Jetzt mal ernsthaft! - Rondo
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Das<br />
<strong>Rondo</strong><br />
Klassik<br />
& Jazz<br />
Magazin<br />
Langt Lang?<br />
Neuerscheinungen zum<br />
Liszt-Jubiläum im Überblick<br />
Zukunft des Rundfunks<br />
Klassik im Radio oder<br />
Klassik Radio?<br />
Frischer Wind<br />
Sturmszenen in der Oper<br />
Blut und Samt<br />
Die Renaissance in<br />
Ausstellung,<br />
Sachbuch und CD<br />
Maurizio Pollini<br />
<strong>Jetzt</strong> <strong>mal</strong> <strong>ernsthaft</strong>!<br />
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5 |11 · 20. Jahrgang<br />
Aleksandra Kurzak • Wanda Landowska im Bachhaus Eisenach • Daniel-Ben Pienaar • Ingolf Wunder •<br />
Jonathan Nott • Musikstadt Lyon • Nils Petter Molvaer • Oslo Philharmonic • Pesaro Festival • René Jacobs
DIE BESTEN<br />
GUTEN KLASSIK-CDs<br />
30 herausragende Klassik-CDs<br />
in Schmuck-Verpackungen,<br />
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DIE 30 EINZEL-CDs SIND AUCH IN ZWEI 15-CD-BOXEN (+ BONUS-CD) ERHÄLTLICH!
titel: bothor<br />
Inhalt 5/11 · Leserbriefe<br />
Inter net<br />
Jeden Sams tag neu:<br />
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tIteL<br />
Maurizio Pollini 6<br />
KLASSIK<br />
Pasticcio 4<br />
Daniel-ben Pienaar 8<br />
Porträt franz Liszt 9<br />
Lang Lang 11<br />
Wanda Landowska 12<br />
Ingolf Wunder 13<br />
Klassik im rundfunk 14<br />
Magazin 16<br />
rené Jacobs 17<br />
Sturm in der Oper 18<br />
Musik der renaissance 20<br />
Aleksandra Kurzak 21<br />
neue Gesichter 22<br />
CD-rezensionen 24<br />
bach Klavierkonzerte 25<br />
Vivaldi Cellokonzerte 26<br />
Liszt-neuerscheinungen 28<br />
Premierenabo 30<br />
Vokal total 31<br />
JAZZ<br />
nils Petter Molvaer 23<br />
CD-rezensionen 31<br />
Louis Armstrong 33<br />
OPer, feStIVAL, KOnZert<br />
Musikstadt Lyon 34<br />
Jonathan nott 38<br />
PDSK-nachtigall 39<br />
Oslo Philharmonic Orchestra 40<br />
Pesaro 41<br />
fanfare 42<br />
termine 43<br />
Impressum 49<br />
Zugabe 50<br />
rOnDO-PLUS fÜr<br />
AbOnnenten<br />
Hörtest Liszt »Les Préludes« RONDOplus 2<br />
CD-rezensionen Klassik RONDOplus 5<br />
Klassik-Olymp RONDOplus 5<br />
Haste töne¿ RONDOplus 7<br />
retro-Diskothek RONDOplus 9<br />
Kornemanns Klavierklassiker RONDOplus 10<br />
Klassik-DVDs RONDOplus 11<br />
CD-rezensionen Jazz RONDOplus 12<br />
Meilensteine des Jazz RONDOplus 12<br />
50 Jahre Impulse RONDOplus 13<br />
Musik der Welt RONDOplus 14<br />
neue bücher RONDOplus 16<br />
WOHer Der MUt? (titelbild in rOnDO 4/11)<br />
Das ist ja wirklich ein herausragendes titelbild, das da heute morgen im briefkasten lag. So<br />
etwas Mutiges ist man von rOnDO garnicht gewöhnt. Schade nur, dass man nicht auch erfährt,<br />
um wen es sich bei der fröhlich jauchzenden Dame handelt, die ihren »Sklaven« so lustvoll<br />
an der telefonschnur »Gassi führt«. Die »reifeprüfung« der Alice Sara Ott, die unter dem<br />
titel »riding beethoven« angekündigt wird, wird es ja wohl kaum sein!<br />
Bernd Rundlauf, Frankfurt<br />
Anm. d. red.: es handelt sich um Olivia Vermeulen als Phénice und Michel Podwojski als Kreuzritter<br />
in Calixto bieitos »Armida« an der Komischen Oper berlin (foto David baltzer).<br />
LeUte In rOnDO (Impressum in rOnDO 4/11)<br />
Schade, dass Sie neue Mitarbeiter den Lesern nicht auch ein wenig vorstellen. Ich würde mich<br />
sehr dafür interessieren, die Autoren und redakteure des rOnDO etwas näher kennenzulernen.<br />
Nikolaus Führmann, via eMail<br />
COMIC fÜrS Leben (Comic in rOnDO 4/11)<br />
Der Comic ist bunter geworden und wirkt nicht mehr so intellektuell. Das tut ihm gut. Meine<br />
frau benutzt ihn schon seit einiger Zeit im Unterricht – ihre Schüler haben immer viel Diskussionsstoff<br />
und nehmen (hoffentlich) auch einiges Wissenswertes mit nach Hause bzw. ins<br />
Leben. Ernst Waldmann, Stuttgart<br />
KULISSenZAUber (nils Landgren in rOnDO 4/11)<br />
Danke für den Artikel über den Jazzer nils Landgren. Ich war selbst auch bei seinem Konzert<br />
beim Valamar Jazzfestival in Poreč (nicht Poreč, wie Sie schreiben). es war ein rundum toller<br />
Abend, und ich kann nur jedem empfehlen, dort <strong>mal</strong> selbst hinzufahren. eine solche Kulisse<br />
findet man bei keinem anderen Jazzfestival. Anne Tollba, Oldenburg<br />
brIefe<br />
rOnDO · Lucile-Grahn-Str. 37 · 81675 Mün chen<br />
fax: (089) 45 72 61 50 · eMail: le ser@ron do ma ga zin.de<br />
5/2011 RONDO 3<br />
NEUHEITEN BEI<br />
BERLIN CLASSICS<br />
SHARON KAM<br />
W. A. MOZART<br />
Klarinettenkonzert, KV 622<br />
Klarinettenquintett, KV 581<br />
Haydn Philharmonie<br />
van Keulen · Mathé · Jacobsen · Rivinius<br />
Sharon Kam präsentiert das berühmte Mozart-Konzert<br />
und das -Quintett mit dem Instrument, für das sie eigentlich<br />
komponiert wurden – der Bassettklarinette – <strong>mal</strong><br />
virtuos, <strong>mal</strong> gesanglich, immer aber überraschend neu.<br />
RAGNA SCHIRMER<br />
FRANZ LISZT: Années de Pèlerinage<br />
(Gesamtaufnahme auf 3 CDs)<br />
Gesualdo · Marenzio: Madrigale<br />
amarcord, Gesang<br />
Ragna Schirmer hat sich vor dieser Aufnahme selbst<br />
auf Liszts Spuren begeben. In ihrem Reisetagebuch<br />
teilt sie ihre Gedanken mit. Ihre Interpretationen<br />
werden mit Madrigalen ergänzt, um Liszts Bezüge zur<br />
Renaissance aufzuzeigen.<br />
DRESDNER KREUZCHOR<br />
KREUZCHORVESPERN<br />
Geistliche Musik in der Zeit<br />
der Trauer und Zuversicht<br />
»Herr, wenn ich nur dich habe«<br />
Die Reihe mit Gesängen der Dresdner Vespergottesdienste<br />
kommt mit dieser Folge zu ihrem Abschluss. Es erklingen<br />
ausdrucksvolle Chorwerke, die an die Vergänglichkeit des<br />
irdischen Lebens gemahnen und Trost im Glauben spenden.<br />
1 CD · 0016672BC<br />
3 CD · 0300121BC<br />
1 CD · 0300062BC<br />
<strong>Jetzt</strong> im Handel sowie als Download erhältlich.<br />
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erhalten Sie bei: Edel Germany GmbH,<br />
Hamburg · Telefon (040) 89 08 53 13<br />
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1212–2012:<br />
800 Jahre<br />
Thomanerchor<br />
Leipzig<br />
CD ROP4031 Kantaten zu Reformation/Michaelistag<br />
CD ROP4043 Kantaten zu Weihnachten<br />
Das Kirchenjahr<br />
mit Johann<br />
Sebastian Bach<br />
START EINER ZEHNTEILIGEN CD-REIHE<br />
mit ausgewählten Bach-Kantaten<br />
zum Kirchenjahr – live aus der Thomaskirche<br />
Solisten des Thomanerchores,<br />
Christoph Genz, Martin Petzold,<br />
Gotthold Schwarz, Matthias Weichert<br />
Thomanerchor Leipzig · Gewandhausorchester<br />
Thomaskantor Georg Christoph Biller<br />
Im Vertrieb der NAXOS DEUTSCHLAND GmbH<br />
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Pasticcio<br />
eS GeHt berGAUf – HOffentLICH<br />
Deutschland hat aktuell knapp 82 Millionen einwohner. Und wie<br />
viele davon mögen wohl Klassik-Muffel sein? eine repräsentative<br />
Umfrage, die das Zentrum für Kulturforschung in Zusammenarbeit<br />
mit der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) veröffentlicht<br />
hat, bringt es an den tag: Immerhin über 34 Millionen<br />
Im Aufwind: Das Publikum bundesbürger leisten sich zumindest ein<strong>mal</strong> im Jahr ein schönes<br />
Klassik-Konzert oder eine gelungene Opernaufführung. Im Vergleich<br />
zur letzten erhebung 2010/11 ist da ein Zuwachs von 2 % zu verzeichnen! beim genaueren<br />
Hinsehen aber muss man an der musikalischen erziehung des Publikums von übermorgen noch<br />
einiges machen. Denn es sind überwiegend die Älteren, die in Konzerte gehen, während die Zahl<br />
der jüngeren Konzertbesucher zwischen 18 und 24 Jahren weiter zurückgeht. egal, sagt sich DOV-<br />
Geschäftsführer Gerald Mertens: »Wenn das Publikum insgesamt wächst, dann habe ich kein Problem,<br />
wenn es auch ein graues Haar trägt.« rl<br />
eIn GrOSSeS erbe<br />
»Andere machten Geschichte, ich machte Musik«. So lauteten Kurt Sanderlings<br />
Memoiren, die er 2002 veröffentlichte. bereits 90 Jahre alt war<br />
da der Dirigent. Und obwohl Sanderling sein langes Leben tatsächlich<br />
der Musik gewidmet hatte, machte er auch immer wieder Geschichte. In<br />
der Sowjetunion, in die Sanderling vor den nazis geflüchtet war, prägte<br />
er 24 Jahre u.a. als Chef der Leningrader Philharmoniker das Konzertleben.<br />
Und nachdem Sanderling Anfang der 1960er Jahre wieder nach<br />
Deutschland zurückgekehrt war, wurde bis zu seinem Abschied 1977<br />
das (Ost-)berliner Sinfonie-Orchester durch ihn zu einem europäischen Kurt Sanderling †<br />
Spitzenklangkörper. Am 18. September, einen tag vor seinem 99. Geburtstag,<br />
ist dieser Jahrhundertmusiker gestorben. Was bleibt, sind fulminante Aufnahmen, zum<br />
beispiel mit Svjatoslav richter, oder seine Schostakowitsch-Sinfonien. rl<br />
MUSIK UnD POLItIK I<br />
Wann auf politischer ebene die eiszeit zwischen nord- und Südkorea<br />
beendet sein wird, steht noch weit in den Sternen. Auf musikalischem<br />
Parkett könnte sich hingegen bald tauwetter einstellen. Denn der südkoreanische<br />
Dirigent Myung-Whun Chung – seines Zeichens ex-Chef<br />
der Pariser Oper – will einen langgehegten traum in die tat umsetzen:<br />
Orchestermusiker aus beiden Ländern sollen sich bald zu einem einzigen<br />
Orchester verbünden und gemeinsame Konzerte abwechselnd<br />
in Seoul und in Pjöngjang geben. »Ich glaube«, so der Visionär Myung-<br />
Myung-Whun Chung Whun Chung, »die Musik kann die Herzen der Menschen ein bisschen<br />
bewegen, auch wenn sich nicht ein ganzes regime ändern kann.« Zwar<br />
müssen beide regierungen diesem Projekt noch zustimmen. Doch tatsächlich könnte es noch in<br />
diesem Dezember realität werden – und zwar mit beethovens 9. Sinfonie. gf<br />
MUSIK UnD POLItIK II<br />
es sollte ein harmonischer Konzertabend auf höchstem<br />
musikalischem niveau werden. Doch das Gastspiel des<br />
Israel Philharmonic Orchestra unter Zubin Mehta in der<br />
Londoner royal Albert Hall wurde zum Politikum. Schon<br />
im Vorfeld hatten Mitglieder des London Philharmonic<br />
Orchestra in einem anti-israelischen Aufruf die Absetzung<br />
des Konzerts gefordert. für die Demonstranten verkörperte<br />
das IPO den »Apartheid-Staat« Israel, der das pa- Proteste gegen Auftritt des IPO<br />
lästinensische Volk unterdrückt. Die englischen Musiker<br />
wurden daraufhin vom London Philharmonic Orchestra suspendiert. Aber das Konzert wurde dennoch<br />
von über 30 pro-palästinensischen Aktivisten mit heftigen Schmährufen und beleidigenden<br />
Parolen derart gestört, dass die bbC zwischenzeitlich ihre radio-Übertragung unterbrechen musste.<br />
»Wir tragen den namen des Landes, kein Problem, und wir sind de facto botschafter des Landes,<br />
das positive Gesicht Israels«, so Zubin Mehta später. Genau. gf<br />
4 RONDO 5/2011<br />
Müller-Girod
KLASSIK HIGHLIGHTS 20 1 1 | 20 1 2<br />
01.05.12 Frankfurt/Main | 02.05.12 Berlin<br />
03.05.12 Hamburg | 05.05.12 Düsseldorf<br />
07.05.12 Stuttgart | 08.05.12 Leipzig<br />
09.05.12 München |15.05.12 Köln<br />
06.01.2012 HANNOVER | KUPPELSAAL<br />
09.01.2012 MANNHEIM | ROSENGARTEN<br />
23.01.2012 LUZERN | KKL<br />
26.01.2012 STUTTGART | LIEDERHALLE<br />
02.06.2012 MÜNSTER | SCHLOSSPLATZ<br />
09.06.2012 WIESBADEN | BOWLING GREEN<br />
12.06.2012 KOPENHAGEN | KONCERTHUSET<br />
16.06.2012 HAMBURG | DERBY PARK<br />
Tickets unter www. .<br />
Weitere Informationen unter www.deag.de<br />
�i�o�� Ker���<br />
Tournee 2012<br />
La Magnifi ca Comunità | Enrico Casazza<br />
Werke u.a von Hasse, Pergolesi, Porpora<br />
06.10.2012 Hamburg | 11.10.2012 Dortmund<br />
14.10.2012 München | 23.10.2012 Berlin<br />
Sängerin des Jahres 2011<br />
CANDIDE<br />
Leonard Bernstein<br />
15./18.03.2012 Deutsche Oper Berlin<br />
unter anderem mit: Simone Kermes, Toby Spence, Grace Bumbry, Ben Becker<br />
mit Texten von Loriot<br />
de, 01805 - 969 000 555 * , sowie an allen bekannten VVK-Stellen<br />
*(0,14€/Min. aus dem dt. Festnetz / max. 0,42€/Min. aus dem dt. Mobilfunknetz)
Maurizio Pollini<br />
Ernst muss man sein<br />
Mit Karl böhm und Claudio Abbado hat er’s<br />
schon gehabt – jetzt legt Maurizio Pollini seine<br />
dritte einspielung des ersten Klavierkonzerts<br />
von Johannes brahms vor, live aufgenommen<br />
in der Semperoper in Dresden. Dies<strong>mal</strong> am<br />
Pult: Christian thielemann. Der (erzkonservative)<br />
berliner Dirigent und der (linke) Mailänder<br />
Pianist finden in ihrem Anspruch auf musikalische<br />
tiefe bestens zusammen. Im Vorfeld<br />
des siebzigsten Geburtstags im Januar sprach<br />
Kai Luehrs-Kaiser mit Maurizio Pollini über das<br />
richtige Maß an rubato, mangelnde fantasie<br />
in der europäischen Union und das abgeklärte<br />
Italienbild des Künstlers auf Durchreise.<br />
RONDO: Herr Pollini, Sie haben bereits zwei Aufnahmen des 1. Klavierkonzerts<br />
von Johannes brahms eingespielt – unter Karl böhm und unter<br />
Claudio Abbado. Liegt Christian thielemann musikalisch zwischen<br />
den beiden?<br />
Maurizio Pollini: nein, thielemann ist noch ein<strong>mal</strong> ganz anders. Dagegen<br />
hat sich meine Konzeption des Werkes eher wenig verändert. Meine Auffassung<br />
des Charakters, der tempi und des Klangs ist immer noch dieselbe.<br />
RONDO: Sie werden im Januar 70 Jahre alt. Man hat den eindruck, Sie hätten<br />
früher strikter, unnachgiebiger und apodiktischer gespielt?<br />
Pollini: Ich schätze, Sie haben recht. Das ist freilich ganz unbewusst passiert.<br />
RONDO: Hatten Sie eigentlich keine politischen Differenzen mit dem als<br />
konservativ geltenden thielemann?<br />
Pollini: Über Politik habe ich mit ihm nicht gesprochen. nur über Musik.<br />
Ich hatte den eindruck eines Mannes, der immer auf der Suche ist und tief<br />
in die Sache eindringen will. Außerdem besitzt er eine fantastische Kenntnis<br />
des repertoires. Wie Daniel barenboim mir erzählt hat, war thielemann<br />
in seiner Zeit als Korrepetitor sogar in der Lage, die Sänger beim »tristan«<br />
ohne Klavierauszug zu begleiten.<br />
RONDO: Ihr Vater war ein bekannter italienischer Architekt. Hat die Architektur<br />
einen einfluss auf Ihr Spiel ausgeübt? tatsächlich haben Sie ein sehr<br />
6 RONDO 5/2011<br />
strukturbetontes, modern-rationales<br />
Chopin-bild vertreten, oder?<br />
Pollini: Das könnte stimmen, ist<br />
aber intuitiv geschehen. Mein Vater<br />
hätte mir nie<strong>mal</strong>s einen entsprechenden<br />
ratschlag erteilt. tatsächlich<br />
finde ich, dass Chopin für<br />
einen romantischen Komponisten<br />
beinahe ein for<strong>mal</strong>ist gewesen ist.<br />
es gibt nichts Überflüssiges bei ihm.<br />
er war sehr streng mit sich und hat<br />
viele Werke hinterlassen, die nur<br />
gegen seinen Willen veröffentlicht<br />
worden sind. entsprechend habe ich<br />
versucht, die ausgeprägte Lyrik, die<br />
Melodien dieses Komponisten ein<br />
bisschen zu sublimieren.<br />
RONDO: eines Ihrer musikalischen<br />
Architekt war Vater Gino (Kirche<br />
SS Giovanni e Paolo in Mailand) …<br />
Geheimnisse bestand darin, dass Sie zurückhaltend im Gebrauch des rubato,<br />
also von tempo-rückungen waren. richtig?<br />
Pollini: Ja, aber das war nicht ganz neu. Arthur rubinstein zum beispiel<br />
war in seinen frühen Jahren sehr zurückhaltend mit dem rubato. er versuchte<br />
die Übertreibungen seiner Vorgänger rückgängig zu machen. bei einigen<br />
alten Aufnahmen von Paderewski wird fast jeder Akkord mit einem<br />
Arpeggio gespielt. Die Art, wie rubinstein einen neuen ernst bei Chopin<br />
wiederentdeckte, hat mich durchaus inspiriert. <strong>ernsthaft</strong>igkeit und Aufrichtigkeit<br />
sind es, die einem sagen, was ein richtiges rubato ist. Historisch<br />
ist eindeutig, und zwar nach dem Zeugnis von franz Liszt, dass Chopin<br />
selber durchaus mit rubato gespielt hat. Ich glaube einfach, es kommt auf<br />
die Qualität des rubato an, nicht auf die Menge.<br />
RONDO: Ihnen wurden stets Sympathien für die politische Linke unterstellt.<br />
Zu recht?<br />
Pollini: Ich habe mich immer als links verstanden. Aber ich habe mir keine<br />
Illusionen über die diktatorischen Seiten des Kommunismus gemacht. Als<br />
er zusammenbrach, empfand ich das nicht als tragödie. Das Problem heute<br />
besteht darin, dass der Kapitalismus allein übrig geblieben ist.<br />
RONDO: Inwiefern?<br />
Pollini: Man betrachtet den Kapitalismus als die einzig mögliche Wirtschaftsform,<br />
die funktioniert. Die fatalen Auswirkungen davon sehen wir<br />
jeden tag an den finanzmärkten und an den bestehenden Ungerechtigkeiten.<br />
Ich fände es wichtig, dass in europa mehr Kritik und auch mehr
3<br />
Früher war er strikter: Pollini, der seinen 70. Geburtstag im Januar feiert, ist<br />
nach der Unbedingtheit seiner ersten Jahrzehnte milder geworden.<br />
fantasie in bezug auf unsere Verhältnisse möglich wären. Davon, finde<br />
ich, sind wir weit entfernt.<br />
RONDO: In Deutschland sind etliche Künstler der ehe<strong>mal</strong>s politischen Linken<br />
auf die rechte Seite übergewechselt. Warum ist das in Italien nicht<br />
so?<br />
Pollini: Das liegt daran, dass die politische rechte in Italien so abschreckend<br />
stark ist. Korruption, Misswirtschaft, Ignoranz und fehlendes Umweltbewusstsein:<br />
Zählen Sie alle möglichen politischen negativeigenschaften zusammen,<br />
und schon haben Sie ein bild der italienischen rechten.<br />
RONDO: Leben Sie trotzdem gerne in Italien?<br />
Pollini: Ich lebe im Zentrum von Mailand, aber aus praktischen Gründen.<br />
Wenn ich nicht ständig auf reisen wäre, könnte ich es mir dort nicht vorstellen.<br />
reisen ist sehr erfrischend.<br />
RONDO: Ihnen wird großer einfluss auf Claudio Abbado nachgesagt. Worin<br />
besteht er?<br />
Pollini: Wir sind alte freunde. Abbado ist einige Jahre älter als ich. Wir reden<br />
viel über Musik. beim letzten Konzert in berlin etwa haben wir eingehend<br />
über das Adagio aus Mahlers Zehnter gesprochen. Abbado meint,<br />
es sei ein extrem modernes Stück.<br />
Das stimmt auch, obwohl Mahler<br />
ein tonaler Komponist war. Mahlers<br />
Modernität erklärt aber den<br />
sehr verzögerten Siegeszug seiner<br />
Musik. Über solche Dinge reden wir<br />
in einem fort.<br />
RONDO: War Ihr Vorbild Arturo benedetti<br />
Michelangeli der Größte aller<br />
Pianisten?<br />
Pollini: Von einem technischen<br />
Standpunkt aus war er einer der<br />
wenigen absoluten Meister seines<br />
Instruments. Ich nehme an, dass<br />
auch ferruccio busoni von dieser<br />
Art war. Jedenfalls hat ihn rubin-<br />
… und Klangarchitekt und For<strong>mal</strong>ist<br />
sein Sohn Maurizio Pollini.<br />
stein mir gegenüber so beschrieben.<br />
für rachmaninoff und Horowitz<br />
gilt Ähnliches. nur finde ich<br />
nicht, dass technische Perfektion allein selig macht.<br />
RONDO: Gibt es Gegenbeispiele?<br />
Pollini: nehmen Sie etwa Arthur Schnabel. Gewiss nicht der beste techniker<br />
unter den Pianisten, aber doch einer der größten beethoven-Spieler. Sicher<br />
bin ich mir nur über eines: es gab im 20. Jahrhundert einen unfassbaren<br />
reichtum großer Pianisten. Ich habe sie auch in Mailand alle noch gehört.<br />
nicht nur rubinstein, sondern auch Wilhelm backhaus, edwin fischer, Alfred<br />
Cortot und Walter Gieseking. Dann richter und Gilels. Unglaublich!<br />
RONDO: Der Perfektionismus großer italienischer Musiker widerspricht eigentlich<br />
dem Klischee vom lässigen Italiener. Woher kommt das?<br />
Pollini: bei toscanini war es so, dass er aus einem kleinen Ort in Italien<br />
stammte. er hat sich bewusst gegen die Verhältnisse entwickelt, aus denen<br />
er kam. Durch Strenge und Unnachgiebigkeit. Sagen wir so: Der Perfektionismus<br />
italienischer Musiker kommt daher, dass es in Italien eben nicht<br />
nur Schlechtes, sondern auch einige positive Aspekte gibt.<br />
Neu erschienen:<br />
Johannes Brahms<br />
Klavierkonzert nr. 1 d-Moll, op. 15<br />
Maurizio Pollini, Klavier<br />
Staatskapelle Dresden, Ltg. Christian thielemann<br />
DG/Universal 4779882<br />
5/2011 RONDO 7<br />
martin<br />
stadtfeld<br />
bach<br />
die neue cd<br />
Die neue Bach CD von Martin Stadtfeld<br />
mit den Klavierkonzerten BWV 1054,<br />
1058 und 1055, eingespielt mit dem<br />
Philharmonischen Kammerorchester München,<br />
sowie der Weltersteinspielung acht kleiner<br />
Orgelwerke, von Martin Stadtfeld<br />
selbst für Klavier arrangiert.<br />
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WIRKLICH RUNDHERUM<br />
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PIANO NEWS, Carsten Dürer<br />
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www.sonymusicclassical.de<br />
88697964732
Daniel-ben Pienaar<br />
»Menschen,<br />
die Mozart nicht<br />
mögen, haben<br />
ein Problem«<br />
begeisterungsstürme flauen ja gewöhnlich etwas<br />
ab, und über eine exaltierte Lobeshymne mag<br />
man sich, hat man etwas Abstand gewonnen, gar<br />
schämen, weil an der so überschwänglich gelobten<br />
Kunst etwas war, das altert und vergilbt. Aber<br />
Daniel-ben Pienaars Gesamtschau der Mozartschen<br />
Sonaten fordert das Hören, immer wieder.<br />
Hier arbeitet ein geradezu dämonisches, ruhelos<br />
fragendes Musikernaturell, das uns auf seine<br />
unerhört frei ausholende bahn zwingt. Matthias<br />
Kornemann, dessen rezension zur CD des Monats<br />
September hymnische Züge annahm, hat sich<br />
umgehend auf den Weg nach London gemacht,<br />
um Pienaar kennenzulernen und den jungen Musiker<br />
in rOnDO vorzustellen.<br />
Und immer wieder das eine große rätsel – wie ist es möglich, dass ein nahezu<br />
unbekannter Londoner Hochschuldozent südafrikanischer Abstammung<br />
ein niveau musikalischer bewusstheit und Detaildurchdringung<br />
erreicht, das nahezu alles in den Schatten stellt, was zum thema Mozartscher<br />
Klaviersonaten je<strong>mal</strong>s gesagt wurde?<br />
Schon die frage wäre Daniel-ben Pienaar etwas zu pathetisch. »Als ich<br />
Student war, vor vierzehn Jahren, habe ich als Pianist in einem Hotel gearbeitet.<br />
einen tag habe ich mir den band mit den Mozartsonaten hinge-<br />
8 RONDO 5/2011<br />
Ein Porträt des Künstlers als junger Mann: Daniel-Ben Pienaar, Dozent an der<br />
Londoner Royal Academy of Music, hat mit Mozartsonaten Aufsehen erregt.<br />
stellt und sie alle nacheinander gespielt.« So war der erste Kontakt kaum<br />
mehr als spielerische erkundung ohne tiefere Absichten. Die Werke aber,<br />
von denen er glaubt, selbst die meisten Mozartverehrer würden sie nicht<br />
recht mögen, ließen ihn nicht mehr los. Da spürte er raum für eine Korrektur<br />
eines allzu behaglichen, glatten bildes: »Vergleichen sie ein<strong>mal</strong> Mendelssohn<br />
und Mozart im Alter von 16. Mendelssohn ist der Gewinner,<br />
stimmt’s? Da ist etwas Vollendetes. bei Mozart aber ist das Ausmaß der<br />
Dinge, die sich in seinem Geist entwickelten, so unermesslich, dass nicht<br />
alles aufpoliert ist.« er spielte seinen so provozierend »anders« klingenden<br />
Zyklus im Jahr 2000 an der royal Academy und an der Universität Oxford<br />
und er kommentierte ihn auch.<br />
Das Wort, gesprochen und geschrieben mit einer geradezu literarischen<br />
beredsamkeit, begleitet Pienaars Musizieren von Anbeginn. Doch was sich<br />
musikalisch in diesem Klavierspiel ereignet, entzieht sich der Sprache in<br />
seiner gelegentlich fast unerträglichen Intensität – und die erwartet man<br />
kaum in Mozarts Sonaten, die vielen bloße nebenwerke sind. »es ist paradox<br />
– auf der eines Seite diese große Ökonomie der Klangsprache und ihre<br />
unbeschreibliche Schönheit, und auf der andere Seite diese ungeheure, fast<br />
unerträgliche Anspannung, nahezu existentiell. es gibt Momente, wo die<br />
Dinge zu kollabieren scheinen.« Pienaar macht aus der oft als »fast schon<br />
beethoven« abklassifizierten c-Moll-Sonate so ein soghaft kollabierendes<br />
Szenario. Und wie er von sich selbst sagt, er könne diese Musik nicht zurückgelehnt<br />
hören, so geht es uns bei ihm auch.<br />
Pienaar fasst die expressiven extreme nicht nur bei Mozart in den blick.<br />
Jene unerhörte Spannung charakterisiert auch die ersten beiden Chopinballaden,<br />
zerrissen zwischen fahlem Lyrismus und hysterischem Überschwang.<br />
Man kann diese Grenzgänge, die Lichtjahre entfernt sind von<br />
gesuchter Originalität, auf seiner Homepage anhören. Pienaar scheint diese<br />
Kräfte aus der reibung am Überkommenen, allzu Gewohnten zu generieren.<br />
»Mir gefällt die Idee, dass das Stück zu einer Art bühne wird, auf<br />
der man sich durch seine kompositorischen Probleme arbeitet.«<br />
Wer diese bühne betritt, entzieht sich dem Massengeschmack, dem<br />
»generalisierten Stil«, wie Pienaar ihn nennt. Kein Wettbewerbsbetrieb,<br />
keine dominierende Lehrerpersönlichkeit, kein »Markt« hat diesen Pianisten<br />
produziert. Mit einer kaum zu fassenden freiheit geht er seinen<br />
höchst originellen Weg durch das repertoire, als folge er einer Partitur<br />
durch ungezählte Schichten ihres Aufführungslebens und nähre sich an<br />
den Spannungen und brüchen historischen Wandels: »Ich brauche die direkte<br />
Konfrontation mit der pianistischen Vergangenheit und das kanonische<br />
repertoire, in dem man gleichsam seine Kollegen interpretieren<br />
kann. Und wenn sich ein völliger Widerspruch auftut zu dem, was andere<br />
Spieler machen, habe ich raum und merke, hier gibt es etwas zu tun. So<br />
war das bei Mozart, so ist das bei Schubert.« Dessen zehn vollendete Sonaten,<br />
das ist das nächste große Projekt.<br />
erst ein<strong>mal</strong> aber erscheinen die »Goldberg-Variationen«. »Ich erwarte<br />
nicht, dass die Leute sie so lieben werden wie den Mozart. Sie sind besessen<br />
von diesem Werk und haben sehr viel engere Vorstellungen, wie<br />
es zu klingen habe.« Sicher ist, es wird wieder ein »Gesamtkunstwerk«.<br />
Pienaar benutzt das deutsche Wort. Der Produzent ist ein freund,<br />
Pienaar selbst schneidet – »sündhaft teure Software habe ich mir da geleistet«.<br />
Seine booklettexte, brillante essays allesamt, schreibt er selbst, die künstlerische<br />
Gestaltung schließlich besorgt eine gute freundin. »bei welchem<br />
großen Label hätte ich diese freiheiten?« Ist das der Künstler der Zukunft?<br />
Erscheint am 24.10.:<br />
Bach: Goldberg-Variationen<br />
Daniel-ben Pienaar<br />
Avie/Musikwelt AV 2235<br />
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Bereits erschienen:<br />
Mozart: Die Klaviersonaten (5CD)<br />
Daniel-ben Pienaar<br />
Avie/Musikwelt AV 2209
franz Liszt zum 200. Geburtstag<br />
Der Wille zur<br />
Selbstvervollkommnung<br />
Als Künstlerpersönlich keit ist Liszt unserer<br />
Zeit fremd geworden. Warum hat man seine<br />
Musik so hysterisch bejubelt, während sie heute<br />
die meisten Hörer bis auf ein paar Ausnahmen<br />
einigermaßen unbeteiligt lässt? Überhaupt befremdet<br />
dieses überladene Leben, so unfasslich<br />
bewegt, nach außen gewandt und angefüllt.<br />
Zum 200. Geburtstag erklärt Matthias Kornemann,<br />
warum wir in Liszt den »Popstar« ver-<br />
geblich suchen, und wie wir stattdessen einen<br />
der bildungshungrigsten Komponisten des<br />
19. Jahrhunderts neu für uns entdecken könnten.<br />
Liszt, dieser Heros des 19. Jahrhunderts, will sich nicht zwischen zwei<br />
buchdeckel pressen lassen. Da sie an der fülle scheitert, rettet sich die Geschichtsschreibung<br />
ins romantisch-episodische Genre; die Autoren greifen<br />
sich heraus, was ihnen gefällt oder der Zeitgeist verlangt. Das kann gutgehen,<br />
häufiger aber geht es schief. Die erbärmlichste aller Verengungen<br />
des blicks jedoch ist allgegenwärtig: die erhebung Liszts zum »Popstar«<br />
avant la lettre. Hier formt sich eine verzwergt-bildungsvergessene Gegen-<br />
Da waren seine Reisejahre vorbei: Franz Liszt als niedergelassener Kapellmeister<br />
der Weimarer Hofkapelle, wie stets sorgfältig in Pose gesetzt.<br />
Wer wollte es leugnen: Kein Musiker vor ihm machte seine Zeit so sehr<br />
zum staunenden Zeugen seiner Verschränkung von Kunst und Leben.<br />
In einem Jahrhundert, in dem man Passbilder noch nicht kannte, fand<br />
sich in den reisedokumenten gewöhnlich eine Personenbeschreibung.<br />
bei franz Liszt aber stand lediglich »Celebritate sua sat notus« – durch<br />
seine berühmtheit hinreichend bekannt. es war eine heikle, eine superlativische<br />
berühmtheit. Als Klaviervirtuose löste er Publikumshysterien<br />
aus, sprengte die Holzrahmen herkömmlicher flügel, auf die gesellschaftlichen<br />
Konventionen nahm er als Liebhaber kaum mehr rücksicht. Umhergetrieben<br />
durch ganz europa führte er ein rastloses Wanderleben als<br />
Zelebrität unter Zelebritäten, und jede episode wirkt, als sei sie für die feder<br />
eines romanciers gestellt. Später dann, in Weimar, wurde er das Zentralgestirn<br />
europäischer Musikkultur und der wirkungsmächtigste Klavierpädagoge<br />
aller Zeiten. Das ganze 19. Jahrhundert scheint durch dieses<br />
Leben und Schaffen paradiert zu sein und darin aufgehoben.<br />
eine unheimliche Kraft zur Verwandlung und neuerfindung liegt in<br />
dieser existenz, von der man schon immer sagte, die Welt müsse ihr eine<br />
bühne gewesen sein. Vielleicht war sie ihr aber auch ein buch oder ein<br />
Hörsaal? Das unerhört theatralische, begnadet Selbstinszenatorische<br />
bot dem Meißel der biografischen Zerkleinerer den ersten Angriffspunkt,<br />
und wir lesen über seine öffentlichkeitsverliebte Schauspielernatur bis<br />
zur ermüdung. All das ist auch nicht falsch. Aber es beschreibt nur die<br />
Außenseite einer ästhetischen Haltung, deren gar nicht so romantische<br />
Ganzheit sich unseren blicken entzieht, weil uns geradezu schwindelig<br />
wird von den Lisztschen Metamorphosen. Der Komponist scheint uns<br />
die Wahl zu lassen, in welcher rolle wir ihn haben wollen, auf welcher<br />
bühne, vor welchem Hintergrund. er gab mit erfolg den Pseudo-Ungarn,<br />
Lord byrons Wiedergänger, den vor einem raffael verzückten kunstreligiösen<br />
Pilger oder einen mehr als gut aussehenden Don Juan. ein elementares<br />
verknüpft diese bunte, schier endlose Maskerade: In die äußere<br />
Welt krallt sich seine Kunst immer fest. Man findet kaum einen takt, der<br />
nicht Zeugnis davon ablegte, was sein Schöpfer sah oder las. Die Musik<br />
aber ahmt nicht nach, sie protokolliert einen erkenntnisprozess, und als<br />
staune sie selbst über einen fortschritt, wächst erlebtes oft sehr originell<br />
Mit unstillbarem Hunger nach Erfahrung münzte Liszt die Stationen kultureller<br />
Bildung in musikalische Reflexionen um, zu einem Museum seines<br />
Lebens. So wird z.B. aus der Statue Lorenzo II. de’ Medicis »Il Penseroso«.<br />
in neue formen und Gestalten zusammen. Wer das begreifen möchte,<br />
kann sich nicht zurücklehnen.<br />
treten wir mit Liszt in die neue Sakristei, sehen wir durch seine Augen<br />
die figur Lorenzo II. de Medicis, des unprächtigen Herzogs von Urbino,<br />
gemeißelt von Michelangelo, ein schweigendes rätsel an die nachwelt,<br />
ob dieser Grübler vielleicht Genie verkörpere oder über die Zerstörung<br />
einer Stadt nachsinne, wie Hippolyte taine vermutete. Wie vielschichtig<br />
wart den Helden nach ihrem bilde. 4<br />
5/2011 RONDO 9
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4fängt<br />
Liszts Satz aus den »Années de pèlerinage« diese brütende Gestalt<br />
ein – wenn wir sie denn vor unserem Auge haben. Sonst ist Liszts Genie<br />
vergeudet und der »Penseroso« nicht mehr als ein verschattetes Klavierstück.<br />
So müssen wir uns auf Liszts Spuren machen, wollen wir wirklich<br />
teilhaben an seinem empfinden. Wenn er uns dann oberflächlich vorkommt,<br />
haben wir uns dieses Urteil immerhin redlich erarbeitet. Aber<br />
mit unserem bemühen sinkt diese Gefahr.<br />
Dann aber erkennt man, warum es so erbärmlich ist, in Liszt einen<br />
»Popstar« haben zu wollen. Die Populärkultur will uns die fragen nach den<br />
verborgenen Dingen ersparen. Wer Liszt populär nennt, höhlt ihn aus und<br />
leugnet das unermessliche Geflecht der bezüge in seiner Kunst. ebenso<br />
beleidigt man die Gesellschaftsdamen, die er zur raserei brachte. es waren<br />
elitäre rasereien, eingewoben in die kulturellen Codes einer Oberschicht.<br />
Diese tatsache wird bei den notorischen berichten über Mänaden<br />
auf Devotionalienjagd gerne übergangen. nur wer den »faust« kannte<br />
– und zwar den von Lenau! – wusste um die Szene in der »Dorfschänke«.<br />
nur wer die subtilen Handlungsverästelungen<br />
des »Don Giovanni«<br />
in seinem bewusstsein parat hatte,<br />
konnte die geniale themenmontage<br />
Liszts goutieren, mit der er<br />
sich zum Herrn der Mozartschen<br />
figurenwelt und zum leibhaftigen<br />
Verführer seines Publikums aufschwang.<br />
Und so kann man in Liszts<br />
themenkatalog weiterblättern.<br />
Wer ist »Oberman«, in dessen tal<br />
er sich verliert? Welche Gesänge<br />
inspirierten die »Dante-Sonate«?<br />
»Les préludes« – Vorspiele wozu?,<br />
Fotografie von Franz Liszt im März könnte man auch hier mit Gide<br />
1886, dem Jahr seines Todes<br />
fragen, aber während seine frage<br />
bei Chopin absichtsvoll-rhetorisch<br />
ins Leere zielte, träfe sie hier auf einen literarischen Paten. Lesen Sie Lamartine,<br />
würde Liszt uns raten. Die da<strong>mal</strong>igen kannten ihn vermutlich,<br />
wir nicht. Das ist die unbehagliche Wahrheit, die wir gerne wegwischen<br />
würden.<br />
Das stehende »Programm« dieser Programmmusik ist das Protokoll<br />
einer intellektuellen Selbstvervollkommnung, feurig und eruptiv auf die<br />
bühne gestellt und nach dauernder bestätigung heischend: »Hört, was<br />
ich erworben, lesend und reisend verschlungen habe und für euch ins<br />
riesenmosaik der empfindungskultur des 19. Jahrhunderts einpasse!«<br />
Liszt komponierte einen langen bildungsweg im neuhumanistischen<br />
Geist, auf dem er sich selbst zum Kunstwerk formte und zugleich beflissen<br />
den bildungsbürgerlichen Kanon von Dante bis Goethe abarbeitete.<br />
Man kann das eitel, anmaßend oder naiv finden. Vielleicht zeugte<br />
es auch von der inneren Unsicherheit des Jungen aus raiding. Aber wir<br />
haben nicht das geringste recht, an der <strong>ernsthaft</strong>igkeit dieses Strebens<br />
zu zweifeln.<br />
Allerdings, und da liegt das tiefe Problem, erzählt Liszt seinen bildungsroman<br />
gelegentlich mit schillernd-fragwürdigen Mitteln, mit jenen<br />
triumphal ausladenden Gesten des bühnensiegers, die uns Spätlinge<br />
immer etwas misstrauisch machen. Ist es nicht doch hohles Spiel?<br />
blendet da einer bloß, spielt den byronschen Weltschmerz nur vor, ist<br />
nur religiös der ästhetischen Attitüde, ungarisch nur der Verkleidung<br />
wegen? Dieser Verdacht ist unsere Sünde wider diesen sympathischsten<br />
aller Großen. Dass es aber jenen magischen Prozess geben könnte, der<br />
ein reiches, lauteres inneres Kunstempfinden in eine flammende, weitausholend<br />
großspurige Äußerlichkeit verwandelt, die ebenso wahrhaftig<br />
ist – das glauben wir Liszt nicht mehr. Wäre es nicht eine schöne geburtstägliche<br />
reverenz, wir folgten einem wirklich großen Interpreten<br />
und versuchten es wenigstens?<br />
10 RONDO 5/2011
udolph<br />
Lang Lang<br />
Superstar der<br />
Selbstvermarktung<br />
