ROKPA Times November 2017 - Die Welt der ROKPA Kinder

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ROKPA SPIRIT Mit dem Herzen sehen Krishna Hari | 21 Jahre alt Zusammen mit Freunden engagiere ich mich seit einiger Zeit als Übersetzer und Freiwilliger in einer Blindenschule. Von den über 20 Kindern im Alter von 6 bis 18 Jahren sind die meisten komplett blind, einige können noch Umrisse erkennen. Die Kinder erzählten mir, sie seien manchmal traurig, dass sie die Welt nicht mit den Augen sehen können. Dafür nehmen sie über die anderen Sinne mehr wahr als sehende Menschen. Sie lehrten mich auch, nicht immer darauf zu vertrauen, was ich sehe, sondern mehr darauf, was ich im Herzen fühle. Manchmal frage ich mich, wer hier bei meinen Freiwilligeneinsätzen wem hilft, da sie mir mit ihren oft etwas anderen Ansichten sprichwörtlich die Augen öffnen. Auf meine Frage nach dem Ort, den sie am liebsten besuchen möchten, antworteten sie, dass sie gerne in den Zoo gehen würden, um den Tieren zuzuhören. Diesen Wunsch werden wir ihnen bei einem unserer nächsten Ausflüge erfüllen. Krishna Hari (rotes T-Shirt) – Student und Mitarbeiter ROKPA Frauenwerkstatt – hier vor der Blindenschule, wo er Freiwilligeneinsätze leistet. Links neben ihm sitzt Roshan, ebenfalls ein ROKPA Kind. Fotos: © Tsering Dawa, Raymond Meier Dipesh 14 Jahre alt Massive Überschwemmungen vom August 2017 in Nepal. Menschen verloren ihre Häuser, viele gar ihr Leben. 8
ROKPA SPIRIT Kunsang 13 Jahre alt „In meiner Kindheit gingen meine Schwester und ich an ein Fest nach Bhaktapur. Dieser Ort ist auch berühmt für Quark, den wir sehr mögen.“ Zusammenhalt in der Not Vorbilder prägen Tenzing Norbu | 15 Jahre alt Am Samstag, 25. April 2015, riss mich das Erdbeben aus dem Schlaf. Fast alle Kinder waren zu dieser Zeit bereits beim Mittagessen versammelt, so war ich allein im Zimmer, als mein Bett anfing zu schütteln. Ich blickte aus dem Fenster und sah alle hinausrennen. Das Haus wackelte gewaltig, so als würde es jeden Moment zusammenbrechen. Schliesslich stürmte auch ich die Treppe hinunter und war froh, draussen bei den anderen zu sein. Da es immer wieder Nachbeben gab und wir Angst hatten, wieder ins Haus zu gehen, richteten wir uns mit Zelten auf dem freien Grundstück ein, wo nun das neue Akong Rinpoche Memorial Center gebaut wird. Jyoti | 13 Jahre alt Geboren in eine arme Familie, bin ich seit 2011 ein ROKPA Kind. Ich denke, alle Menschen werden erst durch die Inspiration von anderen Menschen so wie sie sind. Mich haben vor allem die ROKPA Gründer Lea Wyler und Akong Rinpoche geprägt. Sie gaben Waisenkindern eine Familie, verpflegten Hungernde mit Essen und gaben Menschen in Not eine Perspektive für eine bessere Zukunft. So wie sie ein Vorbild für mich sind, möchte ich in Zukunft ebenfalls etwas tun, was andere Leute glücklich macht und sie inspiriert. Fotos: © Raymond Meier, Lea Wyler Zusammen mit einigen ebenfalls verängstigten Nachbarn waren wir rund 100 Leute. Während einiger Tage hatten wir keinen Strom und kochten die Mahlzeiten über einem offenen Feuer. Fast einen Monat lang lebten wir draussen. Alles wurde geteilt. In den Zelten hatte es jeweils Platz für vier bis fünf Kinder, einige der Zelte stellten wir den Nachbarn oder auch anderen obdachlos gewordenen Menschen zur Verfügung. Die Schulen hatten alle geschlossen. Unsere älteren Brüder und Schwestern unterrichteten uns in Englisch und Mathematik – jeden Tag, morgens und abends. Nach einem Monat zurück ins Kinderhaus zu ziehen war am Anfang schwierig. Ich hatte die ganze Zeit Angst vor dem nächsten Erdbeben. Aber mit der Hilfe von unseren Betreuern und meinen grossen Brüdern und Schwestern, bin ich mittlerweile wieder froh, ein Dach über dem Kopf zu haben. Nach dem Erdbeben 2015 übernahmen die älteren Kinder die Lehrerrolle für die jüngeren. 9
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