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Chronik<br />

<strong>2006</strong>/<strong>2007</strong><br />

<strong>Zeit</strong>(<strong>ungs</strong>)<strong>geschehen</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007</strong><br />

Bundesverband Deutscher <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger e.V.


<strong>Zeit</strong>ungen <strong>2007</strong><br />

<strong>Zeit</strong>(<strong>ungs</strong>)<strong>geschehen</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007</strong><br />

Von Anja Pasquay<br />

Die <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>branche blickt auf ein Jahr positiver<br />

wirtschaftlicher Entwicklungen zurück. Enorm<br />

waren zugleich die Herausforderungen auf politischer<br />

Ebene, national wie international. Die vorliegende<br />

Chronik dokumentiert, welche Ereignisse<br />

im <strong>Zeit</strong>raum 1. August <strong>2006</strong> bis 31. Juli<br />

<strong>2007</strong> für den Bundesverband Deutscher <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger<br />

(<strong>BDZV</strong>) bedeutsam waren. Sie erhebt<br />

keinen Anspruch auf Vollständigkeit.<br />

2<br />

7. August<br />

48 Millionen Deutsche lesen täglich <strong>Zeit</strong>ung<br />

Die tägliche <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>lektüre ist für drei von vier<br />

Deutschen unverzichtbar. Trotz zunehmender<br />

Konkurrenz durch elektronische Medien erweist<br />

sich die Medialeistung der Tagezeitungen bei einem<br />

marginalen Rückgang der Reichweiten als<br />

stabil. Dies belegt die Media-Analyse <strong>2006</strong> zur<br />

Mediennutzung der über 14-Jährigen. Danach<br />

erreichen die Tageszeitungen täglich insgesamt<br />

73,7 Prozent der Bevölkerung. Sie bleiben damit<br />

für knapp 48 Millionen Leser fester Bestandteil<br />

der Mediennutzung. Regionale Abonnementzeitungen<br />

erzielen eine Reichweite von 62,6 Prozent,<br />

überregionale <strong>Zeit</strong>ungen 5,7 Prozent, Kaufzeitungen<br />

20,7 Prozent.<br />

15. August<br />

Spitzengespräch mit<br />

Bundesinnenminister Schäuble<br />

Das von FDP und Bündnis 90/Die Grünen angestoßene<br />

aktuelle Gesetzgeb<strong>ungs</strong>verfahren für einen<br />

verbesserten Informantenschutz ist eines<br />

der zentralen Themen beim Spitzengespräch von<br />

<strong>BDZV</strong>-Vertretern mit Bundesinnenminister Wolfgang<br />

Schäuble in Berlin. <strong>BDZV</strong>-Präsident Helmut<br />

Heinen und der Vorsitzende des Vereins der <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger<br />

in Berlin und Brandenburg, Peter<br />

Asmussen, appellieren an Schäuble, dieser möge<br />

in seiner Eigenschaft als Verfass<strong>ungs</strong>minister auf<br />

ein Signal an die Staatsanwaltschaften hinwirken,<br />

bei der Strafverfolgung die Pressefreiheit zu<br />

respektieren und die Verhältnismäßigkeit der eingesetzten<br />

Mittel zu wahren. Der Bundesinnenminister<br />

wiederum macht deutlich, dass die Freiheit<br />

journalistischer Arbeit und die Pressefreiheit<br />

insgesamt durch staatliche und justizielle Maßnahmen<br />

nur dort eingeschränkt werden dürften,<br />

wo unabweisbare Sicherheitsinteressen dieses<br />

erforderten. Für ihn sei die Pressefreiheit in all<br />

ihren Bezügen ein außerordentlich hohes Gut;<br />

der Freiheit gewährende Staat sei insoweit immer<br />

auch unvollkommen.<br />

18. August<br />

Neuer Gehaltstarifvertrag für<br />

<strong>Zeit</strong>schriftenredakteure<br />

Der Verband Deutscher <strong>Zeit</strong>schriftenverleger<br />

(VDZ) und die Journalistengewerkschaften Deutscher<br />

Journalisten-Verband und ver.di einigen<br />

sich auf einen neuen Gehaltstarifvertrag für Redakteure<br />

bei <strong>Zeit</strong>schriften, der frühestens zum<br />

<strong>Zeit</strong>(<strong>ungs</strong>)<strong>geschehen</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007</strong><br />

<strong>BDZV</strong>-Präsident Helmut Heinen (r.) und der Vorsitzende des Vereins der <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger in Berlin und Brandenburg, Peter<br />

Asmussen (l.), mit Innenminister Wolfgang Schäuble.<br />

31. Juli 2008 kündbar ist. Danach werden die<br />

Gehälter der Redakteure ab 1. Januar <strong>2007</strong> um<br />

2,2 Prozent angehoben; im Oktober <strong>2006</strong> und im<br />

Januar 2008 gibt es eine Einmalzahlung von 220<br />

Euro; die Laufzeit des Vertrags beträgt 26 Monate.<br />

Reformiert wird darüber hinaus die Berufsjahrestaffel<br />

mit Wirkung zum 1. September.<br />

3


<strong>Zeit</strong>ungen <strong>2007</strong><br />

4<br />

29. August<br />

Erich Weichhold 90<br />

Der frühere Vorsitzende des Sozialpolitischen<br />

Ausschusses und Tarifverhandl<strong>ungs</strong>führer des<br />

<strong>BDZV</strong>, Erich Weichhold, vollendet sein 90. Lebensjahr.<br />

Neben seiner beruflichen Tätigkeit für<br />

die Axel Springer AG stand Weichhold von 1975<br />

bis 1991 an der Spitze des Sozialpolitischen Ausschusses<br />

des <strong>BDZV</strong> und war Mitglied der Tarifkommission<br />

des <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verlegerverbands Hamburg.<br />

Bis 1991 war er Mitglied des Beirats der<br />

Künstlersozialkasse. Ferner bekleidete er Ämter<br />

für den Europäischen <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verlegerverband<br />

ENPA und den Weltverband der <strong>Zeit</strong>ungen WAN,<br />

dessen Ehrenmitglied er ist. Für sein Engagement<br />

im Dienst der <strong>Zeit</strong>ungen ist Weichhold mit<br />

dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden.<br />

8. September<br />

Neue Tarifverträge für Redakteure<br />

Der <strong>BDZV</strong> und die Journalistengewerkschaften<br />

Deutscher Journalisten-Verband (DJV) und ver.di<br />

einigen sich auf neue Tarifverträge für Redakteure<br />

an Tageszeitungen. Wesentlicher Punkt des<br />

Abschlusses ist die Neustruktur des Gehaltstarifvertrags,<br />

die ab 1. August <strong>2006</strong> gilt. Danach<br />

werden die Berufsjahrestufen in den Gruppen II<br />

und III neugefasst. „Es war eine schwierige Tarifrunde“,<br />

sagt dazu <strong>BDZV</strong>-Verhandl<strong>ungs</strong>führer<br />

Werner Hundhausen. „Das Ergebnis kam im Zeichen<br />

der problematischen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen<br />

zustande.“ Eine Besitzstandsklausel<br />

wird für Redakteure vereinbart, die kurz<br />

vor dem Aufstieg in eine Berufsjahrestufe nach<br />

dem alten Gehaltstarifvertrag stehen; vereinbart<br />

werden ferner Gehaltserhöhungen. Für die <strong>Zeit</strong><br />

vom 1. August 2005 bis 31. Juli <strong>2006</strong> gibt es<br />

eine Einmalzahlung von 350 Euro, ab 1. August<br />

<strong>2006</strong> werden die Tarifgehälter um ein Prozent<br />

und ab 1. August <strong>2007</strong> um weitere 1,5 Prozent<br />

angehoben. Der Gehaltstarifvertrag hat eine<br />

Laufzeit von drei Jahren. Verlängert bis zum 31.<br />

Dezember 2008 werden der Manteltarifvertrag<br />

und der Tarifvertrag über die Altersversorgung<br />

für Redakteure. Abgeschlossen wird ferner ein<br />

neuer Tarifvertrag für arbeitnehmerähnliche freie<br />

Journalisten an Tageszeitungen.<br />

12. September<br />

Journalistenpreis der deutschen <strong>Zeit</strong>ungen –<br />

Theodor-Wolff-Preis an sechs Journalisten<br />

Die jüngsten Abhör-, Durchsuch<strong>ungs</strong>- und Beschlagnahmeaktionen<br />

bei Journalisten und Redaktionen<br />

kritisiert der Vorsitzende des Kuratoriums<br />

für den Theodor-Wolff-Preis und Verleger<br />

des Bonner „General-Anzeigers“, Hermann<br />

Neusser, in Düsseldorf anlässlich der Verleihung<br />

des Journalistenpreises der deutschen <strong>Zeit</strong>ungen<br />

– Theodor-Wolff-Preis. Das Gebot der Verhältnismäßigkeit<br />

sei in keinem Fall beachtet worden.<br />

„Die Frage, wie der Quellenschutz verbessert<br />

werden kann, bleibt auf der Tagesordnung“,<br />

versichert Neusser. Dabei gehe es nicht um ein<br />

Sonderrecht für eine Berufsgruppe, sondern um<br />

ein wesentliches Element des Bürgerrechts auf<br />

Presse- und Informationsfreiheit. Gottfried Arnold,<br />

Herausgeber der „Rheinischen Post“ und<br />

mit seinem Haus Gastgeber der Preisverleihung,<br />

erklärt, dass Redakteure und Verleger über Jahrzehnte<br />

ihren Beitrag zum Entstehen eines demokratischen<br />

Gemeinwesens geleistet hätten.<br />

Immer wieder werde jedoch die Demokratie<br />

Festveranstaltung in Düsseldorf: die Preisträger im Apollo-Theater.<br />

auch auf die Probe gestellt, warnt Arnold mit<br />

Blick auf wieder erstarkende rechtsextreme Bewegungen<br />

und „junge Leute mit alten Parolen“.<br />

Professor Udo Di Fabio, Richter am Bundesverfass<strong>ungs</strong>gericht,<br />

macht in seiner Festansprache<br />

deutlich, dass die Pressefreiheit ein tragender<br />

Pfeiler im System der Grundrechte ist. Zugleich<br />

mahnt Di Fabio bei der Presse aber auch Sorgfalt<br />

und Verantwortung an. „Eine Falschmeldung<br />

über die Lebensgewohnheiten eines Sportlers<br />

kann mehr Unheil anrichten als ein Verwalt<strong>ungs</strong>akt“,<br />

warnt er und spitzt zu, dass der „Leitartikler<br />

in der <strong>Zeit</strong>ung Macht über die Deutung<br />

der Welt – und damit über die Welt“ habe. Für<br />

ihre hervorragenden journalistischen Leistungen<br />

werden ausgezeichnet: Marc Brost („Die <strong>Zeit</strong>“,<br />

Hamburg), Maxim Leo („Berliner <strong>Zeit</strong>ung“), Stefan<br />

Geiger („Stuttgarter <strong>Zeit</strong>ung“), Christine Kröger<br />

(„Weser-Kurier“, Bremen) und Jens Voitel<br />

<strong>Zeit</strong>(<strong>ungs</strong>)<strong>geschehen</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007</strong><br />

(„Emdener <strong>Zeit</strong>ung“). Den Preis für das Lebenswerk<br />

erhält Karl Feldmeyer, langjähriger Parlamentskorrespondent<br />

der „Frankfurter Allgemeinen<br />

<strong>Zeit</strong>ung“.<br />

15. September<br />

Christian Delbrück gestorben<br />

Christian Delbrück, Herausgeber des „Hamburger<br />

Abendblatts“ und Vorsitzender der Verlagsgeschäftsführung<br />

der <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>gruppe Hamburg<br />

bei der Axel Springer AG, stirbt in Hamburg.<br />

Über die Tätigkeit für das eigene Unternehmen<br />

hinaus hatte Delbrück sich jahrelang als Vorsitzender<br />

des Hamburger Landesverbands für die<br />

Interessen der <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger engagiert und<br />

war damit Mitglied des Erweiterten Präsidiums<br />

des <strong>BDZV</strong>.<br />

5


<strong>Zeit</strong>ungen <strong>2007</strong><br />

6<br />

25./26. September<br />

<strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>kongress: Informantenschutz<br />

muss verbessert werden!<br />

Der Informantenschutz muss nach Auffassung<br />

des <strong>BDZV</strong> deutlich verbessert werden. „Wir begrüßen<br />

alle parlamentarischen Initiativen, die den<br />

unhaltbaren Zustand beenden, dass die pflichtgemäße<br />

Arbeit von Journalisten als Beihilfe zum<br />

Verrat von Dienstgeheimnissen verfolgt wird“,<br />

sagt <strong>BDZV</strong>-Präsident Helmut Heinen bei der Eröffnung<br />

des <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>kongresses in Warnemünde.<br />

Das Redaktionsgeheimnis und der Informantenschutz<br />

zählten zu den elementaren Voraussetzungen<br />

einer freien Presse, an ihnen dürfe<br />

nicht gerüttelt werden. Abhöraktionen, Redaktionsdurchsuchungen<br />

und Beschlagnahmen hätten<br />

den Charakter gezielter Einschüchterung von<br />

Journalisten, kritisiert Heinen. Dabei sei es nie<br />

darum gegangen, Verbrechen von Journalisten<br />

auf die Spur zu kommen, vielmehr hätten undichte<br />

Stellen im Staatsapparat ausfindig gemacht<br />

werden sollen. Einen „gesetzlichen Freibrief<br />

für journalistische Anstiftung zum Geheimnisverrat“<br />

könne es nicht geben, sagt dagegen<br />

Bundesjustizministerin Brigitte Zypries. Dies<br />

wäre eine Einladung zum Scheckbuch-Journalismus<br />

und die Aufforderung, sich jedes beliebige<br />

vertrauliche Dokument beschaffen zu lassen.<br />

Es gebe amtliche Dokumente, die „vertraulich<br />

sind und das auch bleiben müssen“. Die Bundesjustizministerin<br />

warnt in diesem Zusammenhang<br />

auch vor dem Missbrauch von „Funktionsprivilegien“<br />

für Journalisten. Dagegen sichert die Ministerin<br />

den Medien „einen besonderen Schutz<br />

bei allen verdeckten Ermittl<strong>ungs</strong>methoden“ zu;<br />

<strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>kongress <strong>2006</strong>: Bundesjustizministerin Brigitte Zypries im Gespräch mit <strong>BDZV</strong>-Präsident Helmut Heinen (r.) und <strong>BDZV</strong>-<br />

Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff (l.).<br />

die telefonischen und elektronischen Verbind<strong>ungs</strong>daten<br />

von Journalisten müssten besser<br />

vor dem Zugriff von Strafverfolgern geschützt<br />

werden. Bislang sind nur die Daten von Seelsorgern,<br />

Anwälten und Volksvertretern tabu.<br />

Dissens zwischen den <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verlegern und<br />

dem Bundesjustizministerium wird auch beim<br />

Thema Handelsregisteranzeigen deutlich: Der<br />

<strong>BDZV</strong>-Präsident kritisiert, dass das Bundesjustizministerium<br />