Da treffen zwei aufeinander: Lang Lang spielt Liszt. technisch stellen<br />
die einst sagenumwobenen fingerbrecher des Ungarn für den Chinesen<br />
keine Herausforderung dar. Und was die Selbstvermarktung<br />
angeht, da scheint Liszt in Lang Lang seinen einzig wahren Adep ten<br />
gefunden zu haben. Doch versteht es der heutige Superstar Lang,<br />
den Kompositionen des seinerzeit als Virtuosen gefeierten Liszt auch<br />
eine Seele zu geben? Dagmar Leischow hat bei einem Interview mit<br />
dem chinesischen Pianisten in Salzburg Maß genommen.<br />
Wenn von seinem Idol franz Liszt die rede ist,<br />
gerät der chinesische Pianist Lang Lang richtig ins<br />
Schwärmen. Vergessen sind die distanziert-professionellen<br />
Phrasen, die er sonst in Interviews<br />
abzuspulen pflegt. es scheint, als kämen Sätze<br />
wie »Liszt hat das Klavierspielen neu definiert.«<br />
wirklich von Herzen. Dieser Komponist, doziert<br />
er, sei wie ein charismatischer rockstar gewesen:<br />
»Seine Zeitgenossen haben ihn als gigan tische<br />
One-Man-Show empfunden, denke ich.«<br />
Ähnliches ließe sich auch über Lang Lang selbst<br />
sagen, der längst nicht mehr allein als Künstler<br />
vermarktet wird, sondern als Musiker mit entertainerqualitäten.<br />
er kriegt lukrative Werbeverträge<br />
angeboten, tritt bei »Wetten, dass…?« auf,<br />
im Weißen Haus oder bei den Olympischen Spielen.<br />
Womöglich wird es eines tages sogar einen<br />
film über ihn geben, angelehnt an Ken russels<br />
Streifen »Lisztomanie« aus den 70er Jahren. eine<br />
Idee, die der 29-Jährige eher irritierend findet:<br />
»Liszt war ein Jahrhundertgenie. Ohne Zweifel<br />
werde ich mich nie mit ihm messen können.«<br />
Man hört ihn viel von der Lisztschen Geniali tät<br />
sprechen. Als Pianist, Komponist und Dirigent sei<br />
dieser gleichermaßen begnadet gewesen: »So talentiert<br />
bin ich leider nicht.« Gut, komponiert hat er<br />
auch schon, in bescheidenerem Maße natürlich:<br />
»Meine fähigkeiten auf diesem Gebiet lassen sich<br />
mit meinem talent beim tischtennis messen: Sie<br />
sind okay, mehr nicht.« Und wie sieht es mit dem<br />
Dirigieren aus? ein Studium in dieser rich tung<br />
hätte Lang Lang durchaus gereizt. einziges Problem:<br />
er hatte so gar keine Zeit dafür – »Das Klavierspielen<br />
hat mich schon genug gefordert.«<br />
tatsächlich war er ein typisches Wunderkind.<br />
Wie Liszt. beide wurden von ihren tyran-<br />
nisch-überehrgeizigen Vätern zu permanenten<br />
Höchstleistungen angetrieben. Ständig standen<br />
sie unter Leistungsdruck, ihr Leben war geprägt<br />
von harter Arbeit. Lang Langs Vater wollte seinen<br />
Sohn sogar umbringen, als dieser seine erwartungen<br />
nicht erfüllen konnte. So schildert<br />
es der Pianist jedenfalls in seiner Autobiografie.<br />
<strong>Jetzt</strong> tut er so, als würde ihm das nichts mehr<br />
ausmachen, und sagt ganz trocken: »Die bösen<br />
Ob als vielfliegender Markenbotschafter für den<br />
Learjet des Flugzeugherstellers Bombardier …<br />
Geschichten aus meiner Vergangenheit habe ich<br />
längst verdrängt. Ich lasse nur die schönen erinnerungen<br />
zu.«<br />
trotzdem fragt man sich: Wieso hat Lang nie<br />
rebelliert? »Weil ich Musik abgöttisch liebe«, antwortet<br />
er und klingt so, als dulde er da keinen Widerspruch.<br />
Womöglich hätte Liszt diese Aussage<br />
auch für sich gelten lassen. Jedoch fand er eine<br />
Möglichkeit, seinen beruf und Privates aufs Angenehmste<br />
zu verbinden. Zahlreiche Affären soll<br />
der Abbé gehabt haben, heißt es. Lang Lang indes<br />
ist kein frauenheld, er reist meist mit seiner Mutter.<br />
Sie hat ihn nach Salzburg begleitet, wo er Liszts<br />
erstes Klavierkonzert spielen wird. er nahm es<br />
für seine CD »Liszt: My Piano Hero« auf, mit anderen<br />
Werken seines Lieblingskomponisten. bei<br />
temporeichen Stücken wie »La campella« nutzt<br />
er die Gelegenheit, seine ungeheure Schnelligkeit<br />
vorzuführen. Wenn es aber ruhiger wird, bleibt<br />
die emotionalität im ungewissen Halbdunkel.<br />
Dabei versichert Lang Lang, er würde jedes Liszt-Werk<br />
extrem langsam einstudieren, quasi im<br />
Zeitlupentempo. Während er das erzählt, wirft<br />
er Kieselsteinchen in den Garten hinter der Villa<br />
emslieb. Auch mit 29 wirkt er fast noch ein bisschen<br />
kindlich. Ab und zu nippt er an seiner Cola,<br />
sonst redet er mit ausladenden Gesten. Wie ein<br />
auf effekt getrimmter Alleinunterhalter. Je länger<br />
man ihn beobachtet, desto undenkbarer erscheint<br />
es, dass der brave Lang Lang mit dem wilden<br />
Liszt auf einer Wellenlänge gelegen hätte.<br />
Doch Zweifel diesbezüglich wischt er beiseite<br />
und <strong>mal</strong>t sich ein treffen in den schönsten farben<br />
aus: »Ich hätte Lust, bei Liszt eine Klavierstunde<br />
zu nehmen. Alles Weitere würde sich dann von<br />
selbst ergeben.«<br />
… beim Geburtstagskonzert in Essen 2010, oder einfach bei jedem Podiumsauftritt: Lang Lang ist ein<br />
Selbstvermarkter, der die Grenzen zwischen seiner Kunst und seiner Person unscharf lässt.<br />
Neu erschienen:<br />
Lang Lang, Wiener Philharmoniker,<br />
Valery Gergiev<br />
Liszt – My Piano Hero<br />
Sony 88697 891412<br />
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der beiliegenden RONDO CD #47 Titel 10<br />
5/2011 RONDO 11
Eine faszinierende Vorkämpferin für historisch inspirierte Klangwelten: Die Pianistin und Cembalistin Wanda Landowska auf dem Gut von Leo Tolstoj (r.),<br />
1904 an einem Klavier (l), im Eingang zu ihrem Temple de la Musique Ancienne (2.v.l.) und ganz selbstreflexiv beim Anhören eigener Aufnahmen 1955 (2.v.r).<br />
Wanda Landowska<br />
Kampfgeist auf Samtsohlen<br />
Am 24. September 1911 lud die Leipziger neue bachgesellschaft medienwirksam zu einem »Duell«<br />
in den Konzertsaal des Hotels fürstenhof in eisenach: Zu hören waren Werke von bach, im Wechsel<br />
gespielt auf einem modernen Klavier und einem Cembalo. Die Herausforderin an dem für überholt<br />
geltenden Kielflügel war Wanda Landowska. Das bachhaus eisenach hat der Polin, die hartnäckig<br />
für die renaissance des Cembaloklangs kämpfte, eine sehenswerte Ausstellung gewidmet. Carsten<br />
niemann hat sie für rondo besucht.<br />
Die 32-jährige Polin galt als eine der musikalisch interessantesten Verfechterinnen<br />
der Wiederbelebung des Cembalos, eines fast vergessenen Instruments,<br />
von dem es hieß, dass es wegen seines »zwirnsmäßigen« tons »für<br />
das einigermaßen ästhetisch gebildete Ohr auf die Dauer unerträglich« sei.<br />
Doch Landowska, die bereits vor tolstoi, rodin und Albert Schweitzer gespielt<br />
und erste Aufnahmen des Instruments auf Walzen gemacht hatte,<br />
gewann das Duell haushoch und sollte kurz darauf zum ersten Star des<br />
Cembalos der neuzeit werden.<br />
Hundert Jahre später ist die Landowska nun wieder in eisenach: als Gegenstand<br />
einer jener kleinen aber feinen Kabinettaustellungen, mit denen<br />
Eine sehens- und hörenswerte Ausstellung hat das Bachhaus Eise nach der<br />
polnischen Musikerin 100 Jahre nach ihrem Besuch vor Ort gewidmet.<br />
sich das bachhaus in den letzten Jahren profiliert hat. Die Schau, die von<br />
Martin elste akribisch recherchiert und liebevoll mit Objekten aus Landowskas<br />
nachlass eingerichtet wurde, reduziert die Künstlerin nicht auf<br />
ihre rolle als »Pionierin des Cembalos«. Objekte und Dokumente zeichnen<br />
vielmehr das bild einer vielseitigen Ausnahmekünstlerin, die der historischen<br />
Aufführungspraxis zwar die türen öffnete, aber letztlich eine<br />
höchst individuelle Auseinandersetzung mit bach und der Alten Musik<br />
verfolgte. Dies sieht man nicht zuletzt an Landowskas Cembalo: Das türkisfarbene<br />
Instrument mit den sieben Pedalen, das die firma Pleyel 1912<br />
12 RONDO 5/2011<br />
nach ihren Wünschen angefertigt hatte, unterscheidet sich deutlich von<br />
den Instrumenten der bachzeit.<br />
Geheimnisse über Landowskas bühnenausstrahlung und Spieltechnik<br />
verraten die neben dem Instrument ausgestellten Samtschläppchen: Auf<br />
ihnen konnte die kurzsichtige Interpretin nicht nur effektvoll in den Saal<br />
gleiten; sie dienten ihr auch dazu, unmerklich von Pedal zu Pedal zu wechseln<br />
und fließende Übergänge zwischen einer Vielzahl von registern herzustellen.<br />
effekte, die auf bachs Instrumenten so nicht möglich gewesen<br />
wären. Auch der nach Plänen von Landowska erbaute »temple de la Musique<br />
Ancienne« in Saint-Leu-la-forêt bei Paris war alles andere als eine<br />
rekonstruktion des Vergangenen, sondern ein bau der klassischen Moderne<br />
mit lichtem Glasdach, in dem die Künstlerin von 1927 bis zu ihrer<br />
emigration in die USA Meisterklassen, Konzerte und Vorlesungen veranstaltete<br />
sowie Aufnahmen produzierte. Dass Wanda Landowska von ihren<br />
Gegnern nichtsdestotrotz »Musealität« vorgeworfen wurde, gehört zu den<br />
vielen Paradoxien ihres öffentlichen Wirkens, das in seinen widersprüchlichen<br />
facetten erst noch zu entdecken ist.<br />
»Erinnerungen an Wanda Landowska«.<br />
Sonderausstellung, bis zum 13. november 2011, 10 – 18 Uhr,<br />
bachhaus eisenach – www.bachhaus.de<br />
Martin Elste: »Die Dame mit dem Cembalo.<br />
Wanda Landowska und die Alte Musik. Bilder und Texte«,<br />
Schott Verlag, Mainz 2010, 240 Seiten, 39,95 eUr<br />
Neu erschienen:<br />
Wanda Landowska – Le Temple de la<br />
Musique Ancienne.<br />
Aufnahmen und Dokumente.<br />
Paradizo/harmonia mundi PA0009<br />
DG/Universal 4779634<br />
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der beiliegenden<br />
RONDO CD #47 Titel 12<br />
Institur für Musikforschung, Library of Congress
Ingolf Wunder<br />
Der Saitenwechsler<br />
Als Ingolf Wunder von der Violine auf das Klavier wechselte, war er<br />
vierzehn. Und aus der bürgerlichen Musikausbildung wurde eine<br />
Profikarriere im Schnelldurchlauf. Vorläufiger Höhepunkt: der zweite<br />
Preis beim Warschauer Chopin-Wettbewerb im Jubiläumsjahr 2010.<br />
RONDO: Sie waren ein pianistischer Spätstarter?<br />
Ingolf Wunder: Ganz spät, mit 14. Ich hatte davor<br />
nie richtig Klavier gespielt, nur Geige. es war<br />
nie geplant, dass ich ein Profi-Musiker würde. Die<br />
richtige Arbeit an einem thema, nämlich Chopin,<br />
hat erst ende 2008 begonnen.<br />
RONDO: Wie kam das?<br />
Wunder: Ich war 2005 schon ein<strong>mal</strong> beim Chopin-Wettbewerb<br />
in Warschau, in jugendlichem<br />
Sturm und Drang; der Hauptgrund, warum ich<br />
das finale nicht erreicht habe, war, dass ich das<br />
Andante spianato und Grand Polonaise viel zu<br />
schnell gespielt habe. Ich habe da<strong>mal</strong>s Chopin<br />
noch nicht so richtig verstanden. ende 2008<br />
wollte ich dann an Chopin arbeiten, und ich habe<br />
da<strong>mal</strong>s Adam Harasiewicz gefragt, ob er mir helfen<br />
würde. Wir verstehen uns menschlich sehr<br />
gut, er ist ein richtiger freund; ich bin jemand,<br />
der eine persönliche beziehung braucht. Wenn<br />
ich einen Menschen nicht leiden kann, kann ich<br />
auch nicht von ihm lernen.<br />
RONDO: Wie würden Sie sich denn generell einordnen.<br />
eher als einen »notenfresser« wie richter<br />
oder als einen der Spezialisten wie Harasiewicz?<br />
Wunder: Also ich bin schon eher in der Spezialistengruppe.<br />
Allerdings sind meine Interessen<br />
zu breit, um bei Chopin zu bleiben. Spezialistentum<br />
eher im Sinne von Michelangeli, der mich<br />
fasziniert, auch wenn ich nicht alles von ihm<br />
mag. Sein repertoire war limitiert, aber was er<br />
gespielt hat, war exzellent und in diese richtung<br />
will ich gehen, weil es für mich sehr wichtig ist,<br />
mich mit einem Werk lange und intensiv zu beschäftigen,<br />
bevor ich auf die bühne gehe; aber ich<br />
kann dann versichern, dass das resultat gut sein<br />
wird – nicht nur gut, sondern exzellent.<br />
RONDO: Heutzutage nicht gerade ein Alleinstellungsmerk<strong>mal</strong>.<br />
Wunder: es ist natürlich schwierig in der klassischen<br />
Musik heute. es gibt sehr viele Leute, die<br />
perfekt Klavier spielen können und manch<strong>mal</strong><br />
ist es eben schade, dass es auf die künstlerischen<br />
Werte nicht mehr so ankommt, weil auch die<br />
nachfrage danach nicht mehr so stark ist, wie es<br />
früher ein<strong>mal</strong> war. Der Geschmack der Leute hat<br />
sich verändert. es gibt so Wenige, die wirklich hören<br />
können. Wie bei gutem Wein braucht man<br />
viel erfahrung, um das selbst zu spüren.<br />
RONDO: Wie kann man den rest erreichen?<br />
Wunder: Jedes Konzert sollte ein ereignis sein,<br />
aus meiner Sicht. Deswegen hab ich Horowitzkonzerte<br />
auch so geliebt. Ich mag einfach die alte<br />
tradition Klavier zu spielen und hoffe, dass wir<br />
irgendwie dahin zurückkommen.<br />
RONDO: Und wie könnte das gelingen?<br />
Wunder: Ich kann nichts anderes machen als<br />
meinen Musikgeschmack aufs Klavier zu bringen.<br />
Musikalisch hatte ich als Student sehr viele<br />
Gegner, weil ich mir eine eigene Meinung geleistet<br />
habe, und das kommt meistens nicht so gut<br />
an. Deswegen sind der Chopin-Wettbewerb und<br />
alles, was jetzt passiert, irgendwie auch eine bestätigung,<br />
dass ich auf dem richtigen Weg bin.<br />
Interview: Mathias Kornemann<br />
Neu erschienen:<br />
Ingolf Wunder – Chopin-Recital<br />
Klaviersonate nr. 3 h-moll, Polonaise nr. 7,<br />
ballade nr. 4, u. a.<br />
DG/Universal 4779634<br />
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der beiliegenden RONDO CD #47 Titel 4<br />
5/2011 RONDO 13<br />
!"#$%&'()*'(+$%,-"..$%<br />
."-%#(-/+'"01$+%<br />
23$+4$5&5#&)*+(6-<br />
Mit triumphalen Erfolgen feiert die Sopranistin<br />
Chen Reiss ihre internationalen Auftritte. Ein<br />
weiteres Highlight ihrer Gesangskunst gibt sie<br />
mit ihrer Debüt-CD bei Onyx. Sie singt Arien von<br />
Mozart, Haydn, Salieri und Cimarosa. Geheime<br />
Lebens- und Liebesbeziehungen auf der Bühne<br />
und versteckte und hochinteressante Beziehungen<br />
zwischen Komponisten werden hier aufgedeckt:<br />
Liaisons.<br />
!"#$%&#'((%')%*+$,#&-<br />
20.10.2011 HAMBURG, Laeiszhalle: Liederabend,<br />
Klavier: Alexander Sch<strong>mal</strong>cz<br />
www.chenreiss.com<br />
www.onyxclassics.com<br />
!"#"$"%"&"'""$"&"(")"*"!"+","%"-"$<br />
,./01234534"*64.113"789:";
Klassik im Radio oder<br />
Klassik Radio?<br />
Der öffentlich-rechtliche rundfunk zerreißt sich zwischen dem hehren Anspruch auf Kulturvermittlung<br />
und den Hörgewohnheiten seiner nutzer. Kommerzielle Kuschelklassikwellen pflegen für ihre<br />
Werbekunden eine große Hörerschicht, die Lust auf Lifestyle statt Lehrstunde hat. für den Versuch einiger<br />
Programmchefs, sich diesem trend anzupassen, gab es kräftig Schelte von der bildungsbürgerfront,<br />
allen voran dem Verein »Das ganze Werk«. Die sahen darin den Auftrag der öffentlich finanzierten<br />
und daher werbeunabhängigen Sender verfehlt. Doch ganz ohne rücksicht auf die Quote geht<br />
es auch hier nicht. Udo badelt hat für rOnDO mit Journalisten, Programmverantwortlichen und Verfechtern<br />
der Sache gesprochen. brucknersinfonie oder Häppchenstrecke, wer gewinnt?<br />
W<br />
ie bringt man dem Hörer eine<br />
Zeit nahe, die 500 Jahre her ist?<br />
Als das berliner bode-Museum<br />
die Ausstellung »Gesichter der<br />
renaissance« eröffnete, widmete das Kulturradio<br />
vom rundfunk berlin-brandenburg (rbb) dieser<br />
fernen epoche einen ganzen tag – mit Musik von<br />
Palestrina, Orlando di Lasso, Josquin Desprez<br />
oder John Dowland, mit geistlicher polyphoner<br />
Vokalmusik, Madrigalen und den<br />
Klängen von Laute, Viola da gamba<br />
und Schalmei. Aber auch mit Gesprächen<br />
über Dante, das essen<br />
in der renaissance, die<br />
Schande, dass heute niemand<br />
mehr Latein spricht und die<br />
frage, was renaissance mit<br />
Lifestyle zu tun hat, sprich:<br />
ein bunter renaissance-teller,<br />
auf dem die Musik keineswegs<br />
die einzige Zutat ist.<br />
ein thementag, der ziemlich<br />
genau dem Profil heutiger öffentlich-rechtlicherKultursender<br />
entspricht: möglichst<br />
breit gefächert, locker, kurzweilig,<br />
auch ein bisschen ernst,<br />
aber nicht zu viel, ausgewogen,<br />
niemanden überfordernd.<br />
früher war das anders. Da saßen<br />
Musikliebhaber zu einer bestimmten<br />
Uhrzeit auf dem Sofa, weil sie genau<br />
wussten, wann ihre Lieblingssendung begann.<br />
Und hörten sich eine Mahler- oder bruckner-Sinfonie<br />
an, alle Sätze, von Anfang bis ende. Das macht<br />
heute niemand mehr, und es geht auch nicht, weil<br />
die Werke oft nicht mehr vollständig gesendet werden<br />
– zumindest nicht von diesen Komponisten,<br />
zumindest nicht tagsüber. Ganz kritiklos vollzog<br />
sich der Wandel nicht. 2004 entstand in Hamburg<br />
die Initiative »Das ganze Werk«, die da<strong>mal</strong>s viel resonanz<br />
fand. Denn auf dem Spiel stand, so schien<br />
es, das kulturelle erbe des Abendlandes: Die Sender,<br />
vor allem der norddeutsche rundfunk, wür-<br />
14 RONDO 5/2011<br />
Ein weiter Weg<br />
vom Röhren-Radio …<br />
den die thematische Verwobenheit von Sinfonien,<br />
Sonaten und Konzerten zerstören, indem<br />
sie nur noch isolierte einzelsätze spielten, durchsetzt<br />
von seichter und anbiedernder Moderation<br />
ohne Inhalt. Das Werk, wie der Komponist es geschaffen<br />
hat, verschwinde vom tagesprogramm.<br />
ein Kotau sei das, ohne not und in voraus-<br />
eilendem Gehorsam, vor den kommerziellen<br />
Sendern, die diese entwicklung in Gang<br />
gesetzt haben – allen voran Klassik radio, ein auf<br />
maxi<strong>mal</strong>e entspannung getrimmter privater Sender.<br />
»früher kam es nicht vor, dass man<br />
peinlich berührt feststellte: Der Moderator<br />
ist nicht kompetent.«<br />
Claus Köppel ist Arzt am berliner Wenckebach-<br />
Klinikum. er spielt selbst Cembalo und Orgel,<br />
organisiert regelmäßig Konzerte für seine Patienten<br />
und hat die berliner Sektion von »Das ganze<br />
Werk« mitbegründet. nicht nur mit der Struktur,<br />
sondern auch mit dem Inhalt des Programms vom<br />
rbb Kulturradio hat er ein Problem. »früher wurden<br />
selbst seltene Werke häufiger gesendet und<br />
qualifiziert besprochen«, sagt er. »es wäre nicht<br />
vorgekommen, dass namen falsch ausgesprochen<br />
werden und dass man peinlich berührt merkt: Der<br />
Moderator ist nicht kompetent«.<br />
Ihm sekundiert theodor<br />
friedrich. Der pensionierte Lehrer<br />
war die treibende Kraft der<br />
Initiative in Hamburg. »natürlich<br />
hat sich das Hörverhalten<br />
verändert, alles ist schneller geworden.<br />
Aber sollten die Sender<br />
mit öffentlichem Auftrag nicht<br />
gerade deshalb auf entschleunigung<br />
und Konzentration setzen?«,<br />
fragt er. es half nichts.<br />
nach zwei erfolglosen eingaben<br />
beim nDr-rundfunkrat hat<br />
die Initiative 2010 ihre tätigkeit<br />
eingestellt. Die Webseite ist noch<br />
online, als »Mahn<strong>mal</strong> für die Unwilligkeit<br />
des nDr zum konstruktiven<br />
Dialog« und als »Denk<strong>mal</strong><br />
für die kulturinteressierten<br />
radiohörer in norddeutschland«.<br />
theodor friedrich glaubt trotzdem,<br />
dass nicht alles vergebens war: »Wir haben<br />
damit Schlimmeres verhindert.« Und sogar etwas<br />
Konkretes bewirkt, nämlich die einführung<br />
von Sonntagskonzerten auf nDr Kultur, in denen<br />
zwei Stunden lang ganze Werke gespielt werden.<br />
Wer hat die Umwälzung in der Kulturradio-<br />
Landschaft in Gang gesetzt? befriedigt sie eine<br />
nachfrage, oder schafft sie diese nachfrage überhaupt<br />
erst? Passen sich die Sender den veränderten<br />
Gewohnheiten der Hörer an oder sind es die Sender<br />
selbst, die diese Gewohnheiten verändern? Die<br />
Wahrheit liegt wahrscheinlich, wie so häufig, in<br />
der Mitte. beide Phänomene beeinflussen sich gegenseitig.<br />
Im Online-Zeitalter werden alle Lebensabläufe<br />
schneller, die Geduld nimmt ab, die beloh-
nung muss immer rascher verfügbar sein, und da<br />
dieses bedürfnis auch befriedigt wird, nimmt es<br />
noch zu.<br />
»Selbst wenn man das ganze Werk<br />
spielte, es würde niemand mehr vollständig<br />
anhören.«<br />
Das kann man kulturpessimistisch kritisieren,<br />
muss es aber nicht. Christoph Stölzl tut es nicht.<br />
Der ehe<strong>mal</strong>ige berliner Kultursenator und derzeitige<br />
Präsident der Hochschule für Musik »franz Liszt«<br />
in Weimar findet die Möglichkeiten, die das<br />
Internet bietet, toll: »Schauen Sie sich die Schnipsel<br />
auf Youtube an. Die haben klassischer Musik zu einer<br />
neuen Popularität bei Jugendlichen verholfen.<br />
Das ist wunderbar.« Seine Position: es sei kein Verlust,<br />
wenn »das ganze Werk« nicht mehr gespielt<br />
wird. Das wurde es in der Vormoderne, etwa zu<br />
Mozarts Zeit, auch nicht, wie die forschung anhand<br />
historischer Konzertprogramme herausgefunden<br />
hat. Geniekult, Kunst als religionsersatz,<br />
komplette Werke als fetisch: Das sei alles eine erfindung<br />
des 19. und 20. Jahrhunderts. Heute höre<br />
man nach dem Zufallsprinzip radio. »Selbst wenn<br />
Sie das ganze Werk spielen, es würde sich niemand<br />
mehr vollständig anhören«, so Stölzl.<br />
Auch Sebastian baumgarten<br />
hört nicht regelmäßig radio,<br />
sondern nur dann, wenn er<br />
Auto fährt. nur dann findet<br />
der 42-jährige regisseur,<br />
der gerade in bayreuth den<br />
»tannhäuser« in biogasanlagen<br />
gesteckt hat, die Zeit<br />
»für eine andere Gründlichkeit,<br />
die eigentlich<br />
nicht mehr in unsere Zeit<br />
passt, für eine gedankliche<br />
fortsetzung von Motiven«.<br />
Auch er hat beobachtet,<br />
dass alles immer schneller<br />
passiert, auch im theater, wo<br />
Inszenierungen von nur noch<br />
80 oder 90 Minuten Länge immer<br />
populärer werden. Wirklich kritisieren<br />
mag er es nicht: »Ob es früher anders war, ob<br />
man da<strong>mal</strong>s mit einem Glas rotwein und einer<br />
Zigarre im Sessel saß und romane las, das weiß<br />
ich nicht. Ich glaube, das ist ein sehr romantisch<br />
gefärbtes bild.«<br />
»Wenn ein Hörer einschaltet, will er hören,<br />
was für seinen Sender typisch ist.«<br />
Wilhelm Matejka wirkt wie ein zufriedener Mann.<br />
Der Wiener, der 1987 beim da<strong>mal</strong>igen Sfb anfing,<br />
ist Programmchef beim rbb Kulturradio, gegen das<br />
sich die Kritik der Initiative »Das ganze Werk« gerichtet<br />
hat. Aber die jüngste Medienanalyse hat<br />
ihm ausgezeichnete Quoten bescheinigt. »Ich gehöre<br />
nicht zu denen«, sagt er, »die ihr Publikum<br />
beschimpfen.« Die Aufmerksamkeit beim radi-<br />
ohören sei nun <strong>mal</strong> episodisch. es habe lange gedauert,<br />
bis man das begriffen habe. »früher gab<br />
es Kästchensendungen für Schüler, für Chormusik,<br />
für theologie – in der erwartung, dass jeder<br />
Hörer genau dann einschaltet, wenn die Sendung<br />
kommt, die ihn interessiert.« Aber das habe sich<br />
irgendwann als Illusion erwiesen, und heute gelte:<br />
»Wann immer der Hörer einschaltet, will er etwas<br />
hören, was für seinen Lieblingssender typisch ist.«<br />
ein Wunsch, den die Programmmacher zu erfüllen<br />
versuchen.<br />
Zur Zeit gibt es acht Sender in Deutschland, die<br />
hauptsächlich klassische Musik spielen: br-Klassik<br />
(bis 2009 bayern 4 Klassik), rbb Kulturradio,<br />
WDr 3, nDr Kultur, MDr figaro, Sr 2, SWr 2<br />
und Hr 2, dazu kommen Deutschlandfunk und<br />
Deutschlandradio Kultur. Der bayerische rundfunk<br />
sticht heraus. Denn br-Klassik ist das einzige<br />
Klassik-Vollprogramm, während alle anderen<br />
Sender Mischprogramme haben, zwar mit einem<br />
erheblichen Klassikanteil, aber eben auch mit anderen<br />
themen.<br />
In München hat man dafür den reinen Wortsender<br />
bayern 2. Auch finanziell ist man dort<br />
vergleichsweise gut ausgestattet, was sich gleich<br />
in zwei Orchestern nieder-<br />
schlägt: dem Symphonieorchester<br />
des bayerischen rundfunks, das als bestes<br />
seiner Art in Deutschland gilt, und dem Münchner<br />
rundfunkorchester, dazu kommt noch der<br />
Chor des bayerischen rundfunks. Außerdem existiert<br />
ein relativ üppiger Produktionsetat für CD-<br />
Aufnahmen. Sie entstehen nicht im Konzertsaal,<br />
sondern im Studio und kommen im eigenen Label<br />
»br-Klassik« heraus.<br />
Das Sendeschema ist dennoch bei allen Sendern<br />
ähnlich: tagsüber muss das Programm schlank,<br />
kleinteilig und durchlässig sein. nach 20 Uhr haben<br />
dann auch ganze Werke eine Chance. »Am<br />
Abend hört vor allem der harte Kern der Klassik-fans«,<br />
sagt Oswald beaujean, leitender Programmredakteur<br />
bei br-Klassik. »Morgens um<br />
sieben können Sie hingegen niemanden mit der<br />
7. von bruckner bombardieren.« Die gleichwohl<br />
bei ihm auch laufen kann, nämlich in der »Symphonischen<br />
Matinee« sonntags um Zehn.<br />
»Das war weihevoll, würdevoll, zelebrierend,<br />
belehrend. Und es ist vorbei.«<br />
Uwe friedrich ist Kritiker und freier Journalist<br />
bei Deutschlandradio Kultur. für ihn besteht der<br />
größte Unterschied zur radiokultur der 60er<br />
und 70er Jahre in der geänderten Ansprechhaltung<br />
der Moderatoren: »Die ist viel entspannter<br />
geworden. Wer heute noch sagt ›Wir blicken für<br />
Sie jetzt auf die große goldene Studiouhr. beim<br />
nächsten Gongschlag ist es 19 Uhr, und Sie hören<br />
die Jupitersinfonie von Mozart‹, macht sich<br />
komplett lächerlich.« Ins gleiche Horn stößt Axel<br />
Linstädt, Programmbereichsleiter von br-Klassik:<br />
»Das war weihevoll, würdevoll, zelebrierend, belehrend.<br />
Und es ist vorbei. Heute spricht ein Moderator<br />
auf Augenhöhe mit dem Hörer, wobei er<br />
dabei natürlich immer kompetent sein muss.« Und<br />
Armin Köhler, Spezialist für neue Musik beim<br />
SWr, meint: »Man kann Qualität auch anders präsentieren<br />
als über eine akademische Vorlesung.<br />
Wir haben hervorragende Musikwissenschaftler,<br />
aber die können keine<br />
rundfunksendungen machen,<br />
weil sie nicht radiofon<br />
denken. Das<br />
haben sie nicht gelernt.«<br />
Wie geht es weiter?<br />
Werden die Kultursenderirgendwann<br />
von Klassik<br />
radio nicht mehr<br />
zu unterscheiden<br />
sein, nur noch Lounge-<br />
und filmmusik<br />
senden und in gebührenfinanzierterbedeutungslosigkeitverschwinden?<br />
Wohl kaum.<br />
… zum top-modernen<br />
Internet-Empfänger<br />
es wird auch künftig ein<br />
Publikum für anspruchsvolles<br />
Kulturradio geben.<br />
Die Grenzen zwischen den Medien könnten aber<br />
stärker als bisher fallen. Das Stichwort lautet »trimedialität«:<br />
die immer stärkere Verzahnung von<br />
radio, tV und Internet. Schon jetzt können viele<br />
Sendungen online nachgehört werden. Armin<br />
Köhler allerdings warnt: »Die Kulturprogramme<br />
müssen aufpassen, dass sie weiterhin Zugang zu<br />
den technischen neuerungen haben und nicht abgehängt<br />
werden, etwa bei der frage, wie schnell<br />
ein Video abgespielt werden kann«. Axel Linstädt<br />
von br-Klassik sieht das grundsätzlich aber ganz<br />
gelassen: Kein Medium sei je durch ein anderes<br />
vollständig verdrängt worden. »Wenn es uns gelingt,<br />
unverzichtbar zu bleiben, haben wir selbstverständlich<br />
eine Zukunft.«<br />
5/2011 RONDO 15
Magazin<br />
neuerscheinungen auf CD<br />
UnD eS WArD LICHt!<br />
es war nur eine frage der Zeit, wann man erkennen musste, dass Klerus<br />
und Hochadel nicht die Wahrheit und Weisheit gepachtet hatten. So wagte<br />
Ausgang aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit: Das geistige Licht der<br />
Aufklärung erleuchtete das 18. Jahrhundert auch musikalisch.<br />
HerrLICH trOCKeneS VIrtUOSentUM<br />
Die »rotkäppchen«- und die »Seemöwen-etüde«, die »Improvisationen«<br />
über themen von Arenksy, Glazunov und taneyev, und natürlich die »Préludes«,<br />
die »fantasiestücke«, die »Corelli-Variationen«, die beiden Klaviersonaten<br />
– für rachmaninoffs Soloklavierwerk braucht der Hörer starke<br />
nerven, und der Interpret natürlich sowieso.<br />
Die hat der deutsch-amerikanische Pianist Michael<br />
Ponti, geboren 1937 in freiburg/breisgau,<br />
ohne Zweifel. er zog jahrzehntelang mit einem<br />
repertoire durch die Konzertsäle, das später<br />
Marc-André Hamelin von ihm geerbt zu haben<br />
scheint: Die halsbrecherische Virtuosenliteratur<br />
des 19. und 20. Jahrhunderts hatte<br />
es ihm angetan, und er spielte sie, weil er es<br />
eben konnte – und weil er etwas damit zu sa-<br />
Michael Ponti spielt einen<br />
Secco-Rachmaninoff<br />
16 RONDO 5/2011<br />
gen hatte. Giftende Kritiker störten ihn darum<br />
nicht, er liebte es sogar, zu polarisieren.<br />
Hören wir heute seine sechs rachmaninoff-<br />
CDs, die er in den siebziger Jahren eingespielt hat, dann erfreuen wir uns<br />
an der Kantigkeit seines Spiels: er benutzt das Pedal sparsam, lässt virtuose<br />
Kaskaden oft atemberaubend »secco« in die Klaviatur hinein explodieren.<br />
er gestaltet nicht oberflächlich gefällig, sondern eigenwillig. nie<strong>mal</strong>s<br />
soßt und sülzt er, immer ist er bedacht auf transparenz nicht zuletzt<br />
auch beim Vermitteln der strukturellen tiefe des Satzes. rachmaninoff<br />
hätte das sicher gefallen, denn er selbst spielte seine Musik ungeheuer<br />
nüchtern, manch<strong>mal</strong> fast beiläufig. beiläufigkeit war freilich ein Privileg<br />
des schüchternen und skrupulösen Komponisten<br />
selbst; sie kann und soll nicht nachgeahmt<br />
werden, sie wird es auch nicht von<br />
Michael Ponti: er gibt der Musik rachmaninoffs<br />
im erklingen exakt das Gewicht, das<br />
ihr ohne Zweifel zusteht. mw<br />
Rachmaninoff, Complete Piano Music;<br />
Michael Ponti – 6 CDs,<br />
Musical Concepts/Musikwelt MC 198<br />
man ende des 17. Jahrhunderts den aufrechten Gang, erprobte der bürger<br />
seine Selbstständigkeit in Denken und Handeln. ein Jahrhundert lang dauerte<br />
diese epoche der »Aufklärung« an. bis die Gräueltaten im nachrevolutionären<br />
frankreich und napoleons Staatsstreich von 1799 sie wieder<br />
beendeten. Dieses Zeitalter der Mündigkeit und befreiung aus alten Mustern<br />
spiegelte sich natürlich auch in der Musik wider. Und genau diesen<br />
Geist fängt die 30 CD-box »18. Jahrhundert: die Zeit der Aufklärung« ein.<br />
Die Geburt der Instrumentalformen Sonate, Sinfonie und Streichquartett<br />
stehen endgültig für eine emanzipation von der übermächtigen Kirchenmusik,<br />
aber auch für das Aufblühen jenes öffentlichen Konzertwesens, wie<br />
wir es heute kennen. für all diese spannenden und grenzübergreifenden<br />
Umbrüche hat man hier glücklicherweise nicht auf beispielhafte Häppchen<br />
gesetzt. Das französische Label harmonia mundi dokumentiert die einzelnen<br />
Stationen der Aufklärung vielmehr ausschließlich mit kompletten<br />
Werken in top-einspielungen. Das freiburger barockorchester, Cembalist<br />
Christophe rousset, Pianist Andreas Staier und das Jerusalem Quartett<br />
spannen da den Instrumentalbogen von Couperin über Haydn bis zu beethovens<br />
9. Sinfonie. Und unter den Opern-<br />
Gesamteinspielungen findet sich nicht nur<br />
»Castor & Pollux« von rameau (mit William<br />
Christie), sondern auch Mozarts Plädoyer<br />
gegen adlige Vorrechte: »figaros Hochzeit«<br />
(mit rené Jacobs). gf<br />
»18. Jahrhundert: die Zeit der Aufklärung«<br />
– 30 CDs, harmonia mundi HMX<br />
2908601.30<br />
LennIe UnD DIe SInfOnIen<br />
Im Oktober 2010 jährte sich Leonard bernsteins todestag zum 20. Mal.<br />
Sony hat da<strong>mal</strong>s zu diesem Anlass eine limitierte »Symphony edition«<br />
herausgebracht, die in rekordzeit ausverkauft war, weshalb es in diesem<br />
Herbst eine zweite,<br />
ebenfalls limitierte<br />
Auflage dieser Hommage<br />
an einen der<br />
Hausgötter des Labels<br />
gibt. Auf 60 CDs sind<br />
alle sinfonischen CbS-<br />
Aufnahmen zusammengefasst,<br />
die Lennie<br />
mit ›seinen‹ new<br />
Yorker Philharmonikern<br />
zwischen 1953<br />
und 1976 (als er zur DG<br />
Testament auf 60 CDs: Leonard Bernstein, das<br />
New York Philharmonic, die Sinfonie.<br />
wechselte) eingespielt<br />
hat. neben den kompletten<br />
Zyklen von be-<br />
ethoven, brahms, Mahler, Schumann, Sibelius, tschaikowsky und seiner<br />
eigenen Sinfonien finden sich in dieser repräsentativen box im LP-format<br />
auch Werke von hierzulande weniger bekannten amerikanischen<br />
Komponisten. Die beeindruckende Verpackung ist gleichzeitig auch der<br />
einzige Wermutstropfen: Zum einen lässt sich die box nicht ins regal<br />
einreihen, zum anderen sind die 60<br />
Papphüllen (jede mit einem anderen<br />
bernstein-Porträt darauf) auf<br />
vier Stapel verteilt in Vertiefungen<br />
eingelassen, was die entnahme einzelner<br />
CDs recht umständlich gestaltet.<br />
mb<br />
Leonard Bernstein – The<br />
Symphony Edition, 60<br />
CDs, Sony 88697 683652)<br />
Life
Agrippina<br />
Römische Perlen auf<br />
eiskalter Haut<br />
blinde Gier nach Macht, Geld und Sex: Man kennt es zu Genüge aus<br />
dem Vorabend-tV. Auch das 18. Jahrhundert ließ sich vom nervenkitzel<br />
unterhalten, den politische Vanbanque-Spiele höchster Kreise<br />
so mit sich bringen. Der Guckkasten war da<strong>mal</strong>s das Opernhaus,<br />
der Puppenspieler hieß Georg friedrich Händel.<br />
»Agrippina« ist unzweifelhaft das bissigste Libretto,<br />
das Händel vertonte. Das »Prequel« zu<br />
Monteverdis »Krönung der Poppea« mündet in<br />
der von Kaiser neros Mutter Agrippina zielstrebig<br />
betriebenen thronbesteigung ihres Sohnes<br />
und entmachtung von Kaiser Claudius. Musikalisch<br />
schöpft die Oper von 1708/09 aus Händels<br />
glücklichsten Jahren, seiner Zeit als von der Aristokratie<br />
umschwärmtem und gefeiertem Jungkomponist<br />
auf Grand<br />
tour in Italien. So gesehen<br />
ist Händel nicht<br />
nur am Ort des Geschehens,<br />
er verkehrt<br />
selbst im Dunstkreis<br />
politischer eliten und<br />
ihrer Intrigen, als er<br />
die ränkespiele am<br />
römischen Kaiserhof<br />
in Musik setzte.<br />
Schon der ers te<br />
blick in das Autograph,<br />
die handschriftliche<br />
Partitur<br />
des Komponisten, brachte für den Dirigenten<br />
rené Jacobs eine Überraschung: »Im dritten Akt<br />
sind ganze nummern gestrichen, wenn auch mit<br />
einem fast nicht zu lesenden bleistiftstrich, darunter<br />
auch die schönste der Oper, das Duett<br />
von Ottone und Poppea. für die Uraufführung<br />
in Venedig ersetzte man sie durch zwei aufeinander<br />
folgende Arien. Dramaturgisch ist das<br />
sehr schwach: Versöhnung nach einem Streit –<br />
ohne Duett?« Auch an anderer Stelle – Ottone<br />
und nerone haben sich beide in Poppeas Zimmer<br />
versteckt und ihrem Gespräch mit Claudius<br />
gelauscht – sind zwei Abgangsarien eingefügt.<br />
»Die noten wurden ins Autograph eingeklebt«,<br />
so Jacobs, und er ist sich sicher: »Alles weist darauf<br />
hin, dass die Sänger mit dem dritten Akt in<br />
Händels fassung nicht einverstanden waren. Da<br />
sie zu dieser Zeit größeren einfluss am Opernhaus<br />
hatten als ein Komponist, haben sie diese<br />
Arien wahrscheinlich für sich eingefordert, obwohl<br />
es keine echten Abgänge sind.«<br />
