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Agenda-Austria-Studie-Teurer-Wohnen

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Ebenfalls bemerkenswert ist die eklatante Zwei-Klassengesellschaft im<br />

streng regulierten österreichischen Wohnungsmarkt: Während die (einkommensschwachen)<br />

Neuankömmlinge auf dem Wohnungsmarkt signifikante<br />

Preissteigerungen hinzunehmen haben, werden die in bestehenden<br />

Mietverträgen lebenden Haushalte durch den rigiden Mieterschutz weitgehend<br />

vor höheren Preisen geschützt. Mit der Folge, dass in einem großen<br />

Bereich des regulierten „Marktes“ die Vermieter unter Marktpreisen vermieten<br />

müssen.<br />

So lag im Jahr 2012 die durchschnittliche Nettokaltmiete<br />

(ohne Heizung und Steuern) bei Altmietverträgen bei 3,0<br />

Euro/m². Bei Richtwertmietverträgen (nach 1994 abgeschlossen)<br />

lag sie im selben Jahr mit 5,9 Euro/m² bei fast dem Doppelten.<br />

Und im kleinen Segment des annähernd freien Marktes<br />

bei 5,1 Euro/m².<br />

Wie sehr die Altmieter gegenüber Neumietern bevorzugt<br />

werden, zeigen auch die eklatanten Unterschiede bei Richtwertmietverträgen,<br />

also im regulierten Bereich: Wer zwischen<br />

1994 und 1999 eingezogen ist, zahlt heute im Schnitt<br />

eine Nettokaltmiete von 4,3 Euro/m². Wer seinen Mietvertrag<br />

zwischen 2011 und 2012 abgeschlossen hat, musste mit<br />

6,5 Euro/m² bereits um 51 Prozent mehr bezahlen.<br />

Hinsichtlich der Preisschübe bei Neuvermietungen ist indessen<br />

kein nennenswerter Unterschied zwischen dem regulierten<br />

und dem freien Markt festzustellen.<br />

Gestiegen sind in Österreich allerdings nicht nur die Mieten, sondern<br />

auch die zur Bezahlung der Mieten relevanten Einkommen. Mit der Folge,<br />

dass die Mieter relativ gesehen nicht mehr beziehungsweise nur geringfügig<br />

mehr für das <strong>Wohnen</strong> ausgeben müssen als bisher. Das bedeutet: <strong>Wohnen</strong><br />

war im Jahr 2010 – jedenfalls in einer Durchschnittsbetrachtung – genauso<br />

leistbar wie im Jahr 2005. Das gilt vor allem für die Bezieher<br />

niedriger Einkommen. Mit 33,9 Prozent der verfügbaren Haushalts(netto)<br />

einkommen hat das niedrigste Einkommensquartil im Jahr 2010 weniger<br />

für das <strong>Wohnen</strong> (Mieten, Energie, Betriebskosten und Sonstiges) ausgegeben<br />

als 2005 (34,5 Prozent).<br />

In Summe entfallen 23,7 Prozent der Konsumausgaben<br />

heimischer Haushalte auf das <strong>Wohnen</strong> (inklusive aller Nebenkosten).<br />

Das sind circa zehn Prozentpunkte weniger als in<br />

Deutschland.<br />

Laut OECD ist der Wohnungsmarkt österreichweit „weitgehend korrekt“<br />

bewertet, sowohl hinsichtlich der Rentabilität von Eigentum als auch die<br />

Leistbarkeit des <strong>Wohnen</strong>s betreffend. Allerdings gibt es – wie bereits dargestellt<br />

– eklatante Unterschiede zwischen Alt- und Neumietern.<br />

Neben der auseinanderlaufenden Preisentwicklung von Bestands- und<br />

Neumieten weist auch die teilweise bedarfsinadäquate Bauleistung auf<br />

fundamentale Probleme auf dem österreichischen Wohnungsmarkt hin.<br />

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