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LS_J_A

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Von Luthers Wirkungsort zum Lutherstammort<br />

Wanderung auf dem Lutherweg von Eisenach nach Möhra<br />

Im Frühjahr packte mich das ehrgeizige Ziel, mal<br />

den Lutherweg im Verlauf des Wartburgkreises<br />

abzulaufen. Der erste Teil von Treffurt nach Creuzburg<br />

ist geschafft (siehe Beitrag im Juni-Landstreicher),<br />

die 2. Tour müsste dann von Creuzburg nach<br />

Eisenach sein. Doch der Blick auf die Karte ließ<br />

mich von diesem Vorhaben abkommen, den Weg<br />

zu Fuß zu gehen. Die besagte Strecke ist identisch<br />

mit dem Werratalradweg. Und als Wanderer auf<br />

asphaltierten Wegen so viele<br />

Kilometer zu laufen, das spare<br />

ich mir. Auch wenn Luther noch<br />

kein Fahrrad hatte, vielleicht<br />

werde ich die Strecke mal im<br />

Sattel hinter mich bringen.<br />

Nachdem ich nun eine Etappe<br />

geschickt übersprungen habe, führt die nächste<br />

von Eisenach nach Möhra, dem Dörfchen, das sich<br />

gerne (und natürlich mit Recht) den Zusatz „Lutherstammort“<br />

gibt.<br />

Der Lutherweg führt durch die Stadt Eisenach zur<br />

Wartburg. Start sollte eigentlich die Wartburg, die<br />

Burg aller Burgen, sein. Und das sollte sich jeder,<br />

der die Burg nicht kennt oder zu selten hier ist,<br />

nicht entgehen lassen.<br />

Wir – ich werde wieder begleitet von einer Freundin<br />

– machen allerdings einen kleinen Abstecher,<br />

ignorieren die Burg (was wir eigentlich niemals<br />

tun!) und starten im Marienthal, um durch die Drachenschlucht<br />

auf die Hohe Sonne zu gelangen. Ich<br />

glaube, auch Luther hätte dieser Weg durch diese<br />

Klamm gefallen! Doch zu seiner Zeit gab es diesen<br />

wild-romantischen Wanderweg zur Hohen Sonne<br />

noch nicht als Weg. Erst im 19. Jahrhundert wurde<br />

das Gebiet im Marienthal mit seinen wunderbaren<br />

Wanderwegen als Erholungsgebiet der Eisenacher<br />

entdeckt. In diesem Zuge wurde auch die Schlucht<br />

begehbar gemacht. Drei Kilometer lang ist die<br />

Klamm und an der engsten Stelle stehen die Felsen<br />

nur 68 cm voneinander entfernt. Da wir an einem<br />

Feiertag früh um sieben unterwegs sind, können<br />

wir die Ruhe der Natur genießen. Wer den Weg<br />

kennt, weiß, dass hier in der Mitte der schönen<br />

Tage (gefühlt) so viel los ist, wie in der Karlstraße,<br />

der belebtesten Einkaufsstraße von Eisenach.<br />

Auf der Hohen Sonne stoßen wir auf den Lutherweg,<br />

der uns in Richtung Wilhelmsthal führt. Die<br />

8<br />

Beschilderung ist hier noch in Ordnung, entweder<br />

sind Wegweiser aufgestellt oder das Luther-L an<br />

die Bäume gesprüht. An der Straße von Förtha<br />

nach Wilhelmsthal angekommen, steht der Wanderer<br />

jedoch ratlos da – geht es nach links oder<br />

rechts? Hier allerdings keinerlei Hinweis, wo der<br />

Lutherweg weiter geht. Für Ortskundige nicht<br />

schwer zu ahnen, dass es nur nach links über<br />

die Schlossanlage Wilhelmsthal gehen kann. Der<br />

Ortsunkundige? Der muss Karte oder Lutherweg-<br />

App haben… Also über das Schlossglände in Richtung<br />

Altenberger See, vorbei an Wohnmobilen und<br />

idyllischem ruhigen See geht es weiter Richtung Etterwinden.<br />

Über den Sportplatz oberhalb des Dorfes<br />

sind wir schon auf den letzten Kilometern vor<br />

Möhra. Verblasste Lutherzeichen an den Bäumen<br />

weisen den Weg. Schade, dass die letzten Kilometer<br />

vom buddhistischen Zentrum bis zur Ortsmitte<br />

nur auf Asphalt gelaufen werden können. In Möhra<br />

gehen wir dann über den Friedhof zur Lutherkir-<br />

Eingang zur Drachenschlucht in Eisenach<br />

che, die auch für Besucher geöffnet ist. Ein Blick<br />

in das Gotteshaus ist auch für Atheisten lohnenswert.<br />

Auch wenn das Gotteshaus zu Luthers Zeiten<br />

noch nicht stand - die schlicht gestaltete und doch<br />

wunderschöne Kirche atmet Geschichte. Über den<br />

Lutherplatz gehen wir zum Geflügelpark in Möhra<br />

– immer ein lohnenswertes Ziel, denn hier kann<br />

man echte Thüringer Geflügelrassen bewundern.<br />

Für uns heute nach 16 km Weg besonders lohnenswert<br />

– denn hier gönnen wir uns eine Bratwurst<br />

und ein Bier, bevor uns unser „Privattaxi“<br />

hier wieder abholt. Text/Fotos: Silvia Rost

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