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Ausgabe 34 3/2008 - AWO Dortmund

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Aktionsplan Soziale Stadt<br />

Klare Kante<br />

Der Aktionsplan Soziale Stadt soll<br />

in <strong>Dortmund</strong> eine neue Zeitrechnung<br />

in der Sozialpolitik markieren.<br />

Gezielte Förderung in<br />

Aktionsräumen, Kooperationen,<br />

Bürgerbeteiligung: Das sind die<br />

Schlagworte, die auch Oberbürgermeister<br />

Dr. Gerhard Langemeyer<br />

immer wieder ins Spiel<br />

bringt, wenn es um den Aktionsplan<br />

geht.<br />

Das Projekt befindet sich in der<br />

Halbzeit, nach der Bürgerbeteiligung<br />

in den Aktionsräumen geht es im<br />

Herbst in den Stadtrat weiter.<br />

Und wie das so ist in der Pausenkabine:<br />

Die Stimmung hängt ein wenig<br />

durch.<br />

Nicht dass der Plan an sich in Frage<br />

gestellt würde, doch der eine oder andere<br />

fragt sich, was aus dem Profil<br />

dieses Masterplans für <strong>Dortmund</strong> geworden<br />

ist.<br />

Jetzt liegt es am Oberbürgermeister,<br />

für Motivation zu sorgen. Immerhin:<br />

Im Gespräch mit <strong>AWO</strong> Profil<br />

lässt Langemeyer erkennen, dass er<br />

den Aktionsplan auf einem guten Weg<br />

sieht.<br />

Diese Gewissheit muss er jetzt auf<br />

die anderen Akteure übertragen. Das<br />

geht am besten mit klaren Entscheidungen<br />

und Ehrlichkeit – wie sein<br />

neuer Vorsitzender sagen würde: klare<br />

Kante ist gefragt. Eines ist sicher:<br />

Die Realisierung des Aktionsplans<br />

wird ein wichtiges Wahlkampfthema.<br />

Das weiß auch Langemeyer.<br />

Titelthema: Seite 3<br />

Aktionsplan Soziale Stadt<br />

Interview<br />

Dr. Gerhard Langemeyer<br />

DA STAUNT DER FACHMANN – vor allem, wenn er noch im Kindergartenalter<br />

ist. Ganz gewöhnliche Alltagsgegenstände stehen im Mittelpunkt der<br />

Experimente, die in der <strong>AWO</strong>-Kindertagesstätte „von den Berken“ stattfinden.<br />

Da heißt ein Versuch auch mal „Ein kleiner Wind geht durchs Zimmer“.<br />

Das hört sich zwar mehr nach Poesie an, ist aber der Ausgangspunkt für viele<br />

physikalische Erkenntnisse. Auch Erwachsene sind überrascht, wenn sie erleben,<br />

was man mit Wasser, einer kleinen Kerze und einem Trinkglas alles machen<br />

kann. Kita-Mitarbeiterin Annette Knauer leitet die Experimente, unterstützt<br />

wird sie dabei von der Initiative „Haus der Forscher“, die Kindertagesstätten<br />

im ganzen Bundesgebiet mit Materialien, Versuchsanleitungen und<br />

Ideen versorgt. „Die Kinder finden es super und haben Spaß“, sagt die Kita-<br />

Leiterin Petra Bock – und das ist ja immer noch das Wichtigste.<br />

ARBEITERWOHLFAHRT<br />

IN DORTMUND NR.<strong>34</strong><br />

3/<strong>2008</strong><br />

Projekt der <strong>AWO</strong> Jugendfreizeitstätte Derne<br />

Erfolgreiche Friedenskünstler<br />

Kinder haben etwas zu sagen –<br />

und in <strong>Dortmund</strong> war das dank<br />

einer Aktion der <strong>AWO</strong> Jugendfreizeitstätte<br />

Derne zusammen mit<br />

dem Künstler Manfred Brückner<br />

für zehn Tage unübersehbar. Auf<br />

15 Plakatwänden an den Hauptstraßen<br />

in und um <strong>Dortmund</strong> hatten<br />

die Kinder und Jugendlichen<br />

aus dem Jugendtreff in Derne dargestellt,<br />

was ihnen zum Thema<br />

„Fremdenfreundlich“ einfällt.<br />

Um es auf den Punkt zu bringen: Es<br />

ist ihnen sehr viel zu diesem Begriff<br />

eingefallen. Soviel, dass die besten<br />

Werke mit wetterfester Farbe auf<br />

Plakatformat übertragen und auf 15<br />

Plakatwänden im gesamten <strong>Dortmund</strong>er<br />

Stadtgebiet ausgestellt wurden.<br />

Entstanden sind die Arbeiten in einem<br />

Projekt mit dem Ahlener Künstler<br />

Manfred Brückner. Brückner und die<br />

Kinder und Jugendlichen aus der<br />

Derner Jugendfreizeitstätte sind mit<br />

ihrer Projektreihe „Friedenskünstler“<br />

schon öfter positiv aufgefallen. Für<br />

ihre Arbeit hatten sie 2007 den<br />

Robert-Jungk-Preis erhalten. In diesem<br />

Jahr gehörten sie mit ihrem aktuellen<br />

Projekt „Fremdenfreundlich! –<br />

Kinderkunst gegen Rassismus“ zu den<br />

90 Cent<br />

Die Friedenskünstler vor der Plakatwand in der Altenderner Straße: Im Hintergrund die mitwirkenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

Herbert Faber, Klaus Edler, Manfred Brückner, Sarah Bebermeier, Wilhelm Hoffstiepel, Michael Lüning (SPD), die ehrenamtlich mitwirkende<br />

Jugendliche Alexandra Erfurth und Kerstin Edler.<br />

<strong>AWO</strong>-Tochterwird10Jahrealt<br />

dobeq feiert am 24.Oktober<br />

10 Jahre wird die <strong>AWO</strong>-Unternehmenstochter<br />

dobeq GmbH in<br />

diesem Herbst. Gefeiert wird das<br />

Jubiläum am 24. Oktober in der<br />

Lindenhorster Straße 38.<br />

Etwa 100 Vertreter aus Verwaltungen<br />

und Institutionen, von Kooperationspartnern<br />

und aus der Politik werden<br />

zu der Feier um 11.00 Uhr erwartet.<br />

Verbunden ist der Festakt mit der<br />

Einweihung neuer dobeq-Bereiche. In<br />

dem <strong>AWO</strong>-Gebäude an der Lindenhorster<br />

Straße wurden in den letzten<br />

Monaten das Geschäft „Fairkauf“,<br />

eine Theaterwerkstatt und eine<br />

Fahrradwerkstatt eingerichtet. Lager,<br />

Malerbereich und Jugendwerkstatt<br />

wurden saniert und ausgebaut.<br />

Weniger feierlich, aber genauso informativ<br />

geht es am Nachmittag ab<br />

14.00 Uhr und am Abend weiter. Die<br />

Öffentlichkeit ist eingeladen, wenn<br />

Mitarbeiter und Teilnehmer nachmittags<br />

ihre Projekte in einem unterhaltsamen<br />

Programm vorstellen. Der Tag<br />

endet ab 18.00 Uhr mit einer großen<br />

Party für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />

und alle Freunde der dobeq.<br />

Kandidaten für den Jugendkulturpreis.<br />

Wie in der Vergangenheit machte<br />

sich damit erneut das besondere Engagement<br />

und die gute Zusammenarbeit<br />

der Kinder und Jugendlichen, der<br />

Pädagogen der Einrichtung und des<br />

(Friedens-) Künstlers Manfred Brückner<br />

bezahlt. Das Projekt „Fremdenfreundlich“<br />

wurde unterstützt durch<br />

das Landesjugendamt Westfalen-Lippe,<br />

die Sparkasse und den <strong>AWO</strong><br />

Unterbezirk. Der Erfolg gibt allen<br />

recht: Akteuren, Spendern, vor allem<br />

aber den Kindern.<br />

(Edler)<br />

In dieser <strong>Ausgabe</strong><br />

Editorial<br />

Harald Hess:<br />

... 2<br />

Eine ehrliche Geschichte<br />

Thema:<br />

... 2<br />

Soziale Stadt<br />

Interview<br />

Oberbürgermeister<br />

... 3<br />

Dr. Gerhard Langemeyer<br />

Porträt<br />

... 3<br />

Heinz Pennekamp ... 5<br />

Sebastian Steinke ... 6<br />

Aus den Ortsvereinen ... 6<br />

Bezirksseite ... 7<br />

Motzki, Kurz notiert ... 8


<strong>AWO</strong> PROFIL<br />

2<br />

Liebe Leserin, lieber Leser,<br />

Spendenkonto<br />

EDITORIAL<br />

der Aktionsplan Soziale Stadt geht in die<br />

entscheidende Phase. Nach dem Auswahlverfahren<br />

in den Workshops hat die<br />

Verwaltungsspitze eine Prioritätenliste<br />

beschlossen, die jetzt noch im Rat, aber<br />

auch vom Steuerungskreis der Wohlfahrtsverbände<br />

diskutiert werden muss.<br />

Für die <strong>AWO</strong> in <strong>Dortmund</strong> hat der Aktionsplan<br />

eine solch große Bedeutung, dass wir ihm in<br />

dieser <strong>Ausgabe</strong> einen großen Beitrag widmen.<br />

Das machen wir nicht, weil wir Lust an der Kritik<br />

hätten – auch wenn die nicht ausbleibt, was bei einem Vorhaben dieser<br />

Größe selbstverständlich ist. Wir nehmen das grundlegende „Bauprinzip“<br />

des Aktionsplans ernst: eine soziale Kommune zu formen in einem stadtweiten<br />

Diskussionsprozess. Transparenz, Kooperation und soziales Engagement<br />

sollen den Prozess prägen.<br />

Der Aktionsplan soll schon Anfang des neues Jahres Realität werden.<br />

Wenn das gelingt, hat <strong>Dortmund</strong> einen großen Schritt nach vorne getan.<br />

Wie groß, da bin ich mir sicher, werden wir erst in einigen Jahren richtig<br />

bemerken.<br />

Der Aktionsplan Soziale Stadt ist am Gemeinwohl orientiert. Das ist keine<br />

Selbstverständlichkeit, wie die Diskussion über das geplante Sparkassengesetz<br />

für Nordrhein-Westfalen zeigt. Sparkassen sind traditionell lokal und<br />

sozial verpflichtet – das soll jetzt zugunsten blanker Renditeorientierung<br />

aufgegeben werden.<br />

Ich möchte Ihr Augenmerk auf einen dritten großen Themenbereich dieser<br />

<strong>Ausgabe</strong> lenken. Wir informieren Sie über die Folgen, die die Pflegereform<br />

für pflegebedürftige Senioren hat. Das ist eine ganz konkrete Handreichung<br />

des <strong>AWO</strong>-Unterbezirks für unsere Mitglieder. Wir würden uns freuen,<br />

wenn wir Ihnen auf diesem Weg weiterhelfen können.<br />

Gerda Kieninger (MdL)<br />

Vorsitzende <strong>AWO</strong>-Unterbezirk <strong>Dortmund</strong><br />

Die gute Tat<br />

Große Freude im Kindergarten Hombruch, denn ein neuer Kletter- und<br />

Rutschenturm im Wert von 8.500 Euro konnte dank einer großzügigen<br />

3.500-Euro-Spende der Sparkasse Hombruch angeschafft werden. Die<br />

Außenspielgeräte waren nach 10 Jahren Dauerbetrieb marode geworden.<br />

Michael Poller, Leiter der Sparkasse Hombruch, weihte im August im Beisein<br />

der Kinder das neue Gerät ein.<br />

Die Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen (AsF) im Stadtbezirk<br />

Hombruch hat für das Projekt „Tischlein-deck-dich“ stolze 500 EUR gespendet.<br />

Bei einer Veranstaltung in der <strong>AWO</strong>-Begegnungsstätte Barop übergab<br />

die Vorsitzende der AsF Ulla Pulpanek-Seidel die Spende an Projektleiter<br />

Arnold Pankratow. Weitere Spenden erhielt das Projekt vom Ortsverein<br />

Körne-Wambel. 500 Euro Erlös der Tombola des OV-Familienfestes konnten<br />

Helmut Feldmann und Ingrid Soletzki überreichen.<br />

Die Gemeinwohlstiftung der Sparkasse <strong>Dortmund</strong> spendete für den neuen<br />

