nutritionpress_2_2017_web
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Ausgabe Nr. 11 – November <strong>2017</strong> . 4,95 Euro . ISSN 2196-1271 www.nutrition-press.com<br />
nutrition-press<br />
Fachzeitschrift für Mikronährstoffe<br />
Stiftung<br />
Warentest<br />
verunsichert Verbraucher<br />
durch falsche Aussagen!<br />
Mikronährstoffe<br />
Vitalstoffe<br />
Nahrungsergänzungsmittel<br />
Hersteller und Vertriebe<br />
Mit Nahrungsergänzungsmitteln<br />
können Sie
Nahrungsergänzungsmittel<br />
ist der rechtliche Begriff –<br />
Lebens-Mittel-Konzentrat<br />
ist der richtige Begriff!!<br />
Sehr geehrte Leserinnen, sehr geehrte Leser,<br />
warum erfolgen also immer wieder pauschale Angriffe und<br />
unqualifizierte Berichte aus Medien über Nahrungsergänzungsmittel?<br />
Schreibt einer von dem anderen ab, ohne ordentlich zu<br />
recherchieren? Lesen Sie unseren offenen Brief zu („Stiftung<br />
Warentest verunsichert Verbraucher, da falsche Behauptungen<br />
aufgestellt werden …“) den Veröffentlichungen<br />
der Stiftung Warentest, zu finden auf:<br />
http://nem-ev.de/assets/nem/Presse/Stiftung-Warentest-Vitamin-Praeparate.pdf.<br />
Die meisten Angriffe verhindern Gesundheit – da man Supplementierung<br />
heute leider vielfach als Mensch benötigt.<br />
Man verunsichert. Zahlreiche, ernsthafte Studien belegen,<br />
dass wir Menschen supplementieren müssen, wie in unserem<br />
Verband bekannt und schon mehrfach veröffentlicht.<br />
Leider sind auch Behörden – egal ob Regionale, Nationale<br />
oder Europäische – beeinflussbar. Siehe nur ein Thema:<br />
Glyphosat, siehe den Verlust von Bienen, siehe eine Reduzierung<br />
von Insekten in den letzten Jahren um 75 %, siehe<br />
Mangel von lebenswichtigen Inhaltsstoffen in unseren Lebensmitteln).<br />
Gerade von der Milch gehört: Sendung des<br />
SWR vom 25.10.<strong>2017</strong> „deutlicher Verlust von Omega Fettsäuren,<br />
sekundären Stoffen“.<br />
Will man was vertuschen?<br />
Ist man von wem auch immer beeinflusst?<br />
Ein weiteres Beispiel, was das Limit von Schwermetallen<br />
betrifft, gibt es keine Vorschriften für Obst, Gemüse,<br />
Getreide usw. Also kann ein Apfel (im Übrigen auch bei<br />
Bioprodukten) in Höchstmengen Schwermetalle enthalten.<br />
Nur für Nahrungsergänzungsmittel bestehen klare<br />
Höchstmengen-Verordnungen, die wir für richtig halten.<br />
Das BVL leitet die Anzeige eines Nahrungsergänzungsmittels<br />
an die zuständige Landesbehörde weiter. Von dort aus<br />
erfolgt die Überwachung der Einhaltung der lebensmittelrechtlichen<br />
Vorschriften. Die Überwachung der Einhaltung<br />
der lebensmittelrechtlichen Vorschriften für Erzeugnisse,<br />
die sich bereits auf dem Markt befinden, erfolgt durch die<br />
jeweils für Lebensmittel zuständige Überwachungsbehörde<br />
in den Bundesländern. Eine Übersicht der Landesministerien<br />
und Senatsverwaltungen in den Bundesländern<br />
finden Sie hier: www.bvl.bund.de/lebensmittelueberwachungDerBundeslaender.<br />
Nahrungsergänzungsmittel<br />
sind so sicher<br />
wie sonst kein anderes<br />
Lebensmittel!<br />
Ergo NEMs werden viel mehr überwacht und sind sicherer<br />
für den Verbraucher als zum Beispiel ein Apfel.<br />
Es gibt eine Reihe von Gesetze und Richtlinien, die die<br />
Qualität und Sicherheit von Nahrungsergänzungsmitteln<br />
regeln und als Rahmen und verpflichtende Vorgabe für die<br />
Einführung herangezogen werden. Sowohl auf Ebene der<br />
Zutaten als auch für das Produkt selber sind Qualitätsanforderungen<br />
einzuhalten.<br />
Nahrungsergänzungsmittel müssen dem Bundesamt für<br />
Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) gemeldet<br />
werden, bevor sie in den Verkehr gebracht werden<br />
dürfen! Mehr über die Anmeldeverfahren in der EU erfahren<br />
Sie auf unserer Hompage<br />
https://nem-ev.de/nem/ernaehrungsfachliche-infos/<br />
anmeldung-nem-in-der-eu/.<br />
02 Nutrition-Press
Editorial<br />
Manfred Scheffler<br />
Präsident NEM e.V.<br />
Bei der Einfuhr von Nahrungsergänzungsmitteln ist zu beachten,<br />
dass die für die Herstellung verwendeten Inhaltsstoffe<br />
nicht aufgrund ihrer pharmakologischen Wirkung<br />
als Arzneimittel einzustufen sind oder unter Novelfood<br />
fallen und insgesamt die nationalen und europäischen Gesetze<br />
und Verordnungen einhalten.<br />
Ihre Sicherheit muss gewährleistet sein, und der Verbraucher<br />
darf nicht durch die Angaben auf der Verpackung<br />
getäuscht werden. Dass es sich um Nahrungsergänzungsmittel<br />
handelt, muss unmissverständlich gekennzeichnet<br />
sein. Die Produkte müssen eine Empfehlung zur täglichen<br />
Verzehrmenge tragen.<br />
Hersteller und Inverkehrbringer von Nahrungsergänzungsmitteln<br />
werden von folgenden Behörden überwacht:<br />
• Landesuntersuchungsamt<br />
• Überwachungsbehörden<br />
• Veterinäramt auf Kreisebene, z. B. in Rheinland-Pfalz<br />
• Taskforce Überwachungsmannschaft<br />
der jeweiligen Landesbehörde<br />
• Eichamt<br />
• Gewerbeaufsichtsamt<br />
• BVL<br />
Wichtige rechtliche Vorschriften für die Hersteller von<br />
Nahrungsergänzungsmitteln sind u. a.:<br />
• Nahrungsergänzungsmittel-Verordnung (NemV)<br />
• Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB)<br />
• Lebensmittelinformations-Verordnung<br />
• Europäische Zusatzstoff-Zulassungsverordnung (ZzulV)<br />
• Lebensmittelhygiene-Verordnung<br />
• Los-Kennzeichnungs-Verordnung (LMKV)<br />
• Health-Claim Verordnung<br />
• Positivliste für die Verwendung von<br />
Mikronährstoffen (Vitamine, Mineralstoffe)<br />
• Mess- und Eichgesetz<br />
• Novel food –Verordnung<br />
Liebe Branche, liebe Leser,<br />
vergessen wir nur eins nicht, Wünsche oder Träume für<br />
eine bessere Gesundheit, ein besseres glückliches Leben<br />
fallen nicht vom Himmel – sondern bedürfen des Mitmachens<br />
von uns allen! Erzählen Sie es bitte weiter! Wir lassen<br />
nicht locker und geben nie auf!<br />
In kürze nehmen wir einen Termin beim Bundesgesundheitsministerium<br />
abt. Prävention mit einem kleinem Team<br />
wahr. Professor Zänker und Herr Dr. Büttner haben sich zu<br />
einem Sondierungsgespräch bereit erklärt – zunächst –<br />
um dann einen runden Tisch zu erreichen – und vieles<br />
mehr … wir werden berichten.<br />
Mit herzlichen Grüßen<br />
Ihr<br />
Manfred Scheffler<br />
Präsident NEM e.V.<br />
Rheinland-Pfalz, den 07.11.<strong>2017</strong><br />
Nutrition-Press ist die offizielle Zeitschrift des<br />
NEM e.V. Verband mittelständischer europäischer<br />
Hersteller und Distributoren von Nahrungsergänzungsmitteln<br />
& Gesundheitsprodukten e.V.<br />
Nutrition-Press 03
Inhalt | Impressum<br />
Nahrungsergänzungsmittel ist der rechtliche Begriff – Lebens-Mittel-Konzentrat ist der richtige Begriff!! 02<br />
Wie viel darf´s von wie viel sein – oder gar nichts?? Prof. Dr. Dr. Kurt Zänker 05<br />
Zu fett, zu süß, zu salzig Prof. Robert Schneider 10<br />
Ernährungslüge & Ernährungspyramide Prof. Dr. Enno Freye & Hans-Peter Strobel, PharmD 14<br />
Endemischer B-Vitamin-Mangel – ein unerkanntes Problem Dr. med. Dipl. biol. Bernd Michael Löffler 17<br />
Entstörungsmöglichkeiten des Mitochondriums Dr. rer. hum. Biol. Christiane Herzog 28<br />
Personalisierte Ernährung und die Rolle von Nahrungsergänzungsmitteln Hon. Prof. Dr. Helmut Weidlich 36<br />
Vitalpize Dr. med. habil Dr. rer. nat. Karl J. Probst 39<br />
Kompendium der Mykotherapie – Einsatz von Vitalpilzen in<br />
Prävention und Therapie Beate Berg & Prof. Dr. Dr. h.c. Jan I. Lelley 48<br />
Sind die Vitamine C ( Ascorbinsäure) und E (Tocopherole) lebensnotwendig<br />
oder schädlich? Prof. Em Dr. Ing. agr. Wilhelm Hartfiel 50<br />
Sango Meereskoralle – Mineralstoffwunder aus dem Meer Jürgen Langhals 54<br />
Heimliche Gesundheitsexperten – Sekundäre Pflanzenstoffe Daniela Lipgens 57<br />
Nahrungsergänzungsmittel senken Gesundheitskosten Leoni-Daniela Unfried 59<br />
Neues Testverfahren für Anti Aging-Substanzen: AGEs Hon. Prof. Dr. Helmut Weidlich 60<br />
Digitaler Nachlass: Wer erbt eigentlich mein Facebook? ARAG 63<br />
Urheberrechtsverletzung und Abmahnung: Und jetzt? ARAG 67<br />
Digital Detox: fiese Fakten Anitra Eggler 70<br />
News – Spannende News aus den Medien im Ticker 72<br />
Impressum<br />
Nutrition-Press<br />
Fachzeitschrift für Mikronährstoffe,<br />
Vitalstoffe, Nahrungsergänzungsmittel,<br />
Hersteller und Vertriebe<br />
Print-Ausgabe ISSN 21951271<br />
Herausgeber: NEM Verband mittelständischer<br />
europäischer Hersteller und Distributoren von<br />
Nahrungsergänzungsmitteln & Gesundheitsprodukten e.V.<br />
Horst-Uhlig-Str. 3, D - 56291 Laudert<br />
Phone: +49 (0) 6746 8029820<br />
Fax: +49 (0) 6746 8029821<br />
Email: info@nem-ev.de, www.nem-ev.de<br />
Chefredaktion: Manfred Scheffler (V.i.S.d.P.)<br />
Leitender Redakteur: Manfred Scheffler<br />
Redaktion: Liane Schmidt<br />
Wissenschaftlicher Beirat:<br />
Dr. Gottfried Lange und Prof. Dr. Kurt S. Zänker<br />
Juristischer Beirat: Dr. jur. Thomas Büttner LL. M.<br />
Gastautoren:<br />
Prof. Dr. Dr. Zänker<br />
Robert Schneider<br />
Prof. Dr. Enno Freye<br />
Dr. med. Dipl. biol. Bernd Michael Löffler<br />
Dr. Christiane Herzog<br />
Hon. Prof. Dr. Helmut Weidlich<br />
Dr. med habil Dr. rer nat. Karl J. Probst<br />
Beate Berg & Prof. Dr. Dr. h.c . Jan I. Lelley<br />
Prof. Em. Dr. Ing. agr. Wilhelm Hartfiel<br />
Jürgen Langhals<br />
Daniela Lipgens<br />
Leonie Daniela Unfried<br />
Anitra Eggler<br />
Grafik/Layout: www.pp-grafikdesign.de<br />
Anzeigenabteilung:<br />
Liane Schmidt, Telefon: +49 (0) 6746 8029820<br />
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Erscheinungsweise: 2 mal pro Jahr: Frühjahr, Herbst<br />
Einzelpreis: 4,95 Euro, zzgl. Versandkosten<br />
Bestellung der PrintAusgabe: info@nem-ev.de<br />
Online-Ausgabe: ISSN 21968505<br />
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kostenlos unter www.<strong>nutritionpress</strong>.com<br />
Printed in Germany<br />
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Die gesamten Inhalte des Magazins sind<br />
urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte auf<br />
Konzept und Gestaltung: NEM e.V.<br />
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ausdrücklicher Genehmigung des NEM e.V.<br />
Offizielles Magazin des NEM e.V.:<br />
NEM Verband mittelständischer europäischer<br />
Hersteller und Distributoren von Nahrungsergänzungsmitteln<br />
& Gesundheitsprodukten e.V.<br />
Horst-Uhlig-Str. 3, 56291 Laudert<br />
Telefon: +49 (0)6746/80 29 82 0<br />
Fax: +49 (0)6746/80 29 82 1<br />
E-Mail: info@nem-ev.de<br />
Internet: www.nem-ev.de<br />
04 Nutrition-Press<br />
www.nutrition-press.com
Ernährung | Prävention<br />
Wie viel darf´s von<br />
wie viel sein – oder<br />
gar nichts?<br />
Zwanzig Prozent von keinem Wissen sind immer noch kein<br />
Wissen. Es ist erstaunlich, welche Diskussionen um Sinn und<br />
Unsinn von Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) geführt werden.<br />
Weniger interessengeleitete Emotionen würden zu mehr Empathie<br />
in den Fragen zum Umgang mit Lebensmitteln und Ernährung führen.<br />
Nahrungsergänzungsmittel (NEM) Definition<br />
Nahrungsergänzungsmittel (NEM) – der Ausdruck ist<br />
sehr unglücklich gewählt – sind Lebensmittelkonzentrate<br />
von Nährstoffen oder sonstigen, natürlichen Stoffen mit<br />
ernährungsspezifischer oder physiologischer Wirkung.<br />
NEMs sind meistens evidenz- basiert in der medizinischen<br />
Literatur belegt. Auf einer noch höheren Evidenzebene<br />
kann deren Wirkung und Wirksamkeit durch tierexperimentelle<br />
und klinische Studien für Indikationsbereiche<br />
wissenschaftlich belegt werden. NEMs sind aber keine<br />
Medikamente, sie sind Lebensmittel. Lebensmittel können<br />
nicht mit den Methodenspektren, wie sie für Arzneimittel<br />
erforderlich sind, geprüft werden.<br />
Autor<br />
Prof. Dr. Dr. Kurt Zänker<br />
• Universitätsprofessor für Immunologie<br />
und Experimentelle Onkologie der<br />
Universität Witten/Herdecke<br />
• Eingeladener Vortragender bei nationalen<br />
und internationalen Konferenzen<br />
• Autor vieler Fachbücher und Fachartikel<br />
• ksz@uni-wh.de<br />
Abgrenzung Lebensmittel vrs. Arzneimittel<br />
Jahrzehnte lang hat man einen sinnlosen, weil ideologisierten<br />
Streit zur Abgrenzung von Lebensmitteln/NEM<br />
gegenüber Arzneimitteln geführt. Dabei stand nicht die<br />
Sorge um die Gesundheit der Bevölkerung im Vordergrund,<br />
sondern es wurde fortwährend festgelegt und<br />
demonstriert, wer der Gutsherr in wichtigen Sektoren<br />
im Gesundheitswesen ist. Die einen wollten, wenn sie<br />
es denn ernst meinten, den Lebensmitteln/NEMs einen<br />
Präventionswert zur Erhaltung der Gesundheit zu zu messen<br />
– löblich! Wenn sie es aber auslobten, dann fanden<br />
sie sich meistens vor den Schranken von kompetenten –<br />
wie gut (!) – oder weniger kompetenten Institutionen wieder,<br />
um danach die deutsche Sprache zu beugen, damit<br />
öffentlich Abbitte geleistet werden konnte, wie man den<br />
Verbraucher eventuell getäuscht habe. Die anderen fürchteten<br />
um eine zu stabile Gesundheit der Bevölkerung,<br />
denn Gesunde fragen weniger häufig ihren Arzt oder Apotheker;<br />
der Präventions gedanke spielte keine Rolle. Was<br />
ist aus dem Streit geworden, wenn man sich die Szenarien<br />
rückblickend ansieht? Es ist nichts besser geworden,<br />
es ist kein Prozent mehr Befriedung eingetreten. Zwanzig<br />
Prozent von keiner Befriedung oder keinem Verständnis<br />
sind immer noch Unfrieden und Unverständnis.<br />
NEMs und die Argumentationsketten<br />
Unverständlich bleiben angesichts der sich häufenden<br />
Lebensmittelskandale die wiederkehrenden Argumente,<br />
NEMs sind bei einer ausgewogenen Ernährung nicht notwendig,<br />
und ein Nährstoffmangel kann durch die geeignete<br />
Auswahl von Lebensmitteln behoben und verhindert<br />
werden. Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen im<br />
Gesundheitswesen vertreten diese Auffassung und Politiker<br />
aller Couleur wiederholen sie gebetsmühlenartig. Dazu<br />
muss die Frage gestellt werden, ob diese Wissenschaftler<br />
in ihren Disziplinen dem reflexiven Denken zur Hypothesenbildung<br />
und einer Methodentreue in der Forschung noch<br />
Nutrition-Press 05
chen – hoffentlich und hoffentlich nicht zu spät, steuert<br />
hier die „Berliner Erklärung“ der G20 Gesundheitsminister<br />
gegen.<br />
Genüge tun. Diese Ignoranz ist sehr verwunderlich, gerade<br />
in einer Zeit des methodischen Auf – und Umbruches<br />
zu einer personalisierten Medizin/Ernährung, die<br />
sich vor dem Hintergrund einer neuen Wissenschaftsdisziplin<br />
der „Epivention“ (Hui Wang et al.) (2015): Epivention:<br />
Epigenetic Based Cancer Chemo prevention.<br />
Epigenetic Diagnosis & Therapy 1(2):98- 105) gerade<br />
formiert. Die Erkenntnisgewinne daraus werden Ernährung<br />
und Gesundheit auf einer individuellen (Epi) –<br />
Genomebene erklärbar und für das tägliche Leben steuerbar<br />
machen. Politiker muss man ernsthaft fragen,<br />
ob sie ihren Geldbeutel bei einem verstohlenen Blick in<br />
den gläsernen Geldbeutel des deutschen Durchschnittseinkommens<br />
mit diesen vergleichen wollen und dabei<br />
nicht vor Scham erröten, wenn sie weiterhin von „geeigneter<br />
Auswahl von Lebensmitteln“ sprechen – oder verteilen<br />
sie gar unbemerkt „Care Pakete“? Bildung, Ernährung<br />
und die staatliche Verantwortung: Nicht alleine das<br />
Geld, das Familien für die Ausgabe von Lebensmitteln zur<br />
Verfügung haben bestimmt die Ernährungsgewohnheiten<br />
und damit die Auswahl an Lebensmitteln. Es gibt zudem<br />
eine deutliche Abhängigkeit vom Bildungsstand und den<br />
gesundheitsorientierten Ernährungsgewohnheiten/Life<br />
Style. Wo bleibt aber eine politisch gewollte, strukturierte<br />
und flächendeckende Gesundheitserziehung? Sie ist eine<br />
grundlegende moralische Norm zur Daseinsvorsorge und<br />
aus der Interpretation des Grundgesetzes sozio – präventiv<br />
abzuleiten und auch vom Staat umzusetzen ist! (vgl.<br />
Meyer – Abich KM, „Was es bedeutet gesund zu sein –<br />
Philosophie der Medizin“, Carl Hanser Verlag München,<br />
2010, 276ff). Wie wäre eine Gesundheitserziehung damit<br />
zu vereinbaren, dass zu Lebensmitteln kein Wort über<br />
deren Schaden oder Nutzen bezüglich ihrer ernährungsphysiologischen<br />
Eigenschaften gesagt werden darf? Ein<br />
abstraktes, nicht zu lebendes Recht bestimmt das sprachliche<br />
Verständnis, welche Moleküle, welche pflanzlichen<br />
Inhaltsstoffe in unseren Körperzellen keinen Schaden<br />
anrichten dürfen. Aber was erfährt der Verbraucher über<br />
Gesundheitsförderung? Angesichts der jahrelangen Diskussionen<br />
und eindringlichen Warnungen zu Rückständen<br />
von Antibiotika in Lebensmitteln und die parallele Ausbildung<br />
multiresistenter Keime gegen die derzeit verfügbaren<br />
Antibiotika kann man nur von einem todbringen den<br />
Informationsskandal mit Handlungsunfähigkeit spre -<br />
Wie relativierend klingen dann im Gegensatz dazu die Argu -<br />
mente, die immer wieder gegen NEMs angeführt werden:<br />
i) es gibt keine Daten zur langfristigen Sicherheit,<br />
ii) es existieren keine Referenzwerte,<br />
iii) man kenne keine Dosis zum Verzehr und<br />
iv) der Versorgungsstatus in der Bevölkerung sei ebenfalls<br />
nicht bekannt bzw. nicht zu bewerten;<br />
v) vor allem, es fehlen klinische Studien! Sagten wir nicht<br />
gerade, klinische Studien sind nur im Arzneimittelsektor<br />
von großer Bedeutung und sind solche Argumente nicht<br />
gerade ein Hohn wenn wir uns Pandemien multiresistenter<br />
Keime gegenüber sehen?<br />
Empirisch gesehen liefert die Bevölkerung ausreichend<br />
Daten zum Konsum von Alkohol, zum Verzehr von kaloriendichten<br />
und Fettsucht induzierenden Lebensmitteln.<br />
Nun gut, nehmen wir diese Argumente zur Kenntnis und<br />
fragen: Gibt es überhaupt Studien zu Lebensmitteln hinsichtlich<br />
eines geprüften Gesundheitswertes, also Lebensmittel,<br />
die der Verbraucher täglich aus den Regalen<br />
der Supermärkte bezieht? – Wohl nicht, wie sollte dies<br />
auch logistisch geschehen?<br />
Der Verbraucher muss im Vertrauen handeln wenn er<br />
nicht den psychologischen Vermarktungsstrategien unterliegen<br />
will. Er/Sie muss lesen (lesen gefährdet aber die<br />
Dummheit) und verstehen welche Inhaltsstoffe seine/ihre<br />
gerade gekauften Lebensmitteln aufweisen. Beispielhaft<br />
stehen meistens Wasser und Kohlenhydrate, davon Zucker,<br />
sowie Fette, davon gehärtet an prominenter Stelle –<br />
wundern wir uns da noch über den Anstieg des Diabetes<br />
mellitus? Haben wir nicht auch hier ein Bildungs- (Lese-)<br />
Defizit? Die Lebensmittelindustrie muss die Inhaltsstoffe<br />
quantitativ benennen, der Käufer muss die Angaben<br />
verstehen, nein, nicht nur verstehen, sondern die ernährungsphysiologische<br />
Bedeutung für sich auch abschätzen<br />
können! Den versteckten Zuckergehalt und dessen Auswirkung<br />
wird der Diabetiker oft nur nach einigen Monaten -<br />
wahrlich körperlich – am erhöhten HbA1c Wert beim Arzt<br />
erfahren. Diese Pseudoaufklärung nach dem Motto „wie<br />
viel darf´s von wie viel sein – oder nichts“, bleibt beliebig,<br />
wenn sich der/die Verbraucher(in) über essentielle Inhaltsstoffe<br />
(Kohlenhydrate, Proteine, Fette) hinaus eingehender<br />
und ernährungsorientiert informieren möchte z.B.– über<br />
Mineralstoffe und Spurenelemente oder sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe.<br />
Die Validität der Methoden, mit denen<br />
viele dieser Angaben zu essentiellen Inhaltsstoffen in<br />
Lebensmitteln erhoben werden ist ein großes biotechnologisches<br />
Problem und wird kaum öffentlich diskutiert.<br />
Ringversuch geprüfte analytische Methoden erfordern<br />
ein gut geschultes Personal, kosten viel Geld und sind<br />
sehr zeitaufwendig. NEMs haben aber den Informations-<br />
06 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
vorteil, dass deren ausgelobte Inhaltsstoffe nach Art und Menge gemäß<br />
den gesetzlichen Vorgaben angegeben werden. Das Diktum einer Gesellschaft<br />
und die Verantwortung für Gesundheit. Es bleibt ein archetypisches<br />
Merkmal in Gesellschaften: Den Menschen wird eine fast all umfassende<br />
Sicherheit, eine Stabilität des Guten suggeriert und vorgespielt – eine<br />
politische Grundvoraussetzung, damit Gesellschaften friedlich und oligarchisch<br />
manipulierbar bleiben. Dieses Dogma bröselt jedoch mehr und mehr.<br />
Die Terrorgefahr und die Zukunftsängste wachsen und erzeugen persönliche<br />
und soziale Verunsicherungen. Ad-hoc zu klärende Tag-zu-Tag Probleme<br />
werden nicht mehr mit Stressbewältigungsstrategien gelöst, sondern erzeugen<br />
Übersprungshandlungen mit körperlichen Symptomen (Depression) und<br />
Fehlernährung/Esssucht.<br />
Wie gut ist es dann, dass man wichtige Dinge des täglichen Lebens, wie es<br />
Lebensmittel und Arzneimittel sind, nicht mehr hinterfragen muss. Für die<br />
einen sorgt der Staat, dass sie uns nicht schaden, hat er doch dafür die Fürsorgepflicht,<br />
für die anderen der Arzt, denn auch der muss es schließlich<br />
wissen, hat er doch studiert. Das geht etappenweise so lange gut, bis die<br />
nächste Sau (Skandal) wieder durch´s Dorf gejagt wird. Wie lange die hedonistische<br />
Formel in unseren Gesellschaften noch eine Gesundheitsgleichung<br />
bleibt: „Qualität ist was schmeckt“, wird spätestens durch die Krankenkassen -<br />
beiträge entschieden werden.<br />
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Wie schon ausgeführt, den Menschen in Gesellschaften wird ein allgemeines<br />
Sicherheitsgefühl, eine Nichtnotwendigkeit zum steten und neugierigen<br />
Umbruch des individuellen und soziologischen Daseins von<br />
einer herrschenden Oligarchie vermittelt. Die Politik führt sich oft auf<br />
als sei sie der Gutsherr der Daseinsvorsorge. In Wirklichkeit ist sie Gutsverwalter<br />
für die Daseinsvorsorge ihrer Anvertrauten und dazu aufgerufen<br />
in einem geprägten Kontext von Religion oder Ethik Verantwortung<br />
wahrzunehmen – also Wahrheit in die Hand nehmen! Finden wir diese<br />
Verantwortung im Lebensmittelsektor? Ja: Es gibt genügend Lebensmit -<br />
tel von bäuerlichen Betrieben, von Non-Profit-Organisationen, von tradierten<br />
Manufakturen und zahllosen Einzelbetrieben, die genuss- und gesundheitswertige<br />
Lebensmittel produzieren – wir müssen nur deren Stimmen stärken.<br />
Sie sind Protagonisten einer Gesundheitsprävention und versuchen nichts<br />
anderes als durch ihr hohes „Lebens – Mittel – Ethos“ Gesundheit zu fördern,<br />
als Hauptnahrung; oder diese ergänzend zu verbessern, dann bieten<br />
sie im besten Sinn der Definition NEMs an. NEMs und ihre Indikationen im<br />
Gesundheitssystem NEMs haben natürlich eine breite Indikationsstellung als<br />
„nutritional food“. Senior(en)/-innen mit Malabsorptionsstörungen, Allergiker,<br />
Tumorpatienten, chro nisch kranke Patienten mit Stoffwechselstörungen<br />
(Metabolisches Syndrom), übergewichtige Patientinnen, um nur einige<br />
Indikationen zu erwähnen, danken es ihrem Arzt oder Ernährungsberater,<br />
wenn sie notwendige, hinreichen de und wissenschaftsbasierte Beratungen<br />
bekommen – „wie viel darf´s von wie viel sein – oder eben gar nichts“.<br />
Gerade hinsichtlich der NEMs muss man den nationalen und den EU – Gesetzgebern<br />
Lob aussprechen: NEMs sind hoch reglementierte und überwachte Lebensmittel:<br />
bezüglich<br />
i) ihrer Sicherheit und<br />
ii) ihrer Qualität der Inhaltsstoffe – nach Art und Menge -,<br />
iii) ihrer Biotechnologie und ihrer Herstellung. NEMs sind in der zeitlichen<br />
und mengenmäßigen Distribution am Markt verfolgbar.<br />
Gesundheitsprodukte<br />
Als Lohnhersteller entwickeln,<br />
produzieren und konfektionieren<br />
wir seit vielen Jahren für Sie:<br />
• Nahrungsergänzungsmittel<br />
• Diätetische Lebensmittel<br />
• Medizinprodukte<br />
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Die Basis unserer Produkte<br />
sind pflanzliche Naturstoffe,<br />
sekundäre Pflanzenstoffe,<br />
Vitamine, Mineralien, Spurenelemente<br />
und Mikronährstoffe.<br />
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D-56291 Leiningen
Die angegebenen Inhaltsstoffe können in verschiedenen<br />
Datenbanken auf ihre ernährungsphysiologischen Eigenschaften<br />
und Wirkungen überprüft werden. Selbst Daten<br />
zur Pharmakodynamik und Pharmakokinetik stehen für einige<br />
Inhaltsstoffe zur Verfügung. Solche Daten finden sich<br />
sonst nur in Informationen über Arzneimittel. Welche anderen<br />
Lebensmittel des täglichen Verzehrs, außer NEMs,<br />
können diese Anforderungen erfüllen? Logistische Sicherheit.<br />
Sollte sich ein vorsätzlicher, krimineller Prozess des<br />
„in den Verkehrbringens“ von NEMs nachweisen lassen so<br />
können diese NEMs sehr schnell aus dem Verkehr gezogen<br />
werden. Ganz im Gegensatz zu Dioxin oder Fipronil<br />
belasteten Eiern. Denn es müssen nicht nur die Eier vernichtet<br />
werden sondern auch die Nachfolgeprodukte, die<br />
mit den Toxin belasteten Eiern hergestellt wurden – ganz<br />
abzusehen von dem Tierschutz hinsichtlich der Missachtung<br />
einer Kreatur als Mitbewohner auf diesem Planeten.<br />
Warum der Streit um NEMs – ein<br />
geschichtlicher Ansatz zur Lösung<br />
Es bleibt (vielleicht) noch ein Rätsel, warum so gut überwachte<br />
Lebensmittel, wie NEMs:<br />
i) Offenlegung von Inhaltsstoffen und Mengenangaben<br />
zum Verzehr,<br />
ii) ernährungsphysiologische Bewertungsmöglichkeiten,<br />
iii) breites Spektrum der Anwendung zur Prävention und<br />
zur ernährungsphysiologischen sportiven Therapie in ihren<br />
Eigenschaften als Lebensmittel so ideologisiert angegriffen<br />
werden.<br />
Könnte man sich zur Entideologisierung der Abgrenzungsproblematik<br />
Lebensmittel vrs. Arzneimittel nicht<br />
an Philippus Theophrastus Aureolus Bombastus von<br />
Hohenheim auch Paracelsus (1493 -1541) genannt, erin-<br />
nern: „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift, alleine<br />
die Dosis macht’s, dass ein Ding kein Gift ist (Dosis<br />
sola facit venenum). Im Gegensatz dazu sollte der/die<br />
Leser(in) einmal die Geschichte des Arzneimittelgesetzes<br />
in Deutschland seit 1961 nachlesen, um dann durch<br />
geschichtliches Wissen und vor allem in Gelassenheit,<br />
ohne Drohung einer Juristifizierung, Sinn und Unsinn der<br />
Diskussion zu NEMs verfolgen zu können. Wie hat sich<br />
hier spät, für viele Menschen zu spät, ein politisches Gewissen<br />
zum Schutz des kranken Menschen entwickelt,<br />
großes Leid und frühen Tod in Kauf genommen, obwohl<br />
die verantwortlichen Intellektuellen eigentlich rechtsphilosophisch<br />
Paracelsus schon früh verstanden haben<br />
müssten. Oder, warum hat man die dreißiger Jahre des<br />
20. Jahrhunderts ausgeblendet, wo das Wort Arzneimittel<br />
öfter mit einem tödlichen als mit einem heilenden Ansatz<br />
verbunden war – wo blieben in der Folge die rechtsphilosophischen,<br />
juristischen, soziologischen und medizinischen<br />
Verantwortungsstränge für die gesundheitliche Daseinsvorsorge<br />
im ausgehenden 20. Jahrhundert? Wurde<br />
eventuell der Streit um die Abgrenzung Lebensmittel vrs.<br />
Arzneimittel als Mittel zum Zweck einer probaten Ablenkung<br />
benützt? Die Selbstverantwortung zur Gesundheit.<br />
Der gesunde Menschenverstand, sofern er nicht bewusst<br />
verdummt wird, weiß sehr genau „wie viel es von wie viel<br />
sein darf, oder eben gar nichts“. Warum gesteht man dem<br />
Individuum in einer so häufig proklamierten individuellen<br />
und freien Gesellschaftsform nicht mit Augenmaß zu „wie<br />
viel es von wie viel sein darf“ – eben auch bei Lebensmitteln/NEMs?<br />
Viele Menschen hören auf die Signale ihres Körpers und<br />
können sie auch im Sinne einer Aktivierung von Selbstheilungskräften<br />
deuten. Welches Recht hat der Staat mündige<br />
Bürger(innen) in ihren Entscheidungen zur Wahl der<br />
Lebensmittel einzuschränken, vorausgesetzt sie sind zum<br />
Verzehr sicher und (wahrscheinlich) nicht gesundheitsschädlich<br />
– die Entscheidung der staatlichen Reglementierung<br />
darf aber keinesfalls auf Willkür<br />
oder Interessenskonflikten beruhen sondern<br />
erfordert einen gemeinsamen Dialog von<br />
Verbrauchern, Verbraucherschützern, Gesetzgebern<br />
und Lebensmittelindustrie.<br />
Methodenfortschritt in der Medizin und<br />
die Folgen für eine individuelle Ernährung.<br />
Ein kleiner Ausblick der ein großer Blick<br />
werden wird, bleibt als Hoffnung bestehen:<br />
Gerade die Erkenntnisse aus der<br />
„Epivention“, und die Datenerhebungen<br />
durch die „next generation sequencing“, –<br />
Methoden, werden Genomdaten erzeugen,<br />
die geradezu nach personalisierten Lebensmitteln<br />
rufen werden um Gesundheit zu erhalten. Es<br />
08 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
wird nötig werden, die Definition von NEMs zu erweitern,<br />
nämlich so zu erweitern, dass Menschen mit den für sie<br />
notwendigen und gesundheitsorientierten Lebensmitteln<br />
legal und aufklärend versorgt werden können.<br />
Gesundheit fördern und Krankheiten vermeiden<br />
helfen, beruhen dann auch auf Lebensmittel<br />
basierten epi-/genetischen Daten – juristisch<br />
nachprüfbar und bestimmten Regeln einer Complience<br />
unterworfen. Die Grenzen zwischen<br />
Arzneimittel und Lebensmittel werden für<br />
ausgewählte Indikationsbereiche fließend,<br />
die gemeinsame Schnittmenge wird größer<br />
werden, zumindest sich in der Anwendung<br />
mit Arzneimittel ergänzen müssen. Was<br />
sich jetzt in der personalisierten Medizin<br />
in Diagnostik und Therapie abzeichnet,<br />
wird in der Lebensmittel industrie<br />
in abgeänderten Varianten auch greifen.<br />
Personalisierte genetische Daten<br />
werden zu interpretierbaren Hilfsangeboten<br />
wie ein Mensch/Patient schneller<br />
und gezielter aus einer Vielfalt von Lebensmitteln/Nahrungsinhaltsstoffen<br />
auswählen<br />
kann und vielleicht auch muss um Gesundheit<br />
zu erhalten und um Krankheiten in ihrem Auftreten<br />
zu verzögern. Darauf ausgerichtet wird es zukünftig Neo-<br />
NEMs geben, die akute oder chronische Erkrankungen,<br />
begleitend zur Hauptmedikation, unterstützen um eine<br />
hohe Lebensqualität zu erhalten. Die Pharmaindustrie<br />
hat in der Erforschung und Entwicklung von Arzneistoffen<br />
viel geleistet. Niemand will diese Leistung dort aufgeben<br />
wo sie ihre Ethik und Selbigkeit zur integralen Gewinnung<br />
von Gesundheit offen legt. Aber: „Leistung allein<br />
genügt nicht. Man muss auch jemanden finden, der sie<br />
anerkennt“ (Ludwig Wittgenstein, 1889-1951). Es ist ein<br />
sozio – medizinisches Phänomen, dass die Anerkennung<br />
der Leistung der Pharmaindustrie, vielen Fakten und Ursachen<br />
geschuldet, graduell abnimmt. Dafür nimmt die<br />
Wahrnehmung für Lebensmittel die eine Trias: Genusswert,<br />
Nähr- und Gesundheitswert individuell erfüllen, zu –<br />
sie müssen es ja täglich beweisen. Die Verbraucher werden<br />
immer mehr fordern, dass der Genusswert mit einem<br />
messbaren Gesundheitswert korrespondiert.<br />
Wo kann diese Tendenz heute „wie viel darf´s von wie<br />
viel sein – oder gar nichts?“, schon gesehen werden? Ist<br />
denn nicht die molekulare Küche (modern ist cuisine, culinary<br />
physics, experimental cuisine) nicht schon ein erster<br />
Schritt in dieser Entwicklung?<br />
Das Recht des mündigen<br />
Verbrauchers<br />
Den Verbrauchern muss im Konsensus mit den Schutzpflichten<br />
eines Wohlfahrtsstaates zugebilligt werden selbst<br />
zu entscheiden wie sie in die Regale und auf die Markt-<br />
stände mit<br />
„wie viel<br />
von wie viel“,<br />
Zugriffsrecht<br />
ha ben wollen. Sie<br />
können doch weiterhin<br />
davon ausgehen,<br />
dass die staatlichen Behörden<br />
Lebensmittelsicherheit bieten – oder etwa nicht?<br />
Das Wissen um die Erhaltung und die Förderung der Gesundheit<br />
durch den Verzehr von geeigneten Lebensmittel<br />
müssen sich die Verbraucher, zensiert, unzensiert, Interesse<br />
geleitet und paragraphiert aber derzeit noch selbst<br />
aneignen – wie lange noch? Die Antwort liegt im Auge des<br />
Verbrauchers die richtigen Lebens – Mittel zum selbstbestimmten<br />
Leben auszuwählen. Dass es immer weniger<br />
gelingt, trotz einer staatlichen (fürsorglichen) Überreglementierung<br />
– zeigen die epidemiologischen. Daten zur<br />
Entwicklung von (chronischen) Krankheiten – hier sollte<br />
man ruhig einmal William Shakespeare aus Hamlet zitieren:<br />
„Something is rotten in the state of Denmark.“<br />
Nur, wer wird die wachsenden Kosten im Gesundheitswesen<br />
die jetzt und heute durch Fehlernährung verursacht<br />
werden zahlen? Wahrscheinlich nicht mehr jene mediokren<br />
Politiker und Funktionäre, die Prävention in fachübergreifenden,<br />
politischen (Ernährungs-)diskursen anzusprechen<br />
scheuen und gesundheitsqualifizierte Lebensmittel (NEMs)<br />
überreglementieren – warum auch immer sie sich dazu<br />
demokratisch legitimiert fühlen. Nein, es wird die Generation<br />
sein, deren Gesundheit uns, den Älteren am Herzen<br />
liegen muss. Denn diese nächste Generation kann nur dann<br />
für ein gesundes Altern der Altvorderen sorgen, wenn sie<br />
selbst an Geist, Seele und Körper gesund bleibt und ihre<br />
freie Wahl zur gesunden Ernährung beanspruchen kann. «<br />
Fotos: emuck – Fotolia (S. 5), ExQuisine – Fotolia (S. 6),<br />
M.studio – Fotolia (S. 8), eyetronic – Fotolia (S. 9)<br />
Nutrition-Press 09
Zu fett,<br />
zu süß,<br />
zu salzig<br />
jeder weiß es und dennoch ...<br />
Bereits die „Nationale Verzehrsstudie II“ 1 , bis dato<br />
die größte epidemiologische Studie zur Erfassung<br />
der Ernährungsgewohnheiten in Deutschland, kam<br />
zu diesem Fazit. Bei dieser, vom Bundesministerium<br />
für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
in Auftrag gegebenen Studie wurden 20.000 Personen im<br />
Alter zwischen 14 und 80 Jahren im Zeitraum November<br />
2005 bis Januar 2007 befragt und 2008 wurden die Ergebnisse<br />
veröffentlicht. Diese wurden von der Deutschen<br />
Gesellschaft für Ernährung (DGE) im 12. Ernährungsbericht<br />
(Dezember 2012) 2 herangezogen. Liest man nur das<br />
Fazit des Berichts, könnte man denken: „Alles nicht so<br />
schlimm“. Liest man ihn komplett, bleibt ein Stirnrunzeln<br />
über die beschwichtigende Zusammenfassung nicht aus.<br />
Das Zuviel an Fett(em), Süßem und Salz(igem) ist seither<br />
keinesfalls besser geworden. Im 13. Ernährungsbericht<br />
vom Januar <strong>2017</strong> 3 wird deutlich, dass krankhafte Fettleibigkeit<br />
im wahrsten Sinn des Wortes weiter zunimmt.<br />
Bereits 59 % der Männer und 37 % der Frauen in<br />
Deutschland sind übergewichtig. Am Ende des Berufslebens<br />
sind es sogar 74 % der Männer und 56 %<br />
der Frauen. Und die „dümmsten Bauern“ haben nicht nur<br />
die dicksten Kartoffeln sondern auch die dicksten Kinder.<br />
Diesen Zusammenhang zwischen Bildung und Ernährung<br />
zeigt eine von der EU-Kommission finanzierte Studie 4<br />
über die Entwicklung der Fettleibigkeit in Europa.<br />
Auf eine Fehlernährung in einer Überflussgesellschaft<br />
