcellona, die sich vor allem als Rossini-Interpretin<br />

einen namen gemacht hat: 18 Arien aus sechs Scarlatti-Opern mitsamt<br />

den dazugehörigen Sinfonie finden sich auf ihrem Recital, mit Ausnahme<br />

von »Griselda« durchweg Ersteinspielungen. Daniela Barcellona bereiten sie keine<br />

Mühen, ihr Mezzo ist gut durchgebildet, besitzt eine<br />

sicher ansprechende Höhe und durch ihre intensive<br />

Auseinandersetzung mit Rossini zudem eine generelle<br />

Beweglichkeit und Geläufigkeit. Gleichwohl ist<br />

gelegentlich nicht zu überhören, dass extreme Barockkoloraturen<br />

noch ein<strong>mal</strong> eine andere Sache sind.<br />

Bei aller Entdeckerfreude wirkt das Album am Stück<br />

genossen dennoch etwas eintönig, weil die Sängerin<br />

keine große Koloristin und imaginative Gestalterin ist, sich vielmehr auf eine Art<br />

Einheitserregtheit stützt. (deutsche harmonia mundi/Sony 88697 842162)<br />

Wer sich zwischen hoch und tief nicht entscheiden will, bekommt auf »Streams<br />

Of Pleasure« beides geboten: Sopranistin Karina Gauvin und Altistin Marie-<br />

Nicole Lemieux haben sich zu einem Händel-Programm mit Arien und Duetten<br />

aus dessen Oratorien zusammengefunden.<br />

Die Stimmen der beiden Kanadierinnen harmonieren<br />

ganz wunderbar, ohne miteinander zu verschmelzen.<br />

Karina Gauvin, die ihren aparten Sopran<br />

mühelos und stilsicher beherrscht, ist ihrer<br />

Landsfrau eine absolut souveräne Partnerin. Marienicole<br />

Lemieux singt herrlich entspannt, kann sich<br />

auf ihre unangestrengte Höhe verlassen, setzt auch<br />

lange Koloraturreihen ruhig an und produziert sie völlig ebenmäßig. Manch<strong>mal</strong><br />

aber will sie zu viel, dann packt sie eine Extraportion Expressivität drauf,<br />

was unnötig ist, weil sie ohnehin eine intensive Gestalterin ist. In diesen (glücklicherweise<br />

nicht allzu zahlreichen) Phrasen übt sie dann auch vor allem in der<br />

Tiefe zu viel Druck aus. Ansonsten aber eine höchst erfreuliche Scheibe. (naïve/<br />

