Siegelwelt-Chroniken - Die Feuerprobe / von Beate Weirich

Der Schmerz in ihrem Nacken wollte Miri in die Knie zwingen, aber
ihre Hände hielten das Handgelenk der Gegnerin fest umklammert.
Sie sah Sturmtänzer mit rollenden Augen und peitschendem Schweif
weiter zurückweichen. Seine Kruppe berührte bereits das steinerne
Rund des Brunnens.
Nach rechts, dachte Miri. Dreh dich nach rechts! Stattdessen folgte
der Hengst der Rundung in die andere Richtung. Direkt hinter ihm
schien ein schimmerndes Gewebe wie ein Vorhang von dem
leuchtenden Bogen herabzuhängen.
„Sturmtänzer!“ Der erste Sonnenstrahl des neuen Tages weckte die
Farbe des Feuers in dem schweißnassen Fell. „Bleib hier.“
Aber er konnte sie nicht hören. Und wenn er sie hörte, konnte er
nicht verstehen, was sie ihm sagen wollte. Wenn sie es zuließ, dass er
den schimmernden Vorhang durchschritt, würde sie ihn für immer
verlieren.
Dem Zug in ihrem Nacken zum Trotz warf sich Miri mit aller Macht
nach vorn. Sie rammte ihrer Gegnerin den Ellbogen in die Brust
während sie sie gleichzeitig mit beiden Händen von sich stieß. Sie sah
die dunkle Königin nach hinten stolpern und mit den Armen rudern.
Pass auf, dass sie dir nicht in den Rücken fällt, warnte eine besorgte
Stimme in ihrem Kopf. Immerhin ist sie bewaffnet und …
Miri befahl der Stimme, zu schweigen. Jede Sekunde war kostbar. Sie
drängte sich zwischen Sturmtänzer und den Vorhang aus blauem
Licht. Die feinen Haare in ihrem Nacken richteten sich auf und ein
eisiger Luftzug ließ sie frösteln. Sturmtänzer schien die
elektrostatischen Entladungen ebenfalls zu spüren. Schnaubend
wollte er zur Seite ausweichen, aber da war der Baumstamm. Wenn
er nur einen Schritt vorwärtsgehen würde, könnte Miri ihn aus dem
Engpass heraus in den Garten manövrieren. Sie warf sich mit aller
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