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Auf der Flucht: Frauen und Migration

Ausschnitt aus dem Katalog zur Ausstellung "Auf der Flucht: Frauen und Migration"

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<strong>Auf</strong> <strong>der</strong> flucht<br />

<strong>Frauen</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Migration</strong><br />

KATALOG ZUM MARTIN LAGOIS FOTOWETTBEWERB 2016


Rieke C. Harmsen,<br />

Kuratorin


Zur Entstehung <strong>der</strong> Ausstellung<br />

„<strong>Auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Flucht</strong> – <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Migration</strong>“<br />

Als wir 2014 mit <strong>der</strong> Planung dieser Ausstellung<br />

begonnen haben, befand sich Deutschland<br />

im Ausnahmezustand: Täglich kamen<br />

tausende Flüchtende über die Grenzen. Als<br />

Journalistin stand ich am Münchner Hauptbahnhof<br />

<strong>und</strong> sprach mit Politikern, Helfern<br />

<strong>und</strong> Flüchtenden, berichtete über die Hilfsaktionen<br />

<strong>der</strong> Diakonie o<strong>der</strong> die Maßnahmen<br />

<strong>der</strong> Staatsregierung.<br />

Die Flüchtlingskrise ist eines <strong>der</strong> größten<br />

humanitären <strong>und</strong> gesellschaftlichen Probleme<br />

unserer Zeit. Mindestens 50 Prozent aller<br />

Flüchtlinge sind <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> Mädchen. <strong>Frauen</strong><br />

liehen aus sehr verschiedenen Gründen aus<br />

ihrer Heimat – aus politischen <strong>und</strong> religiösen<br />

Gründen, wegen Verfolgung, Vergewaltigung,<br />

Gewalt, Folter o<strong>der</strong> Verstümmelung.<br />

In vielen Bürgerkriegen gehört die systematische<br />

Vergewaltigung von <strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> Mädchen<br />

zur Kriegsstrategie. <strong>Frauen</strong> liehen, weil<br />

ihre Ehemänner gelohen sind o<strong>der</strong> ermordet,<br />

gefangen genommen o<strong>der</strong> als Soldaten<br />

eingezogen wurden.<br />

Angst ist <strong>der</strong> ständige Begleiter von <strong>Frauen</strong><br />

auf <strong>der</strong> <strong>Flucht</strong>. Sie fürchten sich vor Gewalt<br />

<strong>und</strong> sexuellen Übergrifen, vor Krankheit,<br />

Hunger, dem Verlust von Angehörigen,<br />

vor einer ungewissen Zukunft. „In Syrien<br />

stirbst du durch eine Bombe. <strong>Auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Flucht</strong><br />

stirbst du jeden Tag ein wenig“, erklärte eine<br />

Frau. <strong>Frauen</strong> werden gezwungen, sich zu<br />

prostituieren, um ihre Kin<strong>der</strong> zu schützen<br />

o<strong>der</strong> die nächste Etappe zu bewältigen.<br />

Dass selbst hochschwangere <strong>Frauen</strong> sich<br />

auf die gefährliche Reise begeben, zeigt,<br />

wie groß ihre Not ist.<br />

Das Leben in Flüchtlingslagern <strong>und</strong> Notunterkünften<br />

ist beson<strong>der</strong>s schwierig für <strong>Frauen</strong>.<br />

Mancherorts bekommen sie keine Lebensmittel,<br />

weil sie ohne männliches Familienoberhaupt<br />

nicht als Haushalt zählen. Sie haben<br />

keine speziischen Schutzräume. Oft sind die<br />

Wasserstellen o<strong>der</strong> sanitären Anlagen weit<br />

entfernt. Für Mädchen bedeutet die <strong>Flucht</strong><br />

oft das Ende <strong>der</strong> Jugend: Sie werden zwangsverheiratet<br />

<strong>und</strong> verkauft, um die restliche<br />

Familie abzusichern. Sie werden ausgebeutet,<br />

unterdrückt <strong>und</strong> misshandelt, sexuell missbraucht<br />

<strong>und</strong> verschachert.<br />

Das Thema „<strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Migration</strong>“ ist lange<br />

Zeit nicht wirklich aktuell gewesen. Als wir<br />

die Ausschreibung für diesen Wettbewerb<br />

gemacht haben, tröpfelten die Einsendungen<br />

zunächst nur herein. Erst im Laufe des Jahres<br />

2016 wurde das Thema an die mediale Oberläche<br />

gespült.<br />

Unsere Ausstellung umfasst 37 Tafeln <strong>und</strong><br />

zieht einen weiten Bogen – von den <strong>Frauen</strong>,<br />

die in <strong>der</strong> Heimat geblieben sind, über die<br />

<strong>Flucht</strong> bis hin zu den <strong>Frauen</strong>, die angekommen<br />

sind in <strong>der</strong> Fremde. Die Arbeiten <strong>der</strong> Fotograinnen<br />