Medienraum des Eugen-Krautscheid-Hauses 7.500 Euro. Die Vertreterin der<br />

Sparkasse Sabine Bartz übergab die Spende im Juli, rechtzeitig vor Beginn<br />

neuer Computerkurse für Seniorinnen und Senioren. Das Interesse älterer<br />

Menschen am Umgang mit dem PC, am „Surfen“ im Internet und am<br />

Versand von E-Mails ist im Seniorenzentrum am Westpark weiterhin ungebrochen.<br />

Zukünftig sollen neben den Computerkursen auch Kurse und<br />

Vorträge zu Themen wie Bildbearbeitung, digitaler Fotografie u.a.m. angeboten<br />

werden. Darüber hinaus sind gemeinsame Aktivitäten mit Schüler/<br />

innen der benachbarten Hauptschule und Senior/innen geplant. (dev)<br />

Kontonummer 001 210 009 bei der Sparkasse <strong>Dortmund</strong><br />

(BLZ 440 501 99); Verwendungszweck: <strong>Dortmund</strong> hilft<br />

Impressum<br />

<strong>AWO</strong>-Profil ist die Zeitung des <strong>AWO</strong>-Unterbezirks <strong>Dortmund</strong>,<br />

Klosterstraße 8 - 10, 44135 <strong>Dortmund</strong><br />

Herausgeberin: Gerda Kieninger, Vorsitzende<br />

Verantwortlich: Andreas Gora, Geschäftsführer (Tel. 0231 99<strong>34</strong>-215)<br />

Konzeption und Gesamtherstellung: Pressebüro Flüter<br />

Redaktionsteam <strong>AWO</strong>:<br />

Georg Deventer, Johannes Klein, Franz Stenzel, Heribert Wegge;<br />

Kontakt: Georg Deventer, Tel. 0231 99<strong>34</strong>-310, Fax 0231 99<strong>34</strong>-230,<br />

E-Mail: g.deventer@awo-dortmund.de<br />

Post: Klosterstraße 8-10, 44135 <strong>Dortmund</strong><br />

Redaktion und Produktion: Pressebüro Karl-Martin Flüter,<br />

Karl-Martin Flüter, Redaktion, Frauke Richts, Produktion<br />

Kontakt Pressebüro: Tel. 05251 1803810, Fax: 05251 1803818;<br />

E-Mail: info@pressebuero-flueter.de; www.pressebuero-flueter.de<br />

<strong>AWO</strong> Profil erscheint vier Mal im Jahr. Aktuelle Auflage: 12.250<br />

Es ist nicht so, dass Harald Hess<br />

immer wieder erzählen will. Aber er<br />

wird danach gefragt, und dann erzählt<br />

er sie eben – wie auf der Pressekonferenz,<br />

auf der er das Buch über<br />

sein Leben vorstellt. Auch ohne diesen<br />

traurigen Tiefpunkt, so viel wird aus<br />

der Lektüre klar, hat er genug zu erzählen.<br />

Es ist die Geschichte eines Obdachlosen,<br />

eines Alkoholikers, eines behinderten<br />

Menschen, der als Kind von<br />

seiner Mutter in ein Heim gegeben<br />

wird. Hess erzählt in einem ruhigen,<br />

nüchternen Tonfall, fast beiläufig.<br />

An jenem Abend hätten ihn die Sanitäter<br />

zum dritten Mal in ein Krankenhaus<br />

gebracht, sagt er. Als der Arzt<br />

ihn fragte, ob er für einen Alkoholentzug<br />

bereit sei, sagte Hess nein.<br />

Darauf nahm ihn der Arzt nicht auf,<br />

und die Sanitäter brachten ihn auf die<br />

Müllkippe. Hess erzählt das so, dass<br />

man fast Verständnis für die beiden<br />

hat.<br />

Es kam übrigens nie raus, wer die<br />

Sanitäter waren, sagt Hess noch, die<br />

Unterlagen über diesen Abend gaben<br />

später keinen Aufschluss mehr über<br />

den tatsächlichen Verlauf der Ereignisse.<br />

Auch das sagt Hess mit stoischer<br />

Miene, das Leben hat ihm oft<br />

genug übel mitgespielt.<br />

Dass er so viel selbstbewusste Distanz<br />

lebt, hat auch damit zu tun, dass<br />

er nicht mehr der alte Harald Hess ist.<br />

Seit drei Jahren scheint er den Absprung<br />

geschafft zu haben, er hat einen<br />

Schlussstrich gezogen.<br />

Die Pressekonferenz in der Reinoldikirche<br />

führt ihn auf bekanntes Gebiet<br />

zurück. Vor Hertie, heute Peek & Cloppenburg,<br />

direkt gegenüber der Reinoldikirche<br />

hat Harald Hess damals<br />

„Platte“ gemacht.<br />

Heute sind die Obdachlosen dort<br />

seltener, sagt Monika Bürger, Presbyterin<br />

in der Reinoldikirche und seit<br />

zwölf Jahren in der Obdachlosenarbeit<br />

ehrenamtlich tätig. Die Nichtsesshaften<br />

werden aus der City in die<br />

Randbereiche gedrängt.<br />

Es kam vieles zusammen, das zur<br />

Wende im Leben von Harald Hess<br />

führte. Irgendwann kam er in einem<br />

Wohnheim unter, der Rollstuhlfahrer,<br />

der als Kind an Kinderlähmung erkrankte,<br />

wurde Mitarbeiter der <strong>AWO</strong>-<br />

Werkstätten für Menschen mit Behinderungen<br />

in Lindenhorst.<br />

In den Werkstätten traf er Bärbel<br />

Göbel wieder, die dort im sozialen<br />

Dienst arbeitet. Die Sozialpädagogin<br />

kannte ihn schon, sie kümmerte sich;<br />

ihr, so sagt Harald Hess, verdanke er<br />

sehr viel.<br />

Irgendwann kam der Gedanke ein<br />

Buch über sein Leben zu schreiben.<br />

Auch diesmal fand er Unterstützer.<br />

Werkstättenleiter Klaus Hermansen<br />

betreute das Buch als Lektor. Er war es<br />

auch, der es bei der Pressekonferenz<br />

vorstellte. Die Berufliche Trainingszentrum<br />

GmbH druckte das Buch kostenlos.<br />

Die <strong>AWO</strong>-Werkstätten starten mit<br />

dem Werk die schon lange geplante<br />

Buchreihe „Originalton“, in der Menschen<br />

aus den Werkstätten zu Wort<br />

Nr. <strong>34</strong>, September <strong>2008</strong><br />

Rückkehr: Vor Hertie, heute Peek & Cloppenburg hat Harald Hess gesessen – in seinem früheren Leben als Obdachloser. Freunde wie<br />

Helmut Palentin (rechts), aber auch Ansprechpartner wie Bärbel Göbel aus den <strong>AWO</strong>-Werkstätten (2.v.l.) und Marian Tomczyk, Betreuer<br />

im Wohnheim, haben ihm geholfen. Klaus Hermansen (3.v.r.), Leiter der Werkstätten, setzte sich für den Autor Harald Hess ein<br />

und stellt das Buch auf der Pressekonferenz vor. Monika Dürger (2.v.r.), ehrenamtlich tätig in der Hilfe für Obdachlose der St.<br />

Reinoldi-Gemeinde, kennt Harald Hess noch aus seiner Zeit, als er an diesem Ort Platte machte.<br />

Eine ehrliche Geschichte<br />

Der Tag, der ihn in <strong>Dortmund</strong> „berühmt“ machte, liegt 24 Jahre zurück. 1984 brachten die Fahrer<br />

eines Rettungswagens den Obdachlosen Harald Hess zu einer Müllkippe am Rande der Stadt. Sie sagten:<br />

„Das ist das beste Bett, das du jemals hattest“ und ließen ihn mit drei Zigaretten zurück.<br />

kommen sollen.<br />

Harald Hess hat eine ehrliche Geschichte<br />

geschrieben. Das war zu erwarten.<br />

Nicht zu erwarten war, mit wie<br />

viel Gefühl und Verstand er das gemacht<br />

hat. „Was wir Außenstehenden<br />

als Scheitern interpretieren, wenn wir<br />

über das Schicksal Obdachlosigkeit<br />

reden“, sagt Klaus Hermansen, „ist für<br />

die Betroffenen eher ein ständiger<br />

Kampf um die Existenz.“ Niemand<br />

geht gerne unter. Keiner, der das Buch<br />

von Harald Hess gelesen hat, kann in<br />

Zukunft behaupten, Obdachlose seien<br />

selbst Schuld, sie wollten es ja nicht<br />

besser.<br />

„Ein Buch das zu <strong>Dortmund</strong> gehört“<br />

habe Harald Hess geschrieben, meint<br />

Klaus Hermansen. Das Buch packt<br />

den Leser von der ersten Zeile an und<br />

lässt ihn nicht mehr los. Die Drucker in<br />

seinem Haus, erzählte Martin Stüber,<br />

Geschäftsführer des Beruflichen Trainingszentrums,<br />

hätten das Buch noch<br />

während der Produktion gelesen:<br />

„Das machen sie sonst nie.“<br />

Harald Hess: Auf der Suche<br />

nach Geborgenheit.<br />

Zu beziehen über die <strong>AWO</strong>-Werkstätten,<br />

Lindenhorster Straße 38,<br />

44147 <strong>Dortmund</strong>, Tel. 0231-<br />

8475-0 oder per E-Mail:<br />

originalton@awo-werkstaetten.de<br />

Preis: 6 Euro<br />

Am 19. Oktober, 17.00 findet im<br />

Obdachlosencafé in der<br />

Reinoldikirche eine Lesung aus<br />

den Buch von Harald Hess statt.


Auf die lange<br />

Bei den Vorschlägen aus der Verwaltung<br />

handelt es sich um die ersten<br />

Maßnahmen, die in den 13 Aktionsräumen<br />

umgesetzt werden sollen. Neben<br />

der Entscheidung des Rats steht<br />

auch das Votum der Wohlfahrtsverbände<br />

und sozialen Träger.<br />

„Diese Maßnahmeplanung ist ein<br />

erster Schritt“, sagt Anne Rabenschlag,<br />

diesjährige Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft<br />

der Wohlfahrtsverbände.<br />

„Gut, dass über die Sozialberichterstattung<br />

eine hohe Transparenz in unserer<br />

Stadt entstanden ist und die Notlagen<br />

differenziert beschrieben sind.“<br />

Die Verbände werden in der Begleitkommission<br />

an der Entwicklung und<br />

Umsetzung geeigneter Maßnahmen<br />

„engagiert mitarbeiten“.<br />

Noch ist der Aktionsplan Soziale<br />

Stadt in vielem unbestimmt. So wirft<br />

die im August präsentierte Projektliste<br />

viele Fragen auf. Durchgehend fehlt<br />

eine Beschreibung der Projektziele. In<br />

vielen Fällen ist unklar, welche Träger<br />

in die einzelnen Maßnahmen eingebunden<br />

werden. Fachleute vor Ort<br />

gehen davon aus (oder hoffen?), dass<br />

die Akteure in den Aktionsräumen berücksichtigt<br />

werden.<br />

Das kann sich in den kommenden<br />

Wochen noch ändern. Immerhin wurde<br />

seit Februar schon einiges erreicht.<br />

An den Workshops in den Aktionsräumen<br />

nahmen mehr als 2000 Menschen<br />

teil. Sie stellten rund 200<br />

Projektideen vor, aus denen der Verwaltungsvorstand<br />

in einer Klausurtagung<br />

Mitte August <strong>34</strong> aussuchte. Der<br />

Prozess ist weiterhin offen. Weitere<br />

Projekte werden folgen, verspricht der<br />

Oberbürgermeister im <strong>AWO</strong>-Profil-Interview:<br />

„Wir sind für jede gute Idee<br />

dankbar.“ Außerdem soll, so Langemeyer,<br />

der Beteiligungsprozess in den<br />

Aktionsräumen weiter gehen.<br />

Allerdings, so kritisieren Teilnehmer<br />

der Workshops, war in der ersten Phase<br />

nicht alles sauber organisiert. So<br />

erlebten Teilnehmer, dass Einrichtun-<br />

Bank geschoben?<br />

Ziemlich genau ein halbes Jahr nach dem Auftakt für den Aktionsplan Soziale Stadt<br />

wird eine erste Maßnahmenliste mit <strong>34</strong> Projekten diskutiert. Gleichzeitig wird verhaltene<br />