„ohne jede Not und wider besseres<br />

Wissen“ die Handelsregister- und Börsenpflichtanzeigen<br />

so rasch wie möglich aus der<br />

<strong>Zeit</strong>ung verbannen wolle. Deutschlandweit hätten<br />

sich die Verbände des Handwerks, aber auch<br />

Vertreter der Industrie- und Handelskammern<br />

dafür ausgesprochen, dass nicht das Internet,<br />

sondern immer noch die gedruckte <strong>Zeit</strong>ung das<br />

zentrale Medium insbesondere für die mittelständisch<br />

geprägte Wirtschaft sei.<br />

Beim Fachprogramm demonstriert Eugen A.<br />

Russ, Verleger der „Vorarlberger Nachrichten“<br />

in Schwarzach (Österreich), dass ein regionales<br />

<strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>haus Erfolg und Zukunft auch im <strong>Zeit</strong>alter<br />

globalisierter Märkte und von Internetgiganten<br />

wie Google und Co. haben kann. Russ’ Botschaft:<br />

Die <strong>Zeit</strong>ung ist der Browser. Sie führt zu<br />

allen relevanten Informationen. Wer das beherzige,<br />

werde auch bei Jugendlichen hohe Reichweiten<br />

erzielen. Um das Verlegerethos, potenzielle<br />

Fremdfinanzierung von Verlagen und die<br />

Zukunft der <strong>Zeit</strong>ung in Deutschland dreht sich<br />

ein erstes Streitgespräch. „Ich stehe für Solingen,<br />

lebe für Solingen, ich bin der Solinger Verleger<br />

– aber ich hoffe, dass ich auch Manager<br />

bin“, sagt dazu etwa Bernhard Boll, Verleger des<br />

„Solinger Tageblatts“. Der Herausgeber und Geschäftsführer<br />

des „Münchner Merkurs“, Dirk Ip-<br />

<strong>Zeit</strong>(<strong>ungs</strong>)<strong>geschehen</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007</strong><br />

Was macht einen guten Verleger aus? Bernhard Boll, Verleger<br />

des „Solinger Tageblatts“ (r.), sieht das anders als Johannes<br />

von Bismarck, Director Veronis Suhler Stevenson (l.).<br />

pen, weist darauf hin, dass das alte Geschäftsmodell,<br />

bei dem Inhalte an Leser und Leser an<br />

Werbekunden verkauft würden, heute nicht<br />

mehr so funktioniert wie früher. Dies bringe auch<br />

Veränderungen für den Beruf mit. Klaus Schrotthofer,<br />

Chefredakteur der „Westfälischen Rundschau“<br />

in Dortmund, glaubt, dass ein Verleger<br />

in erster Linie einer sei, der auch „ökonomisch<br />

Unvernünftiges tut, weil er von der Einzigartigkeit<br />

seines Produkts überzeugt ist“. Dagegen argumentiert<br />

Johannes von Bismarck, Managing<br />

Director Veronis Suhler Stevenson (London),<br />

dass es an der ökonomischen und gesellschaftlichen<br />

Realität vorbeigehe, wenn <strong>Zeit</strong>ungen als<br />

Liebhaberobjekte geführt werden.<br />

Die <strong>Zeit</strong>ung behauptet ihren Platz als informativer<br />

und größter Werbeträger trotz der Konkurrenz<br />

von Radio, privatem Fernsehen und Internet.<br />

Das ist das Ergebnis der Intermedia-Studie<br />

„Werberezeption“, die Professor Klaus Brandmeyer,<br />

Senior Partner Brandmeyer Markenberatung<br />

(Hamburg), für die ZMG in Warnemünde<br />

7


<strong>Zeit</strong>ungen <strong>2007</strong><br />

Abendempfang vor dem Hotel Hohe Düne in Warnemünde.<br />

vorstellt. Sein Fazit: In fast allen Aspekten der<br />

Kommunikations- und Werbeleistung – wie<br />

Glaubwürdigkeit, Information – liegt die <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>anzeige<br />

deutlich über dem Durchschnitt<br />

der konkurrierenden Medien. Als „anstrengend“<br />

bezeichnet es dagegen Peter Vest, Sprecher der<br />

Geschäftsführung des Energieversorgers Yello,<br />

eine Anzeige national schalten zu wollen. Widerspruch<br />

von Karlheinz Röthemeier, Aufsichtsratsvorsitzender<br />

der ZMG: Wer eine nationale<br />

Kampagne für sinnvoll halte, habe heute erhebliche<br />

technische Hilfsmittel zur Umsetzung in<br />

kürzester <strong>Zeit</strong>. Dank fortschrittlicher Technik<br />

könnten Anzeigen digital angepasst werden. Einen<br />

Drang zur nonverbalen Kommunikation, bei<br />

der <strong>Zeit</strong>ungen naturgemäß den Kürzeren ziehen,<br />

bestätigt Dietrich Zastrow, Geschäftsführer Creation<br />

bei TBWA in Hamburg.<br />

8<br />

Um die Rolle der <strong>Zeit</strong>ung in der Wissensgesellschaft<br />

dreht sich eine weitere Podiumsdiskussion<br />

mit dem Motto „Lesen heißt lernen“. Im<br />

Mittelpunkt: die Jugendlichen und ihr wachsendes<br />

Interesse am gedruckten Wort. Die <strong>Zeit</strong>ung<br />

müsse ganz einfach „cool“ werden, meint etwa<br />

Ute Erdsiek-Rave, Präsidentin der Kultusministerkonferenz,<br />

die darüber hinaus eine allgemeine<br />

Wertschätzung von Bildung und Schule vermisst.<br />

Die Jugendlichen lesen wenig <strong>Zeit</strong>ung,<br />

weil sie sich darin nicht repräsentiert fühlen,<br />

erläutert Jens Lönneker, Geschäftsführer des<br />

rheingold Instituts für qualitative Markt- und<br />

Medienanalyse (Köln). Kinder in Deutschland<br />

seien nicht genetisch leseunlustig, versichert<br />

Professor Wilfried Bos, Leiter des Instituts für<br />

Schulentwickl<strong>ungs</strong>forschung der Universität<br />

Dortmund. Bos unterstützt Erdsiek-Raves For-<br />

derung der obligatorischen Einbeziehung von <strong>Zeit</strong>ungen<br />

in den Schulunterricht. Anders als Schulbücher<br />

sei die Tageszeitung immer aktuell. Über<br />

Hilfe zur Selbsthilfe in diesem Sinn berichtet Clemens<br />

Bauer, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

der Rheinisch-Bergischen Verlagsgesellschaft in<br />

Düsseldorf. Die <strong>Zeit</strong>ungen in Nordrhein-Westfalen<br />

hätten rund 1,5 Millionen <strong>Zeit</strong>ungen im Wert<br />

von einer halben Millionen Euro drei Monate lang<br />

unter dem Motto „<strong>Zeit</strong>ung 4you“ in die neunten<br />

Klassen der Hauptschulen im Land geliefert. Die<br />

Bedeutung von Bildung und Ausbildung für den<br />

Berufseinstieg bestätigt Margret Suckale, Vorstand<br />

Personal der Deutschen Bahn AG, Berlin.<br />

Von 50.000 Bewerbungen in ihrem Unternehmen<br />

seien 85 Prozent „ungeeignet“, weil die<br />

Grundvoraussetzung einer lesbaren Bewerbung<br />

nicht vorhanden sei.<br />

Ein weiteres Expertengespräch widmet sich der<br />

Abonnentenbindung an die <strong>Zeit</strong>ung durch Kundenkarten.<br />

Hier empfiehlt Bernd Klingsporn, Managing<br />

Director OgilvyBrains (Frankfurt am Main)<br />

als wichtiges Element der Kundenbindung eine<br />

gezielte Kommunikation mit dem Karteninhaber,<br />

die personalisiert, besser noch individualisiert<br />

sattfinden solle. Thomas Ehlers, Geschäftsführer<br />

der „Lübecker Nachrichten“, preist sein von<br />

mittlerweile 27 Verlagen verfolgtes Kartenkonzept<br />

als „transparentes Bonussystem“, mit dem<br />

vier Millionen Leser erreicht würden. Die regionale<br />

Verbundenheit sei auch der Anlass für die<br />

Stadtbäckerei Junge in Lübeck, Partner der Abocard<br />

zu werden, bestätigt Marketingleiter Gerd<br />

Hofrichter. Carsten Schaeffer, Geschäftsführer<br />

von Miles & More Lufthansa (Verl), empfiehlt,<br />

Kundenkarten als „Dauer-Incentive“ zu behandeln,<br />

damit sie für die Benutzer attraktiv bleiben.<br />

<strong>Zeit</strong>(<strong>ungs</strong>)<strong>geschehen</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007</strong><br />

29. September<br />

Handelsregisteranzeigen: Verleger<br />

kritisieren Bundestagsentscheidung<br />

Der <strong>BDZV</strong> kritisiert die Entscheidung des Bundestags,<br />

Handelsregisterpflichtanzeigen ab 1. Januar<br />

2009 aus der <strong>Zeit</strong>ung zu verbannen. Es sei<br />

unredlich, wenn der Vertreter der Bundesregierung<br />

vor dem Deutschen Bundestag das System<br />

der Pflichtanzeigen als „wirtschaftsfeindlich“ bezeichne<br />

und den Eindruck erwecke, das elektronische<br />

Handelsregister führe zu einer finanziellen<br />

Entlastung der Unternehmen. Fest stehe,<br />

dass mit dem geplanten elektronischen Handelsregister<br />

ein funktionierendes privatwirtschaftliches<br />

System durch ein staatliches Internetmonopol<br />

ersetzt werde, das mit Steuern und<br />

Unternehmensgebühren finanziert werden soll.<br />

Bereits zu einem frühen <strong>Zeit</strong>punkt hatten die <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verlage<br />

dem Bundesjustizministerium Lös<strong>ungs</strong>modelle<br />

präsentiert, die Handelsregisteranzeigen<br />

sowohl in der gedruckten <strong>Zeit</strong>ung als<br />

auch online auf den Internetplattformen zu veröffentlichen.<br />

Ferner hatte der <strong>BDZV</strong> in einer unabhängigen<br />

Studie nachgewiesen, dass die Mehrheit<br />

der deutschen Unternehmen Handelsregisteranzeigen<br />

für unverzichtbar hält.<br />

7. Oktober<br />

<strong>BDZV</strong> verurteilt Mord an<br />

Anna Politkowskaja<br />

„Traurig und bestürzt“ reagiert der <strong>BDZV</strong> auf die<br />

Nachricht vom Tod der russischen Journalistin<br />

Anna Politkowskaja. Die Redakteurin der „Nowaja<br />

Gaseta“, die sich mit schon<strong>ungs</strong>losen Berichten<br />

über den Krieg in Tschetschenien einen<br />

Namen weit über die russischen Grenzen hinaus<br />

9


<strong>Zeit</strong>ungen <strong>2007</strong><br />

Anna Politkowskaja war 2004 Gast des <strong>BDZV</strong> im Berliner Haus<br />

der Presse bei einer gemeinsamen Podiumsdiskussion mit<br />

Reporter ohne Grenzen zum Internationalen Tag der Pressefreiheit.<br />

gemacht hatte und dafür international mehrfach<br />

ausgezeichnet wurde, ist im Eingang ihres Hauses<br />

in Moskau erschossen aufgefunden worden.<br />

„Wir haben Frau Politkowskaja als eine mutige,<br />

kluge und engagierte Journalistin kennengelernt“,<br />

heißt es beim <strong>BDZV</strong>. Ihre Ermordung sei<br />

ein weiteres negatives Signal für die Situation<br />

der Pressefreiheit und der Medien in Russland.<br />

Politkowskaja hatte anlässlich des Internationalen<br />

Tags der Pressefreiheit 2004 bei einer Veranstaltung<br />

von <strong>BDZV</strong> und Reporter ohne Grenzen<br />

im Berliner Haus der Presse unter anderem<br />

die Selbstzensur beklagt, die unter ihren Kollegen<br />

in Russland herrsche.<br />

10<br />

13. Oktober<br />

ZMG-Studie zur „Werberezeption“<br />

Die hervorragenden Kontaktqualitäten der <strong>Zeit</strong>ung<br />

in Verbindung mit einem überdurchschnittlich<br />

hohen Kauf- und Informationsimpuls verleihen<br />

<strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>werbung ein besonders großes<br />

Wirk<strong>ungs</strong>potenzial. Das ist das Ergebnis der neuen<br />

Intermedia-Studie „Werberezeption“, die die<br />

ZMG in Frankfurt am Main vorlegt. Mit ihrem<br />

quantitativen Untersuch<strong>ungs</strong>ansatz geht die Studie<br />

über bekannte Tageslaufstudien hinaus: Mit<br />

den üblichen Tätigkeiten im Tagesverlauf wird<br />

für „Werberezeption“ auch die emotionale Verfassung<br />

der Nutzer erhoben. Ziel der Studie ist<br />

es, die starke Fokussierung der Mediaplaner auf<br />

den Kontaktpreis zu revidieren und als wesent-<br />

Klaus Brandmeyer, Senior Partner Brandmeyer Markenberatung:<br />

„<strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>anzeigen sind nur was für Unternehmer, die<br />

Geld verdienen wollen.“<br />

liches Kriterium zur Bewertung der Medialeistung<br />

eines Mediums den Grad der Aktivierung<br />

der Konsumenten in den Blickpunkt zu rücken.<br />

Das Fazit von Klaus Brandmeyer, Senior Partner<br />

Brandmeyer Markenberatung (Hamburg), zur<br />

Werbeleistung der <strong>Zeit</strong>ung: „<strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>anzeigen<br />

sind nur was für Unternehmer, die Geld verdienen<br />

wollen.“<br />

19. Oktober<br />

Medientage München mit Printgipfel:<br />

In Storys denken, nicht in Medien<br />

„Wir dürfen uns heute nicht mehr länger als Hersteller<br />

von Printprodukten verstehen“, fordert<br />

Michael Grabner, stellvertretender Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung Verlagsgruppe Georg von<br />

Holtzbrinck (Stuttgart), beim Printgipfel von <strong>BDZV</strong><br />

und Verband Bayerischer <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger. „Wir<br />

sind vielmehr Verwalter von Marken, die es auszubauen<br />

gilt.“ Und dabei solle sich die Branche<br />

auch von ungeprüften Gurus, die die Zukunft in<br />

düstersten Farben schilderten, nicht kirre machen<br />

lassen. Der Begriff der „Krise“ am Printmedienmarkt,<br />

der jahrelang das Gespräch prägte,<br />

wird in dem Streitgespräch reihum abgelehnt.<br />

„Wie kann man von Krise sprechen, wenn<br />

sich die für Medien aufgebrachte <strong>Zeit</strong> vervielfacht<br />

hat?“, fragt etwa Johannes von Bismarck,<br />

Managing Director Veronis Suhler Stevenson<br />

(London), der allerdings die Schlacht am deutschen<br />

Online-Markt für die <strong>Zeit</strong>ungen verloren<br />

gibt. Dagegen stellt <strong>BDZV</strong>-Vizepräsident Richard<br />

Rebmann eine ganz andere Tendenz fest: Viele<br />

Suchanfragen im Internet beschränkten sich auf<br />

die überschaubare Region, und da machten sein<br />

Haus und zahlreiche andere, die den lokalen<br />

Markt auch im Internet pflegen, schon heute<br />

<strong>Zeit</strong>(<strong>ungs</strong>)<strong>geschehen</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007</strong><br />

bessere Geschäfte als nationale Portalanbieter.<br />

Gleichwohl sei eine große Renaissance des<br />

Printmediums nicht zu erwarten, wirft Bernd<br />

Buchholz ein, Vorstand Gruner + Jahr (Hamburg).<br />

Die <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>- und <strong>Zeit</strong>schriftenmärkte<br />

seien gesättigt, es gebe einen Verdräng<strong>ungs</strong>wettbewerb<br />

der Medien untereinander um Nischen<br />

und mit neuen Produkten. Ähnlich Gert<br />

Edlinger, Geschäftsführer der Tageszeitung<br />

„Österreich“, der behauptet, er kenne nur wenige<br />

Industrien, die so innovationsfeindlich seien<br />

wie die <strong>Zeit</strong>ungen. Ulrich Reitz, Chefredakteur<br />

der „Westdeutschen Allgemeinen <strong>Zeit</strong>ung“ in<br />

Essen, kontert, er nehme die aktuelle <strong>Zeit</strong> in der<br />

Branche als innovativ wahr wie seit den Gründ<strong>ungs</strong>jahren<br />

der Nachkriegspresse um 1948<br />

nicht mehr. Seine Überzeugung: „Wir müssen<br />

lernen, nicht mehr in Medien zu denken, sondern<br />

in Storys.“<br />

Vor einer Neuverteilung der elektronischen Infrastruktur<br />

nach reinen Wirtschaftlichkeitserwägungen<br />

warnt der Vorsitzende des Verbands<br />

Bayerischer <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger und Verleger der<br />

<strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>gruppe „Straubinger Tagblatt“/„Landshuter<br />

<strong>Zeit</strong>ung“, Herrmann Balle. Bei der jetzt anstehenden<br />

Vergabe der für digitale Informationsangebote<br />

nötigen Ressourcen müssten die<br />

<strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>häuser besonders berücksichtigt werden,<br />

„um nicht im analogen Gap zu versinken“.<br />

Der bayerische Staatsminister Eberhard Sinner<br />

versichert, dass die bayerische Staatsregierung<br />

die <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>häuser dabei unterstützen wolle, die<br />

neuen digitalen Chancen auch in Zukunft zu nutzen.<br />

In zwei Panels zu crossmedialen Erfolgsgeschichten<br />

aus den Verlagen und über Vermarkt<strong>ungs</strong>strategien<br />

im Wettbewerb mit Google und<br />

Co. kommen zahlreiche Experten zu Wort: Mei-<br />

11


<strong>Zeit</strong>ungen <strong>2007</strong><br />

Die <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>branche ist innovativ wie lange nicht, und zwar gedruckt wie online. Darüber diskutieren beim Printgipfel anlässlich<br />

der Medientage München (v.l.n.r.): Michael Grabner, Ulrich Reitz, Johannes von Bismarck, Frank Thomsen (Moderator), Richard<br />

Rebmann, Gert Edlinger und Bernd Buchholz.<br />

nolf Ellers, Geschäftsführer dpa-infocom (Hamburg),<br />

Hans-Jürgen Theinert, Bereichsleiter Internet<br />

der Verlagsgesellschaft Madsack (Hannover),<br />

Martin Wunnike, Verlagsleiter der „Mittelbayerischen<br />

<strong>Zeit</strong>ung“ (Regensburg), Norbert Specker,<br />

Geschäftsführer Catch-Up! Communications (Zürich),<br />

Thomas Brackvogel, Geschäftsführer „Die<br />

<strong>Zeit</strong>“ (Hamburg), Peter Würtenberger, Verlagsgeschäftsführer<br />

Marketing und Sales, <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>gruppe<br />

„Welt“/„Berliner Morgenpost“ (Berlin).<br />

Der gemeinsame Ansatz: Längst besteht das<br />

Geschäft der <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>unternehmen in Deutschland<br />

nicht mehr allein aus dem Verkauf der gedruckten<br />

Tageszeitung, Informationen gelangen<br />

auch via Internet oder mobil zu den Nutzern. Die<br />

digitalen Entwicklungen bieten ganz neue Chancen,<br />

mit den Lesern in Kontakt zu treten. Diese<br />

12<br />

Überzeugung vertritt auch <strong>BDZV</strong>-Sprecher Hans-<br />

Joachim Fuhrmann in einem Panel zu den Online-<br />

Märkten der <strong>Zeit</strong>ungen. Es sei ein Ammenmärchen,<br />

dass die <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>branche den technologischen<br />

Wandel scheue, die Verlage verhielten<br />

sich vielmehr so innovativ wie nie zuvor. Regionale<br />

<strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verlage müssten in ihrer Region als<br />

Marke präsent sein und als Navigator und wichtigste<br />

Informationslieferanten im regionalen<br />

Markt fungieren.<br />

20. Oktober<br />

Kooperation mit Kultusministerkonferenz<br />

für „SCHmitZ“ – Schule mit <strong>Zeit</strong>ung<br />

Die Kultusministerkonferenz (KMK) und der <strong>BDZV</strong><br />

unterzeichnen in Berlin die Rahmenerklärung für<br />

eine weitreichende Zusammenarbeit von Zei-<br />

t<strong>ungs</strong>verlagen und Schulen. Im Sinne einer gezielten<br />

Leseförderung, einer besseren Allgemeinbildung,<br />

der Erziehung zu Demokratie sowie<br />

eines vertieften Leseverständnisses werden danach<br />

die Verlage den Schulen konkrete Angebote<br />

zur Zusammenarbeit machen. Herzstück<br />

der Vereinbarung „Schule mit <strong>Zeit</strong>ung“ (SCHmitZ)<br />

ist der pädagogische Einsatz von <strong>Zeit</strong>ungen im<br />

Unterricht aller Schularten. Dazu sollen unentgeltlich<br />

Tageszeitungen als Unterrichtsmaterial<br />

zur Verfügung gestellt werden. Die Präsidentin<br />

der Kultusministerkonferenz, Ute Erdsiek-Rave,<br />

bezeichnet die Rahmenerklärung als gelungenes<br />

und tragfähiges Fundament für Kooperationsvorhaben<br />

in den Ländern. Das „erfreuliche und<br />

zukunftsweisende Signal der Politik zeige, welche<br />

enorme Bedeutung den <strong>Zeit</strong>ungen bei der<br />

<strong>Zeit</strong>(<strong>ungs</strong>)<strong>geschehen</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007</strong><br />

Die Rahmenerklärung für das Leseförder<strong>ungs</strong>projekt des <strong>BDZV</strong>: SCHmitZ – <strong>Zeit</strong>ung mit Schule ist unterzeichnet. Unser Foto zeigt<br />

die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Ute Erdsiek-Rave, mit <strong>BDZV</strong>-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff.<br />

Aus- und Weiterbildung wie der politischen Mein<strong>ungs</strong>bildung<br />

zukomme“, sagt <strong>BDZV</strong>-Präsident<br />

Helmut Heinen.<br />

23. Oktober<br />

Streitgespräch:<br />

Die Pressefreiheit ist notleidend<br />

Die Pressefreiheit ist notleidend und braucht<br />

Nothilfe – möglicherweise auch vom Gesetzgeber,<br />

erklärt Heribert Prantl, Ressortleiter Innenpolitik<br />

der „Süddeutschen <strong>Zeit</strong>ung“ (München),<br />

bei einer von <strong>BDZV</strong> und news aktuell veranstalteten<br />

Podiumsdiskussion im Berliner Haus der<br />

Presse. Im Vorfeld der Beratungen des Rechtsausschusses<br />

des Bundestags über die Gesetzentwürfe<br />

der Opposition für einen besseren<br />

Schutz der journalistischen Arbeit erklärt Prantl<br />

13


<strong>Zeit</strong>ungen <strong>2007</strong><br />

Heribert Prantl, Ressortleiter Innenpolitik der „Süddeutschen <strong>Zeit</strong>ung“ (l.), will den „Beihilfe“-Paragrafen 353b abschaffen;<br />

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, stellvertretende Vorsitzende und rechtspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion, vertritt einen<br />

eigenen Gesetzesvorschlag.<br />

allerdings sowohl den Vorschlag der FDP wie auch<br />

den von Bündnis 90/Die Grünen für „nur partiell<br />

geeignet“: Er empfiehlt, den Paragraf 353b, mit<br />

dem die Beihilfe zum Verrat von Dienstgeheimnissen<br />

geahndet wird, schlicht ganz abzuschaffen.<br />

Der Notstand sei auch ein Problem der Presse<br />

selbst, die über die Art ihrer Berichterstattung<br />

nachdenken müsse, hält Christoph Flügge<br />

dagegen, Staatssekretär der Senatsverwaltung<br />

für Justiz in Berlin. So tummelten sich auf dem<br />

hart umkämpften Berliner Pressemarkt „viele<br />

selbsterklärte Berichterstatter mit geringen oder<br />

gar keinen Kenntnissen“. Hier müsse die Branche<br />

die Spreu vom Weizen trennen. Dem widerspricht<br />

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger,<br />

stellvertretende Vorsitzende und rechtspolitische<br />

Sprecherin der FDP-Franktion: Wer wollte da der<br />

Richter sein und die „guten“ von den „schlechten“<br />

Journalisten trennen? Und Jerzy Montag,<br />

rechtspolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis<br />

14<br />

90/Die Grünen, wendet ein, dass es nicht journalistische<br />

Mitläufer, sondern gestandene Leute<br />

waren, die in den vergangenen Jahren mit<br />

Abhörmaßnahmen und Redaktionsdursuchungen<br />

überzogen wurden. Jürgen Offenbach, Chefredakteur<br />

der „Stuttgarter Nachrichten“, setzt<br />

seine Erwartungen ganz auf das Bundesverfass<strong>ungs</strong>gericht.<br />

Dessen jüngste Entscheidungen<br />

hätten gezeigt, dass auch aus Sicht des höchsten<br />

Gerichts Staatsanwälte und Justiz zu schnell<br />

zu Durchsuch<strong>ungs</strong>maßnahmen griffen. Offenbach<br />

wie Prantl bestätigen, dass in ihren Häusern<br />

mittlerweile viel Geld für die juristische Abwehr<br />

eingesetzt werde. Keiner der Teilnehmer<br />

des Streitgesprächs kann sich allerdings daran<br />

erinnern, dass es in den zahlreichen Ermittl<strong>ungs</strong>verfahren<br />

mit Redaktionsdurchsuchungen<br />

und Abhörmaßnahmen der letzten Jahre tatsächlich<br />

zu einer Verurteilung gekommen ist.<br />

24. Oktober<br />

Aktionsbündnis Kopiervergütung stellt<br />

Weißbuch vor<br />

Der Gesetzentwurf der Bundesregierung zur<br />

Neufassung des Urheberrechts wird von zahlreichen<br />

Verbänden der Journalisten und Autoren<br />

wie auch der <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>-, <strong>Zeit</strong>schriften- und<br />

Buchverleger scharf kritisiert. Das Aktionsbündnis<br />

Kopiervergütung, dem neben 15 weiteren<br />

Medienverbänden auch der <strong>BDZV</strong> angehört, legt<br />

in Berlin die Kritikpunkte in einem Weißbuch dar.<br />

Es soll die Politiker darüber aufklären, warum die<br />

Pläne zum so genannten Zweiten Korb den Ausverkauf<br />

der kreativen Leistung bedeuten. Aufgrund<br />

der Regier<strong>ungs</strong>pläne werde die Vergütung<br />

der Autoren bei Privatkopien deutlich sinken,<br />

warnt das Bündnis und fordert, dass die Geräteindustrie<br />

wie bisher einen festen Beitrag je verkauftes<br />

Kopiergerät an die Verwert<strong>ungs</strong>gesellschaften<br />

abführen soll.<br />

9. November<br />

Tabakwerbeverbot:<br />

Gesetzgeber entmündigt die Bürger<br />

Mit Unverständnis reagieren die <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger<br />

auf den Beschluss des Deutschen Bundestags,<br />

wonach Tabakwerbung in <strong>Zeit</strong>ungen und<br />

<strong>Zeit</strong>schriften ab 1. Januar <strong>2007</strong> verboten sein<br />

soll. Es sei bedauerlich, dass diese Entscheidung<br />

gefällt wurde, obwohl über die Klage der Deutschen<br />

Bundesregierung gegen das Tabakwerbeverbot<br />

vor dem Europäischen Gerichtshof<br />

noch gar nicht abschließend geurteilt worden<br />

sei, erklärt <strong>BDZV</strong>-Hauptgeschäftsführer Dietmar<br />

Wolff. Viel schwerer wiege jedoch, dass mit<br />

dem Tabakwerbeverbot die Werbefreiheit eingeschränkt<br />

werde.<br />

<strong>Zeit</strong>(<strong>ungs</strong>)<strong>geschehen</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007</strong><br />

10. November<br />

Valdo Lehari jun. ENPA-Präsident<br />

Valdo Lehari jun., Verleger des „Reutlinger General-Anzeigers“,<br />

wird in Berlin zum Präsidenten<br />

des Europäischen <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verlegerverbands<br />

(ENPA) gewählt. Er folgt Per Lyngby nach, Geschäftsführer<br />

und Chefredakteur der dänischen<br />

<strong>Zeit</strong>ung „Nordjyske Stiftstidende“, der nicht<br />

mehr für dieses Amt kandidierte. Lehari erklärt<br />

anlässlich seiner Wahl, es sei unerlässlich, dass<br />

Der neue und der alte ENPA-Präsident: Valdo Lehari jun. (r.)<br />

und Per Lyngby.<br />

die Europäische Union endlich bei der Verabschiedung<br />

von Gesetzen, die die Pressemärkte<br />

der Mitgliedsstaaten berührten, deren wirtschaftliche<br />

Folgen abschätze.<br />

13. November<br />

<strong>BDZV</strong>: EU-Kompromiss zum<br />

Product-Placement ist Mogelpackung<br />

Als „Mogelpackung“ bezeichnet der <strong>BDZV</strong> den<br />

Kompromissvorschlag der finnischen EU-Rats-<br />

15


<strong>Zeit</strong>ungen <strong>2007</strong><br />

präsidentschaft für eine neue europäische Fernsehrichtlinie.<br />

Danach wollen die EU-Staaten<br />

Schleichwerbung im Fernsehen grundsätzlich<br />

verbieten. Ausnahmen für die Platzierung von<br />

Produkten in Filmen, TV-Serien, Sportsendungen<br />

und leichter Unterhaltung sollen aber erlaubt<br />

bleiben. „Mit diesem Kompromiss wird die Öffentlichkeit<br />

in die Irre geführt“, kritisiert <strong>BDZV</strong>-<br />

Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff. Werbliche<br />

Botschaften, die in Deutschland zu einer kontrovers<br />

geführten Diskussion über die Grenzen<br />

der Werbung und die Einhaltung des Trenn<strong>ungs</strong>gebots<br />

geführt hätten, wären damit in Zukunft<br />

legal. Der <strong>BDZV</strong> wie auch der Europäische <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verlegerverband<br />

