Endocannabinoides System des Gehirns – von der Neurobiologie zur ...
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Acetylierung in <strong>der</strong><br />
Gedächtnisrekonsolidierung<br />
Nicht nur in <strong>der</strong> Bildung und Stabilisierung<br />
<strong>von</strong> Langzeiterinnerungen ist die Histon-<br />
Acetylierung ein entscheiden<strong>der</strong> Faktor.<br />
Auch in <strong>der</strong> Rekonsolidierung <strong>von</strong> Gedächtnisinhalten<br />
nach <strong>der</strong>en Abruf scheint die<br />
Acetylierung ganz wesentlich zu sein. Nach<br />
dem Abrufen <strong>von</strong> Gedächtnisinhalten ist die<br />
Expression spezifischer Gene notwendig,<br />
um die Erinnerungen wie<strong>der</strong> zu festigen<br />
und erneut zu speichern. Das Fehlen <strong>der</strong><br />
Rekonsolidierung führt zu einem Verlust<br />
<strong>der</strong> Erinnerungen nach <strong>der</strong>en Abruf. Im<br />
Modellsystem <strong>der</strong> kontextuellen Angstkonditionierung<br />
<strong>von</strong> Ratten konnten Lubin und<br />
Sweatt (Lubin und Sweatt 2007) zeigen, dass<br />
das Zusammenspiel zwischen Elementen <strong>des</strong><br />
NFκB-Signalweges und <strong>der</strong> Acetylierung <strong>der</strong><br />
Histone bestimmter Gene eine entscheidende<br />
Rolle in <strong>der</strong> Rekonsolidierung einnimmt. In<br />
diesem Zusammenhang tut sich beson<strong>der</strong>s<br />
die oberhalb <strong>von</strong> NFκB wirkende IκB-<br />
Kinase (IKK) hervor. Durch die spezifische<br />
pharmakologische Inhibition <strong>der</strong> IKK konnte<br />
gezeigt werden, dass sie während <strong>des</strong> Abrufens<br />
<strong>von</strong> Gedächtnisinhalten sowohl eine<br />
Rolle in <strong>der</strong> Phosphorylierung <strong>der</strong> Histone<br />
<strong>von</strong> Genen wie zif268, die für die Rekonsolidierung<br />
wichtig sind, spielt, als auch in<br />
<strong>der</strong> Rekrutierung <strong>von</strong> CBP und damit in <strong>der</strong><br />
Aktivierung <strong>der</strong> Transkription dieser Gene.<br />
Die Inhibition <strong>der</strong> IKK führt somit zu einer<br />
mangelnden Expression <strong>der</strong> notwendigen<br />
Rekonsolidierungsgene und somit zu einem<br />
Verlust <strong>der</strong> Erinnerungen. Dass tatsächlich<br />
die fehlende Acetylierung <strong>der</strong> Histone<br />
hierbei entscheidend ist, konnte durch den<br />
Einsatz <strong>von</strong> HDAC - Inhibitoren gezeigt<br />
werden. Indem diese die Deacetylierung <strong>der</strong><br />
Histone pharmakologisch verhin<strong>der</strong>ten und<br />
somit eine Akkumulation <strong>der</strong> Acetylierung<br />
und in Folge die Transkription erlaubten,<br />
konnte die Rekonsolidierung trotz Inhibition<br />
<strong>der</strong> IKK stattfinden.<br />
Sucht und Histon-Acetylierung<br />
Neben all den beschriebenen physiologischen<br />
Prozessen stehen Lern- und Gedächtnisvorgänge<br />
auch im Zusammenhang mit unerwünschten<br />
Effekten und Krankheiten. Auch<br />
hier spielen offenbar Strukturverän<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>des</strong> Chromatins eine große Rolle. So ist die<br />
Abhängigkeit <strong>von</strong> Drogen ebenfalls eine<br />
Spielart <strong>des</strong> Gedächtnisses. Kumar et al.<br />
(2005) konnten zeigen, dass die Regulation<br />
<strong>der</strong> Genexpression einer <strong>der</strong> Haupteffekte<br />
<strong>von</strong> Kokain ist. Die sehr langlebigen Regulationseffekte<br />
deuten dabei vor allem auf<br />
Modifikationen <strong>der</strong> Chromatinstruktur hin.<br />
Eine Schlüsselrolle in <strong>der</strong> Vermittlung dieser<br />
Effekte scheinen dabei Transkriptionsfaktoren<br />
<strong>der</strong> Fos - Familie einzunehmen. Eine<br />
entscheidende Modifikation <strong>des</strong> Chromatins<br />
ist dabei die Acetylierung <strong>von</strong> Histonen. Die<br />
hierdurch hervorgerufene Aktivierung <strong>der</strong><br />
