STADTGESPRÄCH (Zeitung) - ödp Bottrop
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<strong>STADTGESPRÄCH</strong><br />
<strong>ödp</strong>-Gutachten rettet die Buchen<br />
Ratsherr Klaus Dobrindt kämpfte gegen den Kahlschlag an Bischofssondern<br />
„Die Standsicherheit ist gefährdet, die<br />
Buchen müssen weg!“ Dieses harsche<br />
Urteil über die vielen mehr als hundert<br />
Jahre alten Buchen an der ehemaligen Jugendherberge<br />
Bischofssondern schockte<br />
viele <strong>Bottrop</strong>er. Erinnerungen an Familienausfl<br />
üge, Grillpartys oder an dere Veranstaltungen<br />
– das verbinden viele Menschen<br />
mit diesem kleinen Waldstück.<br />
Und jetzt sollten die Kettensägen hier<br />
das Kommando übernehmen.<br />
Der <strong>ödp</strong>-Ratsherr und jetzige Oberbürgermeisterkandidat<br />
Klaus Dobrindt wollte<br />
das – wie so viele andere <strong>Bottrop</strong>er –<br />
nicht glauben. Er machte mobil, um die<br />
Bäume zu retten. Ein Gutachten musste<br />
her, das das Urteil der Stadt widerlegen<br />
sollte. „Schließlich handelt es sich bei<br />
diesem Waldstück um ein besonders altes<br />
und auch besonders schönes Stück unseres<br />
Stadtwalds“, so Dobrindts Appell an<br />
den Ober bürgermeister in einem off enen<br />
Brief. Sogar das Verwaltungsgericht<br />
Gelsenkirchen wurde angerufen, um die<br />
Fällung zu verhindern oder zumindest so<br />
lange aufzuschieben, bis ein zweites Gutachten<br />
eingeholt wurde. Auch wenn das<br />
Gericht den Antrag auf eine einstweilige<br />
Verfügung ablehnt, eins hatte Dobrindt<br />
erreicht: „Wir haben Zeit gewonnen<br />
und sogar seitens der Stadt wurde uns<br />
Entgegenkommen signalisiert und die<br />
Bereitschaft, auf einen Schnellschuss zu<br />
verzichten.“ Blieb immer noch ein Problem:<br />
Die Finanzierung eines Gegengutachtens.<br />
Hier bewies die <strong>ödp</strong> viel Phantasie.<br />
Mit dem Verkauf von symbolischen<br />
Bleiben die politischen Verhältnisse in<br />
<strong>Bottrop</strong> unverändert, werden in den<br />
nächsten Jahren mindestens 15 Millionen<br />
Euro Steuergelder für und um den Verkehrslandeplatz<br />
Schwarze Heide verbaut.<br />
Angesichts der überschuldeten Haushalte<br />
des Landes NRW und der Stadt <strong>Bottrop</strong><br />
eine bemerkenswerte Summe. Die <strong>Bottrop</strong>er<br />
Befürworter aus Stadtverwaltung und<br />
den großen Parteien hoff en auf eine rasante<br />
Entwicklung in der Schwarzen Heide,<br />
die aus dem seit Jahrzehnten defi zitären<br />
Verkehrslandeplatz einen schmucken<br />
Flug platz macht, mit schwarzen Zahlen<br />
und einer Befl ügelung der regionalen<br />
Wirtschaft. Den Kritikern wird wiederum<br />
vorgeworfen, nicht regional zu<br />
denken und das Th ema kaputt zu reden.<br />
Baumaktien sammelte sie Geld, um das<br />
Gutachten zu fi nanzieren. Außerdem<br />
lud sie die <strong>Bottrop</strong>er zu einem Fest unter<br />
den Buchen. Viele Besucher folgten dem<br />
Aufruf und unterstützten Dobrindt und<br />
die <strong>ödp</strong>.<br />
„Es kann doch nicht sein, dass sich<br />
<strong>Bottrop</strong> als die grünste Stadt im Ruhrgebiet<br />
rühmt und dann fast 140 alte Bäume<br />
fällen lassen will“, so ein immer wieder<br />
gehörtes Argument aus der Bevölkerung.<br />
Baumkletterer sorgten außerdem dafür,<br />
dass die <strong>Bottrop</strong>er – selbstverständlich<br />
bestens gesichert – die grünen Riesen an<br />
Bischofssondern selbst erklimmen konnten,<br />
um ganz neue Perspektiven zu erhalten.<br />
Zudem wurde umfassend über den<br />
ökologischen Wert dieses alten Baumbestands<br />
informiert.<br />
Standsichere Buchen<br />
„Allein einer dieser Bäume versorgt rund<br />
50 Menschen mit Sauerstoff “, stellt <strong>ödp</strong>-<br />
Ratsherr Dobrindt klar. Dank der Unterstützung<br />
zahlreicher <strong>Bottrop</strong>er ist es<br />