ENPA befürchten, dass<br />

die von Brüssel geplante Aufhebung der sauberen<br />

Trennung von Werbung und Programminhalten<br />

im Fernsehen die werbungtreibende Wirtschaft<br />

und Agenturen dazu verleiten wird, ähnliche<br />

Lockerungen auch von den Tageszeitungen<br />

zu verlangen.<br />

16<br />

17. November<br />

Verfass<strong>ungs</strong>richter Di Fabio für<br />

Selbstregulierung der Medien<br />

Der Richter des Bundesverfass<strong>ungs</strong>gerichts, Professor<br />

Udo Di Fabio, plädiert für eine Selbstregulierung<br />

der Medien, die „konsequent staatsfrei“<br />

gehalten werden müsse. Konflikte in einer<br />

freien Gesellschaft sollen demnach mit „medieneigenen<br />

Mitteln“ ausgetragen werden. Echte<br />

Freiheit sei stets durch Grenzüberschreitungen<br />

erprobt worden, erläutert Di Fabio mit Blick auf<br />

die lange deutsche Pressegeschichte. Zu der<br />

großen Bedeutung, die das Bundesverfass<strong>ungs</strong>gericht<br />

der Mein<strong>ungs</strong>freiheit stets zugebilligt hat,<br />

nimmt Di Fabio anlässlich der 100. Tagung des<br />

Studienkreises für Presserecht und Pressefreiheit<br />

(Löffler-Kreis) Stellung, zu der der <strong>BDZV</strong> und<br />

der Verband Deutscher <strong>Zeit</strong>schriftenverleger gemeinsam<br />

eingeladen haben. <strong>BDZV</strong>-Präsident Helmut<br />

Heinen weist darauf hin, dass ein „wichtiges<br />

Anliegen“ die Verleger und den Studienkreis<br />

eine, nämlich „die Pressefreiheit in diesem Land<br />

zu bewahren“. Dabei betrachteten die Mitglieder<br />

des Löffler-Kreises die Problemfelder notabene<br />

mehr vom juristischen Standpunkt aus, während<br />

die Verleger vor allem darauf zu achten hätten,<br />

dass eine möglichst große Zahl wirtschaftlich<br />

gesunder und publizistisch erfolgreicher <strong>Zeit</strong>ungen<br />

und <strong>Zeit</strong>schriften erhalten werde.<br />

20. November<br />

Bundespräsident Köhler beim 50-jährigen<br />

Jubiläum des Deutschen Presserats<br />

„Stark und anerkannt“ sei der Deutsche Presserat,<br />

erklärt Bundespräsident Horst Köhler anlässlich<br />

der Feier zum 50-jährigen Bestehen des<br />

Selbstkontrollgremiums in Berlin. Vor rund 350<br />

Gästen würdigt das Staatsoberhaupt als Kern<br />

der gemeinsamen Arbeit von Verlegern und<br />

Journalisten die Einsicht, „dass in der freien<br />

Presse niemand die Wahrheit für sich gepachtet“<br />

habe und jeder für eigene Fehler im Ernstfall<br />

auch öffentlich geradestehen müsse. Wobei<br />

freiwillige Kontrolle allemal besser sei als<br />

unfreiwillige – etwa durch den Gesetzgeber.<br />

Pressefreiheit kann und muss auch unbequem<br />

sein, schreibt Köhler den Anwesenden ins Stammbuch.<br />

Dabei sei die grundgesetzlich garantierte<br />

Pressefreiheit kein persönliches Privileg der<br />

Journalisten. Auch der neue Pressekodex, der<br />

anlässlich des Jubiläums veröffentlicht wird,<br />

mache deutlich, dass nicht alles, was von Rechts<br />

wegen zulässig wäre, auch ethisch vertretbar<br />

ist. Hermann Neusser, Vorsitzender des Trägervereins<br />

und Verleger des Bonner „General-Anzeigers“,<br />

bestätigt in seiner Ansprache, dass die<br />

Pressefreiheit untrennbar mit Verantwortung verbunden<br />

sei. In der anschließenden Podiumsdiskussion<br />

über „die Presse zwischen Freiheit und<br />

Kontrolle“ finden die beiden Vertreter der journalistischen<br />

Seite, „<strong>Zeit</strong>“-Chefredakteur Giovanni<br />

di Lorenzo und „taz“-Chefredakteurin Bascha<br />

Mika, einiges an der aktuellen Selbstregulierung<br />

des Presserats zu kritisieren. Eine Forderung: Der<br />

Presserat müsse auch selbst Beschwerdeverfahren<br />

in Gang setzen. Dagegen warnt der Intendant<br />

des Südwestrundfunks, Peter Voß, vor wei-<br />

<strong>Zeit</strong>(<strong>ungs</strong>)<strong>geschehen</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007</strong><br />

Als eine „Erfolgsgeschichte“ würdigt Bundespräsident Horst Köhler die Arbeit des Deutschen Presserats. Das Selbstkontrollgremium<br />

feiert in Berlin sein 50-jähriges Bestehen.<br />

teren Kontrollinstanzen, da „in jedem derartigen<br />

Gremium die Möglichkeit des Missbrauchs“ liege.<br />

Der Sprecher des Presserats, Fried von Bismarck,<br />

zugleich Verlagsleiter des Spiegel-Verlags<br />

(Hamburg), merkt an, dass „wir Deutschen<br />

sehr dazu neigen, Verantwortung an Dritte zu<br />

delegieren“. Das Selbstkontrollgremium könne,<br />

verteidigt von Bismarck, nur das Bewusstsein<br />

wachhalten, dass es diese Regeln gibt“. Die einzige<br />

Möglichkeit, um Verstöße gegen den Pressekodex<br />

zu ahnden und für Qualität zu sorgen,<br />

sei „Öffentlichkeit“, bestätigt Bodo Hombach,<br />

Geschäftsführer der WAZ-Mediengruppe in Essen.<br />

Eine Alternative zum Presserat sehe er<br />

überhaupt nicht. Der Verfass<strong>ungs</strong>richter Udo Di<br />

17


<strong>Zeit</strong>ungen <strong>2007</strong><br />

Fabio warnt, dass es auf EU-Ebene – etwa durch<br />

die so genannte Co-Regulierung – den Wunsch<br />

nach einem starken Zugriff auf Selbstkontrollorgane<br />

gebe. So könne auch über die Selbstkontrolle<br />

zunehmend in nationale Presselandschaften<br />

eingegriffen werden.<br />

18<br />

22. November<br />

<strong>BDZV</strong>-Vertreter bei „Cicero“-Anhörung in<br />

Karlsruhe<br />

Der <strong>BDZV</strong> macht bei der Anhörung zur umstrittenen<br />

Razzia bei der <strong>Zeit</strong>schrift „Cicero“ in Karlsruhe<br />

deutlich, dass die journalistische Arbeit<br />

besser geschützt werden muss. Die <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger<br />

erwarteten ein Urteil, „das die Handl<strong>ungs</strong>möglichkeiten<br />

der Strafverfolg<strong>ungs</strong>behörden<br />

einengend interpretiert“, sagt <strong>BDZV</strong>-Justiziar<br />

Burkhard Schaffeld vor den Richtern des<br />

Bundesverfass<strong>ungs</strong>gerichts. Außerdem hofften<br />

die <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger, dass die Entscheidung zugleich<br />

auch ein deutliches Signal an die Politik<br />

bedeute, die Gesetzgebung entsprechend anzupassen.<br />

Es dürfe künftig nicht mehr <strong>geschehen</strong>,<br />

dass Journalisten, die über mögliche Vergehen<br />

oder Verfehlungen berichten, befürchten müssten,<br />

wegen der Beihilfe zum Verrat von Dienstgeheimnissen<br />

verfolgt zu werden.<br />

24. November<br />

Pressepost-Gebühren steigen um<br />

2,5 Prozent<br />

Der <strong>BDZV</strong> und die Deutsche Post AG einigen sich<br />

auf die Pressepost-Gebühren für <strong>2007</strong>. Danach<br />

werden die Preise für Postvertriebsstücke und<br />

Pressesendungen linear um 2,5 Prozent angehoben.<br />

Zur Ermittlung dieses Wertes wird die<br />

Rahmenvereinbahrung mit der Deutschen Post<br />

AG verwendet, wonach die Entgelte jeweils der<br />

zu erwartenden Inflationsrate angepasst werden.<br />

Der Preis des Zuschlags für das Schnellläufernetz<br />

(SLN) beträgt 4,50 Cent pro Auflagenstück.<br />

Unverändert bleiben die Grundentgelte<br />

für Haupt- und Unterausgaben sowie für Streifbandzeitungen.<br />

30. November<br />

Stalking-Bekämpf<strong>ungs</strong>gesetz:<br />

Journalisten unter Generalverdacht<br />

„Die berechtigten Interessen der Presse werden<br />

nicht berücksichtigt.“ Mit Kritik reagiert der <strong>BDZV</strong><br />

auf das in Berlin vom Bundestag verabschiedete<br />

Stalking-Bekämpf<strong>ungs</strong>gesetz. Der Gesetzestext<br />

enthalte keine eindeutige Ausnahmeregelung,<br />

dass Journalisten nicht unter dieses Gesetz<br />

fallen, bemängeln die <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger.<br />

Damit stünden Journalisten bei ihren Recherchen<br />

mit einem Bein im Gefängnis. Es sei der<br />

falsche Weg, die journalistische Recherche<br />

grundsätzlich unter den Generalverdacht des<br />

Stalkings zu stellen.<br />

12. Dezember<br />

Europäischer Gerichtshof weist Klage<br />

gegen Tabakwerberichtlinie ab<br />

Die Deutschen <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger sind tief enttäuscht<br />

über die Abweisung der Klage der Bundesregierung<br />

gegen die Tabakrichtlinie der Europäischen<br />

Union vor dem Europäischen Gerichtshof<br />

(EuGH). Mit diesem Urteil sei weiteren<br />

Werbeverboten Tür und Tor geöffnet – mit allen<br />

Konsequenzen im Medienmarkt, bedauert <strong>BDZV</strong>-<br />

Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff in Berlin.<br />

Ohne nachvollziehbare Begründung hätten die<br />

Richter die Behauptung der EU-Kommission be-<br />

stätigt, dass deutsche <strong>Zeit</strong>ungen zu Wettbewerbsverzerrungen<br />

beim grenzüberschreitenden<br />

Pressehandel beitrügen, wenn sie Tabakwerbung<br />

veröffentlichten. „Unsere <strong>Zeit</strong>ungen erscheinen<br />

lokal, regional und allenfalls national“,<br />

widerspricht Wolff. Deshalb sei die Behauptung,<br />

der Wettbewerb werde verzerrt, „völlig absurd“.<br />

Auch stehe die von Richtern für legitim erklärte<br />

Werbezensur im totalen Widerspruch mit dem<br />

Verständnis einer freien Kommunikation.<br />

15. Dezember<br />

Start der Imagekampagne:<br />

„Die <strong>Zeit</strong>ungen. Wer liest, versteht“<br />

„Nur wer <strong>Zeit</strong>ung liest, kann wirklich mitreden.<br />

Nur wer <strong>Zeit</strong>ung liest, kann mitentscheiden. Und<br />

wer es in dieser Gesellschaft zu etwas bringen<br />

will, muss <strong>Zeit</strong>ung lesen“, das erklärt <strong>BDZV</strong>-Präsident<br />

Helmut Heinen zum Start der großen<br />

Imagekampagne der <strong>Zeit</strong>ungen. In dem Claim<br />

zur Kampagne „Die <strong>Zeit</strong>ungen. Wer liest, versteht“<br />

fänden sich die einzigartigen Qualitäten<br />

des Mediums konzentriert, erläutert Heinen weiter.<br />

Die <strong>Zeit</strong>ungen vermittelten Wissen, Bildung<br />

und damit soziale Anerkennung und gesellschaftlichen<br />

Erfolg – daneben aber auch Spaß<br />

und Unterhaltung. Als Mein<strong>ungs</strong>- und Qualitätsmedium<br />

Nummer eins preist Michael Grabner,<br />

kooptiertes Mitglied des <strong>BDZV</strong>-Präsidiums und<br />

stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

der Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck<br />

in Stuttgart, die <strong>Zeit</strong>ung. Grabner hat gemeinsam<br />

mit Karlheinz Röthemeier, Vorsitzender des<br />

ZMG-Aufsichtsrats und <strong>BDZV</strong>-Vizepräsident, die<br />

Kampagne initiiert. Die <strong>Zeit</strong> sei reif für eine Kampagne<br />

der <strong>Zeit</strong>ungen. „In all dem elektronischen<br />

Geklingel ist unser Medium der Leuchtturm, der<br />

<strong>Zeit</strong>(<strong>ungs</strong>)<strong>geschehen</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007</strong><br />

Die neue Imagekampagne arbeitet mit Minigeschichten, die<br />

nur der Informierte für sich deuten kann: Die <strong>Zeit</strong>ungen. Wer<br />

liest, versteht.<br />

zuverlässig den Weg durch den Informationsnebel<br />

weist – heute, morgen, übermorgen“, so<br />

Grabner. Zunächst bis zum März <strong>2007</strong> und dann<br />

wieder ab Herbst <strong>2007</strong> werden Tageszeitungen<br />

und deren Anzeigenblätter Motive schalten. Auftraggeber<br />

der Kampagne sind der <strong>BDZV</strong> und die<br />

ZMG; die Kampagne stammt von der Werbeagentur<br />

Ogilvy in Frankfurt am Main und will mit<br />

Minigeschichten provozieren, die nur der Informierte<br />

für sich deuten kann. Gemeinsam mit<br />

Grabner und Röthemeier bilden Clemens Bauer,<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung der Rheinisch-Bergischen<br />

Verlagsgesellschaft (Düsseldorf),<br />

und Christian Nienhaus, Vorsitzender der<br />

Verlagsgeschäftsführung <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>gruppe „Bild“<br />

19


<strong>Zeit</strong>ungen <strong>2007</strong><br />

(Hamburg), den vom <strong>BDZV</strong>-Präsidium beauftragten<br />

Lenk<strong>ungs</strong>ausschuss für die <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>kampagne.<br />

20<br />

14. Dezember<br />

Jürgen Klaus Wessel gestorben<br />

Jürgen Klaus Wessel, Altverleger der „Lübecker<br />

Nachrichten“ und langjähriger Vorsitzender des<br />

Schleswig-Holsteinischen <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verlegerverbands,<br />

stirbt in seinem 84. Lebensjahr. Wessel<br />

stand von 1977 bis 1985 an der Spitze des<br />

zwischenzeitlich im Verband der <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verlage<br />

Norddeutschland aufgegangenen Schleswig-<br />

Holsteinischen <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verlegerverbands, gehörte<br />

sechs Jahre lang dem Deutschen Presserat<br />

an, förderte als stellvertretender Präsident<br />

des Kuratoriums der Akademie für Publizistik in<br />

Hamburg die Ausbildung des journalistischen<br />

Nachwuchses und war maßgeblich beteiligt an<br />

der Einführung und Gestaltung des privaten Rundfunks<br />

in Schleswig-Holstein. Wessels Verdienste<br />

um die Freiheit der Presse wurden mit dem<br />

Bundesverdienstkreuz gewürdigt.<br />

21. Dezember<br />

<strong>BDZV</strong> begrüßt stärkere Kontrolle für ARD<br />

und ZDF<br />

Deutschland hat den Forderungen der EU-Wettbewerbskommissarin<br />

Neelie Kroes nach mehr<br />

Transparenz und Finanzkontrolle bei ARD und<br />

ZDF nachgegeben. Entsprechende Vorgaben sollen<br />

binnen zwei Jahren im Rundfunkstaatsvertrag<br />

festgeschrieben werden. Der <strong>BDZV</strong> begrüßt<br />

diese Entscheidung. Die <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger haben<br />

seit Jahren beanstandet, dass sich die öffentlich-rechtlichen<br />

Rundfunkanstalten teilweise im<br />

kommerziellen Bereich betätigten und damit privatwirtschaftlich<br />

finanzierten Medien unfair Konkurrenz<br />

machten. Gemäß den Forderungen der<br />

EU-Wettbewerbskommissarin müssen neue Internetangebote<br />

oder Mobilfunkaktivitäten künftig<br />

von den Rundfunkräten genehmigt werden.<br />

Die Gremien müssen vor der Ausweitung des<br />

Angebots konkret prüfen, ob hierfür überhaupt<br />

Bedarf besteht. Dabei ist auch eine Verpflichtung<br />

von Konkurrenten vorgesehen. Schärfere<br />

Vorschriften für die Transparenz und Finanzkontrolle<br />

der Sender sollen eine Quersubventionierung<br />

kommerzieller Angebote durch Rundfunkgebühren<br />

verhindern. Dies sei ein „wichtiger erster<br />

Schritt“, erklärt der <strong>BDZV</strong>. Dem müssten nun<br />

in den Staatsverträgen Regelungen folgen, die<br />

künftig konkrete Begrenzungen der Aktivitäten<br />

der Rundfunkanstalten ermöglichten.<br />

16. Januar<br />

Karikaturenpreis der deutschen <strong>Zeit</strong>ungen<br />

an Burkhard Mohr<br />

Burkhard Mohr ist der Träger des mit 5.000 Euro<br />

dotierten Karikaturenpreises der deutschen <strong>Zeit</strong>ungen,<br />

den der <strong>BDZV</strong> zum 17. Mal ausgeschrieben<br />

hat. Die Auszeichnung wird anlässlich<br />

der Ausstellung „Rückblende <strong>2006</strong>“ in der rheinland-pfälzischen<br />