<strong>und</strong> Fotografen zeigen nur einen<br />

Ausschnitt <strong>der</strong> eben angesprochenen Problematik<br />

– <strong>und</strong> spiegeln wi<strong>der</strong>sprüchliche o<strong>der</strong><br />

sogar gegensätzliche Meinungen wi<strong>der</strong>.<br />

Die Ausstellung will informieren <strong>und</strong> dazu<br />

anregen, über das Thema zu diskutieren –<br />

denn nur so können Konlikte gelöst werden.<br />

Wir würden uns freuen, wenn die Schau an<br />

möglichst vielen Orten gezeigt wird.<br />

3


4


Inhalt<br />

Zur Entstehung <strong>der</strong> Ausstellung Von Rieke C. Harmsen .............................................. 3<br />

Laudatio Von Susanne Breit-Keßler ........................................................................... 6<br />

Über den Lagois-Fotowettbewerb ............................................................................ 10<br />

Daten <strong>und</strong> Fakten ................................................................................................... 11<br />

Sonja Hamad Jin – Jiyan – Azadi, <strong>Frauen</strong>, Leben, Freiheit .............................................. 12<br />

Erol Gurian Bekaa Blues .......................................................................................... 18<br />

Heiko Roith Gesichter Syriens ................................................................................. 24<br />

Maria Litwa Jesidische <strong>Frauen</strong> im Irak ....................................................................... 28<br />

Hatice Ogur Kurdische <strong>Frauen</strong> im Irak ...................................................................... 31<br />

Emine Akbaba Syrische <strong>Frauen</strong> in <strong>der</strong> Türkei .............................................................. 34<br />

Sibylle Fendt Eine Reise durch deutsches Flüchtlings(krisen)land ................................. 37<br />

Nathalie Bertrams Vergessene <strong>Frauen</strong> ...................................................................... 40<br />

Frank Schultze Befreiungsaktion für jesidische <strong>Frauen</strong> ............................................... 43<br />

Lena Giovanazzi Willkommen in Wies (2016) ............................................................ 46<br />

Wolfgang Noack <strong>Flucht</strong>punkt Budapest .................................................................... 49<br />

Iona Teichert Safa in Deutschland ............................................................................ 52<br />

Manolo Ty Hinterm Vorhang .................................................................................... 55<br />

Kathrin Königl gewöhnen ........................................................................................ 58<br />

Snezhana von Büdingen Ein Gesicht geben ............................................................... 61<br />

Sima Dehgani Ein Stück Erinnerung .......................................................................... 65<br />

Medien für die pädagogische Arbeit Evangelische Medienzentrale Bayern .................. 70<br />

Leihen Sie eine Ausstellung! .................................................................................... 72<br />

Impressum ............................................................................................................. 75<br />

5


Laudatio<br />

Sehr geehrte Damen <strong>und</strong> Herren,<br />

verehrte Preisträger <strong>und</strong> Preisträgerinnen,<br />

Susanne Breit-Keßler,<br />

Regionalbischöin für<br />

München <strong>und</strong> Oberbayern,<br />

Juryvorsitzende<br />

<strong>der</strong> Evangelist Lukas schreibt: Dein Auge ist<br />

das Licht des Leibes. Wenn nun dein Auge<br />

lauter ist, so ist dein ganzer Leib licht; wenn<br />

es aber böse ist, so ist auch dein Leib inster.<br />

So schaue darauf, dass das Licht in dir nicht<br />

Finsternis sei. Wenn nun dein Leib ganz licht<br />

ist <strong>und</strong> kein Teil an ihm inster ist, dann wird<br />

er ganz licht sein, wie wenn dich das Licht<br />

erleuchtet mit hellem Schein. Das, was <strong>Auf</strong>merksamkeit<br />

indet, beleuchtet, erfüllt.<br />

Auch das, was wir nicht sehen o<strong>der</strong> sehen<br />

wollen, entfaltet Aussagekraft über uns. Wer<br />

die Not <strong>der</strong> Mädchen <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong>, die liehen,<br />

nicht sehen will, <strong>der</strong> sagt damit etwas über<br />

sich selbst. Dein Auge ist das Licht des Leibes.<br />

Leib meint den ganzen Menschen. Kopf <strong>und</strong><br />

Herz, Vernunft <strong>und</strong> Gefühle gleichen einer<br />

Dunkelkammer, in <strong>der</strong> man deutliche, lebensdienliche<br />

Bil<strong>der</strong> belichtet <strong>und</strong> entwickelt, Bil<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> eigenen Existenz, Bil<strong>der</strong> <strong>der</strong> Mitwelt.<br />

