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01-60-Fraenkische-Nacht-Dezember-2017-Komplett

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musiktipps<br />

wille & the bandits<br />

Steal<br />

Jigsaw Music Ltd.<br />

FJØRT<br />

Couleur<br />

Grand Hotel Van Cleef<br />

Wenn Fans von Rory Gallagher jubeln, zeigt das<br />

tendentiell die Richtung an, in die Wille & The<br />

Bandits gehen. In klassischer Triobesetung mit<br />

Wille Edwards (voc, git, dobro), Matt Brooks<br />

(bass, voc) und Andy Naumann (drums) hat<br />

die Band aus Südengland ihre vierte Studioscheibe<br />

in den Grange Studios in Norfolk analog<br />

aufgenommen und quasi live eingespielt.<br />

Das macht den besonderen eigenständigen<br />

Sound aus, der erfrischend unkonventionell<br />

daherkommt, wovon man sich auch am 11.12.<br />

in Bamberg im Live-Club und am 12.12. in<br />

Nürnberg im Hirsch überzeugen kann. Die<br />

rauhe Energie wird durch einen transparent<br />

abgemischten Sound gebändigt und durch<br />

kreatives Songwriting mit Willes markanter<br />

Stimme variantenreich und spannend veredelt<br />

– „Atoned“. Assoziationen zu britischen Bands<br />

der frühen 70er Jahre werden wach, was durch<br />

die Mitwirkung von Keyboarder Don Airey aus<br />

der aktuellen Besetzung von Deep Purple verstärkt<br />

wird. Der virtuose Tastenmann steuert<br />

auf dieser CD zu drei Songs seinen typischen<br />

Hammond-Sound bei und bringt dadurch<br />

auch weiche Soundvarianten ins Spiel ohne<br />

das Ganze weich zu spülen. Roots Rock with<br />

„Hot Rocks“ at it´s best! Helmut Ölschlegel<br />

Rückblickend herrschten seelige Zeiten, als<br />

das Hamburger Label GHvC um Marcus<br />

Wiebusch (Kettcar) und Thees Uhlmann<br />

(Tomte) Mitte der 2000er den deutschen<br />

Indie-Pop mit bierseeliger „Befindlichkeitsfixiertheit“<br />

und flauschig verpackter Sozialkritik<br />

ins innere Exil und die noch nicht so<br />

erodierte Mitte der Gesellschaft trug. „Im<br />

Taxi Weinen“ galt als Aufstand, man schrie<br />

bestenfalls „den Namen meiner Mutter“ und<br />

brach lediglich dem/der Ex die Beine. Doch<br />

seit jenseits des Atlantiks und im eigenen<br />

Parlament Göbbels‘ Erben sitzen, herrscht<br />

auch an der Elbe ein anderer Ton: „Die Zeit,<br />

die dich braucht, ist jetzt!“, brüllt Chris Hell<br />

angesichts von „1933 Gründe[n] schwarz zu<br />

sehen“ und markiert mit seiner Band Fjørt<br />

gleichsam eine musikalische Zensur im<br />

Katalog seines Labels. „Couleur“, ihr drittes<br />

hervorragendes Album innerhalb von nur<br />

drei Jahren, setzt nicht mehr nur nationale<br />

Maßstäbe im Genre des Post-Hardcore. Mit<br />

seinem neujustierten Fokus auf haushohen<br />

Mid-Tempo-Riffs und rauem Sprechgesang<br />

im Stil eines Casper öffnet es sich einer breiteren<br />

Hörerschaft, ohne in Form oder Inhalt<br />

Kompromisse einzugehen. Maximilian Beer<br />

gianna nannini<br />

Amore Gigante<br />

Sony Music<br />

the wedding present<br />

George Best 30<br />

Scopitones/Cargo<br />

Gianna Nannini gehört zu den größten<br />

Superstars Italiens. Nachdem die Sängerin<br />

in den letzten Jahren verschiedene<br />

Greatest-Hits-Alben veröffentlicht hat,<br />

gibt es nun ein ganz neues Album: Der<br />

Longplayer ist das inzwischen 21. Album<br />

von Gianna Nannini. Es entstand einmal<br />

mehr in Zusammenarbeit mit dem Produzenten<br />

Will Malone. Der bekannte Brite<br />

hat schon den Spice Girls oder Massive<br />

Attack zu einer Weltkarriere verholfen.<br />

Dazu kamen zwei weitere Produzenten:<br />

Michele Canova Iorfida und Alan Moulder<br />

– beide in der elektronischen Ecke<br />

zu finden. Sie haben den typisch rockigen<br />

Gianna-Nannini-Sound beibehalten und<br />

