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Ausgabe Nr. 11 – November <strong>2017</strong> . 4,95 Euro . ISSN 2196-1271 www.nutrition-press.com<br />

nutrition-press<br />

Fachzeitschrift für Mikronährstoffe<br />

Stiftung<br />

Warentest<br />

verunsichert Verbraucher<br />

durch falsche Aussagen!<br />

Mikronährstoffe<br />

Vitalstoffe<br />

Nahrungsergänzungsmittel<br />

Hersteller und Vertriebe<br />

Mit Nahrungsergänzungsmitteln<br />

können Sie


Nahrungsergänzungsmittel<br />

ist der rechtliche Begriff –<br />

Lebens-Mittel-Konzentrat<br />

ist der richtige Begriff!!<br />

Sehr geehrte Leserinnen, sehr geehrte Leser,<br />

warum erfolgen also immer wieder pauschale Angriffe und<br />

unqualifizierte Berichte aus Medien über Nahrungsergänzungsmittel?<br />

Schreibt einer von dem anderen ab, ohne ordentlich zu<br />

recherchieren? Lesen Sie unseren offenen Brief zu („Stiftung<br />

Warentest verunsichert Verbraucher, da falsche Behauptungen<br />

aufgestellt werden …“) den Veröffentlichungen<br />

der Stiftung Warentest, zu finden auf:<br />

http://nem-ev.de/assets/nem/Presse/Stiftung-Warentest-Vitamin-Praeparate.pdf.<br />

Die meisten Angriffe verhindern Gesundheit – da man Supplementierung<br />

heute leider vielfach als Mensch benötigt.<br />

Man verunsichert. Zahlreiche, ernsthafte Studien belegen,<br />

dass wir Menschen supplementieren müssen, wie in unserem<br />

Verband bekannt und schon mehrfach veröffentlicht.<br />

Leider sind auch Behörden – egal ob Regionale, Nationale<br />

oder Europäische – beeinflussbar. Siehe nur ein Thema:<br />

Glyphosat, siehe den Verlust von Bienen, siehe eine Reduzierung<br />

von Insekten in den letzten Jahren um 75 %, siehe<br />

Mangel von lebenswichtigen Inhaltsstoffen in unseren Lebensmitteln).<br />

Gerade von der Milch gehört: Sendung des<br />

SWR vom 25.10.<strong>2017</strong> „deutlicher Verlust von Omega Fettsäuren,<br />

sekundären Stoffen“.<br />

Will man was vertuschen?<br />

Ist man von wem auch immer beeinflusst?<br />

Ein weiteres Beispiel, was das Limit von Schwermetallen<br />

betrifft, gibt es keine Vorschriften für Obst, Gemüse,<br />

Getreide usw. Also kann ein Apfel (im Übrigen auch bei<br />

Bioprodukten) in Höchstmengen Schwermetalle enthalten.<br />

Nur für Nahrungsergänzungsmittel bestehen klare<br />

Höchstmengen-Verordnungen, die wir für richtig halten.<br />

Das BVL leitet die Anzeige eines Nahrungsergänzungsmittels<br />

an die zuständige Landesbehörde weiter. Von dort aus<br />

erfolgt die Überwachung der Einhaltung der lebensmittelrechtlichen<br />

Vorschriften. Die Überwachung der Einhaltung<br />

der lebensmittelrechtlichen Vorschriften für Erzeugnisse,<br />

die sich bereits auf dem Markt befinden, erfolgt durch die<br />

jeweils für Lebensmittel zuständige Überwachungsbehörde<br />

in den Bundesländern. Eine Übersicht der Landesministerien<br />

und Senatsverwaltungen in den Bundesländern<br />

finden Sie hier: www.bvl.bund.de/lebensmittelueberwachungDerBundeslaender.<br />

Nahrungsergänzungsmittel<br />

sind so sicher<br />

wie sonst kein anderes<br />

Lebensmittel!<br />

Ergo NEMs werden viel mehr überwacht und sind sicherer<br />

für den Verbraucher als zum Beispiel ein Apfel.<br />

Es gibt eine Reihe von Gesetze und Richtlinien, die die<br />

Qualität und Sicherheit von Nahrungsergänzungsmitteln<br />

regeln und als Rahmen und verpflichtende Vorgabe für die<br />

Einführung herangezogen werden. Sowohl auf Ebene der<br />

Zutaten als auch für das Produkt selber sind Qualitätsanforderungen<br />

einzuhalten.<br />

Nahrungsergänzungsmittel müssen dem Bundesamt für<br />

Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) gemeldet<br />

werden, bevor sie in den Verkehr gebracht werden<br />

dürfen! Mehr über die Anmeldeverfahren in der EU erfahren<br />

Sie auf unserer Hompage<br />

https://nem-ev.de/nem/ernaehrungsfachliche-infos/<br />

anmeldung-nem-in-der-eu/.<br />

02 Nutrition-Press


Editorial<br />

Manfred Scheffler<br />

Präsident NEM e.V.<br />

Bei der Einfuhr von Nahrungsergänzungsmitteln ist zu beachten,<br />

dass die für die Herstellung verwendeten Inhaltsstoffe<br />

nicht aufgrund ihrer pharmakologischen Wirkung<br />

als Arzneimittel einzustufen sind oder unter Novelfood<br />

fallen und insgesamt die nationalen und europäischen Gesetze<br />

und Verordnungen einhalten.<br />

Ihre Sicherheit muss gewährleistet sein, und der Verbraucher<br />

darf nicht durch die Angaben auf der Verpackung<br />

getäuscht werden. Dass es sich um Nahrungsergänzungsmittel<br />

handelt, muss unmissverständlich gekennzeichnet<br />

sein. Die Produkte müssen eine Empfehlung zur täglichen<br />

Verzehrmenge tragen.<br />

Hersteller und Inverkehrbringer von Nahrungsergänzungsmitteln<br />

werden von folgenden Behörden überwacht:<br />

• Landesuntersuchungsamt<br />

• Überwachungsbehörden<br />

• Veterinäramt auf Kreisebene, z. B. in Rheinland-Pfalz<br />

• Taskforce Überwachungsmannschaft<br />

der jeweiligen Landesbehörde<br />

• Eichamt<br />

• Gewerbeaufsichtsamt<br />

• BVL<br />

Wichtige rechtliche Vorschriften für die Hersteller von<br />

Nahrungsergänzungsmitteln sind u. a.:<br />

• Nahrungsergänzungsmittel-Verordnung (NemV)<br />

• Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch (LFGB)<br />

• Lebensmittelinformations-Verordnung<br />

• Europäische Zusatzstoff-Zulassungsverordnung (ZzulV)<br />

• Lebensmittelhygiene-Verordnung<br />

• Los-Kennzeichnungs-Verordnung (LMKV)<br />

• Health-Claim Verordnung<br />

• Positivliste für die Verwendung von<br />

Mikronährstoffen (Vitamine, Mineralstoffe)<br />

• Mess- und Eichgesetz<br />

• Novel food –Verordnung<br />

Liebe Branche, liebe Leser,<br />

vergessen wir nur eins nicht, Wünsche oder Träume für<br />

eine bessere Gesundheit, ein besseres glückliches Leben<br />

fallen nicht vom Himmel – sondern bedürfen des Mitmachens<br />

von uns allen! Erzählen Sie es bitte weiter! Wir lassen<br />

nicht locker und geben nie auf!<br />

In kürze nehmen wir einen Termin beim Bundesgesundheitsministerium<br />

abt. Prävention mit einem kleinem Team<br />

wahr. Professor Zänker und Herr Dr. Büttner haben sich zu<br />

einem Sondierungsgespräch bereit erklärt – zunächst –<br />

um dann einen runden Tisch zu erreichen – und vieles<br />

mehr … wir werden berichten.<br />

Mit herzlichen Grüßen<br />

Ihr<br />

Manfred Scheffler<br />

Präsident NEM e.V.<br />

Rheinland-Pfalz, den 07.11.<strong>2017</strong><br />

Nutrition-Press ist die offizielle Zeitschrift des<br />

NEM e.V. Verband mittelständischer europäischer<br />

Hersteller und Distributoren von Nahrungsergänzungsmitteln<br />

& Gesundheitsprodukten e.V.<br />

Nutrition-Press 03


Inhalt | Impressum<br />

Nahrungsergänzungsmittel ist der rechtliche Begriff – Lebens-Mittel-Konzentrat ist der richtige Begriff!! 02<br />

Wie viel darf´s von wie viel sein – oder gar nichts?? Prof. Dr. Dr. Kurt Zänker 05<br />

Zu fett, zu süß, zu salzig Prof. Robert Schneider 10<br />

Ernährungslüge & Ernährungspyramide Prof. Dr. Enno Freye & Hans-Peter Strobel, PharmD 14<br />

Endemischer B-Vitamin-Mangel – ein unerkanntes Problem Dr. med. Dipl. biol. Bernd Michael Löffler 17<br />

Entstörungsmöglichkeiten des Mitochondriums Dr. rer. hum. Biol. Christiane Herzog 28<br />

Personalisierte Ernährung und die Rolle von Nahrungsergänzungsmitteln Hon. Prof. Dr. Helmut Weidlich 36<br />

Vitalpize Dr. med. habil Dr. rer. nat. Karl J. Probst 39<br />

Kompendium der Mykotherapie – Einsatz von Vitalpilzen in<br />

Prävention und Therapie Beate Berg & Prof. Dr. Dr. h.c. Jan I. Lelley 48<br />

Sind die Vitamine C ( Ascorbinsäure) und E (Tocopherole) lebensnotwendig<br />

oder schädlich? Prof. Em Dr. Ing. agr. Wilhelm Hartfiel 50<br />

Sango Meereskoralle – Mineralstoffwunder aus dem Meer Jürgen Langhals 54<br />

Heimliche Gesundheitsexperten – Sekundäre Pflanzenstoffe Daniela Lipgens 57<br />

Nahrungsergänzungsmittel senken Gesundheitskosten Leoni-Daniela Unfried 59<br />

Neues Testverfahren für Anti Aging-Substanzen: AGEs Hon. Prof. Dr. Helmut Weidlich 60<br />

Digitaler Nachlass: Wer erbt eigentlich mein Facebook? ARAG 63<br />

Urheberrechtsverletzung und Abmahnung: Und jetzt? ARAG 67<br />

Digital Detox: fiese Fakten Anitra Eggler 70<br />

News – Spannende News aus den Medien im Ticker 72<br />

Impressum<br />

Nutrition-Press<br />

Fachzeitschrift für Mikronährstoffe,<br />

Vitalstoffe, Nahrungsergänzungsmittel,<br />

Hersteller und Vertriebe<br />

Print-Ausgabe ISSN 21951271<br />

Herausgeber: NEM Verband mittelständischer<br />

europäischer Hersteller und Distributoren von<br />

Nahrungsergänzungsmitteln & Gesundheitsprodukten e.V.<br />

Horst-Uhlig-Str. 3, D - 56291 Laudert<br />

Phone: +49 (0) 6746 8029820<br />

Fax: +49 (0) 6746 8029821<br />

Email: info@nem-ev.de, www.nem-ev.de<br />

Chefredaktion: Manfred Scheffler (V.i.S.d.P.)<br />

Leitender Redakteur: Manfred Scheffler<br />

Redaktion: Liane Schmidt<br />

Wissenschaftlicher Beirat:<br />

Dr. Gottfried Lange und Prof. Dr. Kurt S. Zänker<br />

Juristischer Beirat: Dr. jur. Thomas Büttner LL. M.<br />

Gastautoren:<br />

Prof. Dr. Dr. Zänker<br />

Robert Schneider<br />

Prof. Dr. Enno Freye<br />

Dr. med. Dipl. biol. Bernd Michael Löffler<br />

Dr. Christiane Herzog<br />

Hon. Prof. Dr. Helmut Weidlich<br />

Dr. med habil Dr. rer nat. Karl J. Probst<br />

Beate Berg & Prof. Dr. Dr. h.c . Jan I. Lelley<br />

Prof. Em. Dr. Ing. agr. Wilhelm Hartfiel<br />

Jürgen Langhals<br />

Daniela Lipgens<br />

Leonie Daniela Unfried<br />

Anitra Eggler<br />

Grafik/Layout: www.pp-grafikdesign.de<br />

Anzeigenabteilung:<br />

Liane Schmidt, Telefon: +49 (0) 6746 8029820<br />

E-Mail: info@<strong>nutritionpress</strong>.com<br />

Bildnachweis: © cegli_Fotolia (Titel), Fotolia.com, privat<br />

Erscheinungsweise: 2 mal pro Jahr: Frühjahr, Herbst<br />

Einzelpreis: 4,95 Euro, zzgl. Versandkosten<br />

Bestellung der PrintAusgabe: info@nem-ev.de<br />

Online-Ausgabe: ISSN 21968505<br />

Online-Magazin und Media-Daten:<br />

kostenlos unter www.<strong>nutritionpress</strong>.com<br />

Printed in Germany<br />

Copyright-Hinweis:<br />

Die gesamten Inhalte des Magazins sind<br />

urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte auf<br />

Konzept und Gestaltung: NEM e.V.<br />

Vervielfältigungen jeglicher Art nur mit<br />

ausdrücklicher Genehmigung des NEM e.V.<br />

Offizielles Magazin des NEM e.V.:<br />

NEM Verband mittelständischer europäischer<br />

Hersteller und Distributoren von Nahrungsergänzungsmitteln<br />

& Gesundheitsprodukten e.V.<br />

Horst-Uhlig-Str. 3, 56291 Laudert<br />

Telefon: +49 (0)6746/80 29 82 0<br />

Fax: +49 (0)6746/80 29 82 1<br />

E-Mail: info@nem-ev.de<br />

Internet: www.nem-ev.de<br />

04 Nutrition-Press<br />

www.nutrition-press.com


Ernährung | Prävention<br />

Wie viel darf´s von<br />

wie viel sein – oder<br />

gar nichts?<br />

Zwanzig Prozent von keinem Wissen sind immer noch kein<br />

Wissen. Es ist erstaunlich, welche Diskussionen um Sinn und<br />

Unsinn von Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) geführt werden.<br />

Weniger interessengeleitete Emotionen würden zu mehr Empathie<br />

in den Fragen zum Umgang mit Lebensmitteln und Ernährung führen.<br />

Nahrungsergänzungsmittel (NEM) Definition<br />

Nahrungsergänzungsmittel (NEM) – der Ausdruck ist<br />

sehr unglücklich gewählt – sind Lebensmittelkonzentrate<br />

von Nährstoffen oder sonstigen, natürlichen Stoffen mit<br />

ernährungsspezifischer oder physiologischer Wirkung.<br />

NEMs sind meistens evidenz- basiert in der medizinischen<br />

Literatur belegt. Auf einer noch höheren Evidenzebene<br />

kann deren Wirkung und Wirksamkeit durch tierexperimentelle<br />

und klinische Studien für Indikationsbereiche<br />

wissenschaftlich belegt werden. NEMs sind aber keine<br />

Medikamente, sie sind Lebensmittel. Lebensmittel können<br />

nicht mit den Methodenspektren, wie sie für Arzneimittel<br />

erforderlich sind, geprüft werden.<br />

Autor<br />

Prof. Dr. Dr. Kurt Zänker<br />

• Universitätsprofessor für Immunologie<br />

und Experimentelle Onkologie der<br />

Universität Witten/Herdecke<br />

• Eingeladener Vortragender bei nationalen<br />

und internationalen Konferenzen<br />

• Autor vieler Fachbücher und Fachartikel<br />

• ksz@uni-wh.de<br />

Abgrenzung Lebensmittel vrs. Arzneimittel<br />

Jahrzehnte lang hat man einen sinnlosen, weil ideologisierten<br />

Streit zur Abgrenzung von Lebensmitteln/NEM<br />

gegenüber Arzneimitteln geführt. Dabei stand nicht die<br />

Sorge um die Gesundheit der Bevölkerung im Vordergrund,<br />

sondern es wurde fortwährend festgelegt und<br />

demonstriert, wer der Gutsherr in wichtigen Sektoren<br />

im Gesundheitswesen ist. Die einen wollten, wenn sie<br />

es denn ernst meinten, den Lebensmitteln/NEMs einen<br />

Präventionswert zur Erhaltung der Gesundheit zu zu messen<br />

– löblich! Wenn sie es aber auslobten, dann fanden<br />

sie sich meistens vor den Schranken von kompetenten –<br />

wie gut (!) – oder weniger kompetenten Institutionen wieder,<br />

um danach die deutsche Sprache zu beugen, damit<br />

öffentlich Abbitte geleistet werden konnte, wie man den<br />

Verbraucher eventuell getäuscht habe. Die anderen fürchteten<br />

um eine zu stabile Gesundheit der Bevölkerung,<br />

denn Gesunde fragen weniger häufig ihren Arzt oder Apotheker;<br />

der Präventions gedanke spielte keine Rolle. Was<br />

ist aus dem Streit geworden, wenn man sich die Szenarien<br />

rückblickend ansieht? Es ist nichts besser geworden,<br />

es ist kein Prozent mehr Befriedung eingetreten. Zwanzig<br />

Prozent von keiner Befriedung oder keinem Verständnis<br />

sind immer noch Unfrieden und Unverständnis.<br />

NEMs und die Argumentationsketten<br />

Unverständlich bleiben angesichts der sich häufenden<br />

Lebensmittelskandale die wiederkehrenden Argumente,<br />

NEMs sind bei einer ausgewogenen Ernährung nicht notwendig,<br />

und ein Nährstoffmangel kann durch die geeignete<br />

Auswahl von Lebensmitteln behoben und verhindert<br />

werden. Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen im<br />

Gesundheitswesen vertreten diese Auffassung und Politiker<br />

aller Couleur wiederholen sie gebetsmühlenartig. Dazu<br />

muss die Frage gestellt werden, ob diese Wissenschaftler<br />

in ihren Disziplinen dem reflexiven Denken zur Hypothesenbildung<br />

und einer Methodentreue in der Forschung noch<br />

Nutrition-Press 05


chen – hoffentlich und hoffentlich nicht zu spät, steuert<br />

hier die „Berliner Erklärung“ der G20 Gesundheitsminister<br />

gegen.<br />

Genüge tun. Diese Ignoranz ist sehr verwunderlich, gerade<br />

in einer Zeit des methodischen Auf – und Umbruches<br />

zu einer personalisierten Medizin/Ernährung, die<br />

sich vor dem Hintergrund einer neuen Wissenschaftsdisziplin<br />

der „Epivention“ (Hui Wang et al.) (2015): Epivention:<br />

Epigenetic Based Cancer Chemo prevention.<br />

Epigenetic Diagnosis & Therapy 1(2):98- 105) gerade<br />

formiert. Die Erkenntnisgewinne daraus werden Ernährung<br />

und Gesundheit auf einer individuellen (Epi) –<br />

Genomebene erklärbar und für das tägliche Leben steuerbar<br />

machen. Politiker muss man ernsthaft fragen,<br />

ob sie ihren Geldbeutel bei einem verstohlenen Blick in<br />

den gläsernen Geldbeutel des deutschen Durchschnittseinkommens<br />

mit diesen vergleichen wollen und dabei<br />

nicht vor Scham erröten, wenn sie weiterhin von „geeigneter<br />

Auswahl von Lebensmitteln“ sprechen – oder verteilen<br />

sie gar unbemerkt „Care Pakete“? Bildung, Ernährung<br />

und die staatliche Verantwortung: Nicht alleine das<br />

Geld, das Familien für die Ausgabe von Lebensmitteln zur<br />

Verfügung haben bestimmt die Ernährungsgewohnheiten<br />

und damit die Auswahl an Lebensmitteln. Es gibt zudem<br />

eine deutliche Abhängigkeit vom Bildungsstand und den<br />

gesundheitsorientierten Ernährungsgewohnheiten/Life<br />

Style. Wo bleibt aber eine politisch gewollte, strukturierte<br />

und flächendeckende Gesundheitserziehung? Sie ist eine<br />

grundlegende moralische Norm zur Daseinsvorsorge und<br />

aus der Interpretation des Grundgesetzes sozio – präventiv<br />

abzuleiten und auch vom Staat umzusetzen ist! (vgl.<br />

Meyer – Abich KM, „Was es bedeutet gesund zu sein –<br />

Philosophie der Medizin“, Carl Hanser Verlag München,<br />

2010, 276ff). Wie wäre eine Gesundheitserziehung damit<br />

zu vereinbaren, dass zu Lebensmitteln kein Wort über<br />

deren Schaden oder Nutzen bezüglich ihrer ernährungsphysiologischen<br />

Eigenschaften gesagt werden darf? Ein<br />

abstraktes, nicht zu lebendes Recht bestimmt das sprachliche<br />

Verständnis, welche Moleküle, welche pflanzlichen<br />

Inhaltsstoffe in unseren Körperzellen keinen Schaden<br />

anrichten dürfen. Aber was erfährt der Verbraucher über<br />

Gesundheitsförderung? Angesichts der jahrelangen Diskussionen<br />

und eindringlichen Warnungen zu Rückständen<br />

von Antibiotika in Lebensmitteln und die parallele Ausbildung<br />

multiresistenter Keime gegen die derzeit verfügbaren<br />

Antibiotika kann man nur von einem todbringen den<br />

Informationsskandal mit Handlungsunfähigkeit spre -<br />

Wie relativierend klingen dann im Gegensatz dazu die Argu -<br />

mente, die immer wieder gegen NEMs angeführt werden:<br />

i) es gibt keine Daten zur langfristigen Sicherheit,<br />

ii) es existieren keine Referenzwerte,<br />

iii) man kenne keine Dosis zum Verzehr und<br />

iv) der Versorgungsstatus in der Bevölkerung sei ebenfalls<br />

nicht bekannt bzw. nicht zu bewerten;<br />

v) vor allem, es fehlen klinische Studien! Sagten wir nicht<br />

gerade, klinische Studien sind nur im Arzneimittelsektor<br />

von großer Bedeutung und sind solche Argumente nicht<br />

gerade ein Hohn wenn wir uns Pandemien multiresistenter<br />

Keime gegenüber sehen?<br />

Empirisch gesehen liefert die Bevölkerung ausreichend<br />

Daten zum Konsum von Alkohol, zum Verzehr von kaloriendichten<br />

und Fettsucht induzierenden Lebensmitteln.<br />

Nun gut, nehmen wir diese Argumente zur Kenntnis und<br />

fragen: Gibt es überhaupt Studien zu Lebensmitteln hinsichtlich<br />

eines geprüften Gesundheitswertes, also Lebensmittel,<br />

die der Verbraucher täglich aus den Regalen<br />

der Supermärkte bezieht? – Wohl nicht, wie sollte dies<br />

auch logistisch geschehen?<br />

Der Verbraucher muss im Vertrauen handeln wenn er<br />

nicht den psychologischen Vermarktungsstrategien unterliegen<br />

will. Er/Sie muss lesen (lesen gefährdet aber die<br />

Dummheit) und verstehen welche Inhaltsstoffe seine/ihre<br />

gerade gekauften Lebensmitteln aufweisen. Beispielhaft<br />

stehen meistens Wasser und Kohlenhydrate, davon Zucker,<br />

sowie Fette, davon gehärtet an prominenter Stelle –<br />

wundern wir uns da noch über den Anstieg des Diabetes<br />

mellitus? Haben wir nicht auch hier ein Bildungs- (Lese-)<br />

Defizit? Die Lebensmittelindustrie muss die Inhaltsstoffe<br />

quantitativ benennen, der Käufer muss die Angaben<br />

verstehen, nein, nicht nur verstehen, sondern die ernährungsphysiologische<br />

Bedeutung für sich auch abschätzen<br />

können! Den versteckten Zuckergehalt und dessen Auswirkung<br />

wird der Diabetiker oft nur nach einigen Monaten -<br />

wahrlich körperlich – am erhöhten HbA1c Wert beim Arzt<br />

erfahren. Diese Pseudoaufklärung nach dem Motto „wie<br />

viel darf´s von wie viel sein – oder nichts“, bleibt beliebig,<br />

wenn sich der/die Verbraucher(in) über essentielle Inhaltsstoffe<br />

(Kohlenhydrate, Proteine, Fette) hinaus eingehender<br />

und ernährungsorientiert informieren möchte z.B.– über<br />

Mineralstoffe und Spurenelemente oder sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe.<br />

Die Validität der Methoden, mit denen<br />

viele dieser Angaben zu essentiellen Inhaltsstoffen in<br />

Lebensmitteln erhoben werden ist ein großes biotechnologisches<br />

Problem und wird kaum öffentlich diskutiert.<br />

Ringversuch geprüfte analytische Methoden erfordern<br />

ein gut geschultes Personal, kosten viel Geld und sind<br />

sehr zeitaufwendig. NEMs haben aber den Informations-<br />

06 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

vorteil, dass deren ausgelobte Inhaltsstoffe nach Art und Menge gemäß<br />

den gesetzlichen Vorgaben angegeben werden. Das Diktum einer Gesellschaft<br />

und die Verantwortung für Gesundheit. Es bleibt ein archetypisches<br />

Merkmal in Gesellschaften: Den Menschen wird eine fast all umfassende<br />

Sicherheit, eine Stabilität des Guten suggeriert und vorgespielt – eine<br />

politische Grundvoraussetzung, damit Gesellschaften friedlich und oligarchisch<br />

manipulierbar bleiben. Dieses Dogma bröselt jedoch mehr und mehr.<br />

Die Terrorgefahr und die Zukunftsängste wachsen und erzeugen persönliche<br />

und soziale Verunsicherungen. Ad-hoc zu klärende Tag-zu-Tag Probleme<br />

werden nicht mehr mit Stressbewältigungsstrategien gelöst, sondern erzeugen<br />

Übersprungshandlungen mit körperlichen Symptomen (Depression) und<br />

Fehlernährung/Esssucht.<br />

Wie gut ist es dann, dass man wichtige Dinge des täglichen Lebens, wie es<br />

Lebensmittel und Arzneimittel sind, nicht mehr hinterfragen muss. Für die<br />

einen sorgt der Staat, dass sie uns nicht schaden, hat er doch dafür die Fürsorgepflicht,<br />

für die anderen der Arzt, denn auch der muss es schließlich<br />

wissen, hat er doch studiert. Das geht etappenweise so lange gut, bis die<br />

nächste Sau (Skandal) wieder durch´s Dorf gejagt wird. Wie lange die hedonistische<br />

Formel in unseren Gesellschaften noch eine Gesundheitsgleichung<br />

bleibt: „Qualität ist was schmeckt“, wird spätestens durch die Krankenkassen -<br />

beiträge entschieden werden.<br />

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Wie schon ausgeführt, den Menschen in Gesellschaften wird ein allgemeines<br />

Sicherheitsgefühl, eine Nichtnotwendigkeit zum steten und neugierigen<br />

Umbruch des individuellen und soziologischen Daseins von<br />

einer herrschenden Oligarchie vermittelt. Die Politik führt sich oft auf<br />

als sei sie der Gutsherr der Daseinsvorsorge. In Wirklichkeit ist sie Gutsverwalter<br />

für die Daseinsvorsorge ihrer Anvertrauten und dazu aufgerufen<br />

in einem geprägten Kontext von Religion oder Ethik Verantwortung<br />

wahrzunehmen – also Wahrheit in die Hand nehmen! Finden wir diese<br />

Verantwortung im Lebensmittelsektor? Ja: Es gibt genügend Lebensmit -<br />

tel von bäuerlichen Betrieben, von Non-Profit-Organisationen, von tradierten<br />

Manufakturen und zahllosen Einzelbetrieben, die genuss- und gesundheitswertige<br />

Lebensmittel produzieren – wir müssen nur deren Stimmen stärken.<br />

Sie sind Protagonisten einer Gesundheitsprävention und versuchen nichts<br />

anderes als durch ihr hohes „Lebens – Mittel – Ethos“ Gesundheit zu fördern,<br />

als Hauptnahrung; oder diese ergänzend zu verbessern, dann bieten<br />

sie im besten Sinn der Definition NEMs an. NEMs und ihre Indikationen im<br />

Gesundheitssystem NEMs haben natürlich eine breite Indikationsstellung als<br />

„nutritional food“. Senior(en)/-innen mit Malabsorptionsstörungen, Allergiker,<br />

Tumorpatienten, chro nisch kranke Patienten mit Stoffwechselstörungen<br />

(Metabolisches Syndrom), übergewichtige Patientinnen, um nur einige<br />

Indikationen zu erwähnen, danken es ihrem Arzt oder Ernährungsberater,<br />

wenn sie notwendige, hinreichen de und wissenschaftsbasierte Beratungen<br />

bekommen – „wie viel darf´s von wie viel sein – oder eben gar nichts“.<br />

Gerade hinsichtlich der NEMs muss man den nationalen und den EU – Gesetzgebern<br />

Lob aussprechen: NEMs sind hoch reglementierte und überwachte Lebensmittel:<br />

bezüglich<br />

i) ihrer Sicherheit und<br />

ii) ihrer Qualität der Inhaltsstoffe – nach Art und Menge -,<br />

iii) ihrer Biotechnologie und ihrer Herstellung. NEMs sind in der zeitlichen<br />

und mengenmäßigen Distribution am Markt verfolgbar.<br />

Gesundheitsprodukte<br />

Als Lohnhersteller entwickeln,<br />

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wir seit vielen Jahren für Sie:<br />

• Nahrungsergänzungsmittel<br />

• Diätetische Lebensmittel<br />

• Medizinprodukte<br />

• Ergänzend bilanzierte Diäten<br />

• Kosmetik<br />

• Ergänzungsfuttermittel<br />

Die Basis unserer Produkte<br />

sind pflanzliche Naturstoffe,<br />

sekundäre Pflanzenstoffe,<br />

Vitamine, Mineralien, Spurenelemente<br />

und Mikronährstoffe.<br />

Nutrition-Press 07<br />

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Am Sportplatz 3<br />

D-56291 Leiningen


Die angegebenen Inhaltsstoffe können in verschiedenen<br />

Datenbanken auf ihre ernährungsphysiologischen Eigenschaften<br />

und Wirkungen überprüft werden. Selbst Daten<br />

zur Pharmakodynamik und Pharmakokinetik stehen für einige<br />

Inhaltsstoffe zur Verfügung. Solche Daten finden sich<br />

sonst nur in Informationen über Arzneimittel. Welche anderen<br />

Lebensmittel des täglichen Verzehrs, außer NEMs,<br />

können diese Anforderungen erfüllen? Logistische Sicherheit.<br />

Sollte sich ein vorsätzlicher, krimineller Prozess des<br />

„in den Verkehrbringens“ von NEMs nachweisen lassen so<br />

können diese NEMs sehr schnell aus dem Verkehr gezogen<br />

werden. Ganz im Gegensatz zu Dioxin oder Fipronil<br />

belasteten Eiern. Denn es müssen nicht nur die Eier vernichtet<br />

werden sondern auch die Nachfolgeprodukte, die<br />

mit den Toxin belasteten Eiern hergestellt wurden – ganz<br />

abzusehen von dem Tierschutz hinsichtlich der Missachtung<br />

einer Kreatur als Mitbewohner auf diesem Planeten.<br />

Warum der Streit um NEMs – ein<br />

geschichtlicher Ansatz zur Lösung<br />

Es bleibt (vielleicht) noch ein Rätsel, warum so gut überwachte<br />

Lebensmittel, wie NEMs:<br />

i) Offenlegung von Inhaltsstoffen und Mengenangaben<br />

zum Verzehr,<br />

ii) ernährungsphysiologische Bewertungsmöglichkeiten,<br />

iii) breites Spektrum der Anwendung zur Prävention und<br />

zur ernährungsphysiologischen sportiven Therapie in ihren<br />

Eigenschaften als Lebensmittel so ideologisiert angegriffen<br />

werden.<br />

Könnte man sich zur Entideologisierung der Abgrenzungsproblematik<br />

Lebensmittel vrs. Arzneimittel nicht<br />

an Philippus Theophrastus Aureolus Bombastus von<br />

Hohenheim auch Paracelsus (1493 -1541) genannt, erin-<br />

nern: „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift, alleine<br />

die Dosis macht’s, dass ein Ding kein Gift ist (Dosis<br />

sola facit venenum). Im Gegensatz dazu sollte der/die<br />

Leser(in) einmal die Geschichte des Arzneimittelgesetzes<br />

in Deutschland seit 1961 nachlesen, um dann durch<br />

geschichtliches Wissen und vor allem in Gelassenheit,<br />

ohne Drohung einer Juristifizierung, Sinn und Unsinn der<br />

Diskussion zu NEMs verfolgen zu können. Wie hat sich<br />

hier spät, für viele Menschen zu spät, ein politisches Gewissen<br />

zum Schutz des kranken Menschen entwickelt,<br />

großes Leid und frühen Tod in Kauf genommen, obwohl<br />

die verantwortlichen Intellektuellen eigentlich rechtsphilosophisch<br />

Paracelsus schon früh verstanden haben<br />

müssten. Oder, warum hat man die dreißiger Jahre des<br />

20. Jahrhunderts ausgeblendet, wo das Wort Arzneimittel<br />

öfter mit einem tödlichen als mit einem heilenden Ansatz<br />

verbunden war – wo blieben in der Folge die rechtsphilosophischen,<br />

juristischen, soziologischen und medizinischen<br />

Verantwortungsstränge für die gesundheitliche Daseinsvorsorge<br />

im ausgehenden 20. Jahrhundert? Wurde<br />

eventuell der Streit um die Abgrenzung Lebensmittel vrs.<br />

Arzneimittel als Mittel zum Zweck einer probaten Ablenkung<br />

benützt? Die Selbstverantwortung zur Gesundheit.<br />

Der gesunde Menschenverstand, sofern er nicht bewusst<br />

verdummt wird, weiß sehr genau „wie viel es von wie viel<br />

sein darf, oder eben gar nichts“. Warum gesteht man dem<br />

Individuum in einer so häufig proklamierten individuellen<br />

und freien Gesellschaftsform nicht mit Augenmaß zu „wie<br />

viel es von wie viel sein darf“ – eben auch bei Lebensmitteln/NEMs?<br />

Viele Menschen hören auf die Signale ihres Körpers und<br />

können sie auch im Sinne einer Aktivierung von Selbstheilungskräften<br />

deuten. Welches Recht hat der Staat mündige<br />

Bürger(innen) in ihren Entscheidungen zur Wahl der<br />

Lebensmittel einzuschränken, vorausgesetzt sie sind zum<br />

Verzehr sicher und (wahrscheinlich) nicht gesundheitsschädlich<br />

– die Entscheidung der staatlichen Reglementierung<br />

darf aber keinesfalls auf Willkür<br />

oder Interessenskonflikten beruhen sondern<br />

erfordert einen gemeinsamen Dialog von<br />

Verbrauchern, Verbraucherschützern, Gesetzgebern<br />

und Lebensmittelindustrie.<br />

Methodenfortschritt in der Medizin und<br />

die Folgen für eine individuelle Ernährung.<br />

Ein kleiner Ausblick der ein großer Blick<br />

werden wird, bleibt als Hoffnung bestehen:<br />

Gerade die Erkenntnisse aus der<br />

„Epivention“, und die Datenerhebungen<br />

durch die „next generation sequencing“, –<br />

Methoden, werden Genomdaten erzeugen,<br />

die geradezu nach personalisierten Lebensmitteln<br />

rufen werden um Gesundheit zu erhalten. Es<br />

08 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

wird nötig werden, die Definition von NEMs zu erweitern,<br />

nämlich so zu erweitern, dass Menschen mit den für sie<br />

notwendigen und gesundheitsorientierten Lebensmitteln<br />

legal und aufklärend versorgt werden können.<br />

Gesundheit fördern und Krankheiten vermeiden<br />

helfen, beruhen dann auch auf Lebensmittel<br />

basierten epi-/genetischen Daten – juristisch<br />

nachprüfbar und bestimmten Regeln einer Complience<br />

unterworfen. Die Grenzen zwischen<br />

Arzneimittel und Lebensmittel werden für<br />

ausgewählte Indikationsbereiche fließend,<br />

die gemeinsame Schnittmenge wird größer<br />

werden, zumindest sich in der Anwendung<br />

mit Arzneimittel ergänzen müssen. Was<br />

sich jetzt in der personalisierten Medizin<br />

in Diagnostik und Therapie abzeichnet,<br />

wird in der Lebensmittel industrie<br />

in abgeänderten Varianten auch greifen.<br />

Personalisierte genetische Daten<br />

werden zu interpretierbaren Hilfsangeboten<br />

wie ein Mensch/Patient schneller<br />

und gezielter aus einer Vielfalt von Lebensmitteln/Nahrungsinhaltsstoffen<br />

auswählen<br />

kann und vielleicht auch muss um Gesundheit<br />

zu erhalten und um Krankheiten in ihrem Auftreten<br />

zu verzögern. Darauf ausgerichtet wird es zukünftig Neo-<br />

NEMs geben, die akute oder chronische Erkrankungen,<br />

begleitend zur Hauptmedikation, unterstützen um eine<br />

hohe Lebensqualität zu erhalten. Die Pharmaindustrie<br />

hat in der Erforschung und Entwicklung von Arzneistoffen<br />

viel geleistet. Niemand will diese Leistung dort aufgeben<br />

wo sie ihre Ethik und Selbigkeit zur integralen Gewinnung<br />

von Gesundheit offen legt. Aber: „Leistung allein<br />

genügt nicht. Man muss auch jemanden finden, der sie<br />

anerkennt“ (Ludwig Wittgenstein, 1889-1951). Es ist ein<br />

sozio – medizinisches Phänomen, dass die Anerkennung<br />

der Leistung der Pharmaindustrie, vielen Fakten und Ursachen<br />

geschuldet, graduell abnimmt. Dafür nimmt die<br />

Wahrnehmung für Lebensmittel die eine Trias: Genusswert,<br />

Nähr- und Gesundheitswert individuell erfüllen, zu –<br />

sie müssen es ja täglich beweisen. Die Verbraucher werden<br />

immer mehr fordern, dass der Genusswert mit einem<br />

messbaren Gesundheitswert korrespondiert.<br />

Wo kann diese Tendenz heute „wie viel darf´s von wie<br />

viel sein – oder gar nichts?“, schon gesehen werden? Ist<br />

denn nicht die molekulare Küche (modern ist cuisine, culinary<br />

physics, experimental cuisine) nicht schon ein erster<br />

Schritt in dieser Entwicklung?<br />

Das Recht des mündigen<br />

Verbrauchers<br />

Den Verbrauchern muss im Konsensus mit den Schutzpflichten<br />

eines Wohlfahrtsstaates zugebilligt werden selbst<br />

zu entscheiden wie sie in die Regale und auf die Markt-<br />

stände mit<br />

„wie viel<br />

von wie viel“,<br />

Zugriffsrecht<br />

ha ben wollen. Sie<br />

können doch weiterhin<br />

davon ausgehen,<br />

dass die staatlichen Behörden<br />

Lebensmittelsicherheit bieten – oder etwa nicht?<br />

Das Wissen um die Erhaltung und die Förderung der Gesundheit<br />

durch den Verzehr von geeigneten Lebensmittel<br />

müssen sich die Verbraucher, zensiert, unzensiert, Interesse<br />

geleitet und paragraphiert aber derzeit noch selbst<br />

aneignen – wie lange noch? Die Antwort liegt im Auge des<br />

Verbrauchers die richtigen Lebens – Mittel zum selbstbestimmten<br />

Leben auszuwählen. Dass es immer weniger<br />

gelingt, trotz einer staatlichen (fürsorglichen) Überreglementierung<br />

– zeigen die epidemiologischen. Daten zur<br />

Entwicklung von (chronischen) Krankheiten – hier sollte<br />

man ruhig einmal William Shakespeare aus Hamlet zitieren:<br />

„Something is rotten in the state of Denmark.“<br />

Nur, wer wird die wachsenden Kosten im Gesundheitswesen<br />

die jetzt und heute durch Fehlernährung verursacht<br />

werden zahlen? Wahrscheinlich nicht mehr jene mediokren<br />

Politiker und Funktionäre, die Prävention in fachübergreifenden,<br />

politischen (Ernährungs-)diskursen anzusprechen<br />

scheuen und gesundheitsqualifizierte Lebensmittel (NEMs)<br />

überreglementieren – warum auch immer sie sich dazu<br />

demokratisch legitimiert fühlen. Nein, es wird die Generation<br />

sein, deren Gesundheit uns, den Älteren am Herzen<br />

liegen muss. Denn diese nächste Generation kann nur dann<br />

für ein gesundes Altern der Altvorderen sorgen, wenn sie<br />

selbst an Geist, Seele und Körper gesund bleibt und ihre<br />

freie Wahl zur gesunden Ernährung beanspruchen kann. «<br />

Fotos: emuck – Fotolia (S. 5), ExQuisine – Fotolia (S. 6),<br />

M.studio – Fotolia (S. 8), eyetronic – Fotolia (S. 9)<br />

Nutrition-Press 09


Zu fett,<br />

zu süß,<br />

zu salzig<br />

jeder weiß es und dennoch ...<br />

Bereits die „Nationale Verzehrsstudie II“ 1 , bis dato<br />

die größte epidemiologische Studie zur Erfassung<br />

der Ernährungsgewohnheiten in Deutschland, kam<br />

zu diesem Fazit. Bei dieser, vom Bundesministerium<br />

für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

in Auftrag gegebenen Studie wurden 20.000 Personen im<br />

Alter zwischen 14 und 80 Jahren im Zeitraum November<br />

2005 bis Januar 2007 befragt und 2008 wurden die Ergebnisse<br />

veröffentlicht. Diese wurden von der Deutschen<br />

Gesellschaft für Ernährung (DGE) im 12. Ernährungsbericht<br />

(Dezember 2012) 2 herangezogen. Liest man nur das<br />

Fazit des Berichts, könnte man denken: „Alles nicht so<br />

schlimm“. Liest man ihn komplett, bleibt ein Stirnrunzeln<br />

über die beschwichtigende Zusammenfassung nicht aus.<br />

Das Zuviel an Fett(em), Süßem und Salz(igem) ist seither<br />

keinesfalls besser geworden. Im 13. Ernährungsbericht<br />

vom Januar <strong>2017</strong> 3 wird deutlich, dass krankhafte Fettleibigkeit<br />