Jacobs versucht, das Werk für die Aufnahme<br />
von den Gattungskonventionen der Urauffüh-<br />
Tatort Partitur: Jacobs (l) auf Spurensuche, Opfer<br />
waren Arien der Urfassung/ A. Pendatchanska (r)<br />
rung in Venedig zu befreien und damit Händels<br />
genialen dramaturgischen Spürsinn wieder<br />
hörbar zu machen. Dazu gehört auch der<br />
Vergleich zwischen Vorlage und endfassung<br />
der Arien. Händel ging bei Aufträgen sehr ökonomisch<br />
vor und verwendete das beste aus seiner<br />
notenmappe mit neuem text unterlegt<br />
gerne mehr<strong>mal</strong>s. Auch in »Agrippina« finden<br />
sich solche so genannten »Parodien«. Jacobs<br />
zieht für seine Interpretation<br />
nun erst<strong>mal</strong>s<br />
die ursprünglich<br />
vertonten texte<br />
der Arien wie einen<br />
Kommentar heran.<br />
Und zum teil ist er<br />
selbst überrascht,<br />
welche Schärfung<br />
der Charakterzeichnungen<br />
sich durch<br />
diese einfache Über-<br />
blendung gewin-<br />
nen ließ.<br />
Geradezu pervertiert<br />
wird das Versöhnungsduett »no, no,<br />
ch’io non apprezzo« zwischen Poppea und Ottone<br />
im dritten Akt durch seinen Subtext, denn<br />
in erster fassung war es in der Kantate »Il duello<br />
amoroso« eine trennungsszene. Auch die tonartenfolge,<br />
die nicht mehr zur Grundtonart zurückkehrt,<br />
das ende somit offen lässt, und die<br />
nacheinander statt gemeinsam einsetzenden<br />
Stimmen verraten dem Hörer, dass diese Liebe<br />
keinen bestand haben wird. Mehr dazu bei Monteverdi.<br />
ch<br />
Neu erschienen:<br />
Georg Friedrich Händel – »Agrippina«<br />
Pendatchanska, rivera, Im, Mehta, fink,<br />
Davies, Visse, Schmutzhard<br />
Akademie für Alte Musik berlin,<br />
Ltg. rené Jacobs<br />
3CD (Deluxe: + DVD), harmonia mundi<br />
HMC 952088-0<br />
Abonnenten finden einen Ausschnitt auf<br />
der beiliegenden RONDO CD #47 Titel 5<br />
5/2011 RONDO 17
Sturmszenen in der Oper<br />
Achtung,<br />
frischer Wind<br />
Wenn sich mit Herbstbeginn der Wind zurückmeldet,<br />
bläst er den kulturbeflissenen Städter<br />
zusammen mit einem Wirbel goldgelber blätter<br />
durch die Straßen – und in die Opernhäuser.<br />
Das Schönste am ende des Sommers ist wahrscheinlich<br />
der Saisonbeginn im Musiktheater.<br />
Doch der Sturm, der den alten Sommerstaub ausfegt,<br />
macht auch vor der Opernbühne keineswegs<br />
Halt. Im Gegenteil – vom barock ausgehend,<br />
kommt musikalischen Unwettern in der französischen<br />
Oper eine dramaturgische Schlüsselfunktion<br />
zu. Sarah Kesting hat sich für rOnDO<br />
ein<strong>mal</strong> kräftig die Ohren durchpusten lassen<br />
und gibt einen kleinen einblick in ein stürmisches<br />
Kapitel der Operngeschichte.<br />
18 RONDO 5/2011<br />
Herbstzeit – Opernzeit: Die parallel zum Saisonbeginn wütenden Herbststürme<br />
sorgen auch auf der Bühne für frischen Wind in der Handlung.<br />
Interpretation oder »nachahmung«? Seit Anbeginn beschäftigt sich die<br />
Kunst mit ihrem Verhältnis zur Wirklichkeit, insbesondere zur natur. Im<br />
Unterschied zu anderen Künsten ist Musik auch in der Lage, Geräusche<br />
zu imitieren – etwa von Wind, Wellen oder Stürmen. Diese naturerscheinungen<br />
fanden seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert im Zuge der sogenannten<br />
»nachahmungsästhetik« eingang in die französische barockoper,<br />
meist als Attribut von Göttern, die das Handeln der Menschen lenken:<br />
Unter Donner und blitz steigen sie mit großem bühneneffekt vom Himmel<br />
herab oder lassen einen Sturm aufkommen, der zu einem Schiffbruch<br />
führt.<br />
Marin Marais, Gambist Ludwigs XIV. und Leiter der »Académie royale<br />
de Musique«, erfindet 1706 für seine Oper »Alcione« den Prototyp einer ausgereiften<br />
Sturmszene: ein wirkungsvolles Stück mit donnernden bässen,<br />
Orgelpunkten, trommelwirbeln und tremoli. rasant auf- und absteigende<br />
Zweiunddreißigstel-Ketten imitieren das rollen der Wellen. Instrumentale<br />
Parts wechseln mit solistischen Passagen der Schiffbrüchigen, nah- und<br />
fernchören. Damit hat Marais ein Vokabular der musikalischen Sturmdarstellung<br />
formuliert, das fortan fester bestandteil der französischen Oper ist,<br />
oft als Dreh- und Wendepunkt der Handlung. Die Komponisten können<br />
so mit Klangwirkungen experimentieren und erweitern das Instrumentarium.<br />
Wind- und Donnermaschinen treten effektvoll zur Musik hinzu,<br />
und dank spektakulärer bühnentechnik kann sogar ein Schiffsuntergang<br />
simuliert werden: Die Sturmszene wird ein Spektakel, fast im Sinne eines<br />
Gesamtkunstwerks.<br />
Die musikalische Sprache des Sturms bleibt für das ganze 18. Jahrhundert<br />
gültig und wirkt mehr oder weniger stark auch im 19. und 20. Jahrhundert<br />
weiter. Doch mit dem Wandel des naturverständnisses wächst das Interesse<br />
für die wilde und entfesselte natur, für das »erhabene«. Das gilt auch<br />
in der Sturmszene: Wo früher antike Götter blitz, Donner und Sturm regierten,<br />
treten die naturvorgänge selbst in den Vordergrund. rameau erweitert<br />
für »Les Indes galantes« 1735 das Katastrophenspektrum um erdbeben<br />
und Vulkanausbruch.<br />
Auch die Grenze zwischen naturalistischer und psychologischer naturnachahmung<br />
verwischt sich, die Darstellung von Stürmen verschränkt<br />
sich mit der beschreibung von Seelenzuständen. bestes beispiel: die große<br />
Sturmmusik am Anfang von Glucks »Iphigénie en tauride« von 1779.<br />
Gluck steigert nicht nur wirkungsvoll die klang<strong>mal</strong>erischen Ausdrucksmöglichkeiten<br />
(durch Piccoloflöten), er lässt auch die Sturmmusik der<br />
Ouvertüre direkt in die 1. Szene mit Chor und rezitativ überleiten. Der<br />
Schiffbruch Orests verbindet sich musikdramatisch mit dem Seelenzustand<br />
Iphigenies.<br />
In der italienischen Opera seria des 18. Jahrhunderts herrscht flaute.<br />
Die Winde zerren lediglich in den sogenannten Gleichnisarien (›aria di<br />
tempesta‹) am Seelenfrieden. Die französische tradition der Sturmszene,<br />
die über Gluck bis zu berlioz und Meyerbeer weiterwirkt, ist nicht teil<br />
der Gattungskonvention, findet aber mit den bestrebungen um eine französisch-italienische<br />
Mischform eingang. bekanntestes beispiel: Mozarts<br />
»Idomeneo« von 1781 – über ein ursprünglich französisches Sujet. Auch<br />
hier steht die Sturmszene in engem bezug zu den inneren Vorgängen der<br />
figuren, am eindringlichsten im Seelensturm von elettras Arie »tutto nel<br />
cor vi sento«, die unmittelbar in den Meeressturm mit Idomeneos Schiffbruch<br />
überleitet. Die vor<strong>mal</strong>s agierenden Götter bleiben schattenhaft, der<br />
Mensch selbst und die bedrohung durch die natur rücken ins Zentrum.<br />
eine noch<strong>mal</strong>ige Aufwertung erleben die musikalischen naturbilder im<br />
Zeichen eines schwärmerischen »naturgefühls« in der romantik. Die natur<br />
ist allzeit präsent und gewinnt eine eigene, über szenische effekte und<br />
menschliche Affekte hinausgehende tiefendimension. In rossinis letzter<br />
Oper »Guillaume tell« werden natur und Sturm in den revolutionären<br />
Stoff einbezogen und träger politischer bezüge – als Symbol sowohl der<br />
Unterdrückung durch die Habsburger als auch des freiheitskampfes der
Vom Götterwind bis zur Naturromantik:<br />
Dem Sturm kommt in der Oper<br />
stets eine Schlüsselrolle zu. Bühnenbild<br />
zum »Fliegenden Holländer«,<br />
Wolfsschlucht bei Zwingenberg, Vorbild<br />
für den »Freischütz«.<br />
Schweizer. Die Sturmszene des<br />
4. Aktes mit der flucht tells und<br />
dem tod Gesslers ist Höhe- und<br />
Wendepunkt des ganzen Stückes.<br />
In Carl Maria von Webers »freischütz« werden natur und Sturm naturdämonisch<br />
aufgeladen, sie gewinnen eine quasi religiöse Dimension im<br />
Kampf zwischen himmlischen und höllischen Kräften. Der Sturm in der<br />
berühmten Wolfsschluchtszene ist zu einem schauerromantischen Spuk<br />
gesteigert, musikalisch bereichert durch eine breite Palette neuer Klangfarben.<br />
Die letzten tiefausläufer musikalischer Sturmdarstellungen im 19. Jahrhundert<br />
finden sich bei Wagner und Verdi. In »rigoletto« bilden Gewitter<br />
und Sturm den Hintergrund eines Szenenkomplexes am Schluss, von Verdi<br />
effektvoll mit Summchor ausgestaltet. eine Sturmszene als dramatische<br />
exposition steht auch am Anfang von »Othello«. Verdis Antipode Wagner<br />
dehnt im »fliegenden Holländer« die traditionelle Sturmszene gleichsam<br />
auf das gesamte Werk aus – Sturm und Meer bilden den ständigen Hintergrund<br />
der Oper, bestimmen die Gefühle und Handlungen der Menschen.<br />
Diese Sturmszenen sind zugleich die letzten in Wagners Werk, die sich<br />
mit jenem »klassischen« typus in beziehung setzen lassen, der im barocken<br />
frankreich seinen Ausgang nahm.<br />
CD-Tipps<br />
Marais – »Alcione« / Musiciens du Louvre, Ltg: Minkowski<br />
erato/Warner 2292455222 (nur antiquarisch)<br />
Rameau – »Les Indes galantes« / Les Arts florissants, Ltg: Christie<br />
Harmonia mundi HMC 901367-9<br />
Gluck – »Iphigénie en Tauride« / Musiciens du Louvre, Ltg: Minkowski<br />
DG Archiv/Universal 4711332<br />
Mozart – »Idomeneo« / English Baroque Soloists, Ltg: Gardiner<br />
DG Archiv/Universal 4316742<br />
Neu erschienen:<br />
Gioacchino Rossini – »Guillaume Tell«<br />
finley, Osborn, byström, Lemieux/<br />
Accademia di Santa Cecilia, Ltg: Pappano<br />
eMI 0288262 (3CD)<br />
Abonnenten finden einen Ausschnitt auf<br />
der beiliegenden RONDO CD #47 Titel 2<br />
Richard Wagner – »Der Fliegende Holländer«<br />
Lloyd, naglestad, Jentzsch, Prudenskaja<br />
netherlands Philharmonic, Ltg: Haenchen/<br />
regie: Kušej<br />
Opus Arte/naxos OAbD7084D (DVD)<br />
5/2011 RONDO 19<br />
„Er hat alles, Stimme,<br />
Glanz und Charisma!“<br />
STERN<br />
ARRIVEDERCI Die MET, die Mailänder Scala, das<br />
Royal Opera House London, wo immer der italienische<br />
Star-Tenor auftritt, jubeln Presse und Publikum.<br />
Auf seiner neuen CD beweist Vittorio Grigolo erneut<br />
seine Sonderklasse – mit berühmten Arien von Verdi,<br />
Puccini und Donizetti und italienischen Evergreens<br />
wie Arrivederci Roma, Torna a Surriento u.a.<br />
www.vittoriogrigolo.com<br />
Ab 11.11.2011 erhältlich:<br />
FESTLICHES ADVENTSKONZERT<br />
AUS DER DRESDNER FRAUENKIRCHE<br />
Auch als DVD und<br />
BLU-RAY erhältlich<br />
ww.sonymusicclassical.de
Blut und Samt<br />
renaissance liegt in der Luft. Während die epoche aus Kriegen und Clanfehden feinste, farbigste Kunstwerke<br />
entstehen ließ, schufen flandrische Komponisten Meisterwerke der Vielstimmigkeit. bisher<br />
brachte die forschung die Zeit und ihre Musik nur schwer überein. nun zeigt sich: Der Schlüssel liegt<br />
auch hier in der neuen rolle des Menschen. Im Porträt wie in der Messkomposition werden der Mensch<br />
und seine Wahrnehmung ins Zentrum gestellt, als unverwechselbar.<br />
In lauer Luft stehen sie beisammen, als hätte der<br />
frühlingswind sie in den Hain gerufen. Saftig<br />
grün das Laub, feist glühen die Orangen daraus<br />
hervor, und während links Merkur mit nachlässiger<br />
Gebärde ein paar nebelstreifen verscheucht,<br />
beginnen die Grazien einen schüchternen tanz<br />
der Anmut. flora selbst streut blumen für die perlengeschmückte<br />
Venus im Zentrum.<br />
Wer den »frühling« von botticelli (bild oben)<br />
vor Augen hat, diese Landpartie der Heiterkeit,<br />
käme im traum nicht darauf, eine umstürzlerische<br />
politische botschaft zu suchen. Doch laut<br />
Kunsthistoriker Horst bredekamp verklausuliert<br />
botticelli nur den Herrschaftsanspruch seines<br />
Auftraggebers, Lorenzo di Pierfrancesco de‘ Medici.<br />
Der Spross der jüngeren Medici-Linie wollte<br />
die Vormacht in florenz und in seiner familie<br />
übernehmen, war aber chancenlos gegen seinen<br />
Cousin, Lorenzo den Prächtigen. Sein früher tod<br />
machte die letzten Hoffnungen zunichte auf einen<br />
neuen frühling für die Stadt.<br />
es waren Söldnerführer, die sich im 15. Jahrhundert<br />
auf die Samtsessel der italienischen<br />
Stadtstaaten wuchteten, und Künstler bezahlten,<br />
um ihren blutverschmierten Stammbaum<br />
nachträglich zu adeln. Heiter war die Zeit nur<br />
für wenige, die meisten Menschen trugen schwer<br />
unter der Last der Kriege, die diese »Geburt der<br />
neuzeit« ständig begleiteten. Die renaissance erscheint<br />
uns nah, und sie ist es vor allem in ihren<br />
Menschen, die uns noch immer so lebensecht anblicken<br />
wie nachbarn. Diesen »Gesichtern der<br />
renaissance«, den berühmten wie unbekannten,<br />
widmet das bode-Museum berlin eine vielbeachtete<br />
Ausstellung. Sie zeigt die entdeckung der Individualität<br />
in der Porträt<strong>mal</strong>erei des 15. Jahrhunderts<br />
in Italien. Porträts gehören gemeinhin nicht<br />
zu den Publikumsrennern, und doch werden die<br />
Ansichten junger Damen und alter Männern regelrecht<br />
gestürmt.<br />
20 RONDO 5/2011<br />
Und die Musik der Zeit? Die lässt sich mit dem<br />
Schlagwort vom rückgriff auf die Antike zunächst<br />
nicht fassen. Hier arbeiten ganze Generationen<br />
von Komponisten an der Vervollkommnung<br />
der Polyphonie, dem vielstimmigen Satz.<br />
Die Schärfe von Quint und Quarte weicht dem<br />
Wohlklang in terzen und Sexten, Stimmen weben<br />
hell und leicht an einem fortströmenden<br />
Klangband. Aus moderner Sicht hatte das mit<br />
den politischen ereignissen so wenig zu tun, dass<br />
man »renaissance« als Musikepoche zu streichen<br />
versuchte.<br />
Der Musikwissenschaftler Laurenz Lütteken<br />
bringt nun in seinem dicht, aber ganz bewusst<br />
allgemein verständlich konzipierten buch die<br />
Musik und ihre Zeit wieder in einklang. Dazu<br />
wählt er wenige, auf CD leicht verfügbare Kompositionen<br />
zur Anschauung. Auch hier spielt die<br />
entdeckung der Individualität eine Hauptrolle,<br />
in der Unverwechselbarkeit eines Kunstwerks<br />
und seines Komponisten. Außerdem wird Musik<br />
– eben doch in bezug auf antike theoretiker<br />
wie Aristoteles – neu auf den Hörer ausgerichtet,<br />
der Mensch in der Lust am Wohlklang der terzen<br />
und Sexten auch hier zum Maßstab.<br />
für alle, die sich von dieser Musik in ihrer<br />
Schönheit, aber auch ihrer Verschiedenheit zu<br />
vertrauten Hörgewohnheiten faszinieren lassen<br />
und einen einstieg suchen, hat bernhard Morbach<br />
2006 ein buch zur »Musikwelt der renaissance«<br />
geschrieben. Übersichtlich gegliedert, mit<br />
vielen Illustrationen versehen, dazu mit noten<br />
und Midi-files der wichtigsten Werke und den<br />
biografien der Komponisten auf CD ausgestattet,<br />
ist dieses buch gleichermaßen zum nachschlagen<br />
wie zum Arbeiten geeignet. Vom Weltbild<br />
der neuen Zeit geht es über die Ansichten der<br />
Musiktheoretiker zu den wichtigsten Musikgattungen:<br />
Messe und Motette werden ebenso behandelt<br />
wie das mehrstimmige Lied, die weltliche<br />
Instrumentalmusik und der tanz. für einsteiger<br />
der derzeit beste renaissancemusik-Verführer.<br />
bereits gegen ende der renaissance, als in<br />
Italien schon die Liebe zum Affekt gärte, feierte<br />
tomás Luis de Victoria einen letzten Höhepunkt<br />
der Vokalpolyphonie. Der Kathedralsänger<br />
schnupperte zeitweise römische Luft und<br />
machte sich die textverständlichkeit zum Gebot,<br />
die das trienter Konzil als beschneidung des<br />
vielstimmigen Wildwuchses in der Kirchenmusik<br />
gefordert hatte. Die Archiv Produktion präsentiert<br />
nun anlässlich seines 400. todestages<br />
eine 10-CD-box, musiziert vom ensemble Plus<br />
Ultra unter Michael noone – der bisher umfassendste<br />
rundgang durch das riesige Werk Victorias,<br />
darunter allein zehn Messen und zahllose<br />
Motetten. begleitet von Zinken, Pommern und<br />
Posaunen, den an spanischen Kathedralen unverzichtbaren<br />
»Ministriles«, entsteht ein Klangbild,<br />
das das stolze Selbstverständnis der spanischen<br />
Habsburger und die erhabene Strenge ihres Katholizismus<br />
in sich vereint – das aber als wohlklingender<br />
Kontrapunkt. ch<br />
Ausstellung »Gesichter der Renaissance«,<br />
bode-Museum berlin, Museumsinsel,<br />
eintritt: 14€/7€ erm. / Mo-Mi 10-18 Uhr,<br />
Do-So 10-22 Uhr<br />
Laurenz Lütteken, »Musik der Renaissance«,<br />
bärenreiter/Metzler 2011, 241 S., € 29,95<br />
Bernhard Morbach, »Die Musikwelt der<br />
Renaissance«, buch + Daten-CD,<br />
bärenreiter 2006, 257 S., € 26,95<br />
Tomás Luis de Victoria, Geistliche Werke,<br />
ensemble Plus Ultra, Ltg. Michael noone,<br />
(10CDs, 2008/2009) Archiv/Universal 4779747
Lynch<br />
Aleksandra Kurzak<br />
Auf die Töpfe,<br />
fertig, los …<br />
Die Polin Aleksandra Kurzak will hoch hinaus. robert fraunholzer<br />
traf die lyrische Sopranistin während der Proben für »Così fan tutte«<br />
in Los Angeles und blickte ihr erst <strong>mal</strong> ungeniert in die fleischtöpfe.<br />
»Kohlrouladen, hmmm!!«, schwärmt Aleksandra<br />
Kurzak. Auch Wienerschnitzel, teigtaschen,<br />
Weißkäse. Wenn sie »polnisch kocht«, sagt sie,<br />
gibt es »viel fleisch, viel Würste und Sauerkraut«.<br />
Die Jahre in Hamburg seien zwar auch<br />
nicht schlecht gewesen. Aber für »bigos«, den<br />
polnischen Krauttopf, sei sie nach Warschau zurückgekehrt.<br />
»Meine Heimat! Da bleibe ich.«<br />
Die Liste großer polnischer Sängerinnen (von<br />
Marcella Sembrich bis ewa Podles) ist lang. Dass<br />
sich jemand nach nur sechs Jahren an der Hamburgischen<br />
Staatsoper so rasant in die Welt verabschiedet,<br />
ist trotzdem ungewöhnlich. Die<br />
34-jährige Aleksandra Kurzak passte ursprünglich<br />
ins rollenfach einer typischen Soubrette.<br />
Auf Ännchen, blondchen und Sophie im »ro-<br />
senkavalier« war sie jahrelang abonniert. Dann<br />
wurde die Königin der nacht ihre signature role –<br />
und zeigte, dass die kleine, dralle Sopranistin<br />
nicht nur süße töne, sondern auch Zähne hat.<br />
Inzwischen ist sie ins fach der großen Lyrischen<br />
von fiordiligi bis Lucia di Lammermoor<br />
hineinexplodiert. »Das fühlt sich dermaßen richtig<br />
an, dass es nicht falsch sein kann«, unkt sie<br />
intelligent und witzig. nicht umsonst hat die<br />
tochter eines Waldhorn-Professors neben der<br />
Gesangsausbildung auch noch ihren Doktor gemacht.<br />
thema: Gilda in Verdis »rigoletto«. »Da<br />
hast du was, falls was schief geht mit der Karriere«,<br />
hatte ihr Vater empfohlen. Dafür indes<br />
scheint – mit regelmäßigen engagements zwischen<br />
Los Angeles, London und der new Yorker<br />
Met – derzeit keine Gefahr.<br />
Stupsnasig, klein, sehr selbstbewusst. »In meiner<br />
Stimme war immer schon etwas rundes,<br />
Warmes, das mich für rollen wie die traviata<br />
prädestinierte«, so Kurzak. Sie gehört in die reihe<br />
großer Sängerinnen, die von der eigenen Mutter<br />
ausgebildet wurden. Ansonsten verehrt sie Mirella<br />
freni (»mein Idol«), beverly Sills, Joan Sutherland<br />
und Mariella Devia. Über dem bett des<br />
teenagers hing aber ein großes Poster von Plácido<br />
Domingo. »er sah wahnsinnig gut aus, das<br />
war mir auch wichtig«, so Kurzak, die durch ehrlichkeit,<br />
Direktheit und formidables Deutsch unmittelbar<br />
für sich einnimmt.<br />
Ihr knackiger, fester Sopran klang eigenen Angaben<br />
zufolge von beginn an »je höher, des to<br />
besser«. In Hamburg brachte sie es so zum um-<br />
Die Kurzag privat zu Hause in Warschau und als Lucia di Lammermoor in der Oper von Seattle<br />
schwärmten Publikumsliebling. Ihr Debüt-<br />
Album »Gioia!« versammelt neben ihrer »Paraderolle«<br />
Lucia di Lammermoor ein Menü<br />
stimmleichter Mädchen von Lauretta, elvira,<br />
Musetta, Adina und Adele bis zu rosina und<br />
der Hanna in Moniuszkos »Geisterschloss«. ein<br />
großes Vergnügen – auch wegen des Opernorchesters<br />
von Valencia unter dem barenboim-<br />
Protégé Omer Meir Wellber.<br />
Erscheint am 11. November:<br />
Gioia! (Arien von Rossini, Mozart,<br />
Donizetti u.a.)<br />
Aleksandra Kurzak, Sopran;<br />
Orquestra de la Comunitat Valenciana, Ltg. Omer<br />
Meir Wellber; Decca/Universal 478 2730<br />
5/2011 RONDO 21
Neue Gesichter<br />
vorgestellt von Michael blümke<br />
Man muss nicht als Punk Karriere an den Saiten machen:<br />
David-Aaron Carpenter trägt nur Cavalli.<br />
eIne MILLIOn fÜr SeCHS CDS<br />
Wenn man mit 17 Jahren von einer Plattenfirma eine Million englische Pfund für sechs<br />
Aufnahmen angeboten bekommt, sollte man sich wohl gar nicht erst fragen, was die<br />
Herrschaften dazu veranlasst, sondern einfach den Vertrag unterschreiben und das Geld<br />
kassieren, bevor sie es sich womöglich anders überlegen. Genau das hat die Geigerin nicola<br />
benedetti auch getan. In ihrem Heimatland Großbritannien, wo sie längst ein Star<br />
ist, erscheint demnächst ihre fünfte einspielung, die Vorgänger-CDs haben alle die britischen<br />
Klassik-Charts gestürmt. bei uns dagegen ist die tochter eines italienischen Vaters<br />
und einer schottischen Mutter, die mit fünf Jahren zum ersten Mal zur Geige griff,<br />
noch ein unbeschriebenes blatt. Das soll sich jetzt mit ihrem ›Debütalbum‹ bei der Deutschen<br />
Grammophon ändern. Auf »Italia« spielt die inzwischen 24-Jährige auf ihrer Stradivari<br />
von 1712 Werke der barockkomponisten Vivaldi, tartini und Veracini – und hofft<br />
natürlich auch hierzulande auf den einzug in die Charts.<br />
Vivaldi, Tartini, Veracini – Italia – Benedetti/Scottish Chamber Orchestra –<br />
Universal 4764342<br />
Wunderkind spielt Wunderkind: In seinem Film ist der<br />
15-Jährige Violinist Elin Kolev ein jüdischer Wundergeiger.<br />
22 RONDO 5/2011<br />
AUf DeM PODIUM nUr CAVALLI<br />
nur weil die bratsche als Instrument nicht so im rampenlicht steht wie die Geige oder<br />
das Klavier, heißt das nicht, dass man auf den Glamourfaktor verzichten muss. Wenn Pianisten<br />
wie Jean-Yves thibaudet oder Leif Ove Andsnes sich von Vivienne Westwood respektive<br />
Issey Miyake einkleiden lassen, was spricht dann dagegen, als bratscher auf dem<br />
Konzertpodium roberto Cavalli zu tragen? David-Aaron Carpenter, 25 Jahre alter Spross<br />
einer new Yorker Musikerfamilie, hebt sich aber nicht nur in Modedingen von seinen Kollegen<br />
ab. Auch wenn bei ihm absolut keine Gefahr besteht, von seiner bratschen-Kunst<br />
nicht leben zu können, hat er doch vorgebaut: Vor drei Jahren hat er seinen bachelor in<br />
Politikwissenschaften an der Princeton University gemacht. Und das, obwohl bei ihm die<br />
Ausrichtung auf die Musik von klein auf klar war. Mit sechs Jahren hat er mit der Geige<br />
angefangen, mit elf ist dann die bratsche dazu gekommen, mit der er dann fünf Jahre später<br />
eine monogame beziehung eingegangen ist. Debütiert hat er 2005 unter Christoph<br />
eschenbach, der ihn auch auf seiner ersten CD-einspielung begleitet hat. <strong>Jetzt</strong> legt er zusammen<br />
mit Vladimir Ashkenazy bei Ondine bereits seine zweite Aufnahme vor, auf dem<br />
Programm berlioz‹ »Harold in Italien« und Paganinis Violasonate – und auf dem Cover<br />
natürlich in roberto Cavalli.<br />
Berlioz – Harold in Italien, u. a. – Carpenter, Ashkenazy/Helsinki PO –<br />
Ondine ODE11882<br />
Hat gut Lachen, mit ihrem millionenschweren Exklusivvertrag<br />
in der Tasche: Die Vorzeige-Violinistin Nicola Benedetti<br />
WUnDerKInD ALS WUnDerKInD<br />
er ist ein Wunderkind. Und er spielt eines. In dem neuen film »Wunderkinder«, der gerade<br />
in unseren Kinos angelaufen ist, sieht und hört man den 15-jährigen elin Kolev als<br />
jüdischen Wundergeiger Abrascha, dessen verheißungsvoller Karriere die nazis 1941 ein<br />
ende setzten. für den jungen Zwickauer läuft die eigene Karriere dagegen vielversprechend.<br />
nachdem er mit nur fünf Jahren am robert-Schumann-Konservatorium seiner<br />
Heimatstadt mit dem Geigenstudium begonnen hatte, stand er bereits mit acht zum ersten<br />
Mal als Solist auf dem Konzertpodium, ein Alter, in dem bekanntlich auch Yehudi<br />
Menuhin debütierte. Mit zehn Jahren durfte er an die Leipziger Musikhochschule wechseln,<br />
drei Jahre später debütierte er in der new Yorker Carnegie Hall. Mittlerweile hat er<br />
für Sony seine erste CD aufgenommen, die fast zeitgleich mit dem film auf den Markt<br />
gekommen ist und neben vielen Klassikern natürlich auch die »Wunderkinder«-titelmelodie<br />
enthält. Das Schauspielern könnte neben dem Geigenspiel übrigens ein zweites<br />
Standbein werden, noch in diesem Jahr steht elin Kolev erneut vor der Kamera: er verkörpert<br />
den ebenfalls als Wunderkind berühmt gewordenen polnischen Geiger bronislaw<br />
Huberman.<br />
Diverse – Works For Violin – Kolev, Branny, Dresdner Kapellsolisten –<br />
Sony 88697 953432<br />
Köhler
Geldermann<br />
Jazz: nils Petter Molvaer<br />
Unter dem<br />
Pavianmond<br />
neue band, neue Plattenfirma, neue<br />
Ideen: Der norwegische trompeter<br />
nils Petter Molvaer, der zur Jahrtausendwende<br />
als elektrojazz-Pionier<br />
firmierte, hat bei seiner CD »baboon<br />
Moon« die Computer ausgeschal-<br />
tet gelassen. Im Gespräch mit Josef<br />
engels erzählt er von zwei Arten<br />
von neuland – seiner musikalischen<br />
evolution und dem Wiedersehen<br />
mit seinem Heimatland nach dem<br />
Schock von Utøya.<br />
nils Petter Molvaer benutzt gerne das Wort »Landschaft«,<br />
wenn er über seine Musik spricht. Der Vergleich<br />
liegt auf der Hand. Die Aufnahmen des norwegers<br />
sind gewissermaßen bildproduktionsmaschinen;<br />
sie lassen filme im Kopf des Hörers entstehen, in denen<br />
Molvaers spröde, mit viel Luft geblasene trompete<br />
wie ein vernarbter Charakterdarsteller durch lichtblitzende<br />
Großstädte, die Wüste oder ein eisstarrendes<br />
Gebirge wandert.<br />
bei seiner aktuellen einspielung hatte Molvaer allerdings<br />
eine ganz bestimmte region vor Augen. »Diese<br />
Platte ist in einer außerordentlich schönen Gegend<br />
entstanden, an der äußersten nordwest-ecke norwegens«,<br />
erzählt der trompeter, »vom Studio aus konnte<br />
ich die Insel sehen, von der ich stamme.«<br />
Das erzählt unterbewusst auch viel über die neue CD.<br />
Denn mit »baboon Moon« hat sich der Skandinavier ein<br />
deutliches Stück von seiner musikalischen Heimat entfernt.<br />
Der Mann, der ende der 90er Jahre international<br />
erst<strong>mal</strong>s für Aufsehen sorgte, als er Jazz, DJ-Kultur und<br />
rave-Musik auf der Grundlage der nullen und einsen<br />
des Computers bestechend miteinander vermischte, erklärt<br />
jetzt mit einem Lächeln: »›baboon Moon‹ ist auf<br />
Noch<strong>mal</strong> ganz von vorn: Für seine neue CD hat Nils<br />
Petter Molvaer bewusst auf E-Technik verzichtet.<br />
die harte tour entstanden – es ist total analog. Da gibt<br />
es jetzt eine gewisse textur, die man nur sehr schwer<br />
hinbekommt, wenn man viele Computer benutzt.«<br />
Was aber nicht heißen soll, dass das Album in irgendeiner<br />
form traditionell oder altbacken klingen<br />
würde. Im Gegenteil: Mit seinen neuen Mitstreitern,<br />
dem Schlagzeuger erland Dahlen und dem Gitarristen<br />
Stian Westerhus, der »baboon Moon« auch produzierte,<br />
zeigt sich Molvaer wie erneuert. Da gibt es zwar immer<br />
noch den blick zurück auf die Vergangenheit, es überwiegt<br />
aber die freude über die entdeckung neuen terrains.<br />
»baboon Moon« lebt von einer grimmigen Verspieltheit,<br />
zuweilen ist auch ein starker rock-einschlag<br />
auszumachen. Und dann durchzieht auch noch ein<br />
gewisser Humor die Aufnahme, was für ein Album<br />
von Molvaer wirklich wie eine spektakuläre neuerung<br />
erscheint. Der schwermütig dreinblickende Pavian auf<br />
dem Albumcover ist wirklich kein Zufall. Man hört auf<br />
»baboon Moon« unter anderem eine singende Säge, eine<br />
fake-Zither und Ideen, die viel mehr mit dem Soundtrack<br />
von »from Dusk till Dawn« als mit ätherischem<br />
fjord-elektrojazz gemein haben.<br />
es liegt wohl darin begründet, dass Molvaers Mitstreiter<br />
Westerhus und Dahlen aus der eigenwilligen<br />
norwegischen Alternativ-rock-Szene rund um bands<br />
wie Motorpsycho oder Madrugada stammen. Was auch<br />
der Grund ist, weshalb Molvaer die Musik auf »baboon<br />
Moon« als »freien, schwarzen Progrock« klassifiziert.<br />
»Wenn ich meine Musik nicht als Jazz bezeichne, liegt<br />
es daran, dass Jazz für mich in einer anderen Schublade<br />
steckt. Man hat nette Anzüge an und spielt seine<br />
Licks. Lustigerweise improvisiert meine band in vielerlei<br />
Hinsicht viel, viel mehr als eine nor<strong>mal</strong>e Jazzband«,<br />
sagt der trompeter.<br />
Die CD erscheint nun zu einem Zeitpunkt, da norwegen<br />
noch immer unter dem Schock der ereignisse<br />
in Oslo und auf der Insel Utøya steht. »Als das passierte,<br />
hatte ich einen Auftritt in Italien. Ich spielte mit<br />
dem amerikanischen Drummer Pat Mastelotto. Als<br />
die nachricht kam, wurde er sehr still. er hatte tränen<br />
in den Augen und sagte mir: ›Wenn du nach Hause<br />
kommst, betrittst du ein Land, das für immer verändert<br />
ist‹«, erinnert sich Molvaer. Was ihn aber bei der Heimkehr<br />
am meisten beeindruckte, war die Stimmung. »es<br />
war eigentlich ein sehr schönes Gefühl. Überall lagen<br />
blumen, es gab eine starke Verbundenheit. Auch die<br />
Art, wie der Premierminister und das Königshaus reagiert<br />
haben, war bewegend. Das machte mich stolz.<br />
Ich hoffe, diese empathie bleibt.«<br />
Neu erschienen:<br />
Nils Petter Molvaer<br />
baboon Moon<br />
Columbia/Sony 88697 959962<br />
Tourdaten s. Termine, Seite 49<br />
Abonnenten finden einen Ausschnitt auf<br />
der beiliegenden RONDO CD #47 Titel 15<br />
5/2011 RONDO 23<br />
Das<br />
Musik magazin<br />
für erwachsene<br />
Hörer.<br />
6 x im Jahr<br />
in allen guten<br />
CD- und<br />
Ticket-Shops<br />
sowie in<br />
Konzerthäusern,<br />
auf Festivals<br />
und in aus-<br />
gesuchten Cafés<br />
und Bistros.<br />
Auch im Abo<br />
für Euro 12,- p.a.<br />
erhältlich auf<br />
www.sonomagazin.de
Klassik CDs<br />
24 RONDO 5/2011<br />
Meisterwerk<br />
sehr gut<br />
gut<br />
passabel<br />
dürftig<br />
Georg Friedrich Händel<br />
GERMAnICO<br />
Ottaviano Tenerani, Ensemble<br />
e Coro Il Rossignolo, Sara<br />
Mingardo (Germanico), Maria<br />
Grazia Schiavo (Agrippina),<br />
Franco Fagioli (Lucio) u. a.<br />
Deutsche Harmonia Mundi/Sony<br />
88697 860452<br />
(88 Min., 2 CDs, aufgenommen<br />
9/2010)<br />
Als Ottaviano Tenerani 2007 ins Archiv<br />
des Konservatoriums in Florenz hinab-<br />
stieg, kam er mit einem schillernden Fund<br />
zurück. Eine 61-seitige Partitur hielt er in<br />
den Händen. Und auf der ersten Manu-<br />
skriptseite stand ganz oben: »Del Sigr<br />
Hendl«. Sofort konsultierte Dirigent Te-<br />
nerani Alte Musik- und Händel-Exper-<br />
ten, die seine Vermutung teilten, dass es<br />
sich hierbei um eine vergessene Oper von<br />
Georg Friedrich Händel handeln könnte.<br />
Genauer soll »Germanico« Händels erste<br />
Italien-Oper sein, entstanden wahrscheinlich<br />
1706. Doch weder sind irgendwelche<br />
Hinweise auf eine Aufführung überliefert,<br />
noch gibt es von Händel einen Hinweis,<br />
dass die von einem Unbekannten<br />
kopierten noten tatsächlich aus seiner<br />
Feder stammen. Viele Konjunktive umranken<br />
diese Ausgrabung also. Dennoch<br />
hat man es sich jetzt bei der Weltersteinspielung<br />
nicht nehmen lassen, das Werk<br />
zumindest auf dem CD-Titel zweifelsfrei<br />
dem jungen Sachsen zuzuschlagen.<br />
Die als eine »Serenata a sei« ausgewiesene<br />
Händel(?)-Oper nr. 43 (?) ist vom Sujet<br />
her eines dieser Historiendramen, auf<br />
die selbst drittklassige Komponisten in jener<br />
Zeit zurückgegriffen haben. nach erfolgreicher<br />
Schlacht gegen Arminius kehrt<br />
der Heerführer Germanico nach Rom zu-<br />
rück, wo man ihn hochleben lässt. Die ent-<br />
sprechende, musikalische Inszenierung<br />
fällt zwar äußerst moderat aus. Dafür ha-<br />
ben Händel bzw. der Komponist in den<br />
Arien viel Phantasie bewiesen. So tun sich<br />
etwa in der Huldigungsarie »Con voci gio-<br />
conde« gleich alle sechs Solisten zusam-<br />
men, um einen effektvollen Wettstreit<br />
mit den Trompeten zu wagen. Die Solo-<br />
Arien sind abwechslungsreich gestaltet,<br />
besitzen serenadenhaften Charme, unbe-<br />
kümmerten Drive und anrührende Innig-<br />
keit. Und das von einer nervösen Violine<br />
begleitete Rezitativ gegen Ende der Oper<br />
ist ein besonders dramatisches Schmuckstück.<br />
Auch wenn das Werk unter dem<br />
Strich nicht das ganz große Ereignis ist<br />
– eine x-beliebige Barockoper von der<br />
Stange ist »Germanico« keinesfalls. Das<br />
macht auch Ottaviano Tenerani mit seinen<br />
schlank aufspielenden Musikern von<br />
Il Rossignolo deutlich. Und das großartig<br />
besetzte Solistenensemble um die Altistin<br />
Sara Mingardo (Germanico) präsentiert<br />
sich einträchtig ohne Fehl und Tadel.<br />
Guido Fischer<br />
Wolfgang Rihm,<br />
Krzysztof Penderecki,<br />
Sebastian Currier<br />
LICHTES SPIEL, DUO<br />
COnCERTAnTE, DyADE,<br />
TIME MACHInES<br />
Anne-Sophie Mutter, Roman Patkoló,<br />
Michael Francis, Alan Gilbert,<br />
New Yorker Philharmoniker<br />
DG/Universal 477 9359<br />
(64 Min., 11/2010-6/2011)<br />
Ein 35-jähriges Bühnenjubiläum feiert die<br />
Klassik-Branche kaum bis gar nicht. Im<br />
Fall von Anne-Sophie Mutter bietet sich<br />
das aber durchaus an. Denn vergegen-<br />
wärtigt man sich, dass die 48-Jährige sich<br />
seit ihrem Konzertdebüt 1976 non-stop in<br />
der oberen Spitzenregion aufhält, ist das<br />
schon mehr als nur eine Meldung wert.<br />
Und weil sie in dieser Zeit eben nicht nur<br />
das gängige Repertoire gespielt, sondern<br />
sich stets auch für die neue Musik eingesetzt<br />
hat, kann sie mit ihrer aktuellen<br />
Einspielung gar ein zweites, 25-jähriges<br />
Jubiläum begehen. 1986 hatte Mutter ein<br />
Die KlassiK-CD Des monats<br />
Felix Mendelssohn Bartholdy<br />
DOPPELKOnZERT FüR VIOLInE UnD KLAVIER D-MOLL,<br />
KLAVIERKOnZERT A-MOLL<br />
Kristian Bezuidenhout, Gottfried von der Goltz,<br />
Freiburger Barockorchester<br />
harmonia mundi HMC 902082 (71 Min., 4/2010)<br />
Hauptwerk dieser hochspannenden CD ist Felix Men-<br />
delssohns Doppelkonzert für Violine, Klavier und Or-<br />
chester, das der erst 17-jährige Komponist im Jahre 1826<br />
schuf. Schon im über 18 Minuten dauernden Kopfsatz<br />
erweist er sich als kreativer Experimentator auf Basis<br />
der überlieferten klassischen Konzertform: Er lässt die<br />
beiden Solisten das galant altertümelnde musikalische<br />
Material der Orchesterexposition weitgehend ignorieren; sie finden sich stattdessen<br />
zu einem hochvirtuosen »Improvisationswettstreit« mit ganz eigener Musik<br />
zusammen, der sich in der Durchführung des Satzes zu atemberaubender Waghalsigkeit<br />
steigert. Gottfried von der Goltz und Kristian Bezuidenhout machen<br />
diese Tour de force mit knackiger Präzision und angemessener, aber nie<strong>mal</strong>s übertriebener<br />
virtuoser Geste zum Erlebnis. Kurzum: Hier sind wahre Könner am<br />
Werk, die sich gründlich mit dieser anspruchsvollen Musik auseinandergesetzt<br />
haben. Im melodisch wie satztechnisch gleichermaßen reizvollen langsamen<br />