der <strong>ödp</strong> tatsächlich gelungen, ein eigenes<br />
Gutachten zu fi nanzieren. Der Tübinger<br />
Sachverständige für Gehölzwesen, Hans<br />
Kost, unter suchte den Baum bestand an<br />
Bischofssondern. Sichtproben, Klopfproben<br />
aber auch Arbeiten mit dem Resistographen,<br />
einem Bohrwiderstandsmessgerät,<br />
das eine Art EKG-Kurve für Bäume<br />
auswirft – sie alle hatten dasselbe Ergebnis:<br />
Die Standsicherheit der meisten Bäume<br />
ist absolut ge währleistet. Abgesehen<br />
von kleineren baumpfl egerischen Arbeiten<br />
Millionengrab<br />
Verkehrslandeplatz?<br />
Der Ausbau bleibt trotz Gutachten fragwürdig<br />
2<br />
Doch die Kritik der als Bedenkenträger<br />
Gescholtenen ist nicht so ohne weiteres<br />
von der Hand zu weisen. „Bisher hat kein<br />
mit der Schwarzen Heide vergleichbarer<br />
Landeplatz in kommunaler Trägerschaft<br />
es geschaff t, schwarze Zahlen zu schreiben“,<br />
betont <strong>ödp</strong>-Ratsmitglied Johannes<br />
Bombeck. Selbst ein von der Flugplatzgesellschaft<br />
in Auftrag gegebenes Gefälligkeitsgutachten<br />
geht erst langfristig von<br />
schwarzen Zahlen aus. Das zusätzlich von<br />
den Kommunen zu tragende jährliche<br />
Defi zit steigt im Jahr 2011 auf über eine<br />
halbe Million Euro.<br />
„Die Heide brennt“<br />
Von goldenen Zeiten in der Schwarzen<br />
Heide wurde immer auch bei den frühe-<br />
ist nichts zu tun. „95 Prozent der Bäume<br />
waren, laut Gutachten, in einem absolut<br />
gutem und stabilem Zustand“, freut sich<br />
Dobrindt noch heute über den Erfolg.<br />
Sichtbar ist der übrigens auch jetzt, mehr<br />
Klaus Dobrindt hat gut Lachen. Die Buchen bleiben.<br />
Steilfl ug oder Bruchlandung für unsere Region<br />
ren Ausbaustufen (Befl ammung, Landebahnbefestigung<br />
etc.) gesprochen. „Tatsächlich<br />
stiegen einzig das abzudeckende<br />
Defi zit und die Investitionssummen“,<br />
meint Bombeck. Jedes Mal versprachen<br />
die Verantwortlichen, dass mit der nächsten<br />
Ausbaustufe ein wirtschaftlicher Betrieb<br />
in greifbare Nähe rückt. Von diesem<br />
Ziel ist man mittlerweile weiter weg<br />
denn je. Bombeck spricht nur noch von<br />
der „Roten Heide“ und einem „Fass ohne<br />
Boden“, zumal die große und kleine<br />
Flugplatzkonkurrenz in Düsseldorf, Essen<br />
und Dortmund nicht schläft und gar<br />
als zwei Jahre später, immer noch. Die Buchen<br />
stehen alle noch und spenden Ausfl<br />
üglern an heißen Tagen Schatten – wie<br />
schon seit mehr als 100 Jahren.<br />
Ehrensache Ehrenamt<br />
Es sind tagtäglich tausende ehrenamtliche Bürger, die das breite gesellschaft liche<br />
Angebot unserer Stadt aufrechterhalten. Sei es im Sport, in der Jugend arbeit, in<br />
Selbsthilfegruppen, in den Rettungsdiensten oder auch in der Kultur: ohne das freiwillige<br />
Engagement könnte unsere Stadt, ja könnte das System Stadt nicht funktionieren.<br />
Den wirtschaftlichen wie ideellen Wert dieser Arbeit kann man gar nicht<br />
hoch genug einschätzen. Daher will die <strong>ödp</strong> <strong>Bottrop</strong> den vielen Helfern weichere<br />
Wege in die Verwaltung bauen. Es muss seitens der Stadt eine größere Bereitschaft<br />
entstehen, auf ihre engagierten Bürger einzugehen. Die Gleichung ist einfach:<br />
ohne Ehrenamt keine soziale Gesellschaft und höhere Kosten für die Stadt.<br />
nicht vor hat, den <strong>Bottrop</strong>ern auch nur<br />
einen kleinen Teil ihrer Geschäftsfelder<br />
zu überlassen. Hervorragende Verkehrsanbindung<br />
und freie Kapazitäten sind<br />
ein Plus zahlreicher bestehender kleinerer<br />
Plätze und kein besonderes Merkmal<br />
des hiesigen.<br />
Die Schlussfolgerung von Johannes<br />
Bombeck lautet angesichts dieser Fakten:<br />
„Keine weiteren Steuergelder für ein<br />
Wolkenkuckucksheim der <strong>Bottrop</strong>er Politik.<br />
Ein kleiner privatisierter Sport- und<br />
Segelfl ugplatz reicht aus“.