Kritik an dem sozialen Masterplan für die Stadt <strong>Dortmund</strong> laut. Im Gespräch mit <strong>AWO</strong> Profil<br />

beruhigt Oberbürgermeister Dr. Gerhard Langemeyer die Zweifler.<br />

Für ihn ist der Aktionsplan ein langfristiger Prozess, der Priorität in der Stadtpolitik hat.<br />

Text und Foto: Karl-Martin Flüter<br />

gen ihr Küchenpersonal mit in die<br />

Workshops gebracht hatten. Das<br />

diente nicht dem basisdemokratischen<br />

Element, sondern war rein<br />

wahltaktisch. Über die Reihenfolge<br />

der Projekte wurde abgestimmt – da<br />

zählte jede Stimme. Ärgerlich war<br />

auch die unterschiedliche Vorgehensweise<br />

in den Workshops. In dem einem<br />

wurde abgestimmt, im anderen<br />

punkteten Fachleute, im dritten fand<br />

gar keine Bewertung statt. Warum<br />

Projekte den Weg auf die Liste des<br />

Verwaltungsvorstandes fanden, bleibt<br />

wenig nachvollziehbar.<br />

Gerhard Langemeyer betont im<br />

Gespräch mit <strong>AWO</strong> Profil, im ersten<br />

Schritt wolle man vor allem die Projekte<br />

unterstützen, „die direkt auf die sozialen<br />

Grundbedürfnisse zielen, also<br />

Essen und gesunde Ernährung,<br />

Sprachförderung, gute Nachbarschaft<br />

und ähnliche elementare Fragen.“<br />

Man habe Wert auf Innovationen gelegt:<br />

„Uns lag uns daran, neue Ideen<br />

zu unterstützen und Dinge auszuprobieren,<br />

die später für die ganze Stadt<br />

nutzbar gemacht werden können.“<br />

In dieser Anmerkung des <strong>Dortmund</strong>er<br />

Oberbürgermeisters verrät<br />

sich die ursprüngliche Aufbruchstimmung,<br />

mit der der Aktionsplan Soziale<br />

Stadt auf den Weg gebracht wurde.<br />

Der Aktionsplan Soziale Stadt soll die<br />

Sozialarbeit auf neue Beine stellen<br />

und sozialräumlich organisieren. In<br />

den 13 Aktionsräumen soll das soziale<br />

Engagement der Stadt zielgerichtet<br />

verstärkt werden.<br />

Der Fachgruppenleiter der dobeq-<br />

GmbH, Joachim Thiele, erhofft sich<br />

eine stärkere finanzielle Beteiligung<br />

der Stadt. Die zwei dobeq-Projekte,<br />

die es direkt auf die „Hitliste“ der Verwaltung<br />

geschafft haben, werden<br />

durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe<br />

gefördert. Die Stadt ist<br />

bislang nicht im Boot. Wenn die Verwaltung<br />

sie jedoch auf ihre Agenda<br />

aufnimmt, müsste sie eigentlich auch<br />

in die Finanzierung einsteigen, meint<br />

Thiele, der direkt für die beiden Maßnahmen<br />

verantwortlich ist.<br />

Überhaupt: das liebe Geld. Wie<br />

immer, hängt auch beim Aktionsplan<br />

letztendlich alles von den zur Verfügung<br />

stehenden Mitteln ab. Langemeyer<br />

betont, zwei Millionen Euro im<br />

Bereich Kinder, Jugend und Schule<br />

seien bereits „auf dem Weg“.<br />

Bekannt geworden war auch die<br />

Summe von 5000 Euro für jedes der<br />

13 Aktionsbüros. Doch wozu dient<br />

dieses Geld? Langemeyer stellt klar:<br />

Gefördert wird die Bürgerbeteiligung<br />

in den Aktionsräumen. Die 5000 Euro<br />

sind „nicht für die Ausstattung der<br />

Aktionsbüros gedacht.“<br />

Es gebe genug Mittel im Haushalt,<br />

betonte noch im Frühjahr die grüne<br />

Vorsitzende im Sozialausschuss, Birgit<br />

Unger. Das sieht im Herbst anders<br />

aus, denn die finanzielle Lage ist spürbar<br />

enger geworden. „Wir müssen<br />

schauen, wo Luft ist“, sagte Unger<br />

Mitte September, „und weiter nach<br />

Verschiebemasse suchen.“<br />

Der Oberbürgermeister betont aber,<br />

eine „Konzentration der Finanzen“ sei<br />

notwendig. Die Aktionsräume liegen<br />

mit gutem Grund vor allem im nördlichen<br />

Stadtgebiet. Könnte es passieren,<br />

dass es zu größeren Umschichtungen<br />

im Sozialhaushalt kommt, dass Stadtteile<br />

im Süden Maßnahmen reduzieren<br />

oder ganz abschreiben müssen?<br />

Langemeyer beruhigt: Eine „Nord-<br />

Süd-Verschiebung“ sei nicht zu befürchten.<br />

Befürchten darf man jedoch, dass<br />

die knappen Mittel die Stadt dazu<br />

zwingen, Regelleistungen unter dem<br />

Dach des Aktionsplans aufzunehmen<br />

und Innovationen zu vernachlässigen.<br />

Das gäbe den Kritikern Recht, die befürchten,<br />

unter dem Etikett des<br />

Aktionsplans würde wenig Neues verkauft.<br />

Mit dem großen Neuanfang,<br />

den alle beschworen haben, hätte das<br />

auf jeden Fall wenig zu tun.<br />

Oberbürgermeister Dr. Gerhard Langemeyer<br />

„Wir können nicht alle Ideen<br />

auf einmal verwirklichen.“<br />

<strong>AWO</strong> Profil: Wie sieht der weitere<br />

Zeitplan für die Umsetzung des<br />

Aktionsplanes Soziale Stadt aus?<br />

Dr. Gerhard Langemeyer: Der<br />

Aktionsplan Soziale Stadt ist aus<br />

meiner Sicht ein fortlaufender, langfristiger<br />

Prozess. Deshalb arbeiten<br />

wir einerseits an der Fortschreibung<br />

des Aktionsplans und realisieren<br />

andererseits bereits jetzt Schritt für<br />

Schritt sinnvolle Maßnahmen. Dazu<br />

gehört beispielsweise die Einrichtung<br />

von Aktionsbüros. Das erste an der<br />

Dorstfelder Brücke hat den Betrieb<br />

aufgenommen. Die Umsetzung der<br />

Haushaltsbegleitbeschlüsse des Rates<br />

im Bereich Kinder, Jugend und<br />

Schule mit einem Volumen von mehr<br />

als zwei Millionen Euro ist ebenfalls<br />

auf dem Weg. Zudem unterstützen<br />

wir jetzt die ersten <strong>34</strong> Projekte aus<br />

der Bürgerbeteiligung in den Aktionsräumen.<br />

<strong>AWO</strong> Profil: Welche Kriterien zählten<br />

bei der Entscheidung des Verwaltungsvorstandes?<br />

Dr. Gerhard Langemeyer: In den<br />

Beteiligungsprozessen wurden mehr<br />

als 200 Ideen entwickelt. Die können<br />

wir nicht alle auf einmal verwirklichen.<br />

Der Verwaltungsvorstand<br />

wollte in einem ersten Schritt vor allem<br />

solche Projekte unterstützen, die<br />

direkt auf die sozialen Grundbedürfnisse<br />

zielen, also Essen und gesunde<br />

Ernährung, Sprachförderung, gute<br />

Nachbarschaft und ähnliche elementare<br />

Fragen. Zudem lag uns daran,<br />

neue Ideen zu unterstützen und Dinge<br />

auszuprobieren, die später für<br />

die ganze Stadt nutzbar gemacht<br />

werden können. Ein weiteres Kriterium<br />

war natürlich die Bewertung der<br />

Projekte durch die Beteiligten. Wichtig<br />

ist die Botschaft: Dies ist ein erster<br />

Schritt. Weitere Projekte werden folgen.<br />

Keine Idee wurde verworfen.<br />

<strong>AWO</strong> Profil: Wann und wie werden<br />

Oberbürgermeister<br />

Dr. Gerhard Langemeyer<br />

Der Aktionsplan<br />

Soziale Stadt ist mit<br />

viel Vorschusslorbeeren<br />

gestartet. Jetzt<br />

geht er in die zweite<br />

Phase. Das betrifft<br />

auch die Jugendlichen,<br />

die die öffentliche<br />

Bank am „Big Tipi“<br />

gebaut haben. Sie<br />

sind Teilnehmer des<br />

Kooperationsprojekts<br />

„plan B“, an dem die<br />

dobeq und GrünBau<br />

beteiligt sind. „plan B“<br />

gehört zu den <strong>34</strong> Projekten,<br />

die von der<br />

Verwaltungsspitze<br />

ausgewählt wurden.<br />

die <strong>34</strong> Projekte näher beschrieben?<br />

Dr. Gerhard Langemeyer: Wir<br />

sind im Moment dabei, die Projektentwicklung<br />

für die jeweiligen Vorhaben<br />

verwaltungsintern zu organisieren.<br />

Die Projekte werden wir dann<br />

mit den Beteiligten und den Ideengebern<br />

weiter entwickeln.<br />

<strong>AWO</strong> Profil: Wie wird der Aktionsplan<br />

finanziert? Findet eventuell eine<br />

stadtinterne Umschichtung von Mitteln<br />

von Süd nach Nord statt?<br />

Dr. Gerhard Langemeyer: Für die<br />

Umsetzung des Aktionsplans ist natürlich<br />

eine Konzentration der städtischen<br />

Finanzen notwendig. Der<br />

Aktionsplan hat Priorität. So mobilisieren<br />

wir zusätzliche Mittel. Das hat<br />

aber nichts mit einer „Nord-Süd-<br />

Umschichtung“ zu tun.<br />

<strong>AWO</strong> Profil: Sind Projekte außerhalb<br />

der Aktionsräume gefährdet?<br />

Dr. Gerhard Langemeyer: Nein,<br />

auch in anderen Bereichen sind<br />

Maßnahmen notwendig. Der neue<br />

kommunale Lernmittelfonds etwa<br />

gilt für alle <strong>Dortmund</strong>er Schulen.<br />

Interview: Karl-Martin Flüter


<strong>AWO</strong> PROFIL<br />

4<br />

25 Jahre Eugen-Krautscheid-Haus<br />

Mit einem großen Sommerfest für<br />

alle Generationen feierte das<br />

Eugen-Krautscheid-Haus Mitte Juli<br />

den 25. Jahrestag seiner Gründung.<br />

Georg Deventer, 1983 bis<br />

1997 Leiter der Einrichtung, erinnert<br />

sich an die Geschichte des<br />

Hauses.<br />

Schon als das Eugen-Krautscheid-<br />

Haus vor 25 Jahren eröffnet wurde,<br />

galt die neue Einrichtung am Westpark<br />

als Modellprojekt. Unter dem<br />

Motto „Alles unter einem Dach“ wurden<br />

viele zeitgemäße Angebote der<br />

Altenhilfe, der Altenpflege und der<br />

Gemeinwesenarbeit entwickelt, die<br />

sich später auch anderswo etablierten.<br />

1983 entstand hier die erste Tagespflege<br />

in NRW. Viele Ideen und<br />

Seit 1999 sind die ambulanten Hilfen<br />

ein Angebot der <strong>AWO</strong> in <strong>Dortmund</strong>,<br />

das bisher aber nur wenig<br />

bekannt ist.<br />

Ambulante Erziehungshilfe, das ist<br />

Hilfe bei der Erziehung und Familienberatung<br />

im Auftrag des Jugendamtes.<br />

Eltern sind zunehmend mit der<br />

Erziehung überfordert, hilflos und verzweifelt.<br />

Die Eltern und Familien<br />