Mittelsatz entfaltet Bezuidenhout auf seiner Kopie eines Conrad-Graf-Flügels<br />
von 1824 eine großartige Vielfalt unterschiedlicher klanglicher Schattierungen,<br />
die von der Goltz auf seiner historischen Geige einfühlsam kommentiert. Eine<br />
wahre Freude für den Zuhörer, ebenso wie das nicht sehr häufig gespielte, erst<br />
am Ende des 20. Jahrhunderts durch eine kompetente notenausgabe zugänglich<br />
gemachte Werk überhaupt eine Entdeckung ist. Michael Wersin<br />
Al le bis he ri gen Klas sik-CDs des Monats<br />
kön nen Sie auf unse ren Inter netsei ten nach le sen.<br />
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Werk des Polen Witold Lutosławski aus<br />
der Taufe gehoben und damit erst<strong>mal</strong>s ihr<br />
Engagement für Zeitgenössisches beglaubigt.<br />
Inzwischen hat sie sich immer wieder<br />
Stücke von namhaften Komponisten<br />
schreiben lassen, die weniger das noch radikal<br />
Unbehauene im inneren Ohr haben.<br />
Wie die jetzt vier ersteingespielten Stücke<br />
belegen, favorisiert Mutter eine gemäßigte<br />
Moderne, die sich trotz einer traditionsbewussten<br />
Haltung so schnell nicht<br />
zähmen und bändigen lassen will.<br />
Die von Mutter in Auftrag gegebenen<br />
Stücke sind somit allein spieltechnisch<br />
wahre Kraftakte, spannen sie doch einen<br />
weiten Bogen von beklemmender Rhapsodik<br />
bis zur urwüchsigen High-Speed-<br />
Raserei. Und allein in »Lichtes Spiel« von<br />
Wolfgang Rihm sorgt Mutter mit schlicht<br />
grandiosem Zartbitterschmelz für aufwühlende<br />
Fin de siècle-Gesänge. Fast 18<br />
Minuten dauert dieses Werk für Solo-Violine<br />
und kleines Orchester – und man<br />
möchte glauben, dass Rihm im Vorfeld<br />
von Mutters Kunst schlicht trunken war.<br />
Denn von seiner ansonsten hypernervösen,<br />
voller Schneisen und Schraffuren<br />
steckenden Klangsprache ist hier genauso<br />
wenig übrig geblieben wie in »Dyade« mit<br />
seinem fluoreszierenden Melos. Von der<br />
Besetzung her ist dieses Rihm-Stück für<br />
Violine und Kontrabass ein rechter Sonderling.<br />
Da Mutter jedoch ein Fan vom jungen<br />
Kontrabassisten Roman Patkoló ist,<br />
hat sie gleich noch beim polnischen Altmeister<br />
Krzysztof Penderecki ein weiteres<br />
Werk für diese Kombination bestellt. Dessen<br />
»Duo concertante« entpuppt sich als<br />
ein urwüchsiges, von Balkan-Rhythmen<br />
durchpeitschtes Showpiece erster Güte.<br />
Hier wie auch im Finale ist Mutter aber eine<br />
enthusiastisch wie mitreißend zu Werke<br />
gehende neue Musik-Hebamme. Wobei<br />
Sebastian Currier ihr dies<strong>mal</strong> mit »Time<br />
Machines« für Violine und Orchester ein<br />
siebensätziges, postmodern durchpulstes
Opernarien und Duette aus:<br />
Don Giovanni, Don Pasquale, lucia Di lammermoor, la Bohème u.a.<br />
mit calleja, Flórez, alaGna, Beczala, hvorostovsky.<br />
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Marc-André Hamelin:<br />
12 Études in all the<br />
minor keys<br />
Marc-André Hamelin,<br />
Klavier<br />
CD Hyperion CDA 67789<br />
(Codaex)<br />
Biber:<br />
Rosenkranzsonaten<br />
Daniel Sepec/ Hille Perl/<br />
Lee Santana/ Michael<br />
Behringer<br />
2 CD Coviello 21008<br />
(note 1)<br />
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live at the metroPolitan oPera<br />
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unvergleichlichen künstlerischen Leistung.<br />
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Sämtliche Streichquartette<br />
The Auryn Series XXXI,<br />
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Tacet 14 CDs bzw. Doppel-<br />
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Carlos Kleiber:<br />
Traces to Nowhere<br />
Regie: Eric Schulz;<br />
Produktion: Servus TV<br />
DVD Arthaus Musik 101553<br />
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Mahler – Origins and<br />
Legacy<br />
Created by Michael Tilson Thomas<br />
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Symphony<br />
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Lost Causes<br />
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The Painted Bird<br />
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Das Kapital: Ballads &<br />
Barricades.<br />
Das Kapital plays Hanns Eisler.<br />
Wizmar Records WIZ 9025,<br />
(nRW Vertrieb)<br />
Edward Perraud, Daniel<br />
Erdmann, Hasse Poulsen<br />
Iiro Rantala:<br />
Lost Heroes<br />
Iiro Rantala (Piano)<br />
ACT Music & Vision<br />
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Klassik CDs<br />
im VergleiCh<br />
Antonio Vivaldi, Leonardo Leo, Giovanni Benedetto Platti<br />
IL PROGETTO VIVALDI II (CELLO-KOnZERTE, u. a.)<br />
Mit Vivaldi kann man nichts falsch machen – man sollte es aber auch nicht übertreiben. Denn<br />
nicht hinter jedem seiner zahllosen Konzerte, die meist nur in der dreisätzigen Standard-Form um die<br />
Ecke kommen, verbirgt sich ein kleines Wunderwerk, was auch für die insgesamt 27 Cello-Konzerte<br />
gilt. Um nicht auf Dauer sich und auch den Hörer zu langweilen, haben daher Sol Gabetta und Jean-<br />
Guihen Queyras auf ihren zeitgleich veröffentlichten Einspielungen für manch Abwechslung gesorgt.<br />
Streut der Franzose Queyras zwischen die vier Cello-Konzerte Vivaldis etwa auch Opern-Sinfonien<br />
von Antonio Caldara ein, kann Gabetta beim zweiten Teil ihres »Progetto Vivaldi« mit einer Weltersteinspielung<br />
aufwarten. nach drei Vivaldi-Concerti führt der Weg über ein fünfsätziges Cello-Konzert des neapolitaners Leonardo<br />
Leo zu der CD-novität von Giovanni Battista Platti. Beide Konzerte sind zwar nicht unter radikal neuen Vorzeichen<br />
entstanden, doch gerade bei Platti gibt es expressive Verdichtungen und geschickte, polyphone Fingerübungen, mit denen<br />
sich der an deutschen Fürstenhöfen umtriebige Komponist als konkurrenzfähig zu seinem großen Landsmann erweist.<br />
Doch nicht nur in den Repertoire-Entdeckungen unterscheiden sich die beiden CDs. Obwohl Sol Gabetta und Jean-Guihen<br />
Queyras jeweils Ensembles zur Seite stehen, die sich dem historischen Ausdrucksflair verschrieben<br />
haben, trennen sie Welten. Und die Probe aufs Exempel kann man gleich beim einzigen<br />
Konzert machen, das auf beiden Programmen steht. Obwohl in der von Gabettas Bruder Andres<br />
geleiteten Cappella immerhin Alte Musik-Spezialisten von Il Giardino Armonico sitzen, geht es<br />
nie hemdsärmlig forsch bis rekordverdächtig rasant zu. An ihrem Barock-Instrument achtet Gabetta<br />
streng auf den großen melodiösen Bogen und aufs verlockend Anmutige. Und selbst spieltechnischen<br />
Komplikationen wie im Finalsatz des g-Moll-Konzerts stellt Gabetta eine kostbare<br />
Empfindsamkeit gegenüber, um den Grad des ›Erzählerischen‹ spannungsvoll zu erhöhen. Mit der Akademie für Alte Musik<br />
Berlin schlägt Jean-Guihen Queyras eine ganz andere, nicht weniger faszinierende Gangart an. Wilde Blitze schlagen da<br />
immer wieder aus dem Orchester heraus. Während Queyras akzentuiert Stürme entfacht oder im langsamen Satz die Stimmung<br />
derart auf den Moment konzentriert, als handele es sich hierbei um eine Cello-Suite Bachs. Zwei Seiten einer Vivaldi-<br />
Medaille also – bei der man zugreifen sollte. Guido Fischer<br />
Gabetta Queyras<br />
Die<br />
Bamberger<br />
Symphoniker<br />
in der Welt der<br />
Romantik<br />
Sol Gabetta, Cappella Gabetta, Andres Gabetta<br />
Sony 88697834542 71 Min., 1/2011<br />
Antonio Vivaldi, Antonio Caldara<br />
CELLO-KOnZERTE, SInFOnIEn u. a.<br />
Jean-Guihen Queyras, Akademie für Alte Musik Berlin, Georg Kallweit<br />
harmonia mundi HMC 902095 69 Min., 10/2010<br />
TUDOR 7159 SACD HYBRID<br />
TUDOR CD 7167 SACD HYBRID<br />
4Bravourstück<br />
in die Finger geschrieben hat,<br />
das voller Gemeinheiten steckt. Doch zeigt<br />
Mutter auch nach 35 Jahren einfach keine<br />
Verschleißerscheinungen. Guido Fischer<br />
Johannes Brahms<br />
SInFOnIEn nR. 1-4<br />
Tonhalle-Orchester Zürich,<br />
David Zinman<br />
RCA/Sony 88697 93349 2<br />
(3 CD-Box, 4/2010)<br />
»Seine Musik vermittelt ein ganz eigen-<br />
artiges Gefühl der Zufriedenheit«. Was<br />
David Zinman, seit 16 Jahren gefeierter<br />
Chef des Zürcher Tonhalle-Orchesters,<br />
zu Brahms kundtut, muss jeden skeptisch<br />
stimmen, der die Leidenschaften und eruptiven<br />
Kräfte kennt, die die großen Brahms-<br />
Exegeten der letzten 60 Jahre von Furtwängler<br />
bis Gardiner den vier Sinfonien<br />
entlockt haben. Sicher: Mit Beckerats Portraits<br />
vom Zigarre rauchenden, schwelgerisch<br />
die Augen schließenden Pianisten<br />
vor Augen kann man bei Brahms leicht<br />
»Zufriedenheit« assoziieren. Aber weder<br />
der formstrenge Komponist, der Gefühlsaufwallungen<br />
immer in komplexe motivisch-thematische<br />
Bahnen lenkte, noch<br />
der gemütlich-gesellige Schweiz-Urlauber,<br />
der am Thuner See Clara oder an-<br />
„Unseren Ohren werden<br />
Töne vernehmlich,<br />
welche die Herzen<br />
erquicken!“ VeRTRIeB: NAXOS DeUTSCHLAND www.classicsonline.com www.tudor.ch<br />
Bamberger Romantik_210x72_<strong>Rondo</strong>.indd 1 08.09.11 09:34<br />
TUDOR 7183 SACD HYBRID
dere Schönheiten besang, sollte dazu die-<br />
nen, allzu viel bürgerliche Behaglichkeit in<br />
seine Musik hineinzuprojizieren.<br />
Gottlob tut das auch Zinman nicht<br />
bzw. nur bedingt. Seine außergewöhn-<br />
liche Partiturarbeit fällt schon in der düster<br />
dräuenden Eröffnung der Ersten auf,<br />
wenn die Bässe das manisch Bohrende –<br />
Symbol der jahrzehntelangen Abarbeitung<br />
an Beethoven? – wirklich ein<strong>mal</strong><br />
hörbar machen, was selten genug der<br />
Fall ist. Mustergültig auch die Zürcher<br />
Gesangskultur in den Andante-Sätzen<br />
(zum »Dahinschmelzen« vor allem in der<br />
Dritten): Man findet nicht viele Holzbläser-<br />
und Celli-Gruppen, die derart schlank<br />
und homogen Legatobögen zeichnen und<br />
so das Innenleben eines Komponisten auffächern,<br />
das in seiner intimen Fragilität<br />
offenbar doch weit schattierungsreicher<br />
war als es jene »Zufriedenheit« erwarten<br />
lässt. nicht satthören mag man sich<br />
auch an dem geerdeten, mittelstimmenvollen<br />
Sound des Schweizer Vorzeigeorchesters.<br />
Mit ihm wie auch mit seiner makellosen<br />
Spielkultur (in zwei »wirklichen«<br />
Live-Aufnahmen in der akustisch höchst<br />
empfindsamen Tonhalle) muss man mehr<br />
als zufrieden sein. Christoph Braun<br />
NEUHEITEN<br />
WOLFGANG AMADEUS MOZART<br />
Klavierkonzerte 6,8 & 9<br />
Angela Hewitt, Orchestra da Camera di<br />
Mantova<br />
CDA 67840<br />
C.P.E. BACH, BENJAMIN BRITTEN<br />
Liaisons, Vol.3<br />
Dejan Lazic<br />
CCS 28511<br />
C O D A E X D E U T S C H L A N D<br />
Landsberger Strasse 492, 81241 München<br />
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www.facebook.com/codaex.deutschland<br />
JOSEPH HAYDN<br />
Streichquartette op. 71<br />
Takács Quartet<br />
CDA 67793<br />
Ludwig van Beethoven<br />
»BEETHOVEn« (KLAVIER-<br />
SOnATEn nR. 3 UnD<br />
nR. 21, AnDAnTE FAVORI<br />
WOO 57, ROnDO<br />
A CAPRICCIO OP. 129)<br />
FREDERIC CHOPIN<br />
FELIX MENDELSSOHN<br />
Cellosonaten<br />
Pieter Wispelwey, Paolo Giacometti<br />
ONYX 4078<br />
Alice Sara Ott<br />
DG/Universal DG 4779291<br />
(65 Min., 8/2010)<br />
Schnelle Läufe klemmen, Triller kleben –<br />
so etwas passiert gelegentlich auch großen<br />
Pianisten, wenngleich man solche kleinen<br />
Missgeschicke bei einer Studioaufnahme<br />
nach Möglichkeit korrigieren würde. Aber<br />
bei den großen Beethoven-Pianisten werden<br />
kleine Makel, wenn sie denn auftreten,<br />
wettgemacht durch ein interpretatorisches<br />
Konzept, das bis ins Detail zu verfolgen ist.<br />
Etwa beim Kopfsatz der C-Dur-Sonate op.<br />
2 nr. 3, um gleich mit dem ersten Track<br />
anzufangen: Bei Emil Gilels sind die mar-<br />
JOSEPH HAYDN<br />
Streichquartette op. 74<br />
Takács Quartet<br />
CDA 67781<br />
D’INDY/SAINT-SAËNS/CHAUSSON<br />
Symphonie sur un chant montagnard<br />
Français<br />
Martin Helmchen, Marek Janowski,<br />
Orchestre de la Suisse Romande<br />
PTC 5186357<br />
kanten »Terzentriller« des ersten Themas<br />
von Anfang an ein nervös-virtuoser Mikro-Baustein,<br />
der direkt in den rasanten<br />
Forte-Ausbruch mit den Dreiklangsbrechungen<br />
drängt. Ganz anders bei Michelangeli:<br />
Er doziert dem Hörer Beethovens<br />
Musik, sein gemessenes Tempo geht einher<br />
mit streng gezügelter Leidenschaft, nüchternheit<br />
und besonnener Durchformung<br />
auch kleinster Motive.<br />
Wenn solche beschreibbaren Ideen sich<br />
dem aufmerksamen Hörer einer CD mit Beethoven-Sonaten<br />
nicht mitteilen, dann ist das<br />
erdrückende Gewicht der vielen, vielen Meisterinterpretationen<br />
der hier dargebotenen<br />
Stücke einfach zu groß, und es nützt nichts,<br />
wenn es so manche reizende Ecke, so manchen<br />
idyllischen Moment auf dieser CD gibt.<br />
Beethoven ist interpretatorisch massiv vorbelastet,<br />
und wenn man ihn technisch nur<br />
mit kleinen Macken über die Bühne bringt,<br />
dann müsste man ihn im Spielen wenigstens<br />
genial vermitteln. Aber das bleibt eben aus<br />
bei Alice Sara Ott, und deshalb prangt das<br />
berühmte gelbe Label nicht zu Recht auf dieser<br />
CD: Man glaubt fast, die Ahnenreihe der<br />
großen Pianisten, die diese Marke berühmt<br />
gemacht haben, unwillig murren und raunen<br />
zu hören. Michael Wersin<br />
IN THE SPOTLIGHT<br />
Gaetano Donizetti,<br />
Giuseppe Verdi, Giacomo<br />
Puccini, u. a.<br />
ARRIVEDERCI<br />
Vittorio Grigolo, Coro e Orchestra<br />
del Teatro Regio di Parma,<br />
Pier Giorgio Morandi<br />
Sony 88697 911342<br />
(66 Min, 2-4/2011)<br />
Der kleine ‚Kramladen des Glücks’, den<br />
Vittorio Grigolo bei seinem zweiten Re-<br />
zital vor einem erstaunten Publikum ent-<br />
rollt, gibt zunächst Rätsel auf. Als Pra-<br />
linenschachtel voll neapolitanischer<br />
Schmankerl kommt das Album etwas<br />
früh. Jedenfalls dann, wenn man bedenkt,<br />
dass Grigolos Karriere (nach Aufbaujahren<br />
in Zürich) erst letztes Jahr groß<br />
durchgestartet ist. nun waren die Volkslieder<br />
seiner italienischen Heimat dem<br />
ehrgeizigen Toskaner offenbar auch nicht 4<br />
WOLFGANG AMADEUS MOZART<br />
Violinkonzerte Nr. 3 & Nr. 5<br />
<strong>Rondo</strong> /Adagio<br />
Susanna Yoko Henkel, Litauisches<br />
Kammerorchester<br />
SPOT 288697<br />
Mit ihrer neuen Mozart-CD<br />
erfüllt sich die aktuelle ECHO<br />
Klassik - Preisträgerin Susanna<br />
Yoko Henkel einen lang gehegten<br />
Traum: Die deutsch-japanische<br />
Geigerin hat auf dieser<br />
Aufnahme ihre ganz eigene<br />
Interpretation dieser beliebten<br />
Klassiker verwirklicht.<br />
ANTONIO VIVALDI / JOHN CAGE<br />
8 Seasons<br />
Rodolfo Richter, B’Rock<br />
KTC 1429 • 2 CDs<br />
Das Streichquartett von John<br />
Cage wurde von Frank<br />
Agsteribbe für Barockorchester<br />
arrangiert und mit Vivaldis<br />
Vier Jahreszeiten kombiniert.<br />
Am Ende eines Vivaldi Konzertes<br />
steht ein Satz aus Cages<br />
Streichquartett. Die Musik<br />
der beiden unterschiedlichen<br />
Komponisten ergänzt sich<br />
fantastisch.
Klassik CDs<br />
Le concert c’est moi!<br />
Dämon und Tastenlöwe – 2011 ist Franz Liszt-Jahr. Doch kann man den Jubilar eigentlich<br />
noch neu entdecken? nach Probe einiger ausgewählter CD-neuerscheinungen ist Guido Fischer<br />
der Meinung: Ja, durchaus!<br />
als der australische Pianist Leslie Howard zu Beginn<br />
des liszt-Jahres 2011 seine gesammelten einspielungen<br />
in einer Box herausgab, wusste man<br />
endgültig, dass man nur einen Bruchteil des Vielspielers<br />
und Vielschreibers liszt kennt. auf immerhin<br />
knapp 100 CDs verteilt sich da das komplette<br />
Klavierwerk. Und<br />
nebenbei konnte howard<br />
gleich mit über 300<br />
Weltersteinspielungen<br />
auftrumpfen. Wie es aber<br />
bei solchen enzyklopädisch<br />
angelegten großprojekten<br />
so ist, darf man gerade bei den diskografischen<br />
ausgrabungen weder pianistische<br />
Wunder noch kompositorische gipfelbesteigungen<br />
erwarten. liszt soll laut seiner Zeit- und<br />
ohrenzeugen zwar mit seinen zehn Fingern auch<br />
orchestral raumgreifende Klänge inszeniert haben.<br />
Doch auf »albumblättern«, die schon nach<br />
elf sekunden vorbei sind, waren selbst liszts<br />
hände und Fantasie gebunden. mehr als zwei Dutzend<br />
solcher aufgespürten Piècen hat sich howard<br />
für das Finale seiner liszt-expedition aufgehoben.<br />
Unter dem titel<br />
»new Discoveries Vol. 3«<br />
tummeln sich da erste,<br />
pianistische gedankenfetzen<br />
von größeren Projekten.<br />
Zu hören ist aber<br />
auch eine halbminütige,<br />
wundersam dahinwiegende »adagio religioso«meditation<br />
des erst 14-Jährigen! aussagekräftiger<br />
sind dagegen einige unbekannte Fassungen von<br />
Bearbeitungen angelegt. improvisatorischen esprit<br />
besitzt nun die erneute annäherung an Wagners<br />
»tannhäuser«-marsch.<br />
mit der ersten Version vom marsch aus Berlioz’<br />
»harold en italie« blieb liszt eng am original<br />
– und unterstrich somit seine geistesverwandtschaft<br />
mit jenem Franzosen, dem er besonders in<br />
Weimar einen roten Festival-teppich nach dem<br />
anderen ausbreitete. Die<br />
Verbundenheit mit Berlioz<br />
äußerte sich bei liszt darüber<br />
hinaus nicht nur in<br />
seiner berühmten schrift<br />
»Berlioz und seine haroldsymphonie«<br />
(1855). Bereits<br />
1833 hatte liszt mit seiner Klavierfassung von Berlioz’<br />
»symphonie fantastique« begonnen. Und wie<br />
Detlef altenburg 2003 während eines Berlioz-<br />
28 RONDO 5/2011<br />
symposiums anmerkte, war diese Bearbeitung<br />
gleichermaßen das Fundament, auf dem der Klavier-Komponist<br />
liszt seine ersten großen Zyklen<br />
wie die »harmonies poétiques et religieuses« konzipieren<br />
sollte. Diesen inspirierenden energiegehalt<br />
lässt jedoch jetzt der französische Pianist Roger<br />
Muraro bei seiner einspielung der liszt’schen<br />
»symphonie fantastique” etwas vermissen. Denn<br />
für muraro zählt eher die Clarté des verzweigten<br />
stimmengeflechts und nicht das harmonisch explosive<br />
Potential, über das Berlioz und eben auch<br />
liszt das erzählerische der instrumentalmusik<br />
injizieren sollten.<br />
Wie anders schafft es dagegen muraros landsmann<br />
François-Frédéric Guy in den »harmonies<br />
poétiques et religieuses«,<br />
die klare klavieristische<br />
Façon mit einer Beredtheit<br />
im sublimen zusammenzubringen.<br />
nichts<br />
verklumpt hier zu einer<br />
gefühligen spiritualität.<br />
Vielmehr erlebt man in dem 1853 vollendeten<br />
Zyklus auch dieses impressionistische Flimmern,<br />
mit dem liszt – weit vor seinem spätwerk<br />
– das frühe 20. Jahrhundert vorausgeahnt hat.<br />
Weil im Jahr 1853 liszt aber auch seine h-mollsonate<br />
fertig stellte, ließ es sich guy nicht nehmen,<br />
diesen evergreen gleich noch nachzuschieben.<br />
Das hätte er jedoch vielleicht besser nicht<br />
getan. Denn mit seiner bisweilen ins hektische<br />
umschlagenden attacke und oft<strong>mal</strong>s allzu grüblerischen<br />
haltung bietet<br />
er unter dem strich leider<br />
nur pathosgetränkte Konfektionsware.<br />
Davon ist selbstverständlich<br />
der Kanadier<br />
Marc-André Hamelin meilenweit<br />
entfernt dank einer schon fast provokant<br />
wirkenden souveränität, mit der er sich auf die pianistischen<br />
Berg- und talfahrten begibt. Und dabei<br />
überlässt er es lieber anderen, die sonate als<br />
artistisches teufelszeug zu propagieren. hamelin<br />
schüttelt dagegen all die stimmungsumbrüche,<br />
Prestissimo-oktaven und orchestralen schübe<br />
mit einer lässigkeit aus dem Ärmel, dass es schon<br />
fast an magie grenzt. so verblüffend hamelin all<br />
das auch noch mit 1001 Klangfarben spickt, so<br />
fehlt einem hier und da doch dieses expressive<br />
ringen und gespannte Zittern, mit dem etwa<br />
die nicht weniger virtuose martha argerich ins<br />
eigentliche herz-rhythmus-system der sonate<br />
vordrang. Und was für ein Druck in dem sonaten-Kessel<br />
tatsächlich herrschen kann, hat nicht<br />
zuletzt Vladimir Horowitz immer wieder bewiesen.<br />
Zuerst in den 1930er<br />
Jahren, als er das da<strong>mal</strong>s<br />
im Konzertsaal noch verschmähte<br />
Werk regelrecht<br />
rehabilitierte. Und auch in<br />
den aufnahmen von 1949<br />
und 1977, die jetzt in der<br />
4CD-Box »horowitz Plays liszt« wiederveröffentlicht<br />
wurden, wird man ohrenzeuge eines<br />
desperaten Dramas in endzeitstimmung. Zum<br />
irrwitzigsten, was horowitz wohl je<strong>mal</strong>s auf<br />
der liszt’schen Kurzstrecke hingelegt hat, gehören<br />
andererseits die live-aufnahmen der Ungarischen<br />
rhapsodien nr. 2 & 6 aus den Jahren 1953<br />
bzw. 1951.<br />
Danach muss man erst <strong>mal</strong> wieder durchatmen.<br />
Und beim liszt-interpreten Nelson Freire<br />
konnte man das schon immer in Vollendung.<br />
sein mit »harmonies du soir« betiteltes recital<br />
spannt den Bogen vom<br />
belcantisch-pastoralen<br />
»Waldesrauschen« über<br />
den verspielt ’ausgesungenen’<br />
»Valse oubliée«<br />
bis zur gravitätisch kernigen<br />
2. Ballade. Das ist<br />
liszt ohne mätzchen, dafür mit viel leuchtkraft<br />
und sensibilität. einen ähnlichen Zugriff beweist<br />
auch Boris Bloch auf seiner neuesten liszt-aufnahme.<br />
Der russe, der seit einer halben ewigkeit<br />
an der Folkwang-hochschule lehrt, findet<br />
die perfekte Balance zwischen glamour und poetischer<br />
Durchdringung. Dabei sind die live mitgeschnittenen<br />
Werke, die Bloch u. a. in Duisburg,<br />
Düsseldorf und essen gespielt hat, manuell allesamt<br />
keine leichtgewichte. Da wechseln sich<br />
etwa gewaltige Paraphrasen über themen von<br />
händel (almira) und mozart<br />
(Figaros hochzeit)<br />
mit den atemberaubenden<br />
»grandes études de Paganini«<br />
ab. aber Bloch behält<br />
nicht nur überall souverän<br />
die nerven und die<br />
Übersicht. Bei ihm schlägt liszts lust am kolossalen<br />
effekt schon <strong>mal</strong> in spöttische Dämonie<br />
um. so richtig ins singen kommt liszt hingegen<br />
erst bei der Französin Lise de la Salle. im Wech-
sel mit ausgewählten<br />
schlagern wie den »Funérailles«<br />
und der markant<br />
durchpulsten »Dante-sonate«<br />
taucht de la salle <strong>mal</strong><br />
feinnervig in den schmerzenston<br />
des »lacrymosa«<br />
von mozart in der Bearbeitung liszts. Durch die<br />
lüfte schwebt sie dann in schumanns »liebeslied«<br />
– bevor sie in »isoldes liebestod« für verlockende<br />
Zartbitterstoffe sorgt.<br />
Von den hier eingespielten Werken gibt es<br />
grundsätzlich aufnahmen wie sand an meer. Und<br />
auch liszts »années de pèlerinage« sind nicht gerade<br />
stiefmütterlich behandelt worden. immerhin<br />
zwei neuheiten vermitteln einen so noch nie<br />
gehörten einblick in die »Wanderjahre«. Tomas<br />
Dratva hat das »schweiz«-<br />
Jahr auf richard Wagners<br />
steinway gespielt, der<br />
trotz seines Baujahrs 1876<br />
ungemein gut in schuss<br />
und bei lunge ist. Und<br />
Ragna Schirmer ist für die<br />
gesamteinspielung nicht nur liszt nachgereist,<br />
wie ein Fototagebuch im Booklet dokumentiert.<br />
eingestreut werden immer wieder vom ensemble<br />
amarcord gesungene madrigale der renaissancemaestri<br />
gesualdo und marenzio – als gelungene<br />
reminiszenz an den glühenden Dante- und<br />
Petrarca-Verehrer liszt.<br />
Neuerscheinungen im Überblick<br />
Boris Bloch – Klavierwerke (Ars Produktion/<br />
note 1 ARS38501)<br />
Tomas Dratva- Années de pèlerinage: Schweiz<br />
(Oehms/harmonia mundi OC786)<br />
Nelson Freire – Harmonies du soir (Decca/<br />
Universal 4782728)<br />
François-Frédéric Guy – Harmonies poétiques<br />
et religieuses, Sonate (2 CDs, Zig-Zag/note 1<br />
ZZ110301)<br />
Marc-André Hamelin – Klaviersonate h-Moll,<br />
u. a. (Hyperion/Codaex CDA67760)<br />
Vladimir Horowitz – …Plays Liszt (4CDs,<br />
Sony 88697 839852)<br />
Leslie Howard – New Liszt Discoveries Vol. 3<br />
(2CDs, Hyperion/Codaex CDA67810)<br />
Byron Janis – Klavierkonzerte u. a.;<br />
Moskau er Philharmoniker, Ltg. Kirill Kondraschin;<br />
Radio Symphonie Orchester Moskau,<br />
Ltg. Gennadi Roschdestwenski (newton/<br />
Codaex nC 8802058)<br />
Roger Muraro – Symphonie Fantastique u. a.<br />
(Decca/Unviversal 4764176)<br />
Tristan Pfaff – Klavierwerke (Aparté/harmonia<br />
mundi AP019)<br />
Lise de la Salle – Ballade Nr. 2, Liebeslied,<br />
u. a. (naïve/Indigo 958427)<br />
Ragna Schirmer – Années de pèlerinage;<br />
(mit amarcord, 3CDs, Berlin Classics/Edel<br />
0300121BC)<br />
4genug. neben Leichtgewichtigem in<br />
der Tradition eines Gigli, Lanza und<br />
Pavarotti finden sich daher unver-<br />
mittelt auch Arien aus »Tosca«, von<br />
Verdi und sogar Mozarts »Un aura<br />
amorosa« auf dieser CD. Das hinterlässt<br />
einen uneinheitlichen, freilich<br />
umso kalorienreicheren Gesamteindruck.<br />
Sei’s drum, Grigolos schlank und<br />
grazil geführter Tenor mag für »La<br />
donna è mobile« oder »Amor ti vieta«<br />
(aus »Fedora«) etwas mager und<br />
schwerelos klingen. Phrasierungskunst<br />
und Geschmack stehen ihm<br />
indes uneingeschränkt zu Gebote,<br />
so dass die krude Mischung immer<br />
noch einen Eindruck erstaunlicher<br />
Kunstfertigkeit hinterlässt. Ohnehin<br />
muss man zugeben, dass Grigolo jeden<br />
Anflug von Süßlichkeit vermeidet<br />
und gesanglich nichts von dem<br />
gelinden Macho-Gehabe zeigt, über<br />
das man im persönlichen Umgang<br />
mit ihm manch<strong>mal</strong> lachen muss.<br />
Den Arien aus »Il Duca d’Alba«,<br />
»Traviata« und »Martha« mag hier<br />
eher der Charakter von Appetitmachern<br />
zufallen. Zu mitreißend agiler<br />
Form läuft Grigolo erst bei Rossinis<br />
»La Danza« auf. Die »Mattinata«<br />
von Leoncavallo verströmt sodann<br />
mehr viriles Temperament als bei<br />
Gigli. »non ti scordar di me« besitzt<br />
mehr Feinschliff als bei Domingo. Bei<br />
»’O paese d’ ’o sole« kann er durchaus<br />
di Stefano das Wasser reichen. Insgesamt<br />
ein Album, das den Glücksgriff<br />
bestätigt, den Sony mit dem verrückten<br />
Italiener getan hat. nur dass<br />
die merkwürdige Programmzusammenstellung<br />
den Eindruck erweckt,<br />
man wisse dort selber nicht so genau,<br />
wohin mit ihm. Robert Fraunholzer<br />
Clara & Robert<br />
Schumann<br />
PORTRAITS<br />
Miah Persson, Joseph Breinl<br />
Bis/Klassik Center<br />
BISSACD-1834<br />
(SACD, 61 Min., 6/2010)<br />
Zwei Dinge müssen mindestens zusammenkommen,<br />
damit eine Gesangs-<br />
besonders eine Kunstlied-<br />
CD den Hörer wirklich anspricht:<br />
eine schöne, technisch ausgereifte<br />
Stimme und ein nicht minder ausgereiftes<br />
Gestaltungspotential.<br />
Das mag eine Binsenweisheit sein,<br />
aber die meisten Liedprogramme,<br />
die einem nur ein zögerliches »na<br />
ja« oder gar ein entschiedenes »So<br />
nicht« entlocken, scheitern irgendwo<br />
im Spannungsfeld dieser<br />
Parameter, die sich nicht selten auch<br />
gegenseitig im Wege stehen: Manch<br />
einer gestaltet ohne Ende und vernachlässigt<br />
dabei den Bel-Canto-<br />
Aspekt; manch einer singt wunderschön<br />
und bleibt gestalterisch<br />
gerade deshalb unprofiliert.<br />
nicht so die Schwedin Miah<br />
Persson: Schon das erste Lied die-<br />
ser CD, die »Widmung« aus Ro-<br />
bert Schumanns »Myrthen«, lässt<br />
das Herz höher schlagen. Das feine<br />
Timbre dieser herrlichen Sopran-<br />
stimme bezieht aus seiner per-<br />
fekten Verankerung im Körper<br />
eine bemerkenswerte Wärme und<br />
Intensität. Die gute Verbunden-<br />
heit mit dem Körper, die in diesem<br />
Maß bei einer so leichten Sopranstimme<br />
gar keine Selbstverständlichkeit<br />
ist, erweist sich gleichzeitig<br />
als der zentrale Punkt, an dem der<br />
Gestaltungswille konkret in interpretatorische<br />
Realität umgesetzt<br />
wird: Miah Perssons Darbietung<br />
ist nämlich nie<strong>mal</strong>s kopflastig,<br />
sondern die breite Farbenpalette ihrer<br />
Emotionen fließt immer direkt<br />
aus der »Mitte« ihrer Künstlerpersönlichkeit<br />
ins Geschehen; unverfälscht<br />
und ehrlich klingen daher<br />
diese Lieder Robert und Clara<br />
Schumanns, unter denen sich eine<br />
Menge »Schlager« befinden: »Frauenliebe<br />
und Leben«, »Der nussbaum«,<br />
»Die Lotosblume« und die<br />
vielleicht etwas weniger bekannten<br />
»Gedichte der Königin Maria Stuart«<br />
korrespondieren sinnvoll mit<br />
sechs im Tonfall deutlich anderen,<br />
eigenständigen Gesängen Claras<br />
aus ihren Opera 12 und 13. Am<br />
Klavier wird Miah Persson großartig<br />
begleitet von Joseph Breinl –<br />
ein hervorragendes Duo, das diese<br />
schöne Musik gemeinsam wieder<br />
und wieder zum Erblühen bringt.<br />
Michael Wersin<br />
Matthias Weckmann<br />
ABEnDMUSIKEn<br />
Eugénie Warnier, Damien<br />
Guillon, Robert Getchell,<br />
Benoît Arnould, Ensemble<br />
Les Cyclopes, Bibiane Lapointe,<br />
Thierry Maeder<br />
Zig-Zag Territoires/Note 1<br />
ZZT110502<br />
(67 Min., 1 & 4/2010)<br />
Als Protegé von Heinrich Schütz und<br />
Schüler von Jacob Praetorius begann<br />
der 1616 geborene Thüringer Matthias<br />
Weckmann seine musikalische Lauf-<br />
bahn, die 1655 übernommene Stelle<br />
des Hamburger Jakobi-Organisten<br />
krönte seine Karriere. Die Vokalund<br />
Instrumentalmusik, die auf dieser<br />
CD höchst kompetent präsentiert<br />
wird, zeugt von Weckmanns exzeptionellem<br />
kompositorischen Können,<br />
in dem sich viele Strömungen seiner<br />
Zeit auf kreative Weise verbinden.<br />
Wie großartig lotet er in den beiden<br />
Quartett-Sonaten die klanglichen<br />
Möglichkeiten der eigenwilligen Besetzung<br />
(Violine, Zink, Posaune, Fagott<br />
und Continuo) aus und jongliert<br />
auf vielfältigste Weise einerseits mit<br />
einer der Vokalmusik nahen, geradezu<br />
gestischen Motivik und andererseits<br />
mit italienisch inspirierter<br />
Diminutionskunst. Sie große Choralbearbeitung<br />
über das bekannte<br />
Pfingstlied »Komm, Heiliger Geist,<br />
Herre Gott« für Orgel demonstriert<br />
eindrucksvoll Weckmanns bedeutenden<br />
Rang innerhalb der norddeutschen<br />
Orgelkunst, die so auf Scheidemann<br />
und Reinken zurückzuführen<br />
ist und schließlich in Bachs Schaffen<br />
münden sollte. Eine durch und<br />
durch beglückende CD also, deren<br />
überzeugungskraft freilich nicht nur<br />
auf die Güte der Kompositionen, sondern<br />
vor allem auch auf der durchweg<br />
gelungenen Wiedergabe basiert:<br />
Thierry Maeders Sänger und<br />
Instrumentalisten sind ausnahmslos<br />
von hervorragender Qualität<br />
– ihnen zu lauschen erweist sich<br />
als völlig ungetrübtes Vergnügen.<br />
Michael Wersin<br />
5/2011 RONDO 29
DVDs<br />
Premierenabo<br />
Durch die Welt der Opern-DVDs mit Jörg Königsdorf<br />
Als regietheatergestählter Besucher deutscher Opernhäuser könnte man<br />
glatt vergessen, dass für den Rest der Opernwelt völlig andere Maßstäbe<br />
gelten: Während hierzulande nach wie vor das Befreien der Stücke von<br />
Aufführungsklischees und das Freilegen von Subtexten angesagt ist,<br />
scheint die Fortführung der Konvention anderswo überhaupt kein Problem<br />
darzustellen – insofern sind die Kino-<br />
Live-übertragungen von Aufführungen der<br />
new yorker Metropolitan Opera wichtige<br />
Ergänzungen. Wer also endlich <strong>mal</strong> eine<br />
»Aida« im monumentalen Ägypten-Setting<br />
und eine »Turandot« in vollem China-Pomp<br />
sehen möchte, liegt mit den beiden neuen<br />
DVDs aus dieser Serie richtig. Beide Produktionen<br />
liefern die Stücke genau so, wie sie<br />
im Opernführer beschrieben werden. Die<br />
auf einer Produktion aus den späten achtziger<br />
Jahren basierende »Aida« bietet freilich<br />
kaum mehr als einen bombastischen<br />
Rahmen für eine vokale Stehparty: Johan<br />
Botha, der bei der übertragung auch stimmlich<br />
nicht seinen besten Tag hatte, lässt von<br />
den Seelennöten Radames’ kaum etwas erahnen,<br />
und nur Violeta Urmanas leidenschaftliche<br />
Aida lässt hin und wieder eine<br />
Ahnung aufscheinen, dass auch unter diesen<br />
Bedingungen packendes Musiktheater<br />
möglich gewesen wäre.<br />
Franco Zeffirellis ebenfalls aus den Achtzigern<br />
stammende »Turandot«-Inszenierung<br />
schneidet da schon deutlich besser ab. Das<br />
liegt sicher auch daran, dass im Gegensatz<br />
zur arg statuarisch geratenen »Aida« hier<br />
deutlich mehr szenische Abwechslung geboten<br />
wird, vor allem aber war die übertragung<br />
ein musikalisch besserer Abend. Die<br />
Russin Maria Guleghina besitzt zwar keine<br />
hochdramatische Superröhre, macht aus der<br />
chinesischen Prinzessin jedoch eine interessante,<br />
zwischen Aggressivität und Verletzlichkeit<br />
ausbalancierte Figur. Auch Marcello<br />
Giordanis lebhafter Kalaf und Marina Poplavskayas<br />
fragile Liù sind glaubwürdige Figuren,<br />
dazu sorgt Andris nelsons, der mit<br />
dieser Serie sein Met-Debüt absolvierte, dafür,<br />
dass die musikalische Hochspannung nicht abreißt.<br />
Verdi: »Aida« – Urmana, Botha, Metropolitan Opera/Gatti (Universal<br />
074 3428)<br />
Puccini: »Turandot« – Guleghina, Giordani, Metropolitan Opera/Nelsons<br />
(Universal 074 3426)<br />
Aber auch die Met würde eine Produktion wie nicolas Joels 1981 entstandene<br />
Inszenierung von »Samson und Dalila« heute nicht mehr herausbrin-<br />
30 RONDO 5/2011<br />
gen. In ihrem bonbonfarbigen Kitsch, den Tempeltänzerinnen und den angeklebten<br />
Bärten der Juden eine echte Seventies-Trash-Orgie mit einem<br />
Plácido Domingo im Zentrum, der geradewegs aus einem billigen Sandalenschinken<br />
zu kommen scheint. Das kann man zwar nicht ernst nehmen,<br />
Spaß macht die Sache schon – die Dauergrinsstarre von Shirley Verretts<br />
Dalila passt auf ihre Art sogar ganz gut zu dieser Veranstaltung. Der<br />
»Samson« ist Teil einer Box mit drei einzeln schon länger erhältlichen Mitschnitten,<br />
die jetzt zu Ehren von Domingos 70. auf den Markt gekommen<br />
ist. Mit Meyerbeers »Africaine« (ebenfalls aus San Francisco) und Ponciellis<br />
»La Gioconda« (aus Wien) wird der Geburtstagstribut durch zwei Raritäten<br />
komplettiert, die Domingo im vollen Saft zeigen. Die Inszenierungen<br />
sind in beiden Fällen ziemlich plüschig, aber<br />
hier kann Domingo nicht nur vokal, sondern<br />
auch als Darsteller punkten.<br />
Plácido Domingo – »L’Africaine«, »Samson<br />
e Dalila«, »La Gioconda« (4DVD,<br />
Arthaus/Naxos 107511)<br />
Dieser Eindruck wird auch auf zwei weiteren<br />
Veröffentlichungen bestätigt. Eine weitere<br />
Arthaus-Box vereint mit »Lohengrin«, »Trovatore«<br />
und einer von Carlos Kleiber dirigierten<br />
»Carmen« drei Aufzeichnungen aus<br />
der Wiener Staatsoper, und selbst in der berüchtigten<br />
aquarienhaften »Trovatore«-Inszenierung<br />
von Herbert von Karajan findet<br />
Domingo Möglichkeiten, das romantische<br />
Feuer Manricos zu zeigen. Kultverdächtig ist<br />
die Aufführung ohnehin ihrer Starbesetzung<br />
wegen (Cappuccilli, Kabaivanska, Cossotto,<br />
Van Dam), die einem Tränen der Wehmut in<br />
die Augen treibt.<br />
Selbst dem Lohengrin verleiht Domingo<br />
