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Programm des CVJM Berlin e.V. - 10/11/12 2017

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Thema<br />

Wer sich selbst verschenkt, wird<br />

zum Beschenkten!<br />

Schon als 13-Jähriger wurde ich angesprochen, ob ich<br />

nicht zukünftig in der Jungschar <strong>des</strong> <strong>CVJM</strong> mitarbeiten<br />

möchte. Es war mir eine Ehre, Verantwortung zu übernehmen<br />

und ich war bewegt, dass mir andere etwas<br />

zutrauten und ich gebraucht wurde. Mit 18 leitete<br />

ich die Gruppe und veranstaltete ehrenamtlich ganze<br />

Jungscharfreizeiten. Wür<strong>des</strong>t du deine Geschichte hier<br />

aufschreiben, sie wäre vermutlich ähnlich, weil irgendjemand<br />

dich angesprochen und dir etwas zugetraut hat.<br />

Frage: Haben wir im <strong>CVJM</strong> die Menschen im Blick und<br />

sprechen wir sie auch an? Haben wir eine Kultur der<br />

Ermutigung, damit Menschen sich engagieren?<br />

Ich bin davon überzeugt, dass das riesige Potential,<br />

was Gott in uns hineingelegt hat, oftmals noch zu wenig<br />

zum Leben kommt. Als ehemaliger ehrenamtlicher Mitarbeiter<br />

kenne ich natürlich auch die unterschiedlichen<br />

Motivationen, die einen bewegen, mitzumachen: Ich<br />

möchte wertgeschätzt werden, mit dem was ich gut<br />

kann. Ich möchte meinen Horizont und meine Kompetenzen<br />

erweitern. Mein Engagement muss einen „Sinn“<br />

haben und mir Spaß machen.<br />

Frage: Können wir jungen und älteren Menschen<br />

einen Raum bieten, in dem sie sich mit ihren Ideen und<br />

Gaben entfalten können, dabei Gutes tun und gleichzeitig<br />

selber daran wachsen? Wird den Ehrenamtlichen<br />

diese Verantwortung zugetraut?<br />

Wir brauchen im <strong>CVJM</strong> eine neue Kultur <strong>des</strong> Ehrenamts.<br />

Denn Ehrenamt ist nicht selbstverständlich.<br />

Ehrenamt ist Freiwilligkeit. Ehrenamt beruht auf<br />

Engagement, sich unentgeltlich einzubringen.<br />

Frage: Wie attraktiv ist es, bei uns mitzuarbeiten? Welches<br />

Image haben wir? Wie erscheinen wir nach außen?<br />

Was könnte Menschen reizen, sich bei uns zu engagieren?<br />

Diese Fragen müssen wir uns als <strong>CVJM</strong> immer wieder<br />

stellen und auch beantworten. Denn sie entscheiden<br />

mit, ob Menschen bei uns andocken und auch bleiben.<br />

In einem zweiten Gedankengang möchte ich unseren<br />

Blick dahin lenken, was wir in der Bibel dazu entdecken<br />

und ob es so etwas wie eine übergeordnete Grundmotivation<br />

für uns als Christen gibt. Dabei fällt mit als erstes<br />

der Missionsbefehl ein. In Matthäus 28, 18ff heißt es:<br />

Da ging Jesus auf seine Jünger zu und sprach: „Geht<br />

hinaus in die ganze Welt und ruft alle Menschen dazu<br />

auf, meine Jünger zu werden!“. Jesus gibt einen Auftrag.<br />

Wir dürfen und sollen die Einladung zu einem neuen<br />

Lebensentwurf, der Jesus in den Mittelpunkt stellt, verkündigen.<br />

Dieser Auftrag galt im Kontext seinen Jüngern<br />

und somit den Menschen, die Jesus nachfolgen.<br />

Deshalb stellt sich für jeden Christen die Frage, wie er<br />

Teil dieses Auftrags, dieser Vision wird und wie er sich<br />

mit seinen Fähigkeiten einbringen kann.<br />

Wir brauchen nicht warten, bis wir eine Leuchtschrift<br />

am Himmel sehen, dass wir als Christen einen Auftrag<br />

haben. Wir müssen nicht warten, bis uns jemand anspricht.<br />

Jesus hat gesprochen. Wir sind berufen. Der<br />

Auftrag steht. Die Verantwortung liegt bei uns!<br />

Frage: Was hindert mich im Reich Gottes (<strong>CVJM</strong>, Gemeinde,…)<br />