Indigo 961092) Michael Blümke<br />

Jazz CDs<br />

Peter Herbolzheimer<br />

SUnSHInE AnD BOSSA<br />

nOVA<br />

HGBS/Fenn HGBS 20017<br />

(2CD, 137 Min, aufgenommen<br />

12/1970, 12/1971 und<br />

2005/2006)<br />

»Remembering Peter Herbolzheimer«<br />

heißt dieses aufwendig gestaltete CD-<br />

Doppelalbum. Es enthält die ersten Aufnahmen,<br />

die das legendäre Schwarzwälder<br />

Label MPS von Herbolzheimers<br />

nicht weniger legendärem Ensemble<br />

MPS-Rhythm Combination and Brass<br />

als Doppel-LP unter dem Titel »My Kind<br />

of Sunshine« im Jahre 1972 vorlegte. Ergänzt<br />

werden sie mit Aufnahmen des<br />

BuJazzO, des 1987 gegründeten Jugendjazzorchesters<br />

der Bundesrepublik<br />

Deutschland, dessen Leiter Herbolzheimer<br />

bis kurz nach der Zeit dieser Einspielungen<br />

war.<br />

»My Kind of Sunshine« wurde im<br />

Dezember der Jahre 1970 und 1971 im<br />

Münchner Jazzclub Domicile aufgenommen.<br />

München leuchtete da<strong>mal</strong>s<br />

als heimliche Kulturhauptstadt; das Domicile<br />

war so etwas wie der Jazznabel<br />

des Landes. Stolz hatte man mit dem ersten<br />

Politikwechsel in Bonn die demokratische<br />

Reifeprüfung abgelegt und<br />

schickte sich nun an, die Olympiade auszurichten.<br />

Die kraftstrotzende Musik des<br />

Posaunisten, Komponisten, Arrangeurs<br />

und Bandleaders Herbolzheimer, diese<br />

freche frische Mischung aus Straight-<br />

Ahead-Jazz, Rock- und Latin-Feeling,<br />

war überschwänglicher Ausdruck der<br />

ungeheuren Aufbruchsstimmung jener<br />

Zeit. Aufbruchartig war auch das neue<br />

Big-Band-Konzept. Der Saxofonsatz war<br />

auf ein Soloinstrument reduziert, beherrschend<br />

war dadurch das druckvolle Blech<br />

mit vier Trompeten und drei Posaunen<br />

und vor allem eine Rhythmusgruppe mit<br />

einer Orgel, zwei Bässen und drei Schlagwerkern,<br />

zu denen im zweiten Jahr noch<br />

eine Gitarre bzw. Sitar (!) kam. Hochkarätig<br />

aus internationalen Solisten war<br />

die Band besetzt – leider listet das Booklet<br />

die genaue Aufnahme- bzw. Solistenzuordnung<br />

nicht auf. Die Energie dieser<br />

Musik lässt alten Jazzer-Jargon lebendig<br />

und tatsächlich sinnhaft werden: Der be-<br />

schrieb derartiges mit der Formel von der<br />

Post, die da abgehe und dabei swinge wie<br />

die Pest. Strahlend jubilieren die Trom-<br />

peten, bluesgesättigt faucht die Orgel,<br />

und analoge Oktav-Dopplereffekte bei<br />

den Posaunensoli setzen nostalgisch kultige<br />

Akzente.<br />

Als Kontrast zum Tauchbad in der<br />

Vergangenheit setzen dann die Konzertmitschnitte<br />

des BuJazzO und seines Vokalensembles<br />

dem Musikerzieher und<br />

Spitzenförderer Herbolzheimer ein überzeugendes<br />

Klangdenk<strong>mal</strong> mit einem beschwingten<br />

Bossa-nova-Programm zum<br />

Ausklang. Thomas Fitterling<br />

Nils Landgren<br />

THE MOOn THE STARS<br />

AnD yOU<br />

ACT/Edel 1095052ACT<br />

(56 Min., 2011)<br />

Der schwedische Posaunist nils Land-<br />

gren ist ein Tausendsassa mit der licence<br />

to funk. Und doch interpretiert er im-<br />

mer wieder auch als Sänger – quasi als<br />

regelmäßiges Coming-Out – Songs des<br />

zeitlosen Balladenrepertoires und eige-<br />

ner Provenienz. Seine Stimme ist eine<br />

Klasse für sich, lässt an den Satz Ella Fitz-<br />

geralds von Hildegard Knef als größter<br />

Sängerin ohne Stimme denken. Verletz-<br />

lich, fast fistelhaft klingt er – und da-<br />

bei viril. Für dieses Balladenalbum hat<br />

er das Urgestirn der Melancholie zum<br />

Thema gemacht und Songs der Liebe<br />

und Sehnsucht eingespielt. Mit einem<br />

Team aus Michael Wollny am Klavier<br />

und Lars Danielsson am Bass traf er<br />

sich mit seinen Wunschmusikern für<br />

die entsprechenden Lieder im Studio:<br />

Richard Gallianos Akkordeon wirft den<br />

Mondschatten von Cat Stevens; Cæcilie<br />

norby ist Landgrens Duopartnerin bei<br />

einem Original, das Drummerlegende<br />

Steve Gadd mit herrlich fluffigem Puls<br />

unterfüttert; Ex-Crusader Joe Sample<br />

lehrt dem Klavier den Blues; João Bosco<br />

bringt Samba-Feeling ein; und wer außer<br />

Landgren könnte eine Background-<br />

Vocal-Gruppe organisieren, der eine Rigmor<br />

Gustafsson, Ida Sand und Viktoria<br />

Tolstoy angehören? Das klingt übrigens<br />

5/2011 RONDO 31


Jazz CDs<br />

charmant nach Ray Charles mit den Ra-<br />

elettes, und irgendwie ist ja um diesen<br />

schwedischen Sänger etwas vom Ge-<br />

nius of Soul. Doch in Verbindung mit<br />

dem bombastisch philharmonischen<br />

Schlussstück fehlt Landgren doch etwas<br />

die adäquate stimmliche Kraft – dafür<br />

spielt er durchwegs eine hinreißende,<br />

butterweich geschmeidige Posaune.<br />

Thomas Fitterling<br />

Miles Davis<br />

TUTU<br />

(DELUXE EDITIOn)<br />

Rhino/Warner 8122797687<br />

(2CD, 124 Min., aufgen.<br />

3 & 7/1986)<br />

Als »Tutu« im Oktober 1986 veröffentli-<br />

cht wurde, waren die Reaktionen mitun-<br />

ter hämisch. »Tutu much« befand der Re-<br />

zensent des Guardian und brachte damit<br />

das Entsetzen der konservativen Jazzwelt<br />

auf den Punkt. Zu viel Elektronik, zu viel<br />

Zeitgeist, zu viel Pop.<br />

Auch 25 Jahre später lässt sich noch<br />

trefflich über die Aufnahme streiten. Die<br />

E-Drums, die wabernden Synths, vor<br />

allem die wiederkehrenden Spielereien<br />

mit Samples von menschlichen Stimmen<br />

– das ist schon schlimm.<br />

Aber dann wiederum erweist sich<br />

»Tutu« trotz seiner fast schon albernen<br />

80er-Jahre-Verankerung als erstaunlich<br />

zeitlos. Die kühlen Themen erinnern an<br />

den Miles der klassischen Phase, die unberechenbar<br />

auftauchenden Solo-Kürzel<br />

an den kontrollierten Freiheitssucher der<br />

späten 60er Jahre. Manch<strong>mal</strong> hört man<br />

inmitten des Technik-Gewitters auch erdenschwere<br />

new-Orleans-Backbeats.<br />

Und eine sehr große Portion Prince.<br />

Anhand der zum Vierteljahrhundert-<br />

Jubiläum herausgebrachten »Tutu«-Sonderedition<br />

lässt sich feststellen: Es hätte alles<br />

ganz anders kommen können. In den<br />

hervorragenden Liner notes von Ashley<br />

Kahn, der hier für »Tutu« das macht, was<br />

er in Buchform für »Kind of Blue« geleistet<br />

hat, erfährt man die Hintergründe.<br />

Bevor Marcus Miller als Produzent hinzugezogen<br />

wurde, war Davis mit seiner<br />

da<strong>mal</strong>igen Live-Band ins Studio ge-<br />

32 RONDO 5/2011<br />

gangen. Das Ergebnis erblickte nicht<br />

das Licht des Plattenmarktes, wohl aber<br />

spielte der Trompeter einige der Stücke<br />

bei Konzerten. Wie etwa im Juli 1986<br />

beim Jazzfestival in nizza.<br />

Es ist konsequent, dass der bislang<br />

unveröffentlichte Live-Mitschnitt der<br />

»Tutu«-neuausgabe beigegeben wurde:<br />

Im Vergleich mit dem an den handelsüblichen<br />

Jazzrock der 70er Jahre erinnernden<br />

nummern »Maze« und »Carnival«<br />

gewinnt die angreifbare, aber<br />

mutige »Tutu«-Einspielung deutlich an<br />

Statur. Wie sagt es Marcus Miller im<br />

Interview mit Ashley Kahn so schön:<br />

»Die Platte löste da<strong>mal</strong>s eine große Kontroverse<br />

aus. Aber genau das erwartet<br />

man ja von einem Miles-Davis-Album.«<br />

Josef Engels<br />

Thoneline Orchestra<br />

PAnTA RHEI<br />

A-Jazz/NRW Vertrieb A 5011<br />

(56 Min., 8/2010)<br />

Die Bigband-Tradition ist reich. Das weiß<br />

die Kölner Bandleaderin Caroline Thon,<br />

kurz Thoneline, und aus diesem Fundus<br />

schöpft sie. In der Traditionslinie von Gil<br />

Evans‘ Album »Out Of The Cool« versetzt<br />

sie in weiträumige Klanglandschaften,<br />

und wie er kostet sie die Farbenpracht<br />

aus, die Posaunen, Trompeten, Saxofone,<br />

Rhythmusgruppe und zwischendurch<br />

auch eine Sängerin ermöglichen. Doch<br />

dabei bleibt sie nicht stehen: Sie schreibt<br />

auch agile Sätze, die eher von Stan Kenton<br />

und der europäischen Bigbandschule<br />

beeinflusst sind, und zwischendurch<br />

lässt sie sich auch vom Funk der Brass<br />

Bands aus new Orleans, Rockgitarrensounds<br />

und sparsam gesetzter Filmmusik<br />

inspirieren. Alles ist möglich – aber<br />

nicht, indem sie die Elemente beliebig aneinander<br />

reihen würde, sondern als Bestandteil<br />

klug durchdachter, sich ständig<br />

wandelnder Stimmungsbilder. Unter<br />

der Hand wandelt sich der Gestus eines<br />

Stücks, so dass sich Eleganz und Kantiges,<br />

klang<strong>mal</strong>erisch neutönerische Passagen<br />

und einschmeichelnde Tutti, steter<br />

Fluss und Stromschnellen, Combophasen<br />

und Satzspiel zu abwechslungs-<br />

reichen Stücken fügen, die trotz aller<br />

Wendungen ihre Identität behalten. In-<br />

sofern passt der Albumtitel »Panta Rhei«<br />

für die sieben Stücke der erfrischend<br />

vielseitigen Bigband perfekt: Tatsächlich<br />

bewegt sich dass alles und gehört<br />

doch in einem tiefen Kern zusammen.<br />

Werner Stiefele<br />

Meyer/Baumgärtner/<br />

Meyer<br />

MELT<br />

Traumton/Indigo 951832<br />

(62 Min., 2010)<br />

Die Stücke tragen seltsam-evokative na-<br />

men wie »Goldregenstraße«, »Schlosskä-<br />

fer« oder »Traumwunsch«. Und doch ist<br />

es der vergleichsweise unspektakuläre<br />

Albumtitel, der die Besonderheit dieses<br />

Trios auf den Punkt bringt. »Melt« heißt<br />

die CD, die das Bruderpaar Peter und<br />

Bernhard Meyer an Gitarre und Bass ge-<br />

meinsam mit dem Schlagzeuger Moritz<br />

Baumgärtner eingespielt hat. Und »Melt«:<br />

Das ist auch der Zustand, in dem sich die<br />

Musik hier befindet.<br />

Man hat den Eindruck, dass alles<br />

schmilzt und zusammenfließt. Melodie,<br />

Harmonie, Rhythmus, das also, was sonst<br />

fein säuberlich voneinander getrennt<br />

wird, gerinnt zu einer akustischen Masse.<br />

Man erkennt keine handelsüblichen Themen<br />

mehr; sie sind verborgen in den Arpeggien<br />

von E-Gitarre und E-Bass. Oft<br />

ist auch gar nicht genau zu unterschieden,<br />

wer hier wen begleitet oder wer gerade<br />

soliert.<br />

Manch<strong>mal</strong> ist es auch so, als würde<br />

man einem mit lauter wunderlichen Dingen<br />

versehenen Eisblock beim Auftauen<br />

zuschauen. Es kommt immer wieder etwas<br />

überraschendes zum Vorschein: <strong>mal</strong><br />

ein Schlagzeug, das verkehrt herum zu<br />

laufen scheint (wie im Opener »Engelstanz«),<br />

<strong>mal</strong> ein digitales Insekt aus grauer<br />

Vorzeit, das plötzlich wieder zum Leben<br />

erwacht ist (wie in den Gitarren-Manipulationen<br />

am Ende von »Traumwunsch«),<br />

<strong>mal</strong> ein chaotisches Sammelsurium (wie<br />

in »Schlosskäfer« oder »Want-Away«).<br />

Kurz: Dieses Gitarren-Trio, das mit<br />

den Begriffen Post-Rock oder Bill Frisell<br />

2.0 nur unzureichend beschrieben ist,<br />

dürfte eines der verblüffendsten innerhalb<br />

der aktuellen Jazz-Szene sein.<br />

Josef Engels<br />

Benjamin Schatz<br />

DISTAnT LIGHT<br />

Double Moon/Sunny Moon DM-<br />

CHR 71092<br />

(40 Min., 2/2010)<br />

Was für ein verheißungsvolles Talent der<br />

Pianist Benjamin Schatz ist, lässt sich<br />

schon allein daran erkennen, dass er bei<br />

seinem Debüt wie selbstverständlich von<br />

ehe<strong>mal</strong>igen Dozenten begleitet wird. Den<br />

Bassisten Pepe Berns und den Schlagzeu-<br />

ger Heinrich Köbberling lernte der von<br />

Richie Beirach ausgebildete Schatz an<br />

der Musikhochschule Leipzig kennen;<br />

gemeinsam bestreitet man nun die erste<br />

Hälfte der Einspielung »Distant Light«.<br />

Und die ist nicht nur deshalb bemerkenswert,<br />

weil Schatz mit dem düsteren<br />

Interlude »A Dark Summer« den zum Unsommer<br />

2011 perfekt passenden Anti-Hit<br />

geschrieben hat. In der Trio-Besetzung<br />

kommt die Kompositionskunst des Pianisten<br />

wunderbar zum Tragen; sei es in<br />

dem poppigen, von einem zum niederknien<br />

schönen Bass-Thema getragenen<br />

»Distant Light« oder in dem verspielten<br />

»Little Dream Of A Lonely Rabbit«.<br />

Bei so viel eigener Aussagekraft verwundert<br />

es, dass – fast schon unnötigerweise<br />

– ein Standard wie Miles Davis’<br />

»Four« auf der CD erscheint. Allerdings<br />

handelt es sich bei dem reharmonisierten<br />

Klassiker gewissermaßen um ein Scharnier.<br />

Hier wird der spröde Ton des Saxofonisten<br />

Johannes Enders etabliert, der<br />

anschließend als Hauptdarsteller in einer<br />

vierteiligen Suite agiert. Die ist im Vergleich<br />

zu den Stücken am Anfang der<br />

Aufnahme ungleich uneingängiger.<br />

Im vierten, abschließenden Teil gelingt<br />

dann aber die Synthese zwischen<br />

freundlicher Aufbruchstimmung und disharmonischer<br />

Vergrübeltheit. Bei dem<br />

»Distant Light« im Albumtitel muss es<br />

sich um einen Sonnenaufgang handeln.<br />

Josef Engels


Nils Wogram &<br />

Nostalgia<br />

STURM UnD DRAnG<br />

Nwog Records/harmonia mundi<br />

NWOG 003<br />

(66 Min., 12/2010)<br />

Ach, wenn doch alle nostalgiker das Be-<br />

kenntnis zur Vergangenheit mit so viel<br />

nähe zur Gegenwart verbinden würden<br />

wie das Trio »nostalgia« um den Posaunisten<br />

nils Wogram! Dann gäbe es keine<br />

Kluft zwischen Tradition und neuem,<br />

zwischen Soul Jazz und nu Jazz, zwischen<br />

funky Grooves, swingendem Jazz<br />

EIn KOFFER ALS SCHATZTRUHE<br />

110 Jahre wäre »satchmo« dieses Jahr alt geworden,<br />

und noch immer gehört er zu den<br />

bekanntesten musikbotschaftern amerikas.<br />

Dass louis armstrong diese rolle in seinem<br />

späteren leben ganz offiziell erfüllte und für<br />

die Vereinigten staaten als exportkulturartikel<br />

viel auf reisen ging, nahm die Universal<br />

nun zum anlass: sie feiert das louisarmstrong-Jahr<br />

mit seinem reisekoffer en<br />

miniature, aber den noch randvoll gepackt<br />

mit biografischem material und 10 CDs, darunter<br />

wahre Fundstücke. thomas Fitterling<br />

ist ein stück des (lebens-)Weges mitgereist.<br />

Auch vier Jahrzehnte<br />

nach seinem<br />

Tod ist der Trompeter<br />

und Sänger Louis<br />

Armstrong in der<br />

allgemeinen Wahrnehmung<br />

die Symbolfigur<br />

des Jazz<br />

schlechthin; er starb am 6. Juli 1971. Doch nicht<br />

nur das macht 2011 zu einem Armstrong-Jahr;<br />

der Musiker mit dem Spitznamen Satchmo<br />

würde heuer auch 110 Jahren alt. Erst Jahre<br />

nach seinem Tod kam es heraus: Er wurde<br />

am 4. August 1901 in new Orleans geboren.<br />

Die Universal Music Group, die die meisten<br />

Rechte an Armstrong hält, feiert das Jubeljahr<br />

mit einer limitierten Box – Satchmo: Louis<br />

Armstrong The Ambassador Of Jazz heißt<br />

sie und hat es wahrhaft in sich.<br />

Louis Armstrong war sein Leben lang on<br />

the road; in späteren Jahren schickte ihn das<br />

und den Abkömmlingen von Techno<br />

und House. Wogram, einer der europäischen<br />

Top-Posaunisten, lässt sein Instrument<br />

in Erinnerung an Juan Tizol<br />

und die Ellington-Posaunisten schnurren,<br />

growlen und brummen, und wenig<br />

später bläst er so klare Töne, wie dies<br />

der Traditionslinie von Frank Rosolino<br />

entspricht. Weit gespannte Melodien<br />

entspringen seinem Instrument; <strong>mal</strong><br />

schmachten sie verträumt, <strong>mal</strong> grummeln<br />

sie selbstvergessen oder aber sie<br />

blühen strahlend auf, und zwischendurch<br />

greift er auch zur Melodika. Stets<br />

lässt Wogram den Atem spüren, der diese<br />

Klänge hervorbringt – ein wunderbarer<br />

Kontrast zu den Hammondsounds,<br />

die Florian Ross als flächige oder als agile<br />

Gegenpole aufbaut. Dejan Terzic mengt<br />

nervöse, pulsierende Rhythmen ins Geschehen:<br />

So modernisiert man den Souljazz<br />

der 1950er in die Gegenwart und ist<br />

alles andere als nostalgisch. Das tickert<br />

und tackert und groovt und ist – man<br />

glaubt es im Digitalzeitalter kaum – alles<br />

handmade und Laptopfrei. Toll.<br />

Lifescape<br />

THERAPy<br />

amerikanische Außenministerium quasi als<br />

Botschafter des guten Willens Amerikas wiederholt<br />

auf Tour in die Dritte Welt oder hinter<br />

den Eisernen Vorhang. Titel und Gestaltung<br />

der Box als verkleinertes Papp-Modell von<br />

Armstrongs Reisekoffer rühren daher. Zehn<br />

CDs sind darin verpackt; sieben davon mit<br />

höchst repräsentativen Aufnahmen aus wirklich<br />

allen Schaffensperioden des Künstlers –<br />

von den frühen Aufnahmen mit King Oliver’s<br />

Creole Jazz Band von 1923 bis zum Festkonzert<br />

beim newport Festival anlässlich Armstrongs –<br />

vermeintlichem – siebzigstem Geburtstag.<br />

CD 8 vereint das berühmte Konzert vom 15.<br />

August 1956 in der Hollywood Bowl mit den<br />

All Stars und Ella Fitzgerald als Gast in voller<br />

Länge. CD 9 ist mit dem berüchtigten Slivovice-Interview<br />

von 1965 nur von atmosphärischem<br />

Interesse: Die Unterhaltung bewegt<br />

sich zunehmend beschwipst um Reise- und<br />

andere Erinnerungen. Dafür gibt es auf CD<br />

10 verworfene oder alternative Aufnahmen<br />

hauptsächlich der Sessions mit dem Oscar-<br />

Peterson-Quartett und Ella; Freunde modernerer<br />

Spielformen dürften sich daran freuen,<br />

wie der einstige Pionier des Jazzgesangs und<br />

des Solospiels in diesem Kontext eine großartige<br />

Figur macht. Leider macht die mitgelieferte<br />

Trackliste die jeweiligen Kontexte nicht<br />

klar, gibt nur jeweils das Datum der Aufnahmen,<br />

nicht aber deren Besetzungen an. Zum<br />

Glück hilft die Website da weiter.<br />

Mag die Trackliste auch ihre Schwächen<br />

haben, sie werden durch den beigepackten,<br />

Werner Stiefele<br />

Outnote/Edel 1073008OTN<br />

(66 Min., 1-2/2010)<br />

Aus Oliver Régin könnte etwas werden.<br />

Der Sänger, in Frankreich bereits ein Auf-<br />

steiger, profiliert sich im Projekt »Lifes-<br />

cape« als heller Bariton, der klar akzen-<br />

tuiert und die Ästhetik von The Bad Plus<br />

und E.S.T. um die menschliche Stimme er-<br />

gänzt. Dabei negiert er die Grenzen zwi-<br />

schen Jazz, Singer/Songwriter und Rock-<br />

song. Mit »On The Wild Sidewalk« covert<br />

er Lou Reeds »Walk On The Wild Side«,<br />

und im Einleitungsmotiv »niobe« kommen<br />

Erinnerungen an Chick Coreas Platte<br />

»My Spanish Heart« auf, bevor pseudoarabische<br />

Elemente die nummer prägen.<br />

Mit einer nu-jazzigen Fassung von<br />

»Light My Fire« huldigt er den Doors,<br />

während »not Over you« swingende Jazzelemente<br />

in sich trägt. »nothing To you«<br />

führt schließlich in eine mystische Krimiund<br />

Gespensteratmosphäre und zu volksliedhaft-sakralem<br />

Chorgesang – die Platte<br />

birgt viel Abwechslung in sich. Dass sie<br />

trotzdem stilistisch nicht auseinanderfällt,<br />

spricht für Oliver Régin und seine<br />

»Lifescape«. Werner Stiefele<br />

aufwendigen, fast zweihundert Seiten umfassenden<br />

Bildband einer ebenso kundigen<br />

wie kritischen Armstrong-Biografie von<br />

Richard Havers mehr als ausgeglichen. Darin<br />

wird klar, wie Armstrong aus allereinfachsten<br />

Verhältnissen zu der alles überragenden<br />

stilbildenden Figur des Combo-Jazz,<br />

dann des Big-Band-Swings und schließlich<br />

zum Star-Entertainer wurde. Erhellt wird<br />

auch, dass sein volles künstlerisches Potenzial<br />

in der zweiten Lebenshälfte oft nur zum<br />

Vorschein kam, wenn es engagierten Produzenten<br />

anderer Labels gelang, Joe Glaser, den<br />

auch mit den trüben Wassern des Musik-Business<br />

gewaschenen Manager Armstrongs, mit<br />

entsprechender Cash-Unterfütterung dazu<br />

zu bringen, seinen Schützling für ambitioniertere<br />

Projekte freizustellen. Es ist Universal<br />

hoch anzurechnen. dass die wichtigen<br />

Beispiele dafür – etwa aus den Themenalben<br />

zu W. C. Handy oder Fats Waller – auf dieser<br />

Anthologie vertreten sind, selbst da, wo<br />

die Rechte auch heute noch bei der Konkurrenz<br />

liegen.<br />

Wer sich selber an Armstrong-Stücken versuchen<br />

will, wird sich über die Dreingabe der<br />

notenblätter von fünf Armstrong-Hits freuen.<br />

Sei es zum Chillen, Lesen oder Musizieren, der<br />

Satchmo-Koffer ist perfekt gepackt.<br />

Neu erschienen<br />

Satchmo: Louis Armstrong The Ambassador<br />

Of Jazz<br />

10 CDs, Universal 5333655<br />

5/2011 RONDO 33


Musikstadt Lyon<br />

Vergesst Paris<br />

Frankreich ist ein Wasserkopf, und alle Wege führen nach Paris, vor allem im Musikleben. Doch haben<br />

die anderen großen Städte, einst triste Ballungszentren, inzwischen gelernt und aufgeholt. Und während<br />

in Paris das klassische Musikleben traditionell todernst ausgefochten wird, zeigt die drittgrößte Stadt<br />

des Landes, Lyon, wie Opern- und Konzertbetrieb im 21. Jahrhundert funktionieren kann: neugierig,<br />

offen und in der Stadt verankert. Jörg Königsdorf hat sich für RONDO in der Stadt an der Rhone umgeschaut.<br />

Eine halbe Stunde vor Aufführungsbeginn drehen die Jungs noch <strong>mal</strong> richtig<br />

auf. Kopfpirouetten, Luftsprünge und die eckigen Breakdance-Moves in<br />

Schwindel erregendem Tempo – die Show, die die bunte Teenager-Clique in<br />

ihren schlabbrigen Jogginghosen allabendlich direkt neben dem Eingang<br />

zu Lyons Opernhaus bietet, kann sich sehen lassen. Und auch wenn die<br />

harten Technosounds aus dem Ghetto-Blaster, die das Spektakel begleiten,<br />

eigentlich eher das Gegenteil von klassischer Musik markieren, lernt man<br />

genau hier, was die Klassikstadt Lyon so besonders macht. Denn während<br />

anderswo vermutlich sofort die Polizei angerückt wäre und den Kids eine<br />

Anzeige wegen Ordnungswidrigkeit verpasst hätte, ist in Lyon genau das<br />

Gegenteil passiert. Als die Leitung des Opernhauses auf die Breakdancer<br />

aufmerksam wurde, schickte sie kurzerhand einen Choreografen, der mit<br />

den Jugendlichen ein Stück erarbeitete. Und seit die Pokemon Dancers,<br />

wie sich die Truppe seither nennt, ihren Auftritt auf der Studiobühne des<br />

Opernhauses hatten, gehören sie mit dazu – sozusagen als kostenlose Vorgruppe<br />

zu Tristan, Lulu und Zauberflöte.<br />

Die Oper als offenes Haus für alle Bevölkerungsschichten – wohl nirgendwo<br />

wird dieses Ziel, das inzwischen alle großen Bühnen mehr oder<br />

weniger umtreibt, so konsequent umgesetzt wie in Lyon. Und nirgends<br />

ist Oper so jung wie hier. Mehr als die Hälfte der Besucher ist unter 45, ein<br />

Viertel sogar unter 25, und selbst bei einer Verdi-Premiere ähnelt die Stimmung<br />

eher einem Popkonzert.<br />

Klassik als Trendkultur – wer Lyon nur vom Hörensagen kennt, würde<br />

nicht erwarten, das ausgerechnet hier zu erleben. Denn lange war die Stadt<br />

34 RONDO 5/2011<br />

am Zusammenfluss von Rhone und Saone nur der Inbegriff bürgerlicher<br />

Wohlanständigkeit: bekannt für Haute Cuisine und Wurstware, Pharmakonzerne<br />

und Großbanken, aber in puncto Hochkultur eher eine Leerstelle.<br />

Was natürlich vor allem daran liegt, dass die Kreativen des Landes<br />

immer gen Paris strebten – Lyon ging es da nicht anders als Bordeaux oder<br />

Marseille.<br />

Langsam aber spricht sich herum, dass sich Frankreichs drittgrößte Stadt<br />

in den letzten zwei Jahrzehnten massiv verändert hat. Der umtriebige Bürgermeister<br />

hat das Rhoneufer zu einer großzügigen Freizeitzone umgestalten<br />

lassen, die Altstadt mit ihren herrlichen Renaissance-Ensembles und<br />

klassizistischen Prachtstraßen ist liebevoll restauriert, und die vielen jungen<br />

Leute, die bis spät in die Nacht hinein auf den Boulevards flanieren,<br />

zeigen, dass die Stadt inzwischen auch für Menschen unter dreißig eine<br />

echte Alternative zum stressigen Paris darstellt. In gewisser Weise ist die<br />

Oper das Symbol dieses jungen Lyon, denn schon der Bau direkt gegenüber<br />

dem Rathaus an der belebten Place des Terreaux steht für diese glückliche<br />

Symbiose aus Alt und Neu.<br />

Das hoch aufragende Tonnendach, das Frankreichs Stararchitekt Jean<br />

Nouvel dem historischen Bau bei der Grundrenovierung 1989 verpasste,<br />

ist längst zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden. Darüber hinaus aber<br />

beherbergt der markante Bau auch eine der jüngsten Opern Europas: Erst<br />

1983 entschloss sich die Stadt zur Gründung eines regulären Opernbetriebs<br />

mit eigenem Ensemble und Orchester. Mit John Eliot Gardiner als erstem<br />

Chefdirigenten tat man einen goldenen Griff, mit seinem Nachfolger Kent


So kann Kultur auch funktionieren: Mehr als die Hälfte der Besucher der Oper<br />

Lyon ist unter 45 Jahren, ein Viertel unter 25 Jahren. Das Haus inmitten der<br />

Stadt öffnet sich bewusst den Einwohnern und wird mit Traumzahlen belohnt.<br />

Unten: Richard Wagners »Tristan & Isolde«, inszeniert von Fura dels Baus.<br />

Nicht nur gesellschaftlich hat Musik in Lyon eine zentrale Position: Ansicht<br />

der Stadt mit dem tonnenartigen Dach des Opernhauses von Jean Nouvel.<br />

Nagano ebenso: Aufnahmen wie Chabriers »L’etoile«, Poulencs »Carmélites«<br />

und Prokofjews »Trois oranges« erinnern noch immer an die Repertoire-Impulse,<br />

die alsbald von Lyon in die Opernwelt hinausgingen.<br />

Dass Lyon in den letzten Jahren wieder an diese goldenen Gründerjahre<br />

anknüpfen konnte, ist allerdings vor allem das Verdienst eines Mannes: Er<br />

heißt Serge Dorny und brachte nicht nur künstlerisches Knowhow, sondern<br />

eine ganze Menge neuer Ideen mit, als er vor acht Jahren die Intendanz<br />

des Opernhauses übernahm. Beharrlich hat der Flame hier an seiner<br />

Idee einer Oper für alle gearbeitet: Im letzten Jahr ließ er beispielsweise mit<br />

500 Bewohnern aus einem Lyoner Prekariatsviertel eine Oper schreiben,<br />

Woanders wären sie verjagt worden, hier<br />

durften sie auf die Bühne: der Lyoner<br />

Operndirektor Serge Dorny (li.) hat den<br />

Breakdancern einen Auftritt in seinem<br />

Haus verschafft, die sonst im Eingangsbereich<br />

ihre Kunststücke vorführen.<br />

die auf der großen Bühne uraufgeführt<br />

wurde. Dann ist da eine von ihm gegründete<br />

Stiftung, die Kinder aus Problemfamilien<br />

mit Instrumenten und<br />

Essen versorgt. Und dann ist da nicht<br />

zuletzt eine radikale Preispolitik, die<br />

dafür sorgt, dass sich jeder den Opernbesuch<br />

leisten kann – wer will, kommt<br />

in Lyon schon für fünf Euro rein und die Auslastung von 97 Prozent zeigt,<br />

dass das Angebot auch wahrgenommen wird. Das funktioniert allerdings<br />

nur, weil hier auch erstklassiges Musiktheater geboten wird. Zum Beispiel<br />

der Tschaikowsky-Zyklus von Regielegende Peter Stein, Mozart mit William<br />

Christie oder gerade erst ein spektakulärer »Tristan« mit den Fura dels<br />

Baus und Münchens neuem Opernchef Kirill Petrenko am Pult.<br />

Mit dem Besuchermagneten Opernhaus mitzuhalten, ist für Lyons Maurice-Ravel-Auditorium<br />

nicht einfach, zu<strong>mal</strong> die zweite große Klassikinstitution<br />

mit einem erheblichen Standortnachteil klarkommen muss. Während<br />

die Oper mitten im Zentrum der Stadt residiert und es sozusagen<br />

mitdefiniert, liegt der Konzertsaal der Stadt abseits der Flaniermeilen in<br />

einem protzigen Siebziger-Jahre-Komplex, der an das Londoner Barbican<br />

Center erinnert.<br />

Auf den ersten Blick wirkt der Betonklotz eher wie ein Raumschiff – ein<br />

Fremdkörper, der vom Himmel direkt in die zweitgrößte Geschäfts- und<br />

Einkaufszone Frankreichs geplumpst ist. Hat man sich allerdings erst<strong>mal</strong><br />

an die Sichtbeton-Orgien im Foyer gewöhnt, überzeugen die Vorteile des<br />

Baus. Die großzügigen Platzverhältnisse, die gute Sicht aufs Podium, und<br />

natürlich vor allem eine sehr gute Akustik – die Lyoner jedenfalls haben<br />

5/2011 RONDO 35


Den Standortnachteil in einen Vorteil verwandelt: Die zweite Institution für Musik in Lyon, das Maurice-Ravel-Auditorium, hat sich mit Lunchkonzerten für die<br />

umliegenden Büros und geschickter Repertoirepolitik einen Namen gemacht. Über 13.000 Abonnenten folgen dem Programm des Orchestre National de Lyon.<br />

den Koloss angenommen, die mehr als 13.000 Abonnenten für die Konzertserien<br />

sprechen für sich.<br />

Freilich weiß man auch hier, dass es nicht reicht, nur Sinfoniekonzerte<br />

anzubieten und hat das zwar nicht gerade <strong>mal</strong>erische, aber stark<br />

frequentierte Umfeld des Baus als Chance begriffen. Auch dank diverser<br />

Extraserien ist hier eigentlich immer etwas los. Während tagsüber die<br />

Angestellten der benachbarten Bürotürme mit kurzen Lunch- und Espresso-Konzerten<br />

versorgt werden, wird das vorgelagerte Amphitheater<br />

in den hier schon südlich warmen Nächten für Jazz und Crossover genutzt<br />

– die Strategie, das Haus zu öffnen, hat nicht nur in der Oper, sondern<br />

auch hier gegriffen.<br />

Den Hauptanteil der Veranstaltungen macht natürlich dennoch der<br />

reguläre Konzertbetrieb aus, der vor allem vom Orchestre National de<br />

v KLASSIK v KLASSIK v v KLASSIK v KLASSIK v<br />

01.11., Leipzig<br />

02.11., Stuttgart<br />

03.11., München<br />

05.11., Freiburg<br />

06.11., Hannover<br />

08.11., Düsseldorf<br />

09.11., Bielefeld<br />

10.11., Hamburg<br />

12.11., Nürnberg<br />

13.11., Berlin<br />

14.11., Dresden<br />

16.11., Dortmund<br />

17.11., Regensburg<br />

18.11., Baden‑Baden<br />

20.11., Mannheim<br />

21.11., Aachen<br />

23.11., Bremen<br />

24.11., Köln<br />

26.11., Kassel<br />

28.11., Essen<br />

29.11., Saarbrücken<br />

30.11., Frankfurt<br />

27.03.2012 ‑ Berlin<br />

O2 World<br />

28.03.2012 ‑ Oberhausen<br />

König‑Pilsener Arena<br />

Lyon bestritten wird. Seit 1905 existiert dieser Klangkörper und hat sich<br />

mit Chefdirigenten wie Serge Baudo und Emmanuel Krivine einen guten<br />

Ruf vor allem im französischen Repertoire erarbeitet. Auch unter seinem<br />

letzten Chef, dem Münchner Jun Märkl, haben sich die Musiker vor allem<br />

mit Debussy, Ravel und Co profiliert und unter anderem eine Gesamtaufnahme<br />

der Orchesterwerke Debussys vorgelegt. Ab dieser Spielzeit soll<br />

nun US-Altmaestro Leonard Slatkin neue Akzente setzen, vor allem mit<br />

Musik des 20. Jahrhunderts, heißt es. Und es schadet sicher nichts, wenn<br />

er dazu auch ein paar Breakdancer einlädt.<br />

www.opera-lyon.com<br />

www.auditoriumlyon.com<br />

VITTORIO<br />

GRIGOLO<br />

05.06.12 ‑ Berlin<br />

Philharmonie<br />

09.06.12 ‑ München<br />

Philharmonie<br />

Karten an allen bekannten Vorverkaufsstellen und unter www.musicpool‑kg.de. | Tickethotline: 0 18 03 ‑ 110 200* (* 0,09 €/Min. ‑ Mobilfunk max. 0,42 €/Min.)


