inter|esse 03/2017
In der Ausgabe 3/2017 widmet sich inter|esse folgenden Schwerpunkten: G20 und der Welthandel, Zur Zukunft des Geldes, Die Bankkunden bei der Digitalisierung mitnehmen, Internationale Politik: Wem die Deutschen vertrauen
In der Ausgabe 3/2017 widmet sich inter|esse folgenden Schwerpunkten: G20 und der Welthandel, Zur Zukunft des Geldes, Die Bankkunden bei der Digitalisierung mitnehmen, Internationale Politik: Wem die Deutschen vertrauen
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
weltweit zur deutlichen Wohlstandssteigerung gerade<br />
in vielen Schwellenländern beigetragen und große<br />
Teile der Bevölkerung aus tiefster Armut herausgeführt.<br />
Millionen von Menschen sind dort der schlimmsten Not<br />
entkommen, fast überall steigt die Lebenserwartung,<br />
und weltweit hatten noch nie zuvor so viele Menschen<br />
Zugang zu Bildung und Ausbildung wie heute. Diese<br />
Fortschritte reichen bei weitem nicht aus, aber die<br />
Richtung stimmt. Der Wirtschaftswissenschaftler<br />
Thomas Straubhaar hat es treffend auf den Punkt<br />
gebracht: Globalisierung und Freihandel sind für viele<br />
Länder das größte Wohlstandsprogramm aller Zeiten.<br />
Auch Deutschland und viele andere Industrieländern<br />
haben von der Globalisierung stark profitiert. Sie hat<br />
Produktionsprozesse effizienter gemacht, Innovationen<br />
gefördert und über niedrige Produktionskosten sowie<br />
günstige Güterpreise die Konsummöglichkeiten in<br />
nahezu allen Gesellschaftsschichten ausgeweitet. Vor<br />
allem in der Phase seit Ende der 1980er Jahre bis zum<br />
Beginn der Finanzmarktkrise hat die in dieser Zeit rasch<br />
fortschreitende Internationalisierung der Wirtschaft –<br />
trotz einiger krisenhaften Zuspitzungen wie der<br />
Asienkrise oder dem Platzen der New-Economy-Blase –<br />
zu einer hohen Preisniveaustabilität und weltweit recht<br />
hohen realen Wachstumsraten beigetragen.<br />
Vor allem in den Industrieländern sind Globalisierung<br />
und freier Handel aber auch in die Kritik geraten.<br />
Denn nicht immer hat die nationale Wirtschaftspolitik<br />
angemessen auf den durch die Globalisierung<br />
ausgelösten Strukturwandel reagiert. Deshalb<br />
haben mitunter nicht alle Bürger in gleichem<br />
Maße von ihr profitiert. Wo es in der Folge zu<br />
einem Anstieg der Einkommensungleichheit, und<br />
zu Arbeitsplatzverlusten gekommen ist, muss die<br />
Wirtschaftspolitik gegensteuern, damit möglichst<br />
alle am gestiegenen Wohlstandsniveau teilhaben<br />
können. Die Globalisierung zurückzudrehen, um<br />
so die möglichen negativen Effekte zu vermeiden,<br />
ist keine gute Strategie. Sie wäre unweigerlich mit<br />
einem Wohlstandsverlust für die gesamte Wirtschaft<br />
verbunden.<br />
US-Handelspolitik: Rückfall in den Merkantilismus<br />
Die Ankündigungen der US-Regierung zu ihrer<br />
Handelspolitik geben protektionistischen Tendenzen<br />
jedoch eine neue Qualität. Offenkundig scheinen<br />
die USA die Handelsströme künftig vorrangig nach<br />
merkantilistischen Maßgaben lenken zu wollen. Dieser<br />
rückwärtsgerichtete und machtpolitische Ansatz besitzt<br />
ein enormes Gefährdungspotenzial für die Weltwirtschaft,<br />
aber auch für die Wirtschaft in den USA selbst. Denn<br />
die beabsichtigten Abschottungsmaßnahmen dürften<br />
zunächst zu steigenden Preisen führen, die letztlich auch<br />
die Kaufkraft der Konsumenten reduzieren. Unmittelbar<br />
betroffen von protektionistischen Maßnahmen werden<br />
auch amerikanische Unternehmen sein, die über<br />
Zulieferungsketten mit dem Ausland verknüpft sind. Hinzu<br />
kommen mögliche Retorsionsmaßnahmen des Auslands.<br />
Ob mit handelspolitischen Aktivitäten dieser Art<br />
das amerikanische Leistungsbilanzdefizit tatsächlich<br />
verringert werden kann, ist zudem sehr fraglich.<br />
So würde die vom US-Präsidenten angestrebte<br />
Rückführung der im Ausland gebundenen Gewinne<br />
2 <strong>inter|esse</strong> 3 ◆ <strong>2017</strong>