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Zeit für Reform von Ellen G. White

Vor fünfhundert Jahren, eine Zeit der Reform war ausgebrochen. Die Aufmerksamkeit aller Parteien richtete sich nun auf die Versammlung der deutschen Länder, die kurz nach Karls Thronbesteigung in Worms tagte. Wichtige politische Fragen und Belange sollten auf diesem Reichstag erörtert werden; zum erstenmal sollten die deutschen Fürsten ihrem jugendlichen Monarchen auf einer Ratsversammlung begegnen. Aus allen deutschen Landen hatten sich die Würdenträger der Kirche und des Reiches eingefunden. Der weltliche Adel, gewaltig und eifersüchtig auf seine Erbrechte bedacht; Kirchenfürsten, stolz in dem Bewußtsein ihrer Überlegenheit an Rang und Macht; höfische Ritter und ihr bewaffnetes Gefolge; Gesandte aus fremden und fernen Ländern — alle versammelten sich in Worms. Und auf dieser großartigen Versammlung erregte die Sache des sächsischen Reformators die größte Aufmerksamkeit.

Vor fünfhundert Jahren, eine Zeit der Reform war ausgebrochen. Die Aufmerksamkeit aller Parteien richtete sich nun auf die Versammlung der deutschen Länder, die kurz nach Karls Thronbesteigung in Worms tagte. Wichtige politische Fragen und Belange sollten auf diesem Reichstag erörtert werden; zum erstenmal sollten die deutschen Fürsten ihrem jugendlichen Monarchen auf einer Ratsversammlung begegnen. Aus allen deutschen Landen hatten sich die Würdenträger der Kirche und des Reiches eingefunden. Der weltliche Adel, gewaltig und eifersüchtig auf seine Erbrechte bedacht; Kirchenfürsten, stolz in dem Bewußtsein ihrer Überlegenheit an Rang und Macht; höfische Ritter und ihr bewaffnetes Gefolge; Gesandte aus fremden und fernen Ländern — alle versammelten sich in Worms. Und auf dieser großartigen Versammlung erregte die Sache des sächsischen Reformators die größte Aufmerksamkeit.

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<strong>Zeit</strong> <strong>für</strong> <strong>Reform</strong><br />

Während der Regierungszeit des Herodes war Jerusalem nicht nur bedeutend verschönert worden,<br />

sondern durch die Errichtung <strong>von</strong> Türmen und Mauern und Festungswerken war die <strong>von</strong> Natur schon<br />

geschützte Stadt, wie es schien, uneinnehmbar geworden. Wer zu dieser <strong>Zeit</strong> öffentlich ihre Zerstörung<br />

vorhergesagt hätte, wäre wie einst Noah ein verrückter Schwarzseher genannt worden. Christus hatte jedoch<br />

gesagt: „Himmel und Erde werden vergehen; aber meine Worte werden nicht vergehen.“ Matthäus 24,35.<br />

Weil die Kinder Israel gesündigt hatten, war Jerusalem Gottes Zorn angedroht worden. Ihr hartnäckiger<br />

Unglaube besiegelte ihr Schicksal.<br />

Der Herr hatte durch den Propheten Micha erklärt: „So höret doch dies, ihr Häupter im Hause Jakob<br />

und ihr Fürsten im Hause Israel, die ihr das Recht verschmähet und alles, was aufrichtig ist, verkehret; die<br />

ihr Zion mit Blut bauet und Jerusalem mit Unrecht: Ihre Häupter richten um Geschenke, ihre Priester lehren<br />

um Lohn, und ihre Propheten wahrsagen um Geld, verlassen sich auf den Herrn und sprechen: Ist nicht der<br />

Herr unter uns? Es kann kein Unglück über uns kommen.“ Micha 3,9-11.<br />

Diese Worte schildern genau die verderbten und selbstgerechten Einwohner Jerusalems. Während sie<br />

behaupteten, die Vorschriften des Gesetzes Gottes streng zu beachten, übertraten sie alle seine Grundsätze.<br />

Sie haßten Christus, weil seine Reinheit und Heiligkeit ihre Bosheit offenbarte. Sie klagten ihn an, die<br />

Ursache all des Unglücks zu sein, das infolge ihrer Sünden sie bedrängte. Obwohl sie wußten, daß er sündlos<br />

war, erklärten sie <strong>für</strong> die Sicherheit ihrer Nation seinen Tod als notwendig. „Lassen wir ihn also“, sagten die<br />

jüdischen Obersten, „so werden sie also an ihn glauben; so kommen dann die Römer und nehmen uns Land<br />

und Leute.“ Wenn Christus geopfert würde, könnten sie noch einmal ein starkes, einiges Volk werden, so<br />

urteilten sie und stimmten der Entscheidung ihres Hohenpriesters zu, daß es besser sei, „ein Mensch sterbe ...<br />

denn daß das ganze Volk verderbe“. Johannes 11,48.50.<br />

Auf diese Weise hatten die führenden Juden „Zion mit Blut ... und Jerusalem mit Unrecht“ gebaut, und<br />

während sie ihren Heiland töteten, weil er ihre Sünden getadelt hatte, war ihre Selbstgerechtigkeit so groß,<br />

daß sie sich als das begnadete Volk Gottes betrachteten und vom Herrn erwarteten, er werde sie <strong>von</strong> ihren<br />

Feinden befreien. „Darum“, fuhr der Prophet fort, „wird Zion um euretwillen wie ein Acker gepflügt werden,<br />

und Jerusalem wird zum Steinhaufen werden und der Berg des Tempels zu einer Höhe wilden<br />

Gestrüpps.“ Micha 3,10.12.<br />

Nachdem das Schicksal Jerusalems <strong>von</strong> Christus selbst verkündet worden war, hielt der Herr seine<br />

Strafgerichte über Stadt und Volk fast 40 Jahre zurück. Bewundernswert war die Langmut Gottes gegen jene,<br />

die sein Evangelium verworfen und seinen Sohn gemordet hatten. Das Gleichnis vom unfruchtbaren<br />

Feigenbaum zeigt uns das Verhalten Gottes gegenüber dem jüdischen Volk. Das Gebot war ausgegangen:<br />

„Haue ihn ab! was hindert er das Land?“ Lukas 13,7. Aber die göttliche Gnade verschonte das Volk noch<br />

eine letzte <strong>Zeit</strong>. Es gab noch viele Juden, denen der Charakter und das Werk Christi unbekannt waren; die<br />

Kinder hatten nicht die günstigen Gelegenheiten gehabt und nicht das Licht empfangen, das ihre Eltern<br />

zurückgewiesen hatten. Durch die Predigt der Apostel und ihrer Glaubensgefährten wollte Gott auch ihnen<br />

das Licht scheinen lassen; sie durften erkennen, wie die Prophezeiung nicht nur durch die Geburt und das<br />

Leben Christi, sondern auch durch seinen Tod und seine Auferstehung erfüllt worden war. Die Kinder<br />

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