Masada (Rekonstruktion)<br />

Reiseablauf:<br />

Mi., 6. Juni 2012 Flug von deutschen Flughäfen nach Tel Aviv,<br />

Ben-Gurion-Airport. Transfer nach Jerusalem,<br />

Abendessen und Übernachtung im 4-Sterne-<br />

Hotel Kings oder vergleichbar.<br />

Do., 7. Juni Führung durch Jerusalems Altstadt mit Ölberg,<br />

Garten Gethsemane, Via Dolorosa, Grabeskirche,<br />

Klagemauer. Zeit zur freien Verfügung. Abendessen<br />

und Übernachtung im Hotel.<br />

Fr., 8. Juni Kurze Stadtrundfahrt durch Jerusalem. Fahrt zum<br />

Toten Meer (tiefster Punkt der Erde: - 400 m).<br />

Besichtigung von Qumran (Fundort von Schriftrollen<br />

aus dem 2. Jhdt. v. Chr.) . Abendessen und<br />

Übernachtung im Hotel Leonardo am Toten Meer<br />

oder vergleichbar.<br />

Sa., 9. Juni Fahrt nach Masada, Besichtigung der Felsenfestung<br />

(Auffahrt mit Seilbahn), Nachmittag<br />

zur freien Verfügung. Am Abend Transfer zur<br />

21 Uhr Festivalgala »Carmen« vor Masada.<br />

Abendessen und Übernachtung im Hotel.<br />

So., 10. Juni Fahrt durchs Jordantal an den See Genezareth.<br />

Berg der Seligpreisung, Tabgah, Kapernaum.<br />

Abendessen und Übernachtung im Hotel nahe<br />

dem See Genezareth.<br />

Mo. 11. Juni Fahrt nach Haifa: Bucht, Hafen, die weltberühmten<br />

Bahai-Gärten. Besuch in Cäsarea (Römisches<br />

Theater, Kreuzritterburg). Weiterfahrt nach<br />

Tel Aviv. Am Abend Transfer nach Jerusalem<br />

und zurück:<br />

Operngala mit Roberto Alagna<br />

und Elīna Garanča<br />

Kommen Sie mit uns auf die große<br />

RONDO Leserreise im Juni 2012<br />

nach Israel mit einem Programm<br />

voller Highlights:<br />

• »Carmen« in der antiken Festung Masada<br />

(Regie: Giancarlo del Monaco)<br />

• Operngala mit Roberto Alagna & Elīna Garanča<br />

• Aufenthalte und Besichtigungen in Jerusalem,<br />

Haifa, Tel Aviv, See Genezareth, Totes Meer und<br />

viele andere Höhepunkte<br />

Totes Meer Bahai-Gärten Jerusalem Altstadt<br />

Di, 12. Juni Transfer zum Ben-Gurion-Airport in Tel Aviv.<br />

Rückflug nach Deutschland.<br />

Inbegriffene Leistungen:<br />

• Economy Flug nach/von Israel<br />

• 6 Übernachtungen in 4-Sterne-Hotels<br />

• Halbpension (volles israelisches Frühstück und Abendessen)<br />

• Fahrten im klimatisierten De-Luxe-Bus<br />

• Deutschsprachiger Reiseleiter<br />

• Gute Eintrittskarten für »Carmen« und Operngala in Kat. 2<br />

Preis: 2.240 Euro p.P. im Doppelzimmer ab/bis München.<br />

EZ-Zuschlag 350 Euro.<br />

Flüge von anderen deutschen Flughäfen auf Anfrage.<br />

Info-CouPon<br />

Ich interessiere mich für die RONDO Leserreise 2012<br />

nach Israel. Bitte schicken Sie mir ein konkretes<br />

Ange bot für meinen Abflughafen.<br />

Name:<br />

Straße<br />

PLZ/Ort<br />

eMail/Telefon<br />

Abflughafen<br />

Coupon bitte einsenden an: RonDo, Leserreise 2012,<br />

Lucile-Grahn-Str. 37, 81675 München – fax 089-457 261-50<br />

5/2011 RONDO 37


Jonathan Nott<br />

Die Mahler-<br />

Therapie<br />

Seit Jonathan Nott die Chefposition bei den Bamberger<br />

Symphonikern übernahm, hat das Orchester<br />

viel von sich hören lassen – im besten Sinne. Der<br />

tourneefreudige Klangkörper ist inzwischen in<br />

Beijing genauso bekannt wie in Luzern. Dort waren<br />

die Bamberger 2007 »orchestra in residence« des<br />

Festivals. Ein musikalisches Großprojekt von<br />

2003, die Einspielung der Mahler-Sinfonien, hat<br />

im Juli 2011 mit der Aufnahmesitzung zur Siebten<br />

Sinfonie seinen Abschluss gefunden – bis heute<br />

hat der Mahler-Marathon schon vier Preise vorzuweisen.<br />

Jörg Königsdorf traf den frisch vom sinfonischen<br />

Höhenzug zurückgekehrten Jonathan<br />

Nott und sprach mit ihm über deutschen Klang,<br />

sein Mahler-Bild und verschwimmende Grenzen.<br />

RonDo: Mr. Nott, müssen Sie auf Ihren Tourneen immer noch erklären,<br />

wer die Bamberger Symphoniker sind?<br />

Jonathan nott: Immer weniger. Ich glaube, das Paket Nott und Bamberger<br />

Symphoniker ist inzwischen bekannt. Die Symphoniker waren zwar<br />

immer ein Reiseorchester, aber während sie früher Brahms in Japan gespielt<br />

haben, fragt man uns jetzt auch für Mahler in New York und Boulez<br />

in Berlin. Und das ist genau das, was ich wollte.<br />

RonDo: Dazu hat vor allem Ihr gefeierter Aufnahmezyklus der Mahler-<br />

Sinfonien beigetragen. Was ist für Sie persönlich das Besondere an diesem<br />

Zyklus?<br />

nott: Natürlich spielt jedes Orchester Mahler und es ist fast unmöglich,<br />

damit ein Profil zu finden. Aber wenn man zum Beispiel unsere neue<br />

Aufnahme der Dritten hört, merkt man dennoch etwas sehr Individuelles.<br />

Für mich liegt die Hauptqualität der Bamberger in der Plastizität<br />

ihres Klanges und der Intensität der Kantilenen. Die Musik behält bei ihnen<br />

immer eine Grundspannung, im Übergang zwischen einzelnen Tönen<br />

ebenso wie zwischen Phrasen. Und diese Art zu spielen passt fantastisch<br />

zu Mahler.<br />

RonDo: Die Bamberger werden immer wieder als typisch deutsches<br />

Orchester bezeichnet.<br />

nott: Klar, auch wenn jemand behauptet, dass der Klang des Orchesters sich<br />

in den letzten zehn Jahren verändert hat, sind die Bamberger ein deutsches<br />

38 RONDO 5/2011<br />

Haben für ihre Gesamteinspielung der Mahler-Sinfonien unter Nott viel Kritikerlob<br />

geerntet: Die Bamberger Symphoniker im Rosengarten der Residenz<br />

Orchester geblieben, Der Klang ist nicht so auf die Oberfrequenzen abgestellt<br />

und schießt einem nicht zwischen die Augen, er deutet mehr das innere<br />

Feuer der Musik an, als nur ihre Oberfläche zu präsentieren. Denn<br />

wenn man nur auf die Obertöne geht: Peng, dann gewinnt man zwar an<br />

Brillanz, verliert aber an Ausdrucksmöglichkeiten.<br />

RonDo: Würden Sie diese Klangkultur als Ihren persönlichen Verdienst<br />

bezeichnen?<br />

nott: Eigentlich versuchte ich am Sound der Bamberger ja gar nichts zu ändern<br />

– mir gefiel er ja! Aber die Aufgabe, die Bamberger als deutsches Orchester<br />

für das 21. Jahrhundert fit zu machen, stellte sich ganz von selbst.<br />

Der traditionelle deutsche Orchesterklang ist ja oft sehr vertikal orientiert<br />

und geht mehr in die Tiefe als voran. Man hört das gut bei älteren Bruckner-Interpretationen,<br />

die die Musik oft quasi stillstehen lassen. Mir ging<br />

es immer darum, horizontale Musik zu machen, ohne die Tiefe und das<br />

Gewicht zu verlieren.<br />

RonDo: Hat der dunkle Klang ein depressives Mahler-Bild zur Folge? Und<br />

deckt sich das mit Ihren Vorstellungen als Interpret?<br />

nott: Definitiv. Seit einem Jahr habe ich das Gefühl, dass es keine Grenze<br />

mehr zwischen dem Musikmachen und meinem Leben gibt. Da bin ich in<br />

ziemlich großer Gefahr. Dieser Zyklus ist eine Reise ins Unbekannte – ich<br />

merke beim Musikmachen, dass ich gar nicht<br />

weiß, wer ich wirklich bin, weil die Musik immer<br />

neue Fragen stellt. Deshalb bin ich im Laufe<br />

des Zyklus mehr und mehr deprimiert geworden,<br />

obwohl ich weiß, dass diese Selbstinfragestellung<br />

etwas ganz Natürliches ist. Nehmen Sie<br />

die Siebte, die wir jetzt als letztes gemacht haben.<br />

Erst neulich, als ich etwas niedergeschlagen<br />

war und zur Ablenkung spazieren ging,<br />

da hörte ich die zweite Nachtmusik und mit<br />

einem Mal merkte ich, dass die Musik genau<br />

Verschmilzt Leben und<br />

Musik: Jonathan Nott<br />

das spiegelte, was ich empfand: Ich war traurig,<br />

versuchte es aber nicht zu sein, und die hemmungslose<br />

Schönheit im Stück wurde zu einer<br />

riesigen überhellen Wand, die sich wie eine Bedrohung vor mir auftürmte<br />

und den Schmerz noch vertieft hat. Wenn man aber positiv gestimmt ist,<br />

merkt man das gar nicht.<br />

RonDo: Mahler war ja nicht nur Komponist, sondern auch ein Dirigent,<br />

der vor allem deutsche Orchester geleitet hat. Merkt man das an seinen<br />

Partituranweisungen?<br />

nott: Er gibt oft kleine Winke, an denen man die Stücke entschlüsseln kann.<br />

Er macht so viele Anweisungen wie kein anderer Komponist, hat aber zu<br />

Mengelberg gesagt, dass das ohnehin jeder Dirigent anders machen müsse,<br />

weil die Säle unterschiedlich sind. Aber das stimmt eigentlich nicht: Man<br />

kann eigentlich alles sinnvoll realisieren, was Mahler vorgeschrieben hat.<br />

Ich habe mich mit keinem Komponisten so auseinandergesetzt wie mit<br />

Mahler, aber trotzdem habe ich nie das Gefühl, je<strong>mal</strong>s zu einer absoluten,<br />

ultimativen Wahrheit der Stücke zu kommen. Das ist eher ein spiegelbildlicher<br />

Prozess, bei dem eine Seite die andere bedingt: Ich stelle mir immer<br />

neue Fragen, weil die Beschäftigung mit Mahler mich zu einem anderen<br />

Musiker gemacht hat.<br />

RonDo: Ein Mahler-Zyklus ist für einen Dirigenten und sein Orchester die<br />

Besteigung des Mount Everest. Und was kommt jetzt?<br />

nott: Man fängt wieder von vorn an. Wie immer.<br />

Zuletzt erschienen:<br />

Gustav Mahler - Sinfonie nr. 3<br />

Mihoko Fujimura, Bamberger Symphoniker, Ltg. Jonathan Nott<br />

Tudor/Naxos TUD7170<br />

Haughton, Müller


Streubel<br />

Seit 1963 zeichnet der »Preis der deutschen Schallplattenkritik« fachlich<br />

und unabhängig die Spitzenaufnahmen der Phonoindustrie<br />

aus. Mit dem Glamour der Echo-Verleihungen konnte das als Verein<br />

organisierte Gremium mangels Finanzen natürlich nie konkurrieren,<br />

aber seit diesem Jahr gibt es für die Preisträger immerhin eine hintersinnige<br />

Trophäe des Künstlers Daniel Richter zu ergattern. Robert<br />

Fraunholzer hat ihn zu seiner Skulptur, der »Nachtigall«, interviewt<br />

und hörte was trapsen.<br />

Nimmt die Kommerzialisierung der Klassik immer<br />

schlimmere Formen an? Man könnte es glauben.<br />

Selbst arrivierte Künstler wie Anne-Sofie<br />

von Otter, Paul McCreesh oder Marc Minkowski<br />

meiden neuerdings große Firmen auf der Flucht<br />

vor Star-Hype und schnöder Massenkompatibilität.<br />

Klassik-Fachblätter, die vom Käufer immer<br />

noch einen stattlichen Kaufpreis kassieren, funktionieren<br />

heute oft nur noch nach dem Motto:<br />

»Die Veranstalter zahlen, wir drucken.« Zeiten,<br />

wo Journalisten-Reisen von den Medien selber<br />

bezahlt wurden, dürften demnächst wohl ganz<br />

der Vergangenheit angehören.<br />

Seit Jahren gibt es aber eine Auszeichnung,<br />

die sich konsequent allen kommerziellen Erwägungen<br />

verweigert, die gewissermaßen den ‚Gegenpreis‹<br />

zum offiziösen Echo darstellt: den Preis<br />

der deutschen Schallplattenkritik (seit 1963). In<br />

diesem Jahr hat sich die von einem unabhängigen<br />

Verein getragene Auszeichnung endlich<br />

zu einem neuen Namen bequemt. Und erst<strong>mal</strong>s<br />

zu einer Preis-Skulptur.<br />

Die »Nachtigall«, geschaffen von dem deutschen<br />

Maler Daniel Richter (der 2010 bei den<br />

Salzburger Festspielen als Bühnenbildner von<br />

»Lulu« für Furore sorgte), klingt vom Namen her<br />

zuckersüß. Doch das täuscht. Bei der Goldplastik,<br />

die vor allem vor dem schwarzen Anzug des<br />

Daniel Richter überreicht der zweiten Vorsitzenden des<br />

PdSK, Eleonore Büning, die erste »Nachtigall«<br />

Die »nachtigall« ist<br />

eine Ziege<br />

diesjähriges Hauptpreisträgers Murray Perahia<br />

»gut sichtbar« sein sollte, so Richter, handelt es<br />

sich um die erste Skulptur des inzwischen sündhaft<br />

teuer gewordenen Künstlers. »Bildmäßig gesehen<br />

ist das Ding zweierlei: die Picasso-Ziege<br />

und der Dagobert Duck’sche Geldhaufen.«<br />

Daniel Richter gilt nicht erst seit der Salzburger<br />

»Lulu« als klassikaffin. »Vielen Leuten öffnet<br />

sich die Welt über Musik: bei mir über Underground<br />

und Radaumusik im weitesten Sinne.<br />

Parallel habe ich aber immer Klassik gehört. Ich<br />

habe mich selber reingearbeitet.« Das sei über<br />

Schostakowitsch und Strauss gelaufen. »Von da<br />

aus wird’s leichter, und geht von Lachenmann<br />

und Rihm wieder runter zu Bartók. Ich habe ein<br />

Faible für die Musik des 20. Jahrhunderts.«<br />

Inzwischen bekam auch der zweite Jahres-<br />

Preisträger, der Schriftsteller und Sänger Sven Regener<br />

seine Ehren-»Nachtigall« (für »Element Of<br />

Crime«). Ende September folgte als dritter Preisträger<br />

der britische Produzent Simon Perry –<br />

langjähriger Chef des Klassik-Labels »Hyperion«.<br />

Die vielen Münzen, die Daniel Richter dafür »mit<br />

einer Heißklebepistole zusammengeklebt« hat,<br />

werden übrigens nach dem Guss säuberlich wieder<br />

getrennt und in den Geldkreislauf zurückgespeist.<br />

»Nicht dass der Euro geschwächt wird!«, so<br />

Daniel »Dagobert« Richter.<br />

5/2011 RONDO 39


Oslo Philharmonic Orchestra<br />

Paradiesische<br />

Zustände<br />

Immer weniger Orchester können sich Auslandsgastspiele<br />

noch leisten. Das Oslo Philharmonic<br />

Orchestra befindet sich in dieser glücklichen Lage.<br />

Warum es sich beim OPO in mehrfacher Hinsicht<br />

um einen ungewöhnlichen Klangkörper handelt,<br />

schildert Michael Blümke im Portrait.<br />

In Norwegen ist die kulturelle Welt noch in Ordnung. Während überall<br />

sonst nur von Krise und Staatsdefizit die Rede ist, erwirtschaftet das Königreich<br />

im Norden Europas dank seines Ölreichtums Überschüsse. Und<br />

da das Parlament bereits vor etlichen Jahren verbindlich festgelegt hat, dass<br />

1 % der Staatseinnahmen der Kultur zufließen, müssen sich die Kunstschaffenden<br />

keine finanziellen Sorgen machen. Das gilt selbstverständlich auch<br />

für die Oslo-Filharmonien, das Nationalorchester des Landes.<br />

Auch wenn das Oslo Philharmonic Orchestra schon 1919 gegründet<br />

wurde, war doch der Chefdirigent, der zum 60. Geburtstag des Klangkörpers<br />

sein Amt antrat, der entscheidende Wegbereiter zum internationalen<br />

Durchbruch. Mariss Jansons, gegenwärtig Chef des BR-Symphonieorchesters<br />

und des Concertgebouworkest, kam als Mittdreißiger nach<br />

Oslo und blieb ganze 22 Jahre – für heutige Verhältnisse, wo sich die Maestri<br />

nie länger als vier, fünf Jahre binden wollen, eine schier unvorstellbare<br />

Zeitspanne.<br />

In diesen 22 Jahren wurde das Orchester von 79 auf über 100 Musiker<br />

aufgestockt, die internationalen Gastspiele wurden verstärkt und eine rege<br />

Aufnahmetätigkeit begonnen. Um dieser den nötigen Anschub zu geben,<br />

haben die Musiker 1984 ohne Honorar Tschaikowskys fünfte Sinfonie eingespielt<br />

und sie dem britischen Label Chandos angeboten. »Wir hatten uns<br />

für Tschaikowsky entschieden, weil wir etwas Bekanntes anbieten wollten,<br />

damit die Leute vergleichen konnten«, erklärt Mariss Jansons die Werkwahl.<br />

Eine kluge Entscheidung, wie sich herausstellen sollte, und eine Investition,<br />

die sich ausgezahlt hat: Die CD war so erfolgreich, dass das OPO<br />

auch die übrigen Sinfonien Tschaikowskys aufnehmen durfte. Der Zyklus<br />

genießt bis heute Referenzstatus.<br />

Nach dem euphorischen Echo war es kein Wunder, dass EMI 1987 Mariss<br />

Jansons und seine Osloer exklusiv unter Vertrag nahm, der umfang-<br />

40 RONDO 5/2011<br />

In ihrem Reich geht die Sonne nie unter – oder nie auf: Das Oslo Philharmonic<br />

ist ein tourneefreudiges Spitzenorchester aus dem hohen Norden.<br />

reichste Orchesterdeal des Labels bis zu jenem Zeitpunkt; 1992 wurde der<br />

Vertrag für weitere 15 Aufnahmen erneuert. Die Entwicklung vom guten<br />

zum erstklassigen Klangkörper war vollzogen.<br />

Auf Jansons folgte 2002 André Previn, seit 2006 hat Jukka-Pekka Saraste<br />

den Chefposten inne. Der charismatische Finne – auch er mittlerweile mit<br />

zweiter Verpflichtung in Deutschland, beim WDR Sinfonieorchester – erinnert<br />

sich an seine Anfänge beim OPO: »Als ich das Orchester Anfang der<br />

80er Jahre zum ersten Mal dirigierte, fand ich einen unglaublichen Enthusiasmus<br />

beim Orchester vor, die haben sich richtig ins Zeug gelegt und mit<br />

einer enormen Emotionalität gespielt. Das war der erste Eindruck, dieser<br />

sehr expressive Klang. <strong>Jetzt</strong>, wo wir schon seit über fünf Jahren miteinander<br />

musizieren, kann ich sagen, dass die musikalische Botschaft sich immer<br />

ganz unmittelbar vom Orchester auf das Publikum überträgt. Es liegt<br />

etwas sehr Persönliches in seinem Zugang zur Musik.« Eine Einschätzung,<br />

die sich zu 100 % mit der von Mariss Jansons deckt.<br />

Knapp 30 verschiedene Konzertprogramme erarbeiten die Musiker jede<br />

Saison, das Repertoire reicht von Haydn bis in die Gegenwart. Nach dem<br />

Klang ›seines‹ Orchesters befragt, antwortet Maestro Saraste: »Es ist ein<br />

breiter Klang, was sich nicht auf die Lautstärke bezieht, es ist der Ausdruck.<br />

Man könnte es fast als ›old style‹-Spiel bezeichnen, wie man es heutzutage<br />

nicht mehr bei vielen Orchestern findet, ein satter, warmer, ausdrucksstarker<br />

Sound.«<br />

Dem kann ich nur zustimmen, im Anschluss an unser Gespräch habe<br />

ich die vermutlich packendste Erste von Brahms gehört. Leidenschaftlich<br />

durchpulst, spannungsgeladen, schwelgerisch, mit Mut zum großen Gefühl,<br />

durchaus ›altmodisch‹, weil auch in den Tempi eher unzeitgemäß gemäßigt,<br />

was man sich erst ein<strong>mal</strong> trauen muss. Aber wer kann, der kann.<br />

Und dass sie es können, davon dürfen sich Ende November die Berliner,<br />

die Wiener und die Pariser selbst überzeugen, wenn das Oslo Philharmonic<br />

Orchestra unter seinem für 2013 designierten neuen Chefdirigenten<br />

Vasily Petrenko mit Sibelius und Tschaikowsky zu hören sein wird.<br />

Sie stehen für die von ihnen entwickelte Klangkultur des OPO: Der langjährige<br />

Chef Mariss Jansons (r) und aktuell Jukka-Pekka Saraste (l).<br />

Konzerttermine<br />

27.11.2011 Berlin, Philharmonie<br />

28.11.2011 Wien, Konzerthaus<br />

30.11.2011 Paris, Salle Pleyel<br />

Orchester ohne Sorgen: Da 1% der Staatseinnahmen des an Erdöl reichen<br />

Norwegens an die Kultur fließen, hat das OPO keine größeren Geldnöte.