Wenn Bil<strong>der</strong> in einem unterbelichtet, dunkel<br />

bleiben, dann tut man sich schwer. Ständig<br />

nehmen wir alle neue Eindrücke auf, die sortiert<br />

o<strong>der</strong> ausgeblendet, gewichtet <strong>und</strong> verarbeitet<br />

werden wollen. Je mehr die Masse <strong>der</strong><br />

Informationen <strong>und</strong> ihre Komplexität zunehmen,<br />

desto unverzichtbarer wird es, dass wir<br />

Leitbil<strong>der</strong> kultivieren, wofür wir leben, wem<br />

wir uns verdanken. Dass wir Bil<strong>der</strong> in uns aufnehmen,<br />

die zeigen, wo noch viel zu tun ist.<br />

Kaka sagt: „Mit stärkstem Licht kann man die<br />

Welt aulösen. Vor schwachen Augen wird sie<br />

fest, vor noch schwächeren bekommt sie<br />

Fäuste, vor noch schwächeren wird sie scham­<br />

6


haft <strong>und</strong> zerschmettert, <strong>der</strong> sie anzuschauen<br />

wagt“. Sie, unsere Preisträger, machen unsere<br />

Augen stark. Sie sorgen mit ihren Bil<strong>der</strong>n für<br />

eine mentale Dimension, eine Haltung <strong>der</strong><br />

Gesellschaft, die wir dringend brauchen <strong>und</strong><br />

deshalb im Auge behalten sollten.<br />

Denn wenn Menschen sich nicht mehr hinaussehen,<br />

wenn sie ihre Lage aussichtslos empinden,<br />

wenn Mädchen <strong>und</strong> <strong>Frauen</strong> auf <strong>der</strong><br />

<strong>Flucht</strong> buchstäblich blind sind vor Sorgen, ist<br />

es nicht verwun<strong>der</strong>lich, dass ihr Zorn wächst.<br />

Angst macht kleine Augen. Und wenn das<br />

Auge eng ist, wird <strong>der</strong> Leib inster. Kaka hat<br />

einen Wegweiser für lichtvolle Augenblicke,<br />

vielleicht auch erst für Licht am Ende des<br />

Tunnels, des Tunnelblickes: „Der hat am besten<br />

für die Zukunft gesorgt, <strong>der</strong> für die Gegenwart<br />

sorgt …“ Es ist die <strong>Auf</strong>gabe Ihrer Fotograie<br />

<strong>und</strong> unserer Kirche für die zu sorgen,<br />

die sich nicht mehr heraussehen.<br />

Erol Gurian, ein „Münchner Kindl“, bekommt<br />

den För<strong>der</strong>preis <strong>der</strong> Jury. Er lenkt unsere Augen<br />

auf das Leben syrischer Flüchtlingsmädchen<br />

im libanesischen Bekaa­Tal. Eine reiche<br />

Kornkammer – in <strong>der</strong> 400.000 Menschen in<br />

Zeltstädten leben.<br />

Die Kin<strong>der</strong> <strong>der</strong> Flüchtlinge müssen arbeiten,<br />

vor allem die Mädchen, die nur die Hälfte von<br />

dem verdienen, was Buben bekommen. In <strong>der</strong><br />

Hitze laufen sie st<strong>und</strong>enlang, um umzugraben,<br />

zu ernten. Bedroht von Vergewaltigungen<br />

werden 12­ bis 14­jährige Mädchen von ihren<br />

Eltern oft für 2.000 bis 4.000 Dollar als Ehefrauen<br />

verkauft. In diesen Ehen geht es ihnen<br />

oft nicht an<strong>der</strong>s als dort, wo Männer bei <strong>der</strong><br />

Arbeit über sie herfallen.<br />

Erol Gurian erzählt von <strong>der</strong> Chance, zusammen<br />

mit Jungen lernen zu dürfen – in einer sicheren,<br />

beschützten Zone <strong>der</strong> libanesischen<br />

NGO Beyond Association.<br />

Eine Möglichkeit auch für werdende Männer,<br />

zu begreifen, welche Kostbarkeit ein Mädchen,<br />

eine Frau ist. Zaghafte Hofnung auf<br />

Ende <strong>der</strong> Grausamkeit. Wir danken Erol Gurian<br />

dafür, dass unser Auge lauter, <strong>der</strong> Leib licht<br />

sein kann, weil er uns nötigt, die Augen von<br />

uns selbst abzuwenden, sie nicht vor <strong>der</strong> Wirklichkeit<br />

zu verschließen o<strong>der</strong> einäugig damit<br />

umzugehen. Es braucht einen weiten Blick,<br />

denn Realität hat viele Facetten. Tragfähige Bil<strong>der</strong><br />

des Lebens brauchen glaubwürdige Vorbil<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Praxis. Ihre Fotograie kann wie unsere<br />