im wahrsten Sinn des Wortes weiter zunimmt.<br />

Bereits 59 % der Männer und 37 % der Frauen in<br />

Deutschland sind übergewichtig. Am Ende des Berufslebens<br />

sind es sogar 74 % der Männer und 56 %<br />

der Frauen. Und die „dümmsten Bauern“ haben nicht nur<br />

die dicksten Kartoffeln sondern auch die dicksten Kinder.<br />

Diesen Zusammenhang zwischen Bildung und Ernährung<br />

zeigt eine von der EU-Kommission finanzierte Studie 4<br />

über die Entwicklung der Fettleibigkeit in Europa.<br />

Auf eine Fehlernährung in einer Überflussgesellschaft<br />

mit zu viel Wurst, weißem Mehl, gesüßten und industriell<br />

verarbeiteten Lebensmitteln mit zunehmendem Anteil an<br />

Fertiggerichten gehen laut der „Global Burden of Disease<br />

Study“ 5 20 % der Todesfälle weltweit zurück. Und sie<br />

macht einen großen Teil der Kostenexplosion im Gesundheitswesen<br />

aus: hoher Blutzucker, hoher Blutdruck und<br />

die Folgen der ständigen Entzündungsprozesse durch den<br />

hohen Insulinspiegel! Das alles will behandelt werden bevor<br />

man den Löffel abgibt, der zu viel der ungesunden Kost<br />

in uns hineingeschaufelt hat.<br />

Ein voller Bauch und dennoch<br />

mangelt es an Vitalstoffen<br />

In den Studien zur Ernährungssituation, sei es der Ernährungsbericht<br />

in Österreich 6 , der Schweiz oder in Deutschland<br />

2 zeigt sich darüber hinaus eine eklatante Unterversorgung<br />

bei etlichen Vitalstoffen:<br />

• Einen Mangel an DHA + EPA findet man in breiten Teilen<br />

der Bevölkerung. Vor allem aber fehlt den meisten jungen<br />

Müttern das für die Gehirnentwicklung Ihrer Säuglinge<br />

notwendige DHA in der Muttermilch. Auch Vegetarier,<br />

Veganer und Leute, die keinen Fisch essen<br />

sind hier unterversorgt. Meine Empfehlung: Täglich<br />

ein bis zwei Kapseln Algen DHA+EPA für alle, die sich mit<br />

den empfohlenen „2 x wöchentlich Kaltwasserfisch“<br />

kein ordentliches Schwermetallpolster zulegen wollen.<br />

DHA + EPA aus gezüchteten Algen hilft zudem, nicht<br />

noch zusätzlich zur katastrophalen Überfischung der<br />

Meere beizutragen.<br />

• Der Mangel an Vitamin D (besonders bei jungen Erwachsenen<br />

und Senioren) hat etliche Verfechter dosierter<br />

Vitamin D-Gaben auf die Bühne gerufen. Ich bin eher<br />

ein Freund einer kontinuierlichen Zufuhr und dabei sollte<br />

man es nicht übertreiben. Wer nicht in der Sonne baden<br />

10 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

will oder kann, sollte täglich eine Tablette mit 1000 I.E.<br />

Vitamin D3 in Kombination mit 100 µg Vitamin K2<br />

(MK7) einnehmen. K2 ist wichtig, damit das durch Vitamin<br />

D vermehrt im Blut kursierende Calcium auch in<br />

die Knochen eingebaut werden kann (und nicht etwa in<br />

die Blutgefäßwände). Calciumpräparate (siehe nächster<br />

Absatz) sollten bei einer Osteoporose-Therapie daher<br />

keinesfalls ohne die gleichzeitige Einnahme der Vitamine<br />

D3 und K2 verabreicht werden. Ich verweise auch<br />

auf die sogenannte Rotterdam-Studie 7 : Durch Vitamin<br />

K2 (Aufnahme: ~ 25 μg/Tag) wurde das relative Risiko<br />

an einer Herzerkrankung zu versterben um 57 % reduziert.<br />

Auch das Auftreten einer koronaren Herzkrankheit<br />

(um 41 %) und die Gesamtsterblichkeit (um 36 %)<br />

wurden durch Vitamin K2 deutlich gesenkt. Das Risiko<br />

für eine starke Arterienverkalkung wurde durch Vitamin<br />

K2 sogar um 52 % verringert.<br />

• Dass viele weibliche Jugendliche (14-18 Jahre) einen<br />

Calciummangel haben, liegt einerseits an dem erhöhten<br />

Bedarf und andererseits möglicherweise an einer<br />

von Schönheitsidealen geprägten Esskultur. Auch den<br />

meisten älteren Menschen fehlt Calcium. Wichtig: Calciumpräparate<br />

(die höchste Bioverfügbarkeit erzielt Calciumcitrat)<br />

sollten immer nur in Kombination mit Vitamin<br />

K und D eingenommen werden (siehe vorstehender<br />

Absatz)!<br />

• Der Eisenmangel bei über 75 % der Frauen im gebärfähigen<br />

Alter müsste auch nicht sein. 14 Gramm Spirulina<br />

enthält die empfohlene Tageszufuhr von 14 mg<br />

Eisen. Entscheidend ist die gleichzeitige Aufnahme von<br />

Vitamin C, damit dieses Eisen auch ausreichend verwertet<br />

werden kann. Wer das nicht will, kann auch ein<br />

Eisenpräparat einnehmen. Das Eisen sollte dabei in<br />

organisch gebundener Form vorliegen und eben auch<br />

Vitamin C enthalten. Achtung: die Eisenaufnahme wird<br />

durch Kaffee und schwarzen Tee gehemmt!<br />

• Eklatant ist der Jodmangel! Die WHO schätzt, dass<br />

weltweit etwa 750 Millionen bis eine Milliarde Menschen<br />

davon betroffen sind. In West- und Zentraleuropa<br />

betrifft dies mehr als 380 Millionen Personen. Abhilfe<br />

kann hier z.B. die Kelp Alge schaffen, die es auch in<br />

Tablettenform gibt.<br />

Generell werden zu wenig Ballaststoffe aufgenommen. Ein<br />

Mehr an diesen komplexen Kohlenhydraten könnte durch<br />

verstärkten Konsum von Gemüse, Hülsenfrüchten und Getreide<br />

erreicht werden. Bei älteren Menschen ist auch die<br />

Aufnahme von Magnesium, Selen, Zink, Vitamin A und C<br />

grenzwertig.<br />

Die „richtigen“ Fette oder Öle 8<br />

Das „zu fett“ könnte leicht dazu führen, dass man generell<br />

Fette meidet. Das wäre verkehrt, denn die richtigen<br />

Fette oder Öle in bester Qualität haben einen hohen Gesundheitswert.<br />

Allgemein bekannt ist die Überversorgung<br />

mit Omega-6-Fettsäuren und auch der Anteil langkettiger<br />

gesättigter Fettsäuren ist in unserer Ernährung meist zu<br />

hoch. Abhilfe schaffen hier die Omega-3-Fettsäuren aus<br />

Lein-, Hanf-, Walnussöl, Chiasamen sowie 1 – 2 Kapseln<br />

Algen-DHA täglich.<br />

Nicht zuletzt gehört auch Bio-Kokosfett in die Liste der Öle,<br />

bei denen unsere Zellen „Hurra“ schreien. Ob als Butterersatz<br />

auf dem Tomatenbrot oder zum Dünsten von Gemüse<br />

mit asiatischen Gewürzen – es sollte regelmäßiger Bestandteil<br />

unserer Ernährung sein.<br />

Mais-, Soja-, Distel- und Sonnenblumenöl<br />

haben in meiner Küche keinen Platz,<br />

da sie zu viel Omega-6 enthalten.<br />

Wer auf Sonnenblumenöl nicht ver -<br />

zichten möchte, sollte High-Oleic-<br />

Sonnenblumenöl verwenden. Hier<br />

wurde der Anteil mehrfach ungesättigter<br />

Fettsäuren durch konventionelle<br />

Züchtung stark<br />

gesenkt und der Anteil an<br />

Ölsäure auf 75-90 % erhöht.<br />

Es hat damit eine<br />

ähnliche Zusammensetzung<br />

wie Olivenöl, aber bei weitem<br />

nicht das unvergleichliche<br />

Aroma, das ich nicht<br />

mehr missen möchte. Ein<br />

wirklich gutes Olivenöl hat<br />

ebenfalls einen hohen Gesundheitswert.<br />

Hier ist besonders auf<br />

die richtige Auswahl zu achten, denn<br />

bei 95 % aller angeblich extra nativen<br />

Nutrition-Press 11


Olivenöle steht diese Bezeichnung nur auf dem Etikett! Ein<br />

gutes Olivenöl erkennt man übrigens mit der Nase. Die<br />

Olive ist eine Frucht und ihr Öl sollte ausschließlich fruchtig<br />

riechen. Achten Sie darauf, ob Ihr Herz beim Schnuppern<br />

lacht. Jeder Anflug von modrig, ranzig, stichig (Essig)<br />

oder anderweitig muffig disqualifiziert das Öl für die Passage<br />

unseres Gaumens.<br />

Rapsöl, das früher aufgrund seiner Bitterstoffe und der<br />

bedenklichen Erucasäure fast auschließlich in der Industrie<br />

eingesetzt wurde, hat durch die Züchtung von Sorten<br />

mit geringeren Anteilen dieser Inhaltsstoffe auch als Nahrungsmittel<br />

den Weg in die Küche gefunden. Es wird wegen<br />

seines hohen Gehalts an einfach ungesättigten Fettsäuren<br />

als gesundheitsfördernd angepriesen und kann, wie auch<br />

Olivenöl und Erdnussöl bei Temperaturen bis 170 °C zum<br />

Braten und Frittieren verwendet werden – ich kann es dennoch<br />

nicht empfehlen, denn es hat viele Nachteile, die nicht<br />

zuletzt auch durch den Herstellungsprozess (hohe Hitze,<br />

Druck, Hexan als Lösungsmittel, De-Gummierung, Desodorierung)<br />

begründet sind. Dabei entstehen aus den im<br />

Öl enthaltenen mehrfach ungesättigten Fettsäuren Transfette.<br />

Bei Mehrfachproben von Rapsöl aus dem Handel<br />

wurden 1,9 - 3,6 % Transfette ermittelt – das ist extrem ungesund.<br />

Leider kommt Rapsöl (Canola Oil) bei vielen Fertigprodukten<br />

und auch in der Gastronomie zum Einsatz.<br />

Der Einfluss von Transfettsäuren<br />

auf unsere Gesundheit 8<br />

Bei der industriellen Fetthärtung werden durch Erhitzung<br />

und Hydrierung ungesättigte Fettsäuren in gesättigte Einfachbindungen<br />

umgewandelt. Die Transfettsäuren entstehen<br />

dabei als Nebenprodukt. Als es Chemikern vor rund<br />

150 Jahren gelang, aus flüssigen Pflanzenölen streichfähige<br />

Fette mit langer Haltbarkeit herzustellen, war man<br />

sich der schädlichen Auswirkungen der Transfette auf unsere<br />

Gesundheit noch nicht bewusst. Margarine enthielt<br />

seinerzeit 20 % Transfette! Heutzutage beträgt ihr Anteil<br />

durch verbesserte Verfahren ca. 2 % bei "vollgehärteten<br />

Fetten". Bei "teilgehärteten Fetten" kann der Anteil von<br />

Transfette immer noch bis zu 30 % sein. Spitzenreiter:<br />

Blätterteig und Instantsuppen.<br />

Transfette sind Mitverursacher von schlechten Cholesterinwerten<br />

und Arteriosklerose. Somit vergrößern sie das<br />

Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko. In unseren heutigen<br />

Nahrungsmitteln befinden sich dennoch überall Transfette.<br />

Dazu zählen alle mit gehärteten Fetten frittierten<br />

Lebensmittel wie Pommes, Chips und Siedegebäck wie<br />

Donuts. Auch in Fertigsuppen, Bratensoßen, Wurst und<br />

selbst in Müsliriegeln oder Frühstücksflocken sind Transfette<br />

enthalten. In Dänemark sind daher schon seit 2003<br />

Produkte verboten, die mehr als 2 % Transfette enthalten.<br />

Island ist dem Beispiel Dänemarks im Jahr 2010 gefolgt.<br />

Auch in der Schweiz und in Österreich gibt es mittlerweile<br />

Einschränkungen bei der Verwendung von Transfetten. In<br />

New York und Kalifornien wurde sogar ein Verbot für diese<br />

ungesunden Fette in Lebensmitteln erlassen. Nur die<br />

„verbraucherfreundliche“ EU ist durch die starke Lobby<br />

der Lebensmittelindustrie von einer Einschränkung oder<br />

gar einem Verbot von Transfetten weit entfernt. Problematisch<br />

sind hier nicht nur Transfette sondern auch Acrylamid.<br />

Es entsteht bei der Überhitzung von Stärke insbesondere<br />

beim Backen, Braten, Rösten, Grillen sowie Frittieren<br />

und steht im Verdacht, krebserregend zu sein.<br />

Die „richtigen“ Kohlenhydrate 8<br />

Das sind Polysaccharide, die den Insulinspiegel so wenig<br />

wie möglich hochschnellen lassen. Hohe Insulin spiegel<br />

stören die Regenerations- und Reparaturprozesse unseres<br />

Körpers und verdoppeln das Risiko für Herzinfarkte, Tumor -<br />

erkrankungen und Diabetes II. Wir können Süßspeisen, statt<br />

mit raf finiertem Zucker, z.B. mit Birkenoder<br />

Kokosblütenzucker oder -nek tar<br />

süßen. Statt Weizenauszugsmehl sollten<br />

wir Vollkornmehl und Produkte aus<br />

Vollkorngetreiden zu uns nehmen. Die<br />

wichtigste Maßnahme allerdings ist,<br />

abends weniger oder keine Kohlenhydrate<br />

zu konsumieren!<br />

Das „richtige“ Salz 8<br />

Für die menschliche Ernährung wird fast<br />

ausschließlich Natriumchlorid (Kochsalz) ver -<br />

wendet, das auch in sehr vielen industriell<br />

12 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

hergestellten Produkten enthalten ist. Mit einem Konsum<br />

von mehr als 10 g/Tag liegen 50 % der Bevölkerung im gesundheitlich<br />

bedenklichen Bereich. Statt Natriumchlorid,<br />

das mehr oder weniger ein Abfallprodukt der chemischen<br />

Industrie ist, können naturbelassene Salze wie Meersalz<br />

oder Himalaya-Kristallsalz verwendet werden. Wer unter<br />

Bluthochdruck leidet sollte unbedingt natriumreduziertes<br />

Salz nehmen, das 50 % weniger Natrium und dafür mehr<br />

Kalium enthält. In erster Linie ist in Bezug auf den Salzkonsum<br />

ein Weniger angesagt! «<br />

Autor<br />

Robert Schneider<br />

• Heilpraktiker<br />

Fazit<br />

Um die beschriebenen Defizite und den Einfluss von Umweltfaktoren und ungesunder Lebensmittel auszugleichen, macht es Sinn,<br />

eine möglichst naturbelassene Ernährung (viel frisches Obst und Gemüse, frische Kräuter, hochwertige Öle) durch sinnvolle<br />

Nahrungsergänzungen zu bereichern. Ich selbst supplementiere u.a. regelmäßig Vitamin K2+D3, in der dunkleren Jahreszeit<br />

2 Tabletten à 100 µg + 1000 I.E. täglich, 1 Kapsel mit 250 mg Algen DHA + 100 mg Algen EPA, 2 x 1 Kapsel mit je 1.000 mg MSM<br />

zur Entgiftung und 2 x 1 Kapsel Curcucell 9 ,das preiswerteste hochbioverfügbare Mizellen-Curcuma. Die letzten beiden auch<br />

zur Vorbeugung von Entzündungsprozessen und zur Prävention von Krebs und Alzheimer.<br />

Fotos: sveta – Fotolia (S. 10), Tim UR – Fotolia (S. 11), bigacis – Fotolia (S. 12), vitals – Fotolia (S. 12), byheaven – Fotolia (S. 13)<br />

Literatur und Quellenangaben:<br />

1) vgl. „Nationale Verzehrsstudie II – Wie sich Verbraucher in Deutschland ernähren“, Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

2) vgl. 12. Ernährungsbericht 2012, Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft<br />

und Verbraucherschutz<br />

3) vgl. 13. Ernährungsbericht 2012, Deutsche Gesellschaft für Ernährung e.V. im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz<br />

4) https://ec.europa.eu/jrc/en/publication/eur-scientific-and-technical-research-reports/mapping-national-school-food-policies-across-eu28-plus-norwayand-switzerland<br />

5) http://ghdx.healthdata.org/record/global-burden-disease-study-2015-gbd-2015-maternal-mortality-1990-2015<br />

6) vgl. „Österreichischer Ernährungsbericht 2012“, Herausgegeben von emer. o. Univ.-Prof. Dr. I. Elmadfa, Institut für Ernährungswissenschaften,<br />

Universität Wien, im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit, 09/2012<br />

7) Dietary intake of menaquinone is associated with a reduced risk of coronary heart disease: the Rotterdam Study. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15514282<br />

8) „Die Bedeutung von Vitalstoffen für unsere Gesundheit“, Robert Schneider, www.truenatureverlag.de<br />

9) http://www.ganzheitliche-gesundheit.info/wp-content/uploads/2015/09/Kurkuma_Gewu%CC%88rz-und-Heilwurzel.pdf<br />

Nutrition-Press 13


Ernährungslüge &<br />

Ernährungspyramide<br />

Prof. Dr. med. Enno Freye im Gespräch<br />

mit Hans-Peter Strobel, Apotheker der<br />

Kongress Apotheke in Davos-Platz, zu<br />

den offiziell wenig beachteten erwähnten<br />

Gefährdungen durch unsere Nahrung.<br />

Synopsis: Unsere heutigen Ernährungsgewohnheiten basieren<br />

größtenteils auf Empfehlungen der Gesellschaft<br />

für Ernährung. In den westlichen Ländern, wurde anhand<br />

der daraus resultierenden Ernährungspyramide, über viele<br />

Jahrzehnte festgelegt, welche Lebensmittel mit welcher<br />

Gewichtung wir zu uns nehmen sollen. Die Ernährungspyramide<br />

gestaltet sich jedoch von Land zu Land unterschiedlich,<br />

in den östlichen Ländern fällt sie sogar völlig<br />

konträr aus. Was sind die Gründe dafür? Hatte der russ.<br />

Putin evtl. doch Recht, sämtliche Einfuhren westlicher<br />

Nahrungsmittel aus dem Westen zu verbieten, damit seine<br />

Bevölkerung jetzt gesünder lebt?<br />

nährung arbeiten dabei eng zusammen und werden von<br />

Firmen wie Monsanto (USA), Syngenta (Schweiz), und<br />

Bayer (BRD) gesponsert. Siehe hierzu auch die Bestrebungen<br />

(hinter verschlossenen Türen!) CTEP<br />

und TTIP in der EU durchzuboxen und wo allein<br />

die Interessen von Groß Konzernen der<br />

EU-Bevölkerung aufgezwungen werden<br />

sollen. Ein herausragendes Beispiel ist<br />

die Zulassung des potenziellen Kanzerogenen<br />

Glyphosat als Herbizid<br />

in der EU!!! Eigentlich eine<br />

Körperverletzung; sie wird<br />

aber von den Regierenden<br />

einfach toleriert (siehe hierzu<br />

auch die nachgewiesenen<br />

Glyphosatanteile in allen Biersorten).<br />

Mit einer ergebnisoffenen und wahren Ernährungswissenschaft<br />

hat diese Zulassung durch angeblich unabhängige<br />

Gremien jedoch wenig zu tun, wenn nicht nur Doktorarbeiten<br />

sondern insbesondere Forschungsberichte von der Industrie<br />

gesponsert und dann oft auch noch nachweislich<br />

gefälscht werden!!!<br />

Handelt es sich bei der Ernährungspyramide in Wirklichkeit<br />

nur um eine Marketingmaßnahme damit ein optimaler<br />

Absatz der landwirtschaftlichen Produkte dauerhaft garantiert<br />

werden kann? So ist es! Wie sinnvoll und tatsächlich<br />

gesunderhaltend können diese Vorschläge tatsächlich<br />

sein? Antwort: Sie sind es nicht, weil nur ein interessenorientiertes<br />

Marketing dahintersteckt.<br />

Denn die westlichen Länder haben die kränkste Bevölkerung<br />

auf der Erde. Sie weisen im weltweiten Durchschnitt die<br />

höchsten Zahlen an massiven gesundheitlichen Problemen,<br />

wie z.B. Krebs, Fettleibigkeit, Autoimmunerkrankungen<br />

und Stoffwechselkrankheiten insbesondere Diabetes auf.<br />

In östlichen Kulturen kommen diese Krankheiten jedoch<br />

vergleichsweise selten vor. Woran liegt das? Antwort: Ihre<br />

andere Ernährungsform – denn diese ist naturbelassen!<br />

Die Ernährungspyramide bei der neben den gezuckerten<br />

Getränken vornehmlich kohlenhydratreiche Nahrungsmittel<br />

(alle Brotsorten, Pasta, Nudel, Kartoffeln, Pizza, Cerealien<br />

usw.) die Basis der Ernährung darstellen<br />

Bauern orientieren sich beim Kauf und Anbau von Saatgut<br />

an den Empfehlungen ihrer Gesellschaften. Die landwirtschaftliche<br />

Gesellschaft und die Gesellschaft für Er-<br />

Dieser Fragestellung schließen sich andere folgende spannende<br />

Fragen an: Wie müsste eine gesunde Ernährungspyramide<br />

wirklich aussehen? Was ist mit dem Weizen<br />

passiert und was hat das Ganze mit Lebensmittelunverträglichkeiten<br />

zu tun? Sehr viel – denn der vornehmliche<br />

Weizengenuss kann zu Entzündungen im Darm und einem<br />

Sickerdarm führen.<br />

14 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

/ Anzeige /<br />

ENTGIFTUNG<br />

DETOX<br />

MEDIZINPRODUKT<br />

KLASSE IIA<br />

Die etwas andere Ernährungspyramide, wo Obst, Gemüse die Basis der Ernährung darstellen<br />

Welche pflanzlichen Öle sind tatsächlich gesund und was zeichnet gesunde<br />

Pflanzenöle aus? Zu den gesunden Ölen gehören, Oliven-, Hanf-, Lein-, Kokosnuss-,<br />

Argan- und rotes Palmöl, die der Körper besser verwerten kann!<br />

Sind Omega-6 Fettsäuren tatsächlich so gesund wie behauptet wird? Nein<br />

überhaupt nicht, denn sie sind proinflammatorisch, d.h. sie fördern Entzündungen<br />

im Körper; besser sind die Omega-3 Fettsäuren.<br />

Wie gesund ist wirklich Raps und Rapsöl? Völlig abzulehnen, weil chemisch<br />

extrahiert und hohen Temperaturen ausgesetzt, es anschließend dann noch<br />

hydrogenisiert wird, wobei dann Transfette entstehen – hier wird der Arteriosklerose<br />

massiv Vorschub geleistet.<br />

Wie wichtig sind tierische ergo gesättigte Fette in unserer Ernährung? Sie<br />

sind nach neusten Forschungen völlig in Ordnung solange sie von Tieren aus<br />

gesunden (nicht Massentierhaltungen) Stallbetrieben stammen.<br />

Wie gesund ist eine vegane Ernährung für den Organismus? Sehr gesund,<br />

man muss nur Vitamin B12 zuführen!<br />

Was haben Zucker und Fett mit Sucht zu tun? Sehr viel, weil das Suchtzentrum<br />

durch Süß ähnlich wie durch Heroin angeregt wird und man dann von<br />

dieser Sucht nach Süßem nicht mehr loskommt und der vermehrte Konsum<br />

von guten Fetten dem entgegensteht!<br />

Ist Zucker generell ungesund oder gibt es auch gesunde Zuckerarten? Generell<br />

sind alle Zuckerarten, besonders aber die Kunstsüsse der Gesundheit<br />

völlig abträglich; man sollte besser Stevia, Palatinose und/oder naturbelassenen<br />

Honig (in Maßen) benutzen.<br />

Auch als Private Label möglich.<br />

Mikronisierter Clinoptilolith-Zeolith<br />

zur Entlastung des<br />

Stoffwechsels von Leber, Niere,<br />

Bauchspeicheldrüse und Blut.<br />

Bewirkt eine erhebliche<br />

Reduzierung der Ammonium- und<br />

Schwermetallbelastung<br />

des Körpers.<br />

Erhältlich in Kapsel- und Pulverform.<br />

Kontaktieren Sie uns unter<br />

info@plantavis.de oder<br />

030-89 000 105.<br />

Nutrition-Press 15<br />

www.plantavis.de


Braucht unser Gehirn überhaupt Zucker? Nein, denn<br />

es kann auch aus Ketonkörper (Hydroxybutyrat<br />

Acetoacetat) Energie beziehen (die wiederum aus<br />

Fetten entstehen) und kann dann noch besser fit<br />

gehalten werden.<br />

Auf welche Fleisch und Fischsorten sollten wir<br />

lieber verzichten und welche können bedenkenlos<br />

verzehrt werden? Fleisch, das verpackt ist wurde auf<br />

Haltbarkeit durch den Zusatz<br />

krebsauslösender Ni trate<br />

und Nitrite (was meinen<br />

Sie warum das<br />

Fleisch so schön rot<br />

aussieht?) getrimmt. Fisch<br />

aus dem Atlantik ist quecksilberbelastet<br />

– ein Schwermetall,<br />

das zu frühzeitiger Demenz führt.<br />

Was ist Histamin und wie wirkt sich Histamin auf unseren<br />

Organismus aus? Als wichtiger Vermittler von Immunreaktionen<br />

ist er der Auslöser für viele allergische Reaktionen<br />

die dann besonders auftreten, wenn es nicht abgebaut<br />

werden kann. Ursächlich für diesen ungenügenden<br />

Abbau sind neben einem Vitaminmangel (Vitamin C, B6)<br />

oder spezielle Medikamente (Entzündungshemmer, Antidepressiva,<br />

Antihistaminika), besonders Störungen im<br />

Bakteriengleichgewicht des Darmes, ein Effekt der durch<br />

die zucker- und/oder glutenreiche Nahrung nicht nur ausgelöst<br />

sondern speziell gefördert wird.<br />

Wie gesund sind Obst und Gemüse und warum ist das Kulturgemüse<br />

nicht wirklich empfehlenswert?<br />

Autor<br />

Prof. Dr. Enno Freye<br />

Hans-Peter Strobel, PharmD<br />

Entwickler der Produktserie Greenspeed<br />

unter besonderer Berücksichtigung der<br />

zellulären Energie<br />

Energy Development LLC<br />

www.Greenspeed.ch<br />

Fachlicher Beirat des NEM e. V.<br />

PRINZIPIELL IST ALES OBST UND BESONDERS SIND ALLE<br />

GEMÜSESORTEN SEHR EMPFEHLENSWERT – nur ist jedoch<br />

das organisch gewachsene und geerntete Obst und<br />

Gemüse eher frei von Pestiziden, Herbiziden und Fungiziden,<br />

die alle sehr nachteilig für die Gesundheit sind und<br />

wo die von den Gesundheitsbehörden zugelassenen Maximalspiegel<br />

ausnahmslos alle aus dünner Luft geschöpft,<br />

d. h. nie in Studien nachgewiesen wurden!<br />

Welche Rolle spielen natürliche Bitterstoffe in der Ernährung?<br />

Sie sind für die Verdauung unerlässlich, deshalb<br />

Würzen – aber nicht mit Glutamat, denn es ist ein Zusatzstoff,<br />

der zur Überdeckung einer minderwertigen Qualität<br />

zu Unpässlichkeiten, ja sogar Hirntumore auslösen kann!<br />

Ist Magensäure schädlich und wie wichtig sind Säureblocker<br />

im Alter? Ein Irrsinn der heutigen Medizin ist die<br />

Verordnung der Magensäureblocker, weil dann auch der<br />

von den Magenwänden abgesonderte notwendige Zusatzstoff,<br />

der intrinsische Faktor, zur Resorption des lebenswichtigen<br />

Vitamins B12 fehlt. Ein weiterer Nachteil dieser<br />

so häufig verschriebene Protonenpumpenhemmer ist eine<br />

eindeutige, in neueren Studien nachgewiesene höhere Inzidenz,<br />

einen Herzinfarkt zu erleiden. resp. einen Schlaganfall<br />

zu bekommen. «<br />

Fotos: epics – Fotolia (S. 15), pixabay<br />

16 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

Endemischer B-Vitamin-Mangel<br />

ein unerkanntes Problem<br />

Zusammenfassung:<br />

Die Behauptung, dass es in Deutschland keine Vitamin<br />

Mängel gebe, ist nicht neu und in jeder x-beliebigen Zeitung<br />

zu lesen. Das dahinter häufig nur die „Anpassung“<br />

des Referenz-Bereichs nach unten steht, z.B. durch die<br />

Deutsche Gesellschaft für Ernährung, allerdings auch<br />

nicht. Die Analyse von 395 Datensätzen von denen 309<br />

Patienten (Datensätze) hinsichtlich der Versorgung<br />

mit den Vitaminen B1, B2, und B6 ausgewertet werden<br />

konnten, zeigt allerdings eine unerwartet erschreckende<br />

Mangelversorgung mit diesen 3 funktionell wesentlichen<br />

B-Vitaminen. Insgesamt 148 Frauen (Mittleres Alter 49,1<br />

Jahre, Range 9,8 – 82,7 Jahre) und 161 Männer (Mittleres<br />

Alter 50,2 Jahre, Range 9,0 – 89,7 Jahre), zusammen 309<br />

Daten Sets mit einem kompletten Profil von B1, B2, und B6<br />

(bioaktive Vitamin Analyse), die zwischen dem 11.01.2016<br />

und dem 27.07.<strong>2017</strong> gemessen wurden, konnten ausgewertet<br />

werden. 214 von 309 Personen (69,3%) zeigten einen<br />

Plasma B1 Spiegel < 39,8 μg/ml, 98 von 309 (31,7%)<br />

Personen einen bioaktiven B2 Plasma Spiegel < 85,4 μg/l<br />

und 103 von 309 (33,3%) einen bioaktiven B6 Plasma<br />

Spiegel < 10,1 μg/l. Von den ausgewerteten Patienten<br />

zeigten 47 (15,2 %) gleichzeitig einen schweren Mangel an<br />

Vitamin B1, B2, und B6. Nur 74 (23,9 %) der 309 ausgewerteten<br />

Patienten zeigten gleichzeitig eine befriedigende<br />

Versorgung mit den drei B-Vitaminen. Diese Befunde sind<br />

alarmierend, insbesondere vor einem öffentlichen, politisch<br />

ideologischen Hintergrund, der immer wieder eine<br />

ausreichende Versorgung der deutschen Bevölkerung mit<br />

Vitaminen und Mineralstoffen beschwört, ohne allerdings<br />

dafür entsprechende harte Daten oder Beweise zu liefern.<br />

Die hier präsentierten Daten erklären, vor dem Hintergrund<br />

der physiologischen Funktionen von B1, B2, und B6<br />

die steigende Zahle von Patienten mit mehr oder weniger<br />

ausgeprägter Fatigue Symptomatik. Gleichzeitig sind diese<br />

Daten alarmierend im Zusammenhang mit steigenden<br />

Zahlen von Personen mit metabolischem Syndrom, Typ 2<br />

Diabetes, und Herz-Kreislauf Erkrankungen, Demenz und<br />

anderen neurologischen Erkrankungen.<br />

Einleitung:<br />

Die Gruppe der B-Vitamine ist die größte Vitamin Gruppe<br />

der wasserlöslichen Vitamine, bestehend aus B1 (Thiamin),<br />

B2 (Riboflavin, Laktoflavin), B3 (Niacin, Nicotinsäure,<br />

PP-Faktor) [Kann im menschlichen Körper auch aus<br />

der essentiellen Aminosäure Tryptophan über den Stoffwechsel<br />

Metaboliten Chinolinsäure synthetisiert werden,<br />

und ist somit eher als Vitaminoid zu bezeichnen.], B5<br />

(Pantothensäure), B6 (Pyridoxin, Pyridoxamin, Pyridoxal),<br />

B7 (Biotin, oder auch Vitamin H oder Vitamin B8), B9<br />

(Folsäure, auch B11 oder Vitamin M genannt) [mindestens<br />

50% der deutschen Bevölkerung nimmt weniger als<br />

die empfohlene Menge von 300 mg Folsäure am Tag zu<br />

sich. Ein Folsäure Mangel ist u.a. prokanzerogen.], B12<br />

(Hydroxy-, Methyl-, Adensosyl-, oder Glutathionyl-Cobalamin).<br />

Zusätzlich die inzwischen als „Vitaminoide“ (Vitamin<br />

ähnlich), weil grundsätzlich vom menschlichen Organismus<br />

selbst synthetisierbaren Substanzen: B4 (Cholin),<br />

B10 (PABA, para-Amino-Benzoesäure) B13 (Orotsäure),<br />

B15 (Pangamsäure). B17 ist KEIN (!) Vitamin. Es ist der<br />

Fantasiename für Amygdalin, ein Glykosid, das Blausäure<br />

abspalten kann.<br />

Ich werde mich in diesem Artikel nur mit den Vitaminen<br />

B1, B2, und B6 beschäftigen. Auch dies wird – dem begrenzten<br />

Umfang geschuldet – kursorisch sein. Die Funktion<br />

dieser drei B-Vitamine wird kurz besprochen werden.<br />

Ebenso die zur Verfügung stehenden Messtechniken.<br />

Dann deren Bedeutung für den menschlichen Stoffwechsel.<br />

Der größte Teil dieses Artikels wird sich allerdings mit<br />

den aktuellen Messwerten dieser drei Vitamine beschäftigen,<br />

die wir in den letzten zwei Jahren in 309 Patienten<br />

unserer Praxis erheben konnten.<br />

Bedeutung und Funktion von<br />

Vitamin B1 (Thiamin):<br />

Thiamin liegt in Nahrungsmitteln meist als Thiamindiphosphat<br />

(TDP) oder Thiamintriphosphat (TTP). Die für<br />

die praktische Ernährung wichtigste Thiaminquelle sind<br />

Nutrition-Press 17


Getreideprodukte. Dies erklärt wahrscheinlich auch (aufgrund<br />

des heute üblichen hohen Anteils von industriell<br />

hoch verarbeiteten Nahrungsmittel in der „Standard Ernährung“<br />

der deutschen Bevölkerung) das alarmierende<br />

B1 Defizit. Die Lebensmittel mit dem höchsten B1 Gehalt<br />

sind: Weizenkleie (0,7 mg/100g), Haferflocken (0,6<br />

mg/100g), grüne Erbsen (0,3 mg/100g), Schweinefleisch<br />

(0,9 mg/100g), Tunfisch/Lachs (0,2 mg/100g), Pistazien<br />

(0,6 mg/100g) [diese Liste, wie auch die folgenden versteht<br />

sich als eine Auswahl]. Das Thiamin im Getreide geht<br />

bei der Herstellung hoch ausgemahlener Mehle, wie z.B.<br />

Typ 405, das in Deutschland am häufigsten anzutreffende<br />

Mehl, verloren. Am Thiamin reichsten ist der Getreide<br />

Keim und die Aleuronschicht.<br />

Die Aufnahme von Thiamin im Darm erfolgt bei niedrigen<br />

Konzentrationen aktiv, bei höheren per Diffusion. Vor der<br />

Aufnahme muss Thiamin durch die Phyrophosphatase der<br />

Darmwand dephosphoryliert werden. Die orale Aufnahme<br />

von Thiaminderivaten, als z.B. Benfothiamin (S-Benzoylthiamin-o-monophosphat),<br />

oder auch Bentiamin (Dibenzoylthiamin),<br />

oder der lipophilen Allithiamine ist wesentlich<br />

besser als die von Thiamin selbst. Die Resorptionsquote<br />

von Thiamin-HCl sinkt mit der Dosis. Benfothiamin wird<br />

wesentlich besser aus dem Darm aufgenommen als Thiamin-HCl.<br />

Darüber hinaus wird Benfothiamin, unabhängig<br />

von der Aplikationsform, 5-25 besser in die Ge<strong>web</strong>ezellen<br />

aufgenommen. Die Speicherkapazität von Vitamin B1<br />

ist begrenz, und die Umsatzrate, abhängig von Lebensstil<br />

Faktoren hoch bis sehr hoch (z.B. Stress), weshalb es einer<br />

täglichen ausreichenden Substitution bedarf. Bei der<br />

oralen Verabreichung von 100 mg Benfothiamin werden<br />

nach 1,2 – 1,5 Stunden Cmax-Werte von 100 – 140 ng/<br />

ml Plasma erreicht. Die mittlere Elemi-nationshalbwertzeit<br />

beträgt 4,1+1,2 Stunden. Nach 24 Stunden werden wieder<br />

die Ausgangsplasma Spiegel erreicht.<br />

Thiamindiphosphat ist Coenzym der 2-Oxosäuren-Dehydrogenase-Komplexe.<br />

Dies sind Multienzymkomplexe, an<br />

denen 2-Oxosäuren in Acyl-Coenzym-A-Verbindungen umgewandelt<br />

werden. Der Pyruvatdehydrogenase-Komplex<br />

(PDH) katalysiert die Dehydrierung und Decarboxylierung<br />

von Pyruvat zu Acetyl-Coenzym-A, der 2-Oxoglutaraldehydrogenase-Komplex<br />

die Bildung von Succinyl-Coenzym-A<br />

aus 2-Oxoglutarat, und der Verzweigtketten-2-Oxosäuren-Dehydrogenase-Komplex<br />

dehydriert und decarboxyliert<br />

die beim Abbau von der verzweigtkettigen<br />

Aminosäuren Valin, Leucin, und Isoleucin entstehenden<br />

Oxosäuren: 2-Oxoisovaleriansäure, 2-Oxoisocapronsäure<br />

und 2-Oxo-3-metylvaleriansäure zu den entsprechenden<br />

verzweigtkettigen Acyl-Coenzym-Derivaten.<br />

Die 2-Oxosäure-Dehyrogenase-Komplexe<br />

bestehen aus drei Enzymen:<br />

1. Aus der Dehydrogenase-Decarboxylase mit<br />

TDP als prosthetischer Gruppe;<br />

2. Aus der Liponamid-Acyltransferase, welche a-Lipon<br />

säure in Säureamidbindung an einen Lysinrest trägt<br />

(daher liponamid) [in diesem Zusammenhang sei<br />

angemerkt, dass wir seit Beginn dieses Jahres sys<br />

tematisch den Serum a-Liponsäure Spiegel in<br />

unseren Patienten messen, und über die Häufigkeit<br />

von tiefen bis sehr tiefen Spiegeln erstaunt und<br />

besorgt sind];<br />

3. Aus der Dehydroliponamid-Dehydrogenase, einem<br />

Flavinenzym [Anmerkung: also B2 abhängig], welches<br />

durch Dehydrogenierung der Dehydroliponsäure<br />

die oxidierte Form regeneriert und den Wasserstoff<br />

auf NAD + überträgt.<br />

Beim Pyruvatdehydrogenase-Komplex, der ein interkonvertierbares<br />

Enzym ist, kommen zu diesen drei Enzymen<br />

noch eine Kinase und eine Phosphatase hinzu. TDP ist weiterhin<br />

Coenzym der Transketolase im Pentosephosphatzyklus.<br />

Darüber hinaus wurde TTP immer wieder eine eigene<br />

Funktion im neuronalen Stoffwechsel zugeschrieben, der<br />

aber bis heute nicht eindeutig bewiesen werden<br />

konnte. Einen besonderen Hinweis auf TTP<br />

als neurophysiologisch aktive Form<br />

von Thiamin liefert das Leigh-Syndrom,<br />

eine genetisch bedingte<br />

nekrotisierende Enzephalopathie.<br />

Bei der Erkrankung finden sich<br />

ein Mangel von TTP im Gehirn<br />

und ein Hemmstoff, der die Synthese<br />

von TTP aus TDP hemmt (1) . Ein<br />

Hinweis auf weitere Funktionen von<br />

TDP im Kohlenhydrat Stoffwechsel<br />

liefern experimentelle Ergebnisse,<br />

die zeigen, dass die Bildung von<br />

advanced glycosylation endproducts<br />

(AGE) die bei hohen Serum<br />

Glukose Konzentrationen entstehen,<br />

von TDP gehemmt werden können (2) .<br />

18 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

Eine schematische Zusammenfassung der Implikationen von Thiamin in den<br />

Energie und Glukose / Fruktose Stoffwechsel findet sich in Abbildung 1. Wie<br />

dort gezeigt, sind die physiologischen / pathophysiologischen Konsequenzen<br />

einer Vitamin B1 Mangelversorgung kaum überzubewerten.<br />

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Schematische Darstellung der Implikationen von Thiamin (B1), aber auch der Vitamine B2 und<br />

B6 in den Energie und Zuckerstoffwechsel.<br />

Abkürzungen: ATP, Adenosintriphosphat; F6P, Fruktose-6-Phosphat; G6P, Glukose-6-Phosphat;<br />

GABA, gamma-Aminobuttersäure; HK, Hexokinase (Vitamin B6, Fe, Mg abhängig); -KGDH,<br />

alpha-Ketoglutaratdehydrogenase (B1 abhängig); PDH, Pyruvat-Dehydrogenase (B1, B2, -Liponsäure<br />

abhängig); TK, Transketolase (B1 abhängig). Der Pentose-Phosphat-Weg (PPW) kommt in<br />

Mammaliern nur im Zytoplasma vor. Er ist einer von drei wesentlichen Stoffwechselwegen, der<br />

die Zelle mit reduktions-Äquivalenten versorgt. Im Menschen werden über den PPW ca. 60 % des<br />

NADPH gebildet. Dieses wird z.B. für die Fettbiosynthese benötigt. Ribose-5-Phosphat für die<br />

Nukleotidbiosynthese und Erythrose-5-Phosphat für die Synthese aromatischer Aminosäuren.<br />

Entsprechend<br />

vielfältiger<br />

Etikettenbedarf?<br />

Die heute drei wichtigsten Ursachen für einen Thiamin Mangel sind: Mangel/Fehlernährung<br />

mit KH-reichen hoch verarbeiteten Lebensmitteln; Alkohol;<br />

und Malabsorption infolge gastrointestinaler Störungen, unter anderem<br />

Leaky Gut und Gluten induzierter chronischer Darm-Schleimhaut Störungen.<br />

Thiamin Mangel verursacht Leberfunktionsstörungen, unterstützt Schmerzzustände,<br />

und ist mitverursachend für die diabetische Polyneuropathie. Während<br />

der Schwangerschaft und Stillzeit besteht ein erhöhter Thiamin Bedarf.<br />

Für Thiamin konnte keine Toxikologie bis Gaben von 8g/d gezeigt werden.<br />

Wasserlösliche Thiamin Verbindungen erhöhen erst bei oralen Gaben im<br />

Gramm Bereich die zirkulierendem Plasma Spiegel. Deshalb sind für die Therapie<br />

von Mangelzuständen Präparate wie Benfothiamin wesentlich besser<br />

geeignet. Aufgrund der Pharmakokinetik sollten sie, zumindest initial, mindestens<br />

