airconnect 2-2017

Betriebsrätebefragung in der Luft- und Raumfahrtindustrie 2017
Nicht alles in Butter
Ende August 2017 wurden die Ergebnisse der sechsten Betriebsrätebefragung der IG Metall in
der Luft- und Raumfahrtindustrie veröffentlicht, an der sich 62 Betriebsratsgremien beteiligten.
Sie repräsentieren rund 73 100 Beschäftigte. Für mehr als die Hälfte der Betriebe gilt, dass sie
mit über 100 Prozent ausgelastet sind. Erste Warnsignale kommen aber aus dem Engineering.
Forschung & Entwicklung
Die Branche investiert in die Zukunft
und zeigt sich innovationsfreudig. Mit
einem Anteil von 11,1 Prozent für
Forschung & Entwicklung am Umsatz
übertrifft die Luft- und Raumfahrtindustrie
einerseits erneut den Vorjahreswert
(8,5 Prozent). Andererseits
setzt sich der negative Trend beim
Beschäftigtenanteil im Engineering
fort. Dieser liegt nun bei 28,3 Prozent
(Vorjahr: 30,4)
Anteil der Ingenieure/-innen und Techniker/-innen
40
20
0
30,5
35,8
41,4
36,5
31,3
2013 2014 2015 2016 2017
Der Anteil der Ingenieure/-innen und Techniker/-innen ist zwischen 2015 und 2017
um ein Viertel gesunken.
*alle Angaben in Prozent
Gute Auslastung
Nach wie vor liegt bei mehr als der
Hälfte der Betriebe eine Überauslastung
(mehr als 100 Prozent) vor. Die
Auftragsentwicklung in den kommenden
zwei Jahren schätzen Betriebsräte
überwiegend positiv ein.
Leiharbeitsquoten in Produktion,
Engineering und Verwaltung
(Anteil an Mitarbeitern/-innen
im jeweiligen Bereich)
Produktion
*alle Angaben in Prozent
Engineering
Verwaltung/
Zentrale
6,6
7,5
Dienste
0 5 10 15
20,7
Leichter Beschäftigungsaufbau
Die Beschäftigtenzahl ist zwischen
2015 und 2017 um 4,9 Prozent gestiegen.
Auch für die Zukunft erwartet ein
Großteil der Betriebsräte in der Branche
einen Zuwachs. Trotz des Beschäftigungsaufbaus
nimmt, so die große
„IG Metall Beschäftigtenbefragung
2017“, der Leistungsdruck weiter zu.
20
Jeder fünfte Beschäftigte in der Produktion
ist ein Leiharbeiter.
Leiharbeit und Werkverträge
Die Leiharbeitsquote steigt auf 11,7
Prozent. Wobei rund 77 Prozent der
Leiharbeitnehmer in der Produktion
eingesetzt werden. Auch wenn Werkverträge
weiter an Bedeutung gewinnen,
die Betriebsräte können die Vergabe
kaum beeinflussen.
Zunehmender Fachkräftemangel
Mehr als 53 Prozent der Betriebe haben
Probleme, ihre Stellen zu besetzen.
Die Raumfahrt trifft der Fachkräftemangel
besonders – hier beträgt
die Quote 83 Prozent. Der Schwerpunkt
liegt dabei im Engineering.
Ausbildungsquote
Trotz des zunehmenden Fachkräftemangels
ist die Ausbildungsquote
erneut leicht auf 3,7 Prozent gefallen.
Betriebe mit einer strategischen Personalplanung
bleiben weiterhin in der
Minderheit.
Dringender Handlungsbedarf
• Die Branche Luft- und Raumfahrt
braucht eine klare Strategie gegen
den Fachkräftemangel. Sie muss
ihre Attraktivität erhöhen, die
Ausbildung verstärken, veränderte
Berufs- und Qualifikationsbedarfe
frühzeitig erkennen, Qualifizierungsangebote
für Beschäftigte
schaffen sowie Ausbildungs- und
Studiengänge anpassen. Ohne strategische
Personalplanung wird das
Problem immer größer!
• Notwendig ist es, die Beteiligungsrechte
von Betriebsräten bei Werkvertragsvergabe
durch Betriebsvereinbarungen
und Tarifverträge
auszubauen.
• Die Mehrheit der Beschäftigen
wünscht sich eine Reduzierung
der „Mehrarbeit“ und mehr eigene
Zeitautonomie.
Auftragsentwicklung in den
kommenden zwei Jahren
3,6
18,2
36,4
41,8
*alle Angaben in Prozent
Über 40 Prozent der Betriebsräte glauben,
dass sich die Auftragslage in den nächsten
zwei Jahren verbessert; fast jeder fünfte
vermutet, dass sie sich verschlechtert.
Ausführlicher sind die Ergebnisse
im neuen „air|report“ dargestellt:
Extranet > Branchen > Luft und Raumfahrt
nimmt zu
gleichbleibend
nimmt ab
k.A.
4 Brancheninfo der Luft- und Raumfahrtindustrie 2 • 2017