lassen das Album dennoch modern klingen.<br />

Und so kommen wir gleich auf das<br />

i-Tüpfelchen des Albums zu sprechen:<br />

Eine neue Version von „Latin Lover“, welcher<br />

jetzt „L’ Ultimato Latin Lover“ heißt.<br />

Besonders interessant für die Fans ist die<br />

Deluxe-Edition von „Amore Gigante“ –<br />

auf einer zweiten CD befinden sich Live-<br />

Versionen sämtlicher alter Klassiker und<br />

Hymnen, wie „I maschi“, „America“ oder<br />

„Un‘estate italiana“. Sabine Mahler<br />

Eine Platte nach dem ebenso begnadeten wie<br />

exzentrischen nordirischen Kultkicker George<br />

Best (Referenzzitat: „Ich habe eine Menge Geld<br />

für Alkohol, Weiber und schnelle Autos ausgegeben<br />

– den Rest habe ich einfach verprasst.“)<br />

zu benennen, ist an sich schon mal eine prima<br />

Idee. Wenn dabei dann noch ein zeitloses Meisterwerk<br />

herauskommt – umso besser. Das 1987<br />

erschienene Debüt von The Wedding Present<br />

gilt bis heute als Sternstunde des britischen<br />

Indie-Pops der legendären „C86“-Generation.<br />

Zum 30-jährigen Jubiläum veröffentlicht die<br />

Band aus Leeds nun eine 2008 unter Obhut<br />

der amerikanischen Produzenten-Ikone Steve<br />

Albini recht spontan und ohne große Nachbearbeitung<br />

eingespielte Neuaufnahme. Der<br />

übermütig nach vorne preschende Schrammelrock<br />

ist gut gealtert, Songperlen wie „My<br />

Favourite Dress“ oder „Anyone Can Make A<br />

Mistake“ haben von ihrem holprigen Charme<br />

nichts verloren, auch wenn David Gedkes Gesang<br />

inzwischen etwas abgeklärter klingt. Tragisch<br />

nur, dass der 2005 nach jahrzehntelangen<br />

Suff-Exzessen verstorbene George Best dieses<br />

würdevolle Klassiker-Recycling nicht mehr hören<br />

durfte. Er hätte es – wie alles in seinem Leben<br />

– ganz bestimmt genossen. Uli Digmayer<br />

KURZ &GUT<br />

Der anhaltende Vinyl-Boom hat schon den<br />

einen oder anderen Kollegen dieses Ressorts<br />

in den Ruin getrieben. Nun erreichen<br />

wir Phase zwei des Konkursverfahrens: Das<br />

Comeback der Musikspielkassette. Das<br />

Thema „Mixtape“ ist natürlich schon länger<br />

eines. Das ganze Ding wörtlich nimmt nun<br />

der von je her experimentierfreudige amerikanische<br />

Liedermacher Sufjan Stevens.<br />

„The Greatest Gift“ ist im Wesentlichen ein<br />

Outtake des 2<strong>01</strong>5er Albums „Carrie & Lowell“<br />

garniert mit einigen frischen Garage-<br />

Band-Spontanaufnahmen. Erhältlich als<br />

Stream, Download und als MC. Aber immer<br />

hörenswert. cro<br />

Ob Bruce Springsteen für Arme oder Punkrock<br />

für Snobs: Der Brite Frank Turner kommt in<br />

Kritiken selten gut weg. Mal zu hymnisch, mal<br />

zu abgedroschen. Natürlich klingt Innovation<br />

anders als das, was der selbsternannte Provinzboy<br />

aus Südengland (in Wahrheit ein in<br />

Bahrain geborenes Kind eines Investmentbankers<br />

und ehemaliger Schulkollege von Prinz<br />

William) uns seit Jahren zum Indie-Brunch<br />

beim Hinterhofflohmarkt serviert. Sein<br />

„Songbook“, das halbakustische Halb-Bestof-Album<br />

des Enddreißigers aus Hampshire<br />

schwappt da wie 50 Kubikmeter Wasser auf<br />

die Mühlen der Kommerzkritiker. Und macht<br />

trotzdem saumäßig Spaß. cro<br />

DJ-Toplist > dezember<br />

Else Admire<br />

1. Iggy Pop: Home<br />

2. Dead Kennedys: Let‘s lynch the landlord<br />

3. Die goldenen Zitronen: Der Bürgermeister<br />

4. Rigtheuos Pigs: I hope you die in a hotelfire<br />

5. David Peel & the lower eastside: I want to kill you<br />

6. Angry Samoans: Time has come<br />

7. Motörhead: Eat the rich<br />

8. Elvis Presley: This time you gave me a mountain<br />

9. Strassenjungs: Bankfurt<br />

10. Razors: Subway<br />

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