mit zu viel Wurst, weißem Mehl, gesüßten und industriell<br />
verarbeiteten Lebensmitteln mit zunehmendem Anteil an<br />
Fertiggerichten gehen laut der „Global Burden of Disease<br />
Study“ 5 20 % der Todesfälle weltweit zurück. Und sie<br />
macht einen großen Teil der Kostenexplosion im Gesundheitswesen<br />
aus: hoher Blutzucker, hoher Blutdruck und<br />
die Folgen der ständigen Entzündungsprozesse durch den<br />
hohen Insulinspiegel! Das alles will behandelt werden bevor<br />
man den Löffel abgibt, der zu viel der ungesunden Kost<br />
in uns hineingeschaufelt hat.<br />
Ein voller Bauch und dennoch<br />
mangelt es an Vitalstoffen<br />
In den Studien zur Ernährungssituation, sei es der Ernährungsbericht<br />
in Österreich 6 , der Schweiz oder in Deutschland<br />
2 zeigt sich darüber hinaus eine eklatante Unterversorgung<br />
bei etlichen Vitalstoffen:<br />
• Einen Mangel an DHA + EPA findet man in breiten Teilen<br />
der Bevölkerung. Vor allem aber fehlt den meisten jungen<br />
Müttern das für die Gehirnentwicklung Ihrer Säuglinge<br />
notwendige DHA in der Muttermilch. Auch Vegetarier,<br />
Veganer und Leute, die keinen Fisch essen<br />
sind hier unterversorgt. Meine Empfehlung: Täglich<br />
ein bis zwei Kapseln Algen DHA+EPA für alle, die sich mit<br />
den empfohlenen „2 x wöchentlich Kaltwasserfisch“<br />
kein ordentliches Schwermetallpolster zulegen wollen.<br />
DHA + EPA aus gezüchteten Algen hilft zudem, nicht<br />
noch zusätzlich zur katastrophalen Überfischung der<br />
Meere beizutragen.<br />
• Der Mangel an Vitamin D (besonders bei jungen Erwachsenen<br />
und Senioren) hat etliche Verfechter dosierter<br />
Vitamin D-Gaben auf die Bühne gerufen. Ich bin eher<br />
ein Freund einer kontinuierlichen Zufuhr und dabei sollte<br />
man es nicht übertreiben. Wer nicht in der Sonne baden<br />
10 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
will oder kann, sollte täglich eine Tablette mit 1000 I.E.<br />
Vitamin D3 in Kombination mit 100 µg Vitamin K2<br />
(MK7) einnehmen. K2 ist wichtig, damit das durch Vitamin<br />
D vermehrt im Blut kursierende Calcium auch in<br />
die Knochen eingebaut werden kann (und nicht etwa in<br />
die Blutgefäßwände). Calciumpräparate (siehe nächster<br />
Absatz) sollten bei einer Osteoporose-Therapie daher<br />
keinesfalls ohne die gleichzeitige Einnahme der Vitamine<br />
D3 und K2 verabreicht werden. Ich verweise auch<br />
auf die sogenannte Rotterdam-Studie 7 : Durch Vitamin<br />
K2 (Aufnahme: ~ 25 μg/Tag) wurde das relative Risiko<br />
an einer Herzerkrankung zu versterben um 57 % reduziert.<br />
Auch das Auftreten einer koronaren Herzkrankheit<br />
(um 41 %) und die Gesamtsterblichkeit (um 36 %)<br />
wurden durch Vitamin K2 deutlich gesenkt. Das Risiko<br />
für eine starke Arterienverkalkung wurde durch Vitamin<br />
K2 sogar um 52 % verringert.<br />
• Dass viele weibliche Jugendliche (14-18 Jahre) einen<br />
Calciummangel haben, liegt einerseits an dem erhöhten<br />
Bedarf und andererseits möglicherweise an einer<br />
von Schönheitsidealen geprägten Esskultur. Auch den<br />
meisten älteren Menschen fehlt Calcium. Wichtig: Calciumpräparate<br />
(die höchste Bioverfügbarkeit erzielt Calciumcitrat)<br />
sollten immer nur in Kombination mit Vitamin<br />
K und D eingenommen werden (siehe vorstehender<br />
Absatz)!<br />
• Der Eisenmangel bei über 75 % der Frauen im gebärfähigen<br />
Alter müsste auch nicht sein. 14 Gramm Spirulina<br />
enthält die empfohlene Tageszufuhr von 14 mg<br />
Eisen. Entscheidend ist die gleichzeitige Aufnahme von<br />
Vitamin C, damit dieses Eisen auch ausreichend verwertet<br />
werden kann. Wer das nicht will, kann auch ein<br />
Eisenpräparat einnehmen. Das Eisen sollte dabei in<br />
organisch gebundener Form vorliegen und eben auch<br />
Vitamin C enthalten. Achtung: die Eisenaufnahme wird<br />
durch Kaffee und schwarzen Tee gehemmt!<br />
• Eklatant ist der Jodmangel! Die WHO schätzt, dass<br />
weltweit etwa 750 Millionen bis eine Milliarde Menschen<br />
davon betroffen sind. In West- und Zentraleuropa<br />
betrifft dies mehr als 380 Millionen Personen. Abhilfe<br />
kann hier z.B. die Kelp Alge schaffen, die es auch in<br />
Tablettenform gibt.<br />
Generell werden zu wenig Ballaststoffe aufgenommen. Ein<br />
Mehr an diesen komplexen Kohlenhydraten könnte durch<br />
verstärkten Konsum von Gemüse, Hülsenfrüchten und Getreide<br />
erreicht werden. Bei älteren Menschen ist auch die<br />
Aufnahme von Magnesium, Selen, Zink, Vitamin A und C<br />
grenzwertig.<br />
Die „richtigen“ Fette oder Öle 8<br />
Das „zu fett“ könnte leicht dazu führen, dass man generell<br />
Fette meidet. Das wäre verkehrt, denn die richtigen<br />
Fette oder Öle in bester Qualität haben einen hohen Gesundheitswert.<br />
Allgemein bekannt ist die Überversorgung<br />
mit Omega-6-Fettsäuren und auch der Anteil langkettiger<br />
gesättigter Fettsäuren ist in unserer Ernährung meist zu<br />
hoch. Abhilfe schaffen hier die Omega-3-Fettsäuren aus<br />
Lein-, Hanf-, Walnussöl, Chiasamen sowie 1 – 2 Kapseln<br />
Algen-DHA täglich.<br />
Nicht zuletzt gehört auch Bio-Kokosfett in die Liste der Öle,<br />
bei denen unsere Zellen „Hurra“ schreien. Ob als Butterersatz<br />
auf dem Tomatenbrot oder zum Dünsten von Gemüse<br />
mit asiatischen Gewürzen – es sollte regelmäßiger Bestandteil<br />
unserer Ernährung sein.<br />
Mais-, Soja-, Distel- und Sonnenblumenöl<br />
haben in meiner Küche keinen Platz,<br />
da sie zu viel Omega-6 enthalten.<br />
Wer auf Sonnenblumenöl nicht ver -<br />
zichten möchte, sollte High-Oleic-<br />
Sonnenblumenöl verwenden. Hier<br />
wurde der Anteil mehrfach ungesättigter<br />
Fettsäuren durch konventionelle<br />
Züchtung stark<br />
gesenkt und der Anteil an<br />
Ölsäure auf 75-90 % erhöht.<br />
Es hat damit eine<br />
ähnliche Zusammensetzung<br />
wie Olivenöl, aber bei weitem<br />
nicht das unvergleichliche<br />
Aroma, das ich nicht<br />
mehr missen möchte. Ein<br />
wirklich gutes Olivenöl hat<br />
ebenfalls einen hohen Gesundheitswert.<br />
Hier ist besonders auf<br />
die richtige Auswahl zu achten, denn<br />
bei 95 % aller angeblich extra nativen<br />
Nutrition-Press 11
Olivenöle steht diese Bezeichnung nur auf dem Etikett! Ein<br />
gutes Olivenöl erkennt man übrigens mit der Nase. Die<br />
Olive ist eine Frucht und ihr Öl sollte ausschließlich fruchtig<br />
riechen. Achten Sie darauf, ob Ihr Herz beim Schnuppern<br />
lacht. Jeder Anflug von modrig, ranzig, stichig (Essig)<br />
oder anderweitig muffig disqualifiziert das Öl für die Passage<br />
unseres Gaumens.<br />
Rapsöl, das früher aufgrund seiner Bitterstoffe und der<br />
bedenklichen Erucasäure fast auschließlich in der Industrie<br />
eingesetzt wurde, hat durch die Züchtung von Sorten<br />
mit geringeren Anteilen dieser Inhaltsstoffe auch als Nahrungsmittel<br />
den Weg in die Küche gefunden. Es wird wegen<br />
seines hohen Gehalts an einfach ungesättigten Fettsäuren<br />
als gesundheitsfördernd angepriesen und kann, wie auch<br />
Olivenöl und Erdnussöl bei Temperaturen bis 170 °C zum<br />
Braten und Frittieren verwendet werden – ich kann es dennoch<br />
nicht empfehlen, denn es hat viele Nachteile, die nicht<br />
zuletzt auch durch den Herstellungsprozess (hohe Hitze,<br />
Druck, Hexan als Lösungsmittel, De-Gummierung, Desodorierung)<br />
begründet sind. Dabei entstehen aus den im<br />
Öl enthaltenen mehrfach ungesättigten Fettsäuren Transfette.<br />
Bei Mehrfachproben von Rapsöl aus dem Handel<br />
wurden 1,9 - 3,6 % Transfette ermittelt – das ist extrem ungesund.<br />
Leider kommt Rapsöl (Canola Oil) bei vielen Fertigprodukten<br />
und auch in der Gastronomie zum Einsatz.<br />
Der Einfluss von Transfettsäuren<br />
auf unsere Gesundheit 8<br />
Bei der industriellen Fetthärtung werden durch Erhitzung<br />
und Hydrierung ungesättigte Fettsäuren in gesättigte Einfachbindungen<br />
umgewandelt. Die Transfettsäuren entstehen<br />
dabei als Nebenprodukt. Als es Chemikern vor rund<br />
150 Jahren gelang, aus flüssigen Pflanzenölen streichfähige<br />
Fette mit langer Haltbarkeit herzustellen, war man<br />
sich der schädlichen Auswirkungen der Transfette auf unsere<br />
Gesundheit noch nicht bewusst. Margarine enthielt<br />
seinerzeit 20 % Transfette! Heutzutage beträgt ihr Anteil<br />
durch verbesserte Verfahren ca. 2 % bei "vollgehärteten<br />
Fetten". Bei "teilgehärteten Fetten" kann der Anteil von<br />
Transfette immer noch bis zu 30 % sein. Spitzenreiter:<br />
Blätterteig und Instantsuppen.<br />
Transfette sind Mitverursacher von schlechten Cholesterinwerten<br />
und Arteriosklerose. Somit vergrößern sie das<br />
Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko. In unseren heutigen<br />
Nahrungsmitteln befinden sich dennoch überall Transfette.<br />
Dazu zählen alle mit gehärteten Fetten frittierten<br />
Lebensmittel wie Pommes, Chips und Siedegebäck wie<br />
Donuts. Auch in Fertigsuppen, Bratensoßen, Wurst und<br />
selbst in Müsliriegeln oder Frühstücksflocken sind Transfette<br />
enthalten. In Dänemark sind daher schon seit 2003<br />
Produkte verboten, die mehr als 2 % Transfette enthalten.<br />
Island ist dem Beispiel Dänemarks im Jahr 2010 gefolgt.<br />
Auch in der Schweiz und in Österreich gibt es mittlerweile<br />
Einschränkungen bei der Verwendung von Transfetten. In<br />
New York und Kalifornien wurde sogar ein Verbot für diese<br />
ungesunden Fette in Lebensmitteln erlassen. Nur die<br />
„verbraucherfreundliche“ EU ist durch die starke Lobby<br />
der Lebensmittelindustrie von einer Einschränkung oder<br />
gar einem Verbot von Transfetten weit entfernt. Problematisch<br />
sind hier nicht nur Transfette sondern auch Acrylamid.<br />
Es entsteht bei der Überhitzung von Stärke insbesondere<br />
beim Backen, Braten, Rösten, Grillen sowie Frittieren<br />
und steht im Verdacht, krebserregend zu sein.<br />
Die „richtigen“ Kohlenhydrate 8<br />
Das sind Polysaccharide, die den Insulinspiegel so wenig<br />
wie möglich hochschnellen lassen. Hohe Insulin spiegel<br />
stören die Regenerations- und Reparaturprozesse unseres<br />
Körpers und verdoppeln das Risiko für Herzinfarkte, Tumor -<br />
erkrankungen und Diabetes II. Wir können Süßspeisen, statt<br />
mit raf finiertem Zucker, z.B. mit Birkenoder<br />
Kokosblütenzucker oder -nek tar<br />
süßen. Statt Weizenauszugsmehl sollten<br />
wir Vollkornmehl und Produkte aus<br />
Vollkorngetreiden zu uns nehmen. Die<br />
wichtigste Maßnahme allerdings ist,<br />
abends weniger oder keine Kohlenhydrate<br />
zu konsumieren!<br />
Das „richtige“ Salz 8<br />
Für die menschliche Ernährung wird fast<br />
ausschließlich Natriumchlorid (Kochsalz) ver -<br />
wendet, das auch in sehr vielen industriell<br />
12 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
hergestellten Produkten enthalten ist. Mit einem Konsum<br />
von mehr als 10 g/Tag liegen 50 % der Bevölkerung im gesundheitlich<br />
bedenklichen Bereich. Statt Natriumchlorid,<br />
das mehr oder weniger ein Abfallprodukt der chemischen<br />
Industrie ist, können naturbelassene Salze wie Meersalz<br />
oder Himalaya-Kristallsalz verwendet werden. Wer unter<br />
Bluthochdruck leidet sollte unbedingt natriumreduziertes<br />
Salz nehmen, das 50 % weniger Natrium und dafür mehr<br />
Kalium enthält. In erster Linie ist in Bezug auf den Salzkonsum<br />
ein Weniger angesagt! «<br />
Autor<br />
Robert Schneider<br />
• Heilpraktiker<br />
Fazit<br />
Um die beschriebenen Defizite und den Einfluss von Umweltfaktoren und ungesunder Lebensmittel auszugleichen, macht es Sinn,<br />
eine möglichst naturbelassene Ernährung (viel frisches Obst und Gemüse, frische Kräuter, hochwertige Öle) durch sinnvolle<br />
Nahrungsergänzungen zu bereichern. Ich selbst supplementiere u.a. regelmäßig Vitamin K2+D3, in der dunkleren Jahreszeit<br />
2 Tabletten à 100 µg + 1000 I.E. täglich, 1 Kapsel mit 250 mg Algen DHA + 100 mg Algen EPA, 2 x 1 Kapsel mit je 1.000 mg MSM<br />
zur Entgiftung und 2 x 1 Kapsel Curcucell 9 ,das preiswerteste hochbioverfügbare Mizellen-Curcuma. Die letzten beiden auch<br />
zur Vorbeugung von Entzündungsprozessen und zur Prävention von Krebs und Alzheimer.<br />
Fotos: sveta – Fotolia (S. 10), Tim UR – Fotolia (S. 11), bigacis – Fotolia (S. 12), vitals – Fotolia (S. 12), byheaven – Fotolia (S. 13)<br />
Literatur und Quellenangaben:<br />
1) vgl. „Nationale Verzehrsstudie II – Wie sich Verbraucher in Deutschland ernähren“, Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
2) vgl. 12. Ernährungsbericht 2012, Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft<br />
und Verbraucherschutz<br />
3) vgl. 13. Ernährungsbericht 2012, Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />
4) https://ec.europa.eu/jrc/en/publication/eur-scientific-and-technical-research-reports/mapping-national-school-food-policies-across-eu28-plus-norwayand-switzerland<br />
5) http://ghdx.healthdata.org/record/global-burden-disease-study-2015-gbd-2015-maternal-mortality-1990-2015<br />
6) vgl. „Österreichischer Ernährungsbericht 2012“, Herausgegeben von emer. o. Univ.-Prof. Dr. I. Elmadfa, Institut für Ernährungswissenschaften,<br />
Universität Wien, im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit, 09/2012<br />
7) Dietary intake of menaquinone is associated with a reduced risk of coronary heart disease: the Rotterdam Study. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15514282<br />
8) „Die Bedeutung von Vitalstoffen für unsere Gesundheit“, Robert Schneider, www.truenatureverlag.de<br />
9) http://www.ganzheitliche-gesundheit.info/wp-content/uploads/2015/09/Kurkuma_Gewu%CC%88rz-und-Heilwurzel.pdf<br />
Nutrition-Press 13
Ernährungslüge &<br />
Ernährungspyramide<br />
Prof. Dr. med. Enno Freye im Gespräch<br />
mit Hans-Peter Strobel, Apotheker der<br />
Kongress Apotheke in Davos-Platz, zu<br />
den offiziell wenig beachteten erwähnten<br />
Gefährdungen durch unsere Nahrung.<br />
Synopsis: Unsere heutigen Ernährungsgewohnheiten basieren<br />
größtenteils auf Empfehlungen der Gesellschaft<br />
für Ernährung. In den westlichen Ländern, wurde anhand<br />
der daraus resultierenden Ernährungspyramide, über viele<br />
Jahrzehnte festgelegt, welche Lebensmittel mit welcher<br />
Gewichtung wir zu uns nehmen sollen. Die Ernährungspyramide<br />
gestaltet sich jedoch von Land zu Land unterschiedlich,<br />
in den östlichen Ländern fällt sie sogar völlig<br />
konträr aus. Was sind die Gründe dafür? Hatte der russ.<br />
Putin evtl. doch Recht, sämtliche Einfuhren westlicher<br />
Nahrungsmittel aus dem Westen zu verbieten, damit seine<br />
Bevölkerung jetzt gesünder lebt?<br />
nährung arbeiten dabei eng zusammen und werden von<br />
Firmen wie Monsanto (USA), Syngenta (Schweiz), und<br />
Bayer (BRD) gesponsert. Siehe hierzu auch die Bestrebungen<br />
(hinter verschlossenen Türen!) CTEP<br />
und TTIP in der EU durchzuboxen und wo allein<br />
die Interessen von Groß Konzernen der<br />
EU-Bevölkerung aufgezwungen werden<br />
sollen. Ein herausragendes Beispiel ist<br />
die Zulassung des potenziellen Kanzerogenen<br />
Glyphosat als Herbizid<br />
in der EU!!! Eigentlich eine<br />
Körperverletzung; sie wird<br />
aber von den Regierenden<br />
einfach toleriert (siehe hierzu<br />
auch die nachgewiesenen<br />
Glyphosatanteile in allen Biersorten).<br />
Mit einer ergebnisoffenen und wahren Ernährungswissenschaft<br />
hat diese Zulassung durch angeblich unabhängige<br />
Gremien jedoch wenig zu tun, wenn nicht nur Doktorarbeiten<br />
sondern insbesondere Forschungsberichte von der Industrie<br />
gesponsert und dann oft auch noch nachweislich<br />
gefälscht werden!!!<br />
Handelt es sich bei der Ernährungspyramide in Wirklichkeit<br />
nur um eine Marketingmaßnahme damit ein optimaler<br />
Absatz der landwirtschaftlichen Produkte dauerhaft garantiert<br />
werden kann? So ist es! Wie sinnvoll und tatsächlich<br />
gesunderhaltend können diese Vorschläge tatsächlich<br />
sein? Antwort: Sie sind es nicht, weil nur ein interessenorientiertes<br />
Marketing dahintersteckt.<br />
Denn die westlichen Länder haben die kränkste Bevölkerung<br />
auf der Erde. Sie weisen im weltweiten Durchschnitt die<br />
höchsten Zahlen an massiven gesundheitlichen Problemen,<br />
wie z.B. Krebs, Fettleibigkeit, Autoimmunerkrankungen<br />
und Stoffwechselkrankheiten insbesondere Diabetes auf.<br />
In östlichen Kulturen kommen diese Krankheiten jedoch<br />
vergleichsweise selten vor. Woran liegt das? Antwort: Ihre<br />
andere Ernährungsform – denn diese ist naturbelassen!<br />
Die Ernährungspyramide bei der neben den gezuckerten<br />
Getränken vornehmlich kohlenhydratreiche Nahrungsmittel<br />
(alle Brotsorten, Pasta, Nudel, Kartoffeln, Pizza, Cerealien<br />
usw.) die Basis der Ernährung darstellen<br />
Bauern orientieren sich beim Kauf und Anbau von Saatgut<br />
an den Empfehlungen ihrer Gesellschaften. Die landwirtschaftliche<br />
Gesellschaft und die Gesellschaft für Er-<br />
Dieser Fragestellung schließen sich andere folgende spannende<br />
Fragen an: Wie müsste eine gesunde Ernährungspyramide<br />
wirklich aussehen? Was ist mit dem Weizen<br />
passiert und was hat das Ganze mit Lebensmittelunverträglichkeiten<br />
zu tun? Sehr viel – denn der vornehmliche<br />
Weizengenuss kann zu Entzündungen im Darm und einem<br />
Sickerdarm führen.<br />
14 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
/ Anzeige /<br />
ENTGIFTUNG<br />
DETOX<br />
MEDIZINPRODUKT<br />
KLASSE IIA<br />
Die etwas andere Ernährungspyramide, wo Obst, Gemüse die Basis der Ernährung darstellen<br />
Welche pflanzlichen Öle sind tatsächlich gesund und was zeichnet gesunde<br />
Pflanzenöle aus? Zu den gesunden Ölen gehören, Oliven-, Hanf-, Lein-, Kokosnuss-,<br />
Argan- und rotes Palmöl, die der Körper besser verwerten kann!<br />
Sind Omega-6 Fettsäuren tatsächlich so gesund wie behauptet wird? Nein<br />
überhaupt nicht, denn sie sind proinflammatorisch, d.h. sie fördern Entzündungen<br />
im Körper; besser sind die Omega-3 Fettsäuren.<br />
Wie gesund ist wirklich Raps und Rapsöl? Völlig abzulehnen, weil chemisch<br />
extrahiert und hohen Temperaturen ausgesetzt, es anschließend dann noch<br />
hydrogenisiert wird, wobei dann Transfette entstehen – hier wird der Arteriosklerose<br />
massiv Vorschub geleistet.<br />
Wie wichtig sind tierische ergo gesättigte Fette in unserer Ernährung? Sie<br />
sind nach neusten Forschungen völlig in Ordnung solange sie von Tieren aus<br />
gesunden (nicht Massentierhaltungen) Stallbetrieben stammen.<br />
Wie gesund ist eine vegane Ernährung für den Organismus? Sehr gesund,<br />
man muss nur Vitamin B12 zuführen!<br />
Was haben Zucker und Fett mit Sucht zu tun? Sehr viel, weil das Suchtzentrum<br />
durch Süß ähnlich wie durch Heroin angeregt wird und man dann von<br />
dieser Sucht nach Süßem nicht mehr loskommt und der vermehrte Konsum<br />
von guten Fetten dem entgegensteht!<br />
Ist Zucker generell ungesund oder gibt es auch gesunde Zuckerarten? Generell<br />
sind alle Zuckerarten, besonders aber die Kunstsüsse der Gesundheit<br />
völlig abträglich; man sollte besser Stevia, Palatinose und/oder naturbelassenen<br />
Honig (in Maßen) benutzen.<br />
Auch als Private Label möglich.<br />
Mikronisierter Clinoptilolith-Zeolith<br />
zur Entlastung des<br />
Stoffwechsels von Leber, Niere,<br />
Bauchspeicheldrüse und Blut.<br />
Bewirkt eine erhebliche<br />
Reduzierung der Ammonium- und<br />
Schwermetallbelastung<br />
des Körpers.<br />
Erhältlich in Kapsel- und Pulverform.<br />
Kontaktieren Sie uns unter<br />
info@plantavis.de oder<br />
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Nutrition-Press 15<br />
www.plantavis.de
Braucht unser Gehirn überhaupt Zucker? Nein, denn<br />
es kann auch aus Ketonkörper (Hydroxybutyrat<br />
Acetoacetat) Energie beziehen (die wiederum aus<br />
Fetten entstehen) und kann dann noch besser fit<br />
gehalten werden.<br />
Auf welche Fleisch und Fischsorten sollten wir<br />
lieber verzichten und welche können bedenkenlos<br />
verzehrt werden? Fleisch, das verpackt ist wurde auf<br />
Haltbarkeit durch den Zusatz<br />
krebsauslösender Ni trate<br />
und Nitrite (was meinen<br />
Sie warum das<br />
Fleisch so schön rot<br />
aussieht?) getrimmt. Fisch<br />
aus dem Atlantik ist quecksilberbelastet<br />
– ein Schwermetall,<br />
das zu frühzeitiger Demenz führt.<br />
Was ist Histamin und wie wirkt sich Histamin auf unseren<br />
Organismus aus? Als wichtiger Vermittler von Immunreaktionen<br />
ist er der Auslöser für viele allergische Reaktionen<br />
die dann besonders auftreten, wenn es nicht abgebaut<br />
werden kann. Ursächlich für diesen ungenügenden<br />
Abbau sind neben einem Vitaminmangel (Vitamin C, B6)<br />
oder spezielle Medikamente (Entzündungshemmer, Antidepressiva,<br />
Antihistaminika), besonders Störungen im<br />
Bakteriengleichgewicht des Darmes, ein Effekt der durch<br />
die zucker- und/oder glutenreiche Nahrung nicht nur ausgelöst<br />
sondern speziell gefördert wird.<br />
Wie gesund sind Obst und Gemüse und warum ist das Kulturgemüse<br />
nicht wirklich empfehlenswert?<br />
Autor<br />
Prof. Dr. Enno Freye<br />
Hans-Peter Strobel, PharmD<br />
Entwickler der Produktserie Greenspeed<br />
unter besonderer Berücksichtigung der<br />
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Fachlicher Beirat des NEM e. V.<br />
PRINZIPIELL IST ALES OBST UND BESONDERS SIND ALLE<br />
GEMÜSESORTEN SEHR EMPFEHLENSWERT – nur ist jedoch<br />
das organisch gewachsene und geerntete Obst und<br />
Gemüse eher frei von Pestiziden, Herbiziden und Fungiziden,<br />
die alle sehr nachteilig für die Gesundheit sind und<br />
wo die von den Gesundheitsbehörden zugelassenen Maximalspiegel<br />
ausnahmslos alle aus dünner Luft geschöpft,<br />
d. h. nie in Studien nachgewiesen wurden!<br />
Welche Rolle spielen natürliche Bitterstoffe in der Ernährung?<br />
Sie sind für die Verdauung unerlässlich, deshalb<br />
Würzen – aber nicht mit Glutamat, denn es ist ein Zusatzstoff,<br />
der zur Überdeckung einer minderwertigen Qualität<br />
zu Unpässlichkeiten, ja sogar Hirntumore auslösen kann!<br />
Ist Magensäure schädlich und wie wichtig sind Säureblocker<br />
im Alter? Ein Irrsinn der heutigen Medizin ist die<br />
Verordnung der Magensäureblocker, weil dann auch der<br />
von den Magenwänden abgesonderte notwendige Zusatzstoff,<br />
der intrinsische Faktor, zur Resorption des lebenswichtigen<br />
Vitamins B12 fehlt. Ein weiterer Nachteil dieser<br />
so häufig verschriebene Protonenpumpenhemmer ist eine<br />
eindeutige, in neueren Studien nachgewiesene höhere Inzidenz,<br />
einen Herzinfarkt zu erleiden. resp. einen Schlaganfall<br />
zu bekommen. «<br />
Fotos: epics – Fotolia (S. 15), pixabay<br />
16 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
Endemischer B-Vitamin-Mangel<br />
ein unerkanntes Problem<br />
Zusammenfassung:<br />
Die Behauptung, dass es in Deutschland keine Vitamin<br />
Mängel gebe, ist nicht neu und in jeder x-beliebigen Zeitung<br />
zu lesen. Das dahinter häufig nur die „Anpassung“<br />
des Referenz-Bereichs nach unten steht, z.B. durch die<br />
Deutsche Gesellschaft für Ernährung, allerdings auch<br />
nicht. Die Analyse von 395 Datensätzen von denen 309<br />
Patienten (Datensätze) hinsichtlich der Versorgung<br />
mit den Vitaminen B1, B2, und B6 ausgewertet werden<br />
konnten, zeigt allerdings eine unerwartet erschreckende<br />
Mangelversorgung mit diesen 3 funktionell wesentlichen<br />
B-Vitaminen. Insgesamt 148 Frauen (Mittleres Alter 49,1<br />
Jahre, Range 9,8 – 82,7 Jahre) und 161 Männer (Mittleres<br />
Alter 50,2 Jahre, Range 9,0 – 89,7 Jahre), zusammen 309<br />
Daten Sets mit einem kompletten Profil von B1, B2, und B6<br />
(bioaktive Vitamin Analyse), die zwischen dem 11.01.2016<br />
und dem 27.07.<strong>2017</strong> gemessen wurden, konnten ausgewertet<br />
werden. 214 von 309 Personen (69,3%) zeigten einen<br />
Plasma B1 Spiegel < 39,8 μg/ml, 98 von 309 (31,7%)<br />
Personen einen bioaktiven B2 Plasma Spiegel < 85,4 μg/l<br />
und 103 von 309 (33,3%) einen bioaktiven B6 Plasma<br />
Spiegel < 10,1 μg/l. Von den ausgewerteten Patienten<br />
zeigten 47 (15,2 %) gleichzeitig einen schweren Mangel an<br />
Vitamin B1, B2, und B6. Nur 74 (23,9 %) der 309 ausgewerteten<br />
Patienten zeigten gleichzeitig eine befriedigende<br />
Versorgung mit den drei B-Vitaminen. Diese Befunde sind<br />
alarmierend, insbesondere vor einem öffentlichen, politisch<br />
ideologischen Hintergrund, der immer wieder eine<br />
ausreichende Versorgung der deutschen Bevölkerung mit<br />
Vitaminen und Mineralstoffen beschwört, ohne allerdings<br />
dafür entsprechende harte Daten oder Beweise zu liefern.<br />
Die hier präsentierten Daten erklären, vor dem Hintergrund<br />
der physiologischen Funktionen von B1, B2, und B6<br />
die steigende Zahle von Patienten mit mehr oder weniger<br />
ausgeprägter Fatigue Symptomatik. Gleichzeitig sind diese<br />
Daten alarmierend im Zusammenhang mit steigenden<br />
Zahlen von Personen mit metabolischem Syndrom, Typ 2<br />
Diabetes, und Herz-Kreislauf Erkrankungen, Demenz und<br />
anderen neurologischen Erkrankungen.<br />
Einleitung:<br />
Die Gruppe der B-Vitamine ist die größte Vitamin Gruppe<br />
der wasserlöslichen Vitamine, bestehend aus B1 (Thiamin),<br />
B2 (Riboflavin, Laktoflavin), B3 (Niacin, Nicotinsäure,<br />
PP-Faktor) [Kann im menschlichen Körper auch aus<br />
der essentiellen Aminosäure Tryptophan über den Stoffwechsel<br />
Metaboliten Chinolinsäure synthetisiert werden,<br />
und ist somit eher als Vitaminoid zu bezeichnen.], B5<br />
(Pantothensäure), B6 (Pyridoxin, Pyridoxamin, Pyridoxal),<br />
B7 (Biotin, oder auch Vitamin H oder Vitamin B8), B9<br />
(Folsäure, auch B11 oder Vitamin M genannt) [mindestens<br />
50% der deutschen Bevölkerung nimmt weniger als<br />
die empfohlene Menge von 300 mg Folsäure am Tag zu<br />
sich. Ein Folsäure Mangel ist u.a. prokanzerogen.], B12<br />
(Hydroxy-, Methyl-, Adensosyl-, oder Glutathionyl-Cobalamin).<br />
Zusätzlich die inzwischen als „Vitaminoide“ (Vitamin<br />
ähnlich), weil grundsätzlich vom menschlichen Organismus<br />
selbst synthetisierbaren Substanzen: B4 (Cholin),<br />
B10 (PABA, para-Amino-Benzoesäure) B13 (Orotsäure),<br />
B15 (Pangamsäure). B17 ist KEIN (!) Vitamin. Es ist der<br />
Fantasiename für Amygdalin, ein Glykosid, das Blausäure<br />
abspalten kann.<br />
Ich werde mich in diesem Artikel nur mit den Vitaminen<br />
B1, B2, und B6 beschäftigen. Auch dies wird – dem begrenzten<br />
Umfang geschuldet – kursorisch sein. Die Funktion<br />
dieser drei B-Vitamine wird kurz besprochen werden.<br />
Ebenso die zur Verfügung stehenden Messtechniken.<br />
Dann deren Bedeutung für den menschlichen Stoffwechsel.<br />
Der größte Teil dieses Artikels wird sich allerdings mit<br />
den aktuellen Messwerten dieser drei Vitamine beschäftigen,<br />
die wir in den letzten zwei Jahren in 309 Patienten<br />
unserer Praxis erheben konnten.<br />
Bedeutung und Funktion von<br />
Vitamin B1 (Thiamin):<br />
Thiamin liegt in Nahrungsmitteln meist als Thiamindiphosphat<br />
(TDP) oder Thiamintriphosphat (TTP). Die für<br />
die praktische Ernährung wichtigste Thiaminquelle sind<br />
Nutrition-Press 17
Getreideprodukte. Dies erklärt wahrscheinlich auch (aufgrund<br />
des heute üblichen hohen Anteils von industriell<br />
hoch verarbeiteten Nahrungsmittel in der „Standard Ernährung“<br />
der deutschen Bevölkerung) das alarmierende<br />
B1 Defizit. Die Lebensmittel mit dem höchsten B1 Gehalt<br />
sind: Weizenkleie (0,7 mg/100g), Haferflocken (0,6<br />
mg/100g), grüne Erbsen (0,3 mg/100g), Schweinefleisch<br />
(0,9 mg/100g), Tunfisch/Lachs (0,2 mg/100g), Pistazien<br />
(0,6 mg/100g) [diese Liste, wie auch die folgenden versteht<br />
sich als eine Auswahl]. Das Thiamin im Getreide geht<br />
bei der Herstellung hoch ausgemahlener Mehle, wie z.B.<br />
Typ 405, das in Deutschland am häufigsten anzutreffende<br />
Mehl, verloren. Am Thiamin reichsten ist der Getreide<br />
Keim und die Aleuronschicht.<br />
Die Aufnahme von Thiamin im Darm erfolgt bei niedrigen<br />
Konzentrationen aktiv, bei höheren per Diffusion. Vor der<br />
Aufnahme muss Thiamin durch die Phyrophosphatase der<br />
Darmwand dephosphoryliert werden. Die orale Aufnahme<br />
von Thiaminderivaten, als z.B. Benfothiamin (S-Benzoylthiamin-o-monophosphat),<br />
oder auch Bentiamin (Dibenzoylthiamin),<br />
oder der lipophilen Allithiamine ist wesentlich<br />
besser als die von Thiamin selbst. Die Resorptionsquote<br />
von Thiamin-HCl sinkt mit der Dosis. Benfothiamin wird<br />
wesentlich besser aus dem Darm aufgenommen als Thiamin-HCl.<br />
Darüber hinaus wird Benfothiamin, unabhängig<br />
von der Aplikationsform, 5-25 besser in die Ge<strong>web</strong>ezellen<br />
aufgenommen. Die Speicherkapazität von Vitamin B1<br />
ist begrenz, und die Umsatzrate, abhängig von Lebensstil<br />
Faktoren hoch bis sehr hoch (z.B. Stress), weshalb es einer<br />
täglichen ausreichenden Substitution bedarf. Bei der<br />
oralen Verabreichung von 100 mg Benfothiamin werden<br />
nach 1,2 – 1,5 Stunden Cmax-Werte von 100 – 140 ng/<br />
ml Plasma erreicht. Die mittlere Elemi-nationshalbwertzeit<br />
beträgt 4,1+1,2 Stunden. Nach 24 Stunden werden wieder<br />
die Ausgangsplasma Spiegel erreicht.<br />
Thiamindiphosphat ist Coenzym der 2-Oxosäuren-Dehydrogenase-Komplexe.<br />
Dies sind Multienzymkomplexe, an<br />
denen 2-Oxosäuren in Acyl-Coenzym-A-Verbindungen umgewandelt<br />
werden. Der Pyruvatdehydrogenase-Komplex<br />
(PDH) katalysiert die Dehydrierung und Decarboxylierung<br />
von Pyruvat zu Acetyl-Coenzym-A, der 2-Oxoglutaraldehydrogenase-Komplex<br />
die Bildung von Succinyl-Coenzym-A<br />
aus 2-Oxoglutarat, und der Verzweigtketten-2-Oxosäuren-Dehydrogenase-Komplex<br />
dehydriert und decarboxyliert<br />
die beim Abbau von der verzweigtkettigen<br />
Aminosäuren Valin, Leucin, und Isoleucin entstehenden<br />
Oxosäuren: 2-Oxoisovaleriansäure, 2-Oxoisocapronsäure<br />
und 2-Oxo-3-metylvaleriansäure zu den entsprechenden<br />
verzweigtkettigen Acyl-Coenzym-Derivaten.<br />
Die 2-Oxosäure-Dehyrogenase-Komplexe<br />
bestehen aus drei Enzymen:<br />
1. Aus der Dehydrogenase-Decarboxylase mit<br />
TDP als prosthetischer Gruppe;<br />
2. Aus der Liponamid-Acyltransferase, welche a-Lipon<br />
säure in Säureamidbindung an einen Lysinrest trägt<br />
(daher liponamid) [in diesem Zusammenhang sei<br />
angemerkt, dass wir seit Beginn dieses Jahres sys<br />
tematisch den Serum a-Liponsäure Spiegel in<br />
unseren Patienten messen, und über die Häufigkeit<br />
von tiefen bis sehr tiefen Spiegeln erstaunt und<br />
besorgt sind];<br />
3. Aus der Dehydroliponamid-Dehydrogenase, einem<br />
Flavinenzym [Anmerkung: also B2 abhängig], welches<br />
durch Dehydrogenierung der Dehydroliponsäure<br />
die oxidierte Form regeneriert und den Wasserstoff<br />
auf NAD + überträgt.<br />
Beim Pyruvatdehydrogenase-Komplex, der ein interkonvertierbares<br />
Enzym ist, kommen zu diesen drei Enzymen<br />
noch eine Kinase und eine Phosphatase hinzu. TDP ist weiterhin<br />
Coenzym der Transketolase im Pentosephosphatzyklus.<br />
Darüber hinaus wurde TTP immer wieder eine eigene<br />
Funktion im neuronalen Stoffwechsel zugeschrieben, der<br />
aber bis heute nicht eindeutig bewiesen werden<br />
konnte. Einen besonderen Hinweis auf TTP<br />
als neurophysiologisch aktive Form<br />
von Thiamin liefert das Leigh-Syndrom,<br />
eine genetisch bedingte<br />
nekrotisierende Enzephalopathie.<br />
Bei der Erkrankung finden sich<br />
ein Mangel von TTP im Gehirn<br />
und ein Hemmstoff, der die Synthese<br />
von TTP aus TDP hemmt (1) . Ein<br />
Hinweis auf weitere Funktionen von<br />
TDP im Kohlenhydrat Stoffwechsel<br />
liefern experimentelle Ergebnisse,<br />
die zeigen, dass die Bildung von<br />
advanced glycosylation endproducts<br />
(AGE) die bei hohen Serum<br />
Glukose Konzentrationen entstehen,<br />
von TDP gehemmt werden können (2) .<br />
18 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
Eine schematische Zusammenfassung der Implikationen von Thiamin in den<br />
Energie und Glukose / Fruktose Stoffwechsel findet sich in Abbildung 1. Wie<br />
dort gezeigt, sind die physiologischen / pathophysiologischen Konsequenzen<br />
einer Vitamin B1 Mangelversorgung kaum überzubewerten.<br />
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Schematische Darstellung der Implikationen von Thiamin (B1), aber auch der Vitamine B2 und<br />
B6 in den Energie und Zuckerstoffwechsel.<br />
Abkürzungen: ATP, Adenosintriphosphat; F6P, Fruktose-6-Phosphat; G6P, Glukose-6-Phosphat;<br />
GABA, gamma-Aminobuttersäure; HK, Hexokinase (Vitamin B6, Fe, Mg abhängig); -KGDH,<br />
alpha-Ketoglutaratdehydrogenase (B1 abhängig); PDH, Pyruvat-Dehydrogenase (B1, B2, -Liponsäure<br />
abhängig); TK, Transketolase (B1 abhängig). Der Pentose-Phosphat-Weg (PPW) kommt in<br />
Mammaliern nur im Zytoplasma vor. Er ist einer von drei wesentlichen Stoffwechselwegen, der<br />
die Zelle mit reduktions-Äquivalenten versorgt. Im Menschen werden über den PPW ca. 60 % des<br />
NADPH gebildet. Dieses wird z.B. für die Fettbiosynthese benötigt. Ribose-5-Phosphat für die<br />
Nukleotidbiosynthese und Erythrose-5-Phosphat für die Synthese aromatischer Aminosäuren.<br />
Entsprechend<br />
vielfältiger<br />
Etikettenbedarf?<br />
Die heute drei wichtigsten Ursachen für einen Thiamin Mangel sind: Mangel/Fehlernährung<br />
mit KH-reichen hoch verarbeiteten Lebensmitteln; Alkohol;<br />
und Malabsorption infolge gastrointestinaler Störungen, unter anderem<br />
Leaky Gut und Gluten induzierter chronischer Darm-Schleimhaut Störungen.<br />
Thiamin Mangel verursacht Leberfunktionsstörungen, unterstützt Schmerzzustände,<br />
und ist mitverursachend für die diabetische Polyneuropathie. Während<br />
der Schwangerschaft und Stillzeit besteht ein erhöhter Thiamin Bedarf.<br />
Für Thiamin konnte keine Toxikologie bis Gaben von 8g/d gezeigt werden.<br />
Wasserlösliche Thiamin Verbindungen erhöhen erst bei oralen Gaben im<br />
Gramm Bereich die zirkulierendem Plasma Spiegel. Deshalb sind für die Therapie<br />
von Mangelzuständen Präparate wie Benfothiamin wesentlich besser<br />
geeignet. Aufgrund der Pharmakokinetik sollten sie, zumindest initial, mindestens<br />
3-mal täglich im Abstand von ca. 8 Stunden gegeben werden.<br />
Genau unser<br />
Ding!<br />
Die klinische Symptomatik eines TDP Mangels lässt<br />
sich in zwei Funktionskreise teilen:<br />
1. Kardiovaskuläre Störungen: u.a. in Form von Dyspnoe, Beklemmungsgefühlen,<br />
präkordiale Schmerzen, Tachykardie, Ödemen,<br />
EKG-Veränderungen (Niedervoltage, T-Inversion, QT-Verlängerung).<br />
2. Neurologische Störungen: u.a. in Form von Neuropathie mit<br />
Sensibilitätsstörungen, Fußbrennen, Muskelschwäche,<br />
Nutrition-Press 19<br />
Die grüne Etikettendruckerei<br />
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Muskelschmerzen, Muskelkrämpfe, Muskellähmungen,<br />
zentral bedingte Koordinationsstörungen,<br />
psychische Veränderungen wie Müdigkeit,<br />
Konzentrationsstörungen, verminderte Merkfähigkeit,<br />
Reizbarkeit, Depressionen, Angstzustände.<br />
Bedeutung und Funktion von Vitamin B2<br />
(Riboflavin, Laktoflavin)<br />
Riboflavin ist die Kurzbezeichnung für die biologisch-aktive<br />
Verbindung 7,8-Dimethyl-10-(1-D-ribityl)-2,4(3H, 10H)-<br />
benzopteridindion. Die wichtigsten Derivate von Riboflavin<br />