Pesaro<br />

Rossini<br />

forever!<br />

Nach seiner Bayreuth-Empörung<br />

in der Septemberausgabe ist Herbert<br />

Rosendorfer direkt nach<br />

Pesaro entwichen, zum diesjährigen<br />

Rossini Opera Festival.<br />

Schwant dem Leser jetzt nichts<br />

Gutes, sei er beruhigt. Bella Italia<br />

hat den Meister milde gestimmt –<br />

vor allem gefielen die dezenten<br />

und intelligenten Regieansätze.<br />

Und der Solohornist.<br />

Das Rossini Opera Festival in Pesaro (heuer zum<br />

32. Mal) ist eines der liebenswürdigsten Musikfeste.<br />

Die ganze Stadt ist ein klingender Resonanzboden<br />

für die Musik des »Schwanes von<br />

Pesaro«, und das wurde auch heuer nicht gestört,<br />

obwohl draußen in der Arena Adreatica die verkrampft-originelle<br />

Inszenierung des »Mosè in<br />

Egitto« unweste, was die meisten Besucher et-<br />

90 JAHRE<br />

KULTUR BEI BASF<br />

ENJOY JAZZ<br />

Sonny Rollins<br />

18. Nov. 2011 | 20 Uhr | Theater im Pfalzbau | AUSVERKAUFT<br />

WIEDERERÖFFNUNG FEIERABENDHAUS<br />

ZAZ<br />

26. Nov. 2011 | 21 Uhr | BASF-Feierabendhaus<br />

Georges Prêtre | Royal Philharmonic Orchestra<br />

27. Nov. 2011 | 20 Uhr | BASF-Feierabendhaus | AUSVERKAUFT<br />

Das Programmheft und Tickets erhalten Sie unter: Tel. 0621-60 99911, an allen eventim<br />

VVK-Stellen oder www.basf.de/kultur. Weitere Infos über 90 JAHRE KULTUR BEI BASF<br />

unter http://backstagediaries.wordpress.com.<br />

Beim Rossini Opera Festival in Pesaro gefiel<br />

die »Adelaide« in der Regie von Pier’Alli (nebst<br />

überragendem Solohornisten) …<br />

was verstört hat. »Mosè« ist ein ernstes, großes<br />

Werk Rossinis, seinerzeit für die Fastenzeit in<br />

Neapel gedacht, ein Werk von großer Schönheit<br />

und Würde. Dass es der Regisseur, der Wick oder<br />

so ähnlich heißt, dazu missbraucht hat, den modischen,<br />

wenngleich meist uneingestandenen<br />

Links-Antisemitismus darzustellen, ist nicht nur<br />

unverantwortlich, sondern dumm. Es scheint,<br />

die Zeiten gehen langsam über solche Inszenierungen<br />

hinweg, die gegen die Handlung, gegen<br />

den Text und sogar gegen die Musik arbeiten.<br />

Es lohnt nicht, sich weiter<br />

über so einen »Mosè«<br />

aufzuregen.<br />

Dagegen war die<br />

»Adelaide di Borgogna«,<br />

eine seria (»dramma«)<br />

aus dem Jahr 1817, dem<br />

»Mosè« unmittelbar vorausgehend<br />

entstanden,<br />

eine große Entdeckung.<br />

Die Oper, die propterpraeter<br />

die historischen<br />

Ereignisse um die Einverleibung<br />

»Reichsitaliens«<br />

in das Römisch-deutsche<br />

Reich zur Zeit Kaiser Ottos I. behandelt,<br />

wurde seltsamerweise seit der Uraufführung in<br />

Rom 1817 so gut wie nie mehr gespielt. Es mag<br />

daran gelegen haben, dass die herausragende Partie<br />

eine gewaltige Alt-Rolle ist, die hier in Pesaro<br />

von der phänomenalen Daniela Barcellona dem<br />

begeisterten Publikum zu Füßen gelegt wurde.<br />

Nicht genug zu loben ist die Inszenierung dieses<br />

sicher etwas sperrigen Werkes (sperrig die Handlung,<br />

nicht die Musik) durch Pier Luigi Pier’Alli,<br />

der es verstanden hat, eine durchaus moderne,<br />

entstaubte Aufführung zu präsentieren, die sowohl<br />

der Musik als auch überhaupt dem Medium<br />

Oper gerecht wird, vielfach mit einfachen, wirkungsvollen<br />

Mitteln. Regie ist dann gut – so ähnlich<br />

wie bei der englischen Herrenmode früher –,<br />

wenn man sie nicht merkt. Die »Adelaide« hier<br />

kam diesem Ideal nahe.<br />

Der reine, unbeschwerte Rossini-Genuss, die<br />

schiere Freude freilich, war dann die Wiederaufnahme<br />

der legendären »Scala di Seta«, eine Opera<br />

buffa (»farsa«) von 1812, in der Rossini seinen jugendfrischen<br />

Witz ungehindert verströmte. Die<br />

freche, durchaus moderne Inszenierung durch<br />

den genialen Lorenzo Fratini ließ die gute Laune<br />

ungefiltert ins jubelnde Publikum fließen. Ungerecht<br />

wäre es, den Bariton Paolo Bordogna nicht<br />

… weniger begeistert war Herbert Rosendorfer vom »Mosè in Egitto« mit<br />

zahlreichen Regiebezügen zur Palästinenser-Frage in der Arena Adriatica.<br />

zu erwähnen, einen musikalischen Komödianten<br />

erster Güte, der in der Rolle des Dieners Germano<br />

die Zuhörer und Zuschauer, es ist nicht anders<br />

zu sagen, zum Rasen brachte.<br />

Und noch ein P.S.: Die da unten werden kaum<br />

erwähnt, die im Orchester. Die »Adelaide« hat einige<br />

zauberhafte Horn-Stellen (Rossini hatte das<br />

gern), und der erste Hornist, und dies sei doch<br />

ein<strong>mal</strong> gesagt, hat hinreißend schön geblasen,<br />

und nicht zuletzt ihm verdankte man den gelungenen<br />

Abend.<br />

Aber überhaupt und wieder ein<strong>mal</strong>: Rossini und<br />

Pesaro forever!<br />

Sabine Meyer | Trio di Clarone | Dominique Horwitz |<br />

„Die andere Seite der Luft“ | Premiere<br />

07. Dez. 2011 | 20 Uhr | BASF-Feierabendhaus<br />

Edo de Waart | Royal Flemish Philharmonic Antwerpen<br />

19. Jan. 2012 I 20 Uhr I BASF-Feierabendhaus<br />

Emerson String Quartet<br />

23. Jan. 2012 I 20 Uhr I BASF-Feierabendhaus<br />

New York City Ballet | 1. Deutschlandauftritt seit 30 Jahren<br />

12. März 2012 I 19.30 Uhr I Theater im Pfalzbau


fanfare<br />

Roland Mackes über Konzert-<br />

und Opern höhepunkte<br />

Soll man ein Winning-Team zurückholen, besonders an einen so launischen<br />

Festspielplatz wie Salzburg? Der Einen-Sommer-Intendant Markus<br />

Hinterhäuser hat es gewagt – und gewonnen. Nicht dass sich der Regisseur<br />

Christoph Marthaler, seine Bühnengestalterin Anna Viebrock und<br />

die großartig suggestive Sopranistin Angela Denoke seit ihrer bahnbrechenden<br />

»Katja Kabanowa«1998, einem der Höhepunkte der Mortier-Ära,<br />

nennenswert verändert hätten. Aber gerade das stehende <strong>Jetzt</strong> ist ja auch<br />

das Thema einer weiteren Leos-Janáček-Oper, jenem Mysterium von der<br />

337 Jahre alten Sängerin Emilia Marty, die durch die gerichtsnotorische »Sache<br />

Makropoulos« wandelt. Natürlich geht es auch hier wieder um Warten<br />

und unerfüllte Wünsche. Die Janáček-Figuren, situiert in einem Cinemascope-Verhandlungssaal<br />

auf der Bühne des großen Festspielhauses,<br />

haben alle einen Marthaler-Tick und sind einfach wunderbar. Auch weil<br />

der Oberkellner vom Café Bazar als Statist in den Orchestergraben starrt,<br />

und Festspielputzfrau Gerda das macht, was sie am besten kann: Feudeln.<br />

Dazu hat freilich noch nie Esa-Pekka Salonen die butterweichen Wiener<br />

Philharmoniker dirigiert. Wofür er – als ebenfalls an die Salzach zurückkehrender<br />

Opernwiederholungstäter – mit allen ausgiebig gefeiert wird.<br />

Weil ihnen die rundeste Premiere gelang.<br />

Was es in Salzburg noch nie geben hat: Ein Regisseur entwickelt sein<br />

Konzept einfach weiter und inszeniert im alten Bühnenbild neu – und<br />

besser. So geschehen in Claus Guths »Così fan tutte«, ursprünglich das<br />

schwächste Glied seines Mozart/da-Ponte-Zyklus. Der gewann diesen Sommer,<br />

erst- und letzt<strong>mal</strong>s komplett zu sehen, mit drei höchst unterschiedlichen<br />

Dirigenten und Orchestern, enorm an Tiefe und Stringenz. Dies<strong>mal</strong><br />

waren wirklich die drei (!) Seiten einer Mozart-Medaille zu betrachten:<br />

menschliche Abgründe, wohin man blickte. Bo Skovhus’ Alfonso und<br />

Anna Prohaskas Despina waren schwarze Engel als grausame Spielmacher.<br />

Die beiden ausgeglichen besetzten Paare werden hilflos in ein fieses<br />

Liebesexperiment geworfen, das in einer fast schattenlos weißen Wohnhalle<br />

wie in einem Labor abläuft. Da gefriert das Blut, würde nicht der vorwärtsdrängende<br />

Marc Minkowski mit seinen Musiciens du Louvre immer<br />

wieder innehalten und besonders in Maria Bengtssons »Per pietà«-<strong>Rondo</strong><br />

als Kulminationspunkt die Mozart-Zeit still stehen lassen.<br />

Weiter ging es von der Salzach an die Adria – nach Pesaro, aus allen<br />

Ferragosto-Nähten platzender Italo-Badeort und Rossini-Hochburg, nun<br />

schon im 32. Festspieljahr. Hoch gefährdet zudem, weil die kulturlose Berlusconi-Regierung<br />

auch hier langsam die Subventionen austrocknen lässt.<br />

Trotzdem lassen sich – zu empfindlich gekürzten Gagen – alljährlich immer<br />

neue Belcanto-Sängerentdeckungen machen. Und dieses Jahr riskierte<br />

Graham Vick zudem eine große Regiekontroverse (vgl. Herbert Rosen-<br />

42 RONDO 5/2011<br />

Alpine Festspielimpressionen: Guth entwickelte seine »Così« weiter (o),<br />

Marthaler/Viebrock erfreuten in Salzburg mit der »Sache Markopoulos« (u),<br />

De Marchi kolorierte in Innsbruck Telemanns »Flavius Bertaridus« neu (l).<br />

dorfer auf Seite 41). Im Opernoratorium »Moisè« schickt er die eigentlich<br />

in Ägypten gefangenen Israeliten als Selbstmordattentäter gegen die arabischen<br />

Unterdrücker. Da blinkern die Bombengürtel und gibt es Giftgasattacken.<br />

Am Ende der packenden, von Buh- wie Bravostürmen begleiteten<br />

Aufführung ging es dann statt durchs Rote Meer unter dem Feuerschutz<br />

eines Panzers mit Davidsternflagge auf die andere, die gelobte Seite des palästinensischen<br />

Schutzwalls. Selten ging ein – bestens gesungener und von<br />

Roberto Abbado zupackend dirigierter – Rossini so unter die Belcantohaut.<br />

Gegen einen hartnäckigen Störer musste sogar die Polizei einschreiten.<br />

Da herrschte bei den Festwochen für Alte Musik in Innsbruck mehr Gelassenheit.<br />

Im zweiten Jahr hat sich der neue, ebenfalls dirigierende Leiter<br />

Alessandro de Marchi bereits programmatisch wie ästhetisch etabliert.<br />

Neben einer Hasse-Oper stand diesen Festspielsommer Georg Friedrich Telemanns<br />

einzige Opera seria, der 1729 in Hamburg uraufgeführte »Flavius<br />

Bertaridus«, auf dem Programm. Im Herbst wird er zur Feier des 333. Gründungsjahrs<br />

der Bürgeroper am Gänsemarkt nachgespielt. Die Geschichte<br />

vom hilflosen Langobardenkönig kennt man aus Händels »Rodelinda«,<br />

und auch Telemann befleißigt sich in seinen <strong>mal</strong> deutsch, <strong>mal</strong> italienisch<br />

gesungenen Arien viel Routine. Im zweiten Akt kommt das Geschehen<br />

im Diktatorenpalast, den Jens Daniel Herzog als fensterlosen Zimmerirrgarten<br />

inszeniert hat, auf Touren. Auch weil de Marchi hier beherzt nachinstrumentiert<br />

und ein großes Musikerensemble auffährt. Mit vielen Bläsern,<br />

zwei Cembali, flötenumturtelnden Nachtigallenarien, Chalumeau<br />

und Kontrabassfagott ist das ein farbenreicher Barockklangspaß.<br />

Nach den Festivals ist vor dem Festspiel. War die wie immer im August<br />

startende Ruhtriennale ein Abschluss oder ein Auftakt der Saison? Jedenfalls<br />

gab es dort, als einzige »buddhistisch« anmutende Oper westlicher<br />

Bauart, passend zum diesjährigen Religionsthema des Intendanten Willy<br />

Decker und von diesem inszeniert, »Tristan und Isolde«. Da war Gelungenes<br />

und Fragwürdiges zu erleben: Ein stehendes Paar, zusammengehalten<br />

zwischen zwei Riesenplatten, die in der Industriekathedralenweite der<br />

Bochumer Jahrhunderthalle angemessen verloren wirkten. Anja Kampes<br />

Isolde rührte, Christian franz’ Tristan kämpfte sich so durch. Projektionen<br />

auf einem über allen schwebenden Mond störten eher. Natürlich gestaltete<br />

Ausnahmedirigent Kirill Petrenko mit den Duisburger Philharmonikern<br />

einen siedenden Klagegesang der verlorenen Liebenden – aber der musste<br />

verstärkt werden. Ein fragwürdiges Festspielunterfangen in einer Region<br />

mit mehreren »Tristan«-Produktionen an Theatern, die mitunter an<br />

schwindenden Subventionen knapsen. Dennoch bekommt nächstes Jahr<br />

der neue Triennalen-Chef Heiner Goebbels 800 000 Euro von der Bundeskulturstiftung<br />

