14.12.2012 Aufrufe

SF und Fantasy von kurzgeschichten.de - Thunderbolt

SF und Fantasy von kurzgeschichten.de - Thunderbolt

SF und Fantasy von kurzgeschichten.de - Thunderbolt

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

„Animal muerte ...“ Heißt mer<strong>de</strong> nicht<br />

Scheiße auf Französisch?<br />

„Ja, ich mag die Viecher auch nicht.“<br />

Und jetzt lass mich arbeiten, du Fanatiker.<br />

„Is Schuld Sonido ...“ Kann ich mal<br />

ihre Aufenthaltsgenehmigung sehen?<br />

„Ich muss mich eigentlich ...!“<br />

„Como ...?“ Ein Stirnrunzeln sollte als<br />

Übersetzung reichen.<br />

„Ah, okay ...“ Das hätten wir geklärt.<br />

Nach<strong>de</strong>m ich ein paar Minuten versucht<br />

hatte, die ersten Worte meines<br />

Vortrags in einen sinnvollen Zusammenhang<br />

zu bringen, gab ich auf.<br />

„Konzentrieren Sie sich auf etwas<br />

Schönes“, hatte Doktor Dixon mir bei<br />

meinem ersten Besuch geraten.<br />

In einem nach Kreuzkümmel <strong>und</strong><br />

Knoblauch stinken<strong>de</strong>n Taxi, im Stau<br />

auf <strong>de</strong>m Westsi<strong>de</strong> an etwas Positives<br />

zu <strong>de</strong>nken, gehörte nicht gera<strong>de</strong> zu<br />

<strong>de</strong>n Vorhaben, die sich leicht umsetzen<br />

ließen. Schon gar nicht, wenn dieser<br />

bohnenfressen<strong>de</strong> Analphabet es<br />

nicht hinbekam, <strong>de</strong>n Empfang seines<br />

Radios richtig einzustellen.<br />

„Könnten Sie ihr Radio bitte ...“ Die<br />

ausbleiben<strong>de</strong> Reaktion ließ meinen<br />

Blick kurz in <strong>de</strong>n Rückspiegel gleiten,<br />

obwohl ich <strong>de</strong>n Augenkontakt mit<br />

meinen Fahrern eigentlich immer zu<br />

mei<strong>de</strong>n versuchte.<br />

Man kann ja nie wissen, ob sich diese<br />

Wil<strong>de</strong>n vielleicht irgendwann an einen<br />

erinnern.<br />

„Das Radio ... Signor ...!“ Zu <strong>de</strong>m<br />

Summen gesellte sich mittlerweile ein<br />

ebenfalls zunehmen<strong>de</strong>r Druck auf<br />

meinem Schä<strong>de</strong>l. Er musste das mit<br />

<strong>de</strong>m Empfang hinbekommen o<strong>de</strong>r es<br />

ausschalten.<br />

„Mach jetzt das scheiß Radio aus!“<br />

Erst jetzt bemerkte ich <strong>de</strong>n gehetzten<br />

Blick <strong>de</strong>s Südamerikaners im Aus-<br />

th<strong>und</strong>erbolt.phantastik.magazin * 11<br />

schnitt <strong>de</strong>s Spiegels. Seine Pupillen<br />

flackerten über tiefschwarzen Augenringen<br />

wie die Anzeige eines Geigerzählers<br />

auf Three Mile Island. Er hielt,<br />

scheinbar unbeeindruckt <strong>von</strong> meinem<br />

Kreischen, starr sein Lenkrad umschlossen,<br />

als dachte er, es wür<strong>de</strong><br />

ohne sein Zutun einen Fluchtversuch<br />

unternehmen.<br />

„Sonido ...“<br />

„Was re<strong>de</strong>st du da für einen Scheiß,<br />

Mann?“ Von <strong>de</strong>m immer schriller wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />

Klingeln getrieben, schmiss<br />

ich ihm einen Zehner durch die offenstehen<strong>de</strong><br />

Scheibe <strong>und</strong> presste die verdreckte<br />

Tür auf. Der Wagen hatte sich<br />

schon seit einer Viertelst<strong>und</strong>e nicht<br />

mehr <strong>von</strong> <strong>de</strong>r Stelle gerührt, was meine<br />

Flucht begünstigte.<br />

„Du bist doch irre!“, schrie ich noch in<br />

die Kabine, während ich erkannte,<br />

dass wohl die pinkfarbenen Wattebäusche<br />

in seinen Ohren ihn vom Hören<br />

meines Gezeters abhielten.<br />

Erleichtert, <strong>de</strong>r Lärmhölle entflohen<br />

zu sein, stand ich einen kurzen Augenblick<br />

orientierungslos am Straßenrand.<br />

Die akustische Plage war mir gefolgt,<br />

aber wenigstens hatte ich das<br />

kranke Radio <strong>und</strong> <strong>de</strong>n Enchiladagestank<br />

hinter mir gelassen. Nach<strong>de</strong>m<br />

ich mich entschie<strong>de</strong>n hatte, meinen<br />

Blick vom Hudson-River zu lösen,<br />

dauerte es ein Weilchen, bis ich begriff,<br />

dass es sich bei diesem Stau keinesfalls<br />

um <strong>de</strong>n Berufsverkehr han<strong>de</strong>lte.<br />

Rio <strong>de</strong> Janeiro 17.05.2009, 19:03<br />

Dichter schwarzer Rauch schwebte<br />

über <strong>de</strong>r Autoschlange auf <strong>de</strong>r Rodigues<br />

Alves. Aufgeregte Schreie übertönten<br />

die Kakofonie <strong>de</strong>r Hupen <strong>und</strong><br />

ließen mich für einen Augenblick <strong>de</strong>n

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!