sind Flavin-MonoNukleotid (FMN) und Flavin-Adenin-Di-nukleotid<br />
(FAD) als Coenzyme für Oxidasen und<br />
Dehydrogenasen. Riboflavin kommt in der Pflanzen und<br />
Tierwelt weit verbreitet vor. Die höchsten Konzentrationen<br />
(Auswahl) findet man in Schweine- und Rinderleber<br />
(3,0 mg/100g), Sardinen (0,4 mg/100g), Camembert<br />
(0,6 mg/100g), Avocado (0,2 mg/100g), Weizenkleie<br />
(0,5 mg/100g).<br />
Die Aufnahme im Darm (vornehmlich proximaler Dünndarm)<br />
erfolgt als freies Riboflavin vornehmlich aber als<br />
FMN und FAD, das zuvor säurehydrolytisch im Magen aus<br />
seiner Protein-Bindung gelöst werden muss. Im Blut liegt<br />
der größte Teil des Riboflavin als FMN und FAD und nur<br />
0,5 – 2% als freies Riboflavin vor. Es zirkuliert gebunden an<br />
Albumin und spezifisch an Riboflavin-bindendes-Protein<br />
(RFBPs) gebunden. Überschüssiges Riboflavin kann nicht<br />
gespeichert werden, wenn nicht ausreichend Apoprotein<br />
vorhanden ist. Die Reservekapazität für Riboflavin beträgt<br />
2-6 Wochen. Die höchsten Riboflavin Konzentrationen finden<br />
sich in der Leber, der Niere, und im Herzen.<br />
Es liegen keine Daten vor, die eine Toxizität von Riboflavin<br />
in hohen Dosierungen aufzeigen. Die höchsten Riboflavin<br />
Dosierungen (400 mg/d) wurden in eine Doppelblind-Studie<br />
zur Reduktion von Migräne [MELAS-Syndrom,<br />
mitochondrial enthephalopathy lactic acidosis stroke-like<br />
episodes, eine Sonderform der kindlichen Migräne] gegeben<br />
(3). Nach dreimonatiger Behandlung war die Häufigkeit<br />
von Attacken in der Kontrollgruppe unverändert, und<br />
fiel in der Verum Gruppe von 3,8 auf 1,8/Monat.<br />
Riboflavin in der Form von FMN und FAD ist Coenzym<br />
oder prosthetischer Gruppe einer großen Zahl von Oxidoreduktasen.<br />
Einige Flavoproteine haben Anschluss an<br />
die Atmungskette, und übertragen Substratwasserstoff<br />
auf Ubiquinon (Q10) (Liponamid-Dehydrogenase als einziges<br />
Flavinenzym auf NAD; siehe auch PDH, Thiamin),<br />
andere reagieren direkt mit Sauerstoff unter der Bildung<br />
von Wasserstoffperoxid. Einige Flavinenzyme enthalten<br />
als Katalysatoren zusätzlich Metalle wie Fe 2+ , Mo 2+ , Cu 2+ ,<br />
oder Mn 2+ . Auch ein Mangel an diesen Spurenelementen<br />
hat Funktionsstörungen zur Folge. Alle Oxidasen sind<br />
Flavin-Enzyme. Zwei Oxidasen, die uns hier besonders<br />
interessieren sind die Dihydroliponamid-Dehydrogenase<br />
(FAD als Coenzym), deren Funktion, die Übertragung<br />
von Wasserstoff von Dihydroliponamid auf NAD im 2.<br />
Oxosäureoxidase System ist (siehe auch PDH, Thiamin),<br />
und die Pyridoxinphosphat-Oxidase (FMN als Coenzym),<br />
die Pyridoxinphosphat und Pyridoxaminphosphat zu Pyridoxalphosphat<br />
(PALP) oxidiert (siehe auch Vitamin B6)<br />
oxidiert. PALP ist die wichtigste und aktivste Vitamin B6<br />
Form. Eine Dysfunktion der Pyridoxinphosphat-Oxidase<br />
hat erhebliche Konsequenzen für den Vitamin-B6-abhängigen<br />
Stoffwechsel.<br />
Der Bedarf an Vitamin B2 ist erhöht während schwere<br />
Krankheit, nach Operationen, bei chronischer Einnahme<br />
von Kontrazeptiva und trizyklischen Antidepressiva, bei<br />
chronischem Stress (z.B. intensivem Sport), bei chronischen<br />
Inflammationsprozessen, z.B. rheumatoider Arthritis,<br />
aber auch allen anderen Entzündungsprozesse, die<br />
erhöhte Anforderungen an das Glutathionsystem stellen.<br />
Besondere Bedeutung hat Vitamin B2 im Zusammenhang<br />
mit dem Homocystein Stoffwechsel, weshalb der Blut Homocystein<br />
Spiegel als Indikator für einen Mangel gelten<br />
kann (gleichzeitig aber auch als Indikator für einen B6,<br />
B12, Folsäure und Vitamin C Mangel). Chronische Hämodialyse,<br />
chronische Entzündungen des Dünndarms, Leaky<br />
Gut Syndrom.<br />
Bedeutung und Funktion von Vitamin B6<br />
(Pyridoxin, Pyridoxal, Pyridoxamin)<br />
Vitamin B6 ist der offizielle Name für alle 3-hydroxy-2methylpyridin-Derivate<br />
mit der biologischen Aktivität<br />
des Pyridoxins. Pyridoxin ist ein Alkohol, Pyridoxal<br />
ein Aldehyd und Pyridoxamin enthält eine Aminogruppe.<br />
Alle 6 Vitamin-B6 wirksamen Verbindungen können im<br />
Stoffwechsel ineinander umgewandelt werden. Pyridoxal-5-phosphat<br />
(PALP) ist die wichtigste aktive Coenzym<br />
Form von Vitamin B6 und ist essentiell für viele<br />
enzymatische Reaktionen im Aminosäure Stoffwechsel.<br />
Die höchsten Vitamin B6 Konzentrationen finden<br />
sich (Auswahl) in der Rinderleber 0,8 mg/100g, Lachs<br />
1,0 mg/100g, Emmentaler 0,1 mg/100g, Zucchini 0,5<br />
mg/100g, Avocado 0,5 mg/100g und in Weizenkleie<br />
2,2 mg/100g.<br />
Pyridoxin, Pyridoxal und Pyridoxamin werden im menschlichen<br />
Darm fast gleich stark und gleich schnell resorbiert.<br />
Die entsprechenden phosphorylierten Verbindungen<br />
wesentlich langsamer. Sie müssen erst von der<br />
membranständigen alkalischen Phosphatase der Mucosazellen<br />
dephosphoryliert werden, in den Mucosazellen<br />
erfolgt dann eine Rephosphorylierung. Die Resorption<br />
erfolgt überwiegend im oberen Jejunum. Die Aufnahme<br />
in die Zellen ist ebenfalls mit etliche De- und Rephosphorylierungen<br />
verbunden. Vitamin B6 ist im Blut zu ca. 60%<br />
als PALP, zu 15% als Pyridoxin und zu 14% als Pyridoxal,<br />
überwiegend an Albumin gebunden, anzutreffen. PALP<br />
ist wahrscheinlich die zirkulierende Depotform, kann die<br />
Zellmembran nicht passieren, und ist für die Zellen damit<br />
nicht direkt zugänglich.<br />
20 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
PALP ist Coenzym zahlreicher Enzyme, die überwiegend<br />
im Aminosäurestoffwechsel eine Rolle spielen:<br />
• Aminotransferasen (Transaminasen) z.B. von<br />
Glutamat auf Pyruvat oder Oxalacetat durch die<br />
Alaninaminotransferase bzw. Aspartataminotransferase<br />
• L-Aminosäure-Decarboxylasen z.B. Histamin aus<br />
Histidin (DAO, Cu-abhängig), Tyramin aus Tyrosin,<br />
Tryptamin aus Tryptophan, Dopamin aus L-Dopa,<br />
Serotonin aus 5-Hydroxytryptophan,<br />
g-Aminobuttersäure (GABA) aus Glutamat<br />
• Aminosäure spaltende Enzyme z.B. Kynureninase<br />
(Kynureninsäure aus Kynurenin)<br />
• Threonin-Serin-Dehydratase und Cysteindesulfhydrase<br />
• Cystathionin-b-Synthase und Cystathionin-g-Lyase<br />
(Bildung von Cystein aus Methionin)<br />
• d-Aminolävulinsäure-Synthase (Initialreaktion<br />
bei der Synthese von Häm)<br />
• Lysyloxidase (Quervernetzung von Kollagen und Elastin)<br />
• Serin-Palmityl-Transferase (Sphingomyelinsynthese)<br />
Außerdem ist PALP an der Glykogenphosphorylierung in<br />
der Muskulatur beteiligt und an der Glykogen Spaltung<br />
und dem ersten Schritt im Glukose / Fruktose Stoffwechsel,<br />
der Synthese von Glukose-6-Phosphat und Fruktose-6-Phosphat.<br />
Der Mechanismus ist völlig anders, soll<br />
hier aber nicht detailliert besprochen werden, siehe aber<br />
Abbildung 1. Schließlich interagiert PALP als Modulator<br />
mit verschiedenen Proteinen, wie z.B. den Steroidhormon-Rezeptoren,<br />
oder Hämoglobin. Bei Hämoglobin erhöht<br />
es dessen Affinität zu Sauerstoff.<br />
Der Vitamin B6 Bedarf des Menschen ist keine Konstante<br />
Größe, sondern hängt im Wesentlichen vom Protein Umsatz<br />
ab, und steigt mit der Höhe der Proteinzufuhr. Dabei<br />
ist der Vitamin B6 Bedarf nicht nur von der Quantität<br />
der Proteinzufuhr, sondern auch von dessen Qualität<br />
abhängig. Tierisches Protein benötigt mehr Vitamin B6<br />
als pflanzliches. Bei oralen Dosen bis 425 mg besteht<br />
Dosis-Linearität. Verschiedene Medikamente (u.a. Isonicotinsäurehydrazid,<br />
Hydralazine, D-Penicillamin, L-Dopa)<br />
erhöhen den B6 Bedarf. Ebenso die Einnahme oraler Kontrazeptiva,<br />
bzw. Symptome eines prämenstruellen Syndroms<br />
(PMS). Auch erhöht die vermehrte Aufnahme von<br />
Nahrungsfetten den Vitamin B6 Bedarf. So erfordert die<br />
Ausscheidung von Cholesterin als Taurocholsäure die B6<br />
abhängige Synthese von Taurin aus Homocystein.<br />
Ein isolierter Vitamin B6 Mangel ist selten (im Gegensatz<br />
zum Vitamin B1 und Folsäure Mangel). Meist sind auch<br />
andere Vitamine der B-Gruppe im Mangel. Klinische Symptome<br />
sind eine Pellagra ähnliche seborrhoische Dermatitis<br />
im Nasen- Augenbereich. Außerdem gehören Schlaflosigkeit,<br />
nervöse Störungen, erhöhte Reizbarkeit, periphere<br />
Neuritiden, Sensibilitätsstörungen, Depressionen, Verwirrtheitszustände<br />
zu den Symptomen. Eine weitere Folge<br />
von Vitamin B6 Mangel ist eine erhöhte renale Ausscheidung<br />
von Oxalsäure, und damit die Gefahr der Bildung von<br />
Calcium-Oxalat Nierensteinen (Nephrolithiasis) (4) . Mit Dosierungen<br />
von 50 – 100 mg/d können Polyneuropathien<br />
vermieden werden. Bei schon eingetretener Neuropathie<br />
sind Dosierungen von 300 mg/d notwendig. Für Dosierungen<br />
bis 1000 mg/d ist keine Toxikologie beschrieben. Das<br />
Karpaltunnel-Syndrom kann erfolgreich mit Dosierungen<br />
von 100-200 mg/d behandelt werden (5) . Bei der Behandlung<br />
des PMS zeigte sich eine Dosis abhängige Wirkung<br />
von B6 zwischen 50mg – 500mg/d. Bei 200 mg/g zeigten<br />
58% der Patientinnen einen guten Therapie Erfolg (6) .<br />
Bestimmung der Vitamine B1, B2, und B6<br />
Es gibt eine große Methoden Vielfalt zur Bestimmung dieser<br />
drei B-Vitamine. Man kann sie im Serum bestimmen,<br />
das ist die von den meisten Laboren angebotene Methode.<br />
Diese hat – auch hier gibt es vielfältige methodische<br />
Unterschiede, allerdings erhebliche Nachteile. Alle drei<br />
Vitamine weisen schon im Blut unterschiedliche Konzentrationen<br />
in den verschiedenen Blut-Kompartimenten auf:<br />
1. Thiamin ist im Vollblut zu 15% in den Leukozyten,<br />
zu 75% in den Erythrozyten und nur 10% im Plasma<br />
enthalten. Die Organverteilung ist noch unterschiedlicher.<br />
Sie ist im Gehirn und in der Muskulatur 5 – 25-fach höher<br />
und in allen Organen 10 – 40% höher als im Plasma.<br />
2. Die höchsten Konzentrationen von Riboflavin finden<br />
sich in Leber, Niere und Herz. Die Konzentration in<br />
Erythrozyten ist wesentlich höher als im Plasma.<br />
3. Die Konzentration von Pyridoxin ist in den<br />
Erythrozyten etwa 4- bis 5-mal höher als im Plasma.<br />
Die Ge<strong>web</strong>e Konzentration ist sehr unterschiedlich.<br />
Darüber hinaus zirkulieren sie noch in unterschiedlicher<br />
Form (aktiv / inaktiv) im Blut. Aus diesen Gründen haben<br />
wir schon vor 5 Jahren begonnen, diese B-Vitamine intrazellulär<br />
zu messen. Allerdings hat diese Methode einen<br />
entscheidenden Nachteil. Die Proben müssen innerhalb<br />
kurzer Zeit zur Analyse ins Labor. Seit etwa zwei Jahren<br />
hat das Labor IMD (Institut für Medizinische Diagnostik<br />
Berlin) jetzt eine sogenannte Bestimmung für bioaktives<br />
Vitamin B1, B2, und B6 validiert, ID-Vit ® (Abb. 2; Ref. 7).<br />
Schematische Darstellung des ID-Vit ® Bioassay<br />
Nutrition-Press 21
Hier werden B1 aus ED-<br />
TA-Plasma und B2, und B6<br />
aus Serum bestimmt. Der<br />
Unterschied dieser Methode<br />
zu den herkömmlichen<br />
Methoden ist, dass in dieser<br />
Methode die biologische<br />
Aktivität der B-Vitamine gemessen<br />
wird (Abb. 3).<br />
Vergleich der intrazellulären B-Vitamin Messung (Labore Rostock) mit<br />
der ID-Vit® Methode<br />
Diese Methode ist prinzipiell nicht neu. Sie wird seit mehr<br />
als 2 Jahrzehnten in der Nahrungsmittel Industrie und der<br />
Veterinärmedizin eingesetzt, und sie ist viel sensitiver als<br />
alle konventionellen Methoden. In Abbildung 2 sind die<br />
Ergebnisse eines Patienten gezeigt, der mit der „intrazellulären“<br />
und der „bioaktiven“ Methode gemessen wurde.<br />
Dieses Beispiel zeigt, dass die Ergebnisse für B1 und B6<br />
vergleichbar sind (wenn auch die intrazelluläre Messung<br />
höhere Werte angibt), B2 fällt im bioaktiven Assay niedriger<br />
aus. Außerdem zeigt die Validierungsstudie des IMD<br />
einen weiteren bemerkenswerten Unterschied: Insbesondere<br />
bei niedrigen B-Vitamin Konzentrationen gibt es Unterschiede.<br />
Die HPLC Methodik „täuscht“ mehr B-Vitamin<br />
vor, als funktionell zur Verfügung steht (Abb. 4).<br />
Korrelation von B6 Vitamin<br />
Messungen mit einer konventionellen<br />
HPLC-Methodik mit<br />
den Ergebnissen der ID-Vit ®<br />
Methodik<br />
Ein Problem bezüglich<br />
der „Probenstabilität“<br />
besteht bei dem bioaktiven<br />
Test ebenfalls nicht mehr. Aus diesen Gründen haben<br />
wir seit Januar 2016 begonnen, mit dieser bioaktiven<br />
Methodik systematisch unsere Patienten zu untersuchen.<br />
Statistik und Berechnung: Bei der Berechnung der Parameter<br />
Vitamin B1 (>39,8 – 60 μg/l) wurden Werte oberhalb<br />
des Messbereichs = 61 gesetzt. Werte für Vitamin B2<br />
(>85,4 – 300 μg/l) oberhalb des Messbereichs =301, und<br />
Werte für Vitamin B6 (>10,1 – 18 μg/l) die oberhalb des<br />
Messbereichs lagen = 18,1. Die statistische Analyse von<br />
paarigen Datensätzen erfolgte mit dem two-tailed paired<br />
T-Test, die von unpaarigen Daten mit den heteroskedatischen<br />
unpaired T-Test, für Datensätze mit unterschiedlicher<br />
Varianz. P-Werte > 0,05 wurden als signifikant betrachtet.<br />
Regressionen wurden entweder als lineare, oder<br />
geometrische (2. Ordnung) berechnet.<br />
Ergebnisse: Patienten Daten die zwischen Januar 2016<br />
und Juli <strong>2017</strong> gemessen wurden, wurden in dieser Auswertung<br />
berücksichtigt. Dabei wurden Patienten bei denen<br />
folgende Labordaten erhoben wurden berücksichtigt: Laktat,<br />
Pyruvat, Laktat/Pyruvat Quotient, Vitamine B1, B2, B6<br />
(bioaktiv), nüchtern Glucose, nüchtern Insulin, ATP, und<br />
HOMA (Homöostase Model Assessment). Dabei war das<br />
Haupt-Selektions-Kriterium die bioaktive Bestimmung der<br />
B-Vitamine B1, B2, und B6. 395 Datensätze wurden in die<br />
primäre Analyse eingeschlossen. Davon konnten 309 als<br />
„Erstmessungen“ verwertet werden. Zum Zeitpunkt der<br />
Erstmessung erfolgte keine Substitution mit B-Vitaminen.<br />
In subsequenten Analysen wurden die Daten jeweils nach<br />
verschiedenen „Leit-Parametern“ sortiert (z.B. Laktat, B1,<br />
B2, B6,). Von allen in die Auswertung eingeschlossenen<br />
Patienten lagen bei 24 Patienten verwertbare Datensätze<br />
vor und nach B-Vitamin Substitution vor. Im Laufe der letzten<br />
zwei Jahre haben wir zusätzlich zwei weitere Analysen,<br />
fast standardmäßig in unser Untersuchungsprogram mit<br />
aufgenommen: α-Liponsäure (Labor Ganzimmun) (vergleiche<br />
die Erläuterungen zu B1 und B2, PDH), und ein nüchtern<br />
Aminosäure Profil (Labor Biovis). Beide Parameter<br />
werden nicht vom Labor IMD durchgeführt. Die Ergebnisse<br />
dieser Parameter konnten hier nicht systematisch berücksichtigt<br />
werden. Ebenso macht es unsere Datenbank<br />
zurzeit nicht möglich, systematisch anamnestisch erhobene<br />
Befunde (Symptomatologie), oder Parameter wie zum<br />
Beispiel BMI (body mass index) zu berücksichtigen. Der<br />
Auswertung der 309 Patienten Datensets möchte ich zwei<br />
Beispiele voran stellen.<br />
Beispiel 1: Junge Familie mit zwei Söhnen (aus 1. Ehe der<br />
Mutter). Vater ist ehemaliger Leistungssportler im Basketball,<br />
neben seinem Studium tätig als Fitness-Trainer, Mutter<br />
Hausfrau. (Tabelle 1).<br />
Der Vater in die beiden Söhne sind Normgewichtig (Vater<br />
BMI 23, für Kinder gilt die BMI Formel nicht). Die Mutter<br />
ist adipös, BMI 31. Die Eltern kommen aus der Karibik.<br />
Beide Eltern klagen über unerholsamen Schlaf, Schlafstörungen,<br />
chronische Müdigkeit, Konzentrationsstörungen<br />
(der Vater studiert noch), beide Jungen sind als schwere<br />
ADHS-Kinder eingestuft worden und erhalten Ritalin.<br />
Tabelle 1: Ausgewählte Laborparameter in einer Familie mit zwei Kindern<br />
22 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
Die ganze Familie ist Vitamin B1 und B2 und D3 Defizient. Die Mutter und<br />
beide Söhne außerdem Pyruvat Defizient. Beide Söhne zeigen eine ausgeprägte<br />
Vitamin B6 Defizient. Die Mutter, übergewichtig, zeigt zudem ein pathologisches<br />
erhöhtes nüchtern-Glukose, ein hohes nüchtern-Insulin, und<br />
eine Insulinresistenz (HOMA < 3).<br />
Beispiel 2: Laborwerte eines 48 jährigen Geschäftsmannes, BMI 23.5,<br />
sportlich trainiert. Der Patient klagt über in der letzten Zeit zunehmende<br />
Müdigkeit und Konzentrationsmängel, wie auch eine erhöhte Infektanfälligkeit<br />
und Gereiztheit. Die Laborwerte (Abb. 5) zeigen einen Vitamin<br />
B1, B2, und B6 Mangel, ein erheblich erhöhtes Homocystein (B2, B6,<br />
B12, Folsäure, Vitamin C abhängig), einen Mangel an Zink und Mangan,<br />
unzureichende Versorgung mit Chrom und Kupfer und pathologisch tiefe<br />
Aminosäure Werte für Cystein und Taurin (Synthese Vitamin B6 anhängig,<br />
vergleiche oben). Ohne der Diskussion dieser Daten vorgreifen zu wollen,<br />
ist mit Hinblick der in den Abschnitten Vitamine B1, B2, B6 „Bedeutung und<br />
Funktion“ die Symptomatik dieses Patienten gut verständlich, was ohne eine<br />
entsprechende Vitamin-Analytik nicht möglich wäre. Gleichzeitig zeigt die<br />
Vernetzung der Analysen (Vitamine, Spuren-Elemente, Aminosäuren)<br />
den komplexen Einfluss dieser Mängel auf den gesamten Organismus.<br />
Laborparameter eines Patienten. a) Ergebnisse<br />
der Vitamin B Analytik mit der ID-Vit® Methode,<br />
b) Ergebnisse der parallel erhobenen Mineralstoff-<br />
Vollblut-Analyse, c) Ergebnisse der Aminosäure Analyse.<br />
Die Ergebnisse a) und b) wurden im Labor IMD Berlin, die<br />
Ergebnisse c) im Labor BioVis erstellt. Alle Analysen<br />
erfolgten am gleichen Tag morgens nüchtern.<br />
Die Auswertung von 309 Erstmessungen in Patienten, die zuvor keine Substitution<br />
mit B-Vitaminen vorgenommen hatte ist in Tabelle 2 zusammengefasst.<br />
Ausgewertet wurden 161 Männer, Altersrange 9,1 – 89,7 Jahre und 148 Frauen, Altersrange<br />
9,8 – 82,7 Jahre<br />
Die Daten zeigen im Mittel eine Vitamin B1 Unterversorgung für alle (!) 309<br />
untersuchten Personen. Die Versorgung mit Vitamin B2 und B6 befand sich<br />
im Mittleren Referenzbereich. Die Detail Analyse zeigte, dass 214 von 309<br />
Personen (69,3%) einen bioaktiven Vitamin B1 Spiegel < 39,8 μg/ml, 98 von<br />
309 (31,7%) Personen einen bioaktiven Vitamin B2 Spiegel < 85,4 μg/l und<br />
103 von 309 (33,3%) einen bioaktiven Vitamin B6 Spiegel < 10,1 μg/l aufwiesen.<br />
Von den Vitamin B1 unterversorgten Personen zeigten gleichzeitig<br />
74/214 (34,6%) eine Vitamin B2 Unterversorgung oder 91/214 (42,5%) eine<br />
Vitamin B6 Unterversorgung. Nur 15 von 309 (4,9%) Personen wiesen einen<br />
Nutrition-Press 23
Vitamin B1 Wert oberhalb des Messbereichs (> 60,0 μg/l)<br />
auf, während dies für 49 (15,9%) Personen bei Vitamin B2<br />
(> 300 μg/l) und für 45 (14,6 %) Personen bei Vitamin B6<br />
zutraf. Immerhin 47 (15,2%) der untersuchten Personen<br />
wiesen eine gleichzeitige Mangelversorgung mit den Vitaminen<br />
B1, B2, und B6 auf, während nur 66 (21,4 %) eine<br />
gute gleichzeitige Versorgung im oder oberhalb des Referenzbereichs<br />
für alle drei B-Vitamine zeigten. Diese Zahlen<br />
zeigen auch, dass die beobachteten Mängel wie auch die<br />
ausreichende (im Referenzbereich) oder gute (oberhalb<br />
des Referenzbereichs) liegende Versorgung mit den Vitaminen<br />
B1, B2, und B6 nicht „parallel“ verläuft.<br />
Es wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den<br />
untersuchten Frauen und Männern hinsichtlich der Versorgung<br />
mit den Vitaminen B1, B2, und B6 und des mittleren<br />
Alters gefunden (Tabelle 3).<br />
Eine Subgruppen Analyse von 24 Patienten, in denen nach<br />
der Erstbestimmung eine Substitution mit einen B-Vitamin-Komplex-Präparate<br />
(Body Bio B-Vitamins Hi Potency;<br />
Zusammensetzung in Tabelle 7) für im Mittel 167,9 Tage<br />
durchgeführt wurde, zeigte allerdings eine signifikante<br />
Absenkung des Ruhe-Lactat und des Pyruvat/Lactat Quotienten.<br />
Die Versorgung mit Vitamin B1 stieg signifikant<br />
aber nur in den mittleren Referenzbereich (Tabelle 5).<br />
Bei einer multiparametrischen Betrachtung, bei dieser Untersuchung<br />
11 Parameter, können die ermittelten Daten<br />
nach 11 verschiedenen Parametern (als „Leitparameter“)<br />
Vitamin-B Spiegel in Frauen und Männern<br />
In Tabelle 4 sind die bioaktiven Vitamin B1, B2, und B6<br />
Werte zusammen mit den anderen, gemessenen, funktionell<br />
assoziierten Labor Parametern zusammen gefasst.<br />
Zusätzlich erfolgte eine Auswertung der Subgruppen<br />
in denen alle Personen einen Mangel dieser B-Vitamine<br />
aufwiesen oder für alle drei B-Vitamine im/über dem<br />
Referenz/Messbereich lagen. Alle untersuchten Personen<br />
zeigten ein hohes (wenn auch im Referenzbereich)<br />
Ruhe-Lactat von 11,5 mg/dl (1,27 mM (mg/dl x 0,11 =<br />
mM)), eine erhöhte nüchtern Glucose, ein hohes nüchtern<br />
Insulin und ein mittleres HOMA von 2,44 entsprechend<br />
einer Insulin-Resistenz. In den beiden Subgruppen zeigte<br />
das Mittlere gemessene Vitamin B1 die geringste Schwankungsbreite<br />
von 1,62 (Defizient vs. Gute Versorgung),<br />
während diese bei Vitamin B2 3,15 und bei Vitamin B6<br />
2,73 betrug. Statistisch waren die gefundenen Parameter,<br />
abgesehen von den B-Vitaminen nicht signifikant voneinander<br />
verschieden.<br />
Tabelle 4<br />
Bioaktive Vitamin-B Konzentrationen in allen untersuchten<br />
Personen und in zwei Subgruppen von Patienten, „Defizient“:<br />
B1 (< 39,8 μg/L), B2 (< 85,4 μg/l), und B6 < 10,1<br />
μg/l) gleichzeitig unterhalb der jeweiligen Referenzbereiche,<br />
und „Gute Versorgung“: Alle drei B-Vitamine sind<br />
gleichzeitig in den Referenzbereichen oder darüber.<br />
ihrer Größe nach sortiert, und dann zum Beispiel in Terzile<br />
oder Quartile aufgeteilt werden, um gegebenenfalls<br />
Abhängigkeiten zu finden. Hier soll nur eine dieser Möglichkeiten<br />
dargestellt werden, die Abhängigkeit der übrigen<br />
Parameter vom Lactat (Tabelle 6). Dabei wurden zwei<br />
Subgruppen miteinander verglichen: Ruhe-Lactat Werte<br />
(NRL) < 9 mg/dl (entsprechend < 1,0 mM) mit einem<br />
Ruhe Lactat > 15 mg/dl (entsprechend 1,65 mM) HRL.<br />
Beide Gruppen zeigten keinen signifikanten Unterschied<br />
in der Vitamin B1 und B6 Versorgung. Die Vitamin B2 Versorgung<br />
war in der HRL Gruppe leicht höher (p = 0.03).<br />
Die HRL Gruppe zeigte einen höheren Pyruvat-Wert (NS)<br />
gleichzeitig aber signifikant höhere Werte für den Lactat/<br />
Pyruvat Quotienten, nüchtern Glukose, nüchtern Insulin<br />
und den HOMA Wert, der im Mittel einer mittel schweren<br />
Insulin Resistenz (HOMA = 3,5)entsprach.<br />
Tabelle 6<br />
Eine Analyse der Altersabhängigkeit der verschiedenen<br />
Parameter (Abb. 6) zeigte keine Altersabhängigkeit für die<br />
24 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
beobachtete B1-Versorgung. Die B2-Versorgung unterhalb<br />
des 30. Lebensjahres scheint unzureichend zu sein, die<br />
B6-Versorgung dagegen nimmt mit zunehmendem Lebensalter<br />
ab. Der Lactat Plasma Spiegel ist ab dem 30.<br />
Lebensjahr als pathologisch erhöht anzusehen. Die Nüchtern-Glukose<br />
ist ab dem 40zigsten Lebensjahr pathologisch<br />
erhöht. Für Pyruvat, den Lactat/Pyruvat Quotienten,<br />
nüchtern-Insulin, und HOMA fanden sich keine Altersabhängigkeit.<br />
ATP zeigte eine Bell-shaped-Curve aber die<br />
Korrelation ist nur mittelmäßig.<br />
Abhängigkeit der untersuchten Labor Parameter vom Alter<br />
Die untersuchten Parameter wurden abhängig vom Alter der untersuchten<br />
Personen aufgetragen. Dabei wurden die Werte für die Altergruppen:<br />
> 20 Jahre (N = 28, 14,5+3,1), 21-30 (N = 14; 25,5+3,7), 31-40 (N<br />
= 29; 36,6+2,5), 41-50 (N = 83; 45,8+3,0), 51-60 (N = 79; 54,5+2,8),<br />
61-70 (N = 49; 64,4+2,8) und < 71 (N = 27; 76,6+4,3) Jahre berechnet.<br />
Die Mittelwerte der Parameter-Gruppen wurden gegen den Mittelwert<br />
der jeweiligen Altersgruppe aufgetragen. Es erfolgte eine lineare oder,<br />
wo sinnvoll, eine geometrische (2. Ordnung) Regressionsberechnung.<br />
Diskussion:<br />
Ein Grundproblem in der Bewertung von Vitamin B1, B2<br />
und B6 Laborwerten ist offensichtlich, dass keine Standard-Referenz-Methode<br />
definiert ist (8). Die hier gewählte<br />
Analyse Methode hat den Vorteil hoher Sensitivität und<br />
Spezifität. Die vorgelegten Daten werden aber der Komplexität<br />
der Fragestellung, welche physiologischen Mindest-Konzentrationen<br />
von B1, B2, und B6 im Blut eine<br />
„reibungslose“ Zellfunktion auf biochemischen Level garantieren,<br />
nur bedingt gerecht. Dies zeigt unter anderem<br />
das Beispiel in Abbildung 4. Der Patient mit einem B1, B2,<br />
und B6 Mangel, zeigt in der Aminosäure Analyse gleichzeitig<br />
einen Mangel an Cystein und Taurin (B6-abhängige<br />
Synthese) und in der Mineralstoff-Vollblutanalyse Mängel<br />
an Zink und Mangan, sowie eine unzureichende Versorgung<br />
mit Selen, Chrom, und Kupfer. Diese Spurenelemente<br />
sind aber wesentliche Kofaktoren der B6-abhängigen<br />
Oxidasen.<br />
Ein weiteres grundsätzliches Problem ergibt sich aus der<br />
Definition des Referenzbereiches. Dieser wird auf der Basis<br />
der vorliegenden rechtlichen Normen, wie auch der<br />
immer noch nicht zeitgemäßen wissenschaftlichen (wahrscheinlich<br />
weil von politischen Intentionen und Zwängen<br />
nicht mehr neutral) Diskussion. Der Referenzbereich wird<br />
aus der Messung einer kleinen Population von Personen,<br />
die – ohne dass dies durch irgendwelche Messungen belegt<br />
wird – als „gesund“ definiert wird, festgelegt. Dabei<br />
wird eine Gauß-Verteilung der Messwerte angenommen<br />
(aber nicht nachgewiesen), als Beleg für eine „normale“<br />
Verteilung der Messwerte, und dann der „Referenzbereich“<br />
als +/- 2 Standard Abweichungen vom Mittelwert<br />
definiert. Nehmen wir z.B. den Referenzbereich des Labor<br />
Rostock für seine intrazellulare Vitamin B6 Bestimmung<br />
(Abbildung 2) so sehen wir eine Abweichung von Mittelwert<br />
(59,4 μg/l) und Median (18,2 μg/l) von Faktor 3,3!<br />
Nehmen wir z.B. Parameter wie Selen, dann kann ein Referenzbereich<br />
(gemessen in einem anerkannter maßen<br />
Selen-Mangelland wie Deutschland) auch nur mehr oder<br />
weniger großen Mangel referenzieren, aber keine physiologisch<br />
sinnvollen Bereiche wieder geben.<br />
Die Bedeutung von mangelnder B6 Versorgung unter anderem<br />
für die Entstehung chronischer Hirnerkrankungen<br />
wird in der aktuellen Literatur intensiv diskutiert. Insoweit<br />
ist ein B6 Mangel bei 30% der untersuchten Patienten bedenklich.<br />
Gleiches gilt aber für den in eben dieser Größe<br />
festgestellten Vitamin B2 Mangel. Hier kommt hinzu,<br />
dass der für den Energiestoffwechsel wesentliche Pyruvat-Dehydrogenase-Komplex<br />
nicht nur B1, sondern auch<br />
B2 abhängig ist, und eine Unterfunktion der Dehydrolipoamid<br />
Dehydrogenase schwere neurologische Funktionsstörungen<br />
mit unspezifischer Symptomatik zur Folge haben<br />
kann (9) .<br />
In diesem Jahr sprach in unserer Praxis einen jungen<br />
Patienten vor, der mit der Diagnose CFS (chronisches<br />
Erschöpfungssyndrom) aus der Charité zu uns kam (die<br />
Odyssee über Ärzte und Krankenhäuser war lang und<br />
währte bereits mehrere Jahre). Die Hauptbeschwerden<br />
waren schwere Muskelschmerzen am ganzen Körper, konsekutiv<br />
daraus eine reaktive Depression, Kraftlosigkeit<br />
und Schlafstörungen. Der Umfang der Voruntersuchungen<br />
war gewaltig. Wir bestimmten nur a-Liponsäure, und fanden<br />
einen fast nicht mehr messbaren Serum-Spiegel. Eine<br />
einzige Infusion mit 1200 mg a-Liponsäure führte – noch<br />
während der Infusion – zu einer so markanten Verbesserung<br />
der Symptomatik, dass der Patient fassungslos war.<br />
Es geht ihm inzwischen wieder gut.<br />
Der wohl wichtigste Befund dieser Untersuchung ist aber<br />
die funktionelle Vitamin B1 Defizienz in ca. 70% der untersuchten<br />
Personen. Dabei sei darauf hingewiesen, dass<br />
die untersuchte Population von Patienten nicht für sich in<br />
Anspruch nehmen kann, repräsentativ für Deutschland zu<br />
sein. Ganz im Gegenteil muss festgehalten werden, dass<br />
diese Patienten, hinsichtlich durchschnittlichem Einkommen,<br />
Ausbildung und Ernährungsbewussten sicherlich zu<br />
den oberen 20% gehören.<br />
Nutrition-Press 25
Das Beispiel der Familie in Tabelle 1 macht zudem weitere<br />
Annahmen wahrscheinlich: Der hier bei allen Familien<br />
Mittglieder festgestellte Vitamin B1 und B2 Mangel hat<br />
wahrscheinlich ernährungsphysiologische Hintergründe.<br />
Dies ist bei den inzwischen in Deutschland überwiegend<br />
angebotenen hoch verarbeiteten Getreide Produkten anzunehmen.<br />
Der Unterschied zwischen den Erwachsenen<br />
und den Kindern (aus 1. Ehe) hinsichtlich der Vitamin B6<br />
Versorgung, ist deshalb von besonderem Interesse, weil<br />
beide Kinder schwere ADHS-Kinder sind. Sie werden gegenwärtig<br />
(noch) Leitlinien-gemäß mit Ritalin „ruhig“ gestellt.<br />
Unsere Daten für ADHS Kinder zeigen aber schon<br />
seit Jahren, dass diese Kinder schwere B-Vitamin Mängel<br />
aufweisen, und dass sich die Symptomatik, wie auch das<br />
Soziale-, und Schulverhalten, und die Konzentration- und<br />
Lernleistung durch hochdosierte B-Vitamin Substitution<br />
(B1, B2, B6, B12) wesentlich verbessern, beziehungsweise<br />
normalisieren lässt.<br />
Vitamin B1, beziehungsweise der Vitamin-B1-Mangel<br />
steht im Zentrum, der heute drängendsten chronischen<br />
Erkrankungen: Typ-2-Diabetes (10) , Lactacidosis (11) , seiner<br />
Bedeutung für Stress-Verarbeitung (12) und der Synthese<br />
verzweigtkettiger Aminosäuren (13) und neurologischen Erkrankungen,<br />
einschließlich Demenzerkrankungen (14, 15) . Die<br />
Liste an Übersichtsarbeiten ließe sich problemlos fortsetzen.<br />
Das ist aber nicht die Absicht hier. Die in Abbildung 1<br />
dargestellten physiologischen / pathophysiologischen<br />
Zusammenhänge für den Energie und Glukose / Fruktose<br />
Stoffwechsel zeigt auch klar auf, dass wir die Messwerte<br />
in der „Endstrecke“, also z.B. Lactat, Alanin, Cystein. Taurin,<br />
Glukose, Insulin und so weiter, nicht isoliert in Beziehung<br />
mit dem Mangel an einem Vitamin bringen können<br />
(ein besonders schönes Beispiel dafür ist Homocystein),<br />
sondern sinnvoller Weise zumindest die „Cor-Funktionalität“,<br />
z.B. B1, B2, B6 messen, wenn es z.B. um den Energiestoffwechsel<br />
geht, dies aber – ebenso sinnvoller Weise –<br />
noch um die Bestimmung der Spurenelemente ergänzen<br />
müssen, da Enzyme für ihre Funktion eben nicht nur allosterische<br />
Gruppen (Vitamine) sondern auch Katalysatoren<br />
(zweiwertige Kationen) brauchen. Al-Daghri konnte<br />
in einer Subgruppe von Typ-1Diabetes Patienten aus der<br />
Riyadh Cohort Study zeigen, dass erniedrigte Thiamin<br />
Plasma Werte significant mit biochemischen Parametern<br />
dieser Patienten und diskutieren eine Rolle des Vitamin<br />
B1 Mangels für die Entstehung des metabolischen Syndroms<br />
(16) . In diesem Zusammenhang wird die Arbeit von<br />
Ribaya von 1977 interessant der schon damals die Implikation<br />
von Vitamin B6 in die erhöhte Fettsynthese und Akkululation<br />
im Fettge<strong>web</strong>e, bei erhöhter Glukose Utilisation<br />
zeigen konnte (17) . Ebenso interessant ist in diesem Zusammenhang<br />
die Arbeit vom Hammes et al. (auf der auch ein<br />
Teil der Abbildung 1 basiert), die zeigen konnten, das mit<br />
Benfothiamin drei wesentliche Stoffwechsel Wege über<br />
die Hyperglykämie chronische Schäden verursacht, blockiert<br />
werden können (18) . Die Arbeitsgruppe von Tornalley<br />
konnte zeigen, dass die hohe Prevalenz niedriger Thiamin<br />
Werte, die bei konventieller Messung durch eine hohe Thiamin-Transporter<br />
Aktivität maskiert wird und mit einer<br />
hohen renalen Elimination (bei bestehendem Mangel) und<br />
Markern für Gefäßerkrankungen korrelieren (19) . Johnson et<br />
al. machen schließlich auf den wichtigen Zusammenhang<br />
von Fruktose als Ursache für ATP- und Phosphat-Depletion<br />
der Zelle und gleichzeitig ansteigende Harnsäure<br />
Produktion mit den Konsequenzen mitochondrialer Dysfunktion,<br />
NAFLD (nicht alkoholische Fettleber), Diabetes<br />
und chronischer Inflammation aufmerksam (20). Alaei-Shahmiri<br />
und seine Arbeitsgruppe zeigt schließlich in einer<br />
Dopple-Blind Cross-Over Studie den Blutdruck senkenden<br />
Effekt von Thiamin in Patienten mit Hyperglycämie auf (21) .<br />
Unsere Daten werfen auch einige weitere Fragen auf. Die<br />
erste bezieht sich auf die schon in Ansätzen diskutierte<br />
Sinnhaftigkeit der in Deutschland gebräuchlichen Referenzwerte.<br />
Um dies gleich hier klarzustellen, meine Anmerkungen<br />
sind keine Labor Kritik. Mir ist sehr wohl bewusst,<br />
welche gesetzlichen Bedingungen diese Referenzwerte<br />
zugrunde liegen. Aber: Ein Referenzbereich von 4,5 – 19,8<br />
mg/dl für Lactat hat mit einem physiologischen Referenzbereich<br />
nichts gemein. Der physiologische Referenzbereich<br />
für Lactat ist 0.4 – 1,0 mM in Ruhe (3,6 – 9,0 mg/<br />
dl). Daraus ergibt sich auch, dass im Mittel alle untersuchten<br />
Patienten einen zu hohen Ruhe-Lactat Wert hatten.<br />
Aus der Subanalyse in Tabelle 6 wird deutlich, dass nur<br />
74/309 Patienten, also 23,9% einen Ruhe Lactat Wert < 1<br />
mM aufwiesen. In Verbindung mit Tabelle 1 wird weiterhin<br />
deutlich, dass zumindest ein hier beeinflussender Faktor<br />
das Übergewicht sein kann, beziehungsweise, mit Verweis<br />
auf die Arbeit von Johnson (19) der Konsum von Fruktose<br />
in verarbeiteten Lebensmitteln oder Obst [Jüngerhaft, der<br />
falsch verstandenen aber Gebetsmühlen artig wiederholte<br />
Lehrmeinung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung<br />
folgend: „Take 5 a day“ (5 Portionen OBST und Gemüse)].<br />
Die alters abhängige Untersuchung der hier gezeigten Parameter<br />
unterstützt diese Annahme. Ein zweiter ebenso<br />
wenig sinnvoller Referenzbereich ist der des nüchtern-Insulin<br />
(2,6 – 24,9 μU/ml). Aus der HOMA Berechnung ergibt<br />
sich einfach (HOMA = [nüchtern Glukose (mg/dl) x<br />
nüchtern Insulin (μU/ml)] / 405) das bei einem nüchtern<br />
Glukose von 100 mg/dl die maximal tolerable nüchtern Insulin<br />
Konzentration 4 μU/ml ist. Daraus wiederum ergibt<br />
sich, dass im Mittel alle untersuchten Personen nicht nur<br />
ein grenzwertig zu hohes nüchtern Glukose, sondern ein<br />
2,3 fach erhöhtes nüchtern Insulin aufwiesen, was konsekutiv<br />
zu einer im Mittel bei allen Personen festgestellten<br />
Insulin Resistenz führt. Auch hier ist interessant, dass<br />
die mittlere Nüchtern-Glukose altersabhängig ist. Vitamin<br />
B1-Mangel ist aber gerade für diese Glukosestoffwechsel<br />
Pathophysiologie verantwortlich.<br />
Warum konnten wir dann zwischen der „niedrigen“ und<br />
„hohen“ Vitamin B1 Subgruppe keine signifikante Verbesserung<br />
dieser Parameter feststellen, und auch in der Subanalyse<br />
der mit B-Vitamin behandelten 24 Personen nur<br />
26 Nutrition-Press
marginale Verbesserungen, während die Lactat-Subanalyse<br />
für ein höheres mittleres Lactat deutlich signifikante<br />
höhere Werte für nüchtern-Glukose, nüchtern Insulin und<br />
den HOMA auswies?<br />
Die Antwort liegt wahrscheinlich in einem zu kleinen Unterschied<br />