Kirche solche Vorbil<strong>der</strong> bieten.<br />

Die Deutsch­Türkin Emine Akbaba aus Hannover<br />

hat mich ebenfalls tief beeindruckt.<br />

„Beyond dreams and hopes“ ist eine Fotoreportage<br />

über Turkiye <strong>und</strong> ihre Töchter Ruba, Eye,<br />

Suher <strong>und</strong> Fatma, denen die <strong>Flucht</strong> aus Syrien<br />

in die Türkei gelungen ist. Der Vater ist im Krieg<br />

gestorben, Turkiye hat nach einem Schlaganfall<br />

eine gelähmte rechte Gesichtshälfte. Zwei<br />

Töchter musste sie schon verheiraten.<br />

Die Bil<strong>der</strong> von Emine Akbaba zeigen, wie frühere<br />

Zufriedenheit, wie zuversichtliche Pläne<br />

<strong>und</strong> Aussichten auf ein Leben voll Glück <strong>und</strong><br />

Geist seelischen W<strong>und</strong>en gewichen sind.<br />

Mädchen werden zu <strong>Frauen</strong> gemacht, ohne es<br />

zu sein. Sie sterben in ihrem zarten Alter fünfmal<br />

häuiger an Geburten als <strong>Frauen</strong> über 20.<br />

Die älteren haben kaum mehr Perspektiven<br />

für sich selbst. Die eigenen Männer tot, ausgeliefert<br />

an die, die mit <strong>der</strong> Not Geschäfte<br />

machen. Beyond dreams and hopes. Wir sind<br />

darauf angewiesen, dass Menschen wie Emine<br />

Akbaba den Scheinwerfer auf Wege zeigen,<br />

sie beleuchten. Damit wir nicht geblendet<br />

sind vom bloßen blendenden Schein scheinbar<br />

funktionierenden Lebens bei uns. Wer auf<br />

jede Frage eine Antwort weiß, <strong>der</strong> verblüft<br />

durch Einfallsreichtum o<strong>der</strong> durch Mangel an<br />

Nachdenklichkeit. Licht ist nicht gleich Licht.<br />

Es kann auch rainierte Tarnung sein.<br />

7


LAGOIS FOTOWETTBEWERB<br />

des Evangelischen Presseverbands für Bayern e.V.<br />

Der Martin-Lagois-Fotowettbewerb des<br />

Evangelischen Presseverbands für Bayern e. V.<br />

(EPV) erinnert an den bayerischen Fotografen<br />

<strong>und</strong> Medienpfarrer Martin Lagois (1912 – 1997)<br />

<strong>und</strong> för<strong>der</strong>t die Bildberichterstattung zu Themen<br />