wieder handlungsfähig zu machen,<br />

mit ihnen Lösungen zu entwickeln –<br />

das ist die Arbeit der ambulanten Erziehungshilfe.<br />

Die ambulanten Hilfen bei der Arbeiterwohlfahrt<br />

haben sich aus der<br />

stationären Jugendhilfe heraus entwickelt,<br />

sind mittlerweile aber ein weitgehend<br />

selbständiges Angebot im<br />

Rahmen der Jugendhilfe bei der <strong>AWO</strong><br />

in <strong>Dortmund</strong>.<br />

Auf Grund der großen Nachfrage<br />

durch das Jugendamt wird das Team<br />

seit dem letzten Jahr stetig erweitert.<br />

Zurzeit besteht das Team beim <strong>AWO</strong>-<br />

Unterbezirk aus fünf Männern und<br />

zwei Frauen: Sozialarbeiter und Sozialpädagogen,<br />

Pädagogen, staatlich<br />

anerkannte Erzieher, Familienberater<br />

und Soziotherapeuten. Mehrere Kollegen<br />

haben eine Ausbildung in der systemischen<br />

Zusatzausbildung. Teamleiter<br />

ist der Diplom-Pädagoge, Diplom-Sozialarbeiter<br />

und Mediator<br />

Gerry Claßen (52). Eine Erweiterung<br />

des Teams mit einer weiteren Frau ist<br />

geplant – Zeichen dafür, dass Erziehungshilfe<br />

und Familienberatung<br />

„vor Ort“ immer notwendiger werden.<br />

Das Team hat seit Juni seinen<br />

Standort vom Fredenbaum ins <strong>AWO</strong>-<br />

StadtZentrum in der Klosterstraße verlegt.<br />

Doch außer zur regelmäßigen<br />

Seit 25 Jahren Modellprojekt und Vorbild<br />

Konzepte, die im Eugen-Krautscheid-<br />

Haus entstanden oder unter Praxisbedingungen<br />

überprüft wurden, gehören<br />

heute zum Standard: Methoden<br />

der aktivierenden Pflege, der Rehabilitation<br />

und der Angehörigenberatung.<br />

Beratungs- und Betreuungsdienste<br />

entstanden hier, neue Formen der<br />

Gesundheitsförderung, des kreativen<br />

Schaffens und der sozialen Kommunikation.<br />

Ende der 70er Jahre waren es der<br />

Kreisgeschäftsführer Dedor Nassowitz<br />

und der <strong>AWO</strong>-Kreisvorstand, die<br />

die Politik in Stadt, Land und Bund<br />

überzeugten, für ein Seniorenzentrum<br />

der neuen Art die notwendigen Rahmenbedingungen<br />

zu schaffen. Die öffentliche<br />

Hand stellte das Grundstück<br />

Das Team der ambulanten Erziehungshilfe im Unterbezirk <strong>Dortmund</strong><br />

Teamsitzung ist dort eher selten jemand<br />

anzutreffen. Die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter sind in der ganzen<br />

Stadt unterwegs. Bei einer vollen<br />

Stelle betreut jeder von ihnen etwa<br />

acht Familien. Die Termine finden in<br />

der Regel in der Familie statt – damit<br />

sich die Pädagogen ein umfassendes<br />

Bild von der familiären und häuslichen<br />

Lage machen können.<br />

Der Auftrag, eine Familie zu betreuen,<br />

kommt vom Jugendamt. Oftmals<br />

haben die Familien beim Jugendhilfedienst<br />

in ihrem Stadtbezirk selber um<br />

Hilfe nachgefragt: etwa die alleinerziehende<br />

Mutter, die mit ihrem pubertierenden<br />

15-jährigen nicht mehr zurecht<br />

kommt oder Kinder und Jugendliche,<br />

die durch extremes Verhalten in<br />

der Schule auffallen oder die Schule<br />

gar nicht mehr besuchen. Es melden<br />

sich Eltern, die sich den Ansprüchen<br />

ihrer Kinder gegenüber hilflos fühlen<br />

oder es geht um Kinder, die den<br />

neuen Partner der Mutter oder des Vaters<br />

nicht akzeptieren.<br />

Das Jugendamt überprüft den<br />

Hilfebedarf und bewilligt die ambulante<br />

Erziehungshilfe. Die Hilfen sind<br />

freiwillig, es sei denn, ein Familienrichter<br />

hat sie angeordnet. In einem<br />

Erstgespräch wird der Mitarbeiter<br />

vom Fallzuständigen des Jugendhilfedienstes<br />

der Familie vorgestellt. Dort<br />

werden die Arbeitsaufträge besprochen<br />

und festgelegt. Danach sind die<br />

Mitarbeiter der ambulanten Erziehungshilfe<br />

weitgehend „freiberuflich“<br />

tätig. Im halbjährlichen Hilfeplangespräch<br />

mit dem Jugendamt<br />

wird über die weitere Bewilligung entschieden.<br />

Oft läuft die Hilfe nach etwa<br />

einem Jahr aus.<br />

zur Verfügung, finanzierte Bau- und<br />

Einrichtungskosten und gewährte Zuschüsse<br />

für künftige Betriebskosten.<br />

Den Namen erhielt die Einrichtung<br />

nach Eugen Krautscheid, Geschäftsführer<br />

des <strong>AWO</strong>-Bezirks Westliches<br />

Westfalen, der kurz nach Eröffnung<br />

des Zentrums starb.<br />

Bis heute ist das Eugen-Krautscheid-Haus<br />

innovativ, wenn es darum<br />

geht, neue Formen von Pflege,<br />

Betreuung und sozialer Unterstützung<br />

zu entwickeln. So wurde die Tagespflege<br />

im Haus erheblich erweitert<br />

und erhielt einen geronto-psychiatrischen<br />

Schwerpunkt, der wiederum<br />

landesweit Modellcharakter hat. Menschen<br />

mit Demenz und ihre Angehörigen<br />

finden weitere Angebote im<br />

Wenn Eltern nicht weiter wissen<br />

Das Team geht in seiner Arbeit von<br />

einem systemischen Ansatz aus. Dieser<br />

Ansatz sieht die Jugendlichen eingebunden<br />

in seinen sozialen Bezügen,<br />

in seinen Systemen.<br />

Im Zentrum steht immer die Frage,<br />

welchen Sinn das Verhalten für die<br />

Aufrechterhaltung eines sozialen Systems,<br />

etwa des Familiensystems, hat.<br />

So kann es sein, dass sich die Eltern<br />

seit langem streiten und sich trennen<br />

wollen. Das Kind wird auffällig, um<br />

die Eltern zu zwingen, über die gesteigerte<br />

Sorge für das Kind keine Zeit<br />

und Kraft für Streit und Trennung zu<br />

haben.<br />

Bei der Arbeit geht es darum, im<br />

Gespräch mit den Familien Hypothesen<br />

zu bilden und durch Fragen zu<br />

leiten. Dabei geht es weniger um das<br />

Aufarbeiten und Erklären der Vergangenheit,<br />

sondern darum, nach vorn<br />

zu schauen und die Betroffenen zu<br />

ermutigen, Lösungen zu entwickeln<br />

und ein Auge für mögliche Ressourcen<br />

zu haben.<br />

Konkret heißt das beispielsweise: Eltern<br />

Mut zu machen, ihrer Erziehungsverantwortung<br />

nachzukommen oder<br />

Regeln, Grenzen und Alltagsrituale wie<br />

das gemeinsame Abendessen durchzuhalten<br />

ist oft Ziel der Arbeit.<br />

Weil jede Mitarbeiterin und jeder<br />

Mitarbeiter des Teams den größten<br />

Teil der Woche als „Einzelkämpfer“<br />

unterwegs ist, ist die regelmäßige<br />

Teamsitzung um so wichtiger, um im<br />

Rahmen von Fallbesprechungen Pro-<br />

Nr. <strong>34</strong>, September <strong>2008</strong><br />

Ein Fest für die ganze Familie bei schönstem Sommerwetter: Das ließen sich die <strong>Dortmund</strong>er nicht<br />

zweimal sagen und strömten massenhaft zur Jubiläums Party im Eugen-Krautscheid-Haus<br />

Eugen-Krautscheid-Haus, wie die regelmäßige<br />

Betreuungsgruppe.<br />

Im benachbarten „Haus 44“ entstand<br />

das Seniorenbüro, das <strong>AWO</strong><br />

und Stadt <strong>Dortmund</strong> gemeinsam betreuen.<br />

Dort werden auch die kooperativen<br />

Projekte entwickelt, die das<br />

Eugen-Krautscheid-Haus in die Angebote<br />

der Seniorenwirtschaft und der<br />

vorpflegerischen Hilfen einbinden.<br />

Heute ist das Seniorenzentrum für<br />

Therapie, Begegnung, Tagespflege,<br />

Gesundheitsförderung und Gemeinwesenarbeit<br />

aus dem Stadtbezirk<br />

Innenstadt-West nicht mehr wegzudenken<br />

und wichtiger Bestandteil eines<br />

erfolgreichen Netzwerkes. Menschen<br />

aus ganz <strong>Dortmund</strong> sind hier<br />

regelmäßig zu Gast.<br />

Dies alles war und ist möglich, weil<br />

die Stadt <strong>Dortmund</strong> für das Zentrum<br />

am Westpark von Anfang an Betriebskostenzuschüsse<br />

gewährte, und zwar<br />

für die Angebote der Sozialarbeit und<br />

Gemeinwesenarbeit, die nicht über<br />

Pflegesätze oder andere Mittel refinanziert<br />

sind.<br />

Vor allem in den letzten Jahren wurden<br />

Haus und Außenanlagen umgebaut.<br />

Damit wurde das Zentrum am<br />

Westpark auch räumlich „zukunftsfähig“.<br />

Konzeptionell und personell ist<br />

das Eugen-Krautscheid-Haus schon<br />

längst auf die Zukunft vorbereitet. In<br />

vielen Bereichen ist es heute wie vor<br />

25 Jahren zukunftsweisend – immer<br />

mit dem Ziel, das Leben im Alter zu<br />

erleichtern und zu verbessern.<br />

Das Team der ambulanten Erziehungshilfe im <strong>AWO</strong>-Unterbezirk (v.l.): Teamleiter Gerry Claßen, Andreas Külpmann (Diplom-Sozialpädagoge<br />

und Soziotherapeut), Lisa Radtke (Erzieherin), Fried Kirsch (Diplom-Sozialarbeiter und systemischer Familienberater),<br />

Michael Woelk (Diplom-Sozialpädagoge mit systemischer Zusatzausbildung), Markus Angstmann (Erzieher, Diplom-Sozialpädagoge<br />

mit systemischer Zusatzausbildung). Auf dem Foto fehlt die Sozialpädagogin Regina Wieczorek.<br />

bleme aus der Arbeit einbringen und<br />

mit den Kollegen vertrauensvoll beraten<br />

zu können.<br />

Auch Profis sind als „Mutmacher“ in<br />

den Familien manchmal ratlos. Da<br />

hilft es, das Problem aus einem anderen<br />

Blickwinkel zu betrachten.<br />

Für die Zukunft will das Team der<br />

ambulanten Erziehungshilfe die konzeptionelle<br />

Weiterentwicklung verstärken<br />

und die Vernetzung innerhalb von<br />

<strong>AWO</strong> und dobeq sowie in der Fachöffentlichkeit<br />

verbessern. Neue Arbeitsfelder<br />

wie Mediation und Teamentwicklung<br />

könnten hinzukommen.<br />

„Wir wollen und sollten bekannter<br />

werden“, meint Teamleiter Gerry<br />

Claßen, „da wir eine gute und profilierte<br />

Arbeit leisten“.