in der Vitamin-B1-Konzentration in der Gesamtgruppe,<br />
wie auch in der Treatment Subgruppe. Eine Therapie<br />
mit 84 mg Thiamin Hydrochlorid führte zwar zu einer<br />
im paired T-Test signifikanten aber doch nur marginalen<br />
Anhebung des Serum B1 Spiegels. Die Aufnahme von Thiamin<br />
Hydrochlorid im Darm ist nicht besonders gut im Vergleich<br />
z.B. von Benfothiamin (5-fach höher), und die Renale<br />
Elimination von Thiamin Hydrochlorid relativ schnell.<br />
Sie erfolgt in drei Phasen, wobei die b-Halbwertszeit 0,15<br />
Std., die b-Halbwertszeit 1 Std, und die terminale Phase<br />
im Mittel 2 Tage beträgt. Die physiologisch entscheidenden<br />
Kompartimente, den intrazellulären Raum, können wir<br />
nicht messen. Es ist bekannt, dass bei einer langfristigen<br />
Deplettierung von B-Vitaminen, die zelluläre Aufnahme<br />
Schranke nur mit hohen Konzentrationen an B-Vitaminen<br />
überschritten, und die normale physiologische Funktionalität<br />
restituiert werden kann. Unsere substituierten<br />
Patienten wurden mit Thiamin Hydrochlorid substituiert<br />
und nicht mit Benfothiamin. Zudem ist aus Studien mit<br />
Typ-2-Diabetikern bekannt, dass positive Veränderungen<br />
der diabetes-spezifischen Parameter erst ab einer Thiamin<br />
Substitution von 300 mg/d erzielt wurden (z.B. Ref. 21).<br />
Aus den bisher vorliegenden Daten, vor dem bekannten<br />
Hintergrund, muss geschlossen werden, dass signifikante<br />
Vitamin B1 abhängige Stoffwechsel Normalisierungen<br />
zumindest initial wesentlich höhere B1 Substitutionen verlangen.<br />
Dies ist neben der Erkenntnis eines als epidemisch<br />
Autor<br />
Dr. med. Dipl. biol.<br />
Bernd Michael Löffler<br />
Institut für mitochondriale Medizin<br />
Pfalzburger Str 43-44, 10717 Berlin<br />
sekretariat@imm.institute<br />
Tel: +49 (0) 30 609815970<br />
Fax: +49 (0) 30 609815979<br />
zu bezeichnenden B1, B2, und B6 Mangels in Deutschland,<br />
der voraussichtlich wesentlichen Anteil an der Obesitas<br />
und Typ-2-Diabetes Problematik dieses Landes hat vielleicht<br />
die 2. Wichtigste Erkenntnis dieser Untersuchung.<br />
Es kommt hinzu, dass es in Deutschland bisher keine B2<br />
und B6 Präparate gibt, mit der man Spezial-Indikationen<br />
wie z.B. Migräne und PMS sinnvoll behandeln könnte. Wir<br />
machen dies seit einigen Jahren recht erfolgreich, sind<br />
dabei aber bisher auf Vitamin Präparate aus den USA angewiesen.<br />
Danksagung:<br />
Ich möchte mich bei Herrn Dr. Volker von Baehr (Ärztliche<br />
Leitung) und Frau Dr. Karin Hüsker, beide tätig am<br />
Institut für Medizinische Diagnostik Berlin-Potsdam MVZ<br />
GbR herzlich für die seit Jahren bestehende enge und vertrauensvolle<br />
Zusammenarbeit bedanken. Ohne deren Unterstützung<br />
wäre die schnelle Daten Zusammenstellung,<br />
die die Basis für diesen Artikel darstellt, nicht möglich gewesen.<br />
Ebenso bedanke ich mich für die Überlassung der<br />
Abbildungen 2-4. «<br />
Fotos: Maksym Yemelyanov – Fotolia (S. 18), euthymia – Fotolia (S. 23)<br />
Literatur:<br />
1. Itokawa Y. and Cooper JR (1970) “Ion movements and Thiamin. II. The release of the vitamin from membrane fragments.” BBA 196: 274-284<br />
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Nutrition-Press 27
Viele Menschen machen sich keine<br />
Gedanken darüber, wie und wo die<br />
Energie entsteht, die sie für ihr tägliches<br />
Leben benötigen. Erst ein Energiedefizit<br />
macht sie darauf aufmerksam,<br />
dass es kleine Organellen<br />
im Körper gibt, die diese Energie<br />
bereitstellen – die Mitochondrien.<br />
1886 entdeckte der deutsche<br />
Pathologe und Histologe Richard<br />
Altmann über das Mitochondrium.<br />
Doch erst 1940 konnte Albert<br />
Claude über elektronenmikroskopische<br />
Studien näheres zu den<br />
Mitochondrien aussagen.<br />
Entstörungsmöglichkeiten<br />
des<br />
Mitochondriums<br />
Sucht man über www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/<br />
nach dem Begriff „Mitochondriale Dysfunktion“<br />
können erste Publikationen bis in das Jahr 1950<br />
zurückverfolgt werden. Zu „Mitochondriopathie“<br />
gibt es den ersten veröffentlichten Abstract über<br />
www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/1983. Nahezu täglich<br />
werden neue Erkenntnisse und Zusammenhänge in diesem<br />
jungen Forschungsgebiet bekannt.<br />
Mitochondrien werden als semiautonome Organelle bezeichnet,<br />
da sie ein eigenes, ringförmig angeordnetes<br />
Genom (mt-DNA; mitochondriale DNA) besitzen. Die mt-<br />
DNA weist eine sehr viel höhere Mutationsfrequenz auf<br />
als nukleare DNA. Dies führt man auf fehlende Histone,<br />
den hohen turn over und auf die besonders fehlerhaft<br />
replizierende Polymerase γ (DNA-Polymerase) zurück. Die<br />
Mitochondrien besitzen zwar ein enzymatisches System<br />
zur DNA-Reparatur wie die meisten Pro- und Eukaryoten,<br />
aber es spielt bei ihnen eine untergeordnete Rolle. Daher<br />
reagieren Mitochondrien ganz besonders empfindlich<br />
gegenüber belastenden Umwelteinflüssen, freien Radikalen,<br />
nitrosativem Stress, Mikronährstoffmangel, Schwer-<br />
28 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
metallbelastungen und Entgiftungsstörungen. Um eine<br />
gute Funktionalität der Mitochondrien gewährleisten zu<br />
können, ist es daher wichtig störende Einflüsse so gut es<br />
geht zu beheben. Einige Ansatzpunkte sollen nachfolgend<br />
erläutert werden. Auf Dosierungen wird nur eingegangen,<br />
wenn diese unabhängig vom tatsächlichen Blutspiegel<br />
und dem Erkrankungsbild zu sehen sind.<br />
I. Störung durch Mikronährstoffmangel<br />
Eine ausgewogene Ernährung kann viel Gutes bewirken,<br />
dennoch reicht sie in der heutigen Zeit auf Grund veränderter<br />
Umwelt-, Anbau-, Transport- und Lagerungsbedingungen<br />
oftmals alleine nicht mehr aus, um den Mikronährstoffbedarf<br />
zu decken. Die Ergebnisse der Nationalen<br />
Verzehrs-Studie (Herausgeber Max Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut<br />
für Ernährung und Lebensmittel,<br />
2008) haben dies gezeigt. Hinzu kommt, dass zusätzlicher<br />
Nährstoffbedarf zum Beispiel bei sportlicher Betätigung,<br />
Erkrankungen, Medikamenteneinnahme, Umweltbelastungen<br />
und Stress entsteht. Die Mitochondrienfunktion ist in<br />
hohem Maße davon abhängig, dass ausreichend Mikronährstoffe<br />
zur Verfügung stehen, da sonst die Energiegewinnung<br />
gestört ist.<br />
Vereinfacht kann man sagen, dass aus unseren Nahrungsquellen<br />
Acetyl-CoA als Ausgangssubstrat für den<br />
Zitrat-Zyklus gebildet wird. Im Zitrat-Zyklus geht es vor<br />
allem darum genügend NADH/H+ und FADH2 zu bilden,<br />
um diese für die Atmungskette bereitzustellen. In der<br />
Atmungskette wird mit Hilfe der durch NADH/H+ und<br />
FADH2 eingeschleusten Elektronen ein Protonengradient<br />
aufgebaut. Das dadurch entstehende Potenzial macht<br />
sich die ATP-Synthase zu Nutze und phosphoryliert ADP<br />
zu ATP. Alle diese Prozesse benötigen Mikronährstoffe<br />
und Enzyme. Somit ist die wichtigste Grundvoraussetzung<br />
für eine gute Funktionalität der Mitochondrien eine ausreichende<br />
Zufuhr von L-Carnitin, Taurin, L-Carnosin, α-Liponsäure,<br />
Biotin, Vitamin B1, B2, B3, B5, B6, B12, C, K2,<br />
Coenzym Q10, Magnesium, Calcium, Selen, Zink, Kupfer,<br />
Eisen, Schwefel und Glutathion.<br />
Abbildung 1: Zusammenhang Mikronährstoffe und Energiegewinnung<br />
in den Mitochondrien<br />
Gerade bei der oxidativen Phophorylierung entstehen physiologischerweise<br />
viele Radikale im Mitochondrium (grüne<br />
Sonne Abb. 1). Abbildung 2 zeigt die Neutralisation der<br />
anfallenden Radikale über enzymatische Mechanismen.<br />
II. Störung durch Radikale<br />
In unserem Körper entstehen immer wieder Radikale. So<br />
lange dies auf einem physiologischen Niveau geschieht,<br />
ist er bestens dafür ausgestattet, diese Radikale wieder zu<br />
entsorgen. Sobald unser Körper durch diverse Faktoren<br />
nicht mehr in der Lage ist, das Gleichgewicht zwischen<br />
anfallenden freien Sauerstoffradikalen und deren Neutralisation<br />
über Antioxidantien zu halten, sprechen man von<br />
oxidativem Stress. Hält er über längere Zeit an, entstehen<br />
Folgeerkrankungen (siehe Abbildung 3).<br />
Abbildung 2: Antioxidativ wirksame Enzyme<br />
Nutrition-Press 29
Abbildung 3: Auswirkungen von oxidativem Stress<br />
Besonders anfällig gegenüber oxidativem Stress sind<br />
die mitochondrialen Membranen, wobei strukturelle und<br />
molekulare Schädigungen zu einer veränderten Membranpermeabilität<br />
führen können. Somit ist Kontrolle<br />
des Stoffaustausches über die Membranen gestört, was<br />
schlimmstenfalls zum Zelltod führen kann.<br />
Von nitrosativem Stress sprechen wir, wenn eine überschießende<br />
Bildung von Stickstoffmonoxidradikalen stattfindet.<br />
Treffen nun reaktive Sauerstoffspezies auf Stickstoffmonoxidradikale,<br />
entsteht Peroxynitrit. Dieses hat ein<br />
sehr hohes Redoxpotential und ist dadurch in der Lage,<br />
äußerst effektiv Lipide, Proteine und DNA zu oxidieren.<br />
Es triggert ebenso Entzündungsreaktionen und nimmt dadurch<br />
Einfluss auf die immunologische Lage des Körpers.<br />
Abbildung 4: NO/ONNO- Zyklus nach Prof. Pall 3<br />
Abbildung 4 zeigt einen sich selbst unterhaltenden Zyklus,<br />
der nun näher beschreiben werden soll. Stickstoffmonoxid<br />
(NO) wird über die Stickstoffmonoxid-Synthasen freigesetzt.<br />
Fehlt nun im Mitochondrium die Entgiftung von NO,<br />
kann es zu einer hohen Belastung mit NO kommen. Dies<br />
führt zum einen dazu, dass Enzyme gehemmt werden, die<br />
für die ATP-Bildung wichtig sind, wodurch der ATP-Spiegel<br />
sinkt. In Folge kommt es allerdings zur Rückkopplung an<br />
den NMDA-Rezeptor (Glutamat-Rezeptor), der vermehrt<br />
Glutamat bindet, was zu einem erhöhten Calciumeinstrom<br />
führt. Der Second Messenger Calcium induziert<br />
die Stickstoffmonoxidsynthase, die wieder vermehrt NO<br />
freisetzt. Die Freisetzung von Calcium führt aber auch zu<br />
einer vermehrten Entzündungsbereitschaft, indem NfκB<br />
aktiviert wird. Der Transkriptionsfaktor stimuliert Interleukine,<br />
Interferon γ und Tumornekrosefaktor α. Durch<br />
die Tätigkeit dieser Entzündungsfaktoren wird wiederum<br />
eine Stickstofmonoxidsynthase aktiviert, die ihrerseits die<br />
Bereitstellung von NO triggert.<br />
Treffen nun NO-Radikale auf Superoxidanionradikale bildet<br />
sich Peroxynitrit, was ebenfalls die ATP-Synthese<br />
hemmt und NfκB aktiviert. Die Sauerstoffradikale selbst<br />
sind ebenfalls in der Lage die ATP-Synthese zu hemmen.<br />
Somit ist ein Kreislauf entstanden, der sich selbst aufrechterhält.<br />
Um ihn zu durchbrechen, stehen mehrere<br />
Möglichkeiten zur Verfügung. Zum einen muss gewährleistet<br />
sein, dass die Enzyme zur Entgiftung von freien Radikalen<br />
optimal funktionieren können. Hierzu werden ausreichende<br />
Speicher von Selen, Mangan, Kupfer, Zink, Eisen<br />
und aktivem Vitamin B2 benötigt. Zum anderen müssen<br />
die Aminosäuren Glycin, L-Cystein und L-Glutathion in ausreichendem<br />
Maß zur Verfügung stehen, um die Glutathi-<br />
30 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
onsynthese zu ermöglichen. Nicht-enzymatische Antioxidantien<br />
können ebenfalls Radikale binden. Hierzu zählen<br />
zum Beispiel Vitamin C, Coenzym Q10, L-Carnitin, Taurin,<br />
Melatonin, α-Liponsäure, Carotinoide, Polyphenole, Tocopherole<br />
und Tocotrienole. Eine sehr wichtige Funktion fällt<br />
Vitamin B12 zu, da es direkt Stickstoffmonoxid binden und<br />
entgiften kann 4 . Zu guter Letzt ist die Gestaltung des Lebensalltages<br />
als wesentlicher Faktor anzusehen, wie viele<br />
zusätzliche Radikale in unserem Körper entstehen.<br />
III. Störung der Integrität der<br />
Mitochondrienmembran<br />
Das Mitochondrium lässt sich in fünf unterschiedliche<br />
Kompartimente einteilen: die äußere Membran, der Intermembranraum<br />
(Raum zwischen den beiden Membranen),<br />
die innere Membran, die Cristae und die Matrix (der Raum<br />
innerhalb der inneren Membran). Schematisch ist dies in<br />
Abbildung 5 dargestellt.<br />
Jede Zelle enthält durchschnittlich 500 bis 2000<br />
Mitochondrien, eine Eizelle besitzt sogar bis zu 300.000<br />
Mitochondrien. Alle Mitochondrien einer Zelle können ein<br />
gemeinsames Netzwerk bilden, durch das sie miteinander<br />
kommunizieren. Die Membranen bestehen aus Phospholipid-Doppelschichten<br />
und Proteinen. Die Aufgabe der<br />
äußeren Membran besteht in der Steuerung des Stoffaustausches.<br />
Dafür besitzt sie Kanäle aus Proteinkomplexen,<br />
so genannte Porine, die die freie Diffusion von Molekülen<br />
bis zu einer Größe von 5000 Dalton ermöglichen. Größere<br />
Proteine benötigen aktive Transporter, die sie durch die<br />
Membran transportieren. Ist die Membran nicht intakt<br />
und es entstehen „Risse“, gelangen Proteine ungesteuert<br />
in den Intermembranraum und hinaus. Schlimmstenfalls<br />
kommt es dadurch zur Apoptose. Der Intermembranraum<br />
dient als Vorratsreservoir, um die benötigten Moleküle<br />
schnell für den Transport durch die innere Membran zur<br />
Verfügung zu stellen, denn diese ist für alle Moleküle<br />
undurchlässig. An ihr findet der gesamte Stoffaustausch<br />
über Transporter statt. An der inneren Membran sitzt auch<br />
die Atmungskette 5 .<br />
Einer der wichtigsten Ansatzpunkte bei der Entstörung<br />
des Mitochondriums ist, die Membranen integer zu halten,<br />
damit sie ihre Funktionen korrekt ausführen können. Ist<br />
die Integrität gestört, hat es erheblichen Einfluss auf die<br />
Funktionalität des Mitochondriums.<br />
Glyphosat ist in der Lage sich an die Membranen anzulagern.<br />
Seine chemische Struktur enthält die Aminosäure<br />
Glycin, die am Aufbau der Mitochondrienmembran beteiligt<br />
ist, da sie einen Baustein für die Membranproteine<br />
darstellt. Durch die Strukturverwechslung baut der Körper<br />
fälschlicherweise Glyphosat in die Membran mit ein. Dies<br />
bewirkt einen fehlerhaften Aufbau der Porine und somit<br />
einen gestörten Stoffaustausch. Des Weiteren chelatiert<br />
Glyphosat Mineralien, was eine Blockade der Superoxiddismutase<br />
im Mitochondrium nach sich zieht. Die Chelatierung<br />
der Mineralien führt nicht nur im Mitochondrium<br />
zur Dysfunktion, sondern hat auch anderweitige Folgen<br />
im Körper. Da Glyphosat als Pflanzenschutzmittel auch in<br />
die Böden gelangt, werden dort ebenfalls die Mineralien<br />
gebunden. Damit kommt es zu einem geringeren Nährstoffgehalt<br />
der Pflanzen. Einem besonderen Akkumulationsrisiko<br />
von Glyphosat sind Veganer und Menschen mit<br />
Wohnorten in der Nähe von Feldern ausgesetzt, da Pflanzen<br />
den höchsten Anteil an Glyphosat enthalten und dieses<br />
auf Feldern ausgebracht wird und daher Aerosole über<br />
den Luftweg zu den nahen Wohnorten gelangen 6 .<br />
Die Membranintegrität ist unter anderem abhängig von<br />
den orthomolekularen Substanzen Coenzym Q10, Omega-3-Fettsäuren,<br />
Phospholipiden, Lecithin und Aminosäuren.<br />
Um Anlagerungen aus der Membran zu entfernen,<br />
stützt man sich auf die Massen-Verdrängungs-Hypothese.<br />
Im Beispiel Glyphosat wird dieses durch einen Überschuss<br />
an Glycin und Coenzym Q10 aus der Membran verdrängt.<br />
Das so wieder freigesetzte Glyphosat muss nun gebunden<br />
und entgiftet werden. Dies funktioniert gut über die Gabe<br />
von Coenzym Q10 und Huminsäuren. Generell ist Coenzym<br />
Q10 in der Lage Störsubstanzen aus der Membran<br />
verdrängen und sie dann auch effektiv binden 7 .<br />
Huminsäuren sind in der Lage, Giftstoffe zu adsorbieren.<br />
Sie wirken im Darm und verhindern so, dass Giftstoffe<br />
überhaupt aufgenommen werden können. Gleichzeitig haben<br />
sie eine positive Auswirkung auf die Mikrobiota des<br />
Darms 8 . Eine den Phospholipiden zugeordnete Substanz<br />
ist das Phosphatidylcholin (PC). Es hat stark membranstabilisierende<br />
Eigenschaften und kann so die Membranen<br />
vor Fremdanlagerungen schützen. PC ist auch in der Lage<br />
defekte Strukturen zu reparieren 9 .<br />
Abbildung 5: Schematische Darstellung des Mitochondriums<br />
IV. Störungen im körpereigenen<br />
Entgiftungspotential<br />
Unser Körper ist eine hochspezialisierte „Müllentsorgungsanlage“.<br />
In dieser Aufgbabe erkennt er zuverlässig<br />
den Sondermüll, der nicht einfach über die Galle, den<br />
Stuhl oder den Urin ausgeschieden werden kann, sondern<br />
Nutrition-Press 31
Abbildung 6: Prinzip des Fremdstoffmetabolismus 10<br />
vorher gesondert aufbereitet werden muss. Zu diesem<br />
Sondermüll zählen Substanzen wie zum Beispiel Medikamente,<br />
Xenobiotika, Pestizide, Lösungsmittel, Konservierungsstoffe,<br />
Hormone und Neurotransmitter. Diese<br />
werden mit Hilfe von Enzymen einer Biotransformation<br />
unterworfen mit dem Ziel, wasserlösliche, ausscheidbare<br />
Metabolite zu generieren. Die Entgiftungsphasen werden<br />
in drei Bereiche eingeteilt, die Funktionalisierung, die Konjugation<br />
und die Exkretion. Alle drei Phasen können nur<br />
dann effizient hintereinander ablaufen, wenn es keinen<br />
Stau gibt (siehe Abbildung 6).<br />
Es ist wie bei jeder Müllentsorgung nicht vermeidbar, dass<br />
giftige Zwischenprodukte anfallen (Phase I). Sollten diese<br />
giftigen Zwischenmetabolite nicht schnell konjugiert<br />
werden (Phase II), schaden Sie dem Körper. Es kommt zu<br />
cytotoxischen, cancerogenen und mutagenen Metaboliten.<br />
Die meisten Oxidationen werden über die Cytochrom<br />
P450-Monooxigenasen ausgeführt. Dieser Vorgang ist abhängig<br />
von Vitamin B3. Die meisten Reduktionen wickeln<br />
bakterielle Enzyme der Darmflora ab. Ein gesunder Darm<br />
ist hier die Voraussetzung. Ein dritter Reaktionsweg der<br />
Phase-I-Entgiftung ist die Hydrolyse. Die meisten dafür erforderlichen<br />
Enzyme benötigen ebenfalls Vitamin B3 als<br />
Coenzym. Des Weiteren fallen durch die Funktionalisierung<br />
der Giftstoffe freie Radikale als Nebenprodukte an,<br />
die neutralisiert werden müssen. Hier gilt der Merksatz,<br />
je mehr Giftstoffe entgiftet werden müssen, desto mehr<br />
freie Radikale fallen an. Diese werden über das Enzym<br />
Superoxid-Dismutase entfernt. Dieses Enzym benötigt als<br />
Cofaktoren Kupfer, Zink und Mangan. In der Phase-II-Entgiftung<br />
geht es um Konjugationsreaktionen.<br />
Abbildung 7: Konjugationsreaktionen 11<br />
Zur Durchführung der verschiedenen Konjugationen (siehe<br />
Abbildung 7) benötigt der Körper ausreichend Bausteine.<br />
Die Glucuronidierung erfordert Glucuronsäure und als<br />
Co-Substrate Glucose, Pyridoxal-5-Phosphat und Vitamin<br />
B3. Für die Bildung von aktivem Sulfat wandelt der Körper<br />
die Aminosäure L-Cystein unter ATP-Verbrauch um.<br />
Die Aminosäuren-Konjugation braucht ATP und diverse<br />
Aminosäure-Partner wie Taurin (Aldehyde, Chlorverbindungen,<br />
Ozon), L-Arginin (Harnstoffzyklus – Ammoniakabbau),<br />
L-Citrullin (Harnstoffzyklus – Ammoniakabbau),<br />
L-Ornithin (Harnstoffzyklus – Ammoniakabbau), L-Asparaginsäure<br />
(Harnstoffzyklus – Ammoniakabbau), L-Carnitin<br />
(Acyl-Verbindungen). Zur Durchführung der Acetylierung<br />
benutzt der Körper den Baustein Acetyl-Coenzym A. Das<br />
Coenzym-A-Molekül setzt sich aus mehreren Komponenten<br />
zusammen: dazu gehören ein Nukleotid (Adenosindiphosphat,<br />
ADP), ein Vitamin (Pantothensäure, Vitamin B5)<br />
sowie eine Aminosäure (L-Cystein), die während der Synthese<br />
im Körper miteinander verknüpft und anschließend<br />
noch leicht modifiziert werden. Gerade die Methylierungsreaktionen<br />
und die Glutathion-Konjugationen sind maßgeblich<br />
von einem funktionierenden Homocysteinkreislauf<br />
abhängig, da hier die Methylgruppen und Glutathion gebildet<br />
werden. Für einen optimalen Ablauf benötigt der Körper<br />
L-Methionin, aktive Folsäure (5-MTHF = 5-Methyl-Tetra-Hydro-Folsäure)<br />
und aktives Vitamin B6 (P-5-P =<br />
Pyridoxal-5-Phosphat). Zur Bildung von Glutathion werden<br />
zusätzlich die Aminosäuren L-Cystein (kann aus Homocystein<br />
generiert werden), Glycin und L-Glutamin benötigt.<br />
Glutathion (GSH) entgiftet mit Hilfe des Enzyms Glutathion-S-Transferase<br />
und wandelt sich dabei selbst zu<br />
Glutathiondisulfid (GSSG) um. Die Glutathion-Reduktase<br />
recycelt GSSG wieder zu GSH, dazu ist für dieses Enzym<br />
als Coenzym aktives Vitamin B2 (Riboflavin-5-Phosphat)<br />
erforderlich.<br />
Müssen hingegen Radikale oder Schwermetalle entgiftet<br />
werden ist das Enzym Glutathion-Peroxidase (Selen-abhängig)<br />
im Einsatz. Auch hier wandelt sich bei der Entgiftung<br />
GSH in GSSG um und wird wie schon beschrieben<br />
recycelt. Eine Abnahme des zellulären Glutathion-Spiegels<br />
hat negative Auswirkungen auf verschiedene Zellen des<br />
Immunsystems. Vor allem die zytotoxische T-Zell-Aktivität<br />
wird herunter gefahren. Auf Grund der zusätzlich erhöhten<br />
oxidativen Belastung der Zellen kommt es vermehrt zu<br />
proinflammatorischen Prozessen. Diese Situation findet<br />
sich vor allem bei folgenden Erkrankungen: HIV, Krebs,<br />
Asthma, Bronchitis, Mukoviszidose, Parkinson.<br />
Um optimale Bedingungen für die Phase-III (Ausscheidung)<br />
der Leberentgiftung zu schaffen, sollte der Körper<br />
möglichst wenig ge<strong>web</strong>eübersäuert sein, da ein zu saurer<br />
pH Wert, die Rückresorption der giftigen Substanzen<br />
in den Nierentubuli fördert. Es ist darauf zu achten, dass<br />
der Patient ausreichend mit Basen wie zum Beispiel Natriumhydrogencarbonat<br />
versorgt ist.<br />
32 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
Die Phase-III-Entgiftung bedient sich zur Ausscheidung<br />
zum einen aktiver Transportmechanismen (Transportproteine,<br />
Efflux-Pumpen) und zum anderen der Ausscheidung<br />
über Niere, Galle, Lunge, Körpersekrete und Muttermilch.<br />
Abbildung 8: Ausscheidungsmechanismen 12<br />
Fazit: Benötigte Mikronähstoffe in der Entgiftung (13)<br />
Aminosäuren: Glycin, L-Glutamin, L-Cystein, Taurin,<br />
L-Carnitin, L-Ornithin, L-Citrullin, L-Asparaginsäure,<br />
L-Arginin, L-Methionin, Vitamine: Nicotinamid, Riboflavin-5-Phosphat,<br />
Pyridoxal-5-Phosphat, Vitamin B5,<br />
5-MTHF, Mineralstoffe: Selen, Zink, Kupfer, Mangan, Basen,<br />
Energie: Glucose, ATP, ADP<br />
V. Störung durch Schwermetalle<br />
Schwermetalle gelangen über verschiedene Expositionswege<br />
in unseren Körper. Sie werden über das Blutserum<br />
und die Lymphe meist bereits innerhalb von einer Stunde<br />
in die extrazelluläre Matrix transportiert und gelangen<br />
dann in die Zellen. Daher können über Blutuntersuchungen<br />
auch nur akute Schwermetallvergiftungen nachgewiesen<br />
werden. Chronische Vergiftungen sind nur noch<br />
auf zellulärer Ebene nachzuweisen. Auf Grund der extrem<br />
hohen Halbwertszeiten (22 bis 35 Jahre ) von Schwermetallen<br />
können diese in den Zellen bioakkumulieren.<br />
Schwermetalle bewirken diverse toxische und immunologische<br />
Effekte im Körper (siehe Abbildung 9).<br />
Schwermetalle bilden massive Mengen an freien Radikalen.<br />
Sie sind die Hauptursache, die die Toxizität und Karzinogenität<br />
all dieser Metalle (Arsen, Cadmium, Kobalt,<br />
Chrom, Kupfer, Eisen, Quecksilber, Nickel…) bestimmt 16 .<br />
Die Auswirkungen von Radikalen auf das Mitochondrium<br />
sind bereits in den vorangegangenen Kapiteln beschrieben<br />
worden. Schwermetalle lagern sich an Stelle von Mineralstoffen<br />
an deren Plätze ein und können somit Enzyme<br />
blockieren oder zumindest hemmen. Man spricht von<br />
einer Mimikry toxischer Metalle 17 . Durch die enzymatische<br />
Dysfunktion folgen multiple Stoffwechselstörungen. Ein<br />
Beispiel hierfür wäre die Quecksilberblockade des Enzyms<br />
Deiodase (hier nimmt Quecksilber an Stelle von Selen<br />
das aktive Zentrum des Enzyms ein). Es kann dann aus<br />
dem Schilddrüsenhormon Tyroxin (T4) nicht mehr bzw. zu<br />
wenig das biologisch aktive Triiodthyronin (T3) gebildet<br />
werden. Ebenso werden Enzyme der Atmungskette des<br />
Mitochondriums blockiert 18 . Besonders schwerwiegend<br />
sind die Stoffwechselauswirkungen,<br />
wenn die aktiven Zentren der Zinkfinger-Proteine<br />
(Zink als funktionelles<br />
Zentralatom) durch beispielsweise<br />
Blei ausgetauscht werden 19 . Betroffene<br />
Rezeptoren sind unter anderem der<br />
Östrogen-Rezeptor, der TSH-Rezeptor<br />
und der Vitamin D-Rezeptor.<br />
Methylquecksilber (besonders belastet<br />
sind Fische) aktiviert den NM-<br />
DA-Rezeptor. Es startet der bereits<br />
oben beschriebene Zyklus nach Pall.<br />
Das entstehende stark neurotoxische<br />
Peroxynitrit schädigt die Nerven und<br />
kann die geistige und psychische Entwicklung beeinträchtigen,<br />
es kann zu kardiovaskulären Schädigungen, Arterioskleorse<br />
oder Carotisstenose kommen, es zeigen sich<br />
verstärkt Autoimmunreaktionen (z.B. Multiple Sklerose)<br />
und autosuppressive Wirkungen 20 .<br />
Schwermetalle haben auch einen Einfluss auf das Immunsystem<br />
und können einen Anstieg der proentzündlichen<br />
Faktoren TNF-α, NFκB, INF-γ, IL-6, IL-1 hervorrufen,<br />
die in Zusammenhang mit vielen Erkrankungen stehen.<br />
Beispiele sind Allergien 21 , Autoimmunerkrankungen 22 ,<br />
Neurodegenerative Erkrankungen wie M. Alzheimer,<br />
M. Parkinson und Multiple Sklerose und auch Krebserkrankungen<br />
24, 25 . Im Mitochondrium lagern sich Schwermetalle<br />
an den Calcium-Kanälen an und verhindern eine<br />
Abbildung 9: Auswirkungen von Schwermetallbelastungen im Körper 15<br />
Nutrition-Press 33
ist die Schwermetalle aus dem Ge<strong>web</strong>e zu mobilisieren<br />
und auszuleiten, ist eine Kombination der verschiedenen<br />
Ausleitungsrichtungen als Synergie sicherlich von nutzen.<br />
Zwei phytotherapeutische Beispiele zur Ausleitung von<br />
Schwermetallen sind Algen und Koriander.<br />
Abbildung 10: Quecksilber-Bindungsfähigkeit verschiedener Algen 27<br />
Calcium-Ausschüttung in die Zelle. Durch den Mangel an<br />
Calcium wird die oxidative Phosphorylierung und somit<br />
die ATP-Bildung gebremst. Ebenfalls wird das Membranpotential<br />
der Mitochondrien gestört und somit die Kommunikation<br />
und der Stoffaustausch 26 .<br />
Schwermetalle unterliegen den Regularien des enterohepatischen<br />
Kreislaufes, darunter versteht man das mehrfache<br />
Zirkulieren bestimmter Substanzen im Körper von<br />
Säugetieren zwischen Darm, Leber und Gallenblase bezeichnet,<br />
das zu einer Verstärkung ihrer Wirkung und einer<br />
Verlängerung der Vergiftungsdauer führt. Bei der Schwermetallentgiftung<br />
ist zu beachten, dass dieser Kreislauf<br />
durchbrochen werden muss, indem die Schwermetalle<br />
bereits im Darm gebunden werden, was über Aktivkohle,<br />
Huminsäuren, EDTA-Suppositorien, Chlorella, DMSA,<br />
DMPS oder ähnliche Substanzen geschehen könnte. Zur<br />
Schwermetallausleitung gibt es eine große Anzahl an Vorgehensweisen.<br />
Es gibt Ansatzpunkte in der homöopathischen<br />
Therapie, der Phytotherapie, der orthomolekularen<br />
Therapie und der klassischen Chelattherapie. Jeder Ansatz<br />
hat seine Vor- und Nachteile. Da es sehr schwierig<br />
Chlorella bindet Schwermetalle im Darm und verhindert so<br />
die Resorption, durchbricht den enterohepatischen Kreislauf<br />
und hat eine milde Bindungskapazität für Schwermetalle<br />
im Ge<strong>web</strong>e (siehe Abbildung 10). Wichtig ist hierbei,<br />
dass auf einen hochreinen Rohstoff geachtet wird, der<br />
nicht selbst bereits Schwermetalle enthält. Bisher bewährte<br />
Dosierungen liegen bei 5 bis 15 g/d. Koriander<br />
nimmt in der traditionellen Heilkunde einen bestimmten<br />
Stellenwert ein. Folgende Wirkhypothese wurde für Koriander<br />
aufgestellt: Es handelt sich um einen leicht flüchtigen,<br />
fettlöslichen Aromastoff, der in der Lage ist Ionenkanäle<br />
zu öffnen und somit eine Ausleitung von Toxinen aus<br />
der Zelle zu ermöglichen (siehe Abbildung 11).<br />
Die Schlussfolgerung nach M Griesz-Brisson, 2004 lautet:<br />
„Koriander verstärkt die Ausscheidung von Schwermetallen<br />
über die Niere, v.a. für Cadmium, Cäsium, Barium,<br />
Aluminium, Mangan, Lithium, Chrom, Kupfer und<br />
Quecksilber.“ Die orthomolekularen Substanzen, die die<br />
Schwermetallausleitung unterstützen sind N-Acetyl-L-Cystein<br />
(NAC, 1-10g/Tag), S-Adenosyl-L-Methionin (SAM,<br />
0,8-2g/Tag), L-Glutamin (4-20g/Tag), L-Arginin (2-10g/<br />
Tag), L-Lysin (1-8g/Tag), Glycin (1-3g/Tag), Methylsulfonylmethan<br />
(MSM, 2-8g/Tag), Glutathion (i.v. 1x pro<br />
Woche 600-3000mg), α-Liponsäure (i.v. 1x pro Woche<br />
600mg oder oral 600mg/Tag), Vitamin C (i.v. 1x pro Woche<br />
7,5g oder oral 2g/Tag), Benfothiamin (300mg/Tag),<br />
Selen (300-1000µg/Tag), Methylcobalamin (1mg/Tag),<br />
Pyridoxal-5-Phospshat (P-5-P, 40mg/Tag), 5-Methytetrahydrofolsäure<br />
(5-MTHF, 1mg/Tag). Zusätzlich sollten<br />
die Speicher an Zink, Calcium, Magnesium, Kalium, Mangan,<br />
Molybdän, Vanadium, Bor, Chrom, Kobalt, Strontium,<br />
Kupfer und Eisen aufgefüllt werden 29 .<br />
Chelatbildner haben die beste Bindungskapazität für<br />
SchwermetalleAuf jeden Fall ist zu beachten, dass keine<br />
Chelat-Therapie bei Schwangeren und Patienten mit manifester<br />
Nieren- und Lebererkrankung durchgeführt wird.<br />
Allergische Reaktionen auf die Wirkstoffe sollten ausgeschlossen<br />
werden. Bei vorhandenen Amalgam-Füllungen<br />
dürfen Chelate nicht angewendet werden, bevor die Füllungen<br />
nicht entfernt worden sind. Weiterhin sollte vor einer<br />
Therapie mit Chelaten darauf geachtet werden, dass<br />
orthomolekulare Defizite erst aufgefüllt werden müssen,<br />
um Nebenwirkungen zu vermeiden. Chelatbildner leiten<br />
immer auch Spurenelemente wie Zink, Mangan, Molybdän,<br />
Chrom und evtl. Kupfer aus. Diese Elemente müssen<br />
in den Therapiepausen immer wieder aufgefüllt werden.<br />
Zu den bekanntesten Chelatbildnern zählen DMSA, DMPS,<br />
Abbildung 11: Koriander Verlaufsbeobachtung, Margareta<br />
Griesz-Brisson (MD, PhD), Fachärztin für Neurologie: 22 Probanden, OSR, Zn-DTPA, Ca-EDTA und Na-EDTA.<br />
10 Tropfen Koriander-Extrakt in warmes Wasser morgens, 2004 28 Fotos: vitals – Fotolia (S. 28), yurakp – Fotolia (S. 35)<br />
34 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
Zusammenfassung<br />
Auf dem jungen Gebiet der Mitochondrienforschung<br />
haben sich folgende Ansätze bisher herauskristallisiert,<br />
die eine störungsfreie Funktion<br />
des Mitochondriums versprechen. Die Mikronährstoff-Speicher<br />
sollten optimal aufgefüllt sein. Es<br />
müssen den Lebensanforderungen entsprechend<br />
viele Antioxidantien zugeführt werden, um freie<br />
Radikale zu neutralisieren. Die Integrität der Membranen<br />
sollte durch Vermeidung von Umweltgiften<br />
und durch Zufuhr von stabilisierenden Substanzen<br />
verbessert werden. Die Entgiftungskapazitäten des<br />
Körpers sollten optimal unterstützt werden und<br />
eventuell vorhandene Schwermetallbelastungen<br />
müssen ausgeleitet werden. «<br />
Autorin<br />
Dr. rer. hum. Biol.<br />
Christiane Herzog<br />
Apothekerin<br />
Literatur:<br />
1 Bruce A, Johnson A, Lewis J, Raff M, Roberts K, Walter P, Molekularbiologie der Zelle, Gebundene Ausgabe, Wiley-VCH Verlag, 2011<br />
2 Helmholtz Zentrum München, Oxidativer Zelltod, das Mitochondrium, Hintergrund, URL: https://www.helmholtz-muenchen.de/toxi/forschung/<br />
arbeitsgruppen-arbeitsgebiete/oxidativer-zelltod/hintergrund/index.html (Stand 17.02.<strong>2017</strong>)<br />
3 Pall ML, 2013 The NO/ONNO- Cycle as the Central Cause of Heart Failure. Int. J. Mol. Sci 2013<br />
4 Martin L. Pall. Cobalamin Used in Chronic Fatigue Syndrome Therapy Is a Nitric Oxide Scavenger. Journal of Chronic Fatigue Syndrome, 2000<br />
5 Kuklinski B, Mitochondrien: Symptome, Diagnose und Therapie, Gebundene Ausgabe, 10. November 2015, Aurum Verlag<br />
6 Krüger M, Huminsäuren beeinflussen die antibakterielle Wirkung des Totalherbizids Glyphosat auf die Fäkalflora und die Ausscheidung über den Urin,<br />
OM & Ernährung 2015 | Nr. 153<br />
7 Wang Y, Hekimi S, Understanding Ubiquinone, Trends Cell Biol, 2016<br />
8 Krüger M, Huminsäuren beeinflussen die antibakterielle Wirkung des Totalherbizids Glyphosat auf die Fäkalflora und die Ausscheidung über den Urin,<br />
OM & Ernährung 2015 | Nr. 153<br />
9 Leskova GF, Phospholipids in mitochondrial dysfunction during hemorrhagic shock, J Bioenerg Biomembr, 2016<br />
10 ILMC Universität Wien, Fakultät Chemie und Toxikologie, URL: http://lmc.univie.ac.at/uploads/media/Lebensmitteltoxikologie_II.pdf (Stand 17.02.<strong>2017</strong>)<br />
11 ILMC Universität Wien, Fakultät Chemie und Toxikologie, URL: http://lmc.univie.ac.at/uploads/media/Lebensmitteltoxikologie_II.pdf (Stand 17.02.<strong>2017</strong>)<br />
12 ILMC Universität Wien, Fakultät Chemie und Toxikologie, URL: http://lmc.univie.ac.at/uploads/media/Lebensmitteltoxikologie_II.pdf (Stand 17.02.<strong>2017</strong>)<br />
13 Gröber U, Mikronährstoffe, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2011<br />
14 Rooney JP, The retention time of inorganic mercury in the brain--a systematic review of the evidence, Toxicol Appl Pharmacol, 2014<br />
15 Unveröffentlichtes Skript, Dr. Peter Jennrich, International Board of Clinical Metal Toxicology, 2016<br />
16 Valko M, Morris H, Cronin MT, Metals, toxicity and oxidative stress, Curr Med Chem, 2005<br />
17 Jenette KW, The role of metals in carcinogenesis: biochemistry and metabolism, Environ Health Perspect, 1981<br />
18 Rana SV, Perspectives in endocrine toxicity of heavy metals--a review, Biol Trace Elem Re, 2014<br />
19 Zawia NH, Crumpton T, Brydie M, Reddy GR, Razmiafshari M, Disruption of the zinc finger domain: a common target that underlies many<br />
of the effects of lead, Neurotoxicology, 2000<br />
20 Karri V, Schuhmacher M, Kumar V, Heavy metals (Pb, Cd, As and MeHg) as risk factors for cognitive dysfunction: A general review of metal mixture<br />
mechanism in brain, Environ Toxicol Pharmacol, 2016<br />
21 Bordignon V, Palamara F, Cordiali-Fei P, Vento A, Aiello A, Picardo M, Ensoli F, Cristaudo A, Nickel, palladium and rhodium induced IFN-gamma and<br />
IL-10 production as assessed by in vitro ELISpot-analysis in contact dermatitis patients, BMC Immunol, 2008<br />
22 Fournié GJ, Saoudi A, Druet P, Pelletier L, Th2-type immunopathological manifestations induced by mercury chloride or gold salts in the rat: signal<br />
transduction pathways, cellular mechanisms and genetic control, Autoimmun Rev, 2002<br />
23 Campbell A, The role of aluminum and copper on neuroinflammation and Alzheimer's disease, J Alzheimers Dis, 2006<br />
24 Rorbach-Dolata A, Marchewka Z, Piwowar A, The biochemical carcinogenesis of selected heavy metals in bladder cancer, Postepy Biochem, 2015<br />
25 Luevano J, Damodaran C, A review of molecular events of cadmium-induced carcinogenesis, J Environ Pathol Toxicol Oncol, 2014<br />
26 Choong G, Liu Y, Templeton DM, Interplay of calcium and cadmium in mediating cadmium toxicity, Chem Biol Interact, 2014<br />
27 Unveröffentlichtes Skript, Dr. Liutgard Baumeister-Jesch, Internationale Gesellschaft für regenerative Mitochondrienmedizin, 2016<br />