3-mal täglich im Abstand von ca. 8 Stunden gegeben werden.<br />

Genau unser<br />

Ding!<br />

Die klinische Symptomatik eines TDP Mangels lässt<br />

sich in zwei Funktionskreise teilen:<br />

1. Kardiovaskuläre Störungen: u.a. in Form von Dyspnoe, Beklemmungsgefühlen,<br />

präkordiale Schmerzen, Tachykardie, Ödemen,<br />

EKG-Veränderungen (Niedervoltage, T-Inversion, QT-Verlängerung).<br />

2. Neurologische Störungen: u.a. in Form von Neuropathie mit<br />

Sensibilitätsstörungen, Fußbrennen, Muskelschwäche,<br />

Nutrition-Press 19<br />

Die grüne Etikettendruckerei<br />

aus dem Fichtelgebirge.<br />

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Muskelschmerzen, Muskelkrämpfe, Muskellähmungen,<br />

zentral bedingte Koordinationsstörungen,<br />

psychische Veränderungen wie Müdigkeit,<br />

Konzentrationsstörungen, verminderte Merkfähigkeit,<br />

Reizbarkeit, Depressionen, Angstzustände.<br />

Bedeutung und Funktion von Vitamin B2<br />

(Riboflavin, Laktoflavin)<br />

Riboflavin ist die Kurzbezeichnung für die biologisch-aktive<br />

Verbindung 7,8-Dimethyl-10-(1-D-ribityl)-2,4(3H, 10H)-<br />

benzopteridindion. Die wichtigsten Derivate von Riboflavin<br />

sind Flavin-MonoNukleotid (FMN) und Flavin-Adenin-Di-nukleotid<br />

(FAD) als Coenzyme für Oxidasen und<br />

Dehydrogenasen. Riboflavin kommt in der Pflanzen und<br />

Tierwelt weit verbreitet vor. Die höchsten Konzentrationen<br />

(Auswahl) findet man in Schweine- und Rinderleber<br />

(3,0 mg/100g), Sardinen (0,4 mg/100g), Camembert<br />

(0,6 mg/100g), Avocado (0,2 mg/100g), Weizenkleie<br />

(0,5 mg/100g).<br />

Die Aufnahme im Darm (vornehmlich proximaler Dünndarm)<br />

erfolgt als freies Riboflavin vornehmlich aber als<br />

FMN und FAD, das zuvor säurehydrolytisch im Magen aus<br />

seiner Protein-Bindung gelöst werden muss. Im Blut liegt<br />

der größte Teil des Riboflavin als FMN und FAD und nur<br />

0,5 – 2% als freies Riboflavin vor. Es zirkuliert gebunden an<br />

Albumin und spezifisch an Riboflavin-bindendes-Protein<br />

(RFBPs) gebunden. Überschüssiges Riboflavin kann nicht<br />

gespeichert werden, wenn nicht ausreichend Apoprotein<br />

vorhanden ist. Die Reservekapazität für Riboflavin beträgt<br />

2-6 Wochen. Die höchsten Riboflavin Konzentrationen finden<br />

sich in der Leber, der Niere, und im Herzen.<br />

Es liegen keine Daten vor, die eine Toxizität von Riboflavin<br />

in hohen Dosierungen aufzeigen. Die höchsten Riboflavin<br />

Dosierungen (400 mg/d) wurden in eine Doppelblind-Studie<br />

zur Reduktion von Migräne [MELAS-Syndrom,<br />

mitochondrial enthephalopathy lactic acidosis stroke-like<br />

episodes, eine Sonderform der kindlichen Migräne] gegeben<br />

(3). Nach dreimonatiger Behandlung war die Häufigkeit<br />

von Attacken in der Kontrollgruppe unverändert, und<br />

fiel in der Verum Gruppe von 3,8 auf 1,8/Monat.<br />

Riboflavin in der Form von FMN und FAD ist Coenzym<br />

oder prosthetischer Gruppe einer großen Zahl von Oxidoreduktasen.<br />

Einige Flavoproteine haben Anschluss an<br />

die Atmungskette, und übertragen Substratwasserstoff<br />

auf Ubiquinon (Q10) (Liponamid-Dehydrogenase als einziges<br />

Flavinenzym auf NAD; siehe auch PDH, Thiamin),<br />

andere reagieren direkt mit Sauerstoff unter der Bildung<br />

von Wasserstoffperoxid. Einige Flavinenzyme enthalten<br />

als Katalysatoren zusätzlich Metalle wie Fe 2+ , Mo 2+ , Cu 2+ ,<br />

oder Mn 2+ . Auch ein Mangel an diesen Spurenelementen<br />

hat Funktionsstörungen zur Folge. Alle Oxidasen sind<br />

Flavin-Enzyme. Zwei Oxidasen, die uns hier besonders<br />

interessieren sind die Dihydroliponamid-Dehydrogenase<br />

(FAD als Coenzym), deren Funktion, die Übertragung<br />

von Wasserstoff von Dihydroliponamid auf NAD im 2.<br />

Oxosäureoxidase System ist (siehe auch PDH, Thiamin),<br />

und die Pyridoxinphosphat-Oxidase (FMN als Coenzym),<br />

die Pyridoxinphosphat und Pyridoxaminphosphat zu Pyridoxalphosphat<br />

(PALP) oxidiert (siehe auch Vitamin B6)<br />

oxidiert. PALP ist die wichtigste und aktivste Vitamin B6<br />

Form. Eine Dysfunktion der Pyridoxinphosphat-Oxidase<br />

hat erhebliche Konsequenzen für den Vitamin-B6-abhängigen<br />

Stoffwechsel.<br />

Der Bedarf an Vitamin B2 ist erhöht während schwere<br />

Krankheit, nach Operationen, bei chronischer Einnahme<br />

von Kontrazeptiva und trizyklischen Antidepressiva, bei<br />

chronischem Stress (z.B. intensivem Sport), bei chronischen<br />

Inflammationsprozessen, z.B. rheumatoider Arthritis,<br />

aber auch allen anderen Entzündungsprozesse, die<br />

erhöhte Anforderungen an das Glutathionsystem stellen.<br />

Besondere Bedeutung hat Vitamin B2 im Zusammenhang<br />

mit dem Homocystein Stoffwechsel, weshalb der Blut Homocystein<br />

Spiegel als Indikator für einen Mangel gelten<br />

kann (gleichzeitig aber auch als Indikator für einen B6,<br />

B12, Folsäure und Vitamin C Mangel). Chronische Hämodialyse,<br />

chronische Entzündungen des Dünndarms, Leaky<br />

Gut Syndrom.<br />

Bedeutung und Funktion von Vitamin B6<br />

(Pyridoxin, Pyridoxal, Pyridoxamin)<br />

Vitamin B6 ist der offizielle Name für alle 3-hydroxy-2methylpyridin-Derivate<br />

mit der biologischen Aktivität<br />

des Pyridoxins. Pyridoxin ist ein Alkohol, Pyridoxal<br />

ein Aldehyd und Pyridoxamin enthält eine Aminogruppe.<br />

Alle 6 Vitamin-B6 wirksamen Verbindungen können im<br />

Stoffwechsel ineinander umgewandelt werden. Pyridoxal-5-phosphat<br />

(PALP) ist die wichtigste aktive Coenzym<br />

Form von Vitamin B6 und ist essentiell für viele<br />

enzymatische Reaktionen im Aminosäure Stoffwechsel.<br />

Die höchsten Vitamin B6 Konzentrationen finden<br />

sich (Auswahl) in der Rinderleber 0,8 mg/100g, Lachs<br />

1,0 mg/100g, Emmentaler 0,1 mg/100g, Zucchini 0,5<br />

mg/100g, Avocado 0,5 mg/100g und in Weizenkleie<br />

2,2 mg/100g.<br />

Pyridoxin, Pyridoxal und Pyridoxamin werden im menschlichen<br />

Darm fast gleich stark und gleich schnell resorbiert.<br />

Die entsprechenden phosphorylierten Verbindungen<br />

wesentlich langsamer. Sie müssen erst von der<br />

membranständigen alkalischen Phosphatase der Mucosazellen<br />

dephosphoryliert werden, in den Mucosazellen<br />

erfolgt dann eine Rephosphorylierung. Die Resorption<br />

erfolgt überwiegend im oberen Jejunum. Die Aufnahme<br />

in die Zellen ist ebenfalls mit etliche De- und Rephosphorylierungen<br />

verbunden. Vitamin B6 ist im Blut zu ca. 60%<br />

als PALP, zu 15% als Pyridoxin und zu 14% als Pyridoxal,<br />

überwiegend an Albumin gebunden, anzutreffen. PALP<br />

ist wahrscheinlich die zirkulierende Depotform, kann die<br />

Zellmembran nicht passieren, und ist für die Zellen damit<br />

nicht direkt zugänglich.<br />

20 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

PALP ist Coenzym zahlreicher Enzyme, die überwiegend<br />

im Aminosäurestoffwechsel eine Rolle spielen:<br />

• Aminotransferasen (Transaminasen) z.B. von<br />

Glutamat auf Pyruvat oder Oxalacetat durch die<br />

Alaninaminotransferase bzw. Aspartataminotransferase<br />

• L-Aminosäure-Decarboxylasen z.B. Histamin aus<br />

Histidin (DAO, Cu-abhängig), Tyramin aus Tyrosin,<br />

Tryptamin aus Tryptophan, Dopamin aus L-Dopa,<br />

Serotonin aus 5-Hydroxytryptophan,<br />

g-Aminobuttersäure (GABA) aus Glutamat<br />

• Aminosäure spaltende Enzyme z.B. Kynureninase<br />

(Kynureninsäure aus Kynurenin)<br />

• Threonin-Serin-Dehydratase und Cysteindesulfhydrase<br />

• Cystathionin-b-Synthase und Cystathionin-g-Lyase<br />

(Bildung von Cystein aus Methionin)<br />

• d-Aminolävulinsäure-Synthase (Initialreaktion<br />

bei der Synthese von Häm)<br />

• Lysyloxidase (Quervernetzung von Kollagen und Elastin)<br />

• Serin-Palmityl-Transferase (Sphingomyelinsynthese)<br />

Außerdem ist PALP an der Glykogenphosphorylierung in<br />

der Muskulatur beteiligt und an der Glykogen Spaltung<br />

und dem ersten Schritt im Glukose / Fruktose Stoffwechsel,<br />

der Synthese von Glukose-6-Phosphat und Fruktose-6-Phosphat.<br />

Der Mechanismus ist völlig anders, soll<br />

hier aber nicht detailliert besprochen werden, siehe aber<br />

Abbildung 1. Schließlich interagiert PALP als Modulator<br />

mit verschiedenen Proteinen, wie z.B. den Steroidhormon-Rezeptoren,<br />

oder Hämoglobin. Bei Hämoglobin erhöht<br />

es dessen Affinität zu Sauerstoff.<br />

Der Vitamin B6 Bedarf des Menschen ist keine Konstante<br />

Größe, sondern hängt im Wesentlichen vom Protein Umsatz<br />

ab, und steigt mit der Höhe der Proteinzufuhr. Dabei<br />

ist der Vitamin B6 Bedarf nicht nur von der Quantität<br />

der Proteinzufuhr, sondern auch von dessen Qualität<br />

abhängig. Tierisches Protein benötigt mehr Vitamin B6<br />

als pflanzliches. Bei oralen Dosen bis 425 mg besteht<br />

Dosis-Linearität. Verschiedene Medikamente (u.a. Isonicotinsäurehydrazid,<br />

Hydralazine, D-Penicillamin, L-Dopa)<br />

erhöhen den B6 Bedarf. Ebenso die Einnahme oraler Kontrazeptiva,<br />

bzw. Symptome eines prämenstruellen Syndroms<br />

(PMS). Auch erhöht die vermehrte Aufnahme von<br />

Nahrungsfetten den Vitamin B6 Bedarf. So erfordert die<br />

Ausscheidung von Cholesterin als Taurocholsäure die B6<br />

abhängige Synthese von Taurin aus Homocystein.<br />

Ein isolierter Vitamin B6 Mangel ist selten (im Gegensatz<br />

zum Vitamin B1 und Folsäure Mangel). Meist sind auch<br />

andere Vitamine der B-Gruppe im Mangel. Klinische Symptome<br />

sind eine Pellagra ähnliche seborrhoische Dermatitis<br />

im Nasen- Augenbereich. Außerdem gehören Schlaflosigkeit,<br />

nervöse Störungen, erhöhte Reizbarkeit, periphere<br />

Neuritiden, Sensibilitätsstörungen, Depressionen, Verwirrtheitszustände<br />

zu den Symptomen. Eine weitere Folge<br />

von Vitamin B6 Mangel ist eine erhöhte renale Ausscheidung<br />

von Oxalsäure, und damit die Gefahr der Bildung von<br />

Calcium-Oxalat Nierensteinen (Nephrolithiasis) (4) . Mit Dosierungen<br />

von 50 – 100 mg/d können Polyneuropathien<br />

vermieden werden. Bei schon eingetretener Neuropathie<br />

sind Dosierungen von 300 mg/d notwendig. Für Dosierungen<br />

bis 1000 mg/d ist keine Toxikologie beschrieben. Das<br />

Karpaltunnel-Syndrom kann erfolgreich mit Dosierungen<br />

von 100-200 mg/d behandelt werden (5) . Bei der Behandlung<br />

des PMS zeigte sich eine Dosis abhängige Wirkung<br />

von B6 zwischen 50mg – 500mg/d. Bei 200 mg/g zeigten<br />

58% der Patientinnen einen guten Therapie Erfolg (6) .<br />

Bestimmung der Vitamine B1, B2, und B6<br />

Es gibt eine große Methoden Vielfalt zur Bestimmung dieser<br />

drei B-Vitamine. Man kann sie im Serum bestimmen,<br />

das ist die von den meisten Laboren angebotene Methode.<br />

Diese hat – auch hier gibt es vielfältige methodische<br />

Unterschiede, allerdings erhebliche Nachteile. Alle drei<br />

Vitamine weisen schon im Blut unterschiedliche Konzentrationen<br />

in den verschiedenen Blut-Kompartimenten auf:<br />

1. Thiamin ist im Vollblut zu 15% in den Leukozyten,<br />

zu 75% in den Erythrozyten und nur 10% im Plasma<br />

enthalten. Die Organverteilung ist noch unterschiedlicher.<br />

Sie ist im Gehirn und in der Muskulatur 5 – 25-fach höher<br />

und in allen Organen 10 – 40% höher als im Plasma.<br />

2. Die höchsten Konzentrationen von Riboflavin finden<br />

sich in Leber, Niere und Herz. Die Konzentration in<br />

Erythrozyten ist wesentlich höher als im Plasma.<br />

3. Die Konzentration von Pyridoxin ist in den<br />

Erythrozyten etwa 4- bis 5-mal höher als im Plasma.<br />

Die Ge<strong>web</strong>e Konzentration ist sehr unterschiedlich.<br />

Darüber hinaus zirkulieren sie noch in unterschiedlicher<br />

Form (aktiv / inaktiv) im Blut. Aus diesen Gründen haben<br />

wir schon vor 5 Jahren begonnen, diese B-Vitamine intrazellulär<br />

zu messen. Allerdings hat diese Methode einen<br />

entscheidenden Nachteil. Die Proben müssen innerhalb<br />

kurzer Zeit zur Analyse ins Labor. Seit etwa zwei Jahren<br />

hat das Labor IMD (Institut für Medizinische Diagnostik<br />

Berlin) jetzt eine sogenannte Bestimmung für bioaktives<br />

Vitamin B1, B2, und B6 validiert, ID-Vit ® (Abb. 2; Ref. 7).<br />

Schematische Darstellung des ID-Vit ® Bioassay<br />

Nutrition-Press 21


Hier werden B1 aus ED-<br />

TA-Plasma und B2, und B6<br />

aus Serum bestimmt. Der<br />

Unterschied dieser Methode<br />

zu den herkömmlichen<br />

Methoden ist, dass in dieser<br />

Methode die biologische<br />

Aktivität der B-Vitamine gemessen<br />

wird (Abb. 3).<br />

Vergleich der intrazellulären B-Vitamin Messung (Labore Rostock) mit<br />

der ID-Vit® Methode<br />

Diese Methode ist prinzipiell nicht neu. Sie wird seit mehr<br />

als 2 Jahrzehnten in der Nahrungsmittel Industrie und der<br />

Veterinärmedizin eingesetzt, und sie ist viel sensitiver als<br />

alle konventionellen Methoden. In Abbildung 2 sind die<br />

Ergebnisse eines Patienten gezeigt, der mit der „intrazellulären“<br />

und der „bioaktiven“ Methode gemessen wurde.<br />

Dieses Beispiel zeigt, dass die Ergebnisse für B1 und B6<br />

vergleichbar sind (wenn auch die intrazelluläre Messung<br />

höhere Werte angibt), B2 fällt im bioaktiven Assay niedriger<br />

aus. Außerdem zeigt die Validierungsstudie des IMD<br />

einen weiteren bemerkenswerten Unterschied: Insbesondere<br />

bei niedrigen B-Vitamin Konzentrationen gibt es Unterschiede.<br />

Die HPLC Methodik „täuscht“ mehr B-Vitamin<br />

vor, als funktionell zur Verfügung steht (Abb. 4).<br />

Korrelation von B6 Vitamin<br />

Messungen mit einer konventionellen<br />

HPLC-Methodik mit<br />

den Ergebnissen der ID-Vit ®<br />

Methodik<br />

Ein Problem bezüglich<br />

der „Probenstabilität“<br />

besteht bei dem bioaktiven<br />

Test ebenfalls nicht mehr. Aus diesen Gründen haben<br />

wir seit Januar 2016 begonnen, mit dieser bioaktiven<br />

Methodik systematisch unsere Patienten zu untersuchen.<br />

Statistik und Berechnung: Bei der Berechnung der Parameter<br />

Vitamin B1 (>39,8 – 60 μg/l) wurden Werte oberhalb<br />

des Messbereichs = 61 gesetzt. Werte für Vitamin B2<br />

(>85,4 – 300 μg/l) oberhalb des Messbereichs =301, und<br />

Werte für Vitamin B6 (>10,1 – 18 μg/l) die oberhalb des<br />

Messbereichs lagen = 18,1. Die statistische Analyse von<br />

paarigen Datensätzen erfolgte mit dem two-tailed paired<br />

T-Test, die von unpaarigen Daten mit den heteroskedatischen<br />

unpaired T-Test, für Datensätze mit unterschiedlicher<br />

Varianz. P-Werte > 0,05 wurden als signifikant betrachtet.<br />

Regressionen wurden entweder als lineare, oder<br />

geometrische (2. Ordnung) berechnet.<br />

Ergebnisse: Patienten Daten die zwischen Januar 2016<br />

und Juli <strong>2017</strong> gemessen wurden, wurden in dieser Auswertung<br />

berücksichtigt. Dabei wurden Patienten bei denen<br />

folgende Labordaten erhoben wurden berücksichtigt: Laktat,<br />

Pyruvat, Laktat/Pyruvat Quotient, Vitamine B1, B2, B6<br />

(bioaktiv), nüchtern Glucose, nüchtern Insulin, ATP, und<br />

HOMA (Homöostase Model Assessment). Dabei war das<br />

Haupt-Selektions-Kriterium die bioaktive Bestimmung der<br />

B-Vitamine B1, B2, und B6. 395 Datensätze wurden in die<br />

primäre Analyse eingeschlossen. Davon konnten 309 als<br />

„Erstmessungen“ verwertet werden. Zum Zeitpunkt der<br />

Erstmessung erfolgte keine Substitution mit B-Vitaminen.<br />

In subsequenten Analysen wurden die Daten jeweils nach<br />

verschiedenen „Leit-Parametern“ sortiert (z.B. Laktat, B1,<br />

B2, B6,). Von allen in die Auswertung eingeschlossenen<br />

Patienten lagen bei 24 Patienten verwertbare Datensätze<br />

vor und nach B-Vitamin Substitution vor. Im Laufe der letzten<br />

zwei Jahre haben wir zusätzlich zwei weitere Analysen,<br />

fast standardmäßig in unser Untersuchungsprogram mit<br />

aufgenommen: α-Liponsäure (Labor Ganzimmun) (vergleiche<br />

die Erläuterungen zu B1 und B2, PDH), und ein nüchtern<br />

Aminosäure Profil (Labor Biovis). Beide Parameter<br />

werden nicht vom Labor IMD durchgeführt. Die Ergebnisse<br />

dieser Parameter konnten hier nicht systematisch berücksichtigt<br />

werden. Ebenso macht es unsere Datenbank<br />

zurzeit nicht möglich, systematisch anamnestisch erhobene<br />

Befunde (Symptomatologie), oder Parameter wie zum<br />

Beispiel BMI (body mass index) zu berücksichtigen. Der<br />

Auswertung der 309 Patienten Datensets möchte ich zwei<br />

Beispiele voran stellen.<br />

Beispiel 1: Junge Familie mit zwei Söhnen (aus 1. Ehe der<br />

Mutter). Vater ist ehemaliger Leistungssportler im Basketball,<br />

neben seinem Studium tätig als Fitness-Trainer, Mutter<br />

Hausfrau. (Tabelle 1).<br />

Der Vater in die beiden Söhne sind Normgewichtig (Vater<br />

BMI 23, für Kinder gilt die BMI Formel nicht). Die Mutter<br />

ist adipös, BMI 31. Die Eltern kommen aus der Karibik.<br />

Beide Eltern klagen über unerholsamen Schlaf, Schlafstörungen,<br />

chronische Müdigkeit, Konzentrationsstörungen<br />

(der Vater studiert noch), beide Jungen sind als schwere<br />

ADHS-Kinder eingestuft worden und erhalten Ritalin.<br />

Tabelle 1: Ausgewählte Laborparameter in einer Familie mit zwei Kindern<br />

22 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

Die ganze Familie ist Vitamin B1 und B2 und D3 Defizient. Die Mutter und<br />

beide Söhne außerdem Pyruvat Defizient. Beide Söhne zeigen eine ausgeprägte<br />

Vitamin B6 Defizient. Die Mutter, übergewichtig, zeigt zudem ein pathologisches<br />

erhöhtes nüchtern-Glukose, ein hohes nüchtern-Insulin, und<br />

eine Insulinresistenz (HOMA < 3).<br />

Beispiel 2: Laborwerte eines 48 jährigen Geschäftsmannes, BMI 23.5,<br />

sportlich trainiert. Der Patient klagt über in der letzten Zeit zunehmende<br />

Müdigkeit und Konzentrationsmängel, wie auch eine erhöhte Infektanfälligkeit<br />

und Gereiztheit. Die Laborwerte (Abb. 5) zeigen einen Vitamin<br />

B1, B2, und B6 Mangel, ein erheblich erhöhtes Homocystein (B2, B6,<br />

B12, Folsäure, Vitamin C abhängig), einen Mangel an Zink und Mangan,<br />

unzureichende Versorgung mit Chrom und Kupfer und pathologisch tiefe<br />

Aminosäure Werte für Cystein und Taurin (Synthese Vitamin B6 anhängig,<br />

vergleiche oben). Ohne der Diskussion dieser Daten vorgreifen zu wollen,<br />

ist mit Hinblick der in den Abschnitten Vitamine B1, B2, B6 „Bedeutung und<br />

Funktion“ die Symptomatik dieses Patienten gut verständlich, was ohne eine<br />

entsprechende Vitamin-Analytik nicht möglich wäre. Gleichzeitig zeigt die<br />

Vernetzung der Analysen (Vitamine, Spuren-Elemente, Aminosäuren)<br />

den komplexen Einfluss dieser Mängel auf den gesamten Organismus.<br />

Laborparameter eines Patienten. a) Ergebnisse<br />

der Vitamin B Analytik mit der ID-Vit® Methode,<br />

b) Ergebnisse der parallel erhobenen Mineralstoff-<br />

Vollblut-Analyse, c) Ergebnisse der Aminosäure Analyse.<br />

Die Ergebnisse a) und b) wurden im Labor IMD Berlin, die<br />

Ergebnisse c) im Labor BioVis erstellt. Alle Analysen<br />

erfolgten am gleichen Tag morgens nüchtern.<br />

Die Auswertung von 309 Erstmessungen in Patienten, die zuvor keine Substitution<br />

mit B-Vitaminen vorgenommen hatte ist in Tabelle 2 zusammengefasst.<br />

Ausgewertet wurden 161 Männer, Altersrange 9,1 – 89,7 Jahre und 148 Frauen, Altersrange<br />

9,8 – 82,7 Jahre<br />

Die Daten zeigen im Mittel eine Vitamin B1 Unterversorgung für alle (!) 309<br />

untersuchten Personen. Die Versorgung mit Vitamin B2 und B6 befand sich<br />

im Mittleren Referenzbereich. Die Detail Analyse zeigte, dass 214 von 309<br />

Personen (69,3%) einen bioaktiven Vitamin B1 Spiegel < 39,8 μg/ml, 98 von<br />

309 (31,7%) Personen einen bioaktiven Vitamin B2 Spiegel < 85,4 μg/l und<br />

103 von 309 (33,3%) einen bioaktiven Vitamin B6 Spiegel < 10,1 μg/l aufwiesen.<br />

Von den Vitamin B1 unterversorgten Personen zeigten gleichzeitig<br />

74/214 (34,6%) eine Vitamin B2 Unterversorgung oder 91/214 (42,5%) eine<br />

Vitamin B6 Unterversorgung. Nur 15 von 309 (4,9%) Personen wiesen einen<br />

Nutrition-Press 23


Vitamin B1 Wert oberhalb des Messbereichs (> 60,0 μg/l)<br />

auf, während dies für 49 (15,9%) Personen bei Vitamin B2<br />

(> 300 μg/l) und für 45 (14,6 %) Personen bei Vitamin B6<br />

zutraf. Immerhin 47 (15,2%) der untersuchten Personen<br />

wiesen eine gleichzeitige Mangelversorgung mit den Vitaminen<br />

B1, B2, und B6 auf, während nur 66 (21,4 %) eine<br />

gute gleichzeitige Versorgung im oder oberhalb des Referenzbereichs<br />

für alle drei B-Vitamine zeigten. Diese Zahlen<br />

zeigen auch, dass die beobachteten Mängel wie auch die<br />

ausreichende (im Referenzbereich) oder gute (oberhalb<br />

des Referenzbereichs) liegende Versorgung mit den Vitaminen<br />

B1, B2, und B6 nicht „parallel“ verläuft.<br />

Es wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen den<br />

untersuchten Frauen und Männern hinsichtlich der Versorgung<br />

mit den Vitaminen B1, B2, und B6 und des mittleren<br />

Alters gefunden (Tabelle 3).<br />

Eine Subgruppen Analyse von 24 Patienten, in denen nach<br />

der Erstbestimmung eine Substitution mit einen B-Vitamin-Komplex-Präparate<br />

(Body Bio B-Vitamins Hi Potency;<br />

Zusammensetzung in Tabelle 7) für im Mittel 167,9 Tage<br />

durchgeführt wurde, zeigte allerdings eine signifikante<br />

Absenkung des Ruhe-Lactat und des Pyruvat/Lactat Quotienten.<br />

Die Versorgung mit Vitamin B1 stieg signifikant<br />

aber nur in den mittleren Referenzbereich (Tabelle 5).<br />

Bei einer multiparametrischen Betrachtung, bei dieser Untersuchung<br />

11 Parameter, können die ermittelten Daten<br />

nach 11 verschiedenen Parametern (als „Leitparameter“)<br />

Vitamin-B Spiegel in Frauen und Männern<br />

In Tabelle 4 sind die bioaktiven Vitamin B1, B2, und B6<br />

Werte zusammen mit den anderen, gemessenen, funktionell<br />

assoziierten Labor Parametern zusammen gefasst.<br />

Zusätzlich erfolgte eine Auswertung der Subgruppen<br />

in denen alle Personen einen Mangel dieser B-Vitamine<br />

aufwiesen oder für alle drei B-Vitamine im/über dem<br />

Referenz/Messbereich lagen. Alle untersuchten Personen<br />

zeigten ein hohes (wenn auch im Referenzbereich)<br />

Ruhe-Lactat von 11,5 mg/dl (1,27 mM (mg/dl x 0,11 =<br />

mM)), eine erhöhte nüchtern Glucose, ein hohes nüchtern<br />

Insulin und ein mittleres HOMA von 2,44 entsprechend<br />

einer Insulin-Resistenz. In den beiden Subgruppen zeigte<br />

das Mittlere gemessene Vitamin B1 die geringste Schwankungsbreite<br />

von 1,62 (Defizient vs. Gute Versorgung),<br />

während diese bei Vitamin B2 3,15 und bei Vitamin B6<br />

2,73 betrug. Statistisch waren die gefundenen Parameter,<br />

abgesehen von den B-Vitaminen nicht signifikant voneinander<br />

verschieden.<br />

Tabelle 4<br />

Bioaktive Vitamin-B Konzentrationen in allen untersuchten<br />

Personen und in zwei Subgruppen von Patienten, „Defizient“:<br />

B1 (< 39,8 μg/L), B2 (< 85,4 μg/l), und B6 < 10,1<br />

μg/l) gleichzeitig unterhalb der jeweiligen Referenzbereiche,<br />

und „Gute Versorgung“: Alle drei B-Vitamine sind<br />

gleichzeitig in den Referenzbereichen oder darüber.<br />

ihrer Größe nach sortiert, und dann zum Beispiel in Terzile<br />

oder Quartile aufgeteilt werden, um gegebenenfalls<br />

Abhängigkeiten zu finden. Hier soll nur eine dieser Möglichkeiten<br />

dargestellt werden, die Abhängigkeit der übrigen<br />

Parameter vom Lactat (Tabelle 6). Dabei wurden zwei<br />

Subgruppen miteinander verglichen: Ruhe-Lactat Werte<br />

(NRL) < 9 mg/dl (entsprechend < 1,0 mM) mit einem<br />

Ruhe Lactat > 15 mg/dl (entsprechend 1,65 mM) HRL.<br />

Beide Gruppen zeigten keinen signifikanten Unterschied<br />

in der Vitamin B1 und B6 Versorgung. Die Vitamin B2 Versorgung<br />

war in der HRL Gruppe leicht höher (p = 0.03).<br />

Die HRL Gruppe zeigte einen höheren Pyruvat-Wert (NS)<br />

gleichzeitig aber signifikant höhere Werte für den Lactat/<br />

Pyruvat Quotienten, nüchtern Glukose, nüchtern Insulin<br />

und den HOMA Wert, der im Mittel einer mittel schweren<br />

Insulin Resistenz (HOMA = 3,5)entsprach.<br />

Tabelle 6<br />

Eine Analyse der Altersabhängigkeit der verschiedenen<br />

Parameter (Abb. 6) zeigte keine Altersabhängigkeit für die<br />

24 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

beobachtete B1-Versorgung. Die B2-Versorgung unterhalb<br />

des 30. Lebensjahres scheint unzureichend zu sein, die<br />

B6-Versorgung dagegen nimmt mit zunehmendem Lebensalter<br />

ab. Der Lactat Plasma Spiegel ist ab dem 30.<br />

Lebensjahr als pathologisch erhöht anzusehen. Die Nüchtern-Glukose<br />

ist ab dem 40zigsten Lebensjahr pathologisch<br />

erhöht. Für Pyruvat, den Lactat/Pyruvat Quotienten,<br />

nüchtern-Insulin, und HOMA fanden sich keine Altersabhängigkeit.<br />

ATP zeigte eine Bell-shaped-Curve aber die<br />

Korrelation ist nur mittelmäßig.<br />

Abhängigkeit der untersuchten Labor Parameter vom Alter<br />

Die untersuchten Parameter wurden abhängig vom Alter der untersuchten<br />

Personen aufgetragen. Dabei wurden die Werte für die Altergruppen:<br />

> 20 Jahre (N = 28, 14,5+3,1), 21-30 (N = 14; 25,5+3,7), 31-40 (N<br />

= 29; 36,6+2,5), 41-50 (N = 83; 45,8+3,0), 51-60 (N = 79; 54,5+2,8),<br />

61-70 (N = 49; 64,4+2,8) und < 71 (N = 27; 76,6+4,3) Jahre berechnet.<br />

Die Mittelwerte der Parameter-Gruppen wurden gegen den Mittelwert<br />

der jeweiligen Altersgruppe aufgetragen. Es erfolgte eine lineare oder,<br />

wo sinnvoll, eine geometrische (2. Ordnung) Regressionsberechnung.<br />

Diskussion:<br />

Ein Grundproblem in der Bewertung von Vitamin B1, B2<br />

und B6 Laborwerten ist offensichtlich, dass keine Standard-Referenz-Methode<br />

definiert ist (8). Die hier gewählte<br />

Analyse Methode hat den Vorteil hoher Sensitivität und<br />

Spezifität. Die vorgelegten Daten werden aber der Komplexität<br />

der Fragestellung, welche physiologischen Mindest-Konzentrationen<br />

von B1, B2, und B6 im Blut eine<br />

„reibungslose“ Zellfunktion auf biochemischen Level garantieren,<br />

nur bedingt gerecht. Dies zeigt unter anderem<br />

das Beispiel in Abbildung 4. Der Patient mit einem B1, B2,<br />

und B6 Mangel, zeigt in der Aminosäure Analyse gleichzeitig<br />

einen Mangel an Cystein und Taurin (B6-abhängige<br />

Synthese) und in der Mineralstoff-Vollblutanalyse Mängel<br />

an Zink und Mangan, sowie eine unzureichende Versorgung<br />

mit Selen, Chrom, und Kupfer. Diese Spurenelemente<br />

sind aber wesentliche Kofaktoren der B6-abhängigen<br />

Oxidasen.<br />

Ein weiteres grundsätzliches Problem ergibt sich aus der<br />

Definition des Referenzbereiches. Dieser wird auf der Basis<br />

der vorliegenden rechtlichen Normen, wie auch der<br />

immer noch nicht zeitgemäßen wissenschaftlichen (wahrscheinlich<br />

weil von politischen Intentionen und Zwängen<br />

nicht mehr neutral) Diskussion. Der Referenzbereich wird<br />

aus der Messung einer kleinen Population von Personen,<br />

die – ohne dass dies durch irgendwelche Messungen belegt<br />

wird – als „gesund“ definiert wird, festgelegt. Dabei<br />

wird eine Gauß-Verteilung der Messwerte angenommen<br />

(aber nicht nachgewiesen), als Beleg für eine „normale“<br />

Verteilung der Messwerte, und dann der „Referenzbereich“<br />

als +/- 2 Standard Abweichungen vom Mittelwert<br />

definiert. Nehmen wir z.B. den Referenzbereich des Labor<br />

Rostock für seine intrazellulare Vitamin B6 Bestimmung<br />

(Abbildung 2) so sehen wir eine Abweichung von Mittelwert<br />

(59,4 μg/l) und Median (18,2 μg/l) von Faktor 3,3!<br />

Nehmen wir z.B. Parameter wie Selen, dann kann ein Referenzbereich<br />

(gemessen in einem anerkannter maßen<br />

Selen-Mangelland wie Deutschland) auch nur mehr oder<br />

weniger großen Mangel referenzieren, aber keine physiologisch<br />

sinnvollen Bereiche wieder geben.<br />

Die Bedeutung von mangelnder B6 Versorgung unter anderem<br />

für die Entstehung chronischer Hirnerkrankungen<br />

wird in der aktuellen Literatur intensiv diskutiert. Insoweit<br />

ist ein B6 Mangel bei 30% der untersuchten Patienten bedenklich.<br />

Gleiches gilt aber für den in eben dieser Größe<br />

festgestellten Vitamin B2 Mangel. Hier kommt hinzu,<br />

dass der für den Energiestoffwechsel wesentliche Pyruvat-Dehydrogenase-Komplex<br />

nicht nur B1, sondern auch<br />

B2 abhängig ist, und eine Unterfunktion der Dehydrolipoamid<br />

Dehydrogenase schwere neurologische Funktionsstörungen<br />

mit unspezifischer Symptomatik zur Folge haben<br />

kann (9) .<br />

In diesem Jahr sprach in unserer Praxis einen jungen<br />

Patienten vor, der mit der Diagnose CFS (chronisches<br />

Erschöpfungssyndrom) aus der Charité zu uns kam (die<br />

Odyssee über Ärzte und Krankenhäuser war lang und<br />

währte bereits mehrere Jahre). Die Hauptbeschwerden<br />

waren schwere Muskelschmerzen am ganzen Körper, konsekutiv<br />

daraus eine reaktive Depression, Kraftlosigkeit<br />

und Schlafstörungen. Der Umfang der Voruntersuchungen<br />

war gewaltig. Wir bestimmten nur a-Liponsäure, und fanden<br />

einen fast nicht mehr messbaren Serum-Spiegel. Eine<br />

einzige Infusion mit 1200 mg a-Liponsäure führte – noch<br />

während der Infusion – zu einer so markanten Verbesserung<br />

der Symptomatik, dass der Patient fassungslos war.<br />

Es geht ihm inzwischen wieder gut.<br />

Der wohl wichtigste Befund dieser Untersuchung ist aber<br />

die funktionelle Vitamin B1 Defizienz in ca. 70% der untersuchten<br />

Personen. Dabei sei darauf hingewiesen, dass<br />

die untersuchte Population von Patienten nicht für sich in<br />

Anspruch nehmen kann, repräsentativ für Deutschland zu<br />

sein. Ganz im Gegenteil muss festgehalten werden, dass<br />

diese Patienten, hinsichtlich durchschnittlichem Einkommen,<br />

Ausbildung und Ernährungsbewussten sicherlich zu<br />

den oberen 20% gehören.<br />

Nutrition-Press 25


Das Beispiel der Familie in Tabelle 1 macht zudem weitere<br />

Annahmen wahrscheinlich: Der hier bei allen Familien<br />

Mittglieder festgestellte Vitamin B1 und B2 Mangel hat<br />

wahrscheinlich ernährungsphysiologische Hintergründe.<br />

Dies ist bei den inzwischen in Deutschland überwiegend<br />

angebotenen hoch verarbeiteten Getreide Produkten anzunehmen.<br />

Der Unterschied zwischen den Erwachsenen<br />

und den Kindern (aus 1. Ehe) hinsichtlich der Vitamin B6<br />

Versorgung, ist deshalb von besonderem Interesse, weil<br />

beide Kinder schwere ADHS-Kinder sind. Sie werden gegenwärtig<br />

(noch) Leitlinien-gemäß mit Ritalin „ruhig“ gestellt.<br />

Unsere Daten für ADHS Kinder zeigen aber schon<br />

seit Jahren, dass diese Kinder schwere B-Vitamin Mängel<br />

aufweisen, und dass sich die Symptomatik, wie auch das<br />

Soziale-, und Schulverhalten, und die Konzentration- und<br />

Lernleistung durch hochdosierte B-Vitamin Substitution<br />

(B1, B2, B6, B12) wesentlich verbessern, beziehungsweise<br />

normalisieren lässt.<br />

Vitamin B1, beziehungsweise der Vitamin-B1-Mangel<br />

steht im Zentrum, der heute drängendsten chronischen<br />

Erkrankungen: Typ-2-Diabetes (10) , Lactacidosis (11) , seiner<br />

Bedeutung für Stress-Verarbeitung (12) und der Synthese<br />

verzweigtkettiger Aminosäuren (13) und neurologischen Erkrankungen,<br />

einschließlich Demenzerkrankungen (14, 15) . Die<br />

Liste an Übersichtsarbeiten ließe sich problemlos fortsetzen.<br />

Das ist aber nicht die Absicht hier. Die in Abbildung 1<br />

dargestellten physiologischen / pathophysiologischen<br />

Zusammenhänge für den Energie und Glukose / Fruktose<br />

Stoffwechsel zeigt auch klar auf, dass wir die Messwerte<br />

in der „Endstrecke“, also z.B. Lactat, Alanin, Cystein. Taurin,<br />

Glukose, Insulin und so weiter, nicht isoliert in Beziehung<br />

mit dem Mangel an einem Vitamin bringen können<br />

(ein besonders schönes Beispiel dafür ist Homocystein),<br />

sondern sinnvoller Weise zumindest die „Cor-Funktionalität“,<br />

z.B. B1, B2, B6 messen, wenn es z.B. um den Energiestoffwechsel<br />

geht, dies aber – ebenso sinnvoller Weise –<br />

noch um die Bestimmung der Spurenelemente ergänzen<br />

müssen, da Enzyme für ihre Funktion eben nicht nur allosterische<br />

Gruppen (Vitamine) sondern auch Katalysatoren<br />

(zweiwertige Kationen) brauchen. Al-Daghri konnte<br />

in einer Subgruppe von Typ-1Diabetes Patienten aus der<br />

Riyadh Cohort Study zeigen, dass erniedrigte Thiamin<br />

Plasma Werte significant mit biochemischen Parametern<br />

dieser Patienten und diskutieren eine Rolle des Vitamin<br />

B1 Mangels für die Entstehung des metabolischen Syndroms<br />

(16) . In diesem Zusammenhang wird die Arbeit von<br />

Ribaya von 1977 interessant der schon damals die Implikation<br />

von Vitamin B6 in die erhöhte Fettsynthese und Akkululation<br />

im Fettge<strong>web</strong>e, bei erhöhter Glukose Utilisation<br />

zeigen konnte (17) . Ebenso interessant ist in diesem Zusammenhang<br />

die Arbeit vom Hammes et al. (auf der auch ein<br />

Teil der Abbildung 1 basiert), die zeigen konnten, das mit<br />

Benfothiamin drei wesentliche Stoffwechsel Wege über<br />

die Hyperglykämie chronische Schäden verursacht, blockiert<br />

werden können (18) . Die Arbeitsgruppe von Tornalley<br />

konnte zeigen, dass die hohe Prevalenz niedriger Thiamin<br />

Werte, die bei konventieller Messung durch eine hohe Thiamin-Transporter<br />

Aktivität maskiert wird und mit einer<br />

hohen renalen Elimination (bei bestehendem Mangel) und<br />

Markern für Gefäßerkrankungen korrelieren (19) . Johnson et<br />

al. machen schließlich auf den wichtigen Zusammenhang<br />

von Fruktose als Ursache für ATP- und Phosphat-Depletion<br />

der Zelle und gleichzeitig ansteigende Harnsäure<br />

Produktion mit den Konsequenzen mitochondrialer Dysfunktion,<br />

NAFLD (nicht alkoholische Fettleber), Diabetes<br />

und chronischer Inflammation aufmerksam (20). Alaei-Shahmiri<br />

und seine Arbeitsgruppe zeigt schließlich in einer<br />

Dopple-Blind Cross-Over Studie den Blutdruck senkenden<br />

Effekt von Thiamin in Patienten mit Hyperglycämie auf (21) .<br />

Unsere Daten werfen auch einige weitere Fragen auf. Die<br />

erste bezieht sich auf die schon in Ansätzen diskutierte<br />

Sinnhaftigkeit der in Deutschland gebräuchlichen Referenzwerte.<br />

Um dies gleich hier klarzustellen, meine Anmerkungen<br />

sind keine Labor Kritik. Mir ist sehr wohl bewusst,<br />

welche gesetzlichen Bedingungen diese Referenzwerte<br />

zugrunde liegen. Aber: Ein Referenzbereich von 4,5 – 19,8<br />

mg/dl für Lactat hat mit einem physiologischen Referenzbereich<br />

nichts gemein. Der physiologische Referenzbereich<br />

für Lactat ist 0.4 – 1,0 mM in Ruhe (3,6 – 9,0 mg/<br />

dl). Daraus ergibt sich auch, dass im Mittel alle untersuchten<br />

Patienten einen zu hohen Ruhe-Lactat Wert hatten.<br />

Aus der Subanalyse in Tabelle 6 wird deutlich, dass nur<br />

74/309 Patienten, also 23,9% einen Ruhe Lactat Wert < 1<br />

mM aufwiesen. In Verbindung mit Tabelle 1 wird weiterhin<br />

deutlich, dass zumindest ein hier beeinflussender Faktor<br />

das Übergewicht sein kann, beziehungsweise, mit Verweis<br />

auf die Arbeit von Johnson (19) der Konsum von Fruktose<br />

in verarbeiteten Lebensmitteln oder Obst [Jüngerhaft, der<br />

falsch verstandenen aber Gebetsmühlen artig wiederholte<br />

Lehrmeinung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung<br />

folgend: „Take 5 a day“ (5 Portionen OBST und Gemüse)].<br />

Die alters abhängige Untersuchung der hier gezeigten Parameter<br />

unterstützt diese Annahme. Ein zweiter ebenso<br />

wenig sinnvoller Referenzbereich ist der des nüchtern-Insulin<br />

(2,6 – 24,9 μU/ml). Aus der HOMA Berechnung ergibt<br />

sich einfach (HOMA = [nüchtern Glukose (mg/dl) x<br />

nüchtern Insulin (μU/ml)] / 405) das bei einem nüchtern<br />

Glukose von 100 mg/dl die maximal tolerable nüchtern Insulin<br />

Konzentration 4 μU/ml ist. Daraus wiederum ergibt<br />

sich, dass im Mittel alle untersuchten Personen nicht nur<br />

ein grenzwertig zu hohes nüchtern Glukose, sondern ein<br />

2,3 fach erhöhtes nüchtern Insulin aufwiesen, was konsekutiv<br />

zu einer im Mittel bei allen Personen festgestellten<br />

Insulin Resistenz führt. Auch hier ist interessant, dass<br />

die mittlere Nüchtern-Glukose altersabhängig ist. Vitamin<br />

B1-Mangel ist aber gerade für diese Glukosestoffwechsel<br />

Pathophysiologie verantwortlich.<br />

Warum konnten wir dann zwischen der „niedrigen“ und<br />

„hohen“ Vitamin B1 Subgruppe keine signifikante Verbesserung<br />

dieser Parameter feststellen, und auch in der Subanalyse<br />

der mit B-Vitamin behandelten 24 Personen nur<br />

26 Nutrition-Press


marginale Verbesserungen, während die Lactat-Subanalyse<br />

für ein höheres mittleres Lactat deutlich signifikante<br />

höhere Werte für nüchtern-Glukose, nüchtern Insulin und<br />

den HOMA auswies?<br />

Die Antwort liegt wahrscheinlich in einem zu kleinen Unterschied<br />

in der Vitamin-B1-Konzentration in der Gesamtgruppe,<br />

wie auch in der Treatment Subgruppe. Eine Therapie<br />

mit 84 mg Thiamin Hydrochlorid führte zwar zu einer<br />

im paired T-Test signifikanten aber doch nur marginalen<br />

Anhebung des Serum B1 Spiegels. Die Aufnahme von Thiamin<br />

Hydrochlorid im Darm ist nicht besonders gut im Vergleich<br />

z.B. von Benfothiamin (5-fach höher), und die Renale<br />

Elimination von Thiamin Hydrochlorid relativ schnell.<br />

Sie erfolgt in drei Phasen, wobei die b-Halbwertszeit 0,15<br />

Std., die b-Halbwertszeit 1 Std, und die terminale Phase<br />

im Mittel 2 Tage beträgt. Die physiologisch entscheidenden<br />

Kompartimente, den intrazellulären Raum, können wir<br />

nicht messen. Es ist bekannt, dass bei einer langfristigen<br />

Deplettierung von B-Vitaminen, die zelluläre Aufnahme<br />

Schranke nur mit hohen Konzentrationen an B-Vitaminen<br />

überschritten, und die normale physiologische Funktionalität<br />

restituiert werden kann. Unsere substituierten<br />

Patienten wurden mit Thiamin Hydrochlorid substituiert<br />

und nicht mit Benfothiamin. Zudem ist aus Studien mit<br />

Typ-2-Diabetikern bekannt, dass positive Veränderungen<br />

der diabetes-spezifischen Parameter erst ab einer Thiamin<br />

Substitution von 300 mg/d erzielt wurden (z.B. Ref. 21).<br />

Aus den bisher vorliegenden Daten, vor dem bekannten<br />

Hintergrund, muss geschlossen werden, dass signifikante<br />

Vitamin B1 abhängige Stoffwechsel Normalisierungen<br />

zumindest initial wesentlich höhere B1 Substitutionen verlangen.<br />

Dies ist neben der Erkenntnis eines als epidemisch<br />

Autor<br />

Dr. med. Dipl. biol.<br />

Bernd Michael Löffler<br />

Institut für mitochondriale Medizin<br />

Pfalzburger Str 43-44, 10717 Berlin<br />

sekretariat@imm.institute<br />

Tel: +49 (0) 30 609815970<br />

Fax: +49 (0) 30 609815979<br />

zu bezeichnenden B1, B2, und B6 Mangels in Deutschland,<br />

der voraussichtlich wesentlichen Anteil an der Obesitas<br />

und Typ-2-Diabetes Problematik dieses Landes hat vielleicht<br />

die 2. Wichtigste Erkenntnis dieser Untersuchung.<br />

Es kommt hinzu, dass es in Deutschland bisher keine B2<br />

und B6 Präparate gibt, mit der man Spezial-Indikationen<br />

wie z.B. Migräne und PMS sinnvoll behandeln könnte. Wir<br />

machen dies seit einigen Jahren recht erfolgreich, sind<br />

dabei aber bisher auf Vitamin Präparate aus den USA angewiesen.<br />

Danksagung:<br />

Ich möchte mich bei Herrn Dr. Volker von Baehr (Ärztliche<br />

Leitung) und Frau Dr. Karin Hüsker, beide tätig am<br />

Institut für Medizinische Diagnostik Berlin-Potsdam MVZ<br />

GbR herzlich für die seit Jahren bestehende enge und vertrauensvolle<br />

Zusammenarbeit bedanken. Ohne deren Unterstützung<br />

wäre die schnelle Daten Zusammenstellung,<br />

die die Basis für diesen Artikel darstellt, nicht möglich gewesen.<br />

Ebenso bedanke ich mich für die Überlassung der<br />

Abbildungen 2-4. «<br />

Fotos: Maksym Yemelyanov – Fotolia (S. 18), euthymia – Fotolia (S. 23)<br />

Literatur:<br />

1. Itokawa Y. and Cooper JR (1970) “Ion movements and Thiamin. II. The release of the vitamin from membrane fragments.” BBA 196: 274-284<br />

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hyperglycemia: a randomised, double-blind cross-over trial.” Diabetes Metab Syndr 9(4):213-21<br />

