hochzeit_2017-06
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FOTOS: ENNO FRIEDRICH<br />
Frau Twesten, wie hat es eigentlich mit den<br />
Hochzeiten im Wasserturm angefangen?<br />
Ich habe im Januar 2000 in Lüneburg beim<br />
Standesamt begonnen. Ungefähr in dieser<br />
Zeit bin ich dann auch das erste Mal auf den<br />
Wasserturm gestiegen. Die Sanierungsarbeiten<br />
waren damals noch nicht ganz beendet.<br />
Kurz vorher war das Bürgeramt eröffnet<br />
worden, das deutlich mehr Service für den<br />
einzelnen Bürger ermöglichte. Daraus entstand<br />
die Idee, auch beim Thema Heiraten<br />
mehr anzubieten als zuvor. Schließlich wurden<br />
die meisten Ehen bis dahin noch im Büro<br />
des Standesbeamten geschlossen. Doch Lüneburg<br />
als wunderschöne und romantische<br />
Stadt hatte einfach mehr zu bieten, fand ich<br />
damals. Und so wurde für Trauungen ein<br />
Bereich im Wasserturm hergerichtet und die<br />
Standesbeamten vollzogen die Eheschließung<br />
direkt vor Ort, zum ersten Mal im August<br />
2000.<br />
Sabine, als du 2013 Geschäftsführerin des<br />
Wasserturms wurdest, hatte das Thema<br />
Hochzeit schon einen sehr hohen Stellenwert<br />
im Betrieb dieses außergewöhnlichen<br />
Industriedenkmals. Wie prägt es deine Arbeit?<br />
Es lag mir wirklich sehr am Herzen, die<br />
ganze Sache nach Kräften zu unterstützen.<br />
Gemeinsam mit meinen Mitarbeitern sorge<br />
ich dafür, dass die Trauungen schön und unvergesslich<br />
werden für das Brautpaar. Das<br />
fängt schon bei der Dekoration des Raumes<br />
auf Ebene 2 an. Als ich hier anfing, gab es ein<br />
großes Herz aus Blüten, das hinter dem Standesbeamten<br />
an der Wand hing, im Laufe der<br />
Jahre aber zunehmend unansehnlicher wurde.<br />
Nun hängt dort eine moderne, hellere<br />
Deko aus Holz, die den Paaren sehr gefällt.<br />
Auch beim Thema Trautisch und -stühle hat<br />
sich etliches verändert. Neue, cremefarbene<br />
Hussen geben einen stilvollen Rahmen.<br />
Frau Twesten, wie hat sich das Thema Heiraten<br />
im Wasserturm im Laufe der Jahre weiterentwickelt?<br />
Schon vor etwa zwei Jahren konnten wir die<br />
1000. Trauung durchführen. Bis zum September<br />
2012 habe ich fast jede Eheschließung persönlich<br />
gemacht. Der Wasserturm ist sozusagen<br />
mein Baby, denn schließlich haben wir nur<br />
mit einer Idee angefangen, aus der im Laufe<br />
der Zeit eine ganz große Erfolgsgeschichte geworden<br />
ist.<br />
Was ist das Besondere daran, im Wasserturm<br />
zu heiraten, Sabine?<br />
Da sind zum einen die technischen Möglichkeiten,<br />
die wir hier bieten. Per Internet kann<br />
die gesamte Trauungszeremonie übertragen<br />
werden. Die Empfänger benötigen nur ein bestimmtes<br />
Passwort und können dann in fernen<br />
Ländern zeitgleich Zeuge dieses besonderen<br />
Momentes sein. Auch für Angehörige, die vielleicht<br />
aus Krankheitsgründen nicht dabei sein<br />
können, ist das eine schöne Sache.<br />
Mindestens ebenso attraktiv ist aber die besondere<br />
Atmosphäre dieses Ortes. Nach der<br />
Trauung geht es für die meisten Paare auf die<br />
Aussichtsplattform und man genießt Lüneburg<br />
von oben. Zudem kann man sich auf einem<br />
Messingplättchen verewigen, das dort oben angebracht<br />
wird. Und seit der Vorplatz so schön<br />
gestaltet worden ist, lassen viele Paare dort<br />
Fotos machen oder versammeln sich auf ein<br />
Getränk.<br />
Frau Twesten, gibt es eine zahlenmäßige<br />
Obergrenze für Trauungen im Wasserturm?<br />
Die Spannbreite ist sehr groß. Wir hatten schon<br />
Trauungen mit 80 Personen, ich habe aber<br />
auch schon im ganz intimen Kreis nur mit dem<br />
Brautpaar die Trauungszeremonie durchgeführt.<br />
Das ist auch ein sehr schönes Erlebnis.<br />
Was ist das wichtigste für Euch beide, die ihr<br />
berufsmäßig soviel mit dem Thema Heirat zu<br />
tun habt?<br />
Susanne Twesten: Ganz egal, wie groß die<br />
Hochzeitsgesellschaft ist – ganz wichtig muss<br />
sein, dass sich die Brautleute individuell betreut<br />
fühlen und die Trauung wirklich ihre<br />
ganz persönliche Zeit wird. Und das gelingt<br />
uns auch, wenn wir mehrere Trauungen am<br />
Tag haben. Alle Mitarbeiter des Lüneburger<br />
Standesamtes sind mit vollem Herzen dabei<br />
und machen gerne auch schon einmal Überstunden,<br />
wenn es besondere Hochzeitstage<br />
sind, wie etwa in diesem Jahr der 7. 7. <strong>2017</strong>.<br />
Sabine Wohlers: Wir schaffen eine angenehme<br />
Atmosphäre und sind immer flexibel, wenn es<br />
um besondere Wünsche für den Tag der standesamtlichen<br />
Trauung geht. Wir zünden Kerzen<br />
an, legen Taschentücher bereit und bereiten<br />
zum Beispiel auch die Technik vor, damit<br />
dann auch alles funktioniert, wenn es darauf<br />
ankommt. Viele Dankeskarten zeugen davon,<br />
dass die Hochzeit für die Paare wirklich ein unvergessliches<br />
Ereignis ist.<br />
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