28 Unveröffentlichtes Skript, Dr. Liutgard Baumeister-Jesch, Internationale Gesellschaft für regenerative Mitochondrienmedizin, 2016<br />
29 Mutter J, Gesund statt chronisch krank, fit für das Leben Verlag, 2009<br />
Nutrition-Press 35
Personalisierte<br />
Ernährung und die<br />
Rolle von Nahrungsergänzungsmitteln<br />
Menschen und ihre Verwertung von<br />
Nahrungsmitteln sind unterschiedlich<br />
Schon unsere Großeltern wussten, dass die Menschen<br />
unterschiedliche „Futterverwerter“ sind.<br />
Der eine kann so viel essen wie er will aber<br />
„schlägt nicht an“, während der andere schon<br />
glaubt, durch bloßes Betrachten von Lebensmitteln zuzunehmen.<br />
Ebenfalls seit langem sind persönliche Unverträglichkeiten<br />
bzw. Lebensmittelallergien bekannt.<br />
Bisherige Ernährungsratgeber, auch die Empfehlungen<br />
der deutschen Gesellschaft für Ernährung DGE, gehen von<br />
„typischen“ Menschen, unterteilt nach Altersklasse und<br />
Geschlecht aus. Erst langsam beginnt man jedoch<br />
in Wissenschaft und Öffentlichkeit den einzelnen<br />
Menschen als individuell ausgeprägten<br />
und individuell eingestellten Stoffwechselorganismus<br />
zu verstehen. „Individuell ausgeprägt“<br />
soll hierbei die unterschiedlichen<br />
genetischen Eigenschaften beschreiben<br />
und „individuell eingestellt“ die unterschiedlichen<br />
durch das bisherige Leben<br />
„erworbene“ (ggf. epigenetischen) Eigenschaften.<br />
Inzwischen werden immer<br />
mehr ernährungsrelevante Eigenheiten<br />
bekannt, die klar auf genetische Unterschiede<br />
zurück zu führen sind. Einige Beispiele:<br />
• Ein einziges Gen, genannt CYP1A2, legt fest,<br />
wie ein Mensch auf langjährigen Kaffeekonsum reagieren<br />
wird, d.h. ob das Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen,<br />
eines Myocard-Infarktes, des Bluthochdrucks<br />
davon beeinflusst wird oder nicht 1 . Das erklärt, warum bisherige<br />
Studien zum Kaffeekonsum, bei denen diese Information<br />
noch nicht vorlag, so uneindeutig ausgefallen sind.<br />
36 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
• Genetische Unterschiede der Glution-S-Transferase entscheiden<br />
darüber, ob für den einen Menschen eine Vitamin-C-Supplementierung<br />
sinnvoll ist aber für den anderen Menschen nicht 1 .<br />
• Der FTO Genotyp RS 1558902 bestimmt in einem wesentlichen<br />
Maße, ob ein Mensch nach zwei Wochen einer proteinreichen<br />
Ernährung Gewicht gewinnt oder verliert 1<br />
• Es hat nach heutiger Studienlage den Anschein, dass eine DHA-reiche<br />
Ernährung (wie sie unter dem Schlagwort „Omega-3-Fettsäuren“<br />
allgemein empfohlen wird) für Menschen mit dem APOE-4-Gen eher zu<br />
einer Erhöhung des Alzheimerrisikos beitrüge als zu einer Verringerung 2 .<br />
Es sind also u.a. genetische und erworbene/epigenetische Individualitäten,<br />
die uns Menschen zu unterschiedlichen „Futterverwertern“ machen. Weitere<br />
Unterschiede in z.B. der Darmflora kommen hinzu. Der einheitliche Menschentyp,<br />
nur unterschieden nach Geschlecht und Altersklasse, so wie er<br />
z.B. von den DACH-Werten 3 noch dargestellt wird, ist eine Vereinfachung der<br />
vielgestaltigen Realität.<br />
Das Wissen um die genetisch und epigenetisch bedingten Einflüsse auf die<br />
Stoffwechselvorgänge im menschlichen Körper ist derzeit noch verteilt über<br />
viele Detailaussagen in wissenschaftlichen Studien. Es wird für den überwiegenden<br />
Teil der Konsumentenschaft in den nächsten Jahren schwer „sortierbar“<br />
sein. Nur wenige Fachgesellschaften, wie z.B. die European Nutraceutical<br />
Association ENA, haben es sich bisher zur Aufgabe gemacht, hier eine<br />
Übersetzerrolle auszuüben, indem sie aus wissenschaftlichen Studienaussagen<br />
eindeutige und klar ausgedrückte, anwendbare Regeln formuliert 4 .<br />
Was sollten wir wissen?<br />
Wer individuelle Unterschiede in der Aufnahme und Verwertung von Nährstoffen<br />
und Begleitstoffen aus der Nahrung anerkennt, wird an der Frage<br />
„Wie kann ich meine individuelle Situation denn wissen, wie kann ich sie<br />
messen?“ nicht vorbei kommen. Diese Frage wiederum teilt sich bei näherem<br />
Hinsehen in zwei weitere Fragen auf: “Was wissen wir über den Weg<br />
der verschiedenen vom Lebensmittel kommenden Stoffe (Molekülarten) im<br />
Körper überhaupt?“ und „Wie ist meine individuelle genetische/epigenetische<br />
Situation?“.<br />
Zur Messung/Beschreibung der individuellen genetischen/epigenetischen<br />
Situation gibt es inzwischen verschiedene medizinische Unternehmen, die<br />
solche Messungen und die Darstellung der daraus resultiereneden individuellen<br />
Ernährungsempfehlungen anbieten 5 . Diese berücksichtigen und beschreiben<br />
das, was man bisher über den Zusammenhang zwischen Genetik/<br />
Epigenetik und Ernährung weiß, und versuchen dieses auf den individuellen<br />
Menschen anzuwenden. So lückenhaft das auch noch sein mag, es ist der<br />
Anfang von individualisierten, an objektivierbar genetischen/epigenetischen<br />
Kriterien orientoierten Gesamt-Ernährungsempfehlungen<br />
Das Wissen über den (u.a. von Darmflora und genetischen/epigenetischen Individualitäten<br />
abhängigen) Weg der verschiedenen Lebensmittelinhaltsstoffe<br />
(Molekülarten) im Körper ist über viele wissenschaftliche Einzeldtudien gestreut<br />
und noch immer äußerst lückenhaft. Es ist derzeit in keiner Weise für<br />
die Anwendung im praktischen Leben handhabbar. Nur wenige Lebensmittellabors<br />
kümmern sich um dieses Thema „Weg und Wirkung von Lebensmittelinhaltsstoffen<br />
im Körper“ 6 . Für die praktische Einzelberatung wird diese<br />
Fragestellung nur handhabbar, wenn es in absehbarer Zeit gelingt, das über<br />
viele Einzelstudien gestreute Wissen in ein Gesamtmodell zu gießen, welches<br />
mit den individuellen Parametern/Veranlagungen des Einzelmenschen<br />
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Nutrition-Press 37
gefüttert werden kann und dann Aussagen über den Weg<br />
und die Wirkung der Lebensmittelinhaltsstoffe bei diesem<br />
Einzelmenschen ableitet. Ein solches „Simulatormodell“<br />
ist derzeit mit Unterstützung des Bundesministeriums für<br />
Wirtschaft 7 beim Institut Kurz in Arbeit 8 , Darüber kann<br />
demnächst einmal an dieser Stelle berichtet werden.<br />
Eine verstärkte Bedeutung für<br />
Nahrungsergänzungsmittel<br />
Es bildet sich ein zahlenmäßig noch kleiner aber stetig<br />
wachsender Anteil an Konsumenten heraus, die die<br />
Zusammenhänge zwischen ihrer eigenen Veranlagung<br />
einerseits und der Verstoffwechselung von Lebensmittelinhaltsstoffen<br />
andererseits wissen wollen und nach Lebensmitteln<br />
oder Nahrungsergänzungsmitteln suchen, die<br />
auf genau ihren Typus eingestellt sind (angereichert an<br />
Stoffen A,B,C, abgereichert an Stoffen X,Y,Z)<br />
Die EU-Kommission spricht in diesem Zusammenhang von<br />
„Pharmafood“ (nicht zu verwechseln mit Food for Special<br />
Groups, den ehemaligen bilanzierten Diäten) und prüft,<br />
mit welchem rechtlichen Werkzeug man derartiges Pharmafood<br />
fassen könnte, da es weder unter die Kategorie<br />
der Arzneimittel passt (es soll ja nicht in erster Linie heilen),<br />
noch unter die Kategorie der Lebensmittel (es könnte<br />
ja für den einen Konsumenten so individuell zugeschnitten<br />
sein, dass es für den anderen Menschen eher schädlich<br />
ist) 9 . Man denkt daran, z.B. eine neue Rechtskategorie<br />
zwischen Lebensmittel und Arzneimittel einzuführen. In<br />
anderen Rechtsräumen gibt es eine solche Zwischenkategorie<br />
bereits, genannt Nutraceuticals 10 .<br />
Große Hersteller von Lebensmittelrohstoffen und von verzehrsfertigen<br />
Lebensmitteln beginnen sich Gedanken zu<br />
machen, wie ein solcher Markt bedient werden könnte.<br />
Aufgrund der zu erwartenden Vielzahl von Anreicherungsund<br />
Abreicherungsvarianten, die es zu jedem traditionellen<br />
Lebensmittel geben müsste, um der oben beschriebenen<br />
Individualisierung entgegen zu kommen, wird sich<br />
ein solches Angebot an den Konsumenten nicht mehr in<br />
Form von fertigen Lebensmitteln im Ladengeschäft darstellen<br />
lassen. Brot, glutenfrei, angereichert mit individuell<br />
bestimmten Polyphenolen, abgereichert von individuell<br />
bestimmten Aminosäuren, wird man nicht ohne feste Bestellung<br />
bereit halten können. Somit bieten sich drei Vertriebswege<br />
an, um den Kunden, der „individual nutrition“<br />
ernst nehmen wird, zu erreichen:<br />
• Individuelle Bestellung des Fertigproduktes im<br />
Internet, Lieferung gezielt.<br />
• Verkauf von abgereicherten Halbfertig-Lebensmitteln<br />
im Ladengeschäft, die möglichst keine als für<br />
bestimmte Individuen störend bekannte Nährstoffe<br />
mehr enthalten, sondern nur noch schmecken, und<br />
die sich der Kunde im Ladengeschäft mit den von ihm<br />
gewünschten Nährstoffen aus dort vorhandenen<br />
Zutatenvorräten individuell anreichert – aber bitte<br />
ohne, dass sich der Geschmack und das Aroma ändern;<br />
• Verkauf von Fertig-Lebensmitteln, die möglichst<br />
keine als für bestimmte Individuen störend bekannte<br />
Nährstoffe mehr enthalten, sondern nur noch<br />
schmecken. (Das haben wir heute schon in Form<br />
der vielen Angebote „Glutenfrei“, Lactosefrei etc.)<br />
im Ladengeschäft oder Internet. Parallel dazu Verkauf<br />
von Nahrungsergänzungsmitteln, die genau die<br />
Nährstoffe und funktionellen Stoffe enthalten, die<br />
der Kunde sich individuell zuführen möchte. Also:<br />
„Meine Mahlzeiten sollen schmecken und nichts<br />
störendes enthalten,. Die Nährstoffe, die ich<br />
individuell brauche, führe ich mir gezielt dosiert<br />
über Nahrungsergänzungsmittel zu“<br />
Dieses letztgenannte Szenario entspricht nicht der heute<br />
im „Westen“ meist vertretenen Geisteshaltung, doch aus<br />
rein praktischen Gründen wird das die langfristige Zukunft<br />
sein. Die Wirtschaft – insbesondere die Nahrungsergänzungsmittelwirtschaft<br />
– tut gut daran, sich darauf einzustellen.<br />
Chancen!!! «<br />
Foto: E. Zacherl – Fotolia (S. 36)<br />
Literatur:<br />
1 Dr. Ahmed El-Sohemy, University of Toronto, anlässlich der Tagung 2nd<br />
International Workshop on Personalized Nutrition”, Brussels, March 28, <strong>2017</strong>,<br />
organized by “Health Claims Europe VVZRL”, Izegem, Belgium<br />
2 Dr. Anne Marie Minihane, University of East Anglia, anlässlich der selben<br />
Tagung wie /1/<br />
3 „Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr“ (ISBN 978-3-88749-242-7)<br />
4 European Nutraceutical Association, http://www.enaonline.org<br />
5 www.Novogenia.com; www.nutrigenomix.com<br />
6 Institut Kurz GmbH, http://www.Institut-Kurz.de<br />
7 BMWi- Embleme<br />
8 Lit-Stelle im lebensmittelbrief<br />
9 Ladislav Miko, Deputy Directer General for Food Safety, der Europäischen<br />
Kommission, ebenfalls anlässlich der Tagung wie /1/<br />
10 z.B. in Indien: Food Safety and Standards (Food or Health Supplements,<br />
Nutraceuticals, Foods for Special Dietary Uses, Foods for Special Medical<br />
purpose, Functional Foods, and Novel Food) Regulations, 2015.<br />
Autor<br />
Hon. Prof. Dr. Helmut Weidlich<br />
• Physiker; Spezialgebiet<br />
Molekulare Biophysik<br />
• Geschäftsführer Institut Kurz GmbH<br />
Fachbereich: Lebensmittelchemie,<br />
Molekulare Biophysik<br />
• Fachlicher Beirat NEM e. V<br />
38 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
Die Magie der<br />
Vitalpilze<br />
In den letzten Jahren wurde die Forschung<br />
über die medizinische Wirkung der verschiedenen<br />
Vitalpilze sehr intensiviert.<br />
So finden sich in der medizinischen Datenbank<br />
Medline allein im Jahre 2016 insgesamt<br />
103 wissenschaftliche Studien zu<br />
der gesundheitsfördernden Wirkung der<br />
Vitalpilze, während in den ganzen 50<br />
Jahren zuvor, seit Bestehen von Medline,<br />
insgesamt nur etwa 1300 wissenschaftliche<br />
Studien zu den medizinischen Eigenschaften<br />
der Vitalpilze erschienen sind.<br />
Ganz allgemein kann man sagen, dass Pilze das<br />
Recycling-System der Natur sind, und das gilt<br />
nicht nur für das Pflanzenreich, sondern auch für<br />
den menschlichen Körper: Alles was nicht mehr<br />
eine sinnvolle Funktion im Organismus erfüllt, wird von Pilzen<br />
befallen und von diesen verstoffwechselt.<br />
Es gibt im Internet inzwischen viele Informationen über<br />
das Wunderwerk der Pilze und vor allem ihre kooperative<br />
Arbeitsweise in Form der Myzeliengeflechte, welche eine<br />
großflächige Kommunikation gestatten, vor allem von dem<br />
inzwischen weltbekannten Mykologen Paul Stamets.<br />
Neuere Studien zum Mycelium, das sind die häufig über<br />
mehrere Kilometer umfassenden Wurzelgeflechte der<br />
Pilze, legen die Vermutung nahe, dass speziell in diesem<br />
Wurzelgeflecht sehr viele der gesundheitsfördernden Inhaltsstoffe<br />
enthalten sind. Aus diesem Grund verarbeiten<br />
immer mehr Hersteller von Vitalpilzprodukten nicht nur<br />
den Fruchtkörper, also den eigentlichen Pilz, sondern auch<br />
die Mycelien, also dieses unterirdische, unsichtbare Wurzelgeflecht.<br />
Das Mycelium wurde mit Recht mit den verzweigten neuronalen<br />
Strukturen im menschlichen Gehirn verglichen,<br />
weil in beiden Organen durch die Vernetzung Informationen<br />
über weite Strecken schnell übertragen werden können.<br />
Laut Paul Stamets können sich in einem Kubikzentimeter<br />
Erde 8 Kilometer an Myceliengeflecht befinden, wenn man<br />
diese Verflechtungen auseinander ziehen würde.<br />
Es gibt inzwischen über 100 verschiedene Pilzarten, die<br />
auf ihre gesundheitsfördernde Wirkung hin untersucht<br />
werden. Zu den wichtigsten Vitalpilzen, über die nachstehend<br />
berichtet werden soll, gehören:<br />
1) Reishi, wissenschaftlicher Name: Ganoderma lucidum<br />
2) Maitake: Grifola frondosa<br />
3) Cordyceps: Cordyceps<br />
4) Chaga: nonotus obliquus<br />
5) Shiitake: Lentinula edodes<br />
Diese fünf therapeutisch eingesetzten Pilzarten zeichnen<br />
sich alle durch stark antioxidative Eigenschaften aus, das<br />
heißt sie sind Elektronendonatoren, um den durch Elektronenmangel<br />
ausgelösten oxidativen Stress zu kompensieren.<br />
Nutrition-Press 39
Die Wirksamkeit dieser therapeutischen Vitalpilze liegt vor<br />
allem in dieser Eigenschaft als Elektronendonator, denn<br />
wie in den letzten Jahren immer deutlicher wird, ist die<br />
Grundursache fast alle Krankheiten eine Entzündung, und<br />
Entzündungen werden ursächlich durch oxidativen Stress,<br />
also einen Elektronenmangel, ausgelöst.<br />
Um den ansonsten nebulösen Begriffs „oxidativer Stress“<br />
besser zu verstehen, sei nachstehende Abbildung 1 zur<br />
Erklärung herangezogen:<br />
Auf der Vertikalen dieser Abbildung ist das sogenannte<br />
Redoxpotential aufgetragen. Das Redoxpotential ist ein<br />
Maß für die in einem System enthaltenen Elektronen.<br />
Dieses wird durch die Spannung in Volt quantifiziert. Je<br />
mehr freie Elektronen in einem System sind, umso gesünder<br />
ist das Körpermilieu und umso niedriger ist das<br />
Redoxpotential. Je weniger Elektronen in einem System<br />
sind, umso höher ist das Redoxpotential und umso gesundheitsschädlicher<br />
ist das Körpermilieu – landläufig<br />
als „oxidativer Stress“ (O 2<br />
) bezeichnet.<br />
Es sollte nachdenklich stimmen, dass dieses Bild im Bereich<br />
der gesamten Ökologie, der Hydrologie und den biologischen<br />
Wissenschaften seit Jahren die Grundlage für<br />
Milieubetrachtungen darstellt, ja selbst Aquariumsbesitzer<br />
kennen dieses Bild, denn nur in dem grün eingezeichneten<br />
„reduktiv basischen“ Bereich können die Aquariumsfische<br />
überleben, dass aber weder die Schulmedizin, noch die Naturheilkunde<br />
dieses für die Gesundheit fundamental wichtige<br />
Diagramm in ihrer therapeutischen Arbeit kennen.<br />
Zwar hat durch die Arbeiten von Dr. Robert Young vor 20<br />
Jahren der Säure-Basen-Haushalt allgemein Einzug in die<br />
Naturheilkunde und inzwischen sogar in die Schulmedizin<br />
und sogar beim Laienpublikum gehalten, aber das noch<br />
wesentlich wichtigere Redoxpotential, also die Elektronenverteilung,<br />
wird bislang nur in dem schwammigen Begriff<br />
„oxidativer Stress“ thematisiert.<br />
Abb. 1: Das Körpermilieu wird durch die beiden Parameter Redoxpotential<br />
und Säure-Basen-Haushalt bestimmt. Die therapeutischen Vitalpilze<br />
sind Reduktionsmittel. Sie senken das Redoxpotential und damit den<br />
oxidativen Stress und sind damit gesundheitsfördernd. Ferner wirken sie<br />
alkalisierend und verändern damit das Körpermilieu in Richtung des grün<br />
eingezeichneten, reduktiv basischen Bereichs, in dem allein Gesundung<br />
und langfristige Gesundheit möglich ist.<br />
(Bild mit freundlicher Genehmigung des Telomit Verlags aus dem Buch<br />
von Dr. med. habil. Dr. Karl J. Probst: „Der natürliche Weg zu Heilung<br />
und Gesundheit“, Telomit Verlag, Trier <strong>2017</strong>)<br />
Auf der Horizontalen dieser Abbildung ist der sogenannte<br />
Säure-Basen-Haushalt aufgetragen. Der Säure-Basen-<br />
Haushalt ist ein Maß für die Zahl der in einem System<br />
enthaltenen Wasserstoffionen. Dieses wird durch die<br />
Messgröße pH quantifiziert. Ein pH von 0 bis 7 bedeutet<br />
viele Wasserstoffionen, wird als sauer bezeichnet und ist<br />
gesundheitsschädlich. Ein pH-Wert von 7 bis 14 bedeutet<br />
wenige Wasserstoffionen und wird als basisch oder alkalisch<br />
bezeichnet und ist gesundheitsförderlich.<br />
Dabei zeigen inzwischen unübersehbar viele Studien,<br />
dass der oxidative Stress, also ein zu hohes Redoxpotential,<br />
das heißt ein Elektronenmangel im Organismus, als<br />
Mutter aller Krankheiten bezeichnet werden kann, denn<br />
oxidativer Stress führt zu einem verändertem Mikrobiom,<br />
wobei Mikrobiom das Zusammenwirken der unzähligen<br />
Mikroorganismen im Körper mit dem Makroorganismus<br />
Mensch bedeutet.<br />
Dieses durch oxidativen Stress veränderte Mikrobiom<br />
führt seinerseits zu einer durchlässigen Darmwand, dem<br />
gefürchteten „leaky gut“. Die durchlässige Darmwand ihrerseits<br />
wird von immer mehr Wissenschaftlern und Naturheilkundlern<br />
in aller Welt als Mutter aller Krankheiten<br />
angesehen und bestätigt das Wort von Hippokrates:<br />
Darm gesund – Kerngesund<br />
Darm krank – Mensch krank<br />
Es bleibt zu hoffen, dass dieses durch den Einsatz der obigen<br />
fünf genannten therapeutischen Vitalpilze das Konzept<br />
des Redoxpotentials endlich die ihm gebührende weitere<br />
Verbreitung erfährt, denn diese Vitalpilze gehören neben<br />
rohem Kakao mit 20.000 ORAC-Einheiten (ORAC = Oxygen<br />
Radical Absorbance Capacity, die quantitavie Maßzahl, um<br />
die Fähigkeit zum Abfangen von freien Radikalen zu beschreiben)<br />
und Curcuma mit ebenfalls 20.000 ORAC-Einheiten<br />
zu den stärksten Radikalfängern, welche die Natur<br />
hervorgebracht hat und damit zu den wichtigsten Substanzen<br />
um ein verbessertes Körpermiieu zu erzielen.<br />
Wegen dieser Elektronendonatorfunktion der fünf genannten<br />
therapeutischen Pilzarten konnten auch entzündungshemmende<br />
und damit auch antitumorale Eigenschaften<br />
nachgewiesen werden. In der Erfahrungsheilkunde<br />
werden diese therapeutischen Vitalpilze wegen dieser<br />
40 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
immunmodulierenden und auch direkt antibakteriellen, antimykotischen und<br />
antiviralen Eigenschaften seit Jahrhunderten gegen unzählige verschiedene<br />
Organ-Erkrankungen eingesetzt.<br />
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1. Reishi (Ganoderma lucidum)<br />
In naturheilkundlichen Kreisen wird das japanische Wort „Reishi“ oder das<br />
chinesische Wort „Lingh zi“ verwendet. Reishi wird als Pilz der Unsterblichkeit<br />
bezeichnet. Vor allem wird er zur Stärkung des Immunsystems<br />
und der Leber und zur Anregung des Stoffwechsels<br />
eingesetzt, wobei nach wie vor die dafür verantwortlichen<br />
Inhaltsstoffe nur ungenügend bekannt sind.<br />
Nachstehend sollen einige Studien neueren<br />
Datums von den insgesamt über 1300 wissenschaftlichen<br />
Studien, die sich mit den Heilwirkungen<br />
des Vitalpilzes Reishi befassen, vorgestellt<br />
werden.<br />
Als besonders autoritativ kann die im April 2016<br />
veröffentlichte zusammenfassende Bewertung<br />
der „Cochrane Collaboration“ zur Wirksamkeit<br />
von Reishi angesehen werden (1) . Die Cochrane<br />
Collaboration ist ein im Jahre 1993 gegründeter<br />
weltweiter Zusammenschluss von Ärzten und<br />
Wissenschaftlern, welche medizinische Fragestellungen<br />
unter Beiziehung aller verfügbaren Studien auswerten,<br />
um medizinische Therapien zu validieren. Diese zusammenfassenden<br />
Bewertungen werden allgemein deshalb als objektiv und autoritativ angesehen,<br />
weil keinerlei Forschungsgelder von der Industrie angenommen werden<br />
und die Übersichtsarbeiten (reviews) von internationalen Teams in einem<br />
mehrstufigen Prozess validiert werden.In dieser Cochrane-Analyse konnte<br />
unter anderem nachgewiesen werden, dass durch Reishi das Immunsystem<br />
aktiviert wird, und zwar speziell die CD3, CD4 und CD8-Zellen. Diese verschiedenen<br />
„cluster of differentiation“ (CD) haben eine Bedeutung für die<br />
Funktionsfähigkeit der im Knochenmark gebildeten T-Lymphozyten, das<br />
heißt für die erworbene Immunfähigkeit des Organismus. Ferner werden<br />
durch Reishi die natürlichen Killerzellen aktiviert. Vier der von der Cochrane<br />
Collaboration ausgewerteten Studien kamen zu dem Ergebnis, dass Tumorpatienten<br />
durch die Gabe von Reishi eine verbesserte Lebensqualität hatten.<br />
In einer anderen Studie konnte der Nachweis geführt werden, dass bestimmte<br />
in Reishi enthaltene Polysaccharide die Alterung der Haut durch UV-Strahlung<br />
verlangsamen (2) .<br />
In einer anderen Studie wurde der Nachweis geführt, dass ein gestörtes Immunsystem<br />
bei einer Krebserkrankung des Darmes durch die in Reishi enthaltenen<br />
„Ganoderma Lucidum Polysaccharide“ (GLP) wieder zur normalen<br />
Funktion gebracht werden kann (3) . Konkret wird durch GLP das für die Immunabwehr<br />
des Körpers wichtige p53-Protein aktiviert. Die Aktivität des p53<br />
ist nach allgemeiner Auffassung für ein intaktes Immunsystem und damit für<br />
Abwehr von Krebszellen wichtig.<br />
Eine Studie mit 34 Angina-pectoris-Patienten, also Patienten mit Herzenge, bestätigten<br />
frühere Ergebnisse, wonach Reishi bei Angina Pectoris wirksam ist,<br />
weil die in Reishi enthaltenen Polysaccharid-Peptide (PsP) gegen die der Angina<br />
zugrunde liegenden Entzündungen wirkt. Außerdem sind die PsP gegen Diabetes<br />
wirksam, denn sie wirken antioxidativ und senken auch die Blutfette (4) .<br />
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42 Nutrition-Press<br />
In einer aus Spanien stammenden Studie, an der 64 Patientinnen<br />
mit Fibromyalgie teilnahmen, konnte belegt werden,<br />
dass Reishi bei Fibromyalgie die Symptome bessert (5) . Die<br />
64 Patientinnen wurden in zwei Gruppen aufgeteilt und bekamen<br />
über einen Zeitraum von 6 Wochen entweder 6 g<br />
Reishi-Pulver oder 6 g Pulver vom Johannisbrotbaum.<br />
Innerhalb der 6 Wochen konnte bei den mit Reishi behandelten<br />
Patientinnen durch verschiedene Fitnesstests eine verbesserte<br />
Ausdauerbelastbarkeit, bessere Beweglichkeit und<br />
Schnelligkeit nachgewiesen werden. In der Kontrollgruppe<br />
ergaben sich keine Unterschiede in der Befindlichkeit.<br />
Und schließlich konnte in einer weiteren Studie nachgewiesen<br />
werden, dass Reishi auch die Darmflora günstig<br />
beeinflussen kann, vor allem auch das Verhältnis der Firmicuten<br />
zu Bacteroiden. Dieses Verhältnis ist ja bekanntlich<br />
wichtig ist, um Übergewicht vorzubeugen, denn Übergewicht<br />
ist Folge einer unterschwelligen Entzündung (low<br />
grade inflammation), die wiederum auf einem bakteriellen<br />
Ungleichgewicht im Darm beruht (6) :<br />
In diesem Experiment wurden Mäuse mit einer fettreichen<br />
hyperkalorischen Diät gefüttert. Diese bewirkt eine<br />
Veränderung der Darmflora mit einem Überwuchern der<br />
sogenannten Firmicuten, die neben den Bacteroidetes, Proteobakterien<br />
– zu denen vor allem die Escherichien gehören –<br />
und Actinobakterien, zu denen vor allem die Bifidobakterien<br />
gehören – die wichtigsten Darmbakterien darstellen.<br />
Inzwischen belegt eine ganze Reihe von Studien die Korrelation<br />
zwischen Körpergewicht und individueller Darmflora.<br />
Mit anderen Worten, es gibt tatsächlich bessere und<br />
schlechtere Kostverwerter. Es sind die Firmicuten, welche<br />
dem Betreffenden durch den Abbau langkettiger Kohlehydrate,<br />
das heißt also Ballaststoffe, und anderer noch nicht<br />
verdauter Nahrungsbestandteile kurzkettige Kohlehydrate<br />
und Fettsäuren und somit zusätzliche Kalorien zur Verfügung<br />
stellen.<br />
In der erwähnten Studie wurde den Versuchsmäusen eine<br />
Aufschwemmung von Reishi verabreicht, wodurch es zu<br />
einer Abnahme der Firmicuten im Darm und damit gleichlaufend<br />
zu einer Gewichtsabnahme der Versuchstiere<br />
trotz hyperkalorischer Ernährung kam.<br />
Speziell der antitumorösen Wirkung von Ganoderma in der<br />
Humanmedizin widmen sich gleich drei Studien neueren<br />
Datums:<br />
Eine Untersuchung von Februar <strong>2017</strong> befasste sich mit<br />
der tumorhemmenden Wirkung von Ganoderma bei Patienten<br />
mit Melanom und Brustkrebs 7) : Ganoderma verhindert<br />
die für die Tumorprogression und Metastasierung<br />
wichtige Freisetzung verschiedener Metalloproteinasen,<br />
speziell MMP-2 (Matrix-Metallo-Proteinase-2) und MMP-9,<br />
die für die Auflösung der extrazellulären Matrix im Laufe<br />
der Tumorprogression verantwortlich gemacht wird, ferner<br />
eine Hemmung der die Entzündung unterstützenden<br />
Interleukine IL-6 und IL-8. Dadurch wird die Ausbreitung<br />
der Tumorzellen gehemmt.<br />
In einer anderen Studie von Juni <strong>2017</strong> wurde nachgewiesen,<br />
dass Ganoderma bei den schulmedizinisch nur schwer behandelbaren<br />
Lungentumoren eine günstige Wirkung hat (8) :<br />
Die hauptsächlichen Inhaltsstoffe, nämlich Terpene, Polysaccharide<br />
und Proteine bewirken Apoptose der Krebszellen,<br />
das heißt, sie veranlassen die Krebszellen zum Selbstmord,<br />
oder aber zur Autophagie, das heißt, dass die Krebszellen<br />
sich selber auffressen. Dies geschieht durch Aktivierung<br />
bestimmter Signalmoleküle, wie dem mTOR (Mammalian<br />
oder mechanistic Target of Rapamycin), der Proteinkinasen<br />
AKT1, AKT2 und AKT3, welche Phosphorgruppen übertragen,<br />
sowie durch Aktivierung des Transkriptionsfaktors<br />
NF-κB (Nuclear Factor kappa B), der die Immunantwort des<br />
Organismus und den Zelltod reguliert.<br />
Und schließlich belegt eine Studie von Juli <strong>2017</strong> den erfolgreichen<br />
Einsatz von Ganoderma bei der Behandlung<br />
von Brustkrebs 9) , indem Ganoderma den Wnt/ß-catenin-Signalweg<br />
durch Hemmung der Phosphorylierung<br />
und damit das Wachstum und die Ausbreitung der Tumorzellen<br />
hemmt.<br />
Quellen:<br />
(1) Jin X 1 , Ruiz Beguerie J, Sze DM, Chan GC.: Ganoderma lucidum (Reishi<br />
mushroom) for cancer treatment. Cochrane Database Syst Rev.<br />
2016 Apr 5; 4:CD007731. doi: 10.1002/14651858.CD007731.pub3.<br />
(2) Zeng Q 1 , Zhou F 1 , Lei L 1 , Chen J 1 , Lu J 1 , Zhou J 2 , Cao K 3 , Gao L 1 , Xia F 3 ,<br />
Ding S 1 , Huang L 4 , Xiang H 4 , Wang J 1 , Xiao Y 5 , Xiao R 5 , Huang J 1 .:<br />
Ganoderma lucidum polysaccharides protect fibroblasts against<br />
UVB-induced photoaging. Mol Med Rep. <strong>2017</strong> Jan; 15(1):111-116.<br />
doi: 10.3892/mmr.2016.6026. Epub 2016 Dec 12.<br />
(3) Jiang D 1 , Wang L 1 , Zhao T 1 , Zhang Z 1 , Zhang R 1 , Jin J 1 , Cai Y 1 , Wang F 1 .:<br />
Restoration of the tumor-suppressor function to mutant p53 by<br />
Ganoderma lucidum polysaccharides in colorectal cancer cells. Oncol Rep.<br />
<strong>2017</strong> Jan; 37(1):594-600. doi: 10.3892/or.2016.5246. Epub 2016 Nov 15.<br />
(4) Ubaidillah N 1 , Sargowo D, Widya A, Jakfar V, Proboretno KS, Failasufi M,<br />
Warahugraha Y, Ramadhan F, Wulandari H, Putri DH.: OS 10-03 THE<br />
DISTINCTIVE EFFECT OF POLYSACCHARIDE PEPTIDES GANODERMA<br />
LUCIDUM AS ANTI ATHEROGENESIS IN STABLE ANGINA PATIENTS.<br />
J Hypertens. 2016 Sep; 34 Suppl 1 - ISH 2016 Abstract Book: e72.<br />
(5) Collado Mateo D1, Pazzi F 2 , Domínguez Muñoz FJ 3 , Martín Martínez JP 4 ,<br />
Olivares PR 5 , Gusi N 6 , Adsuar JC 4 .: GANODERMA LUCIDUM IMPROVES<br />
PHYSICAL FITNESS IN WOMEN WITH FIBROMYALGIA. Nutr Hosp.<br />
2015 Nov 1; 32(5):2126-35. doi: 10.3305/nh.2015.32.5.9601.<br />
(6) Chang CJ 1 , Lin CS 2 , Lu CC 3 , Martel J 4 , Ko YF 5 , Ojcius DM6, Tseng SF 7 ,<br />
Wu TR 8 , Chen YY 9 , Young JD 10 , Lai HC 2 .: Ganoderma lucidum reduces<br />
obesity in mice by modulating the composition of the gut microbiota.<br />
Nat Commun. 2015 Jun 23; 6:7489. doi: 10.1038/ncomms8489.<br />
(7) Barbieri A 1 , Quagliariello V 2,3 , Del Vecchio V 4 , Falco M 5 , : Anticancer<br />
and Anti-Inflammatory Properties of Ganoderma lucidum Extract Effects<br />
on Melanoma and Triple-Negative Breast Cancer Treatment. Nutrients.<br />
<strong>2017</strong> Feb 28;9(3). pii: E210. doi: 10.3390/nu9030210.<br />
(8) Gill BS1, Navgeet2, Kumar S3. Ganoderma lucidum targeting lung cancer<br />
signaling: A review. Tumour Biol. <strong>2017</strong> Jun; 39(6):1010428317707437.<br />
doi: 10.1177/1010428317707437.<br />
(9) Zhang Y1. Ganoderma lucidum (Reishi) suppresses proliferation and<br />
migration of breast cancer cells via inhibiting Wnt/β-catenin signaling.<br />
Biochem Biophys Res Commun. <strong>2017</strong> Jul 8; 488(4):679-684. doi:<br />
10.1016/j.bbrc.<strong>2017</strong>.04.086. Epub <strong>2017</strong> Apr 17.
Ernährung | Prävention<br />
2. Maitake (Grifola frondosa)<br />
Der Maitake oder auf Deutsch „Gemeiner Klapperschwamm“,<br />
wird in den östlichen Ländern als blutdrucksenkendes<br />
Mittel und bei Diabetes, vor allem aber als Leberschutz<br />
eingesetzt. Neuere Studien befassen sich mit der immunmodulierenden<br />
Wirkung des Maitake bei HIV- und<br />
Tumorerkrankungen, nachdem bereits vor Jahren auf<br />
die immunmodulierenden Wirkungen hingewiesen<br />
wurde (1) .<br />
Eine systematische Zusammenfassung verschiedener<br />
Studien von August <strong>2017</strong> belegt<br />
vielfältige gesundheitsfördernde Auswirkungen<br />
von Maitake (2) , vor allem die immunmodulierenden<br />
und vor allem antitumorösen<br />
Wirkungen, sowie die blutzuckersenkenden<br />
Eigenschaften. Auch die aktuellen wissenschaftlichen<br />
Studien zur Wirkung der Maitake-Extrakte<br />
auf die Stammzellen der Haut und<br />
des blutbildenden Systems werden in dieser<br />
Übersichtsarbeit dargestellt.<br />
Andere Studien belegen die genaue Wirkungsweise<br />
(3, 4, 5)<br />
von Maitake bei Insulinresistenz und bei Diabetes<br />
und regen auf Grund ihrer Befunde an, Maitake routinemäßig<br />
in der klinischen Praxis einzusetzen.<br />
Am ausführlichsten sind die immunmodulierenden und<br />
vor allem krebsverhindernden Wirkungen von Maitake beschrieben,<br />
so beim Brustkrebs der Frau (6) , bei dem die<br />
Tumorprogression verlangsamt wurde, indem der Zusammenhalt<br />
der Zellen gefördert und die Beweglichkeit und<br />
damit die Invasivität der Tumorzellen gebremst wird.<br />
Eine andere Studie belegt die Wirksamkeit von Maitake<br />
bei Magenkrebs (7) und zeigt auch die genauen molekularen<br />
Wirkungsmechanismen der Glykoproteine von Grifola<br />
frondosa auf die Krebszellen auf.<br />
Eine andere Studie konnte dieselbe Wirksamkeit von<br />
Maitake bei Leberkrebs belegen (8) , wodurch ebenfalls die<br />
Krebszellen zur Autophagie und Apoptose veranlasst wer-<br />
den. Aber auch andere Krankheiten werden durch Maitake<br />
günstig beeinflusst, etwa das blutbildende System (9) .<br />
Ferner ist der Extrakt von Maitake auch antiviral wirksam (10) .<br />
3. Cordyceps sinensis<br />
Der Cordyceps sinensis ist einer der stärksten Heilpilze<br />
der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) und gehört<br />
zu den 50 wichtigsten Heilmitteln der TCM. Er wird traditionsgemäß<br />
bei Schwächezuständen aller Art eingesetzt.<br />
Vor allem bei Abwehrschwäche, Altersschwäche, Müdigkeitssyndrom,<br />
aber auch zur Libido- und Potenzsteigerung.<br />
Im Jahre 1993 kam der Cordyceps sogar international in<br />
die Schlagzeilen, als die chinesische Mannschaft bei den<br />
Leichtathletik-Weltmeisterschaften drei neue Weltrekorde<br />
aufstellte. Der chinesische Trainer führte dies neben<br />
dem harten Training auch auf den Konsum des Cordyceps<br />
Quellen:<br />
(1) Mayell M: Maitake extracts and their therapeutic potential. Altern Med Rev. 2001 Feb; 6(1):48-60.<br />
(2) He X 1 , Wang X 2 , Fang J 2 , Chang Y 3 , Ning N 3 , Guo H 3 , Huang L 4 , Huang X 3 , Zhao Z 2 .: Polysaccharides in Grifola frondosa mushroom and their<br />
health promoting properties: A review. Int J Biol Macro¬mol. <strong>2017</strong> Aug; 101:910-921. doi: 10.1016/j.ijbiomac.<strong>2017</strong>.03.177. Epub <strong>2017</strong> Mar 31.<br />
(3) Su CH 1 , Lai MN, Ng LT.: Inhibitory effects of medicinal mushrooms on a-amylase and a-glu¬cosidase - enzymes related to hyperglycemia.<br />
(4) Su CH 1 , Lu TM, Lai MN, Ng LT.: Inhibitory potential of Grifola frondosa bioactive fractions on a-amylase and a-glucosidase for management<br />
of hyperglycemia. Biotechnol Appl Bio¬chem. 2013 Jul-Aug; 60(4):446-52. doi: 10.1002/bab.1105.<br />
(5) Ma X 1 , Zhou F, Chen Y, Zhang Y, Hou L, Cao X, Wang C.: A polysaccharide from Grifola fron¬dosa relieves insulin resistance of HepG2 cell<br />
by Akt-GSK-3 pathway. Glycoconj J. 2014 Jul; 31(5):355-63. doi: 10.1007/s10719-014-9526-x. Epub 2014 Jun 8.<br />
(6) Alonso EN 1 , Ferronato MJ 1 , Gandini NA 1 , Fermento ME 1 , Obiol DJ 1 , López Romero A 2 , Arévalo J 3 , Villegas ME 1 , Facchinetti MM 1 , Curino AC 1 .:<br />
Antitumoral Effects of D-Fraction from Grifola Frondosa (Maitake) Mushroom in Breast Cancer. Nutr Cancer. <strong>2017</strong> Jan; 69(1):29-43. doi:<br />
10.1080/01635581.<strong>2017</strong>.1247891. Epub 2016 Nov 28.<br />
(7) Cui F, Zan X, Li Y, Sun W, Yang Y, Ping L.: Grifola frondosa Glycoprotein GFG-3a Arrests S phase, Al¬ters Proteome, and Induces Apoptosis<br />
in Human Gastric Cancer Cells. Nutr Cancer. 2016;68(2):267-79. doi: 10.1080/01635581.2016.1134599.<br />
(8) Lin CH 1 , Chang CY 2 , Lee KR 3 , Lin HJ 4 , Lin WC 5 , Chen TH 6 , Wan L 7 .: Cold-water extracts of Grifola frondosa and its purified active fraction inhibit<br />
hepatocellular carcinoma in vitro and in vivo. Exp Biol Med (Maywood). 2016 Jul;241(13):1374-85. doi: 10.1177/1535370216640149. Epub 2016 Mar 24.<br />
(9) Wesa KM et al: Maitake mushroom extract in myelodysplastic syndromes (MDS): a phase II study. Cancer Immunol Immunother.<br />
2015 Feb;64(2):237-47. doi: 10.1007/s00262-014-1628-6. Epub 2014 Oct 29.<br />
(10) Zhao C 1 , Gao L 2 , Wang C 2 , Liu B 3 , Jin Y 4 , Xing Z 5 .: Structural characterization and an¬tiviral activity of a novel heteropolysaccharide isolated<br />
from Grifola frondosa against enter¬ovirus 71. Carbohydr Polym. 2016 Jun 25;144:382-9. doi: 10.1016/j.carbpol.2015.12.005. Epub 2015 Dec 30.