ein anrührend menschliches Profil, dass die<br />
von Claudio Abbado dirigierte Produktion<br />
darüber ein paar vokale Schwachpunkte<br />
(wie Dunja Vejzovics Ortrud) besitzt, verschmerzt<br />
man.<br />
Bizet, Verdi, Wagner – Domingo live aus der Wiener Staatsoper (4<br />
DVDs, Arthaus/Naxos 107505)<br />
Der Künstleroper «Goya”, einem Spätwerk des Postveristen Gian Carlo<br />
Menotti, können freilich auch die sängerdarstellerischen Fähigkeiten eines<br />
Domingo nicht aufhelfen. Die 2004 aufgezeichnete Produktion des Theater<br />
an der Wien tut zwar mit ansprechendem Cast (Michelle Breedt als<br />
lookalike der Herzogin von Alba) und umsichtiger Inszenierung von Londons<br />
neuem Opernchef Kaspar Holten viel, um das Werk zur tiefsinnigen<br />
Künstleroper aufzuwerten, doch bleiben die Figuren musikalisch eben<br />
doch flach, und das Wogen der Emotionen nimmt allzu oft einen pauschalen<br />
musicalhaften Ton an.<br />
Menotti: »Goya« – Domingo, Breedt, RSO Wien/Vuillaume (Arthaus/<br />
Naxos 101576)
Vokal total<br />
Der Bayerische Rundfunk hat vor einigen Monaten begonnen, die Vokalschätze der<br />
Münchner Sonntagskonzerte auf seinem hauseigenen Label zu bergen. nach Mirella<br />
Freni, Margaret Price und nicolai Ghiaurov ist jetzt die Reihe an Lucia Popp<br />
gekommen. Die Slowakin ist mit Ausschnitten aus den Jahren 1968–1982 vertre-<br />
ten, die ihre enorme Vielfältigkeit demonstrieren. Ob Mozart (einer ihrer Haus-<br />
götter) oder Donizetti, Händel oder Weber – sie war überall zu Hause. Operetten<br />
hat sie mit hinreißender Eleganz und einer Portion<br />
Schmäh serviert. Auch über einige Trouvaillen darf<br />
man sich freuen: Die Ausschnitte aus dem »Barbier<br />
von Sevilla«, dem »Freischütz« und Lortzings »Undine«<br />
dürften selbst viele Sammler noch nicht kennen.<br />
Doch im Grunde spielt das Repertoire bei Lucia<br />
Popp kaum eine Rolle: Ihr silbern schimmernder<br />
Sopran mit der – eigentlich Tenören vorbehaltenen<br />
– Träne in der Stimme berührt einen stets (und immer wieder von neuem), zu einer<br />
solch seelenvollen Innigkeit war und ist kaum eine andere Sängerin in der Lage.<br />
(BR Klassik/naxos 900306)<br />
Die singende Seele sucht man bei Chen Reiss vergeblich, Ausdrucksintensität<br />
zählt nicht zu ihren Stärken. Ihre technische Meisterschaft in Arien von Mozart,<br />
Haydn, Salieri und Cimarosa ist allerdings bewundernswert.<br />
Klar wie ein Gebirgsbach begeistert<br />
ihr Sopran mit gestochenen Koloraturen und einer<br />
mühelosen hohen und höchsten Lage. Hochvirtuoses<br />
pfeffert die Amerikanerin mit Aplomb hin, wirkt<br />
dabei überhaupt nicht mechanisch, sondern scheint<br />
vielmehr ihren Spaß daran zu haben. In lyrischen Stücken<br />
wie Susannas Rosenarie hingegen überzeugt sie<br />
weniger, das ist so makellos, dass es einfach nur fad ist. (Onyx/Codaex 4068)<br />
Barocke Raritäten präsentiert Daniela Barcellona, die sich vor allem als Rossini-Interpretin<br />
einen namen gemacht hat: 18 Arien aus sechs Scarlatti-Opern mitsamt<br />
den dazugehörigen Sinfonie finden sich auf ihrem Recital, mit Ausnahme<br />
von »Griselda« durchweg Ersteinspielungen. Daniela Barcellona bereiten sie keine<br />
Mühen, ihr Mezzo ist gut durchgebildet, besitzt eine<br />
sicher ansprechende Höhe und durch ihre intensive<br />
Auseinandersetzung mit Rossini zudem eine generelle<br />
Beweglichkeit und Geläufigkeit. Gleichwohl ist<br />
gelegentlich nicht zu überhören, dass extreme Barockkoloraturen<br />
noch ein<strong>mal</strong> eine andere Sache sind.<br />
Bei aller Entdeckerfreude wirkt das Album am Stück<br />
genossen dennoch etwas eintönig, weil die Sängerin<br />
keine große Koloristin und imaginative Gestalterin ist, sich vielmehr auf eine Art<br />
Einheitserregtheit stützt. (deutsche harmonia mundi/Sony 88697 842162)<br />
Wer sich zwischen hoch und tief nicht entscheiden will, bekommt auf »Streams<br />
Of Pleasure« beides geboten: Sopranistin Karina Gauvin und Altistin Marie-<br />
Nicole Lemieux haben sich zu einem Händel-Programm mit Arien und Duetten<br />
aus dessen Oratorien zusammengefunden.<br />
Die Stimmen der beiden Kanadierinnen harmonieren<br />
ganz wunderbar, ohne miteinander zu verschmelzen.<br />
Karina Gauvin, die ihren aparten Sopran<br />
mühelos und stilsicher beherrscht, ist ihrer<br />
Landsfrau eine absolut souveräne Partnerin. Marienicole<br />
Lemieux singt herrlich entspannt, kann sich<br />
auf ihre unangestrengte Höhe verlassen, setzt auch<br />
lange Koloraturreihen ruhig an und produziert sie völlig ebenmäßig. Manch<strong>mal</strong><br />
aber will sie zu viel, dann packt sie eine Extraportion Expressivität drauf,<br />
was unnötig ist, weil sie ohnehin eine intensive Gestalterin ist. In diesen (glücklicherweise<br />
nicht allzu zahlreichen) Phrasen übt sie dann auch vor allem in der<br />
Tiefe zu viel Druck aus. Ansonsten aber eine höchst erfreuliche Scheibe. (naïve/<br />
Indigo 961092) Michael Blümke<br />
Jazz CDs<br />
Peter Herbolzheimer<br />
SUnSHInE AnD BOSSA<br />
nOVA<br />
HGBS/Fenn HGBS 20017<br />
(2CD, 137 Min, aufgenommen<br />
12/1970, 12/1971 und<br />
2005/2006)<br />
»Remembering Peter Herbolzheimer«<br />
heißt dieses aufwendig gestaltete CD-<br />
Doppelalbum. Es enthält die ersten Aufnahmen,<br />
die das legendäre Schwarzwälder<br />
Label MPS von Herbolzheimers<br />
nicht weniger legendärem Ensemble<br />
MPS-Rhythm Combination and Brass<br />
als Doppel-LP unter dem Titel »My Kind<br />
of Sunshine« im Jahre 1972 vorlegte. Ergänzt<br />
werden sie mit Aufnahmen des<br />
BuJazzO, des 1987 gegründeten Jugendjazzorchesters<br />
der Bundesrepublik<br />
Deutschland, dessen Leiter Herbolzheimer<br />
bis kurz nach der Zeit dieser Einspielungen<br />
war.<br />
»My Kind of Sunshine« wurde im<br />
Dezember der Jahre 1970 und 1971 im<br />
Münchner Jazzclub Domicile aufgenommen.<br />
München leuchtete da<strong>mal</strong>s<br />
als heimliche Kulturhauptstadt; das Domicile<br />
war so etwas wie der Jazznabel<br />
des Landes. Stolz hatte man mit dem ersten<br />
Politikwechsel in Bonn die demokratische<br />
Reifeprüfung abgelegt und<br />
schickte sich nun an, die Olympiade auszurichten.<br />
Die kraftstrotzende Musik des<br />
Posaunisten, Komponisten, Arrangeurs<br />
und Bandleaders Herbolzheimer, diese<br />
freche frische Mischung aus Straight-<br />
Ahead-Jazz, Rock- und Latin-Feeling,<br />
war überschwänglicher Ausdruck der<br />
ungeheuren Aufbruchsstimmung jener<br />
Zeit. Aufbruchartig war auch das neue<br />
Big-Band-Konzept. Der Saxofonsatz war<br />
auf ein Soloinstrument reduziert, beherrschend<br />
war dadurch das druckvolle Blech<br />
mit vier Trompeten und drei Posaunen<br />
und vor allem eine Rhythmusgruppe mit<br />
einer Orgel, zwei Bässen und drei Schlagwerkern,<br />
zu denen im zweiten Jahr noch<br />
eine Gitarre bzw. Sitar (!) kam. Hochkarätig<br />
aus internationalen Solisten war<br />
die Band besetzt – leider listet das Booklet<br />
die genaue Aufnahme- bzw. Solistenzuordnung<br />
nicht auf. Die Energie dieser<br />
Musik lässt alten Jazzer-Jargon lebendig<br />
und tatsächlich sinnhaft werden: Der be-<br />
schrieb derartiges mit der Formel von der<br />
Post, die da abgehe und dabei swinge wie<br />
die Pest. Strahlend jubilieren die Trom-<br />
peten, bluesgesättigt faucht die Orgel,<br />
und analoge Oktav-Dopplereffekte bei<br />
den Posaunensoli setzen nostalgisch kultige<br />
Akzente.<br />
Als Kontrast zum Tauchbad in der<br />
Vergangenheit setzen dann die Konzertmitschnitte<br />
des BuJazzO und seines Vokalensembles<br />
dem Musikerzieher und<br />
Spitzenförderer Herbolzheimer ein überzeugendes<br />
Klangdenk<strong>mal</strong> mit einem beschwingten<br />
Bossa-nova-Programm zum<br />
Ausklang. Thomas Fitterling<br />
Nils Landgren<br />
THE MOOn THE STARS<br />
AnD yOU<br />
ACT/Edel 1095052ACT<br />
(56 Min., 2011)<br />
Der schwedische Posaunist nils Land-<br />
gren ist ein Tausendsassa mit der licence<br />
to funk. Und doch interpretiert er im-<br />
mer wieder auch als Sänger – quasi als<br />
regelmäßiges Coming-Out – Songs des<br />
zeitlosen Balladenrepertoires und eige-<br />
ner Provenienz. Seine Stimme ist eine<br />
Klasse für sich, lässt an den Satz Ella Fitz-<br />
geralds von Hildegard Knef als größter<br />
Sängerin ohne Stimme denken. Verletz-<br />
lich, fast fistelhaft klingt er – und da-<br />
bei viril. Für dieses Balladenalbum hat<br />
er das Urgestirn der Melancholie zum<br />
Thema gemacht und Songs der Liebe<br />
und Sehnsucht eingespielt. Mit einem<br />
Team aus Michael Wollny am Klavier<br />
und Lars Danielsson am Bass traf er<br />
sich mit seinen Wunschmusikern für<br />
die entsprechenden Lieder im Studio:<br />
Richard Gallianos Akkordeon wirft den<br />
Mondschatten von Cat Stevens; Cæcilie<br />
norby ist Landgrens Duopartnerin bei<br />
einem Original, das Drummerlegende<br />
Steve Gadd mit herrlich fluffigem Puls<br />
unterfüttert; Ex-Crusader Joe Sample<br />
lehrt dem Klavier den Blues; João Bosco<br />
bringt Samba-Feeling ein; und wer außer<br />
Landgren könnte eine Background-<br />
Vocal-Gruppe organisieren, der eine Rigmor<br />
Gustafsson, Ida Sand und Viktoria<br />
Tolstoy angehören? Das klingt übrigens<br />
5/2011 RONDO 31
Jazz CDs<br />
charmant nach Ray Charles mit den Ra-<br />
elettes, und irgendwie ist ja um diesen<br />
schwedischen Sänger etwas vom Ge-<br />
nius of Soul. Doch in Verbindung mit<br />
dem bombastisch philharmonischen<br />
Schlussstück fehlt Landgren doch etwas<br />
die adäquate stimmliche Kraft – dafür<br />
spielt er durchwegs eine hinreißende,<br />
butterweich geschmeidige Posaune.<br />
Thomas Fitterling<br />
Miles Davis<br />
TUTU<br />
(DELUXE EDITIOn)<br />
Rhino/Warner 8122797687<br />
(2CD, 124 Min., aufgen.<br />
3 & 7/1986)<br />
Als »Tutu« im Oktober 1986 veröffentli-<br />
cht wurde, waren die Reaktionen mitun-<br />
ter hämisch. »Tutu much« befand der Re-<br />
zensent des Guardian und brachte damit<br />
das Entsetzen der konservativen Jazzwelt<br />
auf den Punkt. Zu viel Elektronik, zu viel<br />
Zeitgeist, zu viel Pop.<br />
Auch 25 Jahre später lässt sich noch<br />
trefflich über die Aufnahme streiten. Die<br />
E-Drums, die wabernden Synths, vor<br />
allem die wiederkehrenden Spielereien<br />
mit Samples von menschlichen Stimmen<br />
– das ist schon schlimm.<br />
Aber dann wiederum erweist sich<br />
»Tutu« trotz seiner fast schon albernen<br />
80er-Jahre-Verankerung als erstaunlich<br />
zeitlos. Die kühlen Themen erinnern an<br />
den Miles der klassischen Phase, die unberechenbar<br />
auftauchenden Solo-Kürzel<br />
an den kontrollierten Freiheitssucher der<br />
späten 60er Jahre. Manch<strong>mal</strong> hört man<br />
inmitten des Technik-Gewitters auch erdenschwere<br />
new-Orleans-Backbeats.<br />
Und eine sehr große Portion Prince.<br />
Anhand der zum Vierteljahrhundert-<br />
Jubiläum herausgebrachten »Tutu«-Sonderedition<br />
lässt sich feststellen: Es hätte alles<br />
ganz anders kommen können. In den<br />
hervorragenden Liner notes von Ashley<br />
Kahn, der hier für »Tutu« das macht, was<br />
er in Buchform für »Kind of Blue« geleistet<br />
hat, erfährt man die Hintergründe.<br />
Bevor Marcus Miller als Produzent hinzugezogen<br />
wurde, war Davis mit seiner<br />
da<strong>mal</strong>igen Live-Band ins Studio ge-<br />
32 RONDO 5/2011<br />
gangen. Das Ergebnis erblickte nicht<br />
das Licht des Plattenmarktes, wohl aber<br />
spielte der Trompeter einige der Stücke<br />
bei Konzerten. Wie etwa im Juli 1986<br />
beim Jazzfestival in nizza.<br />
Es ist konsequent, dass der bislang<br />
unveröffentlichte Live-Mitschnitt der<br />
»Tutu«-neuausgabe beigegeben wurde:<br />
Im Vergleich mit dem an den handelsüblichen<br />
Jazzrock der 70er Jahre erinnernden<br />
nummern »Maze« und »Carnival«<br />
gewinnt die angreifbare, aber<br />
mutige »Tutu«-Einspielung deutlich an<br />
Statur. Wie sagt es Marcus Miller im<br />
Interview mit Ashley Kahn so schön:<br />
»Die Platte löste da<strong>mal</strong>s eine große Kontroverse<br />
aus. Aber genau das erwartet<br />
man ja von einem Miles-Davis-Album.«<br />
Josef Engels<br />
Thoneline Orchestra<br />
PAnTA RHEI<br />
A-Jazz/NRW Vertrieb A 5011<br />
(56 Min., 8/2010)<br />
Die Bigband-Tradition ist reich. Das weiß<br />
die Kölner Bandleaderin Caroline Thon,<br />
kurz Thoneline, und aus diesem Fundus<br />
schöpft sie. In der Traditionslinie von Gil<br />
Evans‘ Album »Out Of The Cool« versetzt<br />
sie in weiträumige Klanglandschaften,<br />
und wie er kostet sie die Farbenpracht<br />
aus, die Posaunen, Trompeten, Saxofone,<br />
Rhythmusgruppe und zwischendurch<br />
auch eine Sängerin ermöglichen. Doch<br />
dabei bleibt sie nicht stehen: Sie schreibt<br />
auch agile Sätze, die eher von Stan Kenton<br />
und der europäischen Bigbandschule<br />
beeinflusst sind, und zwischendurch<br />
lässt sie sich auch vom Funk der Brass<br />
Bands aus new Orleans, Rockgitarrensounds<br />
und sparsam gesetzter Filmmusik<br />
inspirieren. Alles ist möglich – aber<br />
nicht, indem sie die Elemente beliebig aneinander<br />
reihen würde, sondern als Bestandteil<br />
klug durchdachter, sich ständig<br />
wandelnder Stimmungsbilder. Unter<br />
der Hand wandelt sich der Gestus eines<br />
Stücks, so dass sich Eleganz und Kantiges,<br />
klang<strong>mal</strong>erisch neutönerische Passagen<br />
und einschmeichelnde Tutti, steter<br />
Fluss und Stromschnellen, Combophasen<br />
und Satzspiel zu abwechslungs-<br />
reichen Stücken fügen, die trotz aller<br />
Wendungen ihre Identität behalten. In-<br />
sofern passt der Albumtitel »Panta Rhei«<br />
für die sieben Stücke der erfrischend<br />
vielseitigen Bigband perfekt: Tatsächlich<br />
bewegt sich dass alles und gehört<br />
doch in einem tiefen Kern zusammen.<br />
Werner Stiefele<br />
Meyer/Baumgärtner/<br />
Meyer<br />
MELT<br />
Traumton/Indigo 951832<br />
(62 Min., 2010)<br />
Die Stücke tragen seltsam-evokative na-<br />
men wie »Goldregenstraße«, »Schlosskä-<br />
fer« oder »Traumwunsch«. Und doch ist<br />
es der vergleichsweise unspektakuläre<br />
Albumtitel, der die Besonderheit dieses<br />
Trios auf den Punkt bringt. »Melt« heißt<br />
die CD, die das Bruderpaar Peter und<br />
Bernhard Meyer an Gitarre und Bass ge-<br />
meinsam mit dem Schlagzeuger Moritz<br />
Baumgärtner eingespielt hat. Und »Melt«:<br />
Das ist auch der Zustand, in dem sich die<br />
Musik hier befindet.<br />
Man hat den Eindruck, dass alles<br />
schmilzt und zusammenfließt. Melodie,<br />
Harmonie, Rhythmus, das also, was sonst<br />
fein säuberlich voneinander getrennt<br />
wird, gerinnt zu einer akustischen Masse.<br />
Man erkennt keine handelsüblichen Themen<br />
mehr; sie sind verborgen in den Arpeggien<br />
von E-Gitarre und E-Bass. Oft<br />
ist auch gar nicht genau zu unterschieden,<br />
wer hier wen begleitet oder wer gerade<br />
soliert.<br />
Manch<strong>mal</strong> ist es auch so, als würde<br />
man einem mit lauter wunderlichen Dingen<br />
versehenen Eisblock beim Auftauen<br />
zuschauen. Es kommt immer wieder etwas<br />
überraschendes zum Vorschein: <strong>mal</strong><br />
ein Schlagzeug, das verkehrt herum zu<br />
laufen scheint (wie im Opener »Engelstanz«),<br />
<strong>mal</strong> ein digitales Insekt aus grauer<br />
Vorzeit, das plötzlich wieder zum Leben<br />
erwacht ist (wie in den Gitarren-Manipulationen<br />
am Ende von »Traumwunsch«),<br />
<strong>mal</strong> ein chaotisches Sammelsurium (wie<br />
in »Schlosskäfer« oder »Want-Away«).<br />
Kurz: Dieses Gitarren-Trio, das mit<br />
den Begriffen Post-Rock oder Bill Frisell<br />
2.0 nur unzureichend beschrieben ist,<br />
dürfte eines der verblüffendsten innerhalb<br />
der aktuellen Jazz-Szene sein.<br />
Josef Engels<br />
Benjamin Schatz<br />
DISTAnT LIGHT<br />
Double Moon/Sunny Moon DM-<br />
CHR 71092<br />
(40 Min., 2/2010)<br />
Was für ein verheißungsvolles Talent der<br />
Pianist Benjamin Schatz ist, lässt sich<br />
schon allein daran erkennen, dass er bei<br />
seinem Debüt wie selbstverständlich von<br />
ehe<strong>mal</strong>igen Dozenten begleitet wird. Den<br />
Bassisten Pepe Berns und den Schlagzeu-<br />
ger Heinrich Köbberling lernte der von<br />
Richie Beirach ausgebildete Schatz an<br />
der Musikhochschule Leipzig kennen;<br />
gemeinsam bestreitet man nun die erste<br />
Hälfte der Einspielung »Distant Light«.<br />
Und die ist nicht nur deshalb bemerkenswert,<br />
weil Schatz mit dem düsteren<br />
Interlude »A Dark Summer« den zum Unsommer<br />
2011 perfekt passenden Anti-Hit<br />
geschrieben hat. In der Trio-Besetzung<br />
kommt die Kompositionskunst des Pianisten<br />
wunderbar zum Tragen; sei es in<br />
dem poppigen, von einem zum niederknien<br />
schönen Bass-Thema getragenen<br />
»Distant Light« oder in dem verspielten<br />
»Little Dream Of A Lonely Rabbit«.<br />
Bei so viel eigener Aussagekraft verwundert<br />
es, dass – fast schon unnötigerweise<br />
– ein Standard wie Miles Davis’<br />
»Four« auf der CD erscheint. Allerdings<br />
handelt es sich bei dem reharmonisierten<br />
Klassiker gewissermaßen um ein Scharnier.<br />
Hier wird der spröde Ton des Saxofonisten<br />
Johannes Enders etabliert, der<br />
anschließend als Hauptdarsteller in einer<br />
vierteiligen Suite agiert. Die ist im Vergleich<br />
zu den Stücken am Anfang der<br />
Aufnahme ungleich uneingängiger.<br />
Im vierten, abschließenden Teil gelingt<br />
dann aber die Synthese zwischen<br />
freundlicher Aufbruchstimmung und disharmonischer<br />
Vergrübeltheit. Bei dem<br />
»Distant Light« im Albumtitel muss es<br />
sich um einen Sonnenaufgang handeln.<br />
Josef Engels
Nils Wogram &<br />
Nostalgia<br />
STURM UnD DRAnG<br />
Nwog Records/harmonia mundi<br />
NWOG 003<br />
(66 Min., 12/2010)<br />
Ach, wenn doch alle nostalgiker das Be-<br />
kenntnis zur Vergangenheit mit so viel<br />
nähe zur Gegenwart verbinden würden<br />
wie das Trio »nostalgia« um den Posaunisten<br />
nils Wogram! Dann gäbe es keine<br />
Kluft zwischen Tradition und neuem,<br />
zwischen Soul Jazz und nu Jazz, zwischen<br />
funky Grooves, swingendem Jazz<br />
EIn KOFFER ALS SCHATZTRUHE<br />
110 Jahre wäre »satchmo« dieses Jahr alt geworden,<br />
und noch immer gehört er zu den<br />
bekanntesten musikbotschaftern amerikas.<br />
Dass louis armstrong diese rolle in seinem<br />
späteren leben ganz offiziell erfüllte und für<br />
die Vereinigten staaten als exportkulturartikel<br />
viel auf reisen ging, nahm die Universal<br />
nun zum anlass: sie feiert das louisarmstrong-Jahr<br />
mit seinem reisekoffer en<br />
miniature, aber den noch randvoll gepackt<br />
mit biografischem material und 10 CDs, darunter<br />
wahre Fundstücke. thomas Fitterling<br />
ist ein stück des (lebens-)Weges mitgereist.<br />
Auch vier Jahrzehnte<br />
nach seinem<br />
Tod ist der Trompeter<br />
und Sänger Louis<br />
Armstrong in der<br />
allgemeinen Wahrnehmung<br />
die Symbolfigur<br />
des Jazz<br />
schlechthin; er starb am 6. Juli 1971. Doch nicht<br />
nur das macht 2011 zu einem Armstrong-Jahr;<br />
der Musiker mit dem Spitznamen Satchmo<br />
würde heuer auch 110 Jahren alt. Erst Jahre<br />
nach seinem Tod kam es heraus: Er wurde<br />
am 4. August 1901 in new Orleans geboren.<br />
Die Universal Music Group, die die meisten<br />
Rechte an Armstrong hält, feiert das Jubeljahr<br />
mit einer limitierten Box – Satchmo: Louis<br />
Armstrong The Ambassador Of Jazz heißt<br />
sie und hat es wahrhaft in sich.<br />
Louis Armstrong war sein Leben lang on<br />
the road; in späteren Jahren schickte ihn das<br />
und den Abkömmlingen von Techno<br />
und House. Wogram, einer der europäischen<br />
Top-Posaunisten, lässt sein Instrument<br />
in Erinnerung an Juan Tizol<br />
und die Ellington-Posaunisten schnurren,<br />
growlen und brummen, und wenig<br />
später bläst er so klare Töne, wie dies<br />
der Traditionslinie von Frank Rosolino<br />
entspricht. Weit gespannte Melodien<br />
entspringen seinem Instrument; <strong>mal</strong><br />
schmachten sie verträumt, <strong>mal</strong> grummeln<br />
sie selbstvergessen oder aber sie<br />
blühen strahlend auf, und zwischendurch<br />
greift er auch zur Melodika. Stets<br />
lässt Wogram den Atem spüren, der diese<br />
Klänge hervorbringt – ein wunderbarer<br />
Kontrast zu den Hammondsounds,<br />
die Florian Ross als flächige oder als agile<br />
Gegenpole aufbaut. Dejan Terzic mengt<br />
nervöse, pulsierende Rhythmen ins Geschehen:<br />
So modernisiert man den Souljazz<br />
der 1950er in die Gegenwart und ist<br />
alles andere als nostalgisch. Das tickert<br />
und tackert und groovt und ist – man<br />
glaubt es im Digitalzeitalter kaum – alles<br />
handmade und Laptopfrei. Toll.<br />
Lifescape<br />
THERAPy<br />
amerikanische Außenministerium quasi als<br />
Botschafter des guten Willens Amerikas wiederholt<br />
auf Tour in die Dritte Welt oder hinter<br />
den Eisernen Vorhang. Titel und Gestaltung<br />
der Box als verkleinertes Papp-Modell von<br />
Armstrongs Reisekoffer rühren daher. Zehn<br />
CDs sind darin verpackt; sieben davon mit<br />
höchst repräsentativen Aufnahmen aus wirklich<br />
allen Schaffensperioden des Künstlers –<br />
von den frühen Aufnahmen mit King Oliver’s<br />
Creole Jazz Band von 1923 bis zum Festkonzert<br />
beim newport Festival anlässlich Armstrongs –<br />
vermeintlichem – siebzigstem Geburtstag.<br />
CD 8 vereint das berühmte Konzert vom 15.<br />
August 1956 in der Hollywood Bowl mit den<br />
All Stars und Ella Fitzgerald als Gast in voller<br />
Länge. CD 9 ist mit dem berüchtigten Slivovice-Interview<br />
von 1965 nur von atmosphärischem<br />
Interesse: Die Unterhaltung bewegt<br />
sich zunehmend beschwipst um Reise- und<br />
andere Erinnerungen. Dafür gibt es auf CD<br />
10 verworfene oder alternative Aufnahmen<br />
hauptsächlich der Sessions mit dem Oscar-<br />
Peterson-Quartett und Ella; Freunde modernerer<br />
Spielformen dürften sich daran freuen,<br />
wie der einstige Pionier des Jazzgesangs und<br />
des Solospiels in diesem Kontext eine großartige<br />
Figur macht. Leider macht die mitgelieferte<br />
Trackliste die jeweiligen Kontexte nicht<br />
klar, gibt nur jeweils das Datum der Aufnahmen,<br />
nicht aber deren Besetzungen an. Zum<br />
Glück hilft die Website da weiter.<br />
Mag die Trackliste auch ihre Schwächen<br />
haben, sie werden durch den beigepackten,<br />
Werner Stiefele<br />
Outnote/Edel 1073008OTN<br />
(66 Min., 1-2/2010)<br />
Aus Oliver Régin könnte etwas werden.<br />
Der Sänger, in Frankreich bereits ein Auf-<br />
steiger, profiliert sich im Projekt »Lifes-<br />
cape« als heller Bariton, der klar akzen-<br />
tuiert und die Ästhetik von The Bad Plus<br />
und E.S.T. um die menschliche Stimme er-<br />
gänzt. Dabei negiert er die Grenzen zwi-<br />
schen Jazz, Singer/Songwriter und Rock-<br />
song. Mit »On The Wild Sidewalk« covert<br />
er Lou Reeds »Walk On The Wild Side«,<br />
und im Einleitungsmotiv »niobe« kommen<br />
Erinnerungen an Chick Coreas Platte<br />
»My Spanish Heart« auf, bevor pseudoarabische<br />
Elemente die nummer prägen.<br />
Mit einer nu-jazzigen Fassung von<br />
»Light My Fire« huldigt er den Doors,<br />
während »not Over you« swingende Jazzelemente<br />
in sich trägt. »nothing To you«<br />
führt schließlich in eine mystische Krimiund<br />
Gespensteratmosphäre und zu volksliedhaft-sakralem<br />
Chorgesang – die Platte<br />
birgt viel Abwechslung in sich. Dass sie<br />
trotzdem stilistisch nicht auseinanderfällt,<br />
spricht für Oliver Régin und seine<br />
»Lifescape«. Werner Stiefele<br />
aufwendigen, fast zweihundert Seiten umfassenden<br />
Bildband einer ebenso kundigen<br />
wie kritischen Armstrong-Biografie von<br />
Richard Havers mehr als ausgeglichen. Darin<br />
wird klar, wie Armstrong aus allereinfachsten<br />
Verhältnissen zu der alles überragenden<br />
stilbildenden Figur des Combo-Jazz,<br />
dann des Big-Band-Swings und schließlich<br />
zum Star-Entertainer wurde. Erhellt wird<br />
auch, dass sein volles künstlerisches Potenzial<br />
in der zweiten Lebenshälfte oft nur zum<br />
Vorschein kam, wenn es engagierten Produzenten<br />
anderer Labels gelang, Joe Glaser, den<br />
auch mit den trüben Wassern des Musik-Business<br />
gewaschenen Manager Armstrongs, mit<br />
entsprechender Cash-Unterfütterung dazu<br />
zu bringen, seinen Schützling für ambitioniertere<br />
Projekte freizustellen. Es ist Universal<br />
hoch anzurechnen. dass die wichtigen<br />
Beispiele dafür – etwa aus den Themenalben<br />
zu W. C. Handy oder Fats Waller – auf dieser<br />
Anthologie vertreten sind, selbst da, wo<br />
die Rechte auch heute noch bei der Konkurrenz<br />
liegen.<br />
Wer sich selber an Armstrong-Stücken versuchen<br />
will, wird sich über die Dreingabe der<br />
notenblätter von fünf Armstrong-Hits freuen.<br />
Sei es zum Chillen, Lesen oder Musizieren, der<br />
Satchmo-Koffer ist perfekt gepackt.<br />
Neu erschienen<br />
Satchmo: Louis Armstrong The Ambassador<br />
Of Jazz<br />
10 CDs, Universal 5333655<br />
5/2011 RONDO 33
Musikstadt Lyon<br />
Vergesst Paris<br />
Frankreich ist ein Wasserkopf, und alle Wege führen nach Paris, vor allem im Musikleben. Doch haben<br />
die anderen großen Städte, einst triste Ballungszentren, inzwischen gelernt und aufgeholt. Und während<br />
in Paris das klassische Musikleben traditionell todernst ausgefochten wird, zeigt die drittgrößte Stadt<br />
des Landes, Lyon, wie Opern- und Konzertbetrieb im 21. Jahrhundert funktionieren kann: neugierig,<br />
offen und in der Stadt verankert. Jörg Königsdorf hat sich für RONDO in der Stadt an der Rhone umgeschaut.<br />
Eine halbe Stunde vor Aufführungsbeginn drehen die Jungs noch <strong>mal</strong> richtig<br />
auf. Kopfpirouetten, Luftsprünge und die eckigen Breakdance-Moves in<br />
Schwindel erregendem Tempo – die Show, die die bunte Teenager-Clique in<br />
ihren schlabbrigen Jogginghosen allabendlich direkt neben dem Eingang<br />
zu Lyons Opernhaus bietet, kann sich sehen lassen. Und auch wenn die<br />
harten Technosounds aus dem Ghetto-Blaster, die das Spektakel begleiten,<br />
eigentlich eher das Gegenteil von klassischer Musik markieren, lernt man<br />
genau hier, was die Klassikstadt Lyon so besonders macht. Denn während<br />
anderswo vermutlich sofort die Polizei angerückt wäre und den Kids eine<br />
Anzeige wegen Ordnungswidrigkeit verpasst hätte, ist in Lyon genau das<br />
Gegenteil passiert. Als die Leitung des Opernhauses auf die Breakdancer<br />
aufmerksam wurde, schickte sie kurzerhand einen Choreografen, der mit<br />
den Jugendlichen ein Stück erarbeitete. Und seit die Pokemon Dancers,<br />
wie sich die Truppe seither nennt, ihren Auftritt auf der Studiobühne des<br />
Opernhauses hatten, gehören sie mit dazu – sozusagen als kostenlose Vorgruppe<br />
zu Tristan, Lulu und Zauberflöte.<br />
Die Oper als offenes Haus für alle Bevölkerungsschichten – wohl nirgendwo<br />
wird dieses Ziel, das inzwischen alle großen Bühnen mehr oder<br />
weniger umtreibt, so konsequent umgesetzt wie in Lyon. Und nirgends<br />
ist Oper so jung wie hier. Mehr als die Hälfte der Besucher ist unter 45, ein<br />
Viertel sogar unter 25, und selbst bei einer Verdi-Premiere ähnelt die Stimmung<br />
eher einem Popkonzert.<br />
Klassik als Trendkultur – wer Lyon nur vom Hörensagen kennt, würde<br />
nicht erwarten, das ausgerechnet hier zu erleben. Denn lange war die Stadt<br />
34 RONDO 5/2011<br />
am Zusammenfluss von Rhone und Saone nur der Inbegriff bürgerlicher<br />
Wohlanständigkeit: bekannt für Haute Cuisine und Wurstware, Pharmakonzerne<br />
und Großbanken, aber in puncto Hochkultur eher eine Leerstelle.<br />
Was natürlich vor allem daran liegt, dass die Kreativen des Landes<br />
immer gen Paris strebten – Lyon ging es da nicht anders als Bordeaux oder<br />
Marseille.<br />
Langsam aber spricht sich herum, dass sich Frankreichs drittgrößte Stadt<br />
in den letzten zwei Jahrzehnten massiv verändert hat. Der umtriebige Bürgermeister<br />
hat das Rhoneufer zu einer großzügigen Freizeitzone umgestalten<br />
lassen, die Altstadt mit ihren herrlichen Renaissance-Ensembles und<br />
klassizistischen Prachtstraßen ist liebevoll restauriert, und die vielen jungen<br />
Leute, die bis spät in die Nacht hinein auf den Boulevards flanieren,<br />
zeigen, dass die Stadt inzwischen auch für Menschen unter dreißig eine<br />
echte Alternative zum stressigen Paris darstellt. In gewisser Weise ist die<br />
Oper das Symbol dieses jungen Lyon, denn schon der Bau direkt gegenüber<br />
dem Rathaus an der belebten Place des Terreaux steht für diese glückliche<br />
Symbiose aus Alt und Neu.<br />
Das hoch aufragende Tonnendach, das Frankreichs Stararchitekt Jean<br />
Nouvel dem historischen Bau bei der Grundrenovierung 1989 verpasste,<br />
ist längst zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden. Darüber hinaus aber<br />
beherbergt der markante Bau auch eine der jüngsten Opern Europas: Erst<br />
1983 entschloss sich die Stadt zur Gründung eines regulären Opernbetriebs<br />
mit eigenem Ensemble und Orchester. Mit John Eliot Gardiner als erstem<br />
Chefdirigenten tat man einen goldenen Griff, mit seinem Nachfolger Kent
So kann Kultur auch funktionieren: Mehr als die Hälfte der Besucher der Oper<br />
Lyon ist unter 45 Jahren, ein Viertel unter 25 Jahren. Das Haus inmitten der<br />
Stadt öffnet sich bewusst den Einwohnern und wird mit Traumzahlen belohnt.<br />
Unten: Richard Wagners »Tristan & Isolde«, inszeniert von Fura dels Baus.<br />
Nicht nur gesellschaftlich hat Musik in Lyon eine zentrale Position: Ansicht<br />
der Stadt mit dem tonnenartigen Dach des Opernhauses von Jean Nouvel.<br />
Nagano ebenso: Aufnahmen wie Chabriers »L’etoile«, Poulencs »Carmélites«<br />
und Prokofjews »Trois oranges« erinnern noch immer an die Repertoire-Impulse,<br />
die alsbald von Lyon in die Opernwelt hinausgingen.<br />
Dass Lyon in den letzten Jahren wieder an diese goldenen Gründerjahre<br />
anknüpfen konnte, ist allerdings vor allem das Verdienst eines Mannes: Er<br />
heißt Serge Dorny und brachte nicht nur künstlerisches Knowhow, sondern<br />
eine ganze Menge neuer Ideen mit, als er vor acht Jahren die Intendanz<br />
des Opernhauses übernahm. Beharrlich hat der Flame hier an seiner<br />
Idee einer Oper für alle gearbeitet: Im letzten Jahr ließ er beispielsweise mit<br />
500 Bewohnern aus einem Lyoner Prekariatsviertel eine Oper schreiben,<br />
Woanders wären sie verjagt worden, hier<br />
durften sie auf die Bühne: der Lyoner<br />
Operndirektor Serge Dorny (li.) hat den<br />
Breakdancern einen Auftritt in seinem<br />
Haus verschafft, die sonst im Eingangsbereich<br />
ihre Kunststücke vorführen.<br />
die auf der großen Bühne uraufgeführt<br />
wurde. Dann ist da eine von ihm gegründete<br />
Stiftung, die Kinder aus Problemfamilien<br />
mit Instrumenten und<br />
Essen versorgt. Und dann ist da nicht<br />
zuletzt eine radikale Preispolitik, die<br />
dafür sorgt, dass sich jeder den Opernbesuch<br />
leisten kann – wer will, kommt<br />
in Lyon schon für fünf Euro rein und die Auslastung von 97 Prozent zeigt,<br />
dass das Angebot auch wahrgenommen wird. Das funktioniert allerdings<br />
nur, weil hier auch erstklassiges Musiktheater geboten wird. Zum Beispiel<br />
der Tschaikowsky-Zyklus von Regielegende Peter Stein, Mozart mit William<br />
Christie oder gerade erst ein spektakulärer »Tristan« mit den Fura dels<br />
Baus und Münchens neuem Opernchef Kirill Petrenko am Pult.<br />
Mit dem Besuchermagneten Opernhaus mitzuhalten, ist für Lyons Maurice-Ravel-Auditorium<br />
nicht einfach, zu<strong>mal</strong> die zweite große Klassikinstitution<br />
mit einem erheblichen Standortnachteil klarkommen muss. Während<br />
die Oper mitten im Zentrum der Stadt residiert und es sozusagen<br />
mitdefiniert, liegt der Konzertsaal der Stadt abseits der Flaniermeilen in<br />
einem protzigen Siebziger-Jahre-Komplex, der an das Londoner Barbican<br />
Center erinnert.<br />
Auf den ersten Blick wirkt der Betonklotz eher wie ein Raumschiff – ein<br />
Fremdkörper, der vom Himmel direkt in die zweitgrößte Geschäfts- und<br />
Einkaufszone Frankreichs geplumpst ist. Hat man sich allerdings erst<strong>mal</strong><br />
an die Sichtbeton-Orgien im Foyer gewöhnt, überzeugen die Vorteile des<br />
Baus. Die großzügigen Platzverhältnisse, die gute Sicht aufs Podium, und<br />
natürlich vor allem eine sehr gute Akustik – die Lyoner jedenfalls haben<br />
5/2011 RONDO 35
Den Standortnachteil in einen Vorteil verwandelt: Die zweite Institution für Musik in Lyon, das Maurice-Ravel-Auditorium, hat sich mit Lunchkonzerten für die<br />
umliegenden Büros und geschickter Repertoirepolitik einen Namen gemacht. Über 13.000 Abonnenten folgen dem Programm des Orchestre National de Lyon.<br />
den Koloss angenommen, die mehr als 13.000 Abonnenten für die Konzertserien<br />
sprechen für sich.<br />
Freilich weiß man auch hier, dass es nicht reicht, nur Sinfoniekonzerte<br />
anzubieten und hat das zwar nicht gerade <strong>mal</strong>erische, aber stark<br />
frequentierte Umfeld des Baus als Chance begriffen. Auch dank diverser<br />
Extraserien ist hier eigentlich immer etwas los. Während tagsüber die<br />
Angestellten der benachbarten Bürotürme mit kurzen Lunch- und Espresso-Konzerten<br />
versorgt werden, wird das vorgelagerte Amphitheater<br />
in den hier schon südlich warmen Nächten für Jazz und Crossover genutzt<br />
– die Strategie, das Haus zu öffnen, hat nicht nur in der Oper, sondern<br />
auch hier gegriffen.<br />
Den Hauptanteil der Veranstaltungen macht natürlich dennoch der<br />
reguläre Konzertbetrieb aus, der vor allem vom Orchestre National de<br />
v KLASSIK v KLASSIK v v KLASSIK v KLASSIK v<br />
01.11., Leipzig<br />
02.11., Stuttgart<br />
03.11., München<br />
05.11., Freiburg<br />
06.11., Hannover<br />
08.11., Düsseldorf<br />
09.11., Bielefeld<br />
10.11., Hamburg<br />
12.11., Nürnberg<br />
13.11., Berlin<br />
14.11., Dresden<br />
16.11., Dortmund<br />
17.11., Regensburg<br />
18.11., Baden‑Baden<br />
20.11., Mannheim<br />
21.11., Aachen<br />
23.11., Bremen<br />
24.11., Köln<br />
26.11., Kassel<br />
28.11., Essen<br />
29.11., Saarbrücken<br />
30.11., Frankfurt<br />
27.03.2012 ‑ Berlin<br />
O2 World<br />
28.03.2012 ‑ Oberhausen<br />
König‑Pilsener Arena<br />
Lyon bestritten wird. Seit 1905 existiert dieser Klangkörper und hat sich<br />
mit Chefdirigenten wie Serge Baudo und Emmanuel Krivine einen guten<br />
Ruf vor allem im französischen Repertoire erarbeitet. Auch unter seinem<br />
letzten Chef, dem Münchner Jun Märkl, haben sich die Musiker vor allem<br />
mit Debussy, Ravel und Co profiliert und unter anderem eine Gesamtaufnahme<br />
der Orchesterwerke Debussys vorgelegt. Ab dieser Spielzeit soll<br />
nun US-Altmaestro Leonard Slatkin neue Akzente setzen, vor allem mit<br />
Musik des 20. Jahrhunderts, heißt es. Und es schadet sicher nichts, wenn<br />
er dazu auch ein paar Breakdancer einlädt.<br />
www.opera-lyon.com<br />
www.auditoriumlyon.com<br />
VITTORIO<br />
GRIGOLO<br />
05.06.12 ‑ Berlin<br />
Philharmonie<br />
09.06.12 ‑ München<br />
Philharmonie<br />
Karten an allen bekannten Vorverkaufsstellen und unter www.musicpool‑kg.de. | Tickethotline: 0 18 03 ‑ 110 200* (* 0,09 €/Min. ‑ Mobilfunk max. 0,42 €/Min.)