Nutrition-Press 27


Viele Menschen machen sich keine<br />

Gedanken darüber, wie und wo die<br />

Energie entsteht, die sie für ihr tägliches<br />

Leben benötigen. Erst ein Energiedefizit<br />

macht sie darauf aufmerksam,<br />

dass es kleine Organellen<br />

im Körper gibt, die diese Energie<br />

bereitstellen – die Mitochondrien.<br />

1886 entdeckte der deutsche<br />

Pathologe und Histologe Richard<br />

Altmann über das Mitochondrium.<br />

Doch erst 1940 konnte Albert<br />

Claude über elektronenmikroskopische<br />

Studien näheres zu den<br />

Mitochondrien aussagen.<br />

Entstörungsmöglichkeiten<br />

des<br />

Mitochondriums<br />

Sucht man über www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/<br />

nach dem Begriff „Mitochondriale Dysfunktion“<br />

können erste Publikationen bis in das Jahr 1950<br />

zurückverfolgt werden. Zu „Mitochondriopathie“<br />

gibt es den ersten veröffentlichten Abstract über<br />

www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/1983. Nahezu täglich<br />

werden neue Erkenntnisse und Zusammenhänge in diesem<br />

jungen Forschungsgebiet bekannt.<br />

Mitochondrien werden als semiautonome Organelle bezeichnet,<br />

da sie ein eigenes, ringförmig angeordnetes<br />

Genom (mt-DNA; mitochondriale DNA) besitzen. Die mt-<br />

DNA weist eine sehr viel höhere Mutationsfrequenz auf<br />

als nukleare DNA. Dies führt man auf fehlende Histone,<br />

den hohen turn over und auf die besonders fehlerhaft<br />

replizierende Polymerase γ (DNA-Polymerase) zurück. Die<br />

Mitochondrien besitzen zwar ein enzymatisches System<br />

zur DNA-Reparatur wie die meisten Pro- und Eukaryoten,<br />

aber es spielt bei ihnen eine untergeordnete Rolle. Daher<br />

reagieren Mitochondrien ganz besonders empfindlich<br />

gegenüber belastenden Umwelteinflüssen, freien Radikalen,<br />

nitrosativem Stress, Mikronährstoffmangel, Schwer-<br />

28 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

metallbelastungen und Entgiftungsstörungen. Um eine<br />

gute Funktionalität der Mitochondrien gewährleisten zu<br />

können, ist es daher wichtig störende Einflüsse so gut es<br />

geht zu beheben. Einige Ansatzpunkte sollen nachfolgend<br />

erläutert werden. Auf Dosierungen wird nur eingegangen,<br />

wenn diese unabhängig vom tatsächlichen Blutspiegel<br />

und dem Erkrankungsbild zu sehen sind.<br />

I. Störung durch Mikronährstoffmangel<br />

Eine ausgewogene Ernährung kann viel Gutes bewirken,<br />

dennoch reicht sie in der heutigen Zeit auf Grund veränderter<br />

Umwelt-, Anbau-, Transport- und Lagerungsbedingungen<br />

oftmals alleine nicht mehr aus, um den Mikronährstoffbedarf<br />

zu decken. Die Ergebnisse der Nationalen<br />

Verzehrs-Studie (Herausgeber Max Rubner-Institut, Bundesforschungsinstitut<br />

für Ernährung und Lebensmittel,<br />

2008) haben dies gezeigt. Hinzu kommt, dass zusätzlicher<br />

Nährstoffbedarf zum Beispiel bei sportlicher Betätigung,<br />

Erkrankungen, Medikamenteneinnahme, Umweltbelastungen<br />

und Stress entsteht. Die Mitochondrienfunktion ist in<br />

hohem Maße davon abhängig, dass ausreichend Mikronährstoffe<br />

zur Verfügung stehen, da sonst die Energiegewinnung<br />

gestört ist.<br />

Vereinfacht kann man sagen, dass aus unseren Nahrungsquellen<br />

Acetyl-CoA als Ausgangssubstrat für den<br />

Zitrat-Zyklus gebildet wird. Im Zitrat-Zyklus geht es vor<br />

allem darum genügend NADH/H+ und FADH2 zu bilden,<br />

um diese für die Atmungskette bereitzustellen. In der<br />

Atmungskette wird mit Hilfe der durch NADH/H+ und<br />

FADH2 eingeschleusten Elektronen ein Protonengradient<br />

aufgebaut. Das dadurch entstehende Potenzial macht<br />

sich die ATP-Synthase zu Nutze und phosphoryliert ADP<br />

zu ATP. Alle diese Prozesse benötigen Mikronährstoffe<br />

und Enzyme. Somit ist die wichtigste Grundvoraussetzung<br />

für eine gute Funktionalität der Mitochondrien eine ausreichende<br />

Zufuhr von L-Carnitin, Taurin, L-Carnosin, α-Liponsäure,<br />

Biotin, Vitamin B1, B2, B3, B5, B6, B12, C, K2,<br />

Coenzym Q10, Magnesium, Calcium, Selen, Zink, Kupfer,<br />

Eisen, Schwefel und Glutathion.<br />

Abbildung 1: Zusammenhang Mikronährstoffe und Energiegewinnung<br />

in den Mitochondrien<br />

Gerade bei der oxidativen Phophorylierung entstehen physiologischerweise<br />

viele Radikale im Mitochondrium (grüne<br />

Sonne Abb. 1). Abbildung 2 zeigt die Neutralisation der<br />

anfallenden Radikale über enzymatische Mechanismen.<br />

II. Störung durch Radikale<br />

In unserem Körper entstehen immer wieder Radikale. So<br />

lange dies auf einem physiologischen Niveau geschieht,<br />

ist er bestens dafür ausgestattet, diese Radikale wieder zu<br />

entsorgen. Sobald unser Körper durch diverse Faktoren<br />

nicht mehr in der Lage ist, das Gleichgewicht zwischen<br />

anfallenden freien Sauerstoffradikalen und deren Neutralisation<br />

über Antioxidantien zu halten, sprechen man von<br />

oxidativem Stress. Hält er über längere Zeit an, entstehen<br />

Folgeerkrankungen (siehe Abbildung 3).<br />

Abbildung 2: Antioxidativ wirksame Enzyme<br />

Nutrition-Press 29


Abbildung 3: Auswirkungen von oxidativem Stress<br />

Besonders anfällig gegenüber oxidativem Stress sind<br />

die mitochondrialen Membranen, wobei strukturelle und<br />

molekulare Schädigungen zu einer veränderten Membranpermeabilität<br />

führen können. Somit ist Kontrolle<br />

des Stoffaustausches über die Membranen gestört, was<br />

schlimmstenfalls zum Zelltod führen kann.<br />

Von nitrosativem Stress sprechen wir, wenn eine überschießende<br />

Bildung von Stickstoffmonoxidradikalen stattfindet.<br />

Treffen nun reaktive Sauerstoffspezies auf Stickstoffmonoxidradikale,<br />

entsteht Peroxynitrit. Dieses hat ein<br />

sehr hohes Redoxpotential und ist dadurch in der Lage,<br />

äußerst effektiv Lipide, Proteine und DNA zu oxidieren.<br />

Es triggert ebenso Entzündungsreaktionen und nimmt dadurch<br />

Einfluss auf die immunologische Lage des Körpers.<br />

Abbildung 4: NO/ONNO- Zyklus nach Prof. Pall 3<br />

Abbildung 4 zeigt einen sich selbst unterhaltenden Zyklus,<br />

der nun näher beschreiben werden soll. Stickstoffmonoxid<br />

(NO) wird über die Stickstoffmonoxid-Synthasen freigesetzt.<br />

Fehlt nun im Mitochondrium die Entgiftung von NO,<br />

kann es zu einer hohen Belastung mit NO kommen. Dies<br />

führt zum einen dazu, dass Enzyme gehemmt werden, die<br />

für die ATP-Bildung wichtig sind, wodurch der ATP-Spiegel<br />

sinkt. In Folge kommt es allerdings zur Rückkopplung an<br />

den NMDA-Rezeptor (Glutamat-Rezeptor), der vermehrt<br />

Glutamat bindet, was zu einem erhöhten Calciumeinstrom<br />

führt. Der Second Messenger Calcium induziert<br />

die Stickstoffmonoxidsynthase, die wieder vermehrt NO<br />

freisetzt. Die Freisetzung von Calcium führt aber auch zu<br />

einer vermehrten Entzündungsbereitschaft, indem NfκB<br />

aktiviert wird. Der Transkriptionsfaktor stimuliert Interleukine,<br />

Interferon γ und Tumornekrosefaktor α. Durch<br />

die Tätigkeit dieser Entzündungsfaktoren wird wiederum<br />

eine Stickstofmonoxidsynthase aktiviert, die ihrerseits die<br />

Bereitstellung von NO triggert.<br />

Treffen nun NO-Radikale auf Superoxidanionradikale bildet<br />

sich Peroxynitrit, was ebenfalls die ATP-Synthese<br />

hemmt und NfκB aktiviert. Die Sauerstoffradikale selbst<br />

sind ebenfalls in der Lage die ATP-Synthese zu hemmen.<br />

Somit ist ein Kreislauf entstanden, der sich selbst aufrechterhält.<br />

Um ihn zu durchbrechen, stehen mehrere<br />

Möglichkeiten zur Verfügung. Zum einen muss gewährleistet<br />

sein, dass die Enzyme zur Entgiftung von freien Radikalen<br />

optimal funktionieren können. Hierzu werden ausreichende<br />

Speicher von Selen, Mangan, Kupfer, Zink, Eisen<br />

und aktivem Vitamin B2 benötigt. Zum anderen müssen<br />

die Aminosäuren Glycin, L-Cystein und L-Glutathion in ausreichendem<br />

Maß zur Verfügung stehen, um die Glutathi-<br />

30 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

onsynthese zu ermöglichen. Nicht-enzymatische Antioxidantien<br />

können ebenfalls Radikale binden. Hierzu zählen<br />

zum Beispiel Vitamin C, Coenzym Q10, L-Carnitin, Taurin,<br />

Melatonin, α-Liponsäure, Carotinoide, Polyphenole, Tocopherole<br />

und Tocotrienole. Eine sehr wichtige Funktion fällt<br />

Vitamin B12 zu, da es direkt Stickstoffmonoxid binden und<br />

entgiften kann 4 . Zu guter Letzt ist die Gestaltung des Lebensalltages<br />

als wesentlicher Faktor anzusehen, wie viele<br />

zusätzliche Radikale in unserem Körper entstehen.<br />

III. Störung der Integrität der<br />

Mitochondrienmembran<br />

Das Mitochondrium lässt sich in fünf unterschiedliche<br />

Kompartimente einteilen: die äußere Membran, der Intermembranraum<br />

(Raum zwischen den beiden Membranen),<br />

die innere Membran, die Cristae und die Matrix (der Raum<br />

innerhalb der inneren Membran). Schematisch ist dies in<br />

Abbildung 5 dargestellt.<br />

Jede Zelle enthält durchschnittlich 500 bis 2000<br />

Mitochondrien, eine Eizelle besitzt sogar bis zu 300.000<br />

Mitochondrien. Alle Mitochondrien einer Zelle können ein<br />

gemeinsames Netzwerk bilden, durch das sie miteinander<br />

kommunizieren. Die Membranen bestehen aus Phospholipid-Doppelschichten<br />

und Proteinen. Die Aufgabe der<br />

äußeren Membran besteht in der Steuerung des Stoffaustausches.<br />

Dafür besitzt sie Kanäle aus Proteinkomplexen,<br />

so genannte Porine, die die freie Diffusion von Molekülen<br />

bis zu einer Größe von 5000 Dalton ermöglichen. Größere<br />

Proteine benötigen aktive Transporter, die sie durch die<br />

Membran transportieren. Ist die Membran nicht intakt<br />

und es entstehen „Risse“, gelangen Proteine ungesteuert<br />

in den Intermembranraum und hinaus. Schlimmstenfalls<br />

kommt es dadurch zur Apoptose. Der Intermembranraum<br />

dient als Vorratsreservoir, um die benötigten Moleküle<br />

schnell für den Transport durch die innere Membran zur<br />

Verfügung zu stellen, denn diese ist für alle Moleküle<br />

undurchlässig. An ihr findet der gesamte Stoffaustausch<br />

über Transporter statt. An der inneren Membran sitzt auch<br />

die Atmungskette 5 .<br />

Einer der wichtigsten Ansatzpunkte bei der Entstörung<br />

des Mitochondriums ist, die Membranen integer zu halten,<br />

damit sie ihre Funktionen korrekt ausführen können. Ist<br />

die Integrität gestört, hat es erheblichen Einfluss auf die<br />

Funktionalität des Mitochondriums.<br />

Glyphosat ist in der Lage sich an die Membranen anzulagern.<br />

Seine chemische Struktur enthält die Aminosäure<br />

Glycin, die am Aufbau der Mitochondrienmembran beteiligt<br />

ist, da sie einen Baustein für die Membranproteine<br />

darstellt. Durch die Strukturverwechslung baut der Körper<br />

fälschlicherweise Glyphosat in die Membran mit ein. Dies<br />

bewirkt einen fehlerhaften Aufbau der Porine und somit<br />

einen gestörten Stoffaustausch. Des Weiteren chelatiert<br />

Glyphosat Mineralien, was eine Blockade der Superoxiddismutase<br />

im Mitochondrium nach sich zieht. Die Chelatierung<br />

der Mineralien führt nicht nur im Mitochondrium<br />

zur Dysfunktion, sondern hat auch anderweitige Folgen<br />

im Körper. Da Glyphosat als Pflanzenschutzmittel auch in<br />

die Böden gelangt, werden dort ebenfalls die Mineralien<br />

gebunden. Damit kommt es zu einem geringeren Nährstoffgehalt<br />

der Pflanzen. Einem besonderen Akkumulationsrisiko<br />

von Glyphosat sind Veganer und Menschen mit<br />

Wohnorten in der Nähe von Feldern ausgesetzt, da Pflanzen<br />

den höchsten Anteil an Glyphosat enthalten und dieses<br />

auf Feldern ausgebracht wird und daher Aerosole über<br />

den Luftweg zu den nahen Wohnorten gelangen 6 .<br />

Die Membranintegrität ist unter anderem abhängig von<br />

den orthomolekularen Substanzen Coenzym Q10, Omega-3-Fettsäuren,<br />

Phospholipiden, Lecithin und Aminosäuren.<br />

Um Anlagerungen aus der Membran zu entfernen,<br />

stützt man sich auf die Massen-Verdrängungs-Hypothese.<br />

Im Beispiel Glyphosat wird dieses durch einen Überschuss<br />

an Glycin und Coenzym Q10 aus der Membran verdrängt.<br />

Das so wieder freigesetzte Glyphosat muss nun gebunden<br />

und entgiftet werden. Dies funktioniert gut über die Gabe<br />

von Coenzym Q10 und Huminsäuren. Generell ist Coenzym<br />

Q10 in der Lage Störsubstanzen aus der Membran<br />

verdrängen und sie dann auch effektiv binden 7 .<br />

Huminsäuren sind in der Lage, Giftstoffe zu adsorbieren.<br />

Sie wirken im Darm und verhindern so, dass Giftstoffe<br />

überhaupt aufgenommen werden können. Gleichzeitig haben<br />

sie eine positive Auswirkung auf die Mikrobiota des<br />

Darms 8 . Eine den Phospholipiden zugeordnete Substanz<br />

ist das Phosphatidylcholin (PC). Es hat stark membranstabilisierende<br />

Eigenschaften und kann so die Membranen<br />

vor Fremdanlagerungen schützen. PC ist auch in der Lage<br />

defekte Strukturen zu reparieren 9 .<br />

Abbildung 5: Schematische Darstellung des Mitochondriums<br />

IV. Störungen im körpereigenen<br />

Entgiftungspotential<br />

Unser Körper ist eine hochspezialisierte „Müllentsorgungsanlage“.<br />

In dieser Aufgbabe erkennt er zuverlässig<br />

den Sondermüll, der nicht einfach über die Galle, den<br />

Stuhl oder den Urin ausgeschieden werden kann, sondern<br />

Nutrition-Press 31


Abbildung 6: Prinzip des Fremdstoffmetabolismus 10<br />

vorher gesondert aufbereitet werden muss. Zu diesem<br />

Sondermüll zählen Substanzen wie zum Beispiel Medikamente,<br />

Xenobiotika, Pestizide, Lösungsmittel, Konservierungsstoffe,<br />

Hormone und Neurotransmitter. Diese<br />

werden mit Hilfe von Enzymen einer Biotransformation<br />

unterworfen mit dem Ziel, wasserlösliche, ausscheidbare<br />

Metabolite zu generieren. Die Entgiftungsphasen werden<br />

in drei Bereiche eingeteilt, die Funktionalisierung, die Konjugation<br />

und die Exkretion. Alle drei Phasen können nur<br />

dann effizient hintereinander ablaufen, wenn es keinen<br />

Stau gibt (siehe Abbildung 6).<br />

Es ist wie bei jeder Müllentsorgung nicht vermeidbar, dass<br />

giftige Zwischenprodukte anfallen (Phase I). Sollten diese<br />

giftigen Zwischenmetabolite nicht schnell konjugiert<br />

werden (Phase II), schaden Sie dem Körper. Es kommt zu<br />

cytotoxischen, cancerogenen und mutagenen Metaboliten.<br />

Die meisten Oxidationen werden über die Cytochrom<br />

P450-Monooxigenasen ausgeführt. Dieser Vorgang ist abhängig<br />

von Vitamin B3. Die meisten Reduktionen wickeln<br />

bakterielle Enzyme der Darmflora ab. Ein gesunder Darm<br />

ist hier die Voraussetzung. Ein dritter Reaktionsweg der<br />

Phase-I-Entgiftung ist die Hydrolyse. Die meisten dafür erforderlichen<br />

Enzyme benötigen ebenfalls Vitamin B3 als<br />

Coenzym. Des Weiteren fallen durch die Funktionalisierung<br />

der Giftstoffe freie Radikale als Nebenprodukte an,<br />

die neutralisiert werden müssen. Hier gilt der Merksatz,<br />

je mehr Giftstoffe entgiftet werden müssen, desto mehr<br />

freie Radikale fallen an. Diese werden über das Enzym<br />

Superoxid-Dismutase entfernt. Dieses Enzym benötigt als<br />

Cofaktoren Kupfer, Zink und Mangan. In der Phase-II-Entgiftung<br />

geht es um Konjugationsreaktionen.<br />

Abbildung 7: Konjugationsreaktionen 11<br />

Zur Durchführung der verschiedenen Konjugationen (siehe<br />

Abbildung 7) benötigt der Körper ausreichend Bausteine.<br />

Die Glucuronidierung erfordert Glucuronsäure und als<br />

Co-Substrate Glucose, Pyridoxal-5-Phosphat und Vitamin<br />

B3. Für die Bildung von aktivem Sulfat wandelt der Körper<br />

die Aminosäure L-Cystein unter ATP-Verbrauch um.<br />

Die Aminosäuren-Konjugation braucht ATP und diverse<br />

Aminosäure-Partner wie Taurin (Aldehyde, Chlorverbindungen,<br />

Ozon), L-Arginin (Harnstoffzyklus – Ammoniakabbau),<br />

L-Citrullin (Harnstoffzyklus – Ammoniakabbau),<br />

L-Ornithin (Harnstoffzyklus – Ammoniakabbau), L-Asparaginsäure<br />

(Harnstoffzyklus – Ammoniakabbau), L-Carnitin<br />

(Acyl-Verbindungen). Zur Durchführung der Acetylierung<br />

benutzt der Körper den Baustein Acetyl-Coenzym A. Das<br />

Coenzym-A-Molekül setzt sich aus mehreren Komponenten<br />

zusammen: dazu gehören ein Nukleotid (Adenosindiphosphat,<br />

ADP), ein Vitamin (Pantothensäure, Vitamin B5)<br />

sowie eine Aminosäure (L-Cystein), die während der Synthese<br />

im Körper miteinander verknüpft und anschließend<br />

noch leicht modifiziert werden. Gerade die Methylierungsreaktionen<br />

und die Glutathion-Konjugationen sind maßgeblich<br />

von einem funktionierenden Homocysteinkreislauf<br />

abhängig, da hier die Methylgruppen und Glutathion gebildet<br />

werden. Für einen optimalen Ablauf benötigt der Körper<br />

L-Methionin, aktive Folsäure (5-MTHF = 5-Methyl-Tetra-Hydro-Folsäure)<br />

und aktives Vitamin B6 (P-5-P =<br />

Pyridoxal-5-Phosphat). Zur Bildung von Glutathion werden<br />

zusätzlich die Aminosäuren L-Cystein (kann aus Homocystein<br />

generiert werden), Glycin und L-Glutamin benötigt.<br />

Glutathion (GSH) entgiftet mit Hilfe des Enzyms Glutathion-S-Transferase<br />

und wandelt sich dabei selbst zu<br />

Glutathiondisulfid (GSSG) um. Die Glutathion-Reduktase<br />

recycelt GSSG wieder zu GSH, dazu ist für dieses Enzym<br />

als Coenzym aktives Vitamin B2 (Riboflavin-5-Phosphat)<br />

erforderlich.<br />

Müssen hingegen Radikale oder Schwermetalle entgiftet<br />

werden ist das Enzym Glutathion-Peroxidase (Selen-abhängig)<br />

im Einsatz. Auch hier wandelt sich bei der Entgiftung<br />

GSH in GSSG um und wird wie schon beschrieben<br />

recycelt. Eine Abnahme des zellulären Glutathion-Spiegels<br />

hat negative Auswirkungen auf verschiedene Zellen des<br />

Immunsystems. Vor allem die zytotoxische T-Zell-Aktivität<br />

wird herunter gefahren. Auf Grund der zusätzlich erhöhten<br />

oxidativen Belastung der Zellen kommt es vermehrt zu<br />

proinflammatorischen Prozessen. Diese Situation findet<br />

sich vor allem bei folgenden Erkrankungen: HIV, Krebs,<br />

Asthma, Bronchitis, Mukoviszidose, Parkinson.<br />

Um optimale Bedingungen für die Phase-III (Ausscheidung)<br />

der Leberentgiftung zu schaffen, sollte der Körper<br />

möglichst wenig ge<strong>web</strong>eübersäuert sein, da ein zu saurer<br />

pH Wert, die Rückresorption der giftigen Substanzen<br />

in den Nierentubuli fördert. Es ist darauf zu achten, dass<br />

der Patient ausreichend mit Basen wie zum Beispiel Natriumhydrogencarbonat<br />

versorgt ist.<br />

32 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

Die Phase-III-Entgiftung bedient sich zur Ausscheidung<br />

zum einen aktiver Transportmechanismen (Transportproteine,<br />

Efflux-Pumpen) und zum anderen der Ausscheidung<br />

über Niere, Galle, Lunge, Körpersekrete und Muttermilch.<br />

Abbildung 8: Ausscheidungsmechanismen 12<br />

Fazit: Benötigte Mikronähstoffe in der Entgiftung (13)<br />

Aminosäuren: Glycin, L-Glutamin, L-Cystein, Taurin,<br />

L-Carnitin, L-Ornithin, L-Citrullin, L-Asparaginsäure,<br />

L-Arginin, L-Methionin, Vitamine: Nicotinamid, Riboflavin-5-Phosphat,<br />

Pyridoxal-5-Phosphat, Vitamin B5,<br />

5-MTHF, Mineralstoffe: Selen, Zink, Kupfer, Mangan, Basen,<br />

Energie: Glucose, ATP, ADP<br />

V. Störung durch Schwermetalle<br />

Schwermetalle gelangen über verschiedene Expositionswege<br />

in unseren Körper. Sie werden über das Blutserum<br />

und die Lymphe meist bereits innerhalb von einer Stunde<br />

in die extrazelluläre Matrix transportiert und gelangen<br />

dann in die Zellen. Daher können über Blutuntersuchungen<br />

auch nur akute Schwermetallvergiftungen nachgewiesen<br />

werden. Chronische Vergiftungen sind nur noch<br />

auf zellulärer Ebene nachzuweisen. Auf Grund der extrem<br />

hohen Halbwertszeiten (22 bis 35 Jahre ) von Schwermetallen<br />

können diese in den Zellen bioakkumulieren.<br />

Schwermetalle bewirken diverse toxische und immunologische<br />

Effekte im Körper (siehe Abbildung 9).<br />

Schwermetalle bilden massive Mengen an freien Radikalen.<br />

Sie sind die Hauptursache, die die Toxizität und Karzinogenität<br />

all dieser Metalle (Arsen, Cadmium, Kobalt,<br />

Chrom, Kupfer, Eisen, Quecksilber, Nickel…) bestimmt 16 .<br />

Die Auswirkungen von Radikalen auf das Mitochondrium<br />

sind bereits in den vorangegangenen Kapiteln beschrieben<br />

worden. Schwermetalle lagern sich an Stelle von Mineralstoffen<br />

an deren Plätze ein und können somit Enzyme<br />

blockieren oder zumindest hemmen. Man spricht von<br />

einer Mimikry toxischer Metalle 17 . Durch die enzymatische<br />

Dysfunktion folgen multiple Stoffwechselstörungen. Ein<br />

Beispiel hierfür wäre die Quecksilberblockade des Enzyms<br />

Deiodase (hier nimmt Quecksilber an Stelle von Selen<br />

das aktive Zentrum des Enzyms ein). Es kann dann aus<br />

dem Schilddrüsenhormon Tyroxin (T4) nicht mehr bzw. zu<br />

wenig das biologisch aktive Triiodthyronin (T3) gebildet<br />

werden. Ebenso werden Enzyme der Atmungskette des<br />

Mitochondriums blockiert 18 . Besonders schwerwiegend<br />

sind die Stoffwechselauswirkungen,<br />

wenn die aktiven Zentren der Zinkfinger-Proteine<br />

(Zink als funktionelles<br />

Zentralatom) durch beispielsweise<br />

Blei ausgetauscht werden 19 . Betroffene<br />

Rezeptoren sind unter anderem der<br />

Östrogen-Rezeptor, der TSH-Rezeptor<br />

und der Vitamin D-Rezeptor.<br />

Methylquecksilber (besonders belastet<br />

sind Fische) aktiviert den NM-<br />

DA-Rezeptor. Es startet der bereits<br />

oben beschriebene Zyklus nach Pall.<br />

Das entstehende stark neurotoxische<br />

Peroxynitrit schädigt die Nerven und<br />

kann die geistige und psychische Entwicklung beeinträchtigen,<br />

es kann zu kardiovaskulären Schädigungen, Arterioskleorse<br />

oder Carotisstenose kommen, es zeigen sich<br />

verstärkt Autoimmunreaktionen (z.B. Multiple Sklerose)<br />

und autosuppressive Wirkungen 20 .<br />

Schwermetalle haben auch einen Einfluss auf das Immunsystem<br />

und können einen Anstieg der proentzündlichen<br />

Faktoren TNF-α, NFκB, INF-γ, IL-6, IL-1 hervorrufen,<br />

die in Zusammenhang mit vielen Erkrankungen stehen.<br />

Beispiele sind Allergien 21 , Autoimmunerkrankungen 22 ,<br />

Neurodegenerative Erkrankungen wie M. Alzheimer,<br />

M. Parkinson und Multiple Sklerose und auch Krebserkrankungen<br />

24, 25 . Im Mitochondrium lagern sich Schwermetalle<br />

an den Calcium-Kanälen an und verhindern eine<br />

Abbildung 9: Auswirkungen von Schwermetallbelastungen im Körper 15<br />

Nutrition-Press 33


ist die Schwermetalle aus dem Ge<strong>web</strong>e zu mobilisieren<br />

und auszuleiten, ist eine Kombination der verschiedenen<br />

Ausleitungsrichtungen als Synergie sicherlich von nutzen.<br />

Zwei phytotherapeutische Beispiele zur Ausleitung von<br />

Schwermetallen sind Algen und Koriander.<br />

Abbildung 10: Quecksilber-Bindungsfähigkeit verschiedener Algen 27<br />

Calcium-Ausschüttung in die Zelle. Durch den Mangel an<br />

Calcium wird die oxidative Phosphorylierung und somit<br />

die ATP-Bildung gebremst. Ebenfalls wird das Membranpotential<br />

der Mitochondrien gestört und somit die Kommunikation<br />

und der Stoffaustausch 26 .<br />

Schwermetalle unterliegen den Regularien des enterohepatischen<br />

Kreislaufes, darunter versteht man das mehrfache<br />

Zirkulieren bestimmter Substanzen im Körper von<br />

Säugetieren zwischen Darm, Leber und Gallenblase bezeichnet,<br />

das zu einer Verstärkung ihrer Wirkung und einer<br />

Verlängerung der Vergiftungsdauer führt. Bei der Schwermetallentgiftung<br />

ist zu beachten, dass dieser Kreislauf<br />

durchbrochen werden muss, indem die Schwermetalle<br />

bereits im Darm gebunden werden, was über Aktivkohle,<br />

Huminsäuren, EDTA-Suppositorien, Chlorella, DMSA,<br />

DMPS oder ähnliche Substanzen geschehen könnte. Zur<br />

Schwermetallausleitung gibt es eine große Anzahl an Vorgehensweisen.<br />

Es gibt Ansatzpunkte in der homöopathischen<br />

Therapie, der Phytotherapie, der orthomolekularen<br />

Therapie und der klassischen Chelattherapie. Jeder Ansatz<br />

hat seine Vor- und Nachteile. Da es sehr schwierig<br />

Chlorella bindet Schwermetalle im Darm und verhindert so<br />

die Resorption, durchbricht den enterohepatischen Kreislauf<br />

und hat eine milde Bindungskapazität für Schwermetalle<br />

im Ge<strong>web</strong>e (siehe Abbildung 10). Wichtig ist hierbei,<br />

dass auf einen hochreinen Rohstoff geachtet wird, der<br />

nicht selbst bereits Schwermetalle enthält. Bisher bewährte<br />

Dosierungen liegen bei 5 bis 15 g/d. Koriander<br />

nimmt in der traditionellen Heilkunde einen bestimmten<br />

Stellenwert ein. Folgende Wirkhypothese wurde für Koriander<br />

aufgestellt: Es handelt sich um einen leicht flüchtigen,<br />

fettlöslichen Aromastoff, der in der Lage ist Ionenkanäle<br />

zu öffnen und somit eine Ausleitung von Toxinen aus<br />

der Zelle zu ermöglichen (siehe Abbildung 11).<br />

Die Schlussfolgerung nach M Griesz-Brisson, 2004 lautet:<br />

„Koriander verstärkt die Ausscheidung von Schwermetallen<br />

über die Niere, v.a. für Cadmium, Cäsium, Barium,<br />

Aluminium, Mangan, Lithium, Chrom, Kupfer und<br />

Quecksilber.“ Die orthomolekularen Substanzen, die die<br />

Schwermetallausleitung unterstützen sind N-Acetyl-L-Cystein<br />

(NAC, 1-10g/Tag), S-Adenosyl-L-Methionin (SAM,<br />

0,8-2g/Tag), L-Glutamin (4-20g/Tag), L-Arginin (2-10g/<br />

Tag), L-Lysin (1-8g/Tag), Glycin (1-3g/Tag), Methylsulfonylmethan<br />

(MSM, 2-8g/Tag), Glutathion (i.v. 1x pro<br />

Woche 600-3000mg), α-Liponsäure (i.v. 1x pro Woche<br />

600mg oder oral 600mg/Tag), Vitamin C (i.v. 1x pro Woche<br />

7,5g oder oral 2g/Tag), Benfothiamin (300mg/Tag),<br />

Selen (300-1000µg/Tag), Methylcobalamin (1mg/Tag),<br />

Pyridoxal-5-Phospshat (P-5-P, 40mg/Tag), 5-Methytetrahydrofolsäure<br />

(5-MTHF, 1mg/Tag). Zusätzlich sollten<br />

die Speicher an Zink, Calcium, Magnesium, Kalium, Mangan,<br />

Molybdän, Vanadium, Bor, Chrom, Kobalt, Strontium,<br />

Kupfer und Eisen aufgefüllt werden 29 .<br />

Chelatbildner haben die beste Bindungskapazität für<br />

SchwermetalleAuf jeden Fall ist zu beachten, dass keine<br />

Chelat-Therapie bei Schwangeren und Patienten mit manifester<br />

Nieren- und Lebererkrankung durchgeführt wird.<br />

Allergische Reaktionen auf die Wirkstoffe sollten ausgeschlossen<br />

werden. Bei vorhandenen Amalgam-Füllungen<br />

dürfen Chelate nicht angewendet werden, bevor die Füllungen<br />

nicht entfernt worden sind. Weiterhin sollte vor einer<br />

Therapie mit Chelaten darauf geachtet werden, dass<br />

orthomolekulare Defizite erst aufgefüllt werden müssen,<br />

um Nebenwirkungen zu vermeiden. Chelatbildner leiten<br />

immer auch Spurenelemente wie Zink, Mangan, Molybdän,<br />

Chrom und evtl. Kupfer aus. Diese Elemente müssen<br />

in den Therapiepausen immer wieder aufgefüllt werden.<br />

Zu den bekanntesten Chelatbildnern zählen DMSA, DMPS,<br />

Abbildung 11: Koriander Verlaufsbeobachtung, Margareta<br />

Griesz-Brisson (MD, PhD), Fachärztin für Neurologie: 22 Probanden, OSR, Zn-DTPA, Ca-EDTA und Na-EDTA.<br />

10 Tropfen Koriander-Extrakt in warmes Wasser morgens, 2004 28 Fotos: vitals – Fotolia (S. 28), yurakp – Fotolia (S. 35)<br />

34 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

Zusammenfassung<br />

Auf dem jungen Gebiet der Mitochondrienforschung<br />

haben sich folgende Ansätze bisher herauskristallisiert,<br />

die eine störungsfreie Funktion<br />

des Mitochondriums versprechen. Die Mikronährstoff-Speicher<br />

sollten optimal aufgefüllt sein. Es<br />

müssen den Lebensanforderungen entsprechend<br />

viele Antioxidantien zugeführt werden, um freie<br />

Radikale zu neutralisieren. Die Integrität der Membranen<br />

sollte durch Vermeidung von Umweltgiften<br />

und durch Zufuhr von stabilisierenden Substanzen<br />

verbessert werden. Die Entgiftungskapazitäten des<br />

Körpers sollten optimal unterstützt werden und<br />

eventuell vorhandene Schwermetallbelastungen<br />

müssen ausgeleitet werden. «<br />

Autorin<br />

Dr. rer. hum. Biol.<br />

Christiane Herzog<br />

Apothekerin<br />

Literatur:<br />

1 Bruce A, Johnson A, Lewis J, Raff M, Roberts K, Walter P, Molekularbiologie der Zelle, Gebundene Ausgabe, Wiley-VCH Verlag, 2011<br />

2 Helmholtz Zentrum München, Oxidativer Zelltod, das Mitochondrium, Hintergrund, URL: https://www.helmholtz-muenchen.de/toxi/forschung/<br />

arbeitsgruppen-arbeitsgebiete/oxidativer-zelltod/hintergrund/index.html (Stand 17.02.<strong>2017</strong>)<br />

3 Pall ML, 2013 The NO/ONNO- Cycle as the Central Cause of Heart Failure. Int. J. Mol. Sci 2013<br />

4 Martin L. Pall. Cobalamin Used in Chronic Fatigue Syndrome Therapy Is a Nitric Oxide Scavenger. Journal of Chronic Fatigue Syndrome, 2000<br />

5 Kuklinski B, Mitochondrien: Symptome, Diagnose und Therapie, Gebundene Ausgabe, 10. November 2015, Aurum Verlag<br />

6 Krüger M, Huminsäuren beeinflussen die antibakterielle Wirkung des Totalherbizids Glyphosat auf die Fäkalflora und die Ausscheidung über den Urin,<br />

OM & Ernährung 2015 | Nr. 153<br />

7 Wang Y, Hekimi S, Understanding Ubiquinone, Trends Cell Biol, 2016<br />

8 Krüger M, Huminsäuren beeinflussen die antibakterielle Wirkung des Totalherbizids Glyphosat auf die Fäkalflora und die Ausscheidung über den Urin,<br />

OM & Ernährung 2015 | Nr. 153<br />

9 Leskova GF, Phospholipids in mitochondrial dysfunction during hemorrhagic shock, J Bioenerg Biomembr, 2016<br />

10 ILMC Universität Wien, Fakultät Chemie und Toxikologie, URL: http://lmc.univie.ac.at/uploads/media/Lebensmitteltoxikologie_II.pdf (Stand 17.02.<strong>2017</strong>)<br />

11 ILMC Universität Wien, Fakultät Chemie und Toxikologie, URL: http://lmc.univie.ac.at/uploads/media/Lebensmitteltoxikologie_II.pdf (Stand 17.02.<strong>2017</strong>)<br />

12 ILMC Universität Wien, Fakultät Chemie und Toxikologie, URL: http://lmc.univie.ac.at/uploads/media/Lebensmitteltoxikologie_II.pdf (Stand 17.02.<strong>2017</strong>)<br />

13 Gröber U, Mikronährstoffe, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart, 2011<br />

14 Rooney JP, The retention time of inorganic mercury in the brain--a systematic review of the evidence, Toxicol Appl Pharmacol, 2014<br />

15 Unveröffentlichtes Skript, Dr. Peter Jennrich, International Board of Clinical Metal Toxicology, 2016<br />

16 Valko M, Morris H, Cronin MT, Metals, toxicity and oxidative stress, Curr Med Chem, 2005<br />

17 Jenette KW, The role of metals in carcinogenesis: biochemistry and metabolism, Environ Health Perspect, 1981<br />

18 Rana SV, Perspectives in endocrine toxicity of heavy metals--a review, Biol Trace Elem Re, 2014<br />

19 Zawia NH, Crumpton T, Brydie M, Reddy GR, Razmiafshari M, Disruption of the zinc finger domain: a common target that underlies many<br />

of the effects of lead, Neurotoxicology, 2000<br />

20 Karri V, Schuhmacher M, Kumar V, Heavy metals (Pb, Cd, As and MeHg) as risk factors for cognitive dysfunction: A general review of metal mixture<br />

mechanism in brain, Environ Toxicol Pharmacol, 2016<br />

21 Bordignon V, Palamara F, Cordiali-Fei P, Vento A, Aiello A, Picardo M, Ensoli F, Cristaudo A, Nickel, palladium and rhodium induced IFN-gamma and<br />

IL-10 production as assessed by in vitro ELISpot-analysis in contact dermatitis patients, BMC Immunol, 2008<br />

22 Fournié GJ, Saoudi A, Druet P, Pelletier L, Th2-type immunopathological manifestations induced by mercury chloride or gold salts in the rat: signal<br />

transduction pathways, cellular mechanisms and genetic control, Autoimmun Rev, 2002<br />

23 Campbell A, The role of aluminum and copper on neuroinflammation and Alzheimer's disease, J Alzheimers Dis, 2006<br />

24 Rorbach-Dolata A, Marchewka Z, Piwowar A, The biochemical carcinogenesis of selected heavy metals in bladder cancer, Postepy Biochem, 2015<br />

25 Luevano J, Damodaran C, A review of molecular events of cadmium-induced carcinogenesis, J Environ Pathol Toxicol Oncol, 2014<br />

26 Choong G, Liu Y, Templeton DM, Interplay of calcium and cadmium in mediating cadmium toxicity, Chem Biol Interact, 2014<br />

27 Unveröffentlichtes Skript, Dr. Liutgard Baumeister-Jesch, Internationale Gesellschaft für regenerative Mitochondrienmedizin, 2016<br />

28 Unveröffentlichtes Skript, Dr. Liutgard Baumeister-Jesch, Internationale Gesellschaft für regenerative Mitochondrienmedizin, 2016<br />

29 Mutter J, Gesund statt chronisch krank, fit für das Leben Verlag, 2009<br />

Nutrition-Press 35


Personalisierte<br />

Ernährung und die<br />

Rolle von Nahrungsergänzungsmitteln<br />

Menschen und ihre Verwertung von<br />

Nahrungsmitteln sind unterschiedlich<br />

Schon unsere Großeltern wussten, dass die Menschen<br />

unterschiedliche „Futterverwerter“ sind.<br />

Der eine kann so viel essen wie er will aber<br />

„schlägt nicht an“, während der andere schon<br />

glaubt, durch bloßes Betrachten von Lebensmitteln zuzunehmen.<br />

Ebenfalls seit langem sind persönliche Unverträglichkeiten<br />

bzw. Lebensmittelallergien bekannt.<br />

Bisherige Ernährungsratgeber, auch die Empfehlungen<br />

der deutschen Gesellschaft für Ernährung DGE, gehen von<br />

„typischen“ Menschen, unterteilt nach Altersklasse und<br />

Geschlecht aus. Erst langsam beginnt man jedoch<br />

in Wissenschaft und Öffentlichkeit den einzelnen<br />

Menschen als individuell ausgeprägten<br />

und individuell eingestellten Stoffwechselorganismus<br />

zu verstehen. „Individuell ausgeprägt“<br />

soll hierbei die unterschiedlichen<br />

genetischen Eigenschaften beschreiben<br />

und „individuell eingestellt“ die unterschiedlichen<br />

durch das bisherige Leben<br />

„erworbene“ (ggf. epigenetischen) Eigenschaften.<br />

Inzwischen werden immer<br />

mehr ernährungsrelevante Eigenheiten<br />

bekannt, die klar auf genetische Unterschiede<br />

zurück zu führen sind. Einige Beispiele:<br />

• Ein einziges Gen, genannt CYP1A2, legt fest,<br />

wie ein Mensch auf langjährigen Kaffeekonsum reagieren<br />

wird, d.h. ob das Risiko kardiovaskulärer Erkrankungen,<br />

eines Myocard-Infarktes, des Bluthochdrucks<br />

davon beeinflusst wird oder nicht 1 . Das erklärt, warum bisherige<br />

Studien zum Kaffeekonsum, bei denen diese Information<br />

noch nicht vorlag, so uneindeutig ausgefallen sind.<br />

36 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

• Genetische Unterschiede der Glution-S-Transferase entscheiden<br />

darüber, ob für den einen Menschen eine Vitamin-C-Supplementierung<br />

sinnvoll ist aber für den anderen Menschen nicht 1 .<br />

• Der FTO Genotyp RS 1558902 bestimmt in einem wesentlichen<br />

Maße, ob ein Mensch nach zwei Wochen einer proteinreichen<br />

Ernährung Gewicht gewinnt oder verliert 1<br />

• Es hat nach heutiger Studienlage den Anschein, dass eine DHA-reiche<br />

Ernährung (wie sie unter dem Schlagwort „Omega-3-Fettsäuren“<br />

allgemein empfohlen wird) für Menschen mit dem APOE-4-Gen eher zu<br />

einer Erhöhung des Alzheimerrisikos beitrüge als zu einer Verringerung 2 .<br />

Es sind also u.a. genetische und erworbene/epigenetische Individualitäten,<br />

die uns Menschen zu unterschiedlichen „Futterverwertern“ machen. Weitere<br />

Unterschiede in z.B. der Darmflora kommen hinzu. Der einheitliche Menschentyp,<br />

nur unterschieden nach Geschlecht und Altersklasse, so wie er<br />

z.B. von den DACH-Werten 3 noch dargestellt wird, ist eine Vereinfachung der<br />

vielgestaltigen Realität.<br />

Das Wissen um die genetisch und epigenetisch bedingten Einflüsse auf die<br />

Stoffwechselvorgänge im menschlichen Körper ist derzeit noch verteilt über<br />

viele Detailaussagen in wissenschaftlichen Studien. Es wird für den überwiegenden<br />

Teil der Konsumentenschaft in den nächsten Jahren schwer „sortierbar“<br />

sein. Nur wenige Fachgesellschaften, wie z.B. die European Nutraceutical<br />

Association ENA, haben es sich bisher zur Aufgabe gemacht, hier eine<br />

Übersetzerrolle auszuüben, indem sie aus wissenschaftlichen Studienaussagen<br />

eindeutige und klar ausgedrückte, anwendbare Regeln formuliert 4 .<br />

Was sollten wir wissen?<br />

Wer individuelle Unterschiede in der Aufnahme und Verwertung von Nährstoffen<br />

und Begleitstoffen aus der Nahrung anerkennt, wird an der Frage<br />

„Wie kann ich meine individuelle Situation denn wissen, wie kann ich sie<br />

messen?“ nicht vorbei kommen. Diese Frage wiederum teilt sich bei näherem<br />

Hinsehen in zwei weitere Fragen auf: “Was wissen wir über den Weg<br />

der verschiedenen vom Lebensmittel kommenden Stoffe (Molekülarten) im<br />

Körper überhaupt?“ und „Wie ist meine individuelle genetische/epigenetische<br />

Situation?“.<br />

Zur Messung/Beschreibung der individuellen genetischen/epigenetischen<br />

Situation gibt es inzwischen verschiedene medizinische Unternehmen, die<br />

solche Messungen und die Darstellung der daraus resultiereneden individuellen<br />

Ernährungsempfehlungen anbieten 5 . Diese berücksichtigen und beschreiben<br />

das, was man bisher über den Zusammenhang zwischen Genetik/<br />

Epigenetik und Ernährung weiß, und versuchen dieses auf den individuellen<br />

Menschen anzuwenden. So lückenhaft das auch noch sein mag, es ist der<br />

Anfang von individualisierten, an objektivierbar genetischen/epigenetischen<br />

