Siegelwelt-Chroniken - Die Feuerprobe / von Beate Weirich

„Willst du tanzen oder kämpfen“, spottete er. Langsam umkreiste der
Ritter den Felsen und Miri tat dasselbe. Vielleicht konnte sie in einem
weiten Bogen zu Sturmtänzer rennen, den Strick einfach
durchschneiden, aufsitzen und davongaloppieren. Plötzlich hörte sie
in ihrem Rücken Steine den Hang hinunterrutschen. Ein ängstliches
Schnauben folgte dem Klappern und das Stampfen von Hufen. Die
Angst um den vierbeinigen Freund packte Miri mit eisiger Hand.
Gerade noch rechtzeitig erinnerte sie sich daran, dass sie den Gegner
nicht aus den Augen lassen durfte.
Sie sah den nächsten Angriff kommen und wollte ihm ausweichen,
doch das Schwert schien ihre Hand zu führen. Es zerrte sie gleichzeitig
nach vorne und nach oben, Metall klirrte auf Metall. Die
Waffen schienen sich ineinander zu verbeißen. Miri wurde von einem
Funkenregen geblendet. Plötzlich brach der Widerstand der
gegnerischen Klinge. Miri stolperte, der Ritter griff nach ihrer Schulter
und wollte sie in eine mörderische Umarmung zu ziehen. Wie ein
Raubtierzahn blitzte die abgebrochene Klinge in seiner Hand. Bevor
sich die tödliche Falle schließen konnte, riss Miri die Arme hoch und
ließ sich einfach fallen. Mit einer Rolle rückwärts kam sie auf die
Füße. Der Ritter stand schon fast wieder über ihr. Miri riss ihre
Waffenhand hoch und drehte sich zur Seite. Metall schrammte über
Metall. Die schimmernde Klinge nahm den Schwung des Angreifers
auf und führte seine Hand nach unten. Wie eine Stahlfeder schnellte
Miri aus der halben Drehung zurück und rammte dem Gegner das
linke Knie in die Seite. Sie sah ihn taumeln. Mit einem hastigen
Ausfallschritt wollte er sich abfangen, aber das Gewicht seiner
Rüstung zog ihn nach unten. Er donnerte schwer zu Boden, und im
nächsten Moment deutete die Spitze des Zauber-schwertes auf seine
Kehle.
„Ergib dich“, keuchte Miri. Die Klinge glühte so hell wie ihr Zorn.
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