Masada (Rekonstruktion)<br />
Reiseablauf:<br />
Mi., 6. Juni 2012 Flug von deutschen Flughäfen nach Tel Aviv,<br />
Ben-Gurion-Airport. Transfer nach Jerusalem,<br />
Abendessen und Übernachtung im 4-Sterne-<br />
Hotel Kings oder vergleichbar.<br />
Do., 7. Juni Führung durch Jerusalems Altstadt mit Ölberg,<br />
Garten Gethsemane, Via Dolorosa, Grabeskirche,<br />
Klagemauer. Zeit zur freien Verfügung. Abendessen<br />
und Übernachtung im Hotel.<br />
Fr., 8. Juni Kurze Stadtrundfahrt durch Jerusalem. Fahrt zum<br />
Toten Meer (tiefster Punkt der Erde: - 400 m).<br />
Besichtigung von Qumran (Fundort von Schriftrollen<br />
aus dem 2. Jhdt. v. Chr.) . Abendessen und<br />
Übernachtung im Hotel Leonardo am Toten Meer<br />
oder vergleichbar.<br />
Sa., 9. Juni Fahrt nach Masada, Besichtigung der Felsenfestung<br />
(Auffahrt mit Seilbahn), Nachmittag<br />
zur freien Verfügung. Am Abend Transfer zur<br />
21 Uhr Festivalgala »Carmen« vor Masada.<br />
Abendessen und Übernachtung im Hotel.<br />
So., 10. Juni Fahrt durchs Jordantal an den See Genezareth.<br />
Berg der Seligpreisung, Tabgah, Kapernaum.<br />
Abendessen und Übernachtung im Hotel nahe<br />
dem See Genezareth.<br />
Mo. 11. Juni Fahrt nach Haifa: Bucht, Hafen, die weltberühmten<br />
Bahai-Gärten. Besuch in Cäsarea (Römisches<br />
Theater, Kreuzritterburg). Weiterfahrt nach<br />
Tel Aviv. Am Abend Transfer nach Jerusalem<br />
und zurück:<br />
Operngala mit Roberto Alagna<br />
und Elīna Garanča<br />
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voller Highlights:<br />
• »Carmen« in der antiken Festung Masada<br />
(Regie: Giancarlo del Monaco)<br />
• Operngala mit Roberto Alagna & Elīna Garanča<br />
• Aufenthalte und Besichtigungen in Jerusalem,<br />
Haifa, Tel Aviv, See Genezareth, Totes Meer und<br />
viele andere Höhepunkte<br />
Totes Meer Bahai-Gärten Jerusalem Altstadt<br />
Di, 12. Juni Transfer zum Ben-Gurion-Airport in Tel Aviv.<br />
Rückflug nach Deutschland.<br />
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5/2011 RONDO 37
Jonathan Nott<br />
Die Mahler-<br />
Therapie<br />
Seit Jonathan Nott die Chefposition bei den Bamberger<br />
Symphonikern übernahm, hat das Orchester<br />
viel von sich hören lassen – im besten Sinne. Der<br />
tourneefreudige Klangkörper ist inzwischen in<br />
Beijing genauso bekannt wie in Luzern. Dort waren<br />
die Bamberger 2007 »orchestra in residence« des<br />
Festivals. Ein musikalisches Großprojekt von<br />
2003, die Einspielung der Mahler-Sinfonien, hat<br />
im Juli 2011 mit der Aufnahmesitzung zur Siebten<br />
Sinfonie seinen Abschluss gefunden – bis heute<br />
hat der Mahler-Marathon schon vier Preise vorzuweisen.<br />
Jörg Königsdorf traf den frisch vom sinfonischen<br />
Höhenzug zurückgekehrten Jonathan<br />
Nott und sprach mit ihm über deutschen Klang,<br />
sein Mahler-Bild und verschwimmende Grenzen.<br />
RonDo: Mr. Nott, müssen Sie auf Ihren Tourneen immer noch erklären,<br />
wer die Bamberger Symphoniker sind?<br />
Jonathan nott: Immer weniger. Ich glaube, das Paket Nott und Bamberger<br />
Symphoniker ist inzwischen bekannt. Die Symphoniker waren zwar<br />
immer ein Reiseorchester, aber während sie früher Brahms in Japan gespielt<br />
haben, fragt man uns jetzt auch für Mahler in New York und Boulez<br />
in Berlin. Und das ist genau das, was ich wollte.<br />
RonDo: Dazu hat vor allem Ihr gefeierter Aufnahmezyklus der Mahler-<br />
Sinfonien beigetragen. Was ist für Sie persönlich das Besondere an diesem<br />
Zyklus?<br />
nott: Natürlich spielt jedes Orchester Mahler und es ist fast unmöglich,<br />
damit ein Profil zu finden. Aber wenn man zum Beispiel unsere neue<br />
Aufnahme der Dritten hört, merkt man dennoch etwas sehr Individuelles.<br />
Für mich liegt die Hauptqualität der Bamberger in der Plastizität<br />
ihres Klanges und der Intensität der Kantilenen. Die Musik behält bei ihnen<br />
immer eine Grundspannung, im Übergang zwischen einzelnen Tönen<br />
ebenso wie zwischen Phrasen. Und diese Art zu spielen passt fantastisch<br />
zu Mahler.<br />
RonDo: Die Bamberger werden immer wieder als typisch deutsches<br />
Orchester bezeichnet.<br />
nott: Klar, auch wenn jemand behauptet, dass der Klang des Orchesters sich<br />
in den letzten zehn Jahren verändert hat, sind die Bamberger ein deutsches<br />
38 RONDO 5/2011<br />
Haben für ihre Gesamteinspielung der Mahler-Sinfonien unter Nott viel Kritikerlob<br />
geerntet: Die Bamberger Symphoniker im Rosengarten der Residenz<br />
Orchester geblieben, Der Klang ist nicht so auf die Oberfrequenzen abgestellt<br />
und schießt einem nicht zwischen die Augen, er deutet mehr das innere<br />
Feuer der Musik an, als nur ihre Oberfläche zu präsentieren. Denn<br />
wenn man nur auf die Obertöne geht: Peng, dann gewinnt man zwar an<br />
Brillanz, verliert aber an Ausdrucksmöglichkeiten.<br />
RonDo: Würden Sie diese Klangkultur als Ihren persönlichen Verdienst<br />
bezeichnen?<br />
nott: Eigentlich versuchte ich am Sound der Bamberger ja gar nichts zu ändern<br />
– mir gefiel er ja! Aber die Aufgabe, die Bamberger als deutsches Orchester<br />
für das 21. Jahrhundert fit zu machen, stellte sich ganz von selbst.<br />
Der traditionelle deutsche Orchesterklang ist ja oft sehr vertikal orientiert<br />
und geht mehr in die Tiefe als voran. Man hört das gut bei älteren Bruckner-Interpretationen,<br />
die die Musik oft quasi stillstehen lassen. Mir ging<br />
es immer darum, horizontale Musik zu machen, ohne die Tiefe und das<br />
Gewicht zu verlieren.<br />
RonDo: Hat der dunkle Klang ein depressives Mahler-Bild zur Folge? Und<br />
deckt sich das mit Ihren Vorstellungen als Interpret?<br />
nott: Definitiv. Seit einem Jahr habe ich das Gefühl, dass es keine Grenze<br />
mehr zwischen dem Musikmachen und meinem Leben gibt. Da bin ich in<br />
ziemlich großer Gefahr. Dieser Zyklus ist eine Reise ins Unbekannte – ich<br />
merke beim Musikmachen, dass ich gar nicht<br />
weiß, wer ich wirklich bin, weil die Musik immer<br />
neue Fragen stellt. Deshalb bin ich im Laufe<br />
des Zyklus mehr und mehr deprimiert geworden,<br />
obwohl ich weiß, dass diese Selbstinfragestellung<br />
etwas ganz Natürliches ist. Nehmen Sie<br />
die Siebte, die wir jetzt als letztes gemacht haben.<br />
Erst neulich, als ich etwas niedergeschlagen<br />
war und zur Ablenkung spazieren ging,<br />
da hörte ich die zweite Nachtmusik und mit<br />
einem Mal merkte ich, dass die Musik genau<br />
Verschmilzt Leben und<br />
Musik: Jonathan Nott<br />
das spiegelte, was ich empfand: Ich war traurig,<br />
versuchte es aber nicht zu sein, und die hemmungslose<br />
Schönheit im Stück wurde zu einer<br />
riesigen überhellen Wand, die sich wie eine Bedrohung vor mir auftürmte<br />
und den Schmerz noch vertieft hat. Wenn man aber positiv gestimmt ist,<br />
merkt man das gar nicht.<br />
RonDo: Mahler war ja nicht nur Komponist, sondern auch ein Dirigent,<br />
der vor allem deutsche Orchester geleitet hat. Merkt man das an seinen<br />
Partituranweisungen?<br />
nott: Er gibt oft kleine Winke, an denen man die Stücke entschlüsseln kann.<br />
Er macht so viele Anweisungen wie kein anderer Komponist, hat aber zu<br />
Mengelberg gesagt, dass das ohnehin jeder Dirigent anders machen müsse,<br />
weil die Säle unterschiedlich sind. Aber das stimmt eigentlich nicht: Man<br />
kann eigentlich alles sinnvoll realisieren, was Mahler vorgeschrieben hat.<br />
Ich habe mich mit keinem Komponisten so auseinandergesetzt wie mit<br />
Mahler, aber trotzdem habe ich nie das Gefühl, je<strong>mal</strong>s zu einer absoluten,<br />
ultimativen Wahrheit der Stücke zu kommen. Das ist eher ein spiegelbildlicher<br />
Prozess, bei dem eine Seite die andere bedingt: Ich stelle mir immer<br />
neue Fragen, weil die Beschäftigung mit Mahler mich zu einem anderen<br />
Musiker gemacht hat.<br />
RonDo: Ein Mahler-Zyklus ist für einen Dirigenten und sein Orchester die<br />
Besteigung des Mount Everest. Und was kommt jetzt?<br />
nott: Man fängt wieder von vorn an. Wie immer.<br />
Zuletzt erschienen:<br />
Gustav Mahler - Sinfonie nr. 3<br />
Mihoko Fujimura, Bamberger Symphoniker, Ltg. Jonathan Nott<br />
Tudor/Naxos TUD7170<br />
Haughton, Müller
Streubel<br />
Seit 1963 zeichnet der »Preis der deutschen Schallplattenkritik« fachlich<br />
und unabhängig die Spitzenaufnahmen der Phonoindustrie<br />
aus. Mit dem Glamour der Echo-Verleihungen konnte das als Verein<br />
organisierte Gremium mangels Finanzen natürlich nie konkurrieren,<br />
aber seit diesem Jahr gibt es für die Preisträger immerhin eine hintersinnige<br />
Trophäe des Künstlers Daniel Richter zu ergattern. Robert<br />
Fraunholzer hat ihn zu seiner Skulptur, der »Nachtigall«, interviewt<br />
und hörte was trapsen.<br />
Nimmt die Kommerzialisierung der Klassik immer<br />
schlimmere Formen an? Man könnte es glauben.<br />
Selbst arrivierte Künstler wie Anne-Sofie<br />
von Otter, Paul McCreesh oder Marc Minkowski<br />
meiden neuerdings große Firmen auf der Flucht<br />
vor Star-Hype und schnöder Massenkompatibilität.<br />
Klassik-Fachblätter, die vom Käufer immer<br />
noch einen stattlichen Kaufpreis kassieren, funktionieren<br />
heute oft nur noch nach dem Motto:<br />
»Die Veranstalter zahlen, wir drucken.« Zeiten,<br />
wo Journalisten-Reisen von den Medien selber<br />
bezahlt wurden, dürften demnächst wohl ganz<br />
der Vergangenheit angehören.<br />
Seit Jahren gibt es aber eine Auszeichnung,<br />
die sich konsequent allen kommerziellen Erwägungen<br />
verweigert, die gewissermaßen den ‚Gegenpreis‹<br />
zum offiziösen Echo darstellt: den Preis<br />
der deutschen Schallplattenkritik (seit 1963). In<br />
diesem Jahr hat sich die von einem unabhängigen<br />
Verein getragene Auszeichnung endlich<br />
zu einem neuen Namen bequemt. Und erst<strong>mal</strong>s<br />
zu einer Preis-Skulptur.<br />
Die »Nachtigall«, geschaffen von dem deutschen<br />
Maler Daniel Richter (der 2010 bei den<br />
Salzburger Festspielen als Bühnenbildner von<br />
»Lulu« für Furore sorgte), klingt vom Namen her<br />
zuckersüß. Doch das täuscht. Bei der Goldplastik,<br />
die vor allem vor dem schwarzen Anzug des<br />
Daniel Richter überreicht der zweiten Vorsitzenden des<br />
PdSK, Eleonore Büning, die erste »Nachtigall«<br />
Die »nachtigall« ist<br />
eine Ziege<br />
diesjähriges Hauptpreisträgers Murray Perahia<br />
»gut sichtbar« sein sollte, so Richter, handelt es<br />
sich um die erste Skulptur des inzwischen sündhaft<br />
teuer gewordenen Künstlers. »Bildmäßig gesehen<br />
ist das Ding zweierlei: die Picasso-Ziege<br />
und der Dagobert Duck’sche Geldhaufen.«<br />
Daniel Richter gilt nicht erst seit der Salzburger<br />
»Lulu« als klassikaffin. »Vielen Leuten öffnet<br />
sich die Welt über Musik: bei mir über Underground<br />
und Radaumusik im weitesten Sinne.<br />
Parallel habe ich aber immer Klassik gehört. Ich<br />
habe mich selber reingearbeitet.« Das sei über<br />
Schostakowitsch und Strauss gelaufen. »Von da<br />
aus wird’s leichter, und geht von Lachenmann<br />
und Rihm wieder runter zu Bartók. Ich habe ein<br />
Faible für die Musik des 20. Jahrhunderts.«<br />
Inzwischen bekam auch der zweite Jahres-<br />
Preisträger, der Schriftsteller und Sänger Sven Regener<br />
seine Ehren-»Nachtigall« (für »Element Of<br />
Crime«). Ende September folgte als dritter Preisträger<br />
der britische Produzent Simon Perry –<br />
langjähriger Chef des Klassik-Labels »Hyperion«.<br />
Die vielen Münzen, die Daniel Richter dafür »mit<br />
einer Heißklebepistole zusammengeklebt« hat,<br />
werden übrigens nach dem Guss säuberlich wieder<br />
getrennt und in den Geldkreislauf zurückgespeist.<br />
»Nicht dass der Euro geschwächt wird!«, so<br />
Daniel »Dagobert« Richter.<br />
5/2011 RONDO 39
Oslo Philharmonic Orchestra<br />
Paradiesische<br />
Zustände<br />
Immer weniger Orchester können sich Auslandsgastspiele<br />
noch leisten. Das Oslo Philharmonic<br />
Orchestra befindet sich in dieser glücklichen Lage.<br />
Warum es sich beim OPO in mehrfacher Hinsicht<br />
um einen ungewöhnlichen Klangkörper handelt,<br />
schildert Michael Blümke im Portrait.<br />
In Norwegen ist die kulturelle Welt noch in Ordnung. Während überall<br />
sonst nur von Krise und Staatsdefizit die Rede ist, erwirtschaftet das Königreich<br />
im Norden Europas dank seines Ölreichtums Überschüsse. Und<br />
da das Parlament bereits vor etlichen Jahren verbindlich festgelegt hat, dass<br />
1 % der Staatseinnahmen der Kultur zufließen, müssen sich die Kunstschaffenden<br />
keine finanziellen Sorgen machen. Das gilt selbstverständlich auch<br />
für die Oslo-Filharmonien, das Nationalorchester des Landes.<br />
Auch wenn das Oslo Philharmonic Orchestra schon 1919 gegründet<br />
wurde, war doch der Chefdirigent, der zum 60. Geburtstag des Klangkörpers<br />
sein Amt antrat, der entscheidende Wegbereiter zum internationalen<br />
Durchbruch. Mariss Jansons, gegenwärtig Chef des BR-Symphonieorchesters<br />
und des Concertgebouworkest, kam als Mittdreißiger nach<br />
Oslo und blieb ganze 22 Jahre – für heutige Verhältnisse, wo sich die Maestri<br />
nie länger als vier, fünf Jahre binden wollen, eine schier unvorstellbare<br />
Zeitspanne.<br />
In diesen 22 Jahren wurde das Orchester von 79 auf über 100 Musiker<br />
aufgestockt, die internationalen Gastspiele wurden verstärkt und eine rege<br />
Aufnahmetätigkeit begonnen. Um dieser den nötigen Anschub zu geben,<br />
haben die Musiker 1984 ohne Honorar Tschaikowskys fünfte Sinfonie eingespielt<br />
und sie dem britischen Label Chandos angeboten. »Wir hatten uns<br />
für Tschaikowsky entschieden, weil wir etwas Bekanntes anbieten wollten,<br />
damit die Leute vergleichen konnten«, erklärt Mariss Jansons die Werkwahl.<br />
Eine kluge Entscheidung, wie sich herausstellen sollte, und eine Investition,<br />
die sich ausgezahlt hat: Die CD war so erfolgreich, dass das OPO<br />
auch die übrigen Sinfonien Tschaikowskys aufnehmen durfte. Der Zyklus<br />
genießt bis heute Referenzstatus.<br />
Nach dem euphorischen Echo war es kein Wunder, dass EMI 1987 Mariss<br />
Jansons und seine Osloer exklusiv unter Vertrag nahm, der umfang-<br />
40 RONDO 5/2011<br />
In ihrem Reich geht die Sonne nie unter – oder nie auf: Das Oslo Philharmonic<br />
ist ein tourneefreudiges Spitzenorchester aus dem hohen Norden.<br />
reichste Orchesterdeal des Labels bis zu jenem Zeitpunkt; 1992 wurde der<br />
Vertrag für weitere 15 Aufnahmen erneuert. Die Entwicklung vom guten<br />
zum erstklassigen Klangkörper war vollzogen.<br />
Auf Jansons folgte 2002 André Previn, seit 2006 hat Jukka-Pekka Saraste<br />
den Chefposten inne. Der charismatische Finne – auch er mittlerweile mit<br />
zweiter Verpflichtung in Deutschland, beim WDR Sinfonieorchester – erinnert<br />
sich an seine Anfänge beim OPO: »Als ich das Orchester Anfang der<br />
80er Jahre zum ersten Mal dirigierte, fand ich einen unglaublichen Enthusiasmus<br />
beim Orchester vor, die haben sich richtig ins Zeug gelegt und mit<br />
einer enormen Emotionalität gespielt. Das war der erste Eindruck, dieser<br />
sehr expressive Klang. <strong>Jetzt</strong>, wo wir schon seit über fünf Jahren miteinander<br />
musizieren, kann ich sagen, dass die musikalische Botschaft sich immer<br />
ganz unmittelbar vom Orchester auf das Publikum überträgt. Es liegt<br />
etwas sehr Persönliches in seinem Zugang zur Musik.« Eine Einschätzung,<br />
die sich zu 100 % mit der von Mariss Jansons deckt.<br />
Knapp 30 verschiedene Konzertprogramme erarbeiten die Musiker jede<br />
Saison, das Repertoire reicht von Haydn bis in die Gegenwart. Nach dem<br />
Klang ›seines‹ Orchesters befragt, antwortet Maestro Saraste: »Es ist ein<br />
breiter Klang, was sich nicht auf die Lautstärke bezieht, es ist der Ausdruck.<br />
Man könnte es fast als ›old style‹-Spiel bezeichnen, wie man es heutzutage<br />
nicht mehr bei vielen Orchestern findet, ein satter, warmer, ausdrucksstarker<br />
Sound.«<br />
Dem kann ich nur zustimmen, im Anschluss an unser Gespräch habe<br />
ich die vermutlich packendste Erste von Brahms gehört. Leidenschaftlich<br />
durchpulst, spannungsgeladen, schwelgerisch, mit Mut zum großen Gefühl,<br />
durchaus ›altmodisch‹, weil auch in den Tempi eher unzeitgemäß gemäßigt,<br />
was man sich erst ein<strong>mal</strong> trauen muss. Aber wer kann, der kann.<br />
Und dass sie es können, davon dürfen sich Ende November die Berliner,<br />
die Wiener und die Pariser selbst überzeugen, wenn das Oslo Philharmonic<br />
Orchestra unter seinem für 2013 designierten neuen Chefdirigenten<br />
Vasily Petrenko mit Sibelius und Tschaikowsky zu hören sein wird.<br />
Sie stehen für die von ihnen entwickelte Klangkultur des OPO: Der langjährige<br />
Chef Mariss Jansons (r) und aktuell Jukka-Pekka Saraste (l).<br />
Konzerttermine<br />
27.11.2011 Berlin, Philharmonie<br />
28.11.2011 Wien, Konzerthaus<br />
30.11.2011 Paris, Salle Pleyel<br />
Orchester ohne Sorgen: Da 1% der Staatseinnahmen des an Erdöl reichen<br />
Norwegens an die Kultur fließen, hat das OPO keine größeren Geldnöte.
Pesaro<br />
Rossini<br />
forever!<br />
Nach seiner Bayreuth-Empörung<br />
in der Septemberausgabe ist Herbert<br />
Rosendorfer direkt nach<br />
Pesaro entwichen, zum diesjährigen<br />
Rossini Opera Festival.<br />
Schwant dem Leser jetzt nichts<br />
Gutes, sei er beruhigt. Bella Italia<br />
hat den Meister milde gestimmt –<br />
vor allem gefielen die dezenten<br />
und intelligenten Regieansätze.<br />
Und der Solohornist.<br />
Das Rossini Opera Festival in Pesaro (heuer zum<br />
32. Mal) ist eines der liebenswürdigsten Musikfeste.<br />
Die ganze Stadt ist ein klingender Resonanzboden<br />
für die Musik des »Schwanes von<br />
Pesaro«, und das wurde auch heuer nicht gestört,<br />
obwohl draußen in der Arena Adreatica die verkrampft-originelle<br />
Inszenierung des »Mosè in<br />
Egitto« unweste, was die meisten Besucher et-<br />
90 JAHRE<br />
KULTUR BEI BASF<br />
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Sonny Rollins<br />
18. Nov. 2011 | 20 Uhr | Theater im Pfalzbau | AUSVERKAUFT<br />
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26. Nov. 2011 | 21 Uhr | BASF-Feierabendhaus<br />
Georges Prêtre | Royal Philharmonic Orchestra<br />
27. Nov. 2011 | 20 Uhr | BASF-Feierabendhaus | AUSVERKAUFT<br />
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VVK-Stellen oder www.basf.de/kultur. Weitere Infos über 90 JAHRE KULTUR BEI BASF<br />
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Beim Rossini Opera Festival in Pesaro gefiel<br />
die »Adelaide« in der Regie von Pier’Alli (nebst<br />
überragendem Solohornisten) …<br />
was verstört hat. »Mosè« ist ein ernstes, großes<br />
Werk Rossinis, seinerzeit für die Fastenzeit in<br />
Neapel gedacht, ein Werk von großer Schönheit<br />
und Würde. Dass es der Regisseur, der Wick oder<br />
so ähnlich heißt, dazu missbraucht hat, den modischen,<br />
wenngleich meist uneingestandenen<br />
Links-Antisemitismus darzustellen, ist nicht nur<br />
unverantwortlich, sondern dumm. Es scheint,<br />
die Zeiten gehen langsam über solche Inszenierungen<br />
hinweg, die gegen die Handlung, gegen<br />
den Text und sogar gegen die Musik arbeiten.<br />
Es lohnt nicht, sich weiter<br />
über so einen »Mosè«<br />
aufzuregen.<br />
Dagegen war die<br />
»Adelaide di Borgogna«,<br />
eine seria (»dramma«)<br />
aus dem Jahr 1817, dem<br />
»Mosè« unmittelbar vorausgehend<br />
entstanden,<br />
eine große Entdeckung.<br />
Die Oper, die propterpraeter<br />
die historischen<br />
Ereignisse um die Einverleibung<br />
»Reichsitaliens«<br />
in das Römisch-deutsche<br />
Reich zur Zeit Kaiser Ottos I. behandelt,<br />
wurde seltsamerweise seit der Uraufführung in<br />
Rom 1817 so gut wie nie mehr gespielt. Es mag<br />
daran gelegen haben, dass die herausragende Partie<br />
eine gewaltige Alt-Rolle ist, die hier in Pesaro<br />
von der phänomenalen Daniela Barcellona dem<br />
begeisterten Publikum zu Füßen gelegt wurde.<br />
Nicht genug zu loben ist die Inszenierung dieses<br />
sicher etwas sperrigen Werkes (sperrig die Handlung,<br />
nicht die Musik) durch Pier Luigi Pier’Alli,<br />
der es verstanden hat, eine durchaus moderne,<br />
entstaubte Aufführung zu präsentieren, die sowohl<br />
der Musik als auch überhaupt dem Medium<br />
Oper gerecht wird, vielfach mit einfachen, wirkungsvollen<br />
Mitteln. Regie ist dann gut – so ähnlich<br />
wie bei der englischen Herrenmode früher –,<br />
wenn man sie nicht merkt. Die »Adelaide« hier<br />
kam diesem Ideal nahe.<br />
Der reine, unbeschwerte Rossini-Genuss, die<br />
schiere Freude freilich, war dann die Wiederaufnahme<br />
der legendären »Scala di Seta«, eine Opera<br />
buffa (»farsa«) von 1812, in der Rossini seinen jugendfrischen<br />
Witz ungehindert verströmte. Die<br />
freche, durchaus moderne Inszenierung durch<br />
den genialen Lorenzo Fratini ließ die gute Laune<br />
ungefiltert ins jubelnde Publikum fließen. Ungerecht<br />
wäre es, den Bariton Paolo Bordogna nicht<br />
… weniger begeistert war Herbert Rosendorfer vom »Mosè in Egitto« mit<br />
zahlreichen Regiebezügen zur Palästinenser-Frage in der Arena Adriatica.<br />
zu erwähnen, einen musikalischen Komödianten<br />
erster Güte, der in der Rolle des Dieners Germano<br />
die Zuhörer und Zuschauer, es ist nicht anders<br />
zu sagen, zum Rasen brachte.<br />
Und noch ein P.S.: Die da unten werden kaum<br />
erwähnt, die im Orchester. Die »Adelaide« hat einige<br />
zauberhafte Horn-Stellen (Rossini hatte das<br />
gern), und der erste Hornist, und dies sei doch<br />
ein<strong>mal</strong> gesagt, hat hinreißend schön geblasen,<br />
und nicht zuletzt ihm verdankte man den gelungenen<br />
Abend.<br />
Aber überhaupt und wieder ein<strong>mal</strong>: Rossini und<br />
Pesaro forever!<br />
Sabine Meyer | Trio di Clarone | Dominique Horwitz |<br />
„Die andere Seite der Luft“ | Premiere<br />
07. Dez. 2011 | 20 Uhr | BASF-Feierabendhaus<br />
Edo de Waart | Royal Flemish Philharmonic Antwerpen<br />
19. Jan. 2012 I 20 Uhr I BASF-Feierabendhaus<br />
Emerson String Quartet<br />
23. Jan. 2012 I 20 Uhr I BASF-Feierabendhaus<br />
New York City Ballet | 1. Deutschlandauftritt seit 30 Jahren<br />
12. März 2012 I 19.30 Uhr I Theater im Pfalzbau
fanfare<br />
Roland Mackes über Konzert-<br />
und Opern höhepunkte<br />
Soll man ein Winning-Team zurückholen, besonders an einen so launischen<br />
Festspielplatz wie Salzburg? Der Einen-Sommer-Intendant Markus<br />
Hinterhäuser hat es gewagt – und gewonnen. Nicht dass sich der Regisseur<br />
Christoph Marthaler, seine Bühnengestalterin Anna Viebrock und<br />
die großartig suggestive Sopranistin Angela Denoke seit ihrer bahnbrechenden<br />
»Katja Kabanowa«1998, einem der Höhepunkte der Mortier-Ära,<br />
nennenswert verändert hätten. Aber gerade das stehende <strong>Jetzt</strong> ist ja auch<br />
das Thema einer weiteren Leos-Janáček-Oper, jenem Mysterium von der<br />
337 Jahre alten Sängerin Emilia Marty, die durch die gerichtsnotorische »Sache<br />
Makropoulos« wandelt. Natürlich geht es auch hier wieder um Warten<br />
und unerfüllte Wünsche. Die Janáček-Figuren, situiert in einem Cinemascope-Verhandlungssaal<br />
auf der Bühne des großen Festspielhauses,<br />
haben alle einen Marthaler-Tick und sind einfach wunderbar. Auch weil<br />
der Oberkellner vom Café Bazar als Statist in den Orchestergraben starrt,<br />
und Festspielputzfrau Gerda das macht, was sie am besten kann: Feudeln.<br />
Dazu hat freilich noch nie Esa-Pekka Salonen die butterweichen Wiener<br />
Philharmoniker dirigiert. Wofür er – als ebenfalls an die Salzach zurückkehrender<br />
Opernwiederholungstäter – mit allen ausgiebig gefeiert wird.<br />
Weil ihnen die rundeste Premiere gelang.<br />
Was es in Salzburg noch nie geben hat: Ein Regisseur entwickelt sein<br />
Konzept einfach weiter und inszeniert im alten Bühnenbild neu – und<br />
besser. So geschehen in Claus Guths »Così fan tutte«, ursprünglich das<br />
schwächste Glied seines Mozart/da-Ponte-Zyklus. Der gewann diesen Sommer,<br />
erst- und letzt<strong>mal</strong>s komplett zu sehen, mit drei höchst unterschiedlichen<br />
Dirigenten und Orchestern, enorm an Tiefe und Stringenz. Dies<strong>mal</strong><br />
waren wirklich die drei (!) Seiten einer Mozart-Medaille zu betrachten:<br />
menschliche Abgründe, wohin man blickte. Bo Skovhus’ Alfonso und<br />
Anna Prohaskas Despina waren schwarze Engel als grausame Spielmacher.<br />
Die beiden ausgeglichen besetzten Paare werden hilflos in ein fieses<br />
Liebesexperiment geworfen, das in einer fast schattenlos weißen Wohnhalle<br />
wie in einem Labor abläuft. Da gefriert das Blut, würde nicht der vorwärtsdrängende<br />
Marc Minkowski mit seinen Musiciens du Louvre immer<br />
wieder innehalten und besonders in Maria Bengtssons »Per pietà«-<strong>Rondo</strong><br />
als Kulminationspunkt die Mozart-Zeit still stehen lassen.<br />
Weiter ging es von der Salzach an die Adria – nach Pesaro, aus allen<br />
Ferragosto-Nähten platzender Italo-Badeort und Rossini-Hochburg, nun<br />
schon im 32. Festspieljahr. Hoch gefährdet zudem, weil die kulturlose Berlusconi-Regierung<br />
auch hier langsam die Subventionen austrocknen lässt.<br />
Trotzdem lassen sich – zu empfindlich gekürzten Gagen – alljährlich immer<br />
neue Belcanto-Sängerentdeckungen machen. Und dieses Jahr riskierte<br />
Graham Vick zudem eine große Regiekontroverse (vgl. Herbert Rosen-<br />
42 RONDO 5/2011<br />
Alpine Festspielimpressionen: Guth entwickelte seine »Così« weiter (o),<br />
Marthaler/Viebrock erfreuten in Salzburg mit der »Sache Markopoulos« (u),<br />
De Marchi kolorierte in Innsbruck Telemanns »Flavius Bertaridus« neu (l).<br />
dorfer auf Seite 41). Im Opernoratorium »Moisè« schickt er die eigentlich<br />
in Ägypten gefangenen Israeliten als Selbstmordattentäter gegen die arabischen<br />
Unterdrücker. Da blinkern die Bombengürtel und gibt es Giftgasattacken.<br />
Am Ende der packenden, von Buh- wie Bravostürmen begleiteten<br />
Aufführung ging es dann statt durchs Rote Meer unter dem Feuerschutz<br />
eines Panzers mit Davidsternflagge auf die andere, die gelobte Seite des palästinensischen<br />
Schutzwalls. Selten ging ein – bestens gesungener und von<br />
Roberto Abbado zupackend dirigierter – Rossini so unter die Belcantohaut.<br />
Gegen einen hartnäckigen Störer musste sogar die Polizei einschreiten.<br />
Da herrschte bei den Festwochen für Alte Musik in Innsbruck mehr Gelassenheit.<br />
Im zweiten Jahr hat sich der neue, ebenfalls dirigierende Leiter<br />
Alessandro de Marchi bereits programmatisch wie ästhetisch etabliert.<br />
Neben einer Hasse-Oper stand diesen Festspielsommer Georg Friedrich Telemanns<br />
einzige Opera seria, der 1729 in Hamburg uraufgeführte »Flavius<br />
Bertaridus«, auf dem Programm. Im Herbst wird er zur Feier des 333. Gründungsjahrs<br />
der Bürgeroper am Gänsemarkt nachgespielt. Die Geschichte<br />
vom hilflosen Langobardenkönig kennt man aus Händels »Rodelinda«,<br />
und auch Telemann befleißigt sich in seinen <strong>mal</strong> deutsch, <strong>mal</strong> italienisch<br />
gesungenen Arien viel Routine. Im zweiten Akt kommt das Geschehen<br />
im Diktatorenpalast, den Jens Daniel Herzog als fensterlosen Zimmerirrgarten<br />
inszeniert hat, auf Touren. Auch weil de Marchi hier beherzt nachinstrumentiert<br />
und ein großes Musikerensemble auffährt. Mit vielen Bläsern,<br />
zwei Cembali, flötenumturtelnden Nachtigallenarien, Chalumeau<br />
und Kontrabassfagott ist das ein farbenreicher Barockklangspaß.<br />
Nach den Festivals ist vor dem Festspiel. War die wie immer im August<br />
startende Ruhtriennale ein Abschluss oder ein Auftakt der Saison? Jedenfalls<br />
gab es dort, als einzige »buddhistisch« anmutende Oper westlicher<br />
Bauart, passend zum diesjährigen Religionsthema des Intendanten Willy<br />
Decker und von diesem inszeniert, »Tristan und Isolde«. Da war Gelungenes<br />
und Fragwürdiges zu erleben: Ein stehendes Paar, zusammengehalten<br />
zwischen zwei Riesenplatten, die in der Industriekathedralenweite der<br />
