Telemann
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kommt eine erlesene, ebenfalls auf den<br />
Affektgehalt der jeweiligen Strophe ausgerichtete<br />
Instrumentation.<br />
Ausführung und Überlieferung<br />
Der Aufführungsapparat, der <strong>Telemann</strong><br />
zur Verfügung stand, war an seinen unterschiedlichen<br />
Wirkungsorten ähnlich<br />
besetzt. Dabei wird die personelle Ausstattung<br />
am Eisenacher Hof ausreichend und<br />
zumindest während seiner Anwesenheit<br />
kompetent besetzt gewesen sein. Opulenter<br />
ging es in Frankfurt zu, wo <strong>Telemann</strong><br />
die Strukturen für die Ensembles der<br />
Kirchensänger und Instrumentalisten so<br />
ausbauen konnte, dass sie noch bis weit in<br />
das 18. Jahrhundert hinein trugen. Besser<br />
erforscht sind jedoch die Hamburger Verhältnisse:<br />
Der Hamburger Chorus musicus<br />
umfasste acht Vokalisten, die aber sicherlich<br />
nicht immer vollzählig auftraten, und<br />
bis zu 21 Instrumentalisten. Gemeinsam<br />
ist Frankfurt und Hamburg die Ausstattung<br />
der Kirchenmusik mit professionellen<br />
Vokalsolisten, die sich bei den Tuttisätzen<br />
zusammentaten. Wie verschiedene erhaltene<br />
Materialien zeigen, hat es offensichtlich<br />
unterstützende Ripiensänger gegeben.<br />
Dass <strong>Telemann</strong>s vierstimmigen Sätze eine<br />
mit Solisten besetzte Gruppe intendieren,<br />
kann auch an ihrer kleingliedrigen Faktur<br />
und der Prägnanz dieser Tuttisätze festgemacht<br />
werden.<br />
Viele Jahrgänge sind fast vollständig<br />
erhalten, dazu kommen 26 erhaltene<br />
oratorische Passionen. Der Hauptüberlieferungsort<br />
ist Frankfurt am Main, wo<br />
<strong>Telemann</strong>s Kirchenmusik noch lange nach<br />
seinem Weggang immer wieder aufgeführt<br />
wurde. Erhalten haben sich hier auch einige<br />
Autographe aus der Zeit bis 1720.<br />
Ein anderer Überlieferungsstrang verläuft<br />
über <strong>Telemann</strong>s Enkel Georg Michael,<br />
der insbesondere die späten Werke seines<br />
Grossvaters sehr geschätzt hat, von<br />
denen ein grosser Teil durch seinen Schü-<br />
Briefmarke DDR, 1981<br />
ler Georg Poelchau nach Berlin gelangte.<br />
So befinden sich in der Staatsbibliothek<br />
zu Berlin viele Handschriften <strong>Telemann</strong>s<br />
aus späterer Zeit und besonders wertvolle<br />
und aussagekräftige Aufführungsmaterialien,<br />
die unter seiner Aufsicht entstanden<br />
sind. Das Archiv der Sing-Akademie zu<br />
Berlin enthält eine Vielzahl von ehemals<br />
verschollen geglaubten Kompositionen<br />
<strong>Telemann</strong>s, darunter 35 Stücke aus dem<br />
«Grossen oratorischen Jahrgang».<br />
An vielen Orten, insbesondere in Kirchenarchiven,<br />
zeugen Abschriften telemannscher<br />
Kirchenmusik oder Inventarverzeichnisse<br />
davon, dass Musik von<br />
<strong>Telemann</strong> aufgeführt wurde. Die erhaltenen<br />
Materialien und die Hinweise in den<br />
Inventarverzeichnissen zeigen die weite<br />
Verbreitung und das oft lang anhaltende<br />
Interesse an <strong>Telemann</strong>s Kirchenmusik.<br />
Wichtige Quellen für die Rezeption von<br />
<strong>Telemann</strong>s Kirchenmusik sind darüber<br />
hinaus eine grosse Anzahl von Textdrucken;<br />
auch daran lässt sich ablesen, wie<br />
verbreitet <strong>Telemann</strong>s Kirchenmusik im<br />
gesamten lutherisch geprägten Raum war.<br />
Ute Poetzsch<br />
(*1959) ist Musikwissenschaftlerin. Sie<br />
lebt und arbeitet in Magdeburg. Im <strong>Telemann</strong>-Zentrum<br />
ist sie als Redakteurin<br />
der Auswahlausgabe «Georg Philipp <strong>Telemann</strong>:<br />
Musikalische Werke» tätig und<br />
hat dafür auch mehrere Bände selbst<br />
herausgegeben. Ihr Hauptinteresse liegt<br />
in der Kirchenmusik des Komponisten,<br />
ihrem lutherischen Kontext und ihrer<br />
Erschliessung.<br />
Aus: Musik & Kirche 1/2017,<br />
www.musikundkirche.de.<br />
Mit bestem Dank für die Erlaubnis<br />
zum Nachdruck.<br />
Foto: Galyamin Sergej / Shutterstock.com