r<strong>und</strong> um Kirche, Diakonie <strong>und</strong> Religion.<br />

Martin Lagois war langjähriger Leiter <strong>der</strong><br />

Redaktion Franken des EPV <strong>und</strong> jahrzehntelang<br />

als Fotograf tätig. Mit seiner Leica<br />

fotograierte er alte Kunstwerke in Frankens<br />

evangelischen Kir chen ebenso wie Menschen<br />

in Afrika o<strong>der</strong> Asien.<br />

Der Wettbewerb wendet sich an Fotograinnen<br />

<strong>und</strong> Fotografen mit ständigem Sitz in<br />

Deutschland. Die Auszeichnung wird seit<br />

2008 alle zwei Jahre verliehen. Sie ist mit<br />

insgesamt 5.000 Euro dotiert <strong>und</strong> mit einer<br />

Wan<strong>der</strong> ausstellung verb<strong>und</strong>en.<br />

www.martin-lagois.de<br />

Mit fre<strong>und</strong>licher Unterstützung<br />

Der Wettbewerb unterscheidet zwei Kategorien:<br />

Der Fotopreis widmet sich einem zuvor<br />

durch die Jury festgelegten Thema – z. B.<br />

„Bildung“, „Gemeinschaft“ o<strong>der</strong> „Weltreligionen“.<br />

Ein gereicht werden können Reportagen<br />

o<strong>der</strong> Serien mit maximal zehn Fotos.<br />

Die Bil<strong>der</strong> müssen innerhalb <strong>der</strong> letzten<br />

drei Jahre entstanden sein.<br />

Der För<strong>der</strong>preis unterstützt größere foto ­<br />

gra ische Projekte, die erst noch realisiert,<br />

erweitert o<strong>der</strong> beendet werden sollen –<br />

vorzugsweise zu sozial­ o<strong>der</strong> gesellschaftspolitischen<br />

Themen.<br />

Preisträgerinnen <strong>und</strong> Preisträger<br />

2016<br />

Fotopreis: Sonja Hamad<br />

För<strong>der</strong>preis: Erol Gurian<br />

2014<br />

Fotopreis: Alessandra Schellnegger<br />

För<strong>der</strong>preis: Andy Spyra<br />

2012<br />

Fotopreis: Stéphane Lelarge<br />

För<strong>der</strong>preis: Verena Berg<br />

2010<br />

Fotopreis 1. Platz: Toby Bin<strong>der</strong><br />

Fotopreis 2. Platz: Felix Schmitt<br />

För<strong>der</strong>preis: Jan­Christoph Hartung<br />

2008<br />

Fotopreis 1. Platz: Peter Dammann<br />

Fotopreis 2. Platz: Harald Rumpf<br />

Fotopreis 3. Platz: Torsten Seithe<br />

Son<strong>der</strong>preis: Volker Derlath<br />

10


Daten <strong>und</strong> Fakten<br />

Schirmherrin<br />

Susanne Breit­Keßler,<br />

Regionalbischöin <strong>und</strong> Ständige<br />

Vertreterin des Landesbischofs<br />

<strong>der</strong> Evangelisch­Lutherischen Kirche<br />

in Bayern<br />

Träger<br />

Evangelischer Presseverband<br />

für Bayern e. V. (EPV)<br />

Direktor Dr. Roland Gertz<br />

Birkerstraße 22<br />

80636 München<br />

Kuratorin<br />

Rieke C. Harmsen<br />

Mitarbeit<br />

Tina Klemme, Claudia Schreck<br />

Hauptsponsor<br />

Evangelisches Siedlungswerk (ESW)<br />

Ausstellung<br />

Pigture Werbedruck, Ismaning<br />

Partner<br />

Evangelisch­Lutherische Kirche in Bayern<br />

St. Egidien, Nürnberg<br />

Vorsitzende <strong>der</strong> Jury<br />

Susanne Breit­Keßler<br />

Jurymitglie<strong>der</strong><br />

Hannes B. Erhardt,<br />

Geschäftsführer Evangelisches<br />

Siedlungswerk in Bayern, Bau­ <strong>und</strong><br />

Siedlungsgesellschaft mbH<br />

Rieke C. Harmsen,<br />

Chefredakteurin Online,<br />

Evangelischer Presseverband für Bayern<br />

Andy Spyra,<br />

Fotograf, München<br />

Martin Brons,<br />

Pfarrer, St. Egidien, Nürnberg<br />

Andrea Peccator,<br />

Geschäftsführerin Pigture Werbedruck,<br />

Ismaning<br />

Ausstellungsgraik<br />

Christian Topp,<br />

Patricia Stoßberger<br />

Diese Ausstellung kann ausgeliehen werden:<br />

www.epv.de/ausstellungen<br />

11


fotopreis<br />

Sonja Hamad<br />

Sonja Hamad hat nach verschiedenen<br />

Praktika bei Fotografen<br />

an <strong>der</strong> Ostkreuzschule<br />

für Fotograie in Berlin studiert.<br />

Sie lebt <strong>und</strong> arbeitet als freie<br />

Fotograin in Berlin.<br />

www.sonjahamad.com<br />

Jin – Jiyan – Azadi,<br />

<strong>Frauen</strong>, Leben, Freiheit<br />

Hun<strong>der</strong>te kurdische, jesidische <strong>Frauen</strong> wurden in<br />

Sindscha vom IS verschleppt <strong>und</strong> auf Märkten wie<br />

Sex­Sklavinnen verkauft, vergewaltigt <strong>und</strong> geköpft.<br />

Dieser durch die Barbaren des IS umgesetzte Feminizid<br />

hat System <strong>und</strong> ist ideologisch begründet. In diesem<br />

Zusammenhang steht <strong>der</strong> IS für die direkteste,<br />

extremste, gröbste Form von Patriarchat, Sexismus<br />

<strong>und</strong> Feudalismus. Er steht für ein ideologisches Weltbild,<br />

in dem <strong>Frauen</strong> in keiner Weise als Menschen mit<br />

Rechten <strong>und</strong> Freiheiten angesehen werden.<br />

In ganz Kurdistan haben sich daher <strong>Frauen</strong> aller<br />

Altersgruppen in großer Zahl an den verschie dens ten<br />

Bereichen des Kampfes beteiligt: von den Friedensmüttern<br />

o<strong>der</strong> Samstagsmüttern im türkischen Teil<br />

bis hin zu den Guerillas in den Bergen o<strong>der</strong> YPJ­<br />

Kämpferinnen in Nordsyrien, Westkurdistan. Sie<br />

verweigern sich <strong>der</strong> traditionellen patriarchalen<br />

<strong>Frauen</strong>rolle, in <strong>der</strong> sie, im Haus eingesperrt, die<br />