Kriterien orientoierten Gesamt-Ernährungsempfehlungen<br />

Das Wissen über den (u.a. von Darmflora und genetischen/epigenetischen Individualitäten<br />

abhängigen) Weg der verschiedenen Lebensmittelinhaltsstoffe<br />

(Molekülarten) im Körper ist über viele wissenschaftliche Einzeldtudien gestreut<br />

und noch immer äußerst lückenhaft. Es ist derzeit in keiner Weise für<br />

die Anwendung im praktischen Leben handhabbar. Nur wenige Lebensmittellabors<br />

kümmern sich um dieses Thema „Weg und Wirkung von Lebensmittelinhaltsstoffen<br />

im Körper“ 6 . Für die praktische Einzelberatung wird diese<br />

Fragestellung nur handhabbar, wenn es in absehbarer Zeit gelingt, das über<br />

viele Einzelstudien gestreute Wissen in ein Gesamtmodell zu gießen, welches<br />

mit den individuellen Parametern/Veranlagungen des Einzelmenschen<br />

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Nutrition-Press 37


gefüttert werden kann und dann Aussagen über den Weg<br />

und die Wirkung der Lebensmittelinhaltsstoffe bei diesem<br />

Einzelmenschen ableitet. Ein solches „Simulatormodell“<br />

ist derzeit mit Unterstützung des Bundesministeriums für<br />

Wirtschaft 7 beim Institut Kurz in Arbeit 8 , Darüber kann<br />

demnächst einmal an dieser Stelle berichtet werden.<br />

Eine verstärkte Bedeutung für<br />

Nahrungsergänzungsmittel<br />

Es bildet sich ein zahlenmäßig noch kleiner aber stetig<br />

wachsender Anteil an Konsumenten heraus, die die<br />

Zusammenhänge zwischen ihrer eigenen Veranlagung<br />

einerseits und der Verstoffwechselung von Lebensmittelinhaltsstoffen<br />

andererseits wissen wollen und nach Lebensmitteln<br />

oder Nahrungsergänzungsmitteln suchen, die<br />

auf genau ihren Typus eingestellt sind (angereichert an<br />

Stoffen A,B,C, abgereichert an Stoffen X,Y,Z)<br />

Die EU-Kommission spricht in diesem Zusammenhang von<br />

„Pharmafood“ (nicht zu verwechseln mit Food for Special<br />

Groups, den ehemaligen bilanzierten Diäten) und prüft,<br />

mit welchem rechtlichen Werkzeug man derartiges Pharmafood<br />

fassen könnte, da es weder unter die Kategorie<br />

der Arzneimittel passt (es soll ja nicht in erster Linie heilen),<br />

noch unter die Kategorie der Lebensmittel (es könnte<br />

ja für den einen Konsumenten so individuell zugeschnitten<br />

sein, dass es für den anderen Menschen eher schädlich<br />

ist) 9 . Man denkt daran, z.B. eine neue Rechtskategorie<br />

zwischen Lebensmittel und Arzneimittel einzuführen. In<br />

anderen Rechtsräumen gibt es eine solche Zwischenkategorie<br />

bereits, genannt Nutraceuticals 10 .<br />

Große Hersteller von Lebensmittelrohstoffen und von verzehrsfertigen<br />

Lebensmitteln beginnen sich Gedanken zu<br />

machen, wie ein solcher Markt bedient werden könnte.<br />

Aufgrund der zu erwartenden Vielzahl von Anreicherungsund<br />

Abreicherungsvarianten, die es zu jedem traditionellen<br />

Lebensmittel geben müsste, um der oben beschriebenen<br />

Individualisierung entgegen zu kommen, wird sich<br />

ein solches Angebot an den Konsumenten nicht mehr in<br />

Form von fertigen Lebensmitteln im Ladengeschäft darstellen<br />

lassen. Brot, glutenfrei, angereichert mit individuell<br />

bestimmten Polyphenolen, abgereichert von individuell<br />

bestimmten Aminosäuren, wird man nicht ohne feste Bestellung<br />

bereit halten können. Somit bieten sich drei Vertriebswege<br />

an, um den Kunden, der „individual nutrition“<br />

ernst nehmen wird, zu erreichen:<br />

• Individuelle Bestellung des Fertigproduktes im<br />

Internet, Lieferung gezielt.<br />

• Verkauf von abgereicherten Halbfertig-Lebensmitteln<br />

im Ladengeschäft, die möglichst keine als für<br />

bestimmte Individuen störend bekannte Nährstoffe<br />

mehr enthalten, sondern nur noch schmecken, und<br />

die sich der Kunde im Ladengeschäft mit den von ihm<br />

gewünschten Nährstoffen aus dort vorhandenen<br />

Zutatenvorräten individuell anreichert – aber bitte<br />

ohne, dass sich der Geschmack und das Aroma ändern;<br />

• Verkauf von Fertig-Lebensmitteln, die möglichst<br />

keine als für bestimmte Individuen störend bekannte<br />

Nährstoffe mehr enthalten, sondern nur noch<br />

schmecken. (Das haben wir heute schon in Form<br />

der vielen Angebote „Glutenfrei“, Lactosefrei etc.)<br />

im Ladengeschäft oder Internet. Parallel dazu Verkauf<br />

von Nahrungsergänzungsmitteln, die genau die<br />

Nährstoffe und funktionellen Stoffe enthalten, die<br />

der Kunde sich individuell zuführen möchte. Also:<br />

„Meine Mahlzeiten sollen schmecken und nichts<br />

störendes enthalten,. Die Nährstoffe, die ich<br />

individuell brauche, führe ich mir gezielt dosiert<br />

über Nahrungsergänzungsmittel zu“<br />

Dieses letztgenannte Szenario entspricht nicht der heute<br />

im „Westen“ meist vertretenen Geisteshaltung, doch aus<br />

rein praktischen Gründen wird das die langfristige Zukunft<br />

sein. Die Wirtschaft – insbesondere die Nahrungsergänzungsmittelwirtschaft<br />

– tut gut daran, sich darauf einzustellen.<br />

Chancen!!! «<br />

Foto: E. Zacherl – Fotolia (S. 36)<br />

Literatur:<br />

1 Dr. Ahmed El-Sohemy, University of Toronto, anlässlich der Tagung 2nd<br />

International Workshop on Personalized Nutrition”, Brussels, March 28, <strong>2017</strong>,<br />

organized by “Health Claims Europe VVZRL”, Izegem, Belgium<br />

2 Dr. Anne Marie Minihane, University of East Anglia, anlässlich der selben<br />

Tagung wie /1/<br />

3 „Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr“ (ISBN 978-3-88749-242-7)<br />

4 European Nutraceutical Association, http://www.enaonline.org<br />

5 www.Novogenia.com; www.nutrigenomix.com<br />

6 Institut Kurz GmbH, http://www.Institut-Kurz.de<br />

7 BMWi- Embleme<br />

8 Lit-Stelle im lebensmittelbrief<br />

9 Ladislav Miko, Deputy Directer General for Food Safety, der Europäischen<br />

Kommission, ebenfalls anlässlich der Tagung wie /1/<br />

10 z.B. in Indien: Food Safety and Standards (Food or Health Supplements,<br />

Nutraceuticals, Foods for Special Dietary Uses, Foods for Special Medical<br />

purpose, Functional Foods, and Novel Food) Regulations, 2015.<br />

Autor<br />

Hon. Prof. Dr. Helmut Weidlich<br />

• Physiker; Spezialgebiet<br />

Molekulare Biophysik<br />

• Geschäftsführer Institut Kurz GmbH<br />

Fachbereich: Lebensmittelchemie,<br />

Molekulare Biophysik<br />

• Fachlicher Beirat NEM e. V<br />

38 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

Die Magie der<br />

Vitalpilze<br />

In den letzten Jahren wurde die Forschung<br />

über die medizinische Wirkung der verschiedenen<br />

Vitalpilze sehr intensiviert.<br />

So finden sich in der medizinischen Datenbank<br />

Medline allein im Jahre 2016 insgesamt<br />

103 wissenschaftliche Studien zu<br />

der gesundheitsfördernden Wirkung der<br />

Vitalpilze, während in den ganzen 50<br />

Jahren zuvor, seit Bestehen von Medline,<br />

insgesamt nur etwa 1300 wissenschaftliche<br />

Studien zu den medizinischen Eigenschaften<br />

der Vitalpilze erschienen sind.<br />

Ganz allgemein kann man sagen, dass Pilze das<br />

Recycling-System der Natur sind, und das gilt<br />

nicht nur für das Pflanzenreich, sondern auch für<br />

den menschlichen Körper: Alles was nicht mehr<br />

eine sinnvolle Funktion im Organismus erfüllt, wird von Pilzen<br />

befallen und von diesen verstoffwechselt.<br />

Es gibt im Internet inzwischen viele Informationen über<br />

das Wunderwerk der Pilze und vor allem ihre kooperative<br />

Arbeitsweise in Form der Myzeliengeflechte, welche eine<br />

großflächige Kommunikation gestatten, vor allem von dem<br />

inzwischen weltbekannten Mykologen Paul Stamets.<br />

Neuere Studien zum Mycelium, das sind die häufig über<br />

mehrere Kilometer umfassenden Wurzelgeflechte der<br />

Pilze, legen die Vermutung nahe, dass speziell in diesem<br />

Wurzelgeflecht sehr viele der gesundheitsfördernden Inhaltsstoffe<br />

enthalten sind. Aus diesem Grund verarbeiten<br />

immer mehr Hersteller von Vitalpilzprodukten nicht nur<br />

den Fruchtkörper, also den eigentlichen Pilz, sondern auch<br />

die Mycelien, also dieses unterirdische, unsichtbare Wurzelgeflecht.<br />

Das Mycelium wurde mit Recht mit den verzweigten neuronalen<br />

Strukturen im menschlichen Gehirn verglichen,<br />

weil in beiden Organen durch die Vernetzung Informationen<br />

über weite Strecken schnell übertragen werden können.<br />

Laut Paul Stamets können sich in einem Kubikzentimeter<br />

Erde 8 Kilometer an Myceliengeflecht befinden, wenn man<br />

diese Verflechtungen auseinander ziehen würde.<br />

Es gibt inzwischen über 100 verschiedene Pilzarten, die<br />

auf ihre gesundheitsfördernde Wirkung hin untersucht<br />

werden. Zu den wichtigsten Vitalpilzen, über die nachstehend<br />

berichtet werden soll, gehören:<br />

1) Reishi, wissenschaftlicher Name: Ganoderma lucidum<br />

2) Maitake: Grifola frondosa<br />

3) Cordyceps: Cordyceps<br />

4) Chaga: nonotus obliquus<br />

5) Shiitake: Lentinula edodes<br />

Diese fünf therapeutisch eingesetzten Pilzarten zeichnen<br />

sich alle durch stark antioxidative Eigenschaften aus, das<br />

heißt sie sind Elektronendonatoren, um den durch Elektronenmangel<br />

ausgelösten oxidativen Stress zu kompensieren.<br />

Nutrition-Press 39


Die Wirksamkeit dieser therapeutischen Vitalpilze liegt vor<br />

allem in dieser Eigenschaft als Elektronendonator, denn<br />

wie in den letzten Jahren immer deutlicher wird, ist die<br />

Grundursache fast alle Krankheiten eine Entzündung, und<br />

Entzündungen werden ursächlich durch oxidativen Stress,<br />

also einen Elektronenmangel, ausgelöst.<br />

Um den ansonsten nebulösen Begriffs „oxidativer Stress“<br />

besser zu verstehen, sei nachstehende Abbildung 1 zur<br />

Erklärung herangezogen:<br />

Auf der Vertikalen dieser Abbildung ist das sogenannte<br />

Redoxpotential aufgetragen. Das Redoxpotential ist ein<br />

Maß für die in einem System enthaltenen Elektronen.<br />

Dieses wird durch die Spannung in Volt quantifiziert. Je<br />

mehr freie Elektronen in einem System sind, umso gesünder<br />

ist das Körpermilieu und umso niedriger ist das<br />

Redoxpotential. Je weniger Elektronen in einem System<br />

sind, umso höher ist das Redoxpotential und umso gesundheitsschädlicher<br />

ist das Körpermilieu – landläufig<br />

als „oxidativer Stress“ (O 2<br />

) bezeichnet.<br />

Es sollte nachdenklich stimmen, dass dieses Bild im Bereich<br />

der gesamten Ökologie, der Hydrologie und den biologischen<br />

Wissenschaften seit Jahren die Grundlage für<br />

Milieubetrachtungen darstellt, ja selbst Aquariumsbesitzer<br />

kennen dieses Bild, denn nur in dem grün eingezeichneten<br />

„reduktiv basischen“ Bereich können die Aquariumsfische<br />

überleben, dass aber weder die Schulmedizin, noch die Naturheilkunde<br />

dieses für die Gesundheit fundamental wichtige<br />

Diagramm in ihrer therapeutischen Arbeit kennen.<br />

Zwar hat durch die Arbeiten von Dr. Robert Young vor 20<br />

Jahren der Säure-Basen-Haushalt allgemein Einzug in die<br />

Naturheilkunde und inzwischen sogar in die Schulmedizin<br />

und sogar beim Laienpublikum gehalten, aber das noch<br />

wesentlich wichtigere Redoxpotential, also die Elektronenverteilung,<br />

wird bislang nur in dem schwammigen Begriff<br />

„oxidativer Stress“ thematisiert.<br />

Abb. 1: Das Körpermilieu wird durch die beiden Parameter Redoxpotential<br />

und Säure-Basen-Haushalt bestimmt. Die therapeutischen Vitalpilze<br />

sind Reduktionsmittel. Sie senken das Redoxpotential und damit den<br />

oxidativen Stress und sind damit gesundheitsfördernd. Ferner wirken sie<br />

alkalisierend und verändern damit das Körpermilieu in Richtung des grün<br />

eingezeichneten, reduktiv basischen Bereichs, in dem allein Gesundung<br />

und langfristige Gesundheit möglich ist.<br />

(Bild mit freundlicher Genehmigung des Telomit Verlags aus dem Buch<br />

von Dr. med. habil. Dr. Karl J. Probst: „Der natürliche Weg zu Heilung<br />

und Gesundheit“, Telomit Verlag, Trier <strong>2017</strong>)<br />

Auf der Horizontalen dieser Abbildung ist der sogenannte<br />

Säure-Basen-Haushalt aufgetragen. Der Säure-Basen-<br />

Haushalt ist ein Maß für die Zahl der in einem System<br />

enthaltenen Wasserstoffionen. Dieses wird durch die<br />

Messgröße pH quantifiziert. Ein pH von 0 bis 7 bedeutet<br />

viele Wasserstoffionen, wird als sauer bezeichnet und ist<br />

gesundheitsschädlich. Ein pH-Wert von 7 bis 14 bedeutet<br />

wenige Wasserstoffionen und wird als basisch oder alkalisch<br />

bezeichnet und ist gesundheitsförderlich.<br />

Dabei zeigen inzwischen unübersehbar viele Studien,<br />

dass der oxidative Stress, also ein zu hohes Redoxpotential,<br />

das heißt ein Elektronenmangel im Organismus, als<br />

Mutter aller Krankheiten bezeichnet werden kann, denn<br />

oxidativer Stress führt zu einem verändertem Mikrobiom,<br />

wobei Mikrobiom das Zusammenwirken der unzähligen<br />

Mikroorganismen im Körper mit dem Makroorganismus<br />

Mensch bedeutet.<br />

Dieses durch oxidativen Stress veränderte Mikrobiom<br />

führt seinerseits zu einer durchlässigen Darmwand, dem<br />

gefürchteten „leaky gut“. Die durchlässige Darmwand ihrerseits<br />

wird von immer mehr Wissenschaftlern und Naturheilkundlern<br />

in aller Welt als Mutter aller Krankheiten<br />

angesehen und bestätigt das Wort von Hippokrates:<br />

Darm gesund – Kerngesund<br />

Darm krank – Mensch krank<br />

Es bleibt zu hoffen, dass dieses durch den Einsatz der obigen<br />

fünf genannten therapeutischen Vitalpilze das Konzept<br />

des Redoxpotentials endlich die ihm gebührende weitere<br />

Verbreitung erfährt, denn diese Vitalpilze gehören neben<br />

rohem Kakao mit 20.000 ORAC-Einheiten (ORAC = Oxygen<br />

Radical Absorbance Capacity, die quantitavie Maßzahl, um<br />

die Fähigkeit zum Abfangen von freien Radikalen zu beschreiben)<br />

und Curcuma mit ebenfalls 20.000 ORAC-Einheiten<br />

zu den stärksten Radikalfängern, welche die Natur<br />

hervorgebracht hat und damit zu den wichtigsten Substanzen<br />

um ein verbessertes Körpermiieu zu erzielen.<br />

Wegen dieser Elektronendonatorfunktion der fünf genannten<br />

therapeutischen Pilzarten konnten auch entzündungshemmende<br />

und damit auch antitumorale Eigenschaften<br />

nachgewiesen werden. In der Erfahrungsheilkunde<br />

werden diese therapeutischen Vitalpilze wegen dieser<br />

40 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

immunmodulierenden und auch direkt antibakteriellen, antimykotischen und<br />

antiviralen Eigenschaften seit Jahrhunderten gegen unzählige verschiedene<br />

Organ-Erkrankungen eingesetzt.<br />

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1. Reishi (Ganoderma lucidum)<br />

In naturheilkundlichen Kreisen wird das japanische Wort „Reishi“ oder das<br />

chinesische Wort „Lingh zi“ verwendet. Reishi wird als Pilz der Unsterblichkeit<br />

bezeichnet. Vor allem wird er zur Stärkung des Immunsystems<br />

und der Leber und zur Anregung des Stoffwechsels<br />

eingesetzt, wobei nach wie vor die dafür verantwortlichen<br />

Inhaltsstoffe nur ungenügend bekannt sind.<br />

Nachstehend sollen einige Studien neueren<br />

Datums von den insgesamt über 1300 wissenschaftlichen<br />

Studien, die sich mit den Heilwirkungen<br />

des Vitalpilzes Reishi befassen, vorgestellt<br />

werden.<br />

Als besonders autoritativ kann die im April 2016<br />

veröffentlichte zusammenfassende Bewertung<br />

der „Cochrane Collaboration“ zur Wirksamkeit<br />

von Reishi angesehen werden (1) . Die Cochrane<br />

Collaboration ist ein im Jahre 1993 gegründeter<br />

weltweiter Zusammenschluss von Ärzten und<br />

Wissenschaftlern, welche medizinische Fragestellungen<br />

unter Beiziehung aller verfügbaren Studien auswerten,<br />

um medizinische Therapien zu validieren. Diese zusammenfassenden<br />

Bewertungen werden allgemein deshalb als objektiv und autoritativ angesehen,<br />

weil keinerlei Forschungsgelder von der Industrie angenommen werden<br />

und die Übersichtsarbeiten (reviews) von internationalen Teams in einem<br />

mehrstufigen Prozess validiert werden.In dieser Cochrane-Analyse konnte<br />

unter anderem nachgewiesen werden, dass durch Reishi das Immunsystem<br />

aktiviert wird, und zwar speziell die CD3, CD4 und CD8-Zellen. Diese verschiedenen<br />

„cluster of differentiation“ (CD) haben eine Bedeutung für die<br />

Funktionsfähigkeit der im Knochenmark gebildeten T-Lymphozyten, das<br />

heißt für die erworbene Immunfähigkeit des Organismus. Ferner werden<br />

durch Reishi die natürlichen Killerzellen aktiviert. Vier der von der Cochrane<br />

Collaboration ausgewerteten Studien kamen zu dem Ergebnis, dass Tumorpatienten<br />

durch die Gabe von Reishi eine verbesserte Lebensqualität hatten.<br />

In einer anderen Studie konnte der Nachweis geführt werden, dass bestimmte<br />

in Reishi enthaltene Polysaccharide die Alterung der Haut durch UV-Strahlung<br />

verlangsamen (2) .<br />

In einer anderen Studie wurde der Nachweis geführt, dass ein gestörtes Immunsystem<br />

bei einer Krebserkrankung des Darmes durch die in Reishi enthaltenen<br />

„Ganoderma Lucidum Polysaccharide“ (GLP) wieder zur normalen<br />

Funktion gebracht werden kann (3) . Konkret wird durch GLP das für die Immunabwehr<br />

des Körpers wichtige p53-Protein aktiviert. Die Aktivität des p53<br />

ist nach allgemeiner Auffassung für ein intaktes Immunsystem und damit für<br />

Abwehr von Krebszellen wichtig.<br />

Eine Studie mit 34 Angina-pectoris-Patienten, also Patienten mit Herzenge, bestätigten<br />

frühere Ergebnisse, wonach Reishi bei Angina Pectoris wirksam ist,<br />

weil die in Reishi enthaltenen Polysaccharid-Peptide (PsP) gegen die der Angina<br />

zugrunde liegenden Entzündungen wirkt. Außerdem sind die PsP gegen Diabetes<br />

wirksam, denn sie wirken antioxidativ und senken auch die Blutfette (4) .<br />

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42 Nutrition-Press<br />

In einer aus Spanien stammenden Studie, an der 64 Patientinnen<br />

mit Fibromyalgie teilnahmen, konnte belegt werden,<br />

dass Reishi bei Fibromyalgie die Symptome bessert (5) . Die<br />

64 Patientinnen wurden in zwei Gruppen aufgeteilt und bekamen<br />

über einen Zeitraum von 6 Wochen entweder 6 g<br />

Reishi-Pulver oder 6 g Pulver vom Johannisbrotbaum.<br />

Innerhalb der 6 Wochen konnte bei den mit Reishi behandelten<br />

Patientinnen durch verschiedene Fitnesstests eine verbesserte<br />

Ausdauerbelastbarkeit, bessere Beweglichkeit und<br />

Schnelligkeit nachgewiesen werden. In der Kontrollgruppe<br />

ergaben sich keine Unterschiede in der Befindlichkeit.<br />

Und schließlich konnte in einer weiteren Studie nachgewiesen<br />

werden, dass Reishi auch die Darmflora günstig<br />

beeinflussen kann, vor allem auch das Verhältnis der Firmicuten<br />

zu Bacteroiden. Dieses Verhältnis ist ja bekanntlich<br />

wichtig ist, um Übergewicht vorzubeugen, denn Übergewicht<br />

ist Folge einer unterschwelligen Entzündung (low<br />

grade inflammation), die wiederum auf einem bakteriellen<br />

Ungleichgewicht im Darm beruht (6) :<br />

In diesem Experiment wurden Mäuse mit einer fettreichen<br />

hyperkalorischen Diät gefüttert. Diese bewirkt eine<br />

Veränderung der Darmflora mit einem Überwuchern der<br />

sogenannten Firmicuten, die neben den Bacteroidetes, Proteobakterien<br />

– zu denen vor allem die Escherichien gehören –<br />

und Actinobakterien, zu denen vor allem die Bifidobakterien<br />

gehören – die wichtigsten Darmbakterien darstellen.<br />

Inzwischen belegt eine ganze Reihe von Studien die Korrelation<br />

zwischen Körpergewicht und individueller Darmflora.<br />

Mit anderen Worten, es gibt tatsächlich bessere und<br />

schlechtere Kostverwerter. Es sind die Firmicuten, welche<br />

dem Betreffenden durch den Abbau langkettiger Kohlehydrate,<br />

das heißt also Ballaststoffe, und anderer noch nicht<br />

verdauter Nahrungsbestandteile kurzkettige Kohlehydrate<br />

und Fettsäuren und somit zusätzliche Kalorien zur Verfügung<br />

stellen.<br />

In der erwähnten Studie wurde den Versuchsmäusen eine<br />

Aufschwemmung von Reishi verabreicht, wodurch es zu<br />

einer Abnahme der Firmicuten im Darm und damit gleichlaufend<br />

zu einer Gewichtsabnahme der Versuchstiere<br />

trotz hyperkalorischer Ernährung kam.<br />

Speziell der antitumorösen Wirkung von Ganoderma in der<br />

Humanmedizin widmen sich gleich drei Studien neueren<br />

Datums:<br />

Eine Untersuchung von Februar <strong>2017</strong> befasste sich mit<br />

der tumorhemmenden Wirkung von Ganoderma bei Patienten<br />

mit Melanom und Brustkrebs 7) : Ganoderma verhindert<br />

die für die Tumorprogression und Metastasierung<br />

wichtige Freisetzung verschiedener Metalloproteinasen,<br />

speziell MMP-2 (Matrix-Metallo-Proteinase-2) und MMP-9,<br />

die für die Auflösung der extrazellulären Matrix im Laufe<br />

der Tumorprogression verantwortlich gemacht wird, ferner<br />

eine Hemmung der die Entzündung unterstützenden<br />

Interleukine IL-6 und IL-8. Dadurch wird die Ausbreitung<br />

der Tumorzellen gehemmt.<br />

In einer anderen Studie von Juni <strong>2017</strong> wurde nachgewiesen,<br />

dass Ganoderma bei den schulmedizinisch nur schwer behandelbaren<br />

Lungentumoren eine günstige Wirkung hat (8) :<br />

Die hauptsächlichen Inhaltsstoffe, nämlich Terpene, Polysaccharide<br />

und Proteine bewirken Apoptose der Krebszellen,<br />

das heißt, sie veranlassen die Krebszellen zum Selbstmord,<br />

oder aber zur Autophagie, das heißt, dass die Krebszellen<br />

sich selber auffressen. Dies geschieht durch Aktivierung<br />

bestimmter Signalmoleküle, wie dem mTOR (Mammalian<br />

oder mechanistic Target of Rapamycin), der Proteinkinasen<br />

AKT1, AKT2 und AKT3, welche Phosphorgruppen übertragen,<br />

sowie durch Aktivierung des Transkriptionsfaktors<br />

NF-κB (Nuclear Factor kappa B), der die Immunantwort des<br />

Organismus und den Zelltod reguliert.<br />

Und schließlich belegt eine Studie von Juli <strong>2017</strong> den erfolgreichen<br />

Einsatz von Ganoderma bei der Behandlung<br />

von Brustkrebs 9) , indem Ganoderma den Wnt/ß-catenin-Signalweg<br />

durch Hemmung der Phosphorylierung<br />

und damit das Wachstum und die Ausbreitung der Tumorzellen<br />

hemmt.<br />

Quellen:<br />

(1) Jin X 1 , Ruiz Beguerie J, Sze DM, Chan GC.: Ganoderma lucidum (Reishi<br />

mushroom) for cancer treatment. Cochrane Database Syst Rev.<br />

2016 Apr 5; 4:CD007731. doi: 10.1002/14651858.CD007731.pub3.<br />

(2) Zeng Q 1 , Zhou F 1 , Lei L 1 , Chen J 1 , Lu J 1 , Zhou J 2 , Cao K 3 , Gao L 1 , Xia F 3 ,<br />

Ding S 1 , Huang L 4 , Xiang H 4 , Wang J 1 , Xiao Y 5 , Xiao R 5 , Huang J 1 .:<br />

Ganoderma lucidum polysaccharides protect fibroblasts against<br />

UVB-induced photoaging. Mol Med Rep. <strong>2017</strong> Jan; 15(1):111-116.<br />

doi: 10.3892/mmr.2016.6026. Epub 2016 Dec 12.<br />

(3) Jiang D 1 , Wang L 1 , Zhao T 1 , Zhang Z 1 , Zhang R 1 , Jin J 1 , Cai Y 1 , Wang F 1 .:<br />

Restoration of the tumor-suppressor function to mutant p53 by<br />

Ganoderma lucidum polysaccharides in colorectal cancer cells. Oncol Rep.<br />

<strong>2017</strong> Jan; 37(1):594-600. doi: 10.3892/or.2016.5246. Epub 2016 Nov 15.<br />

(4) Ubaidillah N 1 , Sargowo D, Widya A, Jakfar V, Proboretno KS, Failasufi M,<br />

Warahugraha Y, Ramadhan F, Wulandari H, Putri DH.: OS 10-03 THE<br />

DISTINCTIVE EFFECT OF POLYSACCHARIDE PEPTIDES GANODERMA<br />

LUCIDUM AS ANTI ATHEROGENESIS IN STABLE ANGINA PATIENTS.<br />

J Hypertens. 2016 Sep; 34 Suppl 1 - ISH 2016 Abstract Book: e72.<br />

(5) Collado Mateo D1, Pazzi F 2 , Domínguez Muñoz FJ 3 , Martín Martínez JP 4 ,<br />

Olivares PR 5 , Gusi N 6 , Adsuar JC 4 .: GANODERMA LUCIDUM IMPROVES<br />

PHYSICAL FITNESS IN WOMEN WITH FIBROMYALGIA. Nutr Hosp.<br />

2015 Nov 1; 32(5):2126-35. doi: 10.3305/nh.2015.32.5.9601.<br />

(6) Chang CJ 1 , Lin CS 2 , Lu CC 3 , Martel J 4 , Ko YF 5 , Ojcius DM6, Tseng SF 7 ,<br />

Wu TR 8 , Chen YY 9 , Young JD 10 , Lai HC 2 .: Ganoderma lucidum reduces<br />

obesity in mice by modulating the composition of the gut microbiota.<br />

Nat Commun. 2015 Jun 23; 6:7489. doi: 10.1038/ncomms8489.<br />

(7) Barbieri A 1 , Quagliariello V 2,3 , Del Vecchio V 4 , Falco M 5 , : Anticancer<br />

and Anti-Inflammatory Properties of Ganoderma lucidum Extract Effects<br />

on Melanoma and Triple-Negative Breast Cancer Treatment. Nutrients.<br />

<strong>2017</strong> Feb 28;9(3). pii: E210. doi: 10.3390/nu9030210.<br />

(8) Gill BS1, Navgeet2, Kumar S3. Ganoderma lucidum targeting lung cancer<br />

signaling: A review. Tumour Biol. <strong>2017</strong> Jun; 39(6):1010428317707437.<br />

doi: 10.1177/1010428317707437.<br />

(9) Zhang Y1. Ganoderma lucidum (Reishi) suppresses proliferation and<br />

migration of breast cancer cells via inhibiting Wnt/β-catenin signaling.<br />

Biochem Biophys Res Commun. <strong>2017</strong> Jul 8; 488(4):679-684. doi:<br />

10.1016/j.bbrc.<strong>2017</strong>.04.086. Epub <strong>2017</strong> Apr 17.


Ernährung | Prävention<br />

2. Maitake (Grifola frondosa)<br />

Der Maitake oder auf Deutsch „Gemeiner Klapperschwamm“,<br />

wird in den östlichen Ländern als blutdrucksenkendes<br />

Mittel und bei Diabetes, vor allem aber als Leberschutz<br />

eingesetzt. Neuere Studien befassen sich mit der immunmodulierenden<br />

Wirkung des Maitake bei HIV- und<br />

Tumorerkrankungen, nachdem bereits vor Jahren auf<br />

die immunmodulierenden Wirkungen hingewiesen<br />

wurde (1) .<br />

Eine systematische Zusammenfassung verschiedener<br />

Studien von August <strong>2017</strong> belegt<br />

vielfältige gesundheitsfördernde Auswirkungen<br />

von Maitake (2) , vor allem die immunmodulierenden<br />

und vor allem antitumorösen<br />

Wirkungen, sowie die blutzuckersenkenden<br />

Eigenschaften. Auch die aktuellen wissenschaftlichen<br />

Studien zur Wirkung der Maitake-Extrakte<br />

auf die Stammzellen der Haut und<br />

des blutbildenden Systems werden in dieser<br />

Übersichtsarbeit dargestellt.<br />

Andere Studien belegen die genaue Wirkungsweise<br />

(3, 4, 5)<br />

von Maitake bei Insulinresistenz und bei Diabetes<br />

und regen auf Grund ihrer Befunde an, Maitake routinemäßig<br />

in der klinischen Praxis einzusetzen.<br />

Am ausführlichsten sind die immunmodulierenden und<br />

vor allem krebsverhindernden Wirkungen von Maitake beschrieben,<br />

so beim Brustkrebs der Frau (6) , bei dem die<br />

Tumorprogression verlangsamt wurde, indem der Zusammenhalt<br />

der Zellen gefördert und die Beweglichkeit und<br />

damit die Invasivität der Tumorzellen gebremst wird.<br />

Eine andere Studie belegt die Wirksamkeit von Maitake<br />

bei Magenkrebs (7) und zeigt auch die genauen molekularen<br />

Wirkungsmechanismen der Glykoproteine von Grifola<br />

frondosa auf die Krebszellen auf.<br />

Eine andere Studie konnte dieselbe Wirksamkeit von<br />

Maitake bei Leberkrebs belegen (8) , wodurch ebenfalls die<br />

Krebszellen zur Autophagie und Apoptose veranlasst wer-<br />

den. Aber auch andere Krankheiten werden durch Maitake<br />

günstig beeinflusst, etwa das blutbildende System (9) .<br />

Ferner ist der Extrakt von Maitake auch antiviral wirksam (10) .<br />

3. Cordyceps sinensis<br />

Der Cordyceps sinensis ist einer der stärksten Heilpilze<br />

der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) und gehört<br />

zu den 50 wichtigsten Heilmitteln der TCM. Er wird traditionsgemäß<br />

bei Schwächezuständen aller Art eingesetzt.<br />

Vor allem bei Abwehrschwäche, Altersschwäche, Müdigkeitssyndrom,<br />

aber auch zur Libido- und Potenzsteigerung.<br />

Im Jahre 1993 kam der Cordyceps sogar international in<br />

die Schlagzeilen, als die chinesische Mannschaft bei den<br />

Leichtathletik-Weltmeisterschaften drei neue Weltrekorde<br />

aufstellte. Der chinesische Trainer führte dies neben<br />

dem harten Training auch auf den Konsum des Cordyceps<br />

Quellen:<br />

(1) Mayell M: Maitake extracts and their therapeutic potential. Altern Med Rev. 2001 Feb; 6(1):48-60.<br />

(2) He X 1 , Wang X 2 , Fang J 2 , Chang Y 3 , Ning N 3 , Guo H 3 , Huang L 4 , Huang X 3 , Zhao Z 2 .: Polysaccharides in Grifola frondosa mushroom and their<br />

health promoting properties: A review. Int J Biol Macro¬mol. <strong>2017</strong> Aug; 101:910-921. doi: 10.1016/j.ijbiomac.<strong>2017</strong>.03.177. Epub <strong>2017</strong> Mar 31.<br />

(3) Su CH 1 , Lai MN, Ng LT.: Inhibitory effects of medicinal mushrooms on a-amylase and a-glu¬cosidase - enzymes related to hyperglycemia.<br />

(4) Su CH 1 , Lu TM, Lai MN, Ng LT.: Inhibitory potential of Grifola frondosa bioactive fractions on a-amylase and a-glucosidase for management<br />

of hyperglycemia. Biotechnol Appl Bio¬chem. 2013 Jul-Aug; 60(4):446-52. doi: 10.1002/bab.1105.<br />

(5) Ma X 1 , Zhou F, Chen Y, Zhang Y, Hou L, Cao X, Wang C.: A polysaccharide from Grifola fron¬dosa relieves insulin resistance of HepG2 cell<br />

by Akt-GSK-3 pathway. Glycoconj J. 2014 Jul; 31(5):355-63. doi: 10.1007/s10719-014-9526-x. Epub 2014 Jun 8.<br />

(6) Alonso EN 1 , Ferronato MJ 1 , Gandini NA 1 , Fermento ME 1 , Obiol DJ 1 , López Romero A 2 , Arévalo J 3 , Villegas ME 1 , Facchinetti MM 1 , Curino AC 1 .:<br />

Antitumoral Effects of D-Fraction from Grifola Frondosa (Maitake) Mushroom in Breast Cancer. Nutr Cancer. <strong>2017</strong> Jan; 69(1):29-43. doi:<br />

10.1080/01635581.<strong>2017</strong>.1247891. Epub 2016 Nov 28.<br />

(7) Cui F, Zan X, Li Y, Sun W, Yang Y, Ping L.: Grifola frondosa Glycoprotein GFG-3a Arrests S phase, Al¬ters Proteome, and Induces Apoptosis<br />

in Human Gastric Cancer Cells. Nutr Cancer. 2016;68(2):267-79. doi: 10.1080/01635581.2016.1134599.<br />

(8) Lin CH 1 , Chang CY 2 , Lee KR 3 , Lin HJ 4 , Lin WC 5 , Chen TH 6 , Wan L 7 .: Cold-water extracts of Grifola frondosa and its purified active fraction inhibit<br />

hepatocellular carcinoma in vitro and in vivo. Exp Biol Med (Maywood). 2016 Jul;241(13):1374-85. doi: 10.1177/1535370216640149. Epub 2016 Mar 24.<br />

(9) Wesa KM et al: Maitake mushroom extract in myelodysplastic syndromes (MDS): a phase II study. Cancer Immunol Immunother.<br />

2015 Feb;64(2):237-47. doi: 10.1007/s00262-014-1628-6. Epub 2014 Oct 29.<br />

(10) Zhao C 1 , Gao L 2 , Wang C 2 , Liu B 3 , Jin Y 4 , Xing Z 5 .: Structural characterization and an¬tiviral activity of a novel heteropolysaccharide isolated<br />

from Grifola frondosa against enter¬ovirus 71. Carbohydr Polym. 2016 Jun 25;144:382-9. doi: 10.1016/j.carbpol.2015.12.005. Epub 2015 Dec 30.


zurück. Nachstehend sollen einige wissenschaftliche Studien<br />

neueren Datums zum Cordyceps sinensis vorgestellt<br />

werden.<br />

In einer Studie aus dem Jahre 2015 wurden die Wirkung<br />

des Cordyceps auf das Immunsystem an 79 männlichen<br />

Versuchspersonen (VP) untersucht (1) . 39 der VP bekamen<br />

über einen Zeitraum von 4 Wochen täglich 1,5 Gramm<br />

Cordyceps-Pulver in Kapselform. Die 40 Kontroll-VP bekamen<br />

ein Placebo in Form von Mikrocellulose, ebenfalls<br />

in Kapseln.<br />

Vor Beginn der Studie, sowie nach zwei Wochen und nach<br />

4 Wochen wurden folgende Immunparameter bestimmt:<br />

1) Natürliche Killerzellen (NK)<br />

2) Proliferationsindex der Lymphozyten (PI)<br />

3) T-Helferzellen (Th 1) Cytokin-Cluster, bestehend<br />

aus IFN-γ, IL-12, IL-2 und TNF<br />

Die NK war nach 4 Wochen statistisch höchst signifikant<br />

auf dem p < 0,0001-Niveau erhöht, ebenso der PI statistisch<br />

höchst signifikant auf dem p < 0,0001-Niveau, Interleukin<br />

IL-2 auf dem 0,0096-Niveau und Interferon IFN-γ<br />

auf p < 0,0126 gegenüber dem Ausgangsniveau und gegenüber<br />

der Placebo Gruppe. Es wurden keine Nebenwirkungen<br />

durch Cordyceps beobachtet, so dass die Autoren<br />

der Studie zu dem Schluss kommen, dass Cordyceps auf<br />

wirksame und ungefährliche Weise das Immunsystem<br />

stärkt.<br />

Cordyceps wirkt darüber hinaus entzündungshemmend,<br />

wie eine andere Studie aus dem Jahre 2016 belegt, bei der<br />

mehrere Cerebroside, Nuleoside und Sterole aus Cordyceps<br />

isoliert werden konnten, welche verschiedene entzündungsfördernde<br />

Stoffe neutralisieren, vor allem die in den<br />

Makrophagen und Mikrogliazellen gebildete Stickstoffmonoxid-Synthase<br />

iNOS (NO-Synthase), die in großer Menge<br />

in Makrophagen als Schutz gegen Mikroorganismen gebildet<br />

wird und pro-inflammatorisch, also entzündungsauslösend<br />

wirkt 2) . Außerdem konnte in dieser Studie nachgewiesen<br />

werden, dass die ebenfalls entzündungsauslösende<br />

Cyclooxigenase-2 (Cox-2) durch Cordyceps gehemmt wird.<br />

Bereits früher konnte mit CPS-F ein anderes Polysaccharid<br />

aus Cordyceps isoliert werden, welches anti-oxidativ und<br />

damit anti-inflammatorisch, also entzündungshemmend<br />

wirkt (3) . CPS-F regt zwar die Bildung des Tumornekrosefaktors<br />

TNF-α und Monozyten-chemotaktischen Proteins<br />

MCP-1 an, aber zugleich werden mehrere entzündungsauslösende<br />

Proteine gehemmt, so dass Cordyceps als<br />

Adaptogen insgesamt keine immunsuppressive, sondern<br />

eine adaptogene, ausgleichende Wirkung auf das Immunsystem<br />

ausübt.<br />

Von klinischer Bedeutung könnte der Einsatz von Cordyceps<br />

bei der Behandlung von Asthma werden (4) : In dieser<br />

Studie wurden 120 Asthma-Patienten in 2 Gruppen<br />

aufgeteilt: 60 VP bekamen 3 Monate<br />

lang Cordyceps–Pulver in Kapselform, die<br />

anderen 60 Patienten bekamen ein gleich<br />

aussehendes Placebo.<br />

Zu Beginn und nach drei Monaten<br />

mussten die Patienten einen HR-QOL<br />

= health related quality of life- also<br />

einen Befindlichkeitsfragebogen ausfüllen.<br />

Ferner wurden Entzündungsparameter<br />

im Blut bestimmt, und<br />

zwar IgE, ferner das zu den cluster of<br />

differentiation gehörende Oberflächenantigen<br />

ICAM-1 (intercellular adhesion molecule),<br />

das Interleukin IL-4 und die matrix metallo<br />

peptidase MMP-9 als Marker für Zellabbauprozesse. Alle<br />

Werte waren in der Interventionsgruppe im Vergleich zur<br />

Kontrollgruppe erniedrigt, also verbessert als Zeichen für<br />

eine rücklaufende Erkrankung.<br />

Insgesamt kam es nicht nur objektiv zu einer Verbesserung<br />

der Entzündungen, sondern auch zu einer objektiven<br />

Verbesserung der Lungenfunktion und auch zu einer subjektiv<br />

verbesserten HR-QOL.<br />

In einer anderen Studie konnte durch Cordyceps eine<br />

günstige Wirkung des Bronchialsystems gegen Zigarettenrauch<br />

nachgewiesen werden (5) : Dazu wurden in vitro Bronchialzellen<br />

mit einem Zigarettenrauch-Extrakt behandelt<br />

und untersucht, ob die dadurch ausgelöste Schädigung<br />

der Epithelzellen durch Cordyceps wieder rückgängig gemacht<br />

werden kann.<br />

Quellen:<br />

(1) Kang HJ 1 , Baik HW 1 , Kim SJ 1 , Lee SG 2 , Ahn HY 3 , Park JS 1 , Park SJ 1 ,<br />

Jang EJ 1 , Park SW 1 , Choi JY 1 , Sung JH 1 , Lee SM 1 .: Cordyceps militaris<br />

Enhances Cell-Mediated Immunity in Healthy Korean Men. J Med Food.<br />

2015 Oct; 18(10):1164-72. doi: 10.1089/jmf.2014.3350. Epub 2015 Aug 18.<br />

(2) Chiu CP 1 , Liu SC 2 , Tang CH 2 , Chan Y 3 , El-Shazly M 4 , Lee CL 5 , Du YC,<br />