– für eine einzige Orff-Oper.<br />

Rittershaus, Vandory


Termine<br />

Oper premierentermine<br />

Aachen<br />

Poulenc/ Monteverdi: La voix<br />

humaine /Il Combattimento di<br />

Tancredi e Clorinda | 06.11.<br />

ML: Péter Halász - R: Alexander von Pfeil<br />

Mozart: Le nozze di Figaro – 04.12.<br />

ML: Marcus R. Bosch - R: Michael Helle<br />

Verdi: Un ballo in maschera | 05.02.<br />

ML: Péter Halász - R: N.N.<br />

Purcell: King Arthur | 01.04.<br />

ML: Volker Hiemeyer - R: Albrecht Hirche<br />

Wagner: Tristan und Isolde | 20.05.<br />

ML: Marcus R. Bosch - R: Ludger Engels<br />

Ravel: L’Enfant et les Sortilèges<br />

| 16.06.<br />

ML: Herbert Görtz - R: Sebastian Jacobs<br />

Theater · (02 41) 4 78 42 44<br />

Amsterdam<br />

Mozart: Idomeneo | 09.11.<br />

ML: John Nelson - R: Ursel Herrmann,<br />

Karl-Ernst Herrmann<br />

Trojahn: Orest | 08.12.<br />

ML: Marc Albrecht - R: Katie Mitchell<br />

Strawinsky: Die Nachtigall und<br />

andere Fabeln | 12.01.<br />

ML: Xian Zhang - R: Robert Lepage<br />

Rimsky-Korsakow: Die Legende<br />

der unsichtbaren Stadt Kitesch und<br />

der Jungfrau Fewronia | 08.02.<br />

ML: Marc Albrecht - R: Dmitri Tcherniakov<br />

Händel: Deidamia | 15.03.<br />

ML: Ivor Bolton - R: David Alden<br />

Rossini: Il turco in Italia | 06.04.<br />

ML: Carlo Rizzi - R: David Hermann<br />

Verdi: Don Carlo | 07.05.<br />

ML: Yannick Nézet-Séguin -<br />

R: Willy Decker<br />

de Raaff: Waiting for Miss Monroe |<br />

09.06.<br />

ML: Steven Sloane - R: Lotte de Beer<br />

Nederlandse Opera · 00 31 (0) 2 06 25 54 55<br />

Basel<br />

Dvor˘ák: Rusalka | 22.10.<br />

ML: Giuliano Betta - R: Jurate Vansk<br />

Marthaler/Ubenauf: Lo stimolatore<br />

cardiaco (UA) | 25.11.<br />

ML: Bendix Dethleffsen, Giuliano Betta -<br />

R: Christoph Marthaler<br />

Bizet: Carmen | 18.12.<br />

ML: Gabriel Feltz - R: Calixto Bieito<br />

Mozart: Le nozze di Figaro | 18.03.<br />

ML: Giuliano Betta - R: Elmar Goerden<br />

Händel: Ariodante | 13.05.<br />

ML: Andrea Marcon - R: Stefan Pucher<br />

Theater · (00 41) 61 2 95 11 33<br />

Berlin<br />

Verdi: Don Carlo | 23.10.<br />

ML: Donald Runnicles - R: Marco Arturo<br />

Marelli<br />

Janác˘ek: Jenu˚fa | 04.03.<br />

ML: Donald Runnicles - R: Christof Loy<br />

Wagner: Lohengrin | 15.04.<br />

ML: Donald Runnicles - R: Kasper Holten<br />

Verdi: I due Foscari (konzertant)<br />

| 09.05.<br />

ML: Roberto Rizzi Brignoli<br />

Verdi: Il trovatore (konzertant) | 06.06.<br />

ML: Andrea Battistoni<br />

Deutsche Oper · (0 30) 3 43 84 01<br />

Jost: Mikropolis | 30.10.<br />

ML: Christian Jost - R: Nadja Loschky<br />

Bizet: Carmen | 27.11.<br />

ML: Stefan Blunier - R: Sebastian Baumgarten<br />

Weber: Der Freischütz | 29.01.<br />

ML: Patrick Lange - R: Calixto Bieito<br />

Brecht: Die sieben Todsünden | 12.02.<br />

ML: Kristiina Poska - R: Barrie Kosky<br />

Auber: Das bronzene Pferd | 11.03.<br />

ML: Maurizio Barbacini - R: Frank Hilbrich<br />

Händel: Xerxes | 13.05.<br />

ML: Konrad Junghänel - R: Stefan Herheim<br />

Komische Oper · (0 30) 47 99 74 00<br />

Bellini: Norma (konzertant) | 29.10.<br />

ML: Andriy Yurkevych<br />

Wolf-Ferrari: Aschenputtel | 05.11.<br />

ML: Vinzenz Weissenburger/ Tobias Walenciak/<br />

Roqelio Riojas - R: Eva-Maria Weiß<br />

Smetana: Die verkaufte Braut | 19.11.<br />

ML: Karl-Heinz Steffens - R: Balász Kovalik<br />

Offenbach: Orpheus in der Unterwelt<br />

| 16.12.<br />

ML: Christoph Israel - R: Philipp Stölzl<br />

Händel: Il trionfo del tempo e del<br />

disinganno | 15.01.<br />

ML: Marc Minkowski - R: Jürgen Flimm<br />

Graun: Montezuma (konzertant)<br />

| 26.01.<br />

ML: Michael Hofstetter<br />

Nono: Al gran sole carico<br />

d’amore | 01.03.<br />

ML: Ingo Metzmacher - R: Katie Mitchell<br />

Stahnke: Wahnsinn, das ist die Seele<br />

der Handlung | 20.03.<br />

R: Eva-Maria Höckmayr<br />

Berg: Lulu | 31.03.<br />

ML: Daniel Barenboim - R: Andrea Breth<br />

Schostakowitsch: Moskau Tscherjomuschki<br />

| 02.05.<br />

ML: Ursula Stigloher - R: Neco Celik<br />

De’ Cavalieri: Rappresentatione di<br />

anima et di corpo | 08.06.<br />

ML: René Jacobs - R: Achim Freyer<br />

Hindemith: Lehrstück | 09.06.<br />

ML: N.N. - R: N.N.<br />

Mozart: Don Giovanni | 24.06.<br />

ML: Daniel Barenboim - R: Robert Carsen<br />

Rihm: Dionysos | 08.07.<br />

ML: Ingo Metzmacher - R: Pierre Audi<br />

Staatsoper Unter den Linden ·<br />

(0 30) 20 35 45 55<br />

Bern<br />

Strawinsky: The rake’s progress |<br />

15.10.<br />

ML: Srboljub Dinić - R: Marc Adam<br />

Singapur – Marina Bay<br />

Berliner Philharmoniker in<br />

Singapur<br />

Seit den Zeiten ihres Ex-Chefs Herbert von<br />

Karajan sind es die Berliner Philharmoniker<br />

gewohnt, ständig von Fernseh-Kameras<br />

beobachtet zu werden. Doch unter der<br />

Leitung von Simon Rattle hat man auch<br />

eine erfolgreiche Kinokarriere hingelegt.<br />

Ob mit »Rhythm is it!« oder mit der Orchesterdokumentation<br />

»Trio to Asia«. Mit<br />

dem Konzertfilm »Berliner Philharmoniker<br />

in Singapur« (Kinostart: 20. Oktober)<br />

betritt man nun jenes Neuland, von dem<br />

wohl auch der Technikfreak Karajan stets<br />

geträumt haben mag. Denn Regisseur Michael<br />

Beyer hat das deutsche Spitzenorchester<br />

und Rattle dreidimensional in Szene<br />

gesetzt. Aufgenommen wurde dieses 3D-<br />

Ereignis in Singapur, wo man Ende 2010<br />

gastierte. Mahlers 1. Sinfonie und Rachmaninows<br />

»Sinfonische Tänze« standen da<br />

auf dem Programm. Und wie sagt Simon<br />

Rattle so treffend: »Dieser Film schenkt<br />

uns eine neue Art des Musikhörens.«<br />

www.berlinerphilharmoniker3dderfilm.de<br />

Offenbach: Orpheus in der Unterwelt<br />

| 29.12.<br />

ML: Dorian Keilhack - R: Laura Scozzi<br />

Donizetti: Lucia di Lammermoor |<br />

28.01.<br />

ML: Srboljub Dinić - R: Kay Kuntze<br />

Mozart: Così fan tutte | 11.03.<br />

ML: Dorian Keilhack - R: Daniel Karasek<br />

Stadttheater · 00 41 (0) 3 13 29 52 52<br />

Bielefeld<br />

Humperdinck: Hänsel und Gretel<br />

| 24.10.<br />

ML: Witolf Werner - R: Johannes Weigand<br />

Offenbach: Die schöne Helena |<br />

11.12.<br />

ML: Laurent Wagner - R: David Williams<br />

Britten: Peter Grimes | 11.02.<br />

ML: N.N. - R: N.N.<br />

Verdi: Rigoletto | 26.05.<br />

ML: N.N. - R: N.N.<br />

Theater · (05 21) 51 54 54<br />

Bonn<br />

Mozart: La finta giardiniera | 06.11.<br />

ML: Daniel Jakobi - R: Philipp Himmel-<br />

mann<br />

Schreker: Der ferne Klang | 11.12.<br />

ML: N.N. - R: Klaus Weise<br />

Delibes: Lakmé | 29.01.<br />

ML: Stefan Blunier - R: Paul-Emile Fourny<br />

Verdi: Il trovatore | 25.03.<br />

ML: Robin Engelen - R: Dietrich W. Hilsdorf<br />

Nicolai: Die lustigen Weiber von<br />

Windsor | 06.05.<br />

ML: Robin Engelen - R: Tom Ryser<br />

Oper · (02 28) 77 80 08<br />

Braunschweig<br />

Mozart: Die Zauberflöte | 14.10.<br />

ML: György Mészáros - R: Aniara Amos<br />

Wagner: Tristan und Isolde | 15.10.<br />

ML: Alexander Joel - R: Yona Kim<br />

Anoushka Shankar<br />

Mehta und Shankar in München<br />

Zwei außergewöhnliche Musiker geben<br />

sich in München die Ehre. Da ist der Countertenor<br />

Bejun Mehta. Seines Zeichens der<br />

Großneffe von Dirigent Zubin Mehta, hat<br />

er es mit seiner makellosen Stimme an die<br />

größten Opernhäuser geschafft. Und mit<br />

der CD-Einspielung von Händel-Arien erwies<br />

er sich in den barocken Seelentiefen<br />

als ungemein ausdrucksstark. Mit Pianist<br />

Julius Drake gibt Bejun Mehta am 17. November<br />

im Cuvillies-Theater einen Liederabend,<br />

der von Purcell bis R. V. Williams<br />

ganz british daherkommt. Schon<br />

am 6. November stößt im Prinzregentheater<br />

die Sitar-Virtuosin Anoushka Shankar<br />

das Tor zur Welt ganz weit auf. Die Tochter<br />

des legendären Sitar-Spielers Ravi<br />

Shankar ist mit ihrem neuen Programm<br />

»Traveller« unterwegs, bei dem sie die musikalischen<br />

Schnittstellen zwischen Indien<br />

und dem spanischen Flamenco aufregend<br />

beleuchtet.<br />

Tickets: (0 89) 93 60 93<br />

www.muenchenmusik.de<br />

Gluck: Orpheus und Eurydike |<br />

18.11.<br />

ML: Christopher Hein - R: Dorian Dreher<br />

Verdi: Luisa Miller | 26.11.<br />

ML: Alexander Joel - R: Walter Sutcliffe<br />

Rossini: Il barbiere di Siviglia |<br />

04.02.<br />

ML: Sebastian Beckendorf - R: Michael Talke<br />

Fibich: S˘árka | 22.03.<br />

ML: Sebastian Beckendorf - R: Konstanze<br />

Lauterbach<br />

Mozart: Le nozze di Figaro | 12.05.<br />

ML: Georg Menskes - R: Balázs Kovalik<br />

Kim: Mama Dolorosa (UA) | 13.06.<br />

ML: Sebastian Beckendorf - R: Yona Kim<br />

Smetana: Die verkaufte Braut |<br />

30.06.<br />

ML: Sebastian Beckendorf - R: Jean-Claude<br />

Berutti<br />

Staatstheater · (05 31) 1 23 45 67<br />

Bremen<br />

Britten: The Turn of the Screw |<br />

28.10.<br />

ML: Daniel Montané - R: Frank Hilbrich<br />

Frid: Das Tagebuch der Anne<br />

Frank | 08.02.<br />

ML: N.N. - R: Patric Seibert<br />

Bartók: Herzog Blaubarts Burg |<br />

25.02.<br />

ML: Markus Poschner - R: Rosamund<br />

Gilmore<br />

Eggert: All diese Tage (UA) | 28.04.<br />

ML: Florian Ziemen - R: Michael Talke<br />

Puccini: Tosca | 26.05.<br />

ML: Daniel Montané - R: Vera Nemirova<br />

Theater · (04 21) 36 53 33 33<br />

Chemnitz<br />

Dove: Swanhunter | 03.12.<br />

ML: Domonkos Héja - R: Jürgen R. Weber<br />

Puccini: Tosca | 04.02.<br />

ML: Frank Beermann - R: Jakob Peters-<br />

Messer<br />

Donizetti: Der Liebestrank | 10.03.<br />

ML: Anja Bihlmaier - R: Guy Montavon<br />

Zweig: Die schweigsame Frau |<br />

28.04.<br />

ML: Frank Beermann - R: Gerd Heinz<br />

Verdi: Nabucco | 02.06.<br />

ML: Domonkos Héja - R: Michael Heinicke<br />

Städtische Theater · (03 71) 40 00 - 430<br />

Darmstadt<br />

Wagner: Götterdämmerung | 16.10.<br />

ML: Constantin Trinks - R: John Dew<br />

Donizetti: Lucia di Lammermoor |<br />

05.11.<br />

ML: Martin Lukas Meister - R: Lothar Krause<br />

Orff: Der Mond | 03.03.<br />

ML: N.N. - R: John Dew<br />

Offenbach: Hoffmanns Erzählungen |<br />

28.04.<br />

ML: Martin Lukas Meister - R: John Dew<br />

Puccini: Madame Butterfly | 16.06.<br />

ML: Constantin Trinks - R: John Dew<br />

Staatstheater · (0 61 51) 2 81 16 00<br />

Düsseldorf-Duisburg<br />

Bizet: Carmen | 15.10.<br />

ML: Axel Kober - R: Carlos Wagner<br />

Rossini: Der Barbier von Sevilla |<br />

02.12.<br />

ML: Axel Kober - R: Claus Guth<br />

Rameau: Castor et Pollux | 28.01.<br />

ML: Axel Kober - R: Martin Schläpfer<br />

Strawinsky: Die Nachtigall | 03.02.<br />

ML: Wen-Pin Chien - R: Svenja Tiedt<br />

Roussel: Le testament de la tante<br />

Caroline | 24.02.<br />

ML: Christoph Stöcker - R: N.N.<br />

Britten: The Turn of the Screw |<br />

04.05.<br />

ML: Wen-Pin Chien - R: Immo Karaman<br />

Strawinsky: The rake’s progress |<br />

23.05.<br />

ML: Axel Kober - R: Sabine Hartmannshenn<br />

5/2011 RONDO 43


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• 10 x Lang Lang: Liszt – My Piano Hero<br />

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*Ausland: € 48 pro Jahr<br />

