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buchreport.express 41/2017

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<strong>buchreport</strong>.<strong>express</strong> Nr. <strong>41</strong> · 11. Oktober <strong>2017</strong><br />

ist aber auch, dass diejenigen, die dabei erfolgreicher<br />

agieren, dann gern mit einem Verlag zusammenarbeiten.<br />

Daran sind sie deshalb interessiert, weil der Verlag<br />

eine Dienstleistung erbringt und weil beide Seiten davon<br />

einen enormen Nutzen haben. Es entsteht ein symbiotisches<br />

Verhältnis. Ich erinnere mich noch gut, wie<br />

die letztjährige Friedenspreisträgerin Carolin Emcke in<br />

der Paulskirche in geradezu bezaubernden Worten geschildert<br />

hat, wie ein Lektor einen Autor durch die Höhen<br />

und Tiefen eines Entstehungsprozesses trägt. Auch<br />

die aktuellen Autoren auf der Shortlist des Deutschen<br />

Buchpreises haben den besonderen Nutzen der Zusammenarbeit<br />

mit den Verlagen betont.<br />

Das ist die besondere Beziehung, die literarische Autoren<br />

zum Verlag betonen. Den größten wirtschaftlichen<br />

Anteil haben in dieser Branche aber andere Autoren und<br />

andere Inhalte. Der Streit um die VG-Wort-Erlöse kommt<br />

etwa vor allem aus der Fachinformation, da wirkt das Autoren-Verlags-Verhältnis<br />

deutlich angespannter.<br />

Der Streit um die VG-Wort-Erlöse wird im Wesentlichen<br />

von journalistischen Gruppen wie den Freischreibern<br />

betrieben, deren Mitglieder überwiegend für die<br />

Publikumspresse arbeiten. Bei den Fachverlagen ist<br />

das Bild ein anderes. Wenn ich sehe, wie viele Autoren<br />

gerade auch von Fachverlagen freiwillig auf die VG-<br />

Wort-Nachzahlung zugunsten ihrer Verlage verzichtet<br />

haben, ist das für mich ein Zeichen eines intakten<br />

Verhältnisses.<br />

Wie bewerten Sie, dass im Wissenschaftsbereich gerade<br />

die Rolle der Verlage diskutiert wird und auch dort die<br />

Verteilung von Urheberarbeit und Erlösen? Im Rahmen<br />

der „Deal“-Verhandlungen zwischen Bibliotheken und<br />

Verlagen sind auch die hohen Umsatzrenditen von bis zu<br />

40% zur Sprache gekommen.<br />

Im Wissenschaftsbereich gibt es tatsächlich diesen Konflikt,<br />

den man allerdings differenziert betrachten muss.<br />

Es gibt ganz wenige Verlage, die sich durch ihr Verhalten<br />

– vorsichtig ausgedrückt – in der Politik und Wissenschaft<br />

durch ihre aggressive Preisgestaltung nicht<br />

sonderlich beliebt gemacht haben, und das müssen<br />

zum Teil alle ausbaden in einer konsequenten Abstrafung<br />

der Verlage, siehe auch die Wissenschaftsschranke.<br />

Das ist ein Punkt, den werden wir überwinden. Ich<br />

glaube, dass die Einsicht besteht, dass wir einen funktionierenden<br />

Markt brauchen, um qualitativ hochwertige<br />

Produkte an den Markt zu bringen.<br />

VERBAND Rückzahlungen an Verwertungsgesellschaften<br />

Bürgschaft in Härtefällen<br />

■ DATEI<br />

Wann hilft der Börsenverein?<br />

„Die Verlage bleiben so weiterhin in der<br />

Pflicht, ihre Forderungen zurückzuzahlen,<br />

wir bieten ihnen aber die nötigen Sicherheiten“,<br />

so Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer<br />

des Börsenvereins, zu den Bürgschaften<br />

aus dem Hilfsfonds der Börsenvereins-Gruppe.<br />

Hier die Bedingungen für einen<br />

Antrag auf Unterstützung:<br />

▪ Das antragstellende Unternehmen muss<br />

in der Regel konzernunabhängig und Mitglied<br />

im Börsenverein sein.<br />

▪ Der Antragsteller sollte am Verzichtsverfahren<br />

der VG Wort teilgenommen haben.<br />

Der bei der VG Wort/Bild-Kunst gestellte<br />

Antrag auf Teilzahlung oder Stundung<br />

muss von der jeweiligen Verwertungsgesellschaft<br />

entweder abschlägig beschieden<br />

worden sein oder der Verlag ist unverschuldet<br />

in eine Lage gekommen, durch die er<br />

eine oder mehrere Raten nicht mehr bedienen<br />

kann.<br />

▪ Die Insolvenz steht unmittelbar bevor.<br />

Sämtliche andere finanzielle Ressourcen,<br />

auch private, müssen ausgeschöpft sein.<br />

▪ Der Antragsteller muss eine positive Fortführungsprognose<br />

seines Unternehmens<br />

nachweisen.<br />

Quelle: Börsenverein<br />

<strong>buchreport</strong><br />

Die Rückzahlungen an die Verwertungsgesellschaften VG Wort und VG<br />

Bild-Kunst bringen einige Verlage in die Bredouille. Die Frist für die fälligen<br />

Überweisungen ist mittlerweile abgelaufen. In Härtefällen greift die<br />

Börsenvereins-Gruppe Unternehmen mit Bürgschaften aus dem dafür eingerichteten<br />

Hilfsfonds unter die Arme.<br />

Dazu meldet der Börsenverein folgenden Wasserstand:<br />

■Die meisten der 1900 Verlage, die wegen eines möglichen Autorenverzichts<br />

ihre Ausschüttung noch nicht gezahlt hatten, haben die Rechnungen<br />

mittlerweile beglichen.<br />

■Rund 250 Verlage haben bei den Verwertungsgesellschaften Anträge auf<br />

Stundung oder Ratenzahlung gestellt, davon seien bereits „zahlreiche positiv<br />

beschieden“.<br />

■Unternehmen, deren Antrag auf Stundung abgelehnt wurde oder fällige<br />

Raten nicht in ausreichendem Maße bezahlen können, können sich wegen<br />

Unterstützung an den Verband wenden. Erste Anträge liegen vor.<br />

Nach Angaben des Börsenvereins befindet sich „eine mittlere sechsstellige<br />

Euro-Summe“ im Topf. Börsenverein und die Wirtschaftstöchter MVB und<br />

Frankfurter Buchmesse haben zu gleichen Teilen insgesamt 90.000 Euro eingezahlt.<br />

Der Verlag C.H.Beck und seine Tochter Kommunal- und Schul-Verlag<br />

stellen die Beträge zur Verfügung, auf die ihre Autoren verzichtet haben.<br />

Mit dem Geld kann der Börsenverein für die Verlage Bürgschaften gegenüber<br />

den Verwertungsgesellschaften eingehen. „Dadurch können wir<br />

deutlich mehr Verlagen helfen, als wenn wir einzelne Forderungen begleichen<br />

würden, so Verbandsgeschäftsführer Alexander Skipis. Es zeichneten<br />

sich Fälle ab, in denen Verlage aufgrund fehlender Sicherheiten keine Ratenzahlung<br />

oder Stundung in Anspruch nehmen können. Dann ist eine<br />

Ratenzahlung oder Stundung nur noch mithilfe einer Bürgschaft möglich.

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