Wu TY6, Chang FR, Wu YC: Anti-inflammatory Cerebrosides from<br />

Cultivated Cordyceps militaris. J Agric Food Chem. 2016 Feb 24; 64(7):<br />

1540-8. doi: 10.1021/acs.jafc.5b05931. Epub 2016 Feb 15.<br />

(3) Wang Y 1 , Wang Y 2 , Liu D 2 , Wang W 2 , Zhao H 2 , Wang M 2 , Yin H 3 .Cordyceps<br />

sinensis polysac¬charide inhibits PDGF-BB-induced inflammation and<br />

ROS production in human mesangial cells. Carbohydr Polym. 2015 Jul 10;<br />

125:135-45. doi: 10.1016/j.carbpol.2015.02.012. Epub 2015 Feb 19.<br />

(4) Wang N 1 , Li J 2 , Huang X 1 , Chen W 1 , Chen Y 1 . Herbal Medicine Cordyceps<br />

sinensis Improves Health-Related Quality of Life in Moderate-to-Severe<br />

Asthma. Evid Based Complement Al¬ternat Med. 2016; 2016:6134593. doi:<br />

10.1155/2016/6134593. Epub 2016 Dec 5.<br />

(5) Liu A 1 , Wu J 2 , Li A 3 , Bi W 4 , Liu T 2 , Cao L 2 , Liu Y 2 , Dong L 2 .: The inhibitory<br />

mechanism of Cordyceps sinensis on cigarette smoke extract-induced<br />

senescence in human bronchial epithelial cells. Int J Chron Obstruct<br />

Pulmon Dis. 2016 Jul 28; 11:1721-31. doi: 10.2147/COPD.S107396.<br />

eCollection 2016.<br />

(6) Lee S 1 , Lee HH, Kim J, Jung J, Moon A, Jeong CS, Kang H, Cho H.<br />

Anti-tumor effect of Cordyceps militaris in HCV-infected human<br />

hepatocarcinoma 7.5 cells. J Microbiol. 2015 Jul; 53(7):468-74. doi:<br />

10.1007/s12275-015-5198-x. Epub 2015 Jun 27.<br />

(7) Lee HH 1,2 , Lee S 3,4 , Lee K 5 , Shin YS 6 , Kang H 7 , Cho H 8,9 . Anti-cancer<br />

effect of Cordyceps milita¬ris in human colorectal carcinoma RKO cells<br />

via cell cycle arrest and mitochondrial apopto¬sis. Daru. 2015 Jul 4; 23:35.<br />

doi: 10.1186/s40199-015-0117-6.<br />

44 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

Durch Zigarettenrauch wird<br />

nämlich der inzwischen am besten<br />

untersuchte, weil am häufigsten angestoßene Entzündungsmechanismus,<br />

der sogenannte „PI3K/AKT/mTOR<br />

pathway“ aktiviert. Dabei handelt es sich um eine Kaskade<br />

an intrazellulären Botenstoffen, die durch die<br />

freien Radikale, also durch den durch Zigaretten rauch ausgelösten<br />

Elek tronenmangel an gestoßen wird und Entzündungsvorgänge<br />

und vorzeitige Alterung der Zellen auslöst.<br />

In der genannten Studie konnte nachgewiesen werden,<br />

dass durch Cordyceps diese Kaskade, nämlich die durch<br />

ROS (reaktive Oxygen Species) aktivierte PI3K (Phosphoinositid-3-Kinasen),<br />

die ihrerseits AKT, also die Proteinkinasen<br />

B aktivieren, welche ihrerseits schließlich den<br />

Entzündungsauslöser mTOR (mammalian Target of Rapamycin)<br />

mit den ge<strong>web</strong>szerstörenden Folgen anstoßen,<br />

gehemmt werden.<br />

Wie andere Pilzarten auch, hat Cordyceps eine stark antitumoröse<br />

Wirkung. So konnte in einer Studie aus dem<br />

Jahre 2015 an Leberkrebszellen in vitro nachgewiesen<br />

werden, dass durch Cordyceps wichtige Marker für chronische<br />

Entzündungen und speziell Tumormarker rückläufig<br />

waren (6) . Cordyceps löste frühzeitig Apoptose der Krebszellen<br />

aus, in Übereinstimmung mit den für die Apoptose<br />

zuständigen Markern Bim, Bax, gespaltenes PARP, Caspase-3<br />

und Caspase-9.<br />

In einer anderen Studie an menschlichen Kolorektaltumoren<br />

konnte in vitro ebenfalls die tumor-hemmende<br />

Wirkung von Cordyceps bestätigt werden (7) : Die Zellvermehrung<br />

konnte durch die Gabe von 100 Mikrogramm<br />

Cordyceps pro ml um 61,67 % gebremst werden. Die Gabe<br />

von 300 Mikrogramm Cordyceps pro ml hemmte die Zellvermehrung<br />

um 66,33 %. Die Apoptose wurde durch 100<br />

Mikrogramm pro ml Cordyceps um 8,48 % vermehrt und<br />

bei 300 Mikrogramm pro ml sogar um 18.07 %. Zusammenfassend<br />

bescheinigen die Autoren der Studie der<br />

Gabe von Cordyceps eine sehr starke Cytotoxizität bei<br />

Tumorerkrankungen.<br />

4. Chaga (Inonotus obliquus)<br />

Der aus Lappland und Sibirien stammende<br />

Chaga-Pilz wird traditionsgemäß<br />

bei fast allen bekannten Erkrankungen<br />

eingesetzt. Vor allem wirkt<br />

er entzündungshemmend und adaptogen,<br />

das heißt an erhöhten körperlichen<br />

und seelischen Stress sich besser<br />

anpassend, das Lymphsystem reinigend,<br />

immunmodulierend und leberentgiftend.<br />

Deswegen wird der Chaga auch als BRM oder<br />

Biological Response Modifier bezeichnet. Je kälter die<br />

Erntegegend, umso stärker ausgeprägte Heilwirkungen<br />

konnten beobachtet werden, weil der Chaga mit zunehmend<br />

unwirtlichem Klima naturgemäß mehr Abwehrstoffe<br />

bilden muss, um sich zu schützen.<br />

Chaga enthält die stärksten antioxidativen Substanzen,<br />

weshalb er der Alterung entgegen wirkt. In tierexperimentellen<br />

Studien konnte eine signifikante Anti-Aging-Wirkung<br />

nachgewiesen werden, und die Forschung geht aufgrund<br />

dieser tierexperimentellen Studien geht davon aus, dass<br />

Chaga in derselben Weise auch beim Menschen wirksam<br />

sein dürfte.<br />

Kennzeichnend für den Chaga-Pilz ist, dass die intensive<br />

moderne Forschung laufend neue Inhaltsstoffe entdeckt,<br />

denen therapeutische Eigenschaften zugeschrieben werden:<br />

In einer Übersichtsstudie von 2013 wurden Dutzende<br />

an medizinisch aktiven Metaboliten von Chaga isoliert,<br />

welche antitumoröse Eigenschaften haben, indem sie<br />

die Zellteilung blockieren und die Apoptose, also das<br />

Selbstmordprogramm der Krebszellen, aktivieren, oder<br />

direkt das Immunsystem gegen entartete Zellen scharf<br />

stellen (1) .<br />

In einer Reihe weiterer Studien wurden immer neue, andere<br />

Inhaltsstoffe in Chaga nachgewiesen, die allesamt<br />

ebenfalls entzündungshemmend und tumorhemmend<br />

wirken (2, 3, 4, 5) .<br />

Auch konnte in einer anderen Studie eine direkte Wirkung<br />

einer Lösung von 5 Mikrogramm pro Milliliter Chaga gegen<br />

HIV nachgewiesen werden (6) , weil dieser Chaga-Extrakt<br />

in die T-Zellen eindringen kann. Das Immunsystem wird<br />

durch die in Chaga reichlich nachgewiesenen Beta-Glucane<br />

und andere immunstimulierende Polysaccharide angeregt.<br />

Die ebenfalls enthaltenen Melanine und chromogenen<br />

Komplexe können auch gegen radioaktive Strahlung<br />

schützen und alle Körperfunktionen harmonisieren.<br />

In einer weiteren Studie wurde eine tumorhemmende<br />

Wirksamkeit von Chaga-Extrakt in einer Konzentration<br />

zwischen 2,5 bis 10 Mikrogramm pro Milliliter bei einer<br />

Zellkultur von Darm-Krebszellen nachgewiesen (7) .<br />

Nutrition-Press 45


5. Shiitake (Lentinula edodes)<br />

Der Shiitake ist nach dem Champion der meist angebaute<br />

Pilz weltweit und gilt in der chinesischen Heilkunde seit<br />

Jahrhunderten als der wichtigste Heilpilz überhaupt. Er<br />

wird in der fernöstlichen Medizin bei fast allen bekannten<br />

Erkrankungen eingesetzt, vor allem bei allen entzündlichen<br />

Erkrankungen, da Shiitake als Antioxidans entzündungshemmend<br />

und immunstimulierend wirkt.<br />

In einer aktuellen Studie von Mai <strong>2017</strong> werden die biochemischen<br />

Grundlagen der entzündungshemmenden<br />

Wirkung von Lentinula edodes im Tiermodell genau beschrieben<br />

und dabei speziell die entzündungshemmende<br />

Wirkung des in diesem Heilpilz enthaltenen Lentinan<br />

gewürdigt (1) . Lentinan ist ein ß-Glucan, welches schon<br />

seit Jahren in Japan zur biologischen Krebstherapie als<br />

Immunmodulans zugelassen ist und erfolgreich eingesetzt<br />

wird, weil es antineoplastisch und das Immunsystem stärkend<br />

wirkt. Die vorliegende Studie erhellt die Biochemie<br />

der Lentinane, welche die Inflammosome aktivieren. Als<br />

Inflammosome (von lateinisch: inflammare = entzünden<br />

und griechisch soma = Körper) wird eine ganze Reihe an<br />

entzündungsauslösenden Faktoren bezeichnet, wie PI3k,<br />

MAPK, Akt und das schon seit einigen Jahren bekannte<br />

mTOR. Es konnte gezeigt werden, dass Lentinan selektiv<br />

die Entzündungswerte verhinderte.<br />

Quellen:<br />

(1) Song FQ 1 , Liu Y, Kong XS, Chang W, Song G. Progress on understanding<br />

the anticancer mechanisms of medicinal mushroom: inonotus obliquus.<br />

Asian Pac J Cancer Prev. 2013; 14(3):1571-8.<br />

(2) Ma L 1 , Chen H, Dong P, Lu X.: Anti-inflammatory and anticancer<br />

activities of extracts and compounds from the mushroom Inonotus obliquus.<br />

Food Chem. 2013 Aug 15; 139(1-4):503-8. doi: 10.1016/j.foodchem.<br />

2013.01.030. Epub 2013 Feb 1.<br />

(3) J Nat Med. 2016 Oct; 70(4):721-30. doi: 10.1007/s11418-016-1002-4.<br />

Epub 2016 May 14. Chemical constituents from Inonotus obliquus and their<br />

antitumor activities. Zhao F 1,2 , Xia G 1,3 , Chen L 1 , Zhao J 2 , Xie Z 2 , Qiu F 4,5 , Han G 6<br />

(4) Niu H 1 , Song D 1 , Mu H 1 , Zhang W 1 , Sun F 1 , Duan J: Investigation of three<br />

lignin complexes with antioxidant and immunological capacities from<br />

Inonotusobliquus. Int J Biol Macro¬mol. 2016 May; 86587-93. doi:<br />

10.1016/j.ijbiomac.2016.01.111. Epub 2016 Feb 1.<br />

(5) Chen Y 1 , Huang Y 2 , Cui Z 2 , Liu J 2 . Purification, characterization and<br />

biological activity of a novel polysaccharide from Inonotus obliquus.<br />

Int J Biol Macromol. 2015 Aug; 79:587-94. doi: 10.1016/j.ijbiomac.<br />

2015.05.016. Epub 2015 May 27.<br />

(6) Shibnev VA, Garaev TM, Finogenova MP, Kalnina LB, Nosik DN.:<br />

[Antiviral activity of aque¬ous extracts of the birch fungus Inonotus obliquus<br />

on the human immunodeficiency virus]. Vopr Virusol. 2015; 60(2):35-8.<br />

(7) Lee HS 1 , Kim EJ 2 , Kim SH 3 . Ethanol extract of Innotus obliquus (<br />

Chaga mushroom) induces G1 cell cycle arrest in HT-29 human colon<br />

cancer cells. Nutr Res Pract. 2015 Apr; 9(2):111-6. doi: 10.4162/nrp.<br />

2015.9.2.111. Epub 2015 Mar 12.<br />

Bereits früher wurde nachgewiesen, dass Lentinula edodes<br />

speziell durch seinen Vitamin-D-Gehalt entzündungshemmend<br />

wirkt (2) . Vitamin D ist bekanntlich gegen Entzündungen<br />

aller Art wirksam, weshalb dem Vitamin-D-Spiegel<br />

sowohl in der Naturheilkunde, wie auch zunehmend in der<br />

Schulmedizin besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird.<br />

Durch verschiedene Versuchsanordnungen wurde der Vitamin-D3-Gehalt<br />

von Lentinula edodes erhöht und eine lineare<br />

Zunahme der entzündungshemmenden Aktivität bei<br />

entzündlichen Lebererkrankungen nachgewiesen. Zusammenfassen<br />

empfehlen die Studienautoren den Einsatz von<br />

Lentinula als sichere Alternative bei der Behandlung von<br />

Hepatitis C (HCV) und als Immunmodulans bei nichtalkoholischer<br />

Steatohepatits.<br />

Dass Lentinula edodes selbst bei Gesunden und auch<br />

langfristig zu einer verbesserten Immunfunktion führt,<br />

konnte in einer weiteren Studie aus dem Jahre 2015<br />

nachgewiesen werden (3) : 52 gesunde Versuchspersonen<br />

beiderlei Geschlechts im Alter von 21 bis 41 Jahren wurden<br />

in zwei Gruppen aufgeteilt und bekamen über einen<br />

Zeitraum von 4 Wochen entweder 5 g oder 10 g Lentinula<br />

edodes. Vor Beginn der Studie wurde eine Blutprobe entnommen,<br />

sowie am Ende der Studie nach 4 Wochen. Es<br />

wurden mononukleare Zellen des peripheren Blutes oder<br />

PBMC = peripheral blood mononuclear cells, das heißt die<br />

für die Immunantwort wichtigen Lymphocyten und Monocyten,<br />

kultiviert und deren Zahl als Ausdruck für den<br />

Immunstatus flow-zytometrisch bestimmt.<br />

Als globaler Marker für die Aktivität des Immunsystems<br />

wurde γδ-T (Gamma-Delta-T, das ist ein immunologischer<br />

Marker, der Auskunft über die Funktionsfähigkeit der ersten<br />

Verteidigungslinie des Immunsystems gibt) bestimmt.<br />

Es ergab sich in beiden Gruppen ein hoch signifikanter<br />

Anstieg des γδ-T um 60 % (p


Ernährung | Prävention<br />

Bedeutung sind: Chemokine, Tumornekrosefaktoren<br />

(TNF), Interferone (IFN), Interleukine IL) und Koloniestimulierende<br />

Faktoren (TNF).<br />

IL-4, IL-10, TNF-α und IL-1α, also die für ein aktives Immunsystem<br />

notwendigen Werte, waren in der Therapiegruppe<br />

erhöht, also verbessert. Der MIP-1α/CCL3 (macrophage<br />

inflammatory protein 1α/Chemokine C-C ligand 3)<br />

als Entzündungsmarker war am Ende der Studie als Ausdruck<br />

einer rückläufigen Entzündungsneigung erniedrigt.<br />

Die Studienautoren kommen daher zum Ergebnis, dass<br />

Lentinula edodes zu einer verbesserten Immunfunktion<br />

führt und vor allem die auch bei gesunden jungen Erwachsenen<br />

fast immer vorhandenen latenten Entzündungen,<br />

die im Laufe des Lebens immer mehr kumulieren und<br />

schließlich in Alterskrankheiten aller Art einmünden, neutralisieren<br />

kann.<br />

Eine weitere Studie aus dem Jahre 2014 ergab, dass Lentinula<br />

edodes auch zur Schwermetallentgiftung eingesetzt<br />

werden kann (4) : Cadmium in einer künstlichen Magensaftlösung<br />

mit unterschiedlichen pH-Werten wurde Lentinula<br />

edodes zugesetzt. Bei pH-Werten zwischen 2,5 bis 6 konnte<br />

eine Adsorption von 65,12 mg Cadmium / g Magensaft<br />

nachgewiesen werden. Bei sauren pH-Werten unter<br />

2,5 konnte kaum eine Adsorption festgestellt werden. Bei<br />

einem pH-Wert von 6 wurden 84 % des in der Lösung enthaltenen<br />

Cadmiums innerhalb der ersten Minute ausgeschieden.<br />

Im Fouriertransform-Infrarotspektrometer FTIR<br />

konnte sichtbar gemacht werden, dass die Polysaccharide<br />

der Zellwand von Lentinula edodes eine schwammartige<br />

Oberflächenstruktur erzeugen, welche das Schwermetall<br />

wie ein Schwamm an sich bindet. Die Autoren kommen<br />

deshalb zu dem Ergebnis, dass Lentinula edodes zur nebenwirkungsfreien<br />

Schwermetallentgiftung geeignet ist.<br />

Autor<br />

Dr. med. habil Dr. rer. nat.<br />

Karl J. Probst<br />

Arzt für Naturheilkunde und Alternativmedizin,<br />

Naturwissenschaftler,<br />

Begründer der Rohkostbewegung in<br />

Deutschland, wissenschaftlicher<br />

Berater, Fachlicher Beirat des NEM e.V.<br />

Im Hinblick auf die inzwischen weltweit bald nicht mehr<br />

bezahlbaren Kosten der Zahnerhaltung könnte für so manchen<br />

eine Studie aus dem Jahre 2016 von Interesse sein, in<br />

der eine starke antimikrobielle Wirkung von Lentinula edodes<br />

nachgewiesen werden konnte (5) : Mehrere Inhaltsstoffe<br />

sind für diese antimikrobielle und antikariöse Wirkung<br />

verantwortlich, wie Erythritol, Opalsäure, die auch einen<br />

Bestandteil der natürlichen Harze bildet, der terpenoide<br />

Naturstoff Carvacrol, das Nukleosid Adenosin und andere,<br />

denen auch eine antikariöse Wirkung nachgesagt wird.<br />

Eine der hauptsächlichen Wirkungen dieser Wirkstoffe<br />

liegt darin, dass sie die Ausbildung des Biofilms verhindern,<br />

mit welchen sich die Mikroorganismen maskieren,<br />

indem sie sich mit dem Zahnschmelz, der zu 95 % aus<br />

Hydroylapatit besteht, verbinden. Dieser Mechanismus<br />

der Biofilme und wie man diesen Teufelskreis, der für eine<br />

Vielzahl chronischer Erkrankungen, wie Borreliose und<br />

Multipler Sklerose verantwortlich gemacht werden muss,<br />

wurde vom Verfasser in einem Beitrag in der Zeitschrift<br />

„Wandmaker aktuell“ genau beschrieben (6) .<br />

In der vorliegenden Studie konnten die Studienautoren<br />

ebenfalls nachweisen, dass Lentinula edodes die Ausbildung<br />

eines dentalen Biofilms mit dem Zahnschmelz verhindert<br />

und darüber hinaus auch die Signalübertragung der<br />

für Karies hauptverantwortlichen Streptococcus mutans<br />

unterbricht. Diese Unterbrechung ist bereits früher in<br />

verschiedenen in vitro- und in vivo-Studien nachgewiesen<br />

worden. Aus diesem Grund kann Lentinula edoddes auch<br />

gegen Zahnfleischentzündung, gegen Mykosen und gegen<br />

Virusinfekte eingesetzt werden. «<br />

Quellen:<br />

(1) Ahn H 1 , Jeon E 1 , Kim JC2, Kang SG 3 , Yoon SI 4 , Ko HJ 5 , Kim PH 3 , Lee GS 6 .: Lentinan from shii¬take selectively attenuates AIM2 and non-canonical<br />

inflammasome activation while induc¬ing pro-inflammatory cytokine production. Sci Rep. <strong>2017</strong> May 2; 7(1):1314. doi: 10.1038/s41598-017-01462-4.<br />

(2) Drori A 1 , Shabat Y 1 , Ben Ya'acov A 1 , Danay O 2 , Levanon D 2 , Zolotarov L 1 , Ilan Y 1 .:<br />

Extracts from Lentinula edodes (Shiitake) Edible Mushrooms Enriched with Vitamin D Exert an Anti-Inflammatory Hepatoprotective Effect.<br />

J Med Food. 2016 Apr; 19(4):383-9. doi: 10.1089/jmf.2015.0111. Epub 2016 Mar 30.<br />

(3) Dai X 1 , Stanilka JM 1 , Rowe CA 1 , Esteves EA 2 , Nieves C Jr 1 , Spaiser SJ 1 , Christman ´ßMC 3 , Langkamp-Henken B 1 , Percival SS 1 . :<br />

Consuming Lentinula edodes (Shiitake) Mushrooms Daily Improves Human Immunity: A Randomized Dietary Intervention in<br />

Healthy Young Adults. J Am Coll Nutr. 2015; 34(6):478-87. doi: 10.1080/07315724.2014.950391. Epub 2015 Apr 11.<br />

(4) Qiao X 1 , Huang W 2 , Bian Y 3 . Effective removal of cadmium ions from a simulated gastroin¬testinal fluid by Lentinus edodes.<br />

Int J Environ Res Public Health. 2014 Dec 1; 11(12):12486-98. doi: 10.3390/ijerph111212486<br />

(5) Avinash J 1 , Vinay S 1 , Jha K 1 , Das D 1 , Goutham BS 1 , Kumar G 1 .: The Unexplored Anticaries Po¬tential of Shiitake Mushroom.<br />

Pharmacogn Rev. 2016 Jul-Dec;10(20):100-104. doi: 10.4103/0973-7847.194039.<br />

(6) Dr. Karl Probst: Biofilme als Generalschlüssel zum Verständnis chronisch-therapieresistenter Erkrankungen. Wandmaker aktuell Nr. 2/<strong>2017</strong><br />

Fotos: ExQuisine – Fotolia (S. 39), F16 ISO100 – Fotolia (S. 41), akepong – Fotolia (S. 43), maksim masalski – Fotolia (S. 45), ExQuisine – Fotolia (S. 47)<br />

Nutrition-Press 47


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Der Ausdruck Mykotherapie kam 1997 zum ersten Mal<br />

durch den Mitautor dieses Buches, Professor Jan I. Lelley,<br />

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48 Nutrition-Press


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Über die Autoren<br />

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Beate Berg, geboren in Witten/<br />

Ruhr, beschäftigte sich aus<br />

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Mitarbeit bei Presse und Fernsehen<br />

– unter anderem in der<br />

Hobbythek mit Jean Pütz und in beratender Funktion bei einer<br />

Gesundheitssendung mit Hera Lind – weiter.<br />

Beate Berg ist Heilpraktikerin. Sie führt seit mehr als 25 Jahren<br />

das Zentrum für Naturheilverfahren in Witten, mit dem Hauptaugenmerk<br />

auf orthomolekulare Medizin und Mykotherapie. Weitere<br />

Schwerpunkte ihrer Arbeit sind die klassische Homöopathie<br />

und die Akupunktur. Sie ist eine gefragte Referentin, wenn es um<br />

den Einsatz von Heilpilzen in der täglichen Praxis geht.<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Jan I. Lelley<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Jan I. Lelley ist<br />

seit über 40 Jahren ausgewiesener<br />

Wissenschaftler auf<br />

dem Gebiet der angewandten<br />

Mykologie und Professor<br />

für angewandte Pilzkunde<br />

an der Universität Bonn.<br />

Neben seinen Vorlesungen an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität<br />

in Bonn über Nutzpilze, ihre Biotechnologie<br />

und Produkte hat er sich seit mehr als 15 Jahren auf Pilze mit<br />

Heilkraft spezialisiert. Er ist Gründer und Geschäftsführer der<br />

Gesellschaft für angewandte Mykologie und Umweltstudien<br />

GmbH (GAMU) in Krefeld. Die Haupttätigkeit der Gesellschaft<br />

ist die Durchführung von Untersuchungs- und Forschungsvorhaben<br />

mit Nutzpilzen. Schwerpunkt ist die Entwicklung und<br />

Optimierung der Biotechnologie der Nutzpilze.<br />

Nutrition-Press 49


Sind die Vitamine<br />

C ( Ascorbinsäure) und E (Tocopherole)<br />

lebensnotwendig oder schädlich?<br />

als auch einer Abschwächung der Krankheitssymptome<br />

führt. Für die Aufnahme bis zu 2000 g /Tag besteht für<br />

Menschen kein gesundheitliches Risiko. Eine Hypervitaminose<br />

(Erkrankung durch Überdosierung) für Vitamin C ist<br />

nicht bekannt (6) .<br />

Ascorbinsäure wird von Pflanzen gebildet. Auch Tiere<br />

können ihren Bedarf durch Eigensynthese selbst decken.<br />

Ausgenommen sind Affen, Meerschweinchen und auch<br />

der Mensch. Ihnen fehlt das Enzym L–Gulonolacton-Oxidase,<br />

um aus der im Körper vorhandenen Glucose das<br />

Vitamin C zu synthetisieren. Dies bedeutet jedoch nicht,<br />

dass durch die fehlende Eigenproduktion kein Bedarf des<br />

Menschen an Ascorbinsäure besteht. Nein, er muss dieses<br />

Vitamin ständig mit seiner Nahrung aufnehmen. Eine<br />

der bekanntesten biologischen Funktionen von Ascorbinsäure<br />

besteht in der Verhütung von Skorbut, eine von<br />

Seefahrern früherer Jahrhunderter sehr gefürchtete Erkrankung.<br />

Bei einem massiven Vitamin C – Mangel treten<br />

bereits nach wenigen Monaten Störungen des Stoffwechsels<br />

im Bindege<strong>web</strong>e auf (mangelnde Bildung von Kollagen<br />

in Knochen, Gelenken und Blutgefäßen). Es kommt u.a. zu<br />

Zahnfleischbluten sowie Knochen- und Gelenkveränderungen.<br />

Wohl weniger bekannt ist, dass Vitamin C für die<br />

ständige Gesunderhaltung des Menschen eine erhebliche<br />

Bedeutung besitzt. So sollte eine Aufnahme von Ascorbinsäure<br />

bei einer Erkältung zwischen 50 mg und 2,0 g / Tag<br />

über 8 – 10 Tage betragen (6). Mit einer längerfristigen,<br />

täglichen Aufnahme von Ascorbinsäure kann einer Erkältung<br />

vorgebeugt werden. Diese Mengen müssten jedoch<br />

spätestens ab Erkältungsbeginn eingenommen werden,<br />

um die mit dieser Erkrankung verbundenen, unangenehmen<br />

Nebenerscheinungen zu vermeiden. Hierbei kommt<br />

es u.a. zu einem Abfall von Vitamin C vor allem in den<br />

Leukozyten und im Plasma. Vorliegende Untersuchungen<br />

deuten darauf hin, dass eine prophylaktische Aufnahme<br />

von Ascorbinsäure zur Verkürzung der Krankheitsdauer<br />

Eine weitere, wesentliche biologische Funktion der Ascorbinsäure,<br />

ist ihre Säureeinwirkung gegen die Besiedlung<br />

der Magenschleimhaut mit dem Bakterium Helicobacter<br />

pylori. Hierdurch wird die Bildung von Magengeschwüren –<br />

Magenkrebs – verhindert. Allein diese Beispiele sollten<br />

im Hinblick auf die Gesunderhaltung des Menschen für<br />

eine positive Beurteilung von Vitamin C ausreichend sein.<br />

Die höchsten Vitamin C-Gehalte besitzen Früchte (Hagebutten,<br />

schwarze Johannisbeeren) und Gemüse (Paprika,<br />

Brokkoli,Rosenkohl). Nach der Ernte, während des Transportes,<br />

der Lagerung und insbesondere während der Verarbeitung<br />

(u.a. Kochprozess) treten erhebliche Verluste<br />

auf, so dass eine tägliche, ausreichende Versorgung vielfach<br />

nicht erreicht wird.<br />

Tocopherole werden gleichfalls nur von Pflanzen gebildet.<br />

Sie sind primär Bestandteil biologischer Membranen<br />

und wirken als Antioxidantien, um Membranlipide,<br />

Lipoproteine und Depotfette vor deren Oxidation<br />

zu schützen. Auch wird im Verlauf der Zellatmung der<br />

ständig benötigte Sauerstoff nicht vollständig zu Wasser<br />

reduziert, sondern es entstehen bei diesen biologischen<br />

Abläufen auch reaktive Zwischenprodukte – freie Radikale.<br />

So unterliegen die mit der Nahrung aufgenommenen<br />

50 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

Fette, vor allem die lebenswichtigen, mehrfach ungesättigte<br />

Fettsäuren im Körper der Gefahr einer Oxidation, bei<br />

der gleichfalls Radikale gebildet werden. Dieser oxidative<br />

Vorgang wird durch Tocopherole unterbrochen.<br />

Über die Wirksamkeit von Vitamin E im Hinblick auf die<br />

Gesunderhaltung von Menschen wurde bereits 1993 in<br />

der Schriftenreihe der Nordrheinischen Akademie für<br />

ärztliche Fort- und Weiterbildung von 15 Wissenschaftlern<br />

aus den USA, Österreich, Niederlanden, Großbritannien,<br />

Kanada und Deutschland ausführlich über den gesundheitlichen<br />

Nutzen von Vitamin E als präventives Pharmaka<br />

berichtet (3) .<br />

Einer dieser Beiträge ist von Prof. Dr. H. Esterbauer (4) verfasst<br />

und trägt den Titel „Vitamin E und Arteriosklerose“.<br />

Darin wird über den Nachweis berichtet, dass ein Mangel<br />

an Vitamin E zur Umwandlung der Lipoproteine geringer<br />

Dichte (LDL) in die oxidierte Form (oLDL) führt. Dieses<br />

bildet dann Lipid beladenen Schaumzellen, die zu Arteriosklerosen<br />

führen, einer Verdickung der Intima – der inneren<br />

Schicht von Arterien, Venen, Lymphgefäßen. Letztlich<br />

kommt es durch diese (oLDL) zur Ansammlung von<br />

Schaumzellen zu entzündlichen Gefäßverschlüssen mit<br />

ihren schwerwiegenden, gesundheitlichen Folgeschäden.<br />

Radikale<br />

Seit seiner Geburt ist der Mensch Auswirkungen des Sauerstoffs<br />

der Luft und damit Oxidationsprozessen ausgesetzt,<br />

die zu erheblichen gesundheitlichen Schäden führen<br />

können. Aus dem Grunde besitzt er ein körpereigenes<br />

enzymatisches, antioxidatives Abwehrsystem (Superoxid-Dismutase<br />

, Katalase, Glutathionperoxidase). Radikale<br />

entstehen auch durch die Aufnahme mehrfach ungesättigter<br />

Fettsäuren mit der täglich Nahrung. Weiterhin werden<br />

im Zusammenhang mit der Energiegewinnung in den<br />

Mitochondrien erheblich Mengen an Radikalen gebildet,<br />

deren schädigende Wirkungen durch das Antioxidans Vitamin<br />

E verhütet werden können.<br />

Es besteht jedoch im menschlichen Körper auch die Notwendigkeit<br />

von Radikalen u.a. im Zusammenhang mit der<br />

Bildung des Schildrüsenhormons T3 aus dem pro Hormon<br />

T4. Der Überschuss des hierzu gebildete Wasserstoff-Peroxid<br />

( H2 O2) würde jedoch zu erheblichen Schäden<br />

der Schilddrüse führen, wenn er nicht durch die Selen<br />

abhängige Glutathion – Peroxidase zu Wasser reduziert<br />

wird. Entscheidend ist, dass im Körper gebildete radikale<br />

Radikale in einem Gleichgewicht zu Antioxidantien stehen.<br />

Hierzu ist auch Vitamin E erforderlich.<br />

Effektivität und Risiken der<br />

Supplementierung mit Antioxidanzien<br />

Unter diesem Titel haben Prof. Birringer und Prof. Ristow<br />

eine Publikation (Teil 1 und 2) 2011 veröffentlicht, die<br />

sich u.a. mit kardiovaskulären Erkrankungen (CVDs), Erkrankungen<br />

des Herz-Kreislauf-Systems (Bluthochdruck,<br />

Herzinfarkte, hämorrhagische Schlaganfälle, Herztod befassen.<br />

Beide kommen aufgrund von Beobachtungen über<br />

280 000 Patientenjahre zu der klaren Aussage, dass die<br />

Supplementierung mit Antioxidantien keinen positiven<br />

Einfluss darauf hat, nicht an kardiovaskulären Ereignissen<br />

zu erkranken (1) .<br />

Im Gegenteil sind sie der Auffassung, dass mehrere ihrer<br />

Studien auf negative Auswirkungen von Antioxidantien<br />

hindeuten, gerade bei den Einnahmen von hochdosiertem<br />

Vitamin E (Wo beginnt eine Hochdosierung?). Beiden<br />

Professoren waren anscheinend die von 13 namhaften<br />

europäischen und USA – Wissenschaftler bereits 1993<br />

publizierten Beiträge (3) über „Vitamin E in der modernen<br />

Medizin“ völlig unbekannt - oder?<br />

Im 2. Teil der Ausführungen von Prof. Birringer und<br />

Prof. Ristow wird u.a. herausgestellt, dass die kardiovaskuläre<br />

Gesamtmortalität (akute Koronarsyndrom, inkl.<br />

Herzinfarkt, Schlaganfall sowie kardiovaskuläre Mortalität)<br />

in einer Studie über 2,2 Mio. Patientenjahre (!), einen<br />

deutlichen positiven Effekt eines vermehrten Obst- und<br />

Gemüse – Verzehrs ergibt. „Dieser Effekt kann wahrscheinlich<br />

nicht auf den Gehalt an Antioxidantien dieser<br />

Lebensmittel zurückgeführt werden, da die Supplementierung<br />

mit Antioxidantien (in Tabletten) keinerlei positive<br />

Effekte zeigte (1) . Beide Professoren kommen letztlich zu<br />

dem Ergebnis, dass eine Supplementierung mit Antioxidantien<br />

eher schädlich ist.<br />

Versuche an Fadenwürmern<br />

durch Prof. Dr. M. Ristow<br />

Über etwa 15 Jahre befasst sich Prof. Dr. M. Ristow –<br />

ehemals an den Universität Potsdam–Rehbrücke, dann<br />

Jena und heute an der ETH - Zürich tätig, in zahlreichen<br />

Beiträgen mit der menschlichen Ernährung und deren<br />

Ergänzung durch Antioxidantien. Nach seinen Angaben<br />

lässt sich jedoch „ aus Kohortenstudien mit Antioxidantien<br />

über 10 Mio. Probandenjahre“ nicht ableiten, dass die<br />

Entstehung von Krebs durch eine Versorgung mit den Vitaminen<br />

C und E über einen gesteigerte Verzehr von Obst<br />

und Gemüse verhindert wird, nicht aber durch antioxidative<br />

Nahrungs-Ergänzungsmittel zu gewährleisten ist (1) .<br />

Damit stellt sich die Frage, aus welchen Gründen u.a. die<br />

Nutrition-Press 51


Vitamine C und E aus Obst und Gemüse besser wirksam<br />

sind als aus Nahrungsergänzungsmitteln. Sind doch diese<br />

Vitamine von Früchten und Gemüse in deren Zellen gespeichert,<br />

die zunächst aufgeschlossen – verdaut werden<br />

müssen. Bestes Beispiel ist das Carotin in rohen Möhren,<br />

das praktisch erst nach Erhitzung – Kochen – freigesetzt<br />

und damit verfügbar wird. Die Aussage von Prof. Ristow ist<br />

demnach unrichtig.<br />

Kritikpunkt solcher Studienergebnisse über mehrere Millionen<br />

Probandenjahre ist ihre mangelnde Kombinierbarkeit.<br />

Es werden hier verschiedene Studien kombiniert, die<br />

sowohl Unterschiede in der Studienqualität, in der Behandlung<br />

und der Auswahl der Studienpopulationen enthalten.<br />

So kann man sagen, dass hier „Äpfel und Birnen“<br />

verglichen werden.<br />

Exakte Ernährungsversuche sind mit einer übergroßen<br />

Zahl von Menschen jedoch nicht exakt durchführbar, weil<br />

eine ständige, genaue Erfassung der gesamten, täglich<br />

aufgenommenen Nahrung wie auch deren Inhaltsstoffe<br />

gesunden Radikalfänger“ Redaktion: Claudie Heiss<br />

Seit einigen Jahren wankt die alte Vorstellung über den<br />

bösen „antioxidativen Stress durch freie Radikale“ (2)<br />

In dieser TV-Sendung war Prof. Ristow auf dem Bildschirm<br />

zu sehen. Er wollte zeigen, wie mit einer Vollpipette Fadenwürmer<br />

gefüttert werden, die im Schnitt 18 Tage lang<br />

leben. Die enthaltene Flüssigkeit in der Pipette sollte eine<br />

Chemikalie (?) sein, die die Produktion freier Radikale der<br />

Fadenwürmer ankurbelt.<br />

Durch die „Extra–Portion Radikaler“ lebten<br />

die Nematoden nicht kürzer, sondern länger,<br />

durchschnittlich statt 18 Tage nun 21 Tage. (2) .<br />

In einem zweiten Experiment bekamen die<br />

Fadenwürmer erneut die gleiche Chemikalie,<br />

die die Radikalbildung verstärkt und zusätzlich<br />

die Vitamine C und E.<br />

Diese beiden Antioxidantien sollten die positiv<br />

wirksamen Radikale „unschädlich“ machen.<br />

hierfür notwendig wäre. Es müssten die Gehalte der zur<br />

Prüfung anstehenden Inhaltsstoffe ( z.B. Vitamine C und<br />

E) analytisch bestimmt und nicht nur nach Tabellenwerten<br />

berechnet werden. Dies führt zu erheblichen hohen technischen<br />

wie auch finanziellen Aufwendungen.<br />

Prof. Ristow folgert jedoch aus solchen Mega -Studien mit<br />

einer Vielzahl von Menschen und über viele Jahre, dass<br />

zwischen der Aufnahme von Vitamine C und E durch den<br />

Verzehr von Obst und Gemüse auf der einen Seite und auf<br />

der anderen – der Aufnahme von antioxidativ wirksamen<br />

Vitamine C und E – ein Missverhältnis (Diskrepanz) bestehe.<br />

Somit könne „nach aktuellem Stand der Wissenschaft<br />

eine Supplementierung mit Antioxidantien nicht empfohlen<br />

werden, da diese keine positive Auswirkungen auf die<br />

Gesundheit haben“ (1) .<br />

„Die Wahrheit über Vitamine“<br />

Sendung „Quarks & Co“ (WDR vom 15.04.2015)<br />

„Gute Vitamine, böse Vitamine, vom Mythos der<br />

Das Ergebnis entsprach der Vorgabe:<br />

durch die Vitamingaben (C und E) lebten die<br />

Tiere nur noch 18 Tage (2 ) .<br />

Die Verkürzung der Lebenszeit von Fadenwürmern durch<br />

die Zugabe der Vitamine C und E und damit „Ausschaltung<br />

der zugesetzten Radikale“ war für Prof. Ristow der<br />

Beweis, dass beide Vitamine letztlich auch für den Menschen<br />

schädlich sein müssen. Vor allem können Vitamin-<br />

Tabletten den Verzehrt von Obst und Gemüse nicht ersetzen,<br />

denn dieses sei offensichtlich gesundheitsfördernd,<br />

obwohl sie Antioxidantien enthalten (1) .<br />

Auch scheinen Prof. Ristow die angeführten Versuche und<br />

wissenschaftlichen Erkenntnisse mit Vitaminen E (3) unbekannt<br />

zu sein, die nicht mit Obst und Gemüse sondern mit<br />

Vitaminen (Nahrungsergänzungsmitteln) erfolgten. Eine<br />

solche Auswahl von Publikationen über die Wirksamkeit<br />

von Vitamin E liegt in der bereits angeführten Schriftenreihe<br />

der Nordrheinischen Akedemie für ärztliche Fort- und<br />

52 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

Weiterbildung der Ärztekammer von 1993 (3) vor. So sind<br />

u.a. in den Bänden „Ernährungsmedizin“ sowie „Vitamine,<br />

Spurenelemente und Mineralstoffe“ der Verlage Thieme<br />

sowie Springer umfassende Ausführungen von anerkannten<br />

Wissenschaftlern über die Funktionen und gesundheitliche<br />

Wirksamkeit der Vitamine C und E abgehandelt.<br />

Zwischen der Ernährung des Menschen<br />

und der von Nematoden bestehen jedoch<br />

erhebliche Unterschiede<br />

Die Nahrungsaufnahme des Menschen unterscheidet sich<br />

erheblich von der der Nematoden, insbesondere durch<br />

einen rel. hohen Verzehr von Fetten / Ölen (etwa 30 %) –<br />

insbesondere mehrfach ungesättigten Fettsäuren. Hier<br />

besitzt das Vitamin E eine besondere Funktion, nämlich<br />

die Verhütung ihrer Oxidation. Vor allem unterliegen die<br />

lebenswichtigen, mehrfach ungesättigten Fettsäuren<br />

schnellen Oxidationsprozessen.<br />

Nematoden ernähren sich jedoch einseitig von Bakterien.<br />

Diese Nahrungsaufnahme unterscheidet sich erheblich<br />

Prof. Ristow jedoch ohne Einschränkungen – 1:1 – auf den<br />

Stoffwechsel des Menschen. Eine völlige Fehlbeurteilung.<br />

Wenn Prof. Ristow jedoch glaubt, die an Menschen nachgewiesen<br />

positive Funktionen der Vitamine C und E durch<br />

Versuche an Fadenwürmern korrigieren zu können oder<br />

zu müssen und diese, seine Erkenntnisse, bereits über<br />

15 Jahre in Publikationen häufig verbreitet hat, dann ist<br />

dies eine beunruhigende Tendenz in der Wissenschaft. Unglaubhaft<br />

ist auch die Aussage von Prof. Ristow, dass Obst<br />

und Gemüse offensichtlich gesundheitsfördernd seien, ob<br />

wohl diese Antioxidantien – Vitamin C und E - enthalten (1) .<br />

„Der gesteigerte Verzehr von Obst und Gemüse kann nach<br />

der Datenlage mit insgesamt 10 Mio. Probandenjahren<br />

ohne Einschränkung befürwortet werden, und lässt sich<br />

durch antioxidative Nahrungsergänzungsmittel nicht ersetzen“,<br />

so Prof. Birringer u. Prof. Ristow (1) . «<br />

Fazit:<br />

Es gibt genügend Studien, die beweisen,<br />

dass Vitamine C und E für den Menschen wie<br />

auch Tiere lebensnotwendig sind, wie dies<br />

bereits einleitend angeführt worden ist.<br />

Fotos: M. Schuppich – Fotolia (S. 50), ExQuisine – Fotolia (S. 50),<br />

Sebastian Kaulitzki – Fotolia (S. 51),stockphoto-graf – Fotolia (S. 52)<br />

Autor<br />

Prof. Em Dr. Ing. agr. Wilhelm Hartfiel<br />

Sebastian-Kneipp-Straße 17<br />

53879 Euskirchen<br />

von der des Menschen. Aus diesen angeführten Gründen<br />

ist eine Übertragung möglicher schädlicher Wirkungen der<br />

Vitamine C und E von den Erkenntnissen an Nematoden<br />

auf den Menschen -1:1- unzulässig und damit falsch.<br />

Vitamin C und E haben nach Prof. Ristow<br />

jedoch eine schädliche Wirkung,<br />

auch für den Menschen<br />

Eine Übertragung der Untersuchungsergebnisse von<br />

Prof. Ristow an Fadenwürmern über die Wirkung der Vitamine<br />

C und E – führt zu einer völlig falschen Beurteilung der<br />

Vitamine C und E im Hinblick auf die gesundheitlichen Wirksamkeit<br />

bei Menschen wie auch Nutztieren. Die nach seinen<br />

Ergebnissen eintretende Verkürzung der Lebenszeit von<br />

Fadenwürmern um etwa 2 bzw. 3 Tage – von 21 bis etwa<br />

18 Tage – durch die Vitamine C- und E – Zulagen ist nicht<br />

auf den Menschen übertragbar, weil die Ernährung der<br />

Nematoden (Bakterien) sich grundlegend von der des<br />

Menschen unterscheidet. Diese negative Wirkung der Ascorbinsäure<br />

und Tocopherole bei Nematoden überträgt<br />

Literaturverzeichnis<br />

1) Birringer, M. u. Ristow, M., Effektivität und Risiken<br />

der Supplementierung mit Antioxidantien,<br />

Ernährungs-Umschau 2012, Teil 1 u.2, S. 10-14, 142-146<br />

2) Schultes, Eva, Gute Vitamine? Böse Vitamine,<br />

Quarks & Co Die Wahrheit über Vitamine,<br />

WDR,14.04,2015, http: www.quarks, de<br />

3) Schmidt K.-H, Wildmeister W, Vitamine in der<br />

modernen Medizin, Band 8, Schriftenreihe der<br />

Nordrheinischen Akademie für ärztliche Fort- und<br />

Weiterbildung, Ärztekammer Nordrhein, Kassenärztliche<br />

Vereinigung Nordrhein MKM Verlagsgesellschaft<br />

Lebengries / Obb.chaft<br />

4) Esterbauer, H., Vitamin E und<br />

Arteriosklerose in (3), 21 – 29<br />

5) Klein, Abbildung von Obst und Dose mit Ascorbinsäure,<br />

Titel: Vitaminpräparate steigern Diabetes - Risiko,<br />

Wissenschaftler aus Jena und Leipzig erforschen<br />

Antioxidantien, Kirchenzeitung Köln, Ausgabe 37/09<br />

vom 11.September 2009 S. 49<br />

6) Biesalski, H.-K., Köhrle J, Schümann K., Vitamine,<br />

Spurenelemente und Mineralstoffe, Thieme-Verlag 2002<br />

Nutrition-Press 53


Sango Meereskoralle –<br />

Mineralstoffwunder aus dem Meer<br />

Kennen Sie die "Insel der Hundertjährigen”? Sie liegt am Rand des ostchinesischen Meers – genauer, es ist die<br />

japanische Insel Okinawa. Die Insel befindet sich auf dem ehemaligen Korallenriff der weißen Sango Meereskoralle,<br />

welche das Trinkwasser der Insel filtert und mit unvergleichlich wertvollen Mineralstoffen und Spurenelementen in<br />

ionisierter Form anreichert. Wissenschaftliche Studien haben den Zusammenhang zwischen der langen vitalen<br />

Lebenserwartung der Bevölkerung Okinawas und dem Sango Korallenwasser belegt. 1<br />