Termine<br />

Mozart: Don Giovanni | 22.06.<br />

ML: Friedemann Layer - R: Karoline<br />

Gruber<br />

Deutsche Oper am Rhein ·<br />

(02 11) 8 90 82 11<br />

Detmold<br />

Humperdinck: Hänsel und Gretel |<br />

23.11.<br />

ML: N.N. - R: Thomas Mittmann<br />

Saint-Saëns: Samson und Dalila |<br />

16.12.<br />

ML: Erich Wächter - R: Roland Velte<br />

Wagner: Parsifal | 10.03.<br />

ML: Erich Wächter - R: Kay Metzger<br />

Lortzing: Der Wildschütz | 08.06.<br />

ML: N.N. - R: Christian Jerome Timme<br />

Landestheater · (0 52 31) 97 48 03<br />

Dresden<br />

Scherchen/Petzet/Hartmann:<br />

Simplicius Simplicissimus | 21.10.<br />

ML: Erik Nielsen - R: Manfred Weiß<br />

Händel: Alcina | 29.10.<br />

ML: Rainer Mühlbach - R: Jan Philipp<br />

Gloger<br />

Berg: Lulu | 04.02.<br />

ML: Cornelius Meister - R: Stefan Herheim<br />

Martini: La Dirindina | 04.03.<br />

ML: Felice Venanzoni<br />

Weinberger: S˘vanda dudák |<br />

24.03.<br />

ML: Constantin Trinks - R: Axel Köhler<br />

Donizetti: L’elisir d’amore |<br />

28.04.<br />

ML: Riccardo Frizza - R: Michael Schulz<br />

Mozart: La clemenza di<br />

Tito | 26.05.<br />

ML: Tomáš Netopil - R: Bettina Bruinier<br />

Sächsische Staatsoper · (03 51) 4 91 17 05<br />

Erfurt<br />

Offenbach: Orpheus in der Unterwelt<br />

| 22.10.<br />

ML: Johannes Pell - R: Bernd Mottl<br />

Verdi: Nabucco | 26.11.<br />

ML: Walter E. Gugerbauer - R: Michael<br />

Heinicke<br />

Mozart: La clemenza di<br />

Tito | 23.12.<br />

ML: Samuel Bächli - R: N.N.<br />

Weber: Der Freischütz | 14.01.<br />

ML: Walter E. Gugerbauer -<br />

R: Dominique Horwitz<br />

Hoffmann: Der Trank der Unsterblichkeit<br />

| 28.04.<br />

ML: Samuel Bächli - R: Peter E. Pachl<br />

Tschaikowksy: Die Zauberin<br />

| 02.06.<br />

ML: Johannes Pell - R: Tatjana Gürbaca<br />

Verdi: Die Lombarden | 12.07.<br />

ML: Samuel Bächli - R: Guy Montavon<br />

Theater · (03 61) 2 23 31 55<br />

Essen<br />

Offenbach: Les contes<br />

d’Hoffmann | 22.10.<br />

ML: Stefan Soltesz - R: Dietrich W.<br />

Hilsdorf<br />

Tschaikowksy: Eugen Onegin<br />

| 25.02.<br />

ML: Stefan Soltesz - R: Michael Sturminger<br />

Verdi: La traviata | 05.05.<br />

ML: Stefan Soltesz - R: Josef Ernst<br />

Köpplinger<br />

Mozart: Die Entführung aus dem<br />

Serail | 10.06.<br />

ML: N.N. - R: Jetske Mijnssen<br />

Aalto Theater · (02 01) 8 12 22 00<br />

Frankfurt/Main<br />

Wagner: Siegfried | 30.10.<br />

ML: Sebastian Weigle - R: Vera Nemirova<br />

Verdi: Otello | 04.12.<br />

ML: Sebastian Weigle / Erik Nielsen -<br />

R: Johannes Erath<br />

44 RONDO 5/2011<br />

Cavalli: La Calisto | 23.12.<br />

ML: Christian Curnyn - R: Jan Bosse<br />

Wagner: Götterdämmerung<br />

| 29.01.<br />

ML: Sebastian Weigle -<br />

R: Vera Nemirova<br />

Cilea: Adriana Lecouvreur |<br />

04.03.<br />

ML: Carlo Montanaro - R: Vincent<br />

Boussard<br />

Mascagni: L’amico Fritz | 11.03.<br />

ML: Omer Meir Wellber - R: N.N.<br />

Strawinsky: Die Geschichte vom<br />

Soldaten | 22.03.<br />

ML: Sebastian Zierer - R: Hans Walter<br />

Richter<br />

Janác˘ek: Die Sache Makropulos |<br />

08.04.<br />

ML: Friedemann Layer -<br />

R: Richard Jones<br />

Wagner: Das Liebesverbot oder<br />

Die Novize von Palermo | 02.05.<br />

ML: Sebastian Weigle - R: N.N.<br />

Strawinsky: The rake’s progress |<br />

20.05.<br />

ML: Constantinos Carydis - R: Axel<br />

Weidauer<br />

Herrmann: Wasser | 16.06.<br />

ML: Hartmut Keil - R: Florentine<br />

Klepper<br />

Oper · (0 69) 1 34 04 00<br />

Graz<br />

Tschaikowsky: Pique Dame |<br />

06.11.<br />

ML: Tecwyn Evans - R: Peter Konwitschny<br />

Strauss: Elektra | 21.01.<br />

ML: Johannes Fritzsch - R: Johannes<br />

Erath<br />

Donizetti: Maria Stuarda | 30.03.<br />

ML: Gaetano d’Espinosa -<br />

R: Stefano Poda<br />

Oper · 00 43 (0) 3 16 80 00<br />

Hamburg<br />

Telemann: Flavius Bertaridus,<br />

König der Langobarden | 23.10.<br />

ML: Alessandro De Marchi -<br />

R: Jens-Daniel Herzog<br />

Reimann: Lear | 15.01.<br />

ML: Simone Young - R: Karoline<br />

Gruber<br />

Puccini: Manon Lescaut | 01.04.<br />

ML: Marco Armiliato - R: Philipp<br />

Himmelmann<br />

Strauss: Ariadne auf Naxos |<br />

13.05.<br />

ML: Simone Young - R: N.N.<br />

Mattheson: Die unglückselige<br />

Cleopatra, Königin von Egypten<br />

oder Die betrogene Staats-<br />

Liebe | 23.06.<br />

ML: Nicholas Carter - R: Holger Liebig<br />

Hamburgische Staatsoper ·<br />

(0 40) 35 68 68<br />

Hannover<br />

Weill: Lady in the dark | 15.10.<br />

ML: Mark Rohde - R: Matthias Davids<br />

Strauss: Ariadne auf Naxos |<br />

03.12.<br />

ML: Karen Kamensek - R: Ingo<br />

Kerkhof<br />

Rossini: Der Barbier von<br />

Sevilla | 21.01.<br />

ML: Ivan Repuši’c - R: Alexander<br />

Charim<br />

Penderecki: Die Teufel von<br />

Loudun | 24.03.<br />

ML: Stefan Klingele - R: Balás Kovalik<br />

Gounod: Faust (konzertant)<br />

| 05.05.<br />

ML: Ivan Repuši’c<br />

Puccini: Il trittico | 02.06.<br />

ML: Karen Kamensek - R: Sebastian<br />

Baumgarten<br />

Staatsoper · (05 11) 99 99 11 11<br />

Innsbruck<br />

Mozart: Idomeneo | 06.11.<br />

ML: Christoph Altstaedt -<br />

R: Peer Boysen<br />

Verdi: Falstaff | 05.02.<br />

ML: Christoph Poppen - R: Brigitte<br />

Fassbaender<br />

Janác˘ek: Jenu˚fa | 24.03.<br />

ML: Alexander Rumpf - R: Bruno<br />

Klimek<br />

Donizetti: Maria Stuarda |<br />

15.04.<br />

ML: Francesco Angelico - R: Michael<br />

D. Zimmermann<br />

Britten: Albert Hering | 09.06.<br />

ML: Alexander Rumpf - R: Brigitte<br />

Fassbaender<br />

Landestheater · 00 43 (0) 5 12 52 07 44<br />

Köln<br />

Verdi: Messa da Requiem |<br />

30.10.<br />

ML: Fabrice Bollon - R: Clemens<br />

Bechtel<br />

Strauss: Ariadne auf Naxos |<br />

26.11.<br />

ML: Markus Stenz - R: Uwe Eric<br />

Laufenberg<br />

Bellini: Norma (konzertant) |<br />

18.01.<br />

ML: Andriy Yurkevich<br />

Monteverdi: Il ritorno d’Ulisse<br />

in patria | 25.02.<br />

ML: Konrad Junghänel - R: Bernd Mottl<br />

Verdi: Rigoletto | 15.03.<br />

ML: Alan Altinoglu - R: Katharina<br />

Thalbach<br />

Wagner: Der fliegende Holländer<br />

| 04.05.<br />

ML: Markus Poschner - R: Dietrich W.<br />

Hilsdorf<br />

Puccini: Tosca | 17.05.<br />

ML: Markus Stenz - R: Thilo Reinhardt<br />

Händel: Alcina | 16.06.<br />

ML: Peter Neumann - R: Ingo Kerkhof<br />

Opernhaus · (02 21) 22 12 84 00<br />

Kiel<br />

Rossini: Der Barbier von Sevilla |<br />

10.12.<br />

ML: Mariano Rivas - R: Daniel Karasek<br />

Wagner: Lohengrin | 28.01.<br />

ML: Georg Fritzsch - R: Georg Köhl<br />

Händel: Radamisto | 10.03.<br />

ML: Rubén Dubrovsky - R: Nele Tippelmann<br />

Massenet: Manon | 05.05.<br />

ML: N.N. - R: Silvana Schröder<br />

Puccini: Tosca | 18.08.<br />

ML: Georg Fritzsch - R: Daniel Karasek<br />

Oper · (04 31) 90 19 01<br />

Klagenfurt<br />

Puccini: Tosca | 03.05.<br />

ML: Peter Marschik - R: Stefano Poda<br />

Stadttheater · 0043 (0) 46 35 40 64<br />

Leipzig<br />

Puccini: Tosca | 15.10.<br />

ML: Anthony Bra<strong>mal</strong>l - R: Michiel<br />

Dijkema<br />

Wagner: Siegfried (konzertant) |<br />

16.11.<br />

ML: Ulf Schirmer<br />

Verdi: Macbeth | 10.12.<br />

ML: Ulf Schirmer - R: Peter Konwitschny<br />

Janác˘ek: Das schlaue Füchslein<br />

| 25.02.<br />

ML: Matthias Foremny - R: Lotte de Beer<br />

Weill: Aufstieg und Fall der Stadt<br />

Mahagonny | 28.04.<br />

ML: Ulf Schirmer - R: Tobias Kratzer<br />

Gluck: Iphigenie auf Tauris |<br />

02.06.<br />

ML: Anthony Bra<strong>mal</strong>l - R: Peter Konwitschny<br />

Opernhaus · (03 41) 1 26 12 61


Linz<br />

Donizetti: Maria Stuarda | 10.12.<br />

ML: Dennis Russell Davies - R: Olivier<br />

Tambosi<br />

Mozart: Così fan tutte | 04.02.<br />

ML: Ingo Ingensand - R: Andreas<br />

Baesler<br />

Poulenc: Gespräche der Karmelitinnen<br />

| 24.03.<br />

ML: Dante Anzolini - R: Roland Schwab<br />

Glanert: Nijinskys Tagebuch | 09.04.<br />

ML: Ingo Ingensand - R: Rosamund<br />

Gilmore<br />

Strauss: Der Rosenkavalier | 19.05.<br />

ML: Dennis Russell Davies - R: Anthony<br />

Pilavachi<br />

Landestheater · 00 43 (0) 73 27 61 11 00<br />

Mainz<br />

Britten: The Rape of Lucretia |<br />

15.10.<br />

ML: Clemens Heil - R: Freo Majer<br />

Verdi: Un ballo in maschera | 14.01.<br />

ML: Andreas Hotz - R: Tatjana Gürbaca<br />

Ligeti: Le grand macabre | 17.03.<br />

ML: Hermann Bäumer - R: Lorenzo<br />

Fioroni<br />

Scarlatti: Il primo omicidio overo<br />

Cain | 04.05.<br />

ML: Ralf Otto - R: Tatjana Gürbaca<br />

Mozart: Così fan tutte | 02.06.<br />

ML: Andreas Hotz - R: Johannes Schütz<br />

Staatstheater · (0 61 31) 2 85 12 22<br />

Mannheim<br />

Wagner: Das Rheingold | 28.10.<br />

ML: Dan Ettinger - R: Achim Freyer<br />

Saint-Saëns: Samson und Dalila<br />

(konzertant) | 06.11.<br />

ML: Alois Seidlmeier - R: Tilman Michael<br />

Donizetti: Lucia di Lammermoor<br />

| 09.12.<br />

ML: Joseph Trafton - R: Christian Pade<br />

Melton Tuba Quartett<br />

»Gran Concerto 4 Tubas«<br />

in Duisburg<br />

Solo-Konzerte für die dicke Tuba gibt es tatsächlich<br />

mehrere. Aber ein Konzert gleich<br />

für vier Tieftöner? Auf die Idee muss man<br />

erst ein<strong>mal</strong> kommen. Der Amerikaner<br />

John Stevens jedenfalls sorgt nun mit seiner<br />

Auftragskomposition für diese ungewöhnliche<br />

Repertoireerweiterung. Sein<br />

»Gran Concerto 4 Tubas« wird am 9. & 10.<br />

November vom Melton Tuba Quartett gemeinsam<br />

mit den Duisburger Philharmonikern<br />

aus der Taufe gehoben. Am Pult<br />

steht Carl St.Clair. In seinem Konzert erweist<br />

sich John Stevens natürlich ganz als<br />

US-Boy, der von Aaron Copeland, George<br />

Gershwin und Leonard Bernstein geprägt<br />

wurde. Zudem räumt er mit gängigen Vorurteilen<br />

gegenüber der Tuba auf. In seinem<br />

Konzert klingt sie keineswegs behäbig, sondern<br />

schon <strong>mal</strong> »Tango-Tarantella«-frech.<br />

Und nebenbei lernt man von Tenortuba bis<br />

zur Kontrabasstuba auch noch fast die gesamte<br />

Familie kennen.<br />

Tickets: (0 203) 3009-100<br />

www.duisburger-philharmoniker.de<br />

Verdi: Stiffelio | 24.02.<br />

ML: Alois Seidlmeier - R: Regula Gerber<br />

Wagner: Die Walküre | 25.03.<br />

ML: Dan Ettinger - R: N.N.<br />

Neuwirth: The Outcast (UA) | 25.05.<br />

ML: Johannes Kalitzke - R: N.N.<br />

Bach: Temistocle | 06.07.<br />

ML: N.N. - R: Achim Freyer<br />

Nationaltheater · (06 21) 1 68 01 50<br />

München<br />

Offenbach: Les contes<br />

d’Hoffmann | 31.10.<br />

ML: Constantinos Carydis -<br />

R: Richard Jones<br />

Puccini: Turandot | 03.12.<br />

ML: Zubin Mehta - R: Carlus Padrissa<br />

Wagner: Das Rheingold | 04.02.<br />

ML: Kent Nagano - R: Andreas Kriegenburg<br />

Wagner: Die Walküre | 11.03.<br />

ML: Kent Nagano - R: Andreas Kriegenburg<br />

Wagner: Siegfried | 27.05.<br />

ML: Kent Nagano - R: Andreas Kriegenburg<br />

Wagner: Götterdämmerung | 30.06.<br />

ML: Kent Nagano - R: Andreas Kriegenburg<br />

Bayerische Staatsoper · (0 89) 21 85 19 20<br />

Nürnberg<br />

Wagner: Die Meistersinger von<br />

Nürnberg | 15.10.<br />

ML: Marcus Bosch - R: David Mouchtar-<br />

Samorai<br />

Verdi: Il corsaro (konzertant) | 16.12.<br />

ML: Guido Johannes Rumstadt<br />

Verdi: La traviata | 28.01.<br />

ML: Marcus Bosch - R: Peter Konwitschny<br />

Rossini: Wilhelm Tell | 03.03.<br />

ML: Guido Johannes Rumstadt -<br />

R: Elisabeth Stöppler<br />

Strauss: Elektra | 31.03.<br />

ML: Marcus Bosch - R: Georg<br />

Schmiedleitner<br />

Janác˘ek: Die Sache Makropulos |<br />

26.05.<br />

ML: Philipp Pointner - R: Robert Carsen<br />

Donizetti: La fille du régiment |<br />

16.06.<br />

ML: Gábor Káli - R: Andreas Baesler<br />

Staatstheater · (01 80) 5 23 16 00<br />

Oldenburg<br />

Bibalo: Fräulein Julie | 17.11.<br />

ML: N.N. - R: William Robertson<br />

Puccini: La Bohème | 22.01.<br />

ML: Mihkel Kütson - R: Lorenzo Fioroni<br />

Janác˘ek: Kátja Kabanová | 10.03.<br />

ML: Thomas Dorsch - R: Lydia Steier<br />

Kreppein: Die Versuchung des<br />

heiligen Antonius (UA) | 08.05.<br />

ML: Yordan Kamdzhalov, Barbara Kler -<br />

R: Anisha Bondy, Reyna Bruns, Alexander<br />

Fahima<br />

Kampe/Müller-Elmau: Operation X<br />

(UA) | 05.07.<br />

ML: N.N. - R: Alexander Müller-Elmau<br />

Staatstheater · (04 41) 2 22 51 11<br />

Rostock<br />

Humperdinck: Hänsel und Gretel |<br />

11.11.<br />

ML: Manfred Hermann Lehner - R: Rainer<br />

Wenke<br />

Donizetti: La fille du régiment | 14.01.<br />

ML: Peter Leonard - R: Mirko Bott<br />

Volkstheater · (03 81) 3 81 47 00<br />

Saarbrücken<br />

Strauss: Ariadne auf Naxos | 03.12.<br />

ML: Andreas Wolf - R: Michael Talke<br />

Bellini: I Capuleti e i Montecchi<br />

(konzertant) | 20.01.<br />

ML: Thomas Peuschel<br />

Wagner: Parsifal | 10.03.<br />

ML: Toshiyuki Kamioka - R: Olivier Tambosi<br />

Rihm: Die Eroberung von Mexiko |<br />

21.04.<br />

ML: Thomas Peuschel - R: Inga Levant<br />

5/2011 RONDO 45<br />

Tschaikowsky: Eugen Onegin |<br />

02.06.<br />

ML: Andreas Wolf - R: Immo Karaman<br />

Saarländisches Staatstheater ·<br />

(06 81) 3 22 04<br />

Salzburg<br />

Rossini: La cenerentola | 07.12.<br />

ML: Leo Hussain - R: Carl Philip von<br />

Maldeghe<br />

Verdi: La traviata | 11.03.<br />

ML: Leo Hussain - R: Andreas Gergen<br />

Berg: Wozzeck | 11.05.<br />

ML: Leo Hussain - R: Amélie Niermeyer<br />

Landestheater · 00 43 (0) 6 62 87 15 12 21<br />

Würzburg<br />

Lortzing: Der Wildschütz | 11.02.<br />

ML: Andrea Sanguineti - R: Deborah<br />

Epstein<br />

Febel: Mode in Bildern | 22.02.<br />

ML: Alexis Agrafiotis - R: Reinhard Febel<br />

Wagner: Tristan und Isolde | 31.03.<br />

ML: Enrico Calesso - R: Hermann Schneider<br />

Gluck: Orfeo ed Euridice | 16.06.<br />

ML: Enrico Calesso - R: Bernhard Stengele<br />

Mainfrankentheater · (09 31) 3 90 81 24<br />

Weimar<br />

Gounod: Faust | 15.10.<br />

ML: Felix Bender - R: Karsten Wiegand<br />

Verdi: La traviata | 10.12.<br />

ML: Stefan Solyom - R: Karsten Wiegand<br />

Händel: Alcina | 18.02.<br />

ML: N.N. - R: Corinna von Rad<br />

Strauss: Arabella | 21.04.<br />

ML: Stefan Solyom - R: N.N.<br />

Mussorgsky: Chowanschtschina | 16.06.<br />

ML: Martin Hoff - R: Andrea Moses<br />

Nationaltheater · (0 36 43) 75 53 34<br />

Nigel Kennedy<br />

VerLOSuNG VON 5 x 2 KArTeN<br />

Als er vor einer halben Ewigkeit mit seiner Violine erst<strong>mal</strong>s die große Klassik-<br />

Showbühne betrat, stockte dem Publikum im Parkett der Atem. Während auf<br />

den Rängen Party gemacht wurde. Denn nicht nur äußerlich entsprach Nigel<br />

Kennedy mit seinem Look nicht gerade dem typischen Schwiegermuttertraum.<br />

Selbst wenn Kennedy Vivaldis »Vier Jahreszeiten« spielte, rockte es unterschwellig<br />

mit. Seitdem hat der ehe<strong>mal</strong>ige Menuhin-Schüler, bekennende Aston Villa-<br />

Fan und aufgeweckte Multi-Stilist vieles ausprobiert, um bloß nicht im Establishment<br />

zu enden. Mit Jazz-Granden wie Ron Carter jamte er sich durch die<br />

Welt der Blue Notes. Zwischendurch<br />

entdeckte Kennedy ein<br />

Violinkonzert des vergessenen<br />

polnischen Komponisten Mieczyslaw<br />

Karłowitz. Und dann<br />

wieder widmete er sich der osteuropäischen<br />

Folklore namens<br />

Klezmer. Nun aber kehrt Kennedy<br />

ein wenig back to the<br />

roots. Einen kompletten Monat<br />

lang, vom 1. November (Leipzig)<br />

bis 30. November (Frankfurt<br />

/ Main), ist er mit seinem<br />

Orchestra of Life auf Deutschland-Tournee.<br />

Und auf dem Programm<br />

stehen nicht nur Vivaldis<br />

»Vier Jahreszeiten«, sondern auch Kennedys Konzertzyklus »Four Elements«. Musikalisch<br />

zieht Kennedy damit eine (vorläufige) Quintessenz seines umtriebigen<br />

Lebens. In »Four Elements« wechseln sich pastorale Violin-Themen mit kraftvollen<br />

Funk-Grooves ab. Hier flackern orientalische Melodien auf, während dort<br />

heftig mit Blues und Rock geflirtet wird. Ganz schön abenteuerlich und aufregend,<br />

Mr. Kennedy! Seine kürzlich absolvierte Tour durch Großbritannien war<br />

übrigens restlos ausverkauft. Ähnlich begehrt ist schon jetzt seine Deutschland-<br />

Tournee. Doch das Klassik & Jazz Magazin RONDO macht’s möglich: die Redaktion<br />

verlost 5 x 2 Karten. Und die Gewinner können sich natürlich ihr Kennedy-Konzert<br />

persönlich aussuchen (siehe Termine auf S. 47).<br />

www.eventim.de<br />

www.nigelkennedy.de<br />

Tickets: (01805) 57 00 070<br />

Schicken Sie bis zum 24. November 2011 eine Karte oder ein Fax an:<br />

rONDO – Konzertkarten Kennedy, Lucile-Grahn-Str. 37, 81675 München.<br />

Fax: 089/457 261-50. Bitte vermerken Sie Ihren Wunsch-Konzertort.


