Neue Szene 2017-08
Stadtmagazin für Augsburg mit umfassendem Veranstaltungskalender
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Und trotzdem führen oder schüren sie Kriege, unternehmen nichts<br />
Wirksames gegen den Hunger und verschlimmern die Lage der Hungernden<br />
sogar noch, indem der Währungsfonds und die Weltbank die Lage<br />
noch verschärfen. Und dann ist da Trump, der den Klimawandel leugnet<br />
und ihn noch verstärken will. In Wahrheit ist der G20 doch der Gipfel der<br />
Neoliberalen und der Ultrarechten wie Trump und Erdogan.<br />
Diese Meinung kann man vertreten, aber ist Euch überhaupt bewusst,<br />
wie weit entfernt Ihr mental von der Mehrheit der Bevölkerung seid,<br />
auch von der Mehrheit derer, die ausgebeutet werden?<br />
Weil das System die Menschen manipuliert und zum System gehört<br />
auch die Presse, zumindest die meisten Medien.<br />
Aber da fängt es doch schon an. Ihr verweigert Euch doch total der<br />
öffentlichen Diskussion, wenn Ihr sagt: Das sind alles System-Medien.<br />
Ganz ähnlich argumentieren ja auch Pegida-Anhänger.<br />
Wir diskutieren viel.<br />
Ja, innerhalb der eigenen Filterblase, so wie die Rechten auch, fällt<br />
Euch das wirklich nicht auf?<br />
Wir wollen keine Mehrheit erringen, wir stellen das System an sich<br />
in Frage.<br />
Aber eine friedliche Veränderung des Systems ist doch, wenn überhaupt,<br />
nur dadurch zu erreichen, dass man innerhalb der Gesellschaft<br />
eine Mehrheit für die eigenen Standpunkte erreicht.<br />
Das ist angesichts der herrschenden Machtverhältnisse im System ja<br />
gar nicht möglich. Die staatlichen Strukturen verhindern, dass man die<br />
Welt wirklich verändern kann, das geht auch nicht mit demokratischen<br />
Mitteln.<br />
Das klingt jetzt aber ein bisschen faul.<br />
Wieso faul?<br />
Ihr wollt eine Abkürzung nehmen. Ihr umgeht die Phase, in der man<br />
versucht, Mehrheiten zu finden und sagt: Wir kämpfen lieber gleich<br />
für die Rettung der Welt, auch wenn die Welt von uns gar nicht<br />
gerettet werden will.<br />
Das ist doch rhetorisch, was Du da sagst! Als ob die Welt jemals mehrheitlich<br />
sagen würde: So, jetzt wollen wir bitte gerettet werden.<br />
Vielleicht auch deswegen nicht, weil die Welt und ihre Probleme am<br />
Ende so komplex sind, dass sich nicht alles einfach auf Gut und Böse<br />
reduzieren lässt.<br />
Das klingt jetzt richtig religiös, von wegen das Gute und das Böse.<br />
Aber letztlich teilt Ihr die Welt in dieses Schema ein und darin ähnelt<br />
Ihr schon manchen religiösen Strömungen, die ein Heilsversprechen<br />
verkünden, nach dem die Welt nur dadurch gerettet werden kann,<br />
wenn die eigene Denkweise sich durchsetzt.<br />
Aber Du musst doch selbst zugeben, dass es Ausbeutung und Ungerechtigkeit<br />
gibt und dass es Menschen, Funktionsträger und Organisationen<br />
gibt, die von Ausbeutung und Ungerechtigkeit profitieren, ohne dass<br />
sie legitimiert wären. Das sind dann zum Beispiel die Mega-Konzerne, die<br />
massiv profitieren.<br />
Unbestritten gibt es eine solche Ausbeutung, aber was man Euch<br />
vorwerfen kann ist, dass Ihr es Euch in Eurer Weltsicht und in Euren<br />
Rückzugsorten gemütlich macht, ab und an rausgeht, Steine werft<br />
und so weiter und dann denkt, Ihr würdet damit die Welt retten.<br />
Und das ist letztlich doch eine bequeme und sehr eitle Haltung.<br />
Wir kämpfen immerhin.<br />
Wer hat Euch eigentlich zu diesem Kampf gegen das System legitimiert?<br />
Wir uns selbst, wir sind ja autonom. Die Frage bringt dem Gespräch<br />
aber auch überhaupt nichts, weil sie nur rhetorisch ist und mich verunsichern<br />
soll. Ich glaube, das reicht deswegen jetzt auch an sich. (me)