Landesvertretung in Berlin übergeben.<br />

Erfolgreich ist Mohr mit einer Karikatur<br />

für den Bonner „General-Anzeiger“. Platz zwei<br />

und 2.000 Euro gehen an Heiko Sakurai und die<br />

„Westdeutsche Allgemeine <strong>Zeit</strong>ung“ in Essen,<br />

dritter Preisträger (1.000 Euro) ist Andreas Prüstel<br />

mit einer im „Neuen Deutschland“ (Berlin) erschienenen<br />

Karikatur. Den Preis für die beste politische<br />

Fotografie des Jahres <strong>2006</strong> erhält An-<br />

dreas Rentz (Getty Images). Von Berlin aus wird<br />

die „Rückblende“ mit 50 Karikaturen und 100 Fotos<br />

auf Reisen nach Hamburg, Bonn, Brüssel,<br />

Leipzig, Trier und Mainz gehen.<br />

22. Januar<br />

Regelungen zur Vorratsdatenspeicherung<br />

gefährden Quellenschutz<br />

Der <strong>BDZV</strong> kritisiert Regelungen zur Vorratsdatenspeicherung,<br />

die Teil des Gesetzentwurfs zur<br />

Neuregelung der Kommunikationsüberwachung<br />

sind. Sollte der Entwurf Gesetz werden, würde<br />

<strong>Zeit</strong>(<strong>ungs</strong>)<strong>geschehen</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007</strong><br />

Siegreiche Karikaturisten bei der „Rückblende“ (v.l.n.r.): Andreas Prüstel, Burkhard Mohr und Heiko Sakurai, im Hintergrund links<br />

<strong>BDZV</strong>-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff.<br />

der Schutz journalistischer Quellen gefährdet und<br />

damit die Pressefreiheit im Kern beschädigt, erklärt<br />

der Verband. Zwar hätten die <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger<br />

großes Verständnis für Maßnahmen zur<br />

Bekämpfung von Kriminalität und Terror. Doch<br />

dürfe dies nicht zu einer Einschränkung der Pressefreiheit<br />

führen. Das geplante Gesetz soll Telekommunikationsunternehmen<br />

ab Herbst <strong>2007</strong><br />

verpflichten, Daten über die Kommunikation ihrer<br />

Kunden auf Vorrat zu speichern. In einer gemeinsamen<br />

Erklärung protestieren Medienverbände,<br />

darunter auch der <strong>BDZV</strong>, gegen diese<br />

Pläne.<br />

21


<strong>Zeit</strong>ungen <strong>2007</strong><br />

22<br />

24. Januar<br />

<strong>BDZV</strong> beteiligt sich an<br />

„Deutschland – Land der Ideen“<br />

Der <strong>BDZV</strong> beteiligt sich an der Initiative Deutschland<br />

– Land der Ideen GmbH. Die <strong>Zeit</strong>ungen sähen<br />

sich in einer besonderen gesellschaftlichen<br />

Mitverantwortung, sagt anlässlich der konstituierenden<br />

Sitzung des Präsidiums in Berlin Karl<br />

Hans Arnold, geschäftsführender Gesellschafter<br />

der Rheinisch-Bergischen Verlagsgesellschaft in<br />

Düsseldorf. Es seien oft die <strong>Zeit</strong>ungen, die das<br />

Miteinander, den Dialog der Gruppen in Gang<br />

setzten und die Veränderungen in Politik, Wirtschaft<br />

und Gesellschaft mit anschöben. Vorsitzender<br />

des Trägervereins für die Imagekampagne<br />

ist Jürgen Thumann, Präsident des Bundesverbands<br />

der Deutschen Industrie (BDI). Neben<br />

Karl Hans Arnold als Vertreter für den <strong>BDZV</strong> sind<br />

weitere Mitglieder des Präsidiums: Michael Glos,<br />

Bundesminister für Wirtschaft und Technologie;<br />

Frank-Walter Steinmeier, Außenminister der Bun-<br />

Es sind oft die <strong>Zeit</strong>ungen, die den Dialog der Gruppen in Gang setzen, sagt Karl Hans Arnold (r.), geschäftsführender Gesellschafter<br />

der Rheinisch-Bergischen Verlagsgesellschaft (Düsseldorf), anlässlich der konstituierenden Sitzung des Trägervereins<br />

für die Kampagne „Deutschland – Land der Ideen“.<br />

desrepublik Deutschland; Tessen von Heydebreck,<br />

Vorstandsmitglied der Deutschen Bank; sowie<br />

Wulf H. Bernotat, Vorstandsvorsitzender von EON.<br />

Die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“<br />

war 2005 im Vorfeld der Fußball-WM ins Leben<br />

gerufen worden mit dem Ziel, das Deutschlandbild<br />

im In- und Ausland zu verbessern.<br />

29. Januar<br />

Gebhard Ohnesorge 70<br />

Gebhard Ohnesorge, langjähriger Geschäftsführer<br />

des Verbands Hessischer <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger<br />

(VHZV), vollendet sein 70. Lebensjahr. Ohnesorge<br />

wurde 1969 alleiniger Geschäftsführer des<br />

Landesverbands, übernahm zwei Jahre später<br />

die Geschäftsführung der fiduziarischen Stiftung<br />

„Freiheit der Presse“, die den „Wächterpreis der<br />

Tagespresse“ vergibt, und wurde 1979 alleinvertret<strong>ungs</strong>berechtigter<br />

Geschäftsführer der<br />

Neuen Medien GmbH. Später übernahm er die<br />

alleinvertret<strong>ungs</strong>berechtigte Geschäftsführung<br />

der Firma Radio/Tele FFH GmbH & Co. Betriebs-<br />

KG im Auftrag der VHZV-Mitgliedsverlage und<br />

wirkte an der Verfassung des Hessischen Privatrundfunkgesetzes<br />

(1988) ebenso mit wie am<br />

Thüringischen Privatrundfunkgesetz (1991) und<br />

der Gründung und Lizenzierung der Rundfunkgesellschaft<br />

„Antenne Thüringen“. In Ohnesorges<br />

Ägide fiel auch der Umzug des VHZV 2001 nach<br />

Bad Vilbel in das neu errichtete Funkhaus des<br />

hessischen Privatsenders Radio FFH.<br />

5. Februar<br />

BGH erklärt heimliche<br />

Online-Durchsuchung für unzulässig<br />

Auf Zustimmung der <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger trifft die<br />

Entscheidung des Bundesgerichtshofs (BGH),<br />

<strong>Zeit</strong>(<strong>ungs</strong>)<strong>geschehen</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007</strong><br />

wonach heimliche Online-Durchsuchungen durch<br />

die Polizei unzulässig sind. Für die Medien bedeutet<br />

dies einen ersten Schritt hin zu einer Stärkung<br />

des Quellenschutzes und damit auch der<br />

Pressefreiheit insgesamt, erklärt der <strong>BDZV</strong> in<br />

Berlin. Dem müssten weitere folgen. Die <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger<br />

appellieren an die Bundesregierung,<br />

dieses Grundrecht umfassend zu beachten,<br />

wenn sie – wie der Bundesinnenminister<br />

bereits angekündigt hat – nun eine gesetzliche<br />

Grundlage für die heimliche Online-Durchsuchung<br />

schaffen will. Der BGH mache, so der <strong>BDZV</strong>, mit<br />

dieser Entscheidung einmal mehr deutlich, dass<br />

er gewillt sei, den Strafverfolg<strong>ungs</strong>behörden auf<br />

die Finger zu sehen, wenn es um mögliche Einschränkungen<br />

der Grundrechte der Bürger geht.<br />

6. Februar<br />

Spitzengespräch mit Staatsminister<br />

Neumann<br />

Die <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger und Kulturstaatsminister<br />

Bernd Neumann (CDU) sprechen sich gegen EU-<br />

Pläne zur Freigabe der Produktplatzierung im<br />

Fernsehen aus. Die Bestimmungen der EU-Fernsehrichtlinie<br />

zum so genannten Product-Placement<br />

sollten so wenig wie möglich liberalisiert<br />

werden. Darin sehen sich Neumann und <strong>BDZV</strong>-<br />

Präsident Helmut Heinen bei einem Gespräch in<br />

Berlin einig. Nach dem gegenwärtigen Stand der<br />

Verhandlungen in Brüssel sei sicher gestellt,<br />

dass weder die herkömmliche, noch die elektronische<br />

Presse von dem europäischen Regelwerk<br />

erfasst werde. Deshalb werde die vom <strong>BDZV</strong> befürchtete<br />

Überregulierung der Presse vermieden<br />

und die nationalen Regelungen würden beibehalten,<br />

meint der Kulturstaatsminister. <strong>BDZV</strong>-<br />

Präsident Heinen macht hingegen die Sorge der<br />

23


<strong>Zeit</strong>ungen <strong>2007</strong><br />

Das Thema Product-Placement steht im Mittelpunkt des Gesprächs von Staatsminister Bernd Neumann (l.) und <strong>BDZV</strong>-Präsident<br />

Helmut Heinen.<br />

<strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger deutlich, dass die bisher nur für<br />

den Rundfunk geltende Regulierung von Werbeinhalten<br />

auch auf audiovisuelle Dienste im Internet<br />

ausgedehnt werden soll.<br />

24<br />

27. Februar<br />

Nach „Cicero“-Urteil: <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger<br />

fordern neue gesetzliche Regelung<br />

Der <strong>BDZV</strong> begrüßt die Entscheidung des Bundesverfass<strong>ungs</strong>gerichts,<br />

wonach eine Razzia bei der<br />

<strong>Zeit</strong>schrift „Cicero“ 2005 die im Grundgesetz<br />

garantierte Pressefreiheit verletzt hat. Dies bestätige<br />

die <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger in ihrer von Anfang<br />

an geäußerten Überzeugung, dass die Strafverfolg<strong>ungs</strong>behörden<br />

in Potsdam zu unzulässigen<br />

Mitteln gegriffen hätten. Für die Medien bedeute<br />

das Urteil künftig besseren Schutz gegen polizeiliche<br />

Durchsuchungen. Dies sei ein weiterer<br />

Schritt zur Stärkung des Quellenschutzes und<br />

damit auch der Pressefreiheit, erklärt der <strong>BDZV</strong>.<br />

Nach Auffassung der <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger kommt<br />

es jetzt darauf an, dass nicht nur die Strafverfolg<strong>ungs</strong>behörden,<br />

sondern auch der Gesetzgeber<br />

den Spruch des höchsten Gerichts unverzüglich<br />

zur Grundlage ihres Handelns machen.<br />

„Wir erwarten von der Politik, dass die gesetzlichen<br />

Bestimmungen zum Schutz der Pressefreiheit<br />

im Sinne eines besseren Quellenschutzes<br />

klarer definiert werden“, sagt <strong>BDZV</strong>-Hauptgeschäftsführer<br />

Dietmar Wolff.<br />

28. Februar<br />

Symposium „Kinder und <strong>Zeit</strong>ung“<br />

Kinder können heute über mehr Medien verfügen<br />

als jede Generation vor ihnen. Wer sie für<br />

das <strong>Zeit</strong>unglesen gewinnen will, sollte früh an-<br />

fangen – und das funktioniert auch schon im Kindergarten.<br />

Obendrein lassen sich hier und in der<br />

Grundschule auch die Eltern einbinden, denn<br />

noch ist das Interesse an dem, was die Kinder<br />

erlernen, groß. Wer Lehrer vorab informiert, was<br />

am nächsten Tag für Kinder in der <strong>Zeit</strong>ung steht,<br />

hat gute Aussichten, dass das im Unterricht vorkommt<br />

– denn was könnte aktueller sein als die<br />

Tageszeitung? Und schließlich: Jedes Thema ist<br />

für Kinder geeignet, es gibt keine Tabus, solange<br />

gut und kindgerecht erklärt wird; Vorsicht ist<br />

jedoch bei Bildern geboten. Das sind nur einige<br />

Ergebnisse des zweiten Fachtags „Kinder und<br />

<strong>Zeit</strong>ung“, den der <strong>BDZV</strong> mit der ZV <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verlag<br />

Service GmbH in Berlin veranstaltet. Kinder<br />

hätten für <strong>Zeit</strong>ungen ganz neue Relevanz gewonnen,<br />

erklärt <strong>BDZV</strong>-Hauptgeschäftsführer<br />

Dietmar Wolff. Die lang gehegte Überzeugung,<br />

dass Jugendliche erst ab 14 Jahren an die <strong>Zeit</strong>ung<br />

herangeführt werden könnten, greife zu<br />

kurz. Vor rund 120 Verlegern, Chefredakteuren,<br />

<strong>Zeit</strong>(<strong>ungs</strong>)<strong>geschehen</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007</strong><br />

Journalisten und Medienmanagern aus Deutschland<br />

und Österreich werden zahlreiche Best-<br />

Practice-Beispiele aus Verlagen präsentiert,<br />

etwa das Projekt „<strong>Zeit</strong>ung im Kindergarten“ bei<br />

der „Frankfurter Rundschau“, die „Kinderzeitung“<br />

des „Hellweger Anzeigers“ in Unna; die täglichen<br />

Nachrichten der „Braunschweiger <strong>Zeit</strong>ung“ für<br />

Kinder mit zahlreichen Mitmach-Projekten oder<br />

die Kinder- und Jugendseite „Voll krass!“ beim<br />

„Südkurier“ in Konstanz mit zugehörigem Blog<br />

„Kalles Kuh“. Einen Blick über den Tellerrand erlauben<br />

„Deutschlandradio Kultur“ mit seiner Sendung<br />

„Kakadu“ und das Hamburger Monatsmagazin<br />

„GEOlino“. Wissenschaftlich unterfüttert<br />

werden die verschiedenen Befunde mit Untersuchungen<br />

von BIK-Marplan Intermedia, dem<br />

finnischen <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verlegerverband und einer<br />

Umfrage des <strong>BDZV</strong> unter Chefredakteuren, wonach<br />

immerhin 70 Prozent der <strong>Zeit</strong>ungen mittlerweile<br />

regelmäßig redaktionelle Angebote für<br />

Kinder machen. Zur Generalprobe wird der Fach-<br />

Beim „Hellweger Anzeiger“ in Unna gibt es täglich eine ganze Seite Nachrichten für Kinder. In Finnland werden bereits die Lehramtsanwärter<br />

mit einem eigenen Materialkoffer zum Thema <strong>Zeit</strong>ung ausgestattet. Das berichten „HA“-Verlagsleiter und -Chefredakteur<br />

Volker Stennei und Pirjo-Riitta Puro vom Finnischen <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verlegerverband.<br />

25


<strong>Zeit</strong>ungen <strong>2007</strong><br />

tag für die Deutsche Presse-Agentur, die hier<br />

erstmals einem großen Publikum ihr neues<br />

Nachrichtenangebot für junge Leser und Nutzer<br />

vorstellt. Offizieller Start ist der 1. April.<br />

26<br />

1. März<br />

Hermann Balle 70<br />

Hermann Balle, Verleger von „Straubinger Tagblatt“/„Landshuter<br />

<strong>Zeit</strong>ung“ und Vorsitzender des<br />

Verbands Bayerischer <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger (VBZV),<br />

vollendet sein 70. Lebensjahr. Balle trat 1963 in<br />

das niederbayrische Verlagshaus ein und war<br />

dort zunächst als Journalist und Verlagskaufmann<br />

tätig, seit 1980 steht er als Verleger und<br />

Herausgeber der <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>gruppe an der Spitze<br />

des Unternehmens. Über die Tätigkeit für das eigene<br />

Haus hinaus engagiert er sich seit vielen<br />

Jahren auch für die gemeinsamen Interessen<br />

der <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>branche. Seit 1995 ist der Verleger<br />

erster Vorsitzender des VBZV und gehört damit<br />

gleichzeitig dem Erweiterten Präsidium des<br />

<strong>BDZV</strong> an. Ferner war er langjähriges Mitglied im<br />

Aufsichtsrat der Deutschen Presse-Agentur. Im<br />

ZDF-Fernsehrat vertritt er die Position der <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger<br />

und setzt sich im Präsidium der<br />

Akademie der Bayerischen Presse für die Ausbildung<br />

des journalistischen Nachwuchses ein.<br />

6. März<br />

Unverständlich: Gerichte entscheiden über<br />

Relevanz von Fotos<br />

Mit Unverständnis reagiert der <strong>BDZV</strong> in Berlin<br />

auf die Entscheidung des Bundesgerichtshofs<br />

(BGH), wonach bei der Abbildung von Prominenten<br />

– so genannten absoluten Personen der<br />

<strong>Zeit</strong>geschichte – künftig der Informationswert<br />

der dazu gehörenden Berichterstattung eine Rol-<br />

le spielen soll. Bisher durften, wie das Bundesverfass<strong>ungs</strong>gericht<br />

zuletzt 1999 klargestellt hatte,<br />

auch ohne konkreten Anlass Fotos veröffentlicht<br />

werden. Damit würden die schädlichen<br />

Folgen des vom Europäischen Gerichtshof für<br />

Menschenrechte (EGMR) im Jahr 2004 gefällten<br />

und damals heftig umstrittenen „Caroline-<br />

Urteils“ deutlich sichtbar, kritisieren die <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger.<br />

