kompakt 10-12_2017
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DIE SOZIALPARTNERSCHAFT UND VIELE<br />
SOZIALLEISTUNGEN SIND GEFÄHRDET!<br />
Die schwarz-blaue Koalition wird Wirklichkeit. Was bedeutet das<br />
für unsere Unternehmen und für die MitarbeiterInnen?<br />
Das bedeutet, dass es für die ArbeitnehmerInnen ab sofort<br />
noch härter wird. Das ÖVP/Kurz-Team als auch die FPÖ<br />
haben schon mehrmals erkennen lassen, dass sie keine Notwendigkeit<br />
sehen, dass der Bund Beteilungen an Post, A1 Telekom,<br />
Postbus und anderen staatlichen und teilstaatlichen<br />
Unternehmen halten soll. Das heißt, wir müssen unter anderem<br />
damit rechnen, dass es möglicherweise zu einem<br />
weiteren Verkauf von staatlichen Anteilen unserer Unternehmen<br />
kommt. Als Arbeitnehmervertretung sehen wir das<br />
als falschen Weg, da ein weiterer Verkauf nachweislich lediglich<br />
einen Einmaleffekt im Budget bringen würde.<br />
Und wie kann sich das auf die Beschäftigten auswirken?<br />
Es droht ein Sparpaket über 14 bis 16 Mrd. Euro. Das hat<br />
Kurz schon im Vorwahlkampf angedroht. Wo das Geld herkommen<br />
soll, konnte oder wollte die schwarz-blaue Politgruppe<br />
bisher nicht sagen. Jedenfalls drohen massive Ein -<br />
sparun gen bei den Sozialleistungen, bei der Bildung, bei<br />
den Krankenanstalten und den Pensionen. Und es wird mit<br />
Sicherheit zu keiner gerechten Besteuerung von Großkonzernen<br />
kommen, die dringend notwendig wäre. Das Gleiche<br />
gilt auch für die Millionärssteuer, damit alle einen gerechten<br />
Beitrag für den Sozialstaat leisten.<br />
Jedenfalls ist zu befürchten, dass der Druck am Arbeitsplatz<br />
noch mehr steigt und die Arbeitnehmerrechte stärker<br />
beschnitten werden. Die VertreterInnen von ÖVP und FPÖ<br />
sprechen ja davon, dass die Wirtschaft noch mehr unterstützt<br />
werden muss und die Sozialpartnerschaft in dieser<br />
Form nicht weiterbestehen soll. Die Gewerkschaften und die<br />
AK sind aus Sicht von ÖVP und FPÖ zu mächtig, daher werden<br />
diese schlecht geredet und bekämpft. Man sieht dies<br />
auch sehr deutlich an der Haltung der Politik gegenüber der<br />
Arbeiterkammer. Gerade die Argumente gegen die Pflichtmitgliedschaft<br />
bei der Arbeiterkammer sind an den Haaren<br />
herbeigezogen. Auch die von ÖVP und FPÖ neuerlich angezettelte<br />
Diskussion über angeblich zu hohe Pensionen in<br />
Österreich und der Ruf nach einem höheren Pensionsantrittsalter<br />
entbehren jeglicher Grundlage. Fakt ist, dass das<br />
tatsächliche Pensionsantrittsalter in Österreich in den letzten<br />
Jahren gestiegen und der Pensionszuschuss des Bundes deutlich<br />
gesunken ist. Das heißt, die Pensionen in Österreich sind<br />
langfristig finanzierbar und stellen auch in Zukunft kein Problem<br />
dar. Man muss auch klar sagen, dass die von der<br />
ÖVP/FPÖ angedrohte Anhebung des gesetzlichen Pensions -<br />
an tritts alters ein absoluter Schwachsinn wäre, weil viele ArbeitnehmerInnen<br />
in unseren Betrieben die Arbeit in einem<br />
höheren Alter nicht schaffen. Schon heute haben unsere älteren<br />
Kolleginnen und Kollegen in den operativen Bereichen<br />
größte Probleme, dem Arbeitsdruck standzuhalten. Ich befürchte,<br />
dass die Neuauflage von Schwarz-Blau wieder zahlreiche<br />
Verschlechterungen bringen wird, wie dies bereits bei<br />
der Erstauflage in den Jahren 2000 bis 2006 der Fall war. Mit<br />
der damaligen „Pensionsreform“ wurde allen ArbeitnehmerInnen<br />
in Österreich massiv in die Taschen gegriffen, die negativen<br />
Auswirkungen sind noch immer enorm.<br />
Unser Sozialpartner-System wird von der ÖVP/FPÖ angegriffen.<br />
Was bedeutet eine Schwächung der Sozialpartnerschaft?<br />
Ein Angriff auf die Sozialpartnerschaft ist gleichzeitig ein<br />
Angriff auf alle ArbeitnehmerInnen. Wenn nunmehr sogar<br />
die Kollektivvertragsfähigkeit und damit verbunden die jährlichen<br />
Gehaltsverhandlungen in Frage gestellt werden und<br />
auch das Urlaubs- und Weihnachtsgeld höher besteuert oder<br />
insgesamt in Frage gestellt wird, dann ist wirklich Feuer am<br />
Dach. Ohne AK-Pflichtmitgliedschaft müsste es aus Kostengründen<br />
zu Leistungskürzungen kommen. Alleine die unzähligen<br />
jährlichen Gerichtsverfahren für die Durchsetzung der<br />
Arbeitnehmerrechte kosten sehr viel Geld und sind nur durch<br />
die Pflichtmitgliedschaft sichergestellt.<br />
Die Gewinne der Unternehmen steigen an, für Sozialleistungen ist<br />
angeblich zu wenig Geld vorhanden. Wie passt das zusammen?<br />
Das passt überhaupt nicht zusammen. Denn wenn es der<br />
Wirtschaft und somit den Unternehmen gut geht, soll es auch<br />
den arbeitenden Menschen gut gehen. Aber was derzeit ab-<br />
4 gpf <strong>kompakt</strong> Nr. <strong>10</strong>–<strong>12</strong> / <strong>2017</strong>