Ehre <strong>der</strong> Familie darstellen.<br />

1: Diljin, 21 Jahre alt. Sinjar, Nordirak. Oktober 2015<br />

2: Tiyda, 30 Jahre alt. Sinjar, Nordirak.<br />

September 2015<br />

3: Dicle, 23 Jahre alt. Hasaka, Syrien. Oktober 2015<br />

4: Zwei stehen still. Kobani, Syrien. Oktober 2015<br />

5: Kurdischer Frühling. Romelan, Syrien. März 2015<br />

6: Gulan, 19 Jahre, Zerya, 18 Jahre, Zilan, 17 Jahre.<br />

Sinjar, Nordirak. September 2015<br />

7: Staubbad. Hasaka, Syrien. September 2015<br />

12


1<br />

13


för<strong>der</strong>preis<br />

Erol Gurian<br />

Bekaa Blues – vom Leben<br />

syrischer Flüchtlingsmädchen<br />

im Libanon<br />

www.gurian.de<br />

R<strong>und</strong> 400.000 syrische Flüchtlinge leben seit 2015/16<br />

im Bekaa­Tal, <strong>der</strong> Kornkammer Libanons. Sie wohnen<br />

in „Informal Settlements“, selbstorganisierten Zeltstädten<br />

<strong>und</strong> sonstigen improvisierten Unterkünften,<br />

errichtet mit <strong>der</strong> Unterstützung des UNHCR­Hilfswerks.<br />

Die meisten Kin<strong>der</strong> müssen arbeiten, um ihre<br />

Familien zu unterstützen. Viele Mädchen schuften<br />

für einen Monatslohn von knapp 100 Euro in den Gemüsefel<strong>der</strong>n<br />

des Libanons.<br />

Erol Gurian ist Fotograf, Fotojournalist<br />

<strong>und</strong> Dozent. Er unterrichtet<br />

unter an<strong>der</strong>em an <strong>der</strong><br />

renommierten Deutschen Journalistenschule<br />

<strong>und</strong> ist Dozent<br />

an <strong>der</strong> Universität Hildesheim.<br />

Bei Temperaturen von über 40 Grad legen sie viele Kilometer<br />

zurück. Dann müssen sie Erde umgraben, Unkraut<br />

jäten o<strong>der</strong> Gemüse ernten. Nicht selten erleiden<br />

sie sexuelle Gewalt, werden geprügelt <strong>und</strong> vergewaltigt.<br />

Ein – vermeintlicher – Ausweg aus <strong>der</strong> Misere ist die<br />

frühe Ehe <strong>der</strong> Mädchen („early marriage“), also die<br />

Verheiratung von 12­ bis 14­jährigen Mädchen mit<br />

syrischen o<strong>der</strong> libanesischen Männern für ein Entgelt<br />

von 2.000 bis 4.000 US­Dollar.<br />

In <strong>der</strong> Fotoreportage „Bekaa Blues” erzähle ich<br />

die Geschichte <strong>der</strong> 14­jährigen Warda. Sie lebt mit<br />

ihren Eltern <strong>und</strong> ihren 4 Brü<strong>der</strong>n in einem ehemaligen<br />

Kuhstall. Die Kamera begleitet die Protagonistin bei<br />

<strong>der</strong> Haushaltsarbeit, dem lästigen Knoblauschschälen<br />

<strong>und</strong> beim Lernen in einer <strong>der</strong> Schulen <strong>der</strong> „Beyond<br />

Association”.<br />

Der Fotoessay gewährt einen sensiblen Einblick in<br />

die prekäre Lebenssituation eines syrischen Mädchens,<br />

das mit seiner Familie in den Libanon lüchten<br />

musste. Er steht repräsentativ für das Schicksal von<br />

hun<strong>der</strong>ttausenden Kin<strong>der</strong>n, die im Bekaa­Tal leben.<br />