Künftig müssten es, folge man<br />

der Logik des Gerichts, die Journalisten der<br />

Rechtsprechung überlassen, ob ein Foto „relevant“<br />

sei oder nicht. Auslöser der Entscheidung<br />

ist eine Klage von Prinzessin Caroline von Hannover<br />

gegen die Veröffentlichung von Fotos aus<br />

ihrem Urlaub. Nach den Worten des BGH musste<br />

wegen des Straßburger Urteils das Verhältnis<br />

zwischen Pressefreiheit und Privatsphäre in<br />

Deutschland neu austariert werden. Danach genießen<br />

künftig absolute Personen der <strong>Zeit</strong>geschichte,<br />

über die bisher auch ohne einen konkreten<br />

Anlass berichtet werden durfte, einen<br />

stärkeren Schutz gegen ungenehmigte Fotos.<br />

20. März<br />

Deutscher Werberat: Proteste wegen<br />

Frauenfeindlichkeit und Diskriminierung<br />

Frauenfeindlichkeit und Diskriminierung in der<br />

Werbung sind die mit Abstand wichtigsten Ursachen<br />

der Beschwerden beim Deutschen Werberat.<br />

Allein 490 der 1.116 Proteste hätten sich<br />

gegen die Eigenanzeige einer Programmzeitschrift<br />

gerichtet, auf der eine Afrikanerin in Traditionskleidung<br />

und einer so genannten Lippenplatte<br />

auf dem Schoß eines hellhäutigen Geschäftsmannes<br />

zu sehen war, teilt das Gremium<br />

in Berlin mit. Durch diese Form der Darstellung<br />

würden farbige Menschen als Leibeigene dis-<br />

kriminiert, hieß es in den Beschwerden. Auch<br />

die beiden vom Werberat ausgesprochenen öffentlichen<br />

Rügen betreffen die Darstellung von<br />

Frauen. Insgesamt beanstandete das Selbstkontrollgremium<br />

63 Werbemaßnahmen der Wirtschaft;<br />

in 61 Fällen stellten die Unternehmen sie<br />

daraufhin ein oder änderten sie ab. Das bedeute<br />

eine „Durchsetz<strong>ungs</strong>quote“ von 97 Prozent,<br />

erklärt der Vorsitzende des Werberats, Jürgen<br />

Schrader. Neben der Diskriminierung von Frauen<br />

(38 Prozent) würden vor allem Gewaltverherrlichung<br />

(elf Prozent) und Gefährdung von Kindern<br />

und Jugendlichen (acht Prozent) in Werbeaussagen<br />

kritisiert.<br />

20. März<br />

Podiumsdiskussion: Geplante Gesetze<br />

bedrohen den Quellenschutz<br />

„Wir wollen eine sichere Rechtsgrundlage schaffen“<br />

für die heimliche Online-Durchsuchung, erklärt<br />

Wolfgang Bosbach, stellvertretender Vorsitzender<br />

der CDU/CSU Fraktion im Bundestag,<br />

im Berliner Haus der Presse. Flüchtige Beweise<br />

im Internet müssten frühzeitig gesichert werden.<br />

Das sei der „Preis, den wir zu zahlen haben“ für<br />

die Sicherheit der Bürger. „Wir haben zu wenig<br />

Rechte bei der Kriminalitätsbekämpfung“, beklagt<br />

Jörg Ziercke, Präsident des Bundekriminalamts<br />

(BKA), bei der von <strong>BDZV</strong> und news aktuell veranstalteten<br />

Podiumsdiskussion zum Thema „Staat<br />

surft mit – Journalisten unter Generalverdacht?“.<br />

Nötig sei ein Eingriffsinstrumentarium, „das es<br />

uns erlaubt, auf jeden Fall individuell zu reagieren“.<br />

„Die Informanten werden Angst haben,<br />

aufgedeckt zu werden, und sich selbst nicht<br />

mehr melden“, befürchtet dagegen Stefan Geiger,<br />

politischer Korrespondent der „Stuttgarter<br />

<strong>Zeit</strong>(<strong>ungs</strong>)<strong>geschehen</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007</strong><br />

Streitlustig: Jörg Ziercke, Präsident des Bundeskriminalamts,<br />

und Moderator Wolfram Weimer, Chefredakteur des Magazins<br />

„Cicero“ (r.).<br />

<strong>Zeit</strong>ung“. Und Peter Schaar, Bundesbeauftragter<br />

für den Datenschutz und die Informationsfreiheit,<br />

warnt vor einer immer größeren Ausdehnung<br />

von „Überwachung“. Allein die Möglichkeit<br />

führe dazu, dass sich Menschen nicht<br />

mehr frei äußerten. Schaar und Geiger sind sich<br />

einig, dass „bei vielen Gesetzen, wo Antiterror<br />

drauf steht, andere Dinge mit verfolgt“ würden.<br />

Bestes Beispiel seien die Kontoabfragen durch<br />

das Finanzamt, die ursprünglich nur zur Verfolgung<br />

schwerer Vermögensdelikte gedacht waren.<br />

Aus dem Publikum hält Dieter Wiefelspütz,<br />

innenpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im<br />

Bundestag, dagegen: „Wir werden selbstverständlich<br />

die Online-Durchsuchung machen, wir<br />

brauchen das zwingend.“ Zwar sei er sehr dafür,<br />

die gesetzliche Hürde hoch anzusetzen,<br />

gleichwohl müssten die Behörden in der Lage<br />

sein, „Sauereien im Internet“ zu bekämpfen.<br />

21. März<br />

Joachim Sobotta 75<br />

Joachim Sobotta, fast drei Jahrzehnte lang Chefredakteur<br />

der „Rheinischen Post“ in Düsseldorf,<br />

vollendet sein 75. Lebensjahr. Sobotta gehörte<br />

dem Gesprächskreis Chefredakteure des <strong>BDZV</strong><br />

27


<strong>Zeit</strong>ungen <strong>2007</strong><br />

viele Jahre an und war Mitglied des Kuratoriums<br />

für den Theodor-Wolff-Preis. Der Journalist ist<br />

auch selbst Träger des renommierten Journalistenpreises<br />

der deutschen <strong>Zeit</strong>ung – Theodor-<br />

Wolff-Preis.<br />

28<br />

29./30. März<br />

Luxemburgs Premier Juncker beim<br />

Präsidientreffen<br />

Die wirtschaftliche Lage der Presse, Erwartungen<br />

junger Zielgruppen an die <strong>Zeit</strong>ung, Innovationen<br />

im redaktionellen Angebot und kreative<br />

Werbemöglichkeiten – Print wie Online – sowie<br />

aktuelle medienpolitische Herausforderungen<br />

stehen im Zentrum des Treffens der Präsidien<br />

der deutschsprachigen Verlegerverbände in Luxemburg.<br />

Als Gastredner nimmt der luxemburgische<br />

Premierminister Jean-Claude Juncker<br />

Stellung zu europapolitischen Themen. Während<br />

die <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger in dem anschließenden<br />

Mein<strong>ungs</strong>austausch Kritik an der Reglementier<strong>ungs</strong>politik<br />

der EU gegenüber der Presse äußern,<br />

bezieht Juncker bei den Themen Product-<br />

Placement und Werbeverbote keineswegs klar<br />

Position. Dafür wird er umso deutlicher bei anderen<br />

Fragen. Drängende Herausforderungen seien<br />

Energiepolitik, Klimaschutz und Verbrechensbekämpfung.<br />

In diesem Zusammenhang fordert<br />

Juncker die Medien auf, die Idee eines Vereinten<br />

Europas noch besser zu transportieren.<br />

17.-19. April<br />

<strong>BDZV</strong> in Brüssel:<br />

Lobby der freien Kommunikation<br />

Die deutschen <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger erwarten von<br />

der EU-Politik künftig einen größeren Respekt vor<br />

den Belangen der Presse und mehr Sensibilität<br />

Die wirtschaftliche Lage der Presse steht im Mittelpunkt des<br />

Präsidientreffens der deutschsprachigen Verlegerverbände.<br />

Luxemburgs Premier Jean-Claude Juncker begrüßt die Gäste.<br />

und Sachverstand im Umgang mit presserelevanten<br />

Themen. Diese Botschaft zieht sich wie<br />

ein roter Faden durch alle politischen Gespräche,<br />

die der <strong>BDZV</strong> mit EU-Kommissar Günter Verheugen,<br />

zahlreichen Abgeordneten aller Fraktionen<br />

des Europäischen Parlaments sowie Generaldirektor<br />

Claus Sørensen von der Generaldirektion<br />

Kommunikation bei der EU-Kommission<br />

führt. Die <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger tagen erstmals in<br />

Brüssel und veranstalten hier nicht nur das traditionelle<br />

jährliche Chefredakteursgespräch, sondern<br />

auch die Gremiensitzungen von Präsidium,<br />

Erweitertem Präsidium und Delegiertenversammlung.<br />

Rund 60 Verleger und 30 Chefredakteure<br />

aus ganz Deutschland nehmen teil. Valdo<br />

Lehari jun., Präsident des Europäischen <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verlegerverbands<br />

ENPA, beklagt bei dieser Ge-<br />

legenheit, dass die <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger von der EU<br />

als eine „unendlich belastbare“ Branche gesehen<br />

würden. Gleichzeitig genössen sie in Brüssel<br />

jedoch nicht den Stellenwert wie die scheinbar<br />

„modernere“ Internetwirtschaft oder die TV-<br />

Industrie. <strong>BDZV</strong>-Präsident Heinen warnt davor,<br />

das Urteil des Europäischen Gerichtshofs zum<br />

Tabakwerbeverbot als Einladung zu verstehen,<br />

auch Verbote und Restriktionen bei anderen Produkten<br />

– beispielsweise alkoholischen Getränken<br />

– zu verordnen. Wer die Werbung für ein<br />

Produkt verbiete und einschränke, der verbiete<br />

stets auch ein Stück Kommunikation. Anlässlich<br />

des Brüsseler Besuchs haben die Verleger oben-<br />

<strong>Zeit</strong>(<strong>ungs</strong>)<strong>geschehen</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007</strong><br />

Die Medienordnung der Zukunft muss jetzt geschaffen werden, sagt Generaldirektor Claus Sørensen (2.v.l.) von der EU-Generaldirektion<br />

Kommunikation anlässlich eines Empfangs der Vertretung des Landes Bayern in der EU für die Mitglieder der <strong>BDZV</strong>-<br />

Delegiertenversammlung.<br />

drein Gelegenheit, unter der kundigen Führung<br />

von Michl Ebner, Bozener Verleger und Mitglied<br />

des Europäischen Parlaments, das Parlamentsgebäude<br />

in Brüssel zu besichtigen.<br />

19. April<br />

Ausstellung „In guter Gesellschaft.<br />

Aus dem Leben einer <strong>Zeit</strong>ung“<br />

Anlässlich der ersten Tagung des <strong>BDZV</strong> in Brüssel<br />

wird in der Vertretung des Landes Baden-<br />

Württemberg bei der EU die Ausstellung „In guter<br />

Gesellschaft. Aus dem Leben einer <strong>Zeit</strong>ung“<br />

eröffnet. Sie ist im Herbst <strong>2007</strong> in Berlin zu sehen<br />

und soll danach auf Reisen gehen.<br />

29


<strong>Zeit</strong>ungen <strong>2007</strong><br />

Ausstell<strong>ungs</strong>eröffnung in Brüssel: Wer <strong>Zeit</strong>ung liest, befindet sich auf alle Fälle in guter Gesellschaft.<br />

30<br />

25. April<br />

Ausgezeichnet! Wolfgang Büscher liest im<br />

Haus der Presse<br />

„Ausgezeichnet! Journalisten lesen und erzählen“<br />

heißt eine neue Veranstalt<strong>ungs</strong>reihe, die der<br />

<strong>BDZV</strong> in loser Folge im Berliner Haus der Presse<br />

anbietet. Hier lesen Träger des Journalistenpreises<br />

der deutschen <strong>Zeit</strong>ungen – Theodor-<br />

Wolff-Preis, die auch als Buchautoren hervorgetreten<br />

sind, vor geladenem Publikum aus ihren<br />

Werken. Den Anfang macht Wolfgang Büscher<br />

(Preisträger 2002) mit „Berlin – Moskau. Eine<br />

Reise zu Fuß“.<br />

82 Tage war Wolfgang Büscher zu Fuß von Berlin nach Moskau<br />

unterwegs, überwand 1.800 Kilometer und vier Grenzen.<br />

27. April<br />

Bundeskanzlerin beim <strong>BDZV</strong>-Empfang für<br />

Alfred Neven DuMont<br />

Vor einer um sich greifenden Gedankenlosigkeit<br />

in Teilen der Politik und in Behörden, wenn es<br />

darum gehe, die Strafverfolg<strong>ungs</strong>interessen des<br />

Staates und den Bestand der Pressefreiheit<br />

gegeneinander abzuwägen, warnt <strong>BDZV</strong>-Präsident<br />

Helmut Heinen. Die Presse fordere keine<br />

sachfremden Privilegien und schon gar keine<br />

rechtsfreien Räume, versichert Heinen anlässlich<br />

des Geburtstagsempfangs des <strong>BDZV</strong> für den<br />

Kölner Verleger Professor Alfred Neven DuMont,<br />

zugleich Ehrenmitglied im Präsidium. Kernaufgabe<br />

der Redaktionen sei es jedoch, die Arbeit<br />

<strong>Zeit</strong>(<strong>ungs</strong>)<strong>geschehen</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007</strong><br />

staatlicher wie nichtstaatlicher Institutionen zu<br />

kontrollieren und eventuelles Fehlverhalten aufzudecken.<br />

„Wer das Vertrauen unserer Informanten<br />

in die Verschwiegenheit unserer Mitarbeiter<br />

gefährdet, zerstört unsere Arbeitsgrundlage“,<br />

warnt der <strong>BDZV</strong>-Präsident. Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel würdigt den Jubilar als eine der<br />

bedeutendsten Persönlichkeiten der deutschen<br />

Medienlandschaft. Neven DuMont habe sich in<br />

seinen Blättern stets für Liberalität, Unabhängigkeit<br />

und Sprachkultur eingesetzt. Er sei ein<br />

„politischer Verleger“, der mit seiner Meinung<br />

nicht hinter den Berg halte. Alfred Neven Du-<br />

Mont seinerseits nutzt die Gelegenheit und geht<br />

wie zuvor schon Heinen auf das Thema Pressefusionskontrolle<br />

ein. Er fordert ein neues Kar-<br />

Geburtstagsempfang des <strong>BDZV</strong> für Alfred Neven DuMont, hier mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und <strong>BDZV</strong>-Präsident Helmut<br />

