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Thema<br />
Wer sich selbst verschenkt, wird<br />
zum Beschenkten!<br />
Schon als 13-Jähriger wurde ich angesprochen, ob ich<br />
nicht zukünftig in der Jungschar <strong>des</strong> <strong>CVJM</strong> mitarbeiten<br />
möchte. Es war mir eine Ehre, Verantwortung zu übernehmen<br />
und ich war bewegt, dass mir andere etwas<br />
zutrauten und ich gebraucht wurde. Mit 18 leitete<br />
ich die Gruppe und veranstaltete ehrenamtlich ganze<br />
Jungscharfreizeiten. Wür<strong>des</strong>t du deine Geschichte hier<br />
aufschreiben, sie wäre vermutlich ähnlich, weil irgendjemand<br />
dich angesprochen und dir etwas zugetraut hat.<br />
Frage: Haben wir im <strong>CVJM</strong> die Menschen im Blick und<br />
sprechen wir sie auch an? Haben wir eine Kultur der<br />
Ermutigung, damit Menschen sich engagieren?<br />
Ich bin davon überzeugt, dass das riesige Potential,<br />
was Gott in uns hineingelegt hat, oftmals noch zu wenig<br />
zum Leben kommt. Als ehemaliger ehrenamtlicher Mitarbeiter<br />
kenne ich natürlich auch die unterschiedlichen<br />
Motivationen, die einen bewegen, mitzumachen: Ich<br />
möchte wertgeschätzt werden, mit dem was ich gut<br />
kann. Ich möchte meinen Horizont und meine Kompetenzen<br />
erweitern. Mein Engagement muss einen „Sinn“<br />
haben und mir Spaß machen.<br />
Frage: Können wir jungen und älteren Menschen<br />
einen Raum bieten, in dem sie sich mit ihren Ideen und<br />
Gaben entfalten können, dabei Gutes tun und gleichzeitig<br />
selber daran wachsen? Wird den Ehrenamtlichen<br />
diese Verantwortung zugetraut?<br />
Wir brauchen im <strong>CVJM</strong> eine neue Kultur <strong>des</strong> Ehrenamts.<br />
Denn Ehrenamt ist nicht selbstverständlich.<br />
Ehrenamt ist Freiwilligkeit. Ehrenamt beruht auf<br />
Engagement, sich unentgeltlich einzubringen.<br />
Frage: Wie attraktiv ist es, bei uns mitzuarbeiten? Welches<br />
Image haben wir? Wie erscheinen wir nach außen?<br />
Was könnte Menschen reizen, sich bei uns zu engagieren?<br />
Diese Fragen müssen wir uns als <strong>CVJM</strong> immer wieder<br />
stellen und auch beantworten. Denn sie entscheiden<br />
mit, ob Menschen bei uns andocken und auch bleiben.<br />
In einem zweiten Gedankengang möchte ich unseren<br />
Blick dahin lenken, was wir in der Bibel dazu entdecken<br />
und ob es so etwas wie eine übergeordnete Grundmotivation<br />
für uns als Christen gibt. Dabei fällt mit als erstes<br />
der Missionsbefehl ein. In Matthäus 28, 18ff heißt es:<br />
Da ging Jesus auf seine Jünger zu und sprach: „Geht<br />
hinaus in die ganze Welt und ruft alle Menschen dazu<br />
auf, meine Jünger zu werden!“. Jesus gibt einen Auftrag.<br />
Wir dürfen und sollen die Einladung zu einem neuen<br />
Lebensentwurf, der Jesus in den Mittelpunkt stellt, verkündigen.<br />
Dieser Auftrag galt im Kontext seinen Jüngern<br />
und somit den Menschen, die Jesus nachfolgen.<br />
Deshalb stellt sich für jeden Christen die Frage, wie er<br />
Teil dieses Auftrags, dieser Vision wird und wie er sich<br />
mit seinen Fähigkeiten einbringen kann.<br />
Wir brauchen nicht warten, bis wir eine Leuchtschrift<br />
am Himmel sehen, dass wir als Christen einen Auftrag<br />
haben. Wir müssen nicht warten, bis uns jemand anspricht.<br />
Jesus hat gesprochen. Wir sind berufen. Der<br />
Auftrag steht. Die Verantwortung liegt bei uns!<br />
Frage: Was hindert mich im Reich Gottes (<strong>CVJM</strong>, Gemeinde,…)<br />
mitzuarbeiten? Sind diese Gründe höher zu<br />
bewerten als der Auftrag Jesu?<br />