zurück. Nachstehend sollen einige wissenschaftliche Studien<br />
neueren Datums zum Cordyceps sinensis vorgestellt<br />
werden.<br />
In einer Studie aus dem Jahre 2015 wurden die Wirkung<br />
des Cordyceps auf das Immunsystem an 79 männlichen<br />
Versuchspersonen (VP) untersucht (1) . 39 der VP bekamen<br />
über einen Zeitraum von 4 Wochen täglich 1,5 Gramm<br />
Cordyceps-Pulver in Kapselform. Die 40 Kontroll-VP bekamen<br />
ein Placebo in Form von Mikrocellulose, ebenfalls<br />
in Kapseln.<br />
Vor Beginn der Studie, sowie nach zwei Wochen und nach<br />
4 Wochen wurden folgende Immunparameter bestimmt:<br />
1) Natürliche Killerzellen (NK)<br />
2) Proliferationsindex der Lymphozyten (PI)<br />
3) T-Helferzellen (Th 1) Cytokin-Cluster, bestehend<br />
aus IFN-γ, IL-12, IL-2 und TNF<br />
Die NK war nach 4 Wochen statistisch höchst signifikant<br />
auf dem p < 0,0001-Niveau erhöht, ebenso der PI statistisch<br />
höchst signifikant auf dem p < 0,0001-Niveau, Interleukin<br />
IL-2 auf dem 0,0096-Niveau und Interferon IFN-γ<br />
auf p < 0,0126 gegenüber dem Ausgangsniveau und gegenüber<br />
der Placebo Gruppe. Es wurden keine Nebenwirkungen<br />
durch Cordyceps beobachtet, so dass die Autoren<br />
der Studie zu dem Schluss kommen, dass Cordyceps auf<br />
wirksame und ungefährliche Weise das Immunsystem<br />
stärkt.<br />
Cordyceps wirkt darüber hinaus entzündungshemmend,<br />
wie eine andere Studie aus dem Jahre 2016 belegt, bei der<br />
mehrere Cerebroside, Nuleoside und Sterole aus Cordyceps<br />
isoliert werden konnten, welche verschiedene entzündungsfördernde<br />
Stoffe neutralisieren, vor allem die in den<br />
Makrophagen und Mikrogliazellen gebildete Stickstoffmonoxid-Synthase<br />
iNOS (NO-Synthase), die in großer Menge<br />
in Makrophagen als Schutz gegen Mikroorganismen gebildet<br />
wird und pro-inflammatorisch, also entzündungsauslösend<br />
wirkt 2) . Außerdem konnte in dieser Studie nachgewiesen<br />
werden, dass die ebenfalls entzündungsauslösende<br />
Cyclooxigenase-2 (Cox-2) durch Cordyceps gehemmt wird.<br />
Bereits früher konnte mit CPS-F ein anderes Polysaccharid<br />
aus Cordyceps isoliert werden, welches anti-oxidativ und<br />
damit anti-inflammatorisch, also entzündungshemmend<br />
wirkt (3) . CPS-F regt zwar die Bildung des Tumornekrosefaktors<br />
TNF-α und Monozyten-chemotaktischen Proteins<br />
MCP-1 an, aber zugleich werden mehrere entzündungsauslösende<br />
Proteine gehemmt, so dass Cordyceps als<br />
Adaptogen insgesamt keine immunsuppressive, sondern<br />
eine adaptogene, ausgleichende Wirkung auf das Immunsystem<br />
ausübt.<br />
Von klinischer Bedeutung könnte der Einsatz von Cordyceps<br />
bei der Behandlung von Asthma werden (4) : In dieser<br />
Studie wurden 120 Asthma-Patienten in 2 Gruppen<br />
aufgeteilt: 60 VP bekamen 3 Monate<br />
lang Cordyceps–Pulver in Kapselform, die<br />
anderen 60 Patienten bekamen ein gleich<br />
aussehendes Placebo.<br />
Zu Beginn und nach drei Monaten<br />
mussten die Patienten einen HR-QOL<br />
= health related quality of life- also<br />
einen Befindlichkeitsfragebogen ausfüllen.<br />
Ferner wurden Entzündungsparameter<br />
im Blut bestimmt, und<br />
zwar IgE, ferner das zu den cluster of<br />
differentiation gehörende Oberflächenantigen<br />
ICAM-1 (intercellular adhesion molecule),<br />
das Interleukin IL-4 und die matrix metallo<br />
peptidase MMP-9 als Marker für Zellabbauprozesse. Alle<br />
Werte waren in der Interventionsgruppe im Vergleich zur<br />
Kontrollgruppe erniedrigt, also verbessert als Zeichen für<br />
eine rücklaufende Erkrankung.<br />
Insgesamt kam es nicht nur objektiv zu einer Verbesserung<br />
der Entzündungen, sondern auch zu einer objektiven<br />
Verbesserung der Lungenfunktion und auch zu einer subjektiv<br />
verbesserten HR-QOL.<br />
In einer anderen Studie konnte durch Cordyceps eine<br />
günstige Wirkung des Bronchialsystems gegen Zigarettenrauch<br />
nachgewiesen werden (5) : Dazu wurden in vitro Bronchialzellen<br />
mit einem Zigarettenrauch-Extrakt behandelt<br />
und untersucht, ob die dadurch ausgelöste Schädigung<br />
der Epithelzellen durch Cordyceps wieder rückgängig gemacht<br />
werden kann.<br />
Quellen:<br />
(1) Kang HJ 1 , Baik HW 1 , Kim SJ 1 , Lee SG 2 , Ahn HY 3 , Park JS 1 , Park SJ 1 ,<br />
Jang EJ 1 , Park SW 1 , Choi JY 1 , Sung JH 1 , Lee SM 1 .: Cordyceps militaris<br />
Enhances Cell-Mediated Immunity in Healthy Korean Men. J Med Food.<br />
2015 Oct; 18(10):1164-72. doi: 10.1089/jmf.2014.3350. Epub 2015 Aug 18.<br />
(2) Chiu CP 1 , Liu SC 2 , Tang CH 2 , Chan Y 3 , El-Shazly M 4 , Lee CL 5 , Du YC,<br />
Wu TY6, Chang FR, Wu YC: Anti-inflammatory Cerebrosides from<br />
Cultivated Cordyceps militaris. J Agric Food Chem. 2016 Feb 24; 64(7):<br />
1540-8. doi: 10.1021/acs.jafc.5b05931. Epub 2016 Feb 15.<br />
(3) Wang Y 1 , Wang Y 2 , Liu D 2 , Wang W 2 , Zhao H 2 , Wang M 2 , Yin H 3 .Cordyceps<br />
sinensis polysac¬charide inhibits PDGF-BB-induced inflammation and<br />
ROS production in human mesangial cells. Carbohydr Polym. 2015 Jul 10;<br />
125:135-45. doi: 10.1016/j.carbpol.2015.02.012. Epub 2015 Feb 19.<br />
(4) Wang N 1 , Li J 2 , Huang X 1 , Chen W 1 , Chen Y 1 . Herbal Medicine Cordyceps<br />
sinensis Improves Health-Related Quality of Life in Moderate-to-Severe<br />
Asthma. Evid Based Complement Al¬ternat Med. 2016; 2016:6134593. doi:<br />
10.1155/2016/6134593. Epub 2016 Dec 5.<br />
(5) Liu A 1 , Wu J 2 , Li A 3 , Bi W 4 , Liu T 2 , Cao L 2 , Liu Y 2 , Dong L 2 .: The inhibitory<br />
mechanism of Cordyceps sinensis on cigarette smoke extract-induced<br />
senescence in human bronchial epithelial cells. Int J Chron Obstruct<br />
Pulmon Dis. 2016 Jul 28; 11:1721-31. doi: 10.2147/COPD.S107396.<br />
eCollection 2016.<br />
(6) Lee S 1 , Lee HH, Kim J, Jung J, Moon A, Jeong CS, Kang H, Cho H.<br />
Anti-tumor effect of Cordyceps militaris in HCV-infected human<br />
hepatocarcinoma 7.5 cells. J Microbiol. 2015 Jul; 53(7):468-74. doi:<br />
10.1007/s12275-015-5198-x. Epub 2015 Jun 27.<br />
(7) Lee HH 1,2 , Lee S 3,4 , Lee K 5 , Shin YS 6 , Kang H 7 , Cho H 8,9 . Anti-cancer<br />
effect of Cordyceps milita¬ris in human colorectal carcinoma RKO cells<br />
via cell cycle arrest and mitochondrial apopto¬sis. Daru. 2015 Jul 4; 23:35.<br />
doi: 10.1186/s40199-015-0117-6.<br />
44 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
Durch Zigarettenrauch wird<br />
nämlich der inzwischen am besten<br />
untersuchte, weil am häufigsten angestoßene Entzündungsmechanismus,<br />
der sogenannte „PI3K/AKT/mTOR<br />
pathway“ aktiviert. Dabei handelt es sich um eine Kaskade<br />
an intrazellulären Botenstoffen, die durch die<br />
freien Radikale, also durch den durch Zigaretten rauch ausgelösten<br />
Elek tronenmangel an gestoßen wird und Entzündungsvorgänge<br />
und vorzeitige Alterung der Zellen auslöst.<br />
In der genannten Studie konnte nachgewiesen werden,<br />
dass durch Cordyceps diese Kaskade, nämlich die durch<br />
ROS (reaktive Oxygen Species) aktivierte PI3K (Phosphoinositid-3-Kinasen),<br />
die ihrerseits AKT, also die Proteinkinasen<br />
B aktivieren, welche ihrerseits schließlich den<br />
Entzündungsauslöser mTOR (mammalian Target of Rapamycin)<br />
mit den ge<strong>web</strong>szerstörenden Folgen anstoßen,<br />
gehemmt werden.<br />
Wie andere Pilzarten auch, hat Cordyceps eine stark antitumoröse<br />
Wirkung. So konnte in einer Studie aus dem<br />
Jahre 2015 an Leberkrebszellen in vitro nachgewiesen<br />
werden, dass durch Cordyceps wichtige Marker für chronische<br />
Entzündungen und speziell Tumormarker rückläufig<br />
waren (6) . Cordyceps löste frühzeitig Apoptose der Krebszellen<br />
aus, in Übereinstimmung mit den für die Apoptose<br />
zuständigen Markern Bim, Bax, gespaltenes PARP, Caspase-3<br />
und Caspase-9.<br />
In einer anderen Studie an menschlichen Kolorektaltumoren<br />
konnte in vitro ebenfalls die tumor-hemmende<br />
Wirkung von Cordyceps bestätigt werden (7) : Die Zellvermehrung<br />
konnte durch die Gabe von 100 Mikrogramm<br />
Cordyceps pro ml um 61,67 % gebremst werden. Die Gabe<br />
von 300 Mikrogramm Cordyceps pro ml hemmte die Zellvermehrung<br />
um 66,33 %. Die Apoptose wurde durch 100<br />
Mikrogramm pro ml Cordyceps um 8,48 % vermehrt und<br />
bei 300 Mikrogramm pro ml sogar um 18.07 %. Zusammenfassend<br />
bescheinigen die Autoren der Studie der<br />
Gabe von Cordyceps eine sehr starke Cytotoxizität bei<br />
Tumorerkrankungen.<br />
4. Chaga (Inonotus obliquus)<br />
Der aus Lappland und Sibirien stammende<br />
Chaga-Pilz wird traditionsgemäß<br />
bei fast allen bekannten Erkrankungen<br />
eingesetzt. Vor allem wirkt<br />
er entzündungshemmend und adaptogen,<br />
das heißt an erhöhten körperlichen<br />
und seelischen Stress sich besser<br />
anpassend, das Lymphsystem reinigend,<br />
immunmodulierend und leberentgiftend.<br />
Deswegen wird der Chaga auch als BRM oder<br />
Biological Response Modifier bezeichnet. Je kälter die<br />
Erntegegend, umso stärker ausgeprägte Heilwirkungen<br />
konnten beobachtet werden, weil der Chaga mit zunehmend<br />
unwirtlichem Klima naturgemäß mehr Abwehrstoffe<br />
bilden muss, um sich zu schützen.<br />
Chaga enthält die stärksten antioxidativen Substanzen,<br />
weshalb er der Alterung entgegen wirkt. In tierexperimentellen<br />
Studien konnte eine signifikante Anti-Aging-Wirkung<br />
nachgewiesen werden, und die Forschung geht aufgrund<br />
dieser tierexperimentellen Studien geht davon aus, dass<br />
Chaga in derselben Weise auch beim Menschen wirksam<br />
sein dürfte.<br />
Kennzeichnend für den Chaga-Pilz ist, dass die intensive<br />
moderne Forschung laufend neue Inhaltsstoffe entdeckt,<br />
denen therapeutische Eigenschaften zugeschrieben werden:<br />
In einer Übersichtsstudie von 2013 wurden Dutzende<br />
an medizinisch aktiven Metaboliten von Chaga isoliert,<br />
welche antitumoröse Eigenschaften haben, indem sie<br />
die Zellteilung blockieren und die Apoptose, also das<br />
Selbstmordprogramm der Krebszellen, aktivieren, oder<br />
direkt das Immunsystem gegen entartete Zellen scharf<br />
stellen (1) .<br />
In einer Reihe weiterer Studien wurden immer neue, andere<br />
Inhaltsstoffe in Chaga nachgewiesen, die allesamt<br />
ebenfalls entzündungshemmend und tumorhemmend<br />
wirken (2, 3, 4, 5) .<br />
Auch konnte in einer anderen Studie eine direkte Wirkung<br />
einer Lösung von 5 Mikrogramm pro Milliliter Chaga gegen<br />
HIV nachgewiesen werden (6) , weil dieser Chaga-Extrakt<br />
in die T-Zellen eindringen kann. Das Immunsystem wird<br />
durch die in Chaga reichlich nachgewiesenen Beta-Glucane<br />
und andere immunstimulierende Polysaccharide angeregt.<br />
Die ebenfalls enthaltenen Melanine und chromogenen<br />
Komplexe können auch gegen radioaktive Strahlung<br />
schützen und alle Körperfunktionen harmonisieren.<br />
In einer weiteren Studie wurde eine tumorhemmende<br />
Wirksamkeit von Chaga-Extrakt in einer Konzentration<br />
zwischen 2,5 bis 10 Mikrogramm pro Milliliter bei einer<br />
Zellkultur von Darm-Krebszellen nachgewiesen (7) .<br />
Nutrition-Press 45
5. Shiitake (Lentinula edodes)<br />
Der Shiitake ist nach dem Champion der meist angebaute<br />
Pilz weltweit und gilt in der chinesischen Heilkunde seit<br />
Jahrhunderten als der wichtigste Heilpilz überhaupt. Er<br />
wird in der fernöstlichen Medizin bei fast allen bekannten<br />
Erkrankungen eingesetzt, vor allem bei allen entzündlichen<br />
Erkrankungen, da Shiitake als Antioxidans entzündungshemmend<br />
und immunstimulierend wirkt.<br />
In einer aktuellen Studie von Mai <strong>2017</strong> werden die biochemischen<br />
Grundlagen der entzündungshemmenden<br />
Wirkung von Lentinula edodes im Tiermodell genau beschrieben<br />
und dabei speziell die entzündungshemmende<br />
Wirkung des in diesem Heilpilz enthaltenen Lentinan<br />
gewürdigt (1) . Lentinan ist ein ß-Glucan, welches schon<br />
seit Jahren in Japan zur biologischen Krebstherapie als<br />
Immunmodulans zugelassen ist und erfolgreich eingesetzt<br />
wird, weil es antineoplastisch und das Immunsystem stärkend<br />
wirkt. Die vorliegende Studie erhellt die Biochemie<br />
der Lentinane, welche die Inflammosome aktivieren. Als<br />
Inflammosome (von lateinisch: inflammare = entzünden<br />
und griechisch soma = Körper) wird eine ganze Reihe an<br />
entzündungsauslösenden Faktoren bezeichnet, wie PI3k,<br />
MAPK, Akt und das schon seit einigen Jahren bekannte<br />
mTOR. Es konnte gezeigt werden, dass Lentinan selektiv<br />
die Entzündungswerte verhinderte.<br />
Quellen:<br />
(1) Song FQ 1 , Liu Y, Kong XS, Chang W, Song G. Progress on understanding<br />
the anticancer mechanisms of medicinal mushroom: inonotus obliquus.<br />
Asian Pac J Cancer Prev. 2013; 14(3):1571-8.<br />
(2) Ma L 1 , Chen H, Dong P, Lu X.: Anti-inflammatory and anticancer<br />
activities of extracts and compounds from the mushroom Inonotus obliquus.<br />
Food Chem. 2013 Aug 15; 139(1-4):503-8. doi: 10.1016/j.foodchem.<br />
2013.01.030. Epub 2013 Feb 1.<br />
(3) J Nat Med. 2016 Oct; 70(4):721-30. doi: 10.1007/s11418-016-1002-4.<br />
Epub 2016 May 14. Chemical constituents from Inonotus obliquus and their<br />
antitumor activities. Zhao F 1,2 , Xia G 1,3 , Chen L 1 , Zhao J 2 , Xie Z 2 , Qiu F 4,5 , Han G 6<br />
(4) Niu H 1 , Song D 1 , Mu H 1 , Zhang W 1 , Sun F 1 , Duan J: Investigation of three<br />
lignin complexes with antioxidant and immunological capacities from<br />
Inonotusobliquus. Int J Biol Macro¬mol. 2016 May; 86587-93. doi:<br />
10.1016/j.ijbiomac.2016.01.111. Epub 2016 Feb 1.<br />
(5) Chen Y 1 , Huang Y 2 , Cui Z 2 , Liu J 2 . Purification, characterization and<br />
biological activity of a novel polysaccharide from Inonotus obliquus.<br />
Int J Biol Macromol. 2015 Aug; 79:587-94. doi: 10.1016/j.ijbiomac.<br />
2015.05.016. Epub 2015 May 27.<br />
(6) Shibnev VA, Garaev TM, Finogenova MP, Kalnina LB, Nosik DN.:<br />
[Antiviral activity of aque¬ous extracts of the birch fungus Inonotus obliquus<br />
on the human immunodeficiency virus]. Vopr Virusol. 2015; 60(2):35-8.<br />
(7) Lee HS 1 , Kim EJ 2 , Kim SH 3 . Ethanol extract of Innotus obliquus (<br />
Chaga mushroom) induces G1 cell cycle arrest in HT-29 human colon<br />
cancer cells. Nutr Res Pract. 2015 Apr; 9(2):111-6. doi: 10.4162/nrp.<br />
2015.9.2.111. Epub 2015 Mar 12.<br />
Bereits früher wurde nachgewiesen, dass Lentinula edodes<br />
speziell durch seinen Vitamin-D-Gehalt entzündungshemmend<br />
wirkt (2) . Vitamin D ist bekanntlich gegen Entzündungen<br />
aller Art wirksam, weshalb dem Vitamin-D-Spiegel<br />
sowohl in der Naturheilkunde, wie auch zunehmend in der<br />
Schulmedizin besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird.<br />
Durch verschiedene Versuchsanordnungen wurde der Vitamin-D3-Gehalt<br />
von Lentinula edodes erhöht und eine lineare<br />
Zunahme der entzündungshemmenden Aktivität bei<br />
entzündlichen Lebererkrankungen nachgewiesen. Zusammenfassen<br />
empfehlen die Studienautoren den Einsatz von<br />
Lentinula als sichere Alternative bei der Behandlung von<br />
Hepatitis C (HCV) und als Immunmodulans bei nichtalkoholischer<br />
Steatohepatits.<br />
Dass Lentinula edodes selbst bei Gesunden und auch<br />
langfristig zu einer verbesserten Immunfunktion führt,<br />
konnte in einer weiteren Studie aus dem Jahre 2015<br />
nachgewiesen werden (3) : 52 gesunde Versuchspersonen<br />
beiderlei Geschlechts im Alter von 21 bis 41 Jahren wurden<br />
in zwei Gruppen aufgeteilt und bekamen über einen<br />
Zeitraum von 4 Wochen entweder 5 g oder 10 g Lentinula<br />
edodes. Vor Beginn der Studie wurde eine Blutprobe entnommen,<br />
sowie am Ende der Studie nach 4 Wochen. Es<br />
wurden mononukleare Zellen des peripheren Blutes oder<br />
PBMC = peripheral blood mononuclear cells, das heißt die<br />
für die Immunantwort wichtigen Lymphocyten und Monocyten,<br />
kultiviert und deren Zahl als Ausdruck für den<br />
Immunstatus flow-zytometrisch bestimmt.<br />
Als globaler Marker für die Aktivität des Immunsystems<br />
wurde γδ-T (Gamma-Delta-T, das ist ein immunologischer<br />
Marker, der Auskunft über die Funktionsfähigkeit der ersten<br />
Verteidigungslinie des Immunsystems gibt) bestimmt.<br />
Es ergab sich in beiden Gruppen ein hoch signifikanter<br />
Anstieg des γδ-T um 60 % (p
Ernährung | Prävention<br />
Bedeutung sind: Chemokine, Tumornekrosefaktoren<br />
(TNF), Interferone (IFN), Interleukine IL) und Koloniestimulierende<br />
Faktoren (TNF).<br />
IL-4, IL-10, TNF-α und IL-1α, also die für ein aktives Immunsystem<br />
notwendigen Werte, waren in der Therapiegruppe<br />
erhöht, also verbessert. Der MIP-1α/CCL3 (macrophage<br />
inflammatory protein 1α/Chemokine C-C ligand 3)<br />
als Entzündungsmarker war am Ende der Studie als Ausdruck<br />
einer rückläufigen Entzündungsneigung erniedrigt.<br />
Die Studienautoren kommen daher zum Ergebnis, dass<br />
Lentinula edodes zu einer verbesserten Immunfunktion<br />
führt und vor allem die auch bei gesunden jungen Erwachsenen<br />
fast immer vorhandenen latenten Entzündungen,<br />
die im Laufe des Lebens immer mehr kumulieren und<br />
schließlich in Alterskrankheiten aller Art einmünden, neutralisieren<br />
kann.<br />
Eine weitere Studie aus dem Jahre 2014 ergab, dass Lentinula<br />
edodes auch zur Schwermetallentgiftung eingesetzt<br />
werden kann (4) : Cadmium in einer künstlichen Magensaftlösung<br />
mit unterschiedlichen pH-Werten wurde Lentinula<br />
edodes zugesetzt. Bei pH-Werten zwischen 2,5 bis 6 konnte<br />
eine Adsorption von 65,12 mg Cadmium / g Magensaft<br />
nachgewiesen werden. Bei sauren pH-Werten unter<br />
2,5 konnte kaum eine Adsorption festgestellt werden. Bei<br />
einem pH-Wert von 6 wurden 84 % des in der Lösung enthaltenen<br />
Cadmiums innerhalb der ersten Minute ausgeschieden.<br />
Im Fouriertransform-Infrarotspektrometer FTIR<br />
konnte sichtbar gemacht werden, dass die Polysaccharide<br />
der Zellwand von Lentinula edodes eine schwammartige<br />
Oberflächenstruktur erzeugen, welche das Schwermetall<br />
wie ein Schwamm an sich bindet. Die Autoren kommen<br />
deshalb zu dem Ergebnis, dass Lentinula edodes zur nebenwirkungsfreien<br />
Schwermetallentgiftung geeignet ist.<br />
Autor<br />
Dr. med. habil Dr. rer. nat.<br />
Karl J. Probst<br />
Arzt für Naturheilkunde und Alternativmedizin,<br />
Naturwissenschaftler,<br />
Begründer der Rohkostbewegung in<br />
Deutschland, wissenschaftlicher<br />
Berater, Fachlicher Beirat des NEM e.V.<br />
Im Hinblick auf die inzwischen weltweit bald nicht mehr<br />
bezahlbaren Kosten der Zahnerhaltung könnte für so manchen<br />
eine Studie aus dem Jahre 2016 von Interesse sein, in<br />
der eine starke antimikrobielle Wirkung von Lentinula edodes<br />
nachgewiesen werden konnte (5) : Mehrere Inhaltsstoffe<br />
sind für diese antimikrobielle und antikariöse Wirkung<br />
verantwortlich, wie Erythritol, Opalsäure, die auch einen<br />
Bestandteil der natürlichen Harze bildet, der terpenoide<br />
Naturstoff Carvacrol, das Nukleosid Adenosin und andere,<br />
denen auch eine antikariöse Wirkung nachgesagt wird.<br />
Eine der hauptsächlichen Wirkungen dieser Wirkstoffe<br />
liegt darin, dass sie die Ausbildung des Biofilms verhindern,<br />
mit welchen sich die Mikroorganismen maskieren,<br />
indem sie sich mit dem Zahnschmelz, der zu 95 % aus<br />
Hydroylapatit besteht, verbinden. Dieser Mechanismus<br />
der Biofilme und wie man diesen Teufelskreis, der für eine<br />
Vielzahl chronischer Erkrankungen, wie Borreliose und<br />
Multipler Sklerose verantwortlich gemacht werden muss,<br />
wurde vom Verfasser in einem Beitrag in der Zeitschrift<br />
„Wandmaker aktuell“ genau beschrieben (6) .<br />
In der vorliegenden Studie konnten die Studienautoren<br />
ebenfalls nachweisen, dass Lentinula edodes die Ausbildung<br />
eines dentalen Biofilms mit dem Zahnschmelz verhindert<br />
und darüber hinaus auch die Signalübertragung der<br />
für Karies hauptverantwortlichen Streptococcus mutans<br />
unterbricht. Diese Unterbrechung ist bereits früher in<br />
verschiedenen in vitro- und in vivo-Studien nachgewiesen<br />
worden. Aus diesem Grund kann Lentinula edoddes auch<br />
gegen Zahnfleischentzündung, gegen Mykosen und gegen<br />
Virusinfekte eingesetzt werden. «<br />
Quellen:<br />
(1) Ahn H 1 , Jeon E 1 , Kim JC2, Kang SG 3 , Yoon SI 4 , Ko HJ 5 , Kim PH 3 , Lee GS 6 .: Lentinan from shii¬take selectively attenuates AIM2 and non-canonical<br />
inflammasome activation while induc¬ing pro-inflammatory cytokine production. Sci Rep. <strong>2017</strong> May 2; 7(1):1314. doi: 10.1038/s41598-017-01462-4.<br />
(2) Drori A 1 , Shabat Y 1 , Ben Ya'acov A 1 , Danay O 2 , Levanon D 2 , Zolotarov L 1 , Ilan Y 1 .:<br />
Extracts from Lentinula edodes (Shiitake) Edible Mushrooms Enriched with Vitamin D Exert an Anti-Inflammatory Hepatoprotective Effect.<br />
J Med Food. 2016 Apr; 19(4):383-9. doi: 10.1089/jmf.2015.0111. Epub 2016 Mar 30.<br />
(3) Dai X 1 , Stanilka JM 1 , Rowe CA 1 , Esteves EA 2 , Nieves C Jr 1 , Spaiser SJ 1 , Christman ´ßMC 3 , Langkamp-Henken B 1 , Percival SS 1 . :<br />
Consuming Lentinula edodes (Shiitake) Mushrooms Daily Improves Human Immunity: A Randomized Dietary Intervention in<br />
Healthy Young Adults. J Am Coll Nutr. 2015; 34(6):478-87. doi: 10.1080/07315724.2014.950391. Epub 2015 Apr 11.<br />
(4) Qiao X 1 , Huang W 2 , Bian Y 3 . Effective removal of cadmium ions from a simulated gastroin¬testinal fluid by Lentinus edodes.<br />
Int J Environ Res Public Health. 2014 Dec 1; 11(12):12486-98. doi: 10.3390/ijerph111212486<br />
(5) Avinash J 1 , Vinay S 1 , Jha K 1 , Das D 1 , Goutham BS 1 , Kumar G 1 .: The Unexplored Anticaries Po¬tential of Shiitake Mushroom.<br />
Pharmacogn Rev. 2016 Jul-Dec;10(20):100-104. doi: 10.4103/0973-7847.194039.<br />
(6) Dr. Karl Probst: Biofilme als Generalschlüssel zum Verständnis chronisch-therapieresistenter Erkrankungen. Wandmaker aktuell Nr. 2/<strong>2017</strong><br />
Fotos: ExQuisine – Fotolia (S. 39), F16 ISO100 – Fotolia (S. 41), akepong – Fotolia (S. 43), maksim masalski – Fotolia (S. 45), ExQuisine – Fotolia (S. 47)<br />
Nutrition-Press 47
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48 Nutrition-Press
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Hobbythek mit Jean Pütz und in beratender Funktion bei einer<br />
Gesundheitssendung mit Hera Lind – weiter.<br />
Beate Berg ist Heilpraktikerin. Sie führt seit mehr als 25 Jahren<br />
das Zentrum für Naturheilverfahren in Witten, mit dem Hauptaugenmerk<br />
auf orthomolekulare Medizin und Mykotherapie. Weitere<br />
Schwerpunkte ihrer Arbeit sind die klassische Homöopathie<br />
und die Akupunktur. Sie ist eine gefragte Referentin, wenn es um<br />
den Einsatz von Heilpilzen in der täglichen Praxis geht.<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Jan I. Lelley<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Jan I. Lelley ist<br />
seit über 40 Jahren ausgewiesener<br />
Wissenschaftler auf<br />
dem Gebiet der angewandten<br />
Mykologie und Professor<br />
für angewandte Pilzkunde<br />
an der Universität Bonn.<br />
Neben seinen Vorlesungen an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität<br />
in Bonn über Nutzpilze, ihre Biotechnologie<br />
und Produkte hat er sich seit mehr als 15 Jahren auf Pilze mit<br />
Heilkraft spezialisiert. Er ist Gründer und Geschäftsführer der<br />
Gesellschaft für angewandte Mykologie und Umweltstudien<br />
GmbH (GAMU) in Krefeld. Die Haupttätigkeit der Gesellschaft<br />
ist die Durchführung von Untersuchungs- und Forschungsvorhaben<br />
mit Nutzpilzen. Schwerpunkt ist die Entwicklung und<br />
Optimierung der Biotechnologie der Nutzpilze.<br />
Nutrition-Press 49
Sind die Vitamine<br />
C ( Ascorbinsäure) und E (Tocopherole)<br />
lebensnotwendig oder schädlich?<br />
als auch einer Abschwächung der Krankheitssymptome<br />
führt. Für die Aufnahme bis zu 2000 g /Tag besteht für<br />
Menschen kein gesundheitliches Risiko. Eine Hypervitaminose<br />
(Erkrankung durch Überdosierung) für Vitamin C ist<br />
nicht bekannt (6) .<br />
Ascorbinsäure wird von Pflanzen gebildet. Auch Tiere<br />
können ihren Bedarf durch Eigensynthese selbst decken.<br />
Ausgenommen sind Affen, Meerschweinchen und auch<br />
der Mensch. Ihnen fehlt das Enzym L–Gulonolacton-Oxidase,<br />
um aus der im Körper vorhandenen Glucose das<br />
Vitamin C zu synthetisieren. Dies bedeutet jedoch nicht,<br />
dass durch die fehlende Eigenproduktion kein Bedarf des<br />
Menschen an Ascorbinsäure besteht. Nein, er muss dieses<br />
Vitamin ständig mit seiner Nahrung aufnehmen. Eine<br />
der bekanntesten biologischen Funktionen von Ascorbinsäure<br />
besteht in der Verhütung von Skorbut, eine von<br />
Seefahrern früherer Jahrhunderter sehr gefürchtete Erkrankung.<br />
Bei einem massiven Vitamin C – Mangel treten<br />
bereits nach wenigen Monaten Störungen des Stoffwechsels<br />
im Bindege<strong>web</strong>e auf (mangelnde Bildung von Kollagen<br />
in Knochen, Gelenken und Blutgefäßen). Es kommt u.a. zu<br />
Zahnfleischbluten sowie Knochen- und Gelenkveränderungen.<br />
Wohl weniger bekannt ist, dass Vitamin C für die<br />
ständige Gesunderhaltung des Menschen eine erhebliche<br />
Bedeutung besitzt. So sollte eine Aufnahme von Ascorbinsäure<br />
bei einer Erkältung zwischen 50 mg und 2,0 g / Tag<br />
über 8 – 10 Tage betragen (6). Mit einer längerfristigen,<br />
täglichen Aufnahme von Ascorbinsäure kann einer Erkältung<br />
vorgebeugt werden. Diese Mengen müssten jedoch<br />
spätestens ab Erkältungsbeginn eingenommen werden,<br />
um die mit dieser Erkrankung verbundenen, unangenehmen<br />
Nebenerscheinungen zu vermeiden. Hierbei kommt<br />
es u.a. zu einem Abfall von Vitamin C vor allem in den<br />
Leukozyten und im Plasma. Vorliegende Untersuchungen<br />
deuten darauf hin, dass eine prophylaktische Aufnahme<br />
von Ascorbinsäure zur Verkürzung der Krankheitsdauer<br />
Eine weitere, wesentliche biologische Funktion der Ascorbinsäure,<br />
ist ihre Säureeinwirkung gegen die Besiedlung<br />
der Magenschleimhaut mit dem Bakterium Helicobacter<br />
pylori. Hierdurch wird die Bildung von Magengeschwüren –<br />
Magenkrebs – verhindert. Allein diese Beispiele sollten<br />
im Hinblick auf die Gesunderhaltung des Menschen für<br />
eine positive Beurteilung von Vitamin C ausreichend sein.<br />
Die höchsten Vitamin C-Gehalte besitzen Früchte (Hagebutten,<br />
schwarze Johannisbeeren) und Gemüse (Paprika,<br />
Brokkoli,Rosenkohl). Nach der Ernte, während des Transportes,<br />
der Lagerung und insbesondere während der Verarbeitung<br />
(u.a. Kochprozess) treten erhebliche Verluste<br />
auf, so dass eine tägliche, ausreichende Versorgung vielfach<br />
nicht erreicht wird.<br />
Tocopherole werden gleichfalls nur von Pflanzen gebildet.<br />
Sie sind primär Bestandteil biologischer Membranen<br />
und wirken als Antioxidantien, um Membranlipide,<br />
Lipoproteine und Depotfette vor deren Oxidation<br />
zu schützen. Auch wird im Verlauf der Zellatmung der<br />
ständig benötigte Sauerstoff nicht vollständig zu Wasser<br />
reduziert, sondern es entstehen bei diesen biologischen<br />
Abläufen auch reaktive Zwischenprodukte – freie Radikale.<br />
So unterliegen die mit der Nahrung aufgenommenen<br />
50 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
Fette, vor allem die lebenswichtigen, mehrfach ungesättigte<br />
Fettsäuren im Körper der Gefahr einer Oxidation, bei<br />
der gleichfalls Radikale gebildet werden. Dieser oxidative<br />
Vorgang wird durch Tocopherole unterbrochen.<br />
Über die Wirksamkeit von Vitamin E im Hinblick auf die<br />
Gesunderhaltung von Menschen wurde bereits 1993 in<br />
der Schriftenreihe der Nordrheinischen Akademie für<br />
ärztliche Fort- und Weiterbildung von 15 Wissenschaftlern<br />
aus den USA, Österreich, Niederlanden, Großbritannien,<br />
Kanada und Deutschland ausführlich über den gesundheitlichen<br />
Nutzen von Vitamin E als präventives Pharmaka<br />
berichtet (3) .<br />
Einer dieser Beiträge ist von Prof. Dr. H. Esterbauer (4) verfasst<br />
und trägt den Titel „Vitamin E und Arteriosklerose“.<br />
Darin wird über den Nachweis berichtet, dass ein Mangel<br />
an Vitamin E zur Umwandlung der Lipoproteine geringer<br />
Dichte (LDL) in die oxidierte Form (oLDL) führt. Dieses<br />
bildet dann Lipid beladenen Schaumzellen, die zu Arteriosklerosen<br />
führen, einer Verdickung der Intima – der inneren<br />
Schicht von Arterien, Venen, Lymphgefäßen. Letztlich<br />
kommt es durch diese (oLDL) zur Ansammlung von<br />
Schaumzellen zu entzündlichen Gefäßverschlüssen mit<br />
ihren schwerwiegenden, gesundheitlichen Folgeschäden.<br />
Radikale<br />
Seit seiner Geburt ist der Mensch Auswirkungen des Sauerstoffs<br />
der Luft und damit Oxidationsprozessen ausgesetzt,<br />
die zu erheblichen gesundheitlichen Schäden führen<br />
können. Aus dem Grunde besitzt er ein körpereigenes<br />
enzymatisches, antioxidatives Abwehrsystem (Superoxid-Dismutase<br />
, Katalase, Glutathionperoxidase). Radikale<br />
entstehen auch durch die Aufnahme mehrfach ungesättigter<br />
Fettsäuren mit der täglich Nahrung. Weiterhin werden<br />
im Zusammenhang mit der Energiegewinnung in den<br />
Mitochondrien erheblich Mengen an Radikalen gebildet,<br />
deren schädigende Wirkungen durch das Antioxidans Vitamin<br />
E verhütet werden können.<br />
Es besteht jedoch im menschlichen Körper auch die Notwendigkeit<br />
von Radikalen u.a. im Zusammenhang mit der<br />
Bildung des Schildrüsenhormons T3 aus dem pro Hormon<br />
T4. Der Überschuss des hierzu gebildete Wasserstoff-Peroxid<br />
( H2 O2) würde jedoch zu erheblichen Schäden<br />
der Schilddrüse führen, wenn er nicht durch die Selen<br />
abhängige Glutathion – Peroxidase zu Wasser reduziert<br />
wird. Entscheidend ist, dass im Körper gebildete radikale<br />
Radikale in einem Gleichgewicht zu Antioxidantien stehen.<br />
Hierzu ist auch Vitamin E erforderlich.<br />
Effektivität und Risiken der<br />
Supplementierung mit Antioxidanzien<br />
Unter diesem Titel haben Prof. Birringer und Prof. Ristow<br />
eine Publikation (Teil 1 und 2) 2011 veröffentlicht, die<br />
sich u.a. mit kardiovaskulären Erkrankungen (CVDs), Erkrankungen<br />
des Herz-Kreislauf-Systems (Bluthochdruck,<br />
Herzinfarkte, hämorrhagische Schlaganfälle, Herztod befassen.<br />
Beide kommen aufgrund von Beobachtungen über<br />
280 000 Patientenjahre zu der klaren Aussage, dass die<br />
Supplementierung mit Antioxidantien keinen positiven<br />
Einfluss darauf hat, nicht an kardiovaskulären Ereignissen<br />
zu erkranken (1) .<br />
Im Gegenteil sind sie der Auffassung, dass mehrere ihrer<br />
Studien auf negative Auswirkungen von Antioxidantien<br />
hindeuten, gerade bei den Einnahmen von hochdosiertem<br />
Vitamin E (Wo beginnt eine Hochdosierung?). Beiden<br />
Professoren waren anscheinend die von 13 namhaften<br />
europäischen und USA – Wissenschaftler bereits 1993<br />
publizierten Beiträge (3) über „Vitamin E in der modernen<br />
Medizin“ völlig unbekannt - oder?<br />
Im 2. Teil der Ausführungen von Prof. Birringer und<br />
Prof. Ristow wird u.a. herausgestellt, dass die kardiovaskuläre<br />
Gesamtmortalität (akute Koronarsyndrom, inkl.<br />
Herzinfarkt, Schlaganfall sowie kardiovaskuläre Mortalität)<br />
in einer Studie über 2,2 Mio. Patientenjahre (!), einen<br />
deutlichen positiven Effekt eines vermehrten Obst- und<br />
Gemüse – Verzehrs ergibt. „Dieser Effekt kann wahrscheinlich<br />
nicht auf den Gehalt an Antioxidantien dieser<br />
Lebensmittel zurückgeführt werden, da die Supplementierung<br />
mit Antioxidantien (in Tabletten) keinerlei positive<br />
Effekte zeigte (1) . Beide Professoren kommen letztlich zu<br />
dem Ergebnis, dass eine Supplementierung mit Antioxidantien<br />
eher schädlich ist.<br />
Versuche an Fadenwürmern<br />
durch Prof. Dr. M. Ristow<br />
Über etwa 15 Jahre befasst sich Prof. Dr. M. Ristow –<br />
ehemals an den Universität Potsdam–Rehbrücke, dann<br />
Jena und heute an der ETH - Zürich tätig, in zahlreichen<br />
Beiträgen mit der menschlichen Ernährung und deren<br />
Ergänzung durch Antioxidantien. Nach seinen Angaben<br />
lässt sich jedoch „ aus Kohortenstudien mit Antioxidantien<br />
über 10 Mio. Probandenjahre“ nicht ableiten, dass die<br />
Entstehung von Krebs durch eine Versorgung mit den Vitaminen<br />
C und E über einen gesteigerte Verzehr von Obst<br />
und Gemüse verhindert wird, nicht aber durch antioxidative<br />
Nahrungs-Ergänzungsmittel zu gewährleisten ist (1) .<br />
Damit stellt sich die Frage, aus welchen Gründen u.a. die<br />
Nutrition-Press 51
Vitamine C und E aus Obst und Gemüse besser wirksam<br />
sind als aus Nahrungsergänzungsmitteln. Sind doch diese<br />
Vitamine von Früchten und Gemüse in deren Zellen gespeichert,<br />
die zunächst aufgeschlossen – verdaut werden<br />
müssen. Bestes Beispiel ist das Carotin in rohen Möhren,<br />
das praktisch erst nach Erhitzung – Kochen – freigesetzt<br />
und damit verfügbar wird. Die Aussage von Prof. Ristow ist<br />
demnach unrichtig.<br />
Kritikpunkt solcher Studienergebnisse über mehrere Millionen<br />
Probandenjahre ist ihre mangelnde Kombinierbarkeit.<br />
Es werden hier verschiedene Studien kombiniert, die<br />
sowohl Unterschiede in der Studienqualität, in der Behandlung<br />
und der Auswahl der Studienpopulationen enthalten.<br />
So kann man sagen, dass hier „Äpfel und Birnen“<br />
verglichen werden.<br />
Exakte Ernährungsversuche sind mit einer übergroßen<br />
Zahl von Menschen jedoch nicht exakt durchführbar, weil<br />
eine ständige, genaue Erfassung der gesamten, täglich<br />
aufgenommenen Nahrung wie auch deren Inhaltsstoffe<br />
gesunden Radikalfänger“ Redaktion: Claudie Heiss<br />
Seit einigen Jahren wankt die alte Vorstellung über den<br />
bösen „antioxidativen Stress durch freie Radikale“ (2)<br />
In dieser TV-Sendung war Prof. Ristow auf dem Bildschirm<br />
zu sehen. Er wollte zeigen, wie mit einer Vollpipette Fadenwürmer<br />
gefüttert werden, die im Schnitt 18 Tage lang<br />
leben. Die enthaltene Flüssigkeit in der Pipette sollte eine<br />
Chemikalie (?) sein, die die Produktion freier Radikale der<br />
Fadenwürmer ankurbelt.<br />
Durch die „Extra–Portion Radikaler“ lebten<br />
die Nematoden nicht kürzer, sondern länger,<br />
durchschnittlich statt 18 Tage nun 21 Tage. (2) .<br />
In einem zweiten Experiment bekamen die<br />
Fadenwürmer erneut die gleiche Chemikalie,<br />
die die Radikalbildung verstärkt und zusätzlich<br />
die Vitamine C und E.<br />
Diese beiden Antioxidantien sollten die positiv<br />
wirksamen Radikale „unschädlich“ machen.<br />
hierfür notwendig wäre. Es müssten die Gehalte der zur<br />
Prüfung anstehenden Inhaltsstoffe ( z.B. Vitamine C und<br />
E) analytisch bestimmt und nicht nur nach Tabellenwerten<br />
berechnet werden. Dies führt zu erheblichen hohen technischen<br />
wie auch finanziellen Aufwendungen.<br />
Prof. Ristow folgert jedoch aus solchen Mega -Studien mit<br />
einer Vielzahl von Menschen und über viele Jahre, dass<br />
zwischen der Aufnahme von Vitamine C und E durch den<br />
Verzehr von Obst und Gemüse auf der einen Seite und auf<br />
der anderen – der Aufnahme von antioxidativ wirksamen<br />
Vitamine C und E – ein Missverhältnis (Diskrepanz) bestehe.<br />
Somit könne „nach aktuellem Stand der Wissenschaft<br />
eine Supplementierung mit Antioxidantien nicht empfohlen<br />
werden, da diese keine positive Auswirkungen auf die<br />
Gesundheit haben“ (1) .<br />
„Die Wahrheit über Vitamine“<br />
Sendung „Quarks & Co“ (WDR vom 15.04.2015)<br />
„Gute Vitamine, böse Vitamine, vom Mythos der<br />
Das Ergebnis entsprach der Vorgabe:<br />
durch die Vitamingaben (C und E) lebten die<br />
Tiere nur noch 18 Tage (2 ) .<br />
Die Verkürzung der Lebenszeit von Fadenwürmern durch<br />
die Zugabe der Vitamine C und E und damit „Ausschaltung<br />
der zugesetzten Radikale“ war für Prof. Ristow der<br />
Beweis, dass beide Vitamine letztlich auch für den Menschen<br />
schädlich sein müssen. Vor allem können Vitamin-<br />
Tabletten den Verzehrt von Obst und Gemüse nicht ersetzen,<br />
denn dieses sei offensichtlich gesundheitsfördernd,<br />
obwohl sie Antioxidantien enthalten (1) .<br />
Auch scheinen Prof. Ristow die angeführten Versuche und<br />
wissenschaftlichen Erkenntnisse mit Vitaminen E (3) unbekannt<br />
zu sein, die nicht mit Obst und Gemüse sondern mit<br />
Vitaminen (Nahrungsergänzungsmitteln) erfolgten. Eine<br />
solche Auswahl von Publikationen über die Wirksamkeit<br />
von Vitamin E liegt in der bereits angeführten Schriftenreihe<br />
der Nordrheinischen Akedemie für ärztliche Fort- und<br />
52 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
Weiterbildung der Ärztekammer von 1993 (3) vor. So sind<br />
u.a. in den Bänden „Ernährungsmedizin“ sowie „Vitamine,<br />
Spurenelemente und Mineralstoffe“ der Verlage Thieme<br />
sowie Springer umfassende Ausführungen von anerkannten<br />
Wissenschaftlern über die Funktionen und gesundheitliche<br />
Wirksamkeit der Vitamine C und E abgehandelt.<br />
Zwischen der Ernährung des Menschen<br />
und der von Nematoden bestehen jedoch<br />
erhebliche Unterschiede<br />
Die Nahrungsaufnahme des Menschen unterscheidet sich<br />
erheblich von der der Nematoden, insbesondere durch<br />
einen rel. hohen Verzehr von Fetten / Ölen (etwa 30 %) –<br />
insbesondere mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Hier<br />
besitzt das Vitamin E eine besondere Funktion, nämlich<br />
die Verhütung ihrer Oxidation. Vor allem unterliegen die<br />
lebenswichtigen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren<br />
schnellen Oxidationsprozessen.<br />
Nematoden ernähren sich jedoch einseitig von Bakterien.<br />
Diese Nahrungsaufnahme unterscheidet sich erheblich<br />
Prof. Ristow jedoch ohne Einschränkungen – 1:1 – auf den<br />
Stoffwechsel des Menschen. Eine völlige Fehlbeurteilung.<br />
Wenn Prof. Ristow jedoch glaubt, die an Menschen nachgewiesen<br />
positive Funktionen der Vitamine C und E durch<br />
Versuche an Fadenwürmern korrigieren zu können oder<br />
zu müssen und diese, seine Erkenntnisse, bereits über<br />
15 Jahre in Publikationen häufig verbreitet hat, dann ist<br />
dies eine beunruhigende Tendenz in der Wissenschaft. Unglaubhaft<br />
ist auch die Aussage von Prof. Ristow, dass Obst<br />
und Gemüse offensichtlich gesundheitsfördernd seien, ob<br />
wohl diese Antioxidantien – Vitamin C und E - enthalten (1) .<br />
„Der gesteigerte Verzehr von Obst und Gemüse kann nach<br />
der Datenlage mit insgesamt 10 Mio. Probandenjahren<br />
ohne Einschränkung befürwortet werden, und lässt sich<br />
durch antioxidative Nahrungsergänzungsmittel nicht ersetzen“,<br />
so Prof. Birringer u. Prof. Ristow (1) . «<br />
Fazit:<br />
Es gibt genügend Studien, die beweisen,<br />
dass Vitamine C und E für den Menschen wie<br />
auch Tiere lebensnotwendig sind, wie dies<br />
bereits einleitend angeführt worden ist.<br />
Fotos: M. Schuppich – Fotolia (S. 50), ExQuisine – Fotolia (S. 50),<br />
