Siegelwelt-Chroniken - Die Feuerprobe / von Beate Weirich

„Ich verspreche dir hoch und heilig, dass ich diesmal ganz genau
zuhören werde.“
„Es steht unter den Schutz eines mächtigen Wesens. Sobald du
danach greifst, fällst du unter ein Gesetz, das älter ist als die
Erinnerungen der Menschheit.“
„Was für ein Gesetz ist das?“ Ungeduldig trat Miri von einem Fuß auf
den anderen.
„Wer zur Waffe greift, muss bereit sein, zu töten oder zu sterben.“
„Na ja …“ Miri versuchte es mit einem zuversichtlichen Lächeln, aber
sie war nicht sicher, ob es einigermaßen glaubwürdig ausfiel. „Ich
hoffe, es wird nicht ganz so dramatisch.“
Die Großmutter betrachtete sie lange. „Geh den Weg zurück, den du
gekommen bist“, sagte sie. „Auf der einhundertvierundvierzig-sten
Stufe befindet sich eine Tür, die sich öffnet, wenn du dich als Freund
zu erkennen gibst und das Losungswort in der Sprache des schönen
Volkes aussprichst. Die Tür führt dich an den Gemächern der dunklen
Königin vorbei in den Thronsaal, wo das Schwert aufbe-wahrt wird.“
„Danke, Großmutter.“ Miri wirbelte herum und war schon fast an der
Tür, als sie noch einmal innehielt. „Leb wohl“, sagte sie feier-lich.
„Wenn ich jemals hierher zurückfinde, erzähle ich dir, wie die
Geschichte ausgegangen ist.“
„Ach Miri.“ Schmunzelnd schüttelte die alte Frau den Kopf. „Geh und
mach das Beste aus deiner Geschichte. Du bist jung und du denkst
vermutlich erst wieder an mich, wenn du das nächste Mal meinst,
dass es weder vorwärts noch zurückgeht.“
„Versprochen, ich komme bestimmt gelegentlich wieder vorbei.“
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