Ich entdecke ein weiteres Detail: Wenn Jesus Menschen<br />
anspricht, sie herausruft, hat das meistens die<br />
Konsequenz, dass die Menschen so tief berührt sind<br />
und in Bewegung geraten, also zu Mitarbeitern werden.<br />
Ein Zachäus ist so gerührt, dass er freiwillig das Vierfache<br />
den Menschen zurückgibt und zukünftig seinen<br />
Job ehrlich ausübt. Petrus lässt nach dem Fischfang<br />
alles stehen und liegen, folgt Jesus und wird zum Menschenfischer.<br />
Paulus ändert komplett seine Gesinnung.<br />
Mitarbeit ist nie Pflichterfüllung. Mitarbeit ist kein „ich<br />
verdiene mir den Himmel“, frei dem Motto: „jeden Tag<br />
eine gute Tat.“<br />
Mitarbeit ist im biblischen Sinne immer die Folge<br />
von einem Ruf und Auftrag, von einer Begegnung mit<br />
Jesus, sich einzusetzen, weil die Menschen tief berührt<br />
wurden. Grundmotivation ist die persönliche Begegnung<br />
mit Jesus, die im Bild gesprochen, einen Motor<br />
in Gang setzt. Es folgt die leidenschaftliche Hingabe<br />
an Jesus und dadurch auch an andere Menschen. Die<br />
Mitarbeit ist somit ein Weitergeben von dem, was Gott<br />
mir selber geschenkt hat. Ich folge mit meinem Talent<br />
lediglich der Absicht Gottes in meinem Leben, was mich<br />
wiederum erfüllt. Meine persönliche Entdeckung: Ich<br />
werde unabhängiger von der Anerkennung anderer und<br />
kann unbefriedigte Dinge besser aushalten, weil die<br />
Grundmotivation Gott selber ist. Dieser Blick hilft mir.<br />
Frage: Was ist meine Grundmotivation für die Mitarbeit?<br />
Gottes Beauftragung? Anerkennung bei den<br />
Menschen oder Antwort auf das, was Gott in meinem<br />
Leben getan hat?<br />
Am Ende geht es darum, ob du dich von Jesus gebrauchen<br />
lassen möchtest und ob du bereit bist, dich einzubringen.<br />
Meine Erfahrung und das Tolle ist: Wo ich mich<br />
selbst verschenke, werde ich zum Beschenkten!<br />
Gerd Bethke<br />
Exkurs<br />
Zeit spenden<br />
Wenn es um „bürgerschaftliches Engagement“<br />
geht, dann ist oft die Rede vom Rückgrat der Gesellschaft<br />
oder vom menschlichen Gesicht unseres Lan<strong>des</strong>,<br />
das unsere Gesellschaft so besonders macht.<br />
Diese Formulierungen sind sicherlich alle richtig,<br />
aber sie beschreiben natürlich nur ansatzweise das,<br />
was Menschen bei uns in Deutschland tun, um einen<br />
Beitrag für ein gutes Zusammenleben und für<br />
das Gemeinwohl zu leisten.<br />
„Gäbe jeder Dritte von uns - so viele sind es nämlich<br />
- sein Engagement auf, reduzierten sich unkomplizierte<br />
Hilfe, zwischenmenschliche Wärme und<br />
unzählige Freizeitangebote wohl auf ein Minimum.<br />
Unsere Gesellschaft wäre in der Tat wesentlich ärmer.“<br />
So schrieb die Wochenzeitung „Zeit“ vor sechs<br />
Jahren in einer ihrer Ausgaben.<br />
Mehr als 31 Millionen Menschen engagieren sich in<br />
Deutschland ehrenamtlich. Jeder vierte ehrenamtliche<br />
Helfer ist in der Kinder- und Jugendarbeit aktiv,<br />
zu der auch die Arbeit unseres <strong>CVJM</strong> <strong>Berlin</strong> zählt.<br />
Deutschlandweit unterstützen ca. 61.000 Ehrenamtliche<br />
die rund 2.200 <strong>CVJM</strong>-Ortsvereine bei ihrer<br />
täglichen Arbeit. Dieser gigantischen Zahl stehen<br />
„nur“ ca. 850 Hauptamtliche gegenüber.<br />
Ehrenamtliche Dienste sollten die Anerkennung und<br />
Würdigung erfahren, die sie verdienen. Denn eines<br />
ist klar: Ohne Ehrenamt läuft es nicht.<br />
Johannes Frey<br />
Thema<br />
4<br />
anzeiger|<strong>CVJM</strong> <strong>Berlin</strong><br />
anzeiger|<strong>CVJM</strong> <strong>Berlin</strong> 5