ratgeber_kinderbibel
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Kinderbibeln für Grundschulkinder<br />
Die Kinderbibel<br />
Kurzbeschreibung<br />
Anne de Vries. Die Kinderbibel.<br />
Neukirchen: Neunkirchner 2004, 14,90 €<br />
(1. Aufl. 1954, durchges. Neuausg. 1997).<br />
Textauswahl<br />
50 Kapitel mit Texten des Alten Testaments enthalten die Schöpfungsgeschichte,<br />
Vätergeschichten von Abraham bis Joseph, die Mose- und die Josuageschichten,<br />
Ruth; Königsgeschichten von Saul bis Salomo, Elia, Jona, Daniel so wie einen ins<br />
Neue Testament überleitenden Text.<br />
50 Kapitel mit Texten des Neuen Testaments enthalten Jesusgeschichten (mit<br />
mehreren Totenerweckungsgeschichten), Passion und Ostern sowie Himmelfahrt,<br />
Pfingsten und drei Geschichten aus der Apostelgeschichte. Drei Geschichten über<br />
das Wiederkommen Jesu und das Endgericht schließen die Kinderbibel ab.<br />
Auch wenn Altes und Neues Testament mit der selben Anzahl Kapitel vertreten<br />
sind, ist der Seiten-Umfang des Alten Testamentes mit etwa zwei Dritteln im<br />
Verhältnis zu dem Neuen Testament mit einem Drittel Text im Verhältnis zum<br />
Original der Bibel angemessen.<br />
Das Buch enthält keinerlei Bibelstellen, so dass eine Orientierung oder ein Vergleich<br />
mit der Bibel sehr schwierig ist. Zudem wird im Neuen Testament aus allen vier<br />
Evangelien erzählt, in der Passionsgeschichte in einem Kapitel vermischt, so dass<br />
die Evangelien mit ihrer Eigenart nicht sichtbar werden.<br />
Sprache/Druck<br />
Lebendig und ausführlich erzählt Anne de Vries die biblischen Geschichten. Er<br />
schmückt sie aus mit vielen Einzelheiten, ergänzt Mitteilungen der Gefühle und<br />
Gedanken der handelnden Personen. Auch was Jesus denkt, kann er erzählen. So<br />
nimmt er die Rolle des allwissenden Erzählers ein. Die Besonderheit dieses Buches<br />
ist aber, dass Anne de Vries sich immer wieder direkt an die Kinder wendet – so als<br />
ob er tatsächlich in einer Runde von Kindern sitzt und im Dialog mit ihnen erzählt.<br />
Die Sätze sind teilweise kurz und knapp, sind teilweise aber auch lang und enthalten<br />
mehreren Nebensätze.<br />
Die Seiten sind zweispaltig bedruckt. Das macht den umfangreichen Text etwas<br />
übersichtlicher. Aber die Lektüre setzt einige Leseerfahrung voraus.<br />
Illustration<br />
Das Buch enthält collorierte Zeichnungen. Die Gesichter der gezeichneten Personen<br />
sind nicht sehr ausdrucksstark. Jesus ist in weiß gekleidet; er hat oft seine Arme<br />
(segnend?) erhoben und wirkt würdevoll und statisch. Der auferstandene Jesus<br />
sieht genauso aus wie der irdische. Verwirrend ist, dass auch Petrus ein weißes<br />
Gewand trägt. Auch die Bilder erzählen mehr als der Bibeltext an sich, sie bilden<br />
die Ausschmückungen des Textes ab.<br />
Theologische Ausrichtung<br />
Die Kinderbibel des holländischen Theologen Anne de Vries ist eine der ältesten<br />
zur Zeit lieferbaren Kinderbibeln. Sie ist eine „Klassikerin“ und hat Generationen<br />
geprägt. Seit der ersten Ausgabe von 1954 ist das Buch gründlich überarbeitet<br />
worden. Dabei wurde die pädagogische Grundhaltung abgeschwächt, dennoch ist<br />
sie noch deutlich zu erkennen.<br />
Schon im Vorwort, mit dem er sich an die Kinder richtet, wird klar, was Anne de<br />
Vries den Kindern vermitteln möchte. „Höre einmal gut zu … Dein Brot kommt<br />
eigentlich von Gott und alles andere Essen auch. Darum sprechen wir jeden Tag<br />
andächtig: Herr, hab Dank für Speis und Trank. Amen.“ Kinder sollen lernen,<br />
dankbar zu sein.<br />
Darüber hinaus sollen sie aber auch die Moral der Geschichten, wie Anne de Vries sie<br />
darstellt, in sich aufnehmen. Auch Jesus ist ein gehorsames Kind – ein Vorbild-Jesus.<br />
Um diese Ziele zu erreichen, schmückt Anne de Vries die Bibelgeschichten kräftig<br />
aus, manchmal auch gegen ihren eigentlichen Sinn. Beispiel dafür ist die Erzählung<br />
vom verlorenen Sohn. Weit über den Text nach Lukas hinaus wird der jüngere<br />
Sohn schon von klein auf als ungehorsam dargestellt. Sein Weggang macht dem<br />
Vater Kummer, er bittet ihn sogar zu bleiben. (Sollen Kinder wirklich lernen, dass<br />
sie den Eltern Kummer machen, wenn sie das Elternhaus verlassen und in die<br />
„weite Welt“ hinausgehen?). Es ist ein Zeichen von Undank, dass der jüngere Sohn<br />
in die Welt hinaus will –, und es ist ein Zeichen seines Gehorsams, dass er heimkehrt.<br />
Anne de Vries reduziert entgegen der biblischen Aussage die Geschichte auf<br />
diesen Aspekt – und konsequent ist von dem Ärger des älteren Sohnes über das<br />
Fest für seinen heimgekehrten Bruder<br />
nicht mit einem Wort die Rede.<br />
Einsatzmöglichkeiten<br />
Diese pädagogische Grundhaltung, bei<br />
der Gehorsam gegen die Eltern und<br />
Dankbarkeit gegen Gott vermischt und<br />
als zentrale Themen der Bibel vermittelt<br />
werden, ist nicht mehr zu vertreten. So<br />
sehr Dankbarkeit einen Wert darstellt,<br />
so wenig kann man sie Herbei-Erzählen<br />
oder gar als Gehorsamsleistung verlangen.<br />
Man muss sie behutsam zu wecken<br />
versuchen.<br />
Insofern gibt es für dieses Buch keine<br />
Einsatzmöglichkeiten für Kinder. Man<br />
kann es nur verwenden, um mit diesen<br />
Texten älteren Schülern (Oberstufe)<br />
einen sehr erfolgreichen Vertreter<br />
einer bestimmten Bibelpädagogik<br />
vorzustellen.<br />
BF<br />
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