Siegelwelt-Chroniken - Die Feuerprobe / von Beate Weirich

„Wer weiß.“ Schnaubend schüttelte Sturmtänzer die Mähne und fiel
in einen kurzen Galopp. „Vielleicht hat sie längst einen gefährlicheren
Jäger auf uns angesetzt.“
„Und was für ein Jäger sollte das sein?“ Miri blickte sich ängstlich um,
aber sie konnte nichts sehen oder hören.
„Lass uns das Thema wechseln. Oder willst du das Unglück
herbeireden?“ Unwillig keilte der Hengst nach einer Fliege aus.
„Wenn die alte Hexe tatsächlich herausgefunden hat, was wir
vorhaben, müssen wir eben schneller sein als unser Verfolger.“
Sie bogen von dem Karrenweg ab und trabten einen schmaleren Pfad
hügelaufwärts. Plötzlich hörte Miri, Hufschläge, die einem anderen
Rhythmus folgten. Sturmtänzer schien es ebenfalls gehört zu haben.
Ächzend setzte er sich wieder in Galopp.
Die Sonne war schon fast hinter dem Horizont verschwunden, und
die langen Schatten der Bäume verschmolzen mit der Dunkelheit der
hereinbrechenden Nacht. Miri konnte kaum noch den Verlauf der
Straße erkennen, und dem Pferd ging es bestimmt nicht an-ders.
Trotzdem eilte Sturmtänzer den steilen Hügel in einem halsbrecherischen
Tempo hinauf.
„Da!“ Keuchend stand er auf der Kuppe und blickte zu einem Hügel,
der so aussah, als wäre es nur ein Schattenriss auf dem tiefblauen
Abendhimmel. „Da drüben ist es.“
„Was denn?“, fragte Miri. Doch dann sah sie selbst, dass der Hügel
von einem Turm gekrönt wurde, der dem Wahrzeichen der Wildniskuppel
zum Verwechseln ähnlich sah.
„Zwischen diesem und dem anderen Hügel liegt eine Schlucht, die wir
den Riss zwischen den Welten nennen“, schnaubte der Hengst. „Ein
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