Nr. <strong>34</strong>, September <strong>2008</strong><br />

„Wer den Willen hat, schafft es“: Norbert Roggenbach (3.v.r.) leitet die Laufkurse des Ortsvereins OV Asseln/Husen/Kurl.<br />

Tatsächlich: Vier von fünf Anfängern schaffen es innerhalb von 14 Wochen, eine Stunde lang zu laufen.<br />

Laufen für Anfänger und Fortgeschrittene<br />

Mit der <strong>AWO</strong> ans Ziel kommen<br />

Anfang August startete von der<br />

Asselner <strong>AWO</strong>-Begegnungsstätte<br />

Marie-Juchacz-Haus der dritte<br />

Laufkurs für Anfänger, diesmal mit<br />

21 Teilnehmern zwischen 28 und<br />

65 Jahren.<br />

Der Ortsvereinsvorsitzende des OV<br />

Asseln/Husen/Kurl, Norbert Roggenbach,<br />

geht als marathonerfahrener<br />

Kursleiter davon aus, dass auch mit<br />

diesem neuen Kurs wieder zahlreiche<br />

Laufanfänger das Ziel erreichen werden:<br />

in gut 14 Wochen eine Stunde<br />

durchgehend zu laufen.<br />

Das Angebot richtet sich vordringlich<br />

an unerfahrene oder untrainierte Er-<br />

15 Jahre Tagespflege auf<br />

dem Möllershof<br />

Mit einem Hoffest feierten Gäste, Mitarbeiter<br />

und Angehörige im August<br />

den 15. Jahrestag der Tagespflege<br />

auf dem Möllershof. Die Einrichtung<br />

wurde 1993 mit Unterstützung der<br />

Stadt <strong>Dortmund</strong>, des Ortsvereins<br />

und des damaligen Bundesarbeitsministers<br />

Norbert Blüm auf dem<br />

„runderneuerten“ Möllershof in<br />

Kirchhörde-Löttringhausen eröffnet.<br />

Auf dem Möllershof werden zurzeit 50<br />

Gäste in zwei Gruppen betreut.<br />

Berufsbegleitende<br />

Weiterbildung der dobeq<br />

Die dobeq GmbH bietet eine Personalqualifizierungsmethode<br />

für Fachkollegen<br />

aus dem pädagogischen,<br />

sozialen und medizinischen Arbeitsbereich<br />

an. Teilnehmer haben die<br />

Möglichkeit, über ihre berufliche Praxis<br />

und ihre Berufsrolle zu reflektieren<br />

und alternative Lösungen zu üben.<br />

Die Weiterbildung umfasst 56 Unterrichtsstunden<br />

an 7 Tagen mit jeweils 8<br />

Unterrichtsstunden über drei Monate.<br />

Sie startet am Montag, 13. Oktober,<br />

im Bildungszentrum Gneisenaustraße<br />

1. Die Kursgebühr beträgt 700<br />

Euro inclusive Seminarmappe und<br />

Arbeitsmaterialien und kann über den<br />

Bildungsscheck NRW teilfinanziert<br />

werden.<br />

Anmeldung: c.hennig@dobeq.de<br />

wachsene jeden Alters, die schon<br />

immer mal gern oder wieder etwas<br />

laufen, dabei ihre Fitness verbessern<br />

und im Einzelfall auch etwas für die<br />

schlankere Figur tun wollen.<br />

„Alle, die den Willen und die Ausdauer<br />

haben, dabei zu bleiben, werden<br />

es schaffen“, ist Norbert Roggenbach<br />

überzeugt. Er will, wie in den Kursen<br />

zuvor, wieder über 80 Prozent der<br />

Teilnehmer zum Ziel führen.<br />

Die Teilnehmer der ersten beiden<br />

Anfängergruppen gehen zusammen<br />

mit den Fortgeschrittenen neue Ziele<br />

im Laufbereich von 60 bis 90 Minuten<br />

und auch Wettkämpfe an. So haben<br />

Teilnehmer der ersten Kurse Läufe über<br />

10 Kilometer und einen Halbmarathon<br />

absolviert. In Herbst und Winter stehen<br />

der <strong>Dortmund</strong>er Citylauf (10 km), der<br />

Hellweglauf in Unna-Lünern (10 km +<br />

Halbmarathon) sowie der Silvesterlauf<br />

von Werl nach Soest (15 km) auf dem<br />

Programm.<br />

Die nächste Anfängergruppe ist für<br />

den März 2009 in Planung. Die Läufer<br />

der Region sind eingeladen, sich der<br />

<strong>AWO</strong>-Laufgruppe anzuschließen: Start<br />

ist bei jedem Wetter samstags um 9.00<br />

Uhr für die Laufanfänger und um 9.45<br />

Uhr für die Fortgeschrittenengruppe.<br />

www.awo-asseln.de<br />

DIE ARBEIT DER DOBEG-FAHRRADWERKSTADT ließ sich Nordstadt-<br />

Bezirksbürgermeister Siegfried Böcker (Mitte) von Werkstattmeister<br />

Christoph Bossmann während der Bildungsbörse <strong>2008</strong> erklären. Die „Fahrrad-WerkStadt“<br />

sowie der „FahrradService an Hauptbahnhof“ waren Teil der<br />

Präsention, die die dobeq auf dem Friedensplatz aufgebaut hatte.<br />

Dort informierte auch die „Dienstleistungsagentur für vorpflegerische<br />

Hilfestellungen“ und das Projekt „fit for life“ – Werkbereich Frisieren und<br />

Kosmetik – über ihre Arbeit. Jugendliche waren besonders an „plan B“ interessiert,<br />

einer Kooperation von dobeq GmbH und GrünBau GmbH, die<br />

beispielsweise Veranstaltungstechnik für Vereine und Träger aus der Nordstadt<br />

anbietet. Auch Arge-Geschäftsführer Frank Neukirchen-Füsers war bei<br />

beim Besuch des dobeq-Standes von der praxisnahen Präsentation begeistert.<br />

<strong>AWO</strong> intern<br />

Heinz Pennekamp, Werkstätten der <strong>AWO</strong> <strong>Dortmund</strong> GmbH<br />

Foto: Flüter<br />

Heinz Pennekamp ist ein Münsterländer. Den Bewohnern dieses Landstrichs<br />

unterstellt man Fleiß und Ausdauer sowie einen ehrlichen und direkten<br />

Umgang. Auch wenn das eine Verallgemeinerung ist, vieles trifft auf<br />

Heinz Pennekamp zu.<br />

In den 25 Jahren seiner Arbeit für die <strong>AWO</strong>-Werkstätten in Lindenhorst hat<br />

er vieles erfolgreich angepackt. Vor einer Aufgabe zurückschrecken kam<br />

sowieso nicht in Frage. Und was die Ehrlichkeit angeht: „Ich kann schon mal<br />

grantig werden“, sagt der Produktionsleiter der <strong>AWO</strong>-Werkstätten. Aber das<br />

gehört dazu, wenn man die Arbeit von 750 Beschäftigten organisieren muss,<br />

für 15 verschiedene Aufgabenbereiche zuständig ist und neue Aufträge<br />

akquiriert, um den Laden am Laufen zu halten.<br />

Das alles ist viel Arbeit – nicht, dass Heinz Pennekamp klagen würde.<br />

Dafür ist er auch mit 51 immer noch zu interessiert an seiner Aufgabe und<br />

neugierig auf neue Herausforderungen.<br />

Diese Offenheit für Neues wird am besten in seiner beruflichen Biographie<br />

deutlich. Eingestellt wurde er 1983 in den <strong>AWO</strong> Werkstätten als Meister im<br />

Elektrobereich. Vorher hatte er in Recklinghausen den Zivildienst im Altenheim<br />

geleistet, aber mit behinderten Menschen hatte er noch nie zu tun<br />

gehabt. Dennoch brachte sich der neue Kollege in der Schlosserei und<br />

Metallwerkstatt schnell mit aller Kraft ein. „Immer wenn etwas kaputt war,<br />

wurde ich gerufen“, erinnert er sich.<br />

So war es fast selbstverständlich, dass Heinz Pennekamp zu der „Vorausabteilung“<br />

gehörte, die Ende der 90er Jahre den Umzug von Schloß<br />

Westhusen nach Lindenhorst vorbereitete. Nicht mehr als „vier große Werkhallen<br />

ohne Zwischenwände“ fanden sie damals vor. Seitdem haben die<br />

Werkstätten ihr Aussehen komplett geändert. Bei allen Modernisierungen,<br />

Umbauten und Reparaturen war Heinz Pennekamp dabei. „Man wächst da<br />

so rein“, sagt er. „Manchmal denke ich, dass ich hier jeden Stein kenne.“<br />

Vielleicht nicht jeden Stein, aber bestimmt fast jeden Schalter und jede<br />

Leitung der gut 9000 Quadratmeter großen Werkstätten.<br />

Das ist eigentliche Aufgabe genug, um einen Familienvater mit drei<br />

Kindern und einem Haus in Haltern im Berufsleben zu beschäftigen. Aber<br />

Heinz Pennekamp ist ein unruhiger Geist. Weil er wissen wollte, wie die<br />

Wäscherei funktioniert, hat er auch noch eine zweite Meisterprüfung, Fachgebiet<br />

Textilreinigung, hingelegt. „Zwischendurch“ machte er noch auf der<br />

Abendschule die Ausbildung zum Betriebswirt.<br />

Das soziale Engagement in seinem Heimatort hat er in all den Jahren nicht<br />

vergessen. Heinz Pennekamp – auch da ist er ein „echter“ Münsterländer –<br />

war in den 80ern in der katholischen Jugend aktiv, durchaus kritisch<br />

übrigens. Die Kirchengemeinde blieb bis heute ein Fixpunkt seines Lebens.<br />

Dass einer so ranklotzen kann, ohne das Familienleben aufs Spiel zu<br />

setzen, geht nur, wenn Familie und Arbeit keine Gegensätze sind. Das gilt<br />

auch für Heinz Pennekamp. „Das ist für mich alles zusammen ein großes<br />

Zuhause“, sagt er. Die Kinder fuhren schon früh mit nach <strong>Dortmund</strong>: zu<br />

Festen und Veranstaltungen, aber auch zur Arbeit in den Ferien.<br />

So kommt eines zum anderen. Wenn er heute über das Betriebsgelände<br />

geht, kann sich Heinz Pennekamp gut daran erinnern, wie sehr sich alles<br />

verändert hat: „Als ich anfing, waren wir 120 Mitarbeiter.“ Noch wichtiger<br />

aber ist es, dass die Werkstätten heute technisch besser ausgestattet sind. Sie<br />

sind leistungsfähiger und vielseitiger geworden, eben echte Partner der<br />

Wirtschaft mit vielen unterschiedlichen Kunden.<br />

Die Entwicklung war nicht immer ganz einfach, aber letzten Endes geht es<br />

doch. Man muss nur wollen. Das ist ein Fazit, das Heinz Pennekamp<br />

zufrieden stimmt – nicht, dass er deshalb ruhiger würde. Als nächstes steht<br />

die energetische Modernisierung der Werkstätten vor der Tür: Außen- und<br />

Dachisolierung. Zu tun gib es immer was.<br />

5<br />

<strong>AWO</strong> PROFIL


<strong>AWO</strong> PROFIL<br />

6<br />

Ehrenamt heute<br />

Sebastian Steinke, 23<br />

Vorsitzender des Kreisjugendwerks<br />

Es ist mit Sicherheit eines der jüngsten <strong>AWO</strong>-Mitglieder, aber er hat eine<br />

Menge zu sagen. Sebastian Steinke (23) ist seit Anfang Juli Vorsitzender<br />

des Kreisjugendwerkes der Arbeiterwohlfahrt in <strong>Dortmund</strong> und als solcher<br />

gehört er dem Unterbezirksvorstand als stimmberechtigtes Mitglied an.<br />

Der neue Vorsitzende kann auf eine feste Truppe zählen. Man kennt sich.<br />

„Wir kommen alle aus der Nordstadt“, sagt Sebastian Steinke über seine<br />

besten Mitarbeiter. Anzupacken ist seine Sache – das hat er auch in seiner<br />

Ausbildung als Straßenwärter der Stadt <strong>Dortmund</strong> gelernt. Praktische Kompetenz<br />

ist zurzeit gefragt, denn aktuell renovieren die Jugendlichen Räume<br />

im Blücherbunker. Dort wollen sie übergangsweise einziehen.<br />

Langfristig kann sich Sebastian Steinke gut vorstellen, Untermieter in einer<br />