18


1<br />

2<br />

1: Warda will später einmal keine Kin<strong>der</strong>.<br />

Zu sehr leide sie unter ihren Brü<strong>der</strong>n, sagt sie.<br />

2: Warda mit ihrem Bru<strong>der</strong> Abdel Hadi, 12<br />

19


Heiko Roith<br />

Heiko Roith ist in Langen<br />

geboren <strong>und</strong> in Sydney (Australien)<br />

aufgewachsen. Nach<br />

seiner Ausbildung als Fotograf<br />

bei <strong>der</strong> Rosenthal AG in Selb<br />

arbeitete er viele Jahre in<br />

<strong>der</strong> Produkt- <strong>und</strong> Bühnenfotograie.<br />

Heute macht er<br />

Fotoreportagen <strong>und</strong> Dokumentationen<br />

in aller Welt.<br />

www.rockandroyalty.eu<br />

Gesichter Syriens<br />

Durch einen Spendenaufruf für syrische Flüchtlinge<br />

lernte ich eine junge Familie aus Syrien kennen,<br />

die 2015 in Oberfranken unter gekommen ist. Mit<br />

Mitte 20 haben sie ihre Heimat, ihre Familie <strong>und</strong> ihr<br />

bisheriges Leben verloren.<br />

Diese Begegnung <strong>und</strong> die Geschichte <strong>der</strong> zweijährigen<br />

<strong>Flucht</strong> mit ihrem kleinen Sohn aus dem<br />

Kriegsgebiet hat mich bewegt. Drei Mal reiste<br />

ich 2016 nach Syrien, um die Situation im Kriegsgebiet<br />

zu dokumentieren, Antworten auf meine<br />

Fragen zu bekommen <strong>und</strong> mir ein eigenes Bild<br />

<strong>der</strong> Situation vor Ort zu machen.<br />

Auch durch familiäre Kontakte <strong>der</strong> Flüchtlingsfamilie<br />

konnte ich im Kriegsgebiet betrofene Familien,<br />

IS­ <strong>und</strong> Al­Nusra­Kämpfer trefen <strong>und</strong> verschiedene<br />

Flüchtlingslager besuchen.<br />

<strong>Frauen</strong> kommen in <strong>der</strong> Berichterstattung über <strong>Flucht</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Migration</strong> kaum zu Wort. Mit meinen Fotograien<br />

will ich den <strong>Frauen</strong> eine Stimme verleihen.<br />

24


1<br />

1: Ärztin auf <strong>der</strong> <strong>Flucht</strong>, ca. 45 Jahre, aus Damaskus<br />

25


DIGITALDRUCK<br />

&WERBETECHNIK<br />

www.pigture.de<br />

Mayerbacherstraße 56 • 85737 Ismaning<br />

Tel. 089.49 02 67 80 • info@pigture.de


Abteilung Crossmedia im EPV<br />

Telefon 089 / 121 72 - 153 · cme@epv.de · www.epv.de/ausstellungen<br />

Leihen Sie eine Ausstellung!<br />

Sie möchten in Ihrer Einrichtung einen kulturellen Akzent setzen? Sie planen eine Veranstaltung<br />

<strong>und</strong> sind auf <strong>der</strong> Suche nach guten Bil<strong>der</strong>n? Dann leihen Sie doch eine unserer Ausstellungen<br />

aus. Unsere Wan<strong>der</strong>ausstellungen werden in soliden Kisten angeliefert. Die Tafeln lassen sich<br />

leicht auhängen. <strong>Auf</strong> Wunsch kann Material für die pädagogische Arbeit mitgeliefert werden.<br />

Die Ausstellungen eignen sich für Gemeinden, Bildungseinrichtungen, Schulen o<strong>der</strong> Galerien.<br />

© Andy Spyra<br />

Exodus – Christen in <strong>der</strong> Türkei<br />

FOTOAUSSTELLUNG<br />

15 STOFFBAHNEN<br />

In seiner Fotoreportage dokumentiert<br />

Andy Spyra die schwierige Situation<br />

<strong>der</strong> trotz <strong>der</strong> Unruhen in <strong>der</strong> Türkei<br />

verbliebenen Christen zwischen tiefer<br />

religiöser, geschichtlicher <strong>und</strong> kultureller<br />

Verb<strong>und</strong>enheit mit <strong>der</strong> Region <strong>und</strong> ihrer<br />

zunehmenden Diskriminierung.<br />

Andy Spyra gewann den För<strong>der</strong>preis des<br />

Martin-Lagois-Fotowettbewerbs 2014.<br />

www.epv.de/ausstellung_exodus<br />

Generation <strong>Flucht</strong><br />

FOTOAUSSTELLUNG<br />

30 BILDTAFELN IM FORMAT 50 X 75 CM<br />

Die Ausstellung „Generation <strong>Flucht</strong>“ mit<br />

Bil<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Hamburger Fotograin Verena<br />