Sebastian Kaulitzki – Fotolia (S. 51),stockphoto-graf – Fotolia (S. 52)<br />
Autor<br />
Prof. Em Dr. Ing. agr. Wilhelm Hartfiel<br />
Sebastian-Kneipp-Straße 17<br />
53879 Euskirchen<br />
von der des Menschen. Aus diesen angeführten Gründen<br />
ist eine Übertragung möglicher schädlicher Wirkungen der<br />
Vitamine C und E von den Erkenntnissen an Nematoden<br />
auf den Menschen -1:1- unzulässig und damit falsch.<br />
Vitamin C und E haben nach Prof. Ristow<br />
jedoch eine schädliche Wirkung,<br />
auch für den Menschen<br />
Eine Übertragung der Untersuchungsergebnisse von<br />
Prof. Ristow an Fadenwürmern über die Wirkung der Vitamine<br />
C und E – führt zu einer völlig falschen Beurteilung der<br />
Vitamine C und E im Hinblick auf die gesundheitlichen Wirksamkeit<br />
bei Menschen wie auch Nutztieren. Die nach seinen<br />
Ergebnissen eintretende Verkürzung der Lebenszeit von<br />
Fadenwürmern um etwa 2 bzw. 3 Tage – von 21 bis etwa<br />
18 Tage – durch die Vitamine C- und E – Zulagen ist nicht<br />
auf den Menschen übertragbar, weil die Ernährung der<br />
Nematoden (Bakterien) sich grundlegend von der des<br />
Menschen unterscheidet. Diese negative Wirkung der Ascorbinsäure<br />
und Tocopherole bei Nematoden überträgt<br />
Literaturverzeichnis<br />
1) Birringer, M. u. Ristow, M., Effektivität und Risiken<br />
der Supplementierung mit Antioxidantien,<br />
Ernährungs-Umschau 2012, Teil 1 u.2, S. 10-14, 142-146<br />
2) Schultes, Eva, Gute Vitamine? Böse Vitamine,<br />
Quarks & Co Die Wahrheit über Vitamine,<br />
WDR,14.04,2015, http: www.quarks, de<br />
3) Schmidt K.-H, Wildmeister W, Vitamine in der<br />
modernen Medizin, Band 8, Schriftenreihe der<br />
Nordrheinischen Akademie für ärztliche Fort- und<br />
Weiterbildung, Ärztekammer Nordrhein, Kassenärztliche<br />
Vereinigung Nordrhein MKM Verlagsgesellschaft<br />
Lebengries / Obb.chaft<br />
4) Esterbauer, H., Vitamin E und<br />
Arteriosklerose in (3), 21 – 29<br />
5) Klein, Abbildung von Obst und Dose mit Ascorbinsäure,<br />
Titel: Vitaminpräparate steigern Diabetes - Risiko,<br />
Wissenschaftler aus Jena und Leipzig erforschen<br />
Antioxidantien, Kirchenzeitung Köln, Ausgabe 37/09<br />
vom 11.September 2009 S. 49<br />
6) Biesalski, H.-K., Köhrle J, Schümann K., Vitamine,<br />
Spurenelemente und Mineralstoffe, Thieme-Verlag 2002<br />
Nutrition-Press 53
Sango Meereskoralle –<br />
Mineralstoffwunder aus dem Meer<br />
Kennen Sie die "Insel der Hundertjährigen”? Sie liegt am Rand des ostchinesischen Meers – genauer, es ist die<br />
japanische Insel Okinawa. Die Insel befindet sich auf dem ehemaligen Korallenriff der weißen Sango Meereskoralle,<br />
welche das Trinkwasser der Insel filtert und mit unvergleichlich wertvollen Mineralstoffen und Spurenelementen in<br />
ionisierter Form anreichert. Wissenschaftliche Studien haben den Zusammenhang zwischen der langen vitalen<br />
Lebenserwartung der Bevölkerung Okinawas und dem Sango Korallenwasser belegt. 1<br />
Lebenslange Vitalität<br />
Aktiv. Produktiv. Gesund. Und das bis ins hohe Alter. Wer<br />
wünscht sich das nicht? Um dieses zu erreichen bedarf es<br />
nicht nur einer ausgewogenen Lebens- und Ernährungsweise,<br />
sondern u.a. auch einer ausreichenden Zufuhr von<br />
Mineralstoffen und Spurenelementen in richtiger Dosierung<br />
und Korrelation.<br />
Nach Ansicht des zweifachen Nobelpreisträgers Dr. Linus<br />
Pauling sollten 2/3 unserer Nahrungsaufnahme Mineralstoffe<br />
sein. Denn, so seine Aussage: “Jede Krankheit ist<br />
direkt auf einen Mineralstoffmangel zurückzuführen”. Die<br />
Sango Meereskoralle kann hier zu einer Optimierung der<br />
Mineralstoffaufnahme mehr als nur beitragen.<br />
Zusammensetzung und Inhaltsstoffe<br />
Die Sango Meereskoralle ist in ihrer Zusammensetzung<br />
einzigartig. Das weiße Korallenpulver enthält mehr als 70<br />
lebenswichtige Mineralstoffe und Spurenelemente.<br />
Korallen Calcium und Magnesium –<br />
ein höchst effektives Team.<br />
Der Anteil der Makromineralien Calcium mit ca. 20% und<br />
Magnesium von ca. 10% ist dabei besonders hoch, und<br />
liegt im optimalen Calcium-Magnesium-Verhältnis von 2:1<br />
vor. Dieses Verhältnis lässt die Mineralstoffe als Team zur<br />
absoluten Höchstleistung auflaufen, denn der Mensch<br />
resorbiert und verwertet diese beiden Mineralstoffe nur<br />
ideal im Verhältnis 2:1. 2 Hierbei zeigt sich auch der ausschlaggebende<br />
Vorteil gegenüber reinen Calcium- oder<br />
Magnesiumpräparaten, welche in falscher Dosierung<br />
sogar zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen<br />
können. 3<br />
Calcium ist zu fast 100% in menschlichen Knochen und<br />
Zähnen enthalten. Calcium sorgt für deren Mineralisierung<br />
und Stabilität; zugleich sind die Knochen unser Calciumreservoir.<br />
Darüber hinaus ist Calcium für die Aktivierung<br />
des Blutgerinnungssystems und für die Funktion<br />
jeder Körperzelle von entscheidender Bedeutung, da es<br />
die Zellmembranen stabilisiert, an der Reizübertragung im<br />
Nervensystem beteiligt ist und als Cofaktor enzymatischer<br />
Reaktionen dient.<br />
Magnesium ist an mehr als 300 enzymatischen Prozessen<br />
als Cofaktor beteiligt. Dazu zählen insbesondere auch die<br />
Enzyme, die ATP bilden oder verbrauchen. Es ist auch für<br />
die Transkription von DNA und RNA entscheidend wichtig.<br />
Ebenso für Enzyme, welche an der Synthese von Proteinen,<br />
Lipiden, Antioxidantien, Immunoglobulinen und<br />
Prostaglandinen beteiligt sind. 4 Ein niedriger Magnesiumspiegel<br />
bedeutet daher u.a. schwache Zellenergie. Zudem<br />
macht Magnesium den Körper widerstandsfähiger gegen<br />
Stress. Aufgrund der bedenklichen Bodenerschöpfung<br />
und Praktiken der konventionellen Landwirtschaft sollte<br />
jeder Magnesium supplementieren.<br />
Umso bedeutender ist die Kombination dieser Makromineralien<br />
in der Sango Meereskoralle. So versorgt bereits<br />
eine kleine Tagesdosis des Korallenpulvers von 2,4 g<br />
den Körper mit 576 mg Calcium und 266 mg Magnesium.<br />
Damit wird mehr als die Hälfte des empfohlenen täglichen<br />
Calciumbedarfs (1000 mg) und gleichzeitig fast der gesamte<br />
tägliche Magnesiumbedarf (300 – 400 mg) gedeckt. 5<br />
Die Sango Koralle beinhaltet zudem Hydroxyapatite, ein<br />
Calciumprodukt im menschlichen Körper, welches insbesondere<br />
in menschlichen Knochen (ca. 40%), Zahnbein<br />
(ca. 70%) und Zahnschmelz (ca. 95%) vorkommt. 6 7<br />
Am Beispiel der Osteoporose zeigte eine Studie aus dem<br />
Jahr 2012, dass gerade die Kombination der Mineralstoffe<br />
in der Koralle einen positiven gesundheitlichen Effekt bewirken<br />
kann. So konnte die Studie zeigen, dass das Korallencalcium<br />
zusammen mit Zeolith dem Knochendichteverlust<br />
bei Frauen in der Menopause vorbeugen kann. 8<br />
Weitere wertvolle Mineralstoffe<br />
und Spurenelemente.<br />
• Eisen – als essentielles Spurenelement für<br />
Sauerstofftransport, Blutbildung und<br />
Immunsystem unverzichtbar.<br />
• Chrom – wichtig für den Stoffwechsel von<br />
Kohlenhydraten und Fetten; positiver Einfluss auf<br />
Cholesterin- und Blutzuckerspiegel.<br />
• Silizium – für gesunde Haut, Haare,<br />
Nägel, Knochen und Gelenke.<br />
54 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
• Jod - lebenswichtig für die Bildung von<br />
Schilddrüsenhormonen; für den Stoffwechsel<br />
von Kohlenhydraten, Fetten und Eiweiß.<br />
• darüber hinaus u.a. Bor, Cäsium, Germanium,<br />
Kalium, Kobalt, Kupfer, Lithium, Mangan,<br />
Molybdän, Natrium, Nickel, Selen,<br />
Vanadium, Wismut, Zink, Zinn.<br />
Eigenschaften<br />
Bei all den vorbenannten positiven Eigenschaften verwundert<br />
es nicht, dass die Sango Meereskoralle als “Wunderwasser”<br />
oder “Milch der Hundertjährigen” bezeichnet<br />
wird. Sie liefert eben nicht nur die wichtigen Mineralstoffe<br />
Calcium und Magnesium in dem für den menschlichen<br />
Körper idealen Verhältnis 2:1; darüber hinaus liefert sie<br />
über 70 weitere Mineralien und Spurenelemente und zwar<br />
in einer Kombination, welche der des menschlichen Körpers<br />
ähnlich ist.<br />
Die Ähnlichkeit mit dem Aufbau menschlicher Knochen<br />
ist sogar derart groß, dass die Sango Meereskoralle als<br />
Kochenersatzmaterial hervorragend eingesetzt werden<br />
kann. Insbesondere bei Zahnimplantaten kann die Sango<br />
Meereskoralle fehlende Knochensubstanz im Kieferknochen<br />
ersetzen. Unverträglichkeiten sind dabei ausgeschlossen,<br />
zumal Studien zeigten, dass das körpereigene<br />
menschliche Knochenge<strong>web</strong>e das Knochenimplantat aus<br />
der Koralle langsam resorbiert und durch im weiteren Verlauf<br />
durch neues Knochenge<strong>web</strong>e ersetzt. 9 10<br />
Hohe Bioverfügbarkeit<br />
Der “menschlichste Mineralstoffvorrat der Welt” 11 besitzt<br />
aber noch eine weitere außergewöhnliche Eigenschaft.<br />
Die Sango Meereskoralle hat eine verblüffend schnelle<br />
und hohe Bioverfügbarkeit im menschlichen Organismus.<br />
gesundheitlichen Problemen führen. Die Übersäuerung<br />
des Körpers beschleunigt das Altern und greift die Mineralstoffreserven,<br />
insbesondere das Calciumreservoir in<br />
den Knochen an. Denn der Körper verwendet das basische<br />
Knochencalcium zur Säureneutralisierung. Eine dauerhafte<br />
Übersäuerung sollte daher unbedingt vermieden werden,<br />
wobei u.a. eine Supplementierung mit Sango Meereskorallenpulver<br />
helfen kann. Durch die ionisierte Form<br />
von Mineralstoffen und Spurenelementen in der Sango<br />
Meereskorallen können Mineralstoffreserven aufgebaut<br />
werden, welche einen dauerhaften Säureausgleich bewirken.<br />
14 Der Körper verwendet so anstatt des körpereigenen<br />
Knochencalciums, das Korallencalcium zur Säureneutralisierung.<br />
Die Mineralienüberschüsse können vom Körper<br />
zur Remineralisierung von Zähnen, Knochen und Gelenken<br />
verwendet werden; Haut, Haare, Nägel und das Bindege<strong>web</strong>e<br />
können stabilisiert werden. Mit anderen Worten: Die<br />
Sango Meereskoralle ist ein natürliches Basenpulver. Das<br />
Problem einer Übersäuerung des Körpers kann mit der<br />
Sango Meereskoralle dauerhaft gelöst werden.<br />
Landkorallen besitzen die hervorragenden<br />
Eigenschaften nicht im selben Umfang.<br />
Es ist für die Erhaltung der hervorragenden Eigenschaften<br />
von ausschlaggebender Bedeutung, dass die Sango Koralle<br />
aus dem Meer stammt und nicht vom Land gewonnen<br />
wurde. Die Landkoralle ist Witterungs- und Umwelteinflüssen<br />
ausgesetzt; wertvolle Mineralstoffe wurden durch Regen<br />
ausgewaschen oder verschmutzt. Sie weist nicht das<br />
optimale Verhältnis von Calcium und Magnesium 2:1 auf<br />
und verfügt auch nicht über die Ionisierungspotenz. Folglich<br />
fehlt ihr auch die entsprechende Bioverfügbarkeit.<br />
100% Reinheit aus dem Meer ist zwingend erforderlich.<br />
Das Geheimnis liegt darin, dass die Mineralstoffe und<br />
Spurenelemente der Sango Meereskoralle in ionisierter<br />
Form vorliegen. D.h. die Mineralstoffe liegen in der kleinsten<br />
ungebundenen Form vor und können so nach der Einnahme<br />
sehr leicht ins Blut gelangen sowie die Zellwände<br />
und die Darmschleimhaut durchdringen. 12 Das enthaltene<br />
Korallen-Calcium soll sogar in nur 20 Minuten im Blut verfügbar<br />
sein, und zwar mit einer Bioverfügbarkeit von ca.<br />
90%. 13 Dies schlägt herkömmliche Calciumpräparate aus<br />
Carbonatverbindungen um Längen, welche idR. nur zu 20<br />
bis 40% vom Körper resorbiert werden können.<br />
Natürliches Basenpulver<br />
Die ionisierte Form der Mineralstoffe beinhaltet zudem<br />
den Vorteil – insbesondere in Bezug auf Calcium – dass<br />
sie im menschlichen Körper alkalisch wirken und so einer<br />
Übersäuerung im Körper entgegenwirken bzw. zur Entsäuerung<br />
des Organismus aktiv beitragen.<br />
Ein unausgeglichener Säure-Basen-Haushalt, welcher sich<br />
in den sauren Bereich verschoben hat, kann zu ernsthaften<br />
Nutrition-Press 55
Abhängig von Alter, pH-Wert des Blutes, Krankheiten und<br />
Lebensweise kann eine Nahrungsergänzung mit Sango<br />
Meereskoralle mittels einer Dosis von dreimal täglich 500<br />
mg (Erhaltungsdosis, kein oder kaum Mineralstoffmangel)<br />
bis 1.500 mg (deutlicher Mineralstoffmangel) erfolgen. 18<br />
Verwendung<br />
Die Sango Meereskoralle kann aufgrund ihrer hervorragenden<br />
ganzheitlichen Eigenschaften in vielfältiger Weise<br />
Verwendung finden. Hierbei ist u.a. zu nennen:<br />
• Zur Remineralisierung des Körpers, z.B.<br />
im Rahmen einer Heilfasten- oder Basenkur.<br />
• Zum Entgiften, z.B. im Rahmen<br />
eines Darmreinigungsprogramms.<br />
• Gegen Bluthochdruck. 15<br />
• Gegen Diabetes. 16<br />
• Gegen Sodbrennen und Verdauungsbeschwerden.<br />
• Zur Entspannung und gegen Nervosität und Angst. 17<br />
Quellen:<br />
1 The Okinawa Centenarian Study; http://www.okicent.org/study.html<br />
2 https://www.zentrum-der-gesundheit.de/sango-koralle-calcium.html<br />
3 Straub DA Calcium supplementation in clinical practice: a review of forms,<br />
doses, and indications. Nutr Clin Pract. (2007); Reid IR, Bristow SM,<br />
Bolland MJ Calcium supplements: benefits and risks. J Intern Med. (2015).<br />
4 Watson RR et al. Magnesium in human health and disease. Humana Press,<br />
2013.<br />
5 https://www.zentrum-der-gesundheit.de/sango-koralle-calcium.html<br />
6 J. Hu et al. Production and analysis of hydroxyapatite from Australian corals<br />
via hydrothermal process. Journal of Materials Science Letters. (2001)<br />
7 https://de.wikipedia.org/wiki/Hydroxylapatit#Vorkommen_in_Lebewesen<br />
8 Banu J et al., "Dietary coral calcium and zeolite protects bone in a mouse<br />
model for postmenopausal bone loss"Nutr Res. 2012 Dec;32(12):965-75.<br />
9 Guillemin G et al.,"Comparison of coral resorption and bone apposition<br />
with two natural corals of different porosities." J Biomed Mater Res.<br />
1989 Jul;23(7):765-79.<br />
10 Soost F et al.,"Natural coral calcium carbonate as alternative substitute in<br />
bone defects of the skull." Mund Kiefer Gesichtschir. 1998 Mar;2(2):96-100.<br />
11 http://www.gesundheitsinstitut-deutschland.de/sango-meeres-koralle/<br />
12 Ishitani K et al.,"Calcium absorption from the ingestion of coral-derived<br />
calcium by humans." J Nutr Sci Vitaminol (Tokyo). 1999 Oct;45(5):509-17.<br />
13 Dr. Reinhard Danne, “Sango Meeres Korallen”.<br />
14 http://sango-meeres-koralle.info/<br />
15 Ishitani K, a.a.O.<br />
16 Ishitani K, a.a.O.<br />
17 Holt Stephen, “Natures Benefit From Coral Calcium” 2001.<br />
18 http://sango-meeres-koralle.info/einnahme-und-dosierung-der-sangomeeres-koralle<br />
19 Dr. Reinhard Danne.<br />
Die Aufnahme kann unterschiedlich erfolgen:<br />
• in Pulverform, welches in ausreichend Wasser<br />
(ggf. mit Zitrone zur weiteren Verbesserung<br />
der Bioverfügbarkeit) gerührt wird.<br />
• mittels leicht schluckbarer und einfach<br />
zu dosierender Kapseln.<br />
• mittels gut kaubarer Tabletten.<br />
Wichtig sind jedoch stets die Zufuhr von<br />
ausreichend stillem Wasser sowie die Verteilung<br />
der Dosierung über den Tag. So kann eine<br />
ausreichende Aufnahme sichergestellt werden.<br />
Nebenwirkungen<br />
Keine. Abgesehen von sog. “Erstverschlimmerungsbeschwerden”<br />
während der Entgiftung des Körpers in Folge<br />
der heilenden Wirkung der Sango Meereskoralle. 19 «<br />
Fazit<br />
Gibt es das Mineralstoffpräparat für eine optimale Nahrungsergänzung?<br />
Wenn man die Frage mit ja beantworten<br />
möchte, so kommt die Sango Meereskoralle dem am<br />
nächsten. Die Sango Meereskoralle ist natürlich, ganzheitlich,<br />
basisch und optimal resorbierbar. Sie liefert Calcium<br />
und Magnesium im optimalen Verhältnis 2:1, und zudem<br />
mehr als 70 Spurenelemente in ionisierter Form. Sie wird<br />
damit zu Recht als Mineralstoffwunder bezeichnet. Ihre<br />
regelmäßige Einnahme schützt uns vor Zivilisationskrankheiten<br />
wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes,<br />
Bluthochdruck oder Osteoporose. Ein Wundermittel gegen<br />
das Altern?! Die Menschen auf der japanischen Insel<br />
Okinawa sind der lebender Beweis dafür.<br />
Fotos: Sam D'Cruz – Fotolia (S. 54), arbalest – Fotolia (S. 55),<br />
arbalest – Fotolia (S. 56)<br />
Autor<br />
Jürgen Langhals<br />
Geschäftsführer der BAFOXX UG<br />
in Münster/Westf.<br />
Sozius der Kanzlei TLS<br />
Rechtsanwälte in Recklinghausen<br />
56 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
Heimliche Gesundheitsexperten –<br />
Sekundäre Pflanzenstoffe<br />
Sekundäre Pflanzenstoffe helfen Pflanzen, sich<br />
an ihre Umwelt anzupassen. Sie wehren zum<br />
Beispiel Fressfeinde ab, schützen vor Sonne,<br />
Regen oder Pilzbefall, wirken als Wachstumsregulatoren<br />
und dienen darüber hinaus als<br />
Geschmacks-, Duft- oder Farbstoff. Sie helfen<br />
jedoch nicht nur der Pflanze, sondern haben<br />
auch Effekte auf die Gesundheit des Menschen.<br />
Er profitiert durch den Verzehr von<br />
Pflanzen, also von Obst, Gemüse, Nüssen,<br />
Pilzen oder Kräutern von diesen Effekten.<br />
Die Effekte sind vielfältig und können sowohl<br />
heilend als auch prophylaktisch gegenüber<br />
verschiedenen Krankheiten sein. So ist es zum<br />
Beispiel allgemein bekannt, dass Resveratrol<br />
ein Pflanzenstoff ist, der in Himbeeren, Kakaobohnen<br />
und vor allem in roten Weintrauben<br />
steckt. Er schützt nicht nur die Pflanze, sondern<br />
wirkt auch antioxidativ auf menschliche Zellen.<br />
Der Mix macht‘s<br />
Die Beschäftigung mit sekundären Pflanzenstoffen und<br />
ihrer möglichen oder tatsächlichen Wirkung auf die Gesundheit<br />
des Menschen ist ein großes und sich schnell<br />
entwickelndes wissenschaftliches Feld. In den letzten Jahren<br />
wurden zahlreiche Studien – z. B. epidemiologische<br />
Studien – veröffentlicht, die klare Hinweise zeigen, dass<br />
es einen Zusammenhang zwischen Gesundheit und Ernährung<br />
gibt und dass sekundäre Pflanzenstoffe eine wichtige<br />
Rolle für die gesunde Ernährung spielen. Wenngleich<br />
in vielen dieser Studien (noch) nicht klar herausgearbei-<br />
tet werden kann, welche sekundären Pflanzenstoffe den<br />
größten Einfluss auf die menschliche Gesundheit haben,<br />
wird immer wieder bestätigt, dass sekundäre Pflanzenstoffe<br />
ihre Wirkung gerade wegen ihres komplexen Gefüges<br />
entfalten. Sie wirken also nicht isoliert sondern im<br />
Verbund miteinander.<br />
Erforschung kostenintensiv<br />
Dies ist Segen und Fluch zugleich, wenn es um die wissenschaftliche<br />
Anerkennung der Studien geht. Denn Kritiker<br />
fragen oft nach der Evidenz von bestimmten, singulären<br />
Stoffen, die isoliert in der Natur nicht vorkommen. Aufgrund<br />
ihrer chemischen Struktur und funktionellen Eigenschaften<br />
werden die sekundären Pflanzenstoffe in verschiedene<br />
Gruppen eingeteilt: darunter z.B. Polyphenole,<br />
Flavonoide, Stilbene, Glucosinolate, Monoterpene, Saponine<br />
etc. Innerhalb jeder dieser Stoffgruppen finden sich<br />
wiederum vielfältig modulierte chemische Strukturen,<br />
wobei geringe Strukturunterschiede oft mit unterschiedlichen<br />
Wirkungen einher gehen.<br />
<br />
Wollte man zu singulären Stoffen medizinische Studien<br />
anstellen, wären diese außerordentlich umfangreich und<br />
kostenintensiv. Da pharmazeutische Unternehmen in der<br />
Regel nicht erwarten, dass sich nennenswerte Gewinne<br />
mit den Inhaltsstoffen von Pflanzen erzielen lassen, sind<br />
diese häufig nicht bereit, solch umfangreiche Studien zu<br />
sekundären Pflanzenstoffen zu finanzieren.<br />
Naturheilkunde im Trend<br />
Dennoch verzeichnet die Medizin seit Jahren einen Trend<br />
in Richtung einer verstärkten Integration von Naturheilverfahren.<br />
Denn auf diese Weise können die Nebenwirkungen<br />
herkömmlicher Therapien reduziert werden, was<br />
insbesondere für Allergiker und chronisch Kranke wertvoll<br />
ist. Das 2010 gegründete Centre for Organismal Studies<br />
Nutrition-Press 57
(COS) Heidelberg beschäftigt sich beispielsweise unter<br />
anderem mit der Erforschung sekundärer Pflanzenstoffe.<br />
Am dortigen Institut für organismische Biologie versucht<br />
ein internationales Forscherteam unter der Leitung von<br />
Professor Dr. Thomas Rausch herauszufinden, wie ganz<br />
bestimmte Pflanzen die Bildung von sekundären Pflanzenstoffen<br />
steuern. Hier hat jede Pflanzenart ihren eigenen<br />
Mix und ihre Strategie. Ziel des Forscherteams ist es,<br />
Wege zu finden, die Pflanze in ihrem Wachstum – ohne<br />
genetische Veränderung, sondern zum Beispiel durch Modulation<br />
von Stressfaktoren wie Licht oder Temperatur –<br />
so zu beeinflussen, dass sie von den für den Menschen<br />
nützlichen sekundären Pflanzenstoffen möglichst viel<br />
produziert.<br />
Nutzen im Alltag<br />
Was bedeuten diese Erkenntnisse nun für die Ernährung<br />
im Alltag? Auf den Speiseplan gehören täglich möglichst<br />
viele, unterschiedliche, heimische und saisonale Obstund<br />
Gemüsesorten. Diese sollten als ganze Einheit und<br />
möglichst frisch verspeist werden. So sollte ein Apfel zum<br />
Beispiel mit Schale und Gehäuse gegessen werden. Voraussetzung<br />
dafür ist, dass die Schale unbehandelt ist, also<br />
der Apfel etwa aus dem Bio-Angebot eines Supermarktes<br />
gekauft wurde. Bei der Aufbewahrung und Lagerung von<br />
Obst und Gemüse sollten spezielle Anfälligkeiten berücksichtigt<br />
werden, um Nährstoffe und Geschmack nicht zu<br />
verlieren. Kälteempfindlich sind beispielsweise Südfrüchte,<br />
Gurken oder Kartoffeln. Statt im Kühlschrank<br />
lagern diese am besten in schattigen und luftigen<br />
Lager- oder Kellerräumen. Auch Tomaten mögen<br />
es nicht zu kalt, im Kühlschrank werden sie<br />
hart und verlieren ihr Aroma. Außerdem<br />
sind Tomaten eher Einzelgänger, genau<br />
wie Äpfel oder Aprikosen geben<br />
sie bei der Lagerung nämlich<br />
Ethylen ab, welches ihre Nachbarn<br />
schneller reifen und somit<br />
auch schneller altern lässt. Deswegen<br />
Obst und Gemüse wenn möglich<br />
getrennt lagern, in verschließbaren<br />
Behältern aufbewahren oder in feuchte Tücher<br />
wickeln. Besonders lichtempfindlich bei der Lagerung<br />
sind die Vitamine A und E sowie B-Vitamine<br />
wie Vitamin B1, B2 oder B12. Vitamin C hingegen<br />
ist sehr anfällig für Sauerstoff, da es schnell oxidiert.<br />
Nahrungsergänzungsmittel<br />
Für Menschen, die keine Zeit finden, sich täglich mit frischem<br />
Obst und Gemüse zu versorgen, bleibt die Möglichkeit,<br />
sich mit Nahrungsergänzungsmitteln zu behelfen.<br />
Hier gibt es Anbieter mit hochwirksamen Produkten, deren<br />
Rezepturen aus erlesenen natürlichen Inhaltsstoffen<br />
bestehen. Die Erkenntnisse der Forschung, dass sekundäre<br />
Pflanzenstoffe ihre Wirkung auf die menschliche<br />
Gesundheit besonders dann entfalten, wenn sie in ihrer<br />
natürlichen komplexen Zusammenstellung verbleiben,<br />
erleichtert hier die Auswahl. Denn Wissenschaftler wie<br />
Prof. Dr. Thomas Rausch empfehlen, die Verwendung von<br />
ganzen Pflanzen anstelle von isolierten, einzelnen Inhaltsstoffen.<br />
Isolierte Inhaltsstoffe sind häufig zu hoch dosiert<br />
oder können vom menschlichen Körper gar nicht verwertet<br />
werden. Werden für die Herstellung von Nahrungsergänzungsmitteln<br />
hingegen ganze Früchte, Pilze, Kräuter,<br />
etc. verwendet, stehen die Chancen gut, dass dem Körper<br />
damit auch die gewünschte komplexe Wirkungsweise<br />
sämtlicher, darin enthaltener, sekundärer Pflanzenstoffe<br />
zugute kommt. «<br />
Videos Prof. Dr. Thomas Rausch, Leiter Forschungsgruppe<br />
„Molekulare Physiologie der Pflanzen“ am Centre for Organismal<br />
Studies Heidelberg an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg<br />
Autorin<br />
Daniela Lipgens<br />
Geschäftsführerin<br />
hajoona GmbH<br />
Kontakt<br />
hajoona GmbH<br />
Fotos: Natika – Fotolia (S. 57), yurakp – Fotolia (S. 58)<br />
58 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
Nahrungsergänzungsmittel<br />
senken Gesundheitskosten<br />
Knochenbrüche. Kalzium und<br />
Vitamin D jedoch stärken<br />
die Knochen. Daher könnte<br />
eine breite Verwendung der<br />
genannten Nahrungsergänzungsmittel<br />
diese Probleme<br />
vor beugen.<br />
Klingt komisch – ist aber so<br />
Langenaltheim, 16.05.<strong>2017</strong> (lifePR) – Laut einer Studie<br />
des BLL könnte eine verbesserte Verwendung von hochwertigen<br />
Nahrungsergänzungsmitteln dazu führen, dass<br />
weniger Menschen erkranken und an Mängel leiden. Die<br />
Behandlungen dafür liegen derzeit im Bereich von 1,09<br />
Milliarden Euro. Diese Kosten könnten im Gesundheitsbereich<br />
eingespart werden. Vor allem Kalzium und Vitamin<br />
D sollten von Verbrauchern regelmäßig in entsprechender<br />
Menge eingenommen werden. Worauf Sie dabei achten<br />
sollten und warum es nicht ratsam ist, gerade diese Stoffe<br />
einfach so einzunehmen, erfahren Sie heute hier.<br />
Kalzium und Vitamin D – warum gerade sie?<br />
Man würde ja normalerweise davon ausgehen, dass gerade<br />
Vitamin C, oder ähnliche Stoffe, welche das Immunsystem<br />
stärken können, empfohlen werden. Aber die Gesundheitsexperten<br />
sagen jetzt, dass Vitamin D und Kalzium in<br />
zu geringer Menge von Menschen im Alltag aufgenommen<br />
wird. Daher wird empfohlen, je nach Bedarf, die Menge<br />
entsprechend über hochwertige Nahrungsergänzungsmittel<br />
auszugleichen. Doch warum ausgerechnet diese beiden<br />
Stoffe? Der Grund hierfür ist recht einfach erklärt und<br />
erstaunt gleichermaßen. Das Problem, welches so hohe<br />
Gesundheitskosten verursacht sind Osteoporose bedingte<br />
Studie zeigt Nutzen für<br />
die Gesellschaft auf<br />
Laut dem Bund für Lebensmittelrecht<br />
und Lebensmittelkunde<br />
(BLL) sagt die Studie viel<br />
darüber auf, dass hochwertige<br />
Nahrungsergänzungsmittel<br />
nicht nur jedem Einzelnen helfen<br />
können. Sie haben auch<br />
einen Einfluss auf das gesellschaftliche<br />
Leben und Miteinander.<br />
Auch sagen die Verantwortlichen<br />
ganz klar, dass sich<br />
die Denkweise der Bevölkerung<br />
verändern sollte. Der Weg sollte vom Gedanken des<br />
„Reparierens“ weggehen und hin zu einer gezielten Vorsorge.<br />
Laut den Experten sollen die Ergebnisse zeigen, dass<br />
Nahrungsergänzungsmittel einen Beitrag leisten können,<br />
um eine ausgewogene Ernährung zu unterstützen. Ernährungsexperten<br />
wissen dies schon seit einiger Zeit. Immer<br />
wieder werden Nahrungsergänzungsmittel als Placebo abgetan,<br />
doch wirklich hochwertige Produkte können in der<br />
Tat einen Beitrag zur eigenen Gesundheit leisten.<br />
Vorbeugen anstelle kurieren<br />
Im Grunde wünscht sich ja jeder ein gesundes Leben.<br />
Doch leider vergessen viele dabei, dass hierfür nicht der<br />
Arzt sorgt, sondern die beste Medizin es ist: Nicht krank<br />
zu werden. Dies gelingt aber in vielen Bereichen tatsächlich<br />
nur durch ergriffene Maßnahmen zur Vorbeugung. In<br />
Deutschland gäbe es jedes Jahr ca. 213.000 Frakturen,<br />
welche auf Osteoporose zurückzuführen seien. 32.000<br />
davon könnten durch entsprechende Vorbeugung verhindert<br />
werden. «<br />
Autorin<br />
Leoni-Daniela Unfried PR<br />
Kontakt & weitere Informationen:<br />
DecouVie GmbH<br />
Bräugasse 2 • D 91799 Rehlingen<br />
Tel: +49 9142 96880 • Email: info@decouvie.com<br />
Quelle: https://www.bll.de/de/lebensmittel/aktuell/<strong>2017</strong>0313-hccs-einsparung-gesundheitssystem-milliarde-osteoporose-knochenbrueche<br />
Foto: photocrew – Fotolia (S. 59)<br />
Nutrition-Press 59
Neues<br />
Testverfahren für<br />
Anti Aging-<br />
Substanzen: AGEs<br />
Einer der wesentlichen Treiber des Alterungsprozesses<br />
(Neudeutsch „Aging“) ist die kontinuierliche<br />
Ablagerung im Körper von verklebten Zucker- und<br />
Proteinresten, die der Körper mit seinen eigenen<br />
Enzymen nicht mehr abbauen und beseitigen<br />
kann 1 , 2 . Sie lagern sich in den Adern, den Zellen<br />
und an vielen anderen Stellen ab. Diese verklebten<br />
Zucker- und Proteinreste werden Advanced Glycation<br />
Endproducts („AGEs“) genannt. Ein alter Körper<br />
unterscheidet sich von einem jungen Körper insbesondere<br />
dadurch, dass sich an vielen Stellen AGEs<br />
angesammelt und abgelagert haben.<br />
Gibt es Stoffe (Pflanzenextrakte, chemische Einzelmoleküle,<br />
Enzyme), die man z.B. mit Nahrungsergänzungsmitteln<br />
dem Körper zuführen<br />
kann, um dem Körper zu helfen, den Aufbau dieser<br />
AGEs zu verlangsamen oder gar diese AGEs abzubauen?<br />
Es werden derzeit solche Stoffe diskutiert, z.B. die im<br />
Kaffee enthaltene Chlorogensäure.<br />
Ob diese Stoffe ihre AGEs-reduzierende Zielfunktion erfüllen<br />
oder nicht, lässt sich wissenschaftlich am über-<br />
zeugendsten durch in-vivo-Interventionsversuche zeigen:<br />
„Man gebe einer Gruppe von Probanden 40 Jahre lang den<br />
Kandidatenstoff (Zielstoff) und gebe einer gleich großen<br />
Kontrollgruppe von Probanden 40 Jahre lang ein Placebo<br />
und schaue dann, ob sich die Probandengruppen bezüglich<br />
der Menge der angesammelten AGEs unterscheiden“<br />
(Bestimmung „in-vivo“). Da eine solche Studie in der Praxis<br />
nicht abgewartet werden kann und auch schwer bezahlbar<br />
ist, müssen andere Wege gesucht werden, um die<br />
Wirkung von Anti-AGEs-Stoffen zu untersuchen.<br />
Der Versuchsaufbau, welcher dem oben geschilderten<br />
Ideal-in-vivo-Versuch am nächsten kommt, ist die<br />
Unterteilung in zwei Einzelfragen:<br />
• Frage 1. Gelangt der Zielstoff, wenn ich ihn oral<br />
zuführen möchte, überhaupt ins Blut<br />
(=Bioverfügbarkeit Magen/Darm zu Blut)?<br />
• Frage 2. Wenn menschliche Organzellen oder<br />
extrazellulare Strukturen über das Blut mit dem<br />
Zielstoff beaufschlagt werden, bilden sie dann mehr,<br />
gleich viel oder weniger AGEs aus?<br />
60 Nutrition-Press
Ernährung | Prävention<br />
Während Frage 1 sich relativ leicht und auch zu tragbaren<br />
Kosten mit Probanden-Versuchen klären lässt, ist Frage 2<br />
schwerer zu beantworten.<br />
Im Rahmen eines vom Bundeswirtschaftsministerium<br />
geförderten Entwicklungs-Projektes ZF4226901SK6 3<br />
entwickelt Institut Kurz GmbH 4 ein Werkzeug zur<br />
Beantwortung genau dieser Frage. Das Werkzeug<br />
besteht aus fünf Schritten:<br />
• Schritt 1: Klar definierte und jederzeit quantitativ<br />
wiederholbare Erzeugung von AGEs an/in<br />
Zellkolonien (in-vitro) von menschlichen<br />
Organzellen (Haut-, Leber-, Muskel-Zellen etc.);<br />
• Schritt 2: Messung einer repräsentativen Gruppe<br />
von AGEs, die aus Schritt 1 gewonnen wurden,<br />
mit verschiedenen Messmethoden;<br />
• Schritt 3: Wiederholung des Schrittes 1, diesmal<br />
aber unter Zugabe einer physiologisch sinnvollen<br />
Konzentration des „Zielstoffes“ (also des Stoffes, den<br />
man auf seine Anti-AGEs-Wirkung untersuchen will);<br />
• Schritt 4: Wiederholung der Messschritte gemäß<br />
Schritt 2, diesmal jedoch an den Zellen<br />
nach Schritt 3;<br />
• Schritt 5: Vergleich der gemessenen<br />
AGEs-Konzentrationen von Schritt 2<br />
mit denen von Schritt 4.<br />
Es ist Institut Kurz GmbH in Verlaufe des<br />
Entwicklungsprojektes inzwischen gelungen, sowohl<br />
• Wege zur definierten, um die quantitativ wiederholbare<br />
Erzeugung von AGEs an/in menschlichen Organzellen<br />
darzustellen (Weltneuheit!), als auch<br />
• Wege zur Messung einer Gruppe von daraus<br />
erzeugten AGEs zu finden.<br />
Im weiteren Verlaufe diese Entwicklungsprojektes werden<br />
noch weitere Varianten durchgetestet und weitere Verifikationen<br />
durchgeführt, sowie Beispiel-Zielstoffe ausprobiert<br />
und dokumentiert. Solche Beispielzielstoffe werden<br />
sich dann auch eignen, um als Nahrungsergänzungsmittel<br />
eingesetzt zu werden. «<br />
Wer aus der Leserschaft des NEM-Info<br />
solche Ziel-Kandidatenstoffe zur<br />
Reduktion der AGEs ausprobieren<br />
lassen möchte, ist eingeladen, mit<br />
Institut Kurz GmbH Kontakt aufzunehmen.<br />
Mit diesem Vorgehen wird es also<br />
möglich, die Wirkung eines Zielstoffes<br />
auf die vermehrte oder verminderte<br />
Produktion von AGEs an oder<br />
in Zellen menschlicher Organe zu<br />
messen. Eine solche Aussage kommt<br />
einem jahrelangen in-vivo-Versuch schon<br />
recht nahe. Eine solche Aussage war bisher<br />
mangels des oben beschriebenen „Werkzeuges“ nicht<br />
möglich.<br />
Literatur:<br />
1 Cross-Linking of the Extracellular Matrix by the Maillard<br />
Reaction in Aging and Diabetes An Update on “a Puzzle Nearing<br />
Resolution” VINCENT M. MONNIER, GEORGIAN T. MUSTATA,<br />
KLAUS L. BIEMEL, OLIVER REIHL, MARCUS O. LEDERER,<br />
DAI ZHENYU,AND DAVID R. SELL<br />
2 Genetic variability in the RAGE gene: Possible implications<br />
for nutrigenetics, nutrigenomics, and understanding the<br />
susceptibility to diabetic complications. Katerina Kankov<br />
and Katerina Sebebekova<br />
3 Entwicklungs-Projekt ZF4226901SK6, Gefördert durch:<br />
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund<br />
eines beschlusses des Deutschen Bundestages:<br />
4 Institut Kurz GmbH, Stöckheimer Weg 1,<br />
50829 Köln, Tel: +49-221-222512-0, Fax: +49-221-4973310,<br />
analytik@institut-kurz.de, www.institut-kurz.de<br />
Autor<br />
Hon. Prof. Dr. Helmut Weidlich<br />
Physiker; Spezialgebiet Molekulare Biophysik<br />
Geschäftsführer Institut Kurz GmbH<br />
Fachbereich:<br />
Lebensmittelchemie, Molekulare Biophysik<br />
Fachlicher Beirat NEM e. V<br />
Fotos: kerdkanno – Fotolia (S. 60), pico – Fotolia (S. 61),<br />
thawatpong – Fotolia (S. 61)<br />
Nutrition-Press 61
FREIHEIT<br />
FÜR<br />
GESUNDE<br />
NAHRUNG<br />
www.nem-ev.de<br />
62 Nutrition-Press
Recht<br />
Digitaler Nachlass: Wer erbt<br />
eigentlich mein Facebook?<br />
Was passiert nach dem Tod mit persönlichen Daten und E-Mails? Welche Rechte haben Erben?<br />
So planen Sie Ihr digitales Erbe.<br />
Wenn ein Internet-User stirbt, lebt sein Profil weiter – bis sich jemand kümmert. Wer nicht ewig<br />
weiter in den unendlichen Weiten des Netzes sch<strong>web</strong>en möchte, kann leicht vorsorgen. Zum Beispiel<br />
mit einem Testament. Das Facebook-Profil eines Verstorbenen wird mittlerweile in den sogenannten<br />
Gedenkzustand gesetzt, wenn Freunde oder Verwandte den Tod des Nutzers „melden“. Es sei<br />
denn, Sie geben vorher einen digitalen Nachlasskontakt an, der mit eingeschränkten Rechten Ihr<br />
Profil verwalten darf. Wir sagen Ihnen, wie Sie Ihr digitales Erbe am besten ordnen.<br />
Facebook: Der digitale Nachlassverwalter<br />
Neue Einstellung im Profil<br />
Facebook will seinen Nutzern das Verwalten ihres digitalen<br />
Nachlasses erleichtern: Mitglieder können Facebook<br />
im Voraus über die Einstellungen mitteilen, ob ihr Konto<br />
in den sogenannten Gedenkzustand versetzt werden soll.<br />
Außerdem kann ein digitaler Nachlassverwalter ernannt<br />
werden, der das in den Gedenkzustand versetzte Konto<br />
nach dem Tod weiterführt.<br />
Die so ernannten Verwalter können dann zum Beispiel den<br />
Tod des Nutzers auf dessen Facebook-Seite bekannt geben<br />
und Bilder posten. So kann eine Art Gedenkstätte im<br />
Netz entstehen. Sie können sich allerdings nicht auf dem<br />
Facebook-Konto anmelden und auch nicht die Nachrichten<br />
des Verstorbenen lesen.<br />
Ebenso können Nutzer in den Einstellungen auswählen,<br />
dass das Konto im Todesfall gelöscht wird. So soll verhindert<br />
werden, dass Verstorbene nicht mehr bei den automatisch<br />
erzeugten Vorschlägen für neue Freundschaften<br />
auftauchen, was oftmals für Verstörung sorgte.<br />
Ist das Konto einmal im Gedenkzustand, ist nach den Nutzungsbedingungen<br />
eine Anmeldung nicht mehr möglich,<br />
auch nicht für die Erben.<br />
Nachlasskontakt eintragen<br />
So einfach geht es: Gehen Sie in Ihrem Facebook-Profil<br />
im Bereich "Allgemeine Kontoeinstellungen" auf die Rubrik<br />
"Konto verwalten" – hier können Sie alle gewünschten<br />
Angaben machen. Fügen Sie einen Facebook-Freund als<br />
Nachlasskontakt hinzu und klicken Sie auf "Senden", um<br />
Ihren Kontakt per Direktnachricht zu informieren.<br />
Digitaler Nachlass: Rechtzeitiges Kümmern<br />
entlastet Ihre Angehörigen<br />
Erben handlungsfähig machen<br />
Wer sich um sein digitales Erbe kümmert, hilft damit am<br />
meisten seinen Erben. Diese sind oftmals überfordert,<br />
weil sie nicht wissen, was sie mit den Daten tun sollen.<br />
Wenn Sie ein Testament schreiben, sollten Sie daher nicht<br />
nur Verfügungen über Geld, Wertgegenstände und Immobilien<br />
treffen, sondern am besten auch Ihren digitalen<br />
Nachlass ordnen. Dann erleben die Erben keine Überraschungen<br />
– beispielsweise mit Verträgen für Online-Dienste,<br />
die weiterlaufen und bezahlt werden müssen –<br />
und sind vor allem schnell handlungsfähig. Dabei wäre ein<br />
erster vernünftiger Schritt, eine oder mehrere Vertrauenspersonen<br />
zu benennen, die sich – analog zum Nachlassverwalter<br />
auf Facebook – kümmern sollen.<br />
Überlegen Sie, was mit Ihrem E-Mail-Postfach, dem Facebook-Profil<br />
oder Ihrer digitalen Fotosammlung passieren<br />
soll. Alles löschen? Welche Verträge sollen weiterbestehen,<br />
welche gekündigt werden? Dafür müssen diese erst<br />
einmal gefunden werden. Daher befähigen Sie am besten<br />
die Ihnen vertrauten Menschen, in Ihrem Sinne zu handeln.<br />
Indem Sie besprechen, was zu tun ist und indem Sie<br />
ihnen Passwörter zugänglich machen. Oder zumindest<br />
mitteilen, wo Sie diese hinterlegt haben.<br />
Passwörter sinnvoll hinterlegen<br />
Passwörter in einem Safe oder Bankschließfach deponiert,<br />
lassen sich übrigens einfacher ändern, als wenn<br />
Sie sie bei einem Notar lagern. Denkbar wäre auch ein<br />
verschlüsselter USB-Stick oder ein Passwort-Manager, mit<br />
Nutrition-Press 63
dem Sie Ihre Codewörter verwalten können. Vielleicht ist<br />
Ihnen wohler, einen Rechtsanwalt oder Notar insgesamt<br />
mit der Verwaltung Ihrer Daten zu bevollmächtigen, da<br />
diese zur Verschwiegenheit verpflichtet sind. Diese Tätigkeit<br />
ist allerdings gebührenpflichtig.<br />
Was passiert, wenn man beim<br />
digitalen Erbe nicht vorsorgt?<br />
Mühsame Suche<br />
Haben Ihre Angehörigen oder Erben keinerlei Informationen<br />
über Ihre digitalen Aktivitäten, bleibt ihnen nur eines<br />
übrig: suchen. Das kann aufwändig werden, denn woher<br />
sollen Ihre Erben wissen, wo Sie digital aktiv waren?<br />
Spezial-Anbieter können helfen<br />
Eine Lösung bieten da spezialisierte Unternehmen, die<br />
Verfügung per Knopfdruck<br />
Der Vorteil ist, dass relativ schnell digitale Aktivitäten<br />
identifiziert werden können. Die Erben können dann per<br />
Knopfdruck verfügen, ob beispielsweise Verträge gekündigt<br />
werden sollen. Eine gute Methode, um fortlaufende<br />
Kosten zu beenden und Guthaben zu sichern.<br />
Kleine Checkliste:<br />