<strong>AWO</strong>-Begegnungsstätte zu werden. Da ist er näher an der Zielgruppe, die<br />

sonst eher wenig mit der <strong>AWO</strong> am Hut hat. Mit Hip-Hop-Kursen und Graffiti-<br />

Projekten will er die Distanz zur Jugend überwinden.<br />

Dass die <strong>AWO</strong> auch für Kinder und Jugendliche ankommen kann, hat<br />

Sebastian Steinke auf den Jugendfreizeiten des Jugendwerks gemerkt. Auf<br />

jeden Fall geht er optimistisch an die Aufgabe heran. Sieht so aus, als hätte<br />

sich das Kreisjugendwerk genau den richtigen Vorsitzenden für den Neuanfang<br />

ausgesucht.<br />

Rentenberatung – neu im <strong>AWO</strong>-StadtZentrum<br />

Jeden Donnerstag von 16.00 bis 18.00 Uhr finden im StadtZentrum Klosterstraße<br />

Sprechstunden des ehrenamtlichen Versichertenältesten Ulrich Kuckling<br />

statt. Er berät rund um das Thema Rente und gibt Hilfestellung bei der<br />

Beantragung. Dabei ist es unerheblich, ob für den Ratsuchenden die Deutsche<br />

Rentenversicherung Bund oder Westfalen, oder Deutsche Rentenversicherung<br />

Knappschaft, Bahn, See gilt. Terminvereinbarungen sind erwünscht. (dev)<br />

Tel. 0231-814469<br />

Mit einer Nähstube hat<br />

alles angefangen<br />

Der Ortsverein Oespel II hat in<br />

einer besonderen Veranstaltung im<br />

Mai langjährige und verdiente Mitglieder<br />

ausgezeichnet. Vorsitzende Eveline<br />

Schramm, Kassierer Günter<br />

Semp und Franziska Köhler, Leiterin<br />

des Eugen-Krautscheid-Hauses, dankten<br />

für Engagement und unermüdlichen<br />

Einsatz. Helmi Schröter ist seit<br />

50 Jahren dabei. Ehrenvorsitzender<br />

Rolf Baecker blickt auf 40 Jahre zurück.<br />

Seit 25 Jahren halten Dorothea<br />

und Heinz Otto Weiß dem Ortsverein<br />

die Treue. Gegründet wurde die <strong>AWO</strong><br />

Oespel II am 10. Februar 1946. Zur<br />

Linderung der größten Not richtete der<br />

Ortsverein in der alten Hellwegschule<br />

eine Nähstube ein. Es wurden Ferienfahrten<br />

für Kinder organisiert oder<br />

auch begleitet. Rat- und Hilfesuchenden<br />

wurde direkt und praktisch geholfen.<br />

„Die <strong>AWO</strong> sieht ihre vorrangige<br />

Aufgabe darin, eine gerechtere Welt zu<br />

schaffen“, erklärte Eveline Schramm<br />

vor den vielen Besucherinnen und Besuchern<br />

der Veranstaltung. Der Ortsverein<br />

zählt heute 100 Mitglieder, Tendenz<br />

steigend. (dev)<br />

Neuer<br />

Stadtbezirksausschuss in<br />

Hombruch<br />

Auch die Ortsvereine im Stadtbezirk<br />

Hombruch haben einen neuen Stadtbezirksausschuss<br />

gewählt. Nachfolger<br />

von E.U. Humke ist der Vorsitzende<br />

des OV Brünninghausen Rolf Müller<br />

als Sprecher des Stadtbezirks. Seine<br />

Stellvertreterin ist Petra Müller vom<br />

OV Bittermark, die Schriftführung haben<br />

Jürgen Fischer vom OV Eichlinghofen<br />

und Volker Reinke vom<br />

OV Brünninghausen. (dev)<br />

Berichtigung<br />

Stadtbezirksvorstände<br />

Stadtbezirkssprecher Jürgen Sasse<br />

sowie die Stellvertreter Renate Soinski<br />

und Richard Fiebig wurden nicht,<br />

wie in <strong>AWO</strong> Profil gemeldet, im Stadtbezirk<br />

Hombruch, sondern in Hörde<br />

gewählt.<br />

(dev)<br />

DER <strong>AWO</strong>-ORTSVEREIN LÜTGENDORTMUND hat im August einen neuen Vorstand gewählt.<br />

Vorsitzende wurde Edeltraud Gehre (2.v.r.), ihr Stellvertreter ist Heinz Brinkmann (5.v.r.).<br />

Die Kassengeschäfte führt Friedel Terstegge (3.v.r.). Im Mittelpunkt der Ortsvereinsaktivitäten steht<br />

die Begegnungsstätte „Haus Kunterbunt“ mit ihren vielen Angeboten. Auch die Betreuungsdienste<br />

spielen in Lütgendortmund eine große Rolle. Der Ortsverein in Lütgendortmund hat über 100 Mitglieder.<br />

Aus den Ortsvereinen<br />

Nr. <strong>34</strong>, September <strong>2008</strong><br />

EINE UNVERGESSLICHE BILDUNGSFREIZEITWOCHE verlebten 22 sehr<br />

zufriedene Teilnehmerinnen und Teilnehmer der <strong>AWO</strong>-Begegnungsstätte<br />