Heinen (r.).<br />

31


<strong>Zeit</strong>ungen <strong>2007</strong><br />

tellrecht, um die Fusion von <strong>Zeit</strong>ungen zu erleichtern.<br />

Alfred Neven DuMont, Ehrenmitglied<br />

des <strong>BDZV</strong>-Präsidiums und Herausgeber der <strong>Zeit</strong>ungen<br />

„Kölner Stadt-Anzeiger“, „Express“,<br />

Mitteldeutsche <strong>Zeit</strong>ung“, Halle, und „Frankfurter<br />

Rundschau“, hatte am 29. März <strong>2007</strong> sein 80.<br />

Lebensjahr vollendet.<br />

32<br />

3. Mai<br />

Internationaler Tag der Pressefreiheit<br />

Der <strong>BDZV</strong> wirft Politikern und Behörden angesichts<br />

der geplanten Sicherheitsgesetze einen<br />

leichtfertigen Umgang mit der Pressefreiheit vor.<br />

Deutschland gehöre weltweit zu den „erschreckend<br />

wenigen“ Ländern mit Pressefreiheit. Es<br />

sei zwar notwendig, den Terrorismus zu bekämpfen,<br />

gleichwohl brauche die Presse „verlässliche<br />

Rahmenbedingungen“, sagt <strong>BDZV</strong>-Präsident<br />

Helmut Heinen in einem Interview mit der<br />

Deutschen Presse-Agentur zum Internationalen<br />

Tag der Pressefreiheit. Als eine weitere Gefährdung<br />

der Pressefreiheit benennt Heinen die von<br />

der EU-Kommission geplante Erlaubnis von Produktplatzierung<br />

im Fernsehen. Die Grenze von<br />

Werbung und redaktionellem Inhalt drohe dabei<br />

zu verschwinden. Bei den <strong>Zeit</strong>ungen gebe es<br />

eine klare Trennung, betont der <strong>BDZV</strong>-Präsident.<br />

8./9. Mai<br />

Medientreffpunkt Mitteldeutschland:<br />

Qualität, Glaubwürdigkeit, Professionalität<br />

Qualität, Glaubwürdigkeit, Professionalität – diese<br />

Begriffe ziehen sich wie Wegmarken durch<br />

die vom <strong>BDZV</strong> mit veranstalteten Expertenrunden<br />

beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland<br />

in Leipzig. <strong>BDZV</strong>-Präsident Heinen hebt die Stärken<br />

der <strong>Zeit</strong>ung im Leser- und Anzeigenmarkt<br />

hervor, ohne dabei zu verhehlen, dass jüngere<br />

Die Redaktionen müssen gut ausgestattet werden, das bestätigen im Streitgespräch (v.r.n.l.): Jens Berendsen, Klaus Josef Lutz,<br />

Wolfgang Kenntemich (Moderator), Ulrich Lingnau und Helmut Heinen.<br />

Zielgruppen zunehmend schwieriger mit der gedruckten<br />

<strong>Zeit</strong>ung erreicht werden könnten.<br />

Umso wichtiger seien die vielfältigen Online-Aktivitäten<br />

der Verlage. Probleme bereite die zunehmende<br />

„Gratis-Mentalität“ bei den Medienkonsumenten.<br />

Wie nie zuvor seien die <strong>Zeit</strong>ungen<br />

deshalb gefordert, ihren Lesern höchste<br />

Qualität zu bieten. Dem pflichtet auch Jens Berendsen,<br />

Geschäftsführer der Deutschen Druckund<br />

Verlagsgesellschaft mbH (Hamburg), bei.<br />

Jeder Qualitätsverlust müsse vermieden werden;<br />

deshalb müssten vor allem die Redaktionen<br />

gut ausgestattet sein. Der Geschäftsführer<br />

des Süddeutschen Verlags (München), Klaus<br />

Josef Lutz, stellt fest: „Wir sind bewusst teuer.<br />

Geiz-ist-geil-Mentalität gibt es bei uns nicht.“<br />

Wie mutige Investitionen und Kreativität zu neuen<br />

Umsätzen führen, dokumentiert der Geschäftsführer<br />

des <strong>Zeit</strong>-Verlags (Hamburg), Rainer<br />

Esser. Dass Print auch bei der Axel Springer<br />

AG die „stabile Größe“ bleibe, bestätigt der Geschäftsführer<br />

der <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>gruppe Welt/Berliner<br />

Morgenpost, Ulrich Lingnau. Gleichwohl liege<br />

der langfristige Erfolg in einer Kombinationsstrategie<br />

von Print, Online und Mobil mit der klaren<br />

strategischen Ausrichtung „online first!“.<br />

Aufbruchstimmung macht sich in der Podiumsrunde<br />

„Online – Wer wird Leitmedium?“ breit.<br />

Alle am Podium Versammelten sind sich einig,<br />

dass online die gleichen journalistischen Qualitätskriterien<br />

gelten müssen wie bei den gedruckten<br />

Stammmarken. Auch die Trennung von<br />

Werbung und redaktionellem Inhalt dürfe nicht<br />

aufgeweicht werden. Es diskutieren: Hans-Jürgen<br />

Jakobs (sueddeutsche.de), Mathias Müller<br />

von Blumencron (Spiegel-Online), Holger Herzberg<br />

(lvz-online.de) und Jörg Sadrozinski (tagesschau.de).<br />

<strong>Zeit</strong>(<strong>ungs</strong>)<strong>geschehen</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007</strong><br />

15. Mai<br />

Jury entscheidet über Theodor-Wolff-Preis<br />

Für hervorragende journalistische Leistungen in<br />

der politischen Tages- und Wochenpresse werden<br />

in Berlin sechs Journalisten mit dem Journalistenpreis<br />

der deutschen <strong>Zeit</strong>ungen – Theodor-Wolff-Preis<br />

ausgezeichnet. Die mit 6.000<br />

Euro dotierte Würdigung in der Kategorie „Allgemeines“<br />

erhalten Sebastian Glubrecht („Süddeutsche<br />

<strong>Zeit</strong>ung“, München) und Astrid Geisler<br />

(„taz – die tageszeitung“, Berlin). Die ebenfalls<br />

mit 6.000 Euro dotierte Auszeichnung in der Kategorie<br />

„Leitartikel/Kommentar/Essay“ geht an<br />

Nikolaus Blome („Die Welt“, Berlin). In der Kategorie<br />

„Lokales“ erhalten den Preis Christoph<br />

Wöhrle („Berliner Morgenpost“) und Marlon<br />

Gego („Aachener <strong>Zeit</strong>ung“/„Aachener Nachrichten“).<br />

Die Würdigung für das Lebenswerk erhält<br />

Sibylle Krause-Burger („Stuttgarter <strong>Zeit</strong>ung“<br />

und andere). Die Preise werden bei einem Festakt<br />

am 5. September <strong>2007</strong> in Berlin überreicht.<br />

25. Mai<br />

EU-Fernsehrichtlinie:<br />

Medienpolitischer Sündenfall!<br />

Der <strong>BDZV</strong> fordert eine gesetzliche Regelung, wonach<br />

Product-Placement in Deutschland auch<br />

künftig verboten bleiben soll. Nach der Verabschiedung<br />

der neuen EU-Fernsehrichtlinie seien<br />

jetzt die Bundesländer gefordert, den „medienpolitischen<br />

Sündenfall“, nämlich die Vermischung<br />

von Werbung und redaktionellen Inhalten, zu verhindern.<br />

Nur so könnten Unabhängigkeit und<br />

Glaubwürdigkeit in Deutschland gewährleistet<br />

bleiben, machen die <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger deutlich.<br />

Gleichzeitig begrüßt der <strong>BDZV</strong> die in der neuen<br />

Fernsehrichtlinie verankerte Klarstellung, dass<br />

33


<strong>Zeit</strong>ungen <strong>2007</strong><br />

die elektronische Presse nicht in den Anwend<strong>ungs</strong>bereich<br />

der Richtlinie falle. Damit werde<br />

anerkannt, dass eine Übertragung der restriktiven<br />

Rundfunkregulierung auf das Internet nicht<br />

geeignet sei, den Besonderheiten dieses neuen<br />

Medienvertriebswegs gerecht zu werden.<br />

30. Mai<br />

Kay E. Sattelmair 70<br />

Kay E. Sattelmair, mehr als 30 Jahre lang für die<br />

Axel Springer AG als Journalist und Manager tätig,<br />

vollendet sein 70. Lebensjahr. Über das Engagement<br />

für das eigene Unternehmen hinaus<br />

vertrat Sattelmair die Interessen der deutschen<br />

<strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger unter anderem seit 1996 als<br />

Vorsitzender des <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verlegerverbands Hamburg.<br />

2002 wurde er in das Präsidium des <strong>BDZV</strong><br />

kooptiert und von 2004 bis <strong>2006</strong> zum stellvertretenden<br />

Präsidenten gewählt. Seit 1995 gehört<br />

Sattelmair als Vertreter der <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger<br />

dem Deutschen Presserat an, davon drei<br />

Jahre lang als Sprecher.<br />

7. Juni<br />

<strong>BDZV</strong>-Präsident spricht beim 31.<br />

Deutschen Evangelischen Kirchentag<br />

Die klassischen Medien – wie <strong>Zeit</strong>ung, <strong>Zeit</strong>schrift,<br />

Buch, Fernsehen und Radio – sind in einer<br />

immer stärker individualisierten und zersplitterten<br />

Kommunikationskultur die Garanten<br />

für publizistische Qualität, sagt <strong>BDZV</strong>-Präsident<br />

Helmut Heinen beim 31. Deutschen Evangelischen<br />

Kirchentag in Köln. „Es geht um Glaubwürdigkeit,<br />

um Wahrhaftigkeit, um Kompetenz<br />

und um Verantwortung.“ Die Zahl der Medienangebote<br />

und auch die der Medienanbieter werde<br />

in Zukunft weiter steigen. Größer werde vor<br />

allem auch „die Zahl der journalistisch schlichtesten<br />

Angebote“. Das Gebot der Trennung von<br />

Inhalten und werblicher Kommunikation werde<br />

viele neue Anbieter nicht interessieren, prognostiziert<br />

der <strong>BDZV</strong>-Präsident. Zur Glaubwürdigkeit<br />

gehöre jedoch, dass das Trenn<strong>ungs</strong>gebot<br />

von Werbung und redaktionellem Inhalt nicht<br />

angetastet werde. „Jede Form von Schleichwerbung<br />

untergräbt das Vertrauen des Publikums<br />

in unsere Arbeit“, so Heinen.<br />

12./13. Juni<br />

Multimedia-Konferenz: <strong>Zeit</strong>ung online <strong>2007</strong><br />

Mehr als 220 Teilnehmer – und damit neuen Rekord<br />

– zählt die <strong>Zeit</strong>ung-online-Konferenz von<br />

<strong>BDZV</strong> und Ifra in Potsdam. Im Mittelpunkt stehen<br />

der Erfahr<strong>ungs</strong>austausch rund um Communitys,<br />

nutzergenerierte Inhalte und Web-TV.<br />

„Überdenken Sie nicht alles. Probieren Sie etwas<br />

aus“, rät Logan Molen, Vice President/<br />

Interactive Media bei „The Bakersfield Californian“.<br />

<strong>BDZV</strong>-Vizepräsident Richard Rebmann, Verleger<br />

des „Schwarzwälder Boten“ (Oberndorf),<br />

betont: „Es ist ein existenzielles Muss, neue Kanäle<br />

für unsere Dienstleistungen und Werbung<br />

zu entwickeln.“ Für den Bereich Lokale Suche<br />

sollen die Verlage ein flächendeckendes Angebot<br />

entwickeln. Auch im Web-TV böten sich<br />

Chancen durch ein gemeinsames Vermarkt<strong>ungs</strong>modell.<br />

Ifra-Präsident Horst Pirker prognostiziert,<br />

dass im „Multiplattform-Unternehmen Verlag“<br />

das Papier womöglich noch sehr lange <strong>Zeit</strong> die<br />

wichtigste Plattform bleiben werde. Zur Einstimmung<br />

auf das veränderte Mediennutz<strong>ungs</strong>verhalten<br />

im digitalen <strong>Zeit</strong>alter legt Stephan<br />

Grünewald, Geschäftsführer des rheingold Instituts<br />

für Kultur-, Markt- und Medienforschung aus<br />

<strong>BDZV</strong>-Vizepräsident Richard Rebmann im Gespräch mit Moderatorin Heide Orlich (Ifra).<br />

Köln, „Deutschland auf die Couch“. Seinen Forsch<strong>ungs</strong>ergebnissen<br />

zufolge hängen die Menschen<br />

heute in einem „Zustand bewegter Erstarrung“<br />

im Hamsterrad des Alltags fest und<br />

mühen sich, verschiedensten Idealen gleichzeitig<br />

gerecht zu werden.<br />

<strong>Zeit</strong>(<strong>ungs</strong>)<strong>geschehen</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007</strong><br />

34 35<br />

14. Juni<br />

„Hambacher Appell“<br />

„Es gehört zum Selbstverständnis der Journalistinnen<br />

und Journalisten, Verlegerinnen und<br />

Verleger in Deutschland, dass sie die Pressefreiheit<br />

mutig wahrnehmen. Wann immer es das<br />

öffentliche Informationsinteresse erfordert, sollten<br />

dabei alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft<br />

werden.“ So lautet die Kernaussage des<br />

„Hambacher Appells“, den <strong>BDZV</strong>-Präsident Helmut<br />

Heinen und der Bundesvorsitzende des<br />

Deutschen Journalisten-Verbands, Michael Kon-<br />

ken, auf dem Hambacher Schloss unterzeichnen.<br />

Der „Hambacher Appell“ rückt die Bedeutung<br />

der Pressefreiheit für Staat und Gesellschaft<br />

<strong>BDZV</strong>-Präsident Helmut Heinen und der Bundesvorsitzende<br />

des Deutschen Journalisten-Verbands, Michael Konken (l.).


