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SF und Fantasy von kurzgeschichten.de - Thunderbolt

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Trab, <strong>de</strong>r mich schon hierhin gebracht<br />

hatte. Um zu meiner Wohnung zu gelangen,<br />

musste ich <strong>de</strong>n Alex überqueren<br />

<strong>und</strong> weiter bis zur Karl-Liebknecht,<br />

wo ich seit ein paar Wochen<br />

wohnte.<br />

Eine S-Bahn war aus <strong>de</strong>n Gleisen gesprungen<br />

<strong>und</strong> hing wie eine abgeschossene<br />

Riesenschlange <strong>von</strong> <strong>de</strong>r<br />

Brücke.<br />

Verlassene Feuerwehrwagen stan<strong>de</strong>n<br />

umher <strong>und</strong> gaben mit ihrem Blaulicht<br />

die zynische Lightshow für das Spektakel.<br />

Die Skyline <strong>de</strong>r nächtlichen Stadt<br />

war in ein dunkles Orange gehüllt, das<br />

sich Richtung Tempelhof zu einem<br />

leuchten<strong>de</strong>n Gelb verfärbte. Überall<br />

brannten Autos, rannten Menschen<br />

orientierungslos durch <strong>de</strong>molierte<br />

Straßen. Von irgendwoher kamen<br />

Schüsse.<br />

Ich fühlte mich zurückversetzt in meine<br />

Zeit in Kreuzberg, Mitte <strong>de</strong>s letzten<br />

Jahrzehnts. Ungefähr da hatte sich<br />

mein Geräusch das erste Mal gemel<strong>de</strong>t.<br />

Nach einem durchgefeierten Wochenen<strong>de</strong><br />

mit Julia im Tresor.<br />

Ein südländisch wirken<strong>de</strong>r Junge in<br />

Jogginganzug riss mich auf <strong>de</strong>r Mitte<br />

<strong>de</strong>s Alexan<strong>de</strong>rplatzes aus meinen Erinnerungen.<br />

Sein Messer machte keinen<br />

Eindruck auf mich. Zu sehr zitterte<br />

die Hand, die es hielt.<br />

„Hau ab, Mann!“ Der Kolben <strong>de</strong>r SIG<br />

auf seiner Nase unterstrich meine Entschlossenheit.<br />

„Keine Zeit für sowas.“<br />

Auf <strong>de</strong>r Mitte <strong>de</strong>s Alex war die verheeren<strong>de</strong><br />

Frequenz bereit für ihren nächsten<br />

Aufguss.<br />

Ein panischer Aufschrei ging durch die<br />

sowieso schon planlose Menge. Etliche<br />

gingen durch die Schallwelle zu Bo<strong>de</strong>n,<br />

einer da<strong>von</strong> ich. Es war nicht<br />

mehr auszuhalten. Mein Herz raste,<br />

drohte sich selbst zu überholen, wäh-<br />

rend mein Gehirn an die Schä<strong>de</strong>l<strong>de</strong>cke<br />

schlug wie ein Sträfling in seiner ersten<br />

Nacht in Haft an die Tür seiner<br />

Zelle.<br />

Als mit einem Lauten Knall die Glasscheiben<br />

<strong>de</strong>r umliegen<strong>de</strong>n Geschäfte<br />

barsten, entlud sich <strong>de</strong>r Druck <strong>und</strong> das<br />

Tor sprang auf. Wie in Zeitlupe regneten<br />

die bunt beleuchteten Scherben<br />

<strong>de</strong>s Fernsehturms auf die Er<strong>de</strong> herab<br />

<strong>und</strong> vollen<strong>de</strong>ten <strong>de</strong>n Eindruck, <strong>de</strong>r<br />

neuesten André Heller-Show beizuwohnen.<br />

Dubay 18.05.2009 3:24<br />

th<strong>und</strong>erbolt.phantastik.magazin * 15<br />

Ich erwachte aus einer Ohnmacht.<br />

Das unnachgiebige Klingeln <strong>de</strong>s<br />

Weckers drang in je<strong>de</strong> meiner gesch<strong>und</strong>enen<br />

Poren. Winzigkleine Ohrmuscheln<br />

waren an je<strong>de</strong>r <strong>von</strong> ihnen<br />

gewachsen. Ich kicherte wie eine Irre<br />

über diese I<strong>de</strong>e, aber <strong>de</strong>r Alarm zwang<br />

mich aufzustehen. Lei<strong>de</strong>r gab es keinen<br />

Knopf, <strong>de</strong>n ich betätigen konnte,<br />

um mich noch mal umzudrehen, <strong>und</strong><br />

<strong>de</strong>r neue Tag war bereits im vollen<br />

Gange. Kein Aufschub, keine Sleep-<br />

Taste, ich musste weiter.<br />

Ich drückte mich stöhnend vom Bo<strong>de</strong>n<br />

ab <strong>und</strong> quälte mich aus <strong>de</strong>m menschlichen<br />

Bo<strong>de</strong>nbelag. Die Glassplitter lagen<br />

überall verstreut, be<strong>de</strong>ckten die<br />

Szene mit glitzern<strong>de</strong>m Staub.<br />

Als ich das Hotel am Abend verlassen<br />

hatte, war es noch das stolze Segel,<br />

wofür es so berühmt war. Nun wirkte<br />

es wie die Karkasse eines überdimensionalen<br />

Fisches. Es überragte die zucken<strong>de</strong>n<br />

Körper orientierungslos angespülter<br />

Meereslebewesen, wie ein<br />

Mahnmal <strong>von</strong> Greenpeace.<br />

Ich griff nach <strong>de</strong>r Uzi, die ich mit einem<br />

letzten Funken Geistesgegenwart<br />

vor <strong>de</strong>r Ohnmacht unter mein Kleid

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