mitzuarbeiten? Sind diese Gründe höher zu<br />

bewerten als der Auftrag Jesu?<br />

Ich entdecke ein weiteres Detail: Wenn Jesus Menschen<br />

anspricht, sie herausruft, hat das meistens die<br />

Konsequenz, dass die Menschen so tief berührt sind<br />

und in Bewegung geraten, also zu Mitarbeitern werden.<br />

Ein Zachäus ist so gerührt, dass er freiwillig das Vierfache<br />

den Menschen zurückgibt und zukünftig seinen<br />

Job ehrlich ausübt. Petrus lässt nach dem Fischfang<br />

alles stehen und liegen, folgt Jesus und wird zum Menschenfischer.<br />

Paulus ändert komplett seine Gesinnung.<br />

Mitarbeit ist nie Pflichterfüllung. Mitarbeit ist kein „ich<br />

verdiene mir den Himmel“, frei dem Motto: „jeden Tag<br />

eine gute Tat.“<br />

Mitarbeit ist im biblischen Sinne immer die Folge<br />

von einem Ruf und Auftrag, von einer Begegnung mit<br />

Jesus, sich einzusetzen, weil die Menschen tief berührt<br />

wurden. Grundmotivation ist die persönliche Begegnung<br />

mit Jesus, die im Bild gesprochen, einen Motor<br />

in Gang setzt. Es folgt die leidenschaftliche Hingabe<br />

an Jesus und dadurch auch an andere Menschen. Die<br />

Mitarbeit ist somit ein Weitergeben von dem, was Gott<br />

mir selber geschenkt hat. Ich folge mit meinem Talent<br />

lediglich der Absicht Gottes in meinem Leben, was mich<br />

wiederum erfüllt. Meine persönliche Entdeckung: Ich<br />

werde unabhängiger von der Anerkennung anderer und<br />

kann unbefriedigte Dinge besser aushalten, weil die<br />

Grundmotivation Gott selber ist. Dieser Blick hilft mir.<br />

Frage: Was ist meine Grundmotivation für die Mitarbeit?<br />

Gottes Beauftragung? Anerkennung bei den<br />

Menschen oder Antwort auf das, was Gott in meinem<br />

Leben getan hat?<br />

Am Ende geht es darum, ob du dich von Jesus gebrauchen<br />

lassen möchtest und ob du bereit bist, dich einzubringen.<br />

Meine Erfahrung und das Tolle ist: Wo ich mich<br />

selbst verschenke, werde ich zum Beschenkten!<br />

Gerd Bethke<br />

Exkurs<br />

Zeit spenden<br />

Wenn es um „bürgerschaftliches Engagement“<br />

geht, dann ist oft die Rede vom Rückgrat der Gesellschaft<br />

oder vom menschlichen Gesicht unseres Lan<strong>des</strong>,<br />

das unsere Gesellschaft so besonders macht.<br />

Diese Formulierungen sind sicherlich alle richtig,<br />

aber sie beschreiben natürlich nur ansatzweise das,<br />

was Menschen bei uns in Deutschland tun, um einen<br />

Beitrag für ein gutes Zusammenleben und für<br />

das Gemeinwohl zu leisten.<br />

„Gäbe jeder Dritte von uns - so viele sind es nämlich<br />

- sein Engagement auf, reduzierten sich unkomplizierte<br />

Hilfe, zwischenmenschliche Wärme und<br />

unzählige Freizeitangebote wohl auf ein Minimum.<br />

Unsere Gesellschaft wäre in der Tat wesentlich ärmer.“<br />

So schrieb die Wochenzeitung „Zeit“ vor sechs<br />

Jahren in einer ihrer Ausgaben.<br />

Mehr als 31 Millionen Menschen engagieren sich in<br />

Deutschland ehrenamtlich. Jeder vierte ehrenamtliche<br />

Helfer ist in der Kinder- und Jugendarbeit aktiv,<br />

zu der auch die Arbeit unseres <strong>CVJM</strong> <strong>Berlin</strong> zählt.<br />

Deutschlandweit unterstützen ca. 61.000 Ehrenamtliche<br />

die rund 2.200 <strong>CVJM</strong>-Ortsvereine bei ihrer<br />

täglichen Arbeit. Dieser gigantischen Zahl stehen<br />

„nur“ ca. 850 Hauptamtliche gegenüber.<br />

Ehrenamtliche Dienste sollten die Anerkennung und<br />

Würdigung erfahren, die sie verdienen. Denn eines<br />

ist klar: Ohne Ehrenamt läuft es nicht.<br />

Johannes Frey<br />

Thema<br />

4<br />

anzeiger|<strong>CVJM</strong> <strong>Berlin</strong><br />

anzeiger|<strong>CVJM</strong> <strong>Berlin</strong> 5

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