Berg beschäftigt sich mit <strong>der</strong> Frage, was<br />

passiert, wenn Menschen aus ihrer Heimat<br />

vertrieben werden.<br />

Verena Berg gehört zu den Preisträgern des<br />

Martin-Lagois-Fotowettbewerbs 2012.<br />

www.epv.de/ausstellung_generation<br />

© Verena Berg<br />

72


© Erol Gurian<br />

<strong>Auf</strong> <strong>der</strong> <strong>Flucht</strong>:<br />

<strong>Frauen</strong> <strong>und</strong> <strong>Migration</strong><br />

FOTOAUSSTELLUNG<br />

37 BILDTAFELN IM FORMAT 60 X 80 CM<br />

Die Ausstellung dokumentiert die beson<strong>der</strong>e<br />

Situation von weiblichen Flüchtlingen<br />

<strong>und</strong> die Herausfor<strong>der</strong>ungen, die<br />

sie auf <strong>der</strong> <strong>Flucht</strong> <strong>und</strong> im Asyl meistern<br />

müssen. Sie soll den interkulturellen<br />

Dialog för<strong>der</strong>n <strong>und</strong> damit zu Frieden<br />

<strong>und</strong> Toleranz beitragen.<br />

Die Ausstellung zeigt Werke des<br />

Martin-Lagois-Fotowettbewerbs 2016.<br />

www.epv.de/ausstellung_lucht<br />

© C. Burgholz / M. Hillerze<strong>der</strong><br />

Toleranz in Comics<br />

<strong>und</strong> Graphic Novels<br />

AUSSTELLUNG<br />

33 TAFELN IM FORMAT 60 X 80 CM<br />

Die Ausstellung stellt das Werk von Comic-Zeichnern<br />

aus aller Welt vor. Jede Tafel<br />

ist einem Künstler gewidmet – <strong>und</strong><br />

zeigt eine komplette Geschichte o<strong>der</strong> den<br />

Auszug aus einer längeren Graphic Novel.<br />

Die Ausstellung ging aus einem internationalen<br />

Comic-Wettbewerb hervor,<br />

an dem sich mehr als 120 Zeichnerinnen<br />

<strong>und</strong> Zeichner beteiligten.<br />

www.epv.de/ausstellung_toleranz<br />

© LAELKB, BS/G, Martin Luther<br />

Luther in Comics, Cartoons<br />

<strong>und</strong> Graphic Novels<br />

AUSSTELLUNG<br />

CA. 18 TAFELN IM FORMAT 60 X 80 CM<br />

Plakate, Bil<strong>der</strong> <strong>und</strong> Flugblätter sorgten<br />

dafür, dass die Inhalte <strong>der</strong> Reformation<br />

einer breiten Öfentlichkeit bekannt wurden.<br />

Die Ausstellung thematisiert die<br />

Darstellung des Reformators <strong>und</strong> ihre<br />

mediale Verbreitung – mit aller sinn lichen<br />

Kraft, die Bil<strong>der</strong> entfalten können.<br />

Ausstellung zur Lutherdekade „Luther 2017<br />

– 500 Jahre Reformation“<br />

www.epv.de/ausstellung_luther<br />

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Impressum<br />

Evangelischer Presseverband für Bayern e.V. (EPV)<br />

Direktor Dr. Roland Gertz<br />

Birkerstraße 22<br />

80636 München<br />

www.epv.de<br />

Projektleitung<br />

Rieke C. Harmsen,<br />

Leitung Online / Crossmedia<br />

Mitarbeit<br />

Tina Klemme, Claudia Schreck<br />

Schirmherrin<br />

Susanne Breit­Keßler,<br />

Regionalbischöin <strong>und</strong> Ständige Vertreterin des Landesbischofs<br />

<strong>der</strong> Evangelisch­Lutherischen Kirche in Bayern<br />

Wir danken für die Unterstützung<br />

Evangelisches Siedlungswerk (ESW)<br />

Pigture Werbedruck, Ismaning<br />

Evangelisch­Lutherische Kirche in Bayern<br />

St. Egidien, Nürnberg<br />

Gestaltung<br />

Christian Topp,<br />

München<br />

Druck<br />

lyeralarm<br />

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, <strong>der</strong><br />

fotomechanischen <strong>und</strong> elektronischen Wie<strong>der</strong>gabe sowie <strong>der</strong><br />

Übersetzung, vorbehalten. Eine Veröfentlichung in an<strong>der</strong>en<br />

Medien bedarf einer vorherigen Zustimmung des Verlags.<br />

ISBN 978­3­583­32000­0<br />

75


www.martin-lagois.de<br />

9 783583 320000

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