Platz genommen Wir trafen Sabine Twesten, Leiterin des Bürgeramtes und gleichzeitig Standesbeamtin, und die Geschäftsführerin des Lüneburger Wasserturmes, Sabine Wohlers. Auch wenn beide häufig mit dem Thema Heiraten zu tun haben, ist jede Hochzeit immer wieder etwas komplett Neues für sie. 32
FOTOS: ENNO FRIEDRICH Frau Twesten, wie hat es eigentlich mit den Hochzeiten im Wasserturm angefangen? Ich habe im Januar 2000 in Lüneburg beim Standesamt begonnen. Ungefähr in dieser Zeit bin ich dann auch das erste Mal auf den Wasserturm gestiegen. Die Sanierungsarbeiten waren damals noch nicht ganz beendet. Kurz vorher war das Bürgeramt eröffnet worden, das deutlich mehr Service für den einzelnen Bürger ermöglichte. Daraus entstand die Idee, auch beim Thema Heiraten mehr anzubieten als zuvor. Schließlich wurden die meisten Ehen bis dahin noch im Büro des Standesbeamten geschlossen. Doch Lüneburg als wunderschöne und romantische Stadt hatte einfach mehr zu bieten, fand ich damals. Und so wurde für Trauungen ein Bereich im Wasserturm hergerichtet und die Standesbeamten vollzogen die Eheschließung direkt vor Ort, zum ersten Mal im August 2000. Sabine, als du 2013 Geschäftsführerin des Wasserturms wurdest, hatte das Thema Hochzeit schon einen sehr hohen Stellenwert im Betrieb dieses außergewöhnlichen Industriedenkmals. Wie prägt es deine Arbeit? Es lag mir wirklich sehr am Herzen, die ganze Sache nach Kräften zu unterstützen. Gemeinsam mit meinen Mitarbeitern sorge ich dafür, dass die Trauungen schön und unvergesslich werden für das Brautpaar. Das fängt schon bei der Dekoration des Raumes auf Ebene 2 an. Als ich hier anfing, gab es ein großes Herz aus Blüten, das hinter dem Standesbeamten an der Wand hing, im Laufe der Jahre aber zunehmend unansehnlicher wurde. Nun hängt dort eine moderne, hellere Deko aus Holz, die den Paaren sehr gefällt. Auch beim Thema Trautisch und -stühle hat sich etliches verändert. Neue, cremefarbene Hussen geben einen stilvollen Rahmen. Frau Twesten, wie hat sich das Thema Heiraten im Wasserturm im Laufe der Jahre weiterentwickelt? Schon vor etwa zwei Jahren konnten wir die 1000. Trauung durchführen. Bis zum September 2012 habe ich fast jede Eheschließung persönlich gemacht. Der Wasserturm ist sozusagen mein Baby, denn schließlich haben wir nur mit einer Idee angefangen, aus der im Laufe der Zeit eine ganz große Erfolgsgeschichte geworden ist. Was ist das Besondere daran, im Wasserturm zu heiraten, Sabine? Da sind zum einen die technischen Möglichkeiten, die wir hier bieten. Per Internet kann die gesamte Trauungszeremonie übertragen werden. Die Empfänger benötigen nur ein bestimmtes Passwort und können dann in fernen Ländern zeitgleich Zeuge dieses besonderen Momentes sein. Auch für Angehörige, die vielleicht aus Krankheitsgründen nicht dabei sein können, ist das eine schöne Sache. Mindestens ebenso attraktiv ist aber die besondere Atmosphäre dieses Ortes. Nach der Trauung geht es für die meisten Paare auf die Aussichtsplattform und man genießt Lüneburg von oben. Zudem kann man sich auf einem Messingplättchen verewigen, das dort oben angebracht wird. Und seit der Vorplatz so schön gestaltet worden ist, lassen viele Paare dort Fotos machen oder versammeln sich auf ein Getränk. Frau Twesten, gibt es eine zahlenmäßige Obergrenze für Trauungen im Wasserturm? Die Spannbreite ist sehr groß. Wir hatten schon Trauungen mit 80 Personen, ich habe aber auch schon im ganz intimen Kreis nur mit dem Brautpaar die Trauungszeremonie durchgeführt. Das ist auch ein sehr schönes Erlebnis. Was ist das wichtigste für Euch beide, die ihr berufsmäßig soviel mit dem Thema Heirat zu tun habt? Susanne Twesten: Ganz egal, wie groß die Hochzeitsgesellschaft ist – ganz wichtig muss sein, dass sich die Brautleute individuell betreut fühlen und die Trauung wirklich ihre ganz persönliche Zeit wird. Und das gelingt uns auch, wenn wir mehrere Trauungen am Tag haben. Alle Mitarbeiter des Lüneburger Standesamtes sind mit vollem Herzen dabei und machen gerne auch schon einmal Überstunden, wenn es besondere Hochzeitstage sind, wie etwa in diesem Jahr der 7. 7. <strong>2017</strong>. Sabine Wohlers: Wir schaffen eine angenehme Atmosphäre und sind immer flexibel, wenn es um besondere Wünsche für den Tag der standesamtlichen Trauung geht. Wir zünden Kerzen an, legen Taschentücher bereit und bereiten zum Beispiel auch die Technik vor, damit dann auch alles funktioniert, wenn es darauf ankommt. Viele Dankeskarten zeugen davon, dass die Hochzeit für die Paare wirklich ein unvergessliches Ereignis ist. 33