Lebenslange Vitalität<br />

Aktiv. Produktiv. Gesund. Und das bis ins hohe Alter. Wer<br />

wünscht sich das nicht? Um dieses zu erreichen bedarf es<br />

nicht nur einer ausgewogenen Lebens- und Ernährungsweise,<br />

sondern u.a. auch einer ausreichenden Zufuhr von<br />

Mineralstoffen und Spurenelementen in richtiger Dosierung<br />

und Korrelation.<br />

Nach Ansicht des zweifachen Nobelpreisträgers Dr. Linus<br />

Pauling sollten 2/3 unserer Nahrungsaufnahme Mineralstoffe<br />

sein. Denn, so seine Aussage: “Jede Krankheit ist<br />

direkt auf einen Mineralstoffmangel zurückzuführen”. Die<br />

Sango Meereskoralle kann hier zu einer Optimierung der<br />

Mineralstoffaufnahme mehr als nur beitragen.<br />

Zusammensetzung und Inhaltsstoffe<br />

Die Sango Meereskoralle ist in ihrer Zusammensetzung<br />

einzigartig. Das weiße Korallenpulver enthält mehr als 70<br />

lebenswichtige Mineralstoffe und Spurenelemente.<br />

Korallen Calcium und Magnesium –<br />

ein höchst effektives Team.<br />

Der Anteil der Makromineralien Calcium mit ca. 20% und<br />

Magnesium von ca. 10% ist dabei besonders hoch, und<br />

liegt im optimalen Calcium-Magnesium-Verhältnis von 2:1<br />

vor. Dieses Verhältnis lässt die Mineralstoffe als Team zur<br />

absoluten Höchstleistung auflaufen, denn der Mensch<br />

resorbiert und verwertet diese beiden Mineralstoffe nur<br />

ideal im Verhältnis 2:1. 2 Hierbei zeigt sich auch der ausschlaggebende<br />

Vorteil gegenüber reinen Calcium- oder<br />

Magnesiumpräparaten, welche in falscher Dosierung<br />

sogar zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen<br />

können. 3<br />

Calcium ist zu fast 100% in menschlichen Knochen und<br />

Zähnen enthalten. Calcium sorgt für deren Mineralisierung<br />

und Stabilität; zugleich sind die Knochen unser Calciumreservoir.<br />

Darüber hinaus ist Calcium für die Aktivierung<br />

des Blutgerinnungssystems und für die Funktion<br />

jeder Körperzelle von entscheidender Bedeutung, da es<br />

die Zellmembranen stabilisiert, an der Reizübertragung im<br />

Nervensystem beteiligt ist und als Cofaktor enzymatischer<br />

Reaktionen dient.<br />

Magnesium ist an mehr als 300 enzymatischen Prozessen<br />

als Cofaktor beteiligt. Dazu zählen insbesondere auch die<br />

Enzyme, die ATP bilden oder verbrauchen. Es ist auch für<br />

die Transkription von DNA und RNA entscheidend wichtig.<br />

Ebenso für Enzyme, welche an der Synthese von Proteinen,<br />

Lipiden, Antioxidantien, Immunoglobulinen und<br />

Prostaglandinen beteiligt sind. 4 Ein niedriger Magnesiumspiegel<br />

bedeutet daher u.a. schwache Zellenergie. Zudem<br />

macht Magnesium den Körper widerstandsfähiger gegen<br />

Stress. Aufgrund der bedenklichen Bodenerschöpfung<br />

und Praktiken der konventionellen Landwirtschaft sollte<br />

jeder Magnesium supplementieren.<br />

Umso bedeutender ist die Kombination dieser Makromineralien<br />

in der Sango Meereskoralle. So versorgt bereits<br />

eine kleine Tagesdosis des Korallenpulvers von 2,4 g<br />

den Körper mit 576 mg Calcium und 266 mg Magnesium.<br />

Damit wird mehr als die Hälfte des empfohlenen täglichen<br />

Calciumbedarfs (1000 mg) und gleichzeitig fast der gesamte<br />

tägliche Magnesiumbedarf (300 – 400 mg) gedeckt. 5<br />

Die Sango Koralle beinhaltet zudem Hydroxyapatite, ein<br />

Calciumprodukt im menschlichen Körper, welches insbesondere<br />

in menschlichen Knochen (ca. 40%), Zahnbein<br />

(ca. 70%) und Zahnschmelz (ca. 95%) vorkommt. 6 7<br />

Am Beispiel der Osteoporose zeigte eine Studie aus dem<br />

Jahr 2012, dass gerade die Kombination der Mineralstoffe<br />

in der Koralle einen positiven gesundheitlichen Effekt bewirken<br />

kann. So konnte die Studie zeigen, dass das Korallencalcium<br />

zusammen mit Zeolith dem Knochendichteverlust<br />

bei Frauen in der Menopause vorbeugen kann. 8<br />

Weitere wertvolle Mineralstoffe<br />

und Spurenelemente.<br />

• Eisen – als essentielles Spurenelement für<br />

Sauerstofftransport, Blutbildung und<br />

Immunsystem unverzichtbar.<br />

• Chrom – wichtig für den Stoffwechsel von<br />

Kohlenhydraten und Fetten; positiver Einfluss auf<br />

Cholesterin- und Blutzuckerspiegel.<br />

• Silizium – für gesunde Haut, Haare,<br />

Nägel, Knochen und Gelenke.<br />

54 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

• Jod - lebenswichtig für die Bildung von<br />

Schilddrüsenhormonen; für den Stoffwechsel<br />

von Kohlenhydraten, Fetten und Eiweiß.<br />

• darüber hinaus u.a. Bor, Cäsium, Germanium,<br />

Kalium, Kobalt, Kupfer, Lithium, Mangan,<br />

Molybdän, Natrium, Nickel, Selen,<br />

Vanadium, Wismut, Zink, Zinn.<br />

Eigenschaften<br />

Bei all den vorbenannten positiven Eigenschaften verwundert<br />

es nicht, dass die Sango Meereskoralle als “Wunderwasser”<br />

oder “Milch der Hundertjährigen” bezeichnet<br />

wird. Sie liefert eben nicht nur die wichtigen Mineralstoffe<br />

Calcium und Magnesium in dem für den menschlichen<br />

Körper idealen Verhältnis 2:1; darüber hinaus liefert sie<br />

über 70 weitere Mineralien und Spurenelemente und zwar<br />

in einer Kombination, welche der des menschlichen Körpers<br />

ähnlich ist.<br />

Die Ähnlichkeit mit dem Aufbau menschlicher Knochen<br />

ist sogar derart groß, dass die Sango Meereskoralle als<br />

Kochenersatzmaterial hervorragend eingesetzt werden<br />

kann. Insbesondere bei Zahnimplantaten kann die Sango<br />

Meereskoralle fehlende Knochensubstanz im Kieferknochen<br />

ersetzen. Unverträglichkeiten sind dabei ausgeschlossen,<br />

zumal Studien zeigten, dass das körpereigene<br />

menschliche Knochenge<strong>web</strong>e das Knochenimplantat aus<br />

der Koralle langsam resorbiert und durch im weiteren Verlauf<br />

durch neues Knochenge<strong>web</strong>e ersetzt. 9 10<br />

Hohe Bioverfügbarkeit<br />

Der “menschlichste Mineralstoffvorrat der Welt” 11 besitzt<br />

aber noch eine weitere außergewöhnliche Eigenschaft.<br />

Die Sango Meereskoralle hat eine verblüffend schnelle<br />

und hohe Bioverfügbarkeit im menschlichen Organismus.<br />

gesundheitlichen Problemen führen. Die Übersäuerung<br />

des Körpers beschleunigt das Altern und greift die Mineralstoffreserven,<br />

insbesondere das Calciumreservoir in<br />

den Knochen an. Denn der Körper verwendet das basische<br />

Knochencalcium zur Säureneutralisierung. Eine dauerhafte<br />

Übersäuerung sollte daher unbedingt vermieden werden,<br />

wobei u.a. eine Supplementierung mit Sango Meereskorallenpulver<br />

helfen kann. Durch die ionisierte Form<br />

von Mineralstoffen und Spurenelementen in der Sango<br />

Meereskorallen können Mineralstoffreserven aufgebaut<br />

werden, welche einen dauerhaften Säureausgleich bewirken.<br />

14 Der Körper verwendet so anstatt des körpereigenen<br />

Knochencalciums, das Korallencalcium zur Säureneutralisierung.<br />

Die Mineralienüberschüsse können vom Körper<br />

zur Remineralisierung von Zähnen, Knochen und Gelenken<br />

verwendet werden; Haut, Haare, Nägel und das Bindege<strong>web</strong>e<br />

können stabilisiert werden. Mit anderen Worten: Die<br />

Sango Meereskoralle ist ein natürliches Basenpulver. Das<br />

Problem einer Übersäuerung des Körpers kann mit der<br />

Sango Meereskoralle dauerhaft gelöst werden.<br />

Landkorallen besitzen die hervorragenden<br />

Eigenschaften nicht im selben Umfang.<br />

Es ist für die Erhaltung der hervorragenden Eigenschaften<br />

von ausschlaggebender Bedeutung, dass die Sango Koralle<br />

aus dem Meer stammt und nicht vom Land gewonnen<br />

wurde. Die Landkoralle ist Witterungs- und Umwelteinflüssen<br />

ausgesetzt; wertvolle Mineralstoffe wurden durch Regen<br />

ausgewaschen oder verschmutzt. Sie weist nicht das<br />

optimale Verhältnis von Calcium und Magnesium 2:1 auf<br />

und verfügt auch nicht über die Ionisierungspotenz. Folglich<br />

fehlt ihr auch die entsprechende Bioverfügbarkeit.<br />

100% Reinheit aus dem Meer ist zwingend erforderlich.<br />

Das Geheimnis liegt darin, dass die Mineralstoffe und<br />

Spurenelemente der Sango Meereskoralle in ionisierter<br />

Form vorliegen. D.h. die Mineralstoffe liegen in der kleinsten<br />

ungebundenen Form vor und können so nach der Einnahme<br />

sehr leicht ins Blut gelangen sowie die Zellwände<br />

und die Darmschleimhaut durchdringen. 12 Das enthaltene<br />

Korallen-Calcium soll sogar in nur 20 Minuten im Blut verfügbar<br />

sein, und zwar mit einer Bioverfügbarkeit von ca.<br />

90%. 13 Dies schlägt herkömmliche Calciumpräparate aus<br />

Carbonatverbindungen um Längen, welche idR. nur zu 20<br />

bis 40% vom Körper resorbiert werden können.<br />

Natürliches Basenpulver<br />

Die ionisierte Form der Mineralstoffe beinhaltet zudem<br />

den Vorteil – insbesondere in Bezug auf Calcium – dass<br />

sie im menschlichen Körper alkalisch wirken und so einer<br />

Übersäuerung im Körper entgegenwirken bzw. zur Entsäuerung<br />

des Organismus aktiv beitragen.<br />

Ein unausgeglichener Säure-Basen-Haushalt, welcher sich<br />

in den sauren Bereich verschoben hat, kann zu ernsthaften<br />

Nutrition-Press 55


Abhängig von Alter, pH-Wert des Blutes, Krankheiten und<br />

Lebensweise kann eine Nahrungsergänzung mit Sango<br />

Meereskoralle mittels einer Dosis von dreimal täglich 500<br />

mg (Erhaltungsdosis, kein oder kaum Mineralstoffmangel)<br />

bis 1.500 mg (deutlicher Mineralstoffmangel) erfolgen. 18<br />

Verwendung<br />

Die Sango Meereskoralle kann aufgrund ihrer hervorragenden<br />

ganzheitlichen Eigenschaften in vielfältiger Weise<br />

Verwendung finden. Hierbei ist u.a. zu nennen:<br />

• Zur Remineralisierung des Körpers, z.B.<br />

im Rahmen einer Heilfasten- oder Basenkur.<br />

• Zum Entgiften, z.B. im Rahmen<br />

eines Darmreinigungsprogramms.<br />

• Gegen Bluthochdruck. 15<br />

• Gegen Diabetes. 16<br />

• Gegen Sodbrennen und Verdauungsbeschwerden.<br />

• Zur Entspannung und gegen Nervosität und Angst. 17<br />

Quellen:<br />

1 The Okinawa Centenarian Study; http://www.okicent.org/study.html<br />

2 https://www.zentrum-der-gesundheit.de/sango-koralle-calcium.html<br />

3 Straub DA Calcium supplementation in clinical practice: a review of forms,<br />

doses, and indications. Nutr Clin Pract. (2007); Reid IR, Bristow SM,<br />

Bolland MJ Calcium supplements: benefits and risks. J Intern Med. (2015).<br />

4 Watson RR et al. Magnesium in human health and disease. Humana Press,<br />

2013.<br />

5 https://www.zentrum-der-gesundheit.de/sango-koralle-calcium.html<br />

6 J. Hu et al. Production and analysis of hydroxyapatite from Australian corals<br />

via hydrothermal process. Journal of Materials Science Letters. (2001)<br />

7 https://de.wikipedia.org/wiki/Hydroxylapatit#Vorkommen_in_Lebewesen<br />

8 Banu J et al., "Dietary coral calcium and zeolite protects bone in a mouse<br />

model for postmenopausal bone loss"Nutr Res. 2012 Dec;32(12):965-75.<br />

9 Guillemin G et al.,"Comparison of coral resorption and bone apposition<br />

with two natural corals of different porosities." J Biomed Mater Res.<br />

1989 Jul;23(7):765-79.<br />

10 Soost F et al.,"Natural coral calcium carbonate as alternative substitute in<br />

bone defects of the skull." Mund Kiefer Gesichtschir. 1998 Mar;2(2):96-100.<br />

11 http://www.gesundheitsinstitut-deutschland.de/sango-meeres-koralle/<br />

12 Ishitani K et al.,"Calcium absorption from the ingestion of coral-derived<br />

calcium by humans." J Nutr Sci Vitaminol (Tokyo). 1999 Oct;45(5):509-17.<br />

13 Dr. Reinhard Danne, “Sango Meeres Korallen”.<br />

14 http://sango-meeres-koralle.info/<br />

15 Ishitani K, a.a.O.<br />

16 Ishitani K, a.a.O.<br />

17 Holt Stephen, “Natures Benefit From Coral Calcium” 2001.<br />

18 http://sango-meeres-koralle.info/einnahme-und-dosierung-der-sangomeeres-koralle<br />

19 Dr. Reinhard Danne.<br />

Die Aufnahme kann unterschiedlich erfolgen:<br />

• in Pulverform, welches in ausreichend Wasser<br />

(ggf. mit Zitrone zur weiteren Verbesserung<br />

der Bioverfügbarkeit) gerührt wird.<br />

• mittels leicht schluckbarer und einfach<br />

zu dosierender Kapseln.<br />

• mittels gut kaubarer Tabletten.<br />

Wichtig sind jedoch stets die Zufuhr von<br />

ausreichend stillem Wasser sowie die Verteilung<br />

der Dosierung über den Tag. So kann eine<br />

ausreichende Aufnahme sichergestellt werden.<br />

Nebenwirkungen<br />

Keine. Abgesehen von sog. “Erstverschlimmerungsbeschwerden”<br />

während der Entgiftung des Körpers in Folge<br />

der heilenden Wirkung der Sango Meereskoralle. 19 «<br />

Fazit<br />

Gibt es das Mineralstoffpräparat für eine optimale Nahrungsergänzung?<br />

Wenn man die Frage mit ja beantworten<br />

möchte, so kommt die Sango Meereskoralle dem am<br />

nächsten. Die Sango Meereskoralle ist natürlich, ganzheitlich,<br />

basisch und optimal resorbierbar. Sie liefert Calcium<br />

und Magnesium im optimalen Verhältnis 2:1, und zudem<br />

mehr als 70 Spurenelemente in ionisierter Form. Sie wird<br />

damit zu Recht als Mineralstoffwunder bezeichnet. Ihre<br />

regelmäßige Einnahme schützt uns vor Zivilisationskrankheiten<br />

wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes,<br />

Bluthochdruck oder Osteoporose. Ein Wundermittel gegen<br />

das Altern?! Die Menschen auf der japanischen Insel<br />

Okinawa sind der lebender Beweis dafür.<br />

Fotos: Sam D'Cruz – Fotolia (S. 54), arbalest – Fotolia (S. 55),<br />

arbalest – Fotolia (S. 56)<br />

Autor<br />

Jürgen Langhals<br />

Geschäftsführer der BAFOXX UG<br />

in Münster/Westf.<br />

Sozius der Kanzlei TLS<br />

Rechtsanwälte in Recklinghausen<br />

56 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

Heimliche Gesundheitsexperten –<br />

Sekundäre Pflanzenstoffe<br />

Sekundäre Pflanzenstoffe helfen Pflanzen, sich<br />

an ihre Umwelt anzupassen. Sie wehren zum<br />

Beispiel Fressfeinde ab, schützen vor Sonne,<br />

Regen oder Pilzbefall, wirken als Wachstumsregulatoren<br />

und dienen darüber hinaus als<br />

Geschmacks-, Duft- oder Farbstoff. Sie helfen<br />

jedoch nicht nur der Pflanze, sondern haben<br />

auch Effekte auf die Gesundheit des Menschen.<br />

Er profitiert durch den Verzehr von<br />

Pflanzen, also von Obst, Gemüse, Nüssen,<br />

Pilzen oder Kräutern von diesen Effekten.<br />

Die Effekte sind vielfältig und können sowohl<br />

heilend als auch prophylaktisch gegenüber<br />

verschiedenen Krankheiten sein. So ist es zum<br />

Beispiel allgemein bekannt, dass Resveratrol<br />

ein Pflanzenstoff ist, der in Himbeeren, Kakaobohnen<br />

und vor allem in roten Weintrauben<br />

steckt. Er schützt nicht nur die Pflanze, sondern<br />

wirkt auch antioxidativ auf menschliche Zellen.<br />

Der Mix macht‘s<br />

Die Beschäftigung mit sekundären Pflanzenstoffen und<br />

ihrer möglichen oder tatsächlichen Wirkung auf die Gesundheit<br />

des Menschen ist ein großes und sich schnell<br />

entwickelndes wissenschaftliches Feld. In den letzten Jahren<br />

wurden zahlreiche Studien – z. B. epidemiologische<br />

Studien – veröffentlicht, die klare Hinweise zeigen, dass<br />

es einen Zusammenhang zwischen Gesundheit und Ernährung<br />

gibt und dass sekundäre Pflanzenstoffe eine wichtige<br />

Rolle für die gesunde Ernährung spielen. Wenngleich<br />

in vielen dieser Studien (noch) nicht klar herausgearbei-<br />

tet werden kann, welche sekundären Pflanzenstoffe den<br />

größten Einfluss auf die menschliche Gesundheit haben,<br />

wird immer wieder bestätigt, dass sekundäre Pflanzenstoffe<br />

ihre Wirkung gerade wegen ihres komplexen Gefüges<br />

entfalten. Sie wirken also nicht isoliert sondern im<br />

Verbund miteinander.<br />

Erforschung kostenintensiv<br />

Dies ist Segen und Fluch zugleich, wenn es um die wissenschaftliche<br />

Anerkennung der Studien geht. Denn Kritiker<br />

fragen oft nach der Evidenz von bestimmten, singulären<br />

Stoffen, die isoliert in der Natur nicht vorkommen. Aufgrund<br />

ihrer chemischen Struktur und funktionellen Eigenschaften<br />

werden die sekundären Pflanzenstoffe in verschiedene<br />

Gruppen eingeteilt: darunter z.B. Polyphenole,<br />

Flavonoide, Stilbene, Glucosinolate, Monoterpene, Saponine<br />

etc. Innerhalb jeder dieser Stoffgruppen finden sich<br />

wiederum vielfältig modulierte chemische Strukturen,<br />

wobei geringe Strukturunterschiede oft mit unterschiedlichen<br />

Wirkungen einher gehen.<br />

<br />

Wollte man zu singulären Stoffen medizinische Studien<br />

anstellen, wären diese außerordentlich umfangreich und<br />

kostenintensiv. Da pharmazeutische Unternehmen in der<br />

Regel nicht erwarten, dass sich nennenswerte Gewinne<br />

mit den Inhaltsstoffen von Pflanzen erzielen lassen, sind<br />

diese häufig nicht bereit, solch umfangreiche Studien zu<br />

sekundären Pflanzenstoffen zu finanzieren.<br />

Naturheilkunde im Trend<br />

Dennoch verzeichnet die Medizin seit Jahren einen Trend<br />

in Richtung einer verstärkten Integration von Naturheilverfahren.<br />

Denn auf diese Weise können die Nebenwirkungen<br />

herkömmlicher Therapien reduziert werden, was<br />

insbesondere für Allergiker und chronisch Kranke wertvoll<br />

ist. Das 2010 gegründete Centre for Organismal Studies<br />

Nutrition-Press 57


(COS) Heidelberg beschäftigt sich beispielsweise unter<br />

anderem mit der Erforschung sekundärer Pflanzenstoffe.<br />

Am dortigen Institut für organismische Biologie versucht<br />

ein internationales Forscherteam unter der Leitung von<br />

Professor Dr. Thomas Rausch herauszufinden, wie ganz<br />

bestimmte Pflanzen die Bildung von sekundären Pflanzenstoffen<br />

steuern. Hier hat jede Pflanzenart ihren eigenen<br />

Mix und ihre Strategie. Ziel des Forscherteams ist es,<br />

Wege zu finden, die Pflanze in ihrem Wachstum – ohne<br />

genetische Veränderung, sondern zum Beispiel durch Modulation<br />

von Stressfaktoren wie Licht oder Temperatur –<br />

so zu beeinflussen, dass sie von den für den Menschen<br />

nützlichen sekundären Pflanzenstoffen möglichst viel<br />

produziert.<br />

Nutzen im Alltag<br />

Was bedeuten diese Erkenntnisse nun für die Ernährung<br />

im Alltag? Auf den Speiseplan gehören täglich möglichst<br />

viele, unterschiedliche, heimische und saisonale Obstund<br />

Gemüsesorten. Diese sollten als ganze Einheit und<br />

möglichst frisch verspeist werden. So sollte ein Apfel zum<br />

Beispiel mit Schale und Gehäuse gegessen werden. Voraussetzung<br />

dafür ist, dass die Schale unbehandelt ist, also<br />

der Apfel etwa aus dem Bio-Angebot eines Supermarktes<br />

gekauft wurde. Bei der Aufbewahrung und Lagerung von<br />

Obst und Gemüse sollten spezielle Anfälligkeiten berücksichtigt<br />

werden, um Nährstoffe und Geschmack nicht zu<br />

verlieren. Kälteempfindlich sind beispielsweise Südfrüchte,<br />

Gurken oder Kartoffeln. Statt im Kühlschrank<br />

lagern diese am besten in schattigen und luftigen<br />

Lager- oder Kellerräumen. Auch Tomaten mögen<br />

es nicht zu kalt, im Kühlschrank werden sie<br />

hart und verlieren ihr Aroma. Außerdem<br />

sind Tomaten eher Einzelgänger, genau<br />

wie Äpfel oder Aprikosen geben<br />

sie bei der Lagerung nämlich<br />

Ethylen ab, welches ihre Nachbarn<br />

schneller reifen und somit<br />

auch schneller altern lässt. Deswegen<br />

Obst und Gemüse wenn möglich<br />

getrennt lagern, in verschließbaren<br />

Behältern aufbewahren oder in feuchte Tücher<br />

wickeln. Besonders lichtempfindlich bei der Lagerung<br />

sind die Vitamine A und E sowie B-Vitamine<br />

wie Vitamin B1, B2 oder B12. Vitamin C hingegen<br />

ist sehr anfällig für Sauerstoff, da es schnell oxidiert.<br />

Nahrungsergänzungsmittel<br />

Für Menschen, die keine Zeit finden, sich täglich mit frischem<br />

Obst und Gemüse zu versorgen, bleibt die Möglichkeit,<br />

sich mit Nahrungsergänzungsmitteln zu behelfen.<br />

Hier gibt es Anbieter mit hochwirksamen Produkten, deren<br />

Rezepturen aus erlesenen natürlichen Inhaltsstoffen<br />

bestehen. Die Erkenntnisse der Forschung, dass sekundäre<br />

Pflanzenstoffe ihre Wirkung auf die menschliche<br />

Gesundheit besonders dann entfalten, wenn sie in ihrer<br />

natürlichen komplexen Zusammenstellung verbleiben,<br />

erleichtert hier die Auswahl. Denn Wissenschaftler wie<br />

Prof. Dr. Thomas Rausch empfehlen, die Verwendung von<br />

ganzen Pflanzen anstelle von isolierten, einzelnen Inhaltsstoffen.<br />

Isolierte Inhaltsstoffe sind häufig zu hoch dosiert<br />

oder können vom menschlichen Körper gar nicht verwertet<br />

werden. Werden für die Herstellung von Nahrungsergänzungsmitteln<br />

hingegen ganze Früchte, Pilze, Kräuter,<br />

etc. verwendet, stehen die Chancen gut, dass dem Körper<br />

damit auch die gewünschte komplexe Wirkungsweise<br />

sämtlicher, darin enthaltener, sekundärer Pflanzenstoffe<br />

zugute kommt. «<br />

Videos Prof. Dr. Thomas Rausch, Leiter Forschungsgruppe<br />

„Molekulare Physiologie der Pflanzen“ am Centre for Organismal<br />

Studies Heidelberg an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg<br />

Autorin<br />

Daniela Lipgens<br />

Geschäftsführerin<br />

hajoona GmbH<br />

Kontakt<br />

hajoona GmbH<br />

Fotos: Natika – Fotolia (S. 57), yurakp – Fotolia (S. 58)<br />

58 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

Nahrungsergänzungsmittel<br />

senken Gesundheitskosten<br />

Knochenbrüche. Kalzium und<br />

Vitamin D jedoch stärken<br />

die Knochen. Daher könnte<br />

eine breite Verwendung der<br />

genannten Nahrungsergänzungsmittel<br />

diese Probleme<br />

vor beugen.<br />

Klingt komisch – ist aber so<br />

Langenaltheim, 16.05.<strong>2017</strong> (lifePR) – Laut einer Studie<br />

des BLL könnte eine verbesserte Verwendung von hochwertigen<br />

Nahrungsergänzungsmitteln dazu führen, dass<br />

weniger Menschen erkranken und an Mängel leiden. Die<br />

Behandlungen dafür liegen derzeit im Bereich von 1,09<br />

Milliarden Euro. Diese Kosten könnten im Gesundheitsbereich<br />

eingespart werden. Vor allem Kalzium und Vitamin<br />

D sollten von Verbrauchern regelmäßig in entsprechender<br />

Menge eingenommen werden. Worauf Sie dabei achten<br />

sollten und warum es nicht ratsam ist, gerade diese Stoffe<br />

einfach so einzunehmen, erfahren Sie heute hier.<br />

Kalzium und Vitamin D – warum gerade sie?<br />

Man würde ja normalerweise davon ausgehen, dass gerade<br />

Vitamin C, oder ähnliche Stoffe, welche das Immunsystem<br />

stärken können, empfohlen werden. Aber die Gesundheitsexperten<br />

sagen jetzt, dass Vitamin D und Kalzium in<br />

zu geringer Menge von Menschen im Alltag aufgenommen<br />

wird. Daher wird empfohlen, je nach Bedarf, die Menge<br />

entsprechend über hochwertige Nahrungsergänzungsmittel<br />

auszugleichen. Doch warum ausgerechnet diese beiden<br />

Stoffe? Der Grund hierfür ist recht einfach erklärt und<br />

erstaunt gleichermaßen. Das Problem, welches so hohe<br />

Gesundheitskosten verursacht sind Osteoporose bedingte<br />

Studie zeigt Nutzen für<br />

die Gesellschaft auf<br />

Laut dem Bund für Lebensmittelrecht<br />

und Lebensmittelkunde<br />

(BLL) sagt die Studie viel<br />

darüber auf, dass hochwertige<br />

Nahrungsergänzungsmittel<br />

nicht nur jedem Einzelnen helfen<br />

können. Sie haben auch<br />

einen Einfluss auf das gesellschaftliche<br />

Leben und Miteinander.<br />

Auch sagen die Verantwortlichen<br />

ganz klar, dass sich<br />

die Denkweise der Bevölkerung<br />

verändern sollte. Der Weg sollte vom Gedanken des<br />

„Reparierens“ weggehen und hin zu einer gezielten Vorsorge.<br />

Laut den Experten sollen die Ergebnisse zeigen, dass<br />

Nahrungsergänzungsmittel einen Beitrag leisten können,<br />

um eine ausgewogene Ernährung zu unterstützen. Ernährungsexperten<br />

wissen dies schon seit einiger Zeit. Immer<br />

wieder werden Nahrungsergänzungsmittel als Placebo abgetan,<br />

doch wirklich hochwertige Produkte können in der<br />

Tat einen Beitrag zur eigenen Gesundheit leisten.<br />

Vorbeugen anstelle kurieren<br />

Im Grunde wünscht sich ja jeder ein gesundes Leben.<br />

Doch leider vergessen viele dabei, dass hierfür nicht der<br />

Arzt sorgt, sondern die beste Medizin es ist: Nicht krank<br />

zu werden. Dies gelingt aber in vielen Bereichen tatsächlich<br />

nur durch ergriffene Maßnahmen zur Vorbeugung. In<br />

Deutschland gäbe es jedes Jahr ca. 213.000 Frakturen,<br />

welche auf Osteoporose zurückzuführen seien. 32.000<br />

davon könnten durch entsprechende Vorbeugung verhindert<br />

werden. «<br />

Autorin<br />

Leoni-Daniela Unfried PR<br />

Kontakt & weitere Informationen:<br />

DecouVie GmbH<br />

Bräugasse 2 • D 91799 Rehlingen<br />

Tel: +49 9142 96880 • Email: info@decouvie.com<br />

Quelle: https://www.bll.de/de/lebensmittel/aktuell/<strong>2017</strong>0313-hccs-einsparung-gesundheitssystem-milliarde-osteoporose-knochenbrueche<br />

Foto: photocrew – Fotolia (S. 59)<br />

Nutrition-Press 59


Neues<br />

Testverfahren für<br />

Anti Aging-<br />

Substanzen: AGEs<br />

Einer der wesentlichen Treiber des Alterungsprozesses<br />

(Neudeutsch „Aging“) ist die kontinuierliche<br />

Ablagerung im Körper von verklebten Zucker- und<br />

Proteinresten, die der Körper mit seinen eigenen<br />

Enzymen nicht mehr abbauen und beseitigen<br />

kann 1 , 2 . Sie lagern sich in den Adern, den Zellen<br />

und an vielen anderen Stellen ab. Diese verklebten<br />

Zucker- und Proteinreste werden Advanced Glycation<br />

Endproducts („AGEs“) genannt. Ein alter Körper<br />

unterscheidet sich von einem jungen Körper insbesondere<br />

dadurch, dass sich an vielen Stellen AGEs<br />

angesammelt und abgelagert haben.<br />

Gibt es Stoffe (Pflanzenextrakte, chemische Einzelmoleküle,<br />

Enzyme), die man z.B. mit Nahrungsergänzungsmitteln<br />

dem Körper zuführen<br />

kann, um dem Körper zu helfen, den Aufbau dieser<br />

AGEs zu verlangsamen oder gar diese AGEs abzubauen?<br />

Es werden derzeit solche Stoffe diskutiert, z.B. die im<br />

Kaffee enthaltene Chlorogensäure.<br />

Ob diese Stoffe ihre AGEs-reduzierende Zielfunktion erfüllen<br />

oder nicht, lässt sich wissenschaftlich am über-<br />

zeugendsten durch in-vivo-Interventionsversuche zeigen:<br />

„Man gebe einer Gruppe von Probanden 40 Jahre lang den<br />

Kandidatenstoff (Zielstoff) und gebe einer gleich großen<br />

Kontrollgruppe von Probanden 40 Jahre lang ein Placebo<br />

und schaue dann, ob sich die Probandengruppen bezüglich<br />

der Menge der angesammelten AGEs unterscheiden“<br />

(Bestimmung „in-vivo“). Da eine solche Studie in der Praxis<br />

nicht abgewartet werden kann und auch schwer bezahlbar<br />

ist, müssen andere Wege gesucht werden, um die<br />

Wirkung von Anti-AGEs-Stoffen zu untersuchen.<br />

Der Versuchsaufbau, welcher dem oben geschilderten<br />

Ideal-in-vivo-Versuch am nächsten kommt, ist die<br />

Unterteilung in zwei Einzelfragen:<br />

• Frage 1. Gelangt der Zielstoff, wenn ich ihn oral<br />

zuführen möchte, überhaupt ins Blut<br />

(=Bioverfügbarkeit Magen/Darm zu Blut)?<br />

• Frage 2. Wenn menschliche Organzellen oder<br />

extrazellulare Strukturen über das Blut mit dem<br />

Zielstoff beaufschlagt werden, bilden sie dann mehr,<br />

gleich viel oder weniger AGEs aus?<br />

60 Nutrition-Press


Ernährung | Prävention<br />

Während Frage 1 sich relativ leicht und auch zu tragbaren<br />

Kosten mit Probanden-Versuchen klären lässt, ist Frage 2<br />

schwerer zu beantworten.<br />

Im Rahmen eines vom Bundeswirtschaftsministerium<br />

geförderten Entwicklungs-Projektes ZF4226901SK6 3<br />

entwickelt Institut Kurz GmbH 4 ein Werkzeug zur<br />

Beantwortung genau dieser Frage. Das Werkzeug<br />

besteht aus fünf Schritten:<br />

• Schritt 1: Klar definierte und jederzeit quantitativ<br />

wiederholbare Erzeugung von AGEs an/in<br />

Zellkolonien (in-vitro) von menschlichen<br />

Organzellen (Haut-, Leber-, Muskel-Zellen etc.);<br />

• Schritt 2: Messung einer repräsentativen Gruppe<br />

von AGEs, die aus Schritt 1 gewonnen wurden,<br />

mit verschiedenen Messmethoden;<br />

• Schritt 3: Wiederholung des Schrittes 1, diesmal<br />

aber unter Zugabe einer physiologisch sinnvollen<br />

Konzentration des „Zielstoffes“ (also des Stoffes, den<br />

man auf seine Anti-AGEs-Wirkung untersuchen will);<br />

• Schritt 4: Wiederholung der Messschritte gemäß<br />

Schritt 2, diesmal jedoch an den Zellen<br />

nach Schritt 3;<br />

• Schritt 5: Vergleich der gemessenen<br />

AGEs-Konzentrationen von Schritt 2<br />

mit denen von Schritt 4.<br />

Es ist Institut Kurz GmbH in Verlaufe des<br />

Entwicklungsprojektes inzwischen gelungen, sowohl<br />

• Wege zur definierten, um die quantitativ wiederholbare<br />

Erzeugung von AGEs an/in menschlichen Organzellen<br />

darzustellen (Weltneuheit!), als auch<br />

• Wege zur Messung einer Gruppe von daraus<br />

erzeugten AGEs zu finden.<br />

Im weiteren Verlaufe diese Entwicklungsprojektes werden<br />

noch weitere Varianten durchgetestet und weitere Verifikationen<br />

durchgeführt, sowie Beispiel-Zielstoffe ausprobiert<br />

und dokumentiert. Solche Beispielzielstoffe werden<br />

sich dann auch eignen, um als Nahrungsergänzungsmittel<br />

eingesetzt zu werden. «<br />

Wer aus der Leserschaft des NEM-Info<br />

solche Ziel-Kandidatenstoffe zur<br />

Reduktion der AGEs ausprobieren<br />

lassen möchte, ist eingeladen, mit<br />

Institut Kurz GmbH Kontakt aufzunehmen.<br />

Mit diesem Vorgehen wird es also<br />

möglich, die Wirkung eines Zielstoffes<br />

auf die vermehrte oder verminderte<br />

Produktion von AGEs an oder<br />

in Zellen menschlicher Organe zu<br />

messen. Eine solche Aussage kommt<br />

einem jahrelangen in-vivo-Versuch schon<br />

recht nahe. Eine solche Aussage war bisher<br />

mangels des oben beschriebenen „Werkzeuges“ nicht<br />

möglich.<br />

Literatur:<br />

1 Cross-Linking of the Extracellular Matrix by the Maillard<br />

Reaction in Aging and Diabetes An Update on “a Puzzle Nearing<br />

Resolution” VINCENT M. MONNIER, GEORGIAN T. MUSTATA,<br />

KLAUS L. BIEMEL, OLIVER REIHL, MARCUS O. LEDERER,<br />

DAI ZHENYU,AND DAVID R. SELL<br />

2 Genetic variability in the RAGE gene: Possible implications<br />

for nutrigenetics, nutrigenomics, and understanding the<br />

susceptibility to diabetic complications. Katerina Kankov<br />

and Katerina Sebebekova<br />

3 Entwicklungs-Projekt ZF4226901SK6, Gefördert durch:<br />

Bundesministerium für Wirtschaft und Energie aufgrund<br />

eines beschlusses des Deutschen Bundestages:<br />

4 Institut Kurz GmbH, Stöckheimer Weg 1,<br />

50829 Köln, Tel: +49-221-222512-0, Fax: +49-221-4973310,<br />

analytik@institut-kurz.de, www.institut-kurz.de<br />

Autor<br />

Hon. Prof. Dr. Helmut Weidlich<br />

Physiker; Spezialgebiet Molekulare Biophysik<br />

Geschäftsführer Institut Kurz GmbH<br />

Fachbereich:<br />

Lebensmittelchemie, Molekulare Biophysik<br />

Fachlicher Beirat NEM e. V<br />

Fotos: kerdkanno – Fotolia (S. 60), pico – Fotolia (S. 61),<br />

thawatpong – Fotolia (S. 61)<br />

Nutrition-Press 61


FREIHEIT<br />

FÜR<br />

GESUNDE<br />

NAHRUNG<br />

www.nem-ev.de<br />

62 Nutrition-Press


Recht<br />

Digitaler Nachlass: Wer erbt<br />

eigentlich mein Facebook?<br />

Was passiert nach dem Tod mit persönlichen Daten und E-Mails? Welche Rechte haben Erben?<br />

So planen Sie Ihr digitales Erbe.<br />

Wenn ein Internet-User stirbt, lebt sein Profil weiter – bis sich jemand kümmert. Wer nicht ewig<br />

weiter in den unendlichen Weiten des Netzes sch<strong>web</strong>en möchte, kann leicht vorsorgen. Zum Beispiel<br />

mit einem Testament. Das Facebook-Profil eines Verstorbenen wird mittlerweile in den sogenannten<br />

Gedenkzustand gesetzt, wenn Freunde oder Verwandte den Tod des Nutzers „melden“. Es sei<br />

denn, Sie geben vorher einen digitalen Nachlasskontakt an, der mit eingeschränkten Rechten Ihr<br />

Profil verwalten darf. Wir sagen Ihnen, wie Sie Ihr digitales Erbe am besten ordnen.<br />

Facebook: Der digitale Nachlassverwalter<br />

Neue Einstellung im Profil<br />

Facebook will seinen Nutzern das Verwalten ihres digitalen<br />

Nachlasses erleichtern: Mitglieder können Facebook<br />

im Voraus über die Einstellungen mitteilen, ob ihr Konto<br />

in den sogenannten Gedenkzustand versetzt werden soll.<br />

Außerdem kann ein digitaler Nachlassverwalter ernannt<br />

werden, der das in den Gedenkzustand versetzte Konto<br />

nach dem Tod weiterführt.<br />

Die so ernannten Verwalter können dann zum Beispiel den<br />

Tod des Nutzers auf dessen Facebook-Seite bekannt geben<br />

und Bilder posten. So kann eine Art Gedenkstätte im<br />

Netz entstehen. Sie können sich allerdings nicht auf dem<br />

Facebook-Konto anmelden und auch nicht die Nachrichten<br />

des Verstorbenen lesen.<br />

Ebenso können Nutzer in den Einstellungen auswählen,<br />

dass das Konto im Todesfall gelöscht wird. So soll verhindert<br />

werden, dass Verstorbene nicht mehr bei den automatisch<br />

erzeugten Vorschlägen für neue Freundschaften<br />

auftauchen, was oftmals für Verstörung sorgte.<br />

Ist das Konto einmal im Gedenkzustand, ist nach den Nutzungsbedingungen<br />

eine Anmeldung nicht mehr möglich,<br />

auch nicht für die Erben.<br />

Nachlasskontakt eintragen<br />

So einfach geht es: Gehen Sie in Ihrem Facebook-Profil<br />

im Bereich "Allgemeine Kontoeinstellungen" auf die Rubrik<br />

"Konto verwalten" – hier können Sie alle gewünschten<br />

Angaben machen. Fügen Sie einen Facebook-Freund als<br />

Nachlasskontakt hinzu und klicken Sie auf "Senden", um<br />

Ihren Kontakt per Direktnachricht zu informieren.<br />

Digitaler Nachlass: Rechtzeitiges Kümmern<br />

entlastet Ihre Angehörigen<br />

Erben handlungsfähig machen<br />

Wer sich um sein digitales Erbe kümmert, hilft damit am<br />

meisten seinen Erben. Diese sind oftmals überfordert,<br />

weil sie nicht wissen, was sie mit den Daten tun sollen.<br />

Wenn Sie ein Testament schreiben, sollten Sie daher nicht<br />

nur Verfügungen über Geld, Wertgegenstände und Immobilien<br />

treffen, sondern am besten auch Ihren digitalen<br />

Nachlass ordnen. Dann erleben die Erben keine Überraschungen<br />

– beispielsweise mit Verträgen für Online-Dienste,<br />

die weiterlaufen und bezahlt werden müssen –<br />

und sind vor allem schnell handlungsfähig. Dabei wäre ein<br />

erster vernünftiger Schritt, eine oder mehrere Vertrauenspersonen<br />

zu benennen, die sich – analog zum Nachlassverwalter<br />

auf Facebook – kümmern sollen.<br />

Überlegen Sie, was mit Ihrem E-Mail-Postfach, dem Facebook-Profil<br />

oder Ihrer digitalen Fotosammlung passieren<br />

soll. Alles löschen? Welche Verträge sollen weiterbestehen,<br />

welche gekündigt werden? Dafür müssen diese erst<br />

einmal gefunden werden. Daher befähigen Sie am besten<br />

die Ihnen vertrauten Menschen, in Ihrem Sinne zu handeln.<br />

Indem Sie besprechen, was zu tun ist und indem Sie<br />

ihnen Passwörter zugänglich machen. Oder zumindest<br />

mitteilen, wo Sie diese hinterlegt haben.<br />

Passwörter sinnvoll hinterlegen<br />

Passwörter in einem Safe oder Bankschließfach deponiert,<br />

lassen sich übrigens einfacher ändern, als wenn<br />

Sie sie bei einem Notar lagern. Denkbar wäre auch ein<br />

verschlüsselter USB-Stick oder ein Passwort-Manager, mit<br />

Nutrition-Press 63


dem Sie Ihre Codewörter verwalten können. Vielleicht ist<br />

Ihnen wohler, einen Rechtsanwalt oder Notar insgesamt<br />

mit der Verwaltung Ihrer Daten zu bevollmächtigen, da<br />

diese zur Verschwiegenheit verpflichtet sind. Diese Tätigkeit<br />

ist allerdings gebührenpflichtig.<br />

Was passiert, wenn man beim<br />

digitalen Erbe nicht vorsorgt?<br />

Mühsame Suche<br />

Haben Ihre Angehörigen oder Erben keinerlei Informationen<br />

über Ihre digitalen Aktivitäten, bleibt ihnen nur eines<br />

übrig: suchen. Das kann aufwändig werden, denn woher<br />

sollen Ihre Erben wissen, wo Sie digital aktiv waren?<br />

Spezial-Anbieter können helfen<br />

Eine Lösung bieten da spezialisierte Unternehmen, die<br />

Verfügung per Knopfdruck<br />

Der Vorteil ist, dass relativ schnell digitale Aktivitäten<br />

identifiziert werden können. Die Erben können dann per<br />

Knopfdruck verfügen, ob beispielsweise Verträge gekündigt<br />

werden sollen. Eine gute Methode, um fortlaufende<br />

Kosten zu beenden und Guthaben zu sichern.<br />

Kleine Checkliste:<br />

Die wichtigsten vier Schritte<br />

• Online-Kontos, Profile, Abos auflisten<br />

• Nutzernamen, Zugangsdaten und<br />

Passwörter zusammenstellen<br />

• Private Ablagen benennen, zum<br />

Sichern von Fotos und Adressen<br />

• Vertrauensperson einsetzen<br />

und instruieren<br />

RECHTSICHERHEIT<br />

FÜR EUROPÄISCHE<br />

UNTERNEHMEN.<br />

WIR TUN WAS!<br />

Ihre Spuren verfolgen und eventuell tilgen. Das ist nicht<br />

unproblematisch, wenn solche Firmen Einsicht in den<br />

Computer verlangen. Denn man sollte bedenken, dass die<br />

Mitarbeiter in diesem Moment auch Zugriff auf alles Private<br />

haben. Ein weiteres gutes Argument, das für geordnete<br />

Verhältnisse zu Lebzeiten spricht.<br />

Andere Anbieter verlangen lediglich Namen und Adresse<br />

des Verstorbenen, um in den Datenbanken der größten Internetfirmen<br />

nach Nutzerkonten zu forschen. Dann stellt<br />

sich schnell heraus, ob Sie bei einem Internetanbieter<br />

etwas bestellt haben, bei einer kostenpflichtigen Partnersuchagentur<br />

unter Vertrag stehen oder etwa ein Guthaben<br />

bei einem Bezahldienst haben. Alles Verträge, um die sich<br />

Erben kümmern müssen.<br />

Rechtliche Besonderheiten beim digitalen<br />

Erben und Vererben<br />

Mitgliedschaften und Konten<br />

Stirbt ein Mensch, gehen sämtliche Rechte und Pflichten<br />

des Verstorbenen auf die Erben über. Verträge laufen erst<br />

einmal weiter und Einkäufe müssen eventuell bezahlt werden.<br />

Das gilt natürlich auch für Online-Mitgliedschaften<br />

beispielsweise bei Partnervermittlungen oder die Bezahlung<br />

gebuchter Reisen. Im Gegenzug stehen Erben auch<br />

die Guthaben zum Beispiel aus Online-Bezahldiensten<br />

zu. Gut also, wenn man online abgeschlossene Verträge<br />

schnell identifizieren kann.<br />

64 Nutrition-Press


Recht<br />

Gespeicherte Daten<br />

Befinden sich Daten auf Datenträgern, Speicherkarten<br />

oder dem Computer, ist die Rechtslage beim digitalen<br />

Nachlass einfach: Die gespeicherten Daten gehen samt<br />

Speichermedium auf die Erben über. Sie haben das Recht,<br />

diese Daten zu lesen und dürfen entscheiden, was damit<br />

passiert. Mit einer Ausnahme: Es wurde eine Regelung im<br />

Testament getroffen.<br />

Fotos<br />

Bei Fotos, auf denen der Verstorbene abgebildet ist, geht<br />

das „Recht am eigenen Bild“ für zehn Jahre auf die Erben<br />

über. Vom Verstorbenen angefertigte Fotos können urheberrechtlich<br />

geschützt sein. Das Urheberrecht an diesen<br />

Bildern geht ebenfalls auf die Erben über. Es erlischt siebzig<br />

Jahre nach dem Tod des Urhebers.<br />

Wichtig!<br />

Treffen Sie für Ihr digitales Erbe eine testamentarische<br />

Regelung, muss sie auch die geltenden Anforderungen erfüllen,<br />

also eigenhändig geschrieben und unterschrieben<br />

oder notariell beurkundet sein.<br />

Manchmal nur mit Erbschein: die<br />

digitale Bestattung bei Facebook und Co<br />

Was den Umgang mit einem digitalen Erbe nicht gerade<br />

GRÖSSTER<br />

EUROPÄISCHER<br />

VERBAND DER<br />

BRANCHE.<br />

WIR TUN WAS!<br />

Domains und E-Mails<br />

Wem gehört eine Domain? Der Erbe des Domain-Inhabers<br />

übernimmt den Vertrag und kann als neuer Eigentümer<br />

über sie verfügen. Bei E-Mails kommt es darauf an, ob sie<br />

privat oder rein geschäftlich sind. Geschäftliche E-Mails<br />

sind vererblich, weil sie meist einen vermögensrechtlichen<br />

Bezug haben. Im Gegensatz dazu sind private E-Mails<br />

nicht vererblich. Sie dienen der Kommunikation oder anderen<br />

nicht kommerziellen Zwecken. Kompliziert kann es<br />

bei privaten Mails im Firmen-Account werden, vor allem,<br />

wenn es im Betrieb keine Regelung für diesen Fall gibt.<br />

E-Books und iTunes<br />

Spezialfall E-Books und iTunes-Sammlungen: Die Weitergabe<br />

widerspricht meist den Nutzungsbedingungen,<br />

wie bei Amazons Kindle oder Apples iTunes. Man hat nämlich<br />

nicht das Buch gekauft, sondern nur die Lizenz zum Lesen.<br />

Fürs Vererben gilt nichts anderes: Die Nutzungsbedingungen<br />

der Anbieter schließen auch dies aus. Der Zugriff ist<br />

für Erben also nur möglich, wenn sie die Zugangsdaten kennen<br />

und der Anbieter nichts vom Tod des „Käufers“ weiß.<br />

einfach macht: Es gibt keine einheitliche Regelung. Und<br />

selbst wenn, sind Anleitungen zum Löschen von Accounts<br />

nur äußerst schwer zu finden. Manchmal hilft ein Blick in<br />

die AGBs oder ein Durchforsten der Hilfe-Seiten. Hier ein<br />

paar Beispiele, wie die digitale Bestattung funktioniert<br />

und welche Unterlagen man braucht.<br />

Google<br />

Über den so genannten „Inactive Account Manager“ erhalten<br />

vom User festgelegte Personen Zugriff, wenn man<br />

länger inaktiv ist, also nicht nur im Todesfall. Man kann<br />

beispielsweise voreinstellen, dass der Account dann komplett<br />

gelöscht werden soll.<br />

Nutrition-Press 65


Twitter<br />

Familienmitglied oder Nachlassverwalter dürfen einen<br />

Todesfall melden. Dazu sind viele Unterlagen nötig: Kopien<br />

der Sterbeurkunde und ein Ausweis, der die Identität<br />

des Antragstellers bescheinigt, ein notariell beglaubigtes<br />

Dokument mit Name, E-Mail-Adresse, Kontaktdaten, der<br />

Beziehung zum Verstorbenen und die Todesanzeige. Der<br />

Account wird zunächst inaktiv geschaltet und nach 30 Tagen<br />

gelöscht.<br />

Yahoo.de<br />

Der Account wird nach einer gewissen Frist gelöscht. Erben<br />

erhalten keinen Einblick in die Daten. So sollen mit Hinweis<br />

auf das Telekommunikationsgeheimnis die Menschen geschützt<br />

werden, mit denen der Verstorbene gemailt hat.<br />

Xing<br />

Wird dem Netzwerk ein Todesfall gemeldet, stellt Xing das<br />

Profil auf unsichtbar und fragt beim Verstorbenen an, ob<br />

Gehen Sie in Ihrem Facebook-Profil im Bereich "Allgemeine<br />

Kontoeinstellungen" auf die Rubrik "Konto verwalten" –<br />

hier können Sie alle gewünschten Angaben machen. Ist<br />

das Konto einmal im Gedenkzustand, ist nach den Nutzungsbedingungen<br />

eine Anmeldung nicht mehr möglich,<br />

auch nicht für die Erben.<br />

Die Erben des Nutzers können nach den Facebook-AGB<br />

aber alternativ das Konto löschen lassen. Dazu werden<br />

die Geburts- und Sterbeurkunde des Verstorbenen und<br />

ein „rechtsgültiger Nachweis, dass der Antragsteller ein<br />

Angehöriger ist“, verlangt.<br />

Eltern dürfen Facebook-Account<br />

ihres Kindes nicht erben<br />

Facebook muss den Erben eines Verstorbenen vorerst keinen<br />

Zugang zum Nutzerkonto gewähren. Das entschieden<br />

die Richter im Fall einer verstorbenen 15-Jährigen. Deren<br />

FREIHEIT UND<br />

GERECHTIGKEIT<br />

KOMMEN SELTEN<br />

VON ALLEIN.<br />

WIR TUN WAS!<br />

der Account nicht mehr gebraucht wird. Drei Monate später<br />

wird das Konto gelöscht.<br />

GMX.de, Web.de<br />

Die Erben können nach Vorlage eines Erbscheins auf das<br />

Postfach zugreifen, es aufrechterhalten oder löschen.<br />

Facebook<br />

Facebook-Nutzer haben die Möglichkeit, im Voraus in den<br />

Einstellungen festzulegen, ob das Konto nach dem Tod im<br />

sogenannten Gedenkzustand weitergeführt oder gelöscht<br />

werden soll. Außerdem kann man einen Nachlasskontakt<br />

angeben, der das Konto im Gedenkzustand verwaltet. Legt<br />

der Nutzer im Vorfeld nichts fest, versetzt Facebook das<br />

Konto in den Gedenkzustand, wenn Freunde oder Verwandte<br />

den Tod des Nutzers „melden“.<br />

Eltern erhalten nicht die Möglichkeit, die Umwandlung in<br />

eine Gedenkseite rückgängig zu machen. Facebook hatte<br />

gegen das Urteil des Landgerichts Berlin vom Dezember<br />

2015 Berufung eingelegt.<br />

Das Kammergericht Berlin urteilte am 31. Mai <strong>2017</strong>, dass<br />

Erben, in diesem Fall die Eltern der Verstorbenen, keinen<br />

Zugang zu dem Facebook-Konto ihrer Tochter erhalten (Az.:<br />

21 U 9/16). Die Privatsphäre der Kommunikationspartner<br />

der Tochter sei durch das Fernmeldegeheimnis geschützt.<br />

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Beide Parteien können<br />

Revision beim Bundesgerichtshof einlegen. «<br />

Foto: Victoria – Fotolia (S. 63)<br />

66 Nutrition-Press


Recht<br />

Urheberrechtsverletzung und<br />

Abmahnung: Und jetzt?<br />

Musik, Videos oder Bilder kopieren, covern, teilen: Wir zeigen Ihnen, wie Sie sich bei einer<br />