Transkription <strong>von</strong> Zielgenen ist offenbar<br />
ein wichtiges Element in den Wirkungen <strong>des</strong><br />
Kokains. Die lang anhaltenden Än<strong>der</strong>ungen<br />
in <strong>der</strong> Chromatinstruktur <strong>der</strong> Zielgene, die<br />
den Kokaineffekt vermitteln wie BDNF o<strong>der</strong><br />
Cdk5, sind entscheidend für die Entwicklung<br />
<strong>der</strong> Abhängigkeit und damit für den „Lerneffekt“.<br />
Der Hauptort dieser Än<strong>der</strong>ungen ist<br />
das Striatum, welches für die belohnungs-<br />
und lokomotionsaktivierenden Wirkungen<br />
<strong>des</strong> Kokains verantwortlich zeichnet.<br />
Ein Beispiel für die Regulation <strong>von</strong> Zielgenen<br />
durch Kokain ist die Aktivierung <strong>von</strong><br />
Cdk5. Chronische Kokaingabe führt <strong>zur</strong> Akkumulation<br />
<strong>des</strong> Transkriptionsfaktors ΔfosB.<br />
Dieser lagert sich an den Cdk5 - Promotor<br />
an und bewirkt <strong>des</strong>sen Aktivierung (Kumar<br />
et al. 2005). Verstärkt wird dies durch die<br />
zusätzliche Rekrutierung <strong>von</strong> HATs und die<br />
folgende Histon-Acetylierung. Zusätzlich<br />
kommt es zu einer gesteigerten Rekrutierung<br />
st e ff e n B. e. wo l f f u n d ke r r y l. tu c k e r<br />
<strong>des</strong> Chromatin-Remodelling-Komplexes<br />
SWI-SNF, <strong>der</strong> ebenfalls eine Dekondensation<br />
und verstärkte transkriptionelle Aktivität<br />
hervorruft. Eine ganz entscheidende Rolle in<br />
<strong>der</strong> Reaktion auf Kokain spielen offenbar<br />
auch die HDACs. So führt eine spezifische<br />
pharmakologische Inhibition <strong>der</strong> HDACs im<br />
Nucleus accumbens <strong>des</strong> Striatums zu synergistischen<br />
Effekten mit chronischer Kokaingabe<br />
(Kumar et al. 2005; Renthal et al. 2007).<br />
Die zusätzlich gesteigerte Acetylierung <strong>der</strong><br />
Histone bewirkt eine erhöhte Expression <strong>der</strong><br />
Zielgene <strong>des</strong> Kokains und ihre Akkumulation<br />
bei chronischer Gabe. Dies verstärkt die<br />
durch chronische Kokaingabe induzierte<br />
Sensibilität und die entsprechenden Effekte<br />
(Renthal et al. 2007). Dies betrifft sowohl<br />
die biochemischen als auch die Verhaltensän<strong>der</strong>ungen<br />
wie die lokomotorische Aktivität<br />
o<strong>der</strong> die Belohnungseffekte. Bemerkenswert<br />
hierbei ist, dass eine akute Gabe <strong>von</strong> Kokain<br />
zu einer Acetylierung <strong>des</strong> Histons H4 führt,<br />
während eine chronische Gabe die Acetylierung<br />
<strong>von</strong> H3 bewirkt. Dieser Wechsel in<br />
<strong>der</strong> Acetylierung beruht wahrscheinlich auf<br />
<strong>der</strong> Assoziation verschiedener HATs und<br />
HDACs mit den Zielgenen. Die Relevanz <strong>der</strong><br />
Abb. 4: Die Rolle <strong>der</strong> Histon-Acetylierung in <strong>der</strong> Inhibition <strong>von</strong> CREB. Die Inhibition CREBaktivierter<br />
Transkription in Abwesenheit eines anregenden Stimulus sichert die Spezifität<br />
<strong>der</strong> synaptischen Plastizität. Ein Komplex aus HDAC1 und <strong>der</strong> Phosphatase PP1 kann<br />
aktiviertes CREB binden. Dies führt zu <strong>des</strong>sen Dephosphorylierung und Inaktivierung und<br />
zusätzlich zu einer Deacetylierung <strong>der</strong> CREB - Zielgene. Bei<strong>des</strong> verhin<strong>der</strong>t effektiv eine<br />
Transkription dieser Gene. Die Aktivität <strong>von</strong> PP1 selbst kann wie<strong>der</strong>um durch Verän<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Chromatinstruktur blockiert werden. Durch einen Stimulus aktivierte DNA-<br />
Methyltransferasen (DNMTs) können die Expression <strong>von</strong> PP1 durch Methylierung <strong>des</strong><br />
PP1-Gens verhin<strong>der</strong>n und somit CREB-Aktivität erlauben.<br />
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