Bochumer Jahrhunderthalle angemessen verloren wirkten. Anja Kampes<br />
Isolde rührte, Christian franz’ Tristan kämpfte sich so durch. Projektionen<br />
auf einem über allen schwebenden Mond störten eher. Natürlich gestaltete<br />
Ausnahmedirigent Kirill Petrenko mit den Duisburger Philharmonikern<br />
einen siedenden Klagegesang der verlorenen Liebenden – aber der musste<br />
verstärkt werden. Ein fragwürdiges Festspielunterfangen in einer Region<br />
mit mehreren »Tristan«-Produktionen an Theatern, die mitunter an<br />
schwindenden Subventionen knapsen. Dennoch bekommt nächstes Jahr<br />
der neue Triennalen-Chef Heiner Goebbels 800 000 Euro von der Bundeskulturstiftung<br />
– für eine einzige Orff-Oper.<br />
Rittershaus, Vandory
Termine<br />
Oper premierentermine<br />
Aachen<br />
Poulenc/ Monteverdi: La voix<br />
humaine /Il Combattimento di<br />
Tancredi e Clorinda | 06.11.<br />
ML: Péter Halász - R: Alexander von Pfeil<br />
Mozart: Le nozze di Figaro – 04.12.<br />
ML: Marcus R. Bosch - R: Michael Helle<br />
Verdi: Un ballo in maschera | 05.02.<br />
ML: Péter Halász - R: N.N.<br />
Purcell: King Arthur | 01.04.<br />
ML: Volker Hiemeyer - R: Albrecht Hirche<br />
Wagner: Tristan und Isolde | 20.05.<br />
ML: Marcus R. Bosch - R: Ludger Engels<br />
Ravel: L’Enfant et les Sortilèges<br />
| 16.06.<br />
ML: Herbert Görtz - R: Sebastian Jacobs<br />
Theater · (02 41) 4 78 42 44<br />
Amsterdam<br />
Mozart: Idomeneo | 09.11.<br />
ML: John Nelson - R: Ursel Herrmann,<br />
Karl-Ernst Herrmann<br />
Trojahn: Orest | 08.12.<br />
ML: Marc Albrecht - R: Katie Mitchell<br />
Strawinsky: Die Nachtigall und<br />
andere Fabeln | 12.01.<br />
ML: Xian Zhang - R: Robert Lepage<br />
Rimsky-Korsakow: Die Legende<br />
der unsichtbaren Stadt Kitesch und<br />
der Jungfrau Fewronia | 08.02.<br />
ML: Marc Albrecht - R: Dmitri Tcherniakov<br />
Händel: Deidamia | 15.03.<br />
ML: Ivor Bolton - R: David Alden<br />
Rossini: Il turco in Italia | 06.04.<br />
ML: Carlo Rizzi - R: David Hermann<br />
Verdi: Don Carlo | 07.05.<br />
ML: Yannick Nézet-Séguin -<br />
R: Willy Decker<br />
de Raaff: Waiting for Miss Monroe |<br />
09.06.<br />
ML: Steven Sloane - R: Lotte de Beer<br />
Nederlandse Opera · 00 31 (0) 2 06 25 54 55<br />
Basel<br />
Dvor˘ák: Rusalka | 22.10.<br />
ML: Giuliano Betta - R: Jurate Vansk<br />
Marthaler/Ubenauf: Lo stimolatore<br />
cardiaco (UA) | 25.11.<br />
ML: Bendix Dethleffsen, Giuliano Betta -<br />
R: Christoph Marthaler<br />
Bizet: Carmen | 18.12.<br />
ML: Gabriel Feltz - R: Calixto Bieito<br />
Mozart: Le nozze di Figaro | 18.03.<br />
ML: Giuliano Betta - R: Elmar Goerden<br />
Händel: Ariodante | 13.05.<br />
ML: Andrea Marcon - R: Stefan Pucher<br />
Theater · (00 41) 61 2 95 11 33<br />
Berlin<br />
Verdi: Don Carlo | 23.10.<br />
ML: Donald Runnicles - R: Marco Arturo<br />
Marelli<br />
Janác˘ek: Jenu˚fa | 04.03.<br />
ML: Donald Runnicles - R: Christof Loy<br />
Wagner: Lohengrin | 15.04.<br />
ML: Donald Runnicles - R: Kasper Holten<br />
Verdi: I due Foscari (konzertant)<br />
| 09.05.<br />
ML: Roberto Rizzi Brignoli<br />
Verdi: Il trovatore (konzertant) | 06.06.<br />
ML: Andrea Battistoni<br />
Deutsche Oper · (0 30) 3 43 84 01<br />
Jost: Mikropolis | 30.10.<br />
ML: Christian Jost - R: Nadja Loschky<br />
Bizet: Carmen | 27.11.<br />
ML: Stefan Blunier - R: Sebastian Baumgarten<br />
Weber: Der Freischütz | 29.01.<br />
ML: Patrick Lange - R: Calixto Bieito<br />
Brecht: Die sieben Todsünden | 12.02.<br />
ML: Kristiina Poska - R: Barrie Kosky<br />
Auber: Das bronzene Pferd | 11.03.<br />
ML: Maurizio Barbacini - R: Frank Hilbrich<br />
Händel: Xerxes | 13.05.<br />
ML: Konrad Junghänel - R: Stefan Herheim<br />
Komische Oper · (0 30) 47 99 74 00<br />
Bellini: Norma (konzertant) | 29.10.<br />
ML: Andriy Yurkevych<br />
Wolf-Ferrari: Aschenputtel | 05.11.<br />
ML: Vinzenz Weissenburger/ Tobias Walenciak/<br />
Roqelio Riojas - R: Eva-Maria Weiß<br />
Smetana: Die verkaufte Braut | 19.11.<br />
ML: Karl-Heinz Steffens - R: Balász Kovalik<br />
Offenbach: Orpheus in der Unterwelt<br />
| 16.12.<br />
ML: Christoph Israel - R: Philipp Stölzl<br />
Händel: Il trionfo del tempo e del<br />
disinganno | 15.01.<br />
ML: Marc Minkowski - R: Jürgen Flimm<br />
Graun: Montezuma (konzertant)<br />
| 26.01.<br />
ML: Michael Hofstetter<br />
Nono: Al gran sole carico<br />
d’amore | 01.03.<br />
ML: Ingo Metzmacher - R: Katie Mitchell<br />
Stahnke: Wahnsinn, das ist die Seele<br />
der Handlung | 20.03.<br />
R: Eva-Maria Höckmayr<br />
Berg: Lulu | 31.03.<br />
ML: Daniel Barenboim - R: Andrea Breth<br />
Schostakowitsch: Moskau Tscherjomuschki<br />
| 02.05.<br />
ML: Ursula Stigloher - R: Neco Celik<br />
De’ Cavalieri: Rappresentatione di<br />
anima et di corpo | 08.06.<br />
ML: René Jacobs - R: Achim Freyer<br />
Hindemith: Lehrstück | 09.06.<br />
ML: N.N. - R: N.N.<br />
Mozart: Don Giovanni | 24.06.<br />
ML: Daniel Barenboim - R: Robert Carsen<br />
Rihm: Dionysos | 08.07.<br />
ML: Ingo Metzmacher - R: Pierre Audi<br />
Staatsoper Unter den Linden ·<br />
(0 30) 20 35 45 55<br />
Bern<br />
Strawinsky: The rake’s progress |<br />
15.10.<br />
ML: Srboljub Dinić - R: Marc Adam<br />
Singapur – Marina Bay<br />
Berliner Philharmoniker in<br />
Singapur<br />
Seit den Zeiten ihres Ex-Chefs Herbert von<br />
Karajan sind es die Berliner Philharmoniker<br />
gewohnt, ständig von Fernseh-Kameras<br />
beobachtet zu werden. Doch unter der<br />
Leitung von Simon Rattle hat man auch<br />
eine erfolgreiche Kinokarriere hingelegt.<br />
Ob mit »Rhythm is it!« oder mit der Orchesterdokumentation<br />
»Trio to Asia«. Mit<br />
dem Konzertfilm »Berliner Philharmoniker<br />
in Singapur« (Kinostart: 20. Oktober)<br />
betritt man nun jenes Neuland, von dem<br />
wohl auch der Technikfreak Karajan stets<br />
geträumt haben mag. Denn Regisseur Michael<br />
Beyer hat das deutsche Spitzenorchester<br />
und Rattle dreidimensional in Szene<br />
gesetzt. Aufgenommen wurde dieses 3D-<br />
Ereignis in Singapur, wo man Ende 2010<br />
gastierte. Mahlers 1. Sinfonie und Rachmaninows<br />
»Sinfonische Tänze« standen da<br />
auf dem Programm. Und wie sagt Simon<br />
Rattle so treffend: »Dieser Film schenkt<br />
uns eine neue Art des Musikhörens.«<br />
www.berlinerphilharmoniker3dderfilm.de<br />
Offenbach: Orpheus in der Unterwelt<br />
| 29.12.<br />
ML: Dorian Keilhack - R: Laura Scozzi<br />
Donizetti: Lucia di Lammermoor |<br />
28.01.<br />
ML: Srboljub Dinić - R: Kay Kuntze<br />
Mozart: Così fan tutte | 11.03.<br />
ML: Dorian Keilhack - R: Daniel Karasek<br />
Stadttheater · 00 41 (0) 3 13 29 52 52<br />
Bielefeld<br />
Humperdinck: Hänsel und Gretel<br />
| 24.10.<br />
ML: Witolf Werner - R: Johannes Weigand<br />
Offenbach: Die schöne Helena |<br />
11.12.<br />
ML: Laurent Wagner - R: David Williams<br />
Britten: Peter Grimes | 11.02.<br />
ML: N.N. - R: N.N.<br />
Verdi: Rigoletto | 26.05.<br />
ML: N.N. - R: N.N.<br />
Theater · (05 21) 51 54 54<br />
Bonn<br />
Mozart: La finta giardiniera | 06.11.<br />
ML: Daniel Jakobi - R: Philipp Himmel-<br />
mann<br />
Schreker: Der ferne Klang | 11.12.<br />
ML: N.N. - R: Klaus Weise<br />
Delibes: Lakmé | 29.01.<br />
ML: Stefan Blunier - R: Paul-Emile Fourny<br />
Verdi: Il trovatore | 25.03.<br />
ML: Robin Engelen - R: Dietrich W. Hilsdorf<br />
Nicolai: Die lustigen Weiber von<br />
Windsor | 06.05.<br />
ML: Robin Engelen - R: Tom Ryser<br />
Oper · (02 28) 77 80 08<br />
Braunschweig<br />
Mozart: Die Zauberflöte | 14.10.<br />
ML: György Mészáros - R: Aniara Amos<br />
Wagner: Tristan und Isolde | 15.10.<br />
ML: Alexander Joel - R: Yona Kim<br />
Anoushka Shankar<br />
Mehta und Shankar in München<br />
Zwei außergewöhnliche Musiker geben<br />
sich in München die Ehre. Da ist der Countertenor<br />
Bejun Mehta. Seines Zeichens der<br />
Großneffe von Dirigent Zubin Mehta, hat<br />
er es mit seiner makellosen Stimme an die<br />
größten Opernhäuser geschafft. Und mit<br />
der CD-Einspielung von Händel-Arien erwies<br />
er sich in den barocken Seelentiefen<br />
als ungemein ausdrucksstark. Mit Pianist<br />
Julius Drake gibt Bejun Mehta am 17. November<br />
im Cuvillies-Theater einen Liederabend,<br />
der von Purcell bis R. V. Williams<br />
ganz british daherkommt. Schon<br />
am 6. November stößt im Prinzregentheater<br />
die Sitar-Virtuosin Anoushka Shankar<br />
das Tor zur Welt ganz weit auf. Die Tochter<br />
des legendären Sitar-Spielers Ravi<br />
Shankar ist mit ihrem neuen Programm<br />
»Traveller« unterwegs, bei dem sie die musikalischen<br />
Schnittstellen zwischen Indien<br />
und dem spanischen Flamenco aufregend<br />
beleuchtet.<br />
Tickets: (0 89) 93 60 93<br />
www.muenchenmusik.de<br />
Gluck: Orpheus und Eurydike |<br />
18.11.<br />
ML: Christopher Hein - R: Dorian Dreher<br />
Verdi: Luisa Miller | 26.11.<br />
ML: Alexander Joel - R: Walter Sutcliffe<br />
Rossini: Il barbiere di Siviglia |<br />
04.02.<br />
ML: Sebastian Beckendorf - R: Michael Talke<br />
Fibich: S˘árka | 22.03.<br />
ML: Sebastian Beckendorf - R: Konstanze<br />
Lauterbach<br />
Mozart: Le nozze di Figaro | 12.05.<br />
ML: Georg Menskes - R: Balázs Kovalik<br />
Kim: Mama Dolorosa (UA) | 13.06.<br />
ML: Sebastian Beckendorf - R: Yona Kim<br />
Smetana: Die verkaufte Braut |<br />
30.06.<br />
ML: Sebastian Beckendorf - R: Jean-Claude<br />
Berutti<br />
Staatstheater · (05 31) 1 23 45 67<br />
Bremen<br />
Britten: The Turn of the Screw |<br />
28.10.<br />
ML: Daniel Montané - R: Frank Hilbrich<br />
Frid: Das Tagebuch der Anne<br />
Frank | 08.02.<br />
ML: N.N. - R: Patric Seibert<br />
Bartók: Herzog Blaubarts Burg |<br />
25.02.<br />
ML: Markus Poschner - R: Rosamund<br />
Gilmore<br />
Eggert: All diese Tage (UA) | 28.04.<br />
ML: Florian Ziemen - R: Michael Talke<br />
Puccini: Tosca | 26.05.<br />
ML: Daniel Montané - R: Vera Nemirova<br />
Theater · (04 21) 36 53 33 33<br />
Chemnitz<br />
Dove: Swanhunter | 03.12.<br />
ML: Domonkos Héja - R: Jürgen R. Weber<br />
Puccini: Tosca | 04.02.<br />
ML: Frank Beermann - R: Jakob Peters-<br />
Messer<br />
Donizetti: Der Liebestrank | 10.03.<br />
ML: Anja Bihlmaier - R: Guy Montavon<br />
Zweig: Die schweigsame Frau |<br />
28.04.<br />
ML: Frank Beermann - R: Gerd Heinz<br />
Verdi: Nabucco | 02.06.<br />
ML: Domonkos Héja - R: Michael Heinicke<br />
Städtische Theater · (03 71) 40 00 - 430<br />
Darmstadt<br />
Wagner: Götterdämmerung | 16.10.<br />
ML: Constantin Trinks - R: John Dew<br />
Donizetti: Lucia di Lammermoor |<br />
05.11.<br />
ML: Martin Lukas Meister - R: Lothar Krause<br />
Orff: Der Mond | 03.03.<br />
ML: N.N. - R: John Dew<br />
Offenbach: Hoffmanns Erzählungen |<br />
28.04.<br />
ML: Martin Lukas Meister - R: John Dew<br />
Puccini: Madame Butterfly | 16.06.<br />
ML: Constantin Trinks - R: John Dew<br />
Staatstheater · (0 61 51) 2 81 16 00<br />
Düsseldorf-Duisburg<br />
Bizet: Carmen | 15.10.<br />
ML: Axel Kober - R: Carlos Wagner<br />
Rossini: Der Barbier von Sevilla |<br />
02.12.<br />
ML: Axel Kober - R: Claus Guth<br />
Rameau: Castor et Pollux | 28.01.<br />
ML: Axel Kober - R: Martin Schläpfer<br />
Strawinsky: Die Nachtigall | 03.02.<br />
ML: Wen-Pin Chien - R: Svenja Tiedt<br />
Roussel: Le testament de la tante<br />
Caroline | 24.02.<br />
ML: Christoph Stöcker - R: N.N.<br />
Britten: The Turn of the Screw |<br />
04.05.<br />
ML: Wen-Pin Chien - R: Immo Karaman<br />
Strawinsky: The rake’s progress |<br />
23.05.<br />
ML: Axel Kober - R: Sabine Hartmannshenn<br />
5/2011 RONDO 43
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*Ausland: € 48 pro Jahr<br />
Termine<br />
Mozart: Don Giovanni | 22.06.<br />
ML: Friedemann Layer - R: Karoline<br />
Gruber<br />
Deutsche Oper am Rhein ·<br />
(02 11) 8 90 82 11<br />
Detmold<br />
Humperdinck: Hänsel und Gretel |<br />
23.11.<br />
ML: N.N. - R: Thomas Mittmann<br />
Saint-Saëns: Samson und Dalila |<br />
16.12.<br />
ML: Erich Wächter - R: Roland Velte<br />
Wagner: Parsifal | 10.03.<br />
ML: Erich Wächter - R: Kay Metzger<br />
Lortzing: Der Wildschütz | 08.06.<br />
ML: N.N. - R: Christian Jerome Timme<br />
Landestheater · (0 52 31) 97 48 03<br />
Dresden<br />
Scherchen/Petzet/Hartmann:<br />
Simplicius Simplicissimus | 21.10.<br />
ML: Erik Nielsen - R: Manfred Weiß<br />
Händel: Alcina | 29.10.<br />
ML: Rainer Mühlbach - R: Jan Philipp<br />
Gloger<br />
Berg: Lulu | 04.02.<br />
ML: Cornelius Meister - R: Stefan Herheim<br />
Martini: La Dirindina | 04.03.<br />
ML: Felice Venanzoni<br />
Weinberger: S˘vanda dudák |<br />
24.03.<br />
ML: Constantin Trinks - R: Axel Köhler<br />
Donizetti: L’elisir d’amore |<br />
28.04.<br />
ML: Riccardo Frizza - R: Michael Schulz<br />
Mozart: La clemenza di<br />
Tito | 26.05.<br />
ML: Tomáš Netopil - R: Bettina Bruinier<br />
Sächsische Staatsoper · (03 51) 4 91 17 05<br />
Erfurt<br />
Offenbach: Orpheus in der Unterwelt<br />
| 22.10.<br />
ML: Johannes Pell - R: Bernd Mottl<br />
Verdi: Nabucco | 26.11.<br />
ML: Walter E. Gugerbauer - R: Michael<br />
Heinicke<br />
Mozart: La clemenza di<br />
Tito | 23.12.<br />
ML: Samuel Bächli - R: N.N.<br />
Weber: Der Freischütz | 14.01.<br />
ML: Walter E. Gugerbauer -<br />
R: Dominique Horwitz<br />
Hoffmann: Der Trank der Unsterblichkeit<br />
| 28.04.<br />
ML: Samuel Bächli - R: Peter E. Pachl<br />
Tschaikowksy: Die Zauberin<br />
| 02.06.<br />
ML: Johannes Pell - R: Tatjana Gürbaca<br />
Verdi: Die Lombarden | 12.07.<br />
ML: Samuel Bächli - R: Guy Montavon<br />
Theater · (03 61) 2 23 31 55<br />
Essen<br />
Offenbach: Les contes<br />
d’Hoffmann | 22.10.<br />
ML: Stefan Soltesz - R: Dietrich W.<br />
Hilsdorf<br />
Tschaikowksy: Eugen Onegin<br />
| 25.02.<br />
ML: Stefan Soltesz - R: Michael Sturminger<br />
Verdi: La traviata | 05.05.<br />
ML: Stefan Soltesz - R: Josef Ernst<br />
Köpplinger<br />
Mozart: Die Entführung aus dem<br />
Serail | 10.06.<br />
ML: N.N. - R: Jetske Mijnssen<br />
Aalto Theater · (02 01) 8 12 22 00<br />
Frankfurt/Main<br />
Wagner: Siegfried | 30.10.<br />
ML: Sebastian Weigle - R: Vera Nemirova<br />
Verdi: Otello | 04.12.<br />
ML: Sebastian Weigle / Erik Nielsen -<br />
R: Johannes Erath<br />
44 RONDO 5/2011<br />
Cavalli: La Calisto | 23.12.<br />
ML: Christian Curnyn - R: Jan Bosse<br />
Wagner: Götterdämmerung<br />
| 29.01.<br />
ML: Sebastian Weigle -<br />
R: Vera Nemirova<br />
Cilea: Adriana Lecouvreur |<br />
04.03.<br />
ML: Carlo Montanaro - R: Vincent<br />
Boussard<br />
Mascagni: L’amico Fritz | 11.03.<br />
ML: Omer Meir Wellber - R: N.N.<br />
Strawinsky: Die Geschichte vom<br />
Soldaten | 22.03.<br />
ML: Sebastian Zierer - R: Hans Walter<br />
Richter<br />
Janác˘ek: Die Sache Makropulos |<br />
08.04.<br />
ML: Friedemann Layer -<br />
R: Richard Jones<br />
Wagner: Das Liebesverbot oder<br />
Die Novize von Palermo | 02.05.<br />
ML: Sebastian Weigle - R: N.N.<br />
Strawinsky: The rake’s progress |<br />
20.05.<br />
ML: Constantinos Carydis - R: Axel<br />
Weidauer<br />
Herrmann: Wasser | 16.06.<br />
ML: Hartmut Keil - R: Florentine<br />
Klepper<br />
Oper · (0 69) 1 34 04 00<br />
Graz<br />
Tschaikowsky: Pique Dame |<br />
06.11.<br />
ML: Tecwyn Evans - R: Peter Konwitschny<br />
Strauss: Elektra | 21.01.<br />
ML: Johannes Fritzsch - R: Johannes<br />
Erath<br />
Donizetti: Maria Stuarda | 30.03.<br />
ML: Gaetano d’Espinosa -<br />
R: Stefano Poda<br />
Oper · 00 43 (0) 3 16 80 00<br />
Hamburg<br />
Telemann: Flavius Bertaridus,<br />
König der Langobarden | 23.10.<br />
ML: Alessandro De Marchi -<br />
R: Jens-Daniel Herzog<br />
Reimann: Lear | 15.01.<br />
ML: Simone Young - R: Karoline<br />
Gruber<br />
Puccini: Manon Lescaut | 01.04.<br />
ML: Marco Armiliato - R: Philipp<br />
Himmelmann<br />
Strauss: Ariadne auf Naxos |<br />
13.05.<br />
ML: Simone Young - R: N.N.<br />
Mattheson: Die unglückselige<br />
Cleopatra, Königin von Egypten<br />
oder Die betrogene Staats-<br />
Liebe | 23.06.<br />
ML: Nicholas Carter - R: Holger Liebig<br />
Hamburgische Staatsoper ·<br />
(0 40) 35 68 68<br />
Hannover<br />
Weill: Lady in the dark | 15.10.<br />
ML: Mark Rohde - R: Matthias Davids<br />
Strauss: Ariadne auf Naxos |<br />
03.12.<br />
ML: Karen Kamensek - R: Ingo<br />
Kerkhof<br />
Rossini: Der Barbier von<br />
Sevilla | 21.01.<br />
ML: Ivan Repuši’c - R: Alexander<br />
Charim<br />
Penderecki: Die Teufel von<br />
Loudun | 24.03.<br />
ML: Stefan Klingele - R: Balás Kovalik<br />
Gounod: Faust (konzertant)<br />
| 05.05.<br />
ML: Ivan Repuši’c<br />
Puccini: Il trittico | 02.06.<br />
ML: Karen Kamensek - R: Sebastian<br />
Baumgarten<br />
Staatsoper · (05 11) 99 99 11 11<br />
Innsbruck<br />
Mozart: Idomeneo | 06.11.<br />
ML: Christoph Altstaedt -<br />
R: Peer Boysen<br />
Verdi: Falstaff | 05.02.<br />
ML: Christoph Poppen - R: Brigitte<br />
Fassbaender<br />
Janác˘ek: Jenu˚fa | 24.03.<br />
ML: Alexander Rumpf - R: Bruno<br />
Klimek<br />
Donizetti: Maria Stuarda |<br />
15.04.<br />
ML: Francesco Angelico - R: Michael<br />
D. Zimmermann<br />
Britten: Albert Hering | 09.06.<br />
ML: Alexander Rumpf - R: Brigitte<br />
Fassbaender<br />
Landestheater · 00 43 (0) 5 12 52 07 44<br />
Köln<br />
Verdi: Messa da Requiem |<br />
30.10.<br />
ML: Fabrice Bollon - R: Clemens<br />
Bechtel<br />
Strauss: Ariadne auf Naxos |<br />
26.11.<br />
ML: Markus Stenz - R: Uwe Eric<br />
Laufenberg<br />
Bellini: Norma (konzertant) |<br />
18.01.<br />
ML: Andriy Yurkevich<br />
Monteverdi: Il ritorno d’Ulisse<br />
in patria | 25.02.<br />
ML: Konrad Junghänel - R: Bernd Mottl<br />
Verdi: Rigoletto | 15.03.<br />
ML: Alan Altinoglu - R: Katharina<br />
Thalbach<br />
Wagner: Der fliegende Holländer<br />
| 04.05.<br />
ML: Markus Poschner - R: Dietrich W.<br />
Hilsdorf<br />
Puccini: Tosca | 17.05.<br />
ML: Markus Stenz - R: Thilo Reinhardt<br />
Händel: Alcina | 16.06.<br />
ML: Peter Neumann - R: Ingo Kerkhof<br />
Opernhaus · (02 21) 22 12 84 00<br />
Kiel<br />
Rossini: Der Barbier von Sevilla |<br />
10.12.<br />
ML: Mariano Rivas - R: Daniel Karasek<br />
Wagner: Lohengrin | 28.01.<br />
ML: Georg Fritzsch - R: Georg Köhl<br />
Händel: Radamisto | 10.03.<br />
ML: Rubén Dubrovsky - R: Nele Tippelmann<br />
Massenet: Manon | 05.05.<br />
ML: N.N. - R: Silvana Schröder<br />
Puccini: Tosca | 18.08.<br />
ML: Georg Fritzsch - R: Daniel Karasek<br />
Oper · (04 31) 90 19 01<br />
Klagenfurt<br />
Puccini: Tosca | 03.05.<br />
ML: Peter Marschik - R: Stefano Poda<br />
Stadttheater · 0043 (0) 46 35 40 64<br />
Leipzig<br />
Puccini: Tosca | 15.10.<br />
ML: Anthony Bra<strong>mal</strong>l - R: Michiel<br />
Dijkema<br />
Wagner: Siegfried (konzertant) |<br />
16.11.<br />
ML: Ulf Schirmer<br />
Verdi: Macbeth | 10.12.<br />
ML: Ulf Schirmer - R: Peter Konwitschny<br />
Janác˘ek: Das schlaue Füchslein<br />
| 25.02.<br />
ML: Matthias Foremny - R: Lotte de Beer<br />
Weill: Aufstieg und Fall der Stadt<br />
Mahagonny | 28.04.<br />
ML: Ulf Schirmer - R: Tobias Kratzer<br />
Gluck: Iphigenie auf Tauris |<br />
02.06.<br />
ML: Anthony Bra<strong>mal</strong>l - R: Peter Konwitschny<br />
Opernhaus · (03 41) 1 26 12 61
Linz<br />
Donizetti: Maria Stuarda | 10.12.<br />
ML: Dennis Russell Davies - R: Olivier<br />
Tambosi<br />
Mozart: Così fan tutte | 04.02.<br />
ML: Ingo Ingensand - R: Andreas<br />
Baesler<br />
Poulenc: Gespräche der Karmelitinnen<br />
| 24.03.<br />
ML: Dante Anzolini - R: Roland Schwab<br />
Glanert: Nijinskys Tagebuch | 09.04.<br />
ML: Ingo Ingensand - R: Rosamund<br />
Gilmore<br />
Strauss: Der Rosenkavalier | 19.05.<br />
ML: Dennis Russell Davies - R: Anthony<br />
Pilavachi<br />
Landestheater · 00 43 (0) 73 27 61 11 00<br />
Mainz<br />
Britten: The Rape of Lucretia |<br />
15.10.<br />
ML: Clemens Heil - R: Freo Majer<br />
Verdi: Un ballo in maschera | 14.01.<br />
ML: Andreas Hotz - R: Tatjana Gürbaca<br />
Ligeti: Le grand macabre | 17.03.<br />
ML: Hermann Bäumer - R: Lorenzo<br />
Fioroni<br />
Scarlatti: Il primo omicidio overo<br />
Cain | 04.05.<br />
ML: Ralf Otto - R: Tatjana Gürbaca<br />
Mozart: Così fan tutte | 02.06.<br />
ML: Andreas Hotz - R: Johannes Schütz<br />
Staatstheater · (0 61 31) 2 85 12 22<br />
Mannheim<br />
Wagner: Das Rheingold | 28.10.<br />
ML: Dan Ettinger - R: Achim Freyer<br />
Saint-Saëns: Samson und Dalila<br />
(konzertant) | 06.11.<br />
ML: Alois Seidlmeier - R: Tilman Michael<br />
Donizetti: Lucia di Lammermoor<br />
| 09.12.<br />
ML: Joseph Trafton - R: Christian Pade<br />
Melton Tuba Quartett<br />
»Gran Concerto 4 Tubas«<br />
in Duisburg<br />
Solo-Konzerte für die dicke Tuba gibt es tatsächlich<br />
mehrere. Aber ein Konzert gleich<br />
für vier Tieftöner? Auf die Idee muss man<br />
erst ein<strong>mal</strong> kommen. Der Amerikaner<br />
John Stevens jedenfalls sorgt nun mit seiner<br />
Auftragskomposition für diese ungewöhnliche<br />
Repertoireerweiterung. Sein<br />
»Gran Concerto 4 Tubas« wird am 9. & 10.<br />
November vom Melton Tuba Quartett gemeinsam<br />
mit den Duisburger Philharmonikern<br />
aus der Taufe gehoben. Am Pult<br />
steht Carl St.Clair. In seinem Konzert erweist<br />
sich John Stevens natürlich ganz als<br />
US-Boy, der von Aaron Copeland, George<br />
Gershwin und Leonard Bernstein geprägt<br />
wurde. Zudem räumt er mit gängigen Vorurteilen<br />
gegenüber der Tuba auf. In seinem<br />
Konzert klingt sie keineswegs behäbig, sondern<br />
schon <strong>mal</strong> »Tango-Tarantella«-frech.<br />
Und nebenbei lernt man von Tenortuba bis<br />
zur Kontrabasstuba auch noch fast die gesamte<br />
Familie kennen.<br />
Tickets: (0 203) 3009-100<br />
www.duisburger-philharmoniker.de<br />
Verdi: Stiffelio | 24.02.<br />
ML: Alois Seidlmeier - R: Regula Gerber<br />
Wagner: Die Walküre | 25.03.<br />
ML: Dan Ettinger - R: N.N.<br />
Neuwirth: The Outcast (UA) | 25.05.<br />
ML: Johannes Kalitzke - R: N.N.<br />
Bach: Temistocle | 06.07.<br />
ML: N.N. - R: Achim Freyer<br />
Nationaltheater · (06 21) 1 68 01 50<br />
München<br />
Offenbach: Les contes<br />
d’Hoffmann | 31.10.<br />
ML: Constantinos Carydis -<br />
R: Richard Jones<br />
Puccini: Turandot | 03.12.<br />
ML: Zubin Mehta - R: Carlus Padrissa<br />
Wagner: Das Rheingold | 04.02.<br />
ML: Kent Nagano - R: Andreas Kriegenburg<br />
Wagner: Die Walküre | 11.03.<br />
ML: Kent Nagano - R: Andreas Kriegenburg<br />
Wagner: Siegfried | 27.05.<br />
ML: Kent Nagano - R: Andreas Kriegenburg<br />
Wagner: Götterdämmerung | 30.06.<br />
ML: Kent Nagano - R: Andreas Kriegenburg<br />
Bayerische Staatsoper · (0 89) 21 85 19 20<br />
Nürnberg<br />
Wagner: Die Meistersinger von<br />
Nürnberg | 15.10.<br />
ML: Marcus Bosch - R: David Mouchtar-<br />
Samorai<br />
Verdi: Il corsaro (konzertant) | 16.12.<br />
ML: Guido Johannes Rumstadt<br />
Verdi: La traviata | 28.01.<br />
ML: Marcus Bosch - R: Peter Konwitschny<br />
Rossini: Wilhelm Tell | 03.03.<br />
ML: Guido Johannes Rumstadt -<br />
R: Elisabeth Stöppler<br />
Strauss: Elektra | 31.03.<br />
ML: Marcus Bosch - R: Georg<br />
Schmiedleitner<br />
Janác˘ek: Die Sache Makropulos |<br />
26.05.<br />
ML: Philipp Pointner - R: Robert Carsen<br />
Donizetti: La fille du régiment |<br />
16.06.<br />
ML: Gábor Káli - R: Andreas Baesler<br />
Staatstheater · (01 80) 5 23 16 00<br />
Oldenburg<br />
Bibalo: Fräulein Julie | 17.11.<br />
ML: N.N. - R: William Robertson<br />
Puccini: La Bohème | 22.01.<br />
ML: Mihkel Kütson - R: Lorenzo Fioroni<br />
Janác˘ek: Kátja Kabanová | 10.03.<br />
ML: Thomas Dorsch - R: Lydia Steier<br />
Kreppein: Die Versuchung des<br />
heiligen Antonius (UA) | 08.05.<br />
ML: Yordan Kamdzhalov, Barbara Kler -<br />
R: Anisha Bondy, Reyna Bruns, Alexander<br />
Fahima<br />
Kampe/Müller-Elmau: Operation X<br />
(UA) | 05.07.<br />
ML: N.N. - R: Alexander Müller-Elmau<br />
Staatstheater · (04 41) 2 22 51 11<br />
Rostock<br />
Humperdinck: Hänsel und Gretel |<br />
11.11.<br />
ML: Manfred Hermann Lehner - R: Rainer<br />
Wenke<br />
Donizetti: La fille du régiment | 14.01.<br />
ML: Peter Leonard - R: Mirko Bott<br />
Volkstheater · (03 81) 3 81 47 00<br />
Saarbrücken<br />
Strauss: Ariadne auf Naxos | 03.12.<br />
ML: Andreas Wolf - R: Michael Talke<br />
Bellini: I Capuleti e i Montecchi<br />
(konzertant) | 20.01.<br />
ML: Thomas Peuschel<br />
Wagner: Parsifal | 10.03.<br />
ML: Toshiyuki Kamioka - R: Olivier Tambosi<br />
Rihm: Die Eroberung von Mexiko |<br />
21.04.<br />
ML: Thomas Peuschel - R: Inga Levant<br />
5/2011 RONDO 45<br />
Tschaikowsky: Eugen Onegin |<br />
02.06.<br />
ML: Andreas Wolf - R: Immo Karaman<br />
Saarländisches Staatstheater ·<br />
(06 81) 3 22 04<br />
Salzburg<br />
Rossini: La cenerentola | 07.12.<br />
ML: Leo Hussain - R: Carl Philip von<br />
Maldeghe<br />
Verdi: La traviata | 11.03.<br />
ML: Leo Hussain - R: Andreas Gergen<br />
Berg: Wozzeck | 11.05.<br />
ML: Leo Hussain - R: Amélie Niermeyer<br />
Landestheater · 00 43 (0) 6 62 87 15 12 21<br />
Würzburg<br />
Lortzing: Der Wildschütz | 11.02.<br />
ML: Andrea Sanguineti - R: Deborah<br />
Epstein<br />
Febel: Mode in Bildern | 22.02.<br />
ML: Alexis Agrafiotis - R: Reinhard Febel<br />
Wagner: Tristan und Isolde | 31.03.<br />
ML: Enrico Calesso - R: Hermann Schneider<br />
Gluck: Orfeo ed Euridice | 16.06.<br />
ML: Enrico Calesso - R: Bernhard Stengele<br />
Mainfrankentheater · (09 31) 3 90 81 24<br />
Weimar<br />
Gounod: Faust | 15.10.<br />
ML: Felix Bender - R: Karsten Wiegand<br />
Verdi: La traviata | 10.12.<br />
ML: Stefan Solyom - R: Karsten Wiegand<br />
Händel: Alcina | 18.02.<br />
ML: N.N. - R: Corinna von Rad<br />
Strauss: Arabella | 21.04.<br />
ML: Stefan Solyom - R: N.N.<br />
Mussorgsky: Chowanschtschina | 16.06.<br />
ML: Martin Hoff - R: Andrea Moses<br />
Nationaltheater · (0 36 43) 75 53 34<br />
Nigel Kennedy<br />
VerLOSuNG VON 5 x 2 KArTeN<br />
Als er vor einer halben Ewigkeit mit seiner Violine erst<strong>mal</strong>s die große Klassik-<br />
Showbühne betrat, stockte dem Publikum im Parkett der Atem. Während auf<br />
den Rängen Party gemacht wurde. Denn nicht nur äußerlich entsprach Nigel<br />
Kennedy mit seinem Look nicht gerade dem typischen Schwiegermuttertraum.<br />
Selbst wenn Kennedy Vivaldis »Vier Jahreszeiten« spielte, rockte es unterschwellig<br />
mit. Seitdem hat der ehe<strong>mal</strong>ige Menuhin-Schüler, bekennende Aston Villa-<br />
Fan und aufgeweckte Multi-Stilist vieles ausprobiert, um bloß nicht im Establishment<br />
zu enden. Mit Jazz-Granden wie Ron Carter jamte er sich durch die<br />
Welt der Blue Notes. Zwischendurch<br />
entdeckte Kennedy ein<br />
Violinkonzert des vergessenen<br />
polnischen Komponisten Mieczyslaw<br />
Karłowitz. Und dann<br />
wieder widmete er sich der osteuropäischen<br />
Folklore namens<br />
Klezmer. Nun aber kehrt Kennedy<br />
ein wenig back to the<br />
roots. Einen kompletten Monat<br />
lang, vom 1. November (Leipzig)<br />
bis 30. November (Frankfurt<br />
/ Main), ist er mit seinem<br />
Orchestra of Life auf Deutschland-Tournee.<br />
Und auf dem Programm<br />
stehen nicht nur Vivaldis<br />
»Vier Jahreszeiten«, sondern auch Kennedys Konzertzyklus »Four Elements«. Musikalisch<br />
zieht Kennedy damit eine (vorläufige) Quintessenz seines umtriebigen<br />
Lebens. In »Four Elements« wechseln sich pastorale Violin-Themen mit kraftvollen<br />
Funk-Grooves ab. Hier flackern orientalische Melodien auf, während dort<br />
heftig mit Blues und Rock geflirtet wird. Ganz schön abenteuerlich und aufregend,<br />
Mr. Kennedy! Seine kürzlich absolvierte Tour durch Großbritannien war<br />
übrigens restlos ausverkauft. Ähnlich begehrt ist schon jetzt seine Deutschland-<br />
Tournee. Doch das Klassik & Jazz Magazin RONDO macht’s möglich: die Redaktion<br />
verlost 5 x 2 Karten. Und die Gewinner können sich natürlich ihr Kennedy-Konzert<br />
persönlich aussuchen (siehe Termine auf S. 47).<br />
www.eventim.de<br />
www.nigelkennedy.de<br />
Tickets: (01805) 57 00 070<br />
Schicken Sie bis zum 24. November 2011 eine Karte oder ein Fax an:<br />
rONDO – Konzertkarten Kennedy, Lucile-Grahn-Str. 37, 81675 München.<br />
Fax: 089/457 261-50. Bitte vermerken Sie Ihren Wunsch-Konzertort.