Urheberrechtsverletzung wehren können. Copy and Paste: Was ist erlaubt? Und was können<br />

Sie tun, wenn man sich mit Texten oder Fotos von Ihrer Website bedient hat. Oder Ihnen genau<br />

das vorwirft? Hier sind Ihre Rechte und Pflichten zum Thema Urheberrechtsverletzung.<br />

Markieren, kopieren, einfügen. Das ist einfach und verführerisch bei dem großen Angebot<br />

von schönen Bildern, toller Musik und lustigen Videos im Netz. Schnell landen solche Inhalte<br />

im eigenen Blog oder auf der eigenen Homepage. Häufig ist das aber nicht legal. Und das<br />

wird manchem erst bewusst, wenn er selbst der Bestohlene ist. Ärgern Sie sich nicht, wenn sich<br />

jemand unberechtigt bei Ihnen bedient, sondern verteidigen Ihr Recht an Ihrem Text, Ihrer<br />

Graphik oder Ihrem Foto. So gehen Sie am besten vor.<br />

So können Sie sich bei einer<br />

Urheberrechtsverletzung wehren<br />

Zunächst müssen Sie herausfinden, wer Ihre Texte oder<br />

Bilder unberech tigterweise genutzt hat. Im besten Fall<br />

steht es dabei. Wenn nicht, haben Sie verschiedene Möglichkeiten.<br />

Fehlt ein Name oder lässt dieser keinen Rückschluss<br />

auf die dahinter stehende Person zu, wenden Sie<br />

sich an diejenigen, welche die rechtsverletzenden Inhalte<br />

verbreitet haben.<br />

Infrage kommen der Betreiber der Seite, des Blogs oder<br />

Forums und der technische Provider („Hostprovider“) der<br />

Webseite.<br />

Kommen Sie auch hier nicht weiter, weil ein Impressum<br />

oder ein Hinweis auf den Betreiber fehlen, können Sie bei<br />

der Registrierungsstelle der Domain, z.B. bei www.denic.<br />

de, nach dem Domaininhaber oder dem administrativen<br />

Ansprechpartner („admin-c“) fragen.<br />

Haben Sie den Verursacher der Urheberrechtsverletzung<br />

ermittelt, kommt der nächste Schritt. Sie möchten, dass<br />

er Ihr Eigentum nicht weiter nutzt und möglicherweise entstandenen<br />

Schaden ersetzt.<br />

Rechtsverletzung und setzen Sie eine Frist zur Löschung<br />

des rechtsverletzenden Beitrags.<br />

Reagiert der Adressat nicht oder weigert er sich, die Inhalte<br />

zu löschen, sollten Sie einen Anwalt einschalten. Er hilft<br />

Ihnen, Ihren Unterlassungsanspruch wegen der Urheberrechtsverletzung<br />

geltend zu machen.<br />

Er wird eine so genannte Unterlassungserklärung formulieren,<br />

die der Betreiber unterschreiben muss. Die Anwaltskosten<br />

für dieses Schreiben muss übrigens der Verursacher<br />

tragen.<br />

So beugen Sie selbst<br />

Urheberrechtsverletzungen vor<br />

Vorsicht: Teurer Eiffelturm!<br />

Sogar selbst gemachte und auf der privaten Website gezeigte<br />

Bilder können gegen das Urheberrecht verstoßen.<br />

Die Rechtslage in Deutschland ist so: Wer von öffentlichem<br />

Boden aus ein einsehbares Objekt fotografiert und<br />

die Aufnahmen nicht gewerblich nutzt, kann sie in der Regel<br />

problemlos veröffentlichen.<br />

Schreiben Sie zunächst einen Brief – als Einwurf einschreiben<br />

– mit einer möglichst genauen Schilderung der<br />

Nutrition-Press 67


Dieses Recht nennt man Panoramafreiheit. Sie gilt für<br />

Bauten und Baudenkmale. Zeitlich begrenzte Installationen,<br />

wie zum Beispiel der verhüllte Reichstag des Künstlers<br />

Christo, können aber nach wie vor unter das Urheberrecht<br />

fallen.<br />

Vorsicht ist im Ausland geboten<br />

Frankreich beispielsweise kennt keine Panaromafreiheit.<br />

Angenommen, Sie reisen nach Paris und fotografieren in<br />

lauer Sommernacht den illuminierten Eiffelturm. Letzterer<br />

wird dazu schweigen, aber dem Künstler, der die Beleuchtung<br />

ersonnen hat, ist es nicht egal, was Sie mit den<br />

Fotos anschließend machen. Den nächtlich angestrahlten<br />

Eiffelturm hat sich nämlich die französische Firma, welche<br />

die Licht-Installation entworfen hat, schützen lassen. Hier<br />

muss man aufpassen, welche Fotos man veröffentlicht.<br />

So ein süßes Kätzchen!<br />

Am sichersten ist es, Fotos für die eigene Website oder<br />

Auch wenn selbst produzierte Bilder nicht gegen das Urheberrecht<br />

verstoßen, müssen Sie beim Ablichten von<br />

Personen deren Persönlich keitsrecht beachten. Jeder<br />

hat das Recht am eigenen Bild. Bevor Sie Ihre Schnappschüsse<br />

im Internet veröffentlichen, sollten Sie die abgebildeten<br />

Personen um deren Zustimmung bitten. Bei<br />

Minderjährigen müssen übrigens immer beide Elternteile<br />

zustimmen.<br />

Nutzen Sie Bilder gewerblich, kann ein Verstoß gegen Urheber-<br />

und Persönlich keitsrechte dazu führen, dass die<br />

Bilder von der Seite gelöscht werden müssen. Der Abgebildete,<br />

dessen Rechte verletzt wurden, kann Schmerzensgeld<br />

verlangen oder sogar die Herausgabe des mit<br />

dem Bild erlangten Gewinns. Wurde die Rechtsverletzung<br />

vorsätzlich begangen, kann sogar eine Haftstrafe folgen.<br />

Die Sache mit dem Cover-Song auf YouTube<br />

Sie covern Ihren Lieblingshit – und kommen damit ganz<br />

groß raus. Schön für Sie! Aber Vorsicht, denn es ist ja<br />

nicht Ihr Werk. Auch wenn Sie einen Song aus Spaß covern,<br />

ohne daran verdienen zu wollen, verletzen Sie die<br />

Urheberrechte des Rechteinhabers, wenn Sie das ohne<br />

Einwilligung tun.<br />

GESUNDER MENSCHEN-<br />

VERSTAND UND ZIVIL-<br />

COURAGE.<br />

WIR TUN WAS!<br />

Facebook selbst zu schießen. Das zeigt auch der Fall einer<br />

Bloggerin. Sie hatte in einem Forum für Katzenfreunde<br />

ein besonders putziges Bild einer Katze gefunden und<br />

es in ihrem eigenen Katzen-Blog veröffentlicht. Was die<br />

Katzenliebhaberin nicht wusste: Jemand hatte das Foto<br />

bewusst platziert, in der Hoffnung, dass es ein Nutzer<br />

für eigene Zwecke verwendet. Der bekam dann Post<br />

von einer Kanzlei mit einer Forderung von 800 Euro für<br />

Anwaltsrechnung und Lizenzkosten in Gestalt von Schadensersatz.<br />

Urheberrecht und<br />

Persönlichkeitsrecht<br />

Ausnahme: Musikstücke, deren Komponist länger als siebzig<br />

Jahre tot ist, können frei verwendet werden. Ansonsten<br />

gilt: Wenn Sie einen Song nur neu einspielen, brauchen<br />

Sie eine Erlaubnis der GEMA. Ändern Sie den Song auch<br />

ab, müssen Sie beim Rechteinhaber wegen einer Lizenz<br />

anfragen, weil es sich rechtlich um eine Bearbeitung des<br />

Werks handelt.<br />

Tipp<br />

Vorsicht bei Landkarten<br />

Karten sind urheberrechtlich geschützt und sollten daher<br />

nicht einfach eingescannt und auf eine Internetseite gesetzt<br />

werden. Wir empfehlen auf die Einbindung von Kartenmaterial<br />

zu verzichten oder auf einen Routenplaner zu verlinken.<br />

Urheberrecht gilt auch für Kinder<br />

Abschreiben war gestern; heute gilt „Copy and Paste“.<br />

Schüler erledigen in Windeseile – Wikipedia sei Dank –<br />

68 Nutrition-Press


Recht<br />

ihre Hausaufgaben. Für Hausaufgaben und Referate fremde<br />

Texte zu übernehmen und in der Schule zu präsentieren,<br />

ist zwar Diebstahl, aber straf- oder zivilrechtliche<br />

Folgen wird das nicht haben, solange es nicht öffentlich<br />

geschieht. Es droht eher eine schlechte Note, wenn der<br />

Lehrer die Schummelei bemerkt.<br />

Mehr Ärger kann es geben, wenn Kinder urhebergeschützte<br />

Bilder, Texte, Filme und Musikdateien weiterverbreiten.<br />

Wer steht für den Schaden gerade?<br />

In der Bewertung dieses Themas sind sich die Gerichte<br />

in Deutschland alles andere als einig. Das Oberlandesgericht<br />

Frankfurt grenzt die Aufsichtspflicht der Eltern ein;<br />

so muss eine Belehrung und Überwachung der Kinder nur<br />

stattfinden, wenn es konkrete Anhaltspunkte für Urheberrechtsverletzungen<br />

gibt. Ganz anders urteilt das Landgericht<br />

München. Eltern haften für Urheberrechtsverletzungen,<br />

die ein minderjähriges Kind begeht.<br />

Fallbeispiel<br />

Eine 16-Jährige hatte Videos ins Internet gestellt, die aus<br />

vielen urheberrechtlich geschützten Fotos bestanden.<br />

Der Rechteinhaber hatte daraufhin auch deren Eltern auf<br />

Unterlassung und Schadensersatz verklagt. Zu Recht,<br />

meinten die Richter und forderten grundsätzlich eine einweisende<br />

Belehrung von Kindern und Jugendlichen bei<br />

der Nutzung eines Internetanschlusses. Den Hinweis der<br />

Eltern, ihre Tochter sei ohnehin versierter im Umgang<br />

mit dem PC als sie selbst, ließ die Kammer nicht gelten.<br />

Wir raten daher Eltern von internetbegeisterten Kindern,<br />

diese auf jeden Fall über Urheberrechte aufzuklären.<br />

Wenn Sie als Täter gelten:<br />

Abmahnung – was tun?<br />

Sie bekommen Post von einem Anwalt. Im Abmahnschreiben<br />

wird Ihnen vorgeworfen, eine Rechtsverletzung im Internet<br />

begangen zu haben. Sie werden aufgefordert, die<br />

beanstandete Rechtsverletzung innerhalb einer kurzen<br />

Frist zu beseitigen und eine Unterlassungserklärung abzugeben.<br />

Für einen erneuten Verstoß werden meist Zahlungen<br />

einer Vertragsstrafe vereinbart.<br />

So gehen Sie als Empfänger einer<br />

solchen Abmahnung am besten vor<br />

1. Am besten schalten Sie einen Anwalt ein, der auf solche<br />

Fälle spezialisiert ist: Auf keinen Fall sollten Sie ein<br />

solches Schreiben ignorieren, denn bei Fristablauf droht<br />

die gerichtliche Geltendmachung. Der Anwalt prüft, ob<br />

die Abmahnung berechtigt ist und ob das abgemahnte<br />

Verhalten tatsächlich eine Rechtsverletzung ist. Oder ob<br />

Sie es sich leisten können, die Sache auszusitzen.<br />

2. Geben Sie zunächst nur die Unterlassungserklärung<br />

ab und verweigern Sie die Zahlung. Denn geht es nur um<br />

RECHTS-<br />

SICHERHEIT<br />

FÜR<br />

EUROPÄISCHE<br />

UNTERNEHMEN.<br />

WIR TUN WAS!<br />

eine geringe Abmahngebühr, scheuen die meisten Abmahnenden<br />

die gerichtliche Geltendmachung wegen der<br />

hohen Kosten. Grundsätzlich müssen Sie die Kosten der<br />

Abmahnung aber zahlen, wenn Sie durch rechtswidriges<br />

Verhalten die Gegenseite veranlasst haben, rechtliche<br />

Schritte einzuleiten.<br />

3. Versuchen Sie über die Höhe der Abmahnkosten zu<br />

verhandeln. Meist kommt es dem Abmahnenden in erster<br />

Linie auf die Abgabe einer Unterlassungserklärung<br />

an. In vielen Fällen kann ein Entgegen kommen hinsichtlich<br />

der Höhe der Kosten erreicht werden.<br />

4. Wichtig: Beim Löschen des beanstandeten Inhalts<br />

sollten Sie sicherstellen, dass tatsächlich alle Spuren im<br />

Internet (Google Cache) beseitigt wurden. Oftmals reicht<br />

eine Löschung auf der eigenen Seite nicht aus, sondern<br />

man muss die Löschung der URL auch bei Google beantragen.<br />

Gut zu wissen:<br />

Durch das „Gesetz zur Verbesserung der Durchsetzung<br />

von Rechten des geistigen Eigentums“ ist eine Begrenzung<br />

der Anwaltskosten auf 100 Euro bei bestimmten Abmahnungen<br />

vorgenommen worden. Dies soll für die erste<br />

Abmahnung im privaten Bereich gelten, wenn der Fall einfach<br />

gelagert und die Rechtsverletzung unerheblich ist. «<br />

Foto: Zerbor – Fotolia (S. 67)<br />

Nutrition-Press 69


Digital<br />

Detox:<br />

fiese Fakten<br />

Ja, ja, schon klar: Wir mailen und texten zu viel,<br />

verplempern zu viel Zeit im Netz und schenken<br />

unserem Handy mehr Aufmerksamkeit als den Menschen,<br />

die wir am meisten lieben. Und ja, das ist ungesund,<br />

ruiniert unsere Konzentrationsfähigkeit, vernichtet<br />

Kreativität und Produktivität und ist schlecht<br />

für die Kussbilanz. Wir wissen das. Wirklich? Zehn<br />

fiese Fakten, die mich motiviert haben, mein Leben<br />

und Arbeiten zu ändern, Regeln zu brechen und<br />

neue zu erfinden. Auf Anitra-Deutsch: vom Internet-,<br />

Handy- und E-Mail-Junkie zur Digital-Domina mit<br />

Freizeit und Privatleben zu werden.<br />

Mailen macht dümmer als Kiffen<br />

Eine Studie am britischen King’s College belegt, dass bekiffte<br />

Menschen IQ-Tests besser bestehen als Menschen,<br />

die permanent durch E-Mails abgelenkt werden. Durch<br />

E-Mail-Multitasking sinkt der gemessene IQWert um zehn<br />

Prozent – doppelt so stark wie bei der Kiffer-Gruppe.<br />

Sechs Jahre im Internet und acht Monate<br />

E-Müll-Löschen versus 14<br />

Kusstage und zwölf Orgasmusstunden<br />

Das kommt krass: Wer 75 Jahre alt wird, verbringt sechs<br />

Jahre im Internet und verplempert acht Monate seines Lebens<br />

mit E-Mail-Löschen. Demgegenüber stehen zwölf Orgasmusstunden<br />

– wobei hier die Hoffnung besteht, dass<br />

beim Orgasmuszeitmessen mehr Frauen als Männer befragt<br />

wurden. Kein Trost: Auch in punkto Küssen kommen<br />

wir nur auf 14 Tage.<br />

E-Mails machen impotent<br />

Keine Bange, nur im übertragenen Sinn: Pseudoemsige<br />

Wissensarbeiter lassen sich alle elf Minuten von ihrer<br />

aktuellen Aufgabe ablenken. Störfaktor Nummer eins:<br />

E-Mails. Nummer zwei: Smartphone. Nach jeder Ablenkung<br />

braucht man im Schnitt 25 Minuten, um zur ursprünglichen<br />

Aufgabe zurückzukehren – wenn man das<br />

überhaupt noch schafft. Und dann auch nur, um sich erneut<br />

ablenken zu lassen. So das produktivitätsvernichtende<br />

Ergebnis dreier Forscher der University of California.<br />

Smartphones sind Dealer:<br />

Blackberry? Crackberry!<br />

60 Prozent aller US-Amerikaner lesen E-Mails via Handy<br />

morgens im Bett, zehn Prozent antworten rund um die<br />

Uhr. Auch Blackberry-Erfinder Jim Balsillie gibt zu: „Ständige<br />

Erreichbarkeit kann süchtig machen.“ 68 Prozent aller<br />

Handybesitzer erleben einmal pro Woche „eingebildeten<br />

Vibrationsalarm“. Jeder zweite Brite leidet an Nomophobie<br />

– No Mobile Phone Phobia. Auf Offline-Sein reagieren<br />

Betroffene mit Entzugserscheinungen bis hin zum Kollaps.<br />

Internet ist wie Alkohol – zu viel Alkohol<br />

Die Überdosis macht das Gift. Der Beweis: 200 Studenten<br />

im Alter von 18 bis 21 Jahren zeigten bei einem Test der<br />

Universität Maryland nach verordneter Internet-Abstinenz<br />

dieselben Entzugserscheinungen wie Alkoholabhängige.<br />

Facebook ist ein Scheidungsgrund<br />

Facebook fixt das Ego mit dem an, was es am liebsten hat:<br />

Aufmerksamkeit. Die digitale Ego-Dusche weiß mehr über<br />

Sie als Ihre Mutter. Wundert es Sie, dass das Wort „Facebook“<br />

deshalb bereits jede dritte Scheidungsklage in den<br />

USA ziert? Fakt ist: Facebook ist schlecht im Bett. Denken<br />

70 Nutrition-Press


Recht<br />

Sie an die zwölf Orgasmusstunden, arbeiten Sie daran und<br />

liken Sie das Leben in der Fleischwelt.<br />

Multitasking macht doof<br />

Stanford-Forscher haben herausgefunden, dass Medien-Multitasking<br />

die Arbeitsgeschwindigkeit verlangsamt<br />

und die Ergebnisse verschlechtert. Ex-FAZ-Herausgeber<br />

Frank Schirrmacher ging in seinem Buch „Payback“ einen<br />

Schritt weiter: „Multitasking ist Körperverletzung“,<br />

schrieb er. Sein Fazit: „Multitasking ist der zum Scheitern<br />

verurteilte Versuch, selbst zum Computer zu werden.“<br />

Sinnlos surfen macht Ihre Firma arm<br />

Die New Yorker Beraterfirma Basex hat herausgefunden,<br />

dass Angestellte durch Ablenkung im Schnitt 2,1 Arbeitsstunden<br />

am Tag verplempern – 28 Milliarden Arbeitsstunden<br />

im Jahr. Wirtschaftlicher Schaden? 588 Milliarden<br />

US-Dollar!<br />

Always on macht krank<br />

Informationsflut in Kombination mit ständiger Arbeitsunterbrechung<br />

durch Mails, Handys und Sinnlos-Surfen<br />

macht unkonzentriert und unproduktiv. Wird dieser Zustand<br />

Normalzustand, entsteht die neue Kommunikationskrankheit<br />

„Attention Deficit Trait (ADT)“. Harvard-Arzt<br />

Edward M. Hallowell schätzt, dass bereits jeder zweite<br />

Manager unter ADT leidet. Das Resultat? Krankhafter<br />

Konzentrationsverlust, ausgelöst durch zwanghafte Ablenkungslust.<br />

Surfen kostet das Leben<br />

Rechnen Sie mal nach: Wenn Sie an 365 Jahrestagen im<br />

Schnitt vier Stunden surfen, sind das in Summe 1.460<br />

Stunden. Abzüglich acht Stunden Schlaf pro Tag sind das<br />

91,25 Tage im Jahr. Sie verbringen demnach ein Viertel Ihrer<br />

aktiven Lebenszeit im Internet. Entscheiden Sie selbst, ob<br />

das, was Sie zurückbekommen, die Lebenszeit wert ist.«<br />

Fotos: royyimzy – Fotolia (S. 70), Fotolia (S.16), santypan – Fotolia (S. 71)<br />

Anitra Eggler<br />

Die Autorin, Verlegerin und Rednerin<br />

wurde am 9. Juni 1973 in Karlsruhe geboren.<br />

Sie selbst bezeichnet sich gerne als Europäerin und lebt in<br />

ihrer Wahlheimat Wien. Dort schrieb sie ihre Bücher und<br />

widmet sich anderen spannenden Ideen. Anitra Eggler begann<br />

ihre Schriftstellerkarriere nach dem Abitur als Todesanzeigentexterin<br />

in Buenos Aires. Drei Jahre später folgte<br />

das Journalismus-Stipendium und der Kulturwirt. Bis 2010<br />

arbeitete sie als eine der Ersten im E-Commerce mit diversen<br />

Firmen zusammen.<br />

Die von der Zeitschrift „Woman“ ausgezeichnete Powerfrau<br />

änderte ihr Leben, als die Internetflut sie zu erdrücken drohte<br />

und setzte sich fortan in Büchern und auf der Bühne für<br />

einen selbstbestimmten Umgang mit den digitalen Medien<br />

und der Technik ein. Ihr letztes Buch „Mail halten!“ erschien<br />

Anfang des Jahres – auch als DVD.<br />

www.anitra-eggler.com<br />

Nutrition-Press 71


news<br />

faz.net.de vom 27.06.<strong>2017</strong><br />

Kalifornien warnt: Glyphosat<br />

kann Krebs verursachen<br />

Die Gesundheitsbehörde in Kalifornien wird den umstrittenen<br />

Unkrautvernichter Glyphosat auf eine schwarze Liste setzen. Das<br />

ist eine schwere Schlappe für den Saatgut-Konzern Monsanto.<br />

Das Pestizid kommt auch in Deutschland auf zahlreichen Feldern<br />

zum Einsatz.<br />

hpd.de vom 23.08.<strong>2017</strong><br />

Heilpraktiker drohen schwer Zeiten‘<br />

Der "Münsteraner Kreis" hat vorgeschlagen, für Heilpraktiker<br />

eine verbindliche Berufsordnung einzuführen. Oder den Beruf<br />

gänzlich zu verbieten. Bisher hängt eine Zulassung lediglich von<br />

einer amtlichen Überprüfung ab, die klären soll, ob von der Arbeit<br />

"eine Gefahr für die Volksgesundheit" ausgeht<br />

Algae for arthritis: Could alginate from brown algae be a<br />

new weapon against joint disease? Autor: Nathan Gray, 31-<br />

Aug-<strong>2017</strong><br />

Degeneration von Gelenkknorpel stellt eine der häufigsten Ursachen<br />

für Gelenkschmerzen dar. Aktuelle Behandlungsmetoden<br />

zielen in der Regel nur auf die Symptome der Gelenkerkrankung<br />

ab. Die häufigsten zugrunde liegenden Ursachen für Gelenkschmerzen<br />

sind oxidative Stress und Entzündungen in Knorpel<br />

und umliegenden Ge<strong>web</strong>e. Eine neue Studie zeigt, dass das natürlich<br />

vorkommende Polysaccharidalginat und insbesondere<br />

seine sulfatierten Derivate aus Braunalgen starke antioxidative,<br />

entzündungshemmende und antiimmunogene Eigenschaften<br />

aufweisen.<br />

Lesen Sie mehr: http://www.nutraingredients.com/Research/<br />

Algae-for-arthritis-Could-alginate-from-brown-algae-be-a-newweapon-against-joint-disease<br />

scinexx.de vom 14.08.<strong>2017</strong><br />

Magnesium - Eine Wohltat für die Gesundheit<br />

Magnesium ist an vielen elementaren Vorgängen im menschlichen<br />

Körper beteiligt. Der Mineralstoff ist extrem wichtig für<br />

harmonische Abläufe beim Atmungs-, Lymph- und Immunsystem.<br />

Aber auch die Verdauung und die Ausscheidung profitieren<br />

von der Wirkung von Magnesium. Darüber hinaus unterstützt der<br />

Mineralstoff die Fortpflanzung und den Stoffwechsel. Es fördert<br />

das Wachstum der Muskeln und des Skeletts. Außerdem hilft<br />

es dem Körper dabei, den Blutzucker, das Cholesterin und das<br />

Gewicht zu regulieren. Darüber hinaus unterstützt Magnesium<br />

maßgeblich den Eiweiß-, Fettstoff- und Kohlehydratwechsel. Sowohl<br />

die Leber als auch die Schilddrüse und die Nebenschilddrüsen<br />

brauchen es, daneben beeinflusst der Mineralstoff den<br />

Gesichts- und Gehörsinn. Auch die Gesundheit der Zähne ist auf<br />

eine genügende Zufuhr von Magnesium angewiesen. Aufgrund<br />

seiner vielfältigen Eigenschaften spielt Magnesium eine extrem<br />

wichtige Rolle in der Ernährung und bei der Erhaltung der allgemeinen<br />

Gesundheit.<br />

zentrum-der-gesundheit.de vom 11.07.<strong>2017</strong><br />

Vitamin D bessert Sonnenbrand<br />

Sonnenbrand zeigt sich oft völlig überraschend. Wind, Wasser<br />

oder frische Höhenlage führen dazu, dass man die Sonne gerne<br />

einmal unterschätzt. Plötzlich ist die Haut rot, schwillt an, entzündet<br />

sich und schmerzt. Meist verwendet man dann kühle Tücher<br />

oder Cremes, um den Schmerz zu lindern und die Entzündung<br />

abklingen zu lassen. In einer doppelblinden placebokontrollierten<br />

klinischen Studie zeigte sich im Juli <strong>2017</strong>, dass die Einnahme von<br />

Vitamin D nach einem Sonnenbrand diesen rasch lindern kann,<br />

so dass Vitamin D künftig zu den Hausmitteln gegen Sonnenbrand<br />

gezählt werden darf.<br />

Could vitamin D help pain management?<br />

Autor: Nathan Gray, 24-May-<strong>2017</strong><br />

Ergänzung von Vitamin D kombiniert mit guten Schlafgewohnheiten<br />

könnte helfen, bei chronischem Schmerzen, Menstruationskrämpfe<br />

und Arthritis, schlägt eine neue Studie vor.<br />

Lessen Sie mehr: http://www.nutraingredients.com/Research/<br />

Could-vitamin-D-help-pain-management<br />

zentrum-der-Gesundheit.de vom 07.06.<strong>2017</strong><br />

Vitamin D verbessert Fruchtbarkeit<br />

ein Europäischen Endokrinologen-Kongress in London (<strong>2017</strong>)<br />

wurden erneut Studien vorgestellt, die zeigen, dass Vitamin D<br />

für die Fruchtbarkeit – sowohl die männliche als auch die weibliche<br />

– sehr wichtig ist. Bekannt war bereits die Tatsache, dass<br />

72 Nutrition-Press


Spannende News aus<br />

den Medien im Ticker<br />

Vitamin den Testosteronspiegel beim Mann erhöhen kann, wenn<br />

dieser zuvor an einem Vitamin-D-Mangel gelitten hatte. Die neuen<br />

Untersuchungen ergaben nun noch weitere Zusammenhänge<br />

zwischen Vitamin D und der menschlichen Fruchtbarkeit. Bei<br />

Fruchtbarkeitsproblemen sollte daher immer auch an den Vitamin-D-Spiegel<br />

gedacht werden.<br />

zentrum-der-gesundheit.de vom 29.06.<strong>2017</strong><br />

Hoher Blutzucker erhöht Darmkrebsrisiko<br />

Für Darmkrebs sind inzwischen mehrere Risikofaktoren bekannt.<br />

So weiss man, dass Übergewichtige eher an Darmkrebs erkranken<br />

als Normalgewichtige. Auch ein hoher Fleischverzehr, eine ballaststoffarme<br />

Ernährung sowie hohe Blutfettwerte erhöhen das Risiko,<br />

später einen Darmkrebs zu bekommen. Ein weiterer Risikofaktor<br />

ist ein hoher Blutzuckerspiegel – wie Forscher des Deutschen Instituts<br />

für Ernährungsforschung im April <strong>2017</strong> feststellten. Mit ganzheitlichen<br />

Maßnahmen lassen sich alle genannten Problematiken<br />

in vielen Fällen innerhalb weniger Monate lösen.<br />

zentrum-der-gesundheit.de vom 12.07.<strong>2017</strong><br />

Zucker in der Schwangerschaft: Allergie und<br />

Asthma beim Kind<br />

Zucker wird nach wie vor gerne verharmlost. Doch zeigen Studien<br />

immer wieder die Auswirkungen von Zuckerkonsum – insbesondere<br />

von hohem Zuckerkonsum. Abgesehen von den bekannten<br />

Risiken wie Zahnschäden, Darmstörungen, Blutzuckerschwankungen,<br />

einer Neigung zu Pilzinfektionen und einem geschwächten<br />

Immunsystem kann Zucker noch ganz andere Auswirkungen<br />

haben. In einer Studie entdeckten Forscher, dass sich Zucker<br />

– wenn er von Schwangeren konsumiert wird – auf die spätere<br />

Gesundheit ihres Kindes auswirken kann und deren Risiko für Allergien<br />

und Asthma erhöhen kann.<br />

aponet.de vom 15.08.<strong>2017</strong><br />

Mandeln verbessern die Cholesterin-Werte<br />

Regelmäßig eine Handvoll Mandeln zu essen, könnte der körpereigenen<br />

Putztruppe, die schädliches Cholesterin entsorgt, unter<br />

die Arme greifen. Einer neuen Studie zufolge scheint der Verzehr<br />

von Mandeln die Menge an "gutem" HDL-Cholesterin zu erhöhen<br />

und gleichzeitig seine Funktion zu verbessern.<br />

zentrum-der-gesundheit.de vom 11.08.<strong>2017</strong><br />

Pilze und Grüntee gegen Brustkrebs<br />

Die Diagnose Brustkrebs trifft viele Frauen unerwartet in der Blüte<br />

ihres Lebens und zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen<br />

bei Frauen weltweit. Doch welchen Einfluss hat die Ernährung<br />

auf die Erkrankung? Wäre es nicht wunderbar, wenn man mit dem<br />

Genuss von schmackhaften Nahrungsmitteln dafür sorgen könnte,<br />

gar nicht erst an Brustkrebs zu erkranken? Genau zu diesem<br />

Schluss kam eine Studie aus Australien: Schon wenige Portionen<br />

Champignons in der Woche konnten in Kombination mit Grüntee<br />

das Brustkrebsrisiko um sage und schreibe 89 Prozent reduzieren.<br />

Dynamic duo of vitamin E and omega-3 reduces cardiovascular<br />

injury caused by pollution<br />

By Gary Scattergood, 31-May-<strong>2017</strong><br />

Die Supplementierung mit Vitamin E und Omega-3 in Kombination<br />

verspricht gegen Umweltverschmutzung-induzierte<br />

Herz-Kreislauf-Krankheit zu wirken.<br />

Lesen Sie mehr: http://www.nutraingredients-usa.com/Research/Dynamic-duo-of-vitamin-E-and-omega-3-reduces-cardiovascular-injury-caused-by-pollution<br />

aponet.de vom 07.08.<strong>2017</strong><br />

Hilft ein Protein bei entzündlichen Darmerkrankungen?<br />

Die Aminosäure Tryptophan könnte den Darm vor Entzündungen<br />

schützen. Darauf deutet eine neue Studie mit Mäusen hin, bei<br />

der die Tiere mit Tryptophan gefüttert wurden und daraufhin Immunzellen<br />

entwickelten, die sich positiv auf den Darm auswirkten.<br />

Wäre dies auf Menschen übertragbar, könnten Patienten mit<br />

chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) davon profitieren.<br />

aponet.de vom 09.08.<strong>2017</strong><br />

Zink, Eisen, Beta-Carotin: Forscher entwickeln<br />

neue Reissorte<br />

Wissenschaftler aus der Schweiz haben eine Reissorte entwickelt,<br />

die in ihren Körnern die Spurenelemente Eisen und Zink anreichert<br />

sowie Beta-Karotin als Vorstufe von Vitamin A erzeugt.<br />

Damit ließen sich Mangelerscheinungen in Entwicklungsländern<br />

wirkungsvoll eindämmen.<br />

Nutrition-Press 73


Spannende News aus<br />

den Medien im Ticker<br />

zentrum-der-gesundheit.de vom <strong>2017</strong>-08-06<br />

Ältere Menschen brauchen mehr Vitamine<br />

Ältere Menschen sind eher von einem Vitalstoffmangel bedroht<br />

als jüngere – so eine Studie vom September 2016. Vitalstoffmängel<br />

aber erhöhen die Gefahr, an altersbedingten Beschwerden<br />

zu erkranken. Gleichzeitig erhöhen bestehende chronische Beschwerden<br />

den Vitalstoffbedarf. Im Alter ist es daher besonders<br />

wichtig, sich gesund und vitalstoffreich zu ernähren. Ein hoher<br />

Obst- und Gemüsekonsum kann – in Kombination mit ausgesuchten<br />

Nahrungsergänzungen – ältere Menschen vor einem entsprechenden<br />

Mangel schützen oder bestehende Mängel beheben und<br />

so Krankheiten vorbeugen.<br />

zentrum-der-gesundheit.de vom 04.08.<strong>2017</strong><br />

Battling malnutrition in elderly care: Study sets<br />

out economic arguments for oral supplementation<br />

Autor: Nathan Gray, 30-Aug-<strong>2017</strong><br />

Eine neue ökonomische Analyse zeigte, dass das solide Einnahme<br />

von Nahrungsergänzungsmittel bei den Senioren dazu beigetragen<br />

hat, die Kosten für die Gesundheit zu gesunken.<br />

Lesen Sie mehr: http://www.nutraingredients.com/Research/<br />

Battling-malnutrition-in-elderly-care-Study-sets-out-economic-arguments-for-oral-supplementation<br />

Focus.de <strong>2017</strong>-09-05<br />

Öko-Test warnt vor Schadstoffen (Glyphosat,<br />

Mineralölrückstände) in beliebten Müslis<br />

Müsli gehört für viele Deutsche zu einem typischen Frühstück<br />

dazu. Doch nicht immer sind die Getreidemischungen so gesund<br />

wie sie scheinen. Öko-Test hat 16 Basis-Müslis untersucht – und<br />

die Bestnote nur an drei Produkte vergeben.<br />

faz.net vom 10.08.<strong>2017</strong><br />

Darmkrebs eliminieren?<br />

Wie hält es unser Gesundheitssystem mit der Wissenschaftlichkeit?<br />

Ja, auch damit kann man Wahlkampf machen. Derzeit<br />

beschäftigt die Gesundheitspolitiker etwa die alte Frage, ob die<br />

apothekenpflichtige Homöopathie künftig im Ladenlokal oder<br />

an der Tankstelle unters Volk gebracht werden soll, um den<br />

Kügelchen endgültig den Anschein der Wissenschaftlichkeit<br />

zu nehmen. Auch mit Medikamentenpreisen lassen sich hitzige<br />

Debatten provozieren. Gesundheitspopulismus geht immer.<br />

Die Gretchenfrage an das Gesundheitssystem aber ist nicht<br />

so einfach zu beantworten, das ließ sich vor kurzem auf einem<br />

Symposion am Deutschen Krebsforschungszentrum mit dem<br />

vielversprechenden Titel „Ein Fahrplan für die Eliminierung von<br />

Darmkrebs“ schnell erkennen. Die Gretchenfrage nämlich lautet:<br />

Wie hält es unser Gesundheitswesen mit Visionen?<br />

Zentrum-der-gesundheit.de vom 04.08.<strong>2017</strong><br />

Curcumin unterstützt Therapie von<br />

Bauchspeicheldrüsenkrebs<br />

Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass Curcumin – ein natürlicher<br />

Stoff aus Kurkuma (Gelbwurz) – begleitend zur herkömmlichen<br />

Therapie des Bauchspeicheldrüsenkrebses eingesetzt<br />

werden könnte. Die gelbe Substanz ist längst bekannt für ihre<br />

zahlreichen gesundheitlichen Eigenschaften. Jetzt hat ein Forscherteam<br />

aus Dallas/Texas festgestellt, dass der Stoff für eine<br />

bessere Wirkung der Chemotherapie bei Bauchspeicheldrüsenkrebs<br />

sorgen kann. Oft bilden diese Krebszellen eine Resistenz<br />

gegen Chemotherapeutika. Curcumin kann diese Resistenzbildung<br />

blockieren – zumindest in Zellversuchen.<br />

aponet.de vom 02.08.<strong>2017</strong><br />

Lutein: Spinat beugt geistigem Abbau vor<br />

Lutein, ein Pflanzenfarbstoff, der unter anderem in grünem Blattgemüse<br />

wie Spinat und Grünkohl enthalten ist, könnte Menschen<br />

dabei helfen, geistig fit zu bleiben. Darauf deutet eine neue Studie<br />

aus den USA hin, nach der es möglich sein könnte, dem geistigen<br />

Abbau schon in mittleren Lebensjahren mit der richtigen<br />

Ernährung vorzubeugen.<br />

zentrum-der-gesundheit.de vom 01.08.<strong>2017</strong><br />

Zucker macht depressiv<br />

Die negativen Folgen von Zucker beschränken sich keinesfalls<br />

nur auf die Zahngesundheit oder das Körpergewicht. Wie eine<br />

Studie zeigt, kann ein regelmäßiger und reichhaltiger Zuckerverzehr<br />

beim Menschen langfristig auch das Risiko für psychische<br />

Störungen, wie etwa Depressionen erhöhen. Zucker aus gesunden<br />

Lebensmitteln wie z. B. Früchten oder vollwertigen Kohlenhydraten<br />

ist hier nicht gemeint. Bei jenem Zucker, der Depressionen<br />

begünstigen kann, geht es ausschliesslich um industriell<br />

verarbeiteten Zucker, wie er z. B. in Softdrinks oder Süssigkeiten<br />

enthalten ist.<br />

zusammengestellt: Liane Schmidt. NEM e.V.<br />

74 Nutrition-Press


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Unsere Leistungen:<br />

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• Verkehrsfähigkeitsprüfungen von Rohstoffen<br />

• Verkehrsfähigkeitsprüfungen von Kennzeichnungen / Etiketten<br />

• Verkehrsfähigkeitsprüfungen von wettbewerbsrechtlichen Fragen,<br />

Prüfungen von Werbebroschüren<br />

• Erstellung von Gutachten hinsichtlich lebensmittelrechtlicher Fragen,<br />

Geschäftsvertragsprüfung von Angeboten, Aufträgen, Rechnungen etc., Prüfung<br />

von Webseiten, Online-Shops etc., Prüfung von AGB’s, Vertragsgestaltung,<br />

Herstellungsverträge und Vertriebsverträge<br />

• Juristische Beratung bei Abmahnungen durch Wettbewerber,<br />

Verbraucherverbände, Behörden etc.<br />

• Anmeldungsberatung von Health Claims<br />

• Anmeldungsberatung von diät. Lebensmitteln<br />

• Beratung bei gesetzlichen Verstößen, Bußgeldern, bei strafrechtlichen Fällen<br />

• Kostenloser monatlicher Newsletter mit internen und externen News, sowie<br />

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jährlich erscheint und über interessante und aktuelle Themen aus der<br />

Health-Food-Branche berichtet (www.nutrition-press.com)<br />

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NEM Verband mittelständischer europäischer Hersteller und Distributoren von Nahrungsergänzungsmitteln & Gesundheitsprodukten e. V.<br />

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