Barop im Juni im Haus Schnapp’s Hof am Möhnesee. Die Leiterin der<br />

Begegnungsstätte Ina Schüler – untere Reihe, dahinter stehend die<br />

OV-Vorsitzende Ruth Gohmann – hatten für ein abwechslungsreiches,<br />

lehrreiches, aber auch erholsames Programm gesorgt. Die Leiterin des<br />

Schnapp’s Hofs Petra Keller kümmerte sich liebevoll um die Gruppe.<br />

Ein besonderes Erlebnis war ein Schwanenpaar, deren Kleinen unter<br />

den Augen der Gruppe schlüpften. Klar, dass die Gruppe die Patenschaft<br />

übernahm. (dev)<br />

Wohnen Sie<br />

in Persebeck und Umgebung ?<br />

...dann hat der Ortsverein erneut ein abwechslungsreiches,<br />

informatives, kommunikatives und unterhaltendes Programm<br />

für Sie bereit:<br />

<strong>AWO</strong>-Begegnungszentrum Persebeck, Grotenkamp 31<br />

Kontakt: Friedhelm Lorenz, OV-Vorsitzender Tel. 77 11 79<br />

Spendenaktion für Opfer der Unwetterkatastrophe<br />

Weitere Hilfe notwendig<br />

<strong>Dortmund</strong> hilft – unter diesem<br />

Motto starteten die Wohlfahrtsverbände<br />

eine Spenden- und<br />

Hilfsaktion für viele Menschen in<br />

den von der Unwetterkatastrophe<br />

vom 26. Juli besonders stark betroffenen<br />

westlichen und südlichen<br />

Stadtteilen.<br />

Hunderte von Haushalten haben<br />

Möbel, Hausrat und persönliche Dinge<br />

unwiederbringlich verloren, ihre<br />

Autos und in den schlimmsten Fällen<br />

auch ihr Dach über dem Kopf. Für<br />

viele ein Albtraum, der noch lange<br />

Zeit beschäftigt und an ein normales<br />

Leben noch nicht denken lässt.<br />

Auch die Arbeiterwohlfahrt rief ihre<br />

Mitglieder in den Ortsvereinen auf,<br />

auf das gemeinsame Spendenkonto<br />

Geldspenden zu überweisen oder<br />

auch Sachspenden speziell Waschmaschinen<br />

zu spenden.<br />

Als Anlaufstelle für die Hochwasseropfer<br />

wurden zeitlich befristete<br />

Bürgerbüros in Marten, Dorstfeld und<br />

in der Innenstadt eingerichtet. Mitar-<br />

beiter aller Wohlfahrtsverbände und<br />

städtische Mitarbeiter berieten die Betroffenen,<br />

nahmen knapp 700 Anträge<br />

auf Nothilfe entgegen, prüften den<br />

Hilfebedarf. Für die Bemessung der<br />

einzelnen Geldsummen ist ein Spendenbeirat<br />

aktiv, der die individuelle<br />

Bewertung vornahm.<br />

Natürlich reicht die zur Verfügung<br />

stehende Spendensumme bei weitem<br />

nicht aus, die existenziellen Schäden<br />

und wirtschaftlichen Verluste auszugleichen.<br />

Knapp 700.000 Euro kamen auf<br />

dem Spendenkonto zusammen. Dringend<br />

wird auf eine angemessene Fluthilfe<br />

vom Land NRW gewartet.<br />

Die Nachbarschaftshilfe nach dem<br />

Unwetter war großartig. <strong>AWO</strong> Profil<br />

bittet jedoch um weitere Geldspenden<br />

für die besonders stark getroffenen<br />

Haushalte vor unserer Haustür. (dev)<br />

Spendenkonto: Kontonummer<br />

001 210 009 bei der Sparkasse<br />

<strong>Dortmund</strong> (BLZ 440 501 99);<br />

Verwendungszweck:<br />

<strong>Dortmund</strong> hilft


Nr. <strong>34</strong>, September <strong>2008</strong><br />

Novellierung des Sparkassengesetzes<br />

Selten hat es für einen Gesetzesentwurf<br />

von so vielen unterschiedlichen<br />

Seiten Kritik gehagelt wie<br />

für das geplante Sparkassengesetz<br />

des Landes Nordrhein-<br />

Westfalen. Die Gesetzesnovelle<br />

wird die Sparkassen zwingen, zukünftig<br />

nur noch rein renditeorientiert<br />

zu arbeiten. Derzeit wirtschaften<br />

diese Geldinstitute der<br />

Städte und Kreise gemeinnützig,<br />

aber das soll ein Ende haben. Im<br />

Gesetzestext wird ausdrücklich nur<br />

noch die Bezeichnung „Gemeinwohl<br />

orientiert“ benutzt.<br />

Dies wird Folgen haben, die die Arbeiterwohlfahrt<br />

und die anderen<br />

Wohlfahrtsverbände alarmieren.<br />

Nicht nur, dass bei reiner Profitorientierung<br />

tausende Arbeitsplätze<br />

auf dem Spiel stehen. Die Folgen werden<br />

wohl für jeden einzelnen Bürger<br />

spürbar werden, vor allem für jene,<br />

deren Portemonnaies nicht so prall<br />

gefüllt sind, dass sie für eine profitorientierte<br />

Sparkasse profitabel erscheinen.<br />

Denn mit dem neuen Gesetz entfällt<br />

auch die Verpflichtung der Sparkassen,<br />

jeden Bürger als Kunden anzunehmen<br />

und ihm ein Konto einzurichten.<br />

Das könnte die alleinerziehende<br />

junge Frau treffen, deren schmales<br />

Einkommen für eine Kontoführung<br />

nicht interessant genug ist. Oder den<br />

Häuslebauer, der arbeitslos wurde,<br />

sich überschuldete und nun bei gar<br />

keiner Bank mehr ein Konto erhält.<br />

Probleme könnte der Rentner mit kleinem<br />

Budget haben, wenn er keinen<br />

Kredit für den Gebrauchtwagenkauf<br />

bekommt: zu risikoreich. Oder der<br />

Kassenwart der Fußball-Jugendabteilung,<br />

der auf einmal für den günstigen<br />

Vereinsservice hohe Gebühren<br />

zahlen soll: preiswerten Service kann<br />

sich die Kasse nicht mehr leisten.<br />

<strong>AWO</strong> Bezirk Westliches Westfalen<br />

KeinEinstiegindie<br />

Privatisierung der Sparkassen!<br />

Ganz sicher werden die Sparkassen<br />

dann ihr Zweigstellen-Netz ausdünnen,<br />

um ihren Profit zu maximieren.<br />

Man könnte dann nicht mehr mit<br />

seinem seit Jahren bekannten Sachbearbeiter<br />

in der Filiale in der Nähe<br />

sprechen, sondern müsste erst zu einer<br />

Hauptstelle fahren, wo man niemanden<br />

mehr kennt – und auch selber<br />

nicht bekannt ist.<br />

Und es ist zu befürchten, dass die<br />

Abkehr vom gemeinnützigen Denken<br />

auch die Arbeit der Wohlfahrtsverbände<br />

behindern wird. Denn<br />

bislang stellten die Sparkassen einen<br />

Teil ihrer erwirtschafteten Überschüsse<br />

in den Dienst zahlreicher guter Sachen.<br />

So helfen die Spenden der<br />

Sparkassen in vielen Kindergärten,<br />

den engen Sachkostenrahmen zu erweitern<br />

und eine bessere Ausstattung,<br />

beispielsweise mit Bastelmaterial zu<br />

ermöglichen.<br />

Zahlreiche Altenbegegnungsstätten<br />

könnten geschlossen werden, denn<br />

häufig sind die explodierenden Nebenkosten<br />

von den Stadtverbänden<br />

nur mit Hilfe der Sparkassen-Zuwendungen<br />

noch zu bezahlen.<br />

Im Unterbezirk Münsterland-Recklinghausen<br />

wurde mit Mitteln der<br />

Sparkasse Vest eine Wundfibel erstellt,<br />

die helfen soll, pflegedürftige Angehörige<br />

zu Hause besser zu versorgen.<br />

Im Unterbezirk Ennepe-Ruhr bezuschusste<br />

die Stadtsparkasse Wetter<br />

Sprachförderung im Kindergarten –<br />

lange bevor das Land NRW, durch<br />

Pisa aufgerüttelt, darüber nachdachte.<br />

Nun steht zu befürchten, dass diese<br />

Fördergelder in öffentlichen Haushalten<br />

versickern. Denn: Am Gemeinwohl<br />

orientiert ist auch eine Überweisung<br />

an die leeren Kassen der Kommunen;<br />

ja, selbst ein pompöser<br />

Fuhrpark wäre damit zu rechtfertigen,<br />

wird doch dafür nicht mehr der städtische<br />

Etat angetastet.<br />

Über die Verwendung der Überschüsse<br />

entscheiden die Aufsichtsgremien<br />

der Sparkassen in Kreisen<br />

und Städten. Die CDU hält den Kritikern<br />

entgegen, die Kommunen seien<br />

selbst in der Lage, über die Verwendung<br />

im Sinne ihrer Bürger zu bestimmen.<br />

Aber gerade in unserem <strong>AWO</strong>-Bezirk<br />

ist die Haushaltslage vieler Kommunen<br />

dramatisch. Wie schnell werden<br />

da Begehrlichkeiten wach – und<br />

bedient.<br />

Viele Städte sind so pleite, dass ihre<br />

Kämmerer hinter jedem Cent her sein<br />

müssen. Da käme eine Überweisung<br />

aus den Sparkassen-Überschüssen<br />

gerade recht. Und je mehr Profit die<br />

Geldinstitute machen, um so besser.<br />

Die Kreise, ebenfalls Träger zahlreicher<br />

Sparkassen, erhöhen seit vielen<br />

Jahren die Kreisumlagen. Die in den<br />

Aufsichtsräten sitzenden Vertreter der<br />

Kommunen werden zukünftig scharf<br />

darauf achten, jeden erwirtschafteten<br />

Euro in die Kreiskassen fließen zu lassen,<br />

damit die Kommunen entlastet<br />

werden. Da bleibt nichts mehr über<br />

für finanzielle Hilfen bei sozialen Aufgaben.<br />

Nach dem Kinder-Bildungsgesetz<br />

„Kibiz“, das in allen unseren Tageseinrichtungen<br />

für Kinder riesige<br />

Personalprobleme geschaffen hat, ist<br />

das Sparkassengesetz die zweite<br />

Schneise, die die CDU-geführte Landesregierung<br />

in die sozialen Systeme<br />

schlagen will.<br />

Die Wohlfahrtsverbände planen<br />

Unterschriften-Aktionen, die Gewerkschaft<br />

Verdi erwägt gar ein Volksbegehren<br />

gegen das geplante<br />

Sparkassengesetz. Wenn es so weit<br />

kommt: Unterschreiben Sie die Protestnoten!<br />

Aus ureigenem Interesse.<br />

Die Arbeiterwohlfahrt wird 90 – gefeiert wird in <strong>Dortmund</strong>!<br />

Die zentrale Festveranstaltung zum 90. wird in <strong>Dortmund</strong><br />

stattfinden: am 21. und 22. August 2009 steigt rund um<br />

die Reinoldikirche in der <strong>Dortmund</strong>er City ein riesiges<br />

Volks- und Kulturfest. Auf zwei großen Bühnen werden<br />

zahlreiche Musikveranstaltungen stattfinden, zudem Talkrunden<br />

und viel Kleinkunst. Ganz großes Comedy-Thea-<br />

ter wird es mit dem „Geierabend“ geben. Diese <strong>Dortmund</strong>er<br />

Karnevals-Alternative hat mittlerweile Kult-Charakter.<br />

Schon seit Jahren sind die Geierabende im Biergarten<br />

bei Tante Amanda restlos ausverkauft. Nun gastieren<br />

die kultigen Panneköppe und das Original<br />

Jallermann-Klangtett beim <strong>AWO</strong>-Geburtstag!<br />

„Der Wettbewerb um<br />

Ausschüttungen würde stärker“<br />

Frage: Herr Samulewicz, die von<br />

der NRW-Landesregierung geplante<br />

Novellierung des Sparkassengesetzes<br />

hat zu einem Sturm der Entrüstung<br />

bei den Verbänden der Wohlfahrtspflege<br />

geführt. Können Sie das<br />

teilen?<br />

Uwe Samulewicz: Jedes neue Gesetz<br />

muss sich daran messen lassen,<br />

ob damit die zuvor formulierten Ziele<br />

erreicht werden. Hier sollte die<br />

öffentlich-rechtliche Kreditwirtschaft<br />

gestärkt werden. Bei diesem Entwurf<br />

bestehen erhebliche Zweifel daran.<br />

Frage: Gibt es denn auch etwas zu<br />

loben, bevor wir zu den Zweifeln<br />

kommen?<br />

Uwe Samulewicz: Ja. Positiv ist zu<br />

werten, dass nur Gemeinden und<br />

Gemeindeverbände Sparkassen errichten<br />

dürfen. Und ein Ausweis der<br />

Sparkassen in den Kommunalbilanzen<br />

ist ausgeschlossen. Das ist<br />

gut.<br />

Frage:Was ist am Entwurf aus Ihrer<br />

Sicht denn nicht so gelungen?<br />

Uwe Samulewicz: Da gibt es nicht<br />

nur sachliche, sondern auch rechtliche<br />

Bedenken. Die Landesregierung<br />

will eine neue Kapitalform einführen<br />

– das so genannte Trägerkapital.<br />

Zur Ausübung unseres<br />

Geschäftes ist Trägerkapital aber<br />

weder notwendig noch europarechtlich<br />

geboten. Dagegen besteht<br />

die Gefahr, dass das Eigenkapital<br />

von Sparkassen damit mittelfristig<br />

auf den freien Markt gelangen<br />

könnte, hier also ein Einfallstor für<br />

die Privatisierung öffentlich-rechtlicher<br />

Sparkassen geschaffen werden<br />

könnte. Abgelehnt wird das Trägerkapital<br />

von den Sparkassen, den<br />

beiden Sparkassenverbänden wie<br />

7<br />

Uwe Samulewicz, Vorstandsvorsitzender<br />

der Sparkasse <strong>Dortmund</strong><br />

Interview mit Uwe Samulewicz, Sparkasse <strong>Dortmund</strong><br />

auch von den drei kommunalen<br />

Spitzenverbänden in NRW.<br />

Frage: Was stört Sie noch?<br />

Uwe Samulewicz: Die Art und Weise,<br />

wie Sparkassen mit der Westdeutschen<br />

Landesbank zusammenarbeiten<br />

sollen. Bislang kooperieren<br />

sie mit dieser als Aktiengesellschaft<br />

geführten Bank auf der Basis freiwillig<br />

getroffener Vereinbarungen, z. B.<br />

bei der Begleitung von Unternehmen<br />

in Finanzierungs- und Auslandsgeschäften.<br />

Das soll künftig auf<br />

weitere Geschäftsfelder ausgedehnt<br />

werden und dann per Zwang geschehen.<br />

So etwas gibt es nirgendwo<br />

im deutschen Sparkassenwesen.<br />

Frage: Und was ist denn mit den<br />

Ausschüttungsbeträgen geplant?<br />

Uwe Samulewicz: Deren bewährte<br />

gemeinnützige Verwendung soll aufgehoben<br />

werden. Die neue Regelung<br />

geht wesentlich weiter. Da wird<br />

von „am Gemeinwohl orientierten<br />

Aufgaben und Zwecken des Trägers“,<br />

also der Kommune, gesprochen.<br />

Deren Dispositionsmöglichkeiten<br />

will der Gesetzgeber weitgehend<br />

freigeben.<br />

Frage: Würde sich das auch auf die<br />

Wohlfahrtsverbände auswirken?<br />

Uwe Samulewicz: Vermutlich ja.<br />

Der Wettbewerb um die Ausschüttungen<br />

würde stärker und caritative<br />

Einrichtungen, Sportvereine oder<br />

Bildungseinrichtungen könnten betroffen<br />

sein. Die bisherige Praxis hat<br />

sich bewährt und findet bei unseren<br />

Kunden und in der Bürgerschaft<br />

breite Zustimmung. Sparkassen haben<br />

einen öffentlichen Auftrag, sind<br />

gemeinwohlorientiert und schütten<br />

für gemeinnützige Zwecke aus. Dieser<br />

Dreiklang sollte so bleiben!<br />

<strong>AWO</strong> PROFIL


<strong>AWO</strong> PROFIL<br />

8 Die<br />

Die letzte letzte Seite<br />

Seite<br />

Kurz notiert Motzki<br />

Foto: SZ Henke<br />

Siggi Held bei Aplerbeck vor Ort<br />

Siggi Held (3.v.re), früherer Fußballnationalspieler und Spieler in den 60er<br />

und 70er Jahren beim BVB, besuchte am 22. August „Aplerbeck vor Ort“,<br />

eine gemeinsame Veranstaltung der Ortsvereine Aplerbeck, Schüren,<br />

Berghofen und Sölde mit dem <strong>AWO</strong>-Seniorenzentrum Rodenberg. Die <strong>AWO</strong><br />

vor Ort präsentierte ihre ehrenamtliche Arbeit, das Seniorenzentrum, der<br />

Unterbezirk und die dobeq mit der Fahrradwerkstatt und dem neuen Outlet-<br />

Store informierten über das breite Spektrum ihrer sozialen Angebote.<br />

Die Jugendfreizeitstätte des Jugendamtes, das Familienbüro und das<br />

Seniorenbüro beteiligten sich an dem gut besuchten Tag der Offenen Tür,<br />

der zum dritten Male von <strong>AWO</strong>-Stadtbezirksprecher Ewald Schumacher<br />

(4.v.li.) maßgeblich organisiert wurde. Der Schnappschuss mit dem heutigen<br />

Fanbeauftragten des BVB entstand im Kreis einiger prominenter Besucher<br />

am Fahrradstand der dobeq – unter ihnen auch der <strong>Dortmund</strong>er Landtagsabgeordnete<br />

Harald Schartau.<br />

25-jähriges Dienstjubiläum<br />

Heinz Pennekamp ist am 1. September <strong>2008</strong> seit 25 Jahren in den<br />

Werkstätten der <strong>AWO</strong> <strong>Dortmund</strong> GmbH tätig. <strong>AWO</strong> Profil gratuliert<br />

zum silbernen Dienstjubiläum. Heinz Pennekamp ist heute als Produktionsleiter<br />

in den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen in Lindenhorst<br />

beschäftigt. Ein Porträt über ihn lesen Sie auf Seite 5 in dieser <strong>Ausgabe</strong>.<br />

Nachrufe<br />

Am 24. Juni <strong>2008</strong> verstarb nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 81<br />