Termine<br />
Wien<br />
Janác˘ek: Aus einem Totenhaus |<br />
11.12.<br />
ML: Franz Welser-Möst - R: Peter<br />
Konwitschny<br />
Weill: Aufstieg und Fall der Stadt<br />
Mahagonny | 24.01.<br />
ML: Ingo Metzmacher - R: Jérôme<br />
Deschamps<br />
Mozart: La clemenza di Tito | 17.05.<br />
ML: Louis Langrée - R: Jürgen Flimm<br />
Verdi: Don Carlo | 16.06.<br />
ML: Franz Welser-Möst - R: Daniele<br />
Abbado<br />
Staatsoper · (00 43) 15 14 44 22 50<br />
Strauss: Salome | 15.10.<br />
ML: Roland Böer - R: Marguérite Borie<br />
Leoncavallo / Henze: Das Wundertheater<br />
/ Der Bajazzo | 31.03.<br />
ML: N.N. - R: Thomas Schulte-Michels<br />
Volksoper · (00 43) 15 14 44 36 70<br />
Händel: Serse | 16.10.<br />
ML: Jean-Christophe Spinosi - R: Adrian<br />
Noble<br />
Auerbach: Gogol | 15.11.<br />
ML: Vladimir Fedoseyev - R: Christine<br />
Mielitz<br />
Monteverdi: L’Orfeo | 14.12.<br />
ML: Ivor Bolton - R: Claus Guth<br />
Tschaikowsky: Iolanta / Francesca da<br />
Rimini | 19.01.<br />
ML: Kirill Petrenko - R: Stephen Lawless<br />
Gluck: Telemaco | 19.02.<br />
ML: René Jacobs - R: Torsten Fischer<br />
Offenbach: Les contes<br />
d’Hoffmann | 19.03.<br />
ML: Riccardo Frizza - R: William Friedkin<br />
Thomas: Hamlet | 23.04.<br />
ML: Marc Minkowski - R: Olivier Py<br />
Offenbach: Les contes d’Hoffmann /<br />
2. Serie | 04.07.<br />
ML: Riccardo Frizza - R: William Friedkin<br />
Rossini: La donna del lago | 10.08.<br />
ML: Leo Hussain - R: Christof Loy<br />
Theater an der Wien · (00 43) (01) 5 88 85<br />
Wiesbaden<br />
Puccini: Turandot | 26.11.<br />
ML: N.N. - R: Cesare Lievi<br />
Verdi: Simon Boccanegra | 28.01.<br />
ML: Marc Piollet - R: Dietrich Hilsdorf<br />
Donizetti: Don Pasquale | 10.03.<br />
ML: Christoph Stiller - R: Markus Bothe<br />
Wagner: Lohengrin | 28.04.<br />
ML: Marc Piollet - R: Kirsten Harms<br />
Hessisches Staatstheater · (06 11) 13 23 25<br />
Zürich<br />
Verdi: Otello | 20.10.<br />
ML: Daniele Gatti - R: Graham Vick<br />
Schreier: Die Stadt der Blinden |<br />
12.11.<br />
ML: Zsolt Hamar - R: Stephan Mueller<br />
Pfitzner: Palestrina | 10.12.<br />
ML: Ingo Metzmacher - R: Jens-Daniel<br />
Herzog<br />
Donizetti: Le convienze ed inconvenienze<br />
teatrali/ I pazzi per<br />
progetto | 27.12.<br />
ML: Paolo Carignani - R: Martin<br />
Zehetgruber<br />
Wagner: Die Meistersinger von<br />
Nürnberg | 22.01.<br />
ML: Daniele Gatti - R: Hans Schavernoch<br />
Rossini: Otello ossia il Moro di<br />
Venezia | 10.02.<br />
ML: Muhai Tang - R: Moshe Leiser, Patrice<br />
Caurier<br />
Verdi: Don Carlo | 04.03.<br />
ML: Zubin Mehta - R: Sven-Eric Bechtolf<br />
Borodin: Fürst Igor | 15.04.<br />
ML: Vladimir Fedoseyev - R: David Pountney<br />
Donizetti: Poliuto | 06.05.<br />
ML: Nello Santi - R: Damiano Michieletto<br />
Mozart: Die Entführung aus dem<br />
Serail | 26.05.<br />
ML: Adam Fischer - R: Thomas Langhoff<br />
46 RONDO 5/2011<br />
Hindemith: Mathis der Maler |<br />
16.06.<br />
ML: Daniele Gatti - R: Matthias<br />
Hartmann<br />
Opernhaus · (00 41) 12 68 66 66<br />
KON zerTe Klassik<br />
Joshua Bell<br />
16.10. München | Philharmonie<br />
17.10. Berlin | Philharmonie<br />
18.10. München | Philharmonie<br />
19.10. München | Philharmonie<br />
27.11. Berlin | Philharmonie<br />
28.11. Wien (A) | Konzerthaus<br />
Kolja Blacher<br />
23.11. Nienburg an der Weser |<br />
Albert-Schweitzer-Schule<br />
02.12. Berlin | Komische Oper<br />
15.12. Landshut | Rathausprunk-<br />
saal<br />
16.12. Neumarkt<br />
18.12. Viersen<br />
Weimarer Bläserquintett<br />
20.11. Bünde<br />
15.01. Waldbronn | Kulturtreff<br />
26.01. Hannover<br />
27.01. Krefeld | Burg Linn<br />
28.01. Warburg<br />
Rafal Blechacz<br />
17.10. Berlin | Philharmonie<br />
Gábor Boldoczki<br />
22.11. Kufstein (A)<br />
Rudolf Buchbinder<br />
25.03. Hannover | NDR Funkhaus<br />
12.05. Hamburg | Laeiszhalle<br />
Amir Katz<br />
Amir Katz Tournee<br />
Mit zwanzig Jahren gewann der israelische<br />
Pianist Amir Katz 1993 seinen ersten<br />
Klavierwettbewerb in Barcelona. Mit dem<br />
Sieg beim internationalen Schubert-Wettbewerb<br />
2003 in Dortmund unterstrich er<br />
dann endgültig sein manuelles und geistiges<br />
Potential. Seitdem ist Katz nicht nur<br />
weltweit in allen großen Konzerthäusern<br />
aufgetreten. Mit seinen CD-Einspielungen<br />
etwa von Klavierwerken Schuberts und<br />
Schumanns hat er gleichermaßen die<br />
Fachpresse in den Bann gezogen. Nun<br />
ist Katz wieder ins Aufnahmestudio gegangen,<br />
um sich dies<strong>mal</strong> den zärtlichen<br />
Nachtgesängen von Frédéric Chopin zu<br />
widmen. Und natürlich stehen Chopins<br />
21 Nocturnes auch bei der kommenden<br />
Tournee von Amir Katz im Mittelpunkt,<br />
die ihn von Leipzig (22.10.) über München<br />
(5.11.) und Berlin (3.12.) bis in den Wiener<br />
Musikverein (18.12.) führen wird.<br />
Tickets: (0 800) 545 44 55<br />
www.musikerlebnis.de<br />
Khatia Buniatishvili<br />
16.10. Wien (A) | Konzerthaus<br />
22.10. Grafenfort (CH)<br />
24.10. Wien (A) | Konzerthaus<br />
22.11. Zürich (CH) | Tonhalle<br />
25.11. Lucerne (CH)<br />
29.11. Berlin<br />
02.12. Stuttgart<br />
09.12. Mainz<br />
10.12. Aschaffenburg<br />
12.12. Wien (A) | Musikverein<br />
02.03. München | Prinzregenten-<br />
theater<br />
Cuarteto Casals<br />
17.11. Köln | Philharmonie<br />
20.11. Luzern (CH)<br />
Ray Chen<br />
11.01. Elmau | Schloss<br />
13.01. Elmau | Schloss<br />
15.01. Gütersloh<br />
Trio di Clarone<br />
07.12. Ludwigshafen | BASF-Feierabendhaus<br />
20.02. München<br />
26.02. Dessau<br />
Xavier de Maistre<br />
13.11. Hannover<br />
14.11. Köln<br />
15.11. Frankfurt<br />
17.11. Bietigheim-Bissingen<br />
18.11. Dortmund<br />
19.11. Münster<br />
23.11. Berlin | Philharmonie<br />
26.11. Hürth<br />
Simone Dinnerstein<br />
29.11. Elmau | Schloss<br />
30.11. Elmau | Schloss<br />
Georges Prêtre<br />
Royal Philharmonic Orchestra in<br />
Ludwigshafen<br />
Am 30.11.1921 legte das da<strong>mal</strong>ige Landessinfonieorchester<br />
Pfalz und Saarland mit<br />
einem Konzert den Grundstein für das<br />
musikalische Kulturprogramm des Chemiekonzerns<br />
BASF. Und bis heute hat man<br />
Interpreten von Rang und Namen nach<br />
Ludwigshafen geholt. So wie etwa Gidon<br />
Kremer, der hier 1997 mit seiner Kremerata<br />
Baltica sein Deutschland-Debüt gab.<br />
Das Emerson String Quartett spielte 1990<br />
mit Rostropovich das Streichquintett von<br />
Schubert. Anlässlich des 90. Geburtstages<br />
der Konzertreihe wurden nun auch diese<br />
Musiker zur Jubiläumssaison eingeladen.<br />
Wobei sich die Emersons für das Schubert-<br />
Opus den Cellisten Nicolas Altstaedt zur<br />
Seite geholt haben. Neben Gastspielen von<br />
u.a. Simone Kermes, Trio di Clarone sowie<br />
dem Orchestre Philharmonique de Monte<br />
Carlo verspricht auch das Festkonzert am<br />
27. November Glücksmomente – wenn<br />
Georges Prêtre und das Royal Philharmonic<br />
Orchestra London gastieren.<br />
Tickets: (0 621) 60 999 11<br />
www.basf.com/kultur<br />
Gustavo Dudamel<br />
20.11. Zürich (CH) | Opernhaus<br />
10.12. Wien (A) | Musikverein<br />
11.12. Wien (A) | Musikverein<br />
Quatuor Ébène<br />
24.11. Groningen (NL) | Culturcentrum<br />
De Oosterpoort<br />
03.12. Schweinfurt | Theater<br />
04.12. Neuss | Zeughaus<br />
17.12. Zug (CH) | Theater Casino<br />
Huelgas Ensemble<br />
16.10. Sion (CH) | Basilique de Valére<br />
Isabelle Faust<br />
15.10. Rotterdam (NL) | Concertgebouw<br />
De Doelen<br />
16.10. Rotterdam (NL) | Concertgebouw<br />
De Doelen<br />
25.10. Bad Reichenhall | Altes Königliches<br />
Kurhaus<br />
27.10. Brüssel (BE) | Salle de Conservatoire<br />
17.11. Salzburg (A) | Mozarteum<br />
02.12. Genf (CH) | Victoria Hall<br />
04.12. Schwetzingen | Schloß<br />
Nelson Freire<br />
26.10. Düsseldorf<br />
30.11. Bern (CH)<br />
01.12. Bern (CH)<br />
13.02. Wien (A)<br />
Sol Gabetta<br />
30.10. Berlin | Konzerthaus<br />
03.02. Münster | Universität<br />
04.02. Bielefeld | Rudolf-Oetker-<br />
Halle<br />
Elīna Garanc˘a<br />
19.12. Berlin | Deutsche Oper<br />
22.12. Berlin | Deutsche Oper<br />
Jan Garbareck<br />
16.10. Bremen | Dom<br />
08.11. Augsburg | Heiligkreuzkirche<br />
09.11. Würzburg | St. Johanniskirche<br />
10.11. Nürnberg | Gustav-Adolf-<br />
Gedächtniskirche<br />
12.11. Hamm | Pauluskirche<br />
13.11. Essen | Zeche Zollverein<br />
Christian Gerhaher<br />
16.10. Coburg<br />
19.10. Tutzing<br />
25.10. Frankfurt<br />
14.11. Hamburg | Laeiszhalle<br />
23.11. Herzogenaurach<br />
25.11. Freiburg<br />
27.11. Baden-Baden<br />
Kirill Gerstein<br />
22.11. Frankfurt am Main | Alte Oper<br />
09.12. Köln | Philharmonie<br />
10.12. Köln | Philharmonie<br />
Vadim Gluzman<br />
17.11. Leipzig | Gewandhaus<br />
18.11. Leipzig | Gewandhaus<br />
25.12. Dresden | Kulturpalast<br />
26.12. Dresden | Kulturpalast<br />
Howard Griffiths<br />
14.10. Frankfurt/Oder | Konzerthalle<br />
15.10. Potsdam | Nikolaisaal<br />
16.10. Frankfurt/Oder | Konzerthalle<br />
09.11. Frankfurt/Oder | Konzerthalle<br />
02.12. Köln | WRD Funkhaus<br />
09.12. Frankfurt/Oder | Konzerthalle<br />
10.12. Potsdam | Nikolaisaal<br />
11.12. Zürich (CH) | Tonhalle<br />
15.12. Hannover | NDR Landesfunkhaus<br />
16.12. Hannover | NDR Landesfunkhaus<br />
17.12. Leipzig | Gewandhaus
18.12. Hannover | NRD Landesfunkhaus<br />
21.12. Biel (CH) | Kongresshaus<br />
22.12. Biel (CH) | Theater Biel Solothurn<br />
27.12. Berlin | Konzerthaus<br />
28.12. Berlin | Konzerthaus<br />
30.12. Frankfurt/Oder | Konzerthalle<br />
31.12. Frankfurt/Oder | Konzerthalle<br />
Vittorio Grigolo<br />
30.12. Berlin | Deutsche Oper<br />
03.01. Berlin | Deutsche Oper<br />
29.01. Berlin | Deutsche Oper<br />
03.02. Berlin | Deutsche Oper<br />
10.02. Berlin | Deutsche Oper<br />
Tal & Groethuysen<br />
17.10. Heilbronn<br />
15.11. München<br />
23.11. Berlin<br />
27.11. Konstanz<br />
Edita Gruberova<br />
05.07. München | Philharmonie<br />
09.07. München | Philharmonie<br />
12.07. München | Philharmonie<br />
16.07. München | Philharmonie<br />
Natalia Gutman<br />
13.10. Halle a.d. Saale | Freylinghausen-Saal<br />
03.05. Ludwigshafen | BASF-Feierabendhaus<br />
Hilary Hahn<br />
23.11. Bielefeld | Rudolf-Oetker-Halle<br />
03.05. Berlin | Philharmonie<br />
Marc-André Hamelin<br />
21.10. Berlin | Philharmonie<br />
22.10. Berlin | Philharmonie<br />
30.04. München | Herkulessaal<br />
Nikolaus Harnoncourt<br />
22.10. Wien (A) | Musikverein<br />
23.10. Wien (A) | Musikverein<br />
28.10. Berlin | Philharmonie<br />
29.10. Berlin | Philharmonie<br />
05.11. Wien (A) | Musikverein<br />
06.11. Wien (A) | Musikverein<br />
26.11. Zürich (CH) | Tonhalle<br />
27.11. Zürich (CH) | Tonhalle<br />
Marie-Elisabeth Hecker<br />
12.11. Neubeuern | Schloss<br />
13.11. Elmau | Schloss<br />
02.12. Brüssel (BE) | Palais des<br />
Beaux-Arts<br />
04.12. Brüssel (BE) | Palais des<br />
Beaux-Arts<br />
15.12. Luxemburg (LU) | Philhar-<br />
monie<br />
16.12. Luxemburg (LU) | Philhar-<br />
monie<br />
Daniel Hope<br />
08.12. Bielefeld | Rudolf-Oetker-Halle<br />
14.03. Berlin | Philharmonie<br />
15.04. Münster | Universität<br />
Maximilian Hornung<br />
21.10. Köln | Philharmonie<br />
28.10. Kaiserslautern | Fruchthalle<br />
30.10. Mainz | Rheingoldhalle<br />
13.11. Augsburg | Synagoge<br />
26.11. Garmisch-Partenkirchen | Kongresshaus<br />
René Jacobs<br />
03.11. Köln<br />
17.11. Wien (A)<br />
20.11. Berlin<br />
Janine Jansen<br />
16.06. München | Odeonsplatz<br />
30.06. Salzburg (A) | Mozarteum<br />
Sharon Kam<br />
16.10. Hamburg | Laeiszhalle<br />
27.10. Köln | Philharmonie<br />
29.10. Gauting<br />
27.11. Köln | Philharmonie<br />
29.11. Gauting | "Bosco" Kulturhaus<br />
01.12. Berlin | Philharmonie, Kammermusiksaal<br />
05.12. Berlin | Konzerthaus, Kleiner<br />
Saal<br />
Milos Karadaglic<br />
02.12. Berlin | Konzerthaus<br />
03.12. Hamburg | Laeiszhalle<br />
05.12. Düsseldorf | Tonhalle<br />
06.12. Bielefeld | Rudolf-Oetker-Halle<br />
07.12. Münster | Rathausfestsaal<br />
09.12. Köln | Kulturkirche<br />
10.12. Frankfurt | Dreikönigskirche<br />
Vesselina Kasarova<br />
02.12. München | Philharmonie<br />
05.12. München | Philharmonie<br />
30.04. Wien (A) | Musikverein<br />
02.05. München | Philharmonie<br />
Amir Katz<br />
22.10. Leipzig | Gewandhaus<br />
05.11. München | Allerheiligen-<br />
Hofkirche<br />
03.12. Berlin | Konzerthaus<br />
18.12. Wien (A) | Musikverein<br />
Concerto Köln<br />
22.11. Neuss | Zeughaus<br />
Nigel Kennedy<br />
01.11. Leipzig | Gewandhaus<br />
02.11. Stuttgart | Liederhalle<br />
03.11. München | Philharmonie<br />
05.11. Freiburg | Konzerthaus<br />
06.11. Hannover | Kuppelsaal<br />
08.11. Düsseldorf | Tonhalle<br />
09.11. Bielefeld | Oetkerhalle<br />
10.11. Hamburg | Laeiszhalle<br />
12.11. Nürnberg | Meistersingerhalle<br />
13.11. Berlin | Philharmonie<br />
14.11. Dresden | Kulturpalast<br />
16.11. Dortmund | Konzerthaus<br />
17.11. Regensburg | Audimax<br />
18.11. Baden-Baden | Festspielhaus<br />
20.11. Mannheim | Rosengarten<br />
21.11. Aachen | Eurogress<br />
23.11. Bremen | Die Glocke<br />
24.11. Köln | Philharmonie<br />
26.11. Kassel | Stadthalle<br />
28.11. Essen | Philharmonie<br />
29.11. Saarbrücken | Saarlandhalle<br />
30.11. Frankfurt | Alte Oper<br />
Simone Kermes<br />
01.11. Baden-Baden | Festspielhaus<br />
05.11. Berlin<br />
Elin Kolev<br />
27.11. Baden-Baden | Festspielhaus<br />
Patricia Kopatchinskaja<br />
19.10. Wels<br />
21.10. Viersen<br />
23.10. Essen | Philharmonie<br />
Gidon Kremer<br />
18.11. Neuhardenberg | Schinkel-<br />
kirche<br />
20.11. Frankfurt am Main | Alte Oper<br />
21.11. Basel (CH) | Stadtcasino<br />
22.11. Wien (A) | Musikverein<br />
26.11. Zug (CH) | Theater Casino<br />
02.02. Ludwigshafen | BASF-Feierabendhaus<br />
Aleksandra Kurzak<br />
08.11. Wien (A) | Staatsoper<br />
11.11. Wien (A) | Staatsoper<br />
12.11. Frankfurt | Alte Oper<br />
13.11. Köln | Philharmonie<br />
5/2011 RONDO 47<br />
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BERLINER<br />
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IN SINGAPUR<br />
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GUSTAV MAHLER<br />
SYMPHONY NO. 1<br />
SERGEI RACHMANINOV<br />
SYMPHONIC DANCES, OP. 45<br />
KLARA EK<br />
JOYCE DI DONATO<br />
MARIE NICOLE LEMIEUX<br />
KARINA GAUVIN<br />
S T A A T S T H E A T E R B R A U N S C H W E I G<br />
braunschweigfestival<br />
HÄNDEL-ZYKLUS OPER KONZERTANT<br />
27.11.11 GIULIO CESARE<br />
26.1.12 DEIDAMIA<br />
11.3.12 ARIODANTE<br />
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Termine<br />
15.11. Wien (A) | Staatsoper<br />
18.11. Wien (A) | Staatsoper<br />
Louis Lortie<br />
22.10. Berlin | Radialsystem<br />
Nino Machaidze<br />
13.10. Hamburg | Staatsoper<br />
15.10. Hamburg | Staatsoper<br />
22.10. Hamburg | Staatsoper<br />
Nils Mönkemeyer<br />
13.10. Stuttgart | Liederhalle<br />
14.10. Wiesloch<br />
08.11. Solingen<br />
09.11. Remscheid<br />
12.11. Lauterbach<br />
13.11. Erbach<br />
Daniel Müller-Schott<br />
07.11. Würzburg | Musikhochschule<br />
12.11. Wien (A) | Musikverein<br />
30.11. Duisburg | Mercatorhalle<br />
01.12. Duisburg | Mercatorhalle<br />
09.12. Stuttgart | Liederhalle<br />
Alexander Melnikov<br />
27.11. Karlsruhe | Bad. Staatstheater<br />
28.11. Karlsruhe | Bad. Staatstheater<br />
Olli Mustonen<br />
17.10. Karlsruhe | Konzerthaus<br />
18.10. Pullach | Bürgernaus<br />
20.10. Lörrach | Burghof<br />
Jonathan Nott<br />
20.10. Bamberg | Konzerthalle<br />
18.11. Schweinfurt | Theater<br />
19.11. Bamberg | Konzerthalle<br />
20.11. Bamberg | Konzerthalle<br />
21.11. Bamberg | Konzerthalle<br />
Benyamin Nuss<br />
02.12. München | Allerheiligen-<br />
Hofkirche<br />
Dorothee Oberlinger<br />
11.11. Salzburg | Mozarteum<br />
25.11. Mannheim<br />
26.11. Bensheim<br />
30.11. Hamburg | Laeiszhalle<br />
Oslo Philharmonic Orchestra<br />
27.11. Berlin | Philharmonie<br />
28.11. Wien (A) | Konzerthaus<br />
30.11. Paris (FR) | Salle Pleyel<br />
Royal Philharmonic Orchestra<br />
London<br />
09.11. München | Philharmonie<br />
10.11. Berlin | Philharmonie<br />
11.11. Freiburg | Konzerthaus<br />
13.11. Wien (A) | Konzerthaus<br />
27.11. Ludwigshafen | BASF-Feierabendhaus<br />
David Orlowsky<br />
23.10. Erbach | Elfenbeinmuseum<br />
30.10. Bremen | Klezmerfestival<br />
31.10. Frankfurt | Brotfabrik<br />
01.11. Stuttgart | Theaterhaus<br />
03.11. Dresden | Jazzfestival<br />
09.11. Ulm | Stadthaus<br />
10.11. Augsburg | Parktheater<br />
11.11. Erlangen<br />
12.11. Freiburg | Herz-Jesu-Kirche<br />
15.11. Heidelberg | Heiliggeistkirche<br />
16.11. Köln<br />
18.11. Güglingen<br />
19.11. Heilbronn<br />
20.11. Neuenstadt<br />
23.11. Stuttgart | Mozart-Saal<br />
29.11. Halle (Saale) | Ulrichskirche<br />
Alice Sara Ott<br />
23.10. Pforzheim | CongressCentrum<br />
03.11. Bremen | Die Glocke<br />
48 RONDO 5/2011<br />
06.11. Düsseldorf<br />
07.11. Düsseldorf<br />
20.11. Mönchengladbach | Kaiser-<br />
Friedrich-Halle<br />
25.11. München | Prinzregenten -<br />
theater<br />
30.11. Stuttgart | Liederhalle<br />
04.12. Berlin | Philharmonie<br />
Trio Parnassus<br />
20.11. Balingen | Stadthalle<br />
27.11. Filderstadt | Kultur & Kongresszentrum<br />
Murray Perahia<br />
07.12. Berlin | Philharmonie<br />
Olga Peretyatko<br />
18.10. Basel (CH)<br />
03.12. Karlsruhe<br />
29.01. München | Herkulessaal<br />
19.02. Lausanne (CH)<br />
22.02. Lausanne (CH)<br />
24.02. Lausanne (CH)<br />
26.02. Lausanne (CH)<br />
12.05. Mannheim<br />
14.06. Berlin | Deutsche Oper<br />
Hille Perl<br />
25.10. Wittenberg<br />
08.11. Detmold<br />
17.11. Schwäbisch Hall<br />
19.11. Malgarten | Klosterkirche<br />
Maurizio Pollini<br />
23.10. Baden-Baden | Festspielhaus<br />
25.10. Frankfurt/Main | Alte Oper<br />
14.11. Berlin | Philharmonie<br />
22.11. München | Herkulessaal<br />
Belcea Quartet<br />
13.11. Essen | Philharmonie, Alfred<br />
Krupp Saal<br />
15.11. Dortmund | Konzerthaus<br />
24.11. Berlin | Konzerthaus, Kleiner<br />
Saal<br />
07.12. Hamburg | Laeiszhalle, Kleiner<br />
Saal<br />
Emerson String Quartet<br />
04.11. Bonn | Beethoven Haus<br />
05.11. Hamburg | Laeiszhalle<br />
09.11. Wien (A) | Musikverein<br />
10.11. Frankfurt am Main | Alte Oper<br />
23.01. Ludwigshafen | BASF-Feierabendhaus<br />
Tokyo String Quartet<br />
22.11. Rotterdam (NL) | Concertgebouw<br />
De Doelen<br />
02.12. Köln | Philharmonie<br />
14.12. Wien (A) | Konzerthaus<br />
15.12. Wien | Konzerthaus<br />
Artemis Quartett<br />
21.11. Berlin | Philharmonie, Kammermusiksaal<br />
24.11. Wien (A) | Konzerthaus,<br />
Mozartsaal<br />
25.11. Wien (A) | Konzerthaus,<br />
Mozartsaal<br />
29.11. München | Herkulessaal<br />
02.12. Oldenburg | Saal des ehe<strong>mal</strong>igen<br />
Landtags<br />
12.12. Bern (CH) | Konservatorium,<br />
Großer Saal<br />
13.12. Vervey (CH) | Théâtre de Vevey<br />
14.12. Stuttgart | Liederhalle<br />
15.12. Hannover | Congress Centrum,<br />
Beethovensaal<br />
Bennewitz Quartett<br />
16.10. Schloss Schwanberg | Festsaal<br />
18.10. Grünwald | August-Everding-<br />
Saal<br />
24.10. Coburg | Congreßsaal am<br />
Rosengarten<br />
03.11. Halle/Saale | Franckesche<br />
Stiftungen<br />
12.11. Straubing | Rathaus<br />
13.11. Luzern (CH) | Marianischer Saal<br />
Faust Quartett<br />
19.11. Singen<br />
15.12. Wuppertal | Hochschule für<br />
Musik<br />
16.12. Berlin | Universität der Künste<br />
12.01. Seeshaupt | Seeresidenz<br />
27.01. Bonn | Beethovenhaus<br />
Hagen Quartett<br />
21.11. Bremen | Die Glocke<br />
22.11. Hamburg | Laeiszhalle, Kleiner<br />
Saal<br />
25.11. La Chaux de Fonds (CH) | Salle<br />
de Musique<br />
30.11. Salzburg (A) | Mozarteum<br />
01.12. Wien (A) | Konzerthaus<br />
Kuss Quartett<br />
28.10. Regensburg | Musikgymnasium<br />
05.12. Berlin | Watergate<br />
13.12. Hamburg<br />
Minguet Quartett<br />
08.11. Kassel<br />
10.11. Göppingen<br />
12.11. Amsterdam (NL)<br />
13.11. Nordkirchen<br />
06.12. Passau<br />
08.12. Kaiserslautern<br />
16.12. Brügge (B)<br />
23.01. Gießen<br />
28.01. Salzburg (A)<br />
Bartholdy Quintett<br />
13.11. Bonn<br />
Daniel Raiskin<br />
21.10. Koblenz<br />
03.11. Zwolle (NL) | De Spiegel<br />
16.11. Mühlheim an der Ruhr<br />
19.11. Koblenz<br />
20.11. Koblenz<br />
27.11. Potsdam | Nikolaisaal<br />
29.11. Mayen<br />
04.12. Koblenz | Görreshaus<br />
09.12. Koblenz | Theater<br />
22.12. Karlsruhe | Konzerthaus<br />
Linus Roth<br />
16.10. Lüdenscheid<br />
23.10. Tutzing<br />
30.10. Oranienstein<br />
17.12. Cottbus<br />
18.12. Cottbus<br />
13.02. Ludwigshafen | BASF-Feierabendhaus<br />
14.02. Ludwigshafen | BASF-Feierabendhaus<br />
Lise de la Salle<br />
22.10. Halle/Saale<br />
27.10. München | Philharmonie<br />
28.10. Erlangen<br />
29.10. Fürth<br />
30.10. Bamberg | Konzerthalle<br />
Fazıl Say<br />
17.10. Stuttgart<br />
19.10. Köln | Philharmonie<br />
21.10. Viersen<br />
23.10. Essen | Philharmonie<br />
15.11. Stuttgart | Mozart Gesellschaft<br />
Ragna Schirmer<br />
16.10. Hildesheim | Stadttheater<br />
19.10. Friedrichshafen<br />
20.10. Winnenden | Schloss Winnenthal<br />
23.10. Mannheim | Rosengarten<br />
27.10. Frankfurt | Holzhausenschlösschen<br />
20.11. Heidelberg<br />
27.11. Homburg/Saar | Saalbau<br />
28.11. St. Wendel | Saalbau<br />
19.12. Kassel | Theater<br />
26.12. Berlin | Konzerthaus<br />
Mikhail Simonyan<br />
29.01. Bielefeld | Rudolf-Oetker-<br />
Halle<br />
30.01. Münster | Rathausfestsaal<br />
31.01. Berlin | Konzerthaus<br />
01.02. Hamburg | Laeiszhalle<br />
09.02. Düsseldorf | Tonhalle<br />
Baiba Skride<br />
16.10. Wien (A) | Musikverein<br />
01.12. Innsbruck (A) | Tiroler<br />
Landestheater<br />
02.12. Innsbruck (A) | Tiroler<br />
Landestheater<br />
18.01. Heidelberg | Stadthalle<br />
12.02. Ludwigshafen | BASF-Gesellschaftshaus<br />
Grigory Sokolov<br />
13.10. Schaffhausen | Kirche<br />
St. Johann<br />
10.02. Ludwigshafen | BASF-Feierabendhaus<br />
Martin Stadtfeld<br />
22.10. Bramsche | Kloster Malgarten<br />
05.11. Leipzig | Gewandhaus<br />
10.11. Baden-Baden | Festspielhaus<br />
11.11. Köln | Philharmonie<br />
13.11. Flensburg | Stadttheater<br />
14.11. Eckernförde | Stadthalle<br />
17.11. Berlin | Philharmonie<br />
18.11. Mainz | Kurfürstliches Schloss<br />
13.01. Köln | Philharmonie<br />
Julian Steckel<br />
20.10. Darmstadt | Staatstheater<br />
23.10. Darmstadt | Staatstheater<br />
24.10. Darmstadt | Staatstheater<br />
25.10. Aschaffenburg | Stadthalle<br />
29.10. Leipzig | Gohliser Schlösschen<br />
02.11. Wien (A) | Konzerthaus<br />
18.11. Saarbrücken | Musikhochschule<br />
20.11. Vaterstetten | Rathaus<br />
26.11. Kempten | Stadttheater<br />
27.11. München | Prinzregententheater<br />
30.11. München | Herkulessaal<br />
01.12. München | Prinzregententheater<br />
02.12. Göttingen | Stadthalle<br />
08.12. Bayreuth | Stadthalle<br />
09.12. Krefeld | Burg Linn<br />
12.12. Mannheim | CC Rosengarten<br />
13.12. Mannheim | CC Rosengarten<br />
16.12. Mainz | Staatstheater<br />
17.12. Mainz | Staatstheater<br />
18.12. Bonn | Beethovenhaus<br />
Frank Strobel<br />
26.11. Bern (CH) | Stadttheater<br />
27.11. Bern (CH) | Stadttheater<br />
07.12. München | Prinzregenten-<br />
theater<br />
09.12. München | Philharmonie<br />
Nikolai Tokarev<br />
18.11. Berlin | Philharmonie<br />
19.11. Berlin | Philharmonie<br />
20.11. Dortmund | Konzerthaus<br />
21.11. Hamburg | Laeiszhalle<br />
22.11. Düsseldorf | Tonhalle<br />
23.11. Köln | Philharmonie<br />
Hyperion Trio<br />
19.10. Hannover<br />
26.11. Hameln<br />
11.12. Bad Pyrmont | Konzerthaus<br />
Tecchler Trio<br />
18.10. Lindau<br />
19.10. Trier<br />
20.10. Stuttgart<br />
22.10. Dilsberg/Heidelberg
Jan Vogler<br />
28.10. Elmau | Schloss<br />
09.11. Hildesheim<br />
11.11. Mannheim<br />
13.11. Basel (CH)<br />
Arcadi Volodos<br />
20.10. München | Prinzregententheater<br />
22.10. Raiding (A) | Franz Liszt<br />
Konzertsaal<br />
24.10. Wien (A) | Musikverein<br />
26.10. Raiding (A) | Franz Liszt<br />
Konzertsaal<br />
27.10. Graz (A) | Musikverein für<br />
Steiermark<br />
André Watts<br />
30.01. Ludwigshafen | BASF-Feierabendhaus<br />
31.01. Ludwigshafen | BASF-Feierabendhaus<br />
Alisa Weilerstein<br />
20.10. Frankfurt | Alte Oper<br />
21.10. Frankfurt | Alte Oper<br />
Carolin Widmann<br />
29.10. Stuttgart | Liederhalle<br />
03.11. Wien (A) | Musikverein<br />
16.11. Freiburg | Jazzhaus<br />
17.11. Zürich (CH) | Tonhalle<br />
21.11. Freiburg | Konzerthaus<br />
Ingolf Wunder<br />
17.10. Wien (A) | Konzerthaus<br />
22.10. Zürich (CH) | Tonhalle<br />
23.10. Basel (CH) | Stadtcasino<br />
25.10. Villach (A) | Congress Center<br />
Villach<br />
31.10. Hamburg | Laeiszhalle<br />
21.11. Berlin | Konzerthaus<br />
23.11. Münster | Erbdrostenhof<br />
25.11. Bielefeld | Rudolf-Oetker-Halle<br />
27.11. Oldenburg | Staatstheater<br />
29.11. Hannover | Funkhaus<br />
16.03. Ludwigshafen | BASF-Feierabendhaus<br />
Quatuor Ysaÿe<br />
22.11. Basel (CH) | Stadtcasino<br />
14.12. Erlangen<br />
17.12. Hamburg | Laeiszhalle<br />
Christian Zacharias<br />
07.11. Neuss | Zeughaus<br />
KON zerTe Jazz<br />
Äl Jawala<br />
10.11. Stuttgart | Laboratorium<br />
11.11. Germersheim | Stadthalle<br />
12.11. Berlin | Werkstatt der Kulturen<br />
IMPRESSUM<br />
Ver lag: Inmedia Ver lags- und<br />
Re dak ti ons bü ro GmbH,<br />
Lu ci le-Grahn-Str. 37,<br />
81675 Mün chen,<br />
Te le fon: 089 / 45 72 61-0<br />
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In ter net: www.ron do ma ga zin.de<br />
Herausgeber: Gün ter F. Be rei ter<br />
Chefredakteur: Carsten Hinrichs (ch)<br />
(Tel.: 089 / 45 72 61 40)<br />
Re dak ti onsassistentin: Anna Vogt<br />
17.11. Freiburg | Jazzhaus<br />
18.11. Frankfurt/Main | Das Bett<br />
19.11. Duisburg | Alte Feuerwache<br />
25.11. Karlsruhe | Tollhaus<br />
26.11. München | Ampere<br />
02.12. Rostock | Peter Weiss Haus<br />
07.12. Potsdam | Waschhaus<br />
08.12. Schwerin | Speicher<br />
09.12. Dresden | Puschkin Club<br />
10.12. Plauen | Malzhaus<br />
11.12. Bamberg | Morph Club<br />
15.12. Kiel | Pumpe<br />
16.12. Lübeck | Treibsand<br />
17.12. Flensburg | Kühlhaus<br />
Rebekka Bakken<br />
11.11. Essen | Zeche Zollverein<br />
12.11. Mannheim | Enjoy Jazz<br />
13.11. Mainz | Frankfurter Hof<br />
15.11. Köln | Kulturkirche<br />
16.11. Oldenburg | Kulturetage<br />
17.11. Hamburg | Fabrik<br />
18.11. Berlin | Fritz Club<br />
19.11. Kiel | Schloss<br />
22.11. Erlangen | E-Werk<br />
23.11. Hannover | Pavillon<br />
02.12. Innsbruck (A) | Treibhaus<br />
03.12. Innsbruck (A) | Treibhaus<br />
05.12. Wien (A) | Konzerthaus<br />
Anne Czichowsky Quintett<br />
15.10. Esslingen | Kellernacht<br />
20.10. Tübingen | Jazz & Klassik Tage<br />
22.10. Stuttgart | Landtag<br />
03.12. Villingen | Jazzclub<br />
09.12. Karlsruhe | Sparda JazzAround<br />
11.12. Heidenheim<br />
26.12. Ehingen | Jazzclub<br />
20.01. Schorndorf | Session 88<br />
21.01. Altensteig | Bürgerhaus<br />
11.02. Schwäbisch Hall | Hospitalkirche<br />
24.02. Romanshorn (CH) | Panem<br />
Barbara Dennerlein<br />
14.10. Bielefeld | Alte Kuxmann Fabrik<br />
15.10. Leingarten | Eichbott<br />
22.10. Gunzenhausen | St. Marien<br />
05.11. Wartenberg | Strogenhall<br />
11.11. Saarbrücken | St. Johann<br />
14.11. Darmstadt | Michaelskirche<br />
17.11. Mannheim | Christuskirche<br />
18.11. Köln | Bürgerhaus Kalk<br />
17.12. Gröbenzell | Bürozentrum<br />
27.01. Kleve | St. Maria Himmelfahrt<br />
01.03. Hamm | Kulturhaus<br />
11.03. Halle/Saale | Ulrichskirche<br />
17.03. Nordenham | Jahnhalle<br />
Dikanda<br />
05.11. Offenburg | Reithalle<br />
19.11. Neustadt/Weinstraße | Konfetti<br />
23.11. Helmbrechts | Textilmuseum<br />
24.11. Waldkraiburg | Haus der Kultur<br />
25.11. Ansbach | Kammerspiele<br />
Au to ren die ser Aus ga be:<br />
Michael Blümke (mb), Christoph Braun<br />
(cb), Josef Engels (joe), Guido Fischer<br />
(gf), Thomas Fitterling (tf), Robert Fraunholzer<br />
(rf), Detmar Huchting, Kai Luehrs-<br />
Kaiser, Jörg Königsdorf (jk), Matthias<br />
Kornemann (mk), Dagmar Leischow,<br />
Reinhard Lemelle (rl), Roland Mackes,<br />
Raoul Mörchen, Carsten Niemann (cn),<br />
Herbert Rosendorfer, Dieter David<br />
Scholz (ds), Werner Stiefele (ws), Michael<br />
Wersin (mw), Marcus A. Woelfle<br />
Joshua Redman & Brad<br />
Mehldau<br />
18.11. Berlin | Kammermusiksaal<br />
19.11. Gütersloh | Theater<br />
22.11. Bremen | Die Glocke<br />
23.11. Düsseldorf | Tonhalle<br />
24.11. Frankfurt | Alte Oper<br />
25.11. Dortmund | Konzerthaus<br />
27.11. Hamburg | Laeiszhalle<br />
Klazz Brothers<br />
20.10. Rantum/Sylt | Meerkabinett<br />
17.11. Ludwigsburg | Scala<br />
27.11. Görlitz | Theater<br />
28.11. Dresden | Sarrasani<br />
29.11. Düsseldorf | Savoy Theater<br />
30.11. Augsburg | Parktheater<br />
Lina Button<br />
07.11. Langnau (CH) | Il Caffe<br />
18.11. Wangen | Jazz Point<br />
19.11. Eschborn<br />
16.12. Laupheim | Festival<br />
Lily Dahab<br />
21.10. Kiel | Kulturforum<br />
22.10. Hamburg | Stellwerk<br />
08.11. Dresden | Jazztage<br />
09.11. Stuttgart | BIX<br />
11.11. Dortmund | Domicil<br />
12.11. Bielefeld | Bunker Ulmenwall<br />
14.11. Abensberg | Jazzclub<br />
15.11. Straubing | Raven<br />
17.11. Kaiserslautern | Kammgarn<br />
19.11. Heilbronn | Cave 61<br />
Charles Davis & Captured<br />
Moments<br />
29.10. Taubenbach | Zoglau<br />
Klaus Doldinger’s Passport<br />
28.10. Zürich (CH) | JazzNoJazz<br />
East Drive<br />
15.10. Esslingen | Jazznacht<br />
20.10. Einbeck | Tangobrücke<br />
21.10. Weinstadt | Armer Konrad<br />
22.10. Karlsruhe | Tempel<br />
23.10. Stuttgart | Paul-Gerhardt-<br />
Zentrum<br />
24.10. Freiburg | Jazzclub<br />
29.10. Heilbronn | Cave 61<br />
Rigmor Gustafsson<br />
14.10. Allensbach<br />
15.10. Waldshut | Doger Oase<br />
16.10. Erlangen | E-Werk<br />
18.10. Kaiserslauten | Kammgarn<br />
20.10. Oldenburg | Kulturetage<br />
21.10. Worpswede | Music Hall<br />
22.10. Wuppertal | Forum Maximum<br />
Caroline Henderson<br />
15.10. Rostock | Hotel Neptun<br />
Hinweise Oper, Festival, Konzert:<br />
Guido Fischer<br />
Bild re dak ti on: Fritz Osskar<br />
Ter mi ne: Anna Vogt<br />
Ge stal tung: das formt –<br />
Büro für Kommunikation & Design<br />
Pro duk ti on: Vio la Mül ler-Her gerdt<br />
An zei gen mar ke ting:<br />
Eva Klu ge (Tel.: 089 / 45 72 61 44)<br />
Verena von der Goltz (Tel.: 089 / 45 72 61 93)<br />
Abo + Vertrieb: Susanne Lanzinger<br />
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s.lanzinger@inmedia.de<br />
John Lee Hooker Jr.<br />
13.10. Kassel | Theaterstübchen<br />
15.10. Herten<br />
16.10. Tongeren (B) | Rockstage<br />
20.10. Münchenstein (CH) | Blues<br />
Night<br />
21.10. Münchenstein (CH) | Blues<br />
Night<br />
22.10. Rübingen (CH) | Mühle<br />
Huntziken<br />
Barrelhouse Jazzband<br />
14.10. Fürstenfeldbruck | Forum<br />
15.10. Frankfurt | Alte Oper<br />
16.10. Lauda<br />
20.10. Ludwigshafen | Pfalzbau<br />
21.10. Stuttgart | Liederhalle<br />
22.10. Nieder-Olm | Eckeshalle<br />
Nicole Jo<br />
29.10. Hameln | Festival<br />
Nils Petter Molvaer<br />
17.10. Heidelberg | Enjoy Jazz Festival<br />
19.10. Dortmund | Domicil<br />
20.10. Hamburg | Fabrik<br />
21.10. Berlin | Fritzclub im Postbahnhof<br />
25.10. Dornbirn (A) | Spielboden<br />
27.10. München | Ampere<br />
28.10. Innsbruck (A) | Treibhaus<br />
30.10. Elmau | Schloss<br />
02.11. Elmau | Schloss<br />
02.12. Nürtingen | Stadthalle K3N<br />
03.12. Wien (A) | Porgy & Bess<br />
Camille O’Sullivan<br />
24.10. Hamburg | Fliegende Bauten<br />
26.11. Lörrach | Burghof<br />
28.11. Allensbach | Pfarrheim<br />
01.12. Augsburg | Kurhaus Göggingen<br />
02.12. Nürnberg | Tafelhalle<br />
03.12. Ludwigsburg | Forum am<br />
Schlosspark<br />
Klaus Paier & Asja Valcic<br />
28.10. Würzburg | Trinitatiskonzerte<br />
29.10. Bamberg | Jazzclub<br />
30.10. Ahorntal | Burg Rabenstein<br />
Jazz Pistols<br />
14.10. Emden | Alte Post<br />
Nils Landgren & Viktoria Tolstoy<br />
13.10. Lübeck | Musik- und Kongresshalle<br />
14.10. Kiel | Schloss<br />
25.10. Friedrichshafen | Graf-Zeppelin-<br />
Haus<br />
26.10. Baden-Baden | Festspielhaus<br />
27.10. Villingen-Schwenningen |<br />
Stadthalle<br />
28.10. Zürich (CH) | Theaterhaus<br />
Gessnerallee<br />
Druck: ADV SCHODER, Augsburger<br />
Druck- u. Verlagshaus GmbH<br />
RON DO er scheint sechs <strong>mal</strong> jährlich.<br />
Abon ne ment für ein Jahr:<br />
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Na men im Be treff an ge ben.<br />
Das nächste RONDO erscheint am<br />
Donnerstag, 24. November 2011<br />
5/2011 RONDO 49
Zugabe<br />
Von der Hinterbühne berichtet<br />
Robert Fraunholzer.<br />
Um sich einen Knoten im Brustbereich operativ entfernen zu lassen, hat<br />
Jonas Kaufmann seine Teilnahme an der Japan-Tournee der Bayerischen<br />
Staatsoper kurzfristig abgesagt. Seine Ärzte hätten ihm geraten, den Eingriff<br />
so rasch wie möglich vornehmen zu lassen.<br />
Die Münchner Geigerin Carolin Widmann hat Respekt vor ihren eigenen<br />
Anfängen. »Als ich das Beethoven-Konzert erst<strong>mal</strong>s gemeinsam mit<br />
Yehudi Menuhin spielte, war ich 21 Jahre alt und dachte: Das ist doch gar<br />
nicht schwer. Heute denke ich: Meine Güte, wenn ich das <strong>mal</strong> wieder so<br />
könnte«, so Widman bei einem Interview in London. Je mehr Erfahrungen<br />
man habe, desto schwerer werde es.<br />
Die für kurze Röckchen und hochhackige Schuhe bekannte chinesische<br />
Pianistin Yuja Wang (24) hat sich erst<strong>mal</strong>s Ärger wegen ihrer Mode eingehandelt.<br />
In der »Los Angeles Times« wurde darüber debattiert, ob ein<br />
kurzes orangenes Kleid, das Wang zur Interpretation des 3. Klavierkonzerts<br />
von Serge Rachmaninoff angelegt hatte, noch jugendfrei sei oder<br />
nicht. Das Konzert fand in der Hollywood Bowl statt.<br />
Blogs und Internetforen werden auch in der Klassik immer wichtiger –<br />
und immer brisanter. <strong>Jetzt</strong> hat erst<strong>mal</strong>s ein Opernhaus die Veröffentlichung<br />
eines Blogs angefochten, der vorab über Vorstellungen und Besetzungen<br />
informierte. Es handelt sich um die Metropolitan Opera in New<br />
York. Der Blog mit dem Titel »A Bit B.E. Wildered« des New Yorker Buchhändlers<br />
Bradley E. Wilber wurde geschlossen. Wilber selber beteuert, vom<br />
Opernhaus sei kein Druck auf ihn ausgeübt worden.<br />
Der nach einem Motorradunfall verstorbene Tenor Salvatore Licitra ist<br />
in Italien landesweit mit zwei Fernsehübertragungen – »Tosca« von Giacomo<br />
Puccini und »Cavalleria Rusticana« von Pietro Mascagni – geehrt<br />
worden. Er wurde in Monza beerdigt. Licitra war am 27. August infolge<br />
eines Gehirnschlags in der Nähe von Ragusa auf Sizilien mit dem Motorrad<br />
gestürzt.<br />
50 RONDO 5/2011<br />
Fabio Luisi, in Deutschland eher glückloser Dirigent aus Italien, hat in Rom<br />
für Verärgerung gesorgt, weil er kurzfristig sein Engagement an der Oper<br />
Rom abgesagt hat. Er übernimmt an der Metropolitan Opera die Dirigate<br />
des erkrankten James Levine (und gilt als dessen aussichtsreichster Nachfolger).<br />
Ab Herbst 2012 soll er außerdem sein Amt als Generalmusikdirektor<br />
an der Oper Zürich antreten.<br />
Beim London Philharmonic Orchestra sind vier Musiker vom Dienst<br />
suspendiert worden, nachdem sie in der britischen Zeitung »The Independant«<br />
verlangt hatten, ein Gastspiel des Israel Philharmonic Orchestra<br />
müsse abgesagt werden. In dem Protestbrief bezeichneten sie Israel als einen<br />
Apartheits-Staat, der den Palästinensern eine selbständige kulturelle<br />
Entwicklung verweigere. In einer Stellungnahme seitens des Orchesters<br />
wurde darauf hingewiesen, dass politische Äußerungen der Musiker nicht<br />
in Beziehung zum Orchester gesetzt werden dürften.<br />
Alte Musik-Spezialist Paul McCreesh leidet unter der Verwechselbarkeit<br />
internationaler Orchester. »Die Unterschiede zwischen den zahlreichen<br />
deutschen Rundfunkorchestern zum Beispiel sind sehr gering. Eines spielt<br />
Kurz und knapp: Die Pianistin Yuja Wang erprobte in Los Angeles neue Wege der Musikvermittlung<br />
(l.) | Misstraut: der Dirigent Paul McCreesh ist mit der klanglichen Verwechselbarkeit großer<br />
Orchester unzufrieden und hat nun sein eigenes Label gegründet (Mitte o.) | Betrauert: der mit<br />
einem Motorrad verunglückte und Ende August verstorbene Tenor Salvatore Licitra wurde vom<br />
italienischen Fernsehen landesweit gewürdigt (Mitte u.) | Getraut: Renée Fleming ist frisch verheiratet,<br />
mit dem Washingtoner Wirtschaftsanwalt Timothy Jessell.<br />
wie das andere.« Auch die Londoner Orchester könne man kaum noch<br />
voneinander unterscheiden. »Sie alle haben eine gewisse Klang-Homogenität,<br />
aber heraus erkennen lassen sie sich kaum«, sagte McCreesh in Leipzig.<br />
Das bedeute nicht, dass es um altehrwürdige Orchester wie etwa die<br />
Wiener Philharmoniker besser bestellt sei. »Nehmen Sie ihnen den Goldenen<br />
Saal des Wiener Musikvereins weg, und Sie werden auch die Spezifik<br />
der Wiener Philharmoniker kaum noch erkennen können«, pointierte<br />
er seine Ansicht. Nach Jahren bei der »Deutschen Grammophon« hat Mc-<br />
Creesh jüngst sein eigenes Label »Winged Lion« gegründet.<br />
Dass das Artemis-Quartett seit mehreren Jahren nicht mehr im Sitzen,<br />
sondern im Stehen auftritt, geht auf gesundheitliche Probleme der Mitglieder<br />
zurück. »Beim Sitzen verdrehen die Geiger die Wirbelsäule. Das<br />
ging auf Dauer nicht gut«, verriet Cellist Eckart Runge in Berlin. Er selber<br />
habe mit der Lösung, da er im Sitzen spielen müsse, anfangs Probleme gehabt.<br />
»Ich konnte die anderen Musiker nicht mehr richtig sehen.« Inzwischen<br />
reist man mit einem aufklappbaren Reise-Podium, so dass ein Blickkontakt<br />
wieder möglich ist.<br />
Last but not least: Sopranistin Renée Fleming hat ihren Freund, den<br />
Washingtoner Anwalt Timothy Jessell, geheiratet.<br />
Rajchert
Text und Konzeption: Detmar Huchting, Zeichnungen: Thomas Thiesen<br />
Titel Große Momente der Musikgeschichte (27)<br />
A<br />
us Rom ins Exil nach Florenz vertrieben, weihte Papst Eugen IV.<br />
am 12. März 1436 den dortigen Dom, der soeben von seiner berühmten<br />
Kuppel gekrönt worden war. Diese 107 Meter hohe Kuppel<br />
mit einem Durchmesser von 45 Metern war von Filippo Brunelleschi<br />
in freitragender Bauweise errichtet worden, ein für da<strong>mal</strong>ige Zeiten<br />
revolutionäres Unterfangen.<br />
Guillaume Dufay, als Begründer der »franko-flämischen Schule« einer<br />
der bedeutendsten Komponisten der Frührenaissance, schrieb<br />
als Auftragswerk zu dieser Domweihe die Motette »Nuper rosarum<br />
flores«. Die musikalische Architektur des Werkes orientiert sich in<br />
ihren Proportionen an den biblischen Maßangaben zu Salomons<br />
Tempel in Jerusalem. Als Konstruktion ist sie ähnlich gewagt wie<br />
Brunelleschis Kuppel: In ihr vereint sich die aus dem späten Mittelalter<br />
ererbte »isorhythmische« Motette mit der neu aufblühenden<br />
Kunst der Mehrstimmigkeit, die Dufay in den kommenden Jahren<br />
vervollkommnen sollte und die bei seinen künstlerischen Nachfolgern<br />
Johannes Ockeghem und Josquin Desprez zum Markenzeichen<br />
der franko-flämischen Schule wurde.<br />
5/2011 RONDO 51
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