01.10.2017 Aufrufe

kompakt 7-9_2017

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

FRAUEN<br />

Frauen sollen sich<br />

auf das Pensionssystem<br />

verlassen<br />

können<br />

Ulrike Ernstbrunner<br />

Vors. GPF-Frauen<br />

© foto-begsteiger.com<br />

Frauen profitieren nicht von höherem<br />

Pensionsantrittsalter<br />

„Frauen bekommen um 43 Prozent weniger Pension<br />

als Männer. Daran wird sich auch nichts ändern, wenn<br />

man ihr Pensionsantrittsalter erhöht. Und auch von einem<br />

Ausbau der zweiten Säule würden sehr viele Frauen<br />

kaum profitieren: In den Zeiten der Kinderbetreuung<br />

oder der Arbeitslosigkeit würde ja niemand für ihre Betriebspension<br />

einzahlen“, sagt Renate Anderl, ÖGB-Vizepräsidentin<br />

und Frauenvorsitzende, anlässlich der Vorschläge<br />

von Bernd Marin im Ö1-Morgenjournal.<br />

Es sei sehr zu begrüßen, dass sich immer mehr Parteien<br />

von der Idee verabschieden, das Frauenpensionsalter<br />

schneller zu erhöhen, als das ohnehin gesetzlich fixiert<br />

ist: stufenweise ab 2024. „Die Zeit bis dahin müssen wir<br />

für jene Maßnahmen nutzen, die die Frauenpensionen<br />

wirklich erhöhen. Das sind auf der einen Seite Reformen<br />

direkt im Pensionssystem, vor allem aber am Arbeitsmarkt<br />

und in der Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik“,<br />

sagt Anderl.<br />

„Frauen können übrigens auch nach derzeitiger<br />

Rechtslage bis 65 oder noch länger arbeiten und erst<br />

dann in Pension gehen“, erinnert Anderl. Sie verweist<br />

außerdem darauf, dass es dank der Judikatur den Arbeitgebern<br />

nicht erlaubt ist, Frauen aufgrund der Erreichung<br />

des niedrigeren gesetzlichen Antrittsalters zu kündigen.<br />

Niedrige (Teilzeit-)Einkommen<br />

führen zu Altersarmut<br />

Im Pensionsrecht muss klargestellt werden, dass für<br />

die Zeiten der Kindererziehung höhere Gutschriften auf<br />

das Pensionskonto gutgeschrieben werden. Ein weiterer<br />

Grund für weibliche Altersarmut ist, dass Frauen häufig<br />

Teilzeit arbeiten und entsprechend wenig verdienen –<br />

und dass sie auch bei Vollzeit noch immer um ein Fünftel<br />

weniger verdienen als Männer. Anderl: „Frauen arbeiten<br />

also einen Tag in der Woche gratis. Das wirkt sich natürlich<br />

auf die Pensionshöhe aus.“<br />

Fünf Jahre später in Pension bedeutet<br />

nicht, fünf Jahre länger einen Arbeitsplatz<br />

zu haben<br />

Natürlich stimmt es, dass fünf Jahre länger arbeiten<br />

auch für eine entsprechend höhere Pension sorgen würde.<br />

„In der derzeitigen Arbeitsmarktlage würde aber für<br />

viele Frauen ein höheres gesetzliches Pensionsantrittsalter<br />

bedeuten, fünf Jahre länger arbeitslos zu sein“, warnt<br />

Anderl. Gerade bei den über 50-jährigen Frauen ist die<br />

Arbeitslosigkeit sehr hoch. Auch Wifo-Pensionsexpertin<br />

Christine Mayerhuber hat vor kurzem im „Standard“ darauf<br />

hingewiesen, dass diese Gruppe nichts von einem<br />

höheren Pensionsalter haben würde.<br />

Kinderbetreuung ausweiten,<br />

für Arbeitsplätze sorgen<br />

„Das Angebot an Kinderbildungseinrichtungen muss<br />

– besonders am Land – dringend ausgebaut werden, damit<br />

Mütter die Möglichkeit bekommen, Vollzeit zu arbeiten<br />

oder zumindest ihre Arbeitsstunden aufzustocken“,<br />

fordert Anderl: „Und die Wirtschaftspolitik sowie die Arbeitsmarktförderung<br />

müssen alles daran setzen, dass<br />

sich Österreich wieder der Vollbeschäftigung nähert. Davon<br />

profitieren Frauen, nicht von weiteren Sparmaßnahmen<br />

im Pensionsrecht.“<br />

Nr. 7–9 / <strong>2017</strong><br />

gpf <strong>kompakt</strong> 11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!