Die wichtigsten vier Schritte<br />
• Online-Kontos, Profile, Abos auflisten<br />
• Nutzernamen, Zugangsdaten und<br />
Passwörter zusammenstellen<br />
• Private Ablagen benennen, zum<br />
Sichern von Fotos und Adressen<br />
• Vertrauensperson einsetzen<br />
und instruieren<br />
RECHTSICHERHEIT<br />
FÜR EUROPÄISCHE<br />
UNTERNEHMEN.<br />
WIR TUN WAS!<br />
Ihre Spuren verfolgen und eventuell tilgen. Das ist nicht<br />
unproblematisch, wenn solche Firmen Einsicht in den<br />
Computer verlangen. Denn man sollte bedenken, dass die<br />
Mitarbeiter in diesem Moment auch Zugriff auf alles Private<br />
haben. Ein weiteres gutes Argument, das für geordnete<br />
Verhältnisse zu Lebzeiten spricht.<br />
Andere Anbieter verlangen lediglich Namen und Adresse<br />
des Verstorbenen, um in den Datenbanken der größten Internetfirmen<br />
nach Nutzerkonten zu forschen. Dann stellt<br />
sich schnell heraus, ob Sie bei einem Internetanbieter<br />
etwas bestellt haben, bei einer kostenpflichtigen Partnersuchagentur<br />
unter Vertrag stehen oder etwa ein Guthaben<br />
bei einem Bezahldienst haben. Alles Verträge, um die sich<br />
Erben kümmern müssen.<br />
Rechtliche Besonderheiten beim digitalen<br />
Erben und Vererben<br />
Mitgliedschaften und Konten<br />
Stirbt ein Mensch, gehen sämtliche Rechte und Pflichten<br />
des Verstorbenen auf die Erben über. Verträge laufen erst<br />
einmal weiter und Einkäufe müssen eventuell bezahlt werden.<br />
Das gilt natürlich auch für Online-Mitgliedschaften<br />
beispielsweise bei Partnervermittlungen oder die Bezahlung<br />
gebuchter Reisen. Im Gegenzug stehen Erben auch<br />
die Guthaben zum Beispiel aus Online-Bezahldiensten<br />
zu. Gut also, wenn man online abgeschlossene Verträge<br />
schnell identifizieren kann.<br />
64 Nutrition-Press
Recht<br />
Gespeicherte Daten<br />
Befinden sich Daten auf Datenträgern, Speicherkarten<br />
oder dem Computer, ist die Rechtslage beim digitalen<br />
Nachlass einfach: Die gespeicherten Daten gehen samt<br />
Speichermedium auf die Erben über. Sie haben das Recht,<br />
diese Daten zu lesen und dürfen entscheiden, was damit<br />
passiert. Mit einer Ausnahme: Es wurde eine Regelung im<br />
Testament getroffen.<br />
Fotos<br />
Bei Fotos, auf denen der Verstorbene abgebildet ist, geht<br />
das „Recht am eigenen Bild“ für zehn Jahre auf die Erben<br />
über. Vom Verstorbenen angefertigte Fotos können urheberrechtlich<br />
geschützt sein. Das Urheberrecht an diesen<br />
Bildern geht ebenfalls auf die Erben über. Es erlischt siebzig<br />
Jahre nach dem Tod des Urhebers.<br />
Wichtig!<br />
Treffen Sie für Ihr digitales Erbe eine testamentarische<br />
Regelung, muss sie auch die geltenden Anforderungen erfüllen,<br />
also eigenhändig geschrieben und unterschrieben<br />
oder notariell beurkundet sein.<br />
Manchmal nur mit Erbschein: die<br />
digitale Bestattung bei Facebook und Co<br />
Was den Umgang mit einem digitalen Erbe nicht gerade<br />
GRÖSSTER<br />
EUROPÄISCHER<br />
VERBAND DER<br />
BRANCHE.<br />
WIR TUN WAS!<br />
Domains und E-Mails<br />
Wem gehört eine Domain? Der Erbe des Domain-Inhabers<br />
übernimmt den Vertrag und kann als neuer Eigentümer<br />
über sie verfügen. Bei E-Mails kommt es darauf an, ob sie<br />
privat oder rein geschäftlich sind. Geschäftliche E-Mails<br />
sind vererblich, weil sie meist einen vermögensrechtlichen<br />
Bezug haben. Im Gegensatz dazu sind private E-Mails<br />
nicht vererblich. Sie dienen der Kommunikation oder anderen<br />
nicht kommerziellen Zwecken. Kompliziert kann es<br />
bei privaten Mails im Firmen-Account werden, vor allem,<br />
wenn es im Betrieb keine Regelung für diesen Fall gibt.<br />
E-Books und iTunes<br />
Spezialfall E-Books und iTunes-Sammlungen: Die Weitergabe<br />
widerspricht meist den Nutzungsbedingungen,<br />
wie bei Amazons Kindle oder Apples iTunes. Man hat nämlich<br />
nicht das Buch gekauft, sondern nur die Lizenz zum Lesen.<br />
Fürs Vererben gilt nichts anderes: Die Nutzungsbedingungen<br />
der Anbieter schließen auch dies aus. Der Zugriff ist<br />
für Erben also nur möglich, wenn sie die Zugangsdaten kennen<br />
und der Anbieter nichts vom Tod des „Käufers“ weiß.<br />
einfach macht: Es gibt keine einheitliche Regelung. Und<br />
selbst wenn, sind Anleitungen zum Löschen von Accounts<br />
nur äußerst schwer zu finden. Manchmal hilft ein Blick in<br />
die AGBs oder ein Durchforsten der Hilfe-Seiten. Hier ein<br />
paar Beispiele, wie die digitale Bestattung funktioniert<br />
und welche Unterlagen man braucht.<br />
Google<br />
Über den so genannten „Inactive Account Manager“ erhalten<br />
vom User festgelegte Personen Zugriff, wenn man<br />
länger inaktiv ist, also nicht nur im Todesfall. Man kann<br />
beispielsweise voreinstellen, dass der Account dann komplett<br />
gelöscht werden soll.<br />
Nutrition-Press 65
Twitter<br />
Familienmitglied oder Nachlassverwalter dürfen einen<br />
Todesfall melden. Dazu sind viele Unterlagen nötig: Kopien<br />
der Sterbeurkunde und ein Ausweis, der die Identität<br />
des Antragstellers bescheinigt, ein notariell beglaubigtes<br />
Dokument mit Name, E-Mail-Adresse, Kontaktdaten, der<br />
Beziehung zum Verstorbenen und die Todesanzeige. Der<br />
Account wird zunächst inaktiv geschaltet und nach 30 Tagen<br />
gelöscht.<br />
Yahoo.de<br />
Der Account wird nach einer gewissen Frist gelöscht. Erben<br />
erhalten keinen Einblick in die Daten. So sollen mit Hinweis<br />
auf das Telekommunikationsgeheimnis die Menschen geschützt<br />
werden, mit denen der Verstorbene gemailt hat.<br />
Xing<br />
Wird dem Netzwerk ein Todesfall gemeldet, stellt Xing das<br />
Profil auf unsichtbar und fragt beim Verstorbenen an, ob<br />
Gehen Sie in Ihrem Facebook-Profil im Bereich "Allgemeine<br />
Kontoeinstellungen" auf die Rubrik "Konto verwalten" –<br />
hier können Sie alle gewünschten Angaben machen. Ist<br />
das Konto einmal im Gedenkzustand, ist nach den Nutzungsbedingungen<br />
eine Anmeldung nicht mehr möglich,<br />
auch nicht für die Erben.<br />
Die Erben des Nutzers können nach den Facebook-AGB<br />
aber alternativ das Konto löschen lassen. Dazu werden<br />
die Geburts- und Sterbeurkunde des Verstorbenen und<br />
ein „rechtsgültiger Nachweis, dass der Antragsteller ein<br />
Angehöriger ist“, verlangt.<br />
Eltern dürfen Facebook-Account<br />
ihres Kindes nicht erben<br />
Facebook muss den Erben eines Verstorbenen vorerst keinen<br />
Zugang zum Nutzerkonto gewähren. Das entschieden<br />
die Richter im Fall einer verstorbenen 15-Jährigen. Deren<br />
FREIHEIT UND<br />
GERECHTIGKEIT<br />
KOMMEN SELTEN<br />
VON ALLEIN.<br />
WIR TUN WAS!<br />
der Account nicht mehr gebraucht wird. Drei Monate später<br />
wird das Konto gelöscht.<br />
GMX.de, Web.de<br />
Die Erben können nach Vorlage eines Erbscheins auf das<br />
Postfach zugreifen, es aufrechterhalten oder löschen.<br />
Facebook<br />
Facebook-Nutzer haben die Möglichkeit, im Voraus in den<br />
Einstellungen festzulegen, ob das Konto nach dem Tod im<br />
sogenannten Gedenkzustand weitergeführt oder gelöscht<br />
werden soll. Außerdem kann man einen Nachlasskontakt<br />
angeben, der das Konto im Gedenkzustand verwaltet. Legt<br />
der Nutzer im Vorfeld nichts fest, versetzt Facebook das<br />
Konto in den Gedenkzustand, wenn Freunde oder Verwandte<br />
den Tod des Nutzers „melden“.<br />
Eltern erhalten nicht die Möglichkeit, die Umwandlung in<br />
eine Gedenkseite rückgängig zu machen. Facebook hatte<br />
gegen das Urteil des Landgerichts Berlin vom Dezember<br />
2015 Berufung eingelegt.<br />
Das Kammergericht Berlin urteilte am 31. Mai <strong>2017</strong>, dass<br />
Erben, in diesem Fall die Eltern der Verstorbenen, keinen<br />
Zugang zu dem Facebook-Konto ihrer Tochter erhalten (Az.:<br />
21 U 9/16). Die Privatsphäre der Kommunikationspartner<br />
der Tochter sei durch das Fernmeldegeheimnis geschützt.<br />
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Beide Parteien können<br />
Revision beim Bundesgerichtshof einlegen. «<br />
Foto: Victoria – Fotolia (S. 63)<br />
66 Nutrition-Press
Recht<br />
Urheberrechtsverletzung und<br />
Abmahnung: Und jetzt?<br />
Musik, Videos oder Bilder kopieren, covern, teilen: Wir zeigen Ihnen, wie Sie sich bei einer<br />
Urheberrechtsverletzung wehren können. Copy and Paste: Was ist erlaubt? Und was können<br />
Sie tun, wenn man sich mit Texten oder Fotos von Ihrer Website bedient hat. Oder Ihnen genau<br />
das vorwirft? Hier sind Ihre Rechte und Pflichten zum Thema Urheberrechtsverletzung.<br />
Markieren, kopieren, einfügen. Das ist einfach und verführerisch bei dem großen Angebot<br />
von schönen Bildern, toller Musik und lustigen Videos im Netz. Schnell landen solche Inhalte<br />
im eigenen Blog oder auf der eigenen Homepage. Häufig ist das aber nicht legal. Und das<br />
wird manchem erst bewusst, wenn er selbst der Bestohlene ist. Ärgern Sie sich nicht, wenn sich<br />
jemand unberechtigt bei Ihnen bedient, sondern verteidigen Ihr Recht an Ihrem Text, Ihrer<br />
Graphik oder Ihrem Foto. So gehen Sie am besten vor.<br />
So können Sie sich bei einer<br />
Urheberrechtsverletzung wehren<br />
Zunächst müssen Sie herausfinden, wer Ihre Texte oder<br />
Bilder unberech tigterweise genutzt hat. Im besten Fall<br />
steht es dabei. Wenn nicht, haben Sie verschiedene Möglichkeiten.<br />
Fehlt ein Name oder lässt dieser keinen Rückschluss<br />
auf die dahinter stehende Person zu, wenden Sie<br />
sich an diejenigen, welche die rechtsverletzenden Inhalte<br />
verbreitet haben.<br />
Infrage kommen der Betreiber der Seite, des Blogs oder<br />
Forums und der technische Provider („Hostprovider“) der<br />
Webseite.<br />
Kommen Sie auch hier nicht weiter, weil ein Impressum<br />
oder ein Hinweis auf den Betreiber fehlen, können Sie bei<br />
der Registrierungsstelle der Domain, z.B. bei www.denic.<br />
de, nach dem Domaininhaber oder dem administrativen<br />
Ansprechpartner („admin-c“) fragen.<br />
Haben Sie den Verursacher der Urheberrechtsverletzung<br />
ermittelt, kommt der nächste Schritt. Sie möchten, dass<br />
er Ihr Eigentum nicht weiter nutzt und möglicherweise entstandenen<br />
Schaden ersetzt.<br />
Rechtsverletzung und setzen Sie eine Frist zur Löschung<br />
des rechtsverletzenden Beitrags.<br />
Reagiert der Adressat nicht oder weigert er sich, die Inhalte<br />
zu löschen, sollten Sie einen Anwalt einschalten. Er hilft<br />
Ihnen, Ihren Unterlassungsanspruch wegen der Urheberrechtsverletzung<br />
geltend zu machen.<br />
Er wird eine so genannte Unterlassungserklärung formulieren,<br />
die der Betreiber unterschreiben muss. Die Anwaltskosten<br />
für dieses Schreiben muss übrigens der Verursacher<br />
tragen.<br />
So beugen Sie selbst<br />
Urheberrechtsverletzungen vor<br />
Vorsicht: Teurer Eiffelturm!<br />
Sogar selbst gemachte und auf der privaten Website gezeigte<br />
Bilder können gegen das Urheberrecht verstoßen.<br />
Die Rechtslage in Deutschland ist so: Wer von öffentlichem<br />
Boden aus ein einsehbares Objekt fotografiert und<br />
die Aufnahmen nicht gewerblich nutzt, kann sie in der Regel<br />
problemlos veröffentlichen.<br />
Schreiben Sie zunächst einen Brief – als Einwurf einschreiben<br />
– mit einer möglichst genauen Schilderung der<br />
Nutrition-Press 67
Dieses Recht nennt man Panoramafreiheit. Sie gilt für<br />
Bauten und Baudenkmale. Zeitlich begrenzte Installationen,<br />
wie zum Beispiel der verhüllte Reichstag des Künstlers<br />
Christo, können aber nach wie vor unter das Urheberrecht<br />
fallen.<br />
Vorsicht ist im Ausland geboten<br />
Frankreich beispielsweise kennt keine Panaromafreiheit.<br />
Angenommen, Sie reisen nach Paris und fotografieren in<br />
lauer Sommernacht den illuminierten Eiffelturm. Letzterer<br />
wird dazu schweigen, aber dem Künstler, der die Beleuchtung<br />
ersonnen hat, ist es nicht egal, was Sie mit den<br />
Fotos anschließend machen. Den nächtlich angestrahlten<br />
Eiffelturm hat sich nämlich die französische Firma, welche<br />
die Licht-Installation entworfen hat, schützen lassen. Hier<br />
muss man aufpassen, welche Fotos man veröffentlicht.<br />
So ein süßes Kätzchen!<br />
Am sichersten ist es, Fotos für die eigene Website oder<br />
Auch wenn selbst produzierte Bilder nicht gegen das Urheberrecht<br />
verstoßen, müssen Sie beim Ablichten von<br />
Personen deren Persönlich keitsrecht beachten. Jeder<br />
hat das Recht am eigenen Bild. Bevor Sie Ihre Schnappschüsse<br />
im Internet veröffentlichen, sollten Sie die abgebildeten<br />
Personen um deren Zustimmung bitten. Bei<br />
Minderjährigen müssen übrigens immer beide Elternteile<br />
zustimmen.<br />
Nutzen Sie Bilder gewerblich, kann ein Verstoß gegen Urheber-<br />
und Persönlich keitsrechte dazu führen, dass die<br />
Bilder von der Seite gelöscht werden müssen. Der Abgebildete,<br />
dessen Rechte verletzt wurden, kann Schmerzensgeld<br />
verlangen oder sogar die Herausgabe des mit<br />
dem Bild erlangten Gewinns. Wurde die Rechtsverletzung<br />
vorsätzlich begangen, kann sogar eine Haftstrafe folgen.<br />
Die Sache mit dem Cover-Song auf YouTube<br />
Sie covern Ihren Lieblingshit – und kommen damit ganz<br />
groß raus. Schön für Sie! Aber Vorsicht, denn es ist ja<br />
nicht Ihr Werk. Auch wenn Sie einen Song aus Spaß covern,<br />
ohne daran verdienen zu wollen, verletzen Sie die<br />
Urheberrechte des Rechteinhabers, wenn Sie das ohne<br />
Einwilligung tun.<br />
GESUNDER MENSCHEN-<br />
VERSTAND UND ZIVIL-<br />
COURAGE.<br />
WIR TUN WAS!<br />
Facebook selbst zu schießen. Das zeigt auch der Fall einer<br />
Bloggerin. Sie hatte in einem Forum für Katzenfreunde<br />
ein besonders putziges Bild einer Katze gefunden und<br />
es in ihrem eigenen Katzen-Blog veröffentlicht. Was die<br />
Katzenliebhaberin nicht wusste: Jemand hatte das Foto<br />
bewusst platziert, in der Hoffnung, dass es ein Nutzer<br />
für eigene Zwecke verwendet. Der bekam dann Post<br />
von einer Kanzlei mit einer Forderung von 800 Euro für<br />
Anwaltsrechnung und Lizenzkosten in Gestalt von Schadensersatz.<br />
Urheberrecht und<br />
Persönlichkeitsrecht<br />
Ausnahme: Musikstücke, deren Komponist länger als siebzig<br />
Jahre tot ist, können frei verwendet werden. Ansonsten<br />
gilt: Wenn Sie einen Song nur neu einspielen, brauchen<br />
Sie eine Erlaubnis der GEMA. Ändern Sie den Song auch<br />
ab, müssen Sie beim Rechteinhaber wegen einer Lizenz<br />
anfragen, weil es sich rechtlich um eine Bearbeitung des<br />
Werks handelt.<br />
Tipp<br />
Vorsicht bei Landkarten<br />
Karten sind urheberrechtlich geschützt und sollten daher<br />
nicht einfach eingescannt und auf eine Internetseite gesetzt<br />
werden. Wir empfehlen auf die Einbindung von Kartenmaterial<br />
zu verzichten oder auf einen Routenplaner zu verlinken.<br />
Urheberrecht gilt auch für Kinder<br />
Abschreiben war gestern; heute gilt „Copy and Paste“.<br />
Schüler erledigen in Windeseile – Wikipedia sei Dank –<br />
68 Nutrition-Press
Recht<br />
ihre Hausaufgaben. Für Hausaufgaben und Referate fremde<br />
Texte zu übernehmen und in der Schule zu präsentieren,<br />
ist zwar Diebstahl, aber straf- oder zivilrechtliche<br />
Folgen wird das nicht haben, solange es nicht öffentlich<br />
geschieht. Es droht eher eine schlechte Note, wenn der<br />
Lehrer die Schummelei bemerkt.<br />
Mehr Ärger kann es geben, wenn Kinder urhebergeschützte<br />
Bilder, Texte, Filme und Musikdateien weiterverbreiten.<br />
Wer steht für den Schaden gerade?<br />
In der Bewertung dieses Themas sind sich die Gerichte<br />
in Deutschland alles andere als einig. Das Oberlandesgericht<br />
Frankfurt grenzt die Aufsichtspflicht der Eltern ein;<br />
so muss eine Belehrung und Überwachung der Kinder nur<br />
stattfinden, wenn es konkrete Anhaltspunkte für Urheberrechtsverletzungen<br />
gibt. Ganz anders urteilt das Landgericht<br />
München. Eltern haften für Urheberrechtsverletzungen,<br />
die ein minderjähriges Kind begeht.<br />
Fallbeispiel<br />
Eine 16-Jährige hatte Videos ins Internet gestellt, die aus<br />
vielen urheberrechtlich geschützten Fotos bestanden.<br />
Der Rechteinhaber hatte daraufhin auch deren Eltern auf<br />
Unterlassung und Schadensersatz verklagt. Zu Recht,<br />
meinten die Richter und forderten grundsätzlich eine einweisende<br />
Belehrung von Kindern und Jugendlichen bei<br />
der Nutzung eines Internetanschlusses. Den Hinweis der<br />
Eltern, ihre Tochter sei ohnehin versierter im Umgang<br />
mit dem PC als sie selbst, ließ die Kammer nicht gelten.<br />
Wir raten daher Eltern von internetbegeisterten Kindern,<br />
diese auf jeden Fall über Urheberrechte aufzuklären.<br />
Wenn Sie als Täter gelten:<br />
Abmahnung – was tun?<br />
Sie bekommen Post von einem Anwalt. Im Abmahnschreiben<br />
wird Ihnen vorgeworfen, eine Rechtsverletzung im Internet<br />
begangen zu haben. Sie werden aufgefordert, die<br />
beanstandete Rechtsverletzung innerhalb einer kurzen<br />
Frist zu beseitigen und eine Unterlassungserklärung abzugeben.<br />
Für einen erneuten Verstoß werden meist Zahlungen<br />
einer Vertragsstrafe vereinbart.<br />
So gehen Sie als Empfänger einer<br />
solchen Abmahnung am besten vor<br />
1. Am besten schalten Sie einen Anwalt ein, der auf solche<br />
Fälle spezialisiert ist: Auf keinen Fall sollten Sie ein<br />
solches Schreiben ignorieren, denn bei Fristablauf droht<br />
die gerichtliche Geltendmachung. Der Anwalt prüft, ob<br />
die Abmahnung berechtigt ist und ob das abgemahnte<br />
Verhalten tatsächlich eine Rechtsverletzung ist. Oder ob<br />
Sie es sich leisten können, die Sache auszusitzen.<br />
2. Geben Sie zunächst nur die Unterlassungserklärung<br />
ab und verweigern Sie die Zahlung. Denn geht es nur um<br />
RECHTS-<br />
SICHERHEIT<br />
FÜR<br />
EUROPÄISCHE<br />
UNTERNEHMEN.<br />
WIR TUN WAS!<br />
eine geringe Abmahngebühr, scheuen die meisten Abmahnenden<br />
die gerichtliche Geltendmachung wegen der<br />
hohen Kosten. Grundsätzlich müssen Sie die Kosten der<br />
Abmahnung aber zahlen, wenn Sie durch rechtswidriges<br />
Verhalten die Gegenseite veranlasst haben, rechtliche<br />
Schritte einzuleiten.<br />
3. Versuchen Sie über die Höhe der Abmahnkosten zu<br />
verhandeln. Meist kommt es dem Abmahnenden in erster<br />
Linie auf die Abgabe einer Unterlassungserklärung<br />
an. In vielen Fällen kann ein Entgegen kommen hinsichtlich<br />
der Höhe der Kosten erreicht werden.<br />
4. Wichtig: Beim Löschen des beanstandeten Inhalts<br />
sollten Sie sicherstellen, dass tatsächlich alle Spuren im<br />
Internet (Google Cache) beseitigt wurden. Oftmals reicht<br />
eine Löschung auf der eigenen Seite nicht aus, sondern<br />
man muss die Löschung der URL auch bei Google beantragen.<br />
Gut zu wissen:<br />
Durch das „Gesetz zur Verbesserung der Durchsetzung<br />
von Rechten des geistigen Eigentums“ ist eine Begrenzung<br />
der Anwaltskosten auf 100 Euro bei bestimmten Abmahnungen<br />
vorgenommen worden. Dies soll für die erste<br />
Abmahnung im privaten Bereich gelten, wenn der Fall einfach<br />
gelagert und die Rechtsverletzung unerheblich ist. «<br />
Foto: Zerbor – Fotolia (S. 67)<br />
Nutrition-Press 69
Digital<br />
Detox:<br />
fiese Fakten<br />
Ja, ja, schon klar: Wir mailen und texten zu viel,<br />
verplempern zu viel Zeit im Netz und schenken<br />
unserem Handy mehr Aufmerksamkeit als den Menschen,<br />
die wir am meisten lieben. Und ja, das ist ungesund,<br />
ruiniert unsere Konzentrationsfähigkeit, vernichtet<br />
Kreativität und Produktivität und ist schlecht<br />
für die Kussbilanz. Wir wissen das. Wirklich? Zehn<br />
fiese Fakten, die mich motiviert haben, mein Leben<br />
und Arbeiten zu ändern, Regeln zu brechen und<br />
neue zu erfinden. Auf Anitra-Deutsch: vom Internet-,<br />
Handy- und E-Mail-Junkie zur Digital-Domina mit<br />
Freizeit und Privatleben zu werden.<br />
Mailen macht dümmer als Kiffen<br />
Eine Studie am britischen King’s College belegt, dass bekiffte<br />
Menschen IQ-Tests besser bestehen als Menschen,<br />
die permanent durch E-Mails abgelenkt werden. Durch<br />
E-Mail-Multitasking sinkt der gemessene IQWert um zehn<br />
Prozent – doppelt so stark wie bei der Kiffer-Gruppe.<br />
Sechs Jahre im Internet und acht Monate<br />
E-Müll-Löschen versus 14<br />
Kusstage und zwölf Orgasmusstunden<br />
Das kommt krass: Wer 75 Jahre alt wird, verbringt sechs<br />
Jahre im Internet und verplempert acht Monate seines Lebens<br />
mit E-Mail-Löschen. Demgegenüber stehen zwölf Orgasmusstunden<br />
– wobei hier die Hoffnung besteht, dass<br />
beim Orgasmuszeitmessen mehr Frauen als Männer befragt<br />
wurden. Kein Trost: Auch in punkto Küssen kommen<br />
wir nur auf 14 Tage.<br />
E-Mails machen impotent<br />
Keine Bange, nur im übertragenen Sinn: Pseudoemsige<br />
Wissensarbeiter lassen sich alle elf Minuten von ihrer<br />
aktuellen Aufgabe ablenken. Störfaktor Nummer eins:<br />
E-Mails. Nummer zwei: Smartphone. Nach jeder Ablenkung<br />
braucht man im Schnitt 25 Minuten, um zur ursprünglichen<br />
Aufgabe zurückzukehren – wenn man das<br />
überhaupt noch schafft. Und dann auch nur, um sich erneut<br />
ablenken zu lassen. So das produktivitätsvernichtende<br />
Ergebnis dreier Forscher der University of California.<br />
Smartphones sind Dealer:<br />
Blackberry? Crackberry!<br />
60 Prozent aller US-Amerikaner lesen E-Mails via Handy<br />
morgens im Bett, zehn Prozent antworten rund um die<br />
Uhr. Auch Blackberry-Erfinder Jim Balsillie gibt zu: „Ständige<br />
Erreichbarkeit kann süchtig machen.“ 68 Prozent aller<br />
Handybesitzer erleben einmal pro Woche „eingebildeten<br />
Vibrationsalarm“. Jeder zweite Brite leidet an Nomophobie<br />
– No Mobile Phone Phobia. Auf Offline-Sein reagieren<br />
Betroffene mit Entzugserscheinungen bis hin zum Kollaps.<br />
Internet ist wie Alkohol – zu viel Alkohol<br />
Die Überdosis macht das Gift. Der Beweis: 200 Studenten<br />
im Alter von 18 bis 21 Jahren zeigten bei einem Test der<br />
Universität Maryland nach verordneter Internet-Abstinenz<br />
dieselben Entzugserscheinungen wie Alkoholabhängige.<br />
Facebook ist ein Scheidungsgrund<br />
Facebook fixt das Ego mit dem an, was es am liebsten hat:<br />
Aufmerksamkeit. Die digitale Ego-Dusche weiß mehr über<br />
Sie als Ihre Mutter. Wundert es Sie, dass das Wort „Facebook“<br />
deshalb bereits jede dritte Scheidungsklage in den<br />
USA ziert? Fakt ist: Facebook ist schlecht im Bett. Denken<br />
70 Nutrition-Press
Recht<br />
Sie an die zwölf Orgasmusstunden, arbeiten Sie daran und<br />
liken Sie das Leben in der Fleischwelt.<br />
Multitasking macht doof<br />
Stanford-Forscher haben herausgefunden, dass Medien-Multitasking<br />
die Arbeitsgeschwindigkeit verlangsamt<br />
und die Ergebnisse verschlechtert. Ex-FAZ-Herausgeber<br />
Frank Schirrmacher ging in seinem Buch „Payback“ einen<br />
Schritt weiter: „Multitasking ist Körperverletzung“,<br />
schrieb er. Sein Fazit: „Multitasking ist der zum Scheitern<br />
verurteilte Versuch, selbst zum Computer zu werden.“<br />
Sinnlos surfen macht Ihre Firma arm<br />
Die New Yorker Beraterfirma Basex hat herausgefunden,<br />
dass Angestellte durch Ablenkung im Schnitt 2,1 Arbeitsstunden<br />
am Tag verplempern – 28 Milliarden Arbeitsstunden<br />
im Jahr. Wirtschaftlicher Schaden? 588 Milliarden<br />
US-Dollar!<br />
Always on macht krank<br />
Informationsflut in Kombination mit ständiger Arbeitsunterbrechung<br />
durch Mails, Handys und Sinnlos-Surfen<br />
macht unkonzentriert und unproduktiv. Wird dieser Zustand<br />
Normalzustand, entsteht die neue Kommunikationskrankheit<br />
„Attention Deficit Trait (ADT)“. Harvard-Arzt<br />
Edward M. Hallowell schätzt, dass bereits jeder zweite<br />
Manager unter ADT leidet. Das Resultat? Krankhafter<br />
Konzentrationsverlust, ausgelöst durch zwanghafte Ablenkungslust.<br />
Surfen kostet das Leben<br />
Rechnen Sie mal nach: Wenn Sie an 365 Jahrestagen im<br />
Schnitt vier Stunden surfen, sind das in Summe 1.460<br />
Stunden. Abzüglich acht Stunden Schlaf pro Tag sind das<br />
91,25 Tage im Jahr. Sie verbringen demnach ein Viertel Ihrer<br />
aktiven Lebenszeit im Internet. Entscheiden Sie selbst, ob<br />
das, was Sie zurückbekommen, die Lebenszeit wert ist.«<br />
Fotos: royyimzy – Fotolia (S. 70), Fotolia (S.16), santypan – Fotolia (S. 71)<br />
Anitra Eggler<br />
Die Autorin, Verlegerin und Rednerin<br />
wurde am 9. Juni 1973 in Karlsruhe geboren.<br />
Sie selbst bezeichnet sich gerne als Europäerin und lebt in<br />
ihrer Wahlheimat Wien. Dort schrieb sie ihre Bücher und<br />
widmet sich anderen spannenden Ideen. Anitra Eggler begann<br />
ihre Schriftstellerkarriere nach dem Abitur als Todesanzeigentexterin<br />
in Buenos Aires. Drei Jahre später folgte<br />
das Journalismus-Stipendium und der Kulturwirt. Bis 2010<br />
arbeitete sie als eine der Ersten im E-Commerce mit diversen<br />
Firmen zusammen.<br />
Die von der Zeitschrift „Woman“ ausgezeichnete Powerfrau<br />
änderte ihr Leben, als die Internetflut sie zu erdrücken drohte<br />
und setzte sich fortan in Büchern und auf der Bühne für<br />
einen selbstbestimmten Umgang mit den digitalen Medien<br />
und der Technik ein. Ihr letztes Buch „Mail halten!“ erschien<br />
Anfang des Jahres – auch als DVD.<br />
www.anitra-eggler.com<br />
Nutrition-Press 71
news<br />
faz.net.de vom 27.06.<strong>2017</strong><br />
Kalifornien warnt: Glyphosat<br />
kann Krebs verursachen<br />
Die Gesundheitsbehörde in Kalifornien wird den umstrittenen<br />
Unkrautvernichter Glyphosat auf eine schwarze Liste setzen. Das<br />
ist eine schwere Schlappe für den Saatgut-Konzern Monsanto.<br />
Das Pestizid kommt auch in Deutschland auf zahlreichen Feldern<br />
zum Einsatz.<br />
hpd.de vom 23.08.<strong>2017</strong><br />
Heilpraktiker drohen schwer Zeiten‘<br />
Der "Münsteraner Kreis" hat vorgeschlagen, für Heilpraktiker<br />
eine verbindliche Berufsordnung einzuführen. Oder den Beruf<br />
gänzlich zu verbieten. Bisher hängt eine Zulassung lediglich von<br />
einer amtlichen Überprüfung ab, die klären soll, ob von der Arbeit<br />
"eine Gefahr für die Volksgesundheit" ausgeht<br />
Algae for arthritis: Could alginate from brown algae be a<br />
new weapon against joint disease? Autor: Nathan Gray, 31-<br />
Aug-<strong>2017</strong><br />
Degeneration von Gelenkknorpel stellt eine der häufigsten Ursachen<br />
für Gelenkschmerzen dar. Aktuelle Behandlungsmetoden<br />
zielen in der Regel nur auf die Symptome der Gelenkerkrankung<br />
ab. Die häufigsten zugrunde liegenden Ursachen für Gelenkschmerzen<br />
sind oxidative Stress und Entzündungen in Knorpel<br />
und umliegenden Ge<strong>web</strong>e. Eine neue Studie zeigt, dass das natürlich<br />
vorkommende Polysaccharidalginat und insbesondere<br />
seine sulfatierten Derivate aus Braunalgen starke antioxidative,<br />
entzündungshemmende und antiimmunogene Eigenschaften<br />
aufweisen.<br />
Lesen Sie mehr: http://www.nutraingredients.com/Research/<br />
Algae-for-arthritis-Could-alginate-from-brown-algae-be-a-newweapon-against-joint-disease<br />
scinexx.de vom 14.08.<strong>2017</strong><br />
Magnesium - Eine Wohltat für die Gesundheit<br />
Magnesium ist an vielen elementaren Vorgängen im menschlichen<br />
Körper beteiligt. Der Mineralstoff ist extrem wichtig für<br />
harmonische Abläufe beim Atmungs-, Lymph- und Immunsystem.<br />
Aber auch die Verdauung und die Ausscheidung profitieren<br />
von der Wirkung von Magnesium. Darüber hinaus unterstützt der<br />
Mineralstoff die Fortpflanzung und den Stoffwechsel. Es fördert<br />
das Wachstum der Muskeln und des Skeletts. Außerdem hilft<br />
es dem Körper dabei, den Blutzucker, das Cholesterin und das<br />
Gewicht zu regulieren. Darüber hinaus unterstützt Magnesium<br />
maßgeblich den Eiweiß-, Fettstoff- und Kohlehydratwechsel. Sowohl<br />
die Leber als auch die Schilddrüse und die Nebenschilddrüsen<br />
brauchen es, daneben beeinflusst der Mineralstoff den<br />
Gesichts- und Gehörsinn. Auch die Gesundheit der Zähne ist auf<br />
eine genügende Zufuhr von Magnesium angewiesen. Aufgrund<br />
seiner vielfältigen Eigenschaften spielt Magnesium eine extrem<br />
wichtige Rolle in der Ernährung und bei der Erhaltung der allgemeinen<br />
Gesundheit.<br />
zentrum-der-gesundheit.de vom 11.07.<strong>2017</strong><br />
Vitamin D bessert Sonnenbrand<br />
Sonnenbrand zeigt sich oft völlig überraschend. Wind, Wasser<br />
oder frische Höhenlage führen dazu, dass man die Sonne gerne<br />
einmal unterschätzt. Plötzlich ist die Haut rot, schwillt an, entzündet<br />
sich und schmerzt. Meist verwendet man dann kühle Tücher<br />
oder Cremes, um den Schmerz zu lindern und die Entzündung<br />
abklingen zu lassen. In einer doppelblinden placebokontrollierten<br />
klinischen Studie zeigte sich im Juli <strong>2017</strong>, dass die Einnahme von<br />
Vitamin D nach einem Sonnenbrand diesen rasch lindern kann,<br />
so dass Vitamin D künftig zu den Hausmitteln gegen Sonnenbrand<br />
gezählt werden darf.<br />
Could vitamin D help pain management?<br />
Autor: Nathan Gray, 24-May-<strong>2017</strong><br />
Ergänzung von Vitamin D kombiniert mit guten Schlafgewohnheiten<br />
könnte helfen, bei chronischem Schmerzen, Menstruationskrämpfe<br />
und Arthritis, schlägt eine neue Studie vor.<br />
Lessen Sie mehr: http://www.nutraingredients.com/Research/<br />
Could-vitamin-D-help-pain-management<br />
zentrum-der-Gesundheit.de vom 07.06.<strong>2017</strong><br />
Vitamin D verbessert Fruchtbarkeit<br />
ein Europäischen Endokrinologen-Kongress in London (<strong>2017</strong>)<br />
wurden erneut Studien vorgestellt, die zeigen, dass Vitamin D<br />
für die Fruchtbarkeit – sowohl die männliche als auch die weibliche<br />
– sehr wichtig ist. Bekannt war bereits die Tatsache, dass<br />
72 Nutrition-Press
Spannende News aus<br />
den Medien im Ticker<br />
Vitamin den Testosteronspiegel beim Mann erhöhen kann, wenn<br />
dieser zuvor an einem Vitamin-D-Mangel gelitten hatte. Die neuen<br />
Untersuchungen ergaben nun noch weitere Zusammenhänge<br />
zwischen Vitamin D und der menschlichen Fruchtbarkeit. Bei<br />
Fruchtbarkeitsproblemen sollte daher immer auch an den Vitamin-D-Spiegel<br />
gedacht werden.<br />
zentrum-der-gesundheit.de vom 29.06.<strong>2017</strong><br />
Hoher Blutzucker erhöht Darmkrebsrisiko<br />
Für Darmkrebs sind inzwischen mehrere Risikofaktoren bekannt.<br />
So weiss man, dass Übergewichtige eher an Darmkrebs erkranken<br />
als Normalgewichtige. Auch ein hoher Fleischverzehr, eine ballaststoffarme<br />
Ernährung sowie hohe Blutfettwerte erhöhen das Risiko,<br />
später einen Darmkrebs zu bekommen. Ein weiterer Risikofaktor<br />
ist ein hoher Blutzuckerspiegel – wie Forscher des Deutschen Instituts<br />
für Ernährungsforschung im April <strong>2017</strong> feststellten. Mit ganzheitlichen<br />
Maßnahmen lassen sich alle genannten Problematiken<br />
in vielen Fällen innerhalb weniger Monate lösen.<br />
zentrum-der-gesundheit.de vom 12.07.<strong>2017</strong><br />
Zucker in der Schwangerschaft: Allergie und<br />
Asthma beim Kind<br />
Zucker wird nach wie vor gerne verharmlost. Doch zeigen Studien<br />
immer wieder die Auswirkungen von Zuckerkonsum – insbesondere<br />
von hohem Zuckerkonsum. Abgesehen von den bekannten<br />
Risiken wie Zahnschäden, Darmstörungen, Blutzuckerschwankungen,<br />
einer Neigung zu Pilzinfektionen und einem geschwächten<br />
Immunsystem kann Zucker noch ganz andere Auswirkungen<br />
haben. In einer Studie entdeckten Forscher, dass sich Zucker<br />
– wenn er von Schwangeren konsumiert wird – auf die spätere<br />
Gesundheit ihres Kindes auswirken kann und deren Risiko für Allergien<br />
und Asthma erhöhen kann.<br />
aponet.de vom 15.08.<strong>2017</strong><br />
Mandeln verbessern die Cholesterin-Werte<br />
Regelmäßig eine Handvoll Mandeln zu essen, könnte der körpereigenen<br />
Putztruppe, die schädliches Cholesterin entsorgt, unter<br />
die Arme greifen. Einer neuen Studie zufolge scheint der Verzehr<br />
von Mandeln die Menge an "gutem" HDL-Cholesterin zu erhöhen<br />
und gleichzeitig seine Funktion zu verbessern.<br />
zentrum-der-gesundheit.de vom 11.08.<strong>2017</strong><br />
Pilze und Grüntee gegen Brustkrebs<br />
Die Diagnose Brustkrebs trifft viele Frauen unerwartet in der Blüte<br />
ihres Lebens und zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen<br />
bei Frauen weltweit. Doch welchen Einfluss hat die Ernährung<br />
auf die Erkrankung? Wäre es nicht wunderbar, wenn man mit dem<br />
Genuss von schmackhaften Nahrungsmitteln dafür sorgen könnte,<br />
gar nicht erst an Brustkrebs zu erkranken? Genau zu diesem<br />
Schluss kam eine Studie aus Australien: Schon wenige Portionen<br />
Champignons in der Woche konnten in Kombination mit Grüntee<br />
das Brustkrebsrisiko um sage und schreibe 89 Prozent reduzieren.<br />
Dynamic duo of vitamin E and omega-3 reduces cardiovascular<br />
injury caused by pollution<br />
By Gary Scattergood, 31-May-<strong>2017</strong><br />
Die Supplementierung mit Vitamin E und Omega-3 in Kombination<br />
verspricht gegen Umweltverschmutzung-induzierte<br />
Herz-Kreislauf-Krankheit zu wirken.<br />
Lesen Sie mehr: http://www.nutraingredients-usa.com/Research/Dynamic-duo-of-vitamin-E-and-omega-3-reduces-cardiovascular-injury-caused-by-pollution<br />
aponet.de vom 07.08.<strong>2017</strong><br />
Hilft ein Protein bei entzündlichen Darmerkrankungen?<br />
Die Aminosäure Tryptophan könnte den Darm vor Entzündungen<br />
schützen. Darauf deutet eine neue Studie mit Mäusen hin, bei<br />
der die Tiere mit Tryptophan gefüttert wurden und daraufhin Immunzellen<br />
entwickelten, die sich positiv auf den Darm auswirkten.<br />
Wäre dies auf Menschen übertragbar, könnten Patienten mit<br />
chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) davon profitieren.<br />
aponet.de vom 09.08.<strong>2017</strong><br />
Zink, Eisen, Beta-Carotin: Forscher entwickeln<br />
neue Reissorte<br />
Wissenschaftler aus der Schweiz haben eine Reissorte entwickelt,<br />
die in ihren Körnern die Spurenelemente Eisen und Zink anreichert<br />
sowie Beta-Karotin als Vorstufe von Vitamin A erzeugt.<br />
Damit ließen sich Mangelerscheinungen in Entwicklungsländern<br />
wirkungsvoll eindämmen.<br />
Nutrition-Press 73
Spannende News aus<br />
den Medien im Ticker<br />
zentrum-der-gesundheit.de vom <strong>2017</strong>-08-06<br />
Ältere Menschen brauchen mehr Vitamine<br />
Ältere Menschen sind eher von einem Vitalstoffmangel bedroht<br />
als jüngere – so eine Studie vom September 2016. Vitalstoffmängel<br />
aber erhöhen die Gefahr, an altersbedingten Beschwerden<br />
zu erkranken. Gleichzeitig erhöhen bestehende chronische Beschwerden<br />
den Vitalstoffbedarf. Im Alter ist es daher besonders<br />
wichtig, sich gesund und vitalstoffreich zu ernähren. Ein hoher<br />
Obst- und Gemüsekonsum kann – in Kombination mit ausgesuchten<br />
Nahrungsergänzungen – ältere Menschen vor einem entsprechenden<br />
Mangel schützen oder bestehende Mängel beheben und<br />
so Krankheiten vorbeugen.<br />
zentrum-der-gesundheit.de vom 04.08.<strong>2017</strong><br />
Battling malnutrition in elderly care: Study sets<br />
out economic arguments for oral supplementation<br />
Autor: Nathan Gray, 30-Aug-<strong>2017</strong><br />
Eine neue ökonomische Analyse zeigte, dass das solide Einnahme<br />
von Nahrungsergänzungsmittel bei den Senioren dazu beigetragen<br />
hat, die Kosten für die Gesundheit zu gesunken.<br />
Lesen Sie mehr: http://www.nutraingredients.com/Research/<br />
Battling-malnutrition-in-elderly-care-Study-sets-out-economic-arguments-for-oral-supplementation<br />
Focus.de <strong>2017</strong>-09-05<br />
Öko-Test warnt vor Schadstoffen (Glyphosat,<br />
Mineralölrückstände) in beliebten Müslis<br />
Müsli gehört für viele Deutsche zu einem typischen Frühstück<br />
dazu. Doch nicht immer sind die Getreidemischungen so gesund<br />
wie sie scheinen. Öko-Test hat 16 Basis-Müslis untersucht – und<br />
die Bestnote nur an drei Produkte vergeben.<br />
faz.net vom 10.08.<strong>2017</strong><br />
Darmkrebs eliminieren?<br />
Wie hält es unser Gesundheitssystem mit der Wissenschaftlichkeit?<br />
Ja, auch damit kann man Wahlkampf machen. Derzeit<br />
beschäftigt die Gesundheitspolitiker etwa die alte Frage, ob die<br />
apothekenpflichtige Homöopathie künftig im Ladenlokal oder<br />
an der Tankstelle unters Volk gebracht werden soll, um den<br />
Kügelchen endgültig den Anschein der Wissenschaftlichkeit<br />
zu nehmen. Auch mit Medikamentenpreisen lassen sich hitzige<br />
Debatten provozieren. Gesundheitspopulismus geht immer.<br />
Die Gretchenfrage an das Gesundheitssystem aber ist nicht<br />
so einfach zu beantworten, das ließ sich vor kurzem auf einem<br />
Symposion am Deutschen Krebsforschungszentrum mit dem<br />
vielversprechenden Titel „Ein Fahrplan für die Eliminierung von<br />
Darmkrebs“ schnell erkennen. Die Gretchenfrage nämlich lautet:<br />
Wie hält es unser Gesundheitswesen mit Visionen?<br />
Zentrum-der-gesundheit.de vom 04.08.<strong>2017</strong><br />
Curcumin unterstützt Therapie von<br />
Bauchspeicheldrüsenkrebs<br />
Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass Curcumin – ein natürlicher<br />
Stoff aus Kurkuma (Gelbwurz) – begleitend zur herkömmlichen<br />
Therapie des Bauchspeicheldrüsenkrebses eingesetzt<br />
werden könnte. Die gelbe Substanz ist längst bekannt für ihre<br />
zahlreichen gesundheitlichen Eigenschaften. Jetzt hat ein Forscherteam<br />
aus Dallas/Texas festgestellt, dass der Stoff für eine<br />
bessere Wirkung der Chemotherapie bei Bauchspeicheldrüsenkrebs<br />
sorgen kann. Oft bilden diese Krebszellen eine Resistenz<br />
gegen Chemotherapeutika. Curcumin kann diese Resistenzbildung<br />
blockieren – zumindest in Zellversuchen.<br />
aponet.de vom 02.08.<strong>2017</strong><br />
Lutein: Spinat beugt geistigem Abbau vor<br />
Lutein, ein Pflanzenfarbstoff, der unter anderem in grünem Blattgemüse<br />
wie Spinat und Grünkohl enthalten ist, könnte Menschen<br />
dabei helfen, geistig fit zu bleiben. Darauf deutet eine neue Studie<br />
aus den USA hin, nach der es möglich sein könnte, dem geistigen<br />
Abbau schon in mittleren Lebensjahren mit der richtigen<br />
Ernährung vorzubeugen.<br />
zentrum-der-gesundheit.de vom 01.08.<strong>2017</strong><br />
Zucker macht depressiv<br />
Die negativen Folgen von Zucker beschränken sich keinesfalls<br />
nur auf die Zahngesundheit oder das Körpergewicht. Wie eine<br />
Studie zeigt, kann ein regelmäßiger und reichhaltiger Zuckerverzehr<br />
beim Menschen langfristig auch das Risiko für psychische<br />
Störungen, wie etwa Depressionen erhöhen. Zucker aus gesunden<br />
Lebensmitteln wie z. B. Früchten oder vollwertigen Kohlenhydraten<br />
ist hier nicht gemeint. Bei jenem Zucker, der Depressionen<br />
begünstigen kann, geht es ausschliesslich um industriell<br />
verarbeiteten Zucker, wie er z. B. in Softdrinks oder Süssigkeiten<br />
enthalten ist.<br />
zusammengestellt: Liane Schmidt. NEM e.V.<br />
74 Nutrition-Press
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