<strong>Zeit</strong>ungen <strong>2007</strong><br />

in den Mittelpunkt und stellt konkrete Forderungen<br />

auf. Dazu gehört die Wahrnehmung der<br />

Pressefreiheit durch die Medien ebenso wie die<br />

Forderung an den Gesetzgeber, den Informantenschutz<br />

zu gewährleisten.<br />

36<br />

15. Juni<br />

<strong>BDZV</strong>-Sonderpreis für crossmediale<br />

Schülerzeit<strong>ungs</strong>ausgabe<br />

Durch die Vernetzung von Print und Online können<br />

Schülerzeitungen zu einem noch größeren<br />

Forum an den Schulen werden, sagt <strong>BDZV</strong>-Präsident<br />

Helmut Heinen anlässlich der Preisverleihung<br />

beim bundesweiten Schülerzeit<strong>ungs</strong>wettbewerb<br />

in Berlin. Der <strong>BDZV</strong> hat in diesem Jahr<br />

zum ersten Mal einen Sonderpreis für eine Schülerzeitung<br />

ausgelobt, die „ihre Printausgabe in<br />

herausragender Weise mit den Möglichkeiten<br />

des Internets verbindet“. Die <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger<br />

wollen damit dokumentieren, sagt Heinen, dass<br />

die aktuellen Herausforderungen für die klassische<br />

Presse erst recht für Schülerzeitungen gelten.<br />

„Wer heute junge Leute erreichen will,<br />

kommt am Internet nicht vorbei.“ Gewinner des<br />

Sonderpreises ist das Oberland-Gymnasium Seifhennersdorf<br />

in Sachsen mit „Wooling“. Schirmherr<br />

des Schülerzeit<strong>ungs</strong>wettbewerbs ist der<br />

Bundespräsident.<br />

19. Juni<br />

Medienforum NRW:<br />

Aufbruch in neue <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>welten<br />

Die <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verlage sehen in einer multimedialen<br />

Ausweitung ihrer Aktivitäten eine gute Chance<br />

<strong>BDZV</strong>-Präsident Helmut Heinen (2.v.r.) beglückwünscht die Preisträger vom Oberland-Gymnasium in Seifhennersdorf (2.u.3.v.l.)<br />

mit ihrer crossmedialen Schülerzeitung „Wooling“.<br />

für die digitale Zukunft. Beim internationalen<br />

Printkongress von <strong>BDZV</strong> und <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger<br />

Verband Nordrhein-Westfalen (ZVNRW) diskutieren<br />

Verleger und Manager im Rahmen des<br />

Medienforums NRW in Köln über den „Aufbruch<br />

in neue <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>welten“. Dabei erinnert der<br />

ZVNRW-Vorsitzende Clemens Bauer an die Situation<br />

vor einigen Jahren, als etwa ein Drittel<br />

der Anzeigenerlöse wegbrach. Inzwischen hätten<br />

die Verlage diese zunächst negative Entwicklung<br />

als Chance begriffen und neue Geschäftsmodelle<br />

und Medienstrategien entwickelt. „Wir haben<br />

da Erfolg, wo wir als Medienprofis handeln“, versichert<br />

Bauer, zugleich Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

der Mediengruppe Rheinische<br />

Post in Düsseldorf. Über die Entwicklung des rei-<br />

<strong>Zeit</strong>(<strong>ungs</strong>)<strong>geschehen</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007</strong><br />

nen <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verlags Schibsted zu einem internationalen<br />

Konzern binnen zehn Jahren berichtet<br />

Robert Steen, Manager beim norwegischen<br />

Medienhaus Schibsted. Heute erwirtschafte das<br />

Unternehmen 53 Prozent seines Gewinns mit digitalen<br />

Angeboten. Durch Konzentration auf die<br />

eigenen Stärken habe Schibsted Anzeigen- und<br />

Leserverluste der Printausgaben durch Zugewinne<br />

im Online-Bereich mehr als ausgeglichen.<br />

Für die WAZ-Gruppe (Essen) wendet sich Stephan<br />

Holthoff-Pförtner, der die Gesellschaftergruppe<br />

Funke vertritt, gegen das von einigen Verlagen<br />

propagierte Motto „online first!“, demzufolge alle<br />

Inhalte zuerst ins Netz gestellt werden. Das Motto<br />

müsse vielmehr lauten: „Journalismus first!“.<br />

Günter Thiel, der als Geschäftsführer der PIN<br />

„Wir haben da Erfolg, wo wir als Medienprofis handeln“, sagen die <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger beim Medienforum NRW in Köln. Unser Foto<br />

zeigt v.l.n.r. Günter Thiel, Clemens Bauer, Robert Steen, Werner Lauff (Moderator), Niels Dörje und Stephan Holthoff-Pförtner.<br />

37


<strong>Zeit</strong>ungen <strong>2007</strong><br />

Group AG der Deutschen Post AG Paroli bietet,<br />

appelliert gemeinsam mit Bauer an die politisch<br />

Verantwortlichen, den freien Wettbewerb im<br />

Briefmarkt endlich unter fairen Bedingungen zuzulassen.<br />

„Unsere Verlage haben tausende von<br />

neuen Arbeitsplätzen geschaffen, zu guten finanziellen<br />

Bedingungen, und wir werden trotzdem<br />

von einer seltsamen Allianz aus ver.di und<br />

Postvorstand diskriminiert“, kritisieren beide. Ein<br />

interessantes neues Geschäftsfeld in der digitalen<br />

Welt wird auch der Ausbau der Suchfunktionen<br />

auf lokale Inhalte sein. Große Portale wie<br />

Google gelten hier als Vorbild, Konkurrent und<br />

potenzieller Kooperationspartner. Niels Dörje,<br />

Leiter Partnerships Google Nordeuropa, zeigt in<br />

Köln die verschiedenen Möglichkeiten auf, wie<br />

<strong>Zeit</strong>ungen als Partner von Google ihre Produkte<br />

optimieren könnten.<br />

Der ungehinderte Zugang zu neuen Geschäftsfeldern<br />

für die <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verlage ist immer wieder<br />

Thema des internationalen Printkongresses. So<br />

weist Clemens Bauer bereits in seiner Keynote<br />

darauf hin, dass die beengten Expansionsmöglichkeiten<br />

der Verlage vor allem wegen der<br />

Pressefusionskontrolle und dem Medienrecht<br />

der Länder „in krassem Gegensatz zur gigantischen<br />

Medienmacht von Unternehmen stehen,<br />

die regionalen Märkte für sich entdecken und die<br />

Inhalte der <strong>Zeit</strong>ungen ausplündern“. Dagegen<br />

versichert die nordrhein-westfälische Wirtschaftsministerin<br />

Christa Thoben, dass ihr Ministerium<br />

an den Rahmenbedingungen mitwirken<br />

wolle, damit auch in Zukunft <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verlage<br />

Zugang zu neuen Geschäftsfeldern erhalten.<br />

Beim anschließenden <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>panel zum Thema<br />

„Kinder und <strong>Zeit</strong>ung“ diskutieren Pädagogen<br />

und Verlagsmanager mit Lehrern und Schülern<br />

38<br />

beispielhafte <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>projekte für Kinder und Jugendliche<br />

in Nordrhein-Westfalen. Am Podium:<br />

ZVNRW-Geschäftsführer Udo Becker („<strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong><br />

<strong>Zeit</strong>“), Harald Heuer (Leiter der WAZ-Leseförder<strong>ungs</strong>projekte<br />

ZEUS), Anke Pidun („<strong>Zeit</strong>ung im<br />

Kindergarten“), Professor Dr. Günther Rager<br />

(Universität Dortmund) und Volker Stennei („Kinder-<strong>Zeit</strong>ung“<br />

beim „Hellweger Anzeiger“ in Unna).<br />

20. Juni<br />

Spitzengespräch mit Arbeitsminister Franz<br />

Müntefering<br />

Die Bundesregierung soll die Liberalisierung des<br />

Briefmarktes zum 1. Januar 2008 umsetzen und<br />

für faire Wettbewerbsbedingungen sorgen. Das<br />

fordert <strong>BDZV</strong>-Präsident Helmut Heinen in einem<br />

Gespräch mit dem Vizekanzler und Minister für<br />

Arbeit und Soziales, Franz Müntefering, in Berlin.<br />

Nach Angaben der Bundesnetzagentur haben<br />

die privaten Briefdienste in Deutschland bereits<br />

46.000 neue Arbeitsplätze geschaffen, und<br />

es sei zu erwarten, dass viele weitere folgen.<br />

Heinen und der Vorsitzende der <strong>BDZV</strong>-Arbeitsgruppe<br />

Brief/Post, Karsten Böhrs, weisen darauf<br />

hin, dass weiter investiert werde. Voraussetzung<br />

hierfür sei jedoch, dass der Gesetzgeber die Liberalisierung<br />

nicht mehr in Frage stelle und die<br />

steuerliche Ungleichbehandlung ab dem Jahr<br />

2008 abgeschafft werde.<br />

3. Juli<br />

Jahrespressekonferenz:<br />

<strong>Zeit</strong>ungen profitieren vom Aufschwung<br />

<strong>2006</strong> konnten die Tageszeitungen ihre Umsätze<br />

im Vergleich zum Vorjahr um 1,2 Prozent steigern.<br />

Das Anzeigen- und Beilagengeschäft wuchs<br />

um 1,3 Prozent, die Vertriebsumsätze stiegen um<br />

<strong>Zeit</strong>(<strong>ungs</strong>)<strong>geschehen</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007</strong><br />

Um die baldige Liberalisierung des Briefmarktes geht es im Gespräch mit dem Vizekanzler und Minister für Arbeit und Soziales, Franz<br />

Müntefering, hier mit <strong>BDZV</strong>-Präsident Helmut Heinen (r.) und dem Vorsitzenden der Arbeitsgruppe Brief/Post, Karsten Böhrs (l.).<br />

Jahrespressekonferenz des <strong>BDZV</strong>: <strong>2006</strong> konnten die <strong>Zeit</strong>ungen ihre Umsätze um 1,2 Prozent steigern. Hier v.l.n.r. Dietmar Wolff,<br />

Hans-Joachim Fuhrmann und Jörg Laskowski.<br />

39


<strong>Zeit</strong>ungen <strong>2007</strong><br />

1,1 Prozent. „Die deutschen <strong>Zeit</strong>ungen profitieren<br />

vom wirtschaftlichen Aufschwung“, erklärt<br />

dazu <strong>BDZV</strong>-Hauptgeschäftsführer Dietmar Wolff<br />

in Berlin. Für das leichte Wachstum bei den Anzeigen<br />

sei vor allem der Stellenmarkt verantwortlich.<br />

Allerdings bewege sich die Branche bei<br />

den Umsätzen weiterhin auf dem Niveau von<br />

Mitte der 90er Jahre. Als Qualitäts- und Massenmedium<br />

wie als Werbeträger habe die <strong>Zeit</strong>ung<br />

unangefochten die Spitzenposition. Allerdings<br />

sei das Wettbewerbsumfeld schwieriger<br />

und komplexer geworden. Umso wichtiger sei<br />

es, so Wolff, dass die Verlage sich ungehindert<br />

und unter fairen Wettbewerbsbedingungen in<br />

neuen Geschäftsfeldern engagieren könnten.<br />

Massive Kritik äußert der <strong>BDZV</strong> in diesem Zusammenhang<br />

an der offensiven Expansion der<br />

öffentlich-rechtlichen Rundfunksender, die die<br />

privaten Medienunternehmen stark behindere.<br />

Mit dem Auftrag zur Grundversorgung und Vielfaltsicherung<br />

seien die Aktivitäten von ARD und<br />

ZDF nicht mehr zu vereinbaren. Es grenze an<br />

eine Enteignung der Verlage, wenn ARD und ZDF<br />

– ausgestattet mit Gebühren – jetzt im Netz Online-<strong>Zeit</strong>ungen<br />

produzierten. Hinzu komme der<br />

ebenfalls gebührenfinanzierte Betrieb von Partnerbörsen<br />

und Computerspielen.<br />

Besorgt äußert sich der <strong>BDZV</strong> über ein zu wenig<br />

ausgeprägtes Verständnis für das hohe Gut der<br />

Pressefreiheit beim Gesetzgeber. Die vorliegenden<br />

Gesetzentwürfe zur Telekommunikationsüberwachung<br />

und Vorratsdatenspeicherung<br />

seien für die Presse inakzeptabel.<br />

Als beachtliches Ergebnis würdigt der Verband<br />

den Erfolg der <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verlage im Geschäftsfeld<br />

Briefzustellung. Einen weiteren Schub erwarteten<br />

die privaten Postdienste von der vollständi-<br />

40<br />

gen Liberalisierung des Marktes. Dann müsse<br />

endlich auch das Steuerprivileg der Deutschen<br />

Post AG fallen. Es sei ein verzerrter Wettbewerb,<br />

wenn der Monopolist DP AG mit einem Marktanteil<br />

von 90 Prozent keine Umsatzsteuer zahlen<br />

müsse, während alle übrigen neuen Marktakteure<br />

die üblichen 19 Prozent an den Fiskus<br />

abführten, betont der <strong>BDZV</strong>.<br />

Positiv ist auch die Entwicklung der Online-Angebote<br />

der <strong>Zeit</strong>ungen. Sie erreichen mittlerweile<br />

34 Prozent der deutschen Internetnutzer und<br />

stellen mit Abstand das größte und umfangreichste<br />

Nachrichtenangebot im Netz. Dabei bildeten<br />

die Regionalzeitungen mit einer Reichweite<br />

von 19 Prozent und 6,8 Millionen Nutzern<br />

eine wichtige Säule. Auch am dynamisch wachsenden<br />

Online-Werbemarkt seien die <strong>Zeit</strong>ungen<br />

überproportional beteiligt, teilt der <strong>BDZV</strong> mit.<br />

4. Juli<br />

Sommerfest im Haus der Presse<br />

Rund 250 Gäste aus Verlagen, Politik, Wirtschaft<br />

und Kultur kann der <strong>BDZV</strong> beim Sommerfest der<br />

<strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger begrüßen. Im eigens auf dem<br />

Bürgersteig hochgezogenen Zelt und am <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>strand<br />

auf der Dachterrasse trotzen die Besucher<br />

bei Live-Jazz, Kölsch und Cocktails dem<br />

drohenden Regen. Angesichts der zahlreichen<br />

Vertreter von Politik und öffentlich-rechtlichem<br />

Rundfunk ergreift <strong>BDZV</strong>-Präsident Heinen in seiner<br />

launigen Begrüß<strong>ungs</strong>ansprache die Gelegenheit,<br />

die aktuellen medienpolitischen Themen<br />

der Branche – und hier insbesondere die<br />

Digitalisier<strong>ungs</strong>pläne von ARD und ZDF – zu<br />

streifen.<br />

Sommerfest im Berliner Haus der Presse: Präsident Helmut Heinen begrüßt die Gäste.<br />

<strong>Zeit</strong>(<strong>ungs</strong>)<strong>geschehen</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007</strong><br />

41


<strong>Zeit</strong>ungen <strong>2007</strong><br />

42<br />

5. Juli<br />

Verleger begrüßen Umdenken bei<br />

Kopierabgabe<br />

Der <strong>BDZV</strong> und der Verband Deutscher <strong>Zeit</strong>schriftenverleger<br />

begrüßen, dass die bisher geplante<br />

Deckelung der Urheberrechtsabgaben bei Kopiergeräten<br />

und Speichermedien auf fünf Prozent<br />

des Gerätepreises im Zweiten Gesetz zur<br />

Regelung des Urheberrechts in der Informationsgesellschaft<br />

wieder gestrichen wird. Hierfür<br />

hatte sich ein breites Bündnis von Urhebern<br />

sowie den Verbänden der <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>-, <strong>Zeit</strong>schriften-<br />

und Buchverlage gegen den massiven<br />

Widerstand der Geräteindustrie eingesetzt. In<br />

dem heute vom Deutschen Bundestag verabschiedeten<br />

Gesetz wird ferner die Regelung abgeschafft,<br />

dass zukünftige Nutzungen, die bei<br />

Vertragsabschluss zwischen Verlag und Autor<br />

nicht bekannt waren, auch nicht erlaubt werden<br />

dürfen. <strong>BDZV</strong> und VDZ bezeichnen die Gesetzesnovellierung<br />

in diesem Punkt als „echten Fortschritt“.<br />

9. Juli<br />

EU-Projekt bietet Chance für<br />

Mehrwertsteuer-Nullsatz<br />

Die <strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>verleger erwarten von der Bundesregierung,<br />

dass diese sich gegenüber der Europäischen<br />

Union dafür einsetzt, den reduzierten<br />

Mehrwertsteuersatz für <strong>Zeit</strong>ungen (sieben Prozent)<br />

abzusenken. Noch konsequenter sei es,<br />

die Mehrwertsteuer für <strong>Zeit</strong>ungen auf einen Nullsatz<br />

zurückzufahren, heißt es in einem Schreiben<br />

an Bundesfinanzminister Peer Steinbrück.<br />

Grundsätzlich sei nicht nachvollziehbar, warum<br />

<strong>Zeit</strong><strong>ungs</strong>inhalte, die in nicht ersetzbarer Weise<br />

der politischen Meinung- und Willensbildung<br />

dienten, überhaupt besteuert würden. Anlass<br />

des Schreibens der Verleger ist das Vorhaben<br />

der EU-Kommission, die Mehrwertsteuersätze<br />

der einzelnen Mitgliedsstaaten neu zu ordnen<br />

und einen stark reduzierten Satz für Produkte<br />

und Services des so genannten Grundbedarfs<br />

einzuführen. In diesem Bereich müsse auch die<br />

<strong>Zeit</strong>ung verankert werden, fordert der <strong>BDZV</strong>.<br />

<strong>Zeit</strong>(<strong>ungs</strong>)<strong>geschehen</strong> <strong>2006</strong>/<strong>2007</strong><br />

43

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