Download Zeit(ungs)geschehen 2006/2007 - BDZV
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<strong>Zeit</strong>ungen <strong>2007</strong><br />
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25./26. September<br />
<strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>kongress: Informantenschutz<br />
muss verbessert werden!<br />
Der Informantenschutz muss nach Auffassung<br />
des <strong>BDZV</strong> deutlich verbessert werden. „Wir begrüßen<br />
alle parlamentarischen Initiativen, die den<br />
unhaltbaren Zustand beenden, dass die pflichtgemäße<br />
Arbeit von Journalisten als Beihilfe zum<br />
Verrat von Dienstgeheimnissen verfolgt wird“,<br />
sagt <strong>BDZV</strong>-Präsident Helmut Heinen bei der Eröffnung<br />
des <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>kongresses in Warnemünde.<br />
Das Redaktionsgeheimnis und der Informantenschutz<br />
zählten zu den elementaren Voraussetzungen<br />
einer freien Presse, an ihnen dürfe<br />
nicht gerüttelt werden. Abhöraktionen, Redaktionsdurchsuchungen<br />
und Beschlagnahmen hätten<br />
den Charakter gezielter Einschüchterung von<br />
Journalisten, kritisiert Heinen. Dabei sei es nie<br />
darum gegangen, Verbrechen von Journalisten<br />
auf die Spur zu kommen, vielmehr hätten undichte<br />
Stellen im Staatsapparat ausfindig gemacht<br />
werden sollen. Einen „gesetzlichen Freibrief<br />
für journalistische Anstiftung zum Geheimnisverrat“<br />
könne es nicht geben, sagt dagegen<br />
Bundesjustizministerin Brigitte Zypries. Dies<br />
wäre eine Einladung zum Scheckbuch-Journalismus<br />
und die Aufforderung, sich jedes beliebige<br />
vertrauliche Dokument beschaffen zu lassen.<br />
Es gebe amtliche Dokumente, die „vertraulich<br />
sind und das auch bleiben müssen“. Die Bundesjustizministerin<br />
warnt in diesem Zusammenhang<br />
auch vor dem Missbrauch von „Funktionsprivilegien“<br />
für Journalisten. Dagegen sichert die Ministerin<br />
den Medien „einen besonderen Schutz<br />
bei allen verdeckten Ermittl<strong>ungs</strong>methoden“ zu;<br />
<strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>kongress <strong>2006</strong>: Bundesjustizministerin Brigitte Zypries im Gespräch mit <strong>BDZV</strong>-Präsident Helmut Heinen (r.) und <strong>BDZV</strong>-<br />
Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff (l.).<br />
die telefonischen und elektronischen Verbind<strong>ungs</strong>daten<br />
von Journalisten müssten besser<br />
vor dem Zugriff von Strafverfolgern geschützt<br />
werden. Bislang sind nur die Daten von Seelsorgern,<br />
Anwälten und Volksvertretern tabu.<br />
Dissens zwischen den <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verlegern und<br />
dem Bundesjustizministerium wird auch beim<br />
Thema Handelsregisteranzeigen deutlich: Der<br />
<strong>BDZV</strong>-Präsident kritisiert, dass das Bundesjustizministerium<br />
„ohne jede Not und wider besseres<br />
Wissen“ die Handelsregister- und Börsenpflichtanzeigen<br />
so rasch wie möglich aus der<br />
<strong>Zeit</strong>ung verbannen wolle. Deutschlandweit hätten<br />
sich die Verbände des Handwerks, aber auch<br />
Vertreter der Industrie- und Handelskammern<br />
dafür ausgesprochen, dass nicht das Internet,<br />
sondern immer noch die gedruckte <strong>Zeit</strong>ung das<br />
zentrale Medium insbesondere für die mittelständisch<br />
geprägte Wirtschaft sei.<br />
Beim Fachprogramm demonstriert Eugen A.<br />
Russ, Verleger der „Vorarlberger Nachrichten“<br />
in Schwarzach (Österreich), dass ein regionales<br />
<strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>haus Erfolg und Zukunft auch im <strong>Zeit</strong>alter<br />
globalisierter Märkte und von Internetgiganten<br />
wie Google und Co. haben kann. Russ’ Botschaft:<br />
Die <strong>Zeit</strong>ung ist der Browser. Sie führt zu<br />
allen relevanten Informationen. Wer das beherzige,<br />
werde auch bei Jugendlichen hohe Reichweiten<br />
erzielen. Um das Verlegerethos, potenzielle<br />
Fremdfinanzierung von Verlagen und die<br />
Zukunft der <strong>Zeit</strong>ung in Deutschland dreht sich<br />
ein erstes Streitgespräch. „Ich stehe für Solingen,<br />
lebe für Solingen, ich bin der Solinger Verleger<br />
– aber ich hoffe, dass ich auch Manager<br />
bin“, sagt dazu etwa Bernhard Boll, Verleger des<br />
„Solinger Tageblatts“. Der Herausgeber und Geschäftsführer<br />
des „Münchner Merkurs“, Dirk Ip-<br />
<strong>Zeit</strong>(<strong>ungs</strong>)<strong>geschehen</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007</strong><br />
Was macht einen guten Verleger aus? Bernhard Boll, Verleger<br />
des „Solinger Tageblatts“ (r.), sieht das anders als Johannes<br />
von Bismarck, Director Veronis Suhler Stevenson (l.).<br />
pen, weist darauf hin, dass das alte Geschäftsmodell,<br />
bei dem Inhalte an Leser und Leser an<br />
Werbekunden verkauft würden, heute nicht<br />
mehr so funktioniert wie früher. Dies bringe auch<br />
Veränderungen für den Beruf mit. Klaus Schrotthofer,<br />
Chefredakteur der „Westfälischen Rundschau“<br />
in Dortmund, glaubt, dass ein Verleger<br />
in erster Linie einer sei, der auch „ökonomisch<br />
Unvernünftiges tut, weil er von der Einzigartigkeit<br />
seines Produkts überzeugt ist“. Dagegen argumentiert<br />
Johannes von Bismarck, Managing<br />
Director Veronis Suhler Stevenson (London),<br />
dass es an der ökonomischen und gesellschaftlichen<br />
Realität vorbeigehe, wenn <strong>Zeit</strong>ungen als<br />
Liebhaberobjekte geführt werden.<br />
Die <strong>Zeit</strong>ung behauptet ihren Platz als informativer<br />
und größter Werbeträger trotz der Konkurrenz<br />
von Radio, privatem Fernsehen und Internet.<br />
Das ist das Ergebnis der Intermedia-Studie<br />
„Werberezeption“, die Professor Klaus Brandmeyer,<br />
Senior Partner Brandmeyer Markenberatung<br />
(Hamburg), für die ZMG in Warnemünde<br />
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