Jahren der ehemalige Vorsitzende des <strong>AWO</strong> Ortsvereins Körne und das<br />

frühere Mitglied des <strong>AWO</strong>-Kreisvorstandes Herbert Bojarra. Herbert Bojarra<br />

war seit 1976 Mitglied unseres Verbandes.<br />

Von 1980 bis 1995 war er Vorsitzender des Ortsvereins Körne und von 1979<br />

bis 1990 Sprecher der Ortsvereine im Stadtbezirk Innenstadt-Ost. Von 1985<br />

bis 1991 war er Mitglied des Kreisvorstandes. 1991 erhielt er das Verdienstkreuz<br />

am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik. 1994 wurde sein<br />

herausragendes soziales Engagement auch mit der Verdienstmedaille der<br />

Arbeiterwohlfahrt gewürdigt. Viele Jahre engagierte sich Herbert Bojarra bei<br />

Erholungsmaßnahmen für Menschen mit Behinderungen und für Senioren.<br />

Sein soziales und bürgerschaftliches Engagement im Ortsverein, im Kreisverband<br />

<strong>Dortmund</strong> und im Gemeinwesen war bemerkenswert. Herbert<br />

Bojarra bleibt für alle, denen er mit Rat und Tat half, und für uns im <strong>AWO</strong><br />

Unterbezirk <strong>Dortmund</strong> unvergessen.<br />

Die dobeq-Mitarbeiterin Susanne Steinweg ist am 4. Juli <strong>2008</strong> nach langer<br />

schwerer Krankheit im Alter von 47 Jahren verstorben.Susanne Steinweg war<br />

als Erzieherin in der Ganztagsbetreuung der dobeq GmbH an der Hauptschule<br />

In der Landwehr, Scharnhorststraße, tätig. Mit fachlicher Kompetenz,<br />

Einfühlungsvermögen und mit Herz verstand sie es, zu Schülerinnen und<br />

Schülern helfende Beziehungen aufzubauen. Wir verlieren mit Susanne<br />

Steinweg eine engagierte Mitarbeiterin und liebenswerte Kollegin, deren Tod<br />

eine schmerzliche Lücke hinterlässt.<br />

Am 31. Juli <strong>2008</strong> ist Gerda Mikeska nach langer schwerer Krankheit im Alter<br />

von 84 Jahren verstorben. Gerda Mikeska war 1954 in die Arbeiterwohlfahrt<br />

eingetreten. Sie legte bei ihrer Namensnennung immer Wert auf ihren<br />

Geburtsnamen Schulze, da die Menschen in Eving sie so besser kannten. Sie<br />

engagierte sich über fünf Jahrzehnte in der <strong>AWO</strong> und in der SPD, bei den<br />

Falken und im Ferienhilfswerk der <strong>AWO</strong>. Auch bei den Naturfreunden und im<br />

Geschichtsverein war sie aktiv. Von 1990 bis zum Jahr 2000 gehörte sie dem<br />

Seniorenbeirat der Stadt <strong>Dortmund</strong> an. In den 90er Jahren leitete sie einen<br />

Seniorenkreis Eving mit dem Namen „Lebensfrohe alte Bürger“. Gerda<br />

Mikeska kümmerte sich mit Rat und Tat um viele Mitbürger, die sich hilfesuchend<br />

an sie wendeten. Zuletzt lebte sie in der <strong>AWO</strong>-Seniorenwohnstätte am<br />

Süggelweg in Eving. Ein erfülltes Leben hat seine Vollendung gefunden.<br />

Anna-Maria Druschel ist am 10.08.<strong>2008</strong> im Alter von 84 Jahren verstorben.<br />

Fast 40 Jahre war die <strong>AWO</strong>-Freundin Mitglied im Ortsverein Mengede. Sie<br />

engagierte sich dort im Vorstand und bei vielen Aktivitäten des Ortsvereins. Im<br />

Jahre 2000 wurde ihr besonderes Engagement mit dem Ehrenzeichen der<br />

Arbeiterwohlfahrt gewürdigt.<br />

Unsere Verstorbenen werden wir in dankbarer Erinnerung behalten. (dev)<br />

... ALLES DREHT SICH UM DAS KINDERWOHL. Gretel Hagt, die Vorsitzende<br />

des Ortsvereins Wickede war mit viel Freude und mit vielen Helfern im<br />

Sommer wieder im Einsatz, um die fünftägigen Ferienspiele auf dem Schulhof<br />

der Bachgrundschule für täglich bis zu 350 Kinder zu organisieren, mittlerweile<br />

zum 14. Mal. Gemeinsam mit der Städtischen Jugendfreizeitstätte ist<br />

wieder ein tolles Ferienprogramm entstanden. Für das leibliche Wohl war<br />

dabei bestens gesorgt, wie zu sehen ist. Nach den Ferienspielen unterstützte<br />

der Ortsverein erneut eine Kinderfreizeit auf Sylt, an der 24 Kinder aus einkommensschwachen<br />

Familien teilnahmen. (dev) (Foto: Copyright Linz/PiLi)<br />

Neue Beratungsstelle Ambulant Betreutes Wohnen<br />

Hilfe für ein möglichst<br />

selbstbestimmtes Leben<br />

Das Ambulant Betreute Wohnen<br />

(BeWo) der Arbeiterwohlfahrt bietet<br />

Menschen mit Behinderungen<br />

Unterstützungs- und Assistenzleistungen<br />

sowie umfassende Beratung<br />

für Angehörige an.<br />

Ziel ist es, diesen Personen in ihrer<br />

eigenen Wohnung oder in einer<br />

Wohngemeinschaft ein möglichst eigenständiges<br />

und selbstbestimmtes<br />

Leben zu ermöglichen.<br />

Der Beratungsdienst „Ambulant Betreutes<br />

Wohnen richtet sich an...<br />

... Personen, die aufgrund ihrer Entwicklung<br />

zur zunehmenden Eigenständigkeit<br />

keine stationäre Betreuung<br />

mehr benötigen<br />

... junge Erwachsene, die mit der Unterstützung<br />

des betreuten Wohnens<br />

eine eigene Lebensperspektive finden<br />

möchten<br />

... Personen, die nach einem stationären<br />

‚Training’ in einer eigenen<br />

Wohnung leben möchten, allein<br />

oder in einer selbst gewählten Lebensgemeinschaft/Partnerschaft<br />

Art und Intensität werden gemeinsam<br />

vereinbart. Das Hilfsangebot<br />

richtet sich nach den individuellen Fähigkeiten,<br />

Bedürfnissen und Lebensumständen.<br />

Die Beratungsstelle bietet<br />

Beratung, Begleitung und Assistenz in<br />

den Bereichen:<br />

· Wohnung (Wohnungsbeschaffung,<br />

Instandhaltung…)<br />

· Haushaltsführung (Putzen,<br />

Wäschepflege…)<br />

· Allgemeiner Schriftverkehr, Telefonkontakte<br />

· Finanzen (Geldeinteilung,<br />

Beantragung von Hilfen…)<br />

· Behördengänge und andere Institutionen<br />

(Sozialamt, Versorgungsamt,<br />

Krankenkasse, Pflegedienste…)<br />

· Soziale Kontakte (Partnerschaft,<br />

Familie, Freunde)<br />

· Freizeitgestaltung<br />

· Bewältigung schwieriger Lebenssituationen<br />

(Gespräche bei persönlichen<br />

Problemen und Konflikten,<br />

Vermittlung von anderen Hilfsangeboten…)<br />

· Gesundheit (Gesundheitsvorsorge,<br />

Arztbesuche…) usw.<br />

· Entwicklung von Zukunftsperspektiven<br />

Ansprechpartner:<br />

Dieter Wilhelm 0174 1508891<br />

Marie Naujok 0174 1508892<br />

bewo-beratung@awo-dortmund.de<br />

Sprechstunden :<br />

Dienstag: 10.00 - 16.00 Uhr<br />

Donnerstag: 10.00 - 18.00 Uhr<br />

Klosterstraße 8-10,<br />

Erdgeschoss, Raum 104<br />

44135 <strong>Dortmund</strong><br />

Tel. 02 31 99 <strong>34</strong>-1<strong>34</strong><br />

Um vorherige Terminabsprache wird<br />

gebeten. Hausbesuche sind möglich,<br />

ebenfalls Begleitung zu anderen<br />

Fachdiensten.<br />

(dev)<br />

Tach auch oder besser gesacht:<br />

Prost Mahlzeit.<br />

Hier is’ wieder mal Euer / Ihr<br />

Motzk<strong>AWO</strong>wski. Heute reden se alle<br />

vonner Flexibilität, aber zu viel darf<br />

es denn auch nich’ sein. Selbst der<br />

Beck musste flexibel wieder wech,<br />

weil er zu flexibel war, so von wegen<br />

wie de SPD mit den Linken umzugehen<br />

hat. Un’ damit das Euerm<br />

Heribert nich’ passiert, bin ich getz’<br />

kontrolliert flexibel.<br />

Dat soll heißen, dat Ihr Euren alten<br />

Heribert zwar immer noch<br />

irgendwie habt, aber eben flexibel.<br />

Aus diesem Grunde beabsichtigte<br />

ich nunmehr, mich gewählter auszudrücken.<br />

Jedenfalls mal kurz. Flexibler<br />

sollen wa auch alle im Job sein,<br />

dat heißt, heute hier, morgen dort.<br />

Andererseits sollen wa aber auch die<br />

Kunden an uns binden. Dat heißt ja,<br />

dat de heute bei den <strong>AWO</strong>sen arbeitest<br />

und morgen für de Diakonie,<br />

oder wie. Deine Kunden nimmste<br />

dann mit, weil du musst ja an die<br />

Kundenbindung denken. Ich meine,<br />

unser Altkanzler hat ja gezeigt, wie<br />

dat geht, vonne sozialdemokratische<br />

Politik hin nach Gazprom. Ich meine,<br />

dat is ja nich’ so schlimm, aber<br />

dat Gazprom noch unsere Freunde<br />

aus Schalke bezahlt, dat nehm ich<br />

dem Schröder übel.<br />

Eigentlich bin ich ja Handwerker,<br />

aber dann maloche ich morgen<br />

eben mal als Chefeinkäufer oder<br />

mach die Buchführung für die <strong>AWO</strong>;<br />

oder spiel mal eben Personalchef<br />

und stell’ nur die ein, bei denen de<br />

schon im Lebenslauf sehen kannst,<br />

dat se flexibel sin’. Also nur Stellen<br />

hatten, die nich’ länger als zwei Monate<br />

dauerten. Alle anderen sind zu<br />

unflexibel.<br />

Wenn dat so die Richtung is’, die<br />

se alle wollen und dat bei uns inne<br />

<strong>AWO</strong> auch so gehandhabt wird,<br />

dann möchte ich mal wissen, wo unser<br />

Andreas G. dann hinkommt.<br />

Wird er dann etwa Weihbischof?<br />

Oder wie sieht’s dann mit Georg D.<br />

aus? Bei ‘ner Veranstaltung wurde<br />

beobachtet, dat er sich mit den Musikern<br />

dort unterhalten hat. Aus verlässlichen<br />

Quellen wurde bekannt,<br />

dass er sich insbesondere für den<br />

Posten des Bassisten interessiert hat.<br />

Hat wohl gesagt, schön einfach, hat<br />

nur vier Saiten und macht Bumm,<br />

Bumm. Also demnächst zieht Georg<br />

dann als Mucker durch die Lande,<br />

schleppt dann jede Menge Frauen<br />

ab und verwüstet Hotelzimmer.<br />

Die <strong>AWO</strong> selbst kann sich auch<br />

noch ‘n neues Motto geben: „Beständigkeit<br />

durch Flexibilität“ oder<br />

„Was heute noch wie ein Märchen<br />

klingt, wird morgen schon Wirklichkeit“....<br />

Is’ dat wirklich dat, wat wir wollen?<br />

Oder wollen wa nich’ alle wat<br />

bekanntes, sonne Art Heimat, wo se<br />

uns alle kennen.<br />

Aber bevor ich zu sentimental werde,<br />

sach ich dann mal<br />

flexibel:„Ciao, hasta luego, Tschö,<br />

Tschüß, bis bald“<br />

Euer / Ihr<br />

flexibler und verlässlicher<br />

Heribert Motzk<strong>AWO</strong>wski

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