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Zeit für Reform von Ellen G. White

Vor fünfhundert Jahren, eine Zeit der Reform war ausgebrochen. Die Aufmerksamkeit aller Parteien richtete sich nun auf die Versammlung der deutschen Länder, die kurz nach Karls Thronbesteigung in Worms tagte. Wichtige politische Fragen und Belange sollten auf diesem Reichstag erörtert werden; zum erstenmal sollten die deutschen Fürsten ihrem jugendlichen Monarchen auf einer Ratsversammlung begegnen. Aus allen deutschen Landen hatten sich die Würdenträger der Kirche und des Reiches eingefunden. Der weltliche Adel, gewaltig und eifersüchtig auf seine Erbrechte bedacht; Kirchenfürsten, stolz in dem Bewußtsein ihrer Überlegenheit an Rang und Macht; höfische Ritter und ihr bewaffnetes Gefolge; Gesandte aus fremden und fernen Ländern — alle versammelten sich in Worms. Und auf dieser großartigen Versammlung erregte die Sache des sächsischen Reformators die größte Aufmerksamkeit.

Vor fünfhundert Jahren, eine Zeit der Reform war ausgebrochen. Die Aufmerksamkeit aller Parteien richtete sich nun auf die Versammlung der deutschen Länder, die kurz nach Karls Thronbesteigung in Worms tagte. Wichtige politische Fragen und Belange sollten auf diesem Reichstag erörtert werden; zum erstenmal sollten die deutschen Fürsten ihrem jugendlichen Monarchen auf einer Ratsversammlung begegnen. Aus allen deutschen Landen hatten sich die Würdenträger der Kirche und des Reiches eingefunden. Der weltliche Adel, gewaltig und eifersüchtig auf seine Erbrechte bedacht; Kirchenfürsten, stolz in dem Bewußtsein ihrer Überlegenheit an Rang und Macht; höfische Ritter und ihr bewaffnetes Gefolge; Gesandte aus fremden und fernen Ländern — alle versammelten sich in Worms. Und auf dieser großartigen Versammlung erregte die Sache des sächsischen Reformators die größte Aufmerksamkeit.

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<strong>Zeit</strong> <strong>für</strong> <strong>Reform</strong><br />

anfangs nicht offen versucht. In den ersten Jahrhunderten war der wahre Sabbat <strong>von</strong> allen Christen gehalten<br />

worden. Sie eiferten <strong>für</strong> die Ehre Gottes, und da sie glaubten, sein Gesetz sei unveränderlich, wahrten sie<br />

eifrig die Heiligkeit seiner Vorschriften. Aber mit großer Schlauheit wirkte Satan durch seine Werkzeuge,<br />

um sein Ziel zu erreichen. Um die Aufmerksamkeit des Volkes auf den Sonntag zu richten, wurde dieser zu<br />

einem Festtag zu Ehren der Auferstehung Christi erklärt und an diesem Tag Gottesdienst gehalten; dennoch<br />

betrachtete man ihn nur als einen Tag der Erholung und hielt den Sabbat noch immer heilig.<br />

Damit der Weg <strong>für</strong> das <strong>von</strong> ihm beabsichtigte Werk vorbereitet würde, hatte Satan die Juden vor der<br />

Ankunft Christi verleitet, den Sabbat mit übermäßig strengen Anforderungen zu belasten, so daß seine Feier<br />

zur Bürde wurde. Jetzt benutzte er das falsche Licht, in dem er ihn auf diese Weise hatte erscheinen lassen,<br />

um auf diesen Tag, der eine jüdische Einrichtung war, Verachtung zu häufen. Während die Christen im<br />

allgemeinen fortfuhren, den Sonntag als einen Freudentag zu betrachten, veranlaßte Satan sie, um ihren Haß<br />

gegen alles Jüdische zu zeigen, den Sabbat zu einem Fasttag, einem Tag der Trauer und des Trübsinns zu<br />

gestalten.<br />

Anfang des vierten Jahrhunderts erließ Kaiser Konstantin eine <strong>für</strong> das ganze Römische Reich gültige<br />

Verordnung, derzufolge der Sonntag als öffentlicher Festtag eingesetzt wurde. Der Tag der Sonne wurde<br />

<strong>von</strong> den heidnischen Untertanen verehrt und <strong>von</strong> den Christen geachtet, und der Kaiser verfolgte die Absicht,<br />

die widerstreitenden Ansichten des Christentums und des Heidentums zu vereinen. (Siehe Anm. 005) Er<br />

wurde dazu <strong>von</strong> den Bischöfen der Kirche gedrängt, die, <strong>von</strong> Ehrgeiz und Machtgier beseelt,<br />

einsahen, daß den Heiden die äußerliche Annahme des Christentums erleichtert und somit die Macht und<br />

Herrlichkeit der Kirche gefördert würde, wenn sowohl Christen als auch Heiden den selben Tag heilighielten.<br />

Aber während viele fromme Christen allmählich dahin kamen, dem heidnischen Sonntag einen gewissen<br />

Grad <strong>von</strong> Heiligkeit beizumessen, hielten sie doch den wahren Sabbat dem Herrn heilig und beachteten ihn<br />

im Gehorsam gegen das vierte Gebot.<br />

Der Erzbetrüger hatte sein Werk nicht vollendet. Er war entschlossen, die ganze christliche Welt unter<br />

sein Banner zu sammeln und seine Macht geltend zu machen. Durch halbbekehrte Heiden, ehrgeizige<br />

kirchliche Würdenträger und weltliebende Geistliche erreichte er seine Absicht. Von <strong>Zeit</strong> zu <strong>Zeit</strong> wurden<br />

große Kirchenversammlungen abgehalten, zu denen die geistlichen Würdenträger aus allen Weltgegenden<br />

zusammenkamen. Auf fast jedem Konzil wurde der <strong>von</strong> Gott eingesetzte Sabbat mehr und mehr erniedrigt<br />

und der Sonntag entsprechend erhöht. So wurde der heidnische Festtag schließlich als eine göttliche<br />

Einrichtung verehrt, während man den biblischen Sabbat als Überbleibsel des Judentums verschrie und alle,<br />

die ihn feierten, verfluchte.<br />

Dem großen Abtrünnigen war es gelungen, sich über „alles, was Gott oder Gottesdienst<br />

heißt“ (2.Thessalonicher 2,4), zu erheben. Er hatte sich erkühnt, das einzige Gebot des göttlichen Gesetzes,<br />

das unverkennbar alle Menschen auf den wahren und lebendigen Gott hinweist, zu verändern. Im vierten<br />

Gebot wird Gott als der Schöpfer Himmels und der Erde offenbart und dadurch <strong>von</strong> allen falschen Göttern<br />

unterschieden. Zur Erinnerung an das Schöpfungswerk wurde der siebente Tag als Ruhetag <strong>für</strong> die Menschen<br />

geheiligt. Er war dazu bestimmt, den Menschen den lebendigen Gott als Quelle des Heils und Ziel der<br />

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