Termine<br />

Wien<br />

Janác˘ek: Aus einem Totenhaus |<br />

11.12.<br />

ML: Franz Welser-Möst - R: Peter<br />

Konwitschny<br />

Weill: Aufstieg und Fall der Stadt<br />

Mahagonny | 24.01.<br />

ML: Ingo Metzmacher - R: Jérôme<br />

Deschamps<br />

Mozart: La clemenza di Tito | 17.05.<br />

ML: Louis Langrée - R: Jürgen Flimm<br />

Verdi: Don Carlo | 16.06.<br />

ML: Franz Welser-Möst - R: Daniele<br />

Abbado<br />

Staatsoper · (00 43) 15 14 44 22 50<br />

Strauss: Salome | 15.10.<br />

ML: Roland Böer - R: Marguérite Borie<br />

Leoncavallo / Henze: Das Wundertheater<br />

/ Der Bajazzo | 31.03.<br />

ML: N.N. - R: Thomas Schulte-Michels<br />

Volksoper · (00 43) 15 14 44 36 70<br />

Händel: Serse | 16.10.<br />

ML: Jean-Christophe Spinosi - R: Adrian<br />

Noble<br />

Auerbach: Gogol | 15.11.<br />

ML: Vladimir Fedoseyev - R: Christine<br />

Mielitz<br />

Monteverdi: L’Orfeo | 14.12.<br />

ML: Ivor Bolton - R: Claus Guth<br />

Tschaikowsky: Iolanta / Francesca da<br />

Rimini | 19.01.<br />

ML: Kirill Petrenko - R: Stephen Lawless<br />

Gluck: Telemaco | 19.02.<br />

ML: René Jacobs - R: Torsten Fischer<br />

Offenbach: Les contes<br />

d’Hoffmann | 19.03.<br />

ML: Riccardo Frizza - R: William Friedkin<br />

Thomas: Hamlet | 23.04.<br />

ML: Marc Minkowski - R: Olivier Py<br />

Offenbach: Les contes d’Hoffmann /<br />

2. Serie | 04.07.<br />

ML: Riccardo Frizza - R: William Friedkin<br />

Rossini: La donna del lago | 10.08.<br />

ML: Leo Hussain - R: Christof Loy<br />

Theater an der Wien · (00 43) (01) 5 88 85<br />

Wiesbaden<br />

Puccini: Turandot | 26.11.<br />

ML: N.N. - R: Cesare Lievi<br />

Verdi: Simon Boccanegra | 28.01.<br />

ML: Marc Piollet - R: Dietrich Hilsdorf<br />

Donizetti: Don Pasquale | 10.03.<br />

ML: Christoph Stiller - R: Markus Bothe<br />

Wagner: Lohengrin | 28.04.<br />

ML: Marc Piollet - R: Kirsten Harms<br />

Hessisches Staatstheater · (06 11) 13 23 25<br />

Zürich<br />

Verdi: Otello | 20.10.<br />

ML: Daniele Gatti - R: Graham Vick<br />

Schreier: Die Stadt der Blinden |<br />

12.11.<br />

ML: Zsolt Hamar - R: Stephan Mueller<br />

Pfitzner: Palestrina | 10.12.<br />

ML: Ingo Metzmacher - R: Jens-Daniel<br />

Herzog<br />

Donizetti: Le convienze ed inconvenienze<br />

teatrali/ I pazzi per<br />

progetto | 27.12.<br />

ML: Paolo Carignani - R: Martin<br />

Zehetgruber<br />

Wagner: Die Meistersinger von<br />

Nürnberg | 22.01.<br />

ML: Daniele Gatti - R: Hans Schavernoch<br />

Rossini: Otello ossia il Moro di<br />

Venezia | 10.02.<br />

ML: Muhai Tang - R: Moshe Leiser, Patrice<br />

Caurier<br />

Verdi: Don Carlo | 04.03.<br />

ML: Zubin Mehta - R: Sven-Eric Bechtolf<br />

Borodin: Fürst Igor | 15.04.<br />

ML: Vladimir Fedoseyev - R: David Pountney<br />

Donizetti: Poliuto | 06.05.<br />

ML: Nello Santi - R: Damiano Michieletto<br />

Mozart: Die Entführung aus dem<br />

Serail | 26.05.<br />

ML: Adam Fischer - R: Thomas Langhoff<br />

46 RONDO 5/2011<br />

Hindemith: Mathis der Maler |<br />

16.06.<br />

ML: Daniele Gatti - R: Matthias<br />

Hartmann<br />

Opernhaus · (00 41) 12 68 66 66<br />

KON zerTe Klassik<br />

Joshua Bell<br />

16.10. München | Philharmonie<br />

17.10. Berlin | Philharmonie<br />

18.10. München | Philharmonie<br />

19.10. München | Philharmonie<br />

27.11. Berlin | Philharmonie<br />

28.11. Wien (A) | Konzerthaus<br />

Kolja Blacher<br />

23.11. Nienburg an der Weser |<br />

Albert-Schweitzer-Schule<br />

02.12. Berlin | Komische Oper<br />

15.12. Landshut | Rathausprunk-<br />

saal<br />

16.12. Neumarkt<br />

18.12. Viersen<br />

Weimarer Bläserquintett<br />

20.11. Bünde<br />

15.01. Waldbronn | Kulturtreff<br />

26.01. Hannover<br />

27.01. Krefeld | Burg Linn<br />

28.01. Warburg<br />

Rafal Blechacz<br />

17.10. Berlin | Philharmonie<br />

Gábor Boldoczki<br />

22.11. Kufstein (A)<br />

Rudolf Buchbinder<br />

25.03. Hannover | NDR Funkhaus<br />

12.05. Hamburg | Laeiszhalle<br />

Amir Katz<br />

Amir Katz Tournee<br />

Mit zwanzig Jahren gewann der israelische<br />

Pianist Amir Katz 1993 seinen ersten<br />

Klavierwettbewerb in Barcelona. Mit dem<br />

Sieg beim internationalen Schubert-Wettbewerb<br />

2003 in Dortmund unterstrich er<br />

dann endgültig sein manuelles und geistiges<br />

Potential. Seitdem ist Katz nicht nur<br />

weltweit in allen großen Konzerthäusern<br />

aufgetreten. Mit seinen CD-Einspielungen<br />

etwa von Klavierwerken Schuberts und<br />

Schumanns hat er gleichermaßen die<br />

Fachpresse in den Bann gezogen. Nun<br />

ist Katz wieder ins Aufnahmestudio gegangen,<br />

um sich dies<strong>mal</strong> den zärtlichen<br />

Nachtgesängen von Frédéric Chopin zu<br />

widmen. Und natürlich stehen Chopins<br />

21 Nocturnes auch bei der kommenden<br />

Tournee von Amir Katz im Mittelpunkt,<br />

die ihn von Leipzig (22.10.) über München<br />

(5.11.) und Berlin (3.12.) bis in den Wiener<br />

Musikverein (18.12.) führen wird.<br />

Tickets: (0 800) 545 44 55<br />

www.musikerlebnis.de<br />

Khatia Buniatishvili<br />

16.10. Wien (A) | Konzerthaus<br />

22.10. Grafenfort (CH)<br />

24.10. Wien (A) | Konzerthaus<br />

22.11. Zürich (CH) | Tonhalle<br />

25.11. Lucerne (CH)<br />

29.11. Berlin<br />

02.12. Stuttgart<br />

09.12. Mainz<br />

10.12. Aschaffenburg<br />

12.12. Wien (A) | Musikverein<br />

02.03. München | Prinzregenten-<br />

theater<br />

Cuarteto Casals<br />

17.11. Köln | Philharmonie<br />

20.11. Luzern (CH)<br />

Ray Chen<br />

11.01. Elmau | Schloss<br />

13.01. Elmau | Schloss<br />

15.01. Gütersloh<br />

Trio di Clarone<br />

07.12. Ludwigshafen | BASF-Feierabendhaus<br />

20.02. München<br />

26.02. Dessau<br />

Xavier de Maistre<br />

13.11. Hannover<br />

14.11. Köln<br />

15.11. Frankfurt<br />

17.11. Bietigheim-Bissingen<br />

18.11. Dortmund<br />

19.11. Münster<br />

23.11. Berlin | Philharmonie<br />

26.11. Hürth<br />

Simone Dinnerstein<br />

29.11. Elmau | Schloss<br />

30.11. Elmau | Schloss<br />

Georges Prêtre<br />

Royal Philharmonic Orchestra in<br />

Ludwigshafen<br />

Am 30.11.1921 legte das da<strong>mal</strong>ige Landessinfonieorchester<br />

Pfalz und Saarland mit<br />

einem Konzert den Grundstein für das<br />

musikalische Kulturprogramm des Chemiekonzerns<br />

BASF. Und bis heute hat man<br />

Interpreten von Rang und Namen nach<br />

Ludwigshafen geholt. So wie etwa Gidon<br />

Kremer, der hier 1997 mit seiner Kremerata<br />

Baltica sein Deutschland-Debüt gab.<br />

Das Emerson String Quartett spielte 1990<br />

mit Rostropovich das Streichquintett von<br />

Schubert. Anlässlich des 90. Geburtstages<br />

der Konzertreihe wurden nun auch diese<br />

Musiker zur Jubiläumssaison eingeladen.<br />

Wobei sich die Emersons für das Schubert-<br />

Opus den Cellisten Nicolas Altstaedt zur<br />

Seite geholt haben. Neben Gastspielen von<br />

u.a. Simone Kermes, Trio di Clarone sowie<br />

dem Orchestre Philharmonique de Monte<br />

Carlo verspricht auch das Festkonzert am<br />

27. November Glücksmomente – wenn<br />

Georges Prêtre und das Royal Philharmonic<br />

Orchestra London gastieren.<br />

Tickets: (0 621) 60 999 11<br />

www.basf.com/kultur<br />

Gustavo Dudamel<br />

20.11. Zürich (CH) | Opernhaus<br />

10.12. Wien (A) | Musikverein<br />

11.12. Wien (A) | Musikverein<br />

Quatuor Ébène<br />

24.11. Groningen (NL) | Culturcentrum<br />

De Oosterpoort<br />

03.12. Schweinfurt | Theater<br />

04.12. Neuss | Zeughaus<br />

17.12. Zug (CH) | Theater Casino<br />

Huelgas Ensemble<br />

16.10. Sion (CH) | Basilique de Valére<br />

Isabelle Faust<br />

15.10. Rotterdam (NL) | Concertgebouw<br />

De Doelen<br />

16.10. Rotterdam (NL) | Concertgebouw<br />

De Doelen<br />

25.10. Bad Reichenhall | Altes Königliches<br />

Kurhaus<br />

27.10. Brüssel (BE) | Salle de Conservatoire<br />

17.11. Salzburg (A) | Mozarteum<br />

02.12. Genf (CH) | Victoria Hall<br />

04.12. Schwetzingen | Schloß<br />

Nelson Freire<br />

26.10. Düsseldorf<br />

30.11. Bern (CH)<br />

01.12. Bern (CH)<br />

13.02. Wien (A)<br />

Sol Gabetta<br />

30.10. Berlin | Konzerthaus<br />

03.02. Münster | Universität<br />

04.02. Bielefeld | Rudolf-Oetker-<br />

Halle<br />

Elīna Garanc˘a<br />

19.12. Berlin | Deutsche Oper<br />

22.12. Berlin | Deutsche Oper<br />

Jan Garbareck<br />

16.10. Bremen | Dom<br />

08.11. Augsburg | Heiligkreuzkirche<br />

09.11. Würzburg | St. Johanniskirche<br />

10.11. Nürnberg | Gustav-Adolf-<br />

Gedächtniskirche<br />

12.11. Hamm | Pauluskirche<br />

13.11. Essen | Zeche Zollverein<br />

Christian Gerhaher<br />

16.10. Coburg<br />

19.10. Tutzing<br />

25.10. Frankfurt<br />

14.11. Hamburg | Laeiszhalle<br />

23.11. Herzogenaurach<br />

25.11. Freiburg<br />

27.11. Baden-Baden<br />

Kirill Gerstein<br />

22.11. Frankfurt am Main | Alte Oper<br />

09.12. Köln | Philharmonie<br />

10.12. Köln | Philharmonie<br />

Vadim Gluzman<br />

17.11. Leipzig | Gewandhaus<br />

18.11. Leipzig | Gewandhaus<br />

25.12. Dresden | Kulturpalast<br />

26.12. Dresden | Kulturpalast<br />

Howard Griffiths<br />

14.10. Frankfurt/Oder | Konzerthalle<br />

15.10. Potsdam | Nikolaisaal<br />

16.10. Frankfurt/Oder | Konzerthalle<br />

09.11. Frankfurt/Oder | Konzerthalle<br />

02.12. Köln | WRD Funkhaus<br />

09.12. Frankfurt/Oder | Konzerthalle<br />

10.12. Potsdam | Nikolaisaal<br />

11.12. Zürich (CH) | Tonhalle<br />

15.12. Hannover | NDR Landesfunkhaus<br />

16.12. Hannover | NDR Landesfunkhaus<br />

17.12. Leipzig | Gewandhaus


18.12. Hannover | NRD Landesfunkhaus<br />

21.12. Biel (CH) | Kongresshaus<br />

22.12. Biel (CH) | Theater Biel Solothurn<br />

27.12. Berlin | Konzerthaus<br />

28.12. Berlin | Konzerthaus<br />

30.12. Frankfurt/Oder | Konzerthalle<br />

31.12. Frankfurt/Oder | Konzerthalle<br />

Vittorio Grigolo<br />

30.12. Berlin | Deutsche Oper<br />

03.01. Berlin | Deutsche Oper<br />

29.01. Berlin | Deutsche Oper<br />

03.02. Berlin | Deutsche Oper<br />

10.02. Berlin | Deutsche Oper<br />

Tal & Groethuysen<br />

17.10. Heilbronn<br />

15.11. München<br />

23.11. Berlin<br />

27.11. Konstanz<br />

Edita Gruberova<br />

05.07. München | Philharmonie<br />

09.07. München | Philharmonie<br />

12.07. München | Philharmonie<br />

16.07. München | Philharmonie<br />

Natalia Gutman<br />

13.10. Halle a.d. Saale | Freylinghausen-Saal<br />

03.05. Ludwigshafen | BASF-Feierabendhaus<br />

Hilary Hahn<br />

23.11. Bielefeld | Rudolf-Oetker-Halle<br />

03.05. Berlin | Philharmonie<br />

Marc-André Hamelin<br />

21.10. Berlin | Philharmonie<br />

22.10. Berlin | Philharmonie<br />

30.04. München | Herkulessaal<br />

Nikolaus Harnoncourt<br />

22.10. Wien (A) | Musikverein<br />

23.10. Wien (A) | Musikverein<br />

28.10. Berlin | Philharmonie<br />

29.10. Berlin | Philharmonie<br />

05.11. Wien (A) | Musikverein<br />

06.11. Wien (A) | Musikverein<br />

26.11. Zürich (CH) | Tonhalle<br />

27.11. Zürich (CH) | Tonhalle<br />

Marie-Elisabeth Hecker<br />

12.11. Neubeuern | Schloss<br />

13.11. Elmau | Schloss<br />

02.12. Brüssel (BE) | Palais des<br />

Beaux-Arts<br />

04.12. Brüssel (BE) | Palais des<br />

Beaux-Arts<br />

15.12. Luxemburg (LU) | Philhar-<br />

monie<br />

16.12. Luxemburg (LU) | Philhar-<br />

monie<br />

Daniel Hope<br />

08.12. Bielefeld | Rudolf-Oetker-Halle<br />

14.03. Berlin | Philharmonie<br />

15.04. Münster | Universität<br />

Maximilian Hornung<br />

21.10. Köln | Philharmonie<br />

28.10. Kaiserslautern | Fruchthalle<br />

30.10. Mainz | Rheingoldhalle<br />

13.11. Augsburg | Synagoge<br />

26.11. Garmisch-Partenkirchen | Kongresshaus<br />

René Jacobs<br />

03.11. Köln<br />

17.11. Wien (A)<br />

20.11. Berlin<br />

Janine Jansen<br />

16.06. München | Odeonsplatz<br />

30.06. Salzburg (A) | Mozarteum<br />

Sharon Kam<br />

16.10. Hamburg | Laeiszhalle<br />

27.10. Köln | Philharmonie<br />

29.10. Gauting<br />

27.11. Köln | Philharmonie<br />

29.11. Gauting | "Bosco" Kulturhaus<br />

01.12. Berlin | Philharmonie, Kammermusiksaal<br />

05.12. Berlin | Konzerthaus, Kleiner<br />

Saal<br />

Milos Karadaglic<br />

02.12. Berlin | Konzerthaus<br />

03.12. Hamburg | Laeiszhalle<br />

05.12. Düsseldorf | Tonhalle<br />

06.12. Bielefeld | Rudolf-Oetker-Halle<br />

07.12. Münster | Rathausfestsaal<br />

09.12. Köln | Kulturkirche<br />

10.12. Frankfurt | Dreikönigskirche<br />

Vesselina Kasarova<br />

02.12. München | Philharmonie<br />

05.12. München | Philharmonie<br />

30.04. Wien (A) | Musikverein<br />

02.05. München | Philharmonie<br />

Amir Katz<br />

22.10. Leipzig | Gewandhaus<br />

05.11. München | Allerheiligen-<br />

Hofkirche<br />

03.12. Berlin | Konzerthaus<br />

18.12. Wien (A) | Musikverein<br />

Concerto Köln<br />

22.11. Neuss | Zeughaus<br />

Nigel Kennedy<br />

01.11. Leipzig | Gewandhaus<br />

02.11. Stuttgart | Liederhalle<br />

03.11. München | Philharmonie<br />

05.11. Freiburg | Konzerthaus<br />

06.11. Hannover | Kuppelsaal<br />

08.11. Düsseldorf | Tonhalle<br />

09.11. Bielefeld | Oetkerhalle<br />

10.11. Hamburg | Laeiszhalle<br />

12.11. Nürnberg | Meistersingerhalle<br />

13.11. Berlin | Philharmonie<br />

14.11. Dresden | Kulturpalast<br />

16.11. Dortmund | Konzerthaus<br />

17.11. Regensburg | Audimax<br />

18.11. Baden-Baden | Festspielhaus<br />

20.11. Mannheim | Rosengarten<br />

21.11. Aachen | Eurogress<br />

23.11. Bremen | Die Glocke<br />

24.11. Köln | Philharmonie<br />

26.11. Kassel | Stadthalle<br />

28.11. Essen | Philharmonie<br />

29.11. Saarbrücken | Saarlandhalle<br />

30.11. Frankfurt | Alte Oper<br />

Simone Kermes<br />

01.11. Baden-Baden | Festspielhaus<br />

05.11. Berlin<br />

Elin Kolev<br />

27.11. Baden-Baden | Festspielhaus<br />

Patricia Kopatchinskaja<br />

19.10. Wels<br />

21.10. Viersen<br />

23.10. Essen | Philharmonie<br />

Gidon Kremer<br />

18.11. Neuhardenberg | Schinkel-<br />

kirche<br />

20.11. Frankfurt am Main | Alte Oper<br />

21.11. Basel (CH) | Stadtcasino<br />

22.11. Wien (A) | Musikverein<br />

26.11. Zug (CH) | Theater Casino<br />

02.02. Ludwigshafen | BASF-Feierabendhaus<br />

Aleksandra Kurzak<br />

08.11. Wien (A) | Staatsoper<br />

11.11. Wien (A) | Staatsoper<br />

12.11. Frankfurt | Alte Oper<br />

13.11. Köln | Philharmonie<br />

5/2011 RONDO 47<br />

KARTENTELEFON<br />

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BERLINER<br />

PHILHARMONIKER<br />

IN SINGAPUR<br />

A MUSICAL<br />

JOURNEY IN 3D<br />

SIR SIMON RATTLE<br />

EIN FILM VON MICHAEL BEYER<br />

GUSTAV MAHLER<br />

SYMPHONY NO. 1<br />

SERGEI RACHMANINOV<br />

SYMPHONIC DANCES, OP. 45<br />

KLARA EK<br />

JOYCE DI DONATO<br />

MARIE NICOLE LEMIEUX<br />

KARINA GAUVIN<br />

S T A A T S T H E A T E R B R A U N S C H W E I G<br />

braunschweigfestival<br />

HÄNDEL-ZYKLUS OPER KONZERTANT<br />

27.11.11 GIULIO CESARE<br />

26.1.12 DEIDAMIA<br />

11.3.12 ARIODANTE<br />

EINFÜHRUNG VON<br />

DONNA LEON<br />

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Termine<br />

15.11. Wien (A) | Staatsoper<br />

18.11. Wien (A) | Staatsoper<br />

Louis Lortie<br />

22.10. Berlin | Radialsystem<br />

Nino Machaidze<br />

13.10. Hamburg | Staatsoper<br />

15.10. Hamburg | Staatsoper<br />

22.10. Hamburg | Staatsoper<br />

Nils Mönkemeyer<br />

13.10. Stuttgart | Liederhalle<br />

14.10. Wiesloch<br />

08.11. Solingen<br />

09.11. Remscheid<br />

12.11. Lauterbach<br />

13.11. Erbach<br />

Daniel Müller-Schott<br />

07.11. Würzburg | Musikhochschule<br />

12.11. Wien (A) | Musikverein<br />

30.11. Duisburg | Mercatorhalle<br />

01.12. Duisburg | Mercatorhalle<br />

09.12. Stuttgart | Liederhalle<br />

Alexander Melnikov<br />

27.11. Karlsruhe | Bad. Staatstheater<br />

28.11. Karlsruhe | Bad. Staatstheater<br />

Olli Mustonen<br />

17.10. Karlsruhe | Konzerthaus<br />

18.10. Pullach | Bürgernaus<br />

20.10. Lörrach | Burghof<br />

Jonathan Nott<br />

20.10. Bamberg | Konzerthalle<br />

18.11. Schweinfurt | Theater<br />

19.11. Bamberg | Konzerthalle<br />

20.11. Bamberg | Konzerthalle<br />

21.11. Bamberg | Konzerthalle<br />

Benyamin Nuss<br />

02.12. München | Allerheiligen-<br />

Hofkirche<br />

Dorothee Oberlinger<br />

11.11. Salzburg | Mozarteum<br />

25.11. Mannheim<br />

26.11. Bensheim<br />

30.11. Hamburg | Laeiszhalle<br />

Oslo Philharmonic Orchestra<br />

27.11. Berlin | Philharmonie<br />

28.11. Wien (A) | Konzerthaus<br />

30.11. Paris (FR) | Salle Pleyel<br />

Royal Philharmonic Orchestra<br />

London<br />

09.11. München | Philharmonie<br />

10.11. Berlin | Philharmonie<br />

11.11. Freiburg | Konzerthaus<br />

13.11. Wien (A) | Konzerthaus<br />

27.11. Ludwigshafen | BASF-Feierabendhaus<br />

David Orlowsky<br />

23.10. Erbach | Elfenbeinmuseum<br />

30.10. Bremen | Klezmerfestival<br />

31.10. Frankfurt | Brotfabrik<br />

01.11. Stuttgart | Theaterhaus<br />

03.11. Dresden | Jazzfestival<br />

09.11. Ulm | Stadthaus<br />

10.11. Augsburg | Parktheater<br />

11.11. Erlangen<br />

12.11. Freiburg | Herz-Jesu-Kirche<br />

15.11. Heidelberg | Heiliggeistkirche<br />

16.11. Köln<br />

18.11. Güglingen<br />

19.11. Heilbronn<br />

20.11. Neuenstadt<br />

23.11. Stuttgart | Mozart-Saal<br />

29.11. Halle (Saale) | Ulrichskirche<br />

Alice Sara Ott<br />

23.10. Pforzheim | CongressCentrum<br />

03.11. Bremen | Die Glocke<br />

48 RONDO 5/2011<br />

06.11. Düsseldorf<br />

07.11. Düsseldorf<br />

20.11. Mönchengladbach | Kaiser-<br />

Friedrich-Halle<br />

25.11. München | Prinzregenten -<br />

theater<br />

30.11. Stuttgart | Liederhalle<br />

04.12. Berlin | Philharmonie<br />

Trio Parnassus<br />

20.11. Balingen | Stadthalle<br />

27.11. Filderstadt | Kultur & Kongresszentrum<br />

Murray Perahia<br />

07.12. Berlin | Philharmonie<br />

Olga Peretyatko<br />

18.10. Basel (CH)<br />

03.12. Karlsruhe<br />

29.01. München | Herkulessaal<br />

19.02. Lausanne (CH)<br />

22.02. Lausanne (CH)<br />

24.02. Lausanne (CH)<br />

26.02. Lausanne (CH)<br />

12.05. Mannheim<br />

14.06. Berlin | Deutsche Oper<br />

Hille Perl<br />

25.10. Wittenberg<br />

08.11. Detmold<br />

17.11. Schwäbisch Hall<br />

19.11. Malgarten | Klosterkirche<br />

Maurizio Pollini<br />

23.10. Baden-Baden | Festspielhaus<br />

25.10. Frankfurt/Main | Alte Oper<br />

14.11. Berlin | Philharmonie<br />

22.11. München | Herkulessaal<br />

Belcea Quartet<br />

13.11. Essen | Philharmonie, Alfred<br />

Krupp Saal<br />

15.11. Dortmund | Konzerthaus<br />

24.11. Berlin | Konzerthaus, Kleiner<br />

Saal<br />

07.12. Hamburg | Laeiszhalle, Kleiner<br />

Saal<br />

Emerson String Quartet<br />

04.11. Bonn | Beethoven Haus<br />

05.11. Hamburg | Laeiszhalle<br />

09.11. Wien (A) | Musikverein<br />

10.11. Frankfurt am Main | Alte Oper<br />

23.01. Ludwigshafen | BASF-Feierabendhaus<br />

Tokyo String Quartet<br />

22.11. Rotterdam (NL) | Concertgebouw<br />

De Doelen<br />

02.12. Köln | Philharmonie<br />

14.12. Wien (A) | Konzerthaus<br />

15.12. Wien | Konzerthaus<br />

Artemis Quartett<br />

21.11. Berlin | Philharmonie, Kammermusiksaal<br />

24.11. Wien (A) | Konzerthaus,<br />

Mozartsaal<br />

25.11. Wien (A) | Konzerthaus,<br />

Mozartsaal<br />

29.11. München | Herkulessaal<br />

02.12. Oldenburg | Saal des ehe<strong>mal</strong>igen<br />

Landtags<br />

12.12. Bern (CH) | Konservatorium,<br />

Großer Saal<br />

13.12. Vervey (CH) | Théâtre de Vevey<br />

14.12. Stuttgart | Liederhalle<br />

15.12. Hannover | Congress Centrum,<br />

Beethovensaal<br />

Bennewitz Quartett<br />

16.10. Schloss Schwanberg | Festsaal<br />

18.10. Grünwald | August-Everding-<br />

Saal<br />

24.10. Coburg | Congreßsaal am<br />

Rosengarten<br />

03.11. Halle/Saale | Franckesche<br />

Stiftungen<br />

12.11. Straubing | Rathaus<br />

13.11. Luzern (CH) | Marianischer Saal<br />

Faust Quartett<br />

19.11. Singen<br />

15.12. Wuppertal | Hochschule für<br />

Musik<br />

16.12. Berlin | Universität der Künste<br />

12.01. Seeshaupt | Seeresidenz<br />

27.01. Bonn | Beethovenhaus<br />

Hagen Quartett<br />

21.11. Bremen | Die Glocke<br />

22.11. Hamburg | Laeiszhalle, Kleiner<br />

Saal<br />

25.11. La Chaux de Fonds (CH) | Salle<br />

de Musique<br />

30.11. Salzburg (A) | Mozarteum<br />

01.12. Wien (A) | Konzerthaus<br />

Kuss Quartett<br />

28.10. Regensburg | Musikgymnasium<br />

05.12. Berlin | Watergate<br />

13.12. Hamburg<br />

Minguet Quartett<br />

08.11. Kassel<br />

10.11. Göppingen<br />

12.11. Amsterdam (NL)<br />

13.11. Nordkirchen<br />

06.12. Passau<br />

08.12. Kaiserslautern<br />

16.12. Brügge (B)<br />

23.01. Gießen<br />

28.01. Salzburg (A)<br />

Bartholdy Quintett<br />

13.11. Bonn<br />

Daniel Raiskin<br />

21.10. Koblenz<br />

03.11. Zwolle (NL) | De Spiegel<br />

16.11. Mühlheim an der Ruhr<br />

19.11. Koblenz<br />

20.11. Koblenz<br />

27.11. Potsdam | Nikolaisaal<br />

29.11. Mayen<br />

04.12. Koblenz | Görreshaus<br />

09.12. Koblenz | Theater<br />

22.12. Karlsruhe | Konzerthaus<br />

Linus Roth<br />

16.10. Lüdenscheid<br />

23.10. Tutzing<br />

30.10. Oranienstein<br />

17.12. Cottbus<br />

18.12. Cottbus<br />

13.02. Ludwigshafen | BASF-Feierabendhaus<br />

14.02. Ludwigshafen | BASF-Feierabendhaus<br />

Lise de la Salle<br />

22.10. Halle/Saale<br />

27.10. München | Philharmonie<br />

28.10. Erlangen<br />

29.10. Fürth<br />

30.10. Bamberg | Konzerthalle<br />

Fazıl Say<br />

17.10. Stuttgart<br />

19.10. Köln | Philharmonie<br />

21.10. Viersen<br />

23.10. Essen | Philharmonie<br />

15.11. Stuttgart | Mozart Gesellschaft<br />

Ragna Schirmer<br />

16.10. Hildesheim | Stadttheater<br />

19.10. Friedrichshafen<br />

20.10. Winnenden | Schloss Winnenthal<br />

23.10. Mannheim | Rosengarten<br />

27.10. Frankfurt | Holzhausenschlösschen<br />

20.11. Heidelberg<br />

27.11. Homburg/Saar | Saalbau<br />

28.11. St. Wendel | Saalbau<br />

19.12. Kassel | Theater<br />

26.12. Berlin | Konzerthaus<br />

Mikhail Simonyan<br />

29.01. Bielefeld | Rudolf-Oetker-<br />

Halle<br />

30.01. Münster | Rathausfestsaal<br />

31.01. Berlin | Konzerthaus<br />

01.02. Hamburg | Laeiszhalle<br />

09.02. Düsseldorf | Tonhalle<br />

Baiba Skride<br />

16.10. Wien (A) | Musikverein<br />

01.12. Innsbruck (A) | Tiroler<br />

Landestheater<br />

02.12. Innsbruck (A) | Tiroler<br />

Landestheater<br />

18.01. Heidelberg | Stadthalle<br />

12.02. Ludwigshafen | BASF-Gesellschaftshaus<br />

Grigory Sokolov<br />

13.10. Schaffhausen | Kirche<br />

St. Johann<br />

10.02. Ludwigshafen | BASF-Feierabendhaus<br />

Martin Stadtfeld<br />

22.10. Bramsche | Kloster Malgarten<br />

05.11. Leipzig | Gewandhaus<br />

10.11. Baden-Baden | Festspielhaus<br />

11.11. Köln | Philharmonie<br />

13.11. Flensburg | Stadttheater<br />

14.11. Eckernförde | Stadthalle<br />

17.11. Berlin | Philharmonie<br />

18.11. Mainz | Kurfürstliches Schloss<br />

13.01. Köln | Philharmonie<br />

Julian Steckel<br />

20.10. Darmstadt | Staatstheater<br />

23.10. Darmstadt | Staatstheater<br />

24.10. Darmstadt | Staatstheater<br />

25.10. Aschaffenburg | Stadthalle<br />

29.10. Leipzig | Gohliser Schlösschen<br />

02.11. Wien (A) | Konzerthaus<br />

18.11. Saarbrücken | Musikhochschule<br />

20.11. Vaterstetten | Rathaus<br />

26.11. Kempten | Stadttheater<br />

27.11. München | Prinzregententheater<br />

30.11. München | Herkulessaal<br />

01.12. München | Prinzregententheater<br />

02.12. Göttingen | Stadthalle<br />

08.12. Bayreuth | Stadthalle<br />

09.12. Krefeld | Burg Linn<br />

12.12. Mannheim | CC Rosengarten<br />

13.12. Mannheim | CC Rosengarten<br />

16.12. Mainz | Staatstheater<br />

17.12. Mainz | Staatstheater<br />

18.12. Bonn | Beethovenhaus<br />

Frank Strobel<br />

26.11. Bern (CH) | Stadttheater<br />

27.11. Bern (CH) | Stadttheater<br />

07.12. München | Prinzregenten-<br />

theater<br />

09.12. München | Philharmonie<br />

Nikolai Tokarev<br />

18.11. Berlin | Philharmonie<br />

19.11. Berlin | Philharmonie<br />

20.11. Dortmund | Konzerthaus<br />

21.11. Hamburg | Laeiszhalle<br />

22.11. Düsseldorf | Tonhalle<br />

23.11. Köln | Philharmonie<br />

Hyperion Trio<br />

19.10. Hannover<br />

26.11. Hameln<br />

11.12. Bad Pyrmont | Konzerthaus<br />

Tecchler Trio<br />

18.10. Lindau<br />

19.10. Trier<br />

20.10. Stuttgart<br />

22.10. Dilsberg/Heidelberg


Jan Vogler<br />

28.10. Elmau | Schloss<br />

09.11. Hildesheim<br />

11.11. Mannheim<br />

13.11. Basel (CH)<br />

Arcadi Volodos<br />

20.10. München | Prinzregententheater<br />

22.10. Raiding (A) | Franz Liszt<br />

Konzertsaal<br />

24.10. Wien (A) | Musikverein<br />

26.10. Raiding (A) | Franz Liszt<br />

Konzertsaal<br />

27.10. Graz (A) | Musikverein für<br />

Steiermark<br />

André Watts<br />

30.01. Ludwigshafen | BASF-Feierabendhaus<br />

31.01. Ludwigshafen | BASF-Feierabendhaus<br />

Alisa Weilerstein<br />

20.10. Frankfurt | Alte Oper<br />

21.10. Frankfurt | Alte Oper<br />

Carolin Widmann<br />

29.10. Stuttgart | Liederhalle<br />

03.11. Wien (A) | Musikverein<br />

16.11. Freiburg | Jazzhaus<br />

17.11. Zürich (CH) | Tonhalle<br />

21.11. Freiburg | Konzerthaus<br />

Ingolf Wunder<br />

17.10. Wien (A) | Konzerthaus<br />

22.10. Zürich (CH) | Tonhalle<br />

23.10. Basel (CH) | Stadtcasino<br />

25.10. Villach (A) | Congress Center<br />

Villach<br />

31.10. Hamburg | Laeiszhalle<br />

21.11. Berlin | Konzerthaus<br />

23.11. Münster | Erbdrostenhof<br />

25.11. Bielefeld | Rudolf-Oetker-Halle<br />

27.11. Oldenburg | Staatstheater<br />

29.11. Hannover | Funkhaus<br />

16.03. Ludwigshafen | BASF-Feierabendhaus<br />

Quatuor Ysaÿe<br />

22.11. Basel (CH) | Stadtcasino<br />

14.12. Erlangen<br />

17.12. Hamburg | Laeiszhalle<br />

Christian Zacharias<br />

07.11. Neuss | Zeughaus<br />

KON zerTe Jazz<br />

Äl Jawala<br />

10.11. Stuttgart | Laboratorium<br />

11.11. Germersheim | Stadthalle<br />

12.11. Berlin | Werkstatt der Kulturen<br />

IMPRESSUM<br />

Ver lag: Inmedia Ver lags- und<br />

Re dak ti ons bü ro GmbH,<br />

Lu ci le-Grahn-Str. 37,<br />

81675 Mün chen,<br />

Te le fon: 089 / 45 72 61-0<br />

Fax: 089 / 45 72 61 50,<br />

E-Mail: post@ron do ma ga zin.de<br />

In ter net: www.ron do ma ga zin.de<br />

Herausgeber: Gün ter F. Be rei ter<br />

Chefredakteur: Carsten Hinrichs (ch)<br />

(Tel.: 089 / 45 72 61 40)<br />

Re dak ti onsassistentin: Anna Vogt<br />

17.11. Freiburg | Jazzhaus<br />

18.11. Frankfurt/Main | Das Bett<br />

19.11. Duisburg | Alte Feuerwache<br />

25.11. Karlsruhe | Tollhaus<br />

26.11. München | Ampere<br />

02.12. Rostock | Peter Weiss Haus<br />

07.12. Potsdam | Waschhaus<br />

08.12. Schwerin | Speicher<br />

09.12. Dresden | Puschkin Club<br />

10.12. Plauen | Malzhaus<br />

11.12. Bamberg | Morph Club<br />

15.12. Kiel | Pumpe<br />

16.12. Lübeck | Treibsand<br />

17.12. Flensburg | Kühlhaus<br />

Rebekka Bakken<br />

11.11. Essen | Zeche Zollverein<br />

12.11. Mannheim | Enjoy Jazz<br />

13.11. Mainz | Frankfurter Hof<br />

15.11. Köln | Kulturkirche<br />

16.11. Oldenburg | Kulturetage<br />

17.11. Hamburg | Fabrik<br />

18.11. Berlin | Fritz Club<br />

19.11. Kiel | Schloss<br />

22.11. Erlangen | E-Werk<br />

23.11. Hannover | Pavillon<br />

02.12. Innsbruck (A) | Treibhaus<br />

03.12. Innsbruck (A) | Treibhaus<br />

05.12. Wien (A) | Konzerthaus<br />

Anne Czichowsky Quintett<br />

15.10. Esslingen | Kellernacht<br />

20.10. Tübingen | Jazz & Klassik Tage<br />

22.10. Stuttgart | Landtag<br />

03.12. Villingen | Jazzclub<br />

09.12. Karlsruhe | Sparda JazzAround<br />

11.12. Heidenheim<br />

26.12. Ehingen | Jazzclub<br />

20.01. Schorndorf | Session 88<br />

21.01. Altensteig | Bürgerhaus<br />

11.02. Schwäbisch Hall | Hospitalkirche<br />

24.02. Romanshorn (CH) | Panem<br />

Barbara Dennerlein<br />

14.10. Bielefeld | Alte Kuxmann Fabrik<br />

15.10. Leingarten | Eichbott<br />

22.10. Gunzenhausen | St. Marien<br />

05.11. Wartenberg | Strogenhall<br />

11.11. Saarbrücken | St. Johann<br />

14.11. Darmstadt | Michaelskirche<br />

17.11. Mannheim | Christuskirche<br />

18.11. Köln | Bürgerhaus Kalk<br />

17.12. Gröbenzell | Bürozentrum<br />

27.01. Kleve | St. Maria Himmelfahrt<br />

01.03. Hamm | Kulturhaus<br />

11.03. Halle/Saale | Ulrichskirche<br />

17.03. Nordenham | Jahnhalle<br />

Dikanda<br />

05.11. Offenburg | Reithalle<br />

19.11. Neustadt/Weinstraße | Konfetti<br />

23.11. Helmbrechts | Textilmuseum<br />

24.11. Waldkraiburg | Haus der Kultur<br />

25.11. Ansbach | Kammerspiele<br />

Au to ren die ser Aus ga be:<br />

Michael Blümke (mb), Christoph Braun<br />

(cb), Josef Engels (joe), Guido Fischer<br />

(gf), Thomas Fitterling (tf), Robert Fraunholzer<br />

(rf), Detmar Huchting, Kai Luehrs-<br />

Kaiser, Jörg Königsdorf (jk), Matthias<br />

Kornemann (mk), Dagmar Leischow,<br />

Reinhard Lemelle (rl), Roland Mackes,<br />

Raoul Mörchen, Carsten Niemann (cn),<br />

Herbert Rosendorfer, Dieter David<br />

Scholz (ds), Werner Stiefele (ws), Michael<br />

Wersin (mw), Marcus A. Woelfle<br />

Joshua Redman & Brad<br />

Mehldau<br />

18.11. Berlin | Kammermusiksaal<br />

19.11. Gütersloh | Theater<br />

22.11. Bremen | Die Glocke<br />

23.11. Düsseldorf | Tonhalle<br />

24.11. Frankfurt | Alte Oper<br />

25.11. Dortmund | Konzerthaus<br />

27.11. Hamburg | Laeiszhalle<br />

Klazz Brothers<br />

20.10. Rantum/Sylt | Meerkabinett<br />

17.11. Ludwigsburg | Scala<br />

27.11. Görlitz | Theater<br />

28.11. Dresden | Sarrasani<br />

29.11. Düsseldorf | Savoy Theater<br />

30.11. Augsburg | Parktheater<br />

Lina Button<br />

07.11. Langnau (CH) | Il Caffe<br />

18.11. Wangen | Jazz Point<br />

19.11. Eschborn<br />

16.12. Laupheim | Festival<br />

Lily Dahab<br />

21.10. Kiel | Kulturforum<br />

22.10. Hamburg | Stellwerk<br />

08.11. Dresden | Jazztage<br />

09.11. Stuttgart | BIX<br />

11.11. Dortmund | Domicil<br />

12.11. Bielefeld | Bunker Ulmenwall<br />

14.11. Abensberg | Jazzclub<br />

15.11. Straubing | Raven<br />

17.11. Kaiserslautern | Kammgarn<br />

19.11. Heilbronn | Cave 61<br />

Charles Davis & Captured<br />

Moments<br />

29.10. Taubenbach | Zoglau<br />

Klaus Doldinger’s Passport<br />

28.10. Zürich (CH) | JazzNoJazz<br />

East Drive<br />

15.10. Esslingen | Jazznacht<br />

20.10. Einbeck | Tangobrücke<br />

21.10. Weinstadt | Armer Konrad<br />

22.10. Karlsruhe | Tempel<br />

23.10. Stuttgart | Paul-Gerhardt-<br />

Zentrum<br />

24.10. Freiburg | Jazzclub<br />

29.10. Heilbronn | Cave 61<br />

Rigmor Gustafsson<br />

14.10. Allensbach<br />

15.10. Waldshut | Doger Oase<br />

16.10. Erlangen | E-Werk<br />

18.10. Kaiserslauten | Kammgarn<br />

20.10. Oldenburg | Kulturetage<br />

21.10. Worpswede | Music Hall<br />

22.10. Wuppertal | Forum Maximum<br />

Caroline Henderson<br />

15.10. Rostock | Hotel Neptun<br />

Hinweise Oper, Festival, Konzert:<br />

Guido Fischer<br />

Bild re dak ti on: Fritz Osskar<br />

Ter mi ne: Anna Vogt<br />

Ge stal tung: das formt –<br />

Büro für Kommunikation & Design<br />

Pro duk ti on: Vio la Mül ler-Her gerdt<br />

An zei gen mar ke ting:<br />

Eva Klu ge (Tel.: 089 / 45 72 61 44)<br />

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Abo + Vertrieb: Susanne Lanzinger<br />

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John Lee Hooker Jr.<br />

13.10. Kassel | Theaterstübchen<br />

15.10. Herten<br />

16.10. Tongeren (B) | Rockstage<br />

20.10. Münchenstein (CH) | Blues<br />

Night<br />

21.10. Münchenstein (CH) | Blues<br />

Night<br />

22.10. Rübingen (CH) | Mühle<br />

Huntziken<br />

Barrelhouse Jazzband<br />

14.10. Fürstenfeldbruck | Forum<br />

15.10. Frankfurt | Alte Oper<br />

16.10. Lauda<br />

20.10. Ludwigshafen | Pfalzbau<br />

21.10. Stuttgart | Liederhalle<br />

22.10. Nieder-Olm | Eckeshalle<br />

Nicole Jo<br />

29.10. Hameln | Festival<br />

Nils Petter Molvaer<br />

17.10. Heidelberg | Enjoy Jazz Festival<br />

19.10. Dortmund | Domicil<br />

20.10. Hamburg | Fabrik<br />

21.10. Berlin | Fritzclub im Postbahnhof<br />

25.10. Dornbirn (A) | Spielboden<br />

27.10. München | Ampere<br />

28.10. Innsbruck (A) | Treibhaus<br />

30.10. Elmau | Schloss<br />

02.11. Elmau | Schloss<br />

02.12. Nürtingen | Stadthalle K3N<br />

03.12. Wien (A) | Porgy & Bess<br />

Camille O’Sullivan<br />

24.10. Hamburg | Fliegende Bauten<br />

26.11. Lörrach | Burghof<br />

28.11. Allensbach | Pfarrheim<br />

01.12. Augsburg | Kurhaus Göggingen<br />

02.12. Nürnberg | Tafelhalle<br />

03.12. Ludwigsburg | Forum am<br />

Schlosspark<br />

Klaus Paier & Asja Valcic<br />

28.10. Würzburg | Trinitatiskonzerte<br />

29.10. Bamberg | Jazzclub<br />

30.10. Ahorntal | Burg Rabenstein<br />

Jazz Pistols<br />

14.10. Emden | Alte Post<br />

Nils Landgren & Viktoria Tolstoy<br />

13.10. Lübeck | Musik- und Kongresshalle<br />

14.10. Kiel | Schloss<br />

25.10. Friedrichshafen | Graf-Zeppelin-<br />

Haus<br />

26.10. Baden-Baden | Festspielhaus<br />

27.10. Villingen-Schwenningen |<br />

Stadthalle<br />

28.10. Zürich (CH) | Theaterhaus<br />

Gessnerallee<br />

Druck: ADV SCHODER, Augsburger<br />

Druck- u. Verlagshaus GmbH<br />

RON DO er scheint sechs <strong>mal</strong> jährlich.<br />

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Das nächste RONDO erscheint am<br />

Donnerstag, 24. November 2011<br />

5/2011 RONDO 49


Zugabe<br />

Von der Hinterbühne berichtet<br />

Robert Fraunholzer.<br />

Um sich einen Knoten im Brustbereich operativ entfernen zu lassen, hat<br />

Jonas Kaufmann seine Teilnahme an der Japan-Tournee der Bayerischen<br />

Staatsoper kurzfristig abgesagt. Seine Ärzte hätten ihm geraten, den Eingriff<br />

so rasch wie möglich vornehmen zu lassen.<br />

Die Münchner Geigerin Carolin Widmann hat Respekt vor ihren eigenen<br />

Anfängen. »Als ich das Beethoven-Konzert erst<strong>mal</strong>s gemeinsam mit<br />

Yehudi Menuhin spielte, war ich 21 Jahre alt und dachte: Das ist doch gar<br />

nicht schwer. Heute denke ich: Meine Güte, wenn ich das <strong>mal</strong> wieder so<br />

könnte«, so Widman bei einem Interview in London. Je mehr Erfahrungen<br />

man habe, desto schwerer werde es.<br />

Die für kurze Röckchen und hochhackige Schuhe bekannte chinesische<br />

Pianistin Yuja Wang (24) hat sich erst<strong>mal</strong>s Ärger wegen ihrer Mode eingehandelt.<br />

In der »Los Angeles Times« wurde darüber debattiert, ob ein<br />

kurzes orangenes Kleid, das Wang zur Interpretation des 3. Klavierkonzerts<br />

von Serge Rachmaninoff angelegt hatte, noch jugendfrei sei oder<br />

nicht. Das Konzert fand in der Hollywood Bowl statt.<br />

Blogs und Internetforen werden auch in der Klassik immer wichtiger –<br />

und immer brisanter. <strong>Jetzt</strong> hat erst<strong>mal</strong>s ein Opernhaus die Veröffentlichung<br />

eines Blogs angefochten, der vorab über Vorstellungen und Besetzungen<br />

informierte. Es handelt sich um die Metropolitan Opera in New<br />

York. Der Blog mit dem Titel »A Bit B.E. Wildered« des New Yorker Buchhändlers<br />

Bradley E. Wilber wurde geschlossen. Wilber selber beteuert, vom<br />

Opernhaus sei kein Druck auf ihn ausgeübt worden.<br />

Der nach einem Motorradunfall verstorbene Tenor Salvatore Licitra ist<br />

in Italien landesweit mit zwei Fernsehübertragungen – »Tosca« von Giacomo<br />

Puccini und »Cavalleria Rusticana« von Pietro Mascagni – geehrt<br />

worden. Er wurde in Monza beerdigt. Licitra war am 27. August infolge<br />

eines Gehirnschlags in der Nähe von Ragusa auf Sizilien mit dem Motorrad<br />

gestürzt.<br />

50 RONDO 5/2011<br />

Fabio Luisi, in Deutschland eher glückloser Dirigent aus Italien, hat in Rom<br />

für Verärgerung gesorgt, weil er kurzfristig sein Engagement an der Oper<br />

Rom abgesagt hat. Er übernimmt an der Metropolitan Opera die Dirigate<br />

des erkrankten James Levine (und gilt als dessen aussichtsreichster Nachfolger).<br />

Ab Herbst 2012 soll er außerdem sein Amt als Generalmusikdirektor<br />

an der Oper Zürich antreten.<br />

Beim London Philharmonic Orchestra sind vier Musiker vom Dienst<br />

suspendiert worden, nachdem sie in der britischen Zeitung »The Independant«<br />

verlangt hatten, ein Gastspiel des Israel Philharmonic Orchestra<br />

müsse abgesagt werden. In dem Protestbrief bezeichneten sie Israel als einen<br />

Apartheits-Staat, der den Palästinensern eine selbständige kulturelle<br />

Entwicklung verweigere. In einer Stellungnahme seitens des Orchesters<br />

wurde darauf hingewiesen, dass politische Äußerungen der Musiker nicht<br />

in Beziehung zum Orchester gesetzt werden dürften.<br />

Alte Musik-Spezialist Paul McCreesh leidet unter der Verwechselbarkeit<br />

internationaler Orchester. »Die Unterschiede zwischen den zahlreichen<br />

deutschen Rundfunkorchestern zum Beispiel sind sehr gering. Eines spielt<br />

Kurz und knapp: Die Pianistin Yuja Wang erprobte in Los Angeles neue Wege der Musikvermittlung<br />

(l.) | Misstraut: der Dirigent Paul McCreesh ist mit der klanglichen Verwechselbarkeit großer<br />

Orchester unzufrieden und hat nun sein eigenes Label gegründet (Mitte o.) | Betrauert: der mit<br />

einem Motorrad verunglückte und Ende August verstorbene Tenor Salvatore Licitra wurde vom<br />

italienischen Fernsehen landesweit gewürdigt (Mitte u.) | Getraut: Renée Fleming ist frisch verheiratet,<br />

mit dem Washingtoner Wirtschaftsanwalt Timothy Jessell.<br />

wie das andere.« Auch die Londoner Orchester könne man kaum noch<br />

voneinander unterscheiden. »Sie alle haben eine gewisse Klang-Homogenität,<br />

aber heraus erkennen lassen sie sich kaum«, sagte McCreesh in Leipzig.<br />

Das bedeute nicht, dass es um altehrwürdige Orchester wie etwa die<br />

Wiener Philharmoniker besser bestellt sei. »Nehmen Sie ihnen den Goldenen<br />

Saal des Wiener Musikvereins weg, und Sie werden auch die Spezifik<br />

der Wiener Philharmoniker kaum noch erkennen können«, pointierte<br />

er seine Ansicht. Nach Jahren bei der »Deutschen Grammophon« hat Mc-<br />

Creesh jüngst sein eigenes Label »Winged Lion« gegründet.<br />

Dass das Artemis-Quartett seit mehreren Jahren nicht mehr im Sitzen,<br />

sondern im Stehen auftritt, geht auf gesundheitliche Probleme der Mitglieder<br />

zurück. »Beim Sitzen verdrehen die Geiger die Wirbelsäule. Das<br />

ging auf Dauer nicht gut«, verriet Cellist Eckart Runge in Berlin. Er selber<br />

habe mit der Lösung, da er im Sitzen spielen müsse, anfangs Probleme gehabt.<br />

»Ich konnte die anderen Musiker nicht mehr richtig sehen.« Inzwischen<br />

reist man mit einem aufklappbaren Reise-Podium, so dass ein Blickkontakt<br />

wieder möglich ist.<br />

Last but not least: Sopranistin Renée Fleming hat ihren Freund, den<br />

Washingtoner Anwalt Timothy Jessell, geheiratet.<br />

Rajchert


Text und Konzeption: Detmar Huchting, Zeichnungen: Thomas Thiesen<br />

Titel Große Momente der Musikgeschichte (27)<br />

A<br />

us Rom ins Exil nach Florenz vertrieben, weihte Papst Eugen IV.<br />

am 12. März 1436 den dortigen Dom, der soeben von seiner berühmten<br />

Kuppel gekrönt worden war. Diese 107 Meter hohe Kuppel<br />

mit einem Durchmesser von 45 Metern war von Filippo Brunelleschi<br />

in freitragender Bauweise errichtet worden, ein für da<strong>mal</strong>ige Zeiten<br />

revolutionäres Unterfangen.<br />

Guillaume Dufay, als Begründer der »franko-flämischen Schule« einer<br />

der bedeutendsten Komponisten der Frührenaissance, schrieb<br />

als Auftragswerk zu dieser Domweihe die Motette »Nuper rosarum<br />

flores«. Die musikalische Architektur des Werkes orientiert sich in<br />

ihren Proportionen an den biblischen Maßangaben zu Salomons<br />

Tempel in Jerusalem. Als Konstruktion ist sie ähnlich gewagt wie<br />

Brunelleschis Kuppel: In ihr vereint sich die aus dem späten Mittelalter<br />

ererbte »isorhythmische« Motette mit der neu aufblühenden<br />

Kunst der Mehrstimmigkeit, die Dufay in den kommenden Jahren<br />

vervollkommnen sollte und die bei seinen künstlerischen Nachfolgern<br />

Johannes Ockeghem und Josquin Desprez zum Markenzeichen<br />

der franko-flämischen Schule wurde.<br />

5/2011 RONDO 51


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Aufnahmen zum ersten Mal auf einem<br />

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Von Bachs Violinkonzert bis zu Massenets<br />

Méditation, von Beethovens Frühlingssonate<